21.04.2013 Aufrufe

Erfahrungen mit einer landesweiten Winterdienstoptimierung in ...

Erfahrungen mit einer landesweiten Winterdienstoptimierung in ...

Erfahrungen mit einer landesweiten Winterdienstoptimierung in ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Markt und Praxis · Straßenbetriebsdienst/Straßenw<strong>in</strong>terdienst<br />

Special Straßenbetriebsdienst<br />

Straßenw<strong>in</strong>terdienst<br />

<strong>Erfahrungen</strong> <strong>mit</strong> <strong>e<strong>in</strong>er</strong> <strong>landesweiten</strong> <strong>W<strong>in</strong>terdienstoptimierung</strong><br />

<strong>in</strong> Bayern<br />

Angela Roßmann und Nils Westram<br />

Der Straßenw<strong>in</strong>terdienst hat die Aufgabe,<br />

die Mobilität und die Sicherheit der Autofahrer<br />

zu gewährleisten. E<strong>in</strong> wichtiges Element<br />

der W<strong>in</strong>terdienstorganisation s<strong>in</strong>d dabei<br />

die Räum- und Streupläne. Diese regeln,<br />

welche Fahrzeuge wann e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

sollen und welche E<strong>in</strong>satzstrecken von diesen<br />

Fahrzeugen <strong>in</strong> welcher Reihenfolge zu<br />

räumen bzw. zu streuen s<strong>in</strong>d. Innerhalb der<br />

Ausgaben für den Straßenbetriebsdienst entfällt<br />

auf den Bereich des W<strong>in</strong>terdienstes der<br />

größte Anteil. Daher ist das E<strong>in</strong>sparpoten -<br />

zial durch Optimierungsmaßnahmen hier<br />

besonders groß. Um den hohen Qualitätsstandard<br />

des W<strong>in</strong>terdienstes auf den Autobahnen,<br />

Bundes- und Staatsstraßen <strong>in</strong><br />

Bayern zu erhalten und gleichzeitig die Kos -<br />

tenstruktur zu verbessern, hat die Oberste<br />

Baubehörde im Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />

des Innern die Optimierung des staat -<br />

lichen W<strong>in</strong>terdienstes veranlasst. Den Auftrag<br />

erhielt das Ingenieurbüro Durth Roos<br />

Consult<strong>in</strong>g GmbH, das hierfür die selbst entwickelte<br />

Software W<strong>in</strong>terdienst außerorts<br />

(WiDi/A) e<strong>in</strong>setzt.<br />

Aufgabenstellung und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Mit dem Straßenw<strong>in</strong>terdienst werden Verkehrssicherheit<br />

und Mobilität auch bei w<strong>in</strong>terlichen<br />

Fahrbahnbed<strong>in</strong>gungen aufrecht<br />

erhalten. Laut rechtlicher Grundlage geschieht<br />

dies immer unter Beachtung der<br />

Leis tungsfähigkeit der zuständigen Straßen-<br />

Verfasseranschrift:<br />

M<strong>in</strong>isterialrät<strong>in</strong> Dipl.-Ing. A. Roßmann, Oberste<br />

Baubehörde im Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isterium des<br />

Innern, D-80539 München,<br />

angela.rossmann@stmi.bayern.de;<br />

Dipl.-Ing. N. Westram, Durth Roos Consult<strong>in</strong>g GmbH,<br />

Nieder-Ramstädter-Straße 18-20,<br />

D-64283 Darmstadt, nils.westram@durth-roos.de<br />

556 Straße und Autobahn 8.2011<br />

bauverwaltung [1]. Die rund 25.000 km<br />

überörtlichen Straßen <strong>in</strong> Bayern werden<br />

von 3.000 Beschäftigten <strong>in</strong> 33 Autobahnund<br />

66 Straßenmeistereien betreut. Das<br />

Qualitätsniveau orientiert sich am Stand der<br />

Technik [2, 3] und wird <strong>mit</strong> etwa 750 eigenen<br />

Lastkraftwagen und 650 Fahrzeugen<br />

privater Partner aufrecht erhalten. Die Gesamtausgaben<br />

betragen pro W<strong>in</strong>ter durchschnittlich<br />

70 Millionen Euro.<br />

Das zu betreuende Streckennetz <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Straßenmeisterei<br />

kann <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>er</strong> Charakteristik<br />

nicht nennenswert bee<strong>in</strong>flusst werden. Dagegen<br />

müssen die für den W<strong>in</strong>terdienst verfügbaren<br />

Fahrzeuge und Ausstattungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

des f<strong>in</strong>anziellen Rahmens an die<br />

Netzanforderungen angepasst werden. Zu<br />

Beg<strong>in</strong>n des Planungsprozesses wurde das<br />

Streckennetz der Bundes- und Staatsstraßen<br />

aus den Netzdaten der bayerischen Straßen<strong>in</strong>formationsbank<br />

(TT-SIB) über e<strong>in</strong>e<br />

Schnittstelle <strong>in</strong> die Software WiDi/A übertragen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d als weitere Planungsgrundlagen<br />

die Kennwerte der W<strong>in</strong>terdienstfahrzeuge<br />

und die vorhandenen<br />

Lademöglichkeiten notwendig.<br />

Bild 1: W<strong>in</strong>terdienstfahrzeug<br />

im E<strong>in</strong>satz<br />

Im nächsten Planungsschritt wird die bestehende<br />

E<strong>in</strong>satzplanung <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Straßenmeisterei<br />

als Null-Variante abgebildet. In diesem<br />

Zusammenhang werden dem zu betreuenden<br />

Streckennetz zeitliche Prioritäten zu -<br />

geordnet. Diese Prioritäten gründen auf<br />

der Verkehrswichtigkeit (Verkehrsbelastung,<br />

Busl<strong>in</strong>ien, spezielle E<strong>in</strong>richtungen wie beispielsweise<br />

Krankenhäuser usw.) und dem<br />

Gefährdungsgrad (Steigung, Brücken, Fahrbahnbelag<br />

usw.) der Streckenabschnitte.<br />

Sobald den Fahrzeugen alle Streckenabschnitte<br />

zugeordnet s<strong>in</strong>d, erfolgt die Berechnung<br />

der Routen<strong>in</strong>formationen. Die Zusammenstellung<br />

dieser Informationen lässt e<strong>in</strong>e<br />

ganze Reihe von Beurteilungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Bedienqualität und Wirtschaftlichkeit der<br />

E<strong>in</strong>satzplanung zu. Verschiedene Kennwerte<br />

erlauben die E<strong>in</strong>schätzung und den Vergleich<br />

von E<strong>in</strong>satzplanungen. Die entscheidende<br />

Kennzahl für die E<strong>in</strong>haltung der M<strong>in</strong>destanforderungen<br />

ist nicht etwa die Stre -<br />

ckenlänge sondern die Umlaufzeit, die im<br />

E<strong>in</strong>zelfall <strong>mit</strong> der Streckenlänge korrelieren<br />

kann.<br />

E<strong>in</strong>e berechnete E<strong>in</strong>satzplanung bildet die


Realität nur mehr oder m<strong>in</strong>der genau ab.<br />

Die Genauigkeit <strong>e<strong>in</strong>er</strong> E<strong>in</strong>satzplanung kann<br />

durch verschiedene Parameter (wie z. B. die<br />

erreichbaren Geschw<strong>in</strong>digkeiten beim Räumen,<br />

Streuen und bei den Leerfahrten) erhöht<br />

werden. Die Geschw<strong>in</strong>digkeiten können<br />

nicht nur an e<strong>in</strong>e Straßenkategorie,<br />

sondern jedem e<strong>in</strong>zelnen Streckenabschnitt<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit der örtlichen Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

zugeordnet werden. E<strong>in</strong> weiterer<br />

wichtiger Planungsparameter ist die Streudichte,<br />

die über den Salzverbrauch e<strong>in</strong>es<br />

Fahrzeuges entscheidet. Auf dieser Datengrundlage<br />

berechnet die WiDi/A-Software<br />

zunächst verschiedene Planungsvarianten.<br />

Die Mitarbeiter des Betriebsdienstes der Staatlichen<br />

Bauämter und der Meistereien prüften<br />

die ersten Planungsvarianten auf ihre<br />

Durchführbarkeit. Dabei profitierte die <strong>W<strong>in</strong>terdienstoptimierung</strong><br />

<strong>in</strong>sbesondere vom Engagement<br />

der Mitarbeiter <strong>in</strong> den Staat lichen<br />

Bauämtern und den Straßenmeistereien.<br />

Alle diese Planungsparameter bilden e<strong>in</strong>en<br />

Standardfall ab. Extreme Wetterbed<strong>in</strong>gungen<br />

oder erhöhte Verkehrsdichten können<br />

zu erheblichen Abweichungen führen. Alle<br />

E<strong>in</strong>satzplanungen für den W<strong>in</strong>terdienst<br />

sollten <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen überprüft<br />

werden. Dabei lassen sich Änderungen<br />

im Streckennetz und die <strong>Erfahrungen</strong> aus<br />

den vergangenen W<strong>in</strong>tern e<strong>in</strong>arbeiten.<br />

Ist der iterative Planungsprozess abgeschlossen,<br />

können <strong>mit</strong> WiDi/A Übersichtspläne,<br />

Routenpläne und Streckenlisten generiert<br />

und ausgegeben werden. Für die<br />

Übertragung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Leitsystem im Fahrzeug,<br />

das den Fahrer entlang der vorgesehenen<br />

Tour leitet, ist e<strong>in</strong>e Schnittstelle vorhanden.<br />

Die Streckenlisten eignen sich auch für die<br />

Dokumentation im S<strong>in</strong>ne <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Beweissiche-<br />

www.boschung.com<br />

www.kuepper-weisser.de<br />

Tau<strong>mit</strong>telsprühanlagen<br />

Schneefräsen<br />

Kehrmasch<strong>in</strong>en<br />

Straßenbetriebsdienst/Straßenw<strong>in</strong>terdienst · Markt und Praxis<br />

rung. Im Freistaat Bayern erfolgt diese Dokumentation<br />

über e<strong>in</strong>e automatische E<strong>in</strong>satzdatenerfassung,<br />

die <strong>in</strong> allen W<strong>in</strong>terdienstfahrzeugen<br />

<strong>in</strong>stalliert ist.<br />

Das Optimierungsprojekt<br />

E<strong>in</strong> funktionierendes Verkehrsnetz hat für<br />

Bayern e<strong>in</strong>e große volkswirtschaftliche Bedeutung.<br />

Industriestandorte s<strong>in</strong>d auf Just-<br />

In-Time Lieferungen angewiesen und <strong>in</strong> den<br />

ländlichen Regionen bewegt sich der Berufsverkehr<br />

überwiegend auf den Straßen.<br />

Bayern weist darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Lage im europäischen Verkehrsnetz auf. Se<strong>in</strong>e<br />

Topographie reicht von den Mittelgebirgen<br />

bis <strong>in</strong>s Alpenvorland <strong>mit</strong> Höhen von<br />

100 bis 1.600 m üNN. Die Schneehöhen<br />

können bis zu 4 m betragen. E<strong>in</strong>e Straßenmeisterei<br />

ist durchschnittlich für 360 km<br />

Strecke zuständig, e<strong>in</strong>e Autobahnmeisterei<br />

für ca. 95 km. Die jährlichen Kosten für den<br />

Straßenw<strong>in</strong>terdienst schwanken <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von den auftretenden Wetterereignissen<br />

erheblich (Bild 2).<br />

Jeden Sommer bereitet sich die Bayerische<br />

Straßenbauverwaltung sorgfältig auf den<br />

W<strong>in</strong>terdienst im nächsten W<strong>in</strong>ter vor. Dazu<br />

gehört neben der E<strong>in</strong>lagerung von Streustoffen<br />

und der Ausrüstung der E<strong>in</strong>satzfahrzeuge<br />

auch die Planung der E<strong>in</strong>satztouren.<br />

Vor der <strong>landesweiten</strong> <strong>W<strong>in</strong>terdienstoptimierung</strong><br />

haben sich die E<strong>in</strong>satzplanungen so-<br />

Leichte W<strong>in</strong>ter Schwere W<strong>in</strong>ter<br />

Gesamtkosten ca. 40 Mio. ¤ ca. 110 Mio. ¤<br />

Salzkosten ca. 14 Mio. ¤ ca. 40 Mio. ¤<br />

Salzverbrauch ca. 200.000 t ca. 560.000 t<br />

Gefahrene E<strong>in</strong>satzkilometer im<br />

W<strong>in</strong>terdienst<br />

ca. 4,5 Mio. km ca. 14 Mio. km<br />

Bild 2: Übersicht<br />

über Kenndaten des<br />

W<strong>in</strong>terdiens tes <strong>in</strong><br />

Bayern<br />

Durchschnittsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

bei Räum- und Streue<strong>in</strong>sätzen<br />

30 km/h<br />

Durchschnittsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

bei vorbeugenden Streue<strong>in</strong>sätzen<br />

35 km/h<br />

Leerweggeschw<strong>in</strong>digkeit 40 km/h<br />

Bild 3: E<strong>in</strong>ige Beispiele für die e<strong>in</strong>gesetzten Planungsparameter<br />

wohl <strong>in</strong> ihrem Detaillierungsgrad als auch<br />

<strong>in</strong> ihrem Optimierungsgrad <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Meistereien deutlich unterschieden.<br />

Unter Beibehaltung <strong>e<strong>in</strong>er</strong> vollständigen und<br />

zuverlässigen Bedienung der betreuten<br />

Streckennetze sollen die f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen<br />

verantwortungsbewusst e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der verschiedenen<br />

Optimierungsgrade zu Beg<strong>in</strong>n des<br />

Projekts wurden E<strong>in</strong>sparpotenziale durch<br />

die Vermeidung von unnötigen Fahrwegen<br />

bis h<strong>in</strong> zu <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Reduzierung der Anzahl der<br />

Durchschnittliche<br />

Leerwege<strong>in</strong>sparung je Räumund<br />

Streue<strong>in</strong>satz<br />

Durchschnittliche<br />

Leerwege<strong>in</strong>sparung je<br />

vorbeugendem Streue<strong>in</strong>satz<br />

Durchschnittliche Fahrzeuge<strong>in</strong>sparung<br />

<strong>in</strong>kl. Schneepflug und<br />

Aufsatzstreugerät<br />

28 km<br />

45 km<br />

1 bis 2<br />

Bild 4: Durchschnittliche E<strong>in</strong>sparungen bei gleicher<br />

W<strong>in</strong>terdienstqualität<br />

Surface Condition Management<br />

Das Boschung Universum – Starke Produkte im perfekten Verbund<br />

Glatteis-<br />

Frühwarnsystem<br />

Managementsystem<br />

BORRMA-web<br />

Kehrblasgeräte<br />

Jetbroom<br />

Steuerung<br />

Vpad<br />

Geräteträger<br />

Straße und Autobahn 8.2011<br />

Streumasch<strong>in</strong>en<br />

557


Markt und Praxis · Straßenbetriebsdienst/Straßenw<strong>in</strong>terdienst<br />

Bild 5: Tourenübersicht des Streu- und Räumplans der SM Rosenheim<br />

E<strong>in</strong>satzfahrzeuge erwartet. Um die vorhandenen<br />

Räum- und Streupläne zu optimieren,<br />

wurde 2005 e<strong>in</strong> erstes Pilotprojekt <strong>in</strong> den<br />

Straßenmeistereien Erd<strong>in</strong>g und Taufkirchen<br />

durchgeführt. Ab 2007 folgten dann Schritt<br />

für Schritt weitere Meistereien. Ende 2010<br />

wurde die Optimierung für alle staatlichen<br />

Straßenmeistereien <strong>in</strong> Bayern abgeschlossen.<br />

Bei der Erarbeitung der E<strong>in</strong>satzplanungen<br />

wurde die zur Optimierung von Tourenplanungen<br />

entwickelte Software WiDi/A e<strong>in</strong> -<br />

gesetzt. So konnte nicht nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heit -<br />

liches Aussehen der Planunterlagen garantiert,<br />

sondern auch die Vergleichbarkeit der<br />

Ergebnisse gewährleistet werden. Während<br />

der <strong>landesweiten</strong> <strong>W<strong>in</strong>terdienstoptimierung</strong><br />

erfolgte e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung der be -<br />

stehenden E<strong>in</strong>satzplanungen <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit<br />

zwischen der Durth Roos<br />

Con sult<strong>in</strong>g GmbH, der Zentralstelle für den<br />

Straßenbetriebsdienst, den Staatlichen Bau -<br />

ämtern und den zuständigen Straßenmeistereien.<br />

Die E<strong>in</strong>gangsgrößen für die Berechnungen<br />

wie Durchschnittsgeschw<strong>in</strong>digkeit und maximale<br />

Umlaufzeit wurden dem „Merkblatt für<br />

den W<strong>in</strong>terdienst auf Straßen“ entnommen<br />

(Bild 3).<br />

Diese Durchschnittswerte konnten anhand<br />

558 Straße und Autobahn 8.2011<br />

der vorliegenden Ergebnisse der automatisierten<br />

E<strong>in</strong>satzdatenerfassung aus den vergangenen<br />

W<strong>in</strong>tern verifiziert werden. Im<br />

Rahmen des Optimierungsprozesses wurden<br />

die Geschw<strong>in</strong>digkeiten dann auf die topografischen<br />

und klimatischen Gegebenheiten<br />

sowie die Verkehrsmengen entsprechend<br />

angepasst. Als wesentliche Verbesserung<br />

konnten situationsgerechte Planungsvoraussetzungen<br />

geschaffen und dadurch die<br />

Leerwege der E<strong>in</strong>satzfahrzeuge reduziert<br />

werden. So wurden e<strong>in</strong>zelne E<strong>in</strong>satztouren<br />

und da<strong>mit</strong> Fahrzeuge <strong>in</strong>klusive Schneepflug<br />

und Streumasch<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gespart, ohne die Bedienqualität<br />

im Streckennetz zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

Ergebnisse und <strong>Erfahrungen</strong><br />

In den Jahren 2005 bis 2010 wurden die<br />

E<strong>in</strong>satzplanungen von <strong>in</strong>sgesamt 59 Meistereien<br />

aus 17 Staatlichen Bauämtern optimiert.<br />

Dabei konnten E<strong>in</strong>sparungen je Straßenmeisterei<br />

erzielt werden (Bild 4).<br />

Die ersten Optimierungen waren für alle Beteiligten<br />

zunächst sehr zeitaufwendig. Zu<br />

Beg<strong>in</strong>n der Optimierung hatten <strong>e<strong>in</strong>er</strong>seits<br />

die Straßenmeistereien noch wenig <strong>Erfahrungen</strong><br />

<strong>mit</strong> IT-unterstützten Optimierungsverfahren,<br />

andererseits hatte das Ingenieurbüro<br />

noch ke<strong>in</strong>e näheren Kenntnisse der<br />

W<strong>in</strong>terdienstorganisation <strong>in</strong> Bayern.<br />

Aufgrund von Anregungen aus den Straßenmeistereien<br />

konnten weitere Verbesserungen<br />

erreicht werden. So wurden beispielsweise<br />

die Routen <strong>in</strong>folge von örtlichen<br />

Besonderheiten angepasst. Im praktischen<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>terperioden 2007/2008<br />

und 2008/2009, während derer überdurchschnittliche<br />

Schneefallereignisse zu verzeichnen<br />

waren, haben die optimierten Pläne den<br />

Praxistest gut bestanden. Nach den ersten<br />

W<strong>in</strong>terperioden waren meist nur kl<strong>e<strong>in</strong>er</strong>e<br />

Anpassungen der Pläne notwendig (Bild 5).<br />

Der Aufwand der Bayerischen Straßenbauverwaltung<br />

für das Optimierungsprojekt bestand<br />

aus dem Beratungshonorar für die<br />

Durth Roos Consult<strong>in</strong>g GmbH und nicht unerheblichen<br />

Arbeitszeiten der Mitarbeiter<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Straßenbauverwaltung. In der<br />

Summe stehen den Optimierungskosten <strong>in</strong><br />

Höhe von ca. 25.000 € je Straßenmeisterei<br />

E<strong>in</strong>sparungen von etwa 45.000 € je Meisterei<br />

und W<strong>in</strong>ter gegenüber.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Insgesamt konnte die Qualität des W<strong>in</strong>terdienstes<br />

auf e<strong>in</strong>em hohen Niveau beibehalten<br />

werden und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit,<br />

die Flexibilität und die Transparenz<br />

verbessert werden. Der Umfang der Verbesserung<br />

durch die optimierte und standardisierte<br />

Planung hängt von der Qualität und<br />

dem Detaillierungsgrad der ursprünglichen<br />

E<strong>in</strong>satzplanungen ab und unterscheidet sich<br />

je nach Straßenmeisterei erheblich. In vielen<br />

Gebieten lassen sich die Anteile der unnötigen<br />

Leerfahrten verr<strong>in</strong>gern und dadurch oft<br />

ganze Fahrzeuge e<strong>in</strong>sparen. Dies führt jedoch<br />

dazu, dass beim Ausfall e<strong>in</strong>es Fahrzeugs<br />

kaum noch Spielraum vorhanden ist,<br />

um die Räumschleife des ausgefallenen<br />

Fahrzeugs auf die anderen, noch verbleibenden<br />

Fahrzeuge zu verteilen.<br />

Der Erfolg <strong>e<strong>in</strong>er</strong> Neukonzeption der W<strong>in</strong>terdienste<strong>in</strong>sätze<br />

hängt naturgemäß stark von<br />

der Bereitschaft der Mitarbeiter <strong>in</strong> den Straßenmeistereien<br />

ab, die benötigten Daten zu<br />

erheben und die e<strong>in</strong>zelnen Planungsvarianten<br />

laufend zu überprüfen. Auch die Sorge<br />

um Mittelkürzungen und die <strong>in</strong>direkte Kritik<br />

an ihrer eigenen W<strong>in</strong>terdienstplanung lässt<br />

die Straßenmeister zunächst zögern, neue<br />

E<strong>in</strong>satzplanungen <strong>mit</strong> externer Unterstützung<br />

zu erstellen. In Bayern konnte jedoch<br />

während und nach der Umsetzungsphase<br />

e<strong>in</strong>e steigende Akzeptanz beobachtet werden.<br />

Die bisherigen Praxiserfahrungen <strong>in</strong> Bayern<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt positiv zu bewerten. Durch<br />

die Optimierung der Räum- und Streupläne<br />

auf dem Gesamtnetz der Bundes- und<br />

Staatsstraßen und teilweise auf e<strong>in</strong>zelnen<br />

Kreisstraßen können kritische Straßenabschnitte<br />

vorrangig betreut, Leerwege auf e<strong>in</strong>


M<strong>in</strong>destmaß reduziert und zugleich W<strong>in</strong>terdienstfahrzeuge<br />

e<strong>in</strong>gespart werden. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus wurde e<strong>in</strong>e landesweit standardisierte<br />

Darstellung der Räum- und Streupläne<br />

erzielt, die auch für die Öffentlichkeits -<br />

arbeit und für die Information der Polizei<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird. Die softwareunterstützte<br />

<strong>W<strong>in</strong>terdienstoptimierung</strong> sichert die Qualität<br />

des W<strong>in</strong>terdienstes und bietet e<strong>in</strong>e nachvollziehbare<br />

Grundlage für die Kommunikation<br />

<strong>mit</strong> Verkehrsteilnehmern, zwischen<br />

verschiedenen Organisationse<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Straßenbauverwaltung sowie<br />

zwischen benachbarten Meistereien. Änderungen,<br />

Fortschreibungen und Abstimmungen<br />

können schnell <strong>in</strong> neue E<strong>in</strong>satzpläne<br />

e<strong>in</strong>gearbeitet werden und über die bestehende<br />

Plattform ausgetauscht werden. Die<br />

Straßenbetriebsdienst/Straßenw<strong>in</strong>terdienst · Markt und Praxis<br />

erarbeiteten Räum- und Streupläne werden<br />

<strong>in</strong> den folgenden W<strong>in</strong>tern aktualisiert, so<br />

dass die Pläne aufgrund der <strong>Erfahrungen</strong><br />

stetig verbessert und auch an geänderte<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen angepasst werden<br />

können. Diese Änderungen werden durch<br />

eigene Mitarbeiter <strong>in</strong> der Bayerischen Straßenbauverwaltung<br />

<strong>mit</strong> der Software WiDi/A<br />

durchgeführt.<br />

Die beschriebenen Arbeitsschritte für die<br />

Erarbeitung <strong>e<strong>in</strong>er</strong> e<strong>in</strong>heitlichen E<strong>in</strong>satzplanung<br />

lassen sich grundsätzlich auch auf<br />

andere Bundesländer und Meistereien übertragen.<br />

Es ist davon auszugehen, dass auch<br />

die <strong>Erfahrungen</strong>, <strong>in</strong>sbesondere h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Akzeptanz, ähnlich se<strong>in</strong> werden wie <strong>in</strong><br />

dem beschriebenen Optimierungsprojekt der<br />

Bayerischen Straßenbauverwaltung.<br />

Stimmiges Veranstaltungskonzept <strong>mit</strong> <strong>e<strong>in</strong>er</strong><br />

wachsenden Zahl von Teilnehmern<br />

Literaturverzeichnis<br />

1 Bayerische Staatsregierung, Bayerisches Straßen-<br />

und Wegegesetz (BayStrWG), München<br />

2007<br />

2 Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Bau und<br />

Stadtentwicklung (BMVBS), Abteilung Straßenbau,<br />

Straßenverkehr: Maßnahmenkatalog<br />

(MK) Straßenbetriebsdienst, MK 6a, Optimierung<br />

von E<strong>in</strong>satzverfahren – Empfehlungen für<br />

die Organisation des W<strong>in</strong>terdienstes bei Autobahn-<br />

und Straßenmeistereien. Erarbeitet von<br />

dem Bund-/Länder-Arbeitskreis BEKORS, Bonn<br />

2004<br />

3 Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Bau und<br />

Stadtentwicklung (BMVBS): Leistungsheft für<br />

die betriebliche Straßenunterhaltung auf<br />

Bundesfernstraßen und Konzeption <strong>e<strong>in</strong>er</strong><br />

Kosten- und Leistungsrechnung für die wirtschaftlichkeitsorientierte<br />

Steuerung <strong>in</strong> der betrieblichen<br />

Straßenunterhaltung, Bonn 2001<br />

und 2004 ■<br />

Fragen an Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Ralf Roos und Dr.-Ing. Matthias Zimmermann vom Karlsruher Institut<br />

für Technologie (KIT) zu ihrer im zweijährigen Rhythmus stattf<strong>in</strong>denden Veranstaltung „Kolloquium Straßenbetrieb“<br />

Die Forschungsgesellschaft für Straßenund<br />

Verkehrwesen lädt die Fachwelt nach<br />

Karlsruhe zum Kolloquium Straßenbetrieb<br />

<strong>mit</strong> begleitender Fachausstellung e<strong>in</strong>. Als<br />

Mitorganisator steht das Karlsruher Institut<br />

für Technologie (KIT) zur Verfügung.<br />

Für Sie, als Leiter des Instituts für Straßenund<br />

Eisenbahnwesen, ist es nun schon das<br />

fünfte Mal, dass Sie zusammen <strong>mit</strong> der<br />

FGSV die Fachwelt auf Ihren Campus e<strong>in</strong> -<br />

laden. Was verb<strong>in</strong>det Ihr Institut <strong>mit</strong> dieser<br />

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung?<br />

Prof. Roos: Das Kolloquium Straßenbetriebsdienst<br />

ist ursprünglich <strong>in</strong> Darmstadt aus<br />

e<strong>in</strong>em Fachgebietskolloquium zum Thema<br />

W<strong>in</strong>terdienst bei me<strong>in</strong>em früheren Chef<br />

Prof. Durth hervorgegangen. Seit dieser Zeit<br />

verb<strong>in</strong>det mich persönlich sehr viel <strong>mit</strong> diesem<br />

Kolloquium: Me<strong>in</strong> erster Berührungspunkt<br />

war die Mitwirkung als wissenschaftliche<br />

Hilfskraft bei der Organisation, später<br />

als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Vortragender<br />

und nun als Mit-Ausrichter. Die<br />

frühe Berührung <strong>mit</strong> diesem Kolloquium<br />

und die Forschungen zum Straßenbetriebsdienst<br />

am Fachgebiet von Prof. Durth haben<br />

dazu beigetragen, dass ich für das Thema<br />

Straßenbetriebsdienst e<strong>in</strong>en Faible entwickelt<br />

habe und mich seit m<strong>e<strong>in</strong>er</strong> Ernennung zum<br />

Leiter des Institutes für Straßen- und Eisenbahnwesen<br />

im Jahre 1996 nun auch <strong>in</strong><br />

Karlsruhe am KIT dieses Themas angenom-<br />

men habe. Mittlerweile ist es e<strong>in</strong>es unserer<br />

wesentlichen thematischen Standbe<strong>in</strong>e. Daher<br />

ist es für uns e<strong>in</strong>e große Ehre, dass wir<br />

seit 2003 das Kolloquium hier <strong>in</strong> Karlsruhe<br />

geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> der FGSV ausrichten können.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus bildet das Kolloquium<br />

e<strong>in</strong>e hervorragende Plattform, um neue Erkenntnisse<br />

der Praxis <strong>mit</strong>zuteilen und <strong>mit</strong><br />

den Praktikern zu diskutieren. Die dabei entstehende<br />

enge Verb<strong>in</strong>dung <strong>mit</strong> Verwaltung<br />

und Wirtschaft ist für uns sehr bedeutsam.<br />

PLANEN<br />

ERFASSEN<br />

Wie ist die Resonanz auf das alle zwei Jahre<br />

stattf<strong>in</strong>dende Kolloquium? Wer kommt oder<br />

wer sollte kommen?<br />

Dr. Zimmermann: Die Resonanz ist ungebrochen<br />

hoch, <strong>in</strong> der Regel kommen bei jeder<br />

Veranstaltung mehr Teilnehmer als bei der<br />

vorherigen Veranstaltung. Auch <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr rechnen wir <strong>mit</strong> m<strong>in</strong>destens 300 Teilnehmern,<br />

die über beide Tage durchgehend<br />

hier s<strong>in</strong>d. Der Großteil der Teilnehmer ist<br />

ÜBERMITTELN<br />

AUSWERTEN<br />

STARTEN SIE DURCH MIT<br />

EFFIZIENTER<br />

DATENERFASSUNG.<br />

Profi tieren Sie von der nutzbr<strong>in</strong>genden<br />

Internetanwendung.<br />

Erstellen Sie verständliche Analysen und<br />

Tourenverfolgungen auf Knopfdruck.<br />

Merkmale von MOBIDAT ® :<br />

- Störungsfreier Dauerbetrieb<br />

- E<strong>in</strong>fachste Anwendung<br />

- Kundenspezifi sche Auswertung<br />

- Weiterverarbeitung der Daten<br />

- Erfassung sämtlicher Anbaugeräte<br />

- Günstige Datenüber<strong>mit</strong>tlung<br />

Telefon: 0 80 35/96 463 - 0<br />

www.mobiworx.de<br />

Straße und Autobahn 8.2011<br />

559

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!