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Schuhpflege - Wick Shoes

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<strong>Schuhpflege</strong><br />

Von Helge Sternke und Rainer Ersfeld<br />

Schuhe unterliegen im Alltagsbetrieb einer hohen Belastung und damit auch einem gewissen Verschleiß. Bei Tretern<br />

der unteren Preiskategorie sind neben den verbauten billigeren Materialien auch andere Verarbeitungsqualitäten<br />

und Konstruktionsweisen (geklebt statt genäht) als bei Premiumschuhen (zum Beispiel rahmengenähte<br />

Schuhe) üblich. Das führt insgesamt zu einem wesentlich kürzeren Schuhleben, einer wenig beständigen Passform<br />

und einem schlechteren Tragekomfort. Dennoch kann auch bei solchen Schuhen ein schützendes, hochwertiges<br />

Pflegemittel zumindest optisch die Fußbekleidung über einen längeren Zeitraum hinweg in Stand halten.<br />

Und bei hochwertigen Schuhen vermag ein gutes Pflegemittel im Verbund mit der richtigen Pflege den Tragekomfort<br />

über die gesamte langjährige Standzeit zu erhalten. Zudem bekommt das Oberleder dadurch im Laufe der Zeit<br />

die so begehrte Patina – Zeugnis sowohl eines Oberklasseschuhs wie auch einer dieser Qualitätsklasse angemessenen<br />

<strong>Schuhpflege</strong>.<br />

Wir wollen Ihnen im Folgenden mit bewährten Tipps und Tricks aus der Praxis das theoretische Rüstzeug vermitteln,<br />

damit Sie lange Freude an Ihren Schuhen haben und deren stets guter Pflegezustand ein positives Licht nicht<br />

zuletzt auch auf Sie selbst wirft.<br />

Über den Sinn von <strong>Schuhpflege</strong><br />

<strong>Schuhpflege</strong> erscheint bei dem heutigen Überangebot von Pflegemitteln vielen als ein Buch mit sieben Siegeln.<br />

Dabei ist sie ganz einfach und man benötigt zur optimalen Pflege von Lederschuhen auch keine Batterie von<br />

Cremes aus Tuben oder Tiegeln, Sprays, Tinkturen und was sonst noch an überflüssigen Präparaten auf den unkundigen<br />

Käufer wartet. Eine gute Palmenwachs-Schuhcreme aus der flachen Blechdose, wie sie schon unsere<br />

Großväter (mit zusätzlichem Einsatz von Spucke beim Polieren) nutzten, reicht in den meisten Fällen vollkommen<br />

aus. Warum diese Creme immer noch das Beste ist, womit Sie das Oberleder Ihrer Schuhe pflegen können,<br />

erfahren Sie gleich. Doch zuvor sei die grundsätzliche Frage beantwortet, weshalb man Schuhe überhaupt pflegen<br />

sollte.<br />

Mit <strong>Schuhpflege</strong> sorgen Sie nicht nur für ein optisch einwandfreies Erscheinungsbild, sondern erhöhen die Haltbarkeit<br />

selbiger und bewahren den Tragekomfort. Gerade der letzte Punkt wird oft übersehen, ist aber doch wichtig,<br />

denn nur durch die Pflege des Leders bleibt dessen Geschmeidigkeit sowie die Wasserdampfaufnahme beziehungsweise<br />

–durchlässigkeit auf Dauer erhalten und der Schaft gegen äußere Nässe dicht. Beides (Schmiegsamkeit und<br />

Schuhklima) sind für ein angenehmes Tragegefühl vonnöten. Aber auch das Erscheinungsbild der Schuhe ist<br />

wichtig, denn Menschen werden nicht zuletzt auch und gerade nach dem Pflegezustand ihrer Schuhe beurteilt.<br />

Doch nicht nur optisch hält richtige Pflege einen Schuh in Schuss, er erreicht dadurch auch eine wesentlich höhere<br />

Lebenserwartung.<br />

Insofern ist <strong>Schuhpflege</strong> ein Ausdruck von intelligentem, wirtschaftlichem Denken und ist nicht zuletzt ein aktiver<br />

Beitrag zum Umweltschutz.<br />

<strong>Schuhpflege</strong> ist mehr als Schuhputzen<br />

Natürlich denkt man bei <strong>Schuhpflege</strong> zunächst an Bürsten, Cremes und Lappen. Doch verbirgt sich hinter dem<br />

Schlagwort „Pflege“ weit mehr.<br />

Das beginnt schon mit dem Kauf passender Schuhe, denn nur diese haben eine höhere Lebenserwartung. Ist<br />

der Schuh zu groß und breit werden sich erst tiefe Gehfalten bilden und später wird das Oberleder dort einreißen.<br />

Sind die Schuhe zu eng, werden sie zunächst aus der Form getreten (ausgelatschte Schuhe), und bald darauf beginnen<br />

Nähte aufzureißen, Sohlen lösen sich usw.<br />

Bei dieser Gelegenheit sollte auch die Schuhqualität nicht unerwähnt bleiben. Von Designerlabeln abgesehen,<br />

kann man recht zuverlässig anhand des Ladenpreises die gebotene Qualität erkennen. Ein Paar Halbschuhe aus<br />

Leder unterhalb von 150 Fr. Ladenpreis haben eine Qualität die, sagen wir, „verbesserungsbedürftig“ ist. Denn die<br />

Herstellung von Schuhen erfordert immer noch vergleichsweise viel Handarbeit. Entsprechend haben gute Lederschuhe,<br />

deren Herstellungsprozess man nicht vor der Öffentlichkeit verbergen muss, einen höheren, aber durchaus<br />

angemessenen und gerechtfertigten Preis. Bei Herrenschuhen beginnt dieser etwa ab den genannten Fr. 300.- für<br />

durchgenähtes Schuhwerk und ab rund Fr. 450.- für rahmengenähte Topschuhe. Dafür halten solche Schuhe, jeden<br />

zweiten Tag getragen, auch 6 bis 10 Jahre, sind klassisch modisch und somit trendunabhängig, und verwöhnen<br />

den Träger mit hohem Tragekomfort. Sind Sie dann auf den Geschmack gekommen und besitzen noch einige<br />

Paare davon, halten diese hochwertigen Schuhe demgemäß noch viel länger. 20, 25 oder 30 Jahre Tragezeit sind<br />

dann keine Seltenheit mehr. Das spart Ihnen das ständige Neukaufen, Einlaufen, Reparaturen usw. Und letztlich<br />

auch Geld, denn durch die hohe Lebenserwartung der Oberklasseschuhe sparen Sie letzten Endes wieder. - Doch<br />

sind Schuhe hier nicht unser eigentliches Thema; wenden wir uns deshalb wieder der Pflege zu.


– 2 –<br />

Im täglichen Umgang mit Schuhen sollte der Schuhlöffel nie vergessen werden. Er sorgt für einen bequemeren<br />

und schnelleren Einstieg und schont zugleich die Hinterkappe des Schuhs. Würde diese beschädigt, verliert der Fuß<br />

im Schuh Halt und Führung. Außerdem würden die Strümpfe im Achillessehnenbereich auf Dauer beschädigt. Das<br />

Material und die Länge des Schuhlöffels ist nebensächlich. Der Löffel sollte glatt, frei von scharfen Kanten und<br />

möglichst so geformt sein, dass er formgerecht zur Ferse auf der einen und der Hinterkappe auf der anderen Seite<br />

passt.<br />

Werden die Schuhe wieder ausgezogen sollten bei Schnürschuhen immer die Senkel geöffnet und deren obere<br />

Lagen leicht locker gezupft werden. Dann wird der Schuh mit einer Hand von hinten gefasst und vom Fuß gestreift.<br />

Natürlich kann hierbei auch ein Stiefelknecht helfen. Keinesfalls sollte mit der Spitze des anderen Schuhs nachgeholfen<br />

werden.<br />

In den noch warmen Schuh wird dann der Schuhspanner eingelegt. Er sorgt für eine Entlastung der Bodennähte<br />

und den wichtigen Formerhalt des Schuhs. Der sich erkaltende und zusammenziehende Lederschaft wird durch<br />

ihn wieder zu seiner ursprünglichen Form geführt. Der Aspekt einer beschleunigten Schuhtrocknung (weshalb<br />

manche Schuhfreunde saugfähige Strecker aus Zedernholz bevorzugen) ist eher nebensächlich, denn letztlich<br />

muss die vom Leder aufgenommene Fußfeuchte an die Umgebungsluft abgegeben werden. Da ist der Umweg über<br />

den Schuhstrecker unnötig. Achten Sie aber auf die Form des Ausfüllleistens. Im Vorderschuh sollte der Spanner<br />

satt einliegen (keine „Luftblasen“ unter dem Oberleder von außen fühlbar) Der Fersenteil sollte kantenfrei und<br />

volumig sein, damit er möglichst weiträumig den Druck auf die Hinterkappe des Schuhs verteilt. Damit scheiden<br />

die Federstielspanner schon aus, denn deren Fersenstück ist zu klein. Sehr zu empfehlen sind Schuhspanner mit<br />

Klappgriff. Wenn diese mittels eines Feingewindes statt des weit verbreiteten, viel zu groben Holzgewindes einstellbar<br />

sind – umso besser. Denn beim Einsetzen und Umklappen des Exzentergriffs sollte nur ein minimaler Widerstand<br />

überwunden werden. Sitzt der Spanner zu stramm (bedenken Sie, dass das Leder sich ja noch zusammenzieht),<br />

kann die gesamte Hinterkappe darunter leiden. Im Zweifel, wenden Sie sich an Ihren Schuhmacher.<br />

Für das Schuhklima und die Haltbarkeit der Schuhe ist das wechselweise Tragen, oder anders formuliert, das<br />

mindestens eintägige Pausieren oder Auslüften lassen des getragenen Paars, von eminenter Bedeutung. Während<br />

des Tragens der Schuhe nehmen hochwertige Lederschuhe einen Großteil der Fußfeuchte auf. Da wir an den Füßen<br />

in etwa so viele Schweißdrüsen wie in der Achselhöhle haben und das Schwitzen der Füße auch von der Aktivität<br />

und der psychischen Belastung abhängt, kann die täglich abgegebene Schweißmenge der Füße bis zu 200<br />

Milliliter betragen. Ein Teil davon ist bereits während des Tragens an die Umgebungsluft verdampft doch der Rest<br />

befindet sich noch im Schaft und in der Brandsohle (Innensohle). Damit das gute Schuhklima hochwertiger Lederschuhe<br />

erhalten bleibt, muss das Leder die Gelegenheit erhalten, diese überschüssige Feuchte los zu werden.<br />

Dazu braucht der Schuh etwa einen Tag Ruhe zum Auslüften. Gönnen Sie ihm diese nicht, wird das Schuhklima<br />

spürbar schlechter (im Sommer heiße und im Winter kalte Füße), auch steigt die Gefahr von Fußpilz rapide und<br />

die Lebenserwartung des Schuhs wird verkürzt. In Premiumschuhen die ihre Tragepausen bekommen sind deshalb<br />

auch Einlegesohlen überflüssig. Denn die grubengegerbte Brandsohle des Topschuhs vermag bis zu 40% ihres<br />

Eigengewichts an Flüssigkeit zu binden, ohne sich feucht anzufühlen!<br />

Natürlich ist auch die richtige Unterbringung von Schuhen dem schnellen Auslüften förderlich. Kurz zusammengefasst<br />

lauten die Aufbewahrungskriterien wie folgt: Staubgeschützt, lichtgeschützt, nässegeschützt und luftig.<br />

Zusätzlich achten Sie auf ausreichenden Platz, damit nicht versehentlich der harte Sohlenrand des Nachbarschuhs<br />

das Oberleder zerkratzt.<br />

Ein sehr wichtiges Glied in der <strong>Schuhpflege</strong>kette ist der Schuhmacher. Er sollte Ihr kompetenter Partner bei<br />

Fragen rund um den Schuh sein. Er kann Sie nicht nur bei Passformbesonderheiten Ihre Füße betreffend beraten,<br />

sondern sorgt mit seinen Reparaturen mit für den Werterhalt Ihrer Fußbekleidung. Auch im Fall von Flecken oder<br />

Pflegesonderfällen weiß er fachmännischen Rat. Aber erkundigen Sie sich rechtzeitig, im Freundeskreis oder in<br />

Schuhgeschäften die hochwertige Schuhe führen, nach empfehlenswerten Reparaturbetrieben. Damit Sie auch<br />

sicher sein können, es wirklich mit einem kompetenten Fachmann zu tun zu haben.<br />

Schuhputzen: Die Ausrüstung<br />

Wie eingangs erwähnt, brauchen Sie zum Putzen nicht viel. Die paar Utensilien sind am besten in einer praktischen<br />

Schuhputzkiste aufbewahrt. Da haben Sie alles zusammen und das Ganze lässt sich auch leicht von A<br />

nach B tragen. Inzwischen gibt es sehr schön anzuschauende Schuhputzkisten, die nicht mehr in der Besenkammer<br />

versteckt zu werden brauchen, sondern als schmucke Designobjekte eine Bereicherung des Wohnbereichs<br />

darstellen. Basisinhalt einer solchen Kiste:<br />

1. Bürsten<br />

Pferdehaar für Staub, Ziegenhaar für Glanz, pro Lederfarbe je eine Bürste (eine für schwarz, eine für hellbraun,<br />

eine für mittelbraun, eine für dunkelbraun usw.) Statt Staubbürsten kann man auch angefeuchtete Lappen (Spültücher<br />

aus dem Haushaltwarenbedarf) verwenden und zum Polieren eignen sich ebenfalls weiche (Baum-)Wolllappen<br />

oder Staubtücher.


– 3 –<br />

2. Auftragslappen<br />

Für jede Farbe ein separates Tuch (aus alten Handtüchern, Küchentüchern, Bettwäsche usw. einfach selbst zuschneiden).<br />

Alternativ kann man auch oder stattdessen Auftragbürstchen verwenden. Natürlich auch in diesem<br />

Fall für jede Pflegemittelfarbe eine eigene Bürste.<br />

3. Zahnbürste<br />

Optimal für den Sohlen-Schaft-Winkel (Alternative: Auftragbürste). Multifunktionsbürste - für Schuhe mit Raulederschaft<br />

(Rauleder = umgangssprachlich „Wildleder“), für empfindliche Nubuklederschäfte eventuell eine Nubukbürste<br />

mit Krepplamellen. Die Seite mit den Messingborsten wird zur Reinigung verwendet, die dünnen Kanten<br />

oder ein zusätzlicher schmaler Nylonbürstenbesatz dienen der Reinigung schlecht zugänglicher Stellen; die Seite<br />

mit den Gumminoppen dem abschließenden Aufrichten des Flors.<br />

4. Burgol-Palmenwachsschuhcreme - Farbanzahl wie bei den Bürsten erläutert.<br />

5. Burgol-Juchtenfett<br />

6. Burgol-Schuhreiniger<br />

Hinzu kommt noch eine Schürze (oder ein Kittel) und ein niedriger Schemel (Hocker, Fußbank), und schon kann<br />

es mit dem Putzen losgehen. Ach ja, da eine Schuhputzaktion meist auch ein wenig Schmutz verursacht, verlegen<br />

Sie diese bei gutem Wetter wenn möglich nach Draußen (Balkon, Terrasse) oder legen Sie in der Wohnung ausreichend<br />

Zeitung oder eine alte Decke unter und halten Sie etwas Abstand von hellen Wänden und Mobiliar.<br />

Die Pflege von Raulederschuhen<br />

Wer Raulederschuhe nur bei trockenem Wetter trägt, wird die einfache Pflege dieses Schuhtyps schätzen. Erst wenn<br />

Raulederschuhe bei Nässe oder gar Schnee getragen werden, sind aufwendige Pflegemaßnahmen erforderlich.<br />

Denn grundsätzlich ist ein Raulederschaft offenporig. Veloursleder (Fleischseite nach außen gewendet) ist dabei<br />

noch stärker Wasser saugend als Nubuk. Doch nicht nur Wasser, auch Staub und Schmutz, setzt sich in die Poren<br />

und arbeitet sich durch die Walkbewegungen beim Gehen tiefer und tiefer ins Leder hinein.<br />

Betrachten wir zunächst die einfache Pflege für Schuhe mit Raulederschaft, die bei trockenem Wetter getragen<br />

werden. Hier gilt die Aufmerksamkeit vor allem der Reinigung. Wenn Sie den Schaft regelmäßig gründlich ausbürsten,<br />

schonen Sie das Leder und erhalten sich dessen Aussehen für lange Zeit. Für unempfindliche Veloursleder<br />

ist eine Messingbürste am besten, für Nubuk empfiehlt sich eine Bürste mit Krepplamellen.<br />

Gelegentlich wird das Leder mit einem Imprägniermittel etwas wasserabweisend ausgerüstet und dadurch zugleich<br />

gegen eine Neuanschmutzung geschützt. Glauben Sie nicht der Werbung, dass diese Mittel Ihre Schuhe wasserdicht<br />

bekämen. Das ist ein Wunschdenken. Tun Sie sich und der Umwelt einen Gefallen und verwenden Sie eines<br />

der flüssigen Imprägniermittel aus den zylindrischen Kunststoffflaschen mit einem Schwamm vor der Öffnung.<br />

Damit tragen Sie das flüssige Mittel punktgenau und gut dosiert auf. Sprays sind vergleichsweise unverschämt<br />

teuer, belasten die Umwelt durch die Herstellung und Entsorgung der Treibgasflaschen, sind zur Hälfte nur mit<br />

Treibmittel gefüllt und versprühen einen Großteil des Mittels aufgrund des einzuhaltenden Mindestabstands gesundheitsgefährdend<br />

in Ihre Atemluft statt auf den Schuh. Und Sie wollen gewiss nicht Ihre Lunge imprägnieren,<br />

oder? geben Sie nicht zu viel Mittel auf das Oberleder, das ist kontraproduktiv. Ein feuchter, kein nasser Auftrag ist<br />

ausreichend. Nach dem vollständigen Trocknen des Schafts (vorsichtshalber zwischenzeitlich von Kindern und<br />

Haustieren fern halten), wird er wieder aufgebürstet, dass heißt der Flor wieder aufgerichtet. Das geschieht entweder<br />

mit einer Krepp- oder der Gummibürstenseite von der Raulederbürste mit Multifunktionskopf.<br />

Sollten Sie speckige Stellen bemerken, kann ein Raulederradiergummi aber auch Schmirgelpapier Abhilfe schaffen.<br />

Vergrauung im Laufe der Zeit wird durch Staub im Leder verursacht. Hiergegen ist Vorbeugung die beste<br />

Maßnahme: Die Schuhe nach dem Tragen regelmäßig ausbürsten. Auch farbige Imprägniermittel (neben farblos<br />

werden die meisten Produkte auch in braun oder schwarz offeriert) können hier kleine Wunder bewirken. Vergessen<br />

Sie im Falle von Ledersohlen nicht die Sohlen- und Absatzränder zu versiegeln. Dazu später mehr.<br />

Stark verschmutzte Raulederschuhe bekommen Sie wieder hin, wenn Sie sie waschen: Nach dem Entfernen der<br />

Schnürbänder werden die Schuhe in kaltes oder leicht lauwarmes Wasser komplett eingetaucht (Wanne, größerer<br />

Eimer). Teils unter, teil über Wasser schrubben Sie sie dann mit einer wasserunempfindlichen Naturfaserbürste<br />

(zur Not tut es auch eine Handwaschbürste) ab. Wenn Sie möchten, können Sie dem Wasser auch ein klein wenig<br />

Haarshampoo hinzufügen. Viele hartnäckige Flecken bekommen Sie auch mit ein wenig Kernseife weg (Keine<br />

normale Seife verwenden, weil diese keine rückfettende Wirkung hat und das Leder auslaugen würde.) Wenn Sie<br />

mehr als nur Wasser zur Reinigung verwendet haben, gehören die Schuhe anschließend sehr gründlich, am besten<br />

unter fließendem Wasser (Wasserhahn, Gartenschlauch), ausgespült. Zum schonenden, das heißt nicht beschleunigten<br />

Trocknen bringen Sie die Schuhe in einen nicht zu warmen Raum (kein Heizungskeller, nicht auf die<br />

Heizung stellen) und sorgen nach Möglichkeit dafür, dass Luft von allen Seiten herantreten kann, indem Sie sie<br />

beispielsweise an den Schnürsenkeln aufhängen. Weitere Tipps finden Sie weiter unten im Abschnitt ‚‚Richtiger<br />

Umgang mit nassen Schuhen‘‘. Sind die Schuhe vollständig durchgetrocknet, werden sie behandelt, wie eingangs


– 4 –<br />

bei der Raulederpflege beschrieben. Eine Sohlenpflege, im Falle von Ledersohlen ist jetzt selbstverständlich Pflicht.<br />

Wie das geht, wird weiter unten beschrieben.<br />

Wer seine Raulederschuhe mit Umsicht trägt, kann auf die Nassreinigung verzichten. Dann braucht es zur regelmäßigen<br />

Pflege nur eine Stielbürste mit Multifunktionskopf. Deshalb sind Raulederschuhe auch ideale Reisebegleiter.<br />

Einfach abgebürstet sehen sie auch ohne zusätzlichen Pflegemitteleinsatz immer einwandfrei aus.<br />

Die Pflege von Glattlederschuhen<br />

Bei normalen Lederschuhen (Schuhe mit Glattlederschäften) bildet die gründliche Reinigung ebenso die Basis des<br />

Erfolgs. Zwei Varianten führen zum Ziel: Die Trocken- und die Feuchtreinigung. Die ebenfalls mögliche Nassreinigung,<br />

die nach der gleichen Methode wie oben beschrieben funktioniert, beschreiben wir hier nicht, weil sie – richtige<br />

Pflege vorausgesetzt – nicht notwendig ist.<br />

Die Trockenreinigung geschieht durch einfaches Abbürsten des Staubs. Bei Büroschuhen ist diese Art der<br />

Reinigung mit der Rosshaarbürste normalerweise ausreichend. Freunde gründlicher <strong>Schuhpflege</strong> lehnen das<br />

Staubbürsten ab und wischen mit einem zuvor mit leicht warmen Wasser angefeuchteten Lappen (haushaltsübliches<br />

Spültuch) den zuvor vom Schnürband befreiten Schuh sorgfältig, erst von außen, dann mit umgeschlagenem<br />

Tuch auch von innen ab. Wenn Sie Ihre Schuhe im Wohnbereich aufbewahren, schadet auch ein<br />

Abwischen der Laufsohle nicht. Theoretisch hat das feucht-nasse Abreiben den Vorteil, dass oberflächliche Schweißablagerungen<br />

vom Futter entfernt werden und eventuell harte Staubkörnchen das Oberleder nicht zerkratzen. Das<br />

nasse Tuch sorgt gleichzeitig für einen feuchten Außenschaft. Ein Effekt, der für einen stärkeren Tiefzug des nun<br />

direkt im Anschluss aufzutragenden Pflegemittels sorgt.<br />

Das beste Pflegemittel für einen Lederschaft war, ist und bleibt die klassische Palmenwachsschuhcreme.<br />

Diesen Pflegemitteltyp gibt es von verschiedenen Herstellern seit Alters her. Erfunden und optimiert wurde das<br />

Grundrezept in den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Erst später, suchte man aus Gründen der Mangelwirtschaft<br />

nach preiswerteren Alternativen und erfand die heutzutage wieder verbreiteten Cremes in Tuben und<br />

Tiegeln. Was unterscheidet diese Produkte (unerheblich von welchem Hersteller sie stammen) von der Palmenwachscreme?<br />

Vereinfacht gesagt, wird bei diesen „modernen“ Präparaten ein Teil des Lösemittels durch Wasser<br />

ersetzt. Ja, Sie haben richtig gelesen: Wasser. Das macht zwar die Creme in der Herstellung billiger aber zugleich in<br />

der Wirkung schlechter. Die insgesamt schlechteren Eigenschaften versuchen die Hersteller durch das Optimieren<br />

einzelner pflegerelevanter Merkmale wieder auszugleichen. Doch wenn auf diese Weise dann beispielsweise die<br />

Wasser abweisende Wirkung verbessert wird, verschlechtert sich gleichzeitig eine andere Eigenschaft, zum Beispiel<br />

die Glanzbeständigkeit. Das verhindert, dass ein einziges dieser Mittel eine optimale Rundum- <strong>Schuhpflege</strong> erlaubt.<br />

Die Folge: Es gibt inzwischen eine verwirrende Vielzahl unterschiedlicher Pflegemittel, jedes mit einer jeweils<br />

optimierten und von der Werbung hervorgehobenen Eigenschaft (das eine für die Lederreinigung, das andere für<br />

die Nahrung, ein drittes für die Imprägnierung und ein viertes für die Glanzwirkung usw.). Dem verunsicherten<br />

Kunden versucht man dann weis zu machen, dass die Vielzahl der heutigen Leder diese Menge unterschiedlicher<br />

Pflegemittel erfordern würde.<br />

Merkwürdig; wie erklärt es sich dann, dass Schuhkenner und Profis gleichermaßen ihre Schuhe fast ausschließlich<br />

nur mit einem einzigen Präparat pflegen – einer Hartwachspaste aus der flachen Blechdose!? Weshalb soll man<br />

mehrere Mittel kaufen, wenn doch ein einziges alle die gewünschten Eigenschaften hat? Die Blechdose ist übrigens<br />

ein untrügliches Kennzeichen aller Hartwachscremes, egal von welcher Marke. Die anderen Cremes, die mit Wasser<br />

als Lösemittel, würden die Metalldose rosten lassen, weshalb sie nur in Tuben oder Tiegel angeboten werden. Ein<br />

weiteres Erkennungszeichen dieser vermeidbaren Präparate ist die oft angepriesene Lösemittelfreiheit. Was vordergründig<br />

nach Umweltschutz klingt, hat für die <strong>Schuhpflege</strong> jedoch nur Nachteile. Und der Umweltaspekt ist auch<br />

nicht stichhaltig: Wenn Sie eine einzige Autotankfüllung Benzin verfahren, haben Sie mehr „Lösemittel“ verbraucht,<br />

als eine Großfamilie es zeit ihres Lebens mit lösemittelhaltiger Schuhcreme könnte.<br />

Gerade das Lösemittel macht die Palmenwachsschuhcreme von BURGOL so überragend gut im Vergleich mit den<br />

Hartwachscremes anderer Hersteller. Wo diese nämlich auf billigeres Benzin als Lösemittel ausweichen, verwendet<br />

BURGOL nach wie vor das teurere aber bestens bewährte Balsamterpentinöl. Beim Auftragen der Schuhcreme bewirkt<br />

dieses, auch in der Medizin zum Einsatz kommende Öl, eine optimale Nachreinigung, indem es die verbrauchten<br />

Wachsreste auf dem Leder samt der darin eingelagerten Schmutzteilchen löst. Zugleich sorgt es für ein<br />

besseres Eindringen des Pflegemittels in das Leder und eine optimale Haftung daran. Dadurch wird eine unerwünschte<br />

Anreicherung mehrerer Wachsschichten vermieden; der von billigen minderwertigen Cremes bekannte<br />

so genannte Graubruch ist unmöglich und die Atmungsaktivität des Schafts bleibt voll erhalten. Ein weiterer Vorteil<br />

der Pflege mit Hartwachscreme ist die Schutzschicht auf dem Leder. Die natürlichen Wachse auf den Blättern<br />

der Karnauba-Palme gelten bis heute als das härteste und teuerste Wachs. Und das macht die BURGOL Creme so<br />

wertvoll. Denn eben dieses Wachs, verdünnt und beim Auftrag dank des Terpentinöls optimal zu dosieren, schützt<br />

in Form einer unsichtbaren hauchdünnen Schicht das Oberleder gegen chemische und mechanische Einflüsse.<br />

Wasser perlt ab und viele kleinere Stöße, wie sie beim Tragen von Schuhen unvermeidlich sind, prallen daran ab.<br />

Und wer seine Schuhe farblich auffrischen will, wird sich über die Farbintensität der Palmenwachscreme freuen.


Burgol<br />

Collonil Interpolish<br />

Dasco Wax Shoe Polish<br />

Kiwi Shoe Polish<br />

Pedag Special Wax Polish<br />

Woly Polish<br />

– 5 –<br />

Wir haben BURGOL dazu mit Hartwachscremes anderer Marken verglichen und festgestellt, dass BURGOL auch in<br />

dieser Beziehung andere Pflegemittel hinter sich lässt. Für Ihre mit BURGOL gepflegten Schuhe bringt das nicht<br />

nur eine intensivere Farbe, sondern zusätzlich eine größere Farbtiefe.<br />

Diesen Vergleich können Sie problemlos nachmachen. Sie brauchen dazu nur verschiedene Dosencremes, einen<br />

Lappen und ein weißes Blatt Papier. Schreiben Sie auf das Blatt die Namen oder Marken der Hartwachspasten.<br />

Dann streichen sie mit der Zeigefingerspitze ohne viel Druck über die erste Creme und wischen diese anschließend<br />

an der betreffenden Stelle mit dem Finger auf das Papier. Mit dem sauber gewischten Fingen wiederholen Sie das<br />

mit den anderen Cremes. Wir waren verblüfft, als wir feststellen mussten, das die meisten Cremes mehr grau als<br />

schwarz zu sein schienen. Und noch etwas werden Sie bei dem kleine Vergleichstest bemerken: Die Dosierung der<br />

Cremes ist bei einigen Marken einfach bei anderen sehr schwierig. Auch in dieser Disziplin schneidet BURGOL<br />

dank des natürlichen Lösemittels Terpentinöl überragend ab.<br />

Zum Eincremen der Schuhe nehmen Sie einen fusselfreien (= mehrmals gewaschenen) Baumwolllappen.<br />

Wer hierfür keine Staubtücher oder ähnliche verwenden möchte, kann auch einfach aus Bettwäsche, Geschirrtüchern<br />

oder alten T-Shirts passende Lappen schneiden. Achten Sie auf eine ausreichende Größe. Zwei- oder dreilagig<br />

zusammengefaltet sollten sie immer noch groß genug sein, dass Sie das Tuch, um einen oder zwei Finger gewickelt<br />

und den Rest in der Handfläche zusammengeknüllt, ohne Verkrampfung halten können. Wer lieber mit einer<br />

Auftragbürste arbeitet sollte auf eine ausreichende Stiellänge und Naturhaarbestückung achten. Doch bedenken<br />

Sie, dass Ihre Fingerspitzen Ihnen ein besseres Gefühl beim Einreiben des Leders geben, als es eine Bürste vermag<br />

und mit der Bürste spritzt leicht etwas Creme unkontrolliert in der Gegend herum.<br />

Wer Sorge hat, dass Schuhcreme seine Hände beschmutzt (was beim Einsatz einer Auftragbürste natürlich so gut<br />

wie ausgeschlossen ist), dem sei gesagt, dass mit normaler Handwaschseife und einer Nagelbürste die Verschmutzung<br />

in wenigen Sekunden zu beseitigen ist. Ansonsten (starker Durchschlag durch den Lappen, lange Fingernägel)<br />

vermag ein (oder zwei) von einem Haushaltshandschuh abgeschnittener Finger(-ling) Ärgernisse dieser Art<br />

zu vermeiden. Wen es nicht stört an den Händen zu schwitzen kann auch dünne Latexhandschuhe zum Schutz<br />

tragen.<br />

Ein Hinweis zur Farbwahl. In den seltensten Fällen werden Sie ein im Farbton exakt passende Creme finden. Kleinere<br />

Abweichungen sind also völlig normal und normalerweise nicht schlimm. Im Gegenteil. Durch den Auftrag<br />

einer etwas dunkleren Creme entsteht nach und nach die unter Schuhfreunden so beliebte Patina, die dem Leder<br />

ein sehr edles Aussehen verleiht. Nehmen Sie also ein klein wenig der passenden (oder leicht dunkleren) BURGOL-<br />

Creme mit dem Tuch an ihren Fingerspitze auf und verreiben es, die andere Hand im Schuh, sanft auf dessen<br />

Oberfläche. Im Übrigen verändern neue Lederschuhe in den ersten Monaten durch Einwirkung des UV-Lichts ihren<br />

Farbton. Dadurch wird die anfangs hundertprozentig passende Creme schon in wenigen Wochen zu hell sein. Und<br />

auch in den Fällen, wo ein Paar Schuhe farblich exakt zum Farbton der Handtasche passen sollen, fallen minimale<br />

Farbabweichungen nicht auf. Weil immer ein gewisser Abstand zwischen beiden Objekten besteht müsste das<br />

Auge aus der Nähe vergleichend hin und her wandern und aus der Entfernung, wenn beides gleichzeitig mit einem<br />

Blick erfasst wird, sind Nuancen des farblichen Unterschieds nicht auszumachen. Trotzdem empfiehlt es sich in<br />

(vermeintlich) problematischen Fällen den Rat eines erfahrenen Schuhmachers einzuholen. Er kann im konkreten<br />

Einzelfall beurteilen, ob eine farblose Palmenwachscreme verwendet werden kann, besser eine Ledermilch<br />

(siehe unten) genommen werden sollte.<br />

Wer noch über wenig Erfahrung bei der <strong>Schuhpflege</strong> verfügt, ist im Zweifelsfall auch gut beraten die Wirkung eines<br />

Pflegemittels zunächst erst an einer unauffälligen Stelle (zum Beispiel auf der durch die Schnürung weitgehend<br />

verdeckten Zunge) zu testen.<br />

Die wichtigste Regel beim Auftrag einer Schuhcreme lautet: So wenig wie möglich. Gerade Neulinge in Sachen<br />

guter <strong>Schuhpflege</strong> neigen zu einem viel zu reichlichen Auftrag. Ein hauchdünner Auftrag, erkennbar an der sogleich<br />

matt werdenden Lederoberfläche, ist vollkommen ausreichend. Wenn Sie zu viel auftragen, erschweren Sie<br />

sich später das Polieren, verringern unnötig die Atmungsaktivität und das Pflegeergebnis wird dadurch nicht besser.<br />

Nehmen Sie deshalb lieber mehrmals etwas Creme auf, als mit einem mal viel Pflegemittel. Indem Sie dann<br />

nach und nach den ganzen Schaft einreiben, sorgen Sie für einen optimal dünnen Auftrag.<br />

Falls die Absatzbrust und das Sohlengelenk (die Vorderseite des Absatzes und der Bereich zwischen Absatz und<br />

Ballenauftrittslinie) in der Oberlederfarbe eingefärbt sind, sollte die Schuhcreme hier ebenfalls aufgetragen werden.<br />

Sonst verwenden Sie für diesen Part die farblose BURGOL-Creme. Es sieht nicht nur gut aus, wenn beim<br />

Übereinanderschlagen der Beine dieser Sohlenteil sichtbar wird, sondern schützt zugleich vor einer Versprödung<br />

und einem unschönen Fleckigwerden des Leders dort. Die Creme gehört nur auf den „schwebenden“ Sohlenbereich<br />

und dort auch gut poliert, um einerseits die Neuanschmutzung gering und unfreiwillige Fleckenmuster von<br />

Teppichböden fern zu halten.


– 6 –<br />

Auch der Sohlenrand und die Außenfläche des Absatzes bedürfen des Wachsschutzes und -versiegelung mit anschließender<br />

Politur. Gerade an der Schuhspitze stößt sich bei dunkel gefärbten Rändern leicht die eingelassene<br />

Farbe ab und das helle pflanzlich gegerbte Leder wird sichtbar. Um diesem ungepflegt wirkenden Erscheinungsbild<br />

Abhilfe zu schaffen, ist die bereits erwähnte hohe Farbintensität der BURGOL-Creme von Vorteil. Neben der schwarzen<br />

Palmenwachscreme ist auch noch die Variante „braun stark färbend“ hierfür bestens geeignet. Vergessen Sie<br />

auch nicht den Schaft-Sohlenwinkel, also den Bereich wo der Schaft in den Schuhboden übergeht. In diese Kerbe<br />

reichen Sie am einfachsten mit einer weichen Zahnbürste hinein.<br />

Wenn wir Ihnen hier ausschließlich die Hartwachscreme für die Pflege von Glattlederschäften empfehlen, so gibt<br />

es doch eine Einschränkung: Für die Pflege sehr heller offenporiger Glattleder sollten Sie statt einer Palmenwachsschuhcreme<br />

eine Ledermilch verwenden. Dieses für „heikle“ Leder gedachte Spezialpflegemittel, erhalten Sie bei<br />

jedem Schuhmacherbetrieb und in vielen Schuhgeschäften. Doch bedenken Sie, dass dieses Mittel dem Leder bei<br />

weitem nicht den Schutz und lang anhaltenden Glanz bietet wie die BURGOL-Palmenwachscreme, und gehen Sie<br />

besonders umsichtig mit diesen Schuhen um. Dieser Hinweis gilt nicht für weiße Schuhe mit Glattlederschaft.<br />

Damit die Hartwachscreme ausreichend Zeit erhält in das Leder einzuziehen und das Wachs optimal aushärten<br />

kann, sollten die Schuhe mindestens eine halbe Stunde, besser sogar eine ganze Nacht lang, im mit Schuhcreme<br />

eingelassenen, matten Zustand ruhen. Wenn das Wachs genügend Zeit zum Aushärten bekommt, ist es<br />

leichter zu Polieren, der Schutz ist besser und der Glanz beständiger.<br />

Nun werden die Schuhe poliert. Wir empfehlen hierfür den Einsatz einer kurzhaarigen Ziegenhaarbürste.<br />

Die BURGOL-Glanzbürsten aus Ziegenhaar sind in Handarbeit in Deutschland hergestellt. Der längskonvexe<br />

Holzgriff mit seitlichen Griffmulden ist aus heimischen Buchenholz gemacht und liegt ergonomisch bequem in<br />

der Hand. Mit lockerem Armschwung überstreichen Sie mit schnellen Bewegungen und ohne großen Druck die<br />

Lederoberfläche. Durch die besonders eng stehenden, nicht zu langen Haare (optimal sind um die 15 Millimeter<br />

sichtbare Haarlänge) entsteht beim Bürsten Wärme, das Wachs wird angeschmolzen, dadurch spiegelglatt und<br />

somit glänzend. Bei Einsatz der Ziegenhaarbürste besteht aufgrund der extrem weichen Ziegenhaare auch keine<br />

Gefahr neuerlicher feiner Haarriefen im Wachs, wie Rosshaarbürsten sie gelegentlich hinterlassen.<br />

Cordovanpflege<br />

Prinzipiell pflegen Sie Ihre Pferdelederschuhe genau so wie die Schuhe aus Kalbleder. Also in gewohnter Manier<br />

mit der BURGOL-Palmenwachscreme aus der Dose. Das Cordovan genannte Leder entsteht während eines mehrmonatigen<br />

pflanzlichen Gerbungsprozesses mit einer abschließenden intensiven Fett- und Ölbehandlung (dem so<br />

genannten „Smearen“). Dieses Leder entstammt mitten aus der Haut beiderseits der Kruppe des Pferdes. Deshalb<br />

existiert bei Cordovan auch keine echte Narbenseite, wie man sie von anderen Ledern her kennt. Die aus der Pferdehaut<br />

gewonnenen muschelförmigen Hautbezirke werden Spiegel oder Shells genannt und zeigen einen von der<br />

restlichen Haut abweichenden Gewebeaufbau. Das macht sie einzigartig und auch teuer, denn ein Paar Spiegel<br />

ergeben gerade mal genug Oberleder für ein Paar Schuhe. Cordovan ist sehr robust, beinah wasserdicht (und<br />

kaum atmungsaktiv), bekommt beinahe keine Gehfalten, wird im Laufe der Jahre zunehmend geschmeidiger und<br />

bekommt mit der Zeit eine wunderschöne Patina.<br />

Da Cordovan keinen echten Narben hat (Mit Narben bezeichnet man die Lederoberfläche, welche nach Entfernen<br />

der Hornschicht der Haut bei allen anderen Glattledern die Oberfläche bildet), bietet es die Möglichkeit Kratzer und<br />

Schnitte im Material wieder ungeschehen zu machen. Auch (Geh-)Falten lassen sich so „wegzaubern“. Bevor Sie<br />

mir der Arbeit beginnen, legen Sie einen Schuhspanner für einen festen Gegendruck in den Schuh ein. Dann tragen<br />

Sie auf die beschädigte Stelle etwas Creme auf und reiben mit einem harten, nicht kratzigen Gegenstand<br />

(Hammerstiel, Löffel oder ähnliches) in druckvollen kreisenden Bewegungen darüber hinweg, bis die beschädigte<br />

Stelle nicht mehr sichtbar ist. Um die Reibung mit dem Werkzeug möglichst klein zu halten, tragen Sie zwischendurch<br />

immer wieder etwas Creme auf. Oft ist die betreffende Stelle nach vollbrachtem Werk etwas glänzender als<br />

die nähere Umgebung des Schafts. Um das ein wenig anzugleichen, bearbeiten Sie den Schaft abschließend noch<br />

etwas großräumiger, um die ursprüngliche Stelle herum.<br />

Durch die intensive Fettbehandlung bei der Cordovanproduktion kann es in der Anfangszeit zu weißlichen Ausblühungen<br />

auf dem Schaft kommen. Das sieht so ähnlich aus wie Schimmel, ist aber nur ausgetretenes Fett. Mit einem<br />

Tuch lässt eventuell einfach abwischen. Ansonsten mit einem Föhn leicht erwärmt, wieder ins Leder zurücktreiben,<br />

oder der Fettausschlag wird mit ein wenig Terpentinöl-Palmenwachscreme von der Lederoberfläche gelöst.<br />

Im Übrigen kann sich die <strong>Schuhpflege</strong> von Cordovanschäften in der Anfangszeit oft auf ein Staubbürsten und<br />

Nachpolieren beschränken, weil das Leder so stark gefettet ist. Sollten Regentropfen in der Anfangszeit mit der<br />

Oberfläche in Kontakt kommen, entstehen an den betreffenden Stellen, aufgrund des offenen Charakters des Materials,<br />

winzige Aufwerfungen. Wen das stört, der kann sie nach der oben beschriebenen Methode mit einem festen<br />

Gegenstand bei gleichzeitigem Cremeeinsatz wieder einebenen.


– 7 –<br />

Richtiger Umgang mit nassen Schuhen<br />

Was tun, wenn einen das Wetter überrascht und die Schuhe mehr oder weniger durchnässt werden? Nun, zunächst<br />

nach Möglichkeit bald die Schuhe ausziehen und keine längeren Strecken in den nassen Schuhen gehen. Denn<br />

nasse Schäfte verlieren durch Belastung leicht ihre Form (Nasses Leder ist „zügig“ – denken Sie zum Beispiel an<br />

ein nasses Fensterleder.) und der Gesundheit des Trägers ist es auch nicht zuträglich. Nehmen Sie auch die Schnürsenkel<br />

raus und öffnen Sie den Schuh so weit wie möglich.<br />

Das Trocknen der Schuhe darf nicht durch Temperaturerhöhung beschleunigt werden. Dadurch käme es eventuell<br />

zu einer irreversiblen Strukturveränderung des Leders. Das ehemalige Fasergeflecht wird dabei glasähnlich, hart<br />

und spröde, und reagiert auch so: Es droht zu brechen. Stattdessen stopfen Sie die Schuhe mit einem saugfähigen<br />

Material aus. Zeitungspapier eignet sich sehr gut. Das feucht gewordene Papier hin und wieder gegen trockenes<br />

Papier auswechseln. Ist der Schuh dann nur noch leicht feucht, legen Sie den Schuhspanner ein. Dadurch erhält<br />

der sich beim Trocknen wieder zusammenziehende Lederschaft seine alte Passform zurück.<br />

Wenn die nassen Schuhe Ledersohlen haben, hängen Sie die Schuhe zum Trocknen an den Schnürsenkeln auf,<br />

damit auch von unten Luft an den Schuh herankommt. Notfalls legen Sie die Schuhe auf die Seite. Achten Sie<br />

darauf, die nassen Ledersohlen nicht mit Eisen (zum Beispiel Gitterroste) in Kontakt zu bringen. Das gäbe nicht<br />

mehr zu entfernende schwarze Flecken im Leder.<br />

Um beim Trocknen eventuell entstehende Wasser-, Fett- oder Gerbstoffränder zu verhindern, können Sie die noch<br />

leicht feuchten Schuhe bereits mit der Palmenwachscreme einreiben: Poliert wird der Schuh wenn er dann völlig<br />

trocken geworden ist. Anschließend erhält die Ledersohle eine Sohlenölkur.<br />

Ledersohle pflegen<br />

Oberklasseschuhe haben oft eine Ledersohle. Um deren positive Eigenschaften langfristig zu erhalten, sollten Ledersohlen<br />

nach einer ersten Einlaufphase, während derer sich die Sohle verdichtet und etwas aufgeraut wird, ein<br />

erstes Mal mit einem guten Ledersohlenfett grundbehandelt werden. Als bewährtes Fett, empfehlen wir Ihnen das<br />

BURGOL-JUCHTENFETT. Falls Ihnen die Schuhe anfangs zu rutschig sein sollten, könne Sie mit etwas Sandpapier<br />

nachhelfen und für mehr Grip bei der nagelneuen Sohle sorgen.<br />

Die Fettkur dient übrigens nicht primär der Hydrophobierung, sondern soll die Biegeelastizität der Sohle erhalten.<br />

Gute Sohlen sind ausreichend wasserdicht, aber im Laufe der Zeit werden eingelagerte Fette und Öle durch feuchte<br />

Untergründe ausgewaschen. Dadurch kommt es zu einer zunehmenden Versprödung und Verhärtung der Sohle.<br />

Das gilt es mit der Sohlenfettpflege zu vermeiden. Nach dieser ersten Grundbehandlung, brauchen die Sohlen in<br />

Zukunft nur alle paar Monate eine kleine Fettauffrischung. Während der trockenen Jahreszeit ist höchstens eine<br />

einmalige Auffrischung angebracht und in der nassen-kalten Jahreszeit dürften zwei Auffrischungen ausreichen,<br />

je nach Häufigkeit des Nässekontakts.<br />

Neue Schuhe das erste Mal pflegen<br />

Obwohl neue Schuh natürlich ab Werk ein Finish erhalten macht es Sinn sie vor dem ersten Tragen schützend mit<br />

der Palmenwachscreme zu Pflegen. Abgesehen von billigem Schuhwerk, wo oft nur eine Art Schnellglanz aufgesprüht<br />

wird, die keine Nahrung und keinen Schutz bietet, sollten auch hochwertige Schuhe eine frische Schutzschicht<br />

erhalten. Denn die im Werk verabreichte Pflege verändert sich chemisch, wodurch der Schutz langsam<br />

nachlässt.<br />

Die erste Grundpflege ist recht einfach: Sie entfernen die Schnürsenkel und streichen das Oberleder dünn mit der<br />

farblich passenden BURGOL-Palmenwachscreme ein. Diese Grundimprägnierung sollte wirklich jede Stelle des<br />

Schafts erreichen. Eine Auftragbürste ist hier hilfreich, da sie in jeden Winkel und Spalt reicht. Zumindest der Schaft-<br />

Sohlenwinkel am unteren Schaftrand sollte gründlich eingelassen werden, weil man in der Alltagspflege vielleicht<br />

doch eher geneigt ist, diese Stelle zu vernachlässigen. Lassen Sie die Creme nun mindestens eine halbe Stunde einziehen<br />

beziehungsweise aushärten. Anschließend wird der Schaft wie üblich geglänzt. Dabei kommt es nicht auf<br />

höchste Brillanz an, weil Sie nämlich im nächsten Arbeitsgang das Oberleder gleich noch einmal mit der BURGOL-<br />

Creme einreiben; nur lassen Sie diesmal die Hartwachscreme mehrere Stunden oder über Nacht aushärten, bevor Sie<br />

die Schuhe zu Glanz wienern. Danach sind Ihre neuen Schuhe optimal auf die Alltagsbelastungen vorbereitet.<br />

Wenn Lederlaufsohlen unter den Schuhen sind, meiden Sie nach Möglichkeit in der ersten Zeit feuchte Untergründe.<br />

Erst nach ein paar Mal Tragen sind die Ledersohlen so weit, dass Sie auch bei Nässekontakt keinen übersteigerten<br />

Abrieb erleiden. Dann können Sie Ihre Sohlen auch erstmals mit dem BURGOL-LEDERSOHLENÖL behandeln.


– 8 –<br />

Leder ist nicht gleich Leder<br />

Eine häufig unbeachtete und unterschätzte Tatsache, die aber insbesondere den Unerfahrenen zu schaffen macht,<br />

sind die unterschiedlichen Leder. Denn ein Schaft aus durchgefärbtem Kalbsleder kann verschieden auf die <strong>Schuhpflege</strong><br />

ansprechen. Was bisher gut funktionierte, scheint plötzlich nicht mehr klappen zu wollen. Anfänger neigen<br />

dann dazu, die Ursache in ihrem vermeintlichen Unvermögen zu sehen, doch oft ist es das Leder selbst, welches<br />

anders als gewohnt reagiert.<br />

Für die Pflege von Alltags- und Businessschuhen gilt es zu allererst zwischen deckgefärbtem und durchgefärbtem<br />

Leder zu unterscheiden.<br />

Die deckgefärbten Leder haben einen Pigmentfarbüberzug auf der Oberfläche, der zwar eine Hochglanzpolitur<br />

zulässt, sich aber kaum für ein Antikfinish und nicht für einen grundlegend neuen Farbaufbau eignet. Deckgefärbte<br />

Leder finden Sie vornehmlich in den unteren Preisklassen von Schuhen. Die Lederoberfläche wirkt strukturlos<br />

glatt und der Schaft sieht immer ein wenig „lackiert” aus. Durch den abdeckenden Farbauftrag lassen sich<br />

Narbenfehler, also Fehler in der Oberfläche des Leders, einfach kaschieren. Beim heutigen Mangel an hochwertigen<br />

und fehlerfreien Ledern, wird die Pigmentfärbung, wie die Deckfärbung auch genannt wird, in erster Linie bei<br />

Ledern mit Fehlern in der Oberfläche verwendet.<br />

Umgekehrt haben höherpreisige Schuhe in der Regel transparent- oder durchgefärbte Oberleder. Bei dieser Technik<br />

der Lederfärbung ziehen die löslichen Farbstoffe direkt auf die einzelne Lederfaser, sodass das Narbenbild (die für<br />

jede Lederart so charakteristische Oberfläche) weiterhin gut erkennbar bleibt und deren Fehlerfreiheit offensichtlich<br />

ist. Aber auch unter den Anilinledern, wie durchgefärbte Leder traditionell bezeichnet werden, gibt es unterschiedliche<br />

Zurichtungen (Abschlussarbeiten der Lederfabrik, die vornehmlich das Aussehen und den Griff des Leders bestimmen).<br />

Da verwundert es nicht weiter, dass vermeintlich gleiche Leder auf die Pflegemaßnahmen verschieden<br />

reagieren können. Und weil Leder schließlich ein Naturprodukt ist, sind Unterschiede sogar von Haut zu Haut vorhanden.<br />

Insgesamt kann es so zu einer Vielzahl sich gegenseitig beeinflussender Faktoren kommen, welche die<br />

<strong>Schuhpflege</strong> nie eintönig werden und einen erfahrenen <strong>Schuhpflege</strong>experten immer wieder dazulernen lässt.<br />

Grundsätzlich sind also durchgefärbte Leder das für Pflegeexperimente empfehlenswerte Material. Sie erkennen<br />

sie an der noch sichtbaren Narbenstruktur: Bei genauem Hinsehen erkennt man die vielen kleinen Papillen und<br />

Haarporen der oben liegenden Papillarschicht. Schuhkosmetische Tricks sind bei der am stärksten verbreiteten<br />

Oberlederart, dem Kalbsleder (Boxcalf, Mastcalf, Babycalf usw.) und auch bei Cordovan üblich. Exotenleder bleiben<br />

unbehelligt, denn diese wirken ja gerade aufgrund ihres exotischen Aussehens, wovon nachträgliche schuhkosmetische<br />

Maßnahmen nur ablenken würden.<br />

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