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Unter Krummstab, Löwe und Adler. Salzburgs Musikgeschichte im ...

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Schwerpunkt Wissenschaft & Kunst<br />

Forschungsplattform Salzburger <strong>Musikgeschichte</strong><br />

Symposion<br />

<strong>Unter</strong> <strong>Krummstab</strong>, <strong>Löwe</strong> <strong>und</strong> <strong>Adler</strong>.<br />

<strong>Salzburgs</strong> <strong>Musikgeschichte</strong><br />

<strong>im</strong> Zeichen des Provinzialismus<br />

Die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Frohnburg, Hellbrunner Allee 53<br />

Konzertsaal<br />

21.–23. September 2012


Freitag, 21. September 2012<br />

14:00 Eröffnung<br />

Vorsitz: Nils Grosch<br />

14:30 Thomas Hochradner<br />

Salzburg <strong>im</strong> Zeichen des Provinzialismus?<br />

Wahrnehmungsperspektiven einer musikgeschichtlichen Etappe<br />

15:15 Monika Oebelsberger<br />

Schullieder <strong>und</strong> Schulmethoden in Salzburg – ein Beitrag zur<br />

Geschichte der Musikpädagogik <strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

16:30 Elke Michel-Blagrave<br />

Fürst Ernst von Schwarzenberg als Widmungsempfänger<br />

Salzburger Komponisten<br />

17:15 Margit Haider-Dechant<br />

Joseph Woelfls Salzburger Jahre<br />

19:30 Konzert mit Werken von Ignaz Assmayr, Otto Bach, Anton Diabelli,<br />

Heinrich Esser, Benedikt Hacker, Hans Schläger, Joseph Woelfl u.a.<br />

Mozarteum Quartett Salzburg<br />

Laura Nicorescu, Sopran<br />

Cordelia Höfer-Teutsch, Klavier<br />

Margit Haider-Dechant, Klavier<br />

2


Samstag, 22. September 2012<br />

Vorsitz: Andrea Lindmayr-Brandl<br />

09:00 Carena Sangl<br />

Musikpflege <strong>im</strong> Salzburg der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

nach Quellen des Musikarchivs <strong>im</strong> Franziskanerkloster<br />

09:45 P. Petrus Eder OSB<br />

Musikpflege an der Erzabtei St. Peter in Salzburg<br />

11:00 Lars E. Laubhold<br />

Repertoire <strong>und</strong> Repertoireentwicklung in der Musik am Salzburger<br />

Dom in der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

11:45 Eva Neumayr<br />

Kirchenmusik am Salzburger Dom in den ersten Jahrzehnten des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

12:30 Gemeinsames Mittagessen (Catering)<br />

Vorsitz: Ernst Hintermaier<br />

14:00 Gerhard Walterskirchen<br />

„Kein vergleichbares Institut <strong>im</strong> Bereich der österreichischen<br />

Monarchie“. Geschichte der Kapellknaben <strong>und</strong> des Kapellhauses in<br />

der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

14:45 Milada Jonášová<br />

Benedikt Hacker – Verleger <strong>und</strong> Geschäftspartner des Verlags<br />

Hoffmeister <strong>und</strong> Kühnel<br />

16:00 Wolfgang Dreier<br />

Zwischen Suggestion <strong>und</strong> Systematik – regionale Musikkonzepte<br />

<strong>im</strong> Spiegel zeitgenössischer Beobachtung <strong>und</strong> Sammlung<br />

16:45 Dominik Šedivý<br />

Traditionalismus nach Beethoven: Ignaz Assmayr als Symphoniker<br />

3


Sonntag, 23. September 2012<br />

Vorsitz: Armin Brinzing<br />

09:00 Erich Wolfgang Partsch<br />

Anton Diabelli als Gitarrenkomponist <strong>und</strong> -verleger<br />

09:45 Irene Holzer<br />

Anton Diabelli – ‚Musikalischer Provinzialismus‘ als erfolgreiches<br />

Geschäftsmodell<br />

11:00 Rainer Schwob<br />

Salzburg auf dem Weg zur Mozartstadt. Zur Mozart-Rezeption<br />

in der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

11:45 Anja Morgenstern<br />

„der Welt <strong>und</strong> besonders den Mozartischen Verehrern ein Werck<br />

geliefert“ – Georg Nikolaus <strong>und</strong> Constanze Nissens Beitrag zur<br />

Entstehung des Mozart-Kultes in Salzburg<br />

12:30 Ende des Symposions<br />

4


Thomas Hochradner<br />

Salzburg <strong>im</strong> Zeichen des Provinzialismus? Wahrnehmungsperspektiven<br />

einer musikgeschichtlichen Etappe<br />

„Die Epigonen der Klassiker <strong>und</strong> Romantiker“ betitelte 1935 Constantin<br />

Schneider sein Kapitel zu <strong>Salzburgs</strong> <strong>Musikgeschichte</strong> des frühen 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts; aufgespalten in bürgerliche <strong>und</strong> volkskulturelle Praxen,<br />

zunehmend geprägt vom Vereinsleben, wird die Thematik 2005 in der<br />

Salzburger <strong>Musikgeschichte</strong> präsentiert. Die Bandbreite dieser<br />

Annäherungen trägt <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e zwei gr<strong>und</strong>verschiedenen Ansätzen der<br />

Musikgeschichtsschreibung Rechnung: sie kann als qualitativ selektierende<br />

Kompositionsgeschichte oder auch als konstitutives soziokulturelles<br />

Phänomen verstanden werden. Beides wirft Licht auf eine Zeitspanne, die für<br />

Stadt <strong>und</strong> Land Salzburg vom Verlust der politischen Selbstständigkeit, von<br />

militärischen Operationen, von wirtschaftlichem Rückgang, vom großen<br />

Stadtbrand 1818, schließlich auch von Einbußen der kulturellen Strahlkraft<br />

gekennzeichnet ist. Aufgr<strong>und</strong> all dieser Gegebenheiten muss sich das<br />

Mikroskop des Musikhistorikers justieren: Schon bald nach 1800 werden die<br />

Koordinaten des Musiklebens in Salzburg gänzlich neu gesetzt <strong>und</strong> lassen<br />

sich zwar als Fortführung früherer Strukturen, doch mehr noch in Distanz zur<br />

Zeit des Erzstiftes <strong>und</strong> Kurfürstentums beschreiben.<br />

Thomas Hochradner<br />

Ao. Univ.-Prof. für Historische Musikwissenschaft an der Universität Mozarteum Salzburg.<br />

Mitbegründer <strong>und</strong> erster Leiter des ›Instituts für Musikalische Rezeptions- <strong>und</strong><br />

Interpretationsgeschichte‹, seit 2011 Leiter der ›Forschungsplattform Salzburger<br />

<strong>Musikgeschichte</strong>‹. Lehrveranstaltungen <strong>und</strong> Publikationen besonders zur <strong>Musikgeschichte</strong><br />

des 17. bis 20. Jahrh<strong>und</strong>erts mit Schwerpunkten in den Bereichen Barockmusik,<br />

Kirchenmusik, Rezeptionsgeschichte, Salzburger <strong>Musikgeschichte</strong> <strong>und</strong><br />

Volksmusikforschung.<br />

Zuletzt veröffentlicht: Thomas Hochradner / Michaela Schwarzbauer (Hg.), Eberhard<br />

Preußner (1899–1964). Musikhistoriker, Musikpädagoge, Präsident, Wien: Hollitzer Wissenschaftsverlag<br />

2011 (Veröffentlichungen der Forschungsplattform ‚Salzburger<br />

<strong>Musikgeschichte</strong>‘ 1, zugleich Veröffentlichungen der Universität Mozarteum Salzburg 2).<br />

5


Monika Oebelsberger<br />

Schullieder <strong>und</strong> Schulmethoden in Salzburg – ein Beitrag zur<br />

Geschichte der Musikpädagogik <strong>im</strong> frühen 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Komplexe staatspolitische <strong>und</strong> vor allem kirchenpolitische Interessen auf der<br />

einen Seite <strong>und</strong> ein an der Entwicklung des Individuums orientiertes<br />

humanistisches Ideengut auf der anderen Seite kennzeichnen die<br />

Entwicklung (musik-)pädagogischer Bestrebungen um 1800 <strong>im</strong> süddeutschen<br />

Raum. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> erschienen <strong>im</strong> Jahre 1800 in Salzburg Gregor<br />

Kraemers H<strong>und</strong>ert neue Schulgesänge nebst einigen Bemerkungen über den<br />

Schulgesang <strong>und</strong> einem Anhang, wozu Philipp Schmelz, Organist zu St.<br />

Peter, Melodien schrieb. ‚Heilsame‘ <strong>und</strong> lehrreiche Texte sollten mit Hilfe<br />

dieses Liederbuches mit modernen <strong>und</strong> populären Melodien für das einfache<br />

Volk aufbereitet werden <strong>und</strong> Verbreitung finden. Damit wurde dem<br />

Schulgesang eine ‚menschenbildende‘ Kraft zuerkannt, die über die Funktion<br />

des Schulgesanges als religiöse Übung weit hinausging <strong>und</strong> in diesem<br />

Anspruch <strong>im</strong> deutschsprachigen Raum erstmals in Form eines<br />

‚Schulliederbuches‘ veröffentlicht wurde.<br />

Im Rahmen des Referates soll, ausgehend von diesem Schulliederbuch,<br />

die Bedeutung der Musikpädagogik in Salzburg zu Beginn des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> deren Einbindung in allgemeinpädagogische<br />

Strömungen dieser Zeit herausgearbeitet werden.<br />

Monika Oebelsberger<br />

Von 1980 bis 2001 AHS-Lehrerin an verschiedenen Gymnasien in Innsbruck <strong>und</strong> seit<br />

2001 Professorin <strong>und</strong> Abteilungsleiterin für Musikpädagogik an der Universität Mozarteum.<br />

Sie wirkt als National Coordinator der EAS (European Association for Music in Schools),<br />

Obfrau der MFÖ (Musikpädagogische Forschung Österreich) <strong>und</strong> leitet das Europäische<br />

Doktorandenkolleg für Musikpädagogik in Salzburg.<br />

6


Elke Michel-Blagrave<br />

Fürst Ernst von Schwarzenberg als Widmungsempfänger Salzburger<br />

Komponisten<br />

In der Musiksammlung der Adelsfamilie Schwarzenberg in Krumau befinden<br />

sich Quellen der Musikpflege in Salzburg, die oft auch die einzige Quelle für<br />

Salzburger Produktion dieser Zeit darstellen. Es handelt sich um Werke von<br />

Ignaz Assmayr, Andreas Brunnmayr, Joseph Joach<strong>im</strong> Fuetsch, Benedikt<br />

Hacker, Joseph Hess, Sigism<strong>und</strong> von Neukomm, Sebastian Oehlinger,<br />

Thaddäus Susan <strong>und</strong> Carl Maria von Weber. Sie haben Fürst Ernst in<br />

Salzburg Kompositionen gewidmet.<br />

Fürst Ernst war für eine geistliche Laufbahn best<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> 9-jährig bereits<br />

Domicellar in Köln, erhielt 1795 eine Prebenda in Salzburg, wurde 1818<br />

Bischof von Raab <strong>und</strong> starb in Wien am 14.03.1821, genau zwei Jahre nach<br />

seiner Weihe zum Bischof. 1804 kaufte er sein „petite paradis“: Schloss mit<br />

Gutshof <strong>und</strong> Park Aigen bei Salzburg. Das Schloss Aigen wurde eine beliebte<br />

Residenz von Fürst Ernst, Kristallisationspunkt für Begegnungen <strong>und</strong><br />

Kontakte <strong>und</strong> Zentrum von Festen <strong>und</strong> Feiern: „Bey dem vortrefflichen Klavier<br />

wird manche St<strong>und</strong>e der Tonkunst angenehm von dem Fürsten <strong>und</strong> den<br />

Salzburger Sängern geweiht.“ Das Pianoforte stammte aber nicht von einem<br />

Salzburger Klavierbauer, sondern aus der Wiener Werkstatt von Johann<br />

Schantz (1762–1828) <strong>und</strong> bildete den Mittelpunkt des Gesellschaftsz<strong>im</strong>mers<br />

des Schlosses, dessen Beschreibung wir aus den Nachlass-Akten<br />

rekonstruieren können.<br />

In den Fürst Ernst von Hacker gewidmeten Werken ist der Klaviersatz stets<br />

einfach gehalten <strong>und</strong> bietet keine technischen Probleme. Sie bestehen aus<br />

harmonischen Begleitmustern für Lieder, die <strong>im</strong> Männerquartett gesungen<br />

wurden. Dagegen beansprucht z.B. der Klavierbegleitsatz von Assmayr <strong>und</strong><br />

Oehinger eher fortgeschrittene Pianisten, die den technischen<br />

Schwierigkeitsgrad der Mittelstufe meistern. Eine Sonderstellung nehmen<br />

drei Werke für das Pianoforte allein ein; hier sind Werke von Assmayr,<br />

Fuetsch <strong>und</strong> Neukomm hervorzuheben.<br />

Elke Michel-Blagrave<br />

Geboren 1960 in Germershe<strong>im</strong> an Rhein. Nach dem Abitur studierte sie Kirchenmusik in<br />

Frankfurt am Main <strong>und</strong> kam mit einem DAAD-Stipendium 1983 nach Salzburg, um an der<br />

7


Hochschule Mozarteum Aufführungspraxis Alter Musik bei Nikolaus Harnoncourt <strong>und</strong><br />

Orgel bei Heribert Metzger zu studieren. An der Paris-Lodron-Universität belegte sie<br />

Kunstgeschichte <strong>und</strong> Musikwissenschaft. Die Magisterarbeit schrieb sie über Sebastian<br />

Hasenknopf <strong>und</strong> seine Cantiones Sacrae (1588). Nach vielen Berufsjahren als<br />

Kirchenmusikerin an der Christuskirche Berchtesgaden <strong>und</strong> Klavierlehrerin schreibt sie<br />

parallel dazu bei Thomas Hochradner an der Universität Mozarteum eine Dissertation über<br />

die Klaviermusik in Salzburg in der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Margit Haider-Dechant<br />

Joseph Woelfls Salzburger Jahre<br />

Der am 24. Dezember 1773 in Salzburg geborene Joseph Johann Baptist<br />

Woelfl, Schüler von Leopold, Nannerl <strong>und</strong> Wolfgang Amadeus Mozart sowie<br />

von Michael Haydn, gehört zu den bedeutendsten Komponisten <strong>und</strong><br />

Pianisten seiner Zeit. 1798 verwies er bei einem Klavierwettbewerb in Wien<br />

Ludwig van Beethoven auf den zweiten Platz, setzte sich in Warschau, Wien,<br />

Dresden, Berlin, Hamburg <strong>und</strong> Paris an die Spitze des jeweiligen<br />

Musiklebens, um schließlich in London zum bedeutendsten Komponisten<br />

Englands aufzusteigen. Er begründete die Englische Klavierschule, leitete<br />

den Musikalischen Klassizismus ein <strong>und</strong> war wichtiges Vorbild für Felix<br />

Mendelssohn Bartholdy <strong>und</strong> Franz Liszt. In meiner soeben erschienenen<br />

Publikation Joseph Woelfl. Verzeichnis seiner Werke wird die Existenz von<br />

620 Kompositionen nachgewiesen; sie bildet die Basis für eine<br />

Gesamtausgabe in 60 Bänden.<br />

Woelfls prof<strong>und</strong>e Ausbildung durch die führenden Musiker des Salzburger<br />

Hofs sollte die Gr<strong>und</strong>lage für seine europaweiten Erfolge als Pianist <strong>und</strong><br />

Komponist werden. Es soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit seine<br />

Abstammung für die Aufnahme in höchste europäische Adelskreise hilfreich<br />

war. Auch weisen die bis heute wenig beleuchteten Jahre des jungen Joseph<br />

Woelfl eine bis jetzt noch kaum beachtete Komponente von <strong>Salzburgs</strong><br />

<strong>Musikgeschichte</strong> in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts auf. Die häufigen<br />

Erwähnungen Joseph Woelfls in Briefen <strong>und</strong> Tagebüchern der Familie<br />

Mozart vermitteln zudem ein lebendiges Zeugnis für die engen Kontakte der<br />

beiden Familien. Zusätzlich zu den in Salzburg entstandenen bekannten <strong>und</strong><br />

8


teilweise <strong>im</strong> Neusatz verlegten Harmoniemusiken werden Woelfls Beiträge<br />

zur Kirchenmusik erstmals präsentiert.<br />

Margit Haider-Dechant<br />

Pianistin, Musikwissenschaftlerin, Leiterin einer Konzertfachklasse für Klavier an der<br />

Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz. R<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong> Fernsehaufzeichnungen von<br />

weltweiten Konzerten mit vielfältigem Repertoire. Ehrenprofessur der Russischen<br />

Föderation. Ehrenmitglied des Richard-Wagner-Verbandes Barcelona. Spezialistin für<br />

Joseph Woelfl (1773–1812). Artikel „Joseph Woelfl“ in MGG 2 , 2012 Publikation von<br />

Joseph Woelfl. Verzeichnis seiner Werke mit detaillierten Angaben zu 620 Kompositionen.<br />

Carena Sangl<br />

Musikpflege <strong>im</strong> Salzburg der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts nach<br />

Quellen des Musikarchivs <strong>im</strong> Franziskanerkloster<br />

Auch wenn Salzburg durch die ungünstigen Zeitverhältnisse in der ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts an den Rand gedrängt war, belegen doch<br />

Quellen, dass man das musikalische <strong>und</strong> vor allem kirchenmusikalische<br />

Zeitgeschehen nicht ganz aus den Augen verlieren wollte <strong>und</strong> sich noch des<br />

alten Ruhms bewusst war. Die Handschriften Anton Jähndls <strong>im</strong><br />

Franziskanerarchiv sind z.B. ein Zeugnis relativ stiller, aber ungebrochener<br />

Mozartverehrung. Das Franziskanerkloster selbst war in mehrerlei Hinsicht in<br />

seiner Existenz bedroht <strong>und</strong> v.a. <strong>im</strong> Personalbestand drastisch reduziert.<br />

Trotzdem wurde die „Franziskanermusik“ höchstens den Möglichkeiten<br />

angepasst, aber nie gänzlich vernachlässigt, weil es stets weniger um<br />

Repräsentation als um „Erbauung der Herzen“ ging. Das belegen<br />

Handschriften aus den ‚schlechten‘ Jahren, z.B. von P. Albert Schwarz, der,<br />

schon längere Zeit in Salzburg, 1818 zum Guardian gewählt wurde. Als<br />

schließlich 1825 das Noviziat nach Salzburg verlegt wurde <strong>und</strong> sich das<br />

Kloster wieder füllte, wurden auch praktisch die Möglichkeiten günstiger. Mit<br />

P. Peter Singer, der ab 1840 als Novizenmeister <strong>und</strong> musikalisch vielseitig<br />

bis zur Berühmtheit wirkte, gab es neben der Anfachung des Mozartkultes<br />

eine lebende Persönlichkeit, deren Existenz Salzburg sicher half, die Krise<br />

einer Provinzialität abgemildert zu durchleben.<br />

9


Carena Sangl<br />

Geboren in Erlangen, studierte in München Musikpädagogik, Musikwissenschaft <strong>und</strong><br />

klassischen Sologesang <strong>und</strong> ist in diesen Disziplinen freiberuflich tätig. Nach dem<br />

Abschluss mit dem Mag. art. 1996 promovierte sie 2001 mit einer musik- <strong>und</strong><br />

kirchenhistorischen Studie über die cäcilianische Bewegung in Salzburg. Neben einer<br />

Vorlesung über den Cäcilianismus an der Paris-Lodron-Universität Salzburg <strong>im</strong><br />

Wintersemester 2002/03 publizierte sie Beiträge zur Geschichte der Kirchenmusik <strong>im</strong> 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert. Seit 2007 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für RISM Tirol-Südtirol &<br />

OFM Austria tätig.<br />

P. Petrus Eder OSB<br />

Musikpflege an der Erzabtei St. Peter in Salzburg<br />

Die letzten Jahre <strong>und</strong> die zwei Jahrzehnte nach dem Tod Michael Haydns<br />

waren die bedeutendsten für die neuzeitliche <strong>Musikgeschichte</strong> der Erzabtei<br />

St. Peter. Zwischen dem Ende der Hofkapelle <strong>und</strong> der Gründung des<br />

Mozarteums hatte St. Peter musikalisch eine Führungsposition in Salzburg<br />

inne. Der kürzlich erfolgte Abschluss der Katalogisierungsarbeiten des<br />

Musikalienarchivs St. Peter ermöglicht eine genauere Beurteilung dieser<br />

Epoche, besonders da die Napoleonischen Kriege zu einem Versiegen<br />

sonstiger schriftlicher Aufzeichnungen geführt haben. Das Jahr 1848 führt<br />

hier keine <strong>Unter</strong>brechung herbei. Einen gewissen Abschluss findet diese<br />

Phase erst während der Regierungszeit Abt Romuald Horners (1876–1901)<br />

mit der Choralreform.<br />

P. Petrus Eder OSB<br />

Benediktiner der Erzabtei St. Peter in Salzburg, über lange Zeit Stiftsorganist, nunmehr<br />

Pfarrer in Grödig. Studium der Theologie in Salzburg, danach der Musikwissenschaft in<br />

Tübingen, Dissertation über Die modernen Tonarten <strong>und</strong> die phrygische Kadenz (Tutzing<br />

2004). Autor zahlreicher Beiträge insbesondere über die Musikpflege <strong>im</strong><br />

Benediktinerorden <strong>und</strong> in der Erzabtei St. Peter, Herausgeber mehrerer Noteneditionen,<br />

darunter Salzburger Klaviermusik <strong>im</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ert (Denkmäler der Musik in<br />

Salzburg 16, Salzburg 2005). Mitglied der Akademie für Mozart-Forschung der Stiftung<br />

Mozarteum Salzburg.<br />

10


Lars E. Laubhold<br />

Repertoire <strong>und</strong> Repertoireentwicklung in der Musik am Salzburger Dom<br />

in der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Gelten die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts aufgr<strong>und</strong> der <strong>im</strong> Zuge der<br />

napoleonischen Zeit eingetretenen gesellschaftlichen Veränderungen als<br />

eine Zeit des kulturellen Verfalls in Salzburg, so bildete doch die<br />

Metropolitankirche als Sitz des Erzbischofs einen Ort institutioneller<br />

Kontinuität <strong>und</strong> behielt eine gewisse Bedeutung als Zentrum geistlicher<br />

Musikpflege bei. Mit der jüngst abgeschlossenen RISM-Katalogisierung jener<br />

<strong>im</strong> Salzburger Dommusikarchiv aufbewahrten Musikalien, die vor der<br />

Gründung des „Dommusikverein <strong>und</strong> Mozarteum“ <strong>im</strong> Jahr 1841 entstanden<br />

sind, ist seit kurzem eine Basis zur Beurteilung des am Dom gepflegten<br />

Repertoires <strong>und</strong> seiner Veränderungen auch in der Zeit nach der<br />

Säkularisation des Erzstiftes gelegt. Neben den Musikalien selbst stehen<br />

darüber hinaus auch zeitgenössische Bestandskataloge, die 1822 <strong>im</strong> Zuge<br />

einer umfassenden Bestandsrevision neu angelegt wurden, als Informationsquelle<br />

zur Verfügung. Aus dem Abgleich dieser Quellengruppen wird<br />

versucht Aufschlüsse über die Musikpflege am Salzburger Dom, über<br />

Kontinuitäten <strong>und</strong> Neuentwicklungen zu gewinnen.<br />

Lars E. Laubhold<br />

Musikforscher, Instrumentenmacher <strong>und</strong> Restaurator. 2000–2007 Studium der Musikwissenschaft<br />

an der Paris-Lodron-Universität Salzburg. 2001–2005 freier Mitarbeiter am<br />

Forschungsinstitut für Salzburger <strong>Musikgeschichte</strong>, dort hauptverantwortlich für<br />

Koordination <strong>und</strong> Redaktion der neuen Salzburger <strong>Musikgeschichte</strong> (Salzburg 2005).<br />

Redaktionsarbeit für diverse Institutionen, u.a. als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der<br />

Universität Salzburg. Derzeit Mitarbeiter der RISM Arbeitsgruppe Salzburg, die <strong>im</strong> Rahmen<br />

eines FWF-Projekts das Musikrepertoire am Salzburger Dom <strong>im</strong> 18. <strong>und</strong> frühen 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert erforscht. Publikationen als Autor <strong>und</strong> Herausgeber zu Themen der<br />

Salzburger <strong>Musikgeschichte</strong>, der musikalischen Interpretationsforschung <strong>und</strong> des<br />

frühneuzeitlichen Trompeterwesens.<br />

11


Eva Neumayr<br />

Kirchenmusik am Salzburger Dom in den ersten Jahrzehnten des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Ist in wissenschaftlichen Publikationen von der Musikpflege in Salzburg in<br />

den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts die Rede, so wird gemeinhin<br />

der „Niedergang“ jeglicher Musikausübung nach der Auflösung der Hofmusik<br />

beschworen. Genaue wissenschaftliche <strong>Unter</strong>suchungen fehlen aber.<br />

Welches Repertoire in der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts am<br />

Salzburger Dom gepflegt wurde, verraten vor allem die vor kurzem für die<br />

RISM-Datenbank aufgenommenen Quellen des Dommusikarchivs aus dieser<br />

Zeit. Im Vortrag wird eine erste Darstellung versucht, welche Musiker <strong>und</strong><br />

Musikergruppen die Musik am Dom nach der Auflösung der Hofmusik weiter<br />

pflegten <strong>und</strong> welche Bedeutung sie für die Musikkultur in Salzburg besaßen.<br />

Dabei spielt auch die frühe Mozart- <strong>und</strong> Haydn-Rezeption in Salzburg mit den<br />

Brennpunkten Requiem <strong>und</strong> Schöpfung eine Rolle.<br />

Eva Neumayr<br />

Studierte Musikwissenschaft <strong>und</strong> Anglistik an der Paris-Lodron-Universität Salzburg <strong>und</strong><br />

Musik- <strong>und</strong> Gesangspädagogik an den Musikuniversitäten Salzburg <strong>und</strong> Wien. Sie<br />

promovierte 1998 bei Siegfried Mauser mit einer Arbeit über die Propriumskompositionen<br />

Johann Ernst Eberlins (1702–1762). Seit 2007 beschäftigt sie sich als Forschungsassistentin<br />

für die RISM Arbeitsgruppe Salzburg am Archiv der Erzdiözese Salzburg mit<br />

dem Repertoire der Hofkapelle am Salzburger Dom <strong>im</strong> 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Einen<br />

weiteren Schwerpunkt ihrer Forschungs- <strong>und</strong> Lehrtätigkeit bilden die Beiträge von Frauen<br />

zur <strong>Musikgeschichte</strong>.<br />

12


Gerhard Walterskirchen<br />

„Kein vergleichbares Institut <strong>im</strong> Bereich der österreichischen<br />

Monarchie“. Geschichte der Kapellknaben <strong>und</strong> des Kapellhauses in der<br />

ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Kurz nach Regierungsübernahme durch Ferdinand von Toskana hatten<br />

Verhandlungen zwischen der kurfürstlichen Regierung <strong>und</strong> dem Konsistorium<br />

das Ergebnis erbracht, Dommusik <strong>und</strong> Hofmusik zu trennen. Neben der<br />

Dompfarre führte der Kurfürst die Franziskanerkirche als eigene Hofpfarre<br />

<strong>und</strong> bestellte unabhängig von den Chorknaben am Dom eigene „kurfürstliche<br />

Kapellknaben“. Damit begann der jahrzehntelange Existenzkampf des Kapellhauses.<br />

Als Salzburg 1805 zu Österreich kam, gab es keinen Hof <strong>und</strong> keine<br />

Hofmusik mehr, <strong>und</strong> die Weiterführung der Kapellknaben <strong>und</strong> des Kapellhauses,<br />

die einen wesentlichen Bereich der Hofmusik ausgemacht hatten,<br />

wurde wegen unumgänglicher Sparmaßnahmen in Frage gestellt. 1806<br />

betrug der Personalstand der Dommusik, der Instrumentalisten <strong>und</strong><br />

Vokalsolisten, nur noch vierzehn. Domkapellmeister Luigi Gatti wurde 1809<br />

beauftragt, der Regierung ein Personal- <strong>und</strong> Besoldungsschema für die<br />

Weiterführung der Dommusik vorzulegen. Gatti war wohl an der Sicherung<br />

<strong>und</strong> Dotierung der Instrumentalisten interessiert, nicht jedoch an der der<br />

Kapellknaben. Er verstieg sich zu der Ansicht, dass durch Verringerung der<br />

Anzahl der Knaben nicht nur das „Aerarium“ sondern auch der Musikdienst<br />

„ungemein gewinnen würde“. <strong>Unter</strong> bayerischer Besetzung verschl<strong>im</strong>merte<br />

sich die Lage noch mehr, 1812 gab es nur noch zwei Kapellknaben, selbst an<br />

Feiertagen konnte nur noch choraliter gesungen werden. Erst als 1821 das<br />

Konsistorium die Aufsicht über das Kapellhaus übernahm, besserte sich die<br />

Lage, <strong>und</strong> Erzbischof Augustin Gruber gewann den Kaiserhof in Wien zur<br />

Mitfinanzierung des Kapellinstituts, zunächst mit acht Knaben, ab 1835 bis<br />

zur Gründung des Dommusikvereins (1841) mit zehn Knaben.<br />

Gerhard Walterskirchen<br />

Geb. in Kemmelbach (NÖ). Studium der Musik- <strong>und</strong> Instrumentalpädagogik an der Hochschule<br />

Mozarteum, Musikwissenschaft <strong>und</strong> Pädagogik an der Paris-Lodron-Universität<br />

Salzburg. Bis 2004 Assistenzprofessor am Institut für Musikwissenschaft der Universität<br />

Salzburg. Generalsekretär der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft, Mitherausgeber der<br />

„Denkmäler der Musik in Salzburg“, der „Veröffentlichungen zur Salzburger<br />

13


<strong>Musikgeschichte</strong>“ <strong>und</strong> der Salzburger <strong>Musikgeschichte</strong> (Salzburg 2005). Zahlreiche<br />

Aufsätze zu Themen der Salzburger <strong>Musikgeschichte</strong>.<br />

Milada Jonášová<br />

Benedikt Hacker – Verleger <strong>und</strong> Geschäftspartner des Verlags<br />

Hoffmeister <strong>und</strong> Kühnel<br />

1803 eröffnete Benedikt Hacker eine eigene Buchhandlung in Salzburg<br />

(einschließlich Notenleihanstalt <strong>und</strong> Musiksalon), die bald zur angesehensten<br />

der Stadt wurde. In dieser Zeit ist Hacker auch Geschäftspartner des Verlags<br />

Hoffmeister <strong>und</strong> Kühnel in Leipzig geworden. Aus der Korrespondenz<br />

zwischen Hacker <strong>und</strong> dem Leipziger Verlag, die <strong>im</strong> Sächsischen Staatsarchiv<br />

in Leipzig erhalten geblieben ist, werden verschiedene Salzburger Details zur<br />

Verlagspraxis der Zeit behandelt.<br />

Milada Jonášová<br />

Studium der Musikwissenschaft in Prag, Cremona (2000), Berlin (2002/03) <strong>und</strong> Salzburg<br />

(2003), 2008 <strong>und</strong> 2011 DAAD-Forschungsaufenthalte in Tübingen <strong>und</strong> München. Seit<br />

1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Musikwissenschaft der<br />

Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag. 2008 Promotion mit der<br />

Dissertation Zeitgenössische Kopien von Mozarts Opern in der Musiksammlung des<br />

Prämonstratenserklosters Strahov zu Prag. Laufendes Forschungsprojekt: Mozarts Prager<br />

Kopisten, ihre Kopien in tschechischen, deutschen <strong>und</strong> österreichischen Archivbeständen.<br />

2009 Mozartpreisträgerin der Sächsischen Mozartgesellschaft. Seit 2010 Mitglied der<br />

Akademie für Mozart-Forschung der Stiftung Mozarteum Salzburg.<br />

Wolfgang Dreier<br />

Zwischen Suggestion <strong>und</strong> Systematik – regionale Musikkonzepte <strong>im</strong><br />

Spiegel zeitgenössischer Beobachtung <strong>und</strong> Sammlung<br />

„Es ist ein Bedingniß für jeden Sänger, daß er seine natürliche, sey es Brust<br />

oder Kopfst<strong>im</strong>me mit der Falsettst<strong>im</strong>me so gut zu vereinigen wisse, daß man<br />

14


eine von der anderen nicht unterscheiden könne. – Allein! bey den Alpensängern<br />

ist es gerade der umgekehrte Fall.“<br />

Ausgehend von Benedikt Hackers um 1816 veröffentlichter Beschreibung<br />

des Jodelns wird diskutiert, inwieweit zeitgenössische Berichte tatsächliche<br />

Rückschlüsse auf Gestaltungsprinzipien regionaler Musikkonzepte zulassen.<br />

Damit in eine quellenkritische Beziehung zu setzen ist der Umstand, dass<br />

uns von so genannter „Volksmusik“, also vom ländlichen, teils in Bräuche <strong>und</strong><br />

Tanzunterhaltungen eingebetteten Laienmusizieren in der ersten Hälfte des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts, anders als von Stücken etablierter Komponisten, keine<br />

tatsächlichen Pr<strong>im</strong>ärquellen vorliegen. Bis weit ins 20. Jahrh<strong>und</strong>ert hinein<br />

verfügen wir großteils lediglich über Abschriften dessen, was in ländlichen<br />

Regionen angeblich gesungen, gespielt <strong>und</strong> getanzt wurde. Dass diese heute<br />

in den Volksliedarchiven zugänglichen Zeugnisse einer punktuell <strong>und</strong> nach<br />

subjektiv gestalteten Regelwerken durchgeführten „Reliktforschung“<br />

(J. Moser, 1989) weitgehend quellenkritiklos die Gr<strong>und</strong>lage für heutige<br />

Rekonstruktionsversuche eines angeblichen Repertoires bilden, ist durchaus<br />

hinterfragungswürdig.<br />

Wolfgang Dreier<br />

Studium der Musikwissenschaft an den Universitäten Salzburg <strong>und</strong> Newcastle upon Tyne<br />

(UK). Doktorat 2011 an der Paris-Lodron-Universität Salzburg mit einer Dissertation in<br />

Vergleichend-Systematischer Musikwissenschaft, Rigorosum mit Auszeichnung. 2003–<br />

2005 in der Abteilung Kommunikation der Salzburger Festspiele (Dramaturgieassistenz,<br />

Programmheftredaktion, Textsatz). Seit 2005 Archivleiter des Salzburger Volksliedwerkes,<br />

seit 2008 überdies Archiv- <strong>und</strong> Bibliotheksleitung sowie EDV-Support <strong>im</strong> Forum Salzburger<br />

Volkskultur (Vollzeit). Musikwissenschaftliche Aufsätze <strong>und</strong> Rezensionen für diverse<br />

Zeitschriften, Sammelbände <strong>und</strong> Jahrbücher, Vorträge bei Symposien, Kongressen <strong>und</strong><br />

Lehrgängen. Layoutierungs-, Redaktions- <strong>und</strong> Herausgebertätigkeit (u.a. Im Blickpunkt:<br />

Tobi Reiser, gemeinsam mit Thomas Hochradner, Salzburg 2011). Interessensgebiete:<br />

Psychoakustik, Musikpsychologie, Popularmusikforschung, digitale Erschließung <strong>und</strong><br />

Vernetzung von Bibliotheken <strong>und</strong> Wissenssammlungen, EDV mit Schwerpunkt<br />

OpenSource.<br />

15


Dominik Šedivý<br />

Traditionalismus nach Beethoven: Ignaz Assmayr als Symphoniker<br />

Ignaz Assmayr (1790–1862) ist, wenn überhaupt, vor allem als Komponist<br />

geistlicher Musik <strong>und</strong> weltlicher Oratorien bekannt. Doch hat sich der<br />

Salzburger, der 1846 Hofkapellmeister zu Wien wurde, auch zwe<strong>im</strong>al <strong>im</strong><br />

symphonischen Fach betätigt. Die Aufführung seiner ersten Symphonie in<br />

B-Dur <strong>im</strong> Dezember 1843 zählt zu den größten Erfolgen Assmayrs. Zur Zeit<br />

eines zunehmenden musikalischen Fortschrittsdenkens trat der <strong>im</strong> Kirchenstil<br />

seines Lehrers Michael Haydn wurzelnde Komponist mit eindeutig<br />

traditionalistischen Bekenntnissen hervor.<br />

Wie auch bei einigen Zeitgenossen schlug die Rezeption, die bis in die<br />

1840er Jahre hinein überwiegend positiv war, zu Beginn der zweiten<br />

Jahrh<strong>und</strong>erthälfte <strong>im</strong>mer mehr um, so dass ein durchaus ambivalentes Bild<br />

von Assmayr entstand. Dass sich dabei, in Verbindung mit gerechtfertigter<br />

Kritik, auch ein wachsender Unmut gegenüber dem konservativen<br />

öffentlichen Musikleben <strong>und</strong> seinen offiziellen Vertretern entlud, wird aus<br />

zeitgenössischen Texten deutlich. Für eine vorurteilslose, historische<br />

Beurteilung drängt sich somit die Notwendigkeit eines geeigneten Umgangs<br />

mit den zwiespältigen historischen Verhältnissen der Zeit auf.<br />

Dominik Šedivý<br />

Studierte Musikwissenschaft in München <strong>und</strong> Wien, wo er 2006 mit einer Arbeit über<br />

Tropentechnik promovierte. Ferner studierte er privat Komposition. Er unterrichtete an den<br />

musikwissenschaftlichen Instituten in Wien <strong>und</strong> Klagenfurt <strong>und</strong> ist seit 2011 Universitätsassistent<br />

am FB Kunst-, Musik- <strong>und</strong> Tanzwissenschaft der Paris-Lodron-Universität<br />

Salzburg. Seine fachlichen Interessen sind <strong>Musikgeschichte</strong> des 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

(Schwerpunkt Österreich), Kompositions- <strong>und</strong> Musiktheorie sowie Musikphilosophie.<br />

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Erich Wolfgang Partsch<br />

Anton Diabelli als Gitarrenkomponist <strong>und</strong> -verleger<br />

Der Beitrag akzentuiert die Bedeutung Diabellis für das Wiener Musikleben<br />

<strong>im</strong> Allgemeinen <strong>und</strong> die Gitarrengeschichte <strong>im</strong> Besonderen anhand seiner<br />

unterschiedlichen, aber miteinander vernetzten Rollen als Pädagoge,<br />

Komponist <strong>und</strong> Verleger. In engem Kontakt mit Künstlern wie Mauro Giuliani<br />

trug er wesentlich zur Etablierung des Instrumentes bei. Als Pädagoge<br />

förderte er die Didaktik (Schulwerke, Aufsicht der Guitarre nach Legnanischer<br />

Form) <strong>und</strong> <strong>Unter</strong>richtsliteratur, indem er geschickt Stücke für alle<br />

erdenklichen Schwierigkeitsgrade mit zum Teil modisch-fantasievollen Titeln<br />

vorlegte (Apollo am Damentoilette mit „leichten <strong>und</strong> angenehmen Melodien“).<br />

Das Repertoire reicht somit von kleinen Studien für Anfänger bis hin zu<br />

klassisch orientierten mehrsätzigen Sonaten (op. 29). Ebenso hat er die<br />

Kammermusik forciert <strong>und</strong> – biedermeierlichen Erwartungshaltungen<br />

entgegenkommend – für unterschiedlichste Besetzungen attraktive Werke<br />

veröffentlicht. Hierin zeigt sich aber auch der geschäftstüchtige <strong>und</strong><br />

besonnene Verleger, der durch eine Vielzahl populärer Titel (Tanzmusik<br />

sowie diverse Lied- <strong>und</strong> Opernbearbeitungen) die Herausgabe qualitativ<br />

anspruchsvoller Werke ebenso zu finanzieren vermochte. Diabellis<br />

musikalische <strong>und</strong> ökonomische Strategien sollen schließlich anhand einiger<br />

signifikanter Beispiele näher erläutert werden.<br />

Erich Wolfgang Partsch<br />

1959 in Wien geboren, Studium der Musikwissenschaft <strong>und</strong> Pädagogik. 1983 Promotion.<br />

Koordinator der ›Forschungsstelle Anton Bruckner‹ der Österreichischen Akademie der<br />

Wissenschaften. Vizepräsident der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft.<br />

Lehraufträge an der Universität Wien (Musikwissenschaft, Germanistik). Ausstellungen,<br />

Vorträge <strong>im</strong> In- <strong>und</strong> Ausland, derzeit r<strong>und</strong> 140 Publikationen. Forschungsschwerpunkte:<br />

Musikkultur <strong>im</strong> Biedermeier, Anton Bruckner, Gustav Mahler <strong>und</strong> die Musik um 1900.<br />

17


Irene Holzer<br />

Anton Diabelli – ‚Musikalischer Provinzialismus‘ als erfolgreiches<br />

Geschäftsmodell<br />

Anton Diabelli gilt als der Salzburger Komponist der Biedermeierzeit. Noch<br />

<strong>im</strong> Fürsterzbistum geboren <strong>und</strong> musikalisch durch Johann Michael Haydn<br />

geprägt, ist er bis heute das berühmteste Aushängeschild seines<br />

Geburtsortes Mattsee. Die Betonung seiner Salzburger Herkunft verschleiert<br />

jedoch die Tatsache, dass Diabelli bereits 1802 das Fürsterzbistum verließ<br />

<strong>und</strong> den größten Teil seines Lebens in Wien verbrachte. Aber gerade diese<br />

Zeit, die gerne unter dem Stichwort „Verleger“ zusammengefasst <strong>und</strong> mit<br />

netten Anekdoten über Beethovens „Diabolus“ <strong>und</strong> dem Verweis auf den<br />

frühen Förderer Schuberts ausgeschmückt wird, repräsentiert Diabellis<br />

Salzburger Herkunft <strong>und</strong> seine dort erhaltene Musikausbildung. Selbst kein<br />

besonders großes Kompositionstalent, erkannte er die Vorlieben der Wiener<br />

Musikszene seiner Zeit <strong>und</strong> veröffentlichte neben neuen Werken bekannter<br />

Komponisten h<strong>und</strong>erte Arrangements beliebter Arien, Lieder oder<br />

Instrumentalstücke. Seine Neigung zu musikalischer sowie technischer<br />

S<strong>im</strong>plizität <strong>und</strong> Leichtigkeit bei gleichzeitig f<strong>und</strong>amentierten<br />

Kompositionskenntnissen wurde damit zum erfolgreichen Geschäftsmodell.<br />

Irene Holzer<br />

Studierte Musikwissenschaft <strong>und</strong> Germanistik an der Paris-Lodron-Universität Salzburg<br />

<strong>und</strong> promovierte 2010 ebendort mit einer Studie über Adrian Willaerts<br />

Messkompositionen. 2006 legte sie eine revidierte Fassung des Werkverzeichnisses von<br />

Anton Diabelli vor. 2007/08 arbeitete sie als Assistentin für ältere <strong>Musikgeschichte</strong> an der<br />

Universität Basel; anschließend war sie DOC-Stipendiatin der Österreichischen Akademie<br />

der Wissenschaften. Holzer lehrte an den Universitäten Basel <strong>und</strong> Bratislava. Seit 2012 ist<br />

sie Stipendiatin der Universität Salzburg.<br />

18


Rainer Schwob<br />

Salzburg auf dem Weg zur Mozartstadt. Zur Mozart-Rezeption in der<br />

ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Um 1800 kann in Mittel- <strong>und</strong> Westeuropa ein beträchtliches Interesse an<br />

Mozarts Leben <strong>und</strong> Musik konstatiert werden: Man veranstaltet<br />

„Gedächtnisfeyern“, sammelt „Mozart-Reliquien“, befragt Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Gastgeber Mozarts nach Anekdoten <strong>und</strong> führt eine ansehnliche Auswahl aus<br />

seinen Werken regelmäßig auf. Doch zeichnen sich gerade die Salzburger<br />

nicht durch besonderes Engagement für Mozarts Musik aus, während sich<br />

zugleich das Interesse Auswärtiger an der Geburtsstadt des allmählich<br />

Kanonisierten in Grenzen hält. Dies ist erstaunlich, lebten doch mit Mozarts<br />

Schwester Maria Anna <strong>und</strong> (ab den 1820ern) seiner Witwe Constanze die<br />

zwei kompetentesten Auskunftsgeber zu seiner Person in Salzburg. Erst ab<br />

den 1830er Jahren scheint man den berühmten Sohn der Stadt wieder für<br />

sich zu entdecken – es ist sicher kein Zufall, dass sich Salzburg zu eben<br />

dieser Zeit mithilfe des aufkommenden (Städte-)Tourismus aus seiner tiefen<br />

politischen <strong>und</strong> ökonomischen Krise erholt. – Dieser Rezeptionsprozess soll<br />

<strong>im</strong> Beitrag vor allem aus der „Außensicht“ zeitgenössischer Musik- <strong>und</strong><br />

Kulturzeitschriften dargestellt werden.<br />

Rainer Schwob<br />

Studium Musikwissenschaft <strong>und</strong> Alte Geschichte in Graz <strong>und</strong> Wien, 2003 Dissertation zur<br />

Monteverdi-Rezeption <strong>im</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert, Ausbildungen in Klavier <strong>und</strong> Orgel. Seit 2002<br />

Lehrbeauftragter am Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien, 2003–2009<br />

Mitarbeiter an zwei Forschungsprojekten zu „Mozart <strong>im</strong> Spiegel des frühen Musikjournalismus“<br />

(Projektleiter: Gernot Gruber), 2009–2011 Archivar am Ernst Krenek Institut in<br />

Krems/Donau. Schwerpunkte: Kanonbildung <strong>und</strong> Rezeption, Mozart-Rezeption, Musik<br />

über Musik, Interpretationsanalyse, Nachtmusik.<br />

Aktuelle Publikation: W. A. Mozart <strong>im</strong> Spiegel des Musikjournalismus. Edition, Bd. 1:<br />

Deutschsprachiger Raum. 1782–1800, hg. <strong>und</strong> kommentiert von Rainer J. Schwob,<br />

Stuttgart: Carus 2012 [<strong>im</strong> Druck].<br />

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Anja Morgenstern<br />

„der Welt <strong>und</strong> besonders den Mozartischen Verehrern ein Werck<br />

geliefert“ – Georg Nikolaus <strong>und</strong> Constanze Nissens Beitrag zur<br />

Entstehung des Mozart-Kultes in Salzburg<br />

Auf ihrer mehrjährigen großen Europareise kam das Ehepaar Constanze <strong>und</strong><br />

Georg Nikolaus Nissen <strong>im</strong> August 1824 auch nach Salzburg, um Maria Anna<br />

von Berchtold zu Sonnenburg, die Schwester Wolfgang Amadé Mozarts, zu<br />

besuchen. Angeregt durch die Schenkung von mehreren h<strong>und</strong>ert Briefen der<br />

Mozart-Familie aus dem Besitz der Mozart-Schwester, entschloss sich Georg<br />

Nikolaus Nissen, eine Biographie W. A. Mozarts zu verfassen. Nach Nissens<br />

Tod <strong>im</strong> März 1826 setzte Constanze Nissen alles daran, dieses ehrgeizige<br />

Buchprojekt zum Abschluss zu bringen. Dabei halfen ihr Persönlichkeiten<br />

inner- <strong>und</strong> außerhalb <strong>Salzburgs</strong>, bis die erste große Mozart-Biographie<br />

schließlich Anfang 1829 <strong>im</strong> Verlag Breitkopf & Härtel in Leipzig erschien.<br />

Anschließend kümmerte sich Constanze Nissen um deren Verbreitung <strong>und</strong><br />

plante sogar eine englische Übersetzung des Buches.<br />

Die Witwe Mozarts genoss zunehmend den Status einer „Celebrität“ der<br />

Stadt. Durchreisende Musiker <strong>und</strong> Mozart-Verehrer besuchten sie. Daraus<br />

entstanden fre<strong>und</strong>schaftliche Bekanntschaften, u.a. mit dem Londoner<br />

Instrumentenbauer Johann Andreas Stumpff, dem preußischen<br />

Generalmusikdirektor Gasparo Spontini <strong>und</strong> dem englischen Verleger<br />

Vincent Novello. Besonders erwähnenswert ist der Besuch des<br />

Musikerehepaares Ernst <strong>und</strong> Caroline Krähmer, die am 10. September 1834<br />

ein Erinnerungs-Konzert für W. A. Mozart unter Anwesenheit von Constanze<br />

Nissen <strong>im</strong> Theater gaben. Zwe<strong>im</strong>al wurde sie vom kunstliebenden<br />

bayerischen König Ludwig I. zu Mozart-Aufführungen nach München<br />

eingeladen.<br />

Ende der 1830er-Jahre engagierte sich Constanze Nissen für die<br />

Errichtung des Mozart-Denkmals. Sie unterstützte das eigens dafür<br />

gegründete Komitee bei Spendenaufrufen <strong>und</strong> Danksagungen <strong>im</strong> In- <strong>und</strong><br />

Ausland. Mit einem von ihr gestifteten Gedenkgottesdienst <strong>im</strong> Dom erinnerte<br />

Constanze Nissen 1841 an den 50. Todestag ihres ersten Ehemanns. Die<br />

Gründung des „Dom-Musik-Verein <strong>und</strong> Mozarteum“ <strong>im</strong> selben Jahr begleitete<br />

sie ebenfalls mit großem Interesse. Sie übereignete der neugegründeten<br />

20


Institution „als Andenken“ an Mozart das autographe Kyrie-Fragment KV 322<br />

sowie Buch- <strong>und</strong> Geldspenden.<br />

Das Referat möchte einen Einblick in die verschiedenen Aktivitäten<br />

Constanze Nissens in ihren Salzburger Lebensjahren 1824–1842 geben <strong>und</strong><br />

dabei ihre Rolle für die Entwicklung des Mozart-Kultes der Stadt beleuchten.<br />

Anja Morgenstern<br />

Geboren 1970 in Leipzig. 2003 Promotion an der Universität Leipzig mit der Dissertation<br />

Die Oratorien von Johann S<strong>im</strong>on Mayr (1763–1845). Studien zu Biographie, Quellen <strong>und</strong><br />

Rezeption. 2001–2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Felix Mendelssohn Bartholdy-<br />

Briefausgabe am Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig. Seit 2007 wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin an der Digitalen Mozart-Edition (DME) der Stiftung Mozarteum<br />

Salzburg <strong>und</strong> Leiterin des Projektes Online-Edition von Briefen <strong>und</strong> Dokumenten.<br />

Daneben als Herausgeberin von musikalischen Editionen tätig (Vokalmusik von Johann<br />

Sebastian Bach <strong>und</strong> Carl Philipp Emanuel Bach).<br />

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