Feuerschläger aus dem Königreich Nepal - Zoo Schwerin
Feuerschläger aus dem Königreich Nepal - Zoo Schwerin
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<strong>Feuerschläger</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> <strong>Königreich</strong> <strong>Nepal</strong><br />
und einige andere <strong>aus</strong> Deutschland, Marokko und Finnland<br />
Bereits kurz nach Erscheinen meines<br />
Artikels über die <strong>Feuerschläger</strong> (ZESSIN,<br />
2002) erhielt ich Nachrichten auf weitere<br />
Exemplare dieser interessanten Geräte.<br />
Auch über die Verwendung zu anderen<br />
Zwecken als denen der Feuererzeugung<br />
gab es zwei neue Hinweise. Einer betraf<br />
die Verwendung von <strong>Feuerschläger</strong>n im<br />
Mittelalter zur Gewinnung von Ziegelstaub<br />
als Heilpulver <strong>aus</strong> den norddeutschen<br />
Backsteinkirchen. Die Größe der<br />
<strong>aus</strong>geschabten Näpfchen an den Kirchen,<br />
insbesondere im Eingangsbereich, lässt<br />
auch Feuerstähle als Schabwerkzeug dieser<br />
rundlichen Vertiefungen in den<br />
Backsteinen gut zu. Der zweite Hinweis<br />
fand sich in den Zettelkästen des<br />
mecklenburgischen Volkskundlers<br />
Richard Wossidlo (1859-1939). Danach<br />
wurde ein Feuerstahl an langem Band in<br />
den Zwölfertagen zwischen Weihnachten<br />
und <strong>dem</strong> 6. Januar in Sot (Brunnen) zur<br />
Vermeidung von Unglück gehängt (MÜNS,<br />
2002, S. 209). Ich erwarb zwei<br />
mittelalterliche <strong>Feuerschläger</strong> <strong>aus</strong><br />
Süddeutschland, deren genaue Herkunft<br />
und Alter die Händler nicht anzugeben<br />
vermochten (Abb. 10 bis 12). Sie lassen<br />
sich beide auf die rechteckig-ovalen Typen<br />
zurück führen. Der eine (Abb. 10) hat eine<br />
große Ausbuchtung des ovalen<br />
Innenraumes, in die der Zeigefinger<br />
gesteckt werden konnte. Damit war auch<br />
ein guter und fester Griff des Gerätes<br />
garantiert. Wie die Abnutzung an der<br />
Schleifkante zeigt, wurde er von einem<br />
Rechtshänder benutzt.<br />
Der andere (Abb. 11 und 12) hat einen<br />
spitzovalen, keilförmigen Innenraum,<br />
ähnlich <strong>dem</strong> Typ Usadel, nur ist ein Ende<br />
des Innenraumes rund geblieben.<br />
Ein <strong>Feuerschläger</strong> (Abb. 13, 14) <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />
Grenzgebiet Marokko zu Algerien, den ich<br />
auf der Hamburger Mineralien- und<br />
Fossilienbörse im Dezember 2002 kaufte,<br />
Von WOLFGANG ZESSIN, <strong>Zoo</strong> <strong>Schwerin</strong><br />
besitzt einen rechteckigen Innenraum und<br />
ist eine Variante vom Typ Rhodopen. Der<br />
bei ZESSIN (2002, Abb. 15) gezeigte<br />
Feuerstahl <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Grab 82 von Usadel,<br />
stellt eine Abwandlung des Typs Lieps<br />
dar. Der Grundgedanke dieser Formen war<br />
offensichtlich der, durch die beiden<br />
halbkreisförmigen Öffnungen Zeige- und<br />
Mittelfingen stecken zu können, um einen<br />
optimalen Griff zu haben.<br />
Ganz anders sind drei <strong>Feuerschläger</strong>, die<br />
<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> asiatischen Raum, <strong>aus</strong> <strong>Nepal</strong> bzw.<br />
<strong>dem</strong> Tibet stammen, gefertigt. Jedoch auch<br />
für sie gibt es außer <strong>dem</strong><br />
Verwendungszweck und <strong>dem</strong> Material,<br />
Analogien zu einigen europäischen<br />
<strong>Feuerschläger</strong>n. Die drei asiatischen<br />
Feuerstähle brachte mein Sohn Jan Zessin<br />
von einer <strong>Nepal</strong>reise mit nach H<strong>aus</strong>e. Er<br />
kaufte in Swayambhunath (heiliger Ort)<br />
von Kathmandu den <strong>Feuerschläger</strong> 1<br />
(Abb.1). Die beiden anderen (Abb. 2-9)<br />
erwarb er in 3400 m Höhe im Hauptort der<br />
Sherpas von Solo Khumbu in Namche<br />
Bazar auf <strong>dem</strong> Weg zum Everest<br />
Basislager. Diese drei <strong>Feuerschläger</strong> (Abb.<br />
1-9) haben eine mit Metall (Eisen und<br />
Kupfer) und Jaspis und Türkis verzierte<br />
Ledertasche zur Aufbewahrung von<br />
Feuerstein/Quarz und Zunder. Die<br />
Metallbeschläge tragen Verzierungen<br />
unterschiedlicher Art.<br />
Abb. 1: <strong>Feuerschläger</strong> 1 <strong>aus</strong> <strong>Nepal</strong>,<br />
Vorderseite, Breite 140 mm
Abb. 2: <strong>Nepal</strong> 2, Vorderseite, Breite 122 mm<br />
Abb. 5: <strong>Nepal</strong> 3, Vorderseite, Breite 112 mm<br />
Abb. 3: <strong>Nepal</strong> 2 aufgeklappt von innen Abb. 6: <strong>Feuerschläger</strong> <strong>Nepal</strong> 3 von innen<br />
Abb. 4: Feuerstahl <strong>Nepal</strong> 2 Rückseite Abb. 7: <strong>Nepal</strong> 3 von der Rückseite
Abb. 8: <strong>Feuerschläger</strong> <strong>Nepal</strong> 1, Rückseite<br />
Größte Breite 140 mm<br />
Abb. 9: <strong>Nepal</strong> 1, Innenseite<br />
Abb. 11: Mittelalterlicher Feuerstahl, Seite a,<br />
Süddeutschland, Länge 85 mm<br />
Mit Metallsuchgerät bei München gefunden.<br />
Abb. 12: Mittelalterlicher Feuerstahl, Seite b,<br />
Süddeutschland, Länge 85 mm<br />
Abb. 13: Marokko Feuerstahl, Seite a<br />
Größte Breite 48 mm<br />
Abb. 10: <strong>Feuerschläger</strong> <strong>aus</strong> Süddeutschland, Abb. 14: Marokko, Seite b<br />
Mittelalter, größte Breite 85 mm<br />
Mit Metallsuchgerät bei München gefunden.
Beschreibung der <strong>Feuerschläger</strong><br />
Neuer Typ Taschen-<strong>Feuerschläger</strong><br />
<strong>Feuerschläger</strong> 1 (Kathmandu) (Abb. 1,8,9)<br />
Dieses prächtige Exemplar war gewiss nicht<br />
billig. Es wurde vermutlich von einem<br />
reicheren <strong>Nepal</strong>esen bzw. Tibeter getragen.<br />
Vorderseite (Abb. 1)<br />
Die Vorderseite der Tasche ist reich verziert<br />
mit zwei roten Jaspis-Halbkugeln von 8 mm<br />
Durchmesser. Sie flankieren einen Türkis<br />
von 14 mm Durchmesser und 2 mm Höhe.<br />
Die Steine sind in zylinderförmige Hülsen<br />
<strong>aus</strong> Messing eingesetzt, die bei den beiden<br />
Jaspissteinen 6 mm hoch und beim Türkis 7<br />
mm hoch sind. Um den Zylinder herum sind<br />
innen ein Schnurband ebenfalls <strong>aus</strong><br />
Messing. Die drei Zylinder mit <strong>dem</strong><br />
Schnurband sind auf je eine Rosette <strong>aus</strong><br />
doppeltem Tatzenring gesetzt. Die äußeren<br />
„Tatzen, 24 an der Zahl zeigen bei den<br />
Jaspissteinen eine dreifache leichte<br />
Kerbung, die Zehen andeutend (?). Unter<br />
den Steinen mit den Rosetten befindet sich<br />
ein Messingblech, in das zwei stilisierte<br />
Vögel mit zurück gebogenem Kopf die<br />
Seiten, eine fünfblättrige Blüte die Mitte<br />
und mit dieser verbunden zwei stark<br />
ornamentierte Zweige mit blattähnlichen<br />
Spitzen ranken. Aufgesetzt sind die<br />
Schmuckelemente auf schwarzes Leder.<br />
Rückseite (Abb. 8)<br />
Die viel schlichtere Rückseite zeigt zwei<br />
mit Pflanzen ornamentierte Seitenbleche <strong>aus</strong><br />
Messing von 38 mm Länge und 12 mm<br />
Breite. Unten, wo das Leder mit <strong>dem</strong><br />
eigentlichen Feuerstahl vernietet ist, liegt<br />
ein schmales, dreigeteiltes Messingband von<br />
6 mm Breite. Im Mittelfeld befinden sich<br />
sechs halbrunde Nietköpfe <strong>aus</strong> Messing von<br />
9 mm Durchmesser. Der Feuerstahl schaut<br />
12 mm <strong>aus</strong> der verzierten Lederhülle her<strong>aus</strong><br />
und besitzt eine 142 mm lange Schleiffläche<br />
von maximal (in der Mitte) 5 mm Breite. An<br />
den Rändern verschmälert sich der<br />
Feuerstahl auf 2 mm.<br />
Aufhängung<br />
Die massiv <strong>aus</strong> Messing gefertigte,<br />
vorderseits ornamentierte Aufhängung zeigt<br />
zwei vierblättrige Blüten. Bei der unteren<br />
sind nur drei Blütenblätter sichtbar. Ein<br />
Ring <strong>aus</strong> Eisen von 29 mm Durchmesser bei<br />
einer Stärke von 4 mm dient der Anhängung<br />
an der Kleidung.<br />
Innenseite (Abb. 9)<br />
In diesem gewöhnlich nicht sichtbaren Teil<br />
des <strong>Feuerschläger</strong>s ist das weniger wertvolle<br />
Material Eisen verwendet worden. Ein<br />
dünnes Eisenblech ist mit <strong>dem</strong><br />
Messingblech der Vorderseite mit fünf<br />
Eisennieten verbunden. Zwei ornamentierte<br />
Scheiben <strong>aus</strong> Eisen halten sind mir den<br />
Halterungen der Jaspissteine der<br />
Vorderseite vernietet. Die große Scheibe in<br />
der Mitte besitzt einen Haken, mit <strong>dem</strong> die<br />
Tasche verschlossen werden konnte, wenn<br />
der Besitzer sie trug. Ihm gegenüber<br />
befindet sich ein nierenförmiges Blech mit<br />
<strong>dem</strong> Einhakloch. Unten an dieser Seite hält<br />
ein schmales Eisenblech mit drei Nieten das<br />
Leder am Feuerstahl fest<br />
Die trapezförmige Tasche <strong>aus</strong> Leder dient<br />
der Aufnahme von Zunder (feinfasriges<br />
Pflanzenmaterial) und Bergkristall.<br />
<strong>Feuerschläger</strong> 2 Namche Bazar (Abb. 2-4)<br />
Dieser schöne Taschen-<strong>Feuerschläger</strong> ist<br />
etwas aufwendiger gefertigt, als der<br />
<strong>Feuerschläger</strong> 3 von Namche Bazar, reicht<br />
jedoch bei weitem nicht an das Exemplar 1<br />
von Kathmandu heran. Er dürfte älter sein.<br />
Leder und Beschläge scheinen jünger zu<br />
sein als bei <strong>dem</strong> Exemplar 3. An der rechten<br />
Seite der oberen Halteschiene ist die Niete<br />
durch Durchscheuern des Eisens an dieser<br />
Stelle fehlend. Ein relativ langer Gebrauch<br />
ist somit anzunehmen.<br />
Vorderseite (Abb. 2)<br />
Die untere Schmuckplatte <strong>aus</strong><br />
durchbrochenem Eisen, verziert durch eine<br />
Randlinie sowohl um die Aussparungen als<br />
auch parallel zum oberen Rand ist außen<br />
und unten durch kleine Striche verziert. Sie<br />
besteht <strong>aus</strong> zwei spiegelbildlichen Teilen<br />
von 52 mm Länge und 30 mm Höhe. Sie<br />
sind mit jeweils drei Nieten, davon die am<br />
unteren äußeren Rande gelegene <strong>aus</strong> Eisen,<br />
die beiden anderen <strong>aus</strong> Kupfer, befestigt.<br />
Der Feuerstahl ist in der Mitte gerissen und<br />
hat eine Breite der Schleifkante von 5 mm,<br />
die sich zum Rande nicht verkleinert..<br />
Darüber sind drei Nietköpfe, der mittlere<br />
viel größer (Durchmesser 20 mm, Höhe 5
mm) und verziert. Die beiden anderen haben<br />
eine Größe von 11 mm und sind flacher (1<br />
mm). Abdrücke auf <strong>dem</strong> Leder lassen<br />
erkennen, dass ursprünglich noch zwei<br />
weiter kleine Nieten über den anderen<br />
befestigt waren, die verlustig gegangen sind.<br />
Rückseite (Abb. 4)<br />
Ein U-förmiges schmales Eisenband von 8<br />
bis 9 mm Breite wurde durch fünf Nieten<br />
mit <strong>dem</strong> Feuerstahl und <strong>dem</strong> Leder der<br />
Tasche vernietet. Drei der Nieten sind <strong>aus</strong><br />
Kupfer, eine Niete fehlt, die fünfte Niete<br />
besteht <strong>aus</strong> Eisen. Der Feuerstahl ist in einer<br />
Breite von 12 mm sichtbar. Das Eisenband<br />
besteht eigentlich <strong>aus</strong> Zwei Teilen, die an<br />
der rechten Ecke durch ein kleines<br />
Eisenblech, welches darüber und darunter<br />
gelegt, die beiden Bänder zusammen hält.<br />
Eine Verzierung <strong>aus</strong> sechs Punkten, zu<br />
einem Kreuz geordnet, befindet sich an vier<br />
Stellen auf <strong>dem</strong> Band, je einmal auf den<br />
Seiten und zwei Mal auf <strong>dem</strong> unteren Band,<br />
jeweils in der Mitte zwischen den Nieten.<br />
Innenseite (Abb. 3)<br />
Ein einfach gefertigter Haken <strong>aus</strong><br />
Eisenblech und eine Lederschlaufe dient<br />
<strong>dem</strong> Verschließen des <strong>Feuerschläger</strong>s.<br />
Ursprünglich war aber der Widerpart des<br />
Hakens auch <strong>aus</strong> Eisenblech gefertigt,<br />
wurde jedoch später, nach Abbrechen des<br />
Bleches durch die Lederschlaufe ersetzt.<br />
Die Ledertasche zur Aufnahme von Zunder<br />
und Bergkristall wird unten durch ein<br />
Eisenband von 7 mm Breite mittels dreier<br />
Nieten verschlossen und mit <strong>dem</strong> Feuerstahl<br />
verbunden. Der Feuerstahl schaut 12 bis 13<br />
mm darunter hervor. Auf der 125 mm<br />
langen Schleifkante sind im Abstand von 8<br />
bis 10 mm schwach sichtbare Kerben<br />
eingeschlagen, die der besseren Reibung<br />
dienen sollten.<br />
Aufhängung<br />
Eine schwach verzierte Eisenleiste, in der<br />
Mitte etwas verdickt, um die Öse zur<br />
Halterung des Ringes aufzunehmen, ist an<br />
der linken Seite durchgescheuert (siehe<br />
oben). Der Ring hat einen Durchmesser von<br />
12 mm, die Öse von 7 mm. Am Ring<br />
befindet sich ein am Ende verknotetes<br />
Lederband von 140 mm Länge und 9 mm<br />
Breite zur Befestigung am Gürtel.<br />
<strong>Feuerschläger</strong> 3 Namche Bazar (Abb. 5-7)<br />
Dieser Taschen-<strong>Feuerschläger</strong> ist recht<br />
einfach geschmückt und mutmaßlich von<br />
einem Dorfhandwerker gefertigt. Der<br />
Feuerstahl wurde <strong>aus</strong> einem anderen (?)<br />
Werkzeug umgeschmiedet, wie eine<br />
Vertiefung im Stahl auf der Rückseite zeigt.<br />
Er scheint recht alt zu sein. Das Leder ist<br />
oberflächlich wabenförmig gerissen und er<br />
wurde an zwei Stellen <strong>aus</strong>gebessert. Auch<br />
die durchgescheuerte Rückseite scheint für<br />
ein relativ hohes Alter (vielleicht mehr als<br />
hundert Jahre) zu sprechen. Die<br />
Schleifkante ist angerostet. Vermutlich war<br />
er seit einiger Zeit nicht mehr in Gebrauch.<br />
Solche <strong>Feuerschläger</strong> trugen wohl die<br />
Bergbewohner (Sherpas) und reichten den<br />
<strong>Feuerschläger</strong> an die nächste Generation<br />
weiter, sofern er noch brauchbar war.<br />
Vorderseite (Abb. 5)<br />
Das Schmuckblech <strong>aus</strong> Eisen ist an den<br />
beiden Seiten und unten mit einem<br />
Fischgrätenmuster und oben mit einer den<br />
Rand im Abstand von 2 bis 5 mm folgenden<br />
eingepunzten Linie verziert. Ein rundes<br />
Blech von 22 mm Breite mit einer<br />
stilisierten Sonne von 9 mm Durchmesser<br />
und elf Strahlen bildet vorderseits den<br />
Gegenpart zur inneren Aufhängung.<br />
Der Feuerstahl schaut in der Mitte 16 mm<br />
vor, ist an der Schleifkante 118 mm lang<br />
und in der Mitte dieser Kante 7 mm breit.<br />
Zu den Rändern hin wird der Feuerstahl<br />
schmaler (4,5-5 mm).<br />
Rückseite (Abb. 7)<br />
Das Leder wird von einem u-förmig<br />
gebogenen Eisenband von 6 mm Breite mit<br />
fünf Nieten gehalten. In der Mitte ist das<br />
Leder mit groben Stichen geflickt. Der<br />
Feuerstahl schaut in einer Breite von 18-21<br />
mm her<strong>aus</strong>.<br />
Innenseite (Abb. 6)<br />
Ein grob <strong>aus</strong>geschnittenes rundes<br />
Eisenblech mit hakenförmigem Fortsatz<br />
zum Befestigen an der inneren Rückseite<br />
hat einen Durchmesser von 18 mm. Ein<br />
schmales, krampenförmiges Blech von 20<br />
mm Länge und 5 mm Breite bildet die<br />
Aufhängung. Ein rundliches Stück Leder<br />
wurde zum Flicken des Loches auf der
Rückseite mit dieser vernäht. In der Tasche<br />
befindet sich ein Rest Zunder.<br />
Aufhängung<br />
Die Aufhängung bildet ein schmaler<br />
Lederstreifen von 5 mm Breite, der innen<br />
mit einem doppelten Knoten gesichert ist.<br />
Ein Lederstück rötlicher Farbe von 73 mm<br />
Länge und 12 mm Breite wurde später zum<br />
Ausflicken oben mit groben Stichen auf den<br />
Taschenknick genäht.<br />
Mecklenburgischer Feuerstahl<br />
(Abb. 15, 16)<br />
Dieser sehr schöne Feuerstahl <strong>aus</strong> der<br />
Sammlung des Mecklenburgischen<br />
Volkskun<strong>dem</strong>useums <strong>Schwerin</strong>-Mueß<br />
gehört ebenfalls zu den als Taschen-<br />
<strong>Feuerschläger</strong> typisierten Feuerstähle mit<br />
integrierter Aufbewahrungstasche für<br />
Zunder und Feuerstein. Die Tasche ist <strong>aus</strong><br />
Leber gefertigt und mit kleinen farbigen<br />
Glasperlen besetzt.<br />
Abb. 15: Rückseite des Mecklenburgischen<br />
Taschen-<strong>Feuerschläger</strong>s <strong>aus</strong> der Zeit des<br />
Biedermeiers (ca. um 1840), größte Breite<br />
6,6 cm, Mecklenburgisches<br />
Volkskun<strong>dem</strong>useum <strong>Schwerin</strong>-Mueß,<br />
Inventarnummer 3576 VK<br />
Foto: Volker Janke, <strong>Schwerin</strong><br />
Im oberen Klappenbereich der Tasche sind<br />
die Initialen der (?) Besitzerin gestickt, die<br />
zugeklappt, sicher die Vorderseite des<br />
<strong>Feuerschläger</strong>s zeigte. Weiter unter<br />
erscheint das Symbol einer Sonne oder einer<br />
Blume. Der Feuerstahl selbst ähnelt einem<br />
Bootskörper mit in der Mitte breiterem<br />
Stahl und oben einem runden Stange zum<br />
Befestigen der Ledertasche. Der eigentliche<br />
Stahl ließe sich von den Rechteckig-Ovalen<br />
Typen herleiten.<br />
Eine gedrehte Schnur schützt die<br />
Ledertasche seitlich und dient gleichzeitig<br />
als Schmuck und Aufhängung in einer<br />
Schlaufe.<br />
Auch die andere Seite des schönen Stückes<br />
zeigt in der Perlenstickerei ein<br />
sonnenähnliches Symbol, eingefasst von<br />
einem doppelten Rand blauer und weißer<br />
Perlen vor einer Reihe schwarzer<br />
Glasperlen, abgeschlossen wird der Rand<br />
durch die gedrehte Schnur.<br />
Abb. 16: Vorderseite des<br />
Mecklenburgischen Taschen-<strong>Feuerschläger</strong>s<br />
Foto: Volker Janke<br />
Zu diesen <strong>Feuerschläger</strong>n mit integrierter<br />
Aufnahmebox für Zunder und Feuerstein<br />
gehören auch einige, die <strong>aus</strong> Österreich-<br />
Ungarn bei BENESCH (1905) aufgezeigt<br />
werden (Abb. 17).
Abb. 17 Taschen-<strong>Feuerschläger</strong> <strong>aus</strong><br />
Österreich-Ungarn, größte Breite 7 cm<br />
Die Tasche diente der Unterbringung von<br />
Feuerstein und Zunderschwamm und war<br />
<strong>aus</strong> Leder, Samt oder anderem Stoff, teils<br />
bestickt, gefertigt.<br />
Nach BENESCH 1905, Taf. 57, Abb. 125<br />
Süddeutscher Feuerstahl 1 (Abb. 10)<br />
Rechteckig-ovale <strong>Feuerschläger</strong>,<br />
Neuer Typ München,<br />
Der Feuerstahl ist leicht korrodiert und<br />
metallkonserviert. Die Breite der<br />
Schleifkante beträgt 6 mm. Er könnte <strong>aus</strong><br />
<strong>dem</strong> 14. bzw. 15 Jahrhundert stammen.<br />
Gefunden wurde er in der Nähe von<br />
München. Die seitliche Ausbuchtung,<br />
kennzeichnend für diesen Typ, diente der<br />
Aufnahme des Zeigefingers.<br />
Süddeutscher Feuerstahl 2 (Abb. 11, 12<br />
rechteckig-ovaler <strong>Feuerschläger</strong>, zwischen<br />
Typ Usadel und Vosswinkel)<br />
Der <strong>Feuerschläger</strong> ist 84 mm lang. Die<br />
Breite beträgt 27 mm. Er ist 7 mm dick und<br />
am spitzen Ende <strong>aus</strong>geschmiedet und<br />
feuerverschweißt. Dort ist er 11 mm breit<br />
(zur Eingruppierung siehe oben).<br />
Verzierungen auf beiden Seiten sind durch<br />
punktförmige Einschläge und Ausfeilungen<br />
jeweils zwischen den Punkten am inneren<br />
Rand erfolgt. Insgesamt können noch etwa<br />
zwanzig solcher Kombinationen von Punkt<br />
und Ausfeilung auf jeder Seite <strong>aus</strong>gemacht<br />
werden. Das Alter dürfte ebenfalls etwa 500<br />
Jahre betragen.<br />
Marokkanischer <strong>Feuerschläger</strong><br />
(Abb. 13, 14)<br />
Dieses Exemplar (48 mm Länge) zeichnet<br />
sich von den anderen bereits publizierten<br />
marokkanischen <strong>Feuerschläger</strong>n durch<br />
seinen rechteckigen Innenraum <strong>aus</strong>.<br />
Ansonsten entspricht er den anderen. Die<br />
Schleifläche ist 9 mm breit und zeigt durch<br />
den Abrieb die Tätigkeit eines<br />
Rechtshänders an.<br />
Finnischer <strong>Feuerschläger</strong> (Abb. 18, 19)<br />
Geschwungener Feuerstahl,<br />
Neuer Typ Finnland<br />
Zum Abschluss wird noch ein finnischer<br />
<strong>Feuerschläger</strong> gezeigt (Abb. 15 und 16), den<br />
ich im vergangenen August 2002 in<br />
Nordfinnland (Tankavara) jenseits des<br />
Polarkreises kaufte. Er ist entsprechend<br />
finnischer Tradition für Touristen gefertigt<br />
und nicht gebraucht worden. Er gehört<br />
ebenfalls in die Gruppe der Geschwungenen<br />
<strong>Feuerschläger</strong>. Die oberen Enden sind<br />
jeweils um den anderen Arm des<br />
<strong>Feuerschläger</strong>s geschlungen, wobei sich die<br />
Arme um 31 mm überlappen.<br />
Abb. 18: <strong>Feuerschläger</strong> <strong>aus</strong> Finnland,<br />
Vorderseite mit zwei Stempeln, Länge: 112<br />
mm, Geschwungener Feuerstahl,<br />
Typ Finnland<br />
Abb. 19: <strong>Feuerschläger</strong> Finnland, Rückseite
Abschließend seien noch drei weitere<br />
mittelalterliche Feuerstähle <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />
Nürnberger Raum und ein in Form einer<br />
römischen Galeere gefertigter alter<br />
Feuerstahl vorgestellt, die ich mit der<br />
Altersangabe 14./15. Jahrhundert bekam<br />
und die bei Nürnberg und zwischen<br />
Augsburg und Stuttgart mit einem<br />
Metallsuchgerät auf einem Feld gefunden<br />
wurden. Sie stellen keine grundlegend<br />
neuen Typen bzw. Untertypen dar, werden<br />
hier ergänzend vorgestellt.<br />
Erster Nürnberger <strong>Feuerschläger</strong><br />
(Abb. 20, 21)<br />
Typ Mueß, Geschwungene Feuerstähle<br />
Dieser schöne <strong>Feuerschläger</strong> wurde mittels<br />
Metallsuchgerät von einem „Sucher“ auf<br />
einem Feld bei Nürnberg gefunden.<br />
Genauere Angaben zum Fundort ließen<br />
sich nicht mehr ermitteln, zumal die<br />
„Sucher“ ihre Fundstellen <strong>aus</strong><br />
verschiedenen Gründen geheim halten. Er<br />
ist ziemlich groß und die Schlagkante stark<br />
abgenutzt. Offensichtlich war er lange in<br />
Gebrauch. Der Stahl ist bei einer Länge<br />
von 128 mm nur 3 mm dick und hat die<br />
Form eines Bootskörpers. Ein Ende ist<br />
dünn, entsprechend der Fertigungsart der<br />
geschweiften <strong>Feuerschläger</strong> <strong>aus</strong>geführt.<br />
Das andere Ende zeigt keinen solchen<br />
Bügel.<br />
Abb. 20 1. Nürnberger <strong>Feuerschläger</strong><br />
Vorderseite, Länge 128 mm<br />
Typ Mueß, Geschwungener Feuerstahl<br />
Die Abnutzungsspuren lassen die<br />
Handhabung erkennen. Offensichtlich<br />
wurde der Feuerstahl in der linken Hand<br />
(bei 9/10 der Menschen, Rechtshänder)<br />
gehalten und der Schlag mit <strong>dem</strong><br />
Feuerstein gegen den Stahl geführt. Auch<br />
an der <strong>dem</strong> Bügel abgewandten Seite zeigt<br />
die zulaufende Spitze (Bug des<br />
Schiffchens) Abnutzungsspuren durch das<br />
Feuerschlagen.<br />
Abb. 21: 1. Nürnberger <strong>Feuerschläger</strong><br />
Rückseite, Länge 128 mm<br />
Zweiter Nürnberger <strong>Feuerschläger</strong><br />
(Abb. 22)<br />
Typ Rechteckig-ovaler <strong>Feuerschläger</strong><br />
Dieser <strong>aus</strong> einem Stück durch<br />
Feuerverschweißung der Enden<br />
geschmiedete Feuerstahl ist 80 mm lang<br />
und die Stärke des Materials beträgt 4,5<br />
mm. Auch er zeigt starke<br />
Abnutzungsspuren und dürfte ebenfalls<br />
lange in Gebrauch gewesen sein. Er<br />
stammt auch <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Nürnberger Raum<br />
und wurde mittels Metallsuchgerät auf<br />
einem Acker gefunden.<br />
Abb. 22: 2. Nürnberger <strong>Feuerschläger</strong><br />
Länge 80 mm<br />
Dritter Nürnberger <strong>Feuerschläger</strong><br />
(Abb. 23), Typ Vosswinkel, rechteckigovale<br />
Feuerstähle<br />
Der ebenfalls bei Nürnberg auf oben<br />
genannte Weise gefundene <strong>Feuerschläger</strong><br />
ist 72 mm lang und nur 2 mm stark. Der<br />
Innenraum ist durch eine Ausfeilung bis<br />
zum Beginn der halbkreisförmigen
Rundungen an den Enden gerade und etwa<br />
einen mm vertieft.<br />
Abb. 23: 3. Nürnberger <strong>Feuerschläger</strong><br />
Länge 72 mm<br />
Rechteckig-ovaler Feuerstahl, Typ<br />
Vosswinkel<br />
<strong>Feuerschläger</strong> in Galeerenform (Abb.<br />
24, 25), Geschwungene <strong>Feuerschläger</strong>,<br />
Typ Mueß<br />
Dieser sehr schöne und sorgfältig<br />
<strong>aus</strong>gearbeitete Feuerstahl vom Typ Mueß<br />
zeigt sich in Form einer griechischrömischen<br />
Galeere. Er ist insgesamt 82<br />
mm lang. Auf beiden Seiten des<br />
„Galeerenkörpers“ sind Einpunzungen von<br />
aufeinander liegenden s-förmigen<br />
Eindrücken, die Wasserwellen<br />
symbolisieren sollen. Zwei solcher Reihen<br />
liegen übereinander auf beiden Seiten des<br />
<strong>Feuerschläger</strong>s. Darüber sind zwei Linie<br />
im Abstand von 1-1,5 mm zueinander<br />
eingedrückt.<br />
Der <strong>Feuerschläger</strong> wurde zwischen<br />
Augsburg und Stuttgart auf einem Acker<br />
mittels Metallsuchgerät gefunden und<br />
sorgfältig konserviert. Den genauen<br />
Fundplatz konnte ich nicht ermitteln, da<br />
der Händler keine detaillierteren Angaben<br />
vom „Sucher“ erhielt.<br />
Abb. 24: <strong>Feuerschläger</strong> vom Typ Mueß in Galeerenform, Vorderseite, Mittelalter, gefunden<br />
zwischen Augsburg und Stuttgart, Länge 82 mm<br />
Abb. 25: Die Rückseite des <strong>Feuerschläger</strong>s in Galeerenform
Für die Handhabung dieses Feuerstahls<br />
gibt die eigenwillige Form und der Abrieb<br />
des Stahls gute Hinweise, So wurde der<br />
Zeigefinger durch die vom großen Bügel<br />
geschaffene Öffnung gesteckt und der<br />
Daumen auf den Galeerensporn gelegt. Der<br />
Mittelfinger stützt den <strong>Feuerschläger</strong> unten<br />
ab. Dadurch unterscheidet er sich vom<br />
ähnlichen, <strong>dem</strong> auf Abb. 20 und 21<br />
gezeigten <strong>Feuerschläger</strong>.<br />
Kuriose Schlußbemerkung<br />
Ein bei Karl May gefundenes<br />
Literaturzitat zu <strong>Feuerschläger</strong>n im Wilden<br />
Westen sei hier angefügt.<br />
In Winnetou III im Kapitel 5: „Die<br />
Railtroublers“ trifft Old Shatterhand den<br />
Westmann Fred Walker, der seine Zigarren<br />
und Streichhölzer verschmäht und statt<br />
dessen eine Pfeife mit einem Prärie-<br />
Feuerzeug anzündet: Er hatte nach<br />
Trapperart eine kurze, schmierige Pfeife<br />
an einer Schnur am Halse hängen. Als er<br />
sie gestopft hatte, beeilte ich mich, ein<br />
Hölzchen hervorzulangen; er aber<br />
schüttelte abwehrend mit <strong>dem</strong> Kopfe, griff<br />
in die Tasche seines Pelzes und brachte<br />
eines jener Prairien-Feuerzeuge zum<br />
Vorschein, welche Punks genannt werden<br />
und trockenen Baummoder als Zunder<br />
enthalten. „Auch so eine noble<br />
Erfindung, diese Zündhölzer, die nichts<br />
für die Savanne taugen,“ bemerkte er.<br />
„Man darf sich nicht verwöhnen.“<br />
Leider schreibt der Schriftsteller Karl May<br />
über das Aussehen dieses<br />
Feuererzeugungs-Gerätes nichts. Ob das<br />
englische Wort in diesem Zusammenhang<br />
mit <strong>dem</strong> deutschen Wort pinkern und<br />
Pinkeisen verwandt ist, ließ sich bisher<br />
nicht klären. Vermutlich hat Karl May<br />
auch an anderer Stelle seines<br />
umfangreichen literarischen Werkes hier<br />
und da Feuerstähle erwähnt. Ein<br />
diesbezügliches Register seines Werkes ist<br />
mir nicht bekannt geworden.<br />
Dank<br />
Für die Hilfe bei der Literaturbeschaffung<br />
und die Kopien der Benesch-Tafeln zu<br />
<strong>Feuerschläger</strong>n danke ich herzlich Herrn<br />
Karl Freiherr von Puttkamer, Gnutz.<br />
Herrn Museumsassistent Volker Janke,<br />
<strong>Schwerin</strong>, sei für die Information und die<br />
Fotos vom Taschen-<strong>Feuerschläger</strong> mit<br />
integrierter bestickter Tasche <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />
Volkskun<strong>dem</strong>useum <strong>Schwerin</strong>-Mueß<br />
herzlich gedankt. Meinem Sohn Jan<br />
Zessin danke ich für den Erwerb der drei<br />
nepalesischen <strong>Feuerschläger</strong>, von denen er<br />
mir zwei schenkte.<br />
Literatur<br />
BENESCH, L. EDLER V. (1905): Das<br />
Beleuchtungswesen vom Mittelalter bis zur<br />
Mitte des XIX. Jahrhunderts, <strong>aus</strong><br />
Österreich-Ungarn, insbesondere <strong>aus</strong> den<br />
Alpenländern und den angrenzenden<br />
Gebieten der Nachbarstaaten.<br />
Erläuterungen der den Sammlungen des<br />
Allerhöchsten Kaiserh<strong>aus</strong>es einverleibten<br />
Kollektion altertümlicher Beleuchtungs-<br />
Geräte.- 32 S., 35 Abb., 60 Taf., Verlag<br />
Anton Schroll & Co. Wien.<br />
MAY, K. (1909): Winnetou III. 556 S.,<br />
Planet Medien AG, Zug.<br />
MÜNS, H. (2002): Von Brautkrone bis<br />
Erntekranz. Jahres- und Lebensbräuche in<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Ein Handbuch,<br />
319 S., Hinstorff Rostock.<br />
ZESSIN, W. (2002): Slawische<br />
<strong>Feuerschläger</strong> – formfest über mehr als<br />
t<strong>aus</strong>end Jahre.- Mitteilungsblatt des<br />
<strong>Zoo</strong>vereins und des <strong>Zoo</strong>s <strong>Schwerin</strong>, Ursus<br />
8, 1: 21-31, 19 Abb., <strong>Schwerin</strong>.<br />
Anschrift des Verfassers: Dr. Wolfgang<br />
Zessin, <strong>Zoo</strong> <strong>Schwerin</strong>, Waldschulweg 1,<br />
19061 <strong>Schwerin</strong>