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Medienrecht - Hans-Bredow-Institut

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<strong>Medienrecht</strong><br />

Vorlesung FH Hannover Block A<br />

9.00 Uhr - 13.00 Uhr<br />

Block B<br />

14.00 Uhr - 18.00 Uhr<br />

Arne Laudien<br />

Hannover, 15.10.2004


Die Grundrechte des Art. 5 Abs. 1 GG<br />

Art. 5 GG:<br />

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift<br />

und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich<br />

aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu<br />

unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der<br />

Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden<br />

gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.<br />

Satz 1<br />

Satz 2<br />

Meinungsfreiheit Informationsfreiheit<br />

Massenmedienfreiheiten<br />

Presse Rundfunk Film<br />

(auch Mediendienste)<br />

Arne Laudien<br />

Seite 3


Normenhierarchie<br />

Art. 1, 20 GG<br />

(wg. Art. 79 III GG)<br />

Art. 1- 19, 20 a ff. GG<br />

(Grundrechte / Staatsziele)<br />

Völkerrecht<br />

Bundesgesetze<br />

Bundesrechtsverordnungen<br />

Satzungen auf Bundesebene<br />

Landesverfassungsnormen<br />

Landesgesetze<br />

Landesverordnungen<br />

Landessatzungen<br />

Arne Laudien<br />

Seite 4


Meinungsfreiheit<br />

– Was ist geschützt?<br />

Meinungsäußerung:<br />

–Geprägt durch Elemente<br />

des Meinens und<br />

Dafürhaltens als Ausdruck<br />

einer subjektiven Ansicht<br />

oder Überzeugung. Keine<br />

Beweisführung möglich. Ein<br />

Dritter kann dazu nur sagen:<br />

richtig oder falsch.<br />

Æ von Meinungsfreiheit<br />

generell geschü tzt.<br />

Mischformen:<br />

Was ist der Kern der Äußerung ?<br />

Tatsachenbehauptung:<br />

– Ist dem Beweis zugänglich.<br />

Ein Dritter kann dazu sagen:<br />

Wahr oder unwahr.<br />

Æ Wahre TB von<br />

Meinungsfreiheit unter<br />

Umstä nden geschü tzt.<br />

Keinesfalls aber unwahre<br />

TB.<br />

– Abgrenzung anhand des Anteils am „tatsächlichen“ Gehalt<br />

der Aussage? Was steht im Vordergrund?<br />

– Abgrenzung anhand des Sinn- und Zweckzusammenhangs<br />

der Aussage.<br />

– ! Im Zweifel für die Meinungsfreiheit !<br />

Grenze der Meinungsfreiheit: Schmähkritik<br />

- Wenn es dem Äußernden nicht mehr um die<br />

Auseinandersetzung im Meinungskampf, sondern nur noch<br />

um die bloße Diffamierung des Gegners geht, ohne jeden<br />

sachlichen Bezug zum Standpunkt<br />

Arne Laudien<br />

Seite 5


Schranken der Grundrechte des Art. 5 Abs. 1 GG<br />

Schrankentrias des Art. 5 GG<br />

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den<br />

Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den<br />

gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der<br />

Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.<br />

Strafrechtspflege<br />

„Eigentum“<br />

(z.B. Markenrecht)<br />

• Meinungsfreiheit<br />

• Pressefreiheit<br />

• Rundfunkfreiheit<br />

• Filmfreiheit<br />

Jugendschutz Ehrschutz<br />

Persönlichkeitsrecht<br />

Arne Laudien<br />

Seite 6


Das allgemeine Persönlichkeitsrecht<br />

Allgemeines Persönlichkeitsrecht<br />

(Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG)<br />

Es schützt „die engere persönliche Lebenssphäre und<br />

die Erhaltung ihrer Grundbedingungen“ (BVerfG).<br />

Schutz der Privatheit<br />

– Schutz der Selbstdefinition des<br />

sozialen Geltungsanspruchs<br />

– Schutz von Freiräumen der Person<br />

– Gesetzliche Konkretisierungen:<br />

– Namensrecht<br />

– Urheberpersönlichkeitsrecht<br />

– Recht am eigenen Bild<br />

– strafrechtlicher Ehrschutz<br />

Recht auf „informationelle<br />

Selbstbestimmung“<br />

Arne Laudien<br />

Seite 8


Prüfung von Verletzungen des APR<br />

Äußerung<br />

Tatsachenbehauptung Meinungsäußerung<br />

unwahr wahr<br />

bewusst o.<br />

erwiesen<br />

Kein<br />

Schutz<br />

Sorgfaltspflicht<br />

nicht<br />

erfü llt<br />

Ehrenschutz<br />

geht vor<br />

Nicht<br />

bewusst o.<br />

erwiesen<br />

Sorgfaltspflichtbeachtet<br />

Abwä -<br />

gung<br />

Keine Regel<br />

– je nach betroffener<br />

Sphä re:<br />

1. Intimsphä re<br />

2. Privatsphä re<br />

3. Sozial-/<br />

Öffentlichkeitssphä<br />

re<br />

Menschenwürdeverstoß<br />

/<br />

Formalbeleidigung/<br />

Schmä hkritik<br />

Ehrenschutz<br />

geht<br />

vor<br />

schlicht<br />

herabsetzend<br />

Abwä -<br />

gung<br />

Arne Laudien<br />

Seite 9


Verletzung des APR durch wahre Tatsachenbeh.<br />

– Abwägung zwischen Informationsinteresse der Öffentlichkeit und<br />

APR erforderlich<br />

– Sphärentheorie vermittelt grobe Möglichkeit zur Einordnung:<br />

Öffentlichkeitssphäre:<br />

Öffentliches Leben: Jeder kann diesen Bereich zur Kenntnis nehmen<br />

Æ Berichterstattung grds. zulässig, wenn sich Person bewusst in die<br />

Öffentlichkeit begeben hat<br />

Privatsphäre<br />

Privatleben, häuslich abgegrenzter Lebensbereich (Religion,<br />

Privatgespräche, Urlaub, Familie, Ehe, Briefe …)<br />

Æ Berichterstattung zulä ssig, wenn Einwilligung erteilt oder<br />

ü berragendes Interesse der Öffentlichkeit an<br />

Berichterstattung.<br />

Intimsphäre<br />

Sexualleben, Gefühlsleben (z.B.<br />

Trauer/Angst), Gesundheit<br />

Æ Berichterstattung absolut unzulä ssig,<br />

auß er es hat eine Einwilligung gegeben<br />

oder das Intimleben wurde bewusst in die<br />

Öffentlichkeit getragen.<br />

– Einzelfallabwägung am Ende stets erforderlich<br />

Arne Laudien<br />

Seite 13


Rechtsfolgen bei Persönlichkeitsrechtsverletzungen<br />

Strafrecht<br />

Ehrverletzende<br />

Meinungsäußerungen<br />

Beleidigung (§ 185 StGB)<br />

Ehrverletzende<br />

Tatsachenbehauptungen<br />

Üble Nachrede (§ 186 StGB) /<br />

Verleumdung (§ 187 StGB)<br />

Schutz der Privatsphäre<br />

Geheimnisschutz (§ 201 StGB) /<br />

Bildnisaufnahmen (§ 201 a StGB)<br />

Zivilrecht<br />

Unterlassung<br />

§ 1004 Abs. 1. S. 2 analog i.V.m.<br />

§§ 823 ff. BGB<br />

Berichtigung / Widerruf<br />

§ 1004 Abs. 1 BGB analog<br />

Schadensersatz<br />

§§ 823, 824. 826 BGB<br />

Geldentschädigung<br />

§§ 823, 253 Abs.2 BGB<br />

Gegendarstellung<br />

§ 11 Nds. PresseG<br />

Arne Laudien<br />

Seite 17


Unterlassung<br />

§ 1004 Abs. 1 S. 2 analog i.V.m. §§ 823 ff. BGB:<br />

Ziel: keine Wiederholung der Veröffentlichung<br />

Voraussetzung:<br />

– Betroffenheit<br />

– Erfolgte Verletzung des APR (durch MÄ oder wahre/unwahre<br />

TB)<br />

– Kein Verschulden erforderlich<br />

– Wiederholungs- oder Erstbegehungsgefahr<br />

Æ Unterlassenspflicht<br />

Arne Laudien<br />

Seite 18


Berichtigung<br />

§ 1004 Abs. 1 S. 1 analog i.V.m. §§ 823 ff. BGB:<br />

Ziel: Folgenbeseitigung einer fortdauernden Rufbeeinträchtigung<br />

Voraussetzung:<br />

– Betroffenheit<br />

– Erfolgte Verletzung des APR (ausschließlich unwahre TB)<br />

- fortdauernde Beeinträchtigung<br />

- Fühlbarkeit der Beeinträchtigung<br />

- nachweislich unwahre TB verbreitet<br />

– Kein Verschulden erforderlich<br />

Æ Berichtigung im Presseorgan, Richtigstellung oder auch<br />

Distanzierung<br />

Arne Laudien<br />

Seite 19


Schadensersatz / Bereicherung<br />

§§ 823 ff. BGB<br />

Ziel: Ausgleich von tatsächlich eingetretenen Schäden /<br />

Abschöpfung von nicht gezahlten Honoraren<br />

Voraussetzung:<br />

– Betroffenheit<br />

– Erfolgte Verletzung des APR (durch MÄ oder<br />

wahre/unwahre TB)<br />

– Verschulden erforderlich (Sorgfaltspflicht eingehalten?)<br />

– Schaden beim Opfer (materiell oder immateriell)<br />

Æ Schadensersatz<br />

Bereicherungsabschö pfung gem. § 812 BGB<br />

u.U. Abschö pfung ersparter Honorare<br />

Arne Laudien<br />

Seite 20


Geldentschädigung („Schmerzensgeld“)<br />

§§ 823 ff. BGB<br />

Ziel: Genugtuung und Ausgleich für besonders schwere<br />

Persönlichkeitsverletzungen, auch Prävention<br />

Voraussetzung:<br />

– Betroffenheit<br />

– Besonders schwere Verletzung des APR (durch MÄ oder<br />

wahre/unwahre TB)<br />

– Verschulden, journ. Sorgfaltspflichten grob missachtet?<br />

– Unabwendbares Bedürfnis für Geldentschädigung<br />

- es mangelt an anderen Kompensationsmöglichkeiten<br />

Æ Zahlung eines Schmerzensgeldes<br />

Arne Laudien<br />

Seite 21


Gegendarstellung / Voraussetzungen<br />

§ 11 Nds. PresseG, § 21 Nds. MedienG, § 14 MDStV<br />

Ziel: Chancengleichheit des Betroffenen, schnell auf<br />

Tatsachenbehauptungen zu reagieren und Gegenäußerung zu<br />

verbreiten<br />

Voraussetzungen:<br />

– Individuelle Betroffenheit von verbreiteter<br />

Tatsachenbehauptung<br />

– „Periodisch erscheinendes Druckwerk“<br />

– Tatsachenbehauptung<br />

– Angemessenheit<br />

– Rechtzeitige Anspruchstellung<br />

Æ Abdruck der Gegendarstellung ohne Weglassung an gleicher Stelle<br />

in gleicher Typo-Größ e (auch auf dem Titel!)<br />

Æ Sog. Redaktionsschwanz beeinträchtigt die Persönlichkeitsrechte<br />

des Anspruchstellers: Deshalb äußerst begrenzt, nur tatsächliche<br />

Angaben, Glossierungsverbot<br />

Æ kein Recht zur Verbreitung einer „offensichtlichen Lüge“<br />

Arne Laudien<br />

Seite 24

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