3 Fragen an Frank Rommerskirchen - DAS DA Theater
3 Fragen an Frank Rommerskirchen - DAS DA Theater
3 Fragen an Frank Rommerskirchen - DAS DA Theater
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Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse<br />
von Christine Nöstlinger<br />
mit Musik von Christoph Eisenburger<br />
und Liedtexten von Maren Dupont & Christoph Eisenburger<br />
Inszenierung Tom Hirtz<br />
Bühnenbild Fr<strong>an</strong>k <strong>Rommerskirchen</strong><br />
Kostümbild Fr<strong>an</strong>k <strong>Rommerskirchen</strong>,<br />
Michaela Gabauer<br />
Musikalische Leitung Christoph Eisenburger<br />
Choreographie Heike Sievert<br />
Dramaturgie Maren Dupont<br />
Konrad Rebecca Selle<br />
Berti Bartolotti, Bestellmutter Michaela Spänle<br />
Egon, Wetterm<strong>an</strong>n Philipp Scholz<br />
Fabrikdirektor/ Firmenvertreter/<br />
Postbote/ Peter Lustig Tobias Steffen<br />
Regieassistenz & Tagesspielleitung Sus<strong>an</strong>ne Schreyer<br />
Ges<strong>an</strong>geinstudierung T<strong>an</strong>ja Raich, Luc Nelissen<br />
Bühnenbau grauwert.Werkstatt für<br />
Gestaltung<br />
Technische Leitung Armin Pappert<br />
<strong>Theater</strong>pädagogik T<strong>an</strong>ja Meurers<br />
Redaktion Programmheft Anja Mathar,<br />
Sus<strong>an</strong>ne Schreyer<br />
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Layout Programmheft H<strong>an</strong>yo Lochau<br />
Fotos Programmheft Mona Deus<br />
Layout Plakat CarabinBackhaus<br />
communication<br />
Foto Plakat Thilo Vogel,<br />
www.lichtographie.de<br />
Praktik<strong>an</strong>ten J<strong>an</strong>a Leeser, Elena Ruff<br />
Hausmeister Helmut Hompesch<br />
Besucherservice Lina Alt, Ilona Büttgens,<br />
Selin Cetinkaya, Wally<br />
Herbertz, J<strong>an</strong> Hildebr<strong>an</strong>dt,<br />
Katrin J<strong>an</strong>sen, Inge<br />
Klusem<strong>an</strong>n, Katharina<br />
Mainz, Sophia Nellissen,<br />
Leonie Palm, Li Pappert,<br />
Bettina Sujata, Joh<strong>an</strong>na<br />
Verwaltung<br />
Zeevaert<br />
Sabine Alt, Ilona Büttgens<br />
<strong>Theater</strong>hund Diva (1993-2009)<br />
Premiere: 3. November 2012, <strong><strong>DA</strong>S</strong> <strong>DA</strong> THEATER<br />
Aufführungsdauer: ca. 60 Minuten, keine Pause<br />
Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater<br />
3
Kinder brachen <strong>Theater</strong>, das ihrem Alter gemäß ist.<br />
Lebhaft, spont<strong>an</strong>, kritisch und ph<strong>an</strong>tasievoll.<br />
Liebes Publikum,<br />
für die Zusammenarbeit zwischen dem <strong><strong>DA</strong>S</strong> <strong>DA</strong> THEATER und Kindergärten, Kitas und<br />
Schulen gibt es eine g<strong>an</strong>ze Palette von Angeboten und Möglichkeiten. Je nach Ihren<br />
individuellen Bedürfnissen, sowie den Interessen Ihrer Kinder, verabreden wir mit Ihnen<br />
konkrete Ver<strong>an</strong>staltungen, die Ihren <strong>Theater</strong>besuch begleiten.<br />
Mit dieser Materialmappe möchte ich Ihnen die Möglichkeit bieten, zum Stück „KONRAD<br />
ODER <strong><strong>DA</strong>S</strong> KIND AUS DER KONSERVENBÜCHSE“ begleitend zu arbeiten und stelle<br />
Ihnen dafür zusammengefasst Hintergrundinformationen, Spielvorschläge und<br />
Diskussions<strong>an</strong>regungen zum Stück zur Verfügung.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß damit und hoffe, Ihnen eine Basis für neue Ideen zur Vor- und<br />
Nachbereitung zum Stück geben zu können.<br />
T<strong>an</strong>ja Meurers<br />
<strong>Theater</strong>pädagogin<br />
Kontakt über Sabine Alt (Buchungen und Org<strong>an</strong>isation Kinder- und Jugendtheater)<br />
Telefon 0241/ 161855<br />
Di – Fr: 12:30 Uhr – 14:30 Uhr<br />
oder<br />
T<strong>an</strong>ja Meurers (<strong>Theater</strong>pädagogin)<br />
theaterpaedagogik@dasda.de<br />
4
Die Autorin - Christine Nöstlinger<br />
Christine Nöstlinger wurde am 13. Oktober 1936 in Wien geboren, als Tochter eines<br />
Uhrmachers und einer Kindergärtnerin. Aufgewachsen im Arbeitermilieu der Wiener Vorstadt<br />
besuchte Christine Nöstlinger das Gymnasium und machte ihre Matura (Abitur). Zuerst wollte<br />
Christine Nöstlinger Malerin werden, aber d<strong>an</strong>n studierte sie Gebrauchsgrafik <strong>an</strong> der Akademie<br />
für Angew<strong>an</strong>dte Kunst. Einige Jahre arbeitete sie in diesem Beruf, bis sie den Journalisten<br />
Ernst Nöstlinger heiratete und zwei Töchter bekam. Bek<strong>an</strong>nt geworden ist sie vor allem als<br />
Kinder- und Jugendbuchautorin, aber sie schrieb zunächst für Tageszeitungen, Fernsehen,<br />
Radio und Zeitschriften.<br />
1970 erschien ihr erstes Kinderbuch ›Die feuerrote Friederike‹, das sie auch selbst illustrierte.<br />
Mit ihrer ironischen, der kindlichen Ausdrucksweise <strong>an</strong>gepassten Sprache schuf sie ihren<br />
unverkennbaren Stil und wurde zu einer der erfolgreichsten und innovativsten österreichischen<br />
Kinder- und Jugendbuchautorinnen.<br />
Zum Schreiben kam Christine Nöstlinger, weil es ihr zu Hause mit ihren beiden Kindern<br />
l<strong>an</strong>gweilig war: sie beg<strong>an</strong>n einfach damit, ein Kinderbuch zu malen und zu schreiben. Seitdem<br />
ist ihre Produktivität ungebrochen. Jedes Jahr erschienen Bilder-, Kinder- und Jugendbücher<br />
aus ihrer Feder in diversen Verlagen. Eine g<strong>an</strong>ze Reihe ihrer Geschichten hat Christine<br />
Nöstlinger selbst illustriert.<br />
Sie veröffentlichte Gedichte, Rom<strong>an</strong>e, Filme und zahlreiche Kinder- und Jugendbücher die mit<br />
vielen, auch internationalen Preisen ausgezeichnet wurden. Sie befasst sich in ihren Büchern<br />
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vor allem mit kindlichen Bedürfnissen und greift Autoritäts- und Em<strong>an</strong>zipationsfragen in einer<br />
möglichst konfrontationsfreien Weise auf. In ihren Bänden führt Christine Nöstlinger<br />
konsequent das Durchbrechen sprachlicher und thematischer Tabus fort.<br />
Christine Nöstlinger, die sich immer wieder für die Rechte der Kinder eingesetzt hat, sagte<br />
einmal zum Selbstverständnis ihres Schreibens: »Ich habe gewisse Vermutungen darüber, was<br />
Kinder lesen wollen, und gewisse Vermutungen, was Kinder lesen sollten. Und d<strong>an</strong>n habe ich<br />
noch das dringende Bedürfnis, mir gewisse Dinge von der Seele zu schreiben. Und die feste<br />
Überzeugung, dass Kinder beim Lesen gern lachen, die habe ich auch. Aus diesen vier<br />
Komponenten mische ich üblicherweise meine Bücher zusammen ...«<br />
Christine Nöstlinger wurde für ihre Bücher mehrfach ausgezeichnet. Für ihr Gesamtwerk<br />
wurde sie mit dem H<strong>an</strong>s-Christi<strong>an</strong>-Andersen-Preis ausgezeichnet.<br />
Heute lebt sie abwechselnd in Wien und auf einem Bauernhof in Niederösterreich.<br />
6
Auszüge aus einem Interview mit Christine Nöstlinger<br />
Der Konrad erinnert ja erschreckend <strong>an</strong> aktuelle Debatten um das Bestellen des<br />
perfekten, künstlich erzeugten Kindes. Spüren Sie einen politischen Auftrag mit Ihren<br />
Büchern?<br />
Was ist Literatur? Ein Stück Welt in Sprache umsetzen. Wenn ich das für Kinder mache ist das<br />
natürlich auch politisch. Früher habe ich am R<strong>an</strong>de konkrete Dinge hineingebracht. Bei<br />
„Maikäfer flieg!“ erfahren Kinder <strong>an</strong>deres über russische Soldaten als das, was ihre Großväter<br />
und Väter vielleicht erzählt haben, es ist ein hum<strong>an</strong>erer Blick. Und die Rosa Riedl ist ja auch<br />
ein Arbeitergespenst und kein hochherrschaftliches.<br />
Es wohnt auf dem Dachboden. Ein wichtiger Ort für die Kindheit, wie der Keller?<br />
Der Keller war für mich ein Angstort. Wir haben dort viel aufbewahrt, die Milch im Sommer,<br />
den Rest vom Braten, mit einem Stein darauf, damit die Mäuse nicht r<strong>an</strong>kamen. Wenn die<br />
Mutter mich runtergeschickt hat, um Milch zu holen, habe ich jede Ausrede gefunden, nicht<br />
runterzumüssen. Für Kriegskinder ist das natürlich ein Ort des Schreckens, beim<br />
Bomben<strong>an</strong>griff haben wir immer unten gesessen. Auch wenn es einem nicht bewusst war, es<br />
hat einen sehr verstört.<br />
Beschäftigt Sie diese Zeit heute noch?<br />
Es ist eine Zeit, die mir besser in Erinnerung ist als vieles <strong>an</strong>dere. Das Kriegsende, da erinnere<br />
ich mich noch <strong>an</strong> jeden einzelnen Tag. Wie bei den Soldaten. Das ging einem ja immer auf die<br />
Nerven, wenn die Männer dauernd vom Krieg erzählt haben. Aber das sind Dinge, die sich<br />
festsetzen.<br />
Was ist das prägende Gefühl aus dieser Zeit? Die Unberechenbarkeit?<br />
Kinder sind im Leben überhaupt verunsichert. Weil sie machtlos und abhängig sind. Es gibt<br />
aber schon Charakterzüge, die sich da festgesetzt haben: das Gefühl, dass ich zu einer<br />
Minderheit gehöre. Einer Familie, die in der Nazizeit gegen die Nazis war. Dass m<strong>an</strong> gewisse<br />
Sachen nicht sagen darf, aber doch recht hat. Und d<strong>an</strong>n etwas, das ist immer noch in mir: das es<br />
im Leben so ungerecht zugeht. Ich war fest davon überzeugt, die Nazis würden nach dem Krieg<br />
bestraft. Ich habe die ja alle gek<strong>an</strong>nt, die neben<strong>an</strong> wohnten, vor denen sich meine Oma<br />
fürchtete. D<strong>an</strong>n war der Krieg aus, und die Herrschaften wurden entnazifiziert. Das war die<br />
7
itterste Enttäuschung meines Kinderlebens. Ich war empört, dass meine Eltern das hinnehmen.<br />
Als Kind hält m<strong>an</strong> seine Eltern ja für mächtig. Ich sah meine Mutter mit einer Nazi-Frau reden<br />
und dachte: Warum redet sie mit der? Das hat mich von meiner Mutter entfernt.<br />
Wie kommen Sie auf Ihre Geschichten?<br />
Da kommt eine Zeile in meinen Kopf. Die k<strong>an</strong>n beim Zwiebelschneiden, beim Autofahren<br />
kommen, das k<strong>an</strong>n der Ausspruch eines Kindes sein. Gerade schreibe ich <strong>an</strong> etwas. Eine<br />
Freundin hat mir erzählt, dass ihr kleiner Enkel zwei Drachen hat, einen guten und einen bösen<br />
Drachen. Wenn er etwas nicht will, sagt er, ich k<strong>an</strong>n heute nicht zum Zahnarzt, ein Drache ist<br />
kr<strong>an</strong>k. Das sind Dinge, bei denen ich zum Nachdenken <strong>an</strong>f<strong>an</strong>ge, mir wirklich den Kopf<br />
zerbreche: wie ist das, wenn ein Fünfjähriger zwei Drachen hat. Sieht er die wirklich, oder<br />
erzählt er nur von denen? Mithilfe dieser beiden Drachen bringt der Junge seiner Familie bei,<br />
wie ihm zumute ist.<br />
Wie sind eigentlich Ihre Töchter aufgewachsen?<br />
Ich habe meine Töchter nie erzogen. Ich habe immer darauf gesetzt, dass ihnen das Hum<strong>an</strong>e<br />
von selbst zuwächst. Und habe Recht behalten. Wenn eine Sechsjährige mit vierzig Grad<br />
Fieber sich weigert, eine Tablette zu schlucken, muss m<strong>an</strong> natürlich etwas machen. Aber<br />
richtig erzogen? Nein. Da hatte ich als Motto immer den schönen Satz, ich glaube von Karl<br />
Valentin: „Was nutzt die g<strong>an</strong>ze Erziehung, die Kinder machen einem doch eh alles nach!?“<br />
Frau Nöstlinger, was ist für Sie das Wesentliche einer guten Geschichte?<br />
Für mich ist das nicht die Geschichte, sondern die Sprache.<br />
Wie soll die sein?<br />
Die soll so sein, dass der Leser spürt, was der Autor ausdrücken will. Ich habe so einen<br />
schönen Satz, der steht in großen Buchstaben auf einer roten Kuscheldecke, die ich mal<br />
geschenkt bekommen habe: „Gute Bücher bringen der Welt einen Platz im Kind und dem Kind<br />
einen Platz in der Welt.“ Das sagt alles.<br />
(Interview von Carmen Steph<strong>an</strong> für die Zeitschrift NIDO)<br />
8
Das Stück<br />
Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse gehört zu den Klassikern der Kinderliteratur.<br />
Komisch und nachdenklich stimmend zugleich ist die Geschichte darüber, wie aus einem<br />
Musterknaben ein g<strong>an</strong>z normaler Junge wird.<br />
Die eigenwillige Frau Bartolotti bekommt irrtümlich ein Paket zugestellt. In der<br />
Konservenbüchse sind aber keine Erbsen, sondern: Konrad! Frau Bartolotti hat ihn nicht<br />
bestellt. Aber da sie etwas schusselig ist und oft nicht mehr weiß, was sie alles bestellt hat,<br />
behält sie ihn kurzerh<strong>an</strong>d. Es stellt sich heraus: Konrad ist ein seltsam perfektes Kind. In der<br />
Fabrik, wo er herkommt, hat m<strong>an</strong> ihn als Musterknaben gebaut, zum Traumkind programmiert.<br />
So eins hätten viele Eltern gern. Nicht aber Frau Bartolotti.<br />
Wie aus dem stinkl<strong>an</strong>gweiligen Superkind ein g<strong>an</strong>z normaler, frecher Junge wird, der am Ende<br />
auch noch trickreich vor seiner plötzlich auftauchenden echten Bestellfamilie gerettet werden<br />
muss, erzählt das temporeiche Stück so lustig wie sp<strong>an</strong>nend und mit viel Musik.<br />
9
Die Figuren<br />
Konrad<br />
Konrad ist ein synthetisch produziertes Elitekind. Dieses „perfekte Kind“ spiegelt einen<br />
Erwachsenen im Kind wieder. Gesellschaftliche Regeln sind ihm eingetrichtert worden, jedoch<br />
das, was in der Gefühlswelt eine Rolle spielt, wurde außer Acht gelassen. So gerät Konrad<br />
immer wieder in innere Konflikte, die er nicht zu lösen weiss. Sein Verhalten zielt auf die<br />
vorgeschriebenen Regeln ab. Er möchte die Erwartungen von den Erwachsenen stetig erfüllen.<br />
Konrad hat als Musterkind folgende Eigenschaften: intelligent, ordentlich, freundlich,<br />
bescheiden, friedlich, brav, folgsam. Diese Eigenschaften machen ihn zu einem gehörigen 7-<br />
jährigen Jungen.<br />
Durch sein Verhalten, seine nicht- kindliche Sprache und seine Klugheit, wird er von den<br />
<strong>an</strong>deren Kindern in seiner Klasse nicht besonders gemocht. Auf der einen Seite bekommt<br />
Konrad eine hohe Akzept<strong>an</strong>z in der Erwachsenenwelt, auf der <strong>an</strong>deren jedoch auch gleichzeitig<br />
Missachtung bei den Schülern. Zu wünschen ist ihm eine Mischung beider Verhaltensweisen,<br />
die zu Akzept<strong>an</strong>z auf beiden Seiten führt.<br />
10
Aufgabe<br />
„Liebe Eltern, hiermit ist euer sehnlichster Wunsch in Erfüllung geg<strong>an</strong>gen. Unsere Firma hat<br />
alles get<strong>an</strong>, um Ihnen einen erfreulichen, <strong>an</strong>genehmen Nachwuchs zu gewährleisten. Unser<br />
Erzeugnis ist leicht zu h<strong>an</strong>dhaben, da naturbedingte Fehler bei unserem Fertigprodukt<br />
wegfallen. Aber vergessen Sie bitte nicht, dass unser Nachwuchs neben der üblichen Aufsicht<br />
und Wartung auch Zuneigung braucht! Viel Freude - wünscht Ihnen- KIDS WORLD.“<br />
Überlege nach Wörtern, die beschreiben was Zuneigung ist. Benutze dazu die vorgegebenen<br />
Anf<strong>an</strong>gsbuchstaben.<br />
Z_________________________<br />
U_________________________<br />
N_________________________<br />
E_________________________<br />
I__________________________<br />
G_________________________<br />
U_________________________<br />
N_________________________<br />
G_________________________<br />
11
Spielidee<br />
„Du machst ihn zum Roboter! Wer nie widerspricht, hat auch keine Ideen! D<strong>an</strong>n bleibt<br />
immer alles gleich und l<strong>an</strong>gweilig!“<br />
Bildhauer<br />
Es gibt zwei Gruppen. Eine Bildhauergruppe und die <strong>an</strong>deren sind die Modelle. Jeder<br />
Bildhauer bekommt ein eigenes „Modell“. Jetzt darf der Bildhauer sein Modell zu einer Statue<br />
bauen. Dabei sollen die Schüler auch auf Kleinigkeiten achten (Mimik, Hände).<br />
Das Modell steht so, wie der Bildhauer ihn gestaltet.<br />
Gedicht<br />
Das Lied vom Anderssein (Klaus W. Hoffm<strong>an</strong>n)<br />
Im L<strong>an</strong>d der Blaukarierten<br />
sind alle blaukariert.<br />
Doch wenn ein Rotgefleckter<br />
sich mal dorthin verirrt,<br />
d<strong>an</strong>n rufen Blaukarierte:<br />
"Der passt zu uns doch nicht!<br />
Er soll von hier verschwinden,<br />
der rotgefleckte Wicht!"<br />
Im L<strong>an</strong>d der Rotgefleckten<br />
sind alle rotgefleckt.<br />
Doch wird ein Grüngestreifter<br />
In diesem L<strong>an</strong>d entdeckt,<br />
d<strong>an</strong>n rufen Rotgefleckte:<br />
"Der passt zu uns doch nicht!<br />
Er soll von hier verschwinden,<br />
der Grüngestreifte Wicht!"<br />
12<br />
Im L<strong>an</strong>d der Grüngestreiften<br />
sind alle grüngestreift.<br />
Doch wenn ein Blaukarierter<br />
So etwas nicht begreift,<br />
d<strong>an</strong>n rufen Grüngestreifte:<br />
"Der passt zu uns doch nicht!<br />
Er soll von hier verschwinden,<br />
der blaukarierte Wicht!"<br />
Im L<strong>an</strong>d der Buntgemischten<br />
Sind alle buntgemischt.<br />
Und wenn ein Gelbgetupfter<br />
Das bunte L<strong>an</strong>d auffrischt,<br />
d<strong>an</strong>n rufen Buntgemischte:<br />
"Willkommen hier im L<strong>an</strong>d!<br />
Hier k<strong>an</strong>nst du mit uns leben,<br />
wir reichen dir die H<strong>an</strong>d!"
Berti Bartolotti<br />
Berti Bartolotti ist ein Kind im Körper einer erwachsenen Frau.<br />
Sie lebt allein und ist ziemlich verrückt. Sie kleidet sich kurios und ist übertrieben geschminkt.<br />
Um Geld zu verdienen strickt sie Pullover und verkauft diese bei Ebay.<br />
Sie hat einen Freund namens Egon, mit dem sie zweimal in der Woche ausgeht.<br />
Frau Bartolotti ist unordentlich, verweigert gesellschaftliche Konventionen, denn sie lebt nach<br />
eigenen Vorstellungen und Ph<strong>an</strong>tasien. Was die Leute über sie sagen, kümmert sie nicht.<br />
Durch ihre kindliche Verhaltensweise (sie selber spricht sich mit „liebes Kind“ <strong>an</strong>) und ihre<br />
„durchgeknallte“ Art ist sie eine sympathietragende Figur im Stück, mit denen sich Kinder gut<br />
identifizieren können.<br />
Bevor Konrad zu ihr kommt, geniesst sie das Alleinsein, denn sie muss auf niem<strong>an</strong>den<br />
Rücksicht nehmen. Sie lebt in ihrer eigenen Welt.<br />
13
Konrad jedoch, ändert ihr chaotisches Leben. Frau Bartolotti gibt sich große Mühe eine gute<br />
Mutter zu sein, doch hat sie keinerlei Erfahrungen. Das merkt auch Egon, ihr Freund, und<br />
übernimmt die erwachsene Vaterrolle. Es kommt zum Streit zwischen den beiden, da sie<br />
unterschiedliche Erziehungs<strong>an</strong>sichten haben, und jeder das Kind auf seine Weise großziehen<br />
will.<br />
Ihr kindliches, verrücktes Verhalten ist eine große Hilfe, bei der Entwicklung eines „Wiff Zack<br />
Blitz Kneisser Pl<strong>an</strong>s“, der davor schützen soll, dass Konrad wieder hergegeben werden muss.<br />
Sie entwickelt starke Muttergefühle, kooperiert mit Egon und schreckt vor Lügen nicht zurück.<br />
Spielidee<br />
Alle Spieler laufen mit Musik durch Raum. Wenn die Musik gestoppt wird, bleiben die Schüler<br />
stehen und frieren ein (Freeze: Keiner bewegt sich mehr). Der Spielleiter gibt folgende Begriffe<br />
in den Raum, die die Schüler d<strong>an</strong>n in einem St<strong>an</strong>dbild nachstellen. Sie sollen nicht groß<br />
überlegen was sie machen, sondern einfach das darstellen, was ihnen als erstes in den Kopf<br />
kommt.<br />
Begriffe: durchgeknallt, schminken, Idee, t<strong>an</strong>zen, Mutter, schimpfen,…<br />
14
Abzählreime<br />
Frau Bartolotti: Oh ja, sing! Das hör ich gern!<br />
Konrad: (unglücklich)<br />
Sie haben <strong>an</strong>scheinend meine Sing- Programmierung falsch eingestellt.<br />
Mir fällt kein Lied ein.<br />
Frau Bartolotti: Na, d<strong>an</strong>n pass auf! – Wart mal!<br />
Eine kleine Dickmadam<br />
fuhr mal mit der Eisenbahn.<br />
Dickmadam, die lachte,<br />
Eisenbahn, die krachte.<br />
Eins, zwei, drei,<br />
und du bist frei!<br />
Peter hat ins Bett geschissen,<br />
gerade aufs Paradekissen,<br />
Mutter hat's gesehen<br />
und du musst gehen.<br />
Ene mene mopel,<br />
wer frisst Popel,<br />
süß und saftig,<br />
eine Mark und achtzig,<br />
eine Mark und zehn,<br />
und du musst gehn!<br />
15<br />
Ene mele mink m<strong>an</strong>k<br />
pink p<strong>an</strong>k<br />
use buse ackadeia<br />
eia weia weg
Egon<br />
Egon ist ein Freund von Frau Bartolotti und arbeitet in der Apotheke um die Ecke.<br />
Die beiden pflegen ihre Freundschaft <strong>an</strong> zwei Tagen in der Woche. Das scheint gut zu<br />
funktionieren, bis Konrad auftaucht. Eigentlich mag Egon keine Kinder, da sie alles <strong>an</strong>dere als<br />
das was ihm im Leben wichtig ist, widerspiegeln.<br />
Egon lebt in einem Pflichtbewusstsein sich der Gesellschaft unterzuordnen, er mag gute<br />
Umg<strong>an</strong>gsformen, ist intelligent und freundlich. Im Gegensatz zu Frau Bartolotti interessiert<br />
ihn, was die Leute sagen. D<strong>an</strong>n lernt er Konrad kennen. Konrad ist zunächst das „perfekte<br />
Kind“ und er entwickelt eine enge Vater- Sohn Beziehung zu Konrad. Er ernennt sich sogar<br />
selbst zu Konrads Erziehungsberechtigten. Konrad ist ein Musterkind, das sich problemlos in<br />
das gesellschaftlich untergeordnete Leben integrieren k<strong>an</strong>n. Das begeistert Egon.<br />
In seinen Erziehungs<strong>an</strong>sichten ist er somit g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders als Frau Bartolotti,<br />
Es kommt zum Streit zwischen den beiden. Jeder möchte den Sohn auf seine Art erziehen.<br />
Doch als es ernst wird, zeigen sie, dass sie auch <strong>an</strong> einem Str<strong>an</strong>g ziehen können und jeder<br />
weicht ein wenig von seinen Ansichten ab, um kooperieren zu können um Konrad zu retten.<br />
16
Diskussionsthema<br />
Egon ist ein sehr regelorientierter Mensch. Er führt ein strukturiertes und von der Gesellschaft<br />
<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>ntes Leben. Wenn er Konrad helfen möchte, d<strong>an</strong>n muss er gegen seine aufgestellten<br />
Regeln h<strong>an</strong>deln.<br />
Diskutieren Sie in der Klasse welchen Regeln die Schüler im Alltag oder im Schulalltag<br />
begegnen. Warum werden Regeln aufgestellt? Welche Regeln empfinden die Schüler als<br />
überflüssig?<br />
Warum werden Regeln gebrochen? Lassen sie die Schüler erzählen, ob und w<strong>an</strong>n sie schon<br />
einmal eine Regel gebrochen haben oder warum sie noch nie eine Regel gebrochen haben.<br />
Kids World- der Fabrikdirektor<br />
Die Firma Kids World mit Hauptsitz in den Niederl<strong>an</strong>den, produziert perfekte Kinder aus der<br />
Dose. Wegen frechen, lauten und den Eltern nicht gehörigen Kindern, wurden diese<br />
Musterkinder erfunden. Sie gehorchen aufs Wort und sind mit den Normen und Werten der<br />
Gesellschaft vertraut.<br />
17
Perfekte Kinder<br />
Text<br />
Erziehung braucht Fehler. Denn wer möchte schon perfekte Eltern?<br />
„Die besten Eltern machen 20 Fehler pro Tag“, sagt der dänische Bestseller-Autor Jesper Juul<br />
und findet das absolut normal. Denn auch wenn wir heute viel mehr über Erziehung wissen als<br />
jemals zuvor, gibt es dennoch kein Patent-Rezept, um ein Kind zu erziehen. Der berühmte<br />
Familien- und Kommunikationsberater Dr. J<strong>an</strong>-Uwe Rogge, der ebenfalls Bestseller-Autor ist,<br />
votet gleichermaßen gegen den <strong>an</strong>gestrebten elterlichen Perfektionismus und sagt dazu: „Viele<br />
Eltern meinen gerade bei der Lektüre von Ratgebern Fehler in der eigenen Erziehung zu<br />
entdecken und bekommen ein schlechtes Gewissen. Falsch ist aber nur d<strong>an</strong>n etwas, wenn m<strong>an</strong><br />
weiß, was richtig ist.“<br />
Eltern sollen und müssen Fehler in der Erziehung machen<br />
Viele Eltern schwören sich, dass sie ihre Kinder g<strong>an</strong>z, g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders erziehen werden als sie<br />
selbst erzogen wurde. Dinge zu verbessern, die verbesserungswürdig sind, ist dabei ein<br />
18
ehrenhaftes Ziel, aber oftmals erwischen sich Eltern d<strong>an</strong>n doch dabei, dass sie genau das sagen<br />
oder tun, was ihnen in ihrer eigenen Erziehung so verhasst war. Spätestens die Pubertät des<br />
eigenen Sprösslings bietet dafür eine Reihe <strong>an</strong> Gelegenheiten. Angef<strong>an</strong>gen beim Klassiker<br />
“Sol<strong>an</strong>ge Du Deine Füße unter meinen Tisch stellst“ über “Du machst das jetzt, weil ich das<br />
gesagt habe“ bis hin zu “So gehst Du mir nicht aus dem Haus, was sollen denn die Nachbarn<br />
denken?“<br />
Auch wenn Sie sich für solche Sätze irgendw<strong>an</strong>n einmal in Grund und Boden schämen werden,<br />
weil Sie von sich selbst enttäuscht sind, Fehler sind nun einmal dazu da, um gemacht zu<br />
werden.<br />
Allerdings: Wer Fehler macht, sollte diese nicht nur sich selbst, sondern auch seinem Kind<br />
gegenüber eingestehen können und sich diesem erklären. Wenn es einen Grund gibt, sich für<br />
sein elterliches Verhalten beim Kind zu entschuldigen, d<strong>an</strong>n sollte diese natürlich auch<br />
ehrlicher- und ernsthafter Weise erfolgen. Denn nur d<strong>an</strong>n fördern die Fehler, die gemacht<br />
wurden, die Erziehung. Oder <strong>an</strong>ders gesagt: Kein Kind der Welt möchte perfekte Eltern!<br />
Perfektionismus als Entwicklungsbremse<br />
Berufstätige Mütter plagt ständig das schlechte Gewissen, weil sie entweder bei ihrem Kind<br />
sind und das Gefühl haben, ihren Job zu vernachlässigen, oder weil sie gerade beim Job sind<br />
und das Gefühl haben, ihr Kind vernachlässigen. Oftmals geht es Vätern genauso, da sie das<br />
Gefühl haben, in der Entwicklung ihres Kindes zu viel zu versäumen, von der Erziehung g<strong>an</strong>z<br />
zu schweigen. Wieder <strong>an</strong>dere messen die Erziehung ihrer Kinder dar<strong>an</strong>, wie Sie darin von<br />
<strong>an</strong>deren bewertet werden – sei es innerhalb der eigenen Familie, im Freundeskreis, in der<br />
Nachbarschaft oder auch von <strong>an</strong>deren Müttern in Kindergarten, Schule oder Sportverein. Und<br />
d<strong>an</strong>n gibt es natürlich noch diejenigen, die so in der Erziehung aufgehen, dass sie ihrem Kind<br />
wirklich jede Enttäuschung, jede Niederlage und jede Gefahr ersparen wollen. Alle ben<strong>an</strong>nten<br />
Beispiele oder Gruppen streben dabei nach einem absolut überflüssigen Perfektionismus. Denn<br />
natürlich läuft nicht immer alles reibungslos. Versucht m<strong>an</strong> aber dennoch, diese Traumwelt<br />
seinen Kindern vorzuleben, hemmt m<strong>an</strong> ihre Entwicklung.<br />
Denn Kinder – g<strong>an</strong>z gleich welchen Alters – brauchen Eltern, die menschlich sind. Mütter und<br />
Väter zum Anfassen. Keine Eltern, die auf einem Sockel stehen, weil sie so perfekt sind, und in<br />
dessen Gegenwart sich jedes Kind spätestens in der Pubertät minderwertig, unbegabt und klein<br />
fühlt.<br />
19
Was den Perfektionismus jedoch besonders gefährlich macht, ist die immer wiederkehrende<br />
Enttäuschung. Eltern, die sich zu hohe Ziele setzen, werden früher oder später enttäuscht. In<br />
dieser Enttäuschung, die spätestens in der Pubertät zu einem Gefühl des ständigen Scheiterns<br />
her<strong>an</strong>wachsen k<strong>an</strong>n, suchen sie den Schuldigen d<strong>an</strong>n oftmals nicht mehr in sich selbst, sondern<br />
auch in ihrem Kind, das gegen ihre perfekte Erziehung resistent gewesen zu sein scheint. Und<br />
genau das ist absolut nicht fair – weder dem Kind gegenüber noch diesen Eltern selbst<br />
gegenüber.<br />
Erziehung ist kein Leistungssport<br />
Meistens funktioniert Erziehung am besten, wenn Eltern einfach auf ihr Bauchgefühl hören und<br />
sich nicht ständig fragen, ob sie vielleicht in der Verg<strong>an</strong>genheit Fehler gemacht haben.<br />
Rückgängig zu machen, sind diese ohnehin nicht. Wer wirklich <strong>an</strong> sich arbeiten möchte, der<br />
sollte sich vielleicht besser <strong>an</strong> den folgenden Satz von Albert Schweitzer halten: „Keine<br />
Zukunft vermag wieder gut zu machen, was Du in der Gegenwart versäumst!“ Wer also heute<br />
damit <strong>an</strong>fängt, sein Kind jederzeit mit Achtung zu beh<strong>an</strong>deln und damit aufhört, Fehler<br />
krampfhaft vermeiden zu wollen, ist schon auf dem besten Weg zur vielleicht perfekten<br />
Erziehung. Oder wie es J<strong>an</strong>-Uwe Rogge formuliert hat: „Es ist schwieriger, Fehler in der<br />
Erziehung ständig zu vermeiden, als sich den Schwierigkeiten offensiv zu stellen.“<br />
20
Gedicht<br />
Musterkind (Sus<strong>an</strong>ne Krieber)<br />
H<strong>an</strong>na ist ein liebes Kind,<br />
sie ihren Eltern nur Freude bringt.<br />
Sie ist immer lieb und nett,<br />
geht auch immer früh zu Bett.<br />
Räumt ihre Spielsachen brav ein,<br />
hält ihr Zimmer tip top rein.<br />
Gibt in der Schule immer acht<br />
hat ihre Aufgaben stets gemacht.<br />
Ist zu den Eltern niemals keck,<br />
spielt mit ihren Geschwistern brav Versteck.<br />
Kurz, sie ist ein Musterkind,<br />
ob das wirklich alles stimmt?<br />
Kein Mensch k<strong>an</strong>n vollkommen sein,<br />
g<strong>an</strong>z egal ob groß, ob klein.<br />
Geschichte<br />
21<br />
Nein, ich glaube nicht dar<strong>an</strong>,<br />
dass ein Kind immer brav sein k<strong>an</strong>n.<br />
Ist das auch nicht immer so,<br />
sind die Eltern trotzdem froh.<br />
Denn Kinder müssen spielen, lachen<br />
und dabei viel Unfug machen.<br />
Kinder sind nicht immer lieb und nett,<br />
gehen auch nicht immer früh zu Bett.<br />
Kurz, sie wollen Kinder sein,<br />
m<strong>an</strong>chmal lachen, m<strong>an</strong>chmal schreien.<br />
Gut und Böse, brav und schlimm,<br />
es hat alles seinen Sinn<br />
Das Musterkind<br />
Mia k<strong>an</strong>n die Leni nicht leiden. Wegen der Sache mit den Fehlern. Leni macht nämlich nie<br />
welche. Nicht beim Rechnen, nicht beim Lesen und schon gar nicht beim Schreiben. Fluchen<br />
tut sie auch nie. Weil sie ein richtiges Musterkind ist!<br />
G<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders als Mia. Die macht g<strong>an</strong>z viele Fehler. Beim Rechnen, beim Lesen und vor allem<br />
beim Schreiben. Und deshalb muss Mia jetzt zu Leni gehen. Zur Nachhilfe.<br />
„Das darf doch nicht wahr sein! Ich habe keine Lust auf blöde Nachhilfe. Besonders nicht bei<br />
der doofen Leni“, schimpft Mia. Weil sie nämlich kein Musterkind ist. Und laut rumflucht,<br />
wenn ihr etwas nicht passt. So wie jetzt.
Am liebsten würde Mia sich drücken. Aber das geht nicht. Weil ihre Mama mitkommt. Zum<br />
Kaffetrinken mit Lenis Mama.<br />
„Kaffee gibt’s im Wohnzimmer. Nachhilfe im Kinderzimmer“, sagt Lenis Mama streng zu<br />
Mia.Seufzend trottet Mia in Lenis Zimmer. „Bestimmt bildet die blöde Leni sich jetzt sonst<br />
was ein auf sich“, denkt sie.<br />
Doch die Leni guckt gar nicht eingebildet. Sie lässt den Kopf hängen. Und streicht eine nicht<br />
vorh<strong>an</strong>dene Falte in ihrem Rock glatt. Fast so als ob sie sich schämen würde. „Äh....d<strong>an</strong>ke, dass<br />
du mir Nachhilfe gibst“, murmelt Leni, das Musterkind, verlegen.<br />
Mia starrt die Leni verdattert <strong>an</strong>. „Nachhilfe .... iiiich .... diiir?“, staunt sie.<br />
„Ja“, nickt Leni. Und läuft rot <strong>an</strong> im Gesicht. „Weil ich doch nicht fluchen k<strong>an</strong>n.“<br />
Mia fällt ein Stein vom Herzen. „Ach sooo ist das“, seufzt sie erleichtert. Auf einmal findet sie<br />
Nachhilfe bei Leni gar nicht mehr doof. Sondern richtig toll.<br />
„Am besten wir machen eine Fluch-Liste“, sagt sie eifrig. „Die k<strong>an</strong>nst du d<strong>an</strong>n auswendig<br />
lernen“. „Einverst<strong>an</strong>den“, sagt Leni. Schnell holt sie Papier und Bleistift für Mia<br />
„Gib her“, sagt Mia“. D<strong>an</strong>n schreibt sie ´Fatamde schaise` auf für Leni. Und ´Plöhta mißd` und<br />
sogar ´Favligsst uhnt Sukännet`.<br />
„Hier“, sagt sie stolz. Als sie Leni die Liste unter die Nase hält. „Das sollte reichen für den<br />
Anf<strong>an</strong>g.“<br />
„Vielen D<strong>an</strong>k“, sagt Leni artig. „Das ist lieb von dir.“<br />
Neugierig beugt sie sich über die Liste. Doch irgendwas stimmt nicht. Leni legt die Stirn in<br />
Falten. Und kommt einfach nicht vor<strong>an</strong> mit dem Lesen. Schließlich schüttelt sie den Kopf.<br />
„ Ich glaube, das k<strong>an</strong>n ich nicht lesen“, murmelt sie.<br />
„Tatsächlich?“, wundert sich Mia. „Ich dachte, du k<strong>an</strong>nst immer alles lesen.“<br />
„Nein“, sagt Leni traurig. „Das hier nicht!“<br />
„Macht nichts. Zum Glück bin ich ja da“, tröstet Mia. Und trägt die Liste laut vor.<br />
„Da steht ´verdammte Scheiße`, ´blöder Mist` und ´verflixt und zugenäht`“, sagt sie.<br />
„Ach?“, staunt Leni Musterkind. Und macht runde Augen. „Da wär´ ich nie drauf gekommen.“<br />
„Deshalb kriegst du ja Nachhilfe“, tröstet Mia.<br />
„Vielleicht schreibe ich es mal <strong>an</strong>ders auf“, schlägt Leni vor. „Damit ich es besser lesen k<strong>an</strong>n.“<br />
„Gute Idee“, lobt Mia. Und gibt Leni den Bleistift. „Immer bin ich nämlich nicht da zum<br />
Vorlesen.“ Leni, das Musterkind, freut sich sehr über das Lob. Sorgfältig schreibt sie alles so<br />
22
auf, dass sie es viel besser lesen k<strong>an</strong>n.<br />
Mia schaut ihr dabei über die Schulter. Dabei kommt ihr eine Idee. „In Zukunft schreibe ich es<br />
genau so wie du“, beschließt sie. D<strong>an</strong>n können wir es beide lesen.“„Abgemacht,“ sagt Leni.<br />
„Dafür muss ich aber ein bisschen üben“, findet Mia. „Verstehe“, nickt Leni. Und gibt Mia den<br />
Bleistift wieder zurück. Mia schreibt die Fluchworte so oft ab bis sie sie genau so aussehen wie<br />
die von Leni. Und Leni, das Musterkind, das eigentlich nie flucht, liest sie genauso oft laut vor.<br />
Anf<strong>an</strong>gs stottert sie noch ein bisschen dabei. Aber zum Schluss nicht mehr. Da gehen ihr die<br />
Flüche g<strong>an</strong>z leicht über die Lippen.<br />
Mia ist sehr zufrieden mir ihrer Schülerin. „Na also“, lächelt sie. „War doch kinderleicht.“<br />
„Ja“, strahlt Leni Musterkind. „Verdammt einfach.“<br />
„D<strong>an</strong>n sind wir jetzt fertig“, sagt Mia. „Und können spielen.“<br />
„Am besten im Garten“, nickt Leni. „Draußen ist verflixt schönes Wetter.“<br />
Die Terrassentür ist im Wohnzimmer. Bei den Mamas. Die sind immer noch beim<br />
Kaffeeklatsch. „Und“?, fragt Mias Mama neugierig. “Wie war die Nachhilfe?“<br />
„G<strong>an</strong>z große Klasse!“, strahlt Mia. „Ich k<strong>an</strong>n jetzt ´verdammte Scheiße` schreiben!“<br />
Mias Mama wird blass. Vor Schreck vergisst sie ihre Tasse gut festzuhalten.<br />
„Ja“, grinst Leni Musterkind. „Und ich k<strong>an</strong>n ´blöder Mist` sagen.“<br />
Da wird auch Lenis Mama bleich. Und lässt vor Schreck den Sahnelöffel fallen.<br />
Doch das stört die Mädchen nicht. Kichernd laufen sie in den Garten.<br />
Während Mias Mama am Kaffeefleck auf ihrer teuren Seidenbluse herumputzt. „Verflixt und<br />
zugenäht“, flucht sie. Natürlich g<strong>an</strong>z leise. So dass es niem<strong>an</strong>d hört.<br />
Lenis Mama kratzt derweil die Sahne vom ihrem edlen Samtrock. „Zum Kuckuck noch mal“,<br />
schimpft sie. Selbstverständlich auch g<strong>an</strong>z leise.<br />
Denn Erwachsene fluchen ja nicht. Genau wie Musterkinder.<br />
23
Freundschaft und Streit<br />
Szene<br />
Lesen Sie mit den Schülern in verteilten Rollen die folgende Szene.<br />
Frau Bartolotti: Sag’ mal, wie war's denn überhaupt in der Schule?<br />
Konrad: (seufzt)<br />
Einer hat unentwegt: Bartolotti-Trotti zu mir gesagt.<br />
Frau Bartolotti: Morgen knallst du dem eine!<br />
Konrad: Was soll ich tun?<br />
Frau Bartolotti: Ich meine: Hau ihm eine runter! Scheuer ihm eine! Knall<br />
ihm eine vor den Latz!<br />
Konrad: (traurig)<br />
Das, liebe Mutter, gehört leider auch zu den Sachen, die m<strong>an</strong><br />
mir nicht beigebracht hat.<br />
Frau Bartolotti: Wieso kommt der Idiot überhaupt dazu, dich zu verspotten?<br />
Konrad: (zuckt mit den Schultern)<br />
Weiß ich nicht. Die Kitti hat gemeint, ich sei den Kindern zu<br />
klugund<br />
vor allem: zu brav. Sie sagt, die Kinder mögen das nicht.<br />
Frau Bartolotti: Klar! Das wird es sein.<br />
(zögert)<br />
Aber <strong>an</strong>ders k<strong>an</strong>nst du dich ja wohl nicht benehmen, oder?<br />
24
Konrad: Nein - leider nicht.<br />
Frau Bartolotti: D<strong>an</strong>n bring ich dich jetzt zum Geburtstag. Da wirst du Spaß<br />
haben.<br />
Lassen sie die Schüler in zweier Gruppen die Szene nachspielen, dabei ist der genaue Wortlaut<br />
nicht nötig. Die Schüler sollen die Szene in ihren eigenen Worten nachspielen.<br />
Diskussions<strong>an</strong>regung<br />
1) Warum ist Konrad in der Schule so unbeliebt? Die Schüler diskutieren in Kleingruppen<br />
(4- 5 Schüler) und schreiben ihre Ergebnisse auf Plakate.<br />
Präsentationsvorschlag: Zwei Schüler aus der Gruppe spielen die Szene nach. Die<br />
<strong>an</strong>deren beiden stellen das Plakat vor.<br />
2) Weitergehendes Thema Streit: warum streitet m<strong>an</strong> sich? Erzählt einmal von eurem<br />
letzten Streit, wie habt ihr diesen gelöst?<br />
Artikel<br />
Wenn Ihr Kind in der Schule ausgegrenzt wird<br />
Wird Ihr Kind in der Schule ausgegrenzt, leiden bald auch seine Leistungen darunter. Was Sie<br />
tun können, damit Ihr Kind nicht zum Außenseiter wird.<br />
Wenn Kinder in der Schule ausgegrenzt werden, ist das für die Tübinger Lehrerin Fr<strong>an</strong>ziska<br />
Schopf ein typisches Beispiel fürs „Geschnittenwerden“ in der Schule. „Eltern sollten schon<br />
bei den ersten Anzeichen für ein Außenseitertum reagieren“, rät sie.<br />
Denn sonst k<strong>an</strong>n ein Teufelskreis entstehen: Das Kind entzieht sich von sich aus immer mehr<br />
der Kommunikation. Das verstärkt wiederum die Ausgrenzung durch die Mitschüler.<br />
Um es so weit nicht kommen zu lassen, können Eltern den sozialen Kontakten ihrer Kinder auf<br />
die Sprünge helfen und mit diesen Tipps etwas dafür tun, damit ihr Kind nicht zum Außenseiter<br />
wird:<br />
25
• Laden Sie doch mal Mitschüler zum Mittagessen oder zum Wochenendausflug ein<br />
• Tauschen Sie sich beim Elternabend in der Schule mit <strong>an</strong>deren Eltern und den Lehrern<br />
aus<br />
• Lassen Sie Ihr Kind bei der Kleidung mitreden - die k<strong>an</strong>n Hänseleien in der Schule<br />
auslösen<br />
• Fördern Sie die Stärken Ihrer Kinder. Sportliche Erfolge etwa sorgen für Anerkennung<br />
Mobbing<br />
in der Klasse<br />
Der Begriff Mobbing stammt aus dem Englischen und bedeutet <strong>an</strong>pöbeln, fertigmachen (mob =<br />
Pöbel, mobbish = pöbelhaft). Mobbing ist eine Form offener und/oder subtiler Gewalt gegen<br />
Personen über längere Zeit mit dem Ziel der sozialen Ausgrenzung. Es k<strong>an</strong>n sich dabei um<br />
verbale und/oder physische Gewalt h<strong>an</strong>deln. Mobbing unter Schülern bezeichnet alle<br />
böswilligen H<strong>an</strong>dlungen, die kein <strong>an</strong>deres Ziel haben, als eine Mitschülerin oder einen<br />
Mitschüler fertig zu machen. Dazu gehören<br />
• als direktes Mobbing: Hänseln, Drohen, Abwerten, Beschimpfen, Herabsetzen,<br />
Bloßstellen, Schik<strong>an</strong>ieren<br />
• als indirektes Mobbing: Ausgrenzen, Ruf schädigen, "Kaltstellen" durch das<br />
Vorenthalten von Informationen und Beschädigen von Eigentum der gemobbten Person<br />
u.ä.<br />
Davon unterschieden wird das Bullying, die unter Jugendlichen praktizierte physische Gewalt,<br />
mit der bestimmte Opfer durch ihnen körperlich überlegene Mitschüler gequält werden.<br />
Auswirkungen<br />
Zunächst ist Mobbing auch dadurch wirksam, dass die Opfer das "Problem" erst einmal bei<br />
sich selbst suchen, und dies oft über längere Zeit. Nur selten informiert ein Schüler oder eine<br />
Schülerin einen Lehrer oder erzählt den Eltern, was tagtäglich passiert. Die Folgen wirken sich<br />
auf die gesamte Persönlichkeit aus: Zum Verlust des Selbstvertrauens (nicht nur im<br />
Leistungsbereich) können Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme kommen. Durch die<br />
26
wahrgenommene Isolierung und Einsamkeit entwickeln sich depressive Tendenzen und<br />
Passivität. Die Lernmotivation nimmt ab bis zu Lernunlust und Schulvermeidung.<br />
Folgende Bereiche können betroffen sein:<br />
• Physische Schädigungen (Verletzungen)<br />
• Psychische Schädigungen (z. B. Zerstörung des Selbstbewußtseins)<br />
• Psychosomatische Reaktionen (z. B. Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Albträume,<br />
Schlafstörungen)<br />
• Sonstige Reaktionen (z. B. Unkonzentriertheit, Leistungsrückg<strong>an</strong>g, Fehltage)<br />
Spielidee<br />
Wie nett von dir!<br />
Ein Schüler steht auf und sagt etwas Nettes über einen Mitschüler, z.B.: „Ich finde nett von<br />
Flori<strong>an</strong>, dass er mir m<strong>an</strong>chmal seine Stifte leiht!“ Derjenige, <strong>an</strong> den das Kompliment gerichtet<br />
ist, steht als nächster auf und sagt etwas Nettes über ein <strong>an</strong>deres Kind. Achten Sie darauf, dass<br />
jedes Kind <strong>an</strong> die Reihe kommt. Es sollten möglichst keine Namen doppelt gen<strong>an</strong>nt werden.<br />
27
Lied<br />
Nobody is perfect<br />
Als ich einst aus der Dose fiel,<br />
wusst’ ich vom Leben noch nicht viel,<br />
ich war peerfekt adrett und nett,<br />
doch leider auch komplett steril!<br />
Ich wollte mich nicht blamieren,<br />
hab mich stets bestens aufgeführt.<br />
Doch d<strong>an</strong>n beg<strong>an</strong>n ich zu kapieren,<br />
Auch Fehler werden akzeptiert!<br />
Nobody is perfect, am allerwenigsten ein Kind!<br />
Kinder brauchen sehr viel Liebe<br />
und zwar genauso wie sie sind.<br />
Nicht nur gehorsam lieb und nett,<br />
Nein, auch mal wild und frech und roh!<br />
Das G<strong>an</strong>ze nennt m<strong>an</strong> auch Charakter<br />
Und das ist das A und O!<br />
Ein Superkind aus der Fabrik,<br />
wer so was will, der hat nen Tick!<br />
Wir hatten damit unsre Qual,<br />
jetzt ist er GottseiD<strong>an</strong>k normal!<br />
Wir machen Schluss mit Streiterein<br />
Und wolln perfekte Eltern sein!<br />
Doch weil wir das nun mal nicht sind,<br />
wolln wir auch kein perfektes Kind!<br />
Nobody is perfect, am allerwenigsten ein Kind!<br />
Kinder brauchen sehr viel Liebe<br />
und zwar genauso wie sie sind.<br />
Nicht nur gehorsam lieb und nett,<br />
28
Nein, auch mal wild und frech und roh!<br />
Das G<strong>an</strong>ze nennt m<strong>an</strong> auch Charakter<br />
Und das ist das A und O!<br />
Ein Dosenkind in Perfektion<br />
Damit verdien ich ne Million<br />
Doch wenns weiter läuft wie heute<br />
Fahr ich den Laden in die Pleite<br />
Nobody is perfect, am allerwenigsten ein Kind!<br />
Kinder brauchen sehr viel Liebe<br />
und zwar genauso wie sie sind.<br />
Nicht nur gehorsam lieb und nett,<br />
Nein, auch mal wild und frech und roh!<br />
Das G<strong>an</strong>ze nennt m<strong>an</strong> auch Charakter<br />
Und das ist das A und O!<br />
Weitere Schwerpunktthemen im Stück<br />
Kindheit<br />
Aufwachsen<br />
Schule<br />
Familienstreit und Ärger in der Familie<br />
Eltern und deren Probleme<br />
29
3 <strong>Fragen</strong> <strong>an</strong> Tom Hirtz (Intend<strong>an</strong>t)<br />
1) Warum hast du das Stück Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse für<br />
diese Spielzeit ins Programm geholt?<br />
Das Thema „Lasst Kinder einfach Kinder sein“ lag uns schon länger auf dem Herzen. Es ist<br />
sicher gut, wenn Kinder altersgemäß gefördert werden, aber Englischunterricht schon im<br />
Kindergarten halte ich für übertrieben. M<strong>an</strong>che Grundschulkinder haben einen<br />
Terminkalender wie ein M<strong>an</strong>ager. Da werden Achtjährige jeden Nachmittag zu einer<br />
<strong>an</strong>deren Freizeitaktivität gefahren. Wo bleibt da noch Zeit zum freien Spielen? Kinder<br />
sollten nicht nur als zukünftige Leistungsträger der Gesellschaft gesehen werden, deren<br />
Karriere möglichst früh vorbereitet werden muss. Kinder brauchen einfach Zeit zum Kind<br />
sein. Auch L<strong>an</strong>geweile und Spielen ohne Anleitung müssen im Alltag ihren Raum finden.<br />
2) K<strong>an</strong>nst du einmal den Ablauf beschreiben, wie so ein Stück vom Papier auf die<br />
Bühne kommt? Wie l<strong>an</strong>ge dauert eine Probenzeit?<br />
Rund ein Jahr vor der Premiere beginnt die Stücksuche. Wenn wir einen Text gefunden<br />
haben, den wir auf die Bühne bringen wollen, d<strong>an</strong>n holen wir die Verlagsrechte ein und<br />
beginnen mit der Pl<strong>an</strong>ung: Welche Aussage wollen wir in den Vordergrund stellen? Wie<br />
sollen Bühne und Kostüme aussehen? Welche Schauspieler übernehmen die Rollen? Da<br />
wir auch immer Lieder in die H<strong>an</strong>dlung intrigieren, müssen Liedtexte geschrieben und<br />
Musik komponiert werden. Drei Monate vor der ersten Aufführung beginnen d<strong>an</strong>n die<br />
H<strong>an</strong>dwerker nach den Entwürfen des Bühnenbildners und der Kostümbildnerin die<br />
Bühnenelemente zu bauen und die Kostüme herzustellen. Außerdem werden die Requisiten<br />
besorgt, die auf der Bühne gebraucht werden. Vier bis fünf Wochen vor der Premiere<br />
beginnt d<strong>an</strong>n die eigentliche Probenarbeit. Die Schauspieler erarbeiten mit dem Regisseur<br />
ihre Rollen, üben mit der Ges<strong>an</strong>gslehrerin die Lieder und studieren unter Anleitung der<br />
Choreographin die Bewegungen zu den Songs ein. Während der Probenzeit kommen<br />
Kinder als Beobachter zwei bis drei Mal dazu, um ihre Meinung zu sagen: Was hat ihnen<br />
gefallen? Was f<strong>an</strong>den sie weniger gut oder unverständlich?<br />
30
Eine Woche vor der ersten Vorstellung beginnen d<strong>an</strong>n die so gen<strong>an</strong>nten Hauptproben.<br />
Zunächst wird die Licht- und Tontechnik eingerichtet und d<strong>an</strong>n finden Durchlaufproben<br />
statt, die den Ablauf mit allen Details einüben. Alles ist schon so wie bei einer Aufführung<br />
– nur die Zuschauer fehlen noch. Und d<strong>an</strong>n warten alle Beteiligten mit großer Sp<strong>an</strong>nung<br />
und Vorfreude auf den Tag, <strong>an</strong> dem das Stück zum ersten Mal vor Zuschauern aufgeführt<br />
wird.<br />
3) Was ist das Besondere <strong>an</strong> dieser Inszenierung?<br />
Die Inszenierung k<strong>an</strong>n aus dem Vollen schöpfen: Wir haben einen Text, der sehr witzig ist<br />
und eine sp<strong>an</strong>nende Geschichte erzählt. Die variable Bühne lässt viele verschiedene<br />
Szenenbilder zu und die Schauspieler haben viel Freude dar<strong>an</strong>, ihre - zum Teil recht<br />
schrägen - Bühnenfiguren zum Leben zu erwecken. Dazu kommen tolle Lieder, die mit<br />
den lustigen Choreographien zum Mitwippen <strong>an</strong>imieren. Was will m<strong>an</strong> mehr?<br />
Kinder einfach mal Kinder sein lassen<br />
„Aus Sorge um die Zukunft unserer Kinder fordern wir immer mehr akademischen Unterricht<br />
für sie und verpl<strong>an</strong>en ihre Nachmittage, so dass sie nur wenig Zeit für künstlerische<br />
Tätigkeiten, Ph<strong>an</strong>tasiespiele oder die freie Erforschung der Natur haben. Der kindzentrierte<br />
Ansatz passt die Kinder nicht unseren eigenen Erwartungen <strong>an</strong>, sondern gibt ihnen<br />
Gelegenheit, von sich aus spielerisch ihre alterstypischen Stärken und Fähigkeiten zu<br />
entwickeln.“ (William Crain, Kinderpsychologe und Psychologieprofessor aus New York,<br />
über sein neues Buch „Lernen für die Welt von morgen“)<br />
31
3 <strong>Fragen</strong> <strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>k <strong>Rommerskirchen</strong> (Bühnenbildner)<br />
1) Wie sieht das Bühnenbild zu „Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse“<br />
aus?<br />
Die Bühne für Konrad stellt zu Beginn des Stückes ein kleines Häuschen dar.<br />
Die Form ist g<strong>an</strong>z simpel. In etwa so, wie Kinder ein Haus mit wenigen Strichen zeichnen<br />
würden: Ein Quadrat und da drauf ein rotes, spitzes Dach.<br />
Aber m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n in das Haus hineingucken und schon g<strong>an</strong>z viele Kleinigkeiten entdecken.<br />
2) Wie bist du auf die Idee gekommen, die Bühne so zu bauen?<br />
Das mit den Ideen passiert meistens schon, wenn ich das Stück zum ersten Mal lese.<br />
Bei KONRAD war mir von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> klar, dass ich darstellen wollte, wie klein das Haus von<br />
Frau Bartolotti ist. Und weil sie so viele Sachen bestellt und zu hause auftürmt, ist kaum noch<br />
richtig Platz um darin zu leben. Aber Frau Bartolotti hat sich da wohl so mit abgefunden und<br />
fühlt sich in ihrem g<strong>an</strong>zen „Pröll“ wohl auch g<strong>an</strong>z gut.<br />
Aber was passiert, wenn in so ein Zuhause plötzlich ein zweiter Mensch einzieht, der auch<br />
g<strong>an</strong>z eigene Bedürfnisse hat? Zum Beispiel, wenn jetzt ein Kind kommt und Platz zum spielen<br />
braucht?<br />
D<strong>an</strong>n muss sich was ändern, g<strong>an</strong>z klar.<br />
32
Und genau das war d<strong>an</strong>n auch die zweite Idee für das Bühnenbild: Das Haus muss wachsen,<br />
sich ausdehnen, wenn Konrad geliefert wird. Es muss Platz geschaffen werden.<br />
Und deshalb besteht das kleine Häuschen aus vier Teilen, die m<strong>an</strong> verschieben und immer<br />
wieder neu zusammenpuzzeln k<strong>an</strong>n.<br />
Das war die Idee für das Bühnenbild.<br />
3) K<strong>an</strong>nst du den Weg beschreiben, wie es von der Idee schließlich zum Bühnenbild<br />
kommt?<br />
Wenn die Idee da ist, ist sie ja erstmal nur in meinem Kopf. Wenn ich jem<strong>an</strong>d <strong>an</strong>deres zeigen<br />
will, wie ich mir das vorstelle, d<strong>an</strong>n muss ich mir etwas ausdenken, wie ich das machen k<strong>an</strong>n.<br />
Meistens zeichne ich schnell ein paar Skizzen, also kleine, schnelle Zeichnungen. Mit denen<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> schon mal g<strong>an</strong>z gut erklären wie etwas aussehen könnte.<br />
Aber die Bühne muss ja auch gebaut werden. Das machen bei uns meistens zwei Schreiner, die<br />
normalerweise so was wie Möbel bauen.<br />
Damit die aber genau wissen, wie groß etwas sein muss, wie sich bestimmte Dinge bewegen<br />
sollen usw. muss ich genauere Zeichnungen machen als nur Skizzen.<br />
Diese Zeichnungen mache ich meistens am Computer. G<strong>an</strong>z oft auch direkt in 3D. Am Ende<br />
kommen dabei Pläne zust<strong>an</strong>de wie Architekten diese normalerweise machen.<br />
Viele Linien, viele Zahlen und Maße. Die k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> normalerweise nicht gut verstehen – aber<br />
die Schreiner können dar<strong>an</strong> genau sehen, wie m<strong>an</strong> was bauen soll.<br />
Wenn die Schreiner die ersten teile gesägt und gebaut haben, d<strong>an</strong>n kontrolliere ich meistens, ob<br />
alles so wird, wie das am Anf<strong>an</strong>g als Idee in meinem Kopf war. Und meistens klappt das auch.<br />
Wenn alles gebaut ist. D<strong>an</strong>n ist erstmal alles nur aus Holz. Damit das Haus d<strong>an</strong>n auch so<br />
aussieht, wie m<strong>an</strong> das von zuhause kennt, müssen wir das <strong>an</strong>malen, tapezieren, Teppichboden<br />
verlegen, Möbel reinstellen und dekorieren.<br />
Und d<strong>an</strong>n, wenn alles fertig ist, d<strong>an</strong>n können wir damit spielen.<br />
33
Rätselspass<br />
Mal sehen, wie gut du im Stück<br />
aufgepasst hast, um die<br />
folgenden <strong>Fragen</strong> zu<br />
be<strong>an</strong>tworten. Wenn du alles<br />
ausgefüllt hast, d<strong>an</strong>n trage die<br />
Buchstaben in die<br />
entsprechenden Felder im<br />
Lösungswort ein und du<br />
erfährst, was Frau Bartolotti<br />
braucht, um Konrad vor dem<br />
Fabrikdirektor zu schützen.<br />
Viel Spaß dabei.<br />
1. Wie heisst Konrads verrückte Mutter?<br />
__ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __<br />
20 9 10<br />
2. Welchen Beruf hat Egon?<br />
__ __ __ __ __ __ __ __ __<br />
6 22<br />
3. Wie heisst die Fabrik, in der Konrad hergestellt wurde?<br />
__ __ __ __ __ __ __ __ __<br />
14 1<br />
4. Wie spricht Frau Bartolotti sich selbst immer <strong>an</strong>?<br />
__ __ __ __ __ __ __ __ __ __<br />
23 8<br />
5. Wie alt ist Konrad?<br />
__ __ __ __ __ __<br />
11<br />
34
6. Wer bringt Konrad zu Frau Bartolotti?<br />
__ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __<br />
2 3<br />
7. Wie heisst die Grundschule, die Konrad besucht?<br />
__ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __<br />
25 18 21<br />
8. Welche Kindersendung schaut sich Konrad im Fernsehen <strong>an</strong>?<br />
__ __ __ __ __ __ __ __ __<br />
13/<br />
5<br />
9. Wie heisst Konrads Freundin aus der Nachbarschaft und Schule?<br />
__ __ __ __ __<br />
12<br />
10. Wie heisst die Autorin von von „Konrad- oder das Kind aus der Konservenbüchse“<br />
__ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __<br />
7 15 19<br />
11. Was produziert die Fabrik, in der Konrad hergestellt wird?<br />
__ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __<br />
17 24 16<br />
12. Was muss Konrad lernen, damit er vor dem Fabrikdirektor einen „bösen Jungen“<br />
darstellen k<strong>an</strong>n?<br />
__ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __<br />
4<br />
Lösungswort<br />
Tipp: Was braucht Frau Bartolotti um Konrad davor zu schützen, dass der<br />
Fabrikdirektor ihn abholt?<br />
Sie braucht einen…..<br />
__ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21<br />
__ __ __ __<br />
22 23 24 25<br />
35
Nachweise<br />
NIDO, Ausgabe 7/8 - 2012, S. 124 - 126, München<br />
http://www.mobbing-in-der-schule.info/ (Mobbing)<br />
http://www.dasda.de/de/spielzeit/spielzeit-details/items/konrad-oder-das-kind-aus-der-<br />
konservenbuechse.html<br />
http://lyrikline.org/index.php?id=162&author=cn00&show=Bio&cHash=5b35d995a1<br />
(Christine Nöstlinger)<br />
http://www.boulevard-baden.de/ueberregionales/p<strong>an</strong>orama/2011/12/09/christine-nostlinger-halt-nichtviel-von-der-kirche-455593/<br />
(Bild Christine Nöstlinger)<br />
http://www.labbe.de/zzzebra/index.asp?themaid=620&titelid=2265 (Abzählreime)<br />
http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/95478.html (Figuren)<br />
http://www.familie.de/kind/artikel/wenn-ihr-kind-in-der-schule-ausgegrenzt-wird/ (Ausgrenzung)<br />
http://www.gedichteweb.com/musterkind.html (Gedicht Musterkind)<br />
http://www.muetterberatung.de/details/2102/Erziehung_braucht_Fehler_Denn_wer_m%C3%B6chte_sc<br />
hon_perfekte_Eltern_.html (Wer braucht schon perfekte Eltern)<br />
http://www.visionen.com/Rubriken/Mit_Kindern_leben/KINDER-KINDER-SEIN-LASSEN<br />
Thilo Vogel: Lichtographie, www.lichtographie.de (Foto Tom Hirtz)<br />
Szenefotos Mona Deus<br />
36