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<strong>explore</strong>:<br />
Ausgabe 2/2010<br />
Das Kundenmagazin der <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe<br />
Leben ist<br />
Bewegung<br />
Mit Körper, Kopf<br />
und Technik
<strong>explore</strong>: Leben<br />
02 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
ist Bewegung: Mit Körper, Kopf und Technik<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
haben Sie sich schon einmal bewusst<br />
gemacht, welche Drehungen und Griffe<br />
der Hände, welche Beugungen und Bewegungen<br />
der Arme nötig sind, um den<br />
Zündschlüssel Ihres Autos zu drehen?<br />
Die Natur hat ein komplexes System der<br />
Arme und Hände geschaffen, das nicht<br />
leicht zu imitieren ist: Daran arbeiten<br />
Forscher in ihren Labors, ihre Erfolge sind<br />
erkennbar, jedoch noch weit von dem<br />
entfernt, was die Natur uns Menschen<br />
mitgab. Hände sind für uns sowohl selbstverständlich<br />
als auch unverzichtbar; ihre<br />
Beweglichkeit ist ein wesentlicher Schlüssel<br />
zu unserer persönlichen Mobilität.<br />
Leben ist Bewegung, man kann es nicht<br />
kürzer fassen. Persönliche Mobilität ist<br />
deshalb ein Grundbedürfnis für uns Menschen.<br />
In unserem Kulturkreis haben wir<br />
uns an eine hochverfügbare und komfortable<br />
Mobilität gewöhnt. Bedarfsgerechte<br />
Mobilität empfinden wir als Lebensqualität:<br />
Je mehr wir in unserer Mobilität eingeschränkt<br />
werden, umso stärker leidet<br />
die empfundene Lebensqualität.<br />
Jahr für Jahr verhelfen Psychologen und<br />
Ärzte des Medizinisch-Psychologischen<br />
Instituts von <strong>TÜV</strong> NORD Mobilität<br />
Tausenden Menschen, ihre gewohnte<br />
Lebensqualität wiederzuerlangen. Die<br />
medizinisch-psychologische Untersuchung<br />
(MPU) hat sich als überzeugendes<br />
Instrument etabliert, um die Verkehrssicherheit<br />
zu erhöhen. Das hat auch<br />
Editorial<br />
kürzlich der Verkehrsgerichtstag in Goslar<br />
bestätigt. Die MPU ist eine wissenschaftlich<br />
fundierte Methode, sie ermöglicht<br />
vielen die Rückkehr in den motorisierten<br />
Straßenverkehr.<br />
Bewegung braucht ein räumliches Ziel.<br />
Wohin führt uns der Weg, welchen Weg<br />
müssen wir nehmen? Früher reisten<br />
mutige Seefahrer über die Weltmeere,<br />
sie fanden ihren Weg über die Wellen<br />
mithilfe von Sextanten, welche wiederum<br />
die Sterne zur Positionsbestimmung<br />
nutzten. Heute vertrauen wir Satelliten,<br />
quasi künstlichen Sternen, mit deren Hilfe<br />
uns Navigationsgeräte sagen, wo wir<br />
sind, wie wir fahren müssen, um ans Ziel<br />
zu kommen. Auch hierbei unterstützen<br />
Fachleute der <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe: Sie<br />
bringen ihre Expertise ein, um Anwendungen,<br />
welche das Satellitensystem<br />
Galileo nutzen werden, so sicher wie<br />
möglich zu machen, damit wir tatsächlich<br />
ans gewünschte Ziel kommen und nicht<br />
in der Sackgasse enden oder ratlos im<br />
Nirgendwo stehen bleiben müssen.<br />
Ich wünsche Ihnen eine angenehme und<br />
bewegende Lektüre unseres Magazins<br />
und dass Sie Ihre Mobilität jederzeit<br />
sicher genießen können. Dabei unterstützen<br />
wir Sie sehr gern!<br />
Ihr<br />
Dr. Klaus Kleinherbers<br />
Mitglied des Vorstands der <strong>TÜV</strong> NORD AG,<br />
Geschäftsbereich Mobilität
Inhalt<br />
Das Leben besteht in der Bewegung.<br />
Aristoteles, griechischer Philosoph (384 bis 322 vor Christus)<br />
04 Wissen Ruhe und Bewegung<br />
Warum bewegen sich manche<br />
Dinge und andere nicht? Und<br />
warum benötigen wir Kraft, um<br />
eine Bewegung anzutreiben?<br />
06 Bewegte Ladung –<br />
Auf der Spur der Container<br />
Der Container: Ohne ihn sähe die<br />
Weltwirtschaft heute völlig anders aus.<br />
<strong>explore</strong>: hat ihn ein Stück begleitet<br />
und dokumentiert seine aktuelle<br />
Bedeutung und den Wandel in den<br />
kommenden Jahren.<br />
10 Wir wissen, wo Sie sind<br />
Mit neuer Satellitentechnik wollen<br />
Forscher Waren und Verkehr genauer<br />
überwachen. Eine hilfreiche Technik, die<br />
aber auch Fragen aufwirft.<br />
12 Forschung Simulierter Katastrophenfall<br />
Am Computer testen Ingenieure, wie<br />
sicher moderne Bauwerke sind.<br />
16 Freiheit dank Gedankenkraft<br />
Eine Verbindung zwischen Hirn und<br />
Computer soll Gelähmten helfen, sich<br />
aus der Gefangenschaft in ihrem<br />
Körper zu befreien.<br />
18 Global Nomaden – verklärt,<br />
verdammt und abgedrängt<br />
Niemals mehr ist es seit der<br />
Mongolenherrschaft über weite Teile<br />
Asiens einem Nomadenvolk gelungen,<br />
außerhalb seines eigenen Gebiets eine<br />
Herrschaft von einiger Dauer zu errichten.<br />
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK<br />
Verbindungen, Kommunikation, Strukturen<br />
– hier bündeln sich an Knoten-<br />
punkten Kompetenz und Know-how für<br />
eine gut funktionierende Partnerschaft.<br />
19 Entdeckung Technische Fingerübung<br />
Damit Roboter den Menschen im Alltag<br />
unterstützen können, entwickeln Techniker<br />
Greifer, die menschlichen Händen nach-<br />
empfunden sind.<br />
22 Mensch Am Anfang war die Hand<br />
Die Beweglichkeit der menschlichen<br />
Hand beruht nicht nur auf ihrer Anatomie,<br />
sondern auch auf hoch entwickelten<br />
Steuerzentren im Gehirn.<br />
24 Was uns emotional bewegt<br />
Gelehrte und Forscher beschäftigen sich<br />
seit Menschengedenken mit der Frage,<br />
wie Emotionen entstehen, und es gibt<br />
viele Theorien darüber, welche Einflüsse<br />
dazu beitragen.<br />
25 Leben Kinder in Bewegung<br />
Sport an der frischen Luft ist für viele<br />
Kinder nicht mehr selbstverständlich.<br />
Können Kinder vielleicht durch elektro-<br />
nische Spielereien bewegt werden, sich<br />
zu bewegen?<br />
28 Sich regen bringt Segen<br />
Sport ist nicht nur gut für den Körper, son-<br />
dern auch heilsam für Psyche und Geist.<br />
30 Moderne Mobilität:<br />
Wie weit, wohin und wie?<br />
Der moderne Mensch ist mobil, doch<br />
wie mobil sind die Deutschen eigentlich?<br />
Wie viele Kilometer legen sie zurück,<br />
wohin und mit welchem Verkehrsmittel?<br />
31 Impressum<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 03
Einen Einblick in die Vorstellungen der<br />
Philosophen des Altertums bieten die<br />
Schriften des Aristoteles. Darin unterscheidet<br />
er zwei Arten von Bewegungen:<br />
natürliche und erzwungene. Bei der natürlichen<br />
Bewegung folgt ein Körper seiner<br />
inneren Tendenz, sich dem ihm zukommenden<br />
Ort zu nähern: Leichtes, wie eine<br />
Luftblase, strebt nach oben, Schweres,<br />
wie ein Regentropfen, fällt nach unten.<br />
Bewegungen, die nicht dieser inneren<br />
Tendenz entsprechen, sind erzwungen<br />
und erfordern daher eine äußere Kraftanstrengung.<br />
Ohne Kraft keine erzwungene<br />
Bewegung; der natürliche Zustand eines<br />
Körpers, so Aristoteles, ist die Ruhe.<br />
Für Aristoteles war die Vorstellung einer<br />
Fernwirkung von Kräften absurd – die<br />
Kraft musste unmittelbar durch körperlichen<br />
Kontakt übertragen werden. Doch<br />
das führte zu der Frage, warum sich ein<br />
Stein weiterbewegt, wenn er die Hand<br />
des Werfers verlassen hat: Bei Aristoteles<br />
übernahm dann die Luft die Rolle des Bewegers.<br />
So unbefriedigend dieses Konzept<br />
auch war, dauerte es doch fast ein<br />
Jahrtausend, bis eine konkurrierende Idee<br />
aufkam: die Impetus-Theorie, entworfen<br />
im 6. Jahrhundert von Johannes Philoponos<br />
in Alexandria.<br />
Der von Philoponos postulierte Impetus ist<br />
eine „eingeprägte Kraft“, die bei der unmittelbaren<br />
Kraftanwendung auf den Körper<br />
übertragen wird. Diese eingeprägte Kraft<br />
treibt den Körper weiter an, wenn die eigentliche<br />
Kraftanwendung bereits aufgehört<br />
hat, verbraucht sich jedoch mit der<br />
Zeit, so dass der Körper schließlich wieder<br />
zur Ruhe kommt. Damit fiel zwar die<br />
Notwendigkeit eines äußeren Bewegers<br />
Wissen | Ruhe und Bewegung<br />
Ruhe und Bewegung<br />
04 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
Von Dr. Rainer Kayser<br />
Seit jeher haben sich Philosophen<br />
und Naturforscher ihre<br />
Köpfe über das Phänomen der<br />
Bewegung zerbrochen. Während<br />
sich manche Dinge von allein zu<br />
bewegen scheinen, Luftblasen<br />
steigen auf, Regentropfen fallen<br />
herunter, müssen wir im Alltag<br />
Kraft aufwenden, um Gegenstände<br />
zu bewegen. Beenden<br />
wir unsere Kraftanstrengung, so<br />
kehrt auch der bewegte Gegenstand<br />
wieder in den Zustand<br />
der Ruhe zurück. Warum also<br />
bewegen sich manche Dinge<br />
und andere nicht? Und warum<br />
benötigen wir Kraft, um eine<br />
Bewegung anzutreiben?<br />
weg; doch dafür fehlte nun eine Erklärung<br />
für das Erschlaffen des Impetus. Zunächst<br />
einfach als natürliche Eigenschaft des Impetus<br />
postuliert, setzte sich im Laufe der<br />
Jahrhunderte mehr und mehr die Ansicht<br />
durch, dass der Impetus durch Reibung<br />
verbraucht wird.<br />
Der springende Punkt war, sowohl der<br />
aristotelischen Vorstellungen als auch der<br />
Impetus-Theorie, dass beide keine quantitativen<br />
Vorhersagen für Bewegungen ermöglichten.<br />
Mit steigender Bedeutung der<br />
Artillerie wurde dieses Manko im 16. Jahrhundert<br />
immer drängender; denn hier war<br />
Treffsicherheit gefragt. Kein Wunder also,<br />
dass die wohl erste fruchtbare Verknüpfung<br />
von Mathematik und physikalischer<br />
Naturforschung im militärischen Bereich<br />
stattfand: bei der Berechnung von Schussbahnen<br />
durch den Italiener Nicolo Tartaglia.
Ruhe und Bewegung | Wissen<br />
Die Newton’schen Gesetze<br />
1. Gesetz: Trägheitsprinzip 2. Gesetz: Aktionsprinzip 3. Gesetz: Reaktionsprinzip<br />
Ein Körper beharrt im Zustand der Ruhe oder der<br />
gleichförmigen Bewegung, wenn er nicht durch<br />
einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands<br />
gezwungen wird. Die Trägheit macht sich beim<br />
Beschleunigen oder beim Bremsen von Körpern<br />
bemerkbar, wie man selbst feststellen kann, wenn<br />
man sich in einem Bus befindet.<br />
Galileo Galilei schließlich war es, der mit<br />
gezielten Experimenten, Messungen<br />
und mathematischen Beschreibungen<br />
eine neue Methodik in die Naturwissenschaften<br />
einführte: Galileo beschrieb als<br />
Erster korrekt das Gesetz des freien Falls,<br />
und er bewies, dass Geschosse sich auf<br />
Parabelbahnen bewegen. Doch der italienische<br />
Gelehrte beschäftigte sich mit<br />
der mathematischen Beschreibung von<br />
Bewegungen; eine physikalische Erklärung<br />
der Bewegungsgesetze gelang ihm<br />
noch nicht. Galileo formulierte als Erster<br />
das Trägheitsprinzip und kam damit dem<br />
ersten Newton’schen Gesetz schon sehr<br />
nahe, den Inhalt des zweiten Gesetzes<br />
nahm er bereits vorweg.<br />
Erst Isaac Newton gelang der endgültige<br />
Bruch mit der aristotelischen Bewegungslehre:<br />
Kräfte sind nicht die Ursache von<br />
Die Änderung der Bewegung einer Masse ist der<br />
Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und<br />
geschieht nach der Richtung derjenigen geraden Linie,<br />
nach welcher jene Kraft wirkt. Dieses Gesetz erklärt<br />
beispielsweise, warum eine Schwimmerin mit einer<br />
größeren Absprungkraft eine größere Beschleunigung<br />
erreicht als eine gleich schwere Schwimmerin mit<br />
kleinerer Absprungkraft.<br />
Bewegungen, sondern die Ursache von<br />
Änderungen des Bewegungszustands,<br />
erkannte der britische Physiker, Astronom<br />
und Mathematiker. Ein wahrhaft radikaler<br />
Schnitt: Nicht die Ruhe war mehr der natürliche<br />
Zustand eines Körpers, sondern<br />
die gleichförmige Bewegung. Für jede Änderung<br />
dieses Zustands, also Beschleunigung,<br />
Abbremsen und Richtungsänderung,<br />
ist eine Kraft verantwortlich.<br />
Es ist die Auftriebskraft, die Luftblasen<br />
nach oben steigen lässt, Regentropfen<br />
fallen durch die Schwerkraft; hier brach<br />
Newton auch mit dem Dogma, es könne<br />
keine Fernwirkungen geben. Reibungskräfte<br />
bringen bewegte Gegenstände zum<br />
Stillstand. Eine gleichförmige Bewegung<br />
eines Körpers bleibt nur erhalten, wenn<br />
keine äußeren Kräfte, beschleunigend<br />
oder bremsend, auf ihn einwirken.<br />
Kräfte treten immer paarweise auf. Übt ein Körper<br />
auf einen anderen eine Kraft aus, so wirkt eine gleich<br />
große, aber entgegengesetzte Kraft auf den ersteren<br />
zurück (actio gleich reactio). Beim Aufschlag übt ein<br />
Tennisschläger eine beschleunigende Kraft auf einen<br />
Tennisball aus. Gleichzeitig wirkt eine gleich große<br />
Kraft als Rückstoß auf den Schläger zurück.<br />
Im Jahr 1687 erschien Isaac Newtons<br />
berühmtes Werk Philosophiae Naturalis<br />
Principia Mathematica (Mathematische<br />
Prinzipien der Naturphilosophie), in dem<br />
er seine drei Axiomata, sive leges motus<br />
(Axiome, oder Gesetze der Bewegung)<br />
formulierte. Die Newton’schen Gesetze<br />
bilden die Grundlage der „Klassischen<br />
Mechanik“, die alle Bewegungen der<br />
Alltagswelt umfassend beschreiben und<br />
erklären kann. Erst im 20. Jahrhundert<br />
zeigten sich die Grenzen dieser Beschreibung:<br />
Bei Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit,<br />
bei sehr starken Gravitationsfeldern<br />
und bei der Beschreibung des<br />
Universums müssen die Newton’schen<br />
Gesetze durch die Relativitätstheorie Albert<br />
Einsteins ersetzt werden.<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 05
06 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
Wissen | Bewegte Ladung – Auf der Spur der Container<br />
Bewegte Ladung –<br />
Auf der Spur der Container<br />
Von Jan Oliver Löfken<br />
Eine schlichte Stahlkiste, sechs Meter lang und gut zweieinhalb Meter breit,<br />
ist das zentrale Objekt der Logistik und Symbol der globalisierten Wirtschaft.<br />
Auf Ozeanen, Flüssen, Schienen und Straßen sind weltweit etwa 28 Millionen<br />
Container ununterbrochen auf Reisen.<br />
Es geht wieder aufwärts. Nachdem die Logistikbranche im Krisenjahr<br />
2009 schwer hat Federn lassen müssen, bessern sich mittlerweile<br />
die wirtschaftlichen Aussichten. Der Containerumschlag<br />
wächst wieder mit Raten von etwa sechs Prozent, und europäische<br />
Häfen, die wie Hamburg 2009 mit Frachtverlusten von bis<br />
zu einem Drittel im Vergleich zu 2008 zu kämpfen hatten, können<br />
wieder auf schwarze Zahlen hoffen. Auch die Reeder von Containerschiffen<br />
wittern Morgenluft. Vor allem in China, Indien oder<br />
Brasilien gehe es aufwärts, sagt Nils Smedegaard, Konzernchef<br />
der dänischen Reederei A. P. Møller Maersk.<br />
Damit wird die Erfolgsgeschichte des Containers, der als Symbol<br />
der globalisierten Wirtschaft gilt, fortgeschrieben. Anfangen<br />
hat alles am 25. April 1956, als der Containerfrachter Ideal X von<br />
Port Newark in New Jersey entlang der amerikanischen Ostküste<br />
gen Süden auf den Weg nach Houston, Texas, in See stach. „Der<br />
Siegeszug der amerikanischen Kisten, wie sie in Europa zunächst<br />
abfällig genannt wurden, ist vor allem eine Erfolgsgeschichte der<br />
Standardisierung“, sagt Stefan Behn, Sprecher der Geschäftsführung<br />
von HHLA Container Terminals in Hamburg.<br />
Dieser Standard lässt sich in eine global gültige Formel pressen:<br />
20 x 8 x 8,5. Das sind die Maße in Fuß eines Standardcontainers,<br />
kurz TEU genannt, Twenty-Foot Equivalent Unit, das sind etwa<br />
6,01 x 2,44 x 2,59 Meter Außenmaß. In diesen Container passen<br />
etwa 10.000 Jeans. Über 90 Prozent aller Fertigprodukte, von<br />
Elektronikbauteilen über Textilien bis hin zum Fabrikroboter, werden<br />
mit schätzungsweise 28 Millionen Containern rund um den Globus<br />
verschickt. Diese Anzahl verteilt sich auf zwei Typen: zum einen<br />
auf Container mit der 20-Fuß-Originallänge und zum anderen auf<br />
doppelt so große Stahlkisten von 40 Fuß Länge, den FEU Forty-<br />
Foot Equivalent Unit; es gibt sie aber auch in anderen Maßen. Als
Bewegte Ladung – Auf der Spur der Container | Wissen<br />
Maßeinheit zur einheitlichen und eindeutigen Zählung hat sich TEU<br />
durchgestzt, das sowohl für die Ladefähigkeit von Containerschiffen<br />
als auch für Umschlagmengen in Häfen verwendet wird.<br />
13.000 Container auf einem einzigen Schiff<br />
Mit diesen genormten Maßen können nicht nur Containerfrachter<br />
optimal beladen werden, auch Binnenschiffe, Züge und Lastwagen<br />
nehmen die Stahlkisten schnell und unkompliziert Huckepack<br />
und transportieren sie zum nächsten Ziel. Die größten Containerschiffe<br />
auf den Weltmeeren fahren heute für weltweit führende<br />
Reedereien, beispielsweise Maersk: Das fast 400 Meter lange<br />
Flaggschiff Emma Maersk kann bis zu 13.000 Standardcontainer<br />
tragen. Auch für andere Reedereien wie die französische CMA<br />
CGM, die deutsche Hapag Lloyd oder die chinesische Cosco<br />
werden gigantische Schiffe mit Ladekapazitäten von etwa 10.000<br />
TEU nach und nach zum Maßstab.<br />
Nach mehrwöchigen Reisen beispielsweise von Singapur oder<br />
Schanghai bis zu den größten europäischen Häfen Rotterdam,<br />
Hamburg oder Antwerpen wird die Ladung der Schiffe in teilweise<br />
automatisierten Containerterminals wie Hamburg-Altenwerder<br />
fast ohne Einsatz von Personal wie von Geisterhand gelöscht.<br />
Nach nur kurzen Standzeiten geht es für viele Container weiter auf<br />
kleineren Schiffen mit geringerem Tiefgang von unter 13 Metern<br />
in Richtung Ostsee mit den Zielen Skandinavien, den baltischen<br />
Staaten oder Russland. Die Ware, die für den europäischen Kontinent<br />
vorgesehen ist, gelangt an Bord von Binnenschiffen, Zügen<br />
mit über 100 Waggons oder einzeln mit Lastwagen immer näher<br />
zu ihrem endgültigen Bestimmungsort.<br />
Da das Straßennetz schon heute stark vom Schwerlastverkehr<br />
frequentiert wird, werden Fluss und Schiene als Verkehrsträger<br />
für die Logistikunternehmen immer interessanter: So transportiert<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 07
allein die Bahn derzeit ein Drittel aller Container weiter, die im Hamburger<br />
Hafen gelöscht werden. Ausbaufähig ist noch die Binnenschifffahrt.<br />
Wegen der Wirtschaftskrise wird der weltweite Containerumschlag<br />
zwar nicht, wie ursprünglich vom Bremer Institut für<br />
Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) prognostiziert, 2014 die<br />
600-Millionen-TEU-Marke brechen, aber wenige Jahre später werden<br />
diese Zahlen mit großer Wahrscheinlichkeit erreicht werden.<br />
Daher ist absehbar, dass der bisher vernachlässigte Transportweg<br />
über Flüsse und Kanäle eine stärkere Bedeutung erlangen wird.<br />
Große Zukunft der Binnenhäfen<br />
Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund<br />
entwickelt Modelle, in denen sich Schiff, Schiene und Straße<br />
besser ergänzen können. Solche trimodalen Transportketten sollen<br />
zu schnellen, zuverlässigen und obendrein umweltfreundlichen<br />
Lieferungen führen. „Es wird immer dringlicher, die Hinterlandanbindung<br />
der Seehäfen zu verbessern“, sagt IML-Forscher Florian<br />
Schwarz. Er ermittelte in seinen Analysen, dass der Ausbau<br />
von Binnenhäfen zu bedeutenden Umschlagplätzen im Hinterland<br />
die Frachtkosten deutlich senken könnte. Größere Flotten von<br />
Binnenschiffen mit Ladekapazitäten von bis zu 480 Containern<br />
wären dazu nötig. Funkende Datenchips, so genannte RFID-Tags,<br />
sind ein weiteres Mittel, um die Kontrolle über die Container zu<br />
erhöhen und zugleich kürzere Umschlagzeiten zu erzielen. Angebracht<br />
an jedem einzelnen Container liefern die RFID-Tags schnell<br />
und unkompliziert Daten über Inhalt, Herkunft und Zielort der Lieferung.<br />
Gekoppelt mit Ortungssystemen und Internet lässt sich<br />
Der Wiener Hafen ist das größte trimodale Logistikzentrum in Österreich. Die Anbindung<br />
an den Gütertransport per Schiff, Eisenbahn und Lkw ist ein wichtiger Standortvorteil.<br />
08 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
Wissen | Bewegte Ladung – Auf der Spur der Container<br />
der aktuelle Aufenthaltsort jedes Containers ohne Unterbrechung<br />
über den gesamten Transportweg feststellen. Diese Technologie,<br />
die in vielen deutschen und europäischen Forschungsprojekten<br />
wie beispielsweise Chinos und Integrity zur Anwendungsreife gebracht<br />
wird, steht kurz vor der Einführung im großen Maßstab (zu<br />
RFID siehe auch <strong>explore</strong>: 1/2005 und 1/2009).<br />
Sensoren für reifende Bananen<br />
Logistikforscher der Universität Bremen gingen kürzlich sogar<br />
noch einen Schritt weiter und bestückten in einem ersten Feldtest<br />
einen Bananencontainer mit über 20 Sensoren. Während des gesamten<br />
Transports von der Bananenplantage in Costa Rica bis zur<br />
Entladung in Hamburg sandten die intelligenten Container mehrmals<br />
am Tag die gemessene Temperatur und Feuchtigkeit einzelner<br />
Paletten über drahtlose Netze an Bord sowie Satelliten an den<br />
Zentralrechner in Bremen. Gerade für leicht verderbliche Fracht<br />
ist diese Kontrolle von großem Nutzen. „Denn mit diesen Daten<br />
können wir die Lagerhaltung künftig besser planen“, sagt Axel<br />
Moehrke, Qualitätsbeauftragter beim Bananenimporteur Dole.<br />
Nicht nur Satellitenortung, Sensoren und funkende Datenchips<br />
werden den Containertransport stark verändern: Wegen des Klimawandels,<br />
zu dem auch die Emissionen der globalen Schifffahrt<br />
beitragen, stehen den Reedern bald völlig neue und vor allem kürzere<br />
Wege zwischen Europa und Asien offen; denn mit steigenden<br />
Temperaturen wird die Arktis in den Sommermonaten immer häufiger<br />
frei vom festen Packeis und damit schiffbar sein.<br />
Der Hamburger Hafen verfügt über gute Anbindungen ans Fernstraßennetz und ist mit<br />
einem Containerbahnhof an das Schienennetz der Deutschen Bahn angeschlossen.
Bewegte Ladung – Auf der Spur der Container | Wissen<br />
Eisfreie Arktis eröffnet neue Schifffahrtsrouten<br />
Zwei Routen durch das <strong>Nord</strong>polarmeer, die <strong>Nord</strong>westpassage im<br />
<strong>Nord</strong>en Kanadas und die <strong>Nord</strong>ostpassage entlang der sibirischen<br />
Küste, werden derzeit genauer erkundet. So verkürzt die <strong>Nord</strong>westpassage<br />
die Reise von Rotterdam nach Tokio von derzeit<br />
21.100 Kilometern durch den Suezkanal auf nur noch 15.900 Kilometer.<br />
Über die <strong>Nord</strong>ostpassage sind es sogar nur 14.100 Kilometer.<br />
Im Sommer 2009 befuhr erstmals die Bremer Reederei<br />
Beluga mit zwei bedingt eisfesten Handelsschiffen diese Strecke<br />
erfolgreich. Zwar transportieren die Beluga-Schiffe in erster Linie<br />
sperrige Schwergüter wie Kraftwerksgeneratoren oder Windradflügel;<br />
doch es werden sich sicher bald Container-Reedereien auf<br />
ihre Spur setzen, um viel Zeit und Treibstoff auf dem Weg zwischen<br />
Europa und Asien zu sparen.<br />
Neue Schiffswege verkürzen die Reisezeit von Europa nach Asien<br />
BUCHTIPP:<br />
Eine Kiste erobert die Welt von Olaf Preuß, Murmann Verlag,<br />
2007, ISBN 978-3867740319, 189 Seiten, 22,50 Euro<br />
LINKS:<br />
Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik:<br />
www.isl.org<br />
Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML,<br />
Dortmund: www.iml.fraunhofer.de<br />
Die <strong>Nord</strong>westpassage (gelb) verkürzt die Reise von Rotterdam nach Tokio von derzeit 21.100 Kilometern durch den Suezkanal (rot) auf nur noch 15.900 Kilometer.<br />
Über die <strong>Nord</strong>ostpassage (orange) sind es sogar nur 14.100 Kilometer.<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 09
Wir wissen, wo Sie sind<br />
10 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
Wissen | Wir wissen, wo Sie sind<br />
Von Paul Lampe<br />
Warentransporte überwachen, Verkehr regulieren oder Passanten<br />
den richtigen Weg weisen – mit dem Satellitensystem Galileo und<br />
neuester Technik will die Fraunhofer Gesellschaft die Überwachung<br />
des öffentlichen Raums revolutionieren. 2013 soll die Technik zur<br />
Verfügung stehen.
Wir wissen, wo Sie sind | Wissen<br />
Ein Kunde probiert in einem Kaufhaus<br />
eine Hose an. Sie hat einen weiten Weg<br />
hinter sich, vom Hersteller übers zentrale<br />
Warenlager in die Filiale und dort auf die<br />
Kleiderstange. Intelligente elektronische<br />
Systeme wissen jederzeit, wo die Hose<br />
war und jetzt ist, ganz gleich ob sie sich<br />
draußen oder drinnen befindet. Durchgängige<br />
Lokalisierung nennen Fachleute<br />
das, und Satelliten helfen dabei.<br />
Die in München ansässige Fraunhofer<br />
Gesellschaft hat durchgängige Lokalisierungstechnologien<br />
als eines ihrer zwölf<br />
Zukunftsthemen definiert. Es geht darum,<br />
eine globale und genaue Positionsbestimmung<br />
von Personen und Dingen möglich<br />
zu machen. Forscher aus neun Instituten<br />
der Gesellschaft arbeiten zurzeit gemeinsam<br />
am Aufbau des so genannten Galileo-<br />
Lab, einer Entwicklungs- und Demonstrationsplattform<br />
für die neue Technik. Auch<br />
eine Software und die entsprechenden<br />
Sende- und Empfangsgeräte müssen<br />
entwickelt werden. Das Ziel der Forscher<br />
ist es, in einer Art Baukastenprinzip Anwendungen<br />
in den Bereichen Güter- und<br />
Personenverkehr, Umwelt, Infrastruktur,<br />
Sicherheit und Information anzubieten.<br />
Lückenlose Kontrolle von<br />
Waren und Verkehr<br />
Lebensmittelbetriebe könnten beispielsweise<br />
den Weg eines Containers von<br />
Buenos Aires, wo er mit Rindfleisch beladen<br />
wurde, über den Rotterdamer Hafen<br />
bis zur Wurstfabrik in Ostwestfalen verfolgen.<br />
Verkehrsstaus ließen sich mit zielgenauer<br />
Ortungstechnik rasch erkennen<br />
und durch satellitengesteuerte Verkehrsleitung<br />
auflösen.<br />
Damit all dies umgesetzt werden kann,<br />
stützen sich die Forscher der Fraunhofer-<br />
Institute auf globale Satellitennavigationssysteme,<br />
die Güter oder Personen mit<br />
entsprechender elektronischer Markierung<br />
bis auf den Zentimeter genau orten<br />
können. Sie setzen dabei vor allem auf<br />
das europäische Satellitensystem Galileo.<br />
Die 30 Satelliten dieses Sys tems, die ab<br />
2013 in einem Abstand von etwas mehr<br />
als 23.000 Kilometern um die Erde kreisen<br />
werden, sind sehr viel genauer als<br />
das US-amerikanische GPS, das aktuell<br />
die Daten für die Navigationsgeräte in unseren<br />
Autos und Lastwagen liefert.<br />
Schutz bei Katastrophen<br />
Projektleiter Werner Schönewolf vom<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen<br />
und Konstruktionstechnik IPK in Berlin<br />
gerät fast ins Schwärmen, wenn er die<br />
Möglichkeiten des Einsatzes von Galileo<br />
und der neuen Fraunhofer-Technologie im<br />
Umweltschutz beschreibt. „Wir sind dabei,<br />
eine mobile Schadstoff-Messstation<br />
zu bauen. Mit der werden wir netzartig ein<br />
exaktes Emissions-Monitoring durchführen<br />
können“, sagt er. Im Katastrophenfall<br />
wird sich die neue Technik ebenfalls als<br />
hilfreich erweisen. Feuerwehrleute beispielsweise<br />
könnten am Helm oder am<br />
Gürtel knopfgroße Transceiver tragen, die<br />
der Einsatzleitung nicht nur anzeigen, wo<br />
sie sich befinden, sondern auch welchen<br />
Schadstoff-Emissionen sie in diesem Augenblick<br />
ausgesetzt sind.<br />
Damit die Lokalisierung auch in Gebäuden<br />
und dicht bebauten Städten gelingt, koppeln<br />
die Wissenschaftler das Satellitennavigationssystem<br />
mit lokalen Funknetzen,<br />
den so genannten WLAN. So können<br />
sie Personen und Gegenstände auch in<br />
Innenräumen aufspüren. Nutzen könnte<br />
dies beispielsweise Bahnreisenden, die<br />
auf einem unübersichtlichen Bahnhof verzweifelt<br />
ihren Anschlusszug suchen. Ihr<br />
Mobiltelefon würde ihnen Standort und<br />
Zielbahnsteig auf einem digitalen Gebäudeplan<br />
anzeigen. Hierfür müssen Satellit<br />
und WLAN jedoch perfekt ineinander greifen,<br />
eine Anforderung, die hohe Ansprüche<br />
an die eingesetzten Geräte und die<br />
Software stellt.<br />
Letztlich sollen alle verfügbaren Systeme<br />
zu einem globalen Ortungssystem zusammengefasst<br />
werden. „Aus der Summe<br />
der Daten von GPS, dem russischen<br />
Satellitennetz Glonass und Galileo bauen<br />
wir unsere globale GNSS-Plattform auf“,<br />
sagt Schönewolf. „Mit den Daten von 70<br />
Satelliten am Himmel können Personen<br />
und Güter wesentlich genauer als bisher<br />
geortet werden.“<br />
Dass die Allgegenwart des globalen Lokalisierungssystems<br />
nicht nur eine „kolossale<br />
technische Herausforderung darstellt“,<br />
darauf weist der Schweizer Computerwissenschaftler<br />
Friedemann Mattern hin: Die<br />
Informatisierung des Alltags werfe „ernst<br />
zu nehmende gesellschaftliche, wirtschaftliche<br />
und rechtliche Fragestellungen auf“,<br />
sagt er. In der Tat wird eine der wichtigsten<br />
Fragen der Zukunft sein, wie in einem globalen<br />
Beobachtungsszenario Privatsphäre<br />
noch etabliert und erhalten werden kann.<br />
BUCHTIPPS:<br />
Total vernetzt. Szenarien einer informatisierten<br />
Welt. 7. Berliner Kolloquium<br />
der Gottlieb Daimler- und Karl Benz-<br />
Stiftung von Friedemann Mattern<br />
(Hrg.), Springer-Verlag, Heidelberg,<br />
2003, ISBN 978-3540002130,<br />
251 Seiten, 49,95 Euro<br />
Internet der Dinge von H.-J. Bullinger,<br />
und Michael ten Hompel, Springer-<br />
Verlag, Berlin, 2007, ISBN: 978-<br />
3540367291, 446 Seiten, 69,95 Euro<br />
LINKS:<br />
Fraunhofer-Allianz Verkehr<br />
www.verkehr.fraunhofer.de<br />
European Space Agency, Navigation<br />
www.esa.int/esaNA<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 11
Forschung | Simulierter Katastrophenfall<br />
Simulierter Katastrophenfall<br />
Am Computer testen Ingenieure, wie sicher moderne Bauwerke sind
Simulierter Katastrophenfall | Forschung<br />
Von Almut Bruschke-Reimer<br />
Wenn Anfang Juli 68.000 Fans zum WM-Halbfinale ins Kapstadter<br />
Green Point Stadion strömen, hat der Computer ihre Schritte bereits<br />
vorausberechnet: Mit einem Simulationsprogramm haben Informatiker<br />
aus Karlsruhe im Auftrag der südafrikanischen Ingenieurgruppe<br />
BKS alle Fußgängerbewegungen bis ins letzte Detail erforscht und<br />
Planungsvorschläge gemacht. Weder auf den Wegen zum neuen Stadion<br />
noch an der Ticketkontrolle soll es zu gefährlichen Engpässen<br />
kommen.
Großereignisse wie die Fußball-WM sind keine Ausnahme mehr.<br />
Bei Veranstaltungen konzentrieren sich immer häufiger enorme<br />
Menschenmassen auf engem Raum. Auch im normalen Alltag<br />
sind Menschen mobiler geworden: Bahnhöfe, Flughäfen, Einkaufszentren<br />
und Bürogebäude müssen wachsende Nutzerzahlen<br />
verkraften. Da sich in der jüngsten Vergangenheit Unglücksfälle<br />
und Anschläge auf Menschenmengen häuften, treten<br />
Sicherheitsaspekte immer stärker in den Vordergrund. Architekten<br />
und Fachplaner stehen vor der Herausforderung, Gebäude und<br />
öffentliche Räume für Menschen komfortabel und gefahrlos zu<br />
gestalten, ohne dabei das Kostenbudget des Bauherrn aus den<br />
Augen zu verlieren. Mit herkömmlichen Rechenverfahren ist es<br />
bei der Bemessung von Rettungswegen für komplexe Bauwerke<br />
meist nicht mehr getan. Ingenieure setzen daher zunehmend Simulationsprogramme<br />
ein: Am Computer lassen sich in kurzer Zeit<br />
viele Grundrissvarianten durchspielen und Schwachstellen wie<br />
kritische Gebäudegeometrien oder zu lange Evakuierungszeiten<br />
rechtzeitig erkennen.<br />
Menschen als physikalische Teilchen<br />
Erste Versuche, Fußgängerbewegungen zu simulieren, reichen<br />
zurück bis in die 1950er-Jahre. In hydraulischen Modellen ließen<br />
Physiker Personenströme wie Flüssigkeiten durch Notausgänge<br />
oder in Rettungsboote fließen. Das Individuum verschwand dabei<br />
als anonymes Teilchen in der Masse.<br />
Neue Impulse kamen Mitte der 1990er-Jahre von Informatikern<br />
und Verkehrsforschern, die begannen, ihre Erkenntnisse über<br />
Fahrzeugstaus auf Fußgängerabläufe anzuwenden. Das Ergebnis<br />
Die Menschen bewegen sich ruhig und zügig durch den Notausgang. Nach 45<br />
Sekunden haben 92 Personen den Raum verlassen.<br />
14 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
Forschung | Simulierter Katastrophenfall<br />
waren Systeme, mit denen sich nicht nur die Bewegung, sondern<br />
auch das Entscheidungsverhalten vieler einzelner Personen individuell<br />
simulieren lässt.<br />
Wegweisend war ein Katastrophenfall: Aufgeschreckt durch den<br />
Untergang der Ostseefähre Estonia im Jahr 1994, bei dem 852<br />
Menschen starben, beschloss die Internationale Seeschifffahrtsorganisation<br />
für größere Fahrgastschiffe künftig Evakuierungsanalysen<br />
vorzuschreiben. „1999 bekamen wir vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) deshalb den Auftrag, unsere<br />
Verkehrssimulationen auf Fußgänger zu übertragen“, berichtet<br />
Michael Schreckenberg, Stauforschungspionier und Physikprofessor<br />
an der Universität Duisburg-Essen. Für das BMBF und die<br />
deutsche Schifffahrt entwickelten Professor Schreckenberg und<br />
seine Kollegen zunächst ein Simulationsmodell für Fähren. „Anschließend<br />
fingen wir an, unsere Forschungsergebnisse auch auf<br />
Bauwerke anzuwenden“, so Professor Schreckenberg.<br />
Bei seinen Evakuierungssimulationen arbeitet der Wissenschaftler<br />
mit so genannten zweidimensionalen zellularen Automaten. Jede<br />
Person ist dabei auf die Größe einer Zelle beschränkt und hüpft,<br />
ähnlich wie beim Schachspiel, von einer Zelle zur anderen, bis sie<br />
den rettenden Ausgang erreicht. Den Zellen zugewiesene Parameter,<br />
wie beispielsweise Laufgeschwindigkeit, Geduld oder Trödelwahrscheinlichkeit,<br />
bilden dabei das komplexe Verhalten und<br />
die Bewegungen realer Fußgänger nach.<br />
Damit solche Mikrosimulationen funktionieren, müssen sie mit Beobachtungen<br />
und Regeln aus der realen Welt gefüttert werden. Dazu<br />
200 Personen verlassen einen Raum ohne Panik 200 Personen verlassen einen Raum in Panik<br />
Die Menschen drängeln Richtung Notausgang (Flaschenhals). Es bildet sich ein Stau.<br />
Nach 45 Sekunden sind 65 Personen entkommen.
Simulierter Katastrophenfall | Forschung<br />
dienen empirische Daten von Unglücksfällen, Fußgängerexperimente<br />
sowie Forschungsergebnisse aus Soziologie und Psychologie.<br />
Fußgänger im Stau<br />
Prinzipiell reagieren Fußgänger recht simpel, hat beispielsweise<br />
Dirk Helbing, Verkehrsforscher und Soziologieprofessor an der<br />
Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich herausgefunden.<br />
Sie vermeiden Umwege, wählen ihre Geschwindigkeit individuell<br />
und halten einen Mindestabstand zu anderen Personen und<br />
Hindernissen. Im normalen Alltag kommt es dabei zu einem Selbst-<br />
organisationsphänomen, das sich häufig in Fußgängerzonen beob-<br />
achten lässt: In jede Gehrichtung bilden sich Passantenströme,<br />
die ohne Zusammenstoß flüssig aneinander vorbei gleiten.<br />
Geht es bei einem Unglück ums Überleben, ist es mit der Disziplin<br />
jedoch meist vorbei. Nach der Devise „Rette sich, wer kann“ drängen<br />
Personen nach vorn und überholen. Dabei ändern sie unvermittelt<br />
Richtung und Geschwindigkeit. „Die große Frage ist jedes<br />
Mal: Gibt es eine Staubildung?“, bringt es Michael Rost, Prüfingenieur<br />
und Professor für baulichen Brandschutz an der Hochschule<br />
Magdeburg-Stendal auf den Punkt. Am kritischsten sind<br />
Flaschenhälse wie Türöffnungen oder Treppen, vor denen sich<br />
rasch halbkreisförmige Menschentrauben bilden. Der steigende<br />
Druck aus der Menge kann sogar Mauern zum Bersten bringen,<br />
wie Ausschreitungen im Brüsseler Heysel-Stadion im Jahr 1985<br />
zeigten. Nicht allen Betroffenen gelingt dann die Flucht.<br />
Doch auch für schlimme Szenarien hält der Computer inzwischen<br />
Antworten bereit: Viele der baulichen Lösungen, die seit einiger<br />
200 Personen verlassen einen Raum in panischer<br />
Flucht (Stampede)<br />
Die Menschen drücken panisch zum Notausgang. Nach 45 Sekunden sind fünf Personen<br />
gestürzt (rote Punkte) und werden zum Hindernis. 44 Personen können fliehen.<br />
Zeit aus Simulationen hervorgehen, wirken auf den ersten Blick<br />
paradox. Direkt vor Notausgängen oder mitten in Korridoren<br />
platzierte Säulen erhöhen beispielsweise den Gesamtdurchfluss<br />
von Menschen, da sie Fußgängerstaus wie ein Wellenbrecher in<br />
zwei Hälften teilen. Im Zickzack angeordnete Treppen nehmen in<br />
Fußballstadien den Druck aus der drängelnden Menge.<br />
Wildwuchs begrenzen<br />
„In zehn Jahren“, glaubt Professor Schreckenberg, „wird es keine<br />
Ausschreibung für größere Bauwerke oder für Veranstaltungen<br />
mehr geben, in der auf Computersimulationen verzichtet wird.“<br />
Doch bis dahin gibt es noch einiges zu tun: Mit Ingenieuren und<br />
Sicherheitsfachleuten aus Österreich und der Schweiz hat der<br />
Forscher das Projekt Rimea (Richtlinie für Mikroskopische Entfluchtungs-Analysen)<br />
gestartet. Gemeinsam will man gesetzliche<br />
Regeln für den Einsatz von Simulationsprogrammen durchsetzen.<br />
Qualitativ mangelhafte Simulationssoftware, die sich im Zeigen von<br />
bunten Bildchen erschöpft und für Planer nicht wirklich hilfreich ist,<br />
soll auf dem Markt künftig keine Chance mehr haben.<br />
LINKS:<br />
Dirk Helbing, Illes Farkas, Tamas Vicsek – Simulationen<br />
(englisch) http://panics.org/sim/<br />
Exodus – Simulationsfilme für Bauwerke (englisch)<br />
http://fseg.gre.ac.uk/fire/exodus_animations.asp<br />
200 Personen verlassen einen Raum in panischer<br />
Flucht – vor dem Notausgang ist eine Säule platziert<br />
Die Säule vor dem Notausgang teilt die Menge in zwei Hälften. Der Druck nimmt ab,<br />
es gibt keine Verletzten. Nach 45 Sekunden sind 72 Personen geflohen.<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 15
16 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
Forschung | Freiheit dank Gedankenkraft<br />
Freiheit dank Gedankenkraft<br />
Der gelähmte Astrophysiker Stephen Hawking unternahm einen Ausflug in die Schwerelosigkeit. Hawking, der nur noch per Augenbewegung über einen Sprachcomputer mit der<br />
Außenwelt kommunizieren kann, war von seinem Ausflug begeistert.<br />
Von Markus Wanzeck<br />
Wenn ein Mensch vollständig gelähmt ist, verliert er jede Möglichkeit der Kommunikation.<br />
Eine junge Forschungsrichtung will den Betroffenen helfen – mit einer direkten Verbindung<br />
von Gehirn und Computer, dem Brain-Computer-Interface. Die Universität Tübingen gehört<br />
zu den Vorreitern auf diesem Gebiet.<br />
Durch den populären Astrophysiker Stephen Hawking, der seit<br />
Jahrzehnten auf Rollstuhl und Sprachcomputer angewiesen ist,<br />
wurde sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt: die Nervenkrankheit<br />
ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), bei der nach und nach die Kontrolle<br />
über die Muskeln schwindet. Die Betroffenen werden schleichend<br />
von Befehlsgebern zu in ihren Körpern Eingekerkerten – bei<br />
vollem Bewusstsein. Im Endstadium der Erkrankung bleibt keine<br />
Möglichkeit der Bewegung, der Kommunikation. Als Hawking von<br />
seiner Krankheit hörte, durchfuhr es ihn: „Warum nur sollte gerade<br />
ich derart von der Welt abgeschnitten sein?“<br />
Ein Heilmittel für ALS gibt es nicht. Doch Wissenschaftler arbeiten<br />
daran, ALS-Patienten und anderen Gelähmten ein Stück ihrer Freiheit<br />
zurückzugeben. Ihr Ziel ist eine Direktverbindung zwischen<br />
Gehirn und Computer, ein so genanntes Brain-Computer-Interface<br />
(BCI). Das zugrunde liegende Prinzip ist simpel: Stellt man sich bestimmte<br />
Tätigkeiten wie das Bewegen der linken Hand vor, gehen<br />
damit Veränderungen der Hirnaktivität einher. Wenn man diese Aktivitäten<br />
misst und richtig auswertet, ist ein neues Tor zur Umwelt<br />
aufgestoßen: Man kann sich bewegungslos mitteilen.<br />
Elektrodenkappe misst Hirnströme<br />
Unauffällig ist diese neue Art der Kommunikation indes nicht: Um<br />
sich per Gedankenkraft mitteilen zu können, bekommen die Patienten<br />
eine Art Kappe aufgesetzt. An ihrer Innenseite befinden<br />
sich Elektroden, die veränderte Hirnströme oder eine erhöhte<br />
Durchblutung in bestimmten Hirnarealen ihres Trägers wahrnehmen<br />
und diese Informationen über viele Kabel an einen Computer<br />
übermitteln. Aus Hirnströmen und Durchblutung lassen sich mittels<br />
ausgefeilter Computerprogramme recht verlässlich einfache<br />
Willensabsichten herauslesen.<br />
Im Jahr 1999 gelang es einem Forscherteam um Professor Niels<br />
Birbaumer von der Universität Tübingen erstmals, ALS-Patienten<br />
mithilfe eines BCI-Systems Texte schreiben zu lassen. Dies geschah<br />
auf sehr mühsame Weise – von der Leichtigkeit, die das Gedankenlesen<br />
suggeriert, ist keine Spur. Jeder Buchstabe musste in<br />
vielen Einzelschritten aus einem Alphabet ausgesiebt werden, das<br />
auf einem Bildschirm präsentiert wurde. Für eine Nachricht von gut<br />
fünfhundert Zeichen brauchte der Proband insgesamt 16 Stunden.<br />
Auch heute noch ist der Begriff des Gedankenlesens ein Euphemismus.<br />
„Unsere Algorithmen können nur bestimmte Gedankenmuster<br />
erkennen, die der Patient zudem langwierig trainieren muss“, erklärt<br />
Michael Bensch, der am Informatikinstitut der Universität Tübingen<br />
alltagstaugliche BCI-Anwendungen erforscht. Um dem Computer<br />
seinen Willen mitzuteilen, muss man das Gehirn mühsam zu einem<br />
primitiven, behäbigen Kommunikationsmuskel umfunktionieren, der<br />
nach kurzer Zeit erschöpft ist und eine Pause braucht.
Freiheit dank Gedankenkraft | Forschung<br />
Hilfe für Schlaganfall-Opfer<br />
Doch die Forschung an der Schnittstelle von Mensch und Maschine<br />
macht Fortschritte: So hat die Universität Tübingen inzwischen<br />
einen Browser entwickelt, der Surfen im Internet und Schreiben von<br />
E-Mails mittels Gedankensteuerung ermöglicht. Gute Erfahrungen<br />
haben die Tübinger Forscher zudem mit Schlaganfall-Patienten gemacht:<br />
„Ein chronischer Schlaganfall führte bislang zu irreparabler<br />
Bewegungsunfähigkeit“, so Birbaumer. „Mithilfe von BCI-basierten<br />
Prothesen haben wir es geschafft, dass Patienten ihre gelähmte<br />
Hand wieder bewegen konnten.“ Nur eingeschränkt zwar – bis zur<br />
Alltagstauglichkeit ist es noch ein ganzes Stück; doch wie im Falle<br />
der schwerfälligen Gedanken-Schreibmaschine gilt: Eine prinzipielle<br />
Hürde ist genommen.<br />
Vor zwei Jahren machten US-Forscher Schlagzeilen, als es ihnen<br />
gelang, Rhesusaffen das gedankliche Steuern eines Roboterarms<br />
beizubringen. Den Affen waren Elektroden direkt ins Gehirn implantiert<br />
worden. Diese Methode gilt als effizienter, da Veränderungen<br />
im Gehirn genauer abgelesen werden können. Birbaumer glaubt<br />
darum, dass sich langfristig implantierte BCI-Systeme durchsetzen<br />
könnten, die per Funk mit dem Computer kommunizieren.<br />
Einstweilen allerdings warnt der Forscher vor Euphorie; denn bislang<br />
ist es niemandem gelungen, mithilfe von Gehirn-Computer-Schnitt-<br />
stellen zu jenen Menschen vorzudringen, die diese Kommunikationsbrücke<br />
am nötigsten hätten: den vollständig Eingeschlossenen<br />
im ALS-Endstadium. „Bei Patienten, die rein gar nichts, nicht einmal<br />
ihre Augen mehr bewegen können, funktionieren unsere BCI-<br />
Systeme noch nicht“, so Birbaumer. „Das eigentliche Ziel meiner<br />
Forschung habe ich also bisher nicht erreicht.“<br />
BUCHTIPP:<br />
Brain-Computer Interfaces: An international assessment of<br />
research and development trends von Theodore W.<br />
Berger et al., Springer-Verlag, Heidelberg, 2009,<br />
ISBN 978-1402087042, 125,46 Euro<br />
LINKS:<br />
BCI-Homepage des Universitätsklinikums Tübingen:<br />
www.mp.uni-tuebingen.de/mp/index.php?id=137<br />
Homepage des BCI-Projekts des Lehrstuhls Technische<br />
Informatik der Universität Tübingen:<br />
www.ti.uni-tuebingen.de/bci-Projekt.854.0.html<br />
Stephen Hawking über seine Erfahrung mit der ALS-Erkrankung:<br />
www.hawking.org.uk/index.php/disability/disabilityadvice<br />
Wie funktioniert ein Brain-Computer Interface-System, eine direkte Verbindung von Gehirn und Computer?<br />
Brain-Computer-Interfaces registrieren Hirnströme mithilfe von Elektroden, die außen am Schädel angebracht sind, um mit Gedanken Prothesen zu steuern oder einen Computer zu<br />
bedienen. Mit einer implantierten Elektrode könnten sich in Zukunft vielleicht auch vollständig gelähmte Menschen mit der Außenwelt verständigen.<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 17
Global | Nomaden – verklärt, verdammt und abgedrängt<br />
Nomaden – verklärt, verdammt und abgedrängt<br />
Von Dr. Doris Marszk<br />
Herden mit Reittieren von Weideland zu Weideland zu führen und vom Verkauf<br />
oder Tausch der Wolle und des Fleisches der Tiere zu leben, gehört zu den<br />
ältesten Möglichkeiten sytematischer menschlicher Existenzsicherung.<br />
Die frühesten Spuren des Nomadentums sehen Forscher im<br />
7. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Ganz am Anfang gab<br />
es nur eine Alternative dazu: eine Hütte zu bauen, ein Stück Land<br />
einzufrieden und darauf Feldfrüchte anzubauen. Und beides bedingte<br />
einander. Die Sesshaften bezogen ihre Fleischnahrung von<br />
den Nomaden, und diese bekamen von den Sesshaften Brot<br />
und Früchte. Doch beide Gruppen lebten nicht einfach kooperativ<br />
nebeneinander. Schon früh begann ein Konflikt zu schwelen,<br />
der sich bis in die frühesten biblischen Texte, bis zur Geschichte<br />
von Kain und Abel, zurückverfolgen lässt: Der sesshaft lebende<br />
Ackersmann hat seinen Stolz, weil er etwas anbaut und es bewahrt.<br />
Der Hirte kommt mit seiner Herde daher und vernichtet so<br />
unter Umständen die Ernte des Bauern.<br />
Das einzige Weltreich der Nomaden, das je bestand<br />
Im mittelalterlichen Europa gelang es einem Nomadenvolk für<br />
etwa 200 Jahre, ein Weltreich zu errichten. Mitte des 13. Jahrhunderts<br />
stürmten Heerscharen der Mongolen von Asien bis Europa.<br />
Kurzzeitig gelangten sie bis nach Wien. Russland blieb jedoch für<br />
mehr als zwei Jahrhunderte unter mongolischer Herrschaft. Niemals<br />
mehr ist es seither einem Nomadenvolk gelungen, außerhalb<br />
seines eigenen Gebiets eine Herrschaft von einiger Dauer zu<br />
errichten. Für die Russen ist der Mongolensturm ein nationales<br />
Trauma geblieben. Manche Forscher sehen in Stalins Zwangskollektivierung<br />
der Landwirtschaft eine Vorbeugung gegen jeden<br />
Zusammenschluss von Nomaden: Nicht nur Ackerbau, sondern<br />
auch Viehzucht sollten auf festem Boden in festgelegten Grenzen<br />
stattfinden. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus kam<br />
es in Russland teilweise zu einer Renomadisierung. So kann etwa<br />
eine Nomadensippe aus dem Volk der Komi für ein Drittel ihrer<br />
etwa 5.000 Rentiere privat sorgen.<br />
Für Völker und Stämme, die seit Jahrhunderten nomadisch gelebt<br />
haben, stellt die Aussicht auf ein festes Haus und eine Arbeit im Dorf<br />
oder in der Stadt keine besondere Verlockung dar. „Wir verdienen<br />
kaum etwas und müssen noch die Hirten, die Lkw, die Weiden bezahlen“,<br />
sagt ein kurdischer Nomade aus dem Stamm der Shawaks<br />
in dem Dokumentarfilm Ein Jahr mit kurdischen Nomaden. „Aber es<br />
ist schön hier. Die Berge sind schön. Das Wasser ist frisch und kühl.<br />
Wir haben ein schönes Leben, trotz allem.“<br />
Auch genügsame Nomaden können nicht alles aushalten<br />
Nomaden gibt es heute noch in vielen Teilen der Welt. Für die Mongolei<br />
ist die nomadische Viehwirtschaft bis heute einer der wichtigsten<br />
Wirtschaftsfaktoren. Nomaden gibt es aber auch noch in<br />
den Tundren Sibiriens, die schon erwähnten Komi, die jedes Jahr<br />
über den Ural von Europa nach Asien und zurück ziehen. Auf dem<br />
afrikanischen Kontinent sind Nomaden besonders in Mauretanien<br />
und am Horn von Afrika, in Somalia und Äthiopien, verbreitet. In<br />
Somalia lebt sogar ein Viertel der zehn Millionen Einwohner von der<br />
nomadischen Tierhaltung. Somalia ist gekennzeichnet von großer<br />
Trockenheit und unregelmäßigen Niederschlägen. Die Vegetation in<br />
dieser Region kann im Grunde am besten, nämlich die Ressourcen<br />
schonend, durch nomadische Tierhaltung genutzt werden; dennoch<br />
drängen hier somalische Bauern mit Bewässerungsfeldbau,<br />
der aus ökologischer Sicht problematisch ist, in nomadische Regionen<br />
vor. Immer mehr werden die Nomaden in unwirtliche Gebiete<br />
abgedrängt, bis selbst sie, die genügsam und entbehrungsreich zu<br />
leben verstehen, kapitulieren. So werden sie gezwungen, zumindest<br />
zeitweise Arbeit in Dörfern und Städten zu suchen. Für diese<br />
Arbeit stehen sie wiederum in Konkurrenz zur sesshaften Bevölkerung.<br />
Und so geht der Konflikt zwischen Nomaden und Sesshaften<br />
im 21. Jahrhundert in die nächste Runde.
Verbindungen,<br />
die Kunden nutzen<br />
<strong>TÜV</strong> NORD CERT<br />
begleitet Satellitenprojekt<br />
Gauss<br />
Mehr als 20.000 Kilometer über<br />
unseren Köpfen kreisen Satelliten<br />
vom Global Positioning<br />
System kurz GPS. Sie sind<br />
längst unverzichtbar geworden,<br />
ohne GPS-Navigation gibt es<br />
keine genaue Standortbestimmung<br />
im Flugverkehr oder auf<br />
See. Weil GPS-Satelliten aber<br />
den US-Militärs gehören und<br />
diese den freien Zugang zu den<br />
Signalen jederzeit einschränken<br />
könnten, bauen die Länder<br />
Europas derzeit ihr eigenes<br />
Navigationssystem im All auf.<br />
(Bitte lesen Sie weiter auf Seite 5)<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK<br />
02 Neue Konzernrepräsentanz in Berlin<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Gruppe ist familienfreundlicher Arbeitgeber<br />
Neuer Standort in Frankfurt für <strong>TÜV</strong> NORD Akademie<br />
03 <strong>TÜV</strong> NORD Mobilität erwirbt Adapt Engineering<br />
Energieeffizienz Thema bei World Energy Dialogue<br />
Vorsitzender des Vorstands im Dialog mit der Jugend<br />
04 Zertifizierter Herkunftsnachweis: Made in Germany<br />
RWE Netzservice von <strong>TÜV</strong> NORD CERT zertifiziert<br />
Internetportal für energieeffiziente Fahrzeuge<br />
05 <strong>TÜV</strong> NORD CERT begleitet Satellitenprojekt Gauss<br />
06 Revolutioniert Steer-by-Wire das Lenken im Fahrzeug?<br />
Brandschutz steht bei Sonderbauten im Fokus<br />
Zertifizierungen in der Wald- und Forstwirtschaft<br />
07 Online-Fahrzeugvermarktung für MAN-Nutzfahrzeuge<br />
Hermes: Kundenzufriedenheit bestätigt<br />
Mit Risikobewertung Haftungsrisiken erkennen<br />
08 BSH-Anerkennung für <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe<br />
Leistungsstark in Sachen Windenergie<br />
Messen, Fachtagungen, Kongresse<br />
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK 2/2010 - 01
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Gruppe mit neuer Konzernrepräsentanz in Berlin vertreten<br />
Die <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe hat ihre neue<br />
Konzernrepräsentanz in Berlin mit mehr<br />
als 150 prominenten Gästen aus Politik,<br />
Wirtschaft und Medien eröffnet. „Viele<br />
aktuelle Herausforderungen brauchen<br />
ein gemeinsames Handeln von Politik<br />
und Wirtschaft“, erklärte Dr. Guido<br />
Rettig, Vorsitzender des Vorstands der<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Gruppe, während der Feier.<br />
In seiner Eröffnungsrede sagte Niedersachsens<br />
Ministerpräsident Christian<br />
Unweit des Brandenburger Tors an renommierter<br />
Adresse, Unter den Linden 17, baut<br />
die <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe den direkten Kontakt<br />
zu allen politisch relevanten Institutionen und<br />
Verbänden in Berlin und Brandenburg aus.<br />
Die <strong>TÜV</strong> NORD Akademie breitet sich<br />
aus und hat jetzt in Frankfurt ihre 20.<br />
Geschäftsstelle eröffnet. An dem neuen<br />
Standort bietet sie künftig Seminare, firmeninterne<br />
Schulungen so wie individuelle<br />
Beratung zu Qualifizierungsbedarf und<br />
Förderungsmöglichkeiten an.<br />
Mit der neuen Geschäftsstelle erweitert<br />
die <strong>TÜV</strong> NORD Akademie strategisch<br />
ihre bundesweite Präsenz. „Wir freuen<br />
uns, unsere breite Kompetenz jetzt auch<br />
in Frankfurt direkt anbieten zu können“,<br />
sagt Axel Dreckschmidt, Geschäftsführer<br />
der <strong>TÜV</strong> NORD Akademie. Mit ihrem<br />
02 - <strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK 2/2010<br />
Wulff: „Die <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe ist im<br />
Ranking der größten niedersächsischen<br />
Unternehmen auf Platz sieben. Wir können<br />
stolz auf solch eine Erfolgsgeschichte<br />
sein, die jetzt auch an prominenter Stelle<br />
in Berlin präsent ist.“ Wulff hob die vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
dem Land Niedersachsen und der <strong>TÜV</strong><br />
NORD Gruppe hervor. Dr. Rettig bekräftigte:<br />
„Die Fähigkeit, unsere Kunden sicher<br />
in die Zukunft zu begleiten, müssen wir<br />
immer wieder neu unter Beweis stellen.“<br />
Niedersachsens Ministerpräsident Christian<br />
Wulff (links) freut sich mit Tuesday Porter, Leiterin<br />
der Konzernrepräsentanz, und Dr. Rettig,<br />
Vorsitzender des Vorstands der <strong>TÜV</strong> NORD<br />
Gruppe, auf neue Herausforderungen.<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Akademie eröffnet neuen Standort in Frankfurt<br />
Dienstleistungsangebot richtet sie sich<br />
besonders an Firmen aus der Industrie<br />
und dem Dienstleistungssektor. „Wir<br />
wollen mit dem neuen Standort Frankfurt<br />
zur positiven Entwicklung unseres Unternehmens<br />
beitragen“, erklärt Geschäftsstellenleiterin<br />
Schimmelpfennig.<br />
Kontakt:<br />
Heike Schimmelpfennig<br />
069 9590939-0<br />
hschimmelpfennig@tuev-nord.de<br />
Als erster <strong>TÜV</strong> ist die <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe<br />
mit einer eigenen politischen Konzernrepräsentanz<br />
in Berlin vertreten. Mit Tuesday<br />
Porter als ständiger Ansprechpartnerin vor<br />
Ort wird das Büro in Berlin Impulse nach<br />
außen und in das Unternehmen hinein geben.<br />
Operativ ist die <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe<br />
bereits seit vielen Jahren in Berlin tätig.<br />
tporter@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Tuesday Porter<br />
030 3300620-20<br />
Jetzt über 15 Prozent der<br />
Arbeitsplätze als familienfreundlich<br />
zertifiziert<br />
<strong>TÜV</strong> NORD SysTec und <strong>TÜV</strong> NORD<br />
EnSys Hannover haben jetzt das Zertifikat<br />
zum audit berufundfamilie erhalten.<br />
Es wird von der Gemeinnützigen Hertie-<br />
Stiftung verliehen. Mit dem Zertifikat<br />
werden Unternehmen ausgezeichnet,<br />
die eine familienbewusste Personalpolitik<br />
nachhaltig umsetzen. Mit den neuen Auszeichnungen<br />
haben schon fünf Unternehmen<br />
innerhalb der <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe<br />
dieses Zertifikat erhalten. „Auch diese<br />
neue Auszeichnung bestätigt, dass die<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Gruppe ein äußerst attraktiver<br />
und familienbewusster Arbeitgeber<br />
ist“, sagt Dr. Guido Rettig, Vorsitzender<br />
des Vorstands der <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe.<br />
hbutzen@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Hans Butzen<br />
0201 825-2803
<strong>TÜV</strong> NORD Mobilität erwirbt<br />
Adapt Engineering<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Mobilität hat die Adapt Engineering<br />
mit Sitz in <strong>Nord</strong>hausen erworben.<br />
Damit setzt <strong>TÜV</strong> NORD Mobilität<br />
die Wachstumsstrategie als umfassender<br />
Ingenieursdienstleister weiter um. Adapt<br />
Engineering verfügt über tiefes Knowhow<br />
im Prüfen und Entwickeln von<br />
Motoren und Komponenten, sowie beim<br />
Anpassen von Applikationen. „Mit dem<br />
Zusammenschluss beider Unternehmen<br />
vertiefen wir die schon bestehende<br />
partner schaftliche Zusammenarbeit“,<br />
sagt Axel Richter, Leiter des Instituts für<br />
Fahrzeugtechnik und Mobilität von <strong>TÜV</strong><br />
NORD Mobilität, „Adapt Engineering wird<br />
weiter eigenständig bleiben.“<br />
Adapt Engineering bietet hochspezialisierte<br />
Dienstleistungen an, wie etwa<br />
die thermodynamische Optimierung<br />
und Emissionsreduzierung an Verbrennungsmotoren<br />
jeglicher Art. Ferner<br />
wird intensiv an Themen wie Thermomanagement,<br />
Abgasnachbehandlung<br />
und Gasmotorentechnologie gearbeitet.<br />
Zudem verfügt das Unternehmen über<br />
CAD-Arbeitsplätze und fertigt selbst Prototypen<br />
und Versuchsteile. Ein weiteres<br />
Standbein bildet die Aggregatefertigung<br />
für Sonderanwendungen. Das Unternehmen<br />
beschäftigt 30 Mitarbeiter und ist<br />
heute international tätig.<br />
„Wir freuen uns, dass wir mit <strong>TÜV</strong><br />
NORD Mobilität einen neuen starken<br />
Gesellschafter gefunden haben“, erklärt<br />
Professor Dr. Ferdinand Herms, der das<br />
Unternehmen zusammen mit Horst Sülzle<br />
als bisherige geschäftsführende Gesellschafter<br />
auch weiterhin leiten wird.<br />
axrichter@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Axel Richter<br />
0201 825-4120<br />
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK<br />
Energieeffizienz Thema beim World Energy Dialogue<br />
Zum vierten Mal hat die <strong>TÜV</strong> NORD<br />
Gruppe als Platin Sponsor den World<br />
Energy Dialogue (WED) während der<br />
Hannover Messe unterstützt. Als<br />
Hauptthemen der Veranstaltung standen<br />
erneuerbare Energien und Energieeffizienz<br />
vor dem Hintergrund von Nachhaltigkeitskonzepten<br />
und Verbundlösungen<br />
auf der Agenda. Schwerpunkte waren<br />
nachhaltige Energieversorgung für<br />
Städte der Zukunft, Vernetzung von<br />
Regionen durch den Ausbau von Verbundsystemen,<br />
internationale Chancen<br />
und Märkte für erneuerbare Energien<br />
sowie der German African Dialogue<br />
und Desertec. Klaus Töpfer, ehemaliger<br />
Bundesumweltminister und Exekutivdirektor<br />
des Umweltprogramms der<br />
Vereinten Nationen, hatte den World<br />
Etwa 60 Abiturienten aus Marl, Dinslaken<br />
und Mülheim an der Ruhr haben<br />
mit Dr. Guido Rettig, Vorsitzender des<br />
Vorstands der <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe, Wirtschaftsthemen<br />
praxisnah diskutiert. Bei<br />
der Begegnung unter dem Motto Dialog<br />
mit der Jugend standen aktuelle Wirtschaftsfragen<br />
und Zukunfts-Chancen im<br />
Vordergrund. Vor der Diskussion erhielten<br />
die Abiturienten einen Einblick in die<br />
vielfältigen Arbeitsbereiche des Konzerns:<br />
Sie erfuhren, dass die <strong>TÜV</strong> NORD<br />
Gruppe nicht nur Autos prüft, sondern<br />
ihren Kunden auch hilft, beispielsweise<br />
Klimaschutzziele umzusetzen und technische<br />
Anlagen zu überwachen.<br />
Der Vorsitzende des Vorstands der <strong>TÜV</strong><br />
NORD Gruppe freute sich besonders<br />
über Fragen zu Technik und Sicherheit:<br />
„Sicherheit steht bei unseren Tätigkeiten<br />
im Mittelpunkt. Dies möchte ich jungen<br />
Menschen näherbringen“, erläutert er.<br />
Abschließend bedankte sich Dr. Rettig<br />
für die lebhafte Diskussion: „Der Dialog<br />
Energy Dialogue moderiert. Der WED ist<br />
eine Diskussionsplattform, um Fragen<br />
und mögliche Lösungen zum Energiemix<br />
der Zukunft aus unterschiedlichen<br />
Blick winkeln zu erörtern, sowohl aus<br />
wirtschaftlicher als auch aus politischer<br />
Sicht.<br />
Das Thema Energieeffizienz nahm auch<br />
auf dem Messestand der <strong>TÜV</strong> NORD<br />
Gruppe während der Hannover Messe<br />
einen breiten Raum ein.<br />
grettig@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Dr. Guido Rettig<br />
0511 986-1201<br />
Vorsitzender des Vorstands im Dialog mit der Jugend<br />
mit der Jugend ist eine gute Möglichkeit,<br />
mit Ihnen, den Arbeitnehmern von<br />
morgen, persönlich zu diskutieren und<br />
auch Ihre Sichtweisen kennen zu lernen.<br />
Das ist sowohl für Sie als auch für mich<br />
ein großer Gewinn.“<br />
Ulrike Gussmann, Ausbildungsleiterin<br />
der <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe, koordiniert den<br />
Dialog mit der Jugend: „Wir binden junge<br />
Menschen in Projekte wie Dialog mit der<br />
Jugend oder in Umwelt- und Sozialprojekte<br />
ein. So möchten wir die Teamarbeit<br />
fördern. Das stärkt die Eigeninitiative und<br />
die Selbstständigkeit“, erläutert sie.<br />
grettig@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Dr. Guido Rettig<br />
0511 986-1201<br />
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK 2/2010 - 03
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK<br />
Zertifizierter Herkunftsnachweis: Made in Germany wird von <strong>TÜV</strong> NORD CERT bestätigt<br />
Weil viele Verbraucher Wert auf Produkte<br />
aus bestimmten Herkunftsländern legen,<br />
hat <strong>TÜV</strong> NORD CERT den zertifizierten<br />
Herkunftsnachweis entwickelt, der die<br />
Produktion oder Dienstleistungserbringung<br />
im Herkunftsland bestätigt. Mit dem<br />
ersten Zertifikat dieser Art hat <strong>TÜV</strong> NORD<br />
CERT jetzt Produkte der Günzburger<br />
Steigtechnik für ihre Produktion Made in<br />
Germany ausgezeichnet. Das dazugehörige<br />
Prüfzeichen zeigt Verbrauchern,<br />
dass die Produkte der Firma tatsächlich in<br />
Deutschland hergestellt wurden.<br />
In Zeiten der Globalisierung wird es für Verbraucher<br />
immer schwieriger zu erkennen,<br />
wo und unter welchen Bedingungen ein<br />
RWE Rhein-Ruhr Netzservice<br />
nach DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert<br />
bmeyer@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Barbara Meyer<br />
040 8557-2150<br />
<strong>TÜV</strong> NORD CERT hat dem Unternehmen<br />
RWE Rhein-Ruhr Netzservice ein<br />
ausgereiftes Qualitätsmanagement nach<br />
DIN EN ISO 9001 bestätigt. Jetzt standen<br />
das Tehnik Center Sekundärtechnik<br />
und der Bereich Zählerwesen im Fokus,<br />
2009 wurde schon das Technik Center<br />
Primärtechnik zertifiziert. RWE Rhein-<br />
Ruhr Netzservice nutzt das Qualitätsmanagement<br />
als systematischen Ansatz,<br />
um externe und interne Anforderungen<br />
04 - <strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK 2/2010<br />
Produkt oder Produktkomponenten hergestellt<br />
werden. Die bewusste Entscheidung<br />
für ein bestimmtes bevorzugtes Herkunftsland<br />
ist nicht so leicht: beispielsweise<br />
Butter aus den Niederlanden, Spargel aus<br />
Deutschland oder Uhren aus der Schweiz.<br />
Hier setzt der Zertifizierte Herkunftsnachweis<br />
von <strong>TÜV</strong> NORD CERT an. Für eine<br />
erfolgreiche Zertifizierung müssen Produkte<br />
eine Wertschöpfungstiefe von mindestens<br />
50 Prozent im Herkunftsland haben.<br />
Zudem muss der Produzent nachweisen,<br />
dass sein zu zertifizierendes Produkt die<br />
jeweils gültigen gesetzlichen Mindestanforderungen<br />
an Produktsicherheit und<br />
Qualität erfüllt.<br />
Als erstes Unternehmen wurde jetzt die<br />
Günzburger Steigtechnik zertifiziert. Das<br />
Zertifikat erhielten Ruth und Ferdinand<br />
Munk, Geschäftsführer der Günzburger<br />
Steigtechnik, von Bundesverkehrsminister<br />
Dr. Peter Ramsauer (rechts) und Dr. Guido<br />
Rettig, Vorsitzender des Vorstands der<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Gruppe (links).<br />
in einem sich ändernden Markt flexibel<br />
und effizient umzusetzen. Neben den<br />
Kundenanforderungen gehören dazu<br />
auch die Anforderungen der Bundesnetzagentur.<br />
Im Audit wurden interne Arbeitsabläufe<br />
und Verantwortlichkeiten hinterfragt,<br />
ebenso die kontinuierliche Verbesserung<br />
von Prozessen im Zusammenspiel mit<br />
Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten.<br />
Die Auditoren bescheinigten dem<br />
Unternehmen ein sehr gutes Niveau des<br />
Qualitätsmanagementsystems.<br />
Mit dem Zertifikat verfügt RWE Rhein-<br />
Ruhr Netzservice über einen international<br />
anerkannten Nachweis für Kompetenz<br />
und Leistungsfähigkeit in den zertifizierten<br />
Bereichen.<br />
„Das Thema zertifizierter Herkunftsnachweis<br />
folgt unserer Strategie, im Sinne des<br />
Verbraucherschutzes kaufrelevante und<br />
qualitätsbestimmende Eigenschaften zu<br />
prüfen“, erläutert Ulf Theike, Geschäftsführer<br />
von <strong>TÜV</strong> NORD CERT.<br />
utheike@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Ulf Theike<br />
0201 825-2005<br />
Internetportal für energieeffiziente<br />
Fahrzeuge<br />
Das Institut für Fahrzeugtechnik und<br />
Mobilität von <strong>TÜV</strong> NORD Mobilität wird<br />
ein Internetportal für saubere und energieeffiziente<br />
Fahrzeuge erstellen. Das<br />
Unternehmen hat einen entsprechenden<br />
Auftrag von der Europäischen Union<br />
erhalten. Das Portal soll Fuhrpark- und<br />
Flotten betreibern, Behörden, öffentlichen<br />
Verkehrsunternehmen und Privatkunden<br />
eine Entscheidungshilfe beim Neukauf<br />
von Fahrzeugen bieten.<br />
Den Vertrag über das auf zwei Jahre<br />
ausgelegte Projekt mit einem höheren<br />
sechsstelligen Auftragsvolumen haben<br />
beide Seiten Anfang des Jahres unterschrieben.<br />
Das Clean-Vehicle-Portal wird<br />
europaweit in 27 Sprachen angeboten<br />
und umfasst Personen- und Lastkraftwagen,<br />
Wohnmobile, und Busse.<br />
mgleichmann@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Matthias Gleichmann<br />
0511 986-2079
<strong>TÜV</strong> NORD CERT begleitet Satellitenprojekt Gauss<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
Das Europäische Satellitennavigationssystem<br />
Galileo ist ein gemeinsames<br />
Projekt der Europäischen Union und der<br />
Europäischen Weltraumorganisation.<br />
Es soll weltweit Daten zu einer genauen<br />
Positionsbestimmung liefern und ähnelt<br />
im Aufbau dem US-amerikanischen<br />
Navstar-GPS und dem russischen<br />
Glonass-System. Die zukunftsträchtige<br />
Technik soll im Gegensatz zum amerikanischen<br />
GPS-System einen Standort<br />
zentimetergenau bestimmen können.<br />
Galileo ermöglicht so die Ortung von<br />
Menschen, Fahrzeugen, Paketen,<br />
Containern, Gebäuden oder stationären<br />
Empfängern. Damit kann das System<br />
auch bei Landeanflügen oder Hafeneinfahrten,<br />
bei der Erschließung von<br />
Energiequellen, der Überwachung von<br />
Pipelines, Gefahrguttransporten oder<br />
Rettungsdiensten eingesetzt werden<br />
(siehe hierzu auch den Artikel Bewegte<br />
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK<br />
Das Europäische Satellitennavigationssystem Galileo wird weltweit Daten zur Positionsbestimmung liefern. Galileo soll nach dem Willen der Planer noch<br />
genauer als das amerikanische GPS-System einen Standort bestimmen können und ermöglicht die Ortung von beispielsweise Menschen, Fahrzeugen,<br />
Paketen, Containern, Gebäuden oder stationären Empfängern.<br />
Ladung – Auf der Spur der Container<br />
ab Seite 6 in dieser <strong>explore</strong>:-Ausgabe).<br />
Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit haben<br />
hierbei höchste Priorität. Mögliche<br />
Risiken müssen deshalb im Voraus<br />
untersucht und bewertet werden. Das<br />
geschieht derzeit im Galileo Zentrum<br />
für sicherheitskritische Anwendungen,<br />
Zertifizierungen und Dienstleistungen<br />
Gauss (Galileo Applications and Users<br />
in the Domain of Safety, Security &<br />
Certification). Am Forschungsflughafen<br />
Braunschweig bündelt Gauss Kompetenzen<br />
von Unternehmen, Hochschulen<br />
und Forschungseinrichtungen, die<br />
Zertifizierungen von Geräten, Software<br />
und Betriebsverfahren technisch und<br />
wirtschaftlich umsetzen. <strong>TÜV</strong> NORD<br />
CERT begleitet das Hightech-Projekt bei<br />
Prüf- und Zertifizierungsanforderungen.<br />
„Was passiert, wenn das System ausfällt<br />
oder fehlerhafte Daten aus dem All zum<br />
Boden sendet? In enger Zusammen-<br />
arbeit mit dem Institut für Flugführung<br />
der TU Braunschweig erarbeiten unsere<br />
Fachleute dazu bestimmte Szenarien<br />
und analysieren dann die Leistungsfähigkeit<br />
der Systeme“, beschreibt Professor<br />
Dr. Ulrich Adolph von <strong>TÜV</strong> NORD<br />
CERT die wesentliche Herausforderung.<br />
„Außerdem sollen die Signale von Galileo<br />
mit denen von GPS kompatibel sein.<br />
Wir müssen künftig Hard- und Software<br />
gründlich unter die Lupe nehmen, um<br />
die notwendigen Sicherheitsnachweise<br />
führen zu können und die Konformität zu<br />
zertifizieren“, sagt Professor Dr. Adolph.<br />
uadolph@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr. Ulrich Adolph<br />
0201 825-2460<br />
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK 2/2010 - 05
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK<br />
Revolutioniert Steer-by-Wire das Lenken im Fahrzeug?<br />
Steer-by-Wire könnte das Lenken von<br />
Fahrzeugen revolutionieren. Statt einer mechanischen<br />
Verbindung zwischen Lenkrad<br />
und Achse ermöglicht eine neue Technik,<br />
Fahrzeuge elektronisch zu lenken. Daran<br />
arbeitet die Steer-by-Wire Working Group<br />
seit 2004. Das Institut für Fahrzeugtechnik<br />
und Mobilität (IFM) von<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Mobilität ist mit<br />
dabei und von Anfang an<br />
als technisches Aufsichtsorgan<br />
involviert. Ziel ist es,<br />
eine Art Patentrezept zu<br />
entwickeln, um Verlässlichkeit,<br />
Interoperabilität und<br />
Sicherheit zu optimieren<br />
sowie gemeinsam eine<br />
Plattform auszuarbeiten.<br />
Die Aktivitäten umfassen<br />
die Analyse von Normen, Achse, fällt weg.<br />
gesetzlichen Richtlinien<br />
und das Ableiten von funktionalen und<br />
sicherheitstechnischen Anforderungen.<br />
Grundlage für die Arbeit der Arbeitsgruppe<br />
bilden die Normen IEC 61508 und<br />
ISO 13849. „Unsere Herausforderung<br />
liegt darin, ein System zu schaffen,<br />
das sicher, komfortabel und einfach zu<br />
produzieren ist, außerdem soll es von<br />
künftigen Nutzern akzeptiert werden“,<br />
sagt Björn Kurzke vom IFM.<br />
06 - <strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK 2/2010<br />
Steer-by-Wire lenkt Fahrzeuge<br />
elektronisch: Die Lenksäule, die<br />
Verbindung zwischen Lenkrad und<br />
Weil die Lenksäule wegfällt, können<br />
Designer den Fahrzeuginnenraum frei<br />
gestalten. Ein Joystick könnte zudem<br />
das Lenkrad ersetzen. Mit Steer-by-<br />
Wire lässt sich die Lenkunterstützung<br />
mehr auf Gegebenheiten anpassen,<br />
als dies bei der heutigen Servolenkung<br />
möglich ist. So<br />
würden beispielsweise<br />
Vibrationen, die genau<br />
bei dieser auftreten<br />
können, der Vergangenheit<br />
angehören.<br />
Künftige Lenksysteme<br />
müssen funktionelle<br />
und sicherheitsspezifische<br />
Anforderungen<br />
aller Interessengruppen<br />
erfüllen. „Steer-by-Wire<br />
muss als sichere Alternative<br />
zu mechanischen<br />
Lösungen angesehen werden“, sagt<br />
Kurzke, „da ran arbeiten wir.“<br />
bkurzke@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Björn Kurzke<br />
0201 825-4122<br />
Industrie: Brandschutz steht bei Sonderbauten im Fokus<br />
Auf Betreiber so genannter Sonderbauten<br />
kommen in <strong>Nord</strong>rhein-Westfalen geänderte<br />
Vorschriften zu. Alle Prüfungen der<br />
seit Jahresende gültigen Prüfverordnung<br />
werden künftig in <strong>Nord</strong>rhein-Westfalen<br />
von Sachverständigen vorgenommen. Bis<br />
Jahresende durften einige dieser Prüfungen<br />
auch Sachkundige ausführen. Mit der<br />
nun gültigen Prüfverordnung NRW hat<br />
das Land die Vorschriften an bestehende<br />
Regeln der meisten anderen Länder<br />
angepasst. „Wir unterstützen Sonder-<br />
bauten-Betreiber bei der Umsetzung ihrer<br />
neuen Prüfpflichten“, sagt Klaus Kargoll.<br />
Er leitet das strategische Geschäftssegment<br />
Immobilien bei <strong>TÜV</strong> NORD Systems.<br />
Im Fokus der geänderten Prüfvorschrift<br />
stehen gerade Anlagen, die in direktem<br />
Zusammenhang zum Brandschutz<br />
stehen oder zur Vermeidung besonderer<br />
Gefahren dienen wie Brandmeldeanlagen.<br />
Prüfungen nach der Prüfverordnung<br />
NRW sind vor Inbetriebnahme, nach<br />
wesentlichen Änderungen vor Wieder-<br />
Zertifzierungen in der Wald-<br />
und Forstwirtschaft<br />
Umweltgerechte, sozialverträgliche und<br />
ökonomisch tragfähige Nutzung der<br />
Wälder und deren Holzvorräte ist das<br />
Ziel der Zertifizierung für die Wald- und<br />
Forstwirtschaft. <strong>TÜV</strong> NORD CERT<br />
zertifiziert holzverarbeitende Betriebe,<br />
die ihr Engagement für die Umwelt und<br />
ihr verantwortliches wirtschaftliches<br />
Agieren unter Beweis stellen wollen.<br />
Schließlich stehen im Markt für Holzprodukte<br />
inzwischen verstärkt auch<br />
Ressourcenschonung sowie ethisch<br />
korrekte Waldbewirtschaftung und<br />
Weiterverarbeitung im Mittelpunkt des<br />
Interesses kritischer und umweltbewusster<br />
Verbraucher. <strong>TÜV</strong> NORD CERT<br />
ist jetzt als eines von wenigen Unternehmen<br />
akkreditiert worden, die sowohl<br />
nach Kriterien des Forest Stewardship<br />
Council (FSC) als auch nach denjenigen<br />
des Programme for the Endorsement<br />
of Forest Certification Schemes (PEFC),<br />
einem Programm für die Anerkennung<br />
von Waldzertifizierungssystemen, Zertifikate<br />
vergeben kann.<br />
ojanson-mundel@tuev-nord.de<br />
inbetriebnahme sowie abhängig von<br />
der zu prüfenden Anlage nach drei oder<br />
sechs Jahren durch Sachverständige<br />
vorgeschrieben. Damit sind Prüffristen<br />
vereinheitlicht.<br />
kkargoll@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Dr. Ortrun Janson-Mundel<br />
0201 825-3404<br />
Kontakt:<br />
Klaus Kargoll<br />
0231 5186-265
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Mobilität und AutoDo! unterstützen weltweite Online-Fahrzeugvermarktung<br />
für MAN Nutzfahrzeuge<br />
Neben technischen Daten bildet die MAN<br />
TopUsed-Plattform auch rechtliche Aspekte<br />
und besondere Anforderungen, wie unterschiedliche<br />
Nutzlasten, länderspezifisch ab.<br />
Hermes: <strong>TÜV</strong> NORD CERT bestätigt Kundenzufriedenheit Mit Risikobewertung<br />
Haftungsrisiken erkennen<br />
mbrandmaier@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Michael Brandmaier<br />
040 8557-2158<br />
Den Kundenservice der Hermes Logistik<br />
Deutschland hat <strong>TÜV</strong> NORD CERT erstmals<br />
nach den Vorgaben für Geprüfte<br />
Kundenzufriedenheit zertifiziert. Das<br />
Call-Center des Logistikunternehmens<br />
in Hamburg erhielt das entsprechende<br />
Zertifikat mit dem Prädikat „gut“.<br />
Grundlage für die Beurteilung war eine<br />
wissenschaftlich fundierte und aussagekräftige<br />
Kundenbefragung.<br />
Der Kundenservice der Hermes Logistik<br />
Gruppe darf jetzt das Prüfzeichen Geprüfte<br />
Kundenzufriedenheit führen und damit seine<br />
offensive Kundenorientierung dokumentieren.<br />
In Zukunft werden jährlich Überwachungsaudits<br />
vorgenommen, welche die Gültigkeit des<br />
Prüfzeichens wiederum bestätigen müssen.<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Mobilität und Software-<br />
Spezialist AutoDo! unterstützen MAN<br />
TopUsed bei der weltweiten Online-<br />
Vermarktung von gebrauchten Nutzfahrzeugen.<br />
Das AutoDo!-Fahrzeugvermarktungssystem<br />
AMO (Automobil Marketing<br />
Online) wurde hierzu umfassend<br />
erweitert. Nutzer können auf Angebote,<br />
Fahrzeuglisten und Excel-Tabellen<br />
schon in Deutsch, Englisch, Spanisch,<br />
Italienisch und Niederländisch zugreifen.<br />
Weitere Sprachen folgen. Somit können<br />
MAN TopUsed-Verkäufer weltweit das<br />
System schnell und effizient bedienen.<br />
Jeder TopUsed-Verkäuferarbeitsplatz<br />
kann mit unterschiedlichen Berechtigungen<br />
versehen werden. Das System ist<br />
auf die umfangreichen Anforderungen<br />
Die Hermes Logistik Gruppe Deutschland<br />
gehört zu den erfolgreichen Logistik<br />
unternehmen Europas und hat sich<br />
hier zum größten postunabhängigen<br />
Paketzusteller für Unternehmen an<br />
Privatpersonen oder für Privatpersonen<br />
untereinander entwickelt. Hermes verfügt<br />
mit 14.000 Paketshops bundesweit<br />
über das größte nationale Netzwerk von<br />
Annahmestellen für den Paketversand.<br />
Eine solche Entwicklung setzt Zufriedenheit<br />
der Kunden mit dem Unternehmen<br />
voraus. <strong>TÜV</strong> NORD CERT hat Ende<br />
2009 Hermes-Kunden befragt. Das<br />
Ergebnis: Bei allen Prüfungskriterien lag<br />
das Unternehmen besser als der für die<br />
Note „gut“ geforderte Wert.<br />
des Nutzfahrzeugvertriebs mit mehr als<br />
100 Aufbauarten und über 50 Anhängertypen<br />
ausgelegt.<br />
„Wir sehen AutoDo! als Maßstab für<br />
individuelle Online-Vermarktung und<br />
rechnen mit weiteren Nutzfahrzeugherstellern<br />
und -händlern“, so Andreas<br />
Köhl, Key-Account-Manager im Bereich<br />
Gebrauchtwagen-Management bei <strong>TÜV</strong><br />
NORD Mobilität.<br />
akoehl@tuev-nord.de<br />
rbock@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Andreas Köhl<br />
0511 986-2127<br />
Welches Risiko geht von Anlagen aus?<br />
Diese Frage verfolgen nun Fachleute<br />
von <strong>TÜV</strong> NORD Systems, die im Thema<br />
funktionale Sicherheit zu Hause sind. Sie<br />
prüfen Steuerungen und Schutzeinrichtungen,<br />
und zwar von Feuerungs- und<br />
Krananlagen sowie von verfahrenstechnischen<br />
Anlagen in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen. Solche Sicherheitsnachweise<br />
müssen für Maschinen und Anlagen nach<br />
der Betriebssicherheitsverordnung vorgehalten<br />
werden. „Wir wollen mit unserer<br />
Arbeit das Risiko von Anlagen ermitteln,<br />
um so die richtige Auslegung von Steuerungen<br />
zu beurteilen“, sagt Rüdiger Bock,<br />
Produktmanager für Funktionale Sicherheit<br />
bei <strong>TÜV</strong> NORD Systems.<br />
Kontakt:<br />
Rüdiger Bock<br />
0531 2390-212<br />
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK 2/2010 - 07
<strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK<br />
BSH-Anerkennung für die<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Gruppe<br />
Seit über 15 Jahren zertifiziert die <strong>TÜV</strong> NORD<br />
Gruppe als akkreditierte Zertifizierungsstelle<br />
komplette Windenergieanlagen, Komponenten<br />
und Projekte.<br />
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und<br />
Hydrographie (BSH) hat die <strong>TÜV</strong> NORD<br />
Gruppe offiziell als Zertifizierer für die<br />
konstruktive Ausführung von Offshore-<br />
Windenergieanlagen anerkannt. Damit<br />
bestätigt das BSH die Zertifizierungsleistungen<br />
der <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe im<br />
Rahmen der deutschen Offshore-Windenergieprojekte<br />
hinsichtlich Standards in<br />
Design, Konstruktion und Ausführung.<br />
Betreiber von Offshore-Windenergieanlagen<br />
müssen mit der Zertifizierung das<br />
Erfüllen rechtlicher und sicherheitstechnischer<br />
Aspekte im Sinne der Seeanlagenverordnung<br />
nachweisen.<br />
Im Zertifizierungsprozess von Offshore-<br />
Windenergieprojekten wird der komplette<br />
Windpark vom Sicherheitskonzept<br />
über die Statik bis zur Fertigung und<br />
Inbetriebnahme geprüft. „Die offizielle<br />
Anerkennung durch das BSH bestätigt<br />
die Qualität unserer Zertifizierungsdienstleistungen<br />
auf dem Gebiet der<br />
Offshore-Windenergieanlagen“, sagt Uta<br />
Wolf, Vertriebsleiterin Windenergie in der<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Gruppe.<br />
Kontakt:<br />
Uta Wolf<br />
040 8557-2417<br />
08 - <strong>TÜV</strong> NORD NETZWERK 2/2010<br />
Leistungsstark in Sachen<br />
Windenergie<br />
Windenergieanlagen sind während des<br />
Betriebs hohen Belastungen ausgesetzt.<br />
Daher hat das International Electrotechnical<br />
Commitee (IEC) Richtlinien erlassen,<br />
um die Planung, Errichtung und Betriebssicherheit<br />
von Windenergieanlagen<br />
zu gewährleisten. Zur Umsetzung dieser<br />
Richtlinien sind Sachverständige der <strong>TÜV</strong><br />
NORD Gruppe weltweit im Einsatz. Das<br />
Unternehmen ist als Zertifizierungsstelle<br />
nach allen internationalen Regelwerken<br />
akkreditiert.<br />
Die <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe begleitet weltweit<br />
Blatttests von Windenergieanlagen.<br />
Ingenieure der <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe<br />
unterstützen Hersteller von Rotorblättern<br />
bei Auslegungsberechnungen und überwachen<br />
das Anfertigen von Prototypen.<br />
Um die Sicherheit und die geplante Betriebsdauer<br />
zu gewährleisten, begleiten<br />
die Sachverständigen bei neuen Serien<br />
statische und dynamische Blatttests;<br />
denn bei der Auslegung eines Rotorblatts<br />
werden immer noch Abschätzungen<br />
bei der Berechnung vorgenommen.<br />
uwolf@tuev-nord.de kmarrek@tuev-nord.de<br />
Kontakt:<br />
Karl-Heinz Marrek<br />
040 8557-2368<br />
Messen, Fachtagungen, Kongresse:<br />
Treffpunkt <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe<br />
Mai bis Juni (Auszug)<br />
WorldTunnel Congress<br />
14. bis 20. Mai, Vancouver, Kanada<br />
Stand: 114<br />
Aachen International Mining Symposia<br />
26. bis 27. Mai, Aachen<br />
CARBON EXPO 2010<br />
26. bis 28. Mai, Kölnmesse<br />
Halle 11.1, Stand: 037<br />
Interschutz 2010<br />
7. bis 12. Juni, Leipzig<br />
Stand: Freigelände, C69<br />
Power-GEN Europe 2010<br />
8. bis 10. Juni, Amsterdam, Niederlande<br />
Stand: P105<br />
INTERSOLAR 2010<br />
9. bis 11. Juni, Neue Messe München<br />
Halle B5, Stand: B5.171<br />
EAGE 2010<br />
14. bis 17. Juni, Barcelona, Spanien<br />
Impressum<br />
Verlag und Herausgeber:<br />
<strong>TÜV</strong> NORD AG, Am <strong>TÜV</strong> 1, 30519 Hannover<br />
www.tuev-nord.de, presse@tuev-nord.de<br />
Erscheinungsweise: viermal jährlich<br />
Redaktion:<br />
<strong>TÜV</strong> NORD AG, Konzern-Kommunikation<br />
Jochen May (V.I.S.d.P.)<br />
Konzeption und Gestaltung:<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Gruppe, 30159 Hannover<br />
Gestaltung:<br />
Muth Kommunikation GmbH,<br />
22453 Hamburg, www.muthkomm.de<br />
Satz, Lithographie und Druck:<br />
diaprint KG, 30952 Ronnenberg-Empelde,<br />
www.diaprint.de<br />
Fotos:<br />
Esa - 2005 - P. Carril (S. 1, 5), Hermes (S. 7), jensen<br />
media (S. 4), MAN Group (S. 7), <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe<br />
(S. 2, 3, 4, 5, 7, 8)
Technische Fingerübung | Entdeckung<br />
Technische Fingerübung<br />
Von Tanja Krämer<br />
Damit Roboter universell eingesetzt werden können,<br />
brauchen sie gute Greifmechanismen.<br />
Bei neuen Modellen<br />
orientieren sich Forscher an der<br />
menschlichen Hand. Die jedoch<br />
ist nicht leicht nachzubilden.<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 19
Die DLR-Hand II hat drei Finger und zusätzlich einen Daumen. Motoren und Elektronik sind in die Hand integriert,<br />
einzig aus dem Handgelenk ragen einige Kabel, die mit dem Roboter verbunden werden.<br />
Sanft umschließt die rechte Hand eine<br />
Plas tikdose, vorsichtig schrauben die Finger<br />
der linken den gelben Deckel ab. Dann<br />
tippt Justin mit dem Zeigefinger feinfühlig<br />
auf die gekippte Dose: Eistee-Granulat rieselt<br />
in ein bereitgestelltes Glas. Nun noch<br />
ein paar Schlucke Wasser aufgießen, und<br />
fertig ist der süße Durstlöscher. Eine simple<br />
Handreichung, könnte man meinen. Doch<br />
Justin ist nicht irgendwer. Justin ist ein<br />
Roboter aus dem Institut für Robotik und<br />
Mechatronik des Deutschen Zentrums für<br />
Luft- und Raumfahrt (DLR) im bayerischen<br />
Oberpfaffenhofen. Seine Hände gehören<br />
zu den fortschrittlichsten Roboterhänden<br />
der Welt: Sie können Wasser einschenken,<br />
20 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
zerbrechliche Gegenstände transportieren,<br />
aber auch kräftig zupacken, um eine<br />
Kiste mit Obst hochzuheben. Während der<br />
Münchner Automatica 2010 wird Justin im<br />
Juni seine Fingerfertigkeit präsentieren.<br />
Entwickelt wurden die modernen Greifer<br />
von einem Team aus Elektronikern,<br />
Ingenieuren, Informatikern und Mechatronikern,<br />
die über Jahre und in vielen<br />
Schritten aus einem ersten Prototypen<br />
eine kunstvolle Hand schufen, die mit fünf<br />
Fingern, einem Handballen und einem<br />
beweglichen Daumen der Hand eines<br />
Menschen erstaunlich nahe kommt. Bei<br />
der Entwicklung merkten die Forscher<br />
Entdeckung | Technische Fingerübung<br />
aber auch eines: wie komplex die Bewegungsabläufe<br />
sind, die wir tagtäglich mit<br />
unseren Händen ausführen.<br />
Menschenhand ist ideal<br />
„Die menschliche Hand ist für viele Aktivitäten<br />
in unserem Alltag einfach ideal“,<br />
sagt Christoph Borst, Informatiker und<br />
Koordinator des Roboters Justin: „Weil der<br />
Daumen zu den anderen Fingern opponiert,<br />
kann man fest zugreifen. Gleichzeitig<br />
sind die Finger extrem beweglich.“ Alles<br />
Eigenschaften, die auch ein Roboter gut<br />
gebrauchen kann, wenn er im Alltag Aufgaben<br />
übernehmen soll. Darum forschen<br />
Robotik-Institute auf der ganzen Welt an<br />
Roboterhänden, die zwar Kraft haben,<br />
aber auch sanft sein können. Führend<br />
sind beispielsweise das Massachusetts<br />
Institute of Technology im US-amerikanischen<br />
Boston, die japanische Waseda-<br />
Universität mit ihrem zweiarmigen Roboter<br />
Twendy-One – und das DLR aus Bayern<br />
mit Justin.<br />
1998 stellten die Deutschen ihre erste Roboterhand<br />
vor, die DLR-Hand I. Sie hatte<br />
drei Finger mit jeweils drei Gliedern und<br />
einen zusätzlichen Daumen. Gesteuert<br />
wurde sie, indem ein Forscher seine Hand<br />
in einen so genannten Datenhandschuh<br />
steckte, der die Bewegungen aufzeichnete<br />
und an die künstliche Hand weiterleitete.<br />
Doch der Prototyp hatte viele Tücken: „Die<br />
Finger konnten noch nicht fest zugreifen,<br />
um etwa einen Hammer zu halten“, sagt<br />
Borst. Der Daumen war noch nicht ausgereift,<br />
und autonom agieren konnte die<br />
Hand auch nicht. Also optimierten die<br />
Forscher ihr Modell: 2004 präsentierten<br />
sie die DLR-HIT-Hand, entwickelt in Zusammenarbeit<br />
mit dem chinesischen Harbin<br />
Institute of Technology.<br />
Auch dieses Modell hat drei Finger und<br />
einen zusätzlichen Daumen. Die Finger<br />
verfügen jeweils über drei Gelenke. Motoren<br />
und Elektronik sind in die Hand
Technische Fingerübung | Entdeckung<br />
integriert, einzig aus dem Handgelenk<br />
ragen einige Kabel, die mit dem Roboter<br />
verbunden werden. Damit dieser weiß,<br />
was die Hand gerade tut, verfügt sie über<br />
Sensoren in jedem Gelenk. In den Fingerspitzen<br />
sind zudem Kontaktsensoren integriert.<br />
So kann der Roboter erkennen,<br />
mit welchem Druck er etwas festhalten<br />
muss.<br />
Auch optisch ist das Modell an der menschlichen<br />
Hand orientiert: Am Handballen ist<br />
eine Lebenslinie eingezeichnet, die Finger<br />
schließen mit angedeuteten Fingernägeln<br />
ab. 2007 erhielt das DLR für die Gestaltung<br />
der Hand den renommierten iF-Designpreis.<br />
Jeder Finger ein Roboter<br />
Für Christoph Borst aber ist eher die Technik<br />
entscheidend. „Im Grunde ist jeder<br />
Finger ein kleiner eigenständiger Roboter“,<br />
erklärt Borst. 1.000 Mal in der Sekunde<br />
sendet jeder Finger Daten seiner Sensoren<br />
an einen Rechner, zeitgleich erhält er von<br />
diesem Informationen über seine Umgebung,<br />
die Gegenstände im Raum und<br />
die Entfernung, welche die Arme schon<br />
zurückgelegt haben. So werden selbst<br />
feinste Bewegungsnuancen möglich.<br />
Riesige Rechner brauchen die Forscher für<br />
ihre Roboter allerdings nicht: „Uns reichen<br />
handelsübliche Computer“, sagt Borst.<br />
„Wenn man erst einmal weiß, wie man<br />
einen Roboter programmieren muss, ist<br />
die Handhabung gar nicht so komplex.“<br />
Inzwischen haben Borst und seine Kollegen<br />
eine Hand mit fünf Fingern ent wickelt.<br />
Das Vorgängermodell wurde schon mehrmals<br />
für Testzwecke an Forschungsinstitute<br />
aus dem In- und Ausland verkauft –<br />
für etwa 60.000 Euro pro Stück.<br />
Wie jedoch bringt man einem Roboter<br />
e igentlich bei, eine Tasse zu greifen oder<br />
eine Dose aufzuschrauben? „Eine Methode<br />
ist die gezielte Führung der Roboterhand“,<br />
sagt Borst. Ein Mitarbeiter lenkt die Hand<br />
Die DLR-HIT-Hand II besteht aus fünf Fingern mit jeweils vier Gelenken und ist dennoch kleiner und leichter als ihre<br />
Vorgängerin, die DLR-Hand I. Insgesamt 15 Motoren sind in Finger und Handwurzel integriert.<br />
dorthin, wo sie etwas greifen soll, und formt<br />
auch die Finger in die gewünschte Position.<br />
Der Roboter speichert die Bewegung<br />
ab und führt sie dann selbstständig aus.<br />
Das ist eine gute Methode für die immer<br />
gleichen Arbeitsschritte in der Industrie. Im<br />
Alltag aber tauge die Methode kaum, so<br />
Borst. Eine Tasse etwa, die nur ein wenig<br />
anders im Schrank steht als am Tag davor,<br />
würde den Automaten bereits vor Herausforderungen<br />
stellen.<br />
Der Roboter müsste selbstständig mit Kameras<br />
seine Umgebung wahrnehmen, die<br />
Tasse als solche erkennen und abschätzen,<br />
wie er sie am besten greifen kann.<br />
Keine leichte Aufgabe. Aber auch daran<br />
forschen die Mitarbeiter des DLR bereits.<br />
BUCHTIPP:<br />
Mechanics and Control of Soft-fingered<br />
Manipulation von Takahiro Inoue und<br />
Shinichi Hirai, Springer-Verlag, Berlin,<br />
2008, ISBN 978-1848009806,<br />
245 Seiten, 98,50 Euro<br />
LINKS:<br />
www.dlr.de/rm<br />
http://robotic.media.mit.edu/<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 21
22 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
Mensch | Am Anfang war die Hand<br />
Am Anfang war die Hand<br />
Von Dr. Joachim Czichos<br />
Die einzigartige feinmotorische Beweglichkeit der menschlichen Hand beruht<br />
nicht nur auf ihrer Anatomie, sondern auch auf hoch entwickelten Steuerzentren<br />
im Gehirn. Die koordinierte Evolution von Hand und Hirn führte zum einen dazu,<br />
dass die ersten Menschen immer bessere Werkzeuge und Waffen herstellten.<br />
Zum anderen wurde dadurch auch eine Kommunikation über Handzeichen möglich,<br />
aus der eine Wortsprache entstehen konnte.<br />
Die Hände sind die beweglichsten Teile des menschlichen Skeletts:<br />
Die mit 21 Gelenken verbundenen 27 Knochen einer Hand lassen<br />
sich durch die Aktivität von 33 Muskeln in viele unterschiedliche<br />
Stellungen bringen. Ein großer Teil dieser Muskeln ist Platz sparend<br />
in die Unterarme ausgelagert und steht über Sehnen in Verbindung<br />
mit einzelnen Handknochen. Vom Gehirn gelangen Signale über<br />
drei Nerven in jede Hand. In umgekehrter Richtung übertragen sie<br />
Tast-, Schmerz- und Temperaturempfindungen. Diese gehen von<br />
Sinneszellen aus, die in der Haut der Handinnenflächen in besonders<br />
hoher Dichte vorhanden sind. Die sensorische Rückkopplung<br />
ist Voraussetzung für die vielseitige Beweglichkeit der Hand, die<br />
damit Werkzeug und Sinnesorgan zugleich ist.<br />
Im Lauf der menschlichen Evolution vergrößerten sich die Schaltzentren<br />
in Klein- und Großhirn, welche die Bewegungen der Hände<br />
steuern. Verbesserte handwerkliche Fähigkeiten bildeten die<br />
Grundlage der vor 2,5 Millionen Jahren entstandenen Steinwerkzeugkultur.<br />
Besonders hilfreich waren dabei der für präzise Feinarbeiten<br />
nötige Pinzettengriff von Daumen und Zeigefinger sowie<br />
der Spitzgriff von Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Der Kraftgriff der<br />
ganzen Hand dagegen diente zum Halten und Tragen schwerer<br />
Gegenstände. Wie schon seine frühen Vorfahren setzt der moderne<br />
Mensch eine Hand, meist die rechte, bevorzugt ein. Warum aber<br />
90 Prozent der Menschen Rechtshänder sind, ist noch ungeklärt.<br />
Daumen und Zeigefinger sind aufgrund ihrer Stellung und Beweglichkeit<br />
nicht nur für die Greiffunktion von besonderer Bedeutung:<br />
Sie übernehmen auch die wichtigste Rolle beim Erzeugen von<br />
Handzeichen, die der visuellen Kommunikation dienen. So sind beispielsweise<br />
die offene Grußhand oder der auf die geschlossenen<br />
Lippen gelegte Zeigefinger eindeutige Botschaften. Neuere Untersuchungen<br />
zeigen, dass an der Verarbeitung von Gesten dieselben
Am Anfang war die Hand | Mensch<br />
Hirnregionen beteiligt sind wie bei der Interpretation von Sprache.<br />
Viele Forscher vermuten daher, dass sich die menschliche Sprache<br />
aus einer Zeichensprache entwickelt hat.<br />
Überbelastung und andere Ursachen können Gelenke, Sehnen,<br />
Muskeln und Nerven der Hände schädigen und die Beweglichkeit<br />
einschränken. Beim Karpaltunnelsyndrom wird der Mediannerv, der<br />
im Bereich der Handwurzelknochen in einer Rinne verläuft, eingeengt.<br />
Durch die Arbeit am Computer können sich chronische Schmerzen<br />
in Handgelenk und Unterarm entwickeln, das so genannte RSI-Syndrom,<br />
auch als Mausarm oder Maushand bezeichnet.<br />
Die amputierte Hand durch eine Prothese zu ersetzen, stellt große<br />
Herausforderungen an die Biotechnik. Eine bereits verfügbare<br />
myo elektrische Prothese steuert der Amputierte, indem er Muskeln<br />
im Stumpf anspannt und damit elektrische Spannungen im<br />
Mikrovoltbereich erzeugt, die für Elektroden auf der Haut messbar<br />
sind. Damit die künstliche Hand einen Gegenstand weder fallen<br />
lässt noch zerdrückt, ist ein Feedback zur richtigen Dosierung der<br />
Griffkraft nötig. Heute gibt es Prothesen, die sowohl ein rohes Ei<br />
ergreifen als auch eine Frisbeescheibe fangen können. Noch in<br />
der Erprobung ist der vom Unternehmen Otto Bock HealthCare<br />
in Duderstadt entwickelte Prototyp einer gedankengesteuerten<br />
Handprothesen: Kunstwerke der Biotechnik<br />
Armprothese mit einer fühlenden Hand. Projektleiter Dr. Hubert<br />
Egger: „In der Zeigefingerkuppe dieser Prothesenhand sind Mikrosensoren<br />
integriert, welche die Temperatur, die Griffkraft und<br />
die Oberflächenbeschaffenheit eines Objekts erfassen.“ In etwa<br />
vier Jahren könnte eine solche Prothese im Alltag einsetzbar sein.<br />
BUCHTIPPS:<br />
Die Hand – Geniestreich der Evolution von Frank R. Wilson,<br />
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek, 2002,<br />
ISBN 978-3499613388, 415 Seiten (vergriffen)<br />
Die Hand. Werkzeug des Geistes von Marco Wehr und Martin<br />
Weinmann, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg,<br />
2005, ISBN 978-3827415172, 407 Seiten, 15,50 Euro<br />
Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation von Michael<br />
Tomasello, Suhrkamp Verlag, Berlin, 2009,<br />
ISBN 978-3518585382, 416 Seiten, 39,80 Euro<br />
LINK:<br />
www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/schmerz/<br />
article/582863/<br />
trotz-armprothese-patient-fuehlt-druck-temperatur.html<br />
In den Fingergelenken einer Fluidhand befinden sich hydraulische Antriebe, so genannte flexible Fluidaktoren, die durch Miniaturpumpen gesteuerte, vielfältige Fingerbewegungen<br />
ermöglichen.<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 23
24 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
Mensch | Was uns emotional bewegt<br />
Was uns emotional bewegt<br />
Emotionen bewegen, weil es bei starken Gefühlen, gleich ob positiv<br />
oder negativ, zu Impulsen in bestimmten Hirnarealen und zu Hormonausschüttungen<br />
kommt. Gehirn und hormonelle Regulationsmechanismen<br />
arbeiten dabei eng zusammen und setzen wiederum<br />
eine Kaskade körperlicher Prozesse in Gang. So werden beispielsweise<br />
Atmungs- und Herzschlagfrequenz und damit die Durchblutung<br />
beeinflusst. Die Emotion äußert sich auch ganz offensichtlich<br />
im Erröten, in Mimik, Gestik oder Körperhaltung.<br />
So ist es plausibel, dass es umgangssprachlich heißt, etwas sei<br />
bewegend. Doch was passiert eigentlich im Körper, wenn Erlebtes<br />
emotional erregend ist? Gelehrte und Forscher beschäftigen sich<br />
seit Menschengedenken mit der Frage, wie Emotionen überhaupt<br />
entstehen, und es gibt viele Theorien, welche Einflüsse dazu beitragen.<br />
Eindeutig ist, dass physiologische, rein körperliche Aspekte<br />
ein zentraler Faktor sind. Hier spielen neuronale Reaktionen eine<br />
essenzielle Rolle, die ihrerseits vegetative Reaktionen unmittelbar<br />
in Gang setzen sowie Hormonausschüttungen in die Wege leiten<br />
können. Der Hirnanhangsdrüse kommt eine zentrale Regelfunktion<br />
zu. Die Ausschüttung von Hormonen hat dabei unterschiedliche<br />
Wirkungen: Oxycytin beispielsweise beeinflusst die Entstehung von<br />
Bindungen; Serotonin, Dopamin und Noradrenalin hängen eng mit<br />
Aggressionen zusammen, das Steroidhormon Cortisol mit Stress<br />
und Erregung.<br />
Am Hormonspiegel und an körperlichen Reaktionen allein lässt sich<br />
allerdings nicht ablesen, welche Emotion im Augenblick vorherrscht;<br />
so können zum Beispiel sowohl Angst als auch Aggression oder sexuelle<br />
Erregung zu erhöhter Herzfrequenz und höherem Blutdruck<br />
führen. Die Einordnung erfolgt je nach Kontext. Die physiologischen<br />
Reize, wie Herzrasen oder Erröten, werden aus der jeweiligen Situation<br />
heraus interpretiert. Außerdem spielt die Verarbeitung von Reizen<br />
in bestimmten Hirnregionen ebenfalls eine entscheidende Rolle.<br />
Von Cornelia Dick-Pfaff<br />
Liebe, Hass, Euphorie und Freude, Zorn oder Angst: Eine breite<br />
Palette unterschiedlicher Gefühle kann Bewegung emotionaler<br />
Art ins Leben bringen. Und auch wenn es zunächst eher im<br />
übertragenen Sinne so scheint, dass sich dabei etwas bewegt,<br />
so kommt bei Gefühlsregungen jedweder Art doch auch<br />
tatsächlich Bewegung in den Körper.<br />
So sind daran zum Beispiel der Mandelkern beteiligt sowie das so<br />
genannte limbische System, das eine Art emotionales Gedächtnis<br />
ist. Damit lassen sich Emotionen also als Summe körperlicher Reaktionen<br />
und kognitiver Prozesse verstehen, welche diese einordnen.<br />
Gefühl und Gen<br />
Aktuelle Forschungen belegen, dass auch die Gene an der Regulierung<br />
von Emotionen beteiligt sein können. Wer eine bestimmte<br />
Mutation in einem Gen für Opioidrezeptoren trägt, reagiert stärker<br />
auf soziale Zurückweisung als Menschen, welche die herkömmliche<br />
Genvariante haben. Dass diese Art Emotion an Opioidrezeptoren<br />
gekoppelt ist, liefert einen Hinweis darauf, warum emotionaler<br />
Schmerz auch beinahe körperlich schmerzen kann.<br />
BUCHTIPPS:<br />
Die Macht der Emotionen und wie sie unseren Alltag<br />
bestimmen von François Lelord und Christophe André, Piper,<br />
2007, ISBN 978-3492246316, 397 Seiten, 12,95 Euro<br />
Das Netz der Gefühle: Wie Emotionen entstehen<br />
von Joseph LeDoux, Deutscher Taschenbuch Verlag, 2001,<br />
ISBN 978-3423362535, 384 Seiten, 11,50 Euro<br />
Emotionen – Entwicklung und Regulation<br />
von Manfred Holodynski, Springer-Verlag, Berlin, 2005,<br />
ISBN 978-3540245858, 234 Seiten, 19,95 Euro<br />
LINKS:<br />
Ausführliche Informationen zu Emotionen:<br />
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/EMOTION/
Kinder in Bewegung | Leben<br />
Kinder in Bewegung<br />
Von Cornelia Dick-Pfaff<br />
Rennen, springen, toben und spielen an der frischen Luft: Dass Kinder bei Wind und Wetter draußen<br />
sind und ihrem Bewegungsdrang freien Lauf lassen, ist heute nicht unbedingt selbstverständlich. Häufig<br />
wird drinnen gespielt, meist ohne viel Bewegung, viel zu oft sitzen Kinder vor Fernseher oder Computer.<br />
Aber wie lassen sich Kinder heutzutage zu mehr Bewegung bewegen? Und können elektronische<br />
Spielereien vielleicht sogar dazu beitragen?<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 25
Erst vor wenigen Jahren hatten Forscher<br />
der Universität Karlsruhe herausgefunden,<br />
dass es bei der Jugend hierzulande um<br />
das Interesse an Bewegung nicht so gut<br />
bestellt ist. Die bundesweite Befragung<br />
von mehr als 4.500 Kindern und Jugendlichen<br />
zeigte: Körperliche Aktivität gehört<br />
bei knapp 80 Prozent nicht zum täglichen<br />
Programm. Etwa 30 Prozent treiben sogar<br />
weniger als dreimal in der Woche Sport, allerdings<br />
sind 60 Prozent immerhin Mitglied<br />
in einem Sportverein. Jungen sind insgesamt<br />
aktiver als Mädchen.<br />
Ziehen statt schieben<br />
Kinder in Bewegung – das ist wohl nicht<br />
selbstverständlich an der Tagesordnung.<br />
Dabei haben Kinder eigentlich von Natur<br />
aus einen hohen Bewegungsdrang. „Man<br />
muss Kinder nicht motivieren, man muss<br />
sie lassen“, sagt Dr. Peter Kuhn, Privatdozent<br />
am Institut für Sportwissenschaften<br />
an der Universität Bayreuth. „Alle Kinder<br />
haben Spaß an Bewegung und möchten<br />
sich gerne bewegen. Kleinkinder spielen<br />
mit ihrer Laufkunst. Man soll sie lassen,<br />
die Bewegungsvielfalt kommt von allein.“<br />
Zuviel Reglementierung und zuviel Rückmeldung<br />
scheinbarer Fehler seitens Erwachsener<br />
können Kinder jedoch verunsichern,<br />
befangen machen und damit<br />
ausbremsen. Dann muss irgendwann<br />
tatsächlich zu mehr Bewegung motiviert<br />
werden. „Ziehen statt schieben“, empfiehlt<br />
Kuhn. Es sollte ein Angebot geschaffen<br />
werden, in dem Kinder Lust haben oder<br />
bekommen, sich zu betätigen, und sich<br />
in ihrer Bewegung wohl fühlen. Schlüsselelemente<br />
dazu sind Freiraum, Zeit und Material.<br />
„Ein Ball beispielsweise hat einen so<br />
hohen Aufforderungscharakter, da muss<br />
man gar nichts machen“, so Kuhn.<br />
Doch was können Verein, Kindergarten und<br />
Schule konkret dazu beitragen, dass Kinder<br />
Freude an körperlicher Aktivität entwickeln?<br />
„Vereine müssen Sport vermitteln“,<br />
meint Kuhn. Vielseitigkeit sei wichtig, aber<br />
auch Vorsicht, Kinder zu früh zum Wettkampfsport<br />
zu bringen. „Gut finde ich,<br />
wenn Schulen und Vereine Hand in Hand<br />
26 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
arbeiten.“ In der Schule ist es mitunter<br />
schwierig, da sich die Kinder dort in manchen<br />
Räumen oder Situationen bewegen<br />
dürfen oder sogar sollen, in anderen aber<br />
nicht. Doch auch in den normalen Unterricht<br />
lässt sich Bewegung laut Kuhn durchaus<br />
integrieren. „Man kann den Kindern<br />
vermitteln, dass sie sich schon bewegen<br />
dürfen, aber im Klassenzimmer eben nicht<br />
so arg“, sagt er. Laufdiktate, Rechenwandern<br />
und Bewegungspausen böten hier<br />
Möglichkeiten. „Aber Bewegung ist nicht alles.<br />
Kinder brauchen auch ein gutes Gefühl<br />
in der Ruhe, was sich beispielsweise über<br />
Traumreisen, Atemübungen oder asiatische<br />
Bewegungsformen erreichen lässt.“<br />
Die bewegliche Spielkonsole<br />
In einer Zeit, in der Technik, Fernsehen und<br />
Computer sowie Spielkonsolen den Alltag<br />
längst erobert haben, ist es aber auch<br />
nicht verwunderlich, dass Kinder nicht jede<br />
Minute ihrer Freizeit mit Toben oder Sport<br />
verbringen wollen. Über elektronische Spielereien<br />
zu mehr Bewegung zu motivieren,<br />
ist in jedem Fall zeitgemäß. So gibt es für<br />
tragbare Konsolen entsprechendes Zubehör<br />
in Form von Schrittzählern und speziellen<br />
Programmen, welche zu mehr Bewegung<br />
im Alltag animieren. Und auch die<br />
mit Bewegungs- und Gewichtssensoren in<br />
den Steuerungselementen ausgestattete<br />
Heimkonsole Wii von Nintendo verschafft<br />
zumindest ein wenig mehr Bewegung als<br />
herkömmliche Videospiele.<br />
Spaß an Bewegung fördert und vermittelt<br />
diese Art Videospiel durchaus, und Studien<br />
an Erwachsenen weisen nach, dass manche<br />
Wii-fit-Übungen den Energieverbrauch<br />
eindeutig erhöhen und mitunter immerhin<br />
ein Trainingsniveau erreichen, das dem von<br />
moderatem Sport gleicht. Die aktualisierte<br />
Fassung der Software Wii fit Plus gibt sogar<br />
an, welche Belastung entsteht oder welche<br />
Leistung erbracht wird. Gemessen wird<br />
dies in MET: 1 MET entspricht dabei dem<br />
Sauerstoffverbrauch in absoluter Ruhe.<br />
Sportlich gesehen ist die Konsole Wii also<br />
schon besser als das typische Couch-Po-<br />
Leben | Kinder in Bewegung<br />
tato-Dasein beim Fernsehen oder mit gewöhnlichen<br />
Konsolen. „Es ist spannend“,<br />
sagt Kuhn. „Aber wir können Kinder da<br />
nicht allein lassen.“ Die hohe Motivation, die<br />
durch die unmittelbare Rückmeldung darüber<br />
entsteht, was man soeben geschafft<br />
hat, birgt ebenso ein Suchtpotenzial. „Es<br />
wird an der Stelle problematisch, wo Abhängigkeiten<br />
entstehen oder eine Verdrängung<br />
der realen Aktivität stattfindet.“ Nicht<br />
zuletzt deshalb, weil diese Videospiele über<br />
die Bewegung Erlebnis- und Handlungsmöglichkeiten<br />
bieten, die in der realen Welt<br />
so nicht da sind, sind sie durchaus akzeptabel<br />
– wie bei so vielem, aber eben in einem<br />
gesunden Maß.<br />
BUCHTIPP:<br />
Ballschule Wurfspiele von Klaus Roth,<br />
Daniel Memmert und Renate<br />
Schubert, Verlag Hofmann,<br />
Schorndorf, ISBN 978-3778002117,<br />
150 Seiten, 19,80 Euro<br />
LINK:<br />
Was Kinder bewegt: das Projekt von<br />
Peter Kuhn und seinen Kollegen. In<br />
einer aufwändigen Studie hatten die<br />
Sportwissenschaftler unter die Lupe<br />
genommen, was Bewegung für Kinder<br />
bedeutet. Knapp 400 Schulkinder<br />
malten dafür Bilder, wie sie sich eine<br />
Schule mit mehr Bewegung vorstellen<br />
würden, im Klassenzimmer, im Sportunterricht<br />
und auf dem Pausenhof.<br />
Einen kleinen Teil der Kinder befragten<br />
sie zudem in einem umfassenden<br />
Interview.<br />
www.waskinderbewegt.de
Kinder in Bewegung | Leben<br />
INTERVIEW<br />
„Das Spielerische sollte im Vordergrund stehen“<br />
Interview mit dem Sport-Professor Daniel Memmert über Kindersport in Deutschland und den USA<br />
Welche Methode ist die beste, um Kinder an Sport heranzuführen?<br />
Und wie gehen andere Länder vor? Diese Fragen<br />
beantwortet Professor Dr. Daniel Memmert, Leiter des<br />
Instituts für Kognitions- und Sportspielforschung an der<br />
Sporthochschule Köln. Die Fragen stellte <strong>explore</strong>:-Autorin<br />
Tanja Krämer.<br />
Sie haben sich intensiv mit Kindersport beschäftigt und auffällige<br />
Unterschiede zwischen Europa und den USA festgestellt. Was ist<br />
besonders auffällig?<br />
In Deutschland und auch den anderen europäischen Ländern<br />
werden Kinder neben der Schule vorwiegend über Vereine an<br />
Sport herangeführt. Auffällig ist, dass immer mehr Kinder schon<br />
mit vier oder fünf Jahren in die Vereine eintreten, diese aber oft im<br />
Alter von 13 oder 14 Jahren wieder verlassen.<br />
Warum ist das so?<br />
Ein Grund hierfür ist, dass die Kinder sich sehr früh auf eine<br />
Sportart spezialisieren – und später die Lust verlieren.<br />
Wie ist das in anderen Ländern?<br />
In den USA und Japan gibt es beispielsweise kaum Vereine. Dort<br />
werden die Kinder nur über die Schule an den Sport herangeführt,<br />
wo sie sich ebenfalls sehr früh auf eine Sportart festlegen.<br />
In diesen Ländern nimmt die Schule auch einen anderen Stellenwert<br />
ein: Viele Kinder besuchen ihre Schulen den ganzen Tag –<br />
mit entsprechenden sportlichen Angeboten.<br />
Unterscheiden sich die Lehrmethoden voneinander?<br />
In den USA gibt es ein Konzept, das sogar in den Lehrplänen<br />
festgeschrieben ist: teaching games for understanding. Die Kinder<br />
werden nach dem Spielen angeregt, darüber nachzudenken<br />
und gezielt einzelne Aspekte zu üben, etwa das Fangen oder<br />
Werfen. In Deutschland hingegen stehen Spielreihen im Vordergrund,<br />
in denen die Anforderungen langsam gesteigert werden.<br />
Sie sind von beiden Methoden nicht überzeugt?<br />
Nicht für die Anfänger- oder Talentausbildung in frühen Kindesjahren.<br />
Eine Schwäche beider Konzepte ist die frühe Spezialisierung.<br />
Studien zeigen, dass es besser ist, Sportart-übergreifend zu arbeiten.<br />
Die Kinder sollten Kompetenzen erwerben, die sie später<br />
in vielen unterschiedlichen Sportspielen anwenden können. Wir<br />
praktizieren das mit Schulen und Vereinen, indem wir Lehrer und<br />
Trainer speziell ausbilden oder durch Studenten selbst Kurse in<br />
der Schule anbieten. Dabei stoßen wir auf viel positive Resonanz.<br />
Was ist der Vorteil dieses Konzepts?<br />
Man kann das wie eine Basis-Ausbildung verstehen, vergleichbar<br />
mit dem ABC. Es wird eine breite Grundlage gelegt, und die<br />
Kinder haben die Chance, in unterschiedliche Sportarten hineinzuschnuppern.<br />
Später können sie dann entscheiden, welche sie<br />
am interessantesten finden. Außerdem fördert es die taktische<br />
Kreativität, weil der Einsatz von unterschiedlichen motorischen<br />
Fertigkeiten die Spieler veranlasst, Situationen immer wieder auf<br />
eine andere, neue Art anzugehen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Professor Memmert.<br />
Professor Dr. Daniel Memmert ist Leiter des Instituts für Kognitions- und Sportspielforschung<br />
an der Sporthochschule Köln.<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 27
Sich regen<br />
bringt Segen<br />
28 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
Leben | Sich regen bringt Segen<br />
Von Paul Lampe<br />
Sport befreit, macht gute Laune und entspannt. Das wissen viele Menschen aus eigener Erfahrung.<br />
Die moderne Forschung bestätigt, dass Bewegung gesund für den Körper ist – und für Psyche und Geist.<br />
Schon Platon wusste, dass Geist und Körper zusammengehören.<br />
In seinem Werk Der Staat schrieb er: „Für diese beiden Anlagen<br />
gab, so glaube ich, ein Gott dem Menschen die zwei Künste<br />
der Musik und der Gymnastik, für das Mutvolle und das Geistige<br />
in ihm, nicht für die Seele und den Leib getrennt ..., sondern für<br />
beide Anlagen gemeinsam, damit sie in maßvoller Spannung und<br />
Lockerung zur Harmonie zusammenklingen.“<br />
Die Forschung hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend<br />
der Wirkung von Gymnastik auf Körper und Geist angenommen.<br />
Viele Studien belegen, dass regelmäßiges körperliches Training vor<br />
Schlaganfall und Herzinfarkt schützt. Dass man aber mit Sport auch<br />
sein Gehirn und damit seine kognitiven, sozialen und emotionalen<br />
Fähigkeiten bildet, ist eine Erkenntnis, die Neurowissenschaftler<br />
erst seit Kurzem belegen können.<br />
Das Gehirn fit halten<br />
Heute weiß man, dass sich das Gehirn lebenslang neu<br />
strukturieren kann. Diese als Neuroplastizität bezeichnete<br />
Eigenschaft des Gehirns wird wesentlich beför-<br />
dert durch das Protein brain-derived neurotrophic factor (BDNF),<br />
das 1980 entdeckt wurde. BDNF wirkt wie Dünger auf die Gehirnzellen.<br />
Es regt das Gehirn an, neue Neuronen und neue Synapsen<br />
zu bilden, und schützt sie vor dem Verfall. Je mehr BDNF unser<br />
Gehirn enthält, desto besser und schneller lernen wir. Wenn wir<br />
uns bewegen, produzieren wir BDNF.<br />
Dass Sport das Gehirn bis ins hohe Alter fit halten kann, hat die<br />
Altersforscherin Ursula Staudinger von der Jacobs-Universität in<br />
Bremen bewiesen. Sie teilte etwa einhundert Menschen im Alter<br />
von 65 bis 75 Jahren in drei Gruppen mit unterschiedlichen Bewegungsprogrammen<br />
auf. <strong>Nord</strong>ic Walking, Koordinationssport oder<br />
Entspannungstraining standen auf dem Programm, ein Jahr lang<br />
und drei Mal die Woche. Das Ergebnis war eindeutig: Die auf Ausdauer<br />
und Koordination trainierten Teilnehmer konnten bei Tests<br />
ihre Gehirnareale effektiver nutzen als die mit Entspannungstraining.<br />
„Es gibt Hinweise darauf, dass sich im Gehirn durch sportliche<br />
Aktivität mehr Verknüpfungen zwischen einzelnen Neuronen<br />
ausbilden, die eine erhöhte Leistungsfähigkeit des Gehirns zur<br />
Folge haben“, sagt Professor Ursula Staudinger.
Sich regen bringt Segen | Leben<br />
Sport ist gut für die Psyche<br />
Auch für die Psyche ist Bewegung eine gute Medizin: Regelmäßiges<br />
Ausdauertraining hat eine fast ebenso positive Wirkung auf<br />
die Stimmung von Depressionspatienten wie die Einnahme eines<br />
gängigen Antidepressivums, so eine Studie der Duke University,<br />
North Carolina. Und Probanden eines sportlichen Trainingsprogramms<br />
an der Universität Sydney schnitten überdurchschnittlich<br />
gut bei Tests zur Selbstkontrolle ab. Sie berichteten zudem, dass<br />
sie sich in vielerlei Hinsicht „besser im Griff“ hätten. Sport scheint<br />
also das Gemüt positiv zu beeinflussen.<br />
Eine mögliche Begründung hierfür beschreibt John Ratey, Professor<br />
für klinische Psychiatrie an der Harvard Medical School: Als<br />
Jäger und Sammler legten die Menschen vor Hunderttausenden<br />
von Jahren täglich viele Kilometer auf der Suche nach Nahrung<br />
zurück. Darum seien wir genetisch auf ausdauernde Bewegung<br />
angelegt, die vom Gehirn gesteuert wird – ein fein abgestimmtes<br />
biologisches Gleichgewicht. Laut John Ratey ist darum der beste<br />
Rat, „sich an die Routine unserer Vorfahren zu halten: Jeden Tag<br />
gehen oder joggen, einige Male in der Woche laufen und ab und<br />
Vier Tipps für Körper und Geist<br />
1. Betreiben Sie regelmäßiges Ausdauertraining mit drei bis<br />
vier Trainingseinheiten pro Woche – beispielsweise Gehen,<br />
Laufen, Schwimmen oder Radfahren. Überfordern Sie sich<br />
nicht. 15 bis 30 Minuten reichen für den Anfang.<br />
2. Treffen Sie sich mit Freunden, diskutieren, spielen, tanzen Sie<br />
miteinander. Hören Sie zu. Trainieren Sie miteinander.<br />
3. Seien Sie neugierig. Lernen Sie etwas, was Sie noch<br />
nicht können.<br />
4. Lachen Sie. Beim Lachen betreibt der Körper<br />
Hochleistungssport.<br />
zu einen Sprint einlegen.“ Anschließend, empfiehlt er, sollten die<br />
beim Laufen gewonnenen Hirnpotenziale genutzt werden, indem<br />
man beispielsweise etwas Neues lernt oder liest. Womit wir wieder<br />
bei Platon wären.<br />
BUCHTIPPS:<br />
Superfaktor Bewegung von John R. Ratey und<br />
Eric Hagermann, VAK-Verlag, Kirchzarten, 2009,<br />
ISBN 978-3867310437, 350 Seiten, 18,95 Euro<br />
Schlau durch Sport von Christo Förster, Südwest Verlag,<br />
München, 2009, ISBN 978-3517084718, 144 Seiten,<br />
14,94 Euro<br />
Der Geist im Körper. Das Ich und sein Raum<br />
von Sandra und Matthes Blakeslee, Spektrum<br />
Akademischer Verlag, Heidelberg,<br />
ISBN 978-3827420992, 341 Seiten, 24,95 Euro<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 29
Die Deutschen umrunden zusammen jeden<br />
Tag mehr als 80.000 Mal die Erde.<br />
Es sind 3,21 Milliarden Kilometer, rechnet<br />
man die Wege vom Kind bis zum Greis<br />
zusammen, im Schnitt knapp 40 Kilometer<br />
pro Person pro Tag. Und mehr als die<br />
Hälfte davon, 58 Prozent, legen die Deutschen<br />
im Auto zurück, als Fahrer oder<br />
Mitfahrer. So die Werte für 2008 in der<br />
Studie Mobilität in Deutschland, erhoben<br />
bei 25.000 Haushalten im Auftrag des<br />
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und<br />
Stadtentwicklung. Im Vergleich zu 2002<br />
ist das Verkehrsaufkommen gestiegen:<br />
Damals waren es noch 3,04 Milliarden<br />
Kilometer, welche alle Deutschen zusammengenommen<br />
pro Tag zurücklegten.<br />
Doch was auf den ersten Blick anmutet<br />
wie das Bild einer ungebremsten<br />
Autofahrer-Nation, hält deutliche Überraschungen<br />
bereit. „Unter der Oberfläche<br />
brodelt es“, sagte Projektleiter Robert<br />
Follmer, als er die Studie im November<br />
präsentierte. „Dahinter steht nicht nur<br />
der demografische Wandel.“ Zusätzliche<br />
Wegekilometer wurden 2008 nicht mit<br />
dem Auto zurückgelegt, im Gegenteil,<br />
der Autoverkehr war teils sogar rückläufig.<br />
Außerdem sind Senioren mobiler,<br />
auch hinter dem eigenen Steuer. Junge<br />
Erwachsene hingegen nutzen das Auto<br />
deutlich seltener als früher, selbst wenn<br />
sie schon einen Führerschein haben. Und<br />
das Gros aller Wege dient nicht der Ar-<br />
Leben | Moderne Mobilität: Wie weit, wohin und wie?<br />
Moderne Mobilität:<br />
Wie weit, wohin und wie?<br />
Von Dörte Saße<br />
Wie viele Kilometer legt ein Deutscher am Tag zurück? Bewegt er<br />
sich bevorzugt zu Fuß, auf dem Rad, mit der Bahn, dem Auto oder<br />
dem Flugzeug? Und wie steht er im Vergleich zu seinen Nachbarn?<br />
30 - <strong>explore</strong>: 2/2010<br />
beit, sondern zu 53 Prozent der Freizeit<br />
und dem Einkaufen.<br />
Vom Reifen auf die Sohle<br />
Bis zum Jahr 1976 können Forscher dank<br />
unterschiedlicher Erhebungen zurückblicken.<br />
Drei Werte blieben über die Jahre nahezu<br />
konstant: Das Fahrrad sowie Busse<br />
und Bahnen kamen jeweils bei etwa 10<br />
Prozent aller Wege zum Einsatz, das Mitfahren<br />
im Auto bewegte sich immer um 14<br />
Prozent. Doch einander direkt entgegen<br />
stehen das Selbstfahren im Pkw und das<br />
Zufußgehen. 1976 waren sie noch vergleichbar<br />
beliebt: 32 Prozent der Wege am<br />
Steuerrad, 34 Prozent zu Fuß. Das driftete<br />
bis 1998 stark auseinander, hinauf bis auf<br />
45 Prozent fürs Auto und hinunter auf 22<br />
Prozent für Schus ters Rappen. Das jedoch<br />
war der Wendepunkt, weil sich über das<br />
folgende Jahrzehnt beide Werte einander<br />
ganz leicht wieder annäherten.<br />
Seltener im Auto, längere Wege<br />
Deutlicher wird das Bild, betrachtet man<br />
alle in Deutschland täglich zurückgelegten<br />
Wege in absoluten Zahlen: Von 2002 bis<br />
2008 steigerten sie sich um neun auf 281<br />
Millionen, die Menschen sind mobiler geworden.<br />
Dennoch blieb die Zahl der Autofahrten<br />
mit 121 Millionen stabil. Jene als<br />
Auto-Mitfahrer sank sogar von 44 auf 42<br />
Mobilität von 1976 bis 2008: Weniger zu Fuß, mehr mit dem Auto<br />
1998 war der Wendepunkt: Danach näherten sich die Werte für Selbstfahren im Pkw und Zufußgehen wieder an.
Moderne Mobilität: Wie weit, wohin und wie? | Leben<br />
Europa-Vergleich<br />
Auch im EU-Vergleich sind die Deutschen<br />
große Autofahrer. So legen nur<br />
Litauer, Isländer, Norweger, Briten und<br />
Niederländer mehr Personentransportkilometer<br />
mit dem eigenen Auto zurück,<br />
meldet eurostat, das statistische Amt<br />
der Europäischen Union. Bahnfahrzeuge<br />
aller Art sind im Vergleich ebenfalls beliebt,<br />
längere Distanzen fahren hier nur<br />
einsam an der Spitze die Ungarn, sowie<br />
Österreicher, Holländer, Franzosen<br />
und Rumänen. Busse sind andernlands<br />
deutlich verbreiteter, nur Franzosen und<br />
Millionen. Hingegen stiegen die aktiveren<br />
Varianten in der Beliebtheit um je drei bis<br />
vier Millionen: Fußwege auf 66 Millionen,<br />
Radstrecken auf 28 Millionen und Wege<br />
mit Bus und Bahn auf 24 Millionen. Die<br />
Deutschen sind zurzeit häufiger ohne Auto<br />
unterwegs als noch vor sechs Jahren. Allerdings<br />
legen sie mit jedem Verkehrsmittel<br />
längere Distanzen zurück – nur Fußwege<br />
und Radstrecken wurden etwas kürzer.<br />
Senioren „on the road“<br />
Viel deutlichere Entwicklungen zeigen sich<br />
aber in den Details: Die Bevölkerung driftet,<br />
was die Mobilität betrifft, auseinander.<br />
„Der Fetisch Auto steht bei den Jüngeren<br />
nicht mehr im Vordergrund“, so Follmer.<br />
Sie sehen das Auto offenbar mit anderen<br />
Augen als ihre Eltern – sei es aus Umweltgründen<br />
oder auch, weil sie einen Teil ihrer<br />
Wege von der Straße ins Internet verlegt<br />
haben. Im Vergleich zu 2002 steigen die<br />
18- bis 24-Jährigen seltener täglich ins<br />
Auto und verzichten öfter auf einen Führerschein<br />
als früher.<br />
Ihre Elterngeneration setzt weitgehend<br />
unverändert auf die vier Räder. Und deutlich<br />
aktiver als noch vor sechs Jahren<br />
sind heute die Senioren: Ab 60 Jahren<br />
sitzen sie täglich häufiger am Lenkrad,<br />
sogar die über 75-Jährigen haben häufiger<br />
selbst Führerscheine und eigene<br />
Autos. Folglich fahren Senioren auch in<br />
Großstädten seltener mit Bus und Bahn<br />
Niederländer fahren noch weniger damit<br />
als Deutsche.<br />
Beim Fliegen meldet eurostat die absoluten<br />
Passagierzahlen: Die der Deutschen<br />
sind von 100,45 Millionen im Jahr<br />
1997 auf 166,1 Millionen im Jahr 2008<br />
gestiegen. Gemeinsam mit den Briten<br />
mit 213 Millionen Passagieren lassen sie<br />
alle anderen Länder weit hinter sich. Außer<br />
den Spaniern: Zahlenmäßig beinah<br />
ebenso viele wie Deutsche steigen jährlich<br />
ins Flugzeug, obwohl das Land nur<br />
halb so viele Einwohner hat…<br />
und häufiger mit dem Auto. Bei ihren<br />
Enkeln zwischen 18 und 24 Jahren ist<br />
genau das Gegenteil der Fall. Die mobile<br />
Gesellschaft entmischt sich.<br />
Stabile Mitte<br />
Stabil ist das Verhalten der mittleren Generation.<br />
Sie ist mit dem Auto als Statussymbol<br />
aufgewachsen und fährt fast<br />
unverändert viel – besonders, je mehr<br />
Kinder im Haushalt sind, je wohlhabender<br />
man ist und je weiter man auf dem Land<br />
wohnt. Dort ist das eigene Fahrzeug nach<br />
wie vor offenbar notwendig, in der Stadt<br />
hingegen werden deutlich mehr Wege zu<br />
Fuß oder mit Bus und Bahn zurückgelegt.<br />
Und wer ist am häufigsten unterwegs?<br />
Berufstätige Mütter mit durchschnittlich<br />
4,3 Wegen und 82 Minuten am Tag, gefolgt<br />
vom Rest ihrer Generation, dann<br />
Studenten und Schüler, Rentner und zum<br />
Schluss Kleinkinder bis sechs Jahre, die<br />
immerhin noch 2,9 Wege und 62 Minuten<br />
unterwegs sind.<br />
LINKS:<br />
Mobilität in Deutschland:<br />
www.mobilitaet-in-deutschland.de<br />
infas – Institut für angewandte<br />
Sozialwissenschaft:<br />
www.infas.de/Verkehrsforschung.html<br />
eurostat:<br />
http://epp.eurostat.ec.europa.eu<br />
<strong>explore</strong>:<br />
Das Kundenmagazin der <strong>TÜV</strong> NORD Gruppe<br />
Verlag und Herausgeber: <strong>TÜV</strong> NORD AG,<br />
Am <strong>TÜV</strong> 1, 30519 Hannover<br />
www.tuev-nord.de/<strong>explore</strong><br />
<strong>explore</strong>@tuev-nord.de<br />
Erscheinungsweise: viermal jährlich<br />
Redaktion:<br />
<strong>TÜV</strong> NORD AG Konzern-Kommunikation<br />
Jochen May (V.i.S.d.P.)<br />
Konzeption und Gestaltung:<br />
<strong>TÜV</strong> NORD Gruppe, 30519 Hannover<br />
Gestaltung:<br />
Muth Kommunikation GmbH,<br />
22453 Hamburg, www.muthkomm.de<br />
Satz, Lithographie & Druck:<br />
diaprint KG, 30952 Ronnenberg-Empelde,<br />
www.diaprint.de<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Prof. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. Eike Lehmann,<br />
Prof. Dr. Günter Maaß, Prof. Dr. Friedhelm Noack<br />
Fotos:<br />
DLR (S. 3, 19, 20, 21), dpa (S. 16), Fotolia (S. 3,<br />
4, 5, 24), Georg Petersen/Hydroc Consult (S. 3,<br />
18), HHLA (S. 8), istockphoto.com (Titel, S. 3, 5,<br />
6, 7, 10, 22, 25, 28, 29, 32 ), mama burns (S.<br />
14, 15), picture-alliance/africamediaonline (S. 12,<br />
13), Professor Dr. Memmert (S. 27), <strong>TÜV</strong> NORD<br />
(S. 2, 31), Volkmar Baldauf (S. 9, 17, 30), www.<br />
wien.gv.at (S. 8), Yousun Koh, Fachhochschule<br />
Münster, Fachbereich D (S. 23)<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des Herausgebers.<br />
Leserbriefe sind herzlich willkommen.<br />
<strong>explore</strong>: 2/2010 - 31
... und ich stehe ganz still!