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Infoblatt C24 Shuntpunktion V0.9.pub - Dialyse in Berlin

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Entwurf<br />

<strong>Infoblatt</strong> „<strong>Shuntpunktion</strong>“<br />

Patienten mit chronischer Nieren<strong>in</strong>suffizienz<br />

müssen mehrfach<br />

<strong>in</strong> der Woche dialysiert werden.<br />

Bei der Hämodialyse werden dabei<br />

die Blutgefäße des Menschen<br />

benutzt, sie s<strong>in</strong>d aber normalerweise<br />

entweder schlecht zugänglich<br />

oder haben e<strong>in</strong>en zu ger<strong>in</strong>gen<br />

Druck und s<strong>in</strong>d für die <strong>Dialyse</strong><br />

nicht geeignet. Daher wird<br />

operativ e<strong>in</strong>e Gefäßverb<strong>in</strong>dung<br />

(Shunt) zwischen Arterie und<br />

Vene des Unterarms angelegt.<br />

Im Verlauf der <strong>Dialyse</strong>behandlungen<br />

ist e<strong>in</strong> besonderes Augenmerk<br />

auf den dauerhaften Erhalt<br />

des Shunts zu legen. Erfahren<br />

Sie mit diesem <strong>Infoblatt</strong>, wie e<strong>in</strong>e<br />

richtige Punktion dazu beitragen<br />

kann.<br />

W<br />

ie ist e<strong>in</strong>e Punktion<br />

vorzubereiten?<br />

Grundsätzlich sollte vor jeder<br />

<strong>Shuntpunktion</strong> e<strong>in</strong>e sog. Punktionsanamnese<br />

erhoben werden. Dazu<br />

ist es wichtig, sich e<strong>in</strong>en Gesamte<strong>in</strong>druck<br />

von dem Shunt zu verschaffen.<br />

Durch Tasten und Horchen<br />

mit dem Stethoskop die Bestimmung<br />

der Flussrichtung erkennen,<br />

die Lage der Anastomose festzustellen<br />

und wie und wo am günstigen<br />

e<strong>in</strong>e Punktion vorzunehmen<br />

ist.<br />

Hilfreich s<strong>in</strong>d hier auch e<strong>in</strong> evtl.<br />

vorhandener OP–Bericht, e<strong>in</strong>e<br />

Zeichnung des OP-Situs, e<strong>in</strong>e<br />

Doppler- oder gar Farbdopplersonographie,<br />

wobei man davon ausgehen<br />

kann, dass e<strong>in</strong> 800ml Flow,<br />

bzw. e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum von 600ml im zu<br />

punktierenden Shuntgefäß als M<strong>in</strong>destvoraussetzung<br />

für e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

Punktion und speziell für<br />

e<strong>in</strong>e effektive <strong>Dialyse</strong> anzusehen<br />

ist.<br />

Den genauen Verlauf des Shunts<br />

sollte man durch Tasten erkennen,<br />

PKD Familiäre Zystennieren e.V.<br />

Geschäftsstelle<br />

Karl-Kreuzer-Weg 12<br />

64625 Bensheim<br />

ebenso bestehende Aneurysmen<br />

und Stenosen. Zur Punktion muss<br />

der Arm bequem für den Patienten<br />

und Punktierenden gelagert werden.<br />

E<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung und Des<strong>in</strong>fektion<br />

des Shunts ist, wie bereits erwähnt,<br />

durchzuführen. Bei aller<br />

Anspannung und Konzentration der<br />

punktierenden Pflegekraft, gerade<br />

bei schwierigen Shuntverhältnissen,<br />

ist auch immer an die psychische<br />

Situation bzw. Betreuung des Patienten<br />

gedacht werden. Unsicherheit<br />

und Angst s<strong>in</strong>d durchaus auch nach<br />

mehreren <strong>Dialyse</strong>n und vielen<br />

<strong>Shuntpunktion</strong>en noch e<strong>in</strong>e psychische<br />

Belastung für den Patienten.<br />

E<strong>in</strong>e schmerzarme Punktion durch<br />

lokal anästhesierende Salben oder<br />

Spray´s, wie Xyloca<strong>in</strong>spray oder<br />

EMLA-Creme zu ermöglichen, ist<br />

e<strong>in</strong>en Versuch wert. Die Wirkung<br />

lässt aber <strong>in</strong> der Praxis meist zu<br />

wünschen übrig. Außerdem dürfte<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Shuntpunktion</strong> unter sterilen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen durch die Benutzung<br />

dieser Anästhetika kaum mehr<br />

möglich se<strong>in</strong>.<br />

Die Stauung mit ca. 50 – 100 mm<br />

Hg mittels e<strong>in</strong>es Blutdruckmessgerätes<br />

ist ausreichend, um e<strong>in</strong>e gute<br />

Darstellung des Shuntgefäßes zu<br />

erhalten. Es sollte immer nur soviel<br />

gestaut werden, wie unbed<strong>in</strong>gt<br />

nötig. Der Gebrauch e<strong>in</strong>er Staub<strong>in</strong>de<br />

oder e<strong>in</strong>es Stauschlauches ist zu<br />

vermeiden, da e<strong>in</strong>e Kontrolle des<br />

jeweiligen Stauungsdruckes nicht<br />

möglich ist. Kunstoff<strong>in</strong>terponate<br />

aus PTFE oder Goretex werden<br />

pr<strong>in</strong>zipiell nicht gestaut, da sie von<br />

sich aus schon e<strong>in</strong>en höheren Eigendruck<br />

aufweisen.<br />

W<br />

elche Punktionenstechniken<br />

werden<br />

angewendet?<br />

Man unterscheidet die Punktionstechniken<br />

Arealpunktion, Knopflochpunktion<br />

und Strickleiterpunktion.<br />

Telefon: 06251 983683<br />

Fax: 0721 1 51 43 84 50<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@zystenniere.de<br />

Arealpunktion<br />

Bei dieser Punktionsart wird e<strong>in</strong><br />

gewisser Bereich für die arterielle<br />

und venöse Punktion ausgewählt<br />

und immer wieder punktiert. Die<br />

Folge s<strong>in</strong>d aneurysmatische Erweiterungen<br />

des Gewebes <strong>in</strong> diesen<br />

Bereichen. Aus diesen Bereichen<br />

kann sich später e<strong>in</strong> Shuntverschluss<br />

entwickeln. Auch später<br />

auftretende Stenosen h<strong>in</strong>ter den<br />

Aneurysmen s<strong>in</strong>d nicht selten. Die<br />

Arealpunktion ist somit als e<strong>in</strong>e<br />

ungeeignete Punktionstechnik anzusehen,<br />

obwohl sie doch leider<br />

immer wieder dauerhaft durchgeführt<br />

wird.<br />

Ausnahme: E<strong>in</strong>e zartkalibrige<br />

langstreckige Shuntvene kann zunächst<br />

mit e<strong>in</strong>er Arealpunktion<br />

punktiert werden. Die Punktionsareale<br />

sollten dann aber durch den<br />

Übergang rechtzeitig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Strickleiterpunktion<br />

auf die gesamte Venenlänge<br />

ausgedehnt werden.<br />

Da dies bei dem Personal (Punktion<br />

schwieriger) und dem Patienten<br />

(Punktion schmerzhafter) auf Widerstand<br />

stoßen kann, müssen beide<br />

von der Notwendigkeit überzeugt<br />

werden.<br />

Knopflochpunktion<br />

Sie ist ebenfalls aus pr<strong>in</strong>zipiellen<br />

Erwägungen abzulehnen, da hier<br />

zwei oder drei konstante Punktionsstellen<br />

für die arterielle und<br />

venöse Punktion ausgewählt werden.<br />

Wichtig ist bei dieser Technik,<br />

dass immer der gleiche Stichkanal<br />

getroffen wird und der Wundschorf<br />

vorher entfernt wird, damit dieser<br />

nicht <strong>in</strong> den Stichkanal geschoben<br />

wird. Das dies mit ziemlicher Sicherheit<br />

nicht möglich se<strong>in</strong> wird,<br />

und der Wundschorf e<strong>in</strong>en idealen<br />

Nährboden für Keime darstellt, ist<br />

diese Punktionstechnik alle<strong>in</strong> aus<br />

hygienischen Gründen als ungeeignet<br />

anzusehen.<br />

Selbsthilfe – Prävention – Forschung<br />

www.zystenniere.de<br />

www.pkdcure.de<br />

Seite<br />

1<br />

<strong>C24</strong>, V0.8<br />

© PKD Familiäre Zystennieren e.V.<br />

Dieses <strong>Infoblatt</strong> dient lediglich zu Informationszwecken und kann ke<strong>in</strong>en Arzt ersetzen. Wir übernehmen ke<strong>in</strong>e Haftung für die Korrektheit.


Entwurf<br />

<strong>Infoblatt</strong> „<strong>Shuntpunktion</strong>“<br />

Strickleiterpunktion<br />

Sie ist somit die e<strong>in</strong>zig geeignete<br />

Punktionstechnik, da hier die gesamte<br />

Länge des Shunts gleichmäßig<br />

ausgenutzt wird, wobei man bei<br />

jeder <strong>Dialyse</strong> mit der Punktionsstelle<br />

e<strong>in</strong>ige Millimeter weiterrückt und<br />

zum Schluss wieder vorne beg<strong>in</strong>nt.<br />

E<strong>in</strong>e Traumatisierung und Narbenbildung<br />

konzentriert sich nicht auf<br />

e<strong>in</strong>en begrenzten Bereich. E<strong>in</strong>e<br />

Aneurysma– oder Stenosenbildung<br />

wird meist vermieden. Für Kunststoff<strong>in</strong>terponate<br />

ist die Strickleiterpunktion<br />

die e<strong>in</strong>zig akzeptable<br />

Punktionsmethode. Außerdem gewährleistet<br />

diese Technik e<strong>in</strong>e<br />

gleichmäßige und somit auch im<br />

kosmetischen S<strong>in</strong>ne vorteilhafte<br />

Ausprägung der gesamten zu<br />

punktierenden Shuntstrecke.<br />

Auch wenn die Fehlpunktion<br />

selbstverständlich ke<strong>in</strong>e Punktionsmethode<br />

ist, so passiert es doch<br />

selbst der noch so erfahrenen Pflegekraft<br />

h<strong>in</strong> und wieder, dass e<strong>in</strong>e<br />

oder sogar beide Punktionskanülen<br />

nicht richtig platziert werden können.<br />

Gerade das Mittel der Wahl,<br />

die Strickleiterpunktion, bei der immer<br />

wieder an neuen Stellen punktiert<br />

werden muss, fordert bei relativ<br />

frischen Shunts e<strong>in</strong>e Fehlpunktion<br />

gelegentlich gerade zu heraus.<br />

Das Personal sollte <strong>in</strong> so e<strong>in</strong>em<br />

Fall grundsätzlich Ruhe bewahren<br />

und versuchen, e<strong>in</strong>e Lagekorrektur<br />

der Kanüle nach nochmaliger Prüfung<br />

von Punktionsrichtung und -<br />

w<strong>in</strong>kel durchzuführen. Dies sollte<br />

jedoch niemals ohne vorherige<br />

PKD Familiäre Zystennieren e.V.<br />

Geschäftsstelle<br />

Karl-Kreuzer-Weg 12<br />

64625 Bensheim<br />

Stauung geschehen. Ggf. ist die<br />

Kanüle zu ziehen, sofern Korrekturversuche<br />

nicht zum Erfolg führen.<br />

Wenn durch e<strong>in</strong>e Neupunktion e<strong>in</strong>e<br />

2-Nadel <strong>Dialyse</strong> nicht zu erreichen<br />

ist, so bietet sich hier das S<strong>in</strong>gle-<br />

Needle-Verfahren an.<br />

Das Personal sollte sich auch generell<br />

nicht scheuen, e<strong>in</strong>en Kollegen<br />

zu bitten, die Neupunktion vorzunehmen.<br />

Es sei noch vermerkt, dass e<strong>in</strong>e<br />

Punktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en verschlossenen<br />

Shunt e<strong>in</strong> Zeichen e<strong>in</strong>er schlechter<br />

Shuntanamnese ist, denn<br />

⇒ e<strong>in</strong>en Shuntverschluss diagnostiziert<br />

man nicht nach dem dritten<br />

Punktionsversuch, sondern<br />

vor dem ersten!<br />

W<br />

as passiert, nachdem<br />

das <strong>Dialyse</strong>-Ende erreicht<br />

ist?<br />

Die Punktionsnadeln werden<br />

nache<strong>in</strong>ander entfernt, die E<strong>in</strong>stichstellen<br />

müssen sich durch „Abdrücken“<br />

von selbst wieder schießen.<br />

Dies können kooperative Patienten<br />

selbst übernehmen.<br />

Nachdem die arterielle Nadel gezogen<br />

wurde, erfolgt dann das Abdrücken<br />

unter Aufsicht. Die Punktionskanüle<br />

sollte flach gezogen,<br />

dann erst punktuell komprimiert<br />

werden. Es s<strong>in</strong>d eigentlich pro E<strong>in</strong>stich<br />

zwei Öffnungen zu komprimieren.<br />

Dieses muss beachtet werden.<br />

Die äußere von beiden kann<br />

man sehen. Den <strong>in</strong>neren E<strong>in</strong>stich<br />

im eigentlichen Shuntgefäß kann<br />

man nicht sehen, dort ist aber richtig<br />

Druck drauf und dort sollte<br />

punktgenau dosiert abgedrückt<br />

werden.<br />

Abgedrückt wird immer nur so<br />

stark, dass der Blutfluss <strong>in</strong> der<br />

Shuntvene nicht unterbrochen<br />

wird. Das Pulsen des Shunts muss<br />

immer noch zu fühlen se<strong>in</strong>. Aus<br />

diesem Grund s<strong>in</strong>d Shuntklemmen<br />

Telefon: 06251 983683<br />

Fax: 0721 1 51 43 84 50<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@zystenniere.de<br />

abzulehnen, da sie unkontrolliert<br />

den Shunt abdrücken.<br />

Die Abdrückzeit beträgt ca. 15<br />

M<strong>in</strong>uten und wird <strong>in</strong>dividuell festgelegt.<br />

Bei e<strong>in</strong>em jungen Shunt<br />

und e<strong>in</strong>er PTFE-Prothese kann sich<br />

die Abdrückzeit deutlich verlängern<br />

.<br />

Das Abdrücken wird mit e<strong>in</strong>em<br />

sterilen, pflaumengroßen Mulltupfer<br />

durchgeführt. Nach Ende der Abdrückzeit<br />

wird der Tupfer entfernt<br />

und mittels e<strong>in</strong>es Shuntpflasters<br />

verschlossen. Zur Sicherheit kann<br />

auf das Pflaster noch e<strong>in</strong> Tupfer mit<br />

Klebeband unter Druck befestigt<br />

werden, der während der Fahrt<br />

nach Hause das „Abdrücken“ simuliert.<br />

Auf e<strong>in</strong> Anlegen e<strong>in</strong>es zusätzlichen<br />

Verbandes kann eigentlich<br />

verzichtet werden, obwohl e<strong>in</strong>ige<br />

Patienten dieses wünschen. Im<br />

Falle e<strong>in</strong>es Verbandes sollten Mullb<strong>in</strong>den<br />

dabei dem Vorzug vor den<br />

elastischen B<strong>in</strong>den gegeben werden,<br />

da elastische B<strong>in</strong>den automatisch<br />

straffer gewickelt werden.<br />

Beim B<strong>in</strong>den sollte auf jeden Fall<br />

streng auf lockeren Sitz geachtet<br />

werden.<br />

W<br />

as ist nach der Rückkehr<br />

noch zu Hause zu<br />

tun?<br />

Der Sicherheitstupfer mit Klebeband<br />

bzw. der Sicherheitsverbandkann<br />

gewöhnlich zu Hause nach<br />

der Ankunft unmittelbar entfernt<br />

werden. Spätestens am nächsten<br />

Morgen kann man als Patient auch<br />

das Shuntplaster entfernen. Wenn<br />

Sie es vorher probieren, seien Sie<br />

immer zur Stillung e<strong>in</strong>er Nachblutung<br />

gerüstet. Das Pflegepersonal<br />

stattet Sie sicher gerne mit e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>en Notfallpack aus!<br />

Haben Sie Fragen? Gerne<br />

können Sie unsere Geschäftsstelle<br />

kontaktieren.<br />

Selbsthilfe – Prävention – Forschung<br />

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2<br />

<strong>C24</strong>, V0.8<br />

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