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Gefährdungsbeurteilung bei der Anwendung von Schalungen

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Empfehlungen zur Anfertigung einer<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Schalungen</strong><br />

Fassung 06. Dezember 2007<br />

Güteschutzverband Betonschalungen e.V.


Güteschutzverband Betonschalungen e.V.<br />

Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 2<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Vorbemerkung........................................................................................... 3<br />

2. Grundsätzliches zur vorliegenden GSV-Publikation.............................. 5<br />

3. Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>............................................... 6<br />

3.1 Definitionen .......................................................................................... 6<br />

3.2 Inhalt, Ablauf und Zeitpunkt <strong>der</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> .................... 7<br />

3.3 Ausgewählte Verfahren <strong>der</strong> vorausschauenden Gefährdungsermittlung<br />

............................................................................................. 8<br />

3.3.1 Objektorientierte <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> (Ar<strong>bei</strong>tsmittel,<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplatz).................................................................................. 8<br />

3.3.2 Ar<strong>bei</strong>tsablauforientierte <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>.......................... 9<br />

3.4 Beispiele für Gefährdungen <strong>bei</strong> Schalar<strong>bei</strong>ten................................... 11<br />

3.4.1 Mechanische Gefährdungen....................................................... 11<br />

3.4.2 Gefahrstoffe ................................................................................ 11<br />

3.4.3 Kalte und heiße Medien .............................................................. 11<br />

3.4.4 Klima........................................................................................... 11<br />

3.4.5 Beleuchtung................................................................................ 12<br />

3.4.6 Lärm............................................................................................ 12<br />

3.4.7 Strahlung .................................................................................... 12<br />

3.4.8 Physische Belastungen............................................................... 12<br />

3.4.9 Psychische Belastungen durch die Ar<strong>bei</strong>t................................... 12<br />

3.5 Risikobeurteilung................................................................................ 12<br />

3.6 Maßnahmen – Definition, Wirksamkeit, Kontrolle .............................. 14<br />

3.7 Dokumentation <strong>der</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> ..................................... 14<br />

4. Hilfsmittel................................................................................................. 16<br />

4.1 Unterlagen auf <strong>der</strong> Baustelle.............................................................. 16<br />

4.2 Beispiele einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Schalungen</strong> ........................................................................................ 17<br />

4.2.1 Schalungsar<strong>bei</strong>ten auf einer Deckenfläche................................. 17<br />

4.2.2 Schalungsar<strong>bei</strong>ten Wände (Rahmenschalung)........................... 19<br />

Haftungsausschluss ...................................................................................... 21<br />

5. Literaturliste ............................................................................................ 22


Güteschutzverband Betonschalungen e.V.<br />

Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 3<br />

Empfehlungen zur Anfertigung einer<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong><br />

Fassung 06. Dezember 2007<br />

1. Vorbemerkung<br />

Für die Baustelle und den damit verbundenen Schalungseinsatz gilt:<br />

Der Unternehmer und die Baustellenführungskräfte sind verantwortlich für das<br />

Aufstellen einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> und die wirksame Umsetzung <strong>der</strong> daraus<br />

resultierenden Maßnahmen. Die Dokumentation <strong>der</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

wird kontinuierlich aktualisiert und ist immer auf <strong>der</strong> Baustelle verfügbar.<br />

Die Umsetzung <strong>der</strong> europäischen Ar<strong>bei</strong>tsschutz-Rahmen-Richtlinie 89/391 EWG wurde<br />

in Deutschland mit dem Gesetz über die Durchführung <strong>von</strong> Maßnahmen des Ar<strong>bei</strong>tsschutzes<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Sicherheit und des Gesundheitsschutzes <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t (Ar<strong>bei</strong>tsschutzgesetz – ArbSchG) vom 7. 8. 1996 (BGBl. I S. 1246)<br />

vorgenommen. Dieses Gesetz regelt zusammenhängend die Grundpflichten <strong>von</strong> Ar<strong>bei</strong>tgebern<br />

und Ar<strong>bei</strong>tnehmern im Ar<strong>bei</strong>tsschutz. Der Ar<strong>bei</strong>tgeber ist demnach verpflichtet,<br />

Maßnahmen des Ar<strong>bei</strong>tsschutzes zu bestimmen, welche aus einer Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Gefährdung <strong>von</strong> Beschäftigten im Zuge <strong>der</strong> Verrichtung <strong>von</strong> Ar<strong>bei</strong>ten resultieren.<br />

Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsschutzmaßnahmen ist zu überprüfen. Über die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> und die getroffenen Schutzmaßnahmen muss <strong>der</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tgeber entsprechende Unterlagen zur Verfügung stellen. Weitere staatliche Verordnungen<br />

beziehen sich auf Bauar<strong>bei</strong>ten, so unter an<strong>der</strong>em die Baustellenverordnung<br />

(BaustellV 06.1998), die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV 09.2002) sowie die<br />

Ar<strong>bei</strong>tsstättenverordnung (ArbStättV 08.2004) respektive die Ar<strong>bei</strong>tsstätten-Richtlinien<br />

(ASR). Die gesetzliche Hierarchie des Ar<strong>bei</strong>tsschutzes ist in Bild 1 dargestellt. Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

bildet eines <strong>der</strong> operativen Umsetzungselemente dieser gesetzlichen<br />

Hierarchie, so dass ihr eine zentrale Bedeutung zukommt.


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 4<br />

Bild 1: Gesetzliche Hierarchie zur <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

Zur praxisgerechten <strong>Anwendung</strong> des Ar<strong>bei</strong>tsschutzgesetzes und <strong>der</strong> Betriebssicherheitsverordnung<br />

finden die Unternehmen <strong>der</strong> Bauwirtschaft in den neu strukturierten<br />

BGV (Berufsgenossenschaftliche Vorschriften), den BGR (BG-Regeln) sowie BGI (BG-<br />

Informationen) Hilfen. Die zentrale Vorschrift dieses neu gestalteten berufsgenossenschaftlichen<br />

Vorschriftenwerkes bildet die BGV A1 „Grundsätze <strong>der</strong> Prävention“<br />

(01.01.2004), welche als Basisvorschrift für alle Berufsgenossenschaften gilt und das<br />

berufsgenossenschaftliche Satzungsrecht mit dem staatlichen Ar<strong>bei</strong>tsschutzrecht verzahnt.<br />

Eine Auflistung ausgewählter Positionen dieses Vorschriftenwerkes befindet<br />

sich in <strong>der</strong> Literaturliste (s. [1]). Im Zusammenhang mit den Ar<strong>bei</strong>ten im Hochbau ist<br />

unter an<strong>der</strong>em auf die BG-Information BGI 530 (2007) hinzuweisen. Im Ergebnis <strong>der</strong><br />

Einführung <strong>der</strong> BGV A1 wurde eine Fülle <strong>von</strong> aus jahrzehntelanger Erfahrung gewonnenen<br />

Unfallverhütungsvorschriften aufgehoben. Der Unternehmer ist nun gefor<strong>der</strong>t,<br />

die Ar<strong>bei</strong>tsschutzziele eigenverantwortlich zu formulieren und umzusetzen. Dem Versicherten<br />

werden ebenso Pflichten auferlegt, die unter an<strong>der</strong>em in einer wachsamen<br />

Befolgung richtiger Anweisungen des Unternehmers respektive in einer Verweigerung<br />

<strong>bei</strong> Gefahr o<strong>der</strong> unverzüglicher Anzeige mangelhafter Anweisungen bestehen.<br />

Aus dem Regelwerk lassen sich folgende Teilprozesse <strong>der</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

ableiten: Ermittlung und Beurteilung <strong>der</strong> Gefährdungen, Festlegung <strong>von</strong> Maßnahmen,<br />

Dokumentation und Überprüfung <strong>der</strong> Wirksamkeit.<br />

Die neue Situation in Bezug auf die Ar<strong>bei</strong>tssicherheit auf <strong>der</strong> Baustelle veranlasst den<br />

Güteschutzverband Betonschalungen e.V., einige Empfehlungen zur Anfertigung <strong>der</strong><br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> <strong>bei</strong>m Einsatz <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> auf Baustellen mit dem vorliegenden<br />

Merkblatt dem Schalungsanwen<strong>der</strong> zur Verfügung zu stellen.


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 5<br />

2. Grundsätzliches zur vorliegenden GSV-Publikation<br />

Die vorliegende GSV-Publikation behandelt die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> nicht in ihrer<br />

umfänglichen Komplexität. Es können ausschließlich ausgewählte Aspekte, und nur<br />

auf den Gegenstand Schalung bezogen, dargelegt werden. Die Publikation bildet somit<br />

eine spezifische Ergänzung zu entsprechenden Leitfäden und Ratgebern (so zum Beispiel<br />

[2]) bezüglich <strong>der</strong> Anfertigung <strong>von</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>en und soll den zuständigen<br />

Ar<strong>bei</strong>tsschutzfachleuten schalungsbezogene Informationen liefern. Entsprechende<br />

Muster zur <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> <strong>der</strong> Schalar<strong>bei</strong>ten sind im Merkblatt enthalten.<br />

Bei den Gefährdungsfaktoren werden ausschließlich exemplarische Größen erfasst.<br />

Bei <strong>der</strong> Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> ist immer auf die individuelle Situation<br />

<strong>der</strong> Bauaufgabe abzustellen.<br />

Es wird auf Folgendes hingewiesen:<br />

− Der Unternehmer ist verantwortlich, und die Baustellenführungskräfte (Bauleiter,<br />

Poliere) sind über die Delegation durch den Unternehmer mitverantwortlich<br />

für die Aufstellung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> sowie die wirksame Umsetzung<br />

<strong>der</strong> daraus resultierenden Maßnahmen. Die Dokumentation <strong>der</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

muss kontinuierlich aktualisiert werden und ist immer auf <strong>der</strong><br />

Baustelle verfügbar.<br />

− Es wird empfohlen, eine Beratung <strong>der</strong> BG Bau vor Baubeginn in Anspruch zu<br />

nehmen (ebenso die <strong>Anwendung</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tshilfen wie zum Beispiel das Kompendium<br />

Ar<strong>bei</strong>tsschutz KompAS <strong>der</strong> BG BAU).<br />

− Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> ist im Beschaffungsprozess des Unternehmens zu<br />

beachten (Technik und Einkauf).<br />

− Die Aufbau- und Verwendungsanleitungen <strong>der</strong> Schalungshersteller und Schalungslieferanten<br />

sind anzuwenden (Fremdanwendung ist auszuschließen).<br />

− Es kann sinnvoll sein, innerbetrieblich eine Basis-<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> für<br />

Schalar<strong>bei</strong>ten aufzubereiten, welche durch Anpassung an die individuellen<br />

Randbedingungen einer konkreten Bauaufgabe modifiziert zum Einsatz kommt.


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 6<br />

3. Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

3.1 Definitionen<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

Unter einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> [2] wird das Erkennen und Bewerten <strong>der</strong> Entstehungsmöglichkeiten<br />

<strong>von</strong> Unfällen und Gesundheitsbeeinträchtigungen infolge <strong>der</strong> beruflichen<br />

Ar<strong>bei</strong>t verstanden. Sie hat das Ziel, Maßnahmen zur Beseitigung <strong>von</strong> Gefährdungen<br />

abzuleiten.<br />

Gefährdungen<br />

Unter einer Gefährdung wird im Ar<strong>bei</strong>tsschutz das Zusammenwirken einer Quelle eines<br />

möglichen ar<strong>bei</strong>tsbedingten Unfalls o<strong>der</strong> einer ar<strong>bei</strong>tsbedingten Gesundheitsbeeinträchtigung<br />

mit dem Menschen verstanden. Gefährdungen umfassen sowohl die Möglichkeit<br />

des Einwirkens <strong>von</strong> schädlichen Energien und Stoffen auf den Menschen als<br />

auch Belastungen, die negative Beanspruchungsfolgen hervorrufen können.<br />

Gefährdungsfaktoren<br />

Bei den Gefährdungsfaktoren handelt es sich um gruppierte Gefährdungen, die durch<br />

gleichartige Gefahrenquellen o<strong>der</strong> Wirkungsqualitäten gekennzeichnet sind. Die Gefährdungsfaktoren<br />

können in folgende Gruppen geglie<strong>der</strong>t werden: mechanische Gefährdungen,<br />

elektrische Gefährdungen, chemische Gefahrstoffe, biologische Ar<strong>bei</strong>tsstoffe,<br />

Brand- und Explosionsgefährdungen, thermische Gefährdungen (kalte und heiße<br />

Medien), Klima, Beleuchtung, Schall (Lärm), Vibration, Strahlung, Aufnahme <strong>von</strong><br />

Informationen und Handhabung <strong>von</strong> Stellteilen, physische Belastungen, psychische<br />

Belastungen und sonstige Gefährdungen.<br />

Risiko<br />

Unter dem Begriff Risiko wird im betrachteten Kontext die Möglichkeit einer ungünstigen<br />

zukünftigen Entwicklung in Form eines Schadens o<strong>der</strong> Verlustes verstanden (<strong>von</strong><br />

Gehlen 1995). An<strong>der</strong>s ausgedrückt: Risiko ist das Produkt aus <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit<br />

für den Eintritt des Risikos und <strong>der</strong> Schadenshöhe (Tragweite).


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 7<br />

3.2 Inhalt, Ablauf und Zeitpunkt <strong>der</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> <strong>bei</strong>nhaltet alle Elemente, die zu Unfällen o<strong>der</strong> Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />

führen können und ist vor Beginn <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>ten aufzustellen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e sind zu erfassen:<br />

− Gestaltung und Einrichtung <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsstätte und des Ar<strong>bei</strong>tsplatzes einschließlich<br />

aller Verkehrswege, Ar<strong>bei</strong>ts-, Lager-, Sanitärräume etc.<br />

− Zustand, Gestaltung, Auswahl und Einsatz <strong>von</strong> Ar<strong>bei</strong>tsmitteln und Ar<strong>bei</strong>tsstoffen<br />

− Ar<strong>bei</strong>ts- und Fertigungsverfahren, Tätigkeiten einschließlich <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsorganisation<br />

− Ar<strong>bei</strong>tsumgebungsbedingungen wie Klima, Beleuchtung, Staub<br />

− persönliche Schutzausrüstung<br />

− Qualifikationen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Motivation <strong>der</strong> Beschäftigten.<br />

Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> kann in 5 Schritten ablaufen:<br />

− Aufgabenstellung festlegen (Untersuchungseinheit, Personenkreis festlegen,<br />

Führungskräfte und Betroffene informieren).<br />

− Gefährdungen ermitteln (bezogen auf die Ar<strong>bei</strong>tsstätte, den Ar<strong>bei</strong>tsplatz, die<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmittel respektive die Personengruppen).<br />

− Bewerten durch Vergleich mit dem sicheren respektive gesundheitsgerechten<br />

Sollzustand unter <strong>Anwendung</strong> <strong>der</strong> gesetzlichen Vorgaben.<br />

− Maßnahmen ableiten, durchführen und <strong>der</strong>en Wirksamkeit überprüfen.<br />

− Ergebnisse dokumentieren (Protokolle, Prüflisten, Betriebsanweisungen, zusammenfassende<br />

Dokumentation).<br />

Gemäß BGI 530 <strong>der</strong> BG BAU sind <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>en wie folgt durchzuführen:<br />

− Bei gleichartigen Tätigkeiten o<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsplätzen (z. B. in Werkstatt, Büro) nur<br />

eine Tätigkeit bzw. Ar<strong>bei</strong>tsplatz musterhaft beurteilen.<br />

− Bei wechselnden Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen und Ar<strong>bei</strong>tsabläufen (z. B. auf einer Baustelle)<br />

die musterhafte <strong>Anwendung</strong> prüfen und ggf. Gefährdungen für die jeweilige<br />

Baustelle ermitteln und beurteilen.


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 8<br />

− Wie<strong>der</strong>holung: <strong>bei</strong> Än<strong>der</strong>ungen im Betriebsablauf, <strong>bei</strong> neuen Ar<strong>bei</strong>tsverfahren<br />

o<strong>der</strong> nach Unfällen und Beinaheunfällen.<br />

3.3 Ausgewählte Verfahren <strong>der</strong> vorausschauenden Gefährdungsermittlung<br />

Im nachfolgenden Bild 2 sind die <strong>von</strong> <strong>der</strong> BG BAU vorgeschlagenen Verfahren <strong>der</strong> vorausschauenden<br />

Gefährdungsermittelung dargestellt.<br />

Bild 2: Verfahren <strong>der</strong> vorausschauenden Gefährdungsermittlung (Quelle: BG BAU)<br />

Die <strong>bei</strong>den Vorgehensweisen werden unter den Ziffern 3.3.1 und 3.3.2 dargelegt. Weiterhin<br />

werden unter <strong>der</strong> Ziffer 3.4 Beispiele für Gefährdungen aufgeführt. Die Maßnahmen<br />

werden unter <strong>der</strong> Ziffer 3.5 und die Vorgehensweise <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Risikobewertung unter<br />

<strong>der</strong> Ziffer 3.6 dargestellt. Die Dokumentation <strong>der</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> wird unter<br />

<strong>der</strong> Ziffer 3.7 kurz beschrieben.<br />

3.3.1 Objektorientierte <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> (Ar<strong>bei</strong>tsmittel, Ar<strong>bei</strong>tsplatz).<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> objektorientierten <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> erfolgt die Ermittlung <strong>von</strong><br />

Gefährdungen an den Elementen Ar<strong>bei</strong>tsmittel und Ar<strong>bei</strong>tsplatz/Ar<strong>bei</strong>tsstätte des Ar<strong>bei</strong>tssystems<br />

(statisch). Sie glie<strong>der</strong>t sich in folgende Schritte:<br />

− Abgrenzen des Ar<strong>bei</strong>tssystems.<br />

− Benennen des Ar<strong>bei</strong>tsmittels/Ar<strong>bei</strong>tsplatzes.


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 9<br />

− Ermittlung <strong>der</strong> auftretenden Gefährdungsfaktoren <strong>bei</strong> einem Ar<strong>bei</strong>tsmittel / an<br />

einem Ar<strong>bei</strong>tsplatz.<br />

− Ermittlung <strong>der</strong> Gefahrenquellen und <strong>der</strong> Gefahr bringenden Bedingungen (warum<br />

o<strong>der</strong> durch welche Bedingungen kann es zu einem Unfall / Gefährdung<br />

kommen) für den einzelnen Gefährdungsfaktor. Die individuellen Leistungsvoraussetzungen<br />

des Mitar<strong>bei</strong>ters sind zu beachten. Die Gefährdung ist zu bestimmen.<br />

− Risikobeurteilung je<strong>der</strong> einzelnen Gefährdung. Hierzu sind folgende Schritte<br />

durchzuführen: Wahrscheinlichkeit des Wirksamwerdens <strong>der</strong> Gefährdung und<br />

mögliche Schadensschwere abschätzen, Handlungsbedarf festlegen.<br />

− Schutzmaßnahmen suchen, umsetzen und Kontrolle <strong>der</strong> Durchführung und<br />

Wirksamkeit vornehmen (Verantwortliche benennen).<br />

Die aufgeführten Schritte sind für jeden Gefährdungsfaktor, Ar<strong>bei</strong>tsplatz und jedes Ar<strong>bei</strong>tsmittel<br />

durchzuführen und schriftlich zu dokumentieren.<br />

Wechselwirkungen mit benachbarten o<strong>der</strong> übergeordneten Ar<strong>bei</strong>tssystemen, Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />

und Ar<strong>bei</strong>tsmitteln sind zu beachten.<br />

Der Vorteil <strong>der</strong> objektorientierten <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> liegt in <strong>der</strong> Vermeidung <strong>von</strong><br />

Doppelnennungen <strong>der</strong> Gefährdungsfaktoren, ist jedoch für den Bereich <strong>der</strong> Schalar<strong>bei</strong>ten<br />

wegen <strong>der</strong> starken Konzentration auf das Ar<strong>bei</strong>tsmittel (Objekt) weniger geeignet.<br />

3.3.2 Ar<strong>bei</strong>tsablauforientierte <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

Im Rahmen <strong>der</strong> ar<strong>bei</strong>tsablauforientierten <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> erfolgt die Ermittlung<br />

<strong>von</strong> Gefährdungen eines Ar<strong>bei</strong>tsablaufs innerhalb des Ar<strong>bei</strong>tssystems unter Berücksichtigung<br />

aller Elemente (dynamisch).<br />

Sie glie<strong>der</strong>t sich in folgende Schritte:<br />

− Abgrenzen des Ar<strong>bei</strong>tssystems<br />

− Ermittlung <strong>der</strong> Tätigkeiten<br />

− Zerlegen in Tätigkeits- / Ar<strong>bei</strong>tsschritte<br />

− Ermittlung <strong>der</strong> auftretenden Gefährdungsfaktoren <strong>bei</strong> den Tätigkeits- / Ar<strong>bei</strong>tsschritten


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 10<br />

− Ermittlung <strong>der</strong> Gefahrenquellen und <strong>der</strong> Gefahr bringenden Bedingungen (warum<br />

o<strong>der</strong> durch welche Bedingungen kann es zu einem Unfall / Gefährdung<br />

kommen) für den einzelnen Gefährdungsfaktor. Die individuellen Leistungsvoraussetzungen<br />

des Mitar<strong>bei</strong>ters sind zu beachten. Die Gefährdung ist zu<br />

bestimmen.<br />

− Risikobeurteilung je<strong>der</strong> einzelnen Gefährdung. Hierzu sind folgende Schritte<br />

durchzuführen: Wahrscheinlichkeit des Wirksamwerdens <strong>der</strong> Gefährdung und<br />

mögliche Schadensschwere abschätzen, Handlungsbedarf festlegen.<br />

− Schutzmaßnahmen suchen, umsetzen und Kontrolle <strong>der</strong> Durchführung und<br />

Wirksamkeit vornehmen (Verantwortliche benennen).<br />

Die aufgeführten Schritte sind für jeden Gefährdungsfaktor und jede Tätigkeit durchzuführen.<br />

Wechselwirkungen mit benachbarten o<strong>der</strong> übergeordneten Ar<strong>bei</strong>tssystemen, Ar<strong>bei</strong>tsplätzen<br />

und Ar<strong>bei</strong>tsmitteln sind zu beachten.<br />

Die Schrittfolge ist in Bild 3 dargestellt.<br />

Bild 3: Schrittfolge <strong>der</strong> ar<strong>bei</strong>tsablauforientierten Gefährdungsermittlung und Risikobeurteilung<br />

(Quelle: BG BAU)


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 11<br />

3.4 Beispiele für Gefährdungen <strong>bei</strong> Schalar<strong>bei</strong>ten<br />

Beim Einsatz <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> können verschiedene Gefährdungsfaktoren auftreten,<br />

die nachfolgend exemplarisch unter den Ziffern 3.4.1 bis 3.4.9 aufgelistet sind. Die<br />

Systematik wurde nach [2] vorgenommen.<br />

Die Gefährdungsfaktoren sind für die individuellen Bedingungen <strong>der</strong> Bauaufgabe zu<br />

bestimmen.<br />

3.4.1 Mechanische Gefährdungen<br />

− Ungeschützt bewegte Teile (zum Beispiel Scher- und Quetschstelle an <strong>der</strong> Verbindung<br />

<strong>von</strong> zwei Schalelementen).<br />

− Transport und bewegte Ar<strong>bei</strong>tsmittel (zum Beispiel Sichlösen und Herabfallen<br />

<strong>von</strong> transportiertem Schalmaterial).<br />

− Unkontrolliert bewegte Teile (zum Beispiel Kippen o<strong>der</strong> Herabfallen <strong>von</strong> Schalelementen).<br />

− Sturzgefährdungen (zum Beispiel Rutschgefährdung an einer mit Betontrennmittel<br />

behandelten Deckenschalung).<br />

− Absturzgefährdungen (zum Beispiel Fallen, Kippen o<strong>der</strong> Rutschen einer Ar<strong>bei</strong>tsperson<br />

über respektive <strong>von</strong> einer Absturzkante; Zusammenbrechen o<strong>der</strong><br />

Umkippen einer Schalungskonstruktion).<br />

3.4.2 Gefahrstoffe<br />

− Flüssigkeiten, Dämpfe (zum Beispiel Aufsprühen des Betontrennmittels).<br />

− Stäube (Staubentwicklung <strong>bei</strong> Schalar<strong>bei</strong>ten).<br />

3.4.3 Kalte und heiße Medien<br />

− Berühren kalter o<strong>der</strong> heißer Oberflächen (zum Beispiel Handhabung <strong>von</strong> Schalungskomponenten<br />

aus Metall in kalter Jahreszeit o<strong>der</strong> in klimatisch extrem<br />

heißen Regionen).<br />

3.4.4 Klima<br />

− Wärme-/Kältebelastung: Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftgeschwindigkeit,<br />

Wärmestrahlung (zum Beispiel Verlegen <strong>von</strong> Schaltafeln einer Deckenschalung<br />

im Hochsommer).


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 12<br />

3.4.5 Beleuchtung<br />

− Unangemessene Beleuchtungsstärke (zum Beispiel Schalar<strong>bei</strong>ten <strong>bei</strong> künstlichem<br />

Licht).<br />

3.4.6 Lärm<br />

− Geräuschemission (zum Beispiel Anbringen <strong>von</strong> Verbindungsmitteln <strong>der</strong> Schalelemente<br />

mit Hammerschlag).<br />

− Geräuschimmission (zum Beispiel Irritation durch den ohnehin hohen Lärmpegel<br />

einer Baustelle und das Überhören <strong>von</strong> Warnrufen).<br />

3.4.7 Strahlung<br />

− Im Wesentlichen optische Strahlung (so UV-Strahlung), die jedoch nicht als eine<br />

durch Schalar<strong>bei</strong>ten spezifisch entstehende Gefährdung einzustufen ist.<br />

3.4.8 Physische Belastungen<br />

− Manuelle Handhabung <strong>von</strong> Lasten (zum Beispiel das manuelle Aufstellen eines<br />

kranunabhängigen Wandschalungselementes).<br />

− Erzwungene Körperhaltung (zum Beispiel Überkopfar<strong>bei</strong>t <strong>bei</strong>m Ausschalen eines<br />

Deckensystems).<br />

3.4.9 Psychische Belastungen durch die Ar<strong>bei</strong>t<br />

− Ar<strong>bei</strong>tsorganisation (zum Beispiel Ar<strong>bei</strong>tszeit <strong>bei</strong> Schichtar<strong>bei</strong>t, Stress durch<br />

Termindruck auf <strong>der</strong> Baustelle).<br />

− Ar<strong>bei</strong>tsaufgabe (zum Beispiel Überfor<strong>der</strong>ung durch mangelnde Einweisung in<br />

das Ar<strong>bei</strong>tssystem).<br />

− Soziale Bedingungen (zum Beispiel Führungsverhalten).<br />

3.5 Risikobeurteilung<br />

Neben <strong>der</strong> Ermittlung <strong>von</strong> Gefährdungen, wie sie unter Ziffer 3.4 <strong>bei</strong>spielhaft aufgelistet<br />

sind, bedarf es einer Einschätzung des Risikos, welches mit den einzelnen Gefährdungen<br />

verbunden ist. Die Risikobewertung wird in <strong>der</strong> Weise vorgenommen, dass das<br />

Produkt aus <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit für den Eintritt des Risikos und <strong>der</strong> Schadenshöhe<br />

gebildet wird (s. Ziffer 3.1). Damit die Risikobeurteilung praxisgerechter durchgeführt


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 13<br />

werden kann, wurden verschiedene Ar<strong>bei</strong>tshilfen entwickelt. In den Bil<strong>der</strong>n 4 und 5<br />

sind exemplarisch zwei mögliche Vorgehensweisen dargestellt. Die <strong>Anwendung</strong> <strong>der</strong><br />

Risikomatrix nach Nohl wird an konkreten Beispielen unter <strong>der</strong> Ziffer 4.2 <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Publikation dargelegt.<br />

Bild 4: Risikomatrix (nach Nohl, Quelle: BG BAU)<br />

Bild 5: <strong>Anwendung</strong> des Risikographs (Quelle: BG BAU)


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 14<br />

3.6 Maßnahmen – Definition, Wirksamkeit, Kontrolle<br />

Für die identifizierten Gefährdungsfaktoren sind die Gefahrenquellen, die Gefahr bringenden<br />

Bedingungen, das Risiko (Risikogruppe) sowie <strong>der</strong> Handlungsbedarf zu<br />

bestimmen.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> ermittelten Werte sind Maßnahmen zu definieren, die Verantwortlichen<br />

für die Durchführung <strong>der</strong> Maßnahmen zu benennen, eventuell ein Termin für die<br />

Umsetzung zu bestimmen, relevante rechtliche o<strong>der</strong> fachtechnische Bestimmungen<br />

aufzuführen sowie die Realisierung und die Wirksamkeit zu kontrollieren.<br />

In Bild 6 ist <strong>der</strong> Weg <strong>von</strong> <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Gefährdungsfaktoren bis hin zu den<br />

Maßnahmen dargestellt.<br />

Bild 6: Ziele und Maßnahmen (Quelle: BG BAU)<br />

3.7 Dokumentation <strong>der</strong> <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

Die Dokumentation <strong>bei</strong>nhaltet unter an<strong>der</strong>em folgende Elemente:<br />

− Gefährdungskataloge mit Maßnahmen (so unter an<strong>der</strong>em als Montage- und Ar<strong>bei</strong>tsanweisungen<br />

formuliert, <strong>der</strong>en Kenntnisnahme <strong>von</strong> den entsprechenden<br />

Mitar<strong>bei</strong>tern durch Unterschrift zu bestätigen ist) und Prüflisten,<br />

− Protokolle <strong>von</strong> Betriebsbegehungen,<br />

− Betriebsanweisungen,<br />

− Eintragungen in den Gefährdungskatalogen und Prüflisten über die Durchführung<br />

und Wirksamkeit <strong>von</strong> definierten Maßnahmen,


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 15<br />

− Schulungen <strong>der</strong> Mitar<strong>bei</strong>ter,<br />

− Bestätigte Schulungen und Einweisungen <strong>der</strong> Mitar<strong>bei</strong>ter sowie gegebenenfalls<br />

des weiteren Baustellenpersonals.


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 16<br />

4. Hilfsmittel<br />

4.1 Unterlagen auf <strong>der</strong> Baustelle<br />

Die aktive Gestaltung <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsprozesse auf <strong>der</strong> Baustelle im Sinne eines sicheren<br />

und gesundheitsgerechten Ar<strong>bei</strong>tens erfor<strong>der</strong>t die Verfügbarkeit und den schnellen<br />

Zugriff auf die relevanten Dokumente und Unterlagen. Hierzu gehören unter an<strong>der</strong>em:<br />

− Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> als Dokument, welches über die gesamte Laufzeit<br />

<strong>der</strong> Baustelle verwendet, überprüft und aktualisiert wird.<br />

− Die schriftliche Montageanweisung des Unternehmers, welche alle erfor<strong>der</strong>lichen<br />

sicherheitstechnischen Angaben enthält. Zu den sicherheitstechnischen<br />

Angaben gehören unter an<strong>der</strong>em:<br />

- Reihenfolge und Art <strong>der</strong> Montage, gegebenenfalls Vormontage und Demontage<br />

<strong>der</strong> einzelnen Teile,<br />

- Standsicherheit <strong>von</strong> Traggerüsten und <strong>Schalungen</strong>, auch im Montagezustand<br />

und <strong>bei</strong> Zwischenlagerungen,<br />

- zulässige Betoniergeschwindigkeit (Frischbetondruck),<br />

- Ausschalfristen,<br />

- Ar<strong>bei</strong>tsplätze und <strong>der</strong>en Zugang sowie Absturzsicherungen,<br />

- Schutz gegen herabfallende Gegenstände,<br />

- Reihenfolge des Auf-, Um- und Abbaus <strong>von</strong> vormontierten Gerüstbauteilen,<br />

- Tragfähigkeit <strong>der</strong> Hebezeuge,<br />

- Anschlagmittel,<br />

- Transportlage (auf LKW, am Hebezeug),<br />

- Gewichte <strong>der</strong> zu hebenden Teile (einschl. <strong>der</strong> Stahlteile, Konsolen, Beläge,<br />

Stützen),<br />

- Anschlagpunkte für den Transport,<br />

- Art, Anzahl und Lage <strong>der</strong> Verankerung, Abstützung und Abspannung sowie<br />

<strong>der</strong>en Befestigung,<br />

- Gewicht, Lage und Befestigung <strong>von</strong> Einbauteilen,<br />

- Einbau <strong>von</strong> Einbauteilen, Bewehrungen, Beton und dessen Nachbehandlung,<br />

- Einsatz <strong>von</strong> hochziehbaren Personenaufnahmemitteln o<strong>der</strong> Hubar<strong>bei</strong>tsbühnen,


Güteschutzverband Betonschalungen e.V.<br />

Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 17<br />

- die Aufbau- und Verwendungsanleitungen <strong>der</strong> Schalungshersteller und<br />

Schalungslieferanten.<br />

− Die relevanten Schriften <strong>der</strong> BG BAU (BGV, BGR, BGI sowie weitere Unfallverhütungsvorschriften,<br />

die in <strong>der</strong> Regel bequem in elektronischer Form verfügbar<br />

sind).<br />

− Dokumentation <strong>von</strong> bestätigten Schulungen und Einweisungen <strong>der</strong> Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

sowie gegebenenfalls des weiteren Baustellenpersonals.<br />

4.2 Beispiele einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Schalungen</strong><br />

In den nachfolgend abgebildeten Tabellen sind Beispiele einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

für ausgewählte Tätigkeiten <strong>bei</strong> Wand- und Deckenschalar<strong>bei</strong>ten dargestellt. Diese<br />

Muster sind den individuellen Randbedingungen wie zum Beispiel Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong><br />

Bauaufgabe respektive des angewendeten Schalungssystems anzupassen.<br />

Analog sind die weiteren Tätigkeiten zu erfassen.<br />

4.2.1 Schalungsar<strong>bei</strong>ten auf einer Deckenfläche<br />

In dem nachfolgenden Beispiel sind Schalungsar<strong>bei</strong>ten auf einer gewölbten Deckenfläche<br />

durchzuführen. Das Ar<strong>bei</strong>tssystem ist definiert als „Schalungsar<strong>bei</strong>ten Decken“.<br />

Als Betriebsmittel fungieren Deckentische mit einer gewölbten Überbaukonstruktion. In<br />

<strong>der</strong> Tabelle auf Seite 18 ist exemplarisch ein Gefährdungsfaktor „Sturzgefährdungen“<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Tätigkeit „Schalung aufstellen“ abgehandelt.<br />

Beispiel: Ar<strong>bei</strong>ten auf gewölbten Deckenflächen


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 18


Güteschutzverband Betonschalungen e.V.<br />

Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 19<br />

4.2.2 Schalungsar<strong>bei</strong>ten Wände (Rahmenschalung)<br />

In dem nachfolgenden Beispiel sind Wandschalungsar<strong>bei</strong>ten mit einer Rahmenschalung<br />

durchzuführen. Das Ar<strong>bei</strong>tssystem ist definiert als „Schalungsar<strong>bei</strong>ten Wände“.<br />

Als Betriebsmittel fungiert eine Rahmenschalung. In <strong>der</strong> Tabelle auf Seite 20 ist exemplarisch<br />

ein Gefährdungsfaktor „Unkontrolliert bewegte Teile“ <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Tätigkeit „Schalelement<br />

aufstellen mit Kran“ abgehandelt.<br />

Beispiel: Rahmenschalung – Schalelement aufstellen mit Kran


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 20


Güteschutzverband Betonschalungen e.V.<br />

Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 21<br />

Haftungsausschluss<br />

Die Angaben in dieser Publikation wurden nach bestem Wissen und Gewissen erstellt,<br />

allerdings übernimmt <strong>der</strong> GSV keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit<br />

o<strong>der</strong> sonstige Qualität <strong>der</strong> bereitgestellten Informationen. Haftungsansprüche<br />

gegen den GSV, die sich auf Schäden materieller o<strong>der</strong> ideeller Art beziehen, die durch<br />

die Nutzung o<strong>der</strong> Nichtnutzung fehlerhafter und/o<strong>der</strong> unvollständiger Informationen<br />

verursacht wurden, sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern seitens des GSV kein<br />

nachweislich vorsätzliches o<strong>der</strong> grob fahrlässiges Verschulden vorliegt.


Güteschutzverband Betonschalungen e.V.<br />

Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 22<br />

5. Literaturliste<br />

[1] BG BAU<br />

Auswahl des Schriftentums <strong>der</strong> BG BAU, welches im Normalfall für Schalar<strong>bei</strong>ten zutrifft,<br />

Stand 2007<br />

Auswahl Unfallverhütungsvorschriften (UVV)<br />

BGV UVV-Vorschrift<br />

A 1 Grundsätze <strong>der</strong> Prävention<br />

A 2 Betriebsärzte und Fachkräfte für Ar<strong>bei</strong>tssicherheit<br />

A 10 Bauwirtschaft<br />

B 3 Lärm (bisher VBG 121)<br />

C 22 Bauar<strong>bei</strong>ten<br />

D 6 Krane<br />

D 8 Winden, Hub- und Zuggeräte<br />

Auswahl BG-Regeln<br />

BGR Vorh.<br />

ZH 1/..<br />

Titel <strong>der</strong> BG-Regeln<br />

106 17 Transportanker und -systeme <strong>von</strong> Betonfertigteilen<br />

113 45 Treppen <strong>bei</strong> Bauar<strong>bei</strong>ten<br />

125 176 Einsammeln ... <strong>von</strong> Abfällen ...<br />

131* 190 Ar<strong>bei</strong>tsplätze mit künstlicher Beleuchtung ...<br />

152* 326 Merkblatt für den Gebrauch <strong>von</strong> Anschlag-Faserseilen<br />

159 461 Hochziehbare Personenaufnahmemittel<br />

160 486 Bauar<strong>bei</strong>ten unter Tage<br />

161 Ar<strong>bei</strong>t im Spezialtiefbau<br />

179 560 Einsatz <strong>von</strong> Schutznetzen


Güteschutzverband Betonschalungen e.V.<br />

Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 23<br />

181* 571 Fußböden in Ar<strong>bei</strong>tsräumen und Ar<strong>bei</strong>tsbereichen mit<br />

Rutschgefahr<br />

182 573 Umgang mit Betonpumpen und Verteilermasten<br />

187 603 Regeln für Sicherheit und Gesundheitsschutz im Traggerüst-<br />

und Schalungsbau<br />

189 700 Einsatz <strong>von</strong> Schutzkleidung<br />

191 702 Benutzung <strong>von</strong> Fuß- und Beinschutz<br />

192 Benutzung <strong>von</strong> Augen- und Gesichtsschutz<br />

193 704 Benutzung <strong>von</strong> Kopfschutz<br />

194 705 Einsatz <strong>von</strong> Gehörschützern<br />

195 706 Einsatz <strong>von</strong> Schutzhandschuhen<br />

197 708 Benutzung <strong>von</strong> Hautschutz<br />

198 709 Einsatz <strong>von</strong> persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz<br />

203 355 Dachar<strong>bei</strong>ten<br />

214 356 Zimmer- und Holzbauar<strong>bei</strong>ten<br />

217 410 Umgang mit mineralischem Staub<br />

500 Betreiben <strong>von</strong> Ar<strong>bei</strong>tsmitteln<br />

A 1 Grundsätze <strong>der</strong> Prävention<br />

Auswahl BG-Informationen<br />

BGI ZH 1/.. Titel <strong>der</strong> BG-Informationen<br />

515 Persönliche Schutzausrüstungen<br />

527*<br />

530<br />

46 Sicherheit durch Unterweisung<br />

Hochbauar<strong>bei</strong>ten


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 24<br />

533* 71 Sicherheit <strong>bei</strong>m Ar<strong>bei</strong>ten mit Handwerkzeugen<br />

622* 321 Belastungstabellen für Anschlagmittel ...<br />

649 413 Ladungssicherung auf Fahrzeugen<br />

663* Handlungsanleitung für den Umgang mit Ar<strong>bei</strong>ts- und Schutzgerüsten<br />

739* Holzstaub - Handhabung und sicheres Ar<strong>bei</strong>ten<br />

759 139 Künstliche Beleuchtung für Ar<strong>bei</strong>tsplätze und Verkehrswege im Freien<br />

und auf Baustellen<br />

778 601 Turm- und Schornsteinbau<br />

807 584 Sicherheit <strong>von</strong> Seitenschutz, Randsicherungen und Dachschutzwänden<br />

als Absturzsicherung <strong>bei</strong> Bauar<strong>bei</strong>ten<br />

825 475 Auswahl und Einsatz <strong>von</strong> Transportbühnen <strong>bei</strong> Bauar<strong>bei</strong>ten<br />

5047 Mineralischer Staub<br />

[2] Ratgeber zur Ermittlung gefährdungsbezogener Ar<strong>bei</strong>tsschutzmaßnahmen im Betrieb.<br />

Schriftenreihe <strong>der</strong> Bundesanstalt für Ar<strong>bei</strong>tsschutz und Ar<strong>bei</strong>tsmedizin. Dortmund/Berlin,<br />

2004<br />

[3] Technische Regeln für Betriebssicherheit TRBS 2121 – Gefährdung <strong>von</strong> Personen<br />

durch Absturz – Allgemeine Anfor<strong>der</strong>ungen


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Empfehlungen zur Anfertigung einer <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Anwendung</strong> <strong>von</strong> <strong>Schalungen</strong> Seite 25<br />

Herausgeber: Güteschutzverband Betonschalungen e.V.<br />

Postfach 10 41 60<br />

40852 Ratingen<br />

Internet: www.gsv-betonschalungen.de<br />

Schriftenführer: Univ.-Prof. Dr.-Ing. C. Motzko, TU Darmstadt<br />

Verlag: Eigenverlag<br />

© 2007 Güteschutzverband Betonschalungen e.V.

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