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Klinikportrait<br />

Inhalation<br />

Inhalationssysteme:<br />

Unterschiede kennen<br />

Die Anwendung des individuellen Inhalationssystems muss gelernt sein.<br />

Ansonsten verpufft die Wirkung.<br />

Zur Behandlung von Atemwegserkrankungen<br />

kommen viele verschiedene Inhalationssysteme<br />

zur Anwendung, die<br />

vom Patienten ganz unterschiedlich<br />

bedient werden müssen.<br />

Das Inhalationssystem muss daher<br />

individuell für den Patienten ausgesucht<br />

werden, damit dieser es auch gut bedienen<br />

kann. Nicht jedes Inhalationssystem<br />

eignet sich für jeden Patienten.<br />

Deshalb muss der Arzt folgende Fragen<br />

klären:<br />

Ist es für den Patienten möglich zu<br />

inhalieren?<br />

Ist die richtige Koordination für die<br />

Nutzung eines Dosieraerosols möglich?<br />

Ist der Atemfluss bei der Einatmung<br />

ausreichend, atmet der Patient rasch<br />

und kräftig ein? (Pulverinhalation).<br />

Mit welchem Inhalationsgerät kann<br />

der nötige Wirkstoff verabreicht werden?<br />

Grundprinzip der Inhalation<br />

Bei einer effektiven Inhalation hat der<br />

Patient einige Kriterien zu beachten. Je<br />

häufiger er diese übt, desto sicherer<br />

wird er – und um so wirkungsvoller ist<br />

der Medizineinsatz. Und so geht´s:<br />

Gerät für die Inhalation vorbereiten,<br />

z.B. Kappe abnehmen, falls nötig<br />

schütteln.<br />

Vor der Inhalation sollte tief genug<br />

ausgeatmet werden.<br />

Eine aufrechte Körperhaltung einnehmen.<br />

Mundstück mit den Lippen umschließen.<br />

Die Inhalation wird in Abhängigkeit<br />

vom Gerätetyp ausgelöst und<br />

erfolgt je nach Inhalationssystem<br />

mit langsamer und<br />

tiefer Einatmung (Dosieraerosol)<br />

oder rasch und kräftig<br />

(Pulverinhalator).<br />

Die Luft wird für fünf bis<br />

zehn Sekunden angehalten.<br />

Mundstück aus dem Mund<br />

nehmen.<br />

Langsames Ausatmen<br />

durch die Nase oder Lippenbremse<br />

anwenden.<br />

Weitere Inhalationen (wenn<br />

nötig) nach ungefähr einer<br />

Minute durchführen.<br />

Wenn der Patient bei der<br />

Inhalation unsicher ist, sollte<br />

er seinen Arzt kontaktieren<br />

und seine Inhalationstechnik<br />

überprüfen lassen.<br />

Die Frage nach seinem eigenen,<br />

speziellen Inhalationssystem<br />

ist wichtig, da unterschiedlicheInhalationssysteme<br />

auch unterschiedliche Anwendungstechniken<br />

bedürfen.<br />

Dosieraerosol ohne Spacer: Ein langsamer<br />

tiefer Atemzug, dann Atem anhalten.<br />

Dosieraerosol mit Spacer: Langsame<br />

tiefe Einatmung über mehrere Atemzüge,<br />

dann Atem anhalten.<br />

Trockenpulverinhalator: Rasche tiefe<br />

Einatmung, dann Atem anhalten.<br />

Vernebler: Langsame tiefe Einatmung,<br />

langsame vollständige Ausatmung.<br />

Für Asthmatiker und COPD-Patienten<br />

ist es sehr wichtig, dass sie mit ihren<br />

Medikamenten die kleinen Atemwege<br />

erreichen und so eine gute Wirkung der<br />

Wirkstoffe erzielen.<br />

Werden die Systeme nicht korrekt<br />

angewendet, kann die Wirkstoffverteilung<br />

im Bronchialsystem nicht optimal<br />

erfolgen.<br />

14 ALLERGIE konkret 1/2012


Häufige Anwendungsfehler<br />

Verschlusskappe wird nicht geöffnet, es wird nicht tief genug<br />

vor der Inhalation ausgeatmet, die Körperhaltung während<br />

der Inhalation ist nicht aufrecht, es wird zu gering eingeatmet,<br />

der Atem wird nach der Inhalation nicht angehalten, ein Dosieraerosol<br />

mit Suspension wird nicht geschüttelt, nach der<br />

Inhalation eines Cortisons wird der Mund nicht ausgespült, es<br />

wird in das Mundstück ausgeatmet.<br />

Vor Verschreibung eines Inhalationssystems sollte der behandelnde<br />

Arzt sicher stellen, dass dem Patienten die Handhabung<br />

des Systems erklärt wurde und er es auch richtig anwenden<br />

kann. Der Arzt lässt sich im Idealfall die Anwendung<br />

durch den Patienten zeigen und kann eventuelle Fehler korrigieren.<br />

Außerdem ist es hilfreich, wenn die Überprüfung der<br />

Inhalationstechnik von Zeit zu Zeit wiederholt wird, damit<br />

sich keine Anwendungsfehler einschleichen.<br />

Diese Möglichkeit sollte auch in Betracht gezogen werden,<br />

wenn die Atemwegserkrankung nur unzureichend kontrolliert<br />

ist. Für eine inhalative Langzeittherapie sollte am besten nur<br />

ein Typ eines Dosieraerosols oder eines Pulverinhalators verordnet<br />

werden, damit der Patient sich auf eine Inhalationstechnik<br />

konzentrieren kann. Wenn das Inhalationssystem im<br />

Laufe der Behandlung gewechselt werden muss, ist es wichtig,<br />

den Patienten mit der neuen Technik vertraut zu machen.<br />

Für die verschiedenen Systeme müssen ganz unterschiedliche<br />

Inhalationstechniken und Atemmanöver angewendet<br />

werden. Für den Therapieerfolg ist von entscheidender Bedeutung,<br />

welche Wirkstoffmenge in den Bronchien ankommt.<br />

Dies kann je nach verwendetem System und der individuellen<br />

Anwendung (Inhalationsfehler) sehr unterschiedlich<br />

sein. Daher ist es sehr wichtig, dass der Patient ein Inhalationsgerät<br />

erhält, mit dem er die Inhalation bestmöglich<br />

ausführen kann.<br />

Unterschiedliche Inhalationssysteme<br />

Druckluft- und Ultraschallvernebler<br />

Bei diesen Geräten wird ein Aerosol erzeugt, das über ein<br />

Mundstück oder eine Maske eingeatmet wird. Diese Systeme<br />

kommen bei Personen zum Einsatz, bei denen kein anderes<br />

Inhalationssystem angewendet werden kann (z.B. bei<br />

Säuglingen oder Kleinkindern). Vernebler werden auch zusätzlich<br />

zu anderen Inhalationssystemen eingesetzt, beispielsweise<br />

mit isotonischer Kochsalzlösung zur besseren<br />

Befeuchtung der Schleimhäute.<br />

Anwendung: Langsame und leicht vertiefte Inhalation für<br />

circa 10 Minuten, dabei normales Ein- und Ausatmen, die<br />

Anwendungshäufigkeit mit einem Medikament wird vom Arzt<br />

vorgegeben.<br />

Vorteile: Anforderung an die Koordination ist gering, für<br />

jedes Alter geeignet, verwendbar für Lösungen, die in Pulverinhalatoren<br />

oder Dosieraerosolen nicht eingesetzt werden<br />

können, die Kombination verschiedener Wirkstoffe ist möglich,<br />

auch in Beatmungssystemen einsetzbar.<br />

Nachteile: Lange Inhalationsdauer, regelmäßige Reinigung,<br />

Geräte, die Strom (Akku oder Netz) benötigen.<br />

Beispiele: Ultraschallvernebler: Ultrasonic, Multisonic, Düsenvernebler:<br />

Pariboy, Pro Domo<br />

Easi breathe<br />

Diverse Inhalationssysteme in der Übersicht.<br />

Easyhaler Salbu<br />

Inhalation<br />

Inhalationsgerät für die unteren<br />

Atemwege: Pariboy<br />

ALLERGIE konkret 1/2012 15


Klinikportrait<br />

Inhalation<br />

Spiriva Respimat Salbulair N Dosieraerosl Ventolair 100 Autohaler<br />

Dosieraerosole<br />

Die Systeme können schon bei Kleinkindern unter sechs<br />

Jahren mit einem Spacer angewendet werden. Die Atemtechnik<br />

ist wichtig.<br />

Nicht-Atemzug-ausgelöste Dosieraerosole (mit Spacer<br />

nutzbar): Die Patienten müssen die richtige Koordination<br />

zwischen dem Beginn der Einatmung und dem Auslösen des<br />

Dosieraerosols beherrschen. Der Hub muss mit Beginn der<br />

Inhalation selbst ausgelöst werden.<br />

Beispiele: Klassische Dosieraerosole mit Bronchien erweiterndem<br />

Wirkstoff (wie Salbutamol wie Sultanol ® , Salbulair<br />

N ® , Bronchospray novo ® ) oder entzündungshemmendem<br />

Wirkstoff (z.B. Beclometason wie Junik ® Dosieraerosol, Beclometason-ratiopharm<br />

® , Bronchocort ® novo).<br />

Atemzug-ausgelöste Dosieraerosole (nicht mit Spacer<br />

nutzbar): Hub wird durch Atemmanöver ausgelöst, z.B.<br />

Autohaler ® (z.B. Junik ® junior, Ventolair ® mite) oder Easi<br />

breathe ® (Salbulair ® N, Ventolair ® ).<br />

Anwendung: Ideal ist ein langsames und tiefes Einatmen<br />

über das Mundstück, Atem für fünf bis zehn Sekunden anhalten,<br />

langsames Ausatmen durch die Nase oder<br />

Lippenbremse anwenden.<br />

Vorteile: Die Systeme sind handlich und überall einzusetzen,<br />

relativ hohe Konstanz der Dosis.<br />

Nachteile: Die richtige Koordination kann schwierig sein,<br />

Kältereiz bei Anwendung, ältere Patienten können die<br />

Systeme manchmal nicht anwenden (z.B. wegen Arthritis),<br />

meistens kein Zählwerk.<br />

Spacer als Inhalationshilfe für Nicht-Atemzug-ausgelöste<br />

Dosieraerosole<br />

Spacer sind Vorschaltkammern, die zwischen Dosieraerosol<br />

und Mundstück eingesetzt werden. Dadurch können<br />

Patienten, bei denen keine spontane Atmung und keine gute<br />

Koordination möglich ist (z.B. Kleinkinder, ältere Patienten)<br />

besser mit Hilfe eines Dosieraerosols inhalieren.<br />

Anwendung: Der Spacer wird mit einem Hub aus dem<br />

Dosieraerosol befüllt, nach mehrmaliger, langsamer tiefer<br />

Einatmung kann ein zweiter Hub verabreicht werden.<br />

Vorteile: Die Anwendung des Spacers kann die Ablagerung<br />

des Wirkstoffs an den Bronchien erhöhen und die<br />

Ablagerung im Mund- und Rachenraum verringern, eine bessere<br />

Koordination ist möglich.<br />

Nachteile: Es können Wirkstoffe<br />

durch elektrostatische<br />

Kräfte an der Wandung des<br />

Spacers verlorengehen. Der<br />

Spacer wird häufig nicht so<br />

gut akzeptiert.<br />

Es gibt Modelle verschiedener<br />

Hersteller. (Beispiele:<br />

Aerochamber ® , Vortex Spacer<br />

® )<br />

Trockenpulverinhalatoren:<br />

Können bei Kindern über<br />

fünf Jahren eingesetzt werden,<br />

werden ab sechs bis sieben<br />

Jahren verstärkt verwendet.<br />

Anwendung: Es muss kräftig/rasch und tief durch das<br />

System inhaliert werden, der Atem wird für fünf bis zehn<br />

Sekunden angehalten, langsames Ausatmen durch die Nase<br />

oder Lippenbremse anwenden.<br />

Vorteile: Das Gerät wird durch den Atemzug aktiviert, ist also<br />

leichter zu koordinieren als ein Dosieraerosol, häufig mit<br />

Zählwerk, Schutzkappe ist integriert, viele Wirkstoffe sind<br />

dafür verfügbar, einzelverpackte Systeme sind besser vor<br />

Feuchtigkeit geschützt (z.B. Diskus).<br />

Nachteile: Die Dosierung und die Ablagerung der Wirkstoffe<br />

ist von der Mitarbeit des Patienten beim Einatmen abhängig,<br />

ein rasches, tiefes Einatmen ist notwendig, Pulverinhalationssysteme<br />

sind feuchtigkeitsempfindlicher.<br />

Beispiele: Einzeldosis-Systeme (Dosis ist einzeln verpackt):<br />

Aerolizer, HandiHaler, Easyhaler, Cyclohaler, Jethaler, Diskus<br />

Mehrdosis-Systeme (Dosis nicht einzeln verpackt):<br />

Novolizer, Turbohaler,<br />

Doppelstrahl-Impaktions-Inhalator<br />

Mit diesem Gerät wird das Aerosol über einen längeren<br />

Zeitraum (ca. 1,5 Sekunden) freigesetzt. Es kann für jeden<br />

Patienten eingesetzt werden.<br />

Anwendung: Es muss eine langsame und tiefe Inhalation<br />

erfolgen.<br />

Vorteile: Die Anforderungen zur Koordination sind geringer,<br />

es bilden sich feine Aerosoltröpfchen mit geringer<br />

Geschwindigkeit, dies ermöglicht eine sehr gute Ablagerung<br />

des Wirkstoffs.<br />

Nachteile: Das System ist nur für bestimmte Wirkstoffkombinationen<br />

erhältlich.<br />

Beispiele: Respimat ® Soft Inhaler<br />

Bildnachweis: Die Abbildungen der verschiedenen Inhalationssysteme<br />

wurden freundlichst zur Verfügung gestellt<br />

von Boehringer Ingelheim, Cegla, Hexal, pari GmbH, CT-<br />

Arzneimittel<br />

Hinweis: Die in diesem <strong>Text</strong> aufgeführten Medikamente/Unternehmen<br />

sind keine Empfehlungen des Deutschen<br />

<strong>Allergie</strong>- und Asthmabundes e.V. <strong>Sie</strong> dienen lediglich als<br />

Beispiele für eine bestimmte Gruppe/Kategorie. Deswegen<br />

erheben wir auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

16 ALLERGIE konkret 1/2012

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