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Projektzeitung - Gauting

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Wie wird der Bahnhof zum<br />

Aushängeschild <strong>Gauting</strong>s?<br />

GROSSER BAHNHOF<br />

Als im Jahr 1854 die Strecke München-Starnberg eröff net wurde, trugen<br />

die Lokomotivführer Frack und Zylinder. Dies zeigt den hohen<br />

Stellenwert, den das Reisen mit der Bahn im 19. Jahrhundert hatte.<br />

Die Eisenbahn galt damals als das fortschrittlichste Verkehrsmittel<br />

und Bahnhöfe waren gewissermaßen die Kathedralen des technischen<br />

und kulturellen Fortschritts. »Einen großen Bahnhof machen«,<br />

sagt man redensartlich auch, wenn jemandem ein aufwendiger<br />

Empfang bereitet wird. Wie kann der Bahnhof von <strong>Gauting</strong> diese<br />

wesentliche Bedeutung als Empfangshalle, als Aushängeschild und<br />

Visitenkarte der Gemeinde zurückgewinnen?<br />

MEHR ALS EINE HALTESTELLE<br />

»Wenn man mit der Bahn nach <strong>Gauting</strong> fährt, muss man Lust bekommen,<br />

auszusteigen«, sagt ein <strong>Gauting</strong>er Bürger und benennt damit<br />

die wichtige Aufgabe, die ein Bahnhof auch erfüllen soll und dabei<br />

eben mehr ist, als bloß eine Haltestelle, mehr als ein Bahnsteig<br />

mit Fahrkartenautomat. Der Bahnhof ist das Eingangstor in die Gemeinde,<br />

Ort des Abfahrens und Ankommens und für jene, die daran<br />

vorbeifahren, ist er Orientierungspunkt und Erkennungsmerkmal für<br />

<strong>Gauting</strong>. Bereits im Leitbild-Prozess wurde von der Entrée-Situation<br />

und dem Bahnhof als Ankunftsort gesprochen, in dessen Funktion er<br />

gestärkt werden solle.<br />

Welche Qualitäten soll der Bahnhof und dessen Vorplatz aufweisen<br />

und wie werden die mehr als 3.200 Fahrgäste empfangen, die hier<br />

täglich ein- und aussteigen? Und: Kann der Bahnhof zu einem neuen<br />

Zentrum werden?<br />

HIN ODER WEG?<br />

Eigentlich sollte das Bahnhofsgebäude abgerissen werden. 2010 traf<br />

der Gemeinderat den entsprechenden Beschluss, doch dann zog<br />

langsam wieder etwas Leben ein in die zuvor leerstehenden Räume.<br />

Das Regionalwerk Würmtal und ein Quartiersmanager richteten<br />

ihre Büros ein und es wurden die Fragen lauter, ob man sich nicht<br />

doch auf die historische Substanz des Gebäudes besinnen könnte,<br />

das Ziegelmauerwerk von seinem Putz befreit und das alte Gebäude<br />

bestehen lässt. Wie könnte das Gebäude den Anforderungen an<br />

einen zeitgemäßen Bahnhof gerecht werden und welche Nutzungen<br />

müssten in die Wartehalle einziehen, um dieser wieder Leben einzuhauchen?<br />

Die Neuerfi ndung<br />

einer alten Dame<br />

Entwurfsgedanke<br />

Der neu entworfene Baukörper lehnt sich in Form und Größe an die<br />

ehemalige Grundschule an, unterschreitet dessen Höhe jedoch<br />

deutlich. Er besteht aus verschiedenen Einzelbaukörpern.<br />

Durch Vor- und Rücksprünge wird der Baukörper in unterschiedliche<br />

Nutzungseinheiten gegliedert.<br />

Ziel ist es, die Gesamtwirkung des Gebäudes an die bestehend<br />

kleinteiligere Umgebung anzupassen und in den städtebaulichen<br />

Kontext einzufügen.<br />

Materialienvielfalt im Baukörper<br />

Die Gliederung der Baukörper wird zusätzlich durch die Verwendung<br />

unterschiedlicher Materialien betont.<br />

Im Hintergrund steht der Grundbaukörper mit einer hellen Putzfassade.<br />

Vorsprünge in horizontaler und senkrechter Ausrichtung sind mit einer<br />

feinen, kupferfarbenen Netzstruktur umspannt.<br />

Die Ladeneingangsbereiche im Süd- und Nordbereich erhalten eine<br />

großzügige Glasfassade.<br />

Das zurückspringende Dachgeschoss bekommt eine dritte Struktur,<br />

eine helle Plattenverkleidung.<br />

Im Erdgeschoss tritt als betontes Element eine Box hervor, die einen<br />

weiteren Anziehungspunkt, zu Laden- und Gemeinsschaftsflächen<br />

darstellt.<br />

4,00 2,85 2,85 2,85<br />

hten 24-11-2012<br />

Räder<br />

© Grassinger Emrich Architekten GmbH<br />

Erschließung und Nutzung<br />

Durch die Nähe zum Bahnhof liegt das Gebäude sehr zentral. Eine<br />

Mischnutzung mit Gewerbeflächen im Erdgeschoss lässt eine optimale<br />

Versorgung der Anlage zu. Somit ergibt sich ein prädestinierter<br />

Standort für barrierefreies, seniorenfreundliches Wohnen.<br />

Die Belebtheit, die durch die gute öffentliche Anbindung entsteht, wird<br />

mit einer neugestalteten Platzsituation im Süden des Baukörpers<br />

ergänzt.<br />

So wird das gesamte Umfeld rund um den <strong>Gauting</strong>er Bahnhof immens<br />

aufgewertet.<br />

Die Vermietung der Ladeneinheiten kann sowohl kleinteilig, wie auch in<br />

größeren zusammenhängenden Einheiten umgesetzt werden.<br />

Ansicht von Osten M 1:200<br />

Feuerwehrzufahrt und Tiefgarage<br />

Die Feuerwehrzufahrt ist im Süden des Baukörpers, an der<br />

neuentstehenden Platzsituation geplant.<br />

Die Zufahrt zur Tiefgarage ist im südlichen Teil des Ostriegels - von der<br />

Bahnhofsstraße her - geplant. Alternativ wäre die Zufahrt vom Süden des<br />

Grundstücks möglich - über den Vorplatz, von der Zubringerstraße zur<br />

dahinterliegenden Berufsschule. So wäre die Gewerbeeinheit im<br />

Erdgeschoss als durchgängige Fläche nutzbar.<br />

Ausrichtung Wohnen nach Südwesten<br />

Die Anlage teilt sich in fünf "Häuser" mit je einem Treppenhaus auf.<br />

Die Ausrichtung der Wohnungen erfolgt hauptsächlich nach Süden und<br />

Westen. Es wurde Wert daraufgelegt, möglichst alle Wohnungen in dem an<br />

der Straße verlaufenden Baukörper als durchgesteckte Wohnungen zu<br />

planen. Desweiteren ist das Dachgeschoss zurückgesetzt. Somit ist die<br />

Wandhöhe aus Sicht des Fußgängers um ein Geschoss reduziert.<br />

Die Abstufung der Riegel nach Südwesten optimiert den Schallschutz in<br />

den hinteren Baukörpern.<br />

Somit entsteht eine Orientierung zum ruhigen Innenhof für die gesamte<br />

Wohnanlage.<br />

© Atelier Lüps<br />

4,00 2,85 2,85 2,85 Perspektive von Südosten<br />

Grassinger Emrich Architekten GmbH<br />

© ATP Architekten<br />

DREI VORSCHLÄGE FÜR DAS GRUNDSCHULAREAL<br />

Grassinger Emrich Architekten GmbH (oben), Atelier Lüps (Mitte), ATP<br />

Architekten (unten) stellten im vergangenen November ihre Vorschläge für die<br />

Neubebauung des Grundschulareals vor.<br />

»Die Leute steigen in <strong>Gauting</strong> in die<br />

S-Bahn, fahren nach München und<br />

nehmen ein Stück Stadt mit zurück.«<br />

ZUKUNFT HAT HERKUNFT<br />

»Neben der Stärkung der Handelsfunktion<br />

sollte der Bahnhofsplatz insgesamt<br />

unter verstärkter Nutzung des städtebaulichen<br />

Potentials auch als Treff punkt<br />

und Aufenthaltsort belebt werden.«<br />

(CIMA Einzelhandelskonzept, S. 74, 2011)<br />

Das stolze Gebäude in der Bahnhofstraße 25 blickt auf eine wechselvolle<br />

Geschichte zurück. 1898 wurde es als Kurhotel errichtet und<br />

bot den Gästen der <strong>Gauting</strong>er Schwefelquellen Unterkunft. Doch<br />

diese Quellen versiegten nach wenigen Jahren und das Gebäude<br />

wurde 1926 zu einer Zigarrenfabrik der Austria Tabak umgebaut, in<br />

der über 300 Menschen einen Arbeitsplatz fanden. Während des<br />

Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion eingestellt und einige Jahre<br />

später kaufte schließlich die Gemeinde das Gebäude und ließ<br />

es zur Grundschule umbauen. Nach einem Deckeneinsturz im Jahr<br />

2010 ist das historische Hauptgebäude geschlossen und wartet nun<br />

auf seine neue Bestimmung. Womit fi ndet diese Serie an geschichtsträchtigen<br />

Nutzungen nun ihre Fortsetzung? Was nimmt den Platz<br />

jenes Gebäudes ein, das 115 Jahre lang maßgeblich das Gesicht des<br />

Bahnhofsquartiers geprägt hat?<br />

EIN NEUES GESICHT AN DER BAHNHOFSTRASSE<br />

Im November letzten Jahres wurden drei Vorschläge zu einer Neubebauung<br />

des Areals präsentiert und diskutiert. Alle Entwürfe werfen<br />

Fragen auf, die in der Entwicklung des gesamten Quartiers eine wesentliche<br />

Rolle spielen werden. Wie organisiert man den Verkehr und<br />

die Erschließung? Wie gestalten sich die öff entlichen Räume an der<br />

Bahnhofstraße und rückseitig zur Grundschule hin? Wie gliedert sich<br />

der Baukörper in seine Umgebung ein und welches Gewicht, welche<br />

Bedeutung erhält der Neubau innerhalb dieses zentralen Bereiches<br />

unmittelbar neben dem Bahnhof? Diese und viele weitere Fragen gilt<br />

es in den kommenden Auseinandersetzungen zu klären, um letztlich<br />

eine solide Entscheidungsgrundlage zu erarbeiten, die dabei hilft,<br />

den schlüssigsten Vorschlag auszuwählen.<br />

»Dieses Vorhaben kann nur im Rahmen einer<br />

Gesamtplanung, von der Pippinunterführung<br />

bis zum Kriegerdenkmal, gelingen.«<br />

(Rückmeldung eines Bürgers zur Vorstellung<br />

der Bebauungskonzepte)<br />

»Ein Bahnhof muss viel mehr<br />

sein als eine Haltestelle.«<br />

Park & Ride & ?<br />

»Wenn man mit der Bahn nach<br />

<strong>Gauting</strong> fährt, muss man Lust<br />

bekommen, auszusteigen.«<br />

»Durch die Reduzierung des Autoverkehrs auf der<br />

umgestalteten Bahnhofstraße gewinnt diese an<br />

Attraktivität als Einkaufsstandort. Der Ortskern<br />

hat dabei seinen nördlichen Anker auf dem Bahnhofsvorplatz.<br />

Dieser Schwerpunkt im Ortskern wird<br />

weiter ausgebaut. Der Bahnhof und sein Umfeld<br />

bilden eine unverwechselbare Entrée-Situation mit<br />

erweiterter Nutzung und vielfältigem Angebot.«<br />

(Leitbildbroschüre »<strong>Gauting</strong> bewegt sich«, S. 8, 2007)<br />

»Funktionsfähiger zentrenrelevanter Einzelhandel ist<br />

auf einen attraktiven öff entlichen Raum angewiesen,<br />

der den Rahmen für ein Enkaufserlebnis bietet.«<br />

(CIMA Einzelhandelskonzept, S. 64, 2011)<br />

EIN MÖGLICHKEITSRAUM ALS<br />

SCHLÜSSELSTANDORT IM QUARTIER<br />

Mit Möglichkeitsräumen werden Orte bezeichnet, die sich durch eine<br />

besondere Entwicklungsoff enheit auszeichnen. Die Park & Ride-Anlage,<br />

die viele auch als einen »wilden« Parkplatz wahrnehmen, mag<br />

auf den ersten Blick nicht als ein Ort mit vielen Entwicklungsoptionen<br />

erscheinen. Doch wenn man sich die Bandbreite der Ideen vor Augen<br />

führt, die in den letzten Jahren diskutiert wurden, erweist sich dieses<br />

Grundstück als ein ganz besonderer Möglichkeitsraum. Ein Park<br />

wurde vorgeschlagen, ebenso ein Supermarkt und selbstverständlich<br />

zahlreiche Varianten einer optimalen Stellplatzlösung. Klar ist, dass<br />

Großes Kino!<br />

LASSEN LICHTSPIELE DAS QUARTIER LEUCHTEN?<br />

Vor wenigen Wochen hat ein, in der Region bereits erfolgreicher,<br />

Kinobetreiber der Gemeinde seine Pläne für ein neues Kino am<br />

Bahnhofsplatz vorgelegt. Unmittelbar neben dem Bahnhofsgebäude<br />

soll ein transparenter Glaskörper das gesamte Quartier zum Strahlen<br />

bringen. Während sich an der Oberfl äche ein Café, eine Lounge<br />

und der Kassenbereich befi nden, liegen insgesamt vier Kinosäle unter<br />

der Erde. Die Sichtbarkeit des eingeschossigen, verglasten Bauteils<br />

wird nicht nur zum Platz hin wirken, sondern auch hinaus zur<br />

Bahn und damit könnte den Bahngästen ein neues Bild von <strong>Gauting</strong><br />

geboten werden.<br />

Nach der Schließung des Filmcasinos am Hauptplatz wird die Gemeinde<br />

voraussichtlich bald ein neues Lichtspieltheater erhalten und<br />

damit einen neuen Magneten direkt an der Bahn. Welchen Beitrag<br />

kann dieser Neubau zur Entwicklung des gesamten Bahnhofsquartiers<br />

leisten und welche Strahlkraft kann er tatsächlich aufbringen?<br />

© SHAG Schindler + Hable Architekten GbR<br />

Das mögliche Kino-Foyer als Glaskörper am Bahnhofsplatz.<br />

auch in Zukunft zumindest dieselbe Anzahl an Stellplätzen vorhanden<br />

sein muss und dass die Lage an der Bahn eine Wohnnutzung<br />

ausschließt. Daneben bestehen aber zahlreiche noch unbekannte<br />

Möglichkeiten, wie dieser Standort in Zukunft genutzt werden könnte.<br />

Was ist hier denkbar? Was fehlt im Quartier, das hier Platz fi nden<br />

könnte? Dieser zentrale Ort braucht Kreativität, gute Ideen und Mut<br />

für Neues, um diesen Möglichkeitsraum zu einem Schlüsselstandort<br />

im Quartier zu machen.<br />

Raum für Neues?<br />

DIE POST MACHT PLATZ<br />

Wenn man über den Bahnhof spricht, muss man auch über die Post<br />

sprechen. Neben dem Kartenverkauf und einem Zeitungskiosk könnte<br />

nämlich auch das Postamt in das Bahnhofsgebäude einziehen und<br />

damit das Grundstück an der Hubertusstraße frei spielen für neue<br />

Nutzungen. Ein Projektentwickler mit Erfahrungen im Einzelhandel<br />

hat bereits Interesse angemeldet dieses Areal neu zu bebauen, einen<br />

Nahversorger einzurichten. Das Verteilerzentrum wird an dieser<br />

Stelle nicht mehr benötigt und könnte an einen anderen Ort verlagert<br />

werden, das Postamt könnte im Bahnhof oder gar im künftigen<br />

Neubau am Grundschulareal Platz fi nden.<br />

Welche Möglichkeiten stecken in diesem Grundstück direkt neben<br />

der Bahnstrecke gewissermaßen am Kopfende des langgestreckten<br />

Quartiers entlang der Bahnhofstraße? Was kommt, wenn die Post<br />

geht?<br />

Neue Perspektiven für den Handel?<br />

DIE KONKURRENZ IN DER REGION STEIGT<br />

Dem Einzelhandel kommt eine Kernfunktion für die Bahnhofstraße zu.<br />

Immerhin 80 Prozent der Menschen, die hier hinkommen, tun dies, um<br />

hier einzukaufen. Doch: Die Konkurrenz in der Region ist groß, das<br />

Einkaufszentrum in Pasing und die Münchner Innenstadt sind nur wenige<br />

S-Bahnminuten entfernt. In den vergangenen Jahrzehnten ging<br />

die Entwicklung in Richtung immer größerer Einzelhandelsfl ächen,<br />

fernab der Ortskerne. Dies entspricht jedoch nicht den Prinzipien einer<br />

»Gemeinde der kurzen Wege« und der Sicherung wohnortnaher<br />

Versorgungsstrukturen, die eine zentrale Rolle in der Lebensqualität<br />

der Menschen spielen. Dabei bleiben vor allem die kleinen eigentümerInnengeführten<br />

Läden auf der Strecke und all das, was sich nicht<br />

in großen Ketten und in großen Management-Strukturen organisieren<br />

lässt.<br />

STANDORTQUALITÄTEN DURCH INVESTITIONEN<br />

IN ÖFFENTLICHE RÄUME VERBESSERN<br />

Die Gemeinde <strong>Gauting</strong> hat 2009 die CIMA Beratung und Management<br />

GmbH mit der Erstellung eines Einzelhandelskonzeptes beauftragt,<br />

um Empfehlungen für Maßnahmen zur Standortverbesserung<br />

zu erhalten. Die regionale Wettbewerbsfähigkeit des Einzelhandels<br />

muss verbessert werden, geht aus diesem Konzept hervor, und das<br />

EIN PERSPEKTIVENWECHSEL<br />

Der Blickwinkel eines Kindes eignet sich<br />

gut, um sich der vorhandenen Qualitäten<br />

der öff entlichen Räume bewusst zu werden.<br />

Vollzieht man diesen Perspektivenwechsel<br />

und stellt sich den Weg vom Hauptplatz bis<br />

zum Bahnhof vor, so bewegt man sich entlang<br />

einer Verkehrsstraße: es ist laut und es<br />

ist gefährlich, man muss die RadfahrerInnen<br />

im Blick behalten, die auf der Straße keinen<br />

Platz fi nden und auf die Gehsteige ausweichen.<br />

Um das Schaufenster auf der gegenüberliegenden<br />

Seite betrachten zu können,<br />

muss man die Straße queren und das kann<br />

zu einem ungewollten Abenteuer werden.<br />

Menschen leben in räumlichen Zusammenhängen.<br />

Man wohnt, arbeitet und verbringt<br />

seine Freizeit an unterschiedlichen Orten<br />

und dies erfordert Mobilität. Aber lässt sich<br />

Mobilität auch anders gestalten? Wie bewege<br />

ich mich in Zukunft fort?<br />

DAS BAHNHOFSQUARTIER<br />

ALS MOBILITÄTSDREHSCHEIBE<br />

Der Bahnhof wird als Schnittstelle zwischen<br />

den Verkehrsträgern zum Schlüsselprojekt<br />

auf dem Weg zu einer nachhaltigen und<br />

so zial gerechten Mobilität. Dies ist eine<br />

Heraus forderung, die auch im räumlichen<br />

Kontext des Bahnhofsquartiers eine wichtige<br />

Rolle spielen wird. Es geht darum, die Um-<br />

Deutsche Deutsche Post Post<br />

Die Bahnhofstraße –<br />

eine lebendige Achse?<br />

MEHR ALS EIN VERKEHRSRAUM<br />

Die zentralen öff entlichen Räume sind weit<br />

mehr als ein Verkehrsraum, sie sind gewissermaßen<br />

der Fingerabdruck eines Ortes.<br />

Hier wird die Geschichte und die Identität<br />

spürbar, es sind die Orte der Begegnung<br />

und der Kommunikation. Für viele Bewohnerinnen<br />

und Bewohner ist die Bahnhofstraße<br />

Teil ihres Alltags, sie ist Schulweg,<br />

der Weg zum Einkauf und zum Bahnhof.<br />

Die Bahnhofstraße soll diesem Anspruch<br />

als verbindendes Element in Zukunft gerecht<br />

werden. Die Verkehrsbelastung ist<br />

hoch und die Autos werden nicht von heute<br />

auf morgen verschwinden und das sollen<br />

sie auch nicht. Wie kann der Individualverkehr<br />

in einen hochwertigen öff entlichen<br />

Raum eingebunden werden, in dem sich<br />

alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt<br />

gegenüberstehen? Wie wird die Bahnhofstraße<br />

zum Rückgrat <strong>Gauting</strong>s und einer<br />

lebendigen Achse zwischen Würm und<br />

Bahnhof?<br />

Eine neue Mobilitätskultur?<br />

steigemöglichkeiten zu verbessern und die<br />

Bushaltestellen optimal in die öff entlichen<br />

Räume einzubinden. Der Bahnhof soll speziell<br />

für ältere Menschen und Kinder besser<br />

nutzbar werden. Auch die Frage der Stellplätze<br />

für Autos ebenso wie für Fahrräder<br />

ist hinsichtlich ihrer Anzahl und Qualität zu<br />

klären. Ein wichtiges Augenmerk liegt auch<br />

auf Wegeverbindungen für die nicht-motorisierten<br />

VerkehrsteilnehmerInnen, also die<br />

RadfahrerInnen und FußgängerInnen. Ebenso<br />

sind die räumlichen Anforderungen aktueller<br />

Mobilitätskonzepte, wie Carsharing und<br />

E-Mobilität, zu klären.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeberin<br />

Gemeinde <strong>Gauting</strong><br />

Bahnhofstraße 7, 82131 <strong>Gauting</strong><br />

Kontakt<br />

Wilhelm Rodrian - wilhelm.rodrian@gauting.de<br />

Text und Gestaltung<br />

TU Wien, Fachbereich Örtliche Raumplanung<br />

Karlsgasse 13, 1040 Wien<br />

Rudolf Scheuvens, René Ziegler,<br />

Philip Krassnitzer, Bernhard Siquans<br />

Druck<br />

Miraprint Off setdruck Beiner KG<br />

Danziger Straße 1, 82131 <strong>Gauting</strong><br />

<strong>Gauting</strong>, Wien - Februar 2013<br />

Bahnhofsquartier gilt dabei als Schlüsselbereich. Hier fi nden sich<br />

die räumlichen Möglichkeiten, die es braucht, um neue Impulse für<br />

eine Attraktivierung des Einzelhandelsangebotes zu schaff en. Eine<br />

Erweiterung der bestehenden kleinteiligen Geschäfte ist, wenn überhaupt,<br />

nur sehr schwer umzusetzen. Im Vordergrund steht daher die<br />

Modernisierung und Inszenierung dieser Flächen. Eine zentrale Empfehlung<br />

der EinzelhandelsexpertInnen sind Investitionen in die Gestaltung<br />

der öff entlichen Räume, um »Flanierqualitäten« zu schaff en,<br />

was sich wiederum positiv auf das Einkaufsgefühl und die Einzelhandelsentwicklung<br />

in <strong>Gauting</strong> auswirken würde.<br />

Die Gemeinde kann keine Läden verordnen oder die Geschäftsführung<br />

von EinzelhändlerInnen planen. Aber die Gemeinde ist als Eigentümerin<br />

der öff entlichen Räume in der Lage, über diese Flächen<br />

dem Gewerbe einen entsprechenden Rahmen zu geben, gewissermaßen<br />

das Silbertablett vorzubereiten, auf dem sich die Läden im<br />

besten Glanz präsentieren können.<br />

EIN INTEGRIERTES<br />

MOBILITÄTSKONZEPT<br />

»Nachhaltige Mobilität beginnt im Kopf, es<br />

ist eine Frage der Kultur«, heißt es in einer<br />

Studie des Bundesministeriums für Verkehr,<br />

Bau und Stadtentwicklung. Es muss attraktiv<br />

sein, sich nachhaltig fortzubewegen und<br />

dazu müssen entsprechende Anreize geschaff<br />

en werden. Mobilitätsfragen bestimmen<br />

maßgeblich die Entwicklung des Bahnhofsquartiers<br />

und sind daher von Beginn<br />

an mitzudenken. Es kann keine räumliche<br />

Aussage zum Bahnhofsquartier getroff en<br />

werden, ohne die städtebaulichen und freiraumplanerischen<br />

Konzepte mit der Mobilitätsplanung<br />

zu verbinden.

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