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Wege aus der Schuldenfalle : Überschuldung privater Haushalte ...

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HILDE MATTHEIS WEGE AUS DER SCHULDENFALLE<br />

langsamen, aber eine Entwarnung ist nicht angebracht.<br />

Das Thema <strong>Überschuldung</strong> ist immer noch tabuisiert.<br />

Daher fällt vielen Überschuldeten die Kontaktaufnahme<br />

zu einer Schuldnerberatungsstelle<br />

schwer. Nach Auffassung <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Schuldnerberatung<br />

befassten Wohlfahrts- und Verbraucherverbände<br />

ist das Verbraucherinsolvenzverfahren gerade<br />

für die Ärmsten <strong>der</strong> Armen zu bürokratisch und zu<br />

langwierig. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist das Verfahren<br />

den Bundeslän<strong>der</strong>n zu kostenaufwendig.<br />

Diese Kritik ist in den Vorschlag einer Reform<br />

des Verbraucherinsolvenzverfahrens eingegangen,<br />

die zur Zeit im Gesetzgebungsprozess verhandelt<br />

wird. Das bisherige Verfahren ist zu verwaltungsaufwendig<br />

und verursacht Ausgaben, die man z. B.<br />

sinnvoller verwenden kann, indem die Schuldnerberatungsstellen<br />

besser <strong>aus</strong>gestattet und fi nanziert<br />

werden, um Prävention zu ermöglichen.<br />

Denn eine weitere gravierende Hürde ist die unzureichende<br />

Finanzierung <strong>der</strong> Schuldnerberatung.<br />

Nur je<strong>der</strong> achte Überschuldete hat Zugang zu <strong>der</strong> im<br />

Gesetz vorgeschriebenen Schuldnerberatung, und<br />

die Wartezeiten auf kompetente Beratung ziehen<br />

sich oft über viele Monate hinweg.<br />

3 Vgl. Wirksamkeitsstudie Schuldnerberatung 2007, Kuhlemann, Walbrühl & Partner (kwup).<br />

ARBEITSPAPIER N° 5 I 2008<br />

Schuldnerberatung ist ein hocheffi zientes Instrument<br />

<strong>der</strong> Armutsprävention und Armutsbekämpfung.<br />

Ergebnisse einer Studie3 für den 3. Armuts-<br />

und Reichtumsbericht zur Wirksamkeit von<br />

Schuldnerberatung belegen dies eindrücklich. Sie<br />

muss deshalb – auch im Interesse <strong>der</strong> öffentlichen<br />

H<strong>aus</strong>halte – <strong>aus</strong>gebaut werden, nicht nur fi nanziell,<br />

son<strong>der</strong>n auch auf <strong>der</strong> Ebene psychologischer und<br />

persönlicher Beratung.<br />

Daneben bedarf es aber eines ganzen Bündels<br />

von fl ankierenden Maßnahmen, um neue o<strong>der</strong><br />

bisher verbaute <strong>Wege</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Schuldenfalle</strong> zu öffnen.<br />

Dazu zählen ein „Girokonto für Je<strong>der</strong>mann“,<br />

ein „Pfändungsschutzkonto“ und die Stärkung <strong>der</strong><br />

wirtschaftlichen und fi nanziellen Kompetenz junger<br />

Menschen. Benötigt werden aber auch Regeln<br />

zur Eindämmung aggressiver Kreditwerbung und<br />

Regeln für mehr Preis- und Kostentransparenz. Dort,<br />

wo sich <strong>der</strong> Staat schrittweise <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Daseinsvorsorge<br />

zurückzieht und seinen Bürgerinnen und Bürgern<br />

mehr Eigenverantwortung überträgt, muss er für<br />

eine Infrastruktur von anbieterunabhängiger Beratung<br />

sorgen.

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