23.04.2013 Aufrufe

Tat Sachen - Männer gegen MännerGewalt

Tat Sachen - Männer gegen MännerGewalt

Tat Sachen - Männer gegen MännerGewalt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

M rz 2002<br />

www.ole.de<br />

www.In stitu tHa m bu rg.de<br />

JOACHIM LEMPERT<br />

Diplompsychologe, Kinder-<br />

Gestalt-, und Psychotherapeut,<br />

Fortbildner und<br />

Buchautor.<br />

Vorstand von MÄNNER<br />

GEGEN MÄNNER-GEWALT ®.<br />

Leitung des INSTITUT<br />

LEMPERT & OELEMANN,<br />

Hamburg (früher INSTITUT<br />

for MALE).<br />

BURKHARD OELEMANN<br />

Kaufmann im Groß- und<br />

Aussenhandel, Diplom<br />

Erziehungswissenschaftler,<br />

Rundfunk-, Fernseh- und<br />

Buchautor.<br />

Vorstand von MÄNNER<br />

GEGEN MÄNNER-GEWALT ®.<br />

Leitung des INSTTIUT<br />

LEMPERT & OELEMANN,<br />

Hamburg (früher<br />

INSTITUT for MALE).<br />

<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

Information ber Gewaltberatung,-p dagogik und T tertherapie<br />

Sehr geehrte Leserin,<br />

sehr geehrter Leser,<br />

Von diesem Jahr an wollen wir<br />

Sie regelmässig über Neuigkeiten<br />

aus unseren Arbeitsschwerpunkten<br />

informieren.<br />

Gewaltberatung, Gewaltpädagogik<br />

und Tätertherapie sind mittlerweile<br />

als eigenständige und<br />

spezialisierte Arbeitsweisen etabliert,<br />

um es <strong>Männer</strong>n, heranwachsenden<br />

<strong>Männer</strong>n und Jungen<br />

zu ermöglichen, ihre Gewalttätigkeit<br />

zu beenden.<br />

Es gibt im deutschsprachigen<br />

Raum zwar 22 Beratungsstellen,<br />

die diese Arbeit bereits leisten,<br />

doch sind wir noch weit davon<br />

entfernt, für dieses Klientel ein<br />

flächendeckendendes Angebot<br />

durch Beratungsstellen oder<br />

spezialisierte Einrichtungen<br />

machen zu können.<br />

Das neue Gewaltschutzgesetz<br />

ist jüngst in Deutschland in Kraft<br />

getreten und gewährleistet einen<br />

besseren Opferschutz. Doch was<br />

passiert mit den Tätern? Wie<br />

bringt man sie zur Veränderung<br />

ihres Verhaltens?<br />

Lesen Sie hierzu bitte unseren<br />

Schwerpunktartikel „Therapie als<br />

Strafe?" von Joachim Lempert.<br />

Gleich anschliessend informieren<br />

wir Sie über unsere Dachorganisation<br />

EUGET, die europäische<br />

Gesellschaft Gewaltberatung -<br />

Tätertherapie.<br />

Mit den <strong>Tat</strong><strong>Sachen</strong> wollen wir<br />

Ihnen ein Informations- und<br />

Austauschforum bieten. Ihre<br />

eigene Meinung, Ihre Anregungen,<br />

Kritik oder Ihr Feedback<br />

sind uns herzlich willkommen.<br />

Bitte senden Sie Ihre Post an:<br />

Ole-Verlag<br />

Leserservice<br />

Bekstück 19<br />

22453 Hamburg<br />

oder schreiben Sie uns per<br />

e-mail an<br />

tatsachen@oleverlag.de.<br />

Falls Sie weitere kostenlose<br />

Exemplare der „<strong>Tat</strong>sachen“<br />

wünschen, bestellen Sie bitte<br />

auf dem gleichen Weg.<br />

Inhalt:<br />

• Therapie als Strafe? von Joachim Lempert<br />

• EUGET - europäische Gesellschaft Gewaltberatung -<br />

Tätertherapie<br />

• Comic: „Die erste Beratung..."<br />

von Roger Gerber © 2001<br />

• Unsere Ausbildungen<br />

• Neues vom Büchermarkt


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

2<br />

THERAPIE ALS STRAFE?<br />

Je näher zwei Menschen einander<br />

stehen, desto wahrscheinlicher<br />

kommt es zwischen ihnen<br />

zu Gewalt.<br />

Körperliche Gewalt findet zumeist<br />

zwischen Personen statt,<br />

die sich nicht nur gut kennen,<br />

sondern die durch eine besonders<br />

enge Beziehung miteinander<br />

verbunden sind. Gewalttätig<br />

werden dabei fast ausschließlich<br />

die <strong>Männer</strong>. Statistisch<br />

belegt ist: Jede dritte Frau<br />

muss irgendwann in einer ihrer<br />

Partnerschaften die Erfahrung<br />

machen, von ihrem Ehemann<br />

oder Geliebten im Streit<br />

attackiert zu werden.<br />

Folgender Kreislauf scheint<br />

typisch: Nach seiner Gewalthandlung<br />

erwacht der Mann<br />

wie aus einer Betäubung und<br />

erkennt voller Entsetzen, was er<br />

getan hat. Er erschrickt zutiefst<br />

und beteuert, „so etwas“ nie<br />

wieder zu tun. Keine Frage: Er<br />

werde sich verändern, ein ganz<br />

anderer Mensch werden. Der<br />

Effekt ist, beide, der Gewalttäter<br />

und sein Opfer, beruhigen<br />

sich zunächst wieder,<br />

schöpfen neue Hoffnungen,<br />

und die Beziehung kann<br />

aufrechterhalten werden. Ist der<br />

erste Schrecken abgeklungen,<br />

schiebt der Mann allmählich die<br />

Verantwortung für die Eskalation<br />

mehr und mehr auf seine<br />

Partnerin ab. „Wenn sie mich<br />

nicht so gereizt hätte, hätte ich<br />

nicht zuschlagen müssen“.<br />

von Joachim Lempert<br />

Die Frage der Freiwilligkeit<br />

in der Tätertherapie<br />

Bei nächster Gelegenheit jedoch<br />

beginnt alles wieder von vorn.<br />

Festzustellen ist: Die guten Vorsätze<br />

und Versprechungen sind<br />

zwingend notwendige Bestandteile<br />

des Gewaltkreislaufs. Nur<br />

leider, die gute Absicht allein<br />

genügt nicht.<br />

In der Arbeit mit gewalttätigen<br />

<strong>Männer</strong>n stellt sich deshalb die<br />

Frage, wie diese dauerhaft motiviert<br />

werden können, ihr zerstörerisches<br />

Verhalten zu verändern.<br />

Dabei kann nur der Täter selbst<br />

weitere Gewalt verhindern. Er<br />

ist es, der sein Verhalten ändern<br />

muss.<br />

Deshalb:<br />

Tätertherapie tut not.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen:<br />

<strong>Männer</strong> allgemein, besonders<br />

aber schlagende <strong>Männer</strong>, suchen<br />

selten von sich aus eine<br />

herkömmliche Beratungsstelle<br />

auf oder bemühen sich gar um<br />

eine Therapie. 80 % der Klientel<br />

von Lebensberatungsstellen<br />

sind Frauen, 15 % Paare. Gerade<br />

einmal 5 % sind <strong>Männer</strong>,<br />

und von denen kommt kaum<br />

einer wegen der von ihm<br />

ausgeübten Gewalt.<br />

Dass <strong>Männer</strong> hier als Klientel<br />

kaum in Erscheinung treten,<br />

liegt sicherlich nicht daran, dass<br />

sie frei von Problemen sind<br />

– die höhere Selbstmordrate,<br />

die geringere Lebenserwartung


von <strong>Männer</strong>n lassen Gegenteiliges vermuten.<br />

Aber während bei Kindern und<br />

Jugendlichen Jungen noch den größeren<br />

Teil der Klientel in Hilfeeinrichtungen bilden,<br />

verkehrt sich das Geschlechterverhältnis<br />

unter den Ratsuchenden zum Erwachsenenalter<br />

hin ins Gegenteil.<br />

Um Hilfe zu bitten und sich um Unterstützung<br />

zu bemühen, widerspricht dem<br />

Rollenbild, das <strong>Männer</strong> vom Mannsein<br />

haben:<br />

Eher zerstören sie sich selbst – und<br />

Gewalttätige <strong>Männer</strong> richten nicht nur ihr<br />

eigenes Leben zu Grunde, sondern sie verursachen<br />

Unheil gerade bei anderen, schlagen<br />

und misshandeln Frauen und Kinder.<br />

Jede dritte Frau erlebt das wenigstens<br />

einmal in ihrem Leben hautnah. Anders<br />

herum: Gut ein Fünftel aller <strong>Männer</strong> wird<br />

in der Partnerschaft vorübergehend oder<br />

dauerhaft gewalttätig. Dabei haben diese<br />

<strong>Männer</strong> in der Regel selbst ein starkes<br />

Bedürfnis, ihr Leben und Beziehungskonflikte<br />

ohne Gewalt zu regeln. Gleichzeitig<br />

unternehmen sie nichts, um sich aus dem<br />

Gewaltkreislauf zu befreien.<br />

Der Wunsch des Mannes, nicht mehr zu<br />

schlagen, zeitigt allein noch keine entsprechende<br />

Verhaltensänderung oder<br />

führt zur Suche nach Unterstützung von<br />

außen.<br />

Was also ist naheliegender, als <strong>Männer</strong><br />

zu einer Beratung zu zwingen, wenn sie<br />

nicht von alleine kommen? Besser eine<br />

erzwun-gene Beratung als gar keine! Diese<br />

Unge-duld – gerade der betroffenen<br />

Frauen – ist nur zu begreiflich.<br />

Hintergrund einer solchen Forderung nach<br />

erzwungener Tätertherapie ist jedoch ein<br />

verkürztes Täterbild: Der Täter als<br />

Monster, das es im Leben selbst schwer<br />

gehabt hat.<br />

THERAPIE ALS STRAFE?<br />

andere –, als dass sie Hilfe aufsuchen.<br />

Jungen und jugendliche <strong>Männer</strong> werden<br />

zur Beratung geschickt, erwachsene<br />

<strong>Männer</strong> hin<strong>gegen</strong> begeben sich in der<br />

Regel nicht freiwillig in eine Beratungsstelle.<br />

Vor diesem Hintergrund scheint es<br />

naheliegend, auf gewalttätige <strong>Männer</strong><br />

Druck ausüben zu wollen und sie zu zwingen,<br />

sich einer Beratung zu unterziehen.<br />

Kommen die Gewalttäter nicht als „Selbstmelder“<br />

zur Therapieeinrichtung, so muss<br />

die Verhaltensänderung eben durch eine<br />

Zwangstherapie erreicht werden.<br />

Die vier Irrtümer der Zwangstherapie<br />

Irrtum 1: Der Täter - ein Monster<br />

Diesem Täterbild zufolge ist Gewalt für<br />

den Täter regelmäßig das Mittel der Wahl,<br />

um einen Konflikt zu lösen. Solche <strong>Männer</strong><br />

wollen Macht ausüben. Sie sind körperlich<br />

überlegen und nutzen das aus. Sie sind<br />

sprachlich unterlegen, eher ungebildet,<br />

bisweilen sogar dumm. Wenn sie Alkohol<br />

getrunken haben, sind sie besonders<br />

gefährlich. Kurz gesagt, sie sind unbelehrbare<br />

Schläger, denen das schon von<br />

weitem anzusehen ist.<br />

Die für die Allgemeinheit entlastende<br />

Funktion eines so einfach geschnitzten<br />

Täterbildes darf nicht unterschätzt werden<br />

– allerdings decken sich dieses Täterbild<br />

und die alltägliche Realität nicht.<br />

Die Forschung kommt zu folgendem<br />

Ergebnis:<br />

Gewalt von <strong>Männer</strong>n <strong>gegen</strong> die eigene<br />

Partnerin oder andere Familienmitglieder<br />

ist, unabhängig von Bildung und Einkommen,<br />

über alle Bevölkerungsgruppen<br />

gleich verteilt. Diese <strong>Männer</strong> sind keine<br />

Monster. Sie sind als Täter nicht erkennbar.<br />

Niemand würde ihnen Gewalttätigkeit<br />

zutrauen.<br />

Zwischen dem Bild, das von den Tätern gezeichnet<br />

wird, und ihrer realen Erscheinung<br />

3


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

4<br />

herrscht eine bemerkenswerte Diskrepanz.<br />

Trotzdem wird an diesem Bild festgehalten,<br />

der Monstermythos immer wieder belebt.<br />

Der Wunsch, dem Täter seine Bösartigkeit<br />

und seine Neigung zur Gewalt ansehen zu<br />

können, ist weit verbreitet. Umgekehrt<br />

darf jeder, der nicht offensichtlich wie ein<br />

Monster aussieht, sich zu den Guten<br />

zählen und muss sich nicht verdächtigen<br />

lassen, seine Frau oder seine Kinder zu<br />

schlagen.<br />

Wie verbreitet diese Aufspaltung in die<br />

„Guten“ und „Bösen“ ist und was sie bewirkt,<br />

zeigt die Diskussion zur Verarbeitung<br />

einer Phase von großer Gewaltanwendung<br />

– die des Dritten Reichs in<br />

Deutschland.<br />

Der Wunsch, dem Täter seine Bösartigkeit<br />

und seine Neigung zur Gewalt ansehen zu<br />

können, ist weit verbreitet. Umgekehrt<br />

darf jeder, der nicht offensichtlich wie ein<br />

Monster aussieht, sich zu den Guten<br />

zählen und muss sich nicht verdächtigen<br />

lassen, seine Frau oder seine Kinder zu<br />

schlagen.<br />

Wie verbreitet diese Aufspaltung in die<br />

„Guten“ und „Bösen“ ist und was sie bewirkt,<br />

zeigt die Diskussion zur Verarbeitung<br />

einer Phase von großer Gewaltanwendung<br />

– die des Dritten Reichs in<br />

Deutschland. Es wurden zwei sorgsam<br />

getrennte Gruppen von Tätern konstruiert:<br />

Auf der einen Seite wenige Monster, die<br />

durch und durch böse waren, und auf der<br />

anderen Seite die „Verführten, die nicht<br />

wussten, was sie taten“. Letztere fanden<br />

sich – trotz hoher Positionen, die sie im<br />

Dritten Reich inne gehabt hatten – schon<br />

bald auch in der neuen Bundesrepublik<br />

in Führungspositionen wieder. Das Böse<br />

wurde den anderen zugeschrieben und an<br />

wenige delegiert. Bereits 1952 wollte<br />

Adenauer nur sehr wenige „wirkliche<br />

Verbrecher“ unter den von den Alliierten<br />

Verurteilten ausmachen können, die<br />

zudem vorwiegend „Asoziale und<br />

Vorbestrafte“ seien. „Nicht der Gestapo-<br />

Chef oder der Einsatzgruppen-Kommandant,<br />

sondern die SA-Schläger und der KZ-<br />

Bewacher standen für das Bild vom NS-<br />

Verbrecher. Dem womöglich promovierten<br />

Juristen jedoch, dem Massenerschießungen<br />

im Osten vorgeworfen wurden, fehlten alle<br />

Eigenschaften, die zum hier vorherrschenden<br />

Bild eines Verbrechers gehörten.<br />

Selbst für Menschen, deren Ablehnung<br />

und Verabscheuung des NS-Regimes außer<br />

Frage stand, war die Verbindung zwischen<br />

den als abnorm und jeder Erfahrung fern<br />

wahrgenommenen NS-Verbrechen und<br />

dem als einstiger Gestapo-Stellenleiter<br />

enttarnten Kollegen oder Nachbarn nicht<br />

zu ziehen, weil die Ruchlosigkeit der<br />

Verbrechen und die Wohlanständigkeit<br />

des Nachbarn oder Kollegen nicht<br />

zueinander in Beziehung gebracht werden<br />

konnten.“ (Ulrich Herbert „Die Zeit“ Nr. 3<br />

vom 10.1.1997, S. 34).<br />

An dieser Stelle ist keine Aufarbeitung<br />

des Dritten Reiches beabsichtigt. Vielmehr<br />

soll hiermit deutlich gemacht werden,<br />

wie naheliegend, wiederkehrend und<br />

weit verbreitet diese Sicht auf Täter ist,<br />

und – das Wichtigste – wie sehr im Interesse<br />

der Täter diese Betrachtung liegt,<br />

denn die meisten Täter profitieren davon.<br />

Es bleibt festzuhalten: Nach dem<br />

Zusammenbruch des nationalsozialistischen<br />

Terror-Regimes wurden einige<br />

wenige Täter als solche erkannt und<br />

bezeichnet, gebrandmarkt und schließlich<br />

abgeurteilt. Die meisten – keinesfalls die<br />

weniger rücksichtslosen – haben sich durch<br />

das Opfern der verurteilten Täter freigekauft,<br />

sie erscheinen in der öffentlichen<br />

Meinung als „Verführte“, „die nicht wussten,<br />

was sie taten“.<br />

Die bei Tätern immer wieder festzustellende<br />

innerpsychische Aufspaltung in<br />

den "guten Teil" und das „unkontrollierbare<br />

Böse“, findet sich so auf gesellschaftlicher<br />

Ebene wieder.


Irrtum 2: Täter sind sozial auffällig<br />

In Wirklichkeit sind Gewalttäter bemerkenswert<br />

unauffällig. Sie sind so unscheinbar,<br />

dass in jeder Zeitungsmeldung über<br />

jemanden, der seine Frau, seine Kinder und<br />

am Ende auch sich getötet hat, steht: Die<br />

Nachbarn waren völlig überrascht. Von<br />

diesem Menschen hätten sie das am<br />

allerwenigsten erwartet. Der war doch so<br />

ruhig, so unscheinbar. Neben dem Fehlen<br />

von Aggressionen – die meist mit Gewalt<br />

verwechselt werden – finden wir ein weiteres<br />

Phänomen bei Gewalttätern:<br />

Sie sind sozial nicht nur angepasst, sie sind<br />

überangepasst. Sie haben die Fähigkeit, zu<br />

erahnen, was von ihnen erwartet wird,<br />

und sich sofort entsprechend zu verhalten.<br />

Nur so ist die Unauffälligkeit von Gewalttätern<br />

zu erklären. Allein die <strong>Tat</strong>sache,<br />

dass etwa 20 % oder jeder fünfte Mann<br />

ein körperlich gewalttätiger Mann ist,<br />

würde andernfalls Angst auslösen. Wären<br />

Gewalttäter wirklich durch ihr Verhalten<br />

als solche zu erkennen, würde sich<br />

niemand mehr auf die Straße wagen: In<br />

jedem Bus, in jeder Kinovorstellung ist<br />

man von Gewalttätern umgeben.<br />

Die Therapiearbeit mit Gewalttätigen zeigt<br />

– und die Erfahrungen aus Gefängnissen<br />

sowie die Ergebnisse Untersuchungen<br />

bestätigen dies –:<br />

Gewalttäter verhalten sich sozial überangepasst.<br />

In Zwangsprogrammen wird vom Täter<br />

erwartet, daß er bestimmte Einsichten<br />

zeigt, ein bestimmtes Verhalten an den<br />

Tag legt. Nichts fällt dem Gewalttäter<br />

leichter. Wieder einmal wird seine Fähigkeit,<br />

sich angepasst zu verhalten, gefordert.<br />

Der Täter lernt keine neuen Verhaltensweisen<br />

sondern das, was zu seinem<br />

Tätersein ursächlich dazugehört wird sogar<br />

belohnt und dadurch verstärkt. Nicht ohne<br />

Grund sind Täterprogramme in Gefängnissen<br />

ziemlich erfolglos.<br />

Sich für die eigenen Belange einzusetzen,<br />

erfordert konstruktiv eingesetzte Aggres-<br />

THERAPIE ALS STRAFE?<br />

sionen. Dazu sind Gewalttäter kaum oder<br />

gar nicht in der Lage.<br />

Eine positive Konfliktlösung kann nur mit<br />

Aggressionen erfolgreich betrieben werden.<br />

Damit ist gemeint, den eigenen<br />

Standpunkt deutlich zu machen und auch<br />

<strong>gegen</strong> Widerspruch zu vertreten. Aggressionen<br />

darf der Täter im aufgezwungenen<br />

Programm jedoch nicht zulassen,<br />

denn diese stehen im Widerspruch zu der<br />

eingeforderten Anpassung und führen zur<br />

Strafe, die der Täter zu vermeiden suchen<br />

wird. Würde er das Programm oder dessen<br />

Sinnhaltigkeit in Frage stellen oder Konflikte<br />

heraufbeschwören, so würde er seine<br />

Belohnung gefährden. Das wird er vermeiden.<br />

Dauerhaft lassen sich Konflikte<br />

nur vermeiden, wenn der Täter sich selbst<br />

nicht wahrnimmt. Er berücksichtigt nicht<br />

sich und seine Grenzen. Statt dessen<br />

schlägt er zu – aus seiner Sicht urplötzlich,<br />

denn er hat vorher gar nicht wahrgenommen,<br />

wie es ihm geht. Er wird in einem<br />

solchen Zwangsprogramm die Selbstwahrnehmung<br />

nicht stärken können. Somit<br />

ist auch seinen zukünftigen potentiellen<br />

Opfern kein Stück geholfen.<br />

Seine persönliche gewaltverursachende<br />

Konfliktvermeidungsstrategie ergänzt sich<br />

fatal mit dem strukturell konfliktvermeidenden<br />

Zwangsprogramm. Die Opfer<br />

werden weiter leiden.<br />

Irrtum 3: Gewalt dient der Machtausübung.<br />

Allgemeingut ist die Behauptung,<br />

es gehe dem Täter um die Ausübung von<br />

Macht.<br />

In der Begegnung mit realen Tätern erkennt<br />

man völlig anderes: Kein Täter<br />

schlägt in einer Situation, in der er sich<br />

psychisch stark und physisch kraftvoll fühlt.<br />

Ebenso wenig schlägt er zu, um den<br />

Konflikt zu lösen, bzw. in der Absicht, ein<br />

Problem aus der Welt zu schaffen. Gewalt<br />

wird in Situationen ausgeübt, in denen der<br />

Täter nicht mehr weiter weiß, in denen er<br />

nicht versteht, was geschieht, und in<br />

5


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

6<br />

denen er seiner drohenden Ohnmacht zu<br />

entkommen sucht.<br />

Gewalt ist ein Abwehrverhalten.<br />

Es zielt nicht darauf ab, positiv etwas<br />

herzustellen, sondern einzig und allein<br />

darauf, etwas zu vermeiden.<br />

Zwangsprogramme jedoch basieren landläufig<br />

auf der Vorstellung, der Täter wolle<br />

Macht ausüben. Die Erfolglosigkeit im Hinblick<br />

auf eine gewünschte Verhaltensänderung<br />

ist so vorgezeichnet:<br />

Gewalttäter stellen einen großen Teil der<br />

Klientel von Gefängnissen. Seit jeher werden<br />

<strong>Männer</strong>, die massive Gewalt ausgeübt<br />

haben, zu Gefängnisstrafen verurteilt.<br />

Im Gefängnis aber verlieren sie Macht. Sie<br />

können nicht einmal mehr über ihren Tagesablauf<br />

bestimmen. Die Weckzeiten, die<br />

Mahlzeiten, die Arbeit, alles ist bis ins<br />

kleinste geregelt und vorgegeben. Nicht<br />

nur, dass diese „Therapie“ des Entmachtens<br />

für die Zukunft keine Gewaltabstinenz<br />

bewirkt – gerade für die Zeit des<br />

Aufenthalts im Gefängnis lässt sich ein<br />

Höchstmaß an Gewalt beobachten. Wird<br />

ein scheinbar machtvoller Gewalttäter<br />

ohnmächtiger gemacht, so wird er nicht<br />

etwa der Gewalt entsagen, sondern er<br />

wird eher noch gewalttätiger.<br />

Die im Gefängnis immer wieder zu beobachtende<br />

Zunahme der Gewaltbereitschaft<br />

wird hin<strong>gegen</strong> verständlich, so man<br />

akzeptiert, dass der Gewalttäter mit der<br />

Ausübung von Gewalt versucht, seine<br />

Ohnmacht abzuwehren. Gerade im Gefängnis<br />

ist der Täter einer Situation von<br />

erhöhter Ohnmacht ausgesetzt und<br />

benutzt folglich vermehrt das Mittel, das er<br />

auch sonst zur Abwehr von Ohnmacht<br />

einsetzt: Gewalt.<br />

Irrtum 4: Täter sind auch nur Opfer<br />

Das Auffälligste an Tätern ist ihr Selbstverständnis.<br />

Genau genommen gibt es<br />

– aus ihrer Sicht – keine Gewalt, sie haben<br />

sich nur „gewehrt“. „Eigentlich“ haben sie<br />

selbst nichts wirklich verurteilenswertes<br />

getan. „Die oder der Andere hat immer<br />

angefangen“. Der Täter „musste“ zuschlagen,<br />

weil er „provoziert wurde“, weil<br />

die Ehefrau sich nicht an die Vereinbarung<br />

hielt, weil „sie es eben manchmal<br />

braucht“.<br />

Diesem Selbstbild liegt folgende Struktur<br />

zu Grunde: Der Täter trägt für seine <strong>Tat</strong><br />

keine Verantwortung – die liegt beim anderen,<br />

vorzugsweise beim Opfer. Wenn<br />

das Opfer sich anders verhalten hätte,<br />

hätte der Täter nicht zuschlagen müssen,<br />

lautet diese Logik. (Erinnert sei an die<br />

lange ins Feld geführte Unterstellung, daß<br />

Frauen ihre Vergewaltigung selbst „verursacht“<br />

hätten, indem sie kurze Röcke<br />

oder lange, hohe Stöckelschuhe getragen<br />

hätten, oder indem sie aufreizend<br />

freundlich oder aber nicht ausreichend<br />

freundlich gewesen seien etc.) Alle<br />

anderen haben zur <strong>Tat</strong> mehr beigetragen<br />

als der Täter selbst, ist die Sicht des<br />

Gewalttäters.<br />

Diese Sicht wird von Staats wegen gestützt<br />

und bestärkt. Wird ein Gewalttäter gefasst<br />

und angeklagt, so wird er seine <strong>Tat</strong> in der<br />

Regel leugnen und seine Unschuld beteuern.<br />

Wird er jedoch überführt, so wird<br />

er zumindest seine Schuld klein reden und<br />

alle nur denkbaren Entlastungsmomente<br />

anführen, die greifbar sind. Er wird die<br />

Verantwortung für die <strong>Tat</strong> leugnen, um<br />

sich der Strafe zu entziehen oder aber das<br />

Ausmaß der Strafe in seinem Sinne günstig<br />

zu beeinflussen.<br />

Als Entlastung gilt dem Gericht – ggf. auch<br />

der Öffentlichkeit – alles, was des Täters<br />

Schuld vermeintlich mindert. Schuld mindert<br />

alles, was seine Verantwortung leugnet.<br />

So wird die Schuld des Opfers betont<br />

(Provokation), werden äußere Umstände<br />

(Arbeitslosigkeit), Vergangenheit (schlimme<br />

Kindheit) oder sogar Unzurechnungsfähigkeit<br />

(Drogen/Alkohol) ins Feld geführt.<br />

Jedes erfolgreiche Ausweichen wird<br />

im Zweifelsfall durch ein geringeres<br />

Strafmaß belohnt. Mit dieser Strategie ist<br />

der Täter um so erfolgreicher, je mehr er


selbst von seiner Unschuld oder zumindest<br />

Schuldminderung überzeugt ist. Am leichtesten<br />

wird er sich selbst von seinem Unbeteiligsein<br />

überzeugen, indem er sich<br />

selbst als das eigentliche Opfer definiert.<br />

Nach diesem Muster erklärt sich auch, warum<br />

z.B. Soldaten nach den schrecklichsten<br />

von ihnen im Krieg verübten Gewalttaten<br />

später darauf verweisen, nur auf Befehl<br />

gehandelt zu haben. Somit tragen sie für<br />

ihre <strong>Tat</strong>en keine Verantwortung: Sie stellen<br />

sich als Opfer einer Struktur dar.<br />

Dabei gilt für Gewalttaten die umgekehrte<br />

Logik:<br />

Nur weil sich Täter so sehr als Opfer definieren,<br />

können sie schreckliche Gewalttaten<br />

begehen. Erst dieses Selbstverständnis<br />

ermöglicht dem Täter die Ausübung<br />

von Gewalt.<br />

Dieses typische Selbstbild von Gewalttätern<br />

und die Arbeit der Justiz ergänzen<br />

sich in denkbar ungünstiger Art und Weise.<br />

Auch neuere Überlegungen zur verordneten<br />

Beratung behalten diese Struktur<br />

bei. Wird der Täter zu einer Beratung<br />

verurteilt, so kann und wird er sich als<br />

Opfer dieses Urteils betrachten. Was immer<br />

in der Beratung geschieht:<br />

Er trägt keine Verantwortung. Nicht einmal<br />

dafür, dass er mit einem Berater in<br />

einem Raum sitzt, hat er Verantwortung.<br />

Jede ernst gemeinte Gewaltberatung muss<br />

jedoch das unabdingbare (Zwischen-) Ziel<br />

haben, dass der Täter die Verantwortung<br />

Was ist zu tun?<br />

Was geschieht mit <strong>Männer</strong>n, die zu einer<br />

Beratung nicht bereit sind?<br />

Die Ausübung von Gewalt wird in unserem<br />

Rechtssystem – aus gutem Grund – keiner<br />

Einzelperson zugestanden. Diese Norm<br />

wird durch Strafe bzw. deren Androhung<br />

THERAPIE ALS STRAFE?<br />

für seine <strong>Tat</strong> übernimmt (Zwischen Schuld<br />

und Verantwortung ist zu unterscheiden).<br />

Wenn allerdings bereits durch den äußeren<br />

Rahmen dem Täter die Übernahme von<br />

Verantwortung nicht nur erschwert sondern<br />

unmöglich gemacht wird, so erhält<br />

der Gewalttäter gar nicht erst die Gelegenheit,<br />

neue nicht-gewalttätige Handlungsweisen<br />

zu erlernen.<br />

Zur Entlastung eines Gewalttäters wird<br />

auch immer wieder der Einfluss von<br />

Alkohol herangezogen. <strong>Tat</strong>sächlich wird<br />

die allermeiste Gewalt ohne Alkoholeinwirkung<br />

ausgeübt. In der Öffentlichkeit<br />

ist dennoch der Eindruck verbreitet, Alkohol<br />

und Gewalt seien ursächlich miteinander<br />

verknüpft. Damit wird jedoch<br />

dem Täter, der im an- bzw. betrunkenen<br />

Zustand zugeschlagen hat, eine weitere<br />

Möglichkeit eröffnet, sich zum Opfer – in<br />

diesem Falle des Alkohols – zu erklären.<br />

In einer die Eigenverantwortung betonenden<br />

Tätertherapie muss sich jemand, der<br />

nur unter Alkoholeinfluss schlägt, hin<strong>gegen</strong><br />

die Frage gefallen lassen, warum er noch<br />

trinkt, wenn er doch seine anschließende<br />

Gewalttätigkeit vorhersehen kann. Bis auf<br />

Verkehrsdelikte – in denen genau diese<br />

Argumentation aufgenommen wird – dient<br />

Alkoholeinfluss im gerichtlichen Verfahren<br />

immer noch als Entlastungsargument und<br />

führt zu einer Verminderung des Strafmaßes.<br />

Damit werden Täter ermutigt, auch<br />

diese Ausflucht zu ergreifen und wieder<br />

einmal die Verantwortung abzugeben.<br />

aufrechterhalten und verteidigt. Wir wissen<br />

aus der Arbeit mit Gewalttätern, dass<br />

Gewalt eine vorsätzliche Handlung ist und<br />

nicht aus dem Affekt begangen wird. Jeder<br />

Täter schildert, daß er unmittelbar vor dem<br />

ersten Zuschlagen noch einen Augenblick<br />

der Klarheit erlebt, in dem er sich entschei-<br />

7


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

8<br />

det, Gewalt auszuüben. In diesem Augenblick<br />

ist ihm die Folgen seiner Handlung<br />

ersichtlich. Gewalttäter haben sich also<br />

entschieden, Gewalt auszuüben. Sie missachten<br />

in zweifacher Hinsicht Grenzen:<br />

Sie übertreten die Rechtsnorm und die<br />

Grenzen ihres Gegenübers. Anders ausgedrückt<br />

ist Gewalt nichts weiter als die<br />

massive Missachtung von Grenzen. Wenn<br />

ein Gewalttäter Grenzen überschreitet,<br />

dieses Verhalten immer wieder ausübt und<br />

zu einer Änderung nicht bereit ist, hat er<br />

eine klare Entscheidung getroffen.<br />

Diese Entscheidung gilt es zu respektieren.<br />

Respektieren bedeutet, den Täter und<br />

seine Entscheidung ernst zu nehmen und<br />

die Folgen einzuleiten, die vom Gesetz vorgesehen<br />

sind:<br />

das strafrechtliche Belangen des Täters.<br />

Welche Begründung ließe sich anführen,<br />

warum die Entscheidung eines erwachsenen<br />

Menschen nicht respektiert werden<br />

sollte? Die bewusste Entscheidung des<br />

Täters einfach zu übergehen, hieße, seine<br />

Grenzen aufzuweichen. Genau das aber<br />

macht der Gewalttäter durch seine Gewalthandlungen.<br />

Er weicht Grenzen auf, indem<br />

er sie immer wieder übertritt.<br />

Zwangsberatung bedeutet in diesem Zusammenhang,<br />

dass die Grenzübertretung<br />

des Täters durch den „Helfenden“ seinerseits<br />

mit einer Grenzübertretung beantwortet<br />

bzw., geahndet wird. Das Verhalten<br />

des Täters wird so nur verstärkt.<br />

Die weitere Konsequenz ist noch mehr Unsicherheit,<br />

aus der vermehrt Grenzübertritte<br />

resultieren, sprich: Eine Zunahme der<br />

Gewalt ist mehr als wahrscheinlich. Eine<br />

beängstigende Vorstellung!<br />

Außerdem: Nimmt man eine Entscheidung<br />

des Gegenübers nicht ernst, so behandelt<br />

man ihn als unmündig. Man macht ihn<br />

klein. Auch hier kennen wir die Folgen:<br />

Täter werden sich über noch mehr Gewalt<br />

„größer“ darstellen.<br />

Es ist schlechterdings unmöglich, jemanden<br />

<strong>gegen</strong> seinen erklärten Willen zu verändern.<br />

Das gilt auch für therapeutische<br />

Verfahren. Durch die unveränderte Fortsetzung<br />

seiner Handlung hat der Täter<br />

seinen Willen bereits hinlänglich bekundet.<br />

Werden statt dessen die Grenzen zurückgenommen,<br />

indem die Gewalttat nicht<br />

unmissverständlich als inakzeptables Fehlverhalten<br />

benannt wird, so stellt das eine<br />

nachträgliche Legitimation des Täterhandelns<br />

dar. Die Nicht-Verurteilung der<br />

Handlung wird von Gewalttätern bereits<br />

als Zustimmung gewertet.<br />

Genau all das geschieht aber, wenn Gewaltausübung<br />

nicht bestraft, sondern mit<br />

einer Beratung geahndet wird, weil die<br />

Gewalt <strong>gegen</strong> die Ehefrau gerichtet war.<br />

Während viele Jahre lang versucht wurde,<br />

eheliche Vergewaltigung mit Fremdvergewaltigungen<br />

gleichzusetzen, wird in der<br />

Zwangsberatung überraschenderweise<br />

vom Frauenministerium der umgekehrte<br />

Weg beschritten: Für Gewalt <strong>gegen</strong> Außenstehende<br />

erhält der Täter eine Gefängnisstrafe,<br />

für wiederholtes Misshandeln<br />

der Frau ein Beratungsgespräch.<br />

Ein solche aufgezwungene Beratung kann<br />

vom Täter nur als Strafe gedeutet werden.<br />

Statt mit einer Gefängnisstrafe wird die<br />

Gewalttätigkeit mit einem verordneten<br />

Gespräch sanktioniert.


Wieso sollte jemand keine Gewalt mehr<br />

ausüben und sich zudem einer Beratung<br />

unterziehen, wenn er dazu keinem Zwang<br />

unterliegt? Wie können <strong>Männer</strong> motiviert<br />

werden, in einem solchen Beratungsprozess<br />

ihr Verhalten zu verändern?<br />

Herkömmliche Beratungsangebote der<br />

sozialen Institutionen werden von <strong>Männer</strong>n<br />

nicht genutzt. Die soziale Berufsszene<br />

sieht darin überwiegend bzw. fast ausschließlich<br />

einen Mangel auf Seiten der<br />

<strong>Männer</strong>, die sozial inkompetent sind, die<br />

zu wenig Zugang zu ihren Gefühlen<br />

haben, die nicht über sich sprechen können<br />

etc. Betrachtet man die Ausbildung<br />

von Sozialarbeitern, Sozialpädagogen,<br />

Psychologen und anderen Helferberufen,<br />

stellt man fest, daß dort die Theorie und<br />

Praxis der Opferarbeit vermittelt wird.<br />

Gelehrt wird, wie Opfern – von was auch<br />

immer – geholfen werden kann.<br />

Täterarbeit hin<strong>gegen</strong> ist k e i n Thema.<br />

Nicht reflektiert wird, dass es ja auch am<br />

Angebot liegen könnte, wenn dieses von<br />

den potentiellen Klienten nicht angenommen<br />

wird. Die Frage, ob das Angebot<br />

der sozialen Institutionen eventuell mangelhaft<br />

oder fehlgerichtet ist, wird gar<br />

nicht erst gestellt. Oder marktwirtschaftlich<br />

betrachtet:<br />

Kein Unternehmen könnte es sich leisten,<br />

50% seiner Kunden von vornherein zu<br />

ignorieren und derartig ungerührt an ihnen<br />

vorbei zu arbeiten, wie es der soziale<br />

Bereich praktiziert. Statt immer nur von<br />

der Beratungsunwilligkeit der <strong>Männer</strong> zu<br />

sprechen, sollte vielmehr die augenscheinliche<br />

Unfähigkeit der Helfer und<br />

ihrer Institutionen thematisiert werden<br />

– und zwar die Unfähigkeit, <strong>Männer</strong> und<br />

insbesondere Gewalttäter anzusprechen<br />

bzw. diesen adäquate Hilfeangebote<br />

machen zu können.<br />

Wenn der Berater aus einem Täter erst ein<br />

THERAPIE ALS STRAFE?<br />

Tätertherapie und Freiwilligkeit<br />

„Opfer“ macht, damit er überhaupt etwas<br />

mit ihm besprechen kann, geht das am<br />

Interesse des Ratsuchenden vorbei und<br />

torpediert seine Motivation. Aber nach wie<br />

vor ist allgemeiner Glaubenssatz in der – so<br />

falsch verstandenen – Täterarbeit, dass der<br />

Täter erst einmal sein eigenes „Opfersein“<br />

bearbeiten muss, bevor – was dann fast<br />

immer unterbleibt – seine Täterschaft zur<br />

Sprache kommt.<br />

Täter sollten die Möglichkeit haben, von<br />

sich aus eine qualifizierte, für die Beratung<br />

von Gewalttätern spezialisierte Einrichtung<br />

aufzusuchen, um ihr Gewaltverhalten einzustellen.<br />

Eine solche Beratung muss völlig<br />

unabhängig von einer möglichen gerichtlichen<br />

Verfolgung sein, soll diese vor allem<br />

nicht ersetzen und auch nicht als ein Kriterium<br />

für eine eventuelle Strafminderung<br />

herhalten.<br />

Diese Art Einrichtungen gibt es bereits:<br />

In den letzten Jahren sind im deutschsprachigen<br />

Raum Kontakt- und Beratungsstellen<br />

entstanden, die sich über Außenwerbung<br />

an konfliktlabile Jungen und<br />

<strong>Männer</strong> wenden und diesen das Angebot<br />

machen, sie beim Erlernen neuer Verhaltensweisen<br />

zu unterstützen. Hier dürfen<br />

und können sie lernen, Auseinandersetzungen<br />

ohne Gewaltanwendung zu<br />

führen und Konflikte zu lösen statt<br />

zuzuschlagen.<br />

Langjährige Erfahrungen von professionellen<br />

Kontakt- und Beratungsstellen für<br />

Tätertherapie belegen, dass ein attraktiv<br />

unterbreitetes Angebot angenommen<br />

wird.<br />

Es wird in einem solchen Ausmaß angenommen,<br />

dass, gleich an welchem Ort,<br />

die Beratungskapazitäten bis an die Grenzen<br />

der Belastbarkeit in Anspruch genommen<br />

werden.<br />

Bemerkenswert ist, dass Missbraucher, also<br />

9


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

10<br />

<strong>Männer</strong>, die Kinder sexualisiert misshandeln,<br />

zunehmend ebenfalls freiwillig Beratung<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Der entscheidende Unterschied der Arbeit<br />

dieser Beratungsstellen zur Zwangsberatung<br />

liegt darin, daß in den Kontakt- und<br />

Beratungsstellen für <strong>Männer</strong> gearbeitet<br />

wird.<br />

Verantwortung<br />

Diese Herangehensweise eröffnet dem<br />

Mann unmittelbar den Blick darauf, dass er<br />

mit seiner Gewalt genau das zerstört, was<br />

er aufbauen und schützen will. Damit wird<br />

ihm deutlich, welchen Preis er für seine<br />

Gewalttätigkeit zahlen muss _ ein Faktor,<br />

den er bisher ausgeblendet hatte. Positive<br />

Werte, die er erreichen will, zerstört er<br />

durch seine Gewalt.<br />

Bildlich gesprochen:<br />

Das Heim, das er mit der einen Hand<br />

aufbaut, zerschlägt er mit der anderen.<br />

Nicht die anderen zerstören sein Heim,<br />

sondern er selbst. Wenn er durch die Beratung<br />

diesen Zusammenhang nicht nur herstellt,<br />

sondern in seiner Tragweite erfasst,<br />

erhält die gegebenenfalls hart erarbeitete<br />

aber freiwillige, dauerhafte Verhaltensänderung<br />

für den Täter einen positiven<br />

Sinn und somit einen Wert. Er gewinnt<br />

etwas hinzu, wenn er die Verantwortung<br />

für sein gewalttätiges Tun übernimmt und<br />

sich mit sich selbst auseinandersetzt. Dieser<br />

Zugewinn setzt im Täter Energien frei, die<br />

ihn auch schwierige Veränderungsprozesses<br />

bewältigen lassen.<br />

Auf diesem Weg entsteht positiv einsetzbare<br />

Selbstmotivation. Diese kann aber nur<br />

genutzt werden, wenn dabei die Gewalt<br />

und ihre zerstörende Wirkung nicht in<br />

einer Opferhaltungs-Therapie ausgeblendet<br />

werden. Der Grat zwischen einerseits<br />

notwendiger Solidarität mit dem Mann<br />

und andererseits deutlicher Verurteilung<br />

Statt von außen zu betrachten und<br />

Monster zu suchen, werden das Verhalten<br />

und die Bedingungen, die zur Gewalt des<br />

Täters geführt haben, aus der Innenperspektive<br />

erfasst und somit der Veränderung<br />

zugänglich gemacht.<br />

der Gewalthandlung ist schmal. Aber nur<br />

auf diesem Grat findet Veränderung statt.<br />

Die Gefahr des Abgleitens in die eine oder<br />

andere Richtung ist dabei gegeben. Veränderungsversuche<br />

jedoch <strong>gegen</strong> den Mann<br />

oder aber die Bagatellisierung seiner Gewalt<br />

sind bequem – beides sorgt dafür,<br />

dass dem Täter die Verantwortung für sein<br />

Handeln abgenommen wird und somit<br />

alles beim alten bleibt.<br />

Diktierte, aufgezwungene Veränderungen<br />

erzeugen eine Dynamik, die beim<br />

Betroffenen den Eindruck erwecken, ihm<br />

etwas wegnehmen zu wollen, was ihm zusteht.<br />

Er wird es nur noch stärker verteidigen<br />

und Veränderungen blockieren.<br />

Dabei ist es oft genug ein leichtes, dem<br />

Mann bzw. Täter deutlich zu machen, dass<br />

sich die von ihm ausgeübte Gewalt <strong>gegen</strong><br />

seine eigenen Interessen und somit <strong>gegen</strong><br />

ihn selbst richtet.<br />

Unbegreiflich warum diese Chance zur<br />

Veränderung für <strong>Männer</strong> vergeben werden<br />

soll, unverständlich, warum der Weg der<br />

verändernden Beratung nicht bei allen<br />

Tätern vermehrt beschritten wird.<br />

Keineswegs soll behauptet werden, alle<br />

gewalttätigen <strong>Männer</strong> auf diese Weise<br />

erreichen zu können. Langjährige Erfahrungen<br />

haben aber die Überzeugung wachsen<br />

lassen, dass ein Großteil der Täter auf<br />

diesem Weg für die Beratung gewonnen<br />

werden kann.


Literatur<br />

Deutscher Bundestag [Hrsg.](1993)<br />

"Zur Sache, Anhörungen des Ausschusses<br />

für Frauen und Jugend. <strong>Männer</strong> <strong>gegen</strong><br />

<strong>Männer</strong>-Gewalt", Nr. 2/93 S. 13 - 66<br />

Lempert, Joachim (1988)<br />

„Wohin mit meiner Wut“. Hamburg<br />

Lempert, Joachim; Oelemann, Burkhard<br />

(1998):<br />

„...dann habe ich zugeschlagen“. Gewalt<br />

<strong>gegen</strong> Frauen. Auswege aus einem fatalen<br />

Kreislauf. (Deutscher Taschenbuch Verlag,<br />

München)<br />

Lempert, Joachim; Oelemann, Burkhard<br />

(1998):<br />

„Lieber gewalttätig als unmännlich.... Der<br />

lange Irrweg auf der Suche nach<br />

Männlichkeit“. Broschüre, Hrsg. <strong>Männer</strong><br />

<strong>gegen</strong> <strong>Männer</strong>-Gewalt(r), Hamburg,<br />

3.Auflage.<br />

Nini, M.; Bentheim, A.; Firle, M.; Nolte I.;<br />

Schnebel A. (1994):<br />

Abbau von Beziehungsgewalt als Konfliktlösungsmuster,<br />

Forschungsprojekt:<br />

Endbericht, Bonn (Bundesministerium für<br />

Frauen und Jugend).<br />

THERAPIE ALS STRAFE?<br />

11


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong>


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

EUGET © :<br />

unsere Europäische<br />

Gesellschaft<br />

Gewaltberatung-<br />

Tätertherapie<br />

Nach den von uns entwickelten Arbeitsansätzen<br />

Gewaltberatung und Gewaltpädagogik © wird nicht nur im<br />

Rahmen der Beratungsstellen <strong>Männer</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Männer</strong>-Gewalt ®<br />

gearbeitet, sondern diese Arbeitsweise wurde auch in vielen<br />

Einrichtungen stationärer, teilstationärer und ambulanter Art<br />

etabliert.<br />

So gibt es zur Zeit im deutschsprachigen Raum über 200<br />

ausgebildete Fachkräfte, die mit erwachsenen und jugendlichen<br />

Tätern an der Veränderung ihrer Gewalttätigkeit arbeiten.<br />

Um unsere Arbeitsweise zu optimieren , von den Praxiserfahrungen<br />

einzelner vor Ort zu lernen, und so den Wissensstand<br />

aller zu erhöhen, haben wir mit EUGET © ein internationales und<br />

multiprofessionelles Forum geschaffen.<br />

Unsere Vision ist ein europaweites, flächendeckendes Angebot<br />

von professioneller Gewaltberatung © und Tätertherapie., mit<br />

dem Ziel, Täter zu verändern, Gewalt zu verhindern und damit<br />

wirkliche Gewaltprävention zu betreiben.<br />

Wir wissen aufgrund unserer langjährigen Erfahrung um die<br />

Fallen und Irrtümer einer unreflektierten Gewaltarbeit. Daher<br />

bieten wir im Rahmen der von uns entwickelten Qualitätsstandards<br />

u.a. Supervision und Praxisberatung für Gewaltberater<br />

an.<br />

Ambulante, teilstationäre und stationäre Einrichtungen wie<br />

Beratungsstellen, Wohngruppen, Heime usw. werden von<br />

EUGET © zertifiziert, wenn sie den Qualitätsstandards<br />

entsprechen.<br />

13


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

14<br />

Zu den Aufgaben von EUGET © gehören:<br />

• Präsenz in der Fachdiskussion,<br />

• Förderung eines Informations- und Erfahrungsaustausches<br />

durch die Initiierung, Moderation und Durchführung von<br />

nationalen und internationalen Fachkongressen, Tagungen,<br />

Workshops etc. mit dem Ziel der ständigen Weiterentwicklung<br />

des Know-hows und der Qualitätsstandards.<br />

• Zertifizierung von Einrichtungen, die mit gewalttätigem<br />

Klientel arbeiten, Weiterbildungen auf Basis unserer<br />

Qualitätsstandards, Unterstützung beim Aufbau neuer<br />

Angebote sowie die Vermittlung von Fort- und<br />

Weiterbildungen in der Täterarbeit<br />

• Vermittlung und Durchführung von nationalen und<br />

internationalen Projekten zu den Themenbereichen von<br />

EUGET ©<br />

• Durchführung von wissenschaftlichen Forschungen nationaler<br />

und internationaler Angebote und Projekte.<br />

Sie als psychologisch und pädagogisch Professionelle haben<br />

mit EUGET © einen multiprofessionellen Kooperationspartner,<br />

der:<br />

• die Probleme der täglichen Arbeit mit gewalttätigem Klientel<br />

kennt;<br />

• langjährige Erfahrung in der Implementierung von<br />

Gewaltberatung © und Tätertherapie mitbringt;<br />

• mit Ihnen gemeinsam die für Ihre Einrichtung passenden<br />

Zielvorgaben entwickelt, um ökonomisch sinnvoll und effektiv<br />

mit Gewalttätern zu arbeiten;<br />

• Sie in der Organisationsentwicklung Ihrer Einrichtung begleitet<br />

und unterstützt.<br />

Bitte nehmen Sie bei Interesse mit unseren Ansprechpartnern<br />

Kontakt auf:<br />

EUGET ©<br />

Europäische Gesellschaft Gewaltberatung - Tätertherapie<br />

Mühlendamm 66<br />

D - 22087 Hamburg<br />

Tel: +49 - (0)40 - 207 691 22<br />

Fax: +49 - (0)40 - 207 691 23<br />

Mail: Info@euget.org<br />

Web: www.euget.org<br />

EUGET © :


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

GEWALTBERATUNG © /GEWALTPÄDAGOGIK ©<br />

Wir habe in diesem Heft schon einige Male auf unsere<br />

berufsbegleitenden Weiterbildungen verwiesen, die wir<br />

Ihnen jetzt näher vorstellen wollen.<br />

GEWALTBERATUNG ©<br />

GEWALTPÄDAGOGIK ©<br />

ist eine Methode zur gezielten Beratung von gewalttätigen<br />

Jungen und <strong>Männer</strong>n. Obwohl bisher in der Öffentlichkeit geschlechtsneutral<br />

nur von gewalttätigen Menschen die Rede ist,<br />

werden fast aus-schließlich <strong>Männer</strong> und Jungen gewalttätig.<br />

Die Versorgung von Gewaltopfern hat gesellschaftlich an Bedeutung<br />

gewonnen, sie ist notwendig und selbstverständlich.<br />

Psychosoziale Ausbildungen beziehen das Thema Gewalt nicht<br />

ein – allerhöchstens aus der Opferperspektive.<br />

Deshalb wird Täterarbeit häufig bisher mit Strafverfolgung<br />

gleichgesetzt.<br />

Aber:<br />

Das Thema Gewalt ist ein zentraler Bestandteil jeder männlichen<br />

Sozialisation.<br />

Das bedeutet:<br />

• Ausüben (müssen) von Gewalt<br />

• Erleiden von Gewalt<br />

• Angst vor Gewalt<br />

• Versagen vor der Norm des sogenannten wehrhaften Mannes<br />

sind Bestandteile männlichen Alltags.<br />

Wir vermitteln Ihnen diese bewährte Konzeption und ein<br />

entsprechendes Beratungsprogramm für die Arbeit mit Tätern in<br />

Weiterbildungskursen in Deutschland Österreich und der<br />

Schweiz.<br />

Die Ausbildung schließt die Reflexion Ihrer persönlichen<br />

Entwicklung mit ein. Nur so können Sie gewalttätiges Verhalten<br />

von Jungen und <strong>Männer</strong>n verändern.<br />

15


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

16<br />

In der Fortbildung erwerben und verbessern<br />

Sie Ihre Kompetenzen:<br />

DIAGNOSTISCHE KOMPETENZ<br />

Sie erkennen die besonderen Hintergründe<br />

von gewalttätigem Verhalten und ordnen<br />

die jungen- und männertypischen Auffälligkeiten<br />

richtig ein.<br />

Dann identifizieren Sie die zugrunde liegenden<br />

Krisen- und Persönlichkeitsstrukturen<br />

und nutzen dieses Wissen für ihre<br />

Interventionen.<br />

INTERVENTIONSKOMPETENZ<br />

Auf der Grundlage erworbener Kompetenz<br />

wenden Sie die für die jeweiligen Situationen<br />

adäquaten Verhaltensmodalitäten<br />

und Interventionstechniken an, dazu<br />

gehören u.a.: Kontaktaufnahme; individuelles,<br />

konstruktives Konfliktverhalten;<br />

Konfrontationstechniken; Deeskalationstechniken;<br />

Kriseninterventionen.<br />

THEORIEKOMPETENZ<br />

Die Ausbildung basiert im wesentlichen<br />

auf:<br />

• Gestaltpsychologischen Persönlichkeitstheorien<br />

• Sozialpsychologischen Interaktionstheorien<br />

• Konflikttrainingsprogramm nach<br />

Lempert<br />

• Sozialisationstheoretischen Zugangsformen<br />

und<br />

• Supervisorischen Denkstrukturen.<br />

Die nächsten Kurse beginnen:<br />

• in Deutschland im Juni 2002<br />

• in Österreich Ende 2002<br />

• in der Schweiz im April 2002<br />

Die KURSDAUER beträgt drei Jahre in<br />

acht Modulen ( insgesamt 42 Tage)<br />

Bewerben können Sie sich, wenn Sie als<br />

Psychologe, Diplompädagoge, Arzt,<br />

Lehrer, Sozialpädagoge , Sozialarbeiter,<br />

Erzieher oder anderweitig im psychosozialen<br />

Bereich tätig sind.<br />

Die Ausbildung richtet sich problembedingt<br />

nur an <strong>Männer</strong>.<br />

Kursdozenten:<br />

Joachim Lempert<br />

Diplompsychologe und Psychotherapeut.<br />

Seit 1988 Aufbau und Leitung von der<br />

Kontakt- und Beratungsstelle MÄNNER<br />

GEGEN MÄNNER-GEWALT ®. Dabei Entwicklung<br />

und fortlaufende Optimierung<br />

der Arbeit für gewalttätige Jungen und<br />

<strong>Männer</strong>. Leitung des Instituts Lempert &<br />

Oelemann.<br />

Daneben Autor zum Themenbereich<br />

Gewalt.<br />

Sachverständiger auf Bundes- und Länderebene<br />

und in anderen europäischen<br />

Staaten.<br />

Burkhard Oelemann<br />

Diplom- Erziehungswissenschaftler, Tätertherapeut,<br />

Buchautor, Institutsleitung.<br />

Aufbau MÄNNER GEGEN MÄNNER-<br />

GEWALT ® im deutschsprachigen Raum.<br />

Jürgen Krabbe<br />

Dipl. Sozialpädagoge und Gewaltberater.<br />

Aufbau und Leitung der Gewaltberatungsstelle<br />

MÄNNER GEGEN MÄNNER-<br />

GEWALT ®, Euregio.<br />

Andreas Vogel<br />

Dipl. Sozialpädagoge und Gewaltberater<br />

Aufbau und Leitung von MÄNNER GEGEN<br />

MÄNNER-GEWALT ® Bielefeld und<br />

Detmold<br />

Zulassungsvoraussetzungen:<br />

Die Zulassung erfolgt nach Teilnahme an<br />

einem Einführungsgespräch.<br />

Erst nach dem Einführungsgespräch ent-


scheiden Sie und die Kursleitung über eine<br />

Teilnahme an der Ausbildung.<br />

Kurskosten:<br />

Die Teilnehmergebühr für Kurstage und<br />

Zertifikat beläuft sich auf sechs halbjährliche<br />

Raten von je 1120,- EUR bzw.<br />

1850,- CHF.<br />

Die Kosten für Unterkunft mit Vollpension<br />

betragen zwischen 50,- und 65,- EUR<br />

bzw. ca. 90,- CHF je komplettem Verpflegungstag.<br />

Der gesamte Kurs umfasst 34<br />

Verpflegungstage.<br />

Die Teilnahme am Einführungsgespräch<br />

kostet 55,- EUR oder 100,- CHF<br />

Bei Rückfragen rufen Sie uns bitte an.<br />

Besuchen Sie uns auch online:<br />

www.InstitutHamburg.de.<br />

Bitte senden Sie einfach Ihre formlose<br />

Bewerbung für die Kurse in Deutschland<br />

und der Schweiz mit Lebenslauf und<br />

Lichtbild an:<br />

Institut Lempert & Oelemann<br />

Bekstück 19<br />

DE - 22453 Hamburg<br />

Tel.: +49 (0)171 - 494 3000<br />

E-Mail:<br />

Oelemann@InstitutHamburg.de<br />

Für den Kurs in Österreich senden Sie<br />

bitte Ihre Bewerbung an:<br />

<strong>Männer</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Männer</strong>-Gewalt(r) Salzburg<br />

Ernest-Thun Str. 7<br />

A - 5020 Salzburg<br />

Tel.: +43 - (0)662 - 883 464<br />

E-Mail:<br />

Salzburg@Gewaltberatung.org<br />

oder direkt an:<br />

Institut Lempert & Oelemann<br />

Paulinenallee 59<br />

DE - 22769 Hamburg<br />

Tel.: +49 - (0)171 - 125 55 25<br />

+49 - (0)40 - 85 373 200<br />

GEWALTBERATUNG © /GEWALTPÄDAGOGIK ©<br />

E-Mail:<br />

Lempert@InstitutHamburg.de<br />

Sie beraten Menschen. Das ist ein wesentlicher<br />

Teil Ihrer Tätigkeit.<br />

Menschen mit Problemen, Menschen in<br />

Krisen, Menschen, die Ihnen bestimmte<br />

Probleme zeigen, aber ganz andere<br />

haben...<br />

17


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

18<br />

BERUFSBEGLEITENDE FORTBILDUNG<br />

BERATUNGSKOMPETENZ<br />

(für <strong>Männer</strong> und Frauen)<br />

SIE BENÖTIGEN HANDLUNGS-<br />

KOMPETENZ.<br />

Dann können Sie:<br />

• Die Problematik Ihres Klientels erkennen<br />

und einordnen.<br />

• Die KlientInnen begleiten.<br />

• Die KlientInnen konfrontieren.<br />

• Mit ihnen gemeinsam Lösungen entwickeln.<br />

• Den Beratungsprozess erfolgreich abschließen.<br />

• Sie werden sich nicht mehr mit<br />

KlientInnen verstricken.<br />

• Sie werden nicht ausbrennen.<br />

Diese Handlungskompetenz können Sie in<br />

unserer Weiterbildung erwerben.<br />

Sie besteht aus 5 Modulen, verteilt auf<br />

einen Zeitraum von etwa 2 1/2 Jahren und<br />

beginnt im November 2002.<br />

Im ersten Modul reflektieren Sie die unterschiedlichen<br />

geschlechtstypischen Bedingungen,<br />

unter denen wir als Kinder<br />

aufgewachsen sind. Sie erfahren, wie so<br />

<strong>Männer</strong>- und Frauenbilder entstehen, die<br />

unser und das Verhalten der KlientInnen<br />

im Alltag bestimmen und zum Teil zu<br />

Wahrnehmungsverzerrungen führen.<br />

Im zweiten Modul lernen Sie handlungsorientierte<br />

Modelle zur professionellen<br />

Kommunikation kennen, überprüfen und<br />

optimieren so ihren Kommunikationsstil<br />

und können danachIhre KlientInnen besser<br />

verstehen.<br />

Das dritte Modul qualfiziert Sie für den<br />

Bereich Diagnostik und Krisenintervention.<br />

Sie reflektieren gemeinsam mit allen TeilnehmerInnen<br />

das eigene Krisenverhalten<br />

und lernen unterschiedliche Möglichkeiten<br />

zur Deeskalation.<br />

Im vierten Modul trainieren Sie Ihre Interventionskompetenz.<br />

Die professionelle Begleitung<br />

von Menschen in schwierigen<br />

Lebenssituationen, Traumaarbeit und auch<br />

der gezielte Wechsel zwischen Konfrontations-<br />

und Begleitungstechniken werden<br />

geübt.<br />

Im fünften und letzten Modul werden die<br />

Themen: Beratungsende, Abschied, Vermeidung<br />

von Abbrüchen, Umgang mit<br />

Rückfällen bearbeitet. Nach einem<br />

Kolloquium schliessen Sie bei erfolgreicher<br />

Teilnahme die Fortbildung ab.<br />

Einführungsgespräch:<br />

Nach Ihrer Bewerbung laden wir Sie zu<br />

einem Eiführungsgespräch ein.<br />

Dieses Gespräch dient der <strong>gegen</strong>seitigen<br />

Information und der Entscheidung über<br />

Ihre Teilnahme an der Fortbildung.<br />

Folgende Inhalte sind vorgesehen:<br />

• Vorstellung der Kurskonzeption<br />

• Gegenseitiges Kennenlernen, Gespräch<br />

über ihre Vorerfahrungen und Interessen<br />

• Auseinandersetzung mit dem Programm<br />

und dem Institutsverständnis<br />

• Überprüfung, ob die Fortbildung zu<br />

Ihren Vorerfahrungen passt und geeignet<br />

ist, Ihre berufliche Entwicklung zu<br />

unterstützen<br />

• Einführung in die Seminarorganisation<br />

Die Fortbildung gliedert sich in 5 Module,


von denen 4 Module je 5 Tage und das<br />

letzte Modul 7 Tage lang sind.<br />

Zulassungsvoraussetzungen:<br />

Die Zulassung erfolgt nach Teilnahme an<br />

einem Einführungsgespräch.<br />

Erst nach dem Einführungsgespräch<br />

entscheiden Sie und die Kursleitung über<br />

eine Teilnahme an der Fortbildung.<br />

Kurskosten:<br />

5 Raten á 870,- EUR zahlbar halbjährlich.<br />

Die Kosten für Unterkunft mit Vollpension<br />

betragen etwa 55,- EUR pro Tag. Der Kurs<br />

umfasst 22 Verpflegungstage.<br />

Die Teilnahme am Einführungsgespräch<br />

kostet 50,- EUR.<br />

Bewerbungsmodalitäten:<br />

Die Bewerbungen werden nach der<br />

Reihenfolge des Posteingangs berücksichtigt.<br />

Die TeilnehmerInnenzahl ist auf 16<br />

begrenzt.<br />

Die Fortbildung findet in einer festen<br />

Gruppe statt.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.<br />

Bitte senden Sie sie an :<br />

Institut Lempert & Oelemann<br />

Paulinenallee 59<br />

DE - 22769 Hamburg<br />

BERUFSBEGLEITENDE BERATUNGSKOMPETENZ<br />

19


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

20<br />

NEUES VOM BÜCHERMARKT<br />

Hiermit möchten wir Sie auf das Buch „Endlich selbstbewusst<br />

und stark“ aufmerksam machen, das im Frühjahr 2001 in der<br />

ersten grösseren Auflage im OLE-VERLAG erschienen ist.<br />

Obwohl es ursprünglich für ein Fachpublikum geschrieben<br />

wurde, hat dieses Buch eine bedeutend grössere Breitenwirkung<br />

erzielt, als im Vorfeld vom Verlag und von den Autoren<br />

angenommen wurde.<br />

Den Leserbriefen und telefonischen Reaktionen auf das Buch ist<br />

zu entnehmen, dass besonders Mütter und Väter von Söhnen<br />

vom Grundschulalter bis zum Ende der Pubertät dem Buch<br />

wertvolle Anregungen für ihre Erziehungsaufgaben entnehmen.<br />

Die beiden Autoren haben ein Buch über die Pädagogik mit<br />

gewalttätigen Jungen geschrieben, doch nicht nur darüber:<br />

„Das Buch reizt förmlich zum Hineinschauen, zum Stöbern und<br />

Verweilen, zur ersten neugierigen Durchsicht und dann zum<br />

ernsthaften Durcharbeiten. Die Sprache: klar, knapp, präzise,<br />

nirgends besserwisserisch oder herablassend belehrend; sie zeigt<br />

auf, vermittelt Zugänge, läßt weiterfragen. Zugleich hört, wer<br />

die Autoren kennt, den persönlichen Ton - und wer sie noch<br />

nicht kennt, kann in den Worten spüren, daß sie auf Kontakt<br />

zum Leser aus sind, um die reale Lebenswelt von Jungen zu<br />

vermitteln“.<br />

Dr. Peter-Otto Ullrich<br />

(Bischöfliches Ordinariat Mainz, Abt. Fortbildung und<br />

Personalentwicklung)


NEUES VOM BÜCHERMARKT<br />

Der Beschreibung des Weges vom Jungen zum Mann, den damit<br />

verbundenen Chancen und Schwierigkeiten haben die Autoren<br />

besondere Aufmerksamkeit gewidmet.<br />

Die Rollen der Väter und Mütter in der Erziehung werden hier<br />

aus einer anderen, in üblichen Erziehungsratgebern seltenen<br />

Perspektive betrachtet:<br />

Es ist die Perspektive der Söhne, nicht die von „geschlechtsneutralen<br />

Kindern“.<br />

Das allgemeine <strong>Männer</strong>bild, die Medien, der Einfluss gleichaltriger<br />

Jungen und Mädchen und die Rolle von Vätern und<br />

Müttern finden in „Endlich selbstbewusst und stark“ genauso<br />

Beachtung in ihrer Bedeutung für das Aufwachsen von Jungen<br />

wie der eigentliche Schwerpunkt des Buches: die körperliche<br />

Gewalt.<br />

Hier erfahren sowohl professionelle Erziehungsfachleute als auch<br />

die Eltern und Angehörigen von jugendlichen Gewalttätern viel<br />

Neues über die „Täterperspektive“.<br />

Darüber, wie sie aussieht, wie sie zustande kommt und wie wir<br />

alle auf pragmatische Weise gewalttätige männliche Jugendliche<br />

von ihrem selbst- und fremdzerstörerischen Tun abbringen<br />

können.<br />

„Bei den vielen Konzepten zum Thema Jungen-Gewalt muß<br />

man lernen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Das vorliegende<br />

Buch „Endlich selbstbewußt und stark“ macht deutlich, daß<br />

offene Gewalt ein Schwerpunktthema in der Jungen-<br />

Sozialisation ist und gibt Anleitung zu einem geschlechtsbezogenen<br />

Umgang damit.<br />

Oelemann und Lempert ist es gelungen, Theorie und Praxis so<br />

aufeinander abzustimmen, daß auch der pädagogische Laie den<br />

Arbeitsansatz der Autoren verstehen und nachvollziehen kann.<br />

Das Hamburger Modell ist eine Methode, die in der Praxis<br />

funktioniert!“<br />

Bernd Schröder<br />

(Referatsleiter im Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern)<br />

Der Anhang enthält hilfreiche Informationen über Beratungsstellen<br />

in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo jugendlichen<br />

Tätern und deren Eltern Rat und Unterstützung angeboten<br />

wird.<br />

„Endlich Selbstbewusst und stark”, Burkhard Oelemann,<br />

Joachim Lempert 131 Seiten, diversen Abbildungen, Hartcover<br />

ISBN 3-9807120-0-1 Ole-Verlag, Hamburg<br />

15,30 EUR<br />

21


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

22<br />

In Kürze erscheint unser neues Buch: „Handbuch der<br />

Gewaltberatung“ Hrsg. <strong>Männer</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Männer</strong>-Gewalt ®<br />

Themen sind:<br />

Erfahrene Praktiker bringen<br />

Ihnen die erfolgreiche<br />

Gewaltberatung mit<br />

<strong>Männer</strong>n, heranwachsenden<br />

<strong>Männer</strong>n und Jungen näher.<br />

Die Aufsätze zeigen die<br />

Chancen und Risiken in der<br />

Arbeit mit diesem Klientel<br />

auf. Sie vermitteln Ihnen die<br />

Arbeitshaltung, mit der die<br />

Berater ihre Klienten aus dem<br />

Gewaltkreislauf führen.<br />

• Jungenleben – <strong>Männer</strong>welten<br />

• Gewaltberatung – ein Therapieverlauf<br />

• Gewalttätige Jungen verändern<br />

• Beratung von <strong>Männer</strong>n, die Kinder sexualisiert misshandeln<br />

• Was <strong>Männer</strong> und Gewalt macht<br />

• Die Frage der Freiwilligkeit in der Tätertherapie<br />

„Handbuch der Gewaltberatung”, Herausgeber <strong>Männer</strong> <strong>gegen</strong><br />

<strong>Männer</strong>-Gewalt ®, Hartcover<br />

ISBN 3-9807120-1-X Ole-Verlag, Hamburg<br />

21,50,- EUR / 34,-- CHF


Seit mehreren Jahren produziert<br />

die bekannte Schweizer<br />

Journalistin und Egon-Erwin<br />

Kisch Preisträgerin Cornelia<br />

Kazis zusammen mit Burkhard<br />

Oelemann Sendungen über<br />

männliche Sozialisation und<br />

Gewalt für das Schweizer Radio drs2.<br />

Zwei dieser Senungen haben wir auf einer CD zusammengefasst.<br />

In der ersten geht es um die Rolle von Müttern und Vätern in der<br />

Erziehung von Jungen, in der zweiten um die männliche<br />

Sexualität.<br />

Auch diese CD haben wir in Coproduktion mit drs2 herausgegeben.<br />

„Womit hat es zu tun,...”, Cornelia Kazis, Burkhard Oelemann<br />

CD 12,- EUR<br />

Beide Bücher und die CD können Sie auch<br />

online bestellen:<br />

www.oleverlag.de<br />

NEUES VOM BÜCHERMARKT<br />

23


<strong>Tat</strong> <strong>Sachen</strong><br />

Erschienen im OLE-Verlag<br />

NEU<br />

Beide Bücher und die CD können<br />

Sie auch online bestellen:<br />

www.oleverlag.de<br />

Nähere Beschreibung im Innenteil<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: OLE-Verlag, Bekstück 19, 22453 Hamburg<br />

tatsachen@oleverlag.de<br />

Layout: Jörg Ramm-Schneider<br />

Druck: ZGD, Hamburg

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!