Kellers Freunde Oktober 2011 - Gottfried-Keller-Gymnasium Berlin ...
Kellers Freunde Oktober 2011 - Gottfried-Keller-Gymnasium Berlin ...
Kellers Freunde Oktober 2011 - Gottfried-Keller-Gymnasium Berlin ...
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Der Förderverein der <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-Schule e.V. <strong>Berlin</strong> fördert durch Zuschüsse die<br />
folgenden Bereiche:<br />
Soziales Engagement:<br />
- Zuschüsse zu Klassenreisen und Schulfahrten<br />
- Zuschüsse an bedürftige Schüler für schulische Exkursionen<br />
- Finanzierung von Schulungsfahrten/-seminaren für Schülervertreter<br />
Institutionelle Aufgaben:<br />
- Finanzierung von Honorarkräften/Referenten für Projektwochen<br />
- Unterstützung der Projektwochen mit Materialien<br />
- Finanzierung der Projektwochenzeitung<br />
- Unterstützung von Veranstaltungen der Gesamtelternvertretung<br />
Erweitertes schulisches Angebot:<br />
- Unterstützung verschiedener AG-Angebote wie „Grün macht Schule“, Darstellendes<br />
Spiel, Live-Bands, „Jugend forscht“, Chor<br />
- Auslobung des jährlichen Schreibwettbewerbs „Der grüne Heinrich“ mit<br />
Preisverleihung und Festveranstaltung<br />
Anschaffungen:<br />
- Zuschüsse zur Ausstattung der Kinder- und Jugendbibliothek<br />
- Spielgeräte für den Freizeitbereich<br />
- Schaukästen für besondere Exponate<br />
- zusätzliche Unterrichtmaterialien<br />
- Equipment für die Cafeteria<br />
Impressum:<br />
Herausgegeben im Auftrag des Fördervereins des <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s e.V. <strong>Berlin</strong><br />
von Bernhard Schröter, 2. Vorsitzender<br />
Mit Kommentaren, Anregungen, Verbesserungsvorschlägen u.ä. wende man sich bitte an die<br />
folgende E-Mail-Adresse: bernhardschroeter@t-online.de<br />
Zum Titelfoto: Voller Tatendrang und guter Laune stürmen Schülerinnen und Schüler einer<br />
spanischen Austauschklasse und des <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s bunt gemischt aus dem<br />
Portal der Schule. Das war im Mai des Jahres 2006. Die vielfältigen Kontakte mit spanischen<br />
Schulen haben sich inzwischen erweitert und intensiviert – der Schwung ist also geblieben!<br />
2
An die Mitglieder des Fördervereins (und<br />
alle, die es werden wollen) !<br />
Was Sie in Händen halten, leider mit einiger Verspätung,<br />
ist das erste Exemplar von „<strong><strong>Keller</strong>s</strong> <strong>Freunde</strong>“, einer Zeitschrift<br />
des Fördervereins des <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s,<br />
die mindestens einmal pro Schuljahr erscheinen und<br />
möglichst interessante Informationen in Text und Bild<br />
über das Leben in unserer Schule liefern soll. In dieser<br />
ersten Ausgabe erfahren Sie Sachdienliches über die<br />
Ausgestaltung unseres Schulhofes in den letzten Jahren;<br />
über den Spanisch-Frühunterricht an der Mierendorff-<br />
Grundschule, der von Lehrerinnen unserer Schule durchgeführt<br />
wird; über den Schreibwettbewerb unserer Schule,<br />
den „Grünen Heinrich“. Außerdem bekommen Sie Einblick<br />
in die Abiturakte der Abiturienten des Kriegsjahrganges<br />
1941 der Friesen-Oberschule, der Vorgängerin der<br />
<strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-Schule. Heleen Joor, Abiturientin des<br />
Jahres 1990, erzählt von ihrem Leben in und nach der<br />
Schule, und Schülerinnen und Schüler der 7., 8. und<br />
9.Klassen verraten, warum sie gerade die <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<br />
Schule gewählt haben, als es um den Übergang in die<br />
Oberschule ging. Schließlich liefern wir noch die Namen<br />
der Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs <strong>2011</strong>.<br />
Einem Teil der Auflage dieser Zeitschrift ist eine Bonus-<br />
DVD beigelegt. Auf ihr finden Sie Filmausschnitte, die die<br />
meisten der oben genannten Artikel auf lebendige Weise<br />
ergänzen.<br />
Im Auftrage des Fördervereins<br />
Bernhard Schröter<br />
2. Vorsitzender<br />
3
Es war einmal ein ziemlich trister, auf jeden Fall aber recht einfallsloser Schulhof, wie es<br />
viele auf der Welt und auch in <strong>Berlin</strong> gibt, und der befand sich an der Ecke Olberstraße und<br />
Kamminerstraße und gehörte zum <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<strong>Gymnasium</strong> und zur Elisabeth-<br />
Realschule. Zwar gab es auf ihm zwei<br />
Tischtennisplatten, an denen aber schon seit<br />
langem niemand mehr Tischtennis spielte.<br />
Dazu eine lange, aber im Laufe der Jahre<br />
mehr und mehr verwitterte Sitzbank, die<br />
einen kleinen begrünten Hügel umschloss.<br />
Die Schülerinnen und Schüler hatten sich an<br />
diesen Zustand mehr oder weniger gewöhnt.<br />
Da beschloss eines Tages im Jahre<br />
2008 die Klasse 8.3 sich auf Anregung ihrer<br />
Spanisch-Lehrerin an dem Schulhof-Veränderungs-Wettbewerb<br />
„Grün macht Schule“<br />
zu beteiligen. Die SchülerInnen machten<br />
sich mit Feuereifer an die Arbeit, entwarfen die ausgefallensten und anspruchsvollsten, aber<br />
auch ansprechendsten Modelle für ihren Ideal-Schulhof, und siehe da: ihre Anstrengungen<br />
wurden belohnt, mit nicht nur einem, sondern<br />
gleich drei Preisen: sie gewannen eine<br />
Menge Geld und dazu noch professionelle<br />
Hilfe eines Landschaftsarchitekten bei der<br />
Umsetzung ihrer Schulhof-Wünsche. Es<br />
zeigte sich, dass die Arbeit erst jetzt so<br />
richtig anfing. Am Ende sahen aber nicht<br />
nur die Schüler, die geplant, gebuddelt, gepflanzt<br />
und gemauert hatten, dass da etwas<br />
sehr Schönes und Nützliches entstanden<br />
war, sondern die ganze Schule. Und besonders<br />
die mit farbigen Mosaiken verzierten Sitzbänke gaben dem Schulhof ein lebendiges neues<br />
Gepräge. Das war mehr als ein Anfang für ein ganz neues Schulhof-Gefühl. Dann kam im<br />
Jahre 2009 im Rahmen der <strong>Berlin</strong>er Schulreform die Entscheidung: das <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<br />
<strong>Gymnasium</strong> wird zum einzigen Ganztags-<strong>Gymnasium</strong> im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.<br />
Das war mit zahlreichen umfangreichen Umbauarbeiten verbunden, die auch den Schulhof<br />
betrafen: er wurde flächendeckend mit schönen rötlichen und ockerfarbenen Ziegelsteinen<br />
5
gepflastert – vom Bezirksamt finanziert. Für die erwünschten gemauerten Sitzgelegenheiten<br />
in jenem Teil des Schulhofs, der früher allein den Schülern der Elisabeth-Schule vorbehalten<br />
war, fehlte es jedoch an Bezirks-Geld: nur die dafür nötigen Steine könne man noch liefern.<br />
Direktor Kreitmeyer, des Mauererhandwerks kundig, hatte eine Idee: Schülerinnen und Schüler<br />
der 7.Klassen sollten unter fachkundiger Anleitung selbst im Rahmen eines Projekts die<br />
Maurerarbeiten übernehmen, und man steckte sich dabei sogar ein ehrgeiziges Zeit-Ziel: bis<br />
zum Schulfest am 25 6.<strong>2011</strong> sollten die Sitzmauern stehen. Trotz Skepsis und Bedenken ging<br />
man mit Schwung an die Arbeit; und am Ende stand nicht nur die Mauer (fast) fristgerecht,<br />
sondern die Mehrzahl der Siebtklässler hatte einen ersten praktischen Einblick in die Kunst<br />
des Mauerns gewonnen und wird, so ist zu vermuten, sich in den großen Pausen nicht ohne<br />
Stolz auf die von ihnen mitgeschaffenen Sitzgelegenheiten niederlassen.<br />
Einen kleinen Bericht über die Mauer-Aktion findet man auf der beigegebenen DVD.<br />
6
Der grüne Schulhof der Mierendorff-Grundschule. Es ist 8.15, die Sonne scheint, die Außentemperatur<br />
ist ausgesprochen lernergerecht. Schülerinnen und Schüler der Klasse 5.1 sitzen<br />
oder hocken auf Mäuerchen zu zweit oder zu dritt, mit Stift und Papier bewaffnet. „Wie<br />
heißen die Stammformen von ‚ser’?“, fragt Rainer, und Antoni antwortet, völlig korrekt: Soy,<br />
eres, es…Rainer ist zufrieden. Er ist Experte und entscheidet darüber, ob Antoni auf seinem<br />
Laufblatt ein Häkchen bekommt oder eben<br />
keins. Das Leben so eines Experten ist allerdings<br />
nicht ganz so anstrengend, wie man angesichts<br />
dieser Bezeichnung annehmen könnte.<br />
Die Blätter, auf denen sie ihre Aufgaben<br />
mitsamt den Lösungen aufgezeichnet haben,<br />
haben sie nämlich zu Anfang der Stunde ihrer<br />
Lehrerin vorgelegt, damit garantiert nichts<br />
schief geht. Natürlich kämen die Experten<br />
auch ganz gut ohne diese Blätter aus, aber<br />
sicher ist sicher… Eine gute halbe Stunde<br />
dauert die Überprüfung der Kenntnisse, denn<br />
jeder Schüler muss sich zu 8 Experten begeben,<br />
um sämtliche Häkchen auf seinem Laufzettel zusammenzubekommen. Am Ende werden<br />
die Blätter von der Lehrerin eingesammelt und es stellt sich heraus, dass fast alle fast alles<br />
gewusst haben, was die Experten von ihnen<br />
wissen wollten.<br />
Die Lehrerin, die dafür gesorgt hat, dass<br />
die Fünftklässler aus der Mierendorff-<br />
Grundschule am Ende des Schuljahrs zu<br />
kleinen Spanisch-Experten herangewachsen<br />
sind, heißt Mechthild Ratering und lehrt Spanisch<br />
am <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<strong>Gymnasium</strong>. Was<br />
kann sie uns über die Gründe und den Erfolg<br />
dieser Spanisch-Initiative unserer Schule<br />
sagen? Vor allem sei es gut, die Kinder<br />
schon in diesem Alter an die neue Fremdsprache<br />
heranzuführen. Die Begeisterungsfähigkeit<br />
und Lernfreude der Schüler sei merklich größer als in höheren Klassenstufen;<br />
7
esonders im Vergleich zu den 9. und 10.Klassen im <strong>Gymnasium</strong>, wo häufig Stagnation und<br />
Lernunlust das Bild präge. Da sei es gut, wenn Grundlagen schon einige Jahre vorher gelegt<br />
worden seien und nicht erst in der 7.Klasse, der Eingangsklasse des <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s.<br />
Außerdem liegt die Mierendorff-Grundschule keine 500 Meter von unserer Schule<br />
entfernt und so liegt es nahe, sich so früh wie möglich um die Kinder zu kümmern, die dort<br />
zur Schule gehen. Trotz der Lernwilligkeit der Schüler müssen die Lehrerinnen sich einiges<br />
einfallen lassen, um sie zu motivieren. Denn der<br />
Spanisch-Frühunterricht liegt zeitlich parallel mit<br />
interessanten Arbeitsgemeinschaften, die von Lehrerinnen<br />
der Mierendorff-Schule angeboten werden:<br />
Basteln, Sport … Außerdem wollen Schüler im Alter<br />
von 11 oder 12 Jahren anders genommen werden als<br />
7. oder 8.Klässler; vor allem spielerischer, ohne dass<br />
das Ganze in Spielerei ausartet. Gar nicht so einfach,<br />
wenn es sich um die 7. und 8.Stunde handelt und die<br />
Schüler durch die davor liegenden 6 Stunden schon<br />
ganz schön ausgepowert sind. Aber die Erfolge sind<br />
dennoch ermutigend, und es ist zu hoffen, dass viele der Schüler, die hier ihre Spanisch-<br />
Grundkenntnisse erworben haben, später ihr Spanisch auf dem <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<strong>Gymnasium</strong><br />
vervollkommnen werden.<br />
Ein Filmbericht über diese Frühspanisch-Stunde findet sich auf der beigegebenen DVD.<br />
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Ein paar (mehr oder weniger gute) Gründe, das<br />
<strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<strong>Gymnasium</strong> zu wählen<br />
Sieben Schülerinnen und Schüler der 7., 8. und 9.Klassen berichten<br />
Luan: Die Schule war bei mir in der Nähe, und ein Freund und Verwandte waren auch schon<br />
hier auf der Schule. Ich war auch am ‚Tag der offenen Tür’ hier und fand’s ganz gut. Ich hab<br />
mir die Schule angeguckt, <strong>Freunde</strong> gefragt, die hier auf der Schule sind oder waren, wie’s hier<br />
ist. Es war nicht die einzige Schule, die ich angeguckt<br />
habe, ich hab auch ein paar andere angeguckt,<br />
die hier hat mir halt am meisten gefallen.<br />
Selina: Bei mir war’s so: ich wohne ziemlich weit<br />
weg, in <strong>Berlin</strong>-Staaken, das ist halt fast außerhalb<br />
von <strong>Berlin</strong>, und ich habe mir auch sehr, sehr viele<br />
Schulen angeguckt, bloß: ich wollte unbedingt eine<br />
Schule mit Spanisch, und dann bin ich halt hierher<br />
gekommen. Ich war auch beim ‚Tag der offenen<br />
Tür’, da durfte ich dann in einer Klasse eine Unterrichtsstunde<br />
mitmachen. Und ein paar Wochen später<br />
dann auch einen ganzen Tag, also so einen Probetag,<br />
und mir hat die Schule dann eigentlich ziemlich zugesagt.<br />
Carla: Ich hab die <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-Schule gar nicht gewählt, ich bin hier drauf verwiesen<br />
worden. Eigentlich hatte ich mich auf einer anderen Schule angemeldet, da wurde ich nicht<br />
angenommen, weil ich eine Minute zuviel Schulweg<br />
hatte. Weil wir uns zu spät angemeldet haben,<br />
hatte ich am ersten Schultag überhaupt keinen<br />
Schulplatz, habe dann aber doch noch einen bekommen,<br />
von einer Wiederholerin. – Ich hatte ja<br />
einmal überlegt, die Schule zu wechseln, aufs R.-<br />
<strong>Gymnasium</strong>. Ich habe mir das R.-<strong>Gymnasium</strong> dann<br />
angeguckt, aber ich fand’s jetzt nicht wirklich gut,<br />
zumindest die Klasse, in der ich war, fand ich nicht<br />
wirklich gut. So bin ich dann also hier geblieben.<br />
Julius: Ich habe mich auch auf einem anderen<br />
<strong>Gymnasium</strong> angemeldet und bin auch nicht angenommen<br />
worden. Eine Woche vor Schulbeginn habe ich dann hier angerufen und habe den<br />
Platz hier gekriegt und fand’s hier auch echt gut, sogar, vom Umgang her, besser als die<br />
anderen Schulen.<br />
Jenny:<br />
Wir brauchten eine Schule entweder in Lichtenrade<br />
oder in Charlottenburg, damit meine Eltern ihren<br />
jeweiligen Arbeitsplatz gut erreichen konnten. Die<br />
Schulen in Lichtenrade waren jetzt nicht so toll, und<br />
hier in Charlottenburg war halt die einzige Schule,<br />
die mir gefallen hat, diese hier. Wir sind ständig zu<br />
den ‚Tagen der offenen Tür’ gerannt. Wir waren,<br />
glaub ich, von 10 bis 13 Uhr hier und haben uns<br />
wirklich alles angeguckt. Ja, das ist halt auch so’n<br />
bisschen Gefühlssache bei mir, ich sage also nicht:<br />
9
Oh, die Schule hat einen schönen Physikraum, da<br />
bleib ich jetzt mal, sondern mir ist die ganze Atmosphäre<br />
wichtig, und die hat mir gefallen.<br />
Hewan: Ich kannte die Schule schon, weil meine<br />
Schwester drauf war, und ich wollte auch am Spanisch-Unterricht<br />
teilnehmen. Ich musste also nicht<br />
viel wissen über die Schule, das hat mir meine<br />
Schwester alles erzählt.<br />
Adrian: Bei mir war es eigentlich ein Zufall. Ich kam<br />
vor vier Jahren nach Deutschland, ich komme aus<br />
Polen und da gibt es keine [Oberschul-]Empfehlungen.<br />
Eine Realschule wollte mich nicht annehmen, bei einer Gesamtschule gab’s auch<br />
Schwierigkeiten, und dann bin ich einfach hier hergekommen und habe mit Herrn Kreitmeyer<br />
gesprochen und da hat er mir gesagt, dass er jetzt – wie hat er das gesagt? – „eine Katze im<br />
Sack kauft“.<br />
Die Interviews, aus denen diese Auszüge stammen, wurden im Juni <strong>2011</strong> geführt.<br />
Ausführliche Ausschnitte aus den Interviews finden sich auf der beigefügten DVD.<br />
Das Abitur des Jahres <strong>2011</strong> erfolgreich abgelegt haben<br />
die folgenden Schülerinnen und Schüler des <strong>Gottfried</strong>-<br />
<strong>Keller</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s:<br />
Tugba Akin, Daniel Berger, Jannik Bleich, Milos Bogicevic, Burak Boyaci, Katharina Butt,<br />
André de la Torre Bondarenko, Moritz Maximilian Diab, Dana Dinarvandi, Daniel Gawek,<br />
Marcel Gawek, Melanie Gehrke, Scherwin Ghafour Sahely, Ilka Glatzel, Maximilian Göllner,<br />
Julius Gonzáles, Nino Grabowski, Tugba Gündogdu, Georgina Günther, Nazli Güven,<br />
Johanna Hähner, Nadine Härtenberger, Lilian Helmich, Astri Caroline Hoffmann-Tollaas,<br />
Özge Islek, Gustaf Jakob, Marco Johrde, Oliver Johrde, Maik Kaiser, Antonia Kaszuba,<br />
Benedikt Klietsch, Maj-Lisa Koch, Kamila Krawczyk, Saskia Toni Kreile, Belkiz Kurucu,<br />
Patricia Lenk, Nikolai Lenski, Mustafa Mahmoud, Marietta Mehnert, Madeleine Mennicken,<br />
Nicolas Munck, Inés Noé, Aygül Ömür, Sandra Ortmanns, Alexander Paul, Yalda Pour Tak<br />
Dost, Oskar Prehm, Nicole Prinz, Felix Recke, Linn Röbbel, Husam Sahleh, Diandra<br />
Schindler, Alejandro Scholz Cubas, Samira Schotte, Sascha Daniel Schulz, Nassim<br />
Sheykholeslami, Luis Cosmo Sipp, Nikolaus Stachnik, Diana-Salomé Steffes, Paul Strohfeldt,<br />
Julia Paula Stuhlreyer, Roman Tesch, Elvira Trofymenko, Ayse Tuzcu, Camila Villegas Ruiz,<br />
Johanna Wallbaum, Daniela Wasgint, Volkan Yalcinkaya, Funda Yilmaz, Benjamin Zengin.<br />
Außerdem haben Mara Ebrahim, Corina Müller und Mickey Durstewitz die Schule mit dem<br />
schulischen Teil der Fachhochschulreife verlassen.<br />
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Über Lehrerinnen und Lehrer:<br />
wie sie sein sollten und wie sie manchmal sind<br />
Zwei Abiturienten des Jahrgangs <strong>2011</strong> äußern sich<br />
Nikolai Lenski: Wichtig ist, dass der<br />
Lehrer seinen Schülern zuhört und ihnen<br />
auch ein Mitspracherecht gibt, natürlich<br />
nicht so: „Wir wollen jetzt keinen Unterricht<br />
mehr machen, wir machen jetzt<br />
bitte Schluss“, sondern zum Beispiel so:<br />
wir hatten Herrn Hoffmann in Physik,<br />
und er hat regelmäßig Zettel ausgeteilt<br />
mit Verbesserungsvorschlägen für seinen<br />
Unterricht.- Dann find ich es relativ<br />
wichtig, dass man einen abwechslungsreichen<br />
Unterricht macht. Wir hatten<br />
nämlich einige Lehrer, die haben jedes<br />
Jahr dasselbe gemacht, die haben ihre<br />
Folien von 2001 mitgebracht; das wird<br />
natürlich langweilig, man merkt auch<br />
den Lehrern an, dass ihnen selbst das langweilig geworden ist. – Fairness find ich wichtig,<br />
weil man ja häufig das Problem hat, dass Frauen besser bewertet werden. Oder dass jemand,<br />
von dem man weiß, er weiß es, der aber keine Leistung bringt, trotzdem die Note bekommt,<br />
als hätte er das, was er weiß, auch gesagt. Also da braucht man nur einmal gezeigt haben, dass<br />
man’s kann, sitzt die folgenden Jahre nur da und kriegt trotzdem seine 12 Punkte.<br />
Alejandro Scholz Cubas: Dem kann ich noch die Flexibilität hinzufügen; dass der Lehrer sich<br />
auch ein bisschen der Situation anpasst und Verbesserungsvorschläge aufnimmt. Andererseits<br />
meine ich, dass ein Lehrer seine Leute im Griff haben sollte. Er soll sich nicht irgendwas aufschwätzen<br />
lassen oder groß beeinflussen lassen von der Truppe. Er sollte sie im Griff haben,<br />
aber sie nicht kontrollieren. Es sollte eher eine halbwegs freundschaftliche Beziehung zwischen<br />
Lehrer und Schüler bestehen als eine drohende.<br />
Nikolai Lenski: Bei einigen Lehrern weiß<br />
man jetzt im Nachhinein: Es war nicht böse<br />
gemeint, sondern die meinten: Das ist<br />
einfach Stoff, der wichtig ist, in drei Jahren,<br />
da braucht ihr den, und der wird einem<br />
dann richtig reingepaukt. Aber ich<br />
denke, es gibt bessere Methoden, dem<br />
Schüler das nahe zu bringen, als es einpauken<br />
zu lassen, ohne dem Schüler zu erklären,<br />
warum er es braucht. - Und dann<br />
hatten wir auch ein paar spezielle Lehrer -<br />
die haben wir aber nie länger als ein Jahr<br />
hierbehalten - die führten sich auf wie<br />
Diktatoren und wir waren das unterdrückte<br />
Volk.<br />
11
Alejandro Scholz Cubas: Die offenen Lehrer sind öfters die jungen Lehrer, die Referendare,<br />
die älteren vertreten eher die alte Schule. Aber die Ausnahme bestätigt die Regel und man<br />
findet garantiert an jeder Schule den einen und den anderen Typ.<br />
Nikolai Lenski: Es gibt auch noch einen dritten Typ von Lehrer, und der ist ziemlich häufig.<br />
Bei dem man nicht sagt (mit freudig gehobener Stimme): Toll, bei dem hab ich jetzt<br />
Unterricht ! wo man sich aber auch nicht vor dem Unterricht gruselt, nur ist der Unterricht<br />
halt grottenlangweilig, so was gibt’s ja auch ab und zu mal, oder man kann den Lehrer, sie<br />
oder ihn, nicht besonders gut leiden, aber nicht deswegen, weil er seine Machtposition<br />
ausnutzt, sondern aus irgendwelchen persönlichen Gründen.<br />
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einem Interview, das mit den beiden Schülern im Juni<br />
<strong>2011</strong> geführt wurde. Längere Ausschnitte aus dem Interview finden sich auf der beigegebenen<br />
DVD.<br />
Wir waren `ne ganz tolle Truppe!<br />
Interview mit Heleen Joor, Abiturjahrgang 1990<br />
Heleen Joor, gebürtige Niederländerin, kam 1983 auf die <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-Schule und machte<br />
hier ihr Abitur im Jahre 1990. Im Folgenden einige Ausschnitte aus dem Interview, das sie<br />
uns im September <strong>2011</strong> gab. Die Fragen stellten Frau Zorn und Herr Schröter.<br />
Über das Fach Darstellendes Spiel:<br />
Joor: In der Oberstufe habe ich den Kurs Darstellendes Spiel belegt – das war damals eine<br />
ziemlich neue Einrichtung. Unsere Lehrerin war Frau Zorn. Ich habe schon immer gerne<br />
gesungen und auch immer gerne Theater gespielt und dort konnte ich, im Rahmen eines<br />
Schulfachs, all das machen, konnte kreativ sein. Wir waren eine ganz tolle Truppe mit ganz<br />
unterschiedlichen Leuten und Mentalitäten, das war unwahrscheinlich spannend. Wir sind<br />
richtig zusammengewachsen, jeder hat da seinen Platz gehabt. Das war großartig, was wir da<br />
zusammen auf die Beine gestellt haben, es war wirklich eine klasse Zeit!<br />
Zorn: Ich sehe das ganz ähnlich. Ich hatte über die Jahre ja viele Theatertruppen, darunter<br />
zwei Lieblingstruppen, das war diese und dann noch eine andere ein paar Jahre später.<br />
Joor: Was die Stücke betrifft, die wir gespielt haben, fällt mir als erstes die Operette ‚Orpheus<br />
in der Unterwelt’ ein, eine Adaptation der Gluck’schen Oper ‚Orpheus und Eurydike’ von<br />
Jacques Offenbach. Wir haben aber nur einige der originalen Stücke daraus verwendet und<br />
viele eigene Lieder eingebaut. Ich musste die Venus spielen in einem roten Lackkleid (lacht),<br />
das war großartig!<br />
Zorn: Das war auch die erste Zusammenarbeit mit Herrn Kany, der damals als Referendar<br />
gerade an die Schule gekommen war und die Klavierbegleitung übernommen hat und das<br />
Singen geübt hat mit den Schülerinnen und Schülern. Es haben ja auch Schüler gesungen, die<br />
erst gar nicht singen wollten, weil sie dachten, sie könnten das gar nicht.<br />
Schröter: Und als er das gesehen hatte, wusste er: an dieser Schule bleibe ich! (Gelächter)<br />
Über die Schule, den Unterricht und das Leben:<br />
Joor: Ich habe eine ganz tolle Zeit hier gehabt. Ich bin gerne hier her gegangen, und ich hatte<br />
das Glück, dass ich relativ schnell und leicht lernen konnte. Dadurch blieb mir viel Zeit für<br />
anderes. Damit hängt wohl zusammen, dass ich mich mehr an die Menschen um mich herum<br />
erinnere als an den konkreten Unterricht.<br />
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Es gab immer wieder Phasen, in denen ich das Gefühl hatte, es gibt den Raum Schule, wo<br />
man lernt, und dann gibt es die Außenwelt, und das war irgendwie nicht eins. Jetzt, wo ich ein<br />
kleines Kind habe, denke ich: eigentlich könnte das anders sein! Eigentlich könnten die<br />
Grenzen zwischen Schule und Leben fließender sein. Man merkt ja: die Kleinen lernen von<br />
Anfang an, sind wissbegierig, und bei meinem Kind ist das doppelt spannend, weil es<br />
zweisprachig aufwächst; es lernt einfach im Leben und vom Leben. - An den einzelnen<br />
Schulfächern ist man ja unterschiedlich stark interessiert; da kommt es dann teilweise zum<br />
Absitzen von Zeit und zum Abliefern von Leistung. Das hat mich zwischendurch auch<br />
frustriert und dann auch gelangweilt.<br />
Über Lehrer und Lehren<br />
Joor: Es gab ein oder zwei Lehrer, bei denen einfach klar war, dass sie weniger über das Fach<br />
die Leute bewerten als über die persönliche Zuneigung. Wobei das wahrscheinlich in gewisser<br />
Weise immer irgendwie einfließt. Wenn man einem Menschen mehr zutraut, dann benotet<br />
man ihn vielleicht auch besser, als wenn man ihm weniger zutraut, und man hat auch nicht zu<br />
jedem einen persönlichen Zugang. Dadurch, dass ich auch selbst unterrichte, nämlich<br />
Gesang, weiß ich, wie schwierig es ist, den Schülern gerecht zu werden: immer wieder sich<br />
neu zu öffnen, auch bei Leuten, die keine Lust haben. Es ist also überhaupt nicht leicht, zu<br />
lehren. Aber ich glaube, dass es einfacher wird, wenn man in Kommunikation tritt, sich nicht<br />
vorne hinstellt und Frontalunterricht macht.<br />
Streng – streng bedeutet ja auch oft, dass der Unterricht eine klare Struktur, eine klare Form<br />
hat. Ich glaube, dass es das ist, was man sich als Schüler wünscht. Ob man deswegen streng<br />
sein muss, weiß ich gar nicht. Aber wenn der Lehrer ständig rumeiert, ist man natürlich<br />
unzufrieden.<br />
Über die vielen Nationalitäten an unserer Schule<br />
Joor: Das war wie selbstverständlich. Das wurde überhaupt nicht in Frage gestellt.<br />
Ausländerfeindlichkeit gab es meiner Meinung nach an unserer Schule nicht, zumindest in<br />
meiner Klasse überhaupt nicht. Wir waren einfach alle in einer Klasse zusammen und kamen<br />
aus unterschiedlichen Ländern.<br />
Zorn: Vielleicht sehe ich das zu rosarot, aber mir scheint, das ist immer noch so. Obwohl der<br />
Anteil [an Schülern mit ausländischen Wurzeln] inzwischen deutlich gewachsen ist.<br />
Joor: In meiner Klasse gab es Türken, es gab Kurden, es gab Jugoslawen, es gab Holländer,<br />
es gab einfach sehr viele Nationalitäten.<br />
Wir haben dann auch eine Klassenreise in die Türkei gemacht, mit Herrn Kraut und Frau<br />
Sziede. Es war ganz toll, auch weil wir Einheimische dabei hatten – ich hatte ja viele türkische<br />
Mitschüler in meiner Klasse. Wir haben wirklich Land und Kultur und Leute kennen<br />
gelernt, abgesehen davon, dass es traumhaftes Wetter war – ja, war ne ganz tolle Reise!<br />
Über ihre Ausbildung und ihr Berufsleben<br />
Joor: Ich habe gelernt an der <strong>Berlin</strong>er Schule für Bühnenkunst, das ist eine Schule für Schauspiel,<br />
Gesang und Tanz. Ich habe im Gesang eine klassische Grundlage bekommen, und zwar<br />
so, dass ich genreübergreifend arbeiten kann, also vom Chanson über Rockmusik bis hin zur<br />
Oper meine Stimme einsetzen kann. Das war eigentlich das größte Geschenk in dieser Ausbildung.<br />
Aber ich bin auch als Schauspielerin ausgebildet worden. Ich habe dann ganz lange<br />
mit mir gehadert: was mache ich denn – gehe ich zur Oper, oder werde ich Schauspielerin und<br />
singe nur hin und wieder? Diese Ambivalenz ist bis heute geblieben. Ich habe während meiner<br />
beruflichen Karriere an sehr unterschiedlichen Projekten mitgearbeitet. Vor 13 Jahren war<br />
ich das erste Mal am Atze-Musiktheater, dahin bin ich jetzt wieder zurückgekehrt. Das ist ein<br />
Kindermusiktheater, wir machen Stücke für Kinder. Ich war aber auch eine Zeitlang an der<br />
Oper, ich war an verschiedenen deutschen Bühnen als Schauspielerin, und versuche immer<br />
13
wieder Projekte zu finden, wo ich genreübergreifend arbeiten kann. Eine reine Opernkarriere<br />
habe ich nicht gemacht, da hätte ich auf zu vieles verzichten müssen, um eine gute Leistung<br />
bringen zu können.<br />
Über ihre aktuellen Projekte<br />
Joor: Ich bin seit kurzem in einem A-Capella-Quartett: ‚Aquabella’. Wir machen Weltmusik<br />
– weibliche Weltmusik. Ich singe in über zwanzig Sprachen – eine spannende Sache! Wir<br />
haben im Herbst im BKA unsere Record-Release-Aufführung. Und bei ‚Atze’ gibt es<br />
„mehrere tolle Stücke für kleine und große Kinder“ (lacht); für Oberschüler unter anderem<br />
eine Biographie über Johann Sebastian Bach - wirklich sehr empfehlenswert. Bei dieser Inszenierung<br />
spielt auch ein 14-köpfiges Orchester mit.<br />
Schröter: Und da singen Sie Frau Bach?<br />
Joor: Da bin ich Frau Bach, es ist mehr eine Sprechrolle. Wir singen auch Choräle, aber es ist<br />
eher ein Schauspiel mit Musik. Das Zuhören und Zuschauen lohnt sich wirklich – zum<br />
Beispiel für einen Musik-Leistungskurs!<br />
Ausführliche Live-Ausschnitte aus diesem Interview finden sich auf der beigegebenen DVD.-<br />
Das Interview wurde in der „Leseinsel“ in der Jugendbücherei des <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<strong>Gymnasium</strong>s<br />
geführt. Die Zuschüsse des Fördervereins fließen auch zum Teil in die Ausstattung<br />
der Jugendbücherei.<br />
14
So lautete das Generalthema des ‚Grünen Heinrich <strong>2011</strong>’, des seit 11 Jahren an unserer<br />
Schule jährlich durchgeführten Schreibwettbewerbs. Menschen, die sich ein bisschen in der<br />
Biographie des Schutzpatrons unserer Schule auskennen, haben bestimmt sofort erkannt, wer<br />
sie da mit ausgestrecktem Zeigefinger zur Entscheidungsfindung auffordert. Es ist <strong>Gottfried</strong><br />
<strong>Keller</strong> höchstpersönlich, so wie ihn der Maler Karl Stauffer-Bern sah; hier allerdings thront<br />
sein Haupt nicht auf dem eigenen, bekanntermaßen ziemlich kleinen Körper, sondern auf dem<br />
bekanntesten Uncle-Sam-Körper aller Zeiten.<br />
<strong><strong>Keller</strong>s</strong> kraftvoller Aufforderung folgten in diesem Jahr über 70 Schülerinnen und<br />
Schüler – ein neuer Rekord. Das verlangte der Jury, die die preiswürdigsten unter den eingesandten<br />
Texten auszuwählen hatte, einiges<br />
an intensiver Lektüre ab. Die Zusammensetzung<br />
dieser Jury – ehemalige<br />
Lehrerinnen und Lehrer der Schule,<br />
ehemalige Schüler und Schülerinnen<br />
und schließlich Mütter und Väter von<br />
Schülern – bringt es mit sich, dass die<br />
Urteile der einzelnen Juroren zum Teil<br />
nicht unerheblich differieren. Dennoch<br />
– oder vielleicht gerade deshalb – wurden<br />
am Ende bisher immer, und so auch<br />
in diesem Jahr, Texte prämiert, die auch<br />
das Publikum überzeugen konnten.<br />
Dies versammelt sich zur Preisverleihung<br />
nach altem Brauch jeweils an<br />
einem Freitag im Mai in der Aula unserer Schule und füllt sie bis auf den letzten Platz,<br />
manchmal auch darüber hinaus. Sehr fraglich ist allerdings, ob sich dort so viele interessierte<br />
Schüler, Eltern, Verwandte und Bekannte drängen würden, wenn’s nur um die Übergabe der<br />
Preise ginge. Denn es wird ja sehr viel mehr geboten: der Schulchor singt schwungvolle und<br />
zu Herzen gehende Lieder und Songs, die im traditionellen Musik- und Theaterworkshop in<br />
Rheinsberg eingeübt worden sind; Schülerinnen und Schüler des Darstellenden Spiels präsentierten<br />
lustige und ernste Szenen, die sich auf das Thema des Wettbewerbs beziehen. Und<br />
natürlich lesen die jungen Autorinnen und Autoren aus den von ihnen eingereichten Werken<br />
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vor. Wenn es am Ende zur Preisverleihung kommt, ist das Publikum also schon gut und<br />
reichlich unterhalten worden und im Übrigen nicht<br />
nur innerlich erhitzt: dafür sorgt die noch immer fehlende<br />
Klimaanlage in der Aula und das aus unbekannten<br />
Gründen traditionell besonders warme<br />
Maiwetter am Tage des ‚Grünen Heinrich’. Diesmal<br />
wurde sogar ein ausgewachsenes Wärmegewitter<br />
während der Veranstaltung geboten, und ein echter<br />
Blitz zuckte draußen vor den Aulafenstern ausgerechnet<br />
in dem Augenblick, als am Lesepult ein fiktives<br />
Gewitter dramatisch intoniert wurde.<br />
Von Veteranen des Fördervereins wird behauptet,<br />
dass es den ‚Grünen Heinrich’ ohne diesen Verein<br />
gar nicht gäbe. Ob das wirklich stimmt, soll an<br />
dieser Stelle nicht erörtert werden. Sicher ist jedoch,<br />
dass die Preisgelder – insgesamt 300 € , die auf 6<br />
Preisträger der unterschiedlichen Altersgruppen verteilt werden – Jahr für Jahr vom<br />
Förderverein gestiftet worden sind. Damit machen sie mit Sicherheit einen der größeren<br />
Ausgabenposten in dessen Budget aus.<br />
Jedes Mitglied dieser gemeinnützigen Vereinigung trägt mit seinem Beitrag also auch ein<br />
wenig zum Gelingen dieser für das kulturelle Leben unserer Schule wichtigen Veranstaltung<br />
bei. .<br />
Zu den Fotos (von oben nach unten): Momentaufnahme aus der Interpretation von ‚Summernights’<br />
durch den Chor – Sara Gluvic (1.Preis der 9. und 10.Klassen) liest aus ihrer Geschichte<br />
‚Worte wie Mauern’ – Die Theater-AG der 9.Klassen spielt ‚Frauenalltag’<br />
Live-Ausschnitte aus der Festveranstaltung finden sich auf der beigegebenen DVD.<br />
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Als <strong>Gottfried</strong> <strong>Keller</strong> noch Friesen hieß<br />
Das Abitur 1941 der Friesen-Oberschule<br />
Es soll Menschen geben, und gar nicht so wenige, die zwar das <strong>Gottfried</strong>-<strong>Keller</strong>-<strong>Gymnasium</strong><br />
kennen, aber nicht wissen, wer <strong>Gottfried</strong> <strong>Keller</strong> war. Aber auch unter denen, denen der<br />
Schweizer Dichter eine wohlvertraute Figur ist, gibt es nur wenige, die wissen, dass unsere<br />
Schule sich für diesen Schutzpatron, und zwar aus gutem demokratischen Grund, erst im<br />
Jahre 1947 entschieden hat. Vorher hieß sie Friesen- Oberschule, benannt nach dem in den<br />
napoleonischen Befreiungskriegen gefallenen Karl Friedrich Friesen, zusammen mit Friedrich<br />
Ludwig Jahn einer der Begründer der Burschenschaften und der Turnbewegung. Im Folgenden<br />
wollen wir einen kleinen Eindruck davon vermitteln, unter welch anderen Umständen<br />
als heute junge Männer (die Friesen-Oberschule war eine reine Jungen-Schule) im Jahre 1941,<br />
also im 3.Kriegsjahr des Zweiten Weltkriegs, ihr Abitur ablegten. Was damals für die Friesen-<br />
Oberschule galt, dürfte in ähnlicher Weise auch in anderen Oberschulen des deutschen<br />
Reiches der Fall gewesen sein. Wir entnehmen alle Angaben einem Aktenordner, der die 70<br />
Jahre, die seitdem vergangen sind, in unserem Schulgebäude überdauert hat.<br />
Die schriftlichen Abitur-Aufgaben: Sie wurden von den Fachlehrern dem Schulrat zur Genehmigung<br />
eingereicht. Besonders im Fach Geschichte<br />
waren sie deutlich vom nationalsozialistischen Geist<br />
(vielmehr: Ungeist) geprägt: Friedrich der Große –<br />
Bismarck – Hitler: Versuch einer Würdigung ihrer<br />
staatspolitischen Leistung im Vergleich – Der<br />
Nationalsozialismus als Gestalter der deutschen Kulturlandschaft<br />
- Geschichte der Einkreisung Deutschlands<br />
(1890 – 1914) – Was ist „Lebensraum“? Aber<br />
auch in den Fächern Erdkunde und Deutsch bezogen<br />
sich die Themen auf Kampfesbereitschaft und Kriegssituation:<br />
Autarkie und Rohstoffwirtschaft Deutschlands<br />
(Erdkunde) – Was bedeutet uns Deutschen<br />
Potsdam? – „Und setzet ihr nicht das Leben ein, nie<br />
wird euch das Leben gewonnen sein.“ – Erläuterung des Thukydides-Wortes: „Nicht Mauern<br />
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und Türme schützen einen Staat, sondern Männer.“ (Deutsch) Selbst im Fach Mathematik<br />
war eine der Aufgaben kriegsbezogen: „Ein Flieger wirft bei 288 km Stundengeschwindigkeit<br />
aus h = 4000 m eine Bombe ab. Wie groß ist die Wurfweite und der Visierwinkel im luftleeren<br />
Raum? Die Formeln sind zu entwickeln. Berechne den Visierwinkel, wenn die Rücktrift<br />
für den gegebenen Fall 6,2% der Wurfweite beträgt und vergleiche ihn mit dem Visierwinkel<br />
für den luftleeren Raum.“<br />
Die mündliche Prüfung: Besonders häufig geprüft wurde das Fach „Rassenkunde“. Einige der<br />
Fragen, die dort den Prüflingen gestellt wurden: Welches Rassengemisch ist unerwünscht? –<br />
Seit wann erfreuen sich Juden der „Freiheit“? Welche Geheimorganisationen waren dabei<br />
behilflich? – Welche Mischehen haben zu geringe Kinderzahl? – Bauernstand und Blutsquell<br />
– Wie kann man Kinder der Untüchtigen vermeiden? – Was ist das Typische einer<br />
Erbkrankheit?<br />
Handschrift: Einige der Lehrer besaßen offensichtlich eine Schreibmaschine. Mangels Tippex<br />
ließ das Schriftbild ihrer Texte aber zum Teil zu wünschen übrig. Die große Mehrzahl der<br />
Texte war jedoch handschriftlich<br />
verfasst, die der Schüler grundsätzlich.<br />
Während deren Handschrift oft wie<br />
gestochen wirkt, bewegten sich die<br />
handschriftlichen Notizen der Protokollanten<br />
beim mündlichen Abitur am<br />
Rande der Lesbarkeit.<br />
Die Kopfnoten: Jeder Schüler bekam<br />
eine allgemeine Bewertung auf dem<br />
Formblatt, das die Ergebnisse der<br />
schriftlichen Prüfungen und das Protokoll<br />
der mündlichen Prüfung enthielt.<br />
Diese Bewertung bezog sich keineswegs<br />
nur auf die schulischen Leistungen,<br />
sondern oft auch auf Temperament<br />
und Charakter, bisweilen auch auf das<br />
Äußere der Schüler. Hier einige Beispiele:<br />
„Ein Schüler, der wegen seines kindlich-kindischen Wesens noch einen recht jungenhaften<br />
Eindruck macht. Sein Benehmen, seine Art zu antworten, wobei Falsches zum Teil mit<br />
Hartnäckigkeit wiederholt wird, sind so einfältig, daß oft die ganze Klasse lacht.“ – „In<br />
gänzlich unjugendlicher Bequemlichkeit sitzt er – erhaben lächelnd – sich kaum bewegend –<br />
den rechten Unterarm erhoben – steif und humorlos unter seinen Kameraden, unfähig, herzlich<br />
fröhlich zu sein.“ – „ Er ist erst zu Ostern auf unsere Anstalt gekommen. Der erste Eindruck<br />
auf Lehrer und Schüler war erschütternd. Haarschnitt, Armband, Haltung, Auftreten,<br />
alles war so eigenartig, daß seine Kameraden ihn ganz energisch ablehnten; erst in letzter Zeit<br />
ist nach mehrfacher Rücksprache mit den Eltern eine Besserung eingetreten. […] Der Klassenleiter<br />
hat sich lange überlegt, ob er ihn nicht vom Unterricht ausschließen lassen solle, aber<br />
es fehlten greifbare Unterlagen dafür. […] Im Sport macht er eine ganz klägliche Figur; das<br />
Urteil des Sportlehrers lautet: unlustig, unentschlossen und ängstlich. In der Hitlerjugend war<br />
er nie Mitglied, nach Aussage der Eltern angeblich nicht wegen seiner schlechten Augen.“<br />
Die Lebensläufe der Abiturienten. Jeder Schüler hatte schriftlich um die Zulassung zum<br />
Abitur nachzusuchen. Dazu gehörte ein handgeschriebener Lebenslauf. Die Gliederung dieser<br />
Lebensläufe wurde wohl vom Lehrer vorgegeben, sowohl von der Länge her als auch inhaltlich<br />
unterschieden sie sich aber durchaus. Während einige Schüler sich ausführlichst über ihre<br />
Zugehörigkeit zu den verschiedenen Formationen des Jungvolks oder der Hitlerjugend verbreiteten,<br />
behandelten andere diesen Aspekt nur am Rande. Der im vorigen Abschnitt beschriebene<br />
langhaarige Schüler zum Beispiel schreibt nur: „Zur Hitlerjugend meldete ich<br />
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mich verhältnismäßig spät, und zwar wegen eines ererbten Augenleidens, das sich schon in<br />
früher Jugend zeigte.“ Auch sonst hält sich dieser Schüler, was das Politische betrifft, äußerst<br />
bedeckt. Die meisten Schüler bekräftigen aber ihre Nähe zu den Anschauungen des Nationalsozialismus:<br />
„Meine Eltern taten alles, um mir eine gute Erziehung zukommen zu lassen: sie<br />
verwöhnten mich nicht, ließen mich nicht verweichlichen und vermieden es, daß ich mit Menschen<br />
minderwertigen Charakters oder mangelhafter Bildung in Berührung kam. Dagegen<br />
führten sie mich stets zu solchen Menschen, die ich noch heute als meine Vorbilder betrachte,<br />
die zwar schlicht und einfach waren, die aber einen festen Charakter, ein aufrechtes, ehrliches<br />
Wesen und eine gepflegte deutsche Sprache hatten.“ - „Hier [nämlich in der ‚Technischen<br />
Bereitschaft’] lernte ich den wahren Kameradschaftsgeist kennen. Meine Führer und älteren<br />
Kameraden hatten die Kämpfe bis zur Machtübernahme selbst mitausgefochten und waren<br />
uns Kleineren Vorbild in unserer geistigen Haltung.“ - „Wir deutschen Jungen fühlen jetzt,<br />
daß wir durch ein stärkeres Band zusammengehalten als nur durch gemeinsames Spiel und<br />
Schulinteressen. Uns bindet vor allem der Gedanke, daß wir einem großen Volk und einer<br />
Rasse angehören und daß unsere Zukunft dadurch gesichert wird, daß wir immer zusammenhalten.“<br />
Dieser Schüler, obwohl in erster Linie technisch interessiert, kann plötzlich auch dem<br />
Beruf des Kaufmanns etwas abgewinnen, denn: „Dem deutschen Kaufmann bieten sich heute,<br />
wo der Führer dem Reich seine Freiheit wiedergab, Möglichkeiten, an die man früher nicht<br />
hätte denken können. Auch erscheint jetzt, nach der Ausschaltung des Judentums, die<br />
kaufmännische Betätigung in einem ganz anderen Licht als früher.“ - Ein anderer schreibt:<br />
„Schon mit 6 Jahren beteiligte ich mich an<br />
den Fahrten, die uns durch deutsche Gaue<br />
führten. Von Stettin fuhren wir über das<br />
Haff nach Rügen. Wir besichtigten die alte<br />
Festungsstadt Stralsund und die Stelle, an<br />
der einst Schill den Heldentod fürs<br />
Vaterland starb. Mit dem Verein wanderte<br />
ich durch das Erzgebirge und besuchte die<br />
deutsche Ostmark, das Land, in dem unser<br />
Führer geboren wurde. Mit der Schule<br />
machten wir eine Fahrt nach Danzig, der<br />
rein deutschen Stadt, die uns durch fremde<br />
Willkür vom Reich abgetrennt worden<br />
war.“ Dass solche Bekenntnisse aber zum<br />
„guten Ton“ gehörten und auch von<br />
Schülern abgeliefert wurden, denen der<br />
Nationalsozialismus wohl ziemlich egal<br />
war, könnte man bei dem folgenden Schluss eines solchen Lebenslaufes vermuten: „Nach<br />
einer anstrengenden Beschäftigung finde ich Erholung bei der Lektüre eines guten Buches.<br />
Auch die Musik, in Gestalt einer Oper, eines Konzertes oder des Instrumentenspieles bringt<br />
mir Stunden der Entspannung. – Nicht an letzter Stelle möchte ich die Hitler-Jugend erwähnen,<br />
wo ich im Kreise meiner Kameraden freudig meine Dienstpflicht erfülle, indem ich mich<br />
einerseits mit Grundzügen der nationalsozialistischen Weltanschauung vertraut mache und<br />
andererseits meine Kraft einsetzen kann, einen kleinen Teil am Werke des Führers beizutragen.<br />
– Mein größter Wunsch ist es, als Chemiker meine Arbeitskraft in den Dienst des<br />
deutschen Volkes stellen zu dürfen.“ Von den 14 Prüflingen (3 Schüler waren wegen mangelhafter<br />
Leistungen nicht zum Abitur zugelassen worden) bestanden 13 das Abitur. Wieviele<br />
von ihnen dann in den noch folgenden 4 Kriegsjahren ihr Leben verloren haben, geht verständlicherweise<br />
aus den Abiturakten nicht hervor.<br />
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