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Mut zur Farbe - tachezydesign.ch

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Portrait Nadine Ta<strong>ch</strong>ezy<br />

<strong>Mut</strong> <strong>zur</strong> <strong>Farbe</strong><br />

Nadine Ta<strong>ch</strong>ezy Branzanti bringt Räume zum Leu<strong>ch</strong>ten. Die diplomierte Farbdesignerin weiss,<br />

wie man mit <strong>Farbe</strong>n eine optimale Raumwirkung erzielt. «Beim Wohnen geht es in erster Linie darum,<br />

eine bestimmte Stimmung zu erzeugen», sagt sie. Von Rebekka Haefeli (Text) und Gaëtan Bally (Fotos)<br />

28_Das Einfamilienhaus 3/2008<br />

«Es gibt keine hässli<strong>ch</strong>en <strong>Farbe</strong>n, es gibt nur<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Kombinationen.»


Portrait Nadine Ta<strong>ch</strong>ezy<br />

> Wie lässt si<strong>ch</strong> ein Raum dur<strong>ch</strong> <strong>Farbe</strong>n optis<strong>ch</strong> verändern? Mit<br />

wel<strong>ch</strong>en <strong>Farbe</strong>n und Kontrasten werden unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Raumstimmungen<br />

erzeugt? Wel<strong>ch</strong>en Einfluss haben das natürli<strong>ch</strong>e und<br />

das künstli<strong>ch</strong>e Li<strong>ch</strong>t? Wie beeinflussen si<strong>ch</strong> <strong>Farbe</strong>n gegenseitig?<br />

Auf diese Fragen verspri<strong>ch</strong>t Nadine Ta<strong>ch</strong>ezy Branzanti eine Antwort.<br />

Die 37-jährige St. Gallerin hat si<strong>ch</strong> vor etwas mehr als einem<br />

Jahr in Züri<strong>ch</strong> selbständig gema<strong>ch</strong>t. Als Farbdesignerin berät<br />

«Beim ersten Beratungsgesprä<strong>ch</strong><br />

ist es ni<strong>ch</strong>t wi<strong>ch</strong>tig, bereits<br />

konkrete Farbtöne zu benennen.»<br />

sie Privatpersonen und<br />

institutionelle Bauherren<br />

bei der optimalen<br />

farbli<strong>ch</strong>en Raumgestaltung:<br />

Junge Paare zie-<br />

hen die Fa<strong>ch</strong>frau bei, wenn sie ein Einfamilienhaus neu bauen. Sie<br />

hilft Privatleuten bei Umbauten, betreut aber au<strong>ch</strong> Mandate von<br />

Ar<strong>ch</strong>itekten, wenn es um die Gestaltung von öffentli<strong>ch</strong>en Bauten,<br />

von Arbeitsräumen oder um die Farbgebung im städtebauli<strong>ch</strong>en<br />

Kontext geht.<br />

Freude am Experimentieren Nadine Ta<strong>ch</strong>ezy ist im Seefeld-Quartier<br />

in Züri<strong>ch</strong> zu Hause. Zusammen mit ihrem Mann, einem<br />

Ar<strong>ch</strong>itekten, lebt sie hier seit einigen Jahren in einer Altbauwohnung,<br />

wo ihr ein Zimmer als Büro dient. In jedem Raum der<br />

Wohnung ist mindestens eine Wand farbig gestri<strong>ch</strong>en: Aus der<br />

Kü<strong>ch</strong>e leu<strong>ch</strong>tet es orange, das Wohnzimmer wurde mit olivgrüner<br />

<strong>Farbe</strong> aufgepeppt, und die Stuckdecke im Esszimmer ist dunkelrot.<br />

Die Farbdesignerin liebt es, zu experimentieren und für<br />

Abwe<strong>ch</strong>slung zu sorgen. Einige Wände in der Wohnung wurden<br />

s<strong>ch</strong>on mehrmals andersfarbig gestri<strong>ch</strong>en. «Mit qualitativ guten<br />

<strong>Farbe</strong>n ist das kein Problem», sagt Nadine Ta<strong>ch</strong>ezy. Sie räumt<br />

damit allfällige Befür<strong>ch</strong>tungen aus dem Weg, eine einmal farbige<br />

Wand werde erst dur<strong>ch</strong> vielfa<strong>ch</strong>es, mühsames Überstrei<strong>ch</strong>en wieder<br />

ganz weiss. Auf ihrem Arbeitstis<strong>ch</strong> und auf dem Bü<strong>ch</strong>erregal im<br />

Büro liegen Farbfä<strong>ch</strong>er und unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> grosse Farbmuster, die<br />

sie zum Teil selber angefertigt hat: ihr Handwerkszeug, mit dem<br />

sie si<strong>ch</strong> auf den Weg zu ihren Kunden ma<strong>ch</strong>t. Ni<strong>ch</strong>t jedem fällt es<br />

nämli<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>t, si<strong>ch</strong> vorzustellen, wie ein bestimmter Farbton in<br />

einem Raum grossflä<strong>ch</strong>ig wirkt und wie si<strong>ch</strong> das Raumgefühl<br />

dadur<strong>ch</strong> verändert. Um den Leuten eine mögli<strong>ch</strong>st genaue Vorstellung<br />

vom Resultat zu geben, arbeitet Nadine Ta<strong>ch</strong>ezy mit digitalen<br />

Bildern der zu gestaltenden Räume, die sie am Computer<br />

bearbeitet. Farb- und Materialcollagen zeigen die Farbtöne,<br />

Kontraste und Mengenverhältnisse auf. Hin und wieder fertigt sie<br />

au<strong>ch</strong> dreidimensionale Modelle an, denn <strong>Farbe</strong>n wirken anders,<br />

wenn sie am Boden, an den Wänden oder an der Decke angebra<strong>ch</strong>t<br />

werden oder wenn sie nur Akzente setzen.<br />

Wissen, Talent und Gefühl «Mein Ziel ist eine harmonis<strong>ch</strong>e Farbgestaltung,<br />

die der Bauherrs<strong>ch</strong>aft, der Ar<strong>ch</strong>itektur und der Funktion<br />

der Räume entspri<strong>ch</strong>t.» Ein Teil ihres Handwerks ist Talent und<br />

Gefühlssa<strong>ch</strong>e; der Rest ist erworbenes Fa<strong>ch</strong>wissen: Nadine Ta<strong>ch</strong>ezy<br />

absolvierte na<strong>ch</strong> der Handelsmittels<strong>ch</strong>ule die Matura und studierte<br />

eine Zeitlang Kunstges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in Züri<strong>ch</strong>. Ans<strong>ch</strong>liessend liess<br />

sie si<strong>ch</strong> an der Textilfa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule in St. Gallen sowie in Salzburg in<br />

Farb- und Raumgestaltung ausbilden. Bereits während ihrer Ausbildung<br />

arbeitete sie nebenbei als freis<strong>ch</strong>affende Farbdesignerin.<br />

An ihrem Beruf fasziniert sie das Zusammentreffen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />

Fa<strong>ch</strong>gebiete: Als Farbdesignerin muss sie unter anderem<br />

Bes<strong>ch</strong>eid wissen über die <strong>Farbe</strong>nlehre sowie über die psy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e<br />

und physiologis<strong>ch</strong>e Wirkung der <strong>Farbe</strong>n. Sie muss si<strong>ch</strong> aber<br />

au<strong>ch</strong> in der Ar<strong>ch</strong>itekturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te auskennen. Und vor allem muss<br />

sie auf ihre Kunden eingehen, ihre Bedürfnisse genau ausloten<br />

und ihre Wüns<strong>ch</strong>e interpretieren und umsetzen können. «Wäh-<br />

«Harmonis<strong>ch</strong>e Räume sind für die<br />

Wohnqualität und somit für unser<br />

Wohlbefinden wi<strong>ch</strong>tig.»<br />

rend man im Privatberei<strong>ch</strong><br />

in der Wahl der<br />

<strong>Farbe</strong>n sehr frei ist, gibt<br />

es in öffentli<strong>ch</strong>en Ge-<br />

bäuden wie zum Beispiel Spitälern, Altersheimen oder S<strong>ch</strong>ulen<br />

Eins<strong>ch</strong>ränkungen», sagt sie. Hier muss das Farbkonzept ni<strong>ch</strong>t nur<br />

der Raumfunktion, sondern au<strong>ch</strong> einem grösseren Benutzerkreis<br />

gere<strong>ch</strong>t werden. Bei der Gestaltung von Fassaden spielen die<br />

Umgebung, die Ar<strong>ch</strong>itektur und der Charakter des Gebäudes<br />

sowie städtebauli<strong>ch</strong>e und allenfalls denkmalpflegeris<strong>ch</strong>e Argumente<br />

eine Rolle.<br />

Stimmungen erzeugen «Beim Wohnen geht es in erster Linie<br />

darum, eine bestimmte Stimmung zu erzeugen», hält Nadine<br />

Ta<strong>ch</strong>ezy fest. In einem ersten Beratungsgesprä<strong>ch</strong> versu<strong>ch</strong>t sie<br />

herauszufinden, wel<strong>ch</strong>e Vorstellungen die Bauherrs<strong>ch</strong>aft hat und<br />

was ihr beim Wohnen wi<strong>ch</strong>tig ist. «Dabei ist es ni<strong>ch</strong>t zentral,<br />

bereits konkrete Farbtöne zu benennen. Viel aussagekräftiger ist<br />

es, über Stimmungsbilder zu spre<strong>ch</strong>en.» Es kann sein, dass ihr<br />

Kunden Fotos aus Ar<strong>ch</strong>itekturzeits<strong>ch</strong>riften zeigen oder dass sie<br />

Bilder aus der Natur oder der Modewelt gesammelt haben, die<br />

dem Betra<strong>ch</strong>ter eine bestimmte Stimmung vermitteln. Nadine<br />

Ta<strong>ch</strong>ezys Aufgabe ist es dann, diese häufig no<strong>ch</strong> vagen Vorstellungen<br />

ins Räumli<strong>ch</strong>e umzusetzen.<br />

Im Idealfall wird die Farbdesignerin bei Neubauten bereits beigezogen,<br />

wenn si<strong>ch</strong> das Haus no<strong>ch</strong> in der Planung befindet. Dann<br />

kann sie zusammen mit der Bauherrs<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t nur die <strong>Farbe</strong>n,<br />

sondern au<strong>ch</strong> die Materialisierung beeinflussen und ein ganzheitli<strong>ch</strong>es<br />

Konzept erarbeiten: «Ni<strong>ch</strong>t nur die Farbtöne mit ihren<br />

unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en Helligkeiten und Sättigungen, sondern au<strong>ch</strong> die<br />

Materialien mit ihren Strukturen und Texturen prägen das Raum-<br />

gefühl.» So beeinflusst zum Beispiel die Struktur und die <strong>Farbe</strong><br />

des Bodenbelages die Stimmung in einem Raum; je na<strong>ch</strong> Raumgrösse<br />

nimmt er eine dominante Stellung ein. Zudem hat jeder<br />

Farbton vers<strong>ch</strong>iedene Nuancen und wirkt entspre<strong>ch</strong>end unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>:<br />

Ein Gelb an den Wänden kann eine helle, lei<strong>ch</strong>te,<br />

freundli<strong>ch</strong>e und warme Stimmung vermitteln. Es kann den Raum<br />

aber au<strong>ch</strong> kühl, fris<strong>ch</strong> oder süssli<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>einen lassen. Mit den<br />

ri<strong>ch</strong>tigen <strong>Farbe</strong>n kann man einen Raum optis<strong>ch</strong> vergrössern oder<br />

verkleinern, ihn s<strong>ch</strong>maler, höher oder niedriger ers<strong>ch</strong>einen lassen.<br />

Hässli<strong>ch</strong>e <strong>Farbe</strong>n, sagt Nadine Ta<strong>ch</strong>ezy, gebe es ni<strong>ch</strong>t, nur<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Kombinationen oder <strong>Farbe</strong>n, die am Objekt fals<strong>ch</strong> angewendet<br />

seien: «<strong>Farbe</strong>n werden nie isoliert wahrgenommen. Sie<br />

steigern oder s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> gegenseitig und verändern si<strong>ch</strong> je<br />

na<strong>ch</strong> Tagesli<strong>ch</strong>t und künstli<strong>ch</strong>er Beleu<strong>ch</strong>tung.» Deshalb empfehle<br />

es si<strong>ch</strong>, Farb- und Materialmuster in ausrei<strong>ch</strong>ender Grösse zu vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Tageszeiten zu betra<strong>ch</strong>ten.<br />

Soll man es angesi<strong>ch</strong>ts dieser tausend Nuancen wagen, Räume<br />

farbli<strong>ch</strong> zu verändern? Auf jeden Fall, meint Nadine Ta<strong>ch</strong>ezy mit<br />

Überzeugung – allerdings empfiehlt sie fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Beratung: «Harmonis<strong>ch</strong>e<br />

Räume sind für die Wohnqualität und somit für unser<br />

Wohlbefinden ausserordentli<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tig. Und Harmonie muss<br />

ni<strong>ch</strong>t langweilig sein!» <<br />

Info Ta<strong>ch</strong>ezy Design, Raum und <strong>Farbe</strong>, Nadine Ta<strong>ch</strong>ezy Branzanti,<br />

Hös<strong>ch</strong>gasse 104, 8008 Züri<strong>ch</strong>, Tel. 044 380 19 60, www.<strong>ta<strong>ch</strong>ezydesign</strong>.<strong>ch</strong>,<br />

mail@<strong>ta<strong>ch</strong>ezydesign</strong>.<strong>ch</strong>

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