Das Maximilianeum - Bayerischer Landtag
Das Maximilianeum - Bayerischer Landtag
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<strong>Das</strong> <strong>Maximilianeum</strong><br />
Bauwerk, Studienstiftung<br />
und bayerisches Parlament
Der Begriff »<strong>Maximilianeum</strong>«<br />
steht für das Bauwerk,<br />
die Studienstiftung und das<br />
bayerische Parlament
Steinerner Saal Konferenzzimmer Treppenhaus Plenarsaal<br />
Überblick über das Bauwerk<br />
Altbau Erdgeschoss<br />
A Eingang Westpforte<br />
B <strong>Landtag</strong>sgaststätte<br />
C Parlamentsshop<br />
D Treppenhaus / Kreuzgang<br />
Altbau 2. Stock<br />
E Plenarsaal<br />
F Lesesaal<br />
G Präsidentengalerie<br />
H Konferenzzimmer<br />
I Senatssaal<br />
J Arkaden<br />
K Steinerner Saal<br />
L Eingang Ostpforte<br />
Besucherzentrum,<br />
barrierefreier Zugang<br />
A<br />
Altbau<br />
J F<br />
G<br />
H<br />
J<br />
2<br />
Südbau<br />
E K B I<br />
4<br />
D<br />
L<br />
C<br />
3<br />
1<br />
Nordbau<br />
Sitzungssäle<br />
1 Nordbau 4./5. Stock<br />
N 401<br />
N 501<br />
2 Südbau 4./5. Stock<br />
S 401<br />
S 501<br />
3 Altbau 1. Stock<br />
Saal 1<br />
Saal 2<br />
4 Altbau 1. Stock<br />
Saal 3
4<br />
Entwurfsskizze für die Maximilianstraße<br />
und das <strong>Maximilianeum</strong><br />
<strong>Das</strong> Bauwerk<br />
Die Planungs- und Baugeschichte<br />
In seiner Liste der Projekte, die nach seinem Regierungsantritt verwirklicht<br />
werden sollten, führte Kronprinz Maximilian 1839 auch eine »Verbindung<br />
der Stadt mit der Isar von der Neuen Residenz aus über das Lehel« auf.<br />
Konkretere Formen nahm dieses Vorhaben an, als der Architekt Friedrich<br />
Bürklein 1851 König Max II. Pläne »die Verschönerung Münchens betreffend«<br />
vorlegte, in denen erstmals diese Verbindung zwischen der Münchner<br />
Altstadt und Haidhausen als Abfolge von Straße, »Forum«, Brücken<br />
und »Akropole« definiert ist. Ziel war die Schaffung eines Boulevards<br />
und eines Zentrums urbaner Kommunikation. 1853 wurde mit dem Bau<br />
der rund 1200 m langen »Neuen Straße« begonnen, die ab 1858 offiziell<br />
»Maximilianstraße« heißt. Dabei entwickelte sich das in Form eines<br />
römischen Circus geplante so genannte »Forum« immer mehr nach dem<br />
Originalentwurf des Architekten<br />
Friedrich Bürklein (1813–1872)<br />
Vorbild der Pariser Champs-Élysées zum begrünten Straßenzug, der<br />
schließlich im Norden vom Gebäude der Regierung von Oberbayern und<br />
im Süden vom Bayerischen Nationalmuseum (heute Staatliches Museum<br />
für Völkerkunde) begrenzt wurde. 1858 wurden von Stadtbaurat Arnold<br />
Zenetti Brücken über die Isar und Praterinsel geschlagen. Um der neuen<br />
Pracht straße Münchens ein einheitliches Aussehen zu geben, beauftragte<br />
Max II. Architekten mit Entwürfen von Muster-Fassaden. Sie hatten sich<br />
dabei an einen vom König vorgeschriebenen neuen Stil, den so genannten<br />
Maximilianstil, zu halten: Auf der Basis der angelsächsisch geprägten<br />
Neugotik sollte das Beste aus allen historischen Kunstepochen mit der<br />
modernen Bautechnik vereint werden. Parallel zur Planung der Maximilian<br />
straße verlief die des <strong>Maximilianeum</strong>s. 1850 entschloss sich Max II.<br />
zu einem internationalen Architekturwettbewerb, »die Anfertigung<br />
eines Bauplans zu einer höheren Bildungs- und Unterrichts-Anstalt<br />
betreffend«.<br />
5
Bau der Tiefgarage<br />
im Jahr 1993<br />
Feierliche Einweihung des neuen<br />
Plenarsaals am 13. Dezember 2005<br />
6 7<br />
Der erste Preis wurde 1854 zwar dem Berliner Oberbaurat Wilhelm Stier<br />
zuerkannt, doch lehnte Max II. den Entwurf nicht nur aus Kostengründen<br />
ab. Er beauftragte kurzerhand Friedrich Bürklein, der durch den Stadtverschönerungsplan<br />
bewiesen hatte, wie gut er auf die königlichen Vorstellungen<br />
einzugehen vermochte.<br />
Nachdem der nicht ganz reibungslose Grundstückserwerb abgeschlossen<br />
war, konnte Max II. am 6. Oktober 1857 den Grundstein zu Bürkleins<br />
Bau legen. Im Februar 1864, kurz vor seinem überraschenden Tod,<br />
verordnete der König, obwohl der Mitteltrakt des Westbaus bereits über<br />
das erste Obergeschoss gediehen war, aufgrund wachsender Kritik eine<br />
Planänderung: Die projektierten Spitzbogenarkaden mussten Neure naissancebögen<br />
weichen, die Lisenen einer Säulenordnung. So markiert die<br />
Planungs- und Baugeschichte des <strong>Maximilianeum</strong>s Anfang und Ende<br />
des Maximilianstils. 1874 war der Bau endgültig fertig gestellt.<br />
Bis 1918 beherbergte das <strong>Maximilianeum</strong> neben der Studienstiftung und<br />
einer Galerie von Historiengemälden auch die königliche Pagenschule.<br />
Bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in den Galerieräumen<br />
die »Münchner Kunstausstellung« gezeigt, wobei in den Arkaden »das<br />
höchstgelegene Café Münchens« die Besucher zu einem prächtigen<br />
Rundblick einlud. Doch dann wurden zwei Drittel des Bauwerks<br />
zerbombt. So war es ein Glücksfall, dass der Bayerische <strong>Landtag</strong> 1949<br />
in das <strong>Maximilianeum</strong> einzog, wozu entsprechende Änderungen in<br />
den bisherigen Galerie räumen notwendig waren. Um die Raumnot des<br />
Parlaments zu lindern, wurden 1958/59 bzw. 1964/65 im Osten die<br />
sog. Neubauten Nord und Süd errichtet.<br />
1993 entstand eine Tiefgarage. Bis Oktober 1994 konnten zwei Erweiterungsflügel<br />
erstellt werden. 1998 wurde das Zugangsbauwerk von der<br />
Tiefgarage in den Altbau in Betrieb genommen. Dabei wurde der historische<br />
Grundstein des <strong>Maximilianeum</strong>s gefunden. Originalpläne wurden<br />
in einen neuen Grundstein eingelegt. Ebenfalls aufgefundene Gegenstände<br />
wie Goldmünzen, Porträts des königlichen Stifterpaares und das<br />
Modell einer Lokomotive sind im Steinernen Saal des <strong>Maximilianeum</strong>s<br />
ausgestellt. 2004/2005 wurde der Plenarsaal völlig neu gestaltet und<br />
zeitgleich ein »Raum der Stille« eingerichtet.<br />
Porträts des Königs<br />
Maximilian II. und seiner Frau,<br />
Königin Marie von Bayern<br />
Aus dem Grundstein:<br />
das älteste Eisenbahnmodell<br />
Deutschlands aus dem Jahr 1838<br />
(Baureihe Patentee-Adler)
Karl Theodor von Pilotys<br />
»Sängerwettstreit auf der Wartburg« Sophie von Bayern Wolfram von Eschenbach<br />
8 9<br />
Der Außenbau und seine Bildwerke<br />
Über dem östlichen Isarufer, durch eine ausgreifende Auffahrt wirkungsvoll<br />
erschlossen, erhebt sich das <strong>Maximilianeum</strong> aus dem Grün der<br />
Maximiliansanlagen. Die auf einem hohen Sockel ruhende, flach gedeckte<br />
Schau front setzt sich aus einem leicht konkaven Mitteltrakt und zwei<br />
geraden Seitenflügeln zusammen. Die gleichmäßi gen Rundbogenreihen<br />
der beiden Geschosse werden seitlich von je einem dreistöckigen offenen<br />
Turm begrenzt.<br />
Weithin sichtbar verkünden die Bildwerke der Westfas sa de das Programm<br />
der ursprünglichen »höheren Bildungs- und Unterrichtsanstalt«. So zeigen<br />
die Mosaiken am Mittelrisalit die Stiftung Ettals durch Kaiser Ludwig IV.<br />
als Beispiel der Religiosität und Wohltätigkeit des bayerischen Herrscherhauses,<br />
flankiert von der Gründung der Universität in Ingolstadt und<br />
dem Sieg des Dichters Wolfram von Eschenbach im Sän ger wett streit auf<br />
der Wartburg als Hinweis auf die seit alters in Bayern blühende Wissen-<br />
schaft und Kunst. <strong>Das</strong> Mosaik (siehe oben) stellt vor dem Thron des<br />
Landgrafen Hermann I. von Thüringen und seiner Gemahlin Sophie<br />
einen Wettstreit zwischen Wolfram von Eschenbach und Heinrich von<br />
Ofterdingen dar. Die dazu gehörige Ölskizze befindet sich im Lesesaal<br />
des <strong>Maximilianeum</strong>s.<br />
<strong>Das</strong> Mosaik des nördlichen Risalits führt als vorbildliche staatsmännische<br />
Leistung den Wittelsbacher Hausvertrag zu Pavia vor Augen. Die seitlich<br />
abgebildeten Hilfsmittel der Wissenschaften nehmen Bezug auf den<br />
Freskenzyklus des darunter befindlichen Saals. <strong>Das</strong> Gegenstück am<br />
südlichen Risalit präsentiert als Werk der Kriegskunst die Befreiung Wiens<br />
von den Türken. Die seitlichen Kriegstrophäen verweisen wiederum auf<br />
das Bildprogramm des hier liegenden Raumes. 22 lorbeerumkränzte<br />
Büsten über der unteren Arkadenreihe porträtieren »Wohltäter, Erfinder,<br />
Weise, Literaten, Staatsmänner und Feldherren« (nördlich: von Homer<br />
bis Franz von Assisi, südlich: von Gustav Adolf bis Pythagoras).
10<br />
<strong>Das</strong> Innere und seine Ausstattung<br />
Betritt der Besucher das <strong>Maximilianeum</strong> durch das Hauptportal im<br />
Westen, empfängt ihn ein Vestibül. Von hier aus erreicht man nördlich die<br />
2009 neu gestaltete <strong>Landtag</strong>sgaststätte. Beim Blick die Treppe empor<br />
erscheint auf der Galerie ein monumentales spätgotisches Kruzifix aus<br />
Chieming. Auf halber Höhe teilt sich die Treppenanlage in zwei Läufe, die<br />
zu den offenen Arkaden des Steinernen Saales führen. Treppenabsatz<br />
und Galerie (»Kreuzgang«) zieren zwölf Marmorbüsten. Sie stellen antike<br />
Philosophen, Dichter, Forscher und Staatsmänner dar.<br />
Büsten aus Carrara-Marmor<br />
V.l.n.r.: Homer, Pythagoras, Sophokles,<br />
Demosthenes, Augustus und Cicero<br />
»Die Demütigung Friedrich Barbarossas<br />
durch Heinrich den Löwen 1176« von Philipp Foltz<br />
Daneben erinnert eine Gedenktafel an die Parlamentarier/-innen, die<br />
1933 im Reichstag gegen das »Ermächtigungsgesetz« gestimmt haben,<br />
während der nationalsozialistischen Diktatur Widerstand geleistet<br />
haben, und an die Verfolgten und Ermordeten aus den Reihen des<br />
bayerischen Parlaments (siehe oben).<br />
Im Steinernen Saal finden sich neben den Porträts des jungen Königs<br />
Max II. von Julius Zimmermann und des ersten bayerischen Königs<br />
Max I. Joseph von Moritz Kellerhoven zwei gewaltige Leinwandbilder:<br />
südlich »Die Kaiserkrönung Karls des Großen« von Friedrich Kaulbach<br />
(1861) und nördlich »Die Kaiserkrönung Ludwigs des Bayern« von August<br />
von Kreling (1859). Sie sind Reste der einst 30 Ölgemälde um fassenden<br />
Gemäldegalerie König Max II. mit Ereignissen der Weltgeschichte.<br />
<strong>Das</strong> südöstliche der vier Portale des Steinernen Saales führt zum Plenarsaal<br />
des Bayerischen <strong>Landtag</strong>s. Der 2004/05 neu gestaltete Sitzungssaal<br />
für die Vollversammlung der 180 Abgeordneten (ohne Überhang- und<br />
Ausgleichsmandate) überrascht durch seine Helligkeit, die durch die<br />
Dachkonstruktion aus Glas und das neue große Südfenster bewirkt und<br />
durch die in hellem Eichenholz ausgeführten Möbel und Wandvertäfelungen<br />
unterstrichen wird. Dazu passt die großzügig beschwingte<br />
Kurvierung der Abgeordneten-Sitzreihen und der Tribünenbrüstung<br />
sowie – im Gegenschwung – des Präsidenten-/Regierungspodiums.<br />
Modernste Technik sorgt für optimale Kommunikation und Information,<br />
beste Akustik, ausgewogenes Raumklima und störungsfreie Live-Übertragungen.<br />
<strong>Das</strong> Große Bayerische Staatswappen über dem Präsidentensitz<br />
sowie die Wappen der sieben bayerischen Regierungsbezirke an der<br />
Rückseite der Besuchertribüne in gleicher Technik gestaltete der Objektkünstler<br />
Nol Hennissen.<br />
11
Der Plenarsaal
<strong>Das</strong> nordöstliche Portal des Steinernen Saales bildet den Zugang zum<br />
ehemaligen Vollversammlungssaal des Bayerischen Senats. Diese<br />
zweite parlamentarische Kammer wurde zum 1. Januar 2000 durch einen<br />
Volksentscheid (im Jahr 1998) abgeschafft.<br />
An der Stirnwand hängt ein 1950 von Prof. Hermann Kaspar entworfener<br />
Gobelin mit dem von zwei Löwen gehaltenen Großen Bayerischen Staatswappen<br />
und den Wappen der (bis 1945, d.h. einschließlich der Rheinpfalz,<br />
acht) Regierungssitze Bayerns. Die ursprüngliche Funktion des Raums<br />
als Galeriesaal rufen zwei Historienbilder in Erinnerung: »Seeschlacht bei<br />
»Die Seeschlacht bei Salamis 480 v. Chr.«<br />
von Wilhelm von Kaulbach<br />
Salamis 480 v. Chr.« von dem Münchner Akademiedirektor<br />
Wilhelm v. Kaulbach und »Demütigung Kaiser Friedrich Barbarossas<br />
durch Herzog Heinrich den Löwen 1176« von dem Akademieprofessor<br />
Philipp Foltz (siehe Seite 11).<br />
<strong>Das</strong> nordwestliche Portal des Steinernen Saales öffnet sich in den<br />
nördlichen Wandelgang, den so genannten Präsidentengang. Seinen<br />
Namen hat er von den Porträts der ehemaligen <strong>Landtag</strong>spräsidenten.<br />
Der Gang mündet in das heutige Konferenzzimmer, das u. a. für<br />
Sitzungen des Ältestenrats des <strong>Landtag</strong>s genutzt wird.<br />
14<br />
15
16<br />
Fesko von Engelbert Seibertz<br />
im Konferenzzimmer Der Lesesaal<br />
Die Ostwand des Mittelraums nimmt ein von Engelbert Seibertz<br />
geschaffe nes Fresko ein, welches das <strong>Maximilianeum</strong> mit Spitzbögen und<br />
neugotischen Fenstern noch vor der Planänderung 1864 wiedergibt. Es<br />
zeigt die imaginäre Einführung Alexander von Humboldts in einen Kreis<br />
berühmter Männer aus Kunst und Wissenschaft. Ergänzt wird das<br />
Ge mälde durch die Allegorie der »Wahrheit« zwischen der »Chemie« und<br />
der »Architektur« in den Bogenfeldern derselben Seite. An den übrigen<br />
Wandflächen reihen sich von Georg Hiltensperger gemalte Standbilder<br />
von je sechs »Wohl tätern« und »Erfindern«. Diese Bilder waren als Er -<br />
gänzung eines Büsten zyklus‘ gedacht, der sich einst im nördlichen und<br />
südlichen Wandel gang wie in einer Ruhmeshalle hinzog.<br />
Standbilder im Konferenzzimmer (v.l.n.r.):<br />
Christoph Columbus, Entdecker Amerikas;<br />
Johannes Gutenberg, Erfinder des Buchdrucks;<br />
Johann Jakob Fugger der Reiche, Gründer der Fuggerei in Augsburg;<br />
William Penn, Gründer des Quäker-Staats in Pennsylvania.<br />
Im südlichen Wandelgang hängt die »Waldige Hügellandschaft« von<br />
Ferdinand Kobell, eine Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlun g.<br />
Über dem linken Zugang zum Plenarsaal sind runde Steinreliefs von<br />
F. Schmoll gen. Eisenwerth mit den Büsten der personifizierten »Ge rechtigkeit«<br />
und »vorausschauenden Planung« den Abgeordneten als Maximen<br />
vor Augen gestellt.<br />
Der anschließende Raum, der den Abgeordneten während der Plenarsitzun<br />
gen als Lesesaal dient, ist das Gegenstück zum Konferenzzimmer,<br />
besitzt aber im Gegensatz dazu Spitzbögen. Die ursprünglich die Ostseite<br />
des Lesesaals schmückenden Wandgemälde von Engelbert Seibertz – im<br />
Zentrum eine Versammlung bedeutender Staatsmänner zur Zeit des Wiener<br />
Kongresses – wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Dafür ist heute<br />
die Ölskizze Karl Theodor von Pilotys zum Mosaik des «Sängerwettstreits»<br />
an der Westfassade zu sehen. Die Standbilder Friedrich Pechts an den<br />
übrigen Wänden repräsentieren je sechs Feldherren und Staatsmänner.<br />
<strong>Das</strong> erste aus der Reihe der Porträts der<br />
ehemaligen <strong>Landtag</strong>spräsidenten im<br />
nördlichen Wandelgang: <strong>Landtag</strong>spräsident<br />
Dr. Michael Horlacher (1946 – 1950)<br />
17
Hanspeter Beißer, Vorstand der Studienstiftung (Mitte),<br />
mit Stipendiatinnen und Stipendiaten der Wittelsbacher<br />
Jubiläumsstiftung und der Studienstiftung <strong>Maximilianeum</strong> Bibliothek in der Studienstiftung<br />
18 19<br />
Die Studienstiftung<br />
Schon als Kronprinz fasste Maximilian II. von Bayern (1811 – 1864) den<br />
Plan, »auf der Isarhöhe bei München einen großen Nationalbau« zur<br />
»Hebung des monarchischen nationalen Volksgeistes« errichten zu lassen.<br />
Dazu gesellte sich bald die Idee eines »Athenäums«, einer Studienanstalt<br />
für Hochbegabte, mit dem Ziel, »talentvollen bayerischen Jünglingen<br />
(jeglichen Standes) die Erreichung jener Stufe wissenschaftlicher und<br />
geistiger Ausbildung zu erleichtern, welche zur Lösung der höheren<br />
Aufgaben des Staatsdienstes erforderlich ist«.<br />
1852 wurde das »Athenäum«, das endgültig seit 1857 nach dem Stifter<br />
»<strong>Maximilianeum</strong>« heißt, provisorisch in einem Mietshaus untergebracht.<br />
Als Stipendiaten wurden sechs Abiturienten aus Bayern und der Pfalz<br />
ausgewählt, die ohne materielle Sorgen Rechts- und Staatswissenschaft<br />
studieren durften. Leider war es Max II. nicht mehr vergönnt, die Vollendung<br />
des Anstaltsgebäudes zu erleben, und auch die juristische Form<br />
erhielt die Stiftung erst unter seinem Sohn und Thron folger Ludwig II.<br />
Gemäß der Urkunde von 1876 umfasst das Stif tungsvermögen bis<br />
heute den historischen Baukörper des Maximilia ne ums sowie die noch<br />
erhaltenen Historienbilder und Marmorbüsten der ursprünglichen Galerie.<br />
Nach dem Ende der Monarchie 1918 ging das Protektorat über das<br />
<strong>Maximilianeum</strong> auf die Ludwig-Maximilians-Uni versität München über.<br />
Dies ist bis auf den heutigen Tag so geblieben. Die Inflation zehrte das<br />
Stiftungsvermögen rasch auf, so dass als einzige spärliche Einnahmequelle<br />
die Eintrittsgelder der Galerie blieben. Die finanzielle Situation<br />
besserte sich erst, als das ausgebombte bayerische Parlament 1949 als<br />
Mieter ins <strong>Maximilianeum</strong> einzog.<br />
Seit 1980 e r möglicht die »Wittelsbacher Jubiläumsstiftung« auch hochbegabten<br />
Stu dentinnen Bayerns ein Stipendium. Zurzeit leben 50 Stipendiaten<br />
im Maxi milianeum, davon 18 Frauen. Seit Gründung der An stalt<br />
haben über 800 Studentinnen und Studenten die Vorzüge der Stiftung<br />
genossen. Bekannte »Maximilianeer« waren u. a. die beiden baye rischen<br />
Ministerpräsidenten Eugen Ritter von Knilling und Franz Josef Strauß<br />
sowie der Physiker Werner Heisenberg.<br />
Weitere Informationen zur Studienstiftung erhalten Sie im Internet:<br />
www.maximilianeum.de
Eröffnung der ersten Ständeversammlung des<br />
Königreichs Bayern am 4. Februar 1819 (Münchner Stadtmuseum)<br />
Abfahrt König Maximilians II. vom <strong>Landtag</strong>sgebäude<br />
in der Prannerstraße nach Eröffnung des <strong>Landtag</strong>s<br />
am 22. März 1848 (Münchner Stadtmuseum)<br />
20 21<br />
<strong>Das</strong> Bayerische Parlament<br />
Der Bayerische <strong>Landtag</strong> ist eines der ältesten deutschen Parlamente.<br />
In der Entwicklung des europäischen Parlamentarismus steht es mit an<br />
der Spitze. Seine Anfänge reichen bis in den Beginn des 14. Jahrhunderts<br />
zurück. Die ersten Schritte dazu vollzogen sich in Niederbayern.<br />
1311<br />
Die »Ottonische Handfeste« vom 15. Juni markiert diesen Beginn der<br />
parlamentarischen Geschichte Bayerns. Der Wittelsbacher Otto lll., Herzog<br />
von Niederbayern/Landshut, benötigte dringend Geld. Dafür bewilligte<br />
der niederbayerische Adel eine neue Steuer, ließ sich aber gleichzeitig<br />
eigene Rechte (z.B. Niedergerichtsbarkeit) bestätigen. Diese Urkunde wurde<br />
zur Grundlage für die Freiheiten der drei Landstände Adel, Geistlichkeit<br />
und Städte. Diese Landstände wurden auch »Landschaft« genannt.<br />
1508<br />
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden die Herzogtümer Ober- und<br />
Niederbayern wieder vereinigt. Seither tagten die Landstände Bayerns<br />
zusammen. Ihr Ziel – ein größeres Mitspracherecht – erreichten sie mit<br />
der erklärten »Landesfreiheit« von 1508. Sie wurde das »Grundgesetz«<br />
der landständischen Verfassung Bayerns auf 300 Jahre.<br />
1669<br />
Die Zeit des fürstlichen Absolutismus drängte die Macht der Landstände<br />
wieder zurück. Eingeleitet jedoch wurde dieser Vorgang bereits während<br />
der langen Regentschaft Kurfürst Maximilians l. – 1669 versammelte sich<br />
der altbayerische »<strong>Landtag</strong>» zum letzten Mal. Er wurde seitdem nie mehr<br />
einberufen. Lediglich ein »ständiger Ausschuss« führte die Geschäfte<br />
weiter – bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Nominell blieben die<br />
landständischen Rechte und Freiheiten erhalten.<br />
1808<br />
Als Bayern während der napoleonischen Kriege kurz vor dem Staats-<br />
bankrott stand, schien nur mehr eine moderne Verfassung mit einem<br />
Parlament die Einheit des Staates und geordnete Finanzen zu garantieren.<br />
So erließ König Max l. Joseph am 1. Mai eine Konstitution, die bestimmte<br />
bürgerliche Grundrechte einräumte. Die alte »Landschaft« wurde auf-<br />
gelöst. Die vorgesehene Nationalrepräsentation unterblieb.<br />
1818<br />
Schließlich sah sich König Max l. Joseph gezwungen, eine neue Verfassung<br />
zu gewähren. Nach englischem Vorbild legte sie eine Ständeversammlung<br />
mit zwei Kammern fest. Die 1. Kammer – die der Reichsräte – bestand aus<br />
Mitgliedern kraft Geburt, Besitzes, Amtes oder königlicher Ernennung.<br />
In der 2. Kammer saßen – teils indirekt – gewählte<br />
Abgeordnete aus Adel, Geistlichkeit,<br />
Bürgertum und Bauernschaft.<br />
Verfassungsurkunde des<br />
Königreichs Bayern vom 26. Mai 1818<br />
(Bayerisches Hauptstaatsarchiv)
22<br />
Kammer der Reichsräte um 1916<br />
1819<br />
Am 4. Februar konnte der König die<br />
erste Ständeversammlung eröffnen.<br />
Die Sitzungsperioden nannte man<br />
»<strong>Landtag</strong>«. Hauptaufgabe dieses ersten<br />
<strong>Landtag</strong>s war es, die Staatsfinanzen zu<br />
ordnen und das Budget festzusetzen.<br />
1849<br />
Die bayerische Volksvertretung erhielt<br />
nun ganz offiziell die Bezeichnung<br />
»<strong>Landtag</strong>«. Sitz des <strong>Landtag</strong>s war von<br />
1819 bis 1934 das Haus Prannerstraße<br />
20 (Nähe Promenadeplatz) in München.<br />
1881<br />
Die geheime Wahl der <strong>Landtag</strong>s-<br />
abgeordneten wurde eingeführt.<br />
Gedenktafel in der<br />
Prannerstraße in München<br />
1907<br />
Erstmals wurde die Abgeordnetenkammer insgesamt direkt gewählt.<br />
Wahlberechtigt waren nur Männer ab dem 25. Lebensjahr.<br />
1918<br />
<strong>Das</strong> Ende des Ersten Weltkrieges brachte auch das Ende der konstitutionellen<br />
Monarchie. In der Revolutionsnacht vom 7. auf den 8. November<br />
wurde in Bayern die Republik ausgerufen. König Ludwig lll. floh.<br />
Kurt Eisner, Führer der USPD, wurde erster Ministerpräsident der neuen<br />
Republik (Freistaat).<br />
Sitzung der Verfassunggebenden Landesversammlung<br />
in der Aula der Universität München 1946<br />
1919<br />
Am 12. Januar wählte das bayerische Volk erstmals einen souveränen<br />
<strong>Landtag</strong>. <strong>Das</strong> Wahlrecht galt nun auch für Frauen. Als nach der Ermordung<br />
Kurt Eisners in München Unruhen ausbrachen, zogen sich <strong>Landtag</strong><br />
und Regierung nach Bamberg zurück. Dort trat eine neue Verfassung<br />
Bayerns in Kraft. Sie sah nur noch eine Kammer – den <strong>Landtag</strong> – vor.<br />
Erstmals wurde nun der <strong>Landtag</strong> in vollem Sinn Träger der Volkssouveränität.<br />
1933<br />
Am 28. und 29. April trat letztmals der Bayerische <strong>Landtag</strong> zusammen.<br />
In Berlin hatten bereits Nationalsozialisten die Macht übernommen.<br />
1934<br />
Ein »Reichsgesetz« vom 30. Januar hob alle <strong>Landtag</strong>e auf.<br />
Feier zum 60. Jahrestag der Bayerischen Verfassung<br />
am 30. November 2006 in der Aula der LMU München<br />
1946<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden von der amerikanischen Militär-<br />
regierung wieder demokratische Parteien zugelassen. Am 26. Februar trat<br />
in der Aula der Münchner Universität ein »Beratender Landesausschuss«<br />
als Vorparlament zusammen. Dr. Wilhelm Hoegner war zu dieser Zeit<br />
von der Militärregierung als Ministerpräsident eingesetzt. Am 30. Juni<br />
wurde dann erstmals in Bayerns Geschichte eine Verfassunggebende<br />
Landesversammlung gewählt. Ihr gehörten Mitglieder von CSU, SPD, FDP<br />
und KPD an. Mit der Schaffung des Bayerischen Senats knüpfte man<br />
wieder an die bayerische Tradition des Zweikammersystems an.<br />
Am 1. Dezember stimmte das Volk der neuen Verfassung zu und wählte<br />
gleichzeitig einen neuen <strong>Landtag</strong>. Weil das alte <strong>Landtag</strong>sgebäude an der<br />
Prannerstraße völlig zerstört war, tagte die neu gewählte Volksvertretung<br />
zunächst in der Universität München, im Brunnenhoftheater der Residenz<br />
und im Sophiensaal der Oberfinanzdirektion.<br />
1949<br />
lm Januar konnten der Bayerische <strong>Landtag</strong> und der Bayerische Senat in<br />
das renovierte <strong>Maximilianeum</strong> einziehen. Seitdem sind »<strong>Maximilianeum</strong>«<br />
und »Bayerisches Parlament« zu einem Synonym geworden.<br />
Die Verfassung des Freistaats Bayern;<br />
Veröffentlichung im Bayerischen Gesetz- und<br />
Verordnungsblatt Nr. 23 vom 8. Dezember 1946
Herausgeber:<br />
<strong>Bayerischer</strong> <strong>Landtag</strong><br />
<strong>Landtag</strong>samt<br />
Referat Öffentlich keitsarbeit,<br />
Besucher<br />
<strong>Maximilianeum</strong><br />
81627 München<br />
Telefon (0 89) 41 26 - 0<br />
Fax (0 89) 41 26 -13 92<br />
landtag@bayern.landtag.de<br />
www.bayern.landtag.de<br />
www.maximilianeum-online.de<br />
Fotos:<br />
Bildarchiv des Bayerischen <strong>Landtag</strong>s<br />
Fotograf Rolf Poss, Siegsdorf<br />
Gestaltung:<br />
Vogt, Sedlmeir, Reise, GmbH,<br />
München<br />
Druck:<br />
EBERL PRINT GmbH, Immenstadt<br />
Stand: September 2010