Fortbildungsvortrag vom 7. November 2005 Dr. med. Christina Ding ...

Präventive Strategien in der
Gesundheitsversorgung einer
alternden Gesellschaft
Dr. Christina Ding-Greiner
Institut für Gerontologie
Universität Heidelberg
Bergheimer Str. 20
69115 Heidelberg
BEVÖLKERUNGSVORAUSBERECHNUNG
HOCHALTRIGE
In Tsd.
800
700
600
500
400
300
200
100
0
2001 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2040 2050
Statistisches Landesamt BW 2003
Jahre 25
20
15
10
5
0
80-85 Jahre 85 + Jahre
LEBENSERWARTUNG MIT
60 JAHREN
18,2 Jahre
15,5 Jahre
1960 1970 1980 1990 2000 2002
Frauen Männer
23,7 Jahre
19,5 Jahre
Institut der deutschen Wirtschaft Köln, 2004
BEVÖLKERUNGSVORAUSBERECHNUNG
90
80
70
Prozent
60
50
40
30
20
10
0
2001 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2040 2050
Statistisches Landesamt BW, 2003
81,1
75,0
> 20 Jahre 20 - 60 Jahre 60 + Jahre
LEBENSERWARTUNG
84,2
78,7
86,2
80,7
2000-2005 2025-2030 2045-2050
Anzahl der Neuronen
Nervenleitungsgeschw.
Gehirngewicht
Knochendichte Männer
Gehirndurchblutung
Nierengewicht
Schlagvolumen in Ruhe
Max. körperl. Dauerleistung
Knochendichte Frauen
Muskelmasse
Glomeruläre Filtrationsrate
Handmuskelkraft
Vitalkapazität
Herzleistung
Nierendurchblutung
Max. körpel. Spitzenleistung
Atemgrenzwert
Max. Sauerstoffaufnahme
Blut-pH-Regulation
Frauen Männer
Organfunktionen im höheren Lebensalter
zum Vergleich:
um 1900 lag die
Lebenserwartung
für Frauen bei 48
und für Männer
bei 45 Jahren
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
% erhaltene Organfunktion im 80. Lebensjahr im Vergleich zum 30. Lebensjahr (=100%)

Age changes in world marathon records for men.
4:30
4
3:30
3
2:30
2
0 10 20 30 40
Age (years)
50 60 70 80
Time (hours)
Nach: Paola S. Timiras, Hormones and Aging (1995)
Altern bedeutet jede irreversible
Veränderung der lebenden
Substanz als Funktion der Zeit.
(Max Bürger)
GERIATRISCHE ERKRANKUNGEN
1. Alternsabhängige und alternsbegleitende
Erkrankungen
Arteriosklerose und Folgen
Arthrosen der großen Gelenke
Osteoporose
Lungenemphysem
2. Typische Alterskrankheiten
Demenz vom Alzheimer-Typ
Bluthochdruck
Krebserkrankungen
3. Krankheiten im Alter
Infektionen
Unfälle
Ding-Greiner, 2004
VERÄNDERUNG DER
INTELLIGENZLEISTUNG IM ALTER
Höhe der Leistung
„kristallisierte“ Leistung
„flüssige“ Leistung
30 60 90
Lebensalter
VERLAUF VON ALTERNSPROZESSEN UND ERKRANKUNGEN
ALTERNSPROZESSE
Generalisiert
Betrifft alle Lebewesen
Intrinsisch
Unabhängigkeit von Umweltfaktoren
Kontinuierlich fortschreitend
Unterschiedliches Tempo
Schädigend
Einschränkung der Funktionalität
Irreversibel
Therapierbarkeit ist selten
Nach: Timiras 1994
KRANKHEITSPROZESSE
Selektiv
Unterschiedlicher Verlauf je nach Art,
Gewebe, Organ, Zelle und Molekül
Intrinsisch und extrinsisch
Abhängigkeit von genetischen und
Umweltfaktoren
Diskontinuierlicher Verlauf
Progressiver / regressiver Verlauf oder
Stillstand
Manchmal schädigend
Der gesetzte Schaden ist unterschiedlich
und oft reversibel
Oft therapierbar
Bei bekannter Ätiologie und Pathologie
ist kausale Therapie möglich
10 HÄUFIGSTE ERKRANKUNGEN IM ALTER
PATIENTEN > 65 JAHRE IM STAT. BEREICH
Herzkreislauf
Malignome
Verdauungssystem
Bewegungsapparat
Atmungssystem
Urogenitalsystem
Auge
Stoffwechsel
psychisch
Diabetes mell.
Unfälle
Nach: Statistisches Bundesamt 2004
0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800
Anzahl Patienten in Tsd.

ANZAHL GLEICHZEITIG VORLIEGENDER
ERKRANKUNGEN (in Prozent)
Alter
Anzahl der
Erkrankungen
60 bis 69 Jahre
70 bis 79 Jahre
80 Jahre und älter
Nach: Oster et al. 1998
0
30
22
19
Männer
1
2 oder
mehr
35 35
31 47
28 53
0
23
14
10
Frauen
1
2 oder
mehr
32 45
25 61
20 70
DIAGNOSTIK UND THERAPIE BEI HERZINFARKT
Prozent
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Herzkatheter
Ultraschall
Thrombolyse
Beta-Blocker
Aspirin
Männer Frauen
Nach: Dudley et al. 2002
Prozent
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Herzkatheter
Ultraschall
Thrombolyse
Beta-Blocker
Aspirin
< 75 Jahre > 75 Jahre
PSYCHIATRISCHE PATIENTEN MIT
RELEVANTEN, BISHER NICHT BEKANNTEN
SOMATISCHEN BEFUNDEN (n= 1042)
Psychiatrische
Diagnosen
Organische
Psychosen
Schizophrenie
Affektive
Psychosen
Neurosen
Sucht
Anzahl Patienten
gesamt
66
333
219
344
70
Anzahl Patienten
mit somatischen
Befunden (gesamt)
61
131
119
111
35
Hiervon Patienten mit
bisher nicht bekannten
somat. Befunden
54,1 %
57,3 %
54,6 %
42,3 %
57,1 %
Röhr et al. 1996
INZIDENZ UND MORTALITÄT BEI
VASKULÄREN EREIGNISSEN
(pro 100 Pers. pro Jahr)
Ereignis
Herzinfarkt
Schlaganfall
Todesfälle mit
kardiovaskulärer
Ursache
Prozent
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Nach: Williams et al. 2003
Kein Diabetes (n=1373)
Herzinfarkt
in Anamnese
18,8
7,2
15,9
Kein
Herzinfarkt
3,5
1,9
2,1
Typ-2-Diabetes (n=1059)
Herzinfarkt
in Anamnese
45,0
19,5
42,0
Antidepressiva Benzodiazepine NSAR
Männer Frauen
Kein
Herzinfarkt
20,2
10,3
15,4
Haffner et al. 1998
MEDIKAMENTÖSE VERSORGUNG BEI PATIENTEN
MIT ANGINA PECTORIS
ERHÖHUNG VON RISIKOFAKTOREN DURCH
ANTIPSYCHOTISCHE MEDIKATION
Substanz
Clozapine
Olanzapine
Risperidon
Quetiapine
Aripiprazol
Ziprasidon
Gewichtszunahme
+++
+++
++
++
+/-
+/-
Diabetes
+
+
?
?
-
-
Erhöhung
Blutfette
+
+
?
?
-
-
Gelenberg et al. 2004

Anzahl zusätzlicher Fälle Diabetes
mell. pro 100.000 und Jahr
Demenzkranke (in 1000)
IATROGENE GEWICHTSZUNAHME UND
ERHÖHTE INZIDENZ VON DIABETES
MELLITUS BEI SCHIZOPHRENIE
4500
4000
3500
3000
2500
2000
1500
1000
500
0
Gelenberg et al. 2004
300
250
200
150
100
50
0
49,6
1,2%
BMI 23-27 BMI > 27
2,5 kg 5,0 kg 7,5 kg 10,0 kg 12,5 kg Gewichtszunahme
Prävalenzraten und geschätzte
Anzahl von Demenzkranken in Deutschland
94,6
2,8%
136,1
6%
224,7
13,3%
252,8
23,9%
141,7
60-69 70-74 75-79 80-84 85-89 90+
Altersgruppe
Anzahl Demenzkranke Prävalenzrate (%)
34,6%
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Prävalenzrate (%)
Bickel, 2002
BEHANDELBARE DEMENZEN (10 %)
• Stoffwechselbedingte Demenz
Hypothyreose
Emphysem mit CO2 Narkose
Pankreaserkrankung Unterzuckerung
• Iatrogene Demenz
Arzneimittelabusus
Arzneimittelnebenwirkungen
• Alkohol- und Drogenabusus
• Depressive Pseudodemenz
• Subdurales Hämatom
• Hirntumor
Möller, 2002
PSYCHISCHE STÖRUNGEN IN DER BEVÖLKERUNG
ÜBER 70 JAHRE (Prävalenz 25,6 %)
9,1%
Nach: Kruse, 2002
Gemischt
1,9%
Präsenile Demenz
(Alzheimer-Krankheit)
(Alzheimer Krankheit)
10-15% 10 15%
0,7%
Depression Angst Demenz Schizophrenie
Geschätzter prozentualer Anteil der verschiedenen
Formen von altersbedingten Demenzen
Multiinfarkt-
Multiinfarkt
Demenz
Zerebrovaskulär
15-25% 15 25%
Vaskulär - degenerativ
10-20% 10 20%
Degenerativ
55-75% 55 55-75% 75%
13,9%
Senile Demenz vom
Alzheimer-Typ
Alzheimer Typ
45-60% 45 60%
Möller, Laux, Deister, 2002
Typische Krankheitskette beim geriatrischen
Patienten
Lang, 1988

UNFÄLLE (Verletzungen, Vergiftungen)
Diagnosen im stationären Bereich
140
120
100
80
60
40
20
0
50-55 55-60 60-65 65-70 70-75 75-80 80-85 Jahre
Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, 2004
Anzahl Unfälle in Tsd.
COMPLIANCE
76 % der Patienten nahmen ihre Medikamente nicht
entsprechend der Verordnung ein.
Davon nahmen
51 % Medikamente ein, die vom Arzt nicht
verordnet worden sind,
29 % nahmen die vom Arzt verordneten
Medikamente nicht ein, und
20 % nahmen die vom Arzt verordneten
Medikamente in abweichender Dosierung ein.
Bedell et al. 2000
Odds ratio für das relative Risiko von unerwünschten
Nebenwirkungen bei unterschiedlicher Anzahl von
verabreichten Medikamenten.
3
2,5
2
1,5
1
0,5
0
bis 4 Medikamente 5-7 Medikamente 8-11 Medikamente 12 Medikamente
und mehr
Nach: Forster et al. 2004
relatives Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen
Unerwünschte Ereignisse pro 10.000 Behandlungsmonate
bei Patienten höherer Altersgruppen.
Anzahl NW pro 10.000 Behandlungsmonate Patienten
2000
1800
1600
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
Nach: Martin 1998
Prozent
50-59 60-69 70-79 80+
Rate unerwünschter Ereignisse
Jahre
PRÄVALENZ MEDIKAMENTÖSE
MEHRFACHTHERAPIE
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Männer Frauen
55-60 65-70 75-80 85-90 95+
Nach: Bjerrum et al. 1998
25
20
15
10
5
0
1 Medikament
2-4 Medikamente
5 und mehr Medikamente
Prozent
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
55-60 65-70 75-80 85-90 95+
1 Medikament
2-4 Medikamente
5 und mehr Medikamente
INZIDENZ UNERWÜNSCHTER NEBENWIRKUNGEN
Anzahl NW pro 10.000 Behandlungsmonate
Patienten
Nach: Martin et al. 1998
50-59 60-69 70-79 80+
Frauen Männer
Jahre