2. - GSI
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" Raffiniert<br />
ist der Herrgott...<br />
♂<br />
Horizont<br />
künftig<br />
●<br />
jetzt<br />
vergangen<br />
Wissenschaft für alle<br />
Mittwoch, 14. Dezember, 14h im Hörsaal<br />
" Wer aufgehört hat zu fragen, ist schon tot..."<br />
c + c = c<br />
↑<br />
Warum und wie er unsere Vorstellung<br />
von Raum und Zeit revolutioniert hat<br />
Fritz Bosch, <strong>GSI</strong><br />
...aber bösartig<br />
ist er nicht. "
Aristoteles denkt vor der<br />
Freiburger Universität alterslos<br />
die Geheimnisse von Raum und Zeit<br />
April 1945<br />
↓<br />
'τοϋτο γαρ εστίν ο χρόνος, αριθμός κινήσεως<br />
κατά τό πρότερον καί ύστερον'<br />
'Dieses nämlich ist die Zeit, die Zahl der Bewegung<br />
gemäß dem Früheren und Späteren'<br />
Aristoteles, Physik 219 b<br />
1. Einführung und Überblick<br />
Wieso erhalten wir<br />
wahrscheinlich bleibende<br />
Erkenntnisse über Raum und<br />
Zeit von dem Physiker Albert<br />
Einstein - der diese doch nur<br />
als Maßstab und<br />
'Handwerkszeug' benutzt?<br />
'Es gibt nur einen Inbegriff, darin alle unsere<br />
Vorstellungen enthalten sind, nämlich der<br />
innere Sinn und die Form desselben a priori,<br />
die Zeit'<br />
I. Kant, Kritik der reinen Vernunft, B 194
(Warum ???)
Die Vorstellungen der Speziellen Relativitätstheorie<br />
ergeben sich<br />
• aus dem 'alten' Postulat<br />
– der Invarianz der Naturgesetze in allen gleichförmig bewegten<br />
Bezugssystemen ('Inertialsystemen'<br />
( 'Inertialsystemen') )<br />
• und einer neuen, paradoxen Erfahrungstatsache<br />
– der absoluten Konstanz der Lichtgeschwindigkeit<br />
Wenn das stimmt, müssen sich unsere<br />
Maßstäbe für Raum und Zeit ändern :<br />
→ sie werden abhängig vom jeweiligen<br />
Koordinatensystem !!
'...dass dem Begriffe der absoluten Ruhe ...keine ... keine Eigenschaften<br />
der Erscheinungen entsprechen... [und] dass sich das Licht im<br />
leeren Raume stets mit einer bestimmten...Geschwindigkeit c<br />
fortpflanze.'<br />
Zur Elektrodynamik bewegter Körper, Annalen der Physik 17 (1905) 891<br />
μή εική περί τών μεγίστων συμβαλώμεθα.<br />
Nicht planlos sollen wir über die größten Dinge<br />
Vermutungen anstellen.<br />
Heraklit/Einstein
'Die Gesetze der Physik müssen so beschaffen sein, dass sie in<br />
Bezug auf beliebig bewegte Bezugssysteme gelten'<br />
Die Grundlagen der Allgemeinen Relativitätstheorie, Annalen der Physik 49 (1916) 769<br />
R ik – 1/2 R g ik (– Λ g ik ) = 8π G/c 4 T ik<br />
'Matter tells spacetime how to curve, and curved space<br />
tells matter how to move... and matter tells spacetime...' (J. Wheeler)
Die Allgemeine Relativitätstheorie (ART) von 1915 verlangt die<br />
Invarianz der Naturgesetze in allen Bezugssystemen<br />
• die 'Metrik' der Raum-Zeit, d.h. die Geometrie des Raums<br />
und der Gang von Uhren ergibt sich aus der Verteilung von<br />
Masse und Energie; Licht wird von Materie abgelenkt.<br />
• die Zeit hängt von der jeweiligen Schwerkraft ab; für extreme<br />
Dichten 'hört sie auf' : 'Schwarzes Loch' bzw. 'Ereignishorizont'<br />
• die vierdimensionale Raumzeit ist endlich, aber grenzenlos<br />
sie hat einen 'Horizont'<br />
ει έστι τι ο τόπος, εν τίνι έσται ; Wenn der Ort etwas ist, worin sollte er dann sein ?<br />
Zenon
Bildquelle: http://hubble.nasa.gov<br />
Die Wirklichkeit hat einen<br />
'Horizont':<br />
Jeder Blick in die Tiefen<br />
des Raums ist zugleich<br />
auch ein Blick zurück in die Zeit<br />
- aber unabänderlich<br />
begrenzt durch die<br />
Endlichkeit der<br />
Lichtgeschwindigkeit.<br />
Was ist 'hinter' der Welt?<br />
Sofie in J. Gaarders 'Sofies Welt'
<strong>2.</strong> Warum und wie Einstein und seine Wegbereiter die<br />
Vorstellungen von Raum und Zeit revolutionieren mussten:<br />
Die Spezielle Relativitätstheorie<br />
• wie muss man die Maßstäbe der mathematischen Gleichungen der Physik –<br />
also Raum und Zeit - beim Übergang in ein anderes 'Inertialsystem'<br />
transformieren, damit die Gesetze unverändert (invariant) bleiben?<br />
Antwort bis etwa 1900: 'Galilei-Transformation'<br />
'...questo grandissimo libro della<br />
natura è scritto in lingua matematica'<br />
'...dieses gewaltige Buch der Natur<br />
ist in mathematischer Sprache<br />
geschrieben'<br />
Galileo Galilei
Die 'Galilei-Transformation'<br />
x' = x – vt; x = x' + vt' = x' + vt<br />
t' = t<br />
t 2 ' – t 1 ' = t 2 – t 1 x 2 ' – x 1 ' = x 2 – x 1<br />
es gibt nur eine Zeit: t = t'; Längen und Zeitdifferenzen sind<br />
gleich; Geschwindigkeiten addieren sich
•<br />
Die 'absolute Zeit' und der 'absolute Raum' Newtons<br />
- widergespiegelt in der Galilei-Transformation:<br />
'Die absolute, wahre und mathematische Zeit fließt, gemäß<br />
ihrer eigenen Natur, gleichförmig und ohne Bezug auf<br />
irgendein äußeres Ding und daher ohne Bezug auf irgendeine<br />
Änderung oder eine Methode, sie zu messen'<br />
• 'Der absolute, wahre und mathematische Raum bleibt, gemäß<br />
seiner eigenen Natur, immer ähnlich und unbeweglich,<br />
ohne Bezug auf irgendein äußeres Ding'<br />
Isaac Newton, Philosophiae naturalis principia mathematica
→<br />
Naturgesetze müssen 'Galilei-invariant' sein<br />
nur solche Beziehungen physikalischer Größen, die<br />
invariant bezüglich aller Galilei-Transformationen sind,<br />
können als allgemeine Naturgesetze gelten<br />
Urmeter in Paris Alex in Berlin<br />
Es gibt nur<br />
einen 'Weltmaßstab'<br />
Es gibt nur<br />
eine 'Weltzeit'
Das Licht bewegt sich immer gleich schnell, und der 'lichttragende<br />
Äther' zeigt sich nicht: Von der Galilei- zur Lorentztransformation<br />
Es gelang James C. Maxwell, alle elektromagnetischen Phänomene<br />
durch vier monumentale Gleichungen zu beschreiben. Sie erklären u.a. die Induktion<br />
und sagen freie elektromagnetische Wellen voraus. Zwei davon sind:<br />
rot E = - d/dt B<br />
1864<br />
rot B = ε0μ0 d/dt E<br />
Ein zeitlich veränderliches Magnetfeld (d/dt B) ) erzeugt ein zeitlich veränderliches<br />
elektrisches Wirbelfeld (rot E), ), das nun wiederum ein zeitlich veränderliches<br />
magnetisches Wirbelfeld (rot B) ) erzeugt, usw., usw...Diese Wirbelfelder lösen sich<br />
von der Quelle der zeitlich veränderlichen Felder (z.B. in einer Radioantenne<br />
oszillierende Elektronen) ab und breiten sich mit der Lichtgeschwindigkeit<br />
c = (ε ( 0μ0 ) -1/2 im leeren Raum aus.<br />
Vereinigung von Optik (Licht) und Elektromagnetismus<br />
Die Lichtgeschwindigkeit c ist mit Eigenschaften des leeren Raumes verknüpft<br />
ε0 = 'Dielektrizitätskonstante' des Vakuums<br />
μ0 = 'Permeabilität' des Vakuums
Das erste theoretische Bild der Abstrahlung freier elektromagnetischer Wellen eines<br />
elektrischen Dipols, veröffentlicht 1889 von deren Entdecker, Heinrich Hertz.<br />
→ die Maxwellschen Gleichungen sind nicht Galilei-invariant !!!<br />
→ Relativbewegungen von elektrischen Leitern bzw. von Magneten ergeben<br />
unterschiedliche Effekte !<br />
Welches Medium ist der 'Träger' dieser Wellen ( ' Äther ' ??)
Michelson-Morley-Joos Experimente: Versuche, die<br />
Relativbewegung der Erde zum 'Äther' zu messen,<br />
zeigen keinen Effekt (1881 – 1930 !)
1. Die Erklärung durch Hendrik Lorentz und George Fitzgerald:<br />
Im Bezugssystem des Äthers werden Länge und Zeit um den Faktor<br />
[1 – v/c) 2 ] 1/2 verkürzt. verkürzt.<br />
Der 'Äther' bleibt, aber eine Relativbewegung zu ihm<br />
kann prinzipiell nicht festgestellt werden<br />
Hendrik A. Lorentz, der erste Nobelpreisträger<br />
der Theoretischen Physik, 1902
Albert Einsteins und Henri Poincarés Erklärung:<br />
a) 'Dem Begriffe der absoluten Ruhe entsprechen keine Eigenschaften<br />
der Erscheinungen...' [Es gibt also kein 'absolutes' Bezugssystem]<br />
Bezugssystem<br />
b) Das Licht breitet sich im leeren Raum stets mit einer bestimmten,<br />
vom Bewegungszustand des emittierenden Körpers unabhängigen<br />
Geschwindigkeit c aus<br />
c) Wenn man den Äther auf keine Art feststellen<br />
kann, braucht man ihn nicht !<br />
Der Mathematiker Jules Henri Poincaré. Er stellte<br />
gleichzeitig mit Einstein (Juni 1905) eine<br />
nahezu 'identische' Theorie der Relativität auf,<br />
in der 'nur' die aus der Konstanz von c<br />
folgende Äquivalenz von Masse und Energie<br />
E = M c 2<br />
fehlt, die Einstein in einer zweiten Arbeit von 1905<br />
hergeleitet hat (auf vier Seiten!)
● ●<br />
●<br />
80<br />
Drei synchronisierte Atomuhren: in der Mitte, bei A und B. Das zur Zeit<br />
t = 0 von der Mitte ausgesandte Licht (Kugelwelle) trifft gleichzeitig<br />
nach 80 Nanosekunden bei den 24 m entfernten Punkten A und B ein.<br />
80
Für die 'inneren' Beobachter hat sich<br />
nichts geändert: A und B werden immer<br />
noch gleichzeitig getroffen.<br />
●<br />
●<br />
●<br />
Für die jeweils<br />
Bei den 30 m von der Mitte entfernten<br />
äußeren Beobachtern trifft das Licht<br />
gleichzeitig nach 100 ns ein. 'A' ist dann<br />
genau in der Mitte, 'B' 48 m davon entfernt<br />
●<br />
●
Die Rolle der Rakete übernehmen bei uns schnelle, angeregte<br />
Ionen, die im Speicherring ESR mit 80% der Lichtgeschwindigkeit<br />
zirkulieren. Das von ihnen ausgesandte Licht hat nach 'vorne'<br />
und 'hinten' stets dieselbe Geschwindigkeit : c
Wie muss man dann die Galilei-Transformation ändern, damit in<br />
jedem Inertialsystem die Lichtgeschwindigkeit = c ist?<br />
Galilei-Transformation Lorentz-Transformation<br />
c2 2 2 = x / t 2 = x' 2 2 x' / t' γ = (1 – β2 ) -1/2 -1/2<br />
β = v/c<br />
x' = x – vt x' = γ (x – vt)<br />
t' = t<br />
w = v' + v<br />
t' = γ (t – v/c 2 x) x<br />
Addition von Geschwindigkeiten<br />
(Geschwindigkeit v' im mit v bewegten System)<br />
w = (v' + v) / (1 + v' v/c 2 )<br />
(für v' oder v = c → w = c !)
Die 'Galilei-Transformation'<br />
x' = x – vt; x = x' + vt' = x' + vt<br />
da t' = t<br />
t 2 – t 1 = t 2 ' – t 1 ' x 2 – x 1 = x 2 ' – x 1 '<br />
es gibt nur eine Zeit: t = t'; Längen und Zeitdifferenzen sind<br />
gleich; Geschwindigkeiten addieren sich
In der 'Galilei-Welt' (G) stehen die<br />
Koordinaten für Zeit (t) und Raum (x)<br />
senkrecht aufeinander (die<br />
Geschwindigkeit v erfolge in Richtung<br />
der x-Achse; nur diese Koordinate ist<br />
von der Transformation betroffen). Orte<br />
gleicher Zeit (z.B. t = 2) sind Parallelen<br />
zur x-Achse, gleiche Orte (z.B. x = 3)<br />
liegen parallel zur t-Achse.<br />
In der 'Lorentz-Einstein-Minkowski-Welt'<br />
(LEM) sind die Koordinatenachsen<br />
schief: Orte gleicher Zeit (z.B. t' =2) bzw.<br />
gleiche Orte (z.B. x' = 3) liegen auf den<br />
- ebenfalls schiefen - Parallelen<br />
zu t' bzw. x'.
Wie kommt man von der Galilei- Welt<br />
(schwarz) zur LEM-Welt (grün)?<br />
1. Man geht auf der ct-Achse zur "1"<br />
(Zeiteinheit der 'G-Welt') und dann um<br />
β = v/c horizontal nach rechts. Diesen<br />
Punkt verbindet man mit dem Ursprung (0)<br />
und erhält so die grüne ct'-Achse.<br />
<strong>2.</strong> Die Einheit der 'neuen Zeit, ct' = 1',<br />
erhält man, indem man auf der ct-Achse<br />
um (1 –β 2 ) - 1/2 nach oben und dann<br />
horizontal nach rechts geht bis zum<br />
Schnittpunkt mit der (neuen) ct'-Achse.<br />
3. Für die neue x'-Achse verfährt man<br />
analog (erst eine Einheit auf der x-Achse<br />
nach rechts...).<br />
4. Man sieht, dass für β = 1 (rote Winkelhalbierende<br />
= Licht!) beide Achsen<br />
zusammenfallen. Die Einheiten für Länge<br />
und Zeit werden dann 'unendlich'!!
Eine notwendige Folge der<br />
konstanten Geschwindigkeit<br />
des Lichts ist die<br />
vierdimensionale Raumzeit<br />
●
Die relativistische Straßenbahn: v = 270 000 km/s<br />
β = v/c = 0,9; Lorentzfaktor γ = ( 1 – β2 ) -1/2 = 2,29
Zwillingsparadoxon<br />
Hans fliegt mit β = 0,8 zum vier<br />
Lichtjahre entfernten Fixstern Proxima<br />
Centauri (PC) und zurück. Er braucht<br />
dafür auf seiner grünen Uhr aber nur<br />
insgesamt 6 Jahre, während seine<br />
Zwillingsschwester Sophie bei seiner<br />
Rückkehr 10 Jahre älter geworden ist.<br />
Warum aber gilt dasselbe nicht<br />
umgekehrt genauso ??<br />
Weil Hans das Inertialsystem Sophies<br />
durch Beschleunigen und Abbremsen<br />
verlassen hat und das 'spürt', im<br />
Gegensatz zu Sophie, die stets in<br />
ihrem Inertialsystem bleibt.<br />
Man kann zeigen, dass die Beschleunigungsphasen<br />
- wenn sie nicht zu<br />
lange sind - (z.B. jeweils 24 Tage mit<br />
10 g = 100 m/s 2 ) das Ergebnis nicht<br />
entscheidend ändern. Ob aber Hans<br />
davon etwas 'hat', bleibt sehr fraglich.
Es wurde verabredet, dass Hans an<br />
jedem Jahrestag des Abflugs (auf<br />
seiner Uhr) ein Signal zur Erde sendet.<br />
Diese Lichtsignale müssen unter 45 0<br />
nach 'links' gehen.<br />
Sophie empfängt das erste aber erst<br />
nach drei, das zweite nach sechs und<br />
das dritte nach neun Jahren, also mit<br />
1/3 der von Sophie erwarteten<br />
Frequenz von 1/Jahr.<br />
Die drei Signale aber, die Hans nach<br />
der Umkehr sendet, empfängt Sophie<br />
alle zwischen den Jahren 9 und 10,<br />
also mit einer Frequenz von 3/Jahr!<br />
Bei der Hinreise ist also die Frequenz<br />
ν dreimal kleiner und die Wellenlänge<br />
λ daher dreimal größer (wegen c = λ ν<br />
und der Konstanz von c) – und bei der<br />
Rückreise ist es genau umgekehrt!<br />
Dies ist der 'relativistische
Wie definiert und misst man die Zeit in der Physik?<br />
Über Frequenzen !!<br />
Cs- Atomuhr der PTB<br />
________ E 1<br />
↓ E 1 – E 2 = h ν<br />
__ ↓_____ E 2<br />
ν = 9 192 631 770 Hz 133 Cs<br />
Definition der Sekunde über<br />
die Frequenz eines Photons<br />
im Cäsium (Cs)-Atom<br />
Die Lichtgeschwindigkeit c<br />
im Vakuum ist definiert als:<br />
c = 299 792 458 Meter/Sekunde<br />
→ 1 Meter ist festgelegt
'Dieses nämlich ist die Zeit, die Zahl (Frequenz) der<br />
Bewegung (Schwingung eines Photons im Cs-Atom)<br />
gemäß dem Früheren und Späteren'<br />
Aristoteles, Physik 219 b/ Physiker ab 1967
Die irdischen Atomuhren werden mit den Satellitenuhren des<br />
GPS synchronisiert. Dabei ist eine Korrektur anzubringen, da<br />
diese Satelliten sich mit 14 000 km/h = 1,3 x 10 -5 c<br />
relativ zu<br />
uns bewegen : ihre 'Uhr' läuft etwas langsamer !
Das Rätsel der 'Myonen'<br />
Myonen sind kurzlebige 'schwere'<br />
Elektronen mit einer 'Lebensdauer'<br />
τ = 2,2 x 10 -6 Sekunden<br />
Sie entstehen in der Atmosphäre<br />
in etwa 10 - 14 km Höhe durch<br />
kosmische Strahlung. Selbst<br />
Myonen höchster Energie<br />
(v/c = β = 0,999) können während<br />
ihrer Lebensdauer aber nicht mehr<br />
als eine Strecke<br />
s ≈ τc = 2,2 10 -6 x 3 10 5 km = 0,66 km<br />
zurücklegen. Nun werden aber<br />
viele Myonen auf der Erdoberfläche<br />
registriert. Wie ist das möglich??
...es gibt mehr Myonen auf der Erde,<br />
als unsere Schulweisheit sich träumen<br />
lässt...<br />
(fast) Hamlet
Achim Zschau<br />
Zeitdilatation in unserem Ionen-Speicherring ESR<br />
β = 0,8 → τ (Labor) = (1-β2 ) -1/2 Instabile Atomkerne, mit 80% der Lichtgeschwindigkeit gespeichert, 'leben' 66% länger.<br />
τ0 → τ (Labor) = 1,66 τ0
Die neuen Eigenschaften von Zeit und Raum<br />
1. Zeit und Raum hängen vom Bezugssystem ab.<br />
Jedes System hat seine 'Eigenzeit' und 'Eigenlänge'.<br />
<strong>2.</strong> Die Zeit hängt vom Ort ab, daher gibt es nur noch eine Raumzeit.<br />
Eine Strecke messen heißt, deren Anfang und Ende gleichzeitig zu<br />
bestimmen. Dazu muss man zwei Uhren synchronisieren (über das Licht).<br />
3. Zeitabstände ( t 2 – t 1 = Δt ) und Längen ( x 2 – x 1 = Δx ) ändern sich<br />
Δt' = [1 – (v/c) 2 ] 1/2 Δt → 'Zeitdilatation'<br />
Δx' = [1 – (v/c) 2 ] 1/2 Δx → 'Längenkontraktion'<br />
4. In einem System gleichzeitige Ereignisse ( t 1 = t 2 ) sind es<br />
im bewegten System nicht mehr ( t 1 ' ≠ t 2 ' ).<br />
5. Die Reihenfolge von Zeitpunkten ändert sich aber nicht:<br />
Wenn t 2 – t 1 > 0 ist, dann ist auch t 2 ' – t 1 ' > 0<br />
Also ist keine Verletzung der Kausalität möglich.
6. Geschwindigkeiten addieren sich nicht mehr 'linear'<br />
w = (v' + v) / ( 1 + v' v/c 2 ) [ für v' oder v = c → w = c]<br />
7. Die Lichtgeschwindigkeit ist eine Grenzgeschwindigkeit,<br />
die nicht überschritten werden kann<br />
8. Daher nimmt die 'Ruhemasse m 0 ' mit der Geschwindigkeit v zu<br />
m(v) = 1 / [1 – (v/c) 2 ] 1/2 m 0<br />
9. Die 'Wirklichkeit' (Raumzeit) hat einen<br />
'beschränkten Horizont'<br />
Dies alles ist seither millionenfach und jeden Tag aufs neue bestätigt worden !
Naturgesetze sind nur solche Beziehungen, die in allen<br />
Inertialsystemen gleich, gleich,<br />
also<br />
invariant bezüglich aller Lorentztransformationen sind,<br />
wie z. B.<br />
→ die Lichtgeschwindigkeit<br />
→ die Maxwellschen Gleichungen<br />
→ die 'Ruheenergie' m 0 c 2 von Elementarteilchen<br />
in ihrem Ruhesystem: m 0 c 2 = [E 2 – (pc) 2 ] 1/2<br />
→ die 'Lebensdauer' von Elementarteilchen<br />
in ihrem Ruhesystem
Die Wirklichkeit (Raumzeit) hat einen Horizont:<br />
Der Punkt P kann nur von den Punkten des unteren grünen<br />
Dreiecks kausal beeinflusst werden (absolute Vergangenheit von<br />
P) und nur die Punkte des oberen grünen Dreiecks kausal<br />
beeinflussen (absolute Zukunft von P)<br />
'Minkowski'sche Raumzeit'
Dreidimensionales Bild der vierdimensionalen Raumzeit<br />
Minkowskis<br />
Licht →<br />
'Zeitartig'<br />
Absolute Zukunft<br />
↑<br />
'Wir'•'jetzt'<br />
Absolute<br />
Vergangenheit<br />
← Licht<br />
x = ct<br />
x' = ct'<br />
'Raumartig', d.h.<br />
nicht kausal mit<br />
uns verbunden:<br />
'Anderswo'
3. 'Die Gesetze der Physik müssen so beschaffen sein, dass sie<br />
für alle, beliebig bewegte Bezugssysteme gelten':<br />
Die Allgemeine Relativitätstheorie<br />
R ik – 1/2 R g ik (– Λ g ik ) = 8π G/c 4 T ik<br />
Dann müssen die in physikalischen Beziehungen auftretenden Größen eine<br />
bestimmte mathematische Form haben, sie müssen 'kovariant' sein
Äquivalenz von 'träger' und 'schwerer' Masse<br />
Wenn man prinzipiell nicht unterscheiden kann, ob man sich in einem<br />
Gravitationsfeld oder einem beschleunigten Bezugssystem befindet, kann man<br />
die Struktur ('Metrik') der Raumzeit (Krümmungstensor R ik , metrischer Tensor<br />
g ik ) mit der Verteilung von Masse und Energie (T ik ) verknüpfen: Masse und<br />
Energie legen die Geometrie fest, sie 'krümmen' die Raumzeit. Dies wird in<br />
Einsteins 'Feldgleichung' mathematisch formuliert<br />
(Λ ist die 'kosmologische Konstante').
Die Koordinaten (beschrieben durch die g ik) ik)<br />
sind jetzt 'krumm'<br />
→ auch das Licht wird von Materie abgelenkt<br />
→ die Frequenz des Lichts - also die Zeit! - hängt von der<br />
jeweiligen Krümmung der Raumzeit ab<br />
→ Licht, das aus einem Gravitationsfeld entweicht, wird<br />
'röter', also seine Wellenlänge wird größer und damit<br />
seine Frequenz kleiner, d.h. die Zeit läuft schneller<br />
→ übersteigt die Gravitation einen bestimmten Wert,<br />
kann das Licht nicht mehr entweichen:<br />
es entsteht eine 'Singularität' in der Raumzeit, der<br />
'Ereignishorizont' eines 'Schwarzen Lochs'
Doppelbild eines einzigen Quasars (Q0957 + 561) , hervorgerufen durch die<br />
Ablenkung seines Lichts an den Rändern einer massereichen Galaxis zwischen<br />
Quasar und Erde (Gravitationslinse)<br />
Nicht alles, was wirklich ist, ist deswegen auch wahr
Die Wellenlänge und Frequenz des Lichts – und damit die Zeit<br />
hängt von der lokalen Geometrie der Raumzeit ab<br />
οδός άνω κάτω μία καί ωυτή<br />
Der Weg hinauf und hinab ist ein und derselbe<br />
Heraklit<br />
Licht, das aus einem Gravitationsfeld<br />
entweicht, verliert Energie:: es wird<br />
langwelliger, d.h. 'röter'
Nachweis der 'Rotverschiebung' von Licht im<br />
Gravitationsfeld der Erde durch den 'Mößbauereffekt'<br />
Relative Frequenzverschiebung der 14,4 keV Gammaquanten :<br />
(ν' - ν 0 ) / ν 0 = g h / c 2 = 2,5 x 10 -15<br />
Die Atomuhren (Boulder liegt 1800 m hoch!) und das GPS 'merken' das !!
→ Die Atomuhren in Boulder, Co<br />
auf 1800 m Seehöhe,<br />
Paris (80 m)<br />
und Braunschweig (100 m),<br />
die unsere Zeit festlegen, gehen<br />
unterschiedlich! Die Uhr in<br />
Boulder läuft ein wenig schneller.
Die irdischen Atomuhren werden mit den Satellitenuhren des<br />
GPS synchronisiert. Dabei ist eine zweite Korrektur anzubringen,<br />
weil die 'Uhr' der Satelliten in 20 000 km Höhe schneller geht !
Übersteigt die Gravitation einen bestimmten Wert,<br />
kann das Licht nicht mehr entweichen:<br />
Es entsteht eine 'Singularität' in der Raumzeit, der<br />
'Ereignishorizont' eines 'Schwarzen Lochs'
Der 'Schwarzschildradius' oder 'Ereignishorizont' beträgt<br />
R S = 2 GM/c 2 . Er wäre bei der Sonne 3 km, bei der Erde etwa 1 cm !!<br />
Die Existenz eines Schwarzen Lochs kann man nur indirekt nachweisen:<br />
durch Strahlung und Gravitationswirkung auf andere Objekte.<br />
Am Ereignishorizont 'hört die Zeit auf' : Die Wellenlänge λ des Lichts<br />
wird 'unendlich', die Frequenz ν wird '0' (c = λ ν).<br />
Oh dark, dark,dark. They all go into the dark.<br />
T.S. Eliot, Four Quartets
Das unbeschädigte Eintauchen in Schwarze Löcher ist<br />
aber nur in Science Fiction - Filmen möglich !<br />
Fliegt ein Mensch in ein SL mit<br />
der Masse der Sonne,<br />
beträgt der Unterschied der<br />
Gravitationskraft<br />
zwischen Füßen und Kopf<br />
kurz vor dem Ereignishorizont<br />
etwa 10 Milliarden Newton !!<br />
Der Mensch gelangt daher nur<br />
'in seine Atome zerlegt'<br />
in ein Schwarzes Loch !!<br />
πάντα πάντ χωρεϊ, χωρεϊ,<br />
ουδέν μένει<br />
Alles geht, nichts bleibt<br />
Heraklit
τ Sgr<br />
ζ Sgr<br />
σ Sgr<br />
φ Sgr<br />
Kaus Borealis<br />
Im Zentrum der Milchstraße (Sternbild des Schützen = sagittarius, Sgr ) befindet sich<br />
bei Sgr A* ein riesiges Schwarzes Loch von etwa vier Millionen Sonnenmassen.<br />
δ Sgr<br />
M21<br />
ε Sgr<br />
Kaus Australis, 145 Lj.<br />
δ = - 34 0 23', α = 18 h 24 m<br />
M20 Trifidnebel<br />
M8 Lagunennebel<br />
δ = - 24 0 23', α = 18 h 03 m<br />
γ Sgr<br />
● Sgr A*<br />
δ = - 29 0 00 '<br />
α = 17 h 46 m<br />
25 000 Lj.
Aus Einsteins Feldgleichung der Allgemeinen Relativitätstheorie<br />
R ik – 1/2 R g ik (– Λ g ik ) = 8π G/c 4 T ik<br />
lässt sich dann eine Gleichung ableiten, aus der sich die<br />
'Geschichte' des Universums seit dem 'Anfang' ergibt
Unterwegs zum Anfang der Welt:<br />
Hubbles Entdeckung der universellen 'Rotverschiebung' (1929)<br />
Das Universum ruht...auf einer Schildkröte.<br />
Spektrallinien sind rotverschoben proportional zur Geschwindigkeit 'von uns weg'
Hubbles kühne Deutung 1930 :<br />
Nicht die Galaxien entfernen sich voneinander...<br />
...sondern der Raum selbst dehnt sich aus<br />
Deus est sphaera infinita, cuius centrum est ubique, circumferentia nusquam<br />
Gott ist eine unbegrenzte Sphäre, deren Zentrum überall und deren Mittelpunkt nirgends ist<br />
Nikolaus von Kues
Arno Penzias und Robert Wilson<br />
entdecken 1963 die universelle<br />
3 Kelvin<br />
Hintergrundstrahlung<br />
Das älteste 'Photo' der Welt<br />
Before the beginning and after the end.<br />
And all is always now. T.S. Eliot, Four Quartets
Die Abkopplung von<br />
Strahlung und Materie<br />
bei ca. 3000 K:<br />
Wasserstoffatome<br />
werden neutral<br />
Licht wird 'frei'<br />
Wellenlänge wird bis heute<br />
1000-mal größer<br />
Temperatur wird<br />
1000-mal kleiner<br />
Da schied Gott das Licht von der Finsternis und<br />
nannte das Licht 'Tag' und die Finsternis 'Nacht'<br />
Genesis 1,4
Die heute erreichte Auflösung der 3K Strahlung (WMAP ( WMAP): ):<br />
Abbild des Universums 300 000 Jahre nach dem Anfang<br />
όλβιος ός θείων πραπίδων εκτήσατο πλοϋτον Selig, wer einen Schatz göttlicher Gedanken erwarb<br />
Empedokles
'Größe' des Universums<br />
gegen die Zeit<br />
aus den Friedmann-<br />
Lemaitre-Gleichungen<br />
= Einsteinsche Feldgleichung<br />
für ein<br />
homogenes, isotropes<br />
Universum<br />
Vor Gott muss alles ewig stehn<br />
Goethe, West-Östlicher Divan
Mit den größten Teleskopen auf der Suche nach den<br />
'Grenzen' Grenzen' der Welt in Raum und Zeit : KECK und VLT<br />
Keck I/II des Caltech auf dem<br />
Mauna Kea in Hawaii<br />
Zwei 10-Meter-Spiegel<br />
Very Large Telescope der ESO auf<br />
dem Cerro Paranál in Chile :<br />
Vier verbundene 8,2-Meter-Spiegel
Das Universum ist<br />
13,7 Milliarden Jahre alt<br />
'flach' (euklidisch)<br />
expandiert<br />
immer schneller,<br />
getrieben von einer<br />
rätselhaften<br />
kosmologischen Konstanten<br />
(dunklen Energie)<br />
εξ ών δέ η γένεσις εστι τοϊς οϋσι, καί τήν<br />
φθοράν εις ταϋτα γινεσθαι κατά τό χρεών<br />
Woraus aber das Werden ist den Dingen,<br />
in das geschehe auch ihr Vergehen<br />
nach der Schuld.<br />
Anaximander zugeschrieben
Zusammenfassung und bleibende Fragen<br />
• Questo grandissimo libro della natura è scritto in lingua matematica<br />
• Raum und Zeit sind die Koordinaten und Maßstäbe der mathematischen<br />
Gesetze, mit denen die Wirklichkeit - oder ein Teil davon - beschrieben wird<br />
• Wie müssen diese Maßstäbe beschaffen sein, damit diese Gesetze in<br />
allen Inertialsystemen gleich = invariant sind?<br />
• Newton: es gibt einen 'absoluten' Raum und eine 'absolute' Zeit; unsere<br />
'relativen' Raum- und Zeitkoordinaten müssen Galilei-transformiert werden<br />
• Einstein (SRT): es gibt keinen absoluten Raum und keine absolute Zeit;<br />
c ist immer gleich; die Koordinaten müssen Lorentz-transformiert werden<br />
• Einstein (ART): die Gesetze der Physik müssen in allen Bezugssystemen<br />
gleich sein, d.h. 'kovariant'. Sind 'träge' und 'schwere' Masse äquivalent,<br />
bestimmt die Gravitation die 'Metrik' der Raumzeit. Raum und Zeit hängen<br />
von der Metrik - und damit von der Verteilung der Materie - ab.
Bildquelle: http://hubble.nasa.gov<br />
Die Wirklichkeit hat einen<br />
'Horizont':<br />
'Unser' Universum ist<br />
unabänderlich begrenzt in<br />
Raum und Zeit durch die<br />
Endlichkeit der<br />
Lichtgeschwindigkeit.<br />
Es mögen außerhalb von uns noch<br />
beliebig viele andere Universen<br />
existieren, die erst viel später oder<br />
niemals unseren 'Lichtkegel'<br />
erreichen werden.<br />
'Ewigkeit', 'Gegenwart',<br />
Unendlichkeit... sind Begriffe<br />
außerhalb unseres Horizonts:<br />
Welchen 'Lorentzfaktor'<br />
hat Gott ???
...unser Universum ist vielleicht nur ein Sandkorn unter den vielen Universen...<br />
... in unserem Universum ist die Milchstraße nur ein Sandkorn...<br />
...ein Sandkorn im Sandkorn dieses Sandkorns wäre dann die Erde...<br />
..und sie wissen unendlich, alle die Sterne: denn wie, wie, wie sie vergessen!<br />
Rilke, VII. Duineser Elegie
Erde, du liebe, ich will ...<br />
Unsere Heimat aus einer Lichtsekunde Entfernung<br />
●<br />
Namenlos bin ich zu dir entschlossen, von weither.<br />
Rilke, IX. Duineser Elegie
Unsere Wirklichkeit hat einen 'Horizont'<br />
Gibt es noch eine andere, 'horizontlose'<br />
Wirklichkeit?<br />
Gibt es ohne Materie keinen Raum und<br />
keine Zeit ???<br />
(Einsteins Feldgleichung hat auch eine Lösung<br />
für ein masseloses Universum!)<br />
Raum und Zeit sind unsere 'Anschauungsformen<br />
a priori'. Die Wirklichkeit 'an sich' ist für uns<br />
nicht erkennbar.<br />
I. Kant<br />
τί το όν αεί, γένεσιν δ' όυκ έχον ;<br />
Was ist das immer Seiende, das kein Entstehen hat?<br />
Platon, Timaios27 d
Literatur<br />
A. Einstein Zur Elektrodynamik bewegter Körper<br />
Annalen der Physik 17 (1905) 891<br />
A. Einstein<br />
Die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheorie<br />
Annalen der Physik 49 (1916) 769<br />
J. Stachel (ed.)* (ed.) Einsteins Annus mirabilis, die (fünf) Originalarbeiten von 1905<br />
rororo Taschenbuch 2001<br />
P. L. Galison* Galison<br />
Einsteins Uhren, Poincarés Karten, S. Fischer Verlag 2003<br />
Th. Filk, D. Giulini* Giulini Am Anfang war die Ewigkeit, Beck Verlag 2004<br />
W. Rindler<br />
Essential Relativity, Springer Verlag Berlin 1977 2<br />
F. Bosch Dieser Vortrag: http://www-ap.gsi.de/bosch →<br />
Wiss. für alle_Dezember-2005 (ab 17.1<strong>2.</strong>)
Die Weltzeit ist ein Kind...'Mühle' spielend
In my beginning is my end<br />
T.S. Eliot, Four Quartets