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2008 Zerstörung zentral –Therapie regional? - AAT Hameln

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Manual<br />

<strong>AAT</strong> ® <strong>2008</strong><br />

<strong>Zerstörung</strong> <strong>zentral</strong> <strong>–Therapie</strong> <strong>regional</strong>?<br />

Verortung von Wachstum bei Gewalttätern<br />

aat-company • hamelner modell • Domeierstr. 6 • 31785 <strong>Hameln</strong> • Tel. 05151/23204


MA�UAL <strong>AAT</strong> ® <strong>2008</strong><br />

Selbstverwaltung des Ich-Inhabers<br />

Einstimmung ......................................................................................................... 2<br />

1. Die Suche nach dem „Kleinsten Gemeinsamen �enner“<br />

bei psychologischen Interventionsversuchen ........................................................ 3<br />

1.1 Grundannahmen der Evolutionspsychologie zum Verständnis<br />

menschlichen Handelns. ......................................................................................... 6<br />

1.2 Verhaltensregulation während des Lebens und genetisches Überleben<br />

durch Fortpflanzungauftrag: Das Balanceproblem des Ich-Inhabers. ...................... 10<br />

1.3 Stolzerleben, Geborgenheitswunsch und Gotteshoffnung als das<br />

„Evolutionspsychologische Ausgangsproblem“ des Ich-Inhabers. ......................... 12<br />

1.4 Sonderfokus: Stolzerleben auf Grundlage „gierigen“ Kompetenztrainings. ........... 15<br />

1.5 Sonderfokus Geborgenheit: Wie funktioniert Anschlusssuche und<br />

Abgrenzung - wie passiert Ausgrenzung? ............................................................... 18<br />

1.6 Sonderfokus Gotteshoffnung: Das epochenübergreifende ultimative<br />

„Weiterlebensmotiv“ unter evolutionspsychologischem Aspekt. ............................ 19<br />

1.7 Aggression als „Anpassungsmodul“ des Ich-Inhabers bei der Umsetzung<br />

seiner (Über-) Lebenspläne. ...................................................................................... 21<br />

2. Das aktuelle Anti-Aggressivitäts-Training® ...................................................... 23<br />

2.1 Der Induktiv-Deduktive Paternoster ...................................................................... 24<br />

2.2 Der Ausgangspunkt ............................................................................................... 25<br />

2.3 Die vier Phasen ...................................................................................................... 25<br />

2.4 Die fünf Handlungsmodule .................................................................................... 27<br />

3. Ausbildungsmodule AGT ® / <strong>AAT</strong> ® ...................................................................... 28<br />

3.1 Zertifizierte berufsbegleitende Fortbildung durch das bfw (Kiel)<br />

zum/zur AGT ® TrainerIn ....................................................................................... 29<br />

3.2 Einrichtung von Erziehungscamps: <strong>AAT</strong> ® -Consulting-Team ............................... 32<br />

4. Integration des eigenen Ichs als Ausgangspunkt für friedliche Co-Existenz ... 34<br />

4.1 Der intelligente Schläger:<br />

Führungskraft der Subkultur oder Opferschützer? .................................................. 36<br />

4.2 Totalverweigerung und Distanzierungswunsch als Ergebnis individueller<br />

und kollektiver Dissonanz ....................................................................................... 39<br />

4.3 Dankbarkeit und Gerechtigkeitserleben als Basis von Versöhnung mit dem<br />

eigenen Lebensentwurf ............................................................................................ 42<br />

Anlage I: Erziehungscamp ............................................................................................ 46<br />

Anlage II: Anleitung Handlungsmodule ........................................................................ 51<br />

Literatur-Empfehlung .................................................................................................. 60<br />

Biographie ..................................................................................................................... 67<br />

1


Einstimmung Manual <strong>2008</strong><br />

Wo ist die Schnittstelle zwischen legaler, institutioneller Erwachsenenwelt (Trainerwelt) und<br />

sich gegen sozialpädagogische Beeinflussung immunisierender Täterwelt? Gibt es eine<br />

Holemotivation oder gar eine Holeschuld des Körperverletzers in Bezug auf Umkehr oder<br />

handelt es sich ausschließlich um einen „Bringeauftrag“ der gesellschaftlichen Abgesandten<br />

für Friedlichkeit: der sozialpädagogischen Task Force? Reicht Respekttraining durch<br />

körperliche Anforderungsprofile (Boot-Camp) aus oder handelt es sich hierbei nur um eine<br />

„Heldenarena“ zur weiteren körperlichen und seelischen Abhärtung der sowieso schon<br />

gnadenlosen Täter? Kommen Sozialpädagogen ohne Aufbietung „körperlicher<br />

Respektpersonen“ mit ihrem Konfrontations- und Kompetenztraining (Friedenstraining)<br />

überhaupt an das Bewusstsein der Intensivtäter heran oder benötigt man gerade in der<br />

Anfangsphase die körperliche Lufthoheit durch - physisch - dem Einzeltäter überlegene<br />

Trainerpersönlichkeiten? Wie können Täter in ambulanten <strong>AAT</strong>´s (Gemeinde), in<br />

teilstationären <strong>AAT</strong>´s (Erziehungscamp) oder auch in der stationären Arbeit<br />

(Jugendstrafvollzug) dazu verführt werden, ihr Ich zu entdecken, ihr Ich zu konzipieren, ihr<br />

Ich zu trainieren und dann später ihr „Friedliches Ich“ zu verwalten? Wie wird der ganz<br />

normale Sozialpädagoge zum Sponsor hinsichtlich einer legalen Identität bei den „Crash-<br />

Kids“? Wieviel Managementtraining muss zur Optimierung der Trainerpersönlichkeit und<br />

der Täterpersönlichkeit im <strong>AAT</strong> ® -<strong>2008</strong> stecken?<br />

Erklärungsmodelle und Reparaturanleitungen für die zunehmend gefühlte Gewaltbedrohung:<br />

Eher über die äußeren Variablen (globalisierter Lebenskontext) oder eher über die inneren<br />

Schemata (evolutionär „festgelegte“ Verhaltensaufträge)?<br />

Das diesjährige aktuelle Manual - pünktlich zu Jahresbeginn als Anti-Gewalt-Reader des<br />

„<strong>Hameln</strong>er Modells“ präsentiert – wird einige Antworten anbieten ....<br />

Dr. Michael Heilemann Gabriele Fischwasser- v. Proeck<br />

<strong>Hameln</strong>, 17. Januar <strong>2008</strong><br />

2


1. Die Suche nach dem „Kleinsten Gemeinsamen �enner“<br />

bei psychologischen Interventionsversuchen<br />

Die wissenschaftstheoretische Einordnung der Psychologie, die dem <strong>AAT</strong>® zugrunde liegt,<br />

kann als „Zurückschenkende Psychologie“ beschrieben werden: Sie ermöglicht dem<br />

„Kleinen Mann“, sich selbst besser beschreiben, sich selbst besser verstehen und sich selbst<br />

besser steuern zu können. Der „Kleine Mann“ als Ich-Inhaber hat genau die gleichen<br />

Aufgaben wie der „Große Mann“: Die Universalität menschlicher „Ich-Inhaberschaft“ wird<br />

ihm erkenntnistheoretisch zur Verfügung gestellt.<br />

Während die traditionelle Psychologie als Hilfswissenschaft der Machterhaltung und der<br />

Machtvermehrung des „Großen Mannes“ dient - dem Mächtigen sollen durch Beschreibung,<br />

Erklärung und Voraussage des Verhaltens seiner Mitmenschen weitergehende<br />

Manipulationsmittel an die Hand gegeben werden, um seine Macht zu sichern und seine<br />

Macht auszubauen – handelt es sich bei der zurückschenkenden Psychologie um ein<br />

emanzipierendes Werkzeug: Auf Grundlage des Verständnisses des eigenen „Auftrages“<br />

können ausgewogene, transparente (kommunizierbare) und somit achtsame Beziehungen zu<br />

anderen parallel lebenden Mit-Menschen aufgebaut werden.<br />

Das „Egoismus-Axiom“ einer Evolutionspsychologie wird somit nicht in Frage gestellt,<br />

sondern in eine solidarische Interpretation überführt: Jeder wird auf seinem gleich getakteten,<br />

niemals stehenbleibenden aber begrenzten Lebens-Fließband vorwärts befördert und winkt<br />

dem Menschen auf dem Nebenfließband solidarisch unterstützend und freundlich zu: Ich<br />

weiß, was ich zu tun habe und ich achte was du gleichzeitig Lebender bewältigen musst: Die<br />

schönste Definition von gelebter und erlebter Solidarität!<br />

Emanzipierende Psychologie gegen machtkonservierende Psychologie: Auch nur ein<br />

Scheingegensatz; auch und gerade der „Große Mann“ stirbt einsam, wenn er sich dieses<br />

Prinzip von Solidarität und Freundschaft nicht aneignet. Im globalisierten Geschehen ist die<br />

Vergrößerung der „Zugriffsmöglichkeiten auf Ressourcen“ (weiteres Auseinandergehen der<br />

Schere zwischen Arm und Reich) für unmittelbare „terroristische“ Bedrohung des „Großen<br />

Mannes“ (der Entscheider-Clique) noch stärker evident: Entweder muss er durch „Töten des<br />

sich ungerecht behandelt fühlenden Aufstrebenden“ unter größter Angstbelastung und unter<br />

größtem Aggressionseinsatz (Massentötungsmittel) den Mob (den größten Anteil der 6 bis 9<br />

Milliarden Menschen in diesem Jahrhundert) auf Abstand halten oder sich selbst in die<br />

„Solidargemeinschaft“ aller Ich-Inhaber – jeder hat genau den gleichen Auftrag –<br />

einreihen....? Die zurückschenkende Psychologie mit ihrer emanzipatorischen Verheißung für<br />

jeden einzelnen Ich-Inhaber ist also ein Geschenk an den Kleinen Mann / die Kleine Frau<br />

einerseits und ein besonderes Geschenk an den Großen Mann / die Große Frau andererseits.<br />

Auch und gerade unter dem Aspekt der evolutionären Psychologie, die am (nicht nur<br />

genetischen) Weiterleben interessiert ist.<br />

Die Beschreibbarkeit der „Universalität des Ich-Auftrages“ ist also Grundlage für die<br />

Beziehung zum eigenen Ich und dann Grundlage zur Beziehung zum „ co-existierenden Ich“:<br />

Die Menschen sind als reflektierende Wesen mit ihrer Denk-, Sprach- und Gruppenfähigkeit<br />

nur deswegen das vornehmste (evolutionär überlegenste) Lebewesen geworden, weil sie diese<br />

Beziehungsfähigkeit (von der Feindschaft zur Freundschaft) erklommen haben – nun gilt es,<br />

die Beziehungsfähigkeit zum eigenen Ich und dann zum Du und dann zum Wir zu veredeln.<br />

Ansonsten droht auf einem gewissen Zenit der Überlegenheit (gegenüber anderen<br />

Lebenwesen) der rasante Abstieg. Oder wie der französische Kulturpapst André Malraux<br />

formuliert: „Das 21.Jahrhundert wird ein Jahrhundert der Religion sein oder es wird nicht<br />

sein.“<br />

3


Die Verweildauer ist – wie auch immer – begrenzt. Der Abgang ist ultimativ beschlossene<br />

Sache schon zu Beginn des Lebens. Diese „Endlichkeit des Seins“ und die – in der Regel<br />

vorhandene – Unkenntnis über die Zeitspanne der tatsächlichen Anwesenheit auf der Welt<br />

macht die Selbstverwaltung des Ich-Inhabers nicht leichter (vgl. Bartel, 2007)<br />

Es gibt lebensverkürzende und lebensverlängernde Maßnahmen und es gibt eine<br />

Normalverteilung der Verweildauer für eine bestehende Population mit entsprechendem<br />

„Kurzzeitaufenthalt“ und auch mit „verlängerter Buchung“. Der Durchschnittswert (und<br />

gleichzeitig auch der empirisch-berechenbare Erwartungswert) für Männer und Frauen in<br />

unserem Kulturkreis in der jetzigen Epoche bewegt sich zwischen 75 Jahren und 82 Jahren<br />

„Anwesenheitspflicht“.<br />

Der Ich-Inhaber hat während dieser Zeit die Aufgabe, die Exklusivität seines Ichs herzustellen<br />

(Verwaltung des Größen-Ichs) und Unterstützung der parallel lebenden Menschen<br />

(Geborgenheits-Ich) zu akquirieren. Hierbei ist er ständig mit dem Bewusstsein des<br />

ultimativen Weggehenmüssens konfrontiert – er muss also ständig eine dritte Aufgabe im<br />

Hintergrund bewältigen, wobei er probiert, sie aus der „Angstzone“ in die<br />

„Verheißungszone“ zu überführen: Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute aufs Neue.<br />

Die Exklusivität seines Ichs (es muss ja einen Grund geben, warum er sich jeden Morgen<br />

immer wieder in den neuen Tag „aufmacht“) und das Geborgenheitserleben (ohne<br />

Unterstützung anderer bei Bedrohung wird die Verweildauer sicherlich nicht verlängert<br />

werden) sind also die Kernaufgaben des „Ich-Malochers“ – Hoffnung auf ein Weiterleben<br />

nach dem Tod ist die alles überspannende Zusatzpflicht.<br />

Der Ich-Inhaber auf der Bühne der Alltagsinszenierung muss also als Jongleur drei Teller<br />

(Größen-Ich-Teller, Geborgenheits-Teller, Gotteshoffnungs-Teller) parallel auf dem<br />

Stöckchen balancieren, ohne dass auch nur einer herunterfällt: Null mal hundert ist null.<br />

Folgende psychologische Bereiche (Helfersysteme) kommen dem Ich-Inhaber unter<br />

wissenschaftstheoretischer Betrachung zu Gute: Die philosophische Psychologie als<br />

„Suchendes System“, die Motivations-Psychologie als „Erklärendes System“ und die<br />

angewandte Psychologie als „Übendes System“.<br />

Alle drei „Helfersysteme“ sind im <strong>AAT</strong>-Paternoster eingebaut: Im täglichen Üben<br />

(Trainingshanteln im Attraktivitätstraining, in den Handlungsmodulen) über die Erklärung<br />

eigenen und fremden Verhaltens bis hin zur Selbstaffirmation, dass es auch nach dem Tod<br />

irgendwie weitergehen wird, ist der „Psychologische Support“ für den Anwender (also<br />

sowohl für den Klienten wie für den Trainer) abrufbar.<br />

Bei der Ich-Konstruktion und der Ich-Verwaltung im Alltag ist also die Weiterlebenshoffnung<br />

bewusstseinsmäßig (zumeist im Hintergrund) mitschwingend nachrangig; auf der anderen<br />

Seite aber auch übergeordnet: Lebe ich nach dem Tod in irgendeiner Person (Ich-Inhaber)<br />

stofflich, feinstofflich oder nicht-stofflich weiter? Lebe ich durch meine sozialen<br />

Hinterlassenschaften (Spuren) weiter? Lebe ich durch die von mir vererbten Gene genetisch<br />

weiter? Alle drei Weiterlebens-Hoffnungen sind auch kombinierbar: Dadurch, dass ich mein<br />

Ich exklusiv gestalte, steigt meine Kompetenz und daraus resultiert mehr Ausstrahlung, so das<br />

man stärker auf mich hört und mir mehr folgt (Spuren werden definiert). Durch mehr<br />

Kompetenz erhalte ich eine höhere Attraktivität, um als Fortpflanzungspartner ausgesucht und<br />

genetisch weiterleben zu können. Möglicherweise kann ich bei meinen genetischen<br />

Nachfolgern (die ja immerhin doch meinen halben Chromosomensatz tragen) dann auch<br />

durch „philosophische Aufträge“ mit meiner erhöhten Kompetenz mehr Spuren hinterlassen<br />

als wenn ich diese Kompetenz nicht hätte. Von daher verzahnen sich „Größen-Ich“ und<br />

4


„Geborgeneheits-Ich“ zu einem „Genetischen Weiterlebens-Ich“. Das persönliche<br />

Weiterlebens-Ich bleibt jedoch offen: Der Wunsch, persönlich nach dem Tod weiterleben zu<br />

wollen, ist allen Menschen in jeder Epoche zutiefst verinnerlicht und allgegenwärtig – der<br />

Beweis, ob es so etwas gibt (oder ob es das nicht gibt) ist weder erbracht noch widerlegt: Die<br />

Hoffnung besteht genau zu 50Prozent und die Hoffnung stirbt zu allerletzt.<br />

Kompetenztraining, Geborgenheitsabsicherung und Weiterlebenshoffnung: Die drei<br />

ultimativen Aufträge des Ich-Inhabers sind der „Kleinste gemeinsame �enner“ einer<br />

„zurückschenkenden Psychologie“ und werden vom <strong>AAT</strong> ® als „Psychologisches<br />

Supportsystem“ für den „Kleinen Mann“ (nicht nur für den Schläger) „freigeschaltet“.<br />

Die wissenschaftlichen Helfersysteme haben nur einen einzigen Auftrag: Den Full-Time-Job<br />

des Ich-Inhabers für ihn lösbarer zu machen, so dass er selbst alle seine (psychologischen)<br />

Anstrengungen auf diesen „Kleinsten gemeinsamen �enner“ zurückführen kann ...<br />

Kein Mann, dem seine<br />

Sache nicht Spaß macht,<br />

darf erwarten, dass sie irgend<br />

sonst jemandem Spaß macht.<br />

(Bertolt Brecht)<br />

5


1.1 Grundannahmen der Evolutionspsychologie<br />

zum Verständnis menschlichen Handelns<br />

Die evolutionäre Psychologie geht auf zwei Hypothesen des „Klassiker“ von Charles Darwin<br />

aus dem Jahr 1859 zurück: In dem Werk „Über den Ursprung der Arten“ wird über die<br />

Variation der Arten, über die spezielle Vererbung einzelner Merkmale innerhalb einer Art und<br />

damit letztlich über die Selektion von (Weiter-) Leben wissenschaftlich berichtet. Erst die<br />

große Variation innerhalb einer Art (einer Gruppe von Organismen) führt zu einem<br />

Existenzkampf (intrasexueller Wettbewerb der Gleichgeschlechtlichen), wobei die spezielle<br />

Merkmalsvariation des Stärkeren schließlich in die nächste Generation hinein vererbt wird.<br />

Die Darwinsche Argumentationskette lautet also:<br />

1. Variation<br />

2. Vererbung spezieller Merkmale<br />

3. Selektion<br />

Die Anpassung der Art an die spezielle Umwelt durch Selektion ist letztlich das „Endziel“<br />

dieser adaptiven Vererbungssystematik. Auch das Leben des Menschen definiert sich über<br />

zwei Aufgaben:<br />

1. Über Sicherung des eigenen Überlebens<br />

2. Fortpflanzung zur Sicherung der eigenen Gene in die nächste Generation hinein.<br />

Persönliches Überleben einerseits (Theorie der natürlichen Auslese) und erfolgreiche<br />

Fortpflanzung andererseits (Theorie der sexuellen Selektion) sind nunmehr aktuelle<br />

Grundlage einer evolutionären Psychologie, die insbesondere die Entscheidungsverpflichtung<br />

von weiblichen Menschen bei der Paarung („Wen wähle ich als optimalen Samenspender<br />

aus?“) in den Vordergrund rückt: Die offensiven männlichen, aufmerksamkeitszentrierenden<br />

Verhaltensweisen (sich in der Stärkepose gegenüber dem Konkurrenten durchsetzen) ist die<br />

eine Seite der Medaille – der wahrnehmungsstarke Abgleich und damit die Selektion für eine<br />

finale Entscheidung (die Frau ist dann für 10 und mehr Jahre „gebucht“) ist deren andere<br />

psychologische Ebene.<br />

Anders ausgedrückt: Der Mann setzt mit der Plazierung seiner Samenzellen auf die „große<br />

Zahl“ der Befruchtung – die Frau befindet sich im Wahrnehmungs- und<br />

Entscheidungsdilemma und muss aus einer Vielzahl variantenreicher Einzelinformationen den<br />

optimalen Paarungspartner „herausfiltern“:<br />

Inszenierte Präsenz versus Wahrnehmungsgenauigkeit.<br />

Aktuelle psychologische Theorien gehen inzwischen soweit, den Ursprung menschlicher<br />

Kulturleistungen in der Partnerwerbung zu sehen. Hierbei ist insbesondere das<br />

„Luxustheorem“ von Interesse: Einfache, robuste und ökonomische Anpassung an die Natur<br />

durch entsprechende Persönlichkeitsmerkmale (körperliche Stärke, gute Sinne, Gesundheit)<br />

reichen für die differenzierte Selektionsverpflichtung der weiblichen Entscheiderin nicht aus –<br />

gerade das Handicap (Luxuselemente im Organismus) ist dann paradoxerweise die Grundlage<br />

für die Differentialentscheidung. Ein Beispiel: Die schillernde Pfauenfeder, die letztlich<br />

ausweist, dass der Pfau auch in allen anderen Grundlagenfähigkeiten überlegen sein muss,<br />

weil er sonst nicht hätte überleben können.<br />

Grundlage aller Theorieadaptionen von Darwin ist die Idee, dass das Leben (persönliche<br />

Überleben) allein nichts wert ist: „Was in der Evolution zählt, ist die Fortpflanzung. Das<br />

eigentliche Ziel aller Lebewesen ist die Weitergabe ihrer Gene an die nächste Generation ...“<br />

(Ehlers, S. 40, 2001). Die sexuelle Attraktivität von Männern definiert sich heutzutage über<br />

den Luxusfaktor: Luxus als „Wohlstandsindikator“ hat einen differentialdiagnostischen<br />

Informationswert für die Abschätzung der Gesamtfitness dieses männlichen Bewerbers (für<br />

Samenspende). Die Gesamtfitness der eigenen Brut ist das evolutionäre Oberziel (Sicherung<br />

6


7<br />

der Gene in der nächsten und vielleicht auch übernächsten Generation) – der Fitnessindikator<br />

muss von der männlichen Person in möglichst eindeutiger Weise objektiv präsentiert werden.<br />

Ein überdurchschnittlich intelligentes Gehirn stellt unter evolutionspsychologischen<br />

Gesichtspunkten ebenfalls einen solchen „Luxusfaktor“ dar: Die zugrunde liegenden<br />

Gehirnstrukturen sind kostenaufwendig, kompliziert, störungsempfindlich und außerdem<br />

dienen diese Fähigkeiten offenbar keinem direkten Überlebenszweck. Statt dessen könnten sie<br />

als ein Instrument der Partnerwerbung entstanden sein, quasi als „Aushängeschild für innere<br />

Werte“ (Ehlers, S. 42, 2001) – ein leistungsfähiges und intelligentes Gehirn steht letztlich also<br />

insgesamt für „gute Gene“.<br />

Spezielle sophistische Verirrungen in der Kunst – die nur von wenigen kulturell besonders<br />

hoch entwickelten Menschen dekodiert werden können – sind in sofern ebenfalls ein solcher<br />

luxusorientierter Fitnessindikator: Nur wenn Menschen über viele Generationen in der<br />

Oberschicht leben, haben sie ein abgeschichtetes und „selbstverständliches“<br />

Kunstverständnis, Modeverständnis, Designverständnis usw..<br />

Freiwillig gewählte Handicaps definieren ebenfalls einen objektiven Messwert für<br />

„genetische Gesamtfitness“: Ein Millionär, der sein Geld für seinen Konsum verbraucht, ist<br />

im Gegensatz zu einem Millionär, der auch sozial-caritative Spenden großzügig weitergibt<br />

kein Handicap-Junkie und von daher evolutionspsychologisch ein „Selbstabwerter“.<br />

Nicht nur wegen der genetischen Fitness, der erwünschten männlichen Gene sondern auch<br />

wegen einer hypothetischen, antizipatorischen Abschätzung des „Folgeverhaltens“ des<br />

Samenspenders (genetischen Fortpflanzungspartners) ist diese „multiple Faktorenanalyse des<br />

Weibchens“ für Frauen auch heute noch relevant: Sowohl vor und während der Geburt als<br />

auch nach der Geburt investieren weibliche Menschen wesentlich mehr Energie in die<br />

Aufzucht der gemeinsamen Nachkommen – Männer investieren mehr Energie in<br />

Partnerwerbung und somit in die Quantität der in ihrem Leben befruchteten Eizellen, so dass<br />

von Frauen auch Indikatoren für Verteidigungsfähigkeit (der gemeinsamen Brut),<br />

Beutefähigkeit (hohe wirtschaftliche Kompetenz) aber auch Verbindlichkeit und<br />

Berechenbarkeit (Treue- und Ehrlichkeitsindex) gesucht und gefunden werden. In jedem Fall<br />

ist es zum Hervorbringen künstlerischer, musikalischer und eben kreativer „Produkte“<br />

notwendig, dass über die normale Alltagsbewältigung hinaus mehr und wertvollere Gene<br />

benötigt werden, um zusätzlich auch noch diese nicht überlebenswichtigen<br />

„Luxuskomponenten“ hervorzubringen: „Im Laborexperiment kann man dafür sorgen, dass<br />

dem Gehirn nur wenig Energie zur Verfügung steht, indem man den Zuckergehalt des Blutes<br />

verringert. Partnerwerbungsfähigkeiten wie z.B. der Sinn für Humor, visuelle Kreativität und<br />

musikalische Improvisation müssten unter diesen Bedingungen stärker beeinträchtigt werden<br />

als Anpassungen, die zum Überleben nötig sind, wie etwa Sinneswahrnehmungen oder die<br />

räumliche Orientierung (Miller, S. 42, 2001). Besonderes Fitness-Imponiergehabe über<br />

demonstrierte freiwillig angenommene Handicaps und demonstrative „Luxuskompetenz“<br />

findet ihre Entsprechung in einer besonders kritischen Haltung von Frauen in der „fruchtbaren<br />

Phase“ (Eisprung): Dann sind sie sehr mäkelig, pingelig, perfektionistisch und eben auch<br />

besonders kritisch ihrer (männlichen) Umwelt gegenüber ....<br />

Die evolutionäre Psychologie geht also davon aus, dass jedes „Gefühl“ eine biologische<br />

Funktion und eine biologische Basis hat. Später sind Gefühle auch für das Überleben<br />

besonders wichtig: Schneller als Gedanken (Kognitionen) wird gefühlsmäßig eine Situation –<br />

insbesondere hinsichtlich ihres Gefährdungsgrades - erfasst, um so vielleicht einer<br />

existentiellen Bedrohung entgehen zu können: Sich wehren zu können oder zu flüchten.<br />

Neben Erklärungen und Begründungen für Paarungsverhalten ist hierüber auch Licht in das<br />

Dunkel der emotionalen Präferenzen von Menschen zu bringen: „Für das Überleben – als<br />

Grundlage jeder Fortpflanzung – ist vor allen Dingen das „Scannen“ feindseliger aggressiver


und bedrohlicher Signale von Artgenossen in möglichst schneller und zuverlässiger Weise<br />

nötig“ (Westerhoff, S. 32, 2007). Somit ist nicht nur Misstrauen, Ängstlichkeit und<br />

Defensivität als Grundlage menschlichen Überlebens identifizierbar - auch die depressiven<br />

Empfindungen erfüllen eine nachhaltige Anpassungsfunktion: Nach Fehlschlägen ist durch<br />

Rückzug sowohl die mentale wie die körperliche Erholungsphase sichergestellt, bei<br />

besonderer Bedrohung ist eine längere Reflektionsphase vorprogrammiert: „Denn in<br />

lebensbedrohlichen Situationen ist es richtig, das eigene Verhalten besonders kritisch zu<br />

prüfen und lieber einen Selbstvorwurf zuviel zu erheben als einen zu wenig“ (Westerhoff, S.<br />

32, 2007). Das von Evolutionspsychologen entworfene „negative Menschenbild“ beinhaltet<br />

von daher als „primäre Überlebensausrichtung“ Eigenschaften wie:<br />

Misstraurisch<br />

Pessimistisch<br />

Undankbar<br />

Berechnend<br />

Egoistisch<br />

Selbstgerecht.<br />

Unter überlebensstrategischen Gesichtspunkten gilt also das Motto:<br />

„Der Mensch ist schlecht – und das ist gut so“ (Westerhoff, S. 32, 2007).<br />

Die unbewussten Anpassungsstrategien zum Überleben im konkreten Sinne (Erleben des<br />

eigenen Lebens) und zum Überleben in übergeordneten Sinne (Überleben durch<br />

Fortpflanzung) können wie folgt zusammengefasst werden:<br />

1. Misstrauen ist besser als Vertrauen<br />

Der angepasste Mensch setzt auf Ehrlichkeit der anderen und hasst es, getäuscht,<br />

betrogen oder belogen zu werden. Er benötigt Solidarität und Unterstützung, um sein<br />

Überlebensziel zu erreichen – unsolidarische oder gar schädigende Mitmenschen werden<br />

„aussortiert“. Selbst Menschen, die wenig Produktives zum Selbsterhalt beitragen können,<br />

werden eher „fallengelassen“. Werden vom Schicksal ungerechte Vorteile an das eigene<br />

Ufer gespült, werden Privilegien angenommen, die dem Menschen eigentlich nicht<br />

zustehen, wird dieser unberechtigte Vorteil trotzdem angenommen und genossen: Diese<br />

Doppelmoral schützt davor, von anderen ausgebeutet oder überholt zu werden.<br />

2. Eifersucht sichert Reproduktion<br />

Der selbstzufriedene, glückliche, gelassene und souveräne Mensch entwickelt sich nicht<br />

weiter. Er ist weder kampfesbereit noch trainiert er seine Kampfesfähigkeit. Das Gefühl,<br />

um einen geliebten Partner (Reproduktionspartner) kämpfen zu müssen, führt letztlich zu<br />

mehr Mut, mehr Risikobereitschaft, mehr Einsatzwillen und mehr „reproduktivem<br />

Erfolg“. Eifersucht als „Aktivierungsimpuls“ verhindert bei Männern, dass ihnen ein Kind<br />

untergeschoben wird und verhindert bei Frauen, dass sie nur den zweitbesten Versorger<br />

für ihre Brut ergattern.<br />

3. Großzügigkeit schafft Ansehen<br />

Wer sich in großzügiger Weise Liebe und partnerschaftlichen Zusammenhalt „etwas<br />

kosten lassen kann“, wer also aus dem Vollen schöpfen kann, hat ein übermäßig positives<br />

Reservoir an genetischem Vorsprung unter Beweis gestellt. Wer viel abgibt, entwickelt<br />

somit ein positives Reproduktions-Image, gleichzeitig gibt er eine gewisse Gewähr dafür,<br />

dass diese Großzügigkeit auch der Gesamtfitness der gemeinsamen Brut zugute kommen<br />

wird. Großzügigkeit wird sowohl als Selektionsfaktor bei der Partnerwahl wie auch als<br />

„Überlebensfaktor für die Brutpflege“ höher bewertet als Intelligenz und Gesundheit, da<br />

diese Komponenten quasi impliziert sind.<br />

8


4. Männer brauchen Kaufkraft – Frauen Schönheit<br />

Aktuelle sozialwissenschaftliche Studien zeigen, dass das „evolutionäre Tauschgeschäft“<br />

auch weiterhin als Hauptregel gilt: Je mehr ökonomischen und gesellschaftlichen Status<br />

ein Mann im Laufe seines Lebens vorzuweisen hat, um so größer ist die Gewähr für die<br />

ihn auswählende Frau, bei ihm in guten Händen zu sein (u.a. Geborgenheit und<br />

Absicherung). Je jünger eine Frau ist, um so mehr hat der Mann die Gewähr, dass sie über<br />

einen längeren Zeitraum gesunde und vitale Kinder gebären kann.<br />

5. Körperliche Attraktivität als „Aushängeschild“<br />

Die genetische Fitness einer Person – bei Frauen z.B. abgebildet durch hohe, ausgeprägte<br />

Wangenknochen, ein kleines Kinn, volle Lippen, makellose Haut, symmetrische<br />

Gesichtshälften und ein gutes „Waist-To-Hip-Ratio“ (Wespentaille) - steht auch für<br />

robuste Gene: Es ist nachgewiesen, dass körperlich-attraktive Menschen besonders in<br />

gesundheitlich belastenden Situationen gesünder und stabiler sind, Krankheitserregern<br />

besser widerstehen können und ihre Lebenserwartung etwas höher liegt als die „weniger<br />

schöner“ Menschen.<br />

6. Gruppenegoismus<br />

Menschen unterstützen Blutsverwandte – mit denen sie im engeren oder weiteren Sinn<br />

ihre gemeinsamen Gene teilen – stärker als Geistesverwandte (Freunde oder Menschen<br />

mit weltanschaulich ähnlichen Positionen). Blut ist dicker als Wasser: Nur hierdurch ist<br />

das genetische Überleben auch in „Parallelsträngen“ absicherbar. Der Erfolg unserer<br />

Verwandten ist letztlich indirekt auch unser (Überlebens-) Erfolg.<br />

Der Gesamtindikator für männliche Fitness war in den letzten Jahrtausenden möglicherweise<br />

die Zahl der gezeugten Kinder – die Gesamtfitness des weiblichen Menschen hat sich in der<br />

Gesundheit und im Überleben und letztlich auch in der erneuten Fortpflanzungsberechtigung<br />

der eigenen (wenigen) Kinder und der andauernden Pflegephase (der Mensch ist kein<br />

Nestflüchter sondern ein Nesthocker) erwiesen. Selbst bei annähernd gleichem<br />

Geschlechterverhältnis sind Frauen „stets die begrenztere Ressource in einer Population“ (vgl.<br />

Christiansen, S. 69, 2006), „so dass selbst bei annähernd gleichem Geschlechterverhältnis für<br />

Männer der Zugang zu befruchtungsfähigen Frauen eingeschränkt ist. Das „anstrengende<br />

Werbeverhalten“ der Männer bei der Partnerwahl über Aussehen, Verhalten, materiellen und<br />

immateriellen Status und somit das demonstrative werbungstechnisch geschickte Aufbereiten<br />

der „männlichen Ressourcen“ führt letztlich zu einer besonderen Stressbelastung der<br />

männlichen Wesen (Lebenserwartung in unserer Kultur „kriegsneutralisiert“ um 7 Jahre<br />

geringer) – gleichzeitig führt es zu einer stetigen evolutionären Weiterentwicklung der<br />

männlichen „Performance“ (vgl. Bueb, 2007).<br />

9


10<br />

1.2 Verhaltensregulation während des Lebens und genetisches Überleben<br />

durch Fortpflanzungsauftrag: Das Balanceproblem des Ich-Inhabers<br />

Depressive Episoden setzen sich aus einer großen Summe von Einzelfrustrationen zusammen.<br />

Diese sogenannten „Dissonanzen“ erlebt ein Mensch dann, wenn seine Erwartung, bzw. sein<br />

Anspruch an eine Person oder an eine Situation unrealistisch (zu hoch) ist. Oftmals glaubt der<br />

Mensch aufgrund seiner naiv-optimistischen Grundhaltung, dass er drei „Gefühlsansprüche“<br />

im Leben grundsätzlich erwarten und zumeist auch erhalten kann:<br />

1. Gerechtigkeit<br />

2. Ehrlichkeit<br />

3. Treue (Verbindlichkeit)<br />

Das tatsächliche Aufkommen (die „Einnahme“) dieser „Sozialen Güter“ ist oftmals<br />

wesentlich geringer als sich der Mensch dies erhofft und erwünscht. Der Mensch ist also<br />

enttäuscht und glaubt, dass ihn und nur ihn das Leben weniger gut bedenkt als dies bei seinen<br />

Mit-Menschen der Fall ist. Je öfter er solche Enttäuschungen über das Ausbleiben von<br />

Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Verbindlichkeit erlebt, um so mehr hadert er mit seinem<br />

gesamten Leben (mit dem Schicksal, mit Gott, mit dem Prinzip der Lebendigkeit).<br />

Irgendwann hört der Mensch dann auf, diese ihm so wichtigen Dinge zu erwarten, er<br />

resigniert, er „schmeißt alles hin“ und er verweigert sich nun seinerseits – seinem Leben.<br />

Eine Depression beginnt. Feindseligkeit nistet sich ein und <strong>Zerstörung</strong>sbereitschaft scheint<br />

begründet ...<br />

Vorschlag: Sich den Erhalt der erhofften Dinge (Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Verbindlichkeit)<br />

als Ausnahme an: In 90% der Fälle bekommst Du sie nicht – in 10% der Fälle vielleicht.<br />

Wenn Du sie bekommst, sage einfach: „Ich habe gar nicht mehr damit gerechnet, dass es so<br />

etwas wie Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Treue gibt – nun habe ich sie erhalten und es ist<br />

wunderbar. Ich bedanke mich. Ich weiß, das ist eine Ausnahme. Ich weiß, das ist eher<br />

zufällig. Ich weiß, ich hätte es eigentlich viel öfter verdient, aber wenn ich es jetzt mal erhalte,<br />

bin ich glücklich, weil es ein unwahrscheinliches Ereignis ist.<br />

Das Geheimnis der �icht-Depression liegt also darin, dass man das �icht-Eintreten dieser<br />

drei wichtigen Güter als das normale Ereignis erwartet. Tritt es ein, ist es die erfreuliche<br />

Ausnahme – bleibt es aus, ist es Standard.<br />

Die Erwartung von Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Treue sollte maximal bei 10Prozent liegen<br />

– in 90Prozent bleibt es aus. Dies gilt für alle Menschen. Warum sollte gerade ich eine<br />

Ausnahme sein und vielleicht zu 30, 40, 70 oder gar 90 Prozent Gerechtigkeit, Ehrlichkeit<br />

und Treue erhalten? Warum soll ich so anmaßend sein, etwas zu erwarten, was „nicht<br />

normal“ ist . Warum sollte ich von diesen positiven Gütern mehr bekommen als andere<br />

Menschen? Was gibt es für einen Sinn, wenn ich mehr als 10% erwarte und dann am Ende<br />

enttäuscht, hadernd und aggressiv werde?<br />

Die De-Regulation des eigenen Erlebens kann man also in einem „Vierschritt“ beschreiben:<br />

1. Zu hohe Erwartung<br />

2. Enttäuschung (Dissonanz)<br />

3. Hadern mit dem Schicksal<br />

4. Resignation, Depression, Apathie (Ausstieg aus dem eigenen Leben)<br />

Die Veränderung der Wahrscheinlichkeitsannahme in Bezug auf eine „Gute Behandlung“<br />

durch die Mitmenschen ist der Schlüssel, um als Ich-Verwalter einen „guten Job“ zu machen.


Definition Gerechtigkeit:<br />

Der Wunsch, von Mitmenschen oder vom „Schicksal“ für die eigenen<br />

Anstrengungen, Absichten und Taten und vielleicht auch für die dadurch<br />

produzierten Effekte und Ergebnisse einen angemessenen „Lohn“ zu erhalten:<br />

Anerkennung, positive Resonanz, Sympathie und vielleicht auch immaterielle und<br />

materielle Unterstützung. Das Maß für Gerechtigkeit (kleinster gemeinsamer<br />

Nenner) ist die „investierte Energie“ in Verbindung zu dem, was der Mensch als<br />

„Gesamtresonanz“ von der Welt zurückbekommt.<br />

Definition Treue:<br />

Der Wunsch, das die Versprechen, die früher gehalten worden sind, auch viel<br />

später – heute – eingehalten werden. Das Bedürfnis, früher vorhandene Nähe und<br />

Verbundenheit (Verbindlichkeit) weiterhin – gegenseitig – einzuhalten, auch<br />

wenn sich die aktuellen Lebensbedingungen (vielleicht sogar radikal) verändert<br />

haben. Die Treue ist die Hoffnung und die Basis, gerechte Erträge aus einer<br />

früheren (vielleicht lebenslangen) Beziehung – auch zu einem Ort oder zu einer<br />

Idee – überhaupt erhalten zu können.<br />

Definition Ehrlichkeit:<br />

Der Wunsch, die Wahrheit gesagt zu bekommen, auch wenn es demjenigen, von<br />

dem ich es erwarte, Mühe macht: Wenn er sich selbst ins Abseits stellt, wenn er<br />

sich selbst belastet, wenn er sich selbst abwertet und / oder wenn er durch das<br />

Bekennen zur Wahrheit viel mehr Mühe hat als wenn er dies nicht täte. Die<br />

Ehrlichkeit ist die Grundlage, um Treue und Gerechtigkeit „bemessen“ zu können.<br />

Die innere emotionale Balance erleichtert die Ich-Verwaltung und ist Grundlage des<br />

Persönlichen Überlebens. Die Optimierung des Persönlichen Überlebens ist eine<br />

Grundlage des „Genetischen Überlebens“.<br />

Lebe ein gutes, ehrbares Leben!<br />

Wenn du älter bist und zurückdenkst,<br />

wirst du es noch einmal genießen können.<br />

(Dalai Lama)<br />

11


1.3 Stolzerleben, Geborgenheitswunsch und Gotteshoffnung als das<br />

„Evolutionspsychologische Ausgangsproblem“ des Ich-Inhabers<br />

Wann fühlt der Mensch sich gut? Wann kann der Mensch sich zufrieden zurücklegen? Wann<br />

gibt es mal eine kleine kreative Pause vom „Rabotti, Rabotti“? Wann kann man sich dem<br />

Moment oder einer Person hingeben? Gibt es eine Pause vom Nachdenken, vom Grübeln,<br />

vom Planen, vom „Ich-Will-Sichergehen Syndrom“?<br />

Als einziger verantwortlicher Künstler auf der Bühne seines Ichs muss der Mensch als<br />

Jongleur lebenslang drei Teller auf seinem Jonglagestock in Bewegung halten – keiner darf<br />

herunter fallen, denn Null mal Null ist Null: Den Teller „Der Wunsch, auf sich stolz zu sein“<br />

(Exklusivitätserleben), den Teller „Soziale Einbindung“ (Geborgenheitswunsch) und den<br />

Teller mit dem Wunsch, dass „es auch nach dem Tode weitergeht“ (Gotteshoffnung).<br />

Werden alle drei Aufgaben einigermaßen bedient, gibt es weniger Unruhe, weniger Unmut,<br />

weniger Ängstlichkeit, weniger Zweifel, weniger Misstrauen: Der Mensch bleibt<br />

Bedenkenträger aber im Moment kann er auch mal „durchatmen“. Die Aufträge des Ich-<br />

Inhabers werden von ihm selbst als Grundbedürfnisse im persönlichen Erleben – also als<br />

ständiger Drang – verspürt. Von diesen Grundbedürfnissen wird er angetrieben, hierdurch<br />

wird er motiviert, hierdurch bleibt er auf der „Bühne der Selbsterfindung“ und hierdurch<br />

bleibt er auf der Bühne der „ständigen Selbstverwaltung“.<br />

Manchmal möchte er sich seine Aufträge aber auch genauer ansehen, sie mit seinem scharfen<br />

Verstand und mit seinen bisherigen Erfahrungen (seinen Analysemöglichkeiten) genauer<br />

beschreiben und sie bewerten („Was ist wichtig, was ist unwichtig?“), um so ab und zu über<br />

den Sinn des Lebens im Ganzen nachzudenken. Dann ist er der „Philosophische Psychologe“,<br />

der konstruiert, verwaltet und Dauerhaftigkeit zu programmieren versucht. Letztlich muss<br />

aber alles auch im konkreten Verhalten ankommen: Der Mensch als sein eigener<br />

Verhaltenstrainier, der den Kopf, den Körper und das Gefühl immer wieder auf Vordermann<br />

bringen muss.<br />

Ich-Inhaber als lebenslanger Selbsterfinder und Selbstbewahrer<br />

Grundaufgaben Ich-Architektur Ich-Verwaltung Ich-Überführung<br />

(Bestimmung) (Wachstum) (Alltags- (Überdauernde<br />

Philosophische bewältigung) Gewissheit)<br />

Psychologie<br />

II. Grundbedürfnisse Größe Geborgenheit Existenz über dem<br />

(Erleben) (Selbsterleben) (Unterstützungs- Tod hinaus<br />

Motivations- erleben) (Konstanzerleben)<br />

Psychologie<br />

III. Grundtraining Kopf Körper Gefühl<br />

(Verhalten) (Kognitives (Physiologisches (Emotionales<br />

Angewandte Training) Training) Training)<br />

Psychologie<br />

12


Der Mensch ist also alles gleichzeitig: Er ist sein eigener Erfinder und Architekt, er ist sein<br />

eigener Verhaltenserklärer und er ist sein eigener Verhaltenstrainer.<br />

Der Mensch als „Wissenschaftler“<br />

I. Der Mensch als Philosoph<br />

Sinnsuche (Begründung von Lebenswillen)<br />

Theorie, Überleben<br />

II. Der Mensch als Psychologe<br />

Verhaltenserklärung (Steuerung von Prioritäten)<br />

Verständnis von Verhaltensentscheidungen<br />

III. Der Mensch als Verhaltenstrainer<br />

Handlungstraining (Werkzeugbeschaffung)<br />

Instrumente für Wirksamkeit und Kontrolle<br />

Worauf kommt es also �etto an?<br />

Netto muss der Mensch während der wachen Zeit sein Verhalten steuern – er kann dies nicht<br />

delegieren: Er findet hier keinen Stellvertreter, der an seiner Stelle über sein Verhalten<br />

entscheidet und dieses ausführt: Du hast nur über einen einzigen Menschen auf der ganzen<br />

Welt Macht – nur über dich selbst. Also befindet sich der Mensch im ständigen<br />

Entscheidungszwang: Kurz einen Gedanken fassen, wie das Verhalten im nächsten Moment<br />

( in der nächsten überschaubaren Zeitphase – also in der Gegenwart) aussehen soll und dann<br />

auf Grundlage dieses Planes schnell ein paar Informationen aufnehmen, danach sofort eine<br />

Entscheidung für das jetzt anstehende Verhalten treffen und dann das Verhalten ausführen. In<br />

dieser „Endlosschleife“ befindet sich der Mensch vom ersten bis zum letzten Lebenstag:<br />

1. Kurze Planung<br />

2. Informationsaufnahme<br />

3. Entscheidung<br />

4. Verhaltensdurchführung.<br />

Worauf kommt es also an? Auf die Durchführung des konkreten Verhaltens. Die Planung,<br />

die Informationsaufnahme und das Entscheidungsverhalten werden häufig überbewertet, man<br />

hält sich zu lange dabei auf, man kommt oft nicht oder viel zu spät (dann „ist der Zug schon<br />

abgefahren“) beim eigenen Verhalten an.<br />

Gerade die Informationsaufnahme – ich habe schon viele Informationen aber man kann ja nie<br />

genug haben – verkommt in der Internet-Epoche oftmals zum Selbstzweck, so dass man ganz<br />

vergessen hat, warum man Informationen aufnehmen will, wofür man sie braucht und dass sie<br />

ja letztlich nur Mittel zum Zweck sind, um ganz schnell wieder bei der Steuerung des eigenen<br />

Verhaltens (das einem ja wie gesagt keiner abnimmt) anzukommen. Was für eine<br />

Selbstbehinderung und was für eine Perversion bei dem Anliegen der optimalen<br />

„Selbstverwaltung des Ich-Inhabers durch den Ich-Inhaber“! Was ist nun aber das Ich, um<br />

dessen Architektur und dessen Verwaltung der Ich-Inhaber nicht herumkommt? Ganz einfach<br />

ausgedrückt: Die Steuerungs<strong>zentral</strong>e, die während der geschenkten Lebenszeit die<br />

Handlungen (das Verhalten) koordiniert. Hierzu gibt es die Erfahrungsbildung als Grundlage<br />

des Denkens (Planens und Bewertens), hierzu gibt es die einzelnen Körperanteile (auch Kopf<br />

und Herz), die man trainieren kann und muss, damit sie Instrumente sind, damit dieser<br />

13


Mensch etwas bewirken, hervorrufen und verursachen kann und hierzu gibt es das Gefühl<br />

als „abgeschichtetes personales Gedächtnis“: Hierdurch kann Verhalten sofort ausgelöst<br />

werden (in Umgehung des Denkapparates), so dass durch „verdichtete, subjektive<br />

Erfahrungsbildung“ ein Verhalten „aus dem Bauch heraus“ gesteuert wird und dies letztlich<br />

besonderer Ausdruck der „emotionalen Gewissheit“ dieses Ichs darstellt. Anders<br />

ausgedrückt: Der Kopf und das Denken sind das aktuelle Handwerkszeug zur<br />

Verhaltenssteuerung. Das Gefühl ist das verdichtete Wissen „ohne gedankliche<br />

Rückkopplungsschleife und nochmaliges Prüfverfahren“, das sofortiges Verhalten (z.B.<br />

Flucht bei Lebensgefahr oder Verlieben bei „Gesamtpassigkeit“) ermöglicht und das<br />

Verhalten ist letztlich das Leben: Solange ich lebe, muss ich mich verhalten und solange wie<br />

ich mich verhalten kann, lebe ich.<br />

Denken und Fühlen dienen einzig und allein der Verhaltenssteuerung und damit der Ich-<br />

Ausrichtung, der Ich-Kontrolle und der Ich-Pflege. Worauf kommt es an? Dass ich mich auf<br />

dem im „stetigen Takt nach vorne bewegenden Fließband meines Lebens“ – während es<br />

unaufhaltsam vorangeht – wohl fühle, dass ich die wechselnden Schauplätze und Stationen<br />

mit meinem Verhalten immer wieder „adäquat“ bedienen, bewältigen und beantworten kann.<br />

Der Ich-Inhaber hat es schon nicht so leicht, mit sich im reinen zu sein und sich auf diesem<br />

Lebenspfad „durch zu manöverieren“. Trotzdem gibt es zwischendurch und vor allem am<br />

Ende immer wieder diese eine Frage des Ich-Inhabers an sich selbst: Gab es Sinn, dass gerade<br />

Ich fürs Leben ausgesucht wurde (geboren bin), war ich heute und auch am Ende meines<br />

Lebens eher eine Belohnung oder eine Bestrafung für meine Umwelt und bin ich eher ein<br />

förderndes Ich (fördere ich mein und dein Wachstum) oder bin ich eher ein behinderndes Ich<br />

(stelle ich in Zweifel, beeinträchtige ich eigenes planvolles Verhalten und das planvolle<br />

Verhalten der anderen? Bin ich eher eine „Spaßbremse“ und bin ich vielleicht sogar ein<br />

Zerstörer?) Letztlich geht es dann ja auch immer wieder um das „schöne Gefühl“: „Habe ich<br />

heute das Pensum geschafft, wie hat mein Nebenmann sein Ich heute verwaltet, kann ich ihm<br />

mal kurz solidarisch zuwinken, können wir uns zunicken und sagen: „Ja, ja es ist wieder mal<br />

weitergegangen. Ja, ja, wir haben unser Bestes gegeben ....“ Oder wie die Exponenten einer<br />

der Hilfswissenschaften des Ich-Inhabers sagen würden:<br />

„Die Evolution frisst ihre Kinder (am Ende) doch auf“<br />

Arbeitet, als würdet Ihr kein Geld brauchen!<br />

Liebt, als hätte euch noch nie jemand verletzt!<br />

Tanzt, als würde niemand zuschauen!<br />

Singt, als würde niemand zuhören!<br />

Lebt, als wäre das Paradies auf Erden!<br />

(Unbekannt)<br />

14


1.4 Sonderfokus: Stolzerleben auf Grundlage<br />

„gierigen“ Kompetenztrainings<br />

„Quäl dich, du Sau“ war der Motivationsspruch, der es Jan Ullrich 1997 ermöglichte - Doping<br />

hin, Doping her, alle waren gedopt – die Tour zu gewinnen. „Einfach weitermachen“ murmelt<br />

Oliver Kahn, wenn die anderen schon unter der Dusche stehen und er seinen Torwarttrainer<br />

weiter bemüht. „Sich in den eigenen Schweiß verlieben“ ist die Zauberformel für den<br />

Menschen, der sein Ich ernst nimmt. Der Körper trägt alles: Den Verstand und das Gefühl.<br />

Die jetzt 50jährigen sind im Zeitalter des Geldes (50er und 60er Jahre) aufgewachsen. Geld<br />

regiert die Welt; Geld macht nicht glücklich aber es beruhigt. In den 70er und 80er Jahren<br />

sind wir dann in das Zeitalter des Wissens hinein gerutscht (Wissen ist Macht; das, was du<br />

gelernt hast, kann dir keiner mehr nehmen). Seit den 90er Jahren leben wir im Zeitalter der<br />

Aufmerksamkeit: Wer die Aufmerksamkeit der anderen auf sich lenken oder gar<br />

konzentrieren kann, ist der Gewinner – wem die Aufmerksamkeit entzogen wird (egal ob<br />

Person, Firma, Fernsehsender oder politische Partei), ist der Verlierer dieser Epoche. Das<br />

Ausmaß der „Einnahme an Aufmerksamkeit“ ist die Währung, nach dem der Wert des<br />

Menschen zur Zeit hauptsächlich bemessen wird: Sowohl das Selbstwert-Empfinden als<br />

auch die Wertezuschreibung von außen (was andere uns an Status zuschreiben) wird durch die<br />

„Aufmerksamkeitskontrolle“, die wir in Bezug auf unsere Umgebung ausüben, stark<br />

bestimmt.<br />

Egal in welchem Zeitalter wir leben: Letztlich hat jeder Mensch auf der Welt in jeder Epoche<br />

und an jedem Ort immer nur einen Auftrag: Trainiere dein Ich und coache dich: Wenn der<br />

andere trainiert und du zuschaust, bekommt du keine Muskeln. Du musst dich selbst hinlegen<br />

und die Liegestütze absolvieren.<br />

Jeder Mensch muss sich morgens beim Aufstehen wieder „neu erfinden“: Was kann, will und<br />

muss ich an diesem Tag für mich trainieren, damit ich am Abend eine gute Bilanz als „Ich-<br />

Inhaber“ für mich ziehen kann? Welche einzelnen „Kopfhanteln, Körperhanteln und<br />

Gefühlshanteln“ muss ich bewegen, dass alle drei Bereiche nicht veröden und heute<br />

zumindest ihren Fitnesszustand von gestern erhalten haben – vielleicht habe ich ja in der<br />

einen oder anderen Sparte meines Ichs auch ein bißchen zugelegt?<br />

Jedes Trainingsfeld (Kopf, Gefühl, Körper) hat drei Trainingsbereiche, die wir täglich<br />

„anfassen“ sollten. Beginnen wir mit dem Kopf:<br />

Das Denken, unsere intellektuelle Fitness, unsere Auffassungsschnelligkeit, unsere<br />

Entscheidungsfähigkeit – vieles abgebildet in einem angemessenen Sprachvermögen - basiert<br />

auf genauer Wahrnehmung und Verknüpfung der Informationen, ohne dass zu viel Zeit<br />

vergeht. Die drei Trainingsbereiche für den Kopf sind:<br />

1. Logisches Denken: Was folgt woraus?<br />

2. Konzentration und Gedächtnis:<br />

Was nehme ich wahr und was lagere ich in meinem Kopf ein?<br />

3. Auffassungsschnelligkeit: Wie schnell kann ich eine Situation erkennen, einen Menschen<br />

durchschauen, eine Entscheidung treffen, ein Verhalten in gang setzen?<br />

Auch das Herz (das Gefühl) benötigt Training:<br />

1. Training der Sensibilität: Wie empfindsam bin ich für meine eigenen inneren Impulse und<br />

wie gut kann ich mich in den anderen hineinversetzen und die Welt auch mal kurzfristig<br />

mit seinen Augen betrachten? Wieviel Mitgefühl kann ich entwickeln?<br />

2. Treue und Dankbarkeit: Was ist mein Ursprung, wie dankbar bin ich, dass ich mein Leben<br />

geschenkt bekommen habe und es nun selbst verwalten darf (und muss)? Wer sind die<br />

Menschen, die mir zu meinem (Über-) Leben ihre Energie freiwillig und vielleicht auch in<br />

15


einem großen Ausmaß geschenkt haben, ohne dass ich es ihnen wiedergeben konnte<br />

oder wollte?<br />

3. Risikobereitschaft und Mut: Wofür lohnt es sich, auch einmal eine Schippe draufzulegen<br />

und etwas mehr zu tun, ohne dass man selbst sofort eine „Belohnung“ erwartet? Was ist<br />

Patriotismus und was ist meine Mission: Wozu bekenne ich mich und in welchen<br />

Bereichen bin ich auch manchmal unbeirrbar, selbst wenn ich ein wenig Angst habe und<br />

auch der Gefahrenanteil nicht zu verleugnen ist?<br />

Das wichtigste Trainingsobjekt ist der Körper, für den die meiste Trainingszeit (und<br />

Trainingsenergie) benötigt wird:<br />

1. Beweglichkeitstraining: Wie kann ich meine einzelnen Körperteile dehnen und sie in<br />

Schwingung versetzen? Wie kann ich mich tänzerisch und ästhetisch im Raum orientieren<br />

und bewegen? Welche Anteile aus dem Ballett-Training und dem<br />

Selbstverteidigungstraining gehören in das Trainingprogramm, um meinen Körper<br />

„fließend“ zu halten?<br />

2. Ausdauertraining: Die Kondition auch bei längerer Anstrengung aufbringen und täglich –<br />

ohne Überanstrengung – mein Laufpensum absolvieren, mich in meinen eigenen Schweiß<br />

verlieben, mich entschlacken und mich durch Ausdauertraining letztlich auch nach ca. 20<br />

Minuten in einen angenehmen Trancezustand (wo auch die Gedanken und Gefühle<br />

beginnen wie von selbst zu fließen) hinein zu versetzen – also jeden Tag mindestens<br />

einmal diesen „Steady-State“ zu erlangen – ist das größte Geschenk, das ich mir an<br />

diesem Tag (an jedem Tag) machen kann.<br />

3. Krafttraining: Die Muskeln so anspannen, dass ein kleiner Zuwachs da ist, ohne dass mich<br />

die Hantel erschlägt – ein angenehmes Gefühl von Kraft (ich kann im wahrsten Sinne des<br />

Wortes etwas in der Umwelt bewegen), das sich durch eine gestraffte Muskulatur<br />

einstellt, ist besser als mein „Schwabbelbauch“.<br />

Das tägliche Körpertraining kann auch in Gesellschaft ablaufen: Das Spüren, dass der andere<br />

neben mir auf dem Laufband, auf dem Rudergerät oder auf dem Ergometer oder vielleicht<br />

auch beim Walking oder beim Jogging im Wald das gleiche „Richtige“ für sich tut, wie ich es<br />

gerade im Moment für mich tue, birgt ein großes Ausmaß an Solidarität: Jeder hat seinen<br />

Körper geschenkt bekommen – trainieren muss er ihn selber. Wenn ich es tue und wenn es<br />

mein Nebenmann tut, wissen wir beide, dass wir als Ich-Inhaber gut funktionieren: Wir<br />

können den Auftrag nicht delegieren, wir können ihn nur täglich mit Lust und guter Laune<br />

abarbeiten.<br />

Die Absicherung des eigenen (Über-) Lebens ist vor allem eine Entscheidung für tägliche<br />

Bewegung und somit Beweglichkeit. Aus dem täglichen Ausdauertraining, aus dem täglichen<br />

Beweglichkeitstraining und dem bisschen Krafttraining (Liegestütze, Klimmzüge,<br />

Kurzhanteln) kommt eine Bewegung auf mich zu – und dann auf den anderen zu. Auch das<br />

große Bedürfnis nach Geborgenheit wird letztlich durch das gemeinsame richtige Tun –<br />

„keine Zeit verschwenden, wir essen zeitig“ – unterlegt. Bewegung auf den anderen zu ohne<br />

Beweglichkeit (zuerst körperliche, dann geistige und gefühlsmäßige) geht nicht – wenn ich<br />

stolz auf die Erledigung meines heutigen Trainingspensums (Körperhantel, Kopfhantel,<br />

Herzhantel) bin, bin ich dem anderen gegenüber viel großzügiger, souveräner, unterstützender<br />

und zeige ihm gute Laune – er wird mich dann noch viel sympathischer, angenehmer und<br />

freundlicher (freundschaftlicher) finden.<br />

Motto <strong>AAT</strong> ® <strong>2008</strong>:<br />

„Körper führt - Geist folgt und Herz freut sich“<br />

16


Selbstinstruktionen für Ich-Inhaber:<br />

1. Wer zuschaut wie andere trainieren, bekommt keine Muskeln.<br />

2. Ich freue mich über jede Körperhantel, Kopfhantel und Herzhantel – sie sind die<br />

besten Freunde dieses heutigen neuen Tages.<br />

3. Dein Leben bekommt du geschenkt – dein Ich und deinen Körper verwalten musst<br />

du selber: Durch harte Arbeit.<br />

4. Nur Hantelarbeit, die auch ein wenig Muskeln hervorbringt (die Hantel muss<br />

immer ein bisschen schwerer sein als das, was ich gerade als Ausgangskompetenz<br />

habe) macht mich stolz.<br />

5. Auch wenn ich älter bin, lege ich meine Hanteln nicht aus der Hand: Sie stellen<br />

sicher, dass mein Abbau (egal ob Körper, Kopf oder Gefühl) etwas langsamer von<br />

statten geht).<br />

6. Nur wer sich selbst trainiert, kann solidarisch sein: Wer keine Kompetenz durch<br />

harte Arbeit in sich selbst einlagert, kann auch nichts abgeben – wo nichts ist kann<br />

nichts verschenkt werden.<br />

7. Solidarität mit dem Leben, Solidarität mit der Welt und Solidarität mit den<br />

Mitmenschen fängt immer bei Solidarität mit mir selbst an: „Quäl dich du Sau<br />

und der Tag gehört dir!“<br />

Die Neun „Täglichen Trainingshanteln“ für den Ich-Inhaber<br />

I. Körperhantel<br />

1. Ausdauer (Kondition)<br />

2. Kraft (Muskeln)<br />

3. Beweglichkeit (Ästhetik)<br />

II.Kopfhantel<br />

1. Logik (Antizipation)<br />

2. Gedächtnis (Konzentration)<br />

3. Wissen (Kulturkenntnisse)<br />

III. Gefühlshantel<br />

1. Sensibilität (Einfühlungsvermögen)<br />

2. Treue (Dankbarkeit und Gerechtigkeit)<br />

3. Mut (Risikobereitschaft)<br />

17


1.5 Sonderfokus Geborgenheit:<br />

Wie funktioniert Anschlusssuche und Abgrenzung –<br />

wie passiert Ausgrenzung?<br />

Der Geborgenheitswunsch des Menschen kann auch definiert werden als „Anschlussmotiv“:<br />

Menschen sind nicht nur für ihr genetisches sondern auch für ihr aktuelles persönliches Über-<br />

Leben motiviert, interpersonale Beziehungen einzuleiten, auszuweiten und deren<br />

Auseinanderfallen zu verhindern. Nach den „Theorien der interpersonalen Balance“ bringt der<br />

Aufbau sozialer Systeme einen „Nettogewinn an Reproduktionsmöglichkeiten“ (vgl.<br />

Sauerland und Hammerl, S. 148, 2006). Ein solches „Affiliationsmotiv“ wird insbesondere<br />

unter Kosten-Nutzen-Aspekten gesehen und wiederum besonders bei antizipierten Gefahren<br />

(Ressourcenmangel, kriegerische Bedrohung, Veränderung der klimatischen<br />

Lebensbedingungen) intensiviert. Grundsätzlich handelt es sich bei jeder Geborgenheitssuche<br />

aber auch immer um einen Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt (Appetenz-Aversions-<br />

Konflikt), da die Gruppenintegration auch immer Gefahren und Nachteile mit sich bringt:<br />

„Der Eintritt in eine Gruppe bringt für ein Individuum jedoch auch potentielle Kosten mit<br />

sich, z.B. Infektionsrisiken, Konkurrenz, Investitionsrisiken, Kompromisszwänge ....“<br />

(Sauerland und Hammerl, S. 149, 2006).<br />

Einerseits nimmt die „Theorie der interpersonalen Balance“, also eine „Kostenkalkulation“<br />

des Individuums an (Aversive Elemente), um eine „Beziehungsanbahnung“ zu erklären (also<br />

um Integrationswillen oder Ausgrenzungswunsch zu erklären) – andererseits wird auf<br />

Grundlage einer „Antizipation gegenseitiger Wichtigkeit“ auch ständig nach dem Sollprofil<br />

der angestrebten Gruppe in Bezug auf deren „Suchschema“ geachtet: Welche Ansprüche hat<br />

die bestehenden Gruppe an ein potentielles Neu-Mitglied, also gegebenenfalls an mich?:<br />

„Sollte ein anschlusssuchendes Individuum die Erwartung ausbilden, von der Gruppe<br />

akzeptiert zu werden, so wird dieser danach trachten, die begehrte Gruppe aufzusuchen. Sollte<br />

das Individuum allerdings zu der Einschätzung kommen, dass es den Ansprüchen der Gruppe<br />

nicht gerecht werden kann (z.B. weil die Gruppe das Individuum scheinbar nicht in dem<br />

Ausmaß braucht wie umgekehrt das Individuum die Gruppe begehrt), so wird die subjektive<br />

Wahrscheinlichkeit von sozialer Ablehnung hoch sein, und das Individuum wird den Kontakt<br />

mit der begehrten Gruppe vorläufig nicht initiieren“ (vgl. Sauerland und Hammerl, S. 150,<br />

2006).<br />

Fazit: Geborgenheit sichert das individuelle Überleben (Sicherheit, Ressourcenzugriff) und<br />

das genetische Überleben (Grundlage von dyadischer Beziehung und Paarung) – die<br />

persönlichen Kalkulationsmodelle sind jedoch immer von einer Vielzahl auch<br />

unterschwelliger Wahrnehmungen in Bezug auf Attraktivität der Gruppe einerseits und<br />

Selbstattraktivität der Person für die Gruppe andererseits abhängig. Hier kann die<br />

Verbesserung der sozialen Wahrnehmung des Individuums auch die geschützte und emotional<br />

aufgehobene Verwaltung seines Ichs verbessern helfen.<br />

Heimat ist dort,<br />

wo du dich nicht erklären musst.<br />

(Alexander Mitscherlich)<br />

18


1.6 Sonderfokus Gotteshoffnung: Das epochenübergreifende ultimative<br />

„Weiterlebensmotiv“ unter evolutionspsychologischem Aspekt<br />

Um den Verlauf des eigenen Lebens oder – wie wir sagen würden – die Verwaltung des<br />

eigenen Ichs während der geschenkten Lebensepoche – zu optimieren, ist eine<br />

„Hintergrundhoffnung“ unverzichtbar: Die Hoffnung darauf, dass es weitergeht, wenn es<br />

nicht mehr weitergeht.<br />

Schon lange bevor es einzelne Religionen mit ihren jeweils speziellen (oftmals dann aber<br />

doch vergleichbaren und sehr ähnlichen) Glaubensideen und Offenbarungsinhalten gab, war<br />

der Wunsch des jeweils einzeln lebenden Menschen (und damit in der Summe: Der seit<br />

Jahrtausenden lebenden Menschheit) nach der „Existenz von Gott“ hoffnungsstiftend,<br />

troststiftend und motivierend für die Gestaltung (und für die Beendigung) des eigenen<br />

Lebens.<br />

Hoffnungen, Wünsche und Bitten an Gott<br />

Alle Menschen, die je auf der Welt gelebt haben, die jetzt leben und die je leben<br />

werden, haben die gleichen dringlichen Erwartungen an Gott:<br />

1. Gott ist konstant.<br />

Das einzig Sichere ist die Veränderung – nur Gott ist immer der Gleiche.<br />

2. Gott ist fürsorglich.<br />

Vorbehaltlose Liebe und bedingungsloses Wohlwollen begleitet den Menschen<br />

auf seinem – begrenzten – Lebensweg.<br />

3. Gott ist gerecht.<br />

Kein Mensch auf der Welt weiß ohne Belehrung, was Gut und Böse ist. Gott<br />

erfreut sich insbesondere an den guten Absichten und Verhalten des Menschen.<br />

4. Gott ist größer.<br />

Der Mensch ist in seinem Hiersein und in seiner Auffassungsgabe begrenzt –<br />

Gott ist unvorstellbar „vollständig“. Kein Mensch kann ihn jemals erfassen,<br />

verstehen, erklären oder gar mit seinen begrenzten menschlichen (Denk-)<br />

Mitteln beurteilen oder gar bewerten. Und deswegen gilt:<br />

5. Gott ist überlebens-sichernd.<br />

Der Mensch erfährt, dass er endlich ist und das sein Tod unausweichlich auf<br />

ihn zukommt. Allein der Wunsch bezüglich der Größe Gottes ermöglicht die<br />

Hoffnung auf ein „Weiterleben nach dem Tod“.<br />

Die Abgrenzung der Religionen untereinander mit ihren jeweiligen Religionsstiftern und die<br />

Suche nach einer bestimmten und speziellen Erklärung von Gott (Wie ist er, was will er wohl,<br />

hat er sich uns offenbart?) steht also einem allgemeinen und natürlichen Wunsch aller<br />

Menschen (auch derer, die vor der Entstehung der jeweils einzelnen Religionen gelebt haben)<br />

entgegen, einer allen Menschen auf natürlichem Weg zugängliche und vernunftsmäßig<br />

erschließbare Hoffnung auf Gott und Erwartung an Gott, die nicht beweisbar ist und – wegen<br />

der Größe Gottes und der „Andersartigkeit“ des erhofften Gottes – auch nicht beweisbar sein<br />

kann. Eine Religionsphilosophie, die in übergeordneter Weise die jeweiligen Inhalte und<br />

19


Methoden aber auch die Entstehungsbedingungen und die Anpassungsleistungen der<br />

jeweils einzelnen Religionen (zur Zeit 7 – 8 Weltreligionen) in einen solchen<br />

„Menschheitswunsch“ einordnet, erleichtert den in der Gegenwart und auch in der Zukunft<br />

konkret lebenden Menschen „sein Tageswerk“, also seine Ich-Verwaltung: Sie befreit vom<br />

ständigen Interpretationswunsch – manchmal auch Interpretationssucht – und sie macht den<br />

Rücken frei für gute Taten im Verlauf des eigenen Lebens.<br />

Im Unterschied zur Theologie - die innerhalb einer bestimmten Religion bestimmte Vorgaben<br />

untersucht – versucht die Religionsphilosophie „ohne Berufung auf eine normative Tradition“<br />

das Phänomen der Religion ausschließlich mit den Mitteln der Vernunft zu ergründen und<br />

erlaubt dem einzelnen Menschen wiederum als „Hilfswissenschaft“ eine Einordnung seiner<br />

dringlichsten Hoffnung, der Hoffnung auf Weiterleben nach dem Tod.<br />

Jede psychologische Intervention als Hilfsmittel zur Daseinsbewältigung – speziell wenn<br />

man sie „Psychotherapie“ nennt - muss sich auf diese Erwartung und Hoffnung an Gott<br />

beziehbar machen und sie als einen der „Kleinsten gemeinsamen Nenner“ des Strebens und<br />

Wollens eines jeden je lebenden Menschen ernst nehmen. Insbesondere die jetzigen<br />

(globalisierten) „Zeitgeistverhältnisse“ scheinen zu erfordern, dass endlich die<br />

Vergleichbarkeit der vielfältigen Überlieferungen und damit aller Basistexte religiöser<br />

Kulturen des „ganzen Planeten“ darstellbar und vergleichbar gemacht werden: „Die<br />

sogenannten Religionen sind gar nicht das, was man bisher von ihnen hielt, nämlich sich<br />

gegenseitig ausschließende Wahrheitssysteme. Sie sind vor allem Lebensformen, sie bieten<br />

lokale, symbolische Ordnungen und moralische Überzeugungssysteme eigenen Rechts“<br />

(Sloterdiyk, S. 86, 2007). Eine Religionswissenschaft oder auch Kulturwissenschaft des<br />

Glaubens kann in unserer „informationsintensiven“ Epoche vielleicht erstmals eine<br />

„zivilisierte Übersicht“ leisten und so etwas wie die „Olympischen Spiele des Glaubens“<br />

einläuten: „Die Teilnehmer zivilisieren sich gegenseitig durch einen akzeptierenden,<br />

unterstützenden, wohlwollenden und aufmunternden sozialen Vergleich und erkenntnistheoretischen<br />

Ansporn.“<br />

So erhält, gerade nach den Forschungsergebnissen der letzten 200 Jahre, keine einzelne<br />

Religion das „Primat der Wahrheit“ aber alle religiösen Systeme – Entwürfe symbolischer<br />

Ordnungen“ - werden ernst genommen, eingeordnet und zu einem „großen Ganzen der<br />

Gotteshoffnung“ integriert. Nicht die Psychologie, nicht die Religionsphilosophie und auch<br />

nicht die einzelne Religion sondern die „Hoffnung des jeweils konkret lebenden und<br />

sterbenden Menschen auf Gott“ steht im Mittelpunkt dieser „weiterhin offenen Suche“, in der<br />

jeder Einzelne Orientierung benötigt aber in der jeder Einzelne auch mit einem gewissen -<br />

immer als zu groß empfundenen – Maß an Unsicherheit weiterleben darf und muss ....<br />

20


1.7 Aggression als „Anpassungsmodul“ des Ich-Inhabers bei<br />

der Umsetzung seiner (Über-) Lebenspläne<br />

Geschlechtsrollenspezifische Untersuchungen zur männlichen Fitness“ auf Basis der<br />

evolutionären Psychologie (vgl. Christiansen, 2006) zeigen, dass der „Männliche<br />

Attraktivitätsindex“ kulturspezifisch ist: Während bei einer „naturbelassenen Urgesellschaft“<br />

(! Kung-Sang-Männer) ausgeprägte maskuline Geschlechtsrollenmerkmale im Sinne einer<br />

biologischen Rollenanpassung einen Fortpflanzungserfolg (Zahl der überlebenden Kinder)<br />

und damit den „genetischen männlichen Auftrag“ absichern, ist bei dem „modernen Mann in<br />

Westeuropa“ (deutsche Population) ein Zusammenhang zwischen eingeschränkter Fertilität<br />

(Zeugungsfähigkeit) einerseits und Festhalten an traditionellen männlichen Rollenaspekten<br />

(z.B. Durchsetzungsfähigkeit und Dominanz) andererseits zu vermuten: „Stressauslösende<br />

Konflikte können nicht nur durch Belastungen von außen entstehen, sondern auch bei einer<br />

Diskrepanz zwischen den eigenen Anforderungen und Möglichkeiten für eine adäquatere<br />

Reaktion. Das Männer sich selbst sogar durch ihre eigenen traditionellen Vorstellungen über<br />

Männlichkeit einer Stressreaktion aussetzen, ließ sich in mehreren Studien zeigen, in denen<br />

sich eine maskuline Geschlechtsrollenorientierung negativ auf den Gesundheitszustand der<br />

Männer auswirkte ... . Besonders ausgeprägt maskulin orientierte Männer sind durch ihr<br />

Streben nach Aktivität, Wettstreit und Dominanz erheblichem Stress ausgesetzt. Ihre<br />

„Ellbogenmentalität“ konfrontiert sie häufiger als andere Männer mit stressauslösenden<br />

Ereignissen, was in der Folge bekanntermaßen zu einem deutlichen Anstieg der Aktivität von<br />

Hypophysen-Nebennierenrinde und Nebennierenmark und entsprechenden peripherautonomen<br />

Prozessen führt: Herzrate, Hautwiderstand, Blutdruck und elektrische<br />

Muskelaktivität und peripheres Noradrenalin steigen an, während die Produktion von Insulin<br />

und Testosteron gehemmt wird“ (Christiansen, S. 74, 2006). In einer auf gleichberechtigte<br />

Lebenschancen von männlichen und von weiblichen Menschen ausgerichteten Welt entsteht<br />

für Männer quasi eine „biologische Umkehrfunktion“ früher (in der Urhorde) geltender<br />

Geschlechtsrollenregeln, so dass entsprechende Konfliktpotentiale gesundheitsschädigend<br />

und fortpflanzungsbehindernd wirken: „Die stressbedingte Aktivierung der hypophysiärenadrenalen<br />

Achse kann zu Unterdrückung der Hypophysen-Gonaden-Achse und damit der<br />

Spermatogenese in den Hoden führen und so die Fertilität eines Mannes temporär mindern“<br />

(Christiansen, S. 78, 2006). Die männliche Gesamtfitness – auch hier definiert über die<br />

Anzahl der „überlebenden Kinder“ - wird somit eher durch eine auch an feministischen<br />

Vorgaben orientierte „androgyne Männerrolle“ als durch „maskulines Neandertalgehabe“<br />

gefördert.<br />

Die „soziale Überlagerung“ jahrtausende lang gewachsener Abläufe (das sogenannte freie<br />

Testosteron im Speichel im Verhältnis zum Gesamttestosteron gilt als „Androgenitätsindex“<br />

und somit als „Männlichkeitsindikator“ und korreliert mit körperlicher Aggression und<br />

körperlicher Robustheit) treibt den „Internet-Mann“ in einen paradoxen Zwiespalt: Auf der<br />

einen Seite Androgynität als Sozialforderung für stressreduziertes Paaren – auf der anderen<br />

Seite weiterhin hohe Testosteronproduktion auf Grundlage nachgewiesener positiver<br />

Zusammenhänge zwischen der vermehrten Produktion dieses männlichen Sexualhormons und<br />

z.B. besonderer körperlicher Kompetenzen für Verteidigung, Schutz und<br />

Nahrungsbeschaffung auch zur Sicherung der Überlebenschancen seiner Kinder (der<br />

modernen Brut): „Sich von der Eindeutigkeit des Auftrages der „Urmänner“ zu<br />

verabschieden, ist letztlich auch eine Erkenntnis der sozial-evolutionären Anpassung von<br />

Männern in dieser Zeit, da eben nicht mehr eindimensional gilt: „Einen höheren Grad<br />

hormoneller Adrogenisierung zum Untersuchungszeitpunkt fand sich nämlich bei den<br />

aggressiveren, körperlich robusteren und wahrscheinlich auch sozial-dominanten Vätern, die<br />

ihren Nachwuchs dadurch bessere Lebensbedingungen bieten konnten als weniger<br />

durchsetzungsfähige Männer.“ Fazit für den körperorientierten, aggressiven und<br />

dominanzgierigen Schläger: Willst du dein (genetisches) Überleben sichern, musst du deine<br />

21


22<br />

männlich testosteronorientierte muskeldurchsetzte Körperlichkeit in den Dienst defensiver,<br />

schützender, friedensspendender und letztlich „gleichberechtigter“ Sozialfunktionen<br />

stellen. Deeskalationstraining und Coolnesskompetenz auf Grundlage eines austrainierten<br />

männlichen Körperprofils (Muskeln, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit) sind nun noch mehr<br />

effektive Instrumente für die Ich-Neuordnung und später für die friedensspendende<br />

(schutzspendende) Ich-Verwaltung des „Schlägers in der Globalisierung“. Also: Nimm den<br />

Zielkatalog des <strong>AAT</strong> ® ernst: So hast du den besten Nachweis männlicher evolutionärer<br />

Anpassung in deiner Lebensepoche.<br />

Man erkennt einen Menschen daran,<br />

wie er jemanden behandelt,<br />

der ihm absolut nichts anhaben kann.<br />

(Samuel Johnsen)


2. Das aktuelle Anti-Aggressivitäts-Training: <strong>AAT</strong> ®<br />

Im <strong>AAT</strong> ® werden die Aufgaben der Trainer und die Aufgaben der Teilnehmer in einem<br />

"Deduktiv-Induktiven-Paternoster“ verzahnt: Der Trainer kommt von oben – der Teilnehmer<br />

startet von unten. Am Ende des Vermittlungsprozesses laufen beide gleichförmig im Kreis:<br />

Langsam holt der Teilnehmer den Trainer auf allen drei Ebenen (Philosophie, Psychologie,<br />

Verhalten) ein. So zumindest die Vision. Die Aufgabe des <strong>AAT</strong> beim gewaltbereiten Klienten<br />

lautet: Verändere das Identitätserleben des Täters vom Zerstörer-Ich zum Friedens-Ich. Dabei<br />

gibt es ein Ausgangsproblem, einen Interventionsauftrag und ein Ziel.<br />

Ausgangsproblem Interventionsauftrag Ziel<br />

Der Schläger hat ein Problem<br />

in sich:<br />

Binnenproblem<br />

Er projiziert und transferiert<br />

dieses Binnen-Problem im<br />

Rahmen eines Schein-<br />

Konfliktes auf einen anderen<br />

Menschen, auf das Opfer:<br />

Scheinbares<br />

Zwischenproblem<br />

Der Ex-Schläger konstruiert<br />

sein "Ich" und trainiert seine<br />

"Ich-Kompetenz":<br />

Persönliche Kompetenz<br />

Aufgrund der vorhandenen<br />

Kompetenz kann er solidarisch,<br />

loyal, sozial, hilfreich und<br />

friedlich soziale Regeln befolgen<br />

und dem Kollektiv einen<br />

"Mehrwert" schenken:<br />

Soziale Kompetenz<br />

23<br />

Der Ex-Schläger ist<br />

Architekt und Verwalter<br />

seines Ichs:<br />

Ich-Optimierung<br />

Der Ex-Schläger ist als<br />

Friedenscout (Mutiger<br />

Pazifist) Vorbild und<br />

Eingreifer bei<br />

(gesellschaftlichen)<br />

Deeskalationsanlässen:<br />

Gesellschaftspolitisches<br />

Mandat<br />

Der Täter muss immer zuerst Dankbarkeit für sein Zustandekommen, Respekt vor sich<br />

Selbst, Wertschätzung für seine eigene Person (für seine Kompetenz, für seine Qualitäten)<br />

und ein Ehrgefühl in Bezug auf sein eigenes Ich entwickeln, bevor er dies im Sinne "Sozialer<br />

Kompetenz" an andere weitergeben kann. Zuerst entsteht also persönliche (emotionale,<br />

kognitive, physische) Kompetenz – dann soziale (solidarische, loyale, weitergebende)<br />

Kompetenz.<br />

Das Motto des <strong>AAT</strong> ® <strong>2008</strong> lautet somit:<br />

Nicht mit Härte Liebe abfordern<br />

sondern mit Liebe um Härte bitten.<br />

Wer hart an sich selbst arbeitet,<br />

geht nachsichtig und liebevoll<br />

mit anderen um ....!


2.1 Der Induktiv-Deduktive Paternoster<br />

Das <strong>AAT</strong> ® besteht aus drei Ebenen, die sich sowohl deduktiv (von der Philosophischen Ebene<br />

zur Interventionsebene) wie induktiv (von der Interventionsebene zur Philosophischen Ebene)<br />

als durchlässig erweisen. Die <strong>AAT</strong> ® -Trainer orientieren sich eher an einer deduktiven<br />

Didaktik – die zu behandelnden <strong>AAT</strong> ® -Teilnehmer (Ex-Schläger) werden zuerst mit einer<br />

induktiven Didaktik trainiert, um dann als Selbst-Coach eigenständig und aktiv lebenslang<br />

von den drei „Paternoster-Ebenen“ zu profitieren<br />

Induktiv-Deduktiver-Paternoster<br />

Kreisprozess der <strong>AAT</strong>-Didaktik<br />

Trainer-Sicht: Täter-Sicht:<br />

I 2.1 Philosophische Ebene III<br />

2.1.1 Humanistisches Axiom<br />

2.1.2 Individuelle Menschenrechte<br />

2.1.3 Persönliche Wachstumsverpflichtung<br />

2.1.4 Nachweis der Lebensberechtigung<br />

II 2.2 Einstellungsebene II<br />

Deduktive 2.2.1 Identitätskonstruktion Induktive<br />

Didaktik 2.2.2 Kausalattribution Didaktik<br />

2.2.3 Lobkultur / Dankbarkeitstheorem<br />

2.2.4 Machtstile<br />

2.2.5 Emotionslehre<br />

III 2.3 Interventionsebene I<br />

2.3.1 Phasen des <strong>AAT</strong><br />

2.3.2 Handlungsmodule<br />

Die drei didaktischen Ebenen - Philosophie, Psychologie, Intervention - entsprechen letztlich<br />

(in <strong>AAT</strong>-Spezialdidaktik übersetzt) dem Ich-Optimierungs-Auftrag des „normalen“<br />

Menschen:<br />

• Die Intervention zur Verhaltensoptimierung und zur Verbesserung des alltäglichen<br />

Handelns erlaubt, dass der Mensch konkretes Kontrollerleben im aktuellen Moment hat,<br />

so dass er seine Verhaltensinstrumente und damit seine persönliche Kompetenz täglich<br />

trainiert. Sie repräsentiert letztlich das "konkrete Leben" ...<br />

• Die Psychologie ermöglicht ständig verbesserte Erklärungsmuster für eigene<br />

Beweggründe und für die Motive der Mitmenschen: Warum tue ich das, warum tut er<br />

das ....?<br />

• Die Philosophie stellt Fragen nach dem übergeordneten Sinn, ohne dass sie finale<br />

Antworten bereit hält. Die Art der Fragen an sich selbst und die Diskussion mit dem<br />

zufällig zur gleichen Zeit und im gleichen Raum anwesenden Mit-Menschen vermittelt<br />

das Gefühl von Lebensberechtigung, reduziert Angst vor dem Sterben und erlaubt Stolz<br />

auf das Mensch-Sein: Der Mensch als einziges Wesen auf der Welt, das metaebenenfähig<br />

ist, das über sich selbst und über seinen Lebensweg hinaus reflektieren kann ....<br />

Diese drei Ebenen der Ich-Optimierung (Philosophie, Psychologie, Intervention) werden im<br />

aktuellen <strong>AAT</strong> ® -Curriculum (Konzeptadaption: Manual <strong>2008</strong>) konkretisiert: sowohl bezogen<br />

auf den gesellschaftlichen Veränderungsauftrag (den das Kollektiv dem Täter gibt) wie<br />

24


auch bezogen auf den persönlichen Veränderungsauftrag, der mehr und mehr vom Täter<br />

selbst für seine eigene Ich-Entwicklung adaptiert wird.<br />

2.2 Der Ausgangspunkt<br />

Das Manual <strong>AAT</strong> ® <strong>2008</strong> bleibt weiterhin die Basis für viele Adaptionen und Folgeprojekte<br />

im sozial-pädagogischen Kontext. Das "<strong>Hameln</strong>er Modell" feierte im Jahr 2006 20jähriges<br />

Jubiläum als ältestes, bestes, bewährtestes, am meisten verbreitetes und wirksamstes Anti-<br />

Gewalt-Training in Deutschland. Dem Vier-Phasen-Konzept und den eingewobenen<br />

Handlungsmodulen kann sich kaum einer der „Schwersttäter“ entziehen. Die Langzeiteffekte<br />

bezüglich der Legalbewährung könnten durch institutionell verordnete<br />

�achbetreuungsprojekte im Sinne eines anhaltenden Opferschutzes jedoch noch optimiert<br />

werden.<br />

2.3 Die vier Phasen<br />

1. Biographische Analyse:<br />

Im Sinne einer öffentlichen, transparenten und "gestalteten" Anamnese (Wandzeitung) wird dem Ex-Täter ein<br />

umfassender Gesamtüberblick seiner bisherigen Kränkungen, Demütigungen, Entwicklungslinien aber auch<br />

Bedürfnisse, Wünsche und Visionen "geschenkt". Es ist sein Soll-Lastenbuch, es ist sein Auftragsbuch für<br />

Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

2. Konfrontationsphase (Heißer Stuhl):<br />

In direkter Konfrontation (Tonbandinterviews o.ä.) wird dem Täter durch seinen eigenen "Heißen Stuhl" und<br />

durch die Mitwirkung bei den Konfrontationen der (ca. 7) weiteren Teilnehmer ermöglicht, eine tiefe Abscheu<br />

gegen Gewalt (sich von der Gewalt scheiden lassen) zu empfinden. Die Parteilichkeit für die Unversehrtheit des<br />

Körpers und der Psyche eines jeden gleichzeitig mit ihm diese Erde bevölkernden Mit-Menschen und eben der<br />

Ekel vor eigener und fremder Gewalt sind das "Nadelöhr" durch das der Täter durch muß. Erst dann ist er frei für<br />

das Selbst-Management (Kompetenztraining) als lebenslange Versicherung gegen kompensative<br />

Gewaltanwendung zum Nachteil eines "Unschuldigen Dritten".<br />

3. Attraktivitätstraining:<br />

20 Kernmodule des Kompetenztrainings werden im Sinne jeweils abgeschlossener Unterrichtseinheiten so<br />

vermittelt, dass durch tägliches, konkretes Selbsttraining der Kompetenzrückstand (Entwicklungshandicap,<br />

Kenntnishandicap, Motivationshandicap) aufgeholt werden kann.<br />

4. Realisationsphase:<br />

Vom Kunden zum Verkäufer – vom Konsumenten zum Produzenten: Als Mitwirkender im <strong>AAT</strong>-Team (Tutor),<br />

als Guardian-Body (Schützer der Schwachen in öffentlichen Veranstaltungen) oder als Didakt (gestaltet<br />

Unterrichtseinheiten gegen Gewalt in Schulen zusammen mit dem Lehrerteam) wird der Ex-Täter und <strong>AAT</strong>-<br />

Absolvent "vom Empfänger zum Sender": Er gibt der Gesellschaft (Gemeinde) einen Teil der in ihn investierten<br />

Mittel zurück, indem er sich jetzt aktiv für Friedlichkeit einsetzt. Gleichzeitig erhöht er hiermit seine<br />

Selbstfestlegung in Bezug auf eigene Friedlichkeit und eigene ständige Kompetenzerweiterung und er praktiziert<br />

aktive indirekte Wiedergutmachung (unterstützt Friedlichkeit, denkt dabei an seine frühere Opfer), so dass<br />

prosoziales Handeln früheres Schuldempfinden und früher erlebte Selbstkasteiung verringert.<br />

Das <strong>AAT</strong> ® als handlungswirksamer Arm für „Friedlichkeit im Täter" ist also ein Geschenk an den Täter – die<br />

Verhinderung oder die Vermeidung von Konfrontation als "Einstieg für sein Wachstum" ist das Schlimmste, was<br />

Sozialpädagogen dem Täter antun können. Jeder und jede, die sich mit seiner Noch-Gewalt arrangieren sind<br />

Feinde des Täters: Wer sich selbst als gewaltakzeptierend, gewaltbereit oder gewalttätig beschreibt, etikettiert<br />

sich in den Augen der Umwelt als asozial: die Mitwelt benötigt keine „Bestrafer“<br />

Der Schulterschluss mit seinen Opfern, die Handreichung zur Versöhnung und das gierige Bemühen um<br />

Wiedergutmachung hat also eine Voraussetzung: Der Täter schließt Frieden mit seinem "mickrigen Ich". Er<br />

schließt Frieden mit seinem "Schicksal", mit seinem bisherigen Leben, mit all den Handicaps,<br />

Benachteiligungen, Demütigungen und Kränkungen, die bisher für ihn als ganz kleines Wesen, als kleiner Junge<br />

und als Jugendlicher, vorgesehen waren. Er schließt Frieden mit den Handicaps, denen er aus eigener Kraft (der<br />

Mensch als Nesthocker) zumindest zuerst nicht entrinnen konnte, die vom Leben (Schicksal) über ihn<br />

"drübergestülpt" wurden, die bisher seine Vorsehung waren, die ihm als "kleine Mülldeponie" bisher psychisch<br />

verschmutzt haben. Er hat diesen ganzen Dreck in sich eingelagert und konnte es nicht verhindern. Nun ist er<br />

Verfechter von Menschenverachtung und Feindseligkeit. Durch die Konfrontation muss die Wende geschafft<br />

werden.<br />

Der "Heiße Stuhl" ist keine Bestrafung, sondern das grösste Geschenk, das der Täter in seinem bisherigen Leben<br />

je erhalten hat. Der "Heiße Stuhl" ist die einzige Chance, durch die er sich von seinem inneren Faschismus und<br />

25


26<br />

seiner Menschenverachtung – er verachtet sich selbst und er verachtet andere – loslösen kann. Der "Heiße<br />

Stuhl" ist sein Rettungsanker und ein Strohhalm, an dem er sich festhalten kann: Das Überbrückungskabel zu<br />

seinem neuen Ich.


Attraktivitätstraining:<br />

20 Module für Ich-Wachstum<br />

1. Rhetorik-Training<br />

Kurzrede<br />

2. Deeskalationstraining / Coolnesstraining<br />

Körperliche Abwehrtechniken und Anti-Mobbing-Training, Provokationstest<br />

3. Schauspieltraining<br />

Rollenaneignung, Talkshow, Schauspieler-Interview<br />

4. Fitnesscheck<br />

Ausdauertraining, Kondition, Schnellkraft, Muskelaufbau<br />

5. Gehirnjogging<br />

Logiktraining, Gedächtnis, Konzentration, sprachliche Intelligenz<br />

6. Tanztraining<br />

Standardtänze, Ballett, Aerobic, Tüchertanz, Break-Dance<br />

7. Gefühlsjogging<br />

Gedichte, klassische Musik, Lebensweisheiten, Gefühlspektrum<br />

8. Weiche Körper<br />

Massagetechniken, Akupressur<br />

9. Training der männlichen/weiblichen Rolle<br />

Klassische Geschlechtsrolle, Emanzipation, Flirttraining<br />

10. EDV-Schulung<br />

Das Internet im Laptop – Immer dabei<br />

11. Handytraining<br />

Kommunikationscenter am Handgelenk<br />

12. Politische Grundschulung<br />

Demokratie, Attack, Zivilcourage<br />

13. Bewegunglehre<br />

Vom Laufsteg bis in die Fußgängerzone<br />

14. Ernährungslehre<br />

Diät ist das Normale<br />

15. Fahrertraining<br />

Faszination Rallye-Sport<br />

16. Fußballprofi<br />

Wie die Karriere wirklich starten?<br />

17. Ein Stuntman zeigt Courage<br />

Einblicke in die Filmbranche<br />

18. Sexuelle Befriedigung<br />

Wer ist für wen zuständig?<br />

19. Misterwahl<br />

Welche Typen haben Chancen?<br />

20. Abschlusssitzung:<br />

Stolzhitliste, Provokationstest und Verleihung des "Gesellenbriefs"<br />

Ich-Profil, Trainingsvertrag, Persönliches Wachstumsprogramm,<br />

"5-Jahres-Vision"<br />

27


2.4 Die fünf Handlungsmodule<br />

Die fünf Handlungsmodule im <strong>AAT</strong> sollen ohne anfängliche Wirkungsbegründung<br />

(Rechtfertigungszwang bzw. Legitimationszwang der Behandler) als sofort wirksames,<br />

sinnliches und direkt verhaltensgeleitetes Kompetenstraining eingesetzt werden.<br />

Die therapeutische Formel lautet: Körper führt – Geist folgt. Anders ausgedrückt: Vertraue<br />

der Weisheit des Meisters (des Behandlers), wiederhole die vorgeschlagene Übung<br />

mindestens zehn mal und begründe du dann, warum es für dich gut ist...!<br />

Die Handlungsmodule entwickeln eine eigenständige Dynamik und Plausibilität für den<br />

Anwender: Er spürt eine innere Befreiung von Feindseligkeit, von Misstrauen, von<br />

Hilflosigkeit und letztlich von <strong>Zerstörung</strong>sbereitschaft. Die Handlungsmodule vertreiben Neid<br />

und vermitteln Wohlwollen. Positiv ausgedrückt: Das einzelne Handlungsmodul wird<br />

vorrangig zu einer besseren Beziehung zum eigenen Ich und – in der Folge – zu einer<br />

Verantwortungsübernahme für das Ich des anderen (für das Du) und letztlich für das Ich der<br />

Gruppe (für das Wir) eingesetzt. Es entsteht Achtung vor der eigenen Person und vor dem<br />

„Heiligen Auftrag“, das eigene Ich zufriedenstellend durchs Leben zu manövrieren, Achtung<br />

und Respekt vor dem - absolut gleichen – Auftrag des anderen und Dankbarkeit für die<br />

Existenz des anderen und der Gruppe (das Kollektiv) als räumlich und zeitlich einzig wahre<br />

(spürbare, anwesende) Mit-Menschen.<br />

Die Gier auf persönliche Kompetenzerweiterung soll durch die Handlungsmodule in Gang<br />

gesetzt werden – der Respekt vor dem eigenen Ich soll durch tägliche<br />

Anstrengungsbereitschaft und Willenskraft transportiert und die Sinnstiftung soll (von innen<br />

nach außen; vom Ich zum Du) positioniert werden. Die Handlungsmodule sind der<br />

verhaltensgesteuerte Rahmen für Erweiterung von Reflektion, Einsichtsfähigkeit, „Glauben“<br />

und somit von Selbst-Coaching.<br />

Die Kunst des Therapeuten liegt darin, ein Anfangsvertrauen (Vertrauensvorschuss) in<br />

Bezug auf die Folgsamkeit des Klienten herzustellen. Danach funktionieren die<br />

Handlungsmodule als sich selbst regulierende Systeme innerhalb des Klienten, der dadurch<br />

auch seine Rolle (vom Klienten zum Selbst-Therapeuten) wechselt. Letztlich wird er selbst<br />

zum „Meister“ (Animateur) der Kompetenzerweiterung und des Größenwachstums seiner<br />

Mit-Menschen.<br />

Die Haupt-Wirkungsrichtung der fünf Handlungsmodule:<br />

1. Entspannungs-Training:<br />

Die eigene Mitte finden, sich von äußeren Reizen weniger erreichen lassen, sich entschleunigen,<br />

physiologische Erregungsparameter absenken.<br />

2. Aufmerksamkeits-Training:<br />

Die Konzentration und damit die Informationsaufnahme optimieren (Empfängerstatus); die Möglichkeit, bei<br />

konkurrierenden „Anbietern“ die Aufmerksamkeit anderer Menschen auf sich zu ziehen, verbessern<br />

(Senderstatus).<br />

3. Anti-Blamier-Training:<br />

Offensivität steigern, Handlungspielräume (Freiheitsgrade) erweitern; Bewertungshoheit über das eigene Ich<br />

gewinnen und absichern; Kränkbarkeit durch andere reduzieren; Fröhlichkeit von innen nach außen<br />

verbreiten.<br />

4. Synchronisations-Training:<br />

Gefühl für den anderen entwickeln, lernen sich hinzugeben, sich einzubringen, sich in einen „gemeinsamen<br />

Tag zu verlieben“; Geborgenheitsgefühl (Wir-Gefühl) genießen.<br />

5. �ähe-Training:<br />

Sich als großzügig (Spender) in Bezug auf die Vermittlung positiver Gefühle beim anderen erleben;<br />

lernen, etwas anzunehmen ohne Schuldgefühle (einen unmittelbaren Kompensationsimpuls) zu entwickeln;<br />

Mißtrauen abbauen; Hingabefähigkeit steigern.<br />

Die Handlungsmodule sind die Einstiegstür in den Induktiv-Deduktiven-Paternoster des<br />

<strong>AAT</strong> ® Manual <strong>2008</strong> und stellen ein <strong>zentral</strong>es Handwerkszeug (vgl. Anlage II.) für das<br />

Trainerhandeln dar.<br />

28


3. Ausbildungsmodule AGT ® / <strong>AAT</strong> ®<br />

Das <strong>Hameln</strong>er <strong>AAT</strong>® Team bietet an und wirkt mit bei berufsbegleitenden zertifizierten<br />

Ausbildungen zur Verbesserung der „Fachlichen Wirksamkeit“ im Umgang mit<br />

Gewalttätern.<br />

Neben der Vorstellung des Anti-Aggressiviäts-Trainings auf Kongressen und im Rahmen<br />

„gegliederter Fortbildungsprogramme“ einzelner Bildungsträger oder auch einzelner<br />

Kostenträger im sozialpädagogischen Bereich hat sich besonders die Mitwirkung an dem<br />

Ausbildungsgang des bfw (Kiel) zum / zur Anti-Gewalt-TrainerIn jahrelang bewährt, wobei<br />

die AbsolventenInnen ihrerseits als Anwender aber auch als Dozenten die konfrontativwachstumsorientierten<br />

Grundlagen des „<strong>Hameln</strong>er Modells“ weiter tragen und multiplizieren.<br />

Ein besonderer Service wird von der <strong>Hameln</strong>er <strong>AAT</strong>-Company im Sinne einer „<strong>AAT</strong>-Task-<br />

Force“ bereitgestellt: Hier ausgebildete TrainerInnen haben einerseits die Möglichkeit, eine<br />

„Impulsintervention“ in ihrem Arbeitsfeld zu ordern – gleichzeitig sind Supervisionsangebote<br />

(Einzelsupervision, Teamsupervision) wie auch Effizienzforschung (Evaluation) kurzfristig<br />

buchbar.<br />

Insbesondere für die Erstorientierung, Konzeptentwicklung, Teamschulung,<br />

Komplementierung (Installierung) und „Anschubhilfe“ bei dem Aufbau konfrontativwachstumsorientierter<br />

Erziehungscamps (Wachstumscamps) steht das <strong>Hameln</strong>er Team bereit.<br />

Dieses „Consulting-Team für Erziehungscamps“ erzielt aufgrund der beispielhaften<br />

Methodenintegration das höchste Maß an Wirksamkeit bei der Veränderung von Tätern mit<br />

extremer Gewaltbereitschaft (Intensivtätern). Das persönliche Sicherheitserleben und der<br />

„fühlbare Wirksamkeitsüberhang“ der so ausgebildeten TrainerInnen wird durch das<br />

integrierte „Ich-Optimierungs-Modell“ für Trainer und Täter zu einem „Ganzheitlichkeits-<br />

Erlebnis“ innerhalb der jeweiligen Kooperationseinrichtung (Träger von<br />

Erziehungsmaßnahmen).<br />

Gerade die Schnittstelle zwischen stationärer Gewalttäterbehandlung (Ursprung des <strong>Hameln</strong>er<br />

Modells seit 1984) und seiner „fokussierten Sofortanwendung“ in ambulant-teilstationären<br />

Einrichtungen ist unsere Spezialität: „Schnelle Erledigung ist die Seele des Geschäfts“.<br />

Unser Geschäft ist letztlich die erst erzwungene und dann selbst erfolgte<br />

Wachstumsverpflichtung des „Verletzers fremder Körper“ (Intensiv-Täters). Die<br />

Rückmeldungen aus Kongressen, Seminaren, Workshops und aus institutioneller Beratung<br />

belegen in nachhaltiger Form: Es lohnt sich, das „Original“ zu buchen ... Hierbei ist<br />

insbesondere die Vernetzung mit den Anti-Gewaltprofis aus ganz Deutschland seit nun fast 25<br />

Jahren und das Netzwerk der Ex-Schläger (Tutoren, Guardian Bodies) als überzeugende<br />

„Sozialassistenten“ im Anti-Gewalt-Training hilfreich.<br />

29


3.1 Zertifizierte berufsbegleitende Fortbildung<br />

durch das bfw (Kiel) zum / zur AGT ® TrainerIn<br />

Immer häufiger werden Jugendliche und junge Erwachsene gewalttätig. Täglich sorgen<br />

jugendliche Gewaltexzesse, körperliche Übergriffe und Bandenkriminalität für Schlagzeilen.<br />

Gewaltstraftaten, die beängstigend in ihrer Brutalität und furchtbar in den Folgen für die<br />

Opfer sind. Neben der Ursachenforschung werden immer wieder dieselben Fragen laut:<br />

„Wie können wir so etwas künftig verhindern?“<br />

„Wie geht man angemessen – deeskalativ – mit Gewaltsituationen um?“.<br />

„ Gibt es eine „Ideallinie“ zwischen Prävention, Integration und Restriktion?“<br />

Antworten und Lösungsvorschläge bietet ein erfolgreiches, präventives, konfrontatives und<br />

wachstumsorientiertes Konzept: Das Anti-Gewalt-Training®. Das bfw in Kiel bietet<br />

hierfür eine zertifizierte (berufsbegleitende) Ausbildung an, deren Grundlagen auch aus dem<br />

Repertoire des <strong>AAT</strong>® resultieren.<br />

Das Anti-Gewalt-Training (AGT®) ist eine Behandlungsmaßnahme, die aus langjährigen<br />

Erfahrungen mit offensiver, wachstumsorientierter, täterbezogener Intervention in<br />

Jugendstrafanstalten, in der Kinder- und Jugendhilfearbeit, in stationären und ambulanten<br />

Einrichtungen sowie in der Erwachsenenbildung hervorgegangen ist. Die Konzeption des<br />

Programmes basiert auf kognitiv-lerntheoretischen Grundlagen und wird durch konfrontative<br />

Pädagogik vermittelt.<br />

Die Zielgruppen für eine solche persönliche Zertifizierung sind Mitarbeiter/Innen aus allen<br />

Berufsgruppen, die im sozialen Tätigkeitsfeld arbeiten:<br />

- Sozialpädagogen<br />

- Sozialarbeiter<br />

- Erzieher<br />

- Lehrer<br />

- Dipl. Pädagogen<br />

- Dipl. Psychologen<br />

- Dipl. Sozialpädagogen<br />

- Fachkräfte für Schutz und Sicherheit<br />

Die angesprochenen Berufsfelder bilden eine große Bandbreite, so dass sowohl pädagogische<br />

Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten als auch sozialpädagogische Einrichtungen wie<br />

Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen und Bereiche des Jugendvollzuges, der<br />

Bewährungshilfe und des Maßregelvollzuges als Anwendungsbereiche in Frage kommen.<br />

Die Ausbildungsbedingungen definieren einen Zeitraum von 4 Monaten; insgesamt umfasst<br />

das Ausbildungsangebot 80 Stunden, die in einem theoretischen und einem praxisbezogenen<br />

Anteil abgeleistet werden müssen.<br />

Die 64 Stunden Theorie werden in vier Blöcken á 2 Tagen (á 8 Stunden) angeboten. Der<br />

Praxisanteil umfasst 16 Stunden, die in der Jugendanstalt Schleswig und in der<br />

Justizvollzugsanstalt Neumünster absolviert werden können. In diesen Anstalten werden von<br />

den Referenten Anti-Gewalt-Trainingsprogramme durchgeführt.<br />

Zum Abschluss der Ausbildung absolviert jeder Teilnehmer im Rahmen eines Kolloquiums<br />

eine Prüfung und erhält ein Ausbildungszertifikat zum Anti-Gewalt-Trainer.<br />

30


Gliederung der Ausbildungsmodule<br />

Theoretische Module:<br />

• Gewaltdefinition<br />

• Theorien zur Erklärung von Aggression<br />

• Entwicklungspsychologische Grundannahmen und Entwicklungsphasen des Menschen<br />

• Impulskontrolle<br />

• Zielverhalten beim Abbau von Aggression<br />

• Lob- und Kritikkultur<br />

• Die vier Machtstile<br />

• Ich-Optimierung<br />

Handlungsorientierte Module<br />

• Empathietraining (Opferempathie)<br />

• Fragetechniken<br />

• Übungen zur Förderung der sozialen Kompetenz<br />

• Kommunikationstechniken<br />

• Konfrontationstechniken<br />

• Konfliktschlichtung (Anti-Mobbing-Training)<br />

• Deeskalationstechniken<br />

• Nähetraining<br />

• Entspannungstraining<br />

• Anti-Blamiertraining<br />

• Aufmerksamkeitstraining<br />

• Synchronisationstraining<br />

• Strafvollzugstheorien<br />

• Veränderung der Lebensbedingungen<br />

- Zeitalter der Aufmerksamkeit<br />

- Globalisierung<br />

- Globale Entfremdung<br />

- Virtualisierung<br />

- Neue Formen der Vorstadt-Proteste<br />

Anwendung im stationären Bereich (Jugendstrafanstalten)<br />

• Theoretischer Hintergrund<br />

• Methodik der konfrontativen und wachstumsorientierten Pädagogik<br />

• Lerntheoretisch-kognitiv und behavioristische Grundlagen<br />

• Vier Phasen des Anti-Gewalt-Trainings<br />

- 1. Phase: Biographische Analyse<br />

- 2. Phase: Konfrontationsphase (Heißer Stuhl)<br />

- 3. Phase: Attraktivitätstraining (Kompetenztraining), 10 Module<br />

- 4. Phase: Realitätstest<br />

Übertragung in den ambulanten Bereich<br />

• Integration sozial-systemischer Umfelder<br />

• Prüfung der Durchführungsmöglichkeiten (Auftaktveranstaltung in der Gemeinde)<br />

• Vermittlungsstrategien für Kinder und Jugendliche<br />

• Konfrontationstraining<br />

• Deeskalationstraining in Konfliktsituationen<br />

31


„Wir haben etwas gegen Gewalt...“<br />

ZERTIFIZIERU�G:<br />

A�TI-GEWALT-TRAI�ER®<br />

Die Vorteile Die Referenten<br />

• Thema Aggression: Wirksame Instrumente Dipl. Päd. Christian Scholz (Leitung)<br />

• Ihr Erfolg: Neues Potential u. neue Aufträge Dipl. Soz. Wiss. Gabriele Fischwasser–v. Proeck<br />

• Vermittlung von Lobkultur/Wachstumszielen Psychotherapeut Dr. Michael Heilemann<br />

• Steigerung sicherer Leistungsfähigkeit Prof. Dr. Thomas Bliesener, Universität Kiel<br />

• Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit Prof. Dr. Hagemann, Universität Kiel<br />

• Entwicklung von Konfliktlösestrategien Dr. Christian Böhm, Stadt Hamburg<br />

• Erschließung neuer Kooperationsmöglichkeiten Claudio Valerio, Avci Wing Tsun, SV-Trainer<br />

Ausbildungsangebot: Berufsbegleitende Ausbildung für alle MitarbeiterInnen im sozialen<br />

Tätigkeitsfeld zur Planung, Durchführung und Leitung von AGT-Seminaren mit<br />

gewaltbereiten Delinquenten.<br />

Durchführung: Vier aufeinander aufbauende Wochenend-Workshops über 4 Monate<br />

(insgesamt 80 Unterrichtsstunden: 64 Std. Theorie; 16 Std. Praxis) in Kiel.<br />

Praxiserprobung: Direktes Erlernen der Konfrontationsmethodik über täterbezogene<br />

Maßnahmen („<strong>Hameln</strong>er Modell“) in Jugendanstalten des Landes Schleswig Holstein.<br />

Gesamtdauer: 6 Monate<br />

Kosten: 1.900,- EUR<br />

Teilnehmerzahl: 20 Personen<br />

�ächster Seminar-Start:<br />

Auskunft und Information: Berufsfortbildungswerk (bfw)<br />

Frau Elsbeth Kawalek<br />

Tel: 04321/9770-0<br />

Fax: 04321/9770-40<br />

www.bfw.de<br />

kawalek.elsbeth@bfw.de<br />

Haart 224 / 24539 Neumünster<br />

32


3.2 Einrichtung von Erziehungscamps: <strong>AAT</strong> ® -Consulting-Team<br />

Seit dem Münchener U-Bahn Überfall im Dezember 2007 sucht Deutschland eine<br />

„Gesellschaftliche Antwort“ auf die Extrem-Bedrohung durch Intensivtäter.<br />

Die U-Haftvermeidung (Frostenwalde in Brandenburg) oder auch das Boxcamp (Diemelstadt,<br />

Hessen) im Sinne eines vornehmlichen Respekttrainings greifen für sich allein zu kurz: Der<br />

Ex-Täter muss lernen, sich in seine friedliche und gesellschaftlich akzeptierte (Stolzgefühl<br />

vermittelnde) neue Persönlichkeit zu „verlieben“, indem er auch außerhalb seiner<br />

körperlichen Fitness die kognitive und die emotionale Kompetenz entwickelt. Das<br />

Erziehungscamp in Frostenwalde (Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk), das<br />

insbesondere ein Unrechtsbewusstsein bei den Tätern entwickeln will oder auch das Boxcamp<br />

von Herrn Kannenberg in Hessen (Disziplincamp, das insbesondere den aktuellen Gehorsam<br />

und die momentane Unterordnung in Bezug auf Campregeln herstellen möchte), sind eine<br />

akzeptable Einstiegsvariable für Bewusstseins- und Verhaltensveränderung (persönliches<br />

Ich-Wachstum der Ex-Täter) (vgl. Poser, 2006). Die Änderung des<br />

Jugendstrafvollzugsgesetzes (Ländersache) ist erst einmal nicht nötig, da eine Vollstreckung<br />

der Jugendstrafe in freien Formen (in Erziehungscamps) schon jetzt möglich ist. Das Projekt<br />

„Chance“ in Baden Württemberg oder auch eine in Neuenkirchen-Fluyn (NRW)<br />

einzurichtendes Erziehungscamp werden in sofern schon weitergehende Kompetenztrainings<br />

anbieten, allerdings wird erst dadurch die Täterpersönlichkeit wirklich erreicht (vgl. Bueb,<br />

2007).<br />

Das <strong>Hameln</strong>er Konzept für ein<br />

„Erziehungscamp für verhaltensauffällige Schüler“ (Sozialisationslabor)<br />

definiert sich über vier „Umlernebenen“, in denen der jeweilige Schwerpunkt durch jeweils<br />

auf diese Ebene spezialisierte „Didaktikprofis“ eingelöst wird. Am Anfang steht das Erlernen<br />

von Respekt und Achtung für die „legalen“ Menschen.<br />

Respekt und Achtung für die legalen Menschen (aus dem eher westlich-christlichen<br />

Kulturkreis) wird über die körperliche Stärke der Trainer (des Trainingsteams) hergestellt<br />

(vgl. Cecchin, 2002). Täter lernen, dass es auch in dieser Gesellschaft – die sich gerade in der<br />

Erziehung von Kindern auf Gewaltverzicht, demokratische Regeln, Einfühlsamkeit,<br />

Nachsicht, Hilfsbereitschaft und ein ungeteiltes Menschenbild festgelegt hat – körperlich<br />

starke Menschen gibt (z.B. hat Deutschland wesentlich mehr Olympiasiege zu verzeichnen als<br />

die Türkei und kann in fast allen sportlichen Disziplinen (Weltmeisterschaften) die<br />

körperliche Überlegenheit nachweisen), wobei dies nicht zur Unterwerfung des anderen<br />

eingesetzt wird, weil – wenn überhaupt – das kognitiv-intellektuelle Konkurrenzprinzip mit<br />

entsprechenden Fairnessregeln gilt. Die Zwangsreflektion der eigenen<br />

Entwicklungsvermeidung und der eigenen Entwicklungsbehinderung in Bezug auf nicht an<br />

Gewalt orientierten Kompetenzsträngen wird in dieser ersten Phase eingelöst: Die Täter<br />

empfinden erstmals eine Empörung darüber, dass sie ihre Gesamtentwicklung bisher nicht<br />

selbst betrieben (trainiert) haben (vgl. Doskoch, 2006).<br />

Auf der zweiten Ebene wird durch tägliches Training der eigenen Kompetenz aufgrund der<br />

selbst formulierten Stolzhitliste das Unterlegenheitsgefühl, das Neidgefühl, die<br />

<strong>Zerstörung</strong>sbereitschaft und letztlich das „Kontrollieren durch Destruktivität“ überwunden.<br />

Die Ex-Täter lernen, die eigene Begabung zu achten und stolz auf kleine tägliche Fortschritte<br />

im eigenen Trainingsprogramm zu sein. Die �eun Täglichen Trainingshanteln<br />

(Körpertraining, Kopftraining, Gefühlstraining) werden zu ihrer „Verhaltensbibel“. Die<br />

Entschuldigungsebene basiert auf einsichtsfördernden Impulsen durch den „Heißen Stuhl“,<br />

wobei Opferemphatie und Aufhebung von Selbstblockaden im Vordergrund stehen (vgl.<br />

Dweck, 2007).<br />

33


Auf der Integrationsebene erleben die Ex-Täter sich durch ihr eigenes prosoziales Verhalten<br />

als Beschützer (haben im Kampfsport vor allem Verteidigungstechniken erlernt) für<br />

Schwächere. Sie sind jetzt ein starkes, potentes nachahmungsrelevantes und beschützendes<br />

Vorbild für Menschen mit Angst und Unterlegenheitsgefühl (wobei diese Menschen aus allen<br />

Kulturen kommen können). Als Sozialassistent und als <strong>AAT</strong>-Helfer können sie die neu<br />

gelernten kompetenten, legalen und beschützenden Kompetenzen direkt und unmittelbar –<br />

möglicherweise auch gegen Honorar – einsetzen.<br />

Das Gesamtkonzept wird in der Anlage (Anlage 1) im Manual <strong>2008</strong> vorgestellt – es ist<br />

Grundlage der hier vom <strong>Hameln</strong>er Team angebotenen Fortbildungsveranstaltungen im<br />

deutschsprachigen Raum.<br />

Wer nicht zu bewundern vermag,<br />

verdienst es nicht,<br />

bewundert zu werden.<br />

(Michelangelo)<br />

34


4. Integration des eigenen Ichs als Ausgangspunkt<br />

für friedliche Co-Existenz<br />

Das „Überlebens-Szenario“ <strong>2008</strong> und damit der curriculare Ankerpunkt für uns „Sozialprofis“<br />

kommt immer wieder zu einem Generalauftrag zurück: Ich-Optimierung.<br />

Der kleinste gemeinsame Nenner aller psychologischen Erklärungsversuche und aller<br />

psychologischen „Manipulationen zur Friedlichkeit“ bezieht sich auf die Ich-Kompetenz des<br />

„Mickrigen“: Der Psychologe als Verführer zu Größenwachstum.<br />

Die Wachstumsverweigerung ist der hauptsächliche wenn nicht der einzige „Rückhaltepunkt“<br />

für Gewaltbereitschaft. Verweigerung des eigenen Ich-Wachstums ist quasi ein Schlag in die<br />

„Fresse des Schlägers durch den Schläger“.<br />

Der Sozialprofi als Verführer für „Ich-Wachstum“ bietet in allererster Linie Service für den<br />

Schläger selbst (Verwaltung der Restlebenszeit dieses Noch-Zerstörers), für die Opfer (wieder<br />

in den Spiegel gucken können, wieder durchatmen können und Angst bewältigen können) und<br />

für die eigene Berufsgruppe (Refinanzierung sozialpädagogischer Energie durch<br />

Bewunderung der Kompetenzzuwächse des Ex-Zöglings).<br />

Der Induktiv-Deduktive Paternoster ist also letztlich auch ein „Berufszufriedenheitsgenerator“<br />

für uns „Frontschweine“ (Gewaltakrobaten).<br />

<strong>AAT</strong>® <strong>2008</strong> bedeutet also:<br />

1. Anfangs-Verführung der „Führungspersönlichkeiten“ aus der Schlägerkultur zur<br />

persönlichen Gewaltächtung durch „ Legale Bodies“<br />

2. Überführung der Bewunderung, des Respektes und der Anerkennung für die „Legalen<br />

Bodies“ erst in eine sozialpädagogische und dann in eine Ich-psychologische (auch Du<br />

kannst durch Dich selbst wachsen) Botschaft.<br />

3. Überführung von Erziehungscamps zu „Assesment-Centern für Unterschichtsmanager“, in<br />

denen ein ähnliches Curriculum wie beim ganz normalen Managertraining vorgehalten<br />

wird.<br />

4. Statusverleihung der „Unterschichtsmanager“ als Leitfiguren für ihre frühere Gefolgschaft<br />

im Sinne einer „Kollektiven Menschenrechtsbewegung“ der Ex-Zerstörer.<br />

5. Verminderung von Dissonanz und Widersprüchen aus „den beiden Kulturen“, den<br />

verschiedenen Religionsentwürfen, den verschiedenen Menschenbildern (und damit den<br />

verschiedenen Frauenbildern) und den verschiedenen Erziehungsstilen (und damit auch<br />

dem Gewaltverzicht der Erwachsenen gegenüber den Kindern) als neue politische<br />

Bewegung unterhalb von „Wirtschaftsglobalisierung“. Die Potenz des früheren Helden<br />

der <strong>Zerstörung</strong> und des jetzigen Beschützer ist von daher eine ordnungspolitische und eine<br />

doppelt wertalimentierende wirtschaftspolitische Leistung: Der Ex-Zerstörer wird<br />

„Bundesverdienstkreuzträger“. Motto: Der Brandstifter in den Vorstädten wird zum Hüter<br />

eines legalen, leistungsorientierten und friedlichen Imagehorizontes bezüglich seiner Ex-<br />

Gefolgschaft (der verstreuten, verlorenen, zugewanderten, heimatlosen und letztlich<br />

resignierten Ghettokinder): Aus Kunden der Sozialpädagogen werden Verkäufer von<br />

Legalität. Also: Das <strong>AAT</strong> als Strukturvertrieb mit einer flachen Hierarchie.<br />

35


Die aktuelle Formel für Solidarität im <strong>AAT</strong> <strong>2008</strong> - im „Induktiv-Deduktiven Paternoster“<br />

mit dieser flachen Hierarchie (die Nutte hat den gleichen lebenslangen Ich-<br />

Generierungsauftrag wie der Papst) – lautet also:<br />

1. Verliebe Dich in Deinen kleinen täglichen Wachstumszuwachs.<br />

2. Verliebe Dich in Menschen, die das Gleiche tun wie Du (auf ihrem „Fließband“ neben<br />

Dir).<br />

3. Sei solidarisch indem Du Deine persönlichen Wachstumsgeheimnisse allen zur gleichen<br />

Zeit lebenden Menschen offenbarst (Transparenzgebot).<br />

Lebe Deine jeweilige Lebensphase so fröhlich und optimistisch, dass Dein Charisma nicht aus<br />

formaler Macht sondern aus funktionaler Freude besteht.<br />

Jeder Augenblick im Leben ist ein<br />

neuer Aufbrauch, ein Ende und ein<br />

Anfang, ein Zusammenlaufen der<br />

Fäden und ein Auseinandergehen.<br />

(Yehudi Menuhin)<br />

36


4.1 Der intelligente Schläger:<br />

Führungskraft der Subkultultur oder Opferschützer?<br />

Die Herkunft und Ideologie der Intensivtäter<br />

Die Intensivtäter leben nach dem Motto: Macht kaputt was euch kaputt macht. Bei ihnen führt<br />

Neid zu Hass, Hass zu Gewalt und Gewalt zur Selbstverachtung – die Selbstverachtung<br />

(Schuldgefühle; Selbstvorwürfe; die Angst, dass das Schicksal sie wegen ihrer<br />

Drogenexzesse, der sexuellen Abweichungen und der gewalttätigen <strong>Zerstörung</strong> von<br />

Mitmenschen „verstoßen“ könnte) führt zu weitergehenden Selbstzweifeln an der eigenen<br />

Person, am Leben insgesamt aber auch an der „Richtigkeit“ ihres eigenen Kollektivs.<br />

Sie sind somit Anführer der Destruktivität und haben es bisher nicht gelernt, Verfechter des<br />

täglichen eigenen Kompetenzwachstums durch Training aller anderen Dinge (außer<br />

körperlicher Stärke) zu werden.<br />

Die Täter kommen häufig aus Familien mit Migrationshintergrund (Eltern nicht in<br />

Deutschland geboren), die nach kollektivistischen Erziehungsstandards funktionieren und ein<br />

auf Respekt und Gehorsam aufgebautes Erfahrungsumfeld liefern. Hierbei wird insbesondere<br />

auf Achtung vor der eigenen Gruppe (den eigenen Eltern, den eigenen kulturellen Autoritäten)<br />

gepocht – die fremde Autorität (Kulturgüter des Landes, in das die Eltern zugewandert sind)<br />

wird proportional umgekehrt als extreme Bedrohung in Bezug auf diese „Unterordnungswelt“<br />

angesehen, da hier eher liberale, demokratische, auf Gleichberechtigung zwischen den<br />

Geschlechtern ausgerichtete und das individuelle Menschenrecht (im Gegensatz zum<br />

kollektiven Gehorsam) hervorhebende Regeln gelten (vgl. Beck, 2007).<br />

Die Intensivtäter leben oftmals in einer Parallelgesellschaft, wo insbesondere die Mütter<br />

aufgrund ihrer Isolation kaum die Sprache der Mehrheitsgesellschaft (kulturellen<br />

Leitgesellschaft) sprechen. Bei dieser Parallelgesellschaft handelt sich zudem oft um eine<br />

Beurteilungs- und Kontrollgemeinschaft, wo Ältere große Macht über Jüngere haben und wo<br />

Männer in der Regel Frauen (zumindest nach außen und formal) beherrschen: Z.B. müssen<br />

die Brüder darauf achten, dass die Schwestern – wie die Mütter – das Haus hüten. Das<br />

Erlernen einer sensiblen Wahrnehmung für Menschen mit einer flexibleren Einstellung (ohne<br />

geteiltes Menschenbild) wird verhindert – insbesondere wird der körperlich Schwächere auch<br />

als der Unterlegene, als der Dümmere, als der Machtlosere und als der Mensch mit „geringer<br />

eigener Lebensberechtigung festgeschrieben“, selbst wenn dieser aufgrund seiner<br />

Überzeugung freiwillig und nachhaltig auf körperliche Durchsetzungsinstrumente verzichtet.<br />

Knappe 5% aller männlichen Jugendlichen mit diesem Migrantenhintergrund<br />

(Zuwanderungsfamilien) unterliegen dem Robin-Hood-Syndrom (Rächer der „Verarschten“),<br />

wobei sie nicht nur ihre eigene gesellschaftliche (statusmäßige) Unterlegenheit durch<br />

körperliche Unterwerfungsrituale gegenüber den „Kopfmenschen“ kompensativ einklagen<br />

und einlösen, sondern sie treten auch ihre eigene kognitive Begabung und ihre energetische<br />

Grundausstattung (für eine legale Karriere) mit Füßen. Letztlich sind sie die „Topmanager<br />

der Unterschicht“. Diese „Helden der �eidbewältigung“ (für sich individuell und für ihr<br />

Herkunftskollektiv) werden in Erziehungscamps letztlich zu legalen<br />

„Führungspersönlichkeiten“ umtrainiert: Ihnen selbst wird bewusst gemacht, dass sie<br />

Manager des sozialen Aufstiegs erst einmal für sich und dann für ihre „Gefolgschaft“ sind,<br />

indem sie alle anderen (aufbauenden, unterstützenden, produzierenden und produktiven)<br />

Begabungsreserven focussieren und dadurch Gewalt verachten und überflüssig machen.<br />

Somit lassen sich fünf Phasen identifizieren:<br />

37


Gewaltphasen<br />

Phase I: Minderwertigkeits-Gefühl<br />

Persönliches und Kollektives Unterlegenheitsgefühl.<br />

Phase II: Wutreaktion<br />

Neid, Hass und <strong>Zerstörung</strong>swunsch.<br />

Phase III: Bewertungsmacht<br />

Reduzierung der eigenen Anspruchsniveausetzung auf körperliche Überlegenheit,<br />

Konzentration auf die sogenannte Männlichkeit mit Wut, Risikobereitschaft und<br />

<strong>Zerstörung</strong>ssehnsucht bezüglich des Neidobjektes. Das körperliche <strong>Zerstörung</strong>smandat<br />

(mit oder ohne Waffen) wird als hauptsächliches Kriterium zur Bestimmung des Wertes<br />

eines anderen Menschen und / oder eines anderen Kollektivs benutzt: Entweder ist der<br />

andere ein Buttler (mir körperlich unterlegen) oder ein Bruder (körperliche Kraft ist<br />

gleich gut ausgeprägt) oder er ist mein König (er ist mir körperlich überlegen).<br />

Phase IV: Kompensationshandlung<br />

Das Entehren einzelner Menschen und der verhassten „neidprojizierten“ Gruppe durch<br />

körperliche Übergriffe und durch allgemeine zynische Abwertung der Normen und der<br />

Verhaltensweisen führt einerseits zu einem kompensativem (künstlichem)<br />

Überlegenheitsgefühl – andererseits zum Einsatz von Legitimationsstrategien in Bezug<br />

auf die ultimative, maximale, grenzenlose und gnadenlose <strong>Zerstörung</strong> des Beneideten.<br />

Phase V: Umwandlung<br />

Die Anfangsbedingung für eine Umkehr ist durch die Bereitstellung körperlich<br />

überlegener Trainer (eines interdisziplinär aufgestellten Trainerteam, in dem die<br />

Kampfsportler und Bodybuildner körperlich dem stärksten Exponenten der<br />

Teilnehmergruppe überlegen sind) herzustellen: Nur durch die Realisation dieser<br />

Anfangsbedingung (körperliche Überlegenheit im Trainerteam) entsteht ein Be-Achten<br />

und ein Be-Wundern als „kognitiver Einstieg“ für friedensorientierte Trainingsinhalte,<br />

die durch den „Eigenen Schweiß“ als legitimes „Eigentum des Neuen Ichs“ erlebt<br />

werden.<br />

Bei 8,8Prozent offiziellem Ausländeranteil haben Nicht-Deutsche Tatverdächtige aktuell<br />

überdurchschnittliche Anteile an der Kriminalstatistik: bei Mord 28%, bei Vergewaltigung<br />

und Sexualstraftaten 29,6%, bei Raub 28,9% und bei Urkundenfälschung 40,9%.<br />

In Berlin stammen nur 20% der jugendlichen Tatverdächtigen bei Rohheitsdelikten aus dem<br />

aktuellen Lebensraum (Deutschland) – alle anderen haben Zuwanderungshintergrund. In<br />

Berlin-Neukölln (ca. 300 000 Einwohner) gibt es inzwischen ca. 150 Intensivtäter, wobei der<br />

zuständige SPD Bürgermeister Herr Buschowski die sofortige Abschiebung bei<br />

ausländischem Pass und die sofortige Inhaftierung bei deutschem Pass fordert. Die<br />

Schwäche der Justiz mündet letztlich in einem Verrat der Jugend: Buschowski glaubt, dass<br />

der U-Bahn Überfall in München – wäre er einem Jugendlichen passiert – als „lapidare<br />

Straftat von Jugendlichen untereinander“ abgetan worden wäre – dadurch, dass ein<br />

76jähriger Rentner Opfer wurde, wird der Verrat an der Jugend insgesamt deutlich: Kindern<br />

und Jugendlichen mutet die Gesellschaft extreme Angst, extreme Übergriffe, extreme<br />

Verletzungen und extreme Traumatisierungen zu, obwohl sie letztlich in ihrer<br />

Persönlichkeitsentwicklung – ihre Identität und ihre Ich-Grenzen entwickeln sich ja gerade<br />

erst - eher noch schwächer sind als ein erwachsener männlicher Rentner.<br />

38


Die extrem hohe Energie und die deutlich über dem Durchschnitt liegende „kulturfreie<br />

logikbezogene Intelligenz dieser – bisher – subkulturellen Führungskräfte ist die Chance für<br />

jedes Anti-Gewalt-Programm: Der eigene Vorteil (legale „Karriere“ ohne Angst, ohne<br />

Schuldgefühle, ohne Inhaftierungsgefahr) als persönlicher Gewinn und der<br />

Sicherheitszuwachs des Gesamtkollektivs – im Sinne einer nachhaltigen Integrationswirkung<br />

– durch diese „Anführer“ (nunmehr Verfechter von Friedlichkeit) ist der Königsweg allen<br />

institutionellen Handelns (vgl. Kaiser, 2005). Ohne diese „Supertutoren“ (vgl. Kallmeyer,<br />

2006) bleibt der normale Sozialarbeiter ein zahnloser Tiger, ein (von der wirklichen<br />

Zielgruppe der Intensivtäter) bemitleideter Wicht, dem bestenfalls Nachsicht niemals aber<br />

intellektuelle, emotionale und letztlich soziale Gefolgschaft geschenkt wird ....<br />

Der Mitläufer in der Jugend-Gang<br />

wird erzieherisch vor allem<br />

von einer Person erreicht:<br />

Von dem Anführer der Gang.<br />

(Autor Unbekannt)<br />

39


4. 2 Totalverweigerung und Distanzierungswunsch<br />

als Ergebnis individueller und kollektiver Dissonanz<br />

Integration als übergeordneter Begriff – in Bezug auf alle „Aussteigerverweigerer“ und<br />

„<strong>Zerstörung</strong>ssüchtige“ – steht im Kontext mit Prävention und als Vorstufe von Repression, als<br />

„Option staatlicher Ordnungspolitik“ zur Diskussion. Wen kann man wann und wodurch<br />

integrieren? Integrieren heißt: Gewinnen! Ich gewinne die Sympathie einer Person oder eines<br />

Kollektives, ich gewinne gar seine Freundschaft und damit seine Bereitschaft, auch meine<br />

Normen und Verhaltensweisen zu akzeptieren oder gar zu mögen (vielleicht sogar zu<br />

bewundern), wenn ich dieser Person erlaube, sich in meinem Beisein gut zu fühlen. Das heißt:<br />

Beachtung (Aufmerksamkeit wird geschenkt), Respekt (Wertgefühl wird vermittelt) und<br />

Wirksamkeitserleben (Kontrollerleben wird ermöglicht). Das Gegenteil (Blockade,<br />

Ablehnung, Neid und später Hass sowie <strong>Zerstörung</strong>swunsch) entsteht, wenn der andere sich<br />

unterlegen fühlt und wenn er spürt: „Ich kann machen was ich will – ich reiche niemals<br />

heran“ (gilt immer für Individuum und Kollektiv).<br />

Insbesondere in einem Kompetenzgefälle und bei einem Machtgefälle ist es wichtig, dass der<br />

Obenstehende (der strahlende Stern) realistische Brücken baut für den, der sich unterlegen<br />

fühlt (oder durch die objektiven Unterschiede fühlen muss). Diese Integrations-Brücken<br />

müssen vor allen Dingen eins verringern und später vermeiden: Neid des Unterlegenen auf<br />

den „Strahlenden Stern“ (vgl. Whybrow, 2007). Denn: Neid ist Hauptgrundlage für jede Form<br />

von <strong>Zerstörung</strong>swunsch und damit von Gewaltbereitschaft.<br />

Um Unterlegenheitsgefühl und damit Neid zu reduzieren, ist die Kompetenzstärkung des<br />

„Losers“ – nicht als milde Gabe oder als mitleidiges Geschenkt – sondern als Win-Win-<br />

Synergie unerlässlich. Bestrafen darf ich als „Integrationsgeber“ nur dann, wenn sich der<br />

Unterlegene in seiner Wachstumsgier hinsichtlich seines täglichen Kompetenzzuwachses<br />

verweigert – sofern er wieder mit seinem persönlichen Coachingprogramm weitermacht, darf<br />

er nicht mehr bestraft werden. Ansonsten ist das Gesamtkonzept Integration hinfällig und<br />

ad absurdum geführt.<br />

Was heißt das für staatliche Integerationsprogramme bzw. Präventionskonzepte?<br />

Was heißt das z.B. für Erziehungscamps oder – für die verschärfte Form – für den<br />

Jugendstrafvollzug? (vgl. Heilemann, 2006). Wie kann man zwischen verschiedenen<br />

Vollzugsideen unterscheiden:<br />

1. Verwahrvollzug<br />

2. Verwöhnvollzug<br />

3. Verantwortungsvollzug<br />

Alle drei Bereiche sind durch ihre ordnungspolitischen und damit justizpolitischen Ziele,<br />

durch ihre Methoden und durch ihre Ergebnisse beschreibbar.<br />

Der Verantwortungsvollzug besteht bei jungen Gewalttätern immer aus der<br />

Konfrontationsphase (Respektphase), aus der Wachstumsphase (Kompetenztrainingsphase)<br />

und aus der Realisationsphase (Umsetzungsphase von Legalverhalten noch innerhalb und<br />

dann außerhalb der stationären Einrichtung).<br />

Verantwortungsvollzug bedeutet, dass die Wachstumsforderung an den Intensiv-Gewalttäter<br />

ultimativ und nachhaltig formuliert wird, so dass er mit der alten „<strong>Zerstörung</strong>spersönlichkeit“<br />

(Mordpersönlichkeit) die er war, bricht und dass er sich selbst ab jetzt gedemütigt fühlen<br />

würde, wenn er erneut Gewalt zum „Überleben seiner mickrigen Existenz“ auf Kosten<br />

anderer Menschen (auf Kosten der Opfer) nötig hätte. Diese innere Abkehr (sich scheiden<br />

40


41<br />

lassen von Gewalt) wäre das erste Geschenk des verantwortungsvollen Strafvollzuges oder<br />

einer anderen stationären Einrichtung (Erziehungscamp). Die Abscheu vor der eigenen<br />

Gewalt (über Konfronatationsphase, Heißer Stuhl, Reversibilität der Perspektive,<br />

Sensibilisierung für eigenes und fremdes Opferneid) ist die Grundlage dafür, dass das<br />

Kompetenztraining (Ich-Wachstum, Ich-Optimierung) greifen kann: Erst wenn ich es nicht<br />

mehr nötig habe, meine Zeit für destruktive Kompensation und <strong>Zerstörung</strong> zu verschenken,<br />

habe ich Raum und Energie, mein eigenes Ich so zu optimieren, dass ich über aktives<br />

Kontrollerleben stolz bin und Berechtigungsgefühl für meine eigene Person erarbeite und<br />

somit nicht mehr gefährlich bin.<br />

In der Umsetzungsphase (Commitment, Selbstfestlegung auf Legalität) ist dann auch ein<br />

Stück Refinanzierung für das Behandlungsteam (z.B. das Erziehungscamp) angesagt: Als<br />

Sozialassistent, als Tutor, als Guardian Body (starker Schützer von Opfern) bekenne ich mich<br />

offiziell, nachhaltig, wirksam und demonstrativ zu friedlichem Verhalten und grenze mich<br />

somit von meiner früheren Zerstörerpersönlichkeit ab. Den größten Gewinn hiervon hat der<br />

Täter selbst – den zweitgrößten Gewinn das Opfer und den drittgrößten Gewinn das<br />

Behandlungsteam. Letztlich ist es eine Win-Win-Win Situtation für Täter, Opfer und<br />

Gesamtgesellschaft.<br />

Die Angst der Richter, der kollektive Verrat an den (jugendlichen) Opfern und der Verrat der<br />

Jugend insgesamt wird durch die Wahlkampfsituation im Sinne von Populismus der<br />

Politiker aufgegriffen, wobei hierin auch die Chance für eine sozialpädagogische<br />

„Anschubfinanzierung“ besteht:<br />

1. Verschärfung des Jugendstrafrechtes.<br />

2. Flächendeckende Einrichtung von Erziehungscamps und pädagogisch orientierten<br />

Jugendarresten.<br />

3. Unterstützung der Richterinnen und Richter in ihrer individuellen Angstbewältigung bei<br />

dem Aussprechen von Strafen gegenüber Tätern mit Migrationshintergrund.<br />

4. Unterbrechung krimineller Karrieren durch „Time-out“ (Warnschuss) zur sofortigen<br />

Beeindruckung des Täters, da hierdurch die Trennung von den Cliquen und Banden<br />

erfolgt und die gegenseitige Selbstfestlegung (Commitment) in Bezug auf<br />

Rächermentalität und künstlich verzerrte „Maximalverachtung“ der heimatgebenden<br />

Ausgangskultur unterbleibt.<br />

5. Rückenstärkung der aufsuchenden Polizeiarbeit in Bezug auf subkulturelle Treffpunkte<br />

eines jeden Dorfes, einer jeden Ortschaft, einer jeden Kleinstadt und einer jeden<br />

Metropole: Aktives polizeiliches Handeln und aktive Kommunikationsangebote von<br />

„PolizistenInnen mit Zivilcourage“ ist nach Angaben der Täter selbst die beste Prophylaxe<br />

gegen allnächtliche Übergriffe.<br />

6. Motivation, Jugendhilfeeinrichtungen besser auszustatten und auf die gesellschaftlichen<br />

Ansprüche und Erwartungen vor allem auch der Opfer präzise auszurichten.<br />

Fazit: Entweder geht „sofortige Abschiebung“ oder extrem langfristiges „Time-Out“ – oder<br />

Du musst um die Kooperation des „Zerstörers“ ringen. Kooperationsbereitschaft geht nur<br />

durch „Verführung zum Größen-Wachstum“ und durch „Verführung zur<br />

Geborgenheitserwartung“ – gelingt es dem integrationsanbietenden System letztlich nicht,<br />

diese Verführung wirksam umzusetzen (bleibt also ein nachhaltiges Selbstwertgefälle zu<br />

Ungunsten des „Verlierers“ aus seiner Sicht manifest) kommt es über Neid, Hass und<br />

<strong>Zerstörung</strong>swunsch zum Distanzierungswunsch und am Ende zur Totalverweigerung, die in


(dann ultimativ zerstörerischem) Terrorismus enden kann. Jede Form der staatlichen<br />

Intervention (Integration bzw. Prävention) ist also immer in erster Linie ein „Zwei-<br />

Komponenten-Kleber“ (erst Konfrontation, dann Kompetenzzuwachs) – oder sie scheitert von<br />

vorn herein. Anders ausgedrückt: Nur wenn man 100Prozentig sicher ist, dass man „für<br />

immer ausgrenzen“ (z.B. für immer abschieben) kann, braucht man nicht mehr zum<br />

Größenwachstum verführen – ist man sich nicht sicher, hat man am Ende einen<br />

„Terroristischen Flashback“, der immer das integrationsbegierige Gesamtkollektiv<br />

exzessiv bedroht.<br />

Das Leben ist zu kurz,<br />

man muss aneinander einen<br />

Spaß zu machen suchen.<br />

(Johann Wolfgang von Goethe)<br />

42


4.3 Dankbarkeit und Gerechtigkeitserleben als Basis von<br />

Versöhnung mit dem eigenen Lebensentwurf<br />

Der Gewalttäter zeigt die Ideologie aller Gewalttäter – egal aus welcher wirtschaftlichen ,<br />

kulturellen oder ethnischen Schichtung ihr Sozialisationsumfeld „gestrickt“ ist – sie besteht<br />

immer aus<br />

Feindseligkeit<br />

Abwertung anderer Menschen<br />

Drang, bei anderen Menschen Angst hervorzurufen.<br />

Das eigene (mickrige) Ich künstlich auf Kosten eines willkürlich ausgesuchten Opfers<br />

aufzuwerten.<br />

Die Selbstaufwertung korrespondiert mit dem Wunsch, dass eigentlich als belastend erlebte<br />

Sozialumfeld der eigenen Herkunft ebenfalls mit aufzuwerten: „Egal wie hart und ungerecht<br />

es war – ich bin stolz darauf, „hart geworden“ zu sein und mein (hartes) Umfeld wird am<br />

Ende all die „verwöhnten Weicheier“ beherrschen. Die Macht dem Ghetto“.<br />

Diese Doppelmission (für mein Ich, für das Kollektiv) signalisiert den Sozialisationsauftrag<br />

des (jungen) Gewalttäters: Er will und möchte ultimativ dankbar sein, er möchte an<br />

Gerechtigkeit glauben, er möchte sich groß fühlen, er möchte auf sein oftmals von väterlichen<br />

Schlägen und wenig väterlicher Zärtlichkeit geprägtes Herkunftsumfeld stolz sein (vgl.<br />

Fischhof, 2006).<br />

Dieses Bedürfnis nach Dankbarkeit, Gerechtigkeit und Treue wird durch das angeeignete<br />

umfassende <strong>Zerstörung</strong>smandat – also durch ein Paradoxum – umgesetzt: Es werden<br />

körperliche Instrumente der Willkür, der Unterdrückung und der ultimativen<br />

<strong>Zerstörung</strong>skompetenz ziemlich eindimensional bei den Intensivtätern mit sehr viel<br />

Willenskraft antrainiert. Und es bleibt immer ein „billiges“, künstlich reduziertes und<br />

meistens auch noch „geklautes“ Instrumentarium (z.B. werden die asiatischen Kampfkünste -<br />

ohne dass die diesbezüglichen „Erfinder“ gefragt werden - missbraucht):<br />

Die Dummen haben das Schießpulver<br />

Zwar nicht erfunden<br />

Aber sie schießen damit:<br />

Auf die Erfinder!<br />

(Adaptierte deutsche Spruchweisheit)<br />

Die Umkehr des Paradoxums ist Auftrag von Anti-Aggressivitäts-Politik: Wobei ein solches<br />

Friedenstraining insbesondere sieben Trainingsziele (Konzepte) fokussiert:<br />

43


Konzept<br />

1. Frieden<br />

Ich habe Frieden mit den parellel auf<br />

der Erde anwesenden Lebewesen.<br />

2. Toleranz<br />

Ich entwickle Furcht vor seinem<br />

Lebensentwurf.<br />

3. Respekt<br />

Ich habe Respekt vor seiner Identität,<br />

vor seiner Person, vor seinem Ich.<br />

4. Dankbarkeit<br />

Ich bin dankbar für seine<br />

Anstrengungsbereitschaft und für die<br />

Energievorleistungen, die er „in die<br />

Umwelt gegeben hat“ und von denen<br />

ich direkt oder indirekt mitprofitiere.<br />

5. Treue<br />

Ich empfinde Treue speziell zu den<br />

Mitmenschen und Vorfahren, die mir<br />

mein Leben und meinen Lebensweg<br />

ermöglicht haben.<br />

6. Willenskraft<br />

Ich entwickle Willenskraft für mein<br />

tägliches Training, für meinen Beitrag<br />

zur Refinanzierung meines Lebens und<br />

des Lebens anderer.<br />

7. Versöhnung<br />

Ich versöhne mich mit all den<br />

Schwierigkeiten und Handicaps, die<br />

mein Weg bisher für mich hatte und<br />

vielleicht auch noch zukünftig für mich<br />

haben wird. Ich versöhne mich mit<br />

mir.<br />

Das Gegenteil von Gewalt<br />

Handlung<br />

Ich demonstriere Vereinigungswillen mit<br />

allem Lebendigen: Anbeten.<br />

Ich zeige Interesse an seinem Weg:<br />

Befragen<br />

Ich demonstriere Hochachtung in Bezug<br />

auf „sein Profil“: Loben.<br />

Ich bemühe mich um Anerkennung seiner<br />

Mühe: Bewerten.<br />

Ich erkunde aktuelle und frühere<br />

Bemühungen: Forschen.<br />

Ich baue eigene Kompetenz auf:<br />

Trainieren.<br />

Ich definiere stetigen und eigenen<br />

Lebenssinn und weise mir meine eigene<br />

Lebensberechtigung nach: Aktualisieren.<br />

Die Gewaltexzesse sind in den letzten zehn Jahren nochmals explodiert (sowohl von der<br />

quantitativen Ausbreitung sowie auch von der Qualität der Gewaltanwendung) - die<br />

Globalisierung ist im Ghetto angekommen (vgl. Enßlein, 2006):<br />

1. Der Arbeitsfaktor Mensch wurde durch Automatisierung oder weitere Umverlagerungen<br />

von Produktionsstätten weiter abgewertet (angeblich ist der Arbeitsfaktor Mensch nach<br />

Angaben der Firma Nokia – Entlassung von 2300 direkten Mitarbeitern und<br />

Arbeitslosigkeit für ca. 2000 „Zulieferer“ im Januar <strong>2008</strong> proklamiert – in Rumänien und<br />

Ungarn zehnmal „billiger“ zu haben als in Deutschland), so dass der Mensch durch die<br />

Maschine (er muss essen sie nicht) alimentiert werden muss.<br />

2. Dadurch, dass viele Menschen ihren Lebensunterhalt nicht mehr selbst erarbeiten<br />

können, müssen sie zunehmend auch in ihrem Werterleben (wofür bin ich da, wozu bin<br />

ich wert) durch medial inszenierte Wettbewerbe (Casting-Shows) alimentiert werden.<br />

44


3. Der allzeit mögliche Zugriff auf streitverursachende Informationen (jeder Mensch in<br />

jedem Teil der Welt kann sich durch ein vor 10 Jahre noch nicht vorhandenen<br />

Internetzugang maximal Kontrastinformation zu seinem eigenen Lebensentwurf abrufen)<br />

gewährleistet, dass es zu einer massiven Neidexplosion der solchermaßen zunehmend<br />

materiell benachteiligten Bevölkerungsgruppen kommt.<br />

4. Die Veränderung des Freizeitverhaltens vom eigenen Tun (Zeit, die außerhalb der<br />

Wohnung verbracht wird) zur sitzenden Tätigkeit (Bildschirmbenutzung) ist in den letzten<br />

5 Jahren „explodiert“.<br />

5. Die Inhalte von Videospielen suggerieren virtuelle Tötungslegimation und virtuelle<br />

<strong>Zerstörung</strong>sinstrumente im Sinne einer „künstlichen persönlichen Machtanreicherung“,<br />

die die konkreten Machtmitteln des einzelnen (die immer weiter verkümmern, weil er als<br />

selbstgestellte Aufgabe nur sein zweites Ich-Second-Life trainiert) nahezu auslöschen.<br />

Alimente statt Arbeit?<br />

Politiker in Deutschland sprechen von „Guter Arbeit“ und differenzieren zwischen<br />

erstem, zweitem und drittem Arbeitsmarkt. Von 40 Millionen Menschen, die „Arbeit<br />

haben“ sind im Moment nur ca. 27,2 Millionen mit einem –tatsächlichen –<br />

sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis versehen. Bei den restlichen ca. 13<br />

Millionen „Sogenannten Arbeitnehmer“ werden Steuermittel teilweise „zugefüttert“<br />

– die „Arbeitslosen Menschen“ werden vom Staat voll alimentiert.<br />

Die Frage einer Grundrente (die nun auch „Die Grünen“ jetzt von DM-Inhaber Götz<br />

Werner übernommen haben) sollte aber nicht primär an den psychologischen Folgen für<br />

die so alimentierten - und letztlich von der Arbeitsverpflichtung freigestellten -<br />

Menschen festgemacht werden. Die Idee einer Grundrente entsteht vielmehr, weil der<br />

Faktor „menschliche Arbeit“ in der Produktion ständig unwichtiger wird. Erst wird<br />

die „gute Arbeit“ durch sogenannte „Billigarbeitskräfte“ in den sogenannten<br />

Schwellenländern zunehmend ersetzt (Betriebsverlagerung, Verlagerung der<br />

Produktionsstätten). Aber auch hier kann die „billigste Arbeitskraft“ mit der<br />

Automatisierung (mit den automatisierten Produktionsbedingungen: Ware wird vom<br />

Automaten statt vom Menschen produziert) zunehmend nicht mehr mithalten –<br />

irgendwann sind „alle Menschen“ durch Automaten in der Produktion (und jetzt ja auch<br />

schon oft im Service) erst ersetzbar und dann ersetzt. Dann muss es die Grundrente<br />

(Alimentation) geben. Denn: Der Mensch muss essen – die Maschine nicht. Fazit: Der<br />

produzierende Automat muss die Patenschaft für den einzelnen Menschen übernehmen:<br />

die Maschine „alimentiert“ den Menschen.<br />

In wie fern diese veränderten Produktionsbedingungen unter ständiger Reduzierung des<br />

„Produktionsfaktors menschliche Arbeit“ dann auch psychologische Folgen (Erhöhung<br />

der Kreativität oder Erhöhung des Phlegmatismus) hervorbringt und in wie fern der<br />

alimentierte Mensch sein Verursachererleben ,Wichtigkeitsgefühl und Selbstwertgefühl<br />

trotzdem „zugewiesen“ erhält, ist dann eher eine gesellschaftspolitische (Soziostruktur)<br />

als eine ökonomische Frage (Produktionsbedingungen). Die psychologischen<br />

Konsequenzen – Verlust der persönlichen Wirksamkeit durch wirklich benötigte<br />

„Arbeit“ – müssen leider wohl durch „ Künstliche Spielwiesen“ ausgeglichen werden.<br />

Fazit: Die veränderte Ökonomie gibt den Takt vor und der alimentierte Mensch muss<br />

sich in seinem Ich trotzdem „toll fühlen“. Hier muss (in der Folge der Ökonomie) über<br />

die Hilfswissenschaften (Soziologie, Psychologie) von der Politik ein neues<br />

„Sinnerleben“ als Grundlage der persönlichen „Ich-Entwicklung“ organisiert werden.<br />

45


Das <strong>AAT</strong> ist ordnungspolitisch (in diesem Fall sozialpolitisch) der „verlängerte Arm“ von<br />

Jugendhilfeeinrichtungen, von Jugendstrafvollzug und von ambulanten Anti-Gewalt-<br />

Initiativen, von Kommunen und Kirchen „vor Ort“ zum Schutz der Bürger. Das <strong>AAT</strong> ® ist in<br />

erster Linie aber ein „Geschenk an den Intensiv-Zerstörer“ (Täter), damit für ihn sein eigenes<br />

Ich doch noch lebbar und verwaltbar für die ca. 70 Jahre seines restlichen Daseins auf dieser<br />

Erde sein wird:<br />

1. Durch Respekt für die Trainer, die verträglich, friedlich, wohlwollend, unterstützend und<br />

wachstumsorientiert für sich und ihre Mit-Menschen leben können und ihre Ich-Konzepte<br />

für ihn als „Modellentwurf“ vorhalten, transparent machen und „ihm schenken“.<br />

2. Durch das Gefühl, dass er außerwählt wurde, „80 bis 90 Jahre leben zu dürfen“ und das<br />

er auserwählt wurde, nun ein spezielles, ehrwürdiges und wachstumsorientiertes Training<br />

zu erhalten (geschenkt zu bekommen).<br />

3. Durch Empfinden von Gerechtigkeit dafür, dass es nun endlich soweit ist und er in seinen<br />

tiefsten (körperlichen, kognitiven aber speziell auch emotionalen) Bedürfnissen<br />

wahrgenommen wird und dass dies ernsthaft und „auf Augenhöhe“ (induktiv-deduktiver<br />

Paternoster) geschieht.<br />

4. Durch Hochachtung dafür, dass ihm Ehrlichkeit und Transparenz für seine „politische<br />

Situation“ (Herkunftsgruppe; Systematik der Parallelgesellschaften; kulturelle<br />

Vereinbarkeit von Vorgaben aus verschiedenen Kulturen) geschenkt wird und das er mit<br />

dieser Transparenz nun nicht nur Durchblick für sich selbst sondern auch<br />

soziostrukturelleln Überblick gewinnt.<br />

Dieses Ernstnehmen sowohl in der ersten Phase der Respektarbeit (Respekt vor dem<br />

Friedlichen, das trotzdem körperlich überlegen ist) wie in den nächsten Phasen des<br />

Kompetenzzuwachses ist die einzige Möglichkeit zur Integration in einem übergeordneten<br />

Sinne: Integration in das eigene Ich und Integration in ein von gegenseitiger Achtung und<br />

gegenseitigem Wohlwollen (gegenseitiger Fürsorglichkeit) geprägtes soziales Umfeld (vgl.<br />

Gosteck, 2006). Ein reines „Respekttraining“ – der jugendliche Intensivtäter wird für ca. 6<br />

Monate nach Sibirien „ausgeflogen“ - führt allerdings nur zu doppelter Abhärtung: Zu<br />

weiterer körperlicher Härte und zu seelischer Härte gegenüber anderen und so zu einer<br />

Perfektionierung des Unterdrückerstatusses im doppelten Sinne. Geschafft hat es der Täter<br />

dann, wenn er sich vom Ich-Verwalter zum Ich-Coach (im <strong>AAT</strong>-Consulting-Team) berufen<br />

fühlt. Das <strong>AAT</strong> ® <strong>2008</strong> sagt: Guten Tag, lieber Tutor ....<br />

Friedensbereitschaft basiert vor allem auf Respekt gegenüber dem, den ich akzeptiere, den<br />

ich achte und den ich vielleicht sogar bewundere: solange die (möglicherweise auch<br />

heimliche) Bewunderung nicht in �eid umschlägt. Respekt resultiert somit hauptsächlich aus<br />

Dankbarkeits-Erleben (vgl. Nuber, 2003):<br />

• Dankbar für die Tatsache, dass ich ohne eigenes Zutun mein Leben geschenkt bekommen<br />

habe.<br />

• Dankbar für meine Begabungen und meine speziellen Eigenschaften.<br />

• Dankbar für die energetischen Vorleistungen meiner Vorfahren.<br />

• Dankbar für die Dauerversorgungen in meinen ersten Lebensjahren, ohne die ich<br />

physisch nicht überlebt hätte.<br />

• Dankbar für die gesammelten Vorleistungen bei den Generationen die vor mir gelebt<br />

haben und auf die ich mein Lebenswerk nun aufbauen kann.<br />

• Dankbar für die Bereitstellung von ideellen und materiellen Ressourcen der Vorfahren<br />

meines Gastlandes, sofern ich meine Heimat verlassen habe.<br />

• Dankbar dafür, dass ich nun eine neue „Heimatplattform“ aussuchen darf und dass ich<br />

bezüglich der dort vorgefundenen Infrastruktur erst Gastrecht, dann Benutzerrecht und<br />

schließlich vielleicht auch Bleiberecht eingeräumt bekomme.<br />

Globalisierte Lebensentwürfe oder evolutionäre Baupläne als Erklärungsmodelle für<br />

Gewalt und für den Ausstieg aus der Gewalt? Beides ...!<br />

46


Anlage I<br />

Erziehungscamp<br />

Für Verhaltensauffällige SchülerInnen<br />

Modellprojekt „Sozialisationslabor“<br />

im Landkreis<br />

<strong>Hameln</strong>-Pyrmont<br />

Projektleitung: Dr. M. Heilemann<br />

Fachliche Beratung: G. Fischwasser - v. Proeck<br />

47


Erziehungscamp für Verhaltensauffällige Schüler<br />

Sozialisations-Labor nach dem <strong>AAT</strong> ® -Modell<br />

Das Sozialisationslabor umfasst ein sechsmonatiges Stufenprogramm (4 Ebenen) zur<br />

„Umcodierung“ verhaltensauffälliger Schüler (weiterführenden Schulen; 5. bis 10. Klasse),<br />

bei denen Feindseligkeit, Aggressionsbereitschaft und andere Formen von<br />

Verhaltensauffälligkeit nachhaltig (überschwellig) spürbar sind, dass sowohl die soziale<br />

Umwelt (Eltern, Lehrer, Altersgenossen) wie auch der Schüler selbst einen entsprechenden<br />

Leidensdruck entwickeln. Das Sozialisationsprogramm umfasst verschiedene Zielebenen, in<br />

denen jeweils spezielle Handlungsmodule zugewiesen werden:<br />

I. Respektebene (ca. 2 Wochen):<br />

Erarbeitung von Veränderungs- und Therapiebereitschaft.<br />

II. Kompetenzebene (ca. 10 Wochen):<br />

9 Trainingsmodule der Basismodulation für Körper, Kopf und Gefühl<br />

III. Entschuldigungsebene (ca. 10 Wochen):<br />

Konfrontation mit früheren Auffälligkeiten und Reformulierung von Verhaltenszielen.<br />

IV. Integrationsebene (ca. 4. Wochen):<br />

Integration in den (Schul-) Alltag<br />

Jeder Teilnehmer durchläuft diese vier Ebenen, indem er seiner Ursprungs-Trainingsgruppe<br />

zugeordnet bleibt. Jede Trainingsgruppe wird von einem Mental-Coach (Sozialpädagogen)<br />

und einem Physikel-Coach (Sporttrainer usw.) in Koedukation angeleitet. Insgesamt werden<br />

36 Wochenstunden gestaltet, wobei Ergänzungsteams (Kreativtraining,<br />

Kommunikationstraining, Tanztraining, Selbstverteidigungstraining, Nähetraining, Anti-<br />

Blamier-Training, Entspannungstraining, Synchronisationstraining) die<br />

Verantwortungsfindung für das eigene Ich - der Schüler als Architekt und Verwalter seiner<br />

eigenen Persönlichkeit - definieren helfen. Die Begleitforschung (Prä-Post-Test-Design) wird<br />

als Evaluationsstudie – unter Einbeziehung der Supervisionssitzungen – im Rahmen eines<br />

Universitätsprojektes durchgeführt.<br />

Nach Absolvierung der Maßnahme hat der Schüler die Verpflichtung, als Tutor<br />

(„Assistenztrainer“) nachfolgende Seminaranteile mitzugestalten, um so (vom „Empfänger<br />

zum Sender“) im Sinne von „Commitment“ eine Stabilisierung seiner Einstellungs- und<br />

Verhaltensveränderung sicherzustellen.<br />

Prägende Grundgedanken sind:<br />

• Körper führt – Geist folgt.<br />

• Erst das Verhalten ändern – danach adaptiert sich die Einstellung.<br />

• Du kannst niemanden zum Frieden zwingen – Du musst ihn hierzu verführen.<br />

• Erst entsteht die Verantwortungsbeziehung von Dir zu Dir –<br />

danach von Dir zum „Nächsten“.<br />

Mit gewaltbereiten Schülern funktioniert Modellernen nur dann, wenn das Verhaltensmodell<br />

anfangs deutlich körperlich überlegen ist: Erst dann ist die Bereitschaft zur Übernahme<br />

intellektueller, kultureller und emotionaler Inhalte vorhanden.<br />

Das Sozialisations-Labor startet bei der Basissozialisation und wird über einsichtsverändernde<br />

Aspekte die „Verantwortungsübernahme für das eigene Ich“ einleiten: Vom Boot-Camp<br />

zur Selbst-Management-Akademie: hier das Verlaufsprofil für die Gesamtmaßnahme:<br />

48


1. Phase: Respektebene<br />

Einsichtsfähigkeit, Veränderungsbereitschaft und Therapiemotivation wird geweckt.<br />

Zugewandte, lobende, aufmunternde, unterstützende und wohlwollende Verhaltensweisen<br />

werden direkt und unmittelbar eingeübt, ohne dass von therapeutischer Seite hierfür<br />

Begründungen (wofür ist das gut) geliefert werden: Der T. soll nach einer längeren Zeit<br />

einschlägiger „neuer Routine“ (ständige Wiederholungen der Basisanteile dieser<br />

Verhaltenssequenzen) selbst begründen, warum nunmehr belohnende und nicht mehr<br />

bestrafende Verhaltensanteile für ihn gut sind.<br />

Trainingsmodule:<br />

� Aufmerksamkeitstraining<br />

� Nähetraining<br />

� Entspannungstraining<br />

� Anti-Blamier-Training<br />

� Biographische Analyse (Kränkungsprofil; Wunschprofil)<br />

� Kommunikationstraining (Rhetoriktraining)<br />

� Ausdauertraining<br />

� Beweglichkeitstraining (Tanztraining)<br />

� Schauspieltraining<br />

Sachbereiche<br />

Körper Kopf Wissen Gefühl<br />

Ausdauer<br />

Beweglichkeit<br />

Qi-Gong<br />

Auffassungs-<br />

schnelligkeit<br />

Wahrnehmungs-<br />

genauigkeit<br />

Gewaltlehre<br />

Opferkunde<br />

Aggressions-<br />

Definition<br />

Ich-Psychologie<br />

II. Phase: Kompetenzebene<br />

Gefühlsmatrix<br />

Lobkultur<br />

Auf Grundlage einer körperlichen, kognitiven und emotionalen „Begabungsanalyse“ (Ist-<br />

Zustand) wird eine neue Stolzhitliste und – hieraus abgeleitet – persönliche Wachstumsziele<br />

entwickelt.<br />

Trainingsmodule:<br />

� Fitness-Check<br />

� Gehirnjogging<br />

� Gefühlsjogging<br />

� Massagetraining<br />

� Training des männlichen / weiblichen Rollenverständnisses<br />

� Politische Grundschulung<br />

� Ernährungslehre<br />

� Grundwissen Sexualität<br />

49


Sachbereiche<br />

Körper Kopf Wissen Gefühl<br />

Defensiv<br />

Ausdauer<br />

Meditation<br />

Logik (Dreisatz)<br />

Sprachverständnis<br />

Individuelle<br />

Menschenrechte<br />

Humanismus (Kant)<br />

III Phase: Entschuldigungsebene<br />

Machtstile<br />

Vater-Vorbild<br />

Mutter-<br />

Verantwortung<br />

Liebessehnsucht<br />

Nähekompetenz<br />

Trilogie<br />

(Gerechtigkeit,<br />

Ehrlichkeit, Treue)<br />

Der Täter muss sich auf dem „Heißen Stuhl“ mit den Folgen seiner bisherigen „Gelebten<br />

Feindseligkeit“ auseinandersetzen. Aspekte von Kompensation eigener früher erlebter<br />

Demütigungen und Kränkungen (mentale Müllkippe) auf Kosten der „aktuell anwesenden<br />

ausgewählten Opfer“ werden reflektierbar. Das (geringe) Ausmaß der persönlichen<br />

Aufwertung (kurzfristig; Wiederholungszwang) einerseits und der extreme Schaden von<br />

Opfer und Opferumfeld (schwächerer Jugendlicher; Mutter dieses jungen Menschen usw.)<br />

werden sinnlich erlebbar und durch entsprechende authentische Opferbiographien emotional<br />

nachinszeniert. Der T. entwickelt Wiedergutmachungsaufträge und eine „Gier zum Gutsein“,<br />

die sich sowohl auf sein eigenes prosoziales (loyales, unterstützendes, abschützendes)<br />

Verhalten bezieht wie auch auf das Verhalten früherer Cliquenmitglieder (Peers), die<br />

ihrerseits immer noch der Feindseligkeit frönen.<br />

Trainingsmodule:<br />

� Heißer Stuhl<br />

� Deeskalationstraining / Coolnesstraining<br />

� Weiche Körper<br />

� Impulsseminar: Zivilcourage und ehrenamtliche Arbeit<br />

� Impulstraining: Symptombeschreibung psychischer / mentaler Erkrankungen<br />

(Ideeschlüssel)<br />

� Traumata-Forschung<br />

� Dankbarkeitstraining<br />

� Treuetraining<br />

� Muttraining<br />

� Training der Einfühlsamkeit (Reversibilität der Perspektive)<br />

Sachbereiche<br />

Körper Kopf Wissen Gefühl<br />

Massagetraining<br />

Schweigeseminar<br />

Kraftzuwachs<br />

Ausdruckstanz<br />

Halbmarathon<br />

Gesprächstechniken<br />

(Zuhören, Argumente<br />

sammeln und<br />

strukturieren)<br />

Logikspiele erlernen<br />

und vermitteln<br />

Polit. Diktaturen<br />

Vergleichende<br />

Religionskunde<br />

Beispiele für<br />

Zivilcourage<br />

Optimismustraining<br />

Humortraining<br />

Offenheitstraining<br />

50


IV Phase: Integrationsebene<br />

Der Teilnehmer soll einen persönlichen Tagesplan (Tagesablauf) als verbindliche<br />

Trainingsleitlinie für sein tägliches Selbstcoaching erstellen, das alle neuen Unterpunkte<br />

(dreimal Kopf; dreimal Körper; dreimal Gefühl) abbildet. Er verliebt sich in die<br />

Wiederholung (Routinehandlungen) der jeweiligen „Basics“, der für ihn wichtigen<br />

Stolzlistenmerkmale, er entwickelt ein Gefühl für Wünsche, Erwartungen und Ansprüche<br />

seiner jeweiligen „Sozialen Räume“. Vor allem verspürt er Dankbarkeit für Geborgenheit und<br />

Zugehörigkeit zu jeweiligen Subkollektiven durch seine nun vorhandene „Persönliche<br />

Kompatibilität“ als ertragbarer und erwünschter Mitmensch.<br />

Trainingsmodule:<br />

1. Vertiefung des Wissens über Identitätskonstruktion<br />

2. Der Mensch als sein eigener Architekt und Verwalter<br />

3. Dein Mitmensch als „Kunde“<br />

4. Der Mensch als Durchlauferhitzer der Evolution (vier Systemabschnitte)<br />

5. Durchführung konkreter Rollenspiele mit „Abgesandten“ aus den realen Sozialfeldern des<br />

Betroffenen<br />

Sachbereiche<br />

Körper Kopf Wissen Gefühl<br />

Schiedsrichter-<br />

Kompetenz<br />

(Dazwischengehen<br />

ohne Gewalt)<br />

Drei-Bereichs-Tages-<br />

Anforderungs-Profile<br />

(Ausdauer, Kraft,<br />

Beweglichkeit<br />

Tägliches Mastermind<br />

(Superhirn)<br />

Textgedächtnis<br />

Textlogik<br />

Aufbau von<br />

Kurzreden<br />

Berufskunde<br />

(Berufsfelder)<br />

Verkaufstraining<br />

Lebensalltag eines<br />

Pfarrers<br />

Patriotismus-<br />

Training<br />

Erlernen von Bitten,<br />

Flehen und<br />

Einfordern (Liebe,<br />

Dankbarkeit, Treue)<br />

Die Nachbetreuung erfolgt durch den „Heißen Draht“ (Krisentelefon) und durch halbjährlich<br />

stattfindende Reflektionsseminare.<br />

51


Anlage II<br />

Praktische Anleitung<br />

für die<br />

Handlungsmodule<br />

im <strong>AAT</strong> ® <strong>2008</strong><br />

A: Entspannungstraining<br />

B: Aufmerksamkeitstraining<br />

C: Anti-Blamier-Training<br />

D: Synchronisationstraining<br />

E: Nähetraining<br />

52


A. Entspannungstraining<br />

Wofür? es ist den TN nicht bewusst, dass sie Entspannung machen; der Blick wird nach<br />

innen gerichtet; innerliche Entschleunigung; die eigene Mitte finden; sich von äußeren Reizen<br />

weniger erreichen lassen, physiologische Erregungsparameter absenken; zur Regeneration<br />

1. „Qi Gong“ Der Trainer sagt den Namen der Übung vor und die TN sprechen nach.<br />

Der Trainer zählt laut mit, wobei bewusst ein- und ausgeatmet wird.<br />

1. Trainer: „Ich grüße das Qi!“<br />

alle TN: „Ich grüße das Qi!“<br />

Die Arme werden vorne hoch und wieder runter genommen:<br />

„1“ hoch – „2“ runter – „3“ hoch – „4“ runter – „5“ hoch – „6“ runter –<br />

„7“ hoch – „8“ runter<br />

2. Trainer: „Der alte Mann streicht seinen Bart aus!“<br />

alle TN: „Der alte Mann streicht seinen Bart aus!“<br />

Die Hände werden seitlich hochgenommen („1“) und vorne<br />

runtergedrückt („2“), seitlich hoch („3“), vorne runter („4“), seitlich<br />

hoch („5“), vorne runter („6“), seitlich hoch („7“), vorne runter („8“)<br />

3. Trainer: „Den Himmel stützen!“<br />

alle TN: „Den Himmel stützen!“<br />

Die Hände werden vorne hochgedrückt („1“), vorne wieder<br />

runtergedrückt („2“), die Hände bilden nach vorne einen Bogen und<br />

gehen zum Kopf hoch („3“), öffnen sich über dem Kopf und gehen<br />

seitlich runter („4“); „5-8“ wiederholt das Ganze<br />

4. Trainer: „Den Bogen spannen und auf den Adler zielen!“<br />

alle TN: „Den Bogen spannen und auf den Adler zielen!“<br />

Die Hände werden vorne hochgedrückt („1“), die linke Hand wird zur<br />

Seite geführt und macht ein „Victory-Zeichen“ und man blickt nach<br />

links („2“), die linke Hand kommt zurück zur Brust („3“), die Hände<br />

werden runtergedrückt („4“), die Hände werden vorne wieder<br />

hochgedrückt („5“), die rechte Hand wird zur Seite geführt und macht<br />

ein „Victory-Zeichen“ und man blickt nach rechts („6“), die rechte<br />

Hand kommt zurück zur Brust („7“), die Hände werden runtergedrückt<br />

(„8“)<br />

2. „Geh-Meditation“ Die Gruppe steht im Kreis und geht gegen den Uhrzeigersinn. Dabei<br />

wird ganz bewusst jeweils ca. 4 Sekunden ein- und ca. 4 Sek.<br />

ausgeatmet. Der rechte Fuß fängt an. Beim Einatmen wird der Fuß<br />

gehoben und auf die Ferse gesetzt, beim Ausatmen rollt der ganze<br />

Körper bewusst über diesen Fuß ab. Der Trainer gibt das Ein- und<br />

Ausatmen vor. Der Kreis geht solange bis jeder wieder an seinem Platz<br />

ist. Das Ganze kann 5-8 Minuten dauern.<br />

53


B. Aufmerksamkeitstraining<br />

Wofür? jeder bekommt quantitativ und qualitativ mehr Informationen mit; Konzentration<br />

Und Informationsaufnahme optimieren (Empfänger); der Sender zieht die<br />

Aufmerksamkeit der Empfänger auf sich und tankt damit seine Energieressourcen auf<br />

1. „9 Sender-und-Empfänger-Module“ -> siehe Manual<br />

2. „Hei Adele“ -> siehe Anti-Blamier-Spiele<br />

3. „Vier Modulations-Sätze“ Die Gruppe steht frontal zum Trainer. Dieser gibt<br />

folgende Sätze vor, die von der Gruppe nachgemacht werden müssen:<br />

Trainer: „Manchmal spreche ich ganz laut und manchmal ganz leise!“<br />

Dabei werden die Arme bei „laut“ geweitet und bei „leise“<br />

zusammengezogen. Die TN imitieren.<br />

Trainer: „Manchmal spreche ich ganz schnell und manchmal spreche<br />

ich ganz langsam!“<br />

Dabei machen die Hände bei „schnell“ eine schnelle, bei „langsam“<br />

eine langsame Hackbewegung.<br />

Vorübung Nächster Satz: Alle müssen mit dem Mund ein „O“ bilden<br />

und laut sagen und dabei sehr erstaunt gucken.<br />

Trainer: „Heute spreche ich besonders betont!“ Das „O“ wird<br />

besonders deutlich dargestellt. Die TN imitieren.<br />

Vorübung nächster Satz: Alle nehmen die rechte Hand nach vorne,<br />

gestikulieren „wie ein Italiener“ und sagen überzogen „d“.<br />

Trainer: „Heute spreche ich besonders deutlich!“ Das „d“ wird<br />

besonders deutlich dargestellt. Die TN imitieren.<br />

4. „Gefühlskreis“ Die Gruppe steht im Kreis. Ein TN geht auf einen anderen TN zu und<br />

bringt dabei durch seine Sprache, Gestik und Mimik deutlich ein<br />

Gefühl zum Ausdruck. Der angesprochene TN wählt seinerseits einen<br />

neuen TN, auf den er zugeht und ein Gefühl darstellt (z.B.: verliebt,<br />

fröhlich, traurig, enttäuscht, geniert, desinteressiert,…)<br />

Diese Übung kann variiert werden, in dem der Trainer einen Satz<br />

vorgibt, den er mit entsprechender Geste, Mimik und Sprache versieht<br />

und dieser von den TN imitiert werden muss.<br />

5. „Kurzrede!“ Jedem TN bzw. jeder Gruppe wird in Thema vorgegeben, zu dem eine<br />

Person eine Rede halten soll. Dabei soll sich an folgendes inhaltliches<br />

Schema gehalten werden, welches den TN ausgehändigt wird:<br />

1. Begrüßung der Zuhörer<br />

2. Titel der Rede<br />

3. Behauptung („Ich behaupte, dass…“)<br />

4. mögliches Gegenargument<br />

5. erstes Argument für die Behauptung<br />

6. zweites Argument für die Behauptung<br />

7. drittes Argument für die Behauptung<br />

8. Schlussfolgerung<br />

9. Verabschiedung / Dank<br />

Jeder TN trägt seine Kurzrede vor, vorbei er moralische Unterstützung<br />

von zwei Personen haben kann, die neben ihm stehen.<br />

Anschließend werden drei aus der Zuhörergruppe befragt, was Ihnen an<br />

dieser Rede besonders gut gefallen hat. Der Trainer fasst danach noch<br />

einmal die Quintessenz der Rede für alle zusammen.<br />

54


Das Ziel dieser Übung ist es, Kenntnisse über Kommunikation und<br />

Rhetorik zu vermitteln und einzuüben. Dabei sollte vorab erläutert bzw.<br />

wiederholt werden:<br />

1. Was ist Kommunikation? verbal/nonverbal; Sender-und-Empfänger<br />

2. Sprachübungen: vier Modulationssätze<br />

3. Vorbereiten einer Rede: siehe Redeschema oben<br />

4. Vortragen der Rede<br />

C. Anti-Blamier-Spiele<br />

Wofür? keine Angst vor Bewertung des eigenen ICHs durch andere; Coolness ablegen; selbst<br />

entscheiden, wann welche Infos für mich wichtig; ich bin ICH-Inhaber; ich habe die Hoheit<br />

über das eigene ICH; Selbstsicherheit; Unabhängigkeit; Autonomie; ich bestimme das<br />

Bewertungsmandat; Spontaneität; Flexibilität<br />

1. „Holz-Michl“ das Lied wird eingespielt und ein TN muss in die Mitte des<br />

(mit CD) Kreises und eine passende Performance zu dem Lied vorführen,<br />

dies kann mit einigen TN durchgeführt werden<br />

2. „Barbie – Feuerwehrauto“ zwei TN gehen in die Mitte des Kreises, ein TN geht auf<br />

die Knie und spielt mit Kinderstimme und -gesten das kleine<br />

Kind, dass unbedingt von der Mutter/Vater (2.TN) die Barbie<br />

(Mädchen) bzw. das Feuerwehrauto (Junge) haben möchte,<br />

dieser Dialog wird gespielt<br />

3. „Pizza Hut“ alle TN werden in drei gleichgroße Gruppen eingeteilt, links<br />

(mit CD) steht "McDonalds“ (Hände neben das Gesicht und<br />

Quakbewegungen machen), in der Mitte „Kentucky Fried<br />

Chicken“ (schlagende Flügel) und rechts „Pizza Hut“ (mit den<br />

Händen wird ein Dreieck über dem Kopf geformt); der Trainer<br />

steht in der Mitte und dirigiert passend zum Lied die drei<br />

Gruppen, wann sie ihre Bewegung machen<br />

4. „Who let the dogs out“ Die TN werden in Männer und Frauen aufgeteilt und stehen<br />

(mit CD) sich gegenüber. Die Männer stehen im Vier-Füßer-Stand und<br />

müssen beim Refrain die Frauen anhecheln und bei Rest des<br />

Liedes bellen. Die Frauen müssen beim Refrain mit erhobenem<br />

Zeigefinder auf die Hunde zugehen, mitsingen und beim Rest<br />

des Liedes aufreizend tanzen.<br />

5. „Der Willi ist krank“ Jeder TN bekommt einen Korken in den Mund (wahlweise den<br />

(auch Gehirnjogging) Finger quer in den Mund nehmen). Der Erste sagt zu dem<br />

zweiten: "Der Willi ist krank!" Der Zweite fragt: "Was hat er<br />

denn?" Da denkt sich der Erste eine Krankheit aus und<br />

antwortet. Der Zweite merkt sich dies und macht das Selbe mit<br />

dem Dritten. Es kommen also immer mehr Krankheiten hinzu<br />

(wie bei "Ich packe meinen Koffer“). Das Spiel wird die ganze<br />

Runde durch gespielt bis der Letzte sagt "Der Willi ist tot".<br />

6. „Schnick-Schnack-Schnuck Die Teilnehmer werden in zwei Gruppen eingeteilt, die<br />

im Mittelalter“ sich gegenüber stehen und gegeneinander spielen. Zunächst<br />

werden allen die drei Spielfiguren beigebracht: der Drache (mit<br />

den Händen das Maul weit aufreißen und „Uaaah“ brüllen), der<br />

Ritter (ein imaginäres Schwert nach vorne stoßen +<br />

55


Ausfallschritt und „Schacka“ schreien) und die Prinzessin<br />

(Hände in die Hüften stemmen und nach vorne tänzeln und<br />

„Tüdelüt“ sagen). Jede Gruppe einigt sich leise auf eine Figur,<br />

die sie darstellen möchte. Die Gruppen stehen sich gegenüber.<br />

Die Regeln lauten: der Drache schlägt die Prinzessin, die<br />

Prinzessin schlägt den Ritter, der Ritter schlägt den Drachen.<br />

Für jedes gewonnene Duell gibt es einen Punkt.<br />

7. „Toaster-Spiel“ Die Gruppe steht im Kreis und ihr werden drei Figuren<br />

beigebracht, die jeweils immer von drei Personen dargestellt<br />

werden:<br />

Elefant (der in der Mitte macht einen Rüssel und prustet, links<br />

und rechts daneben machen mit gespreizten Fingern die Hände<br />

an die Ohren),<br />

Nashorn (in der Mitte macht mit beiden Händen eine lange<br />

Nase, links und rechts machen kleine Ohren),<br />

Toaster (in der Mitte springt auf und ab, links und rechts<br />

wenden sich ihm zu und machen mit den Armen drückende<br />

Auf-und Ab-Bewegungen) und<br />

Freier (in der Mitte bewegt seinen Körper vor zurück, links und<br />

rechts hauen mit der flachen Hand auf die Faust).<br />

Der Trainer steht in der Mitte und zeigt auf eine Person und<br />

nennt die Figur, die er darstellen soll, dabei müssen auch die<br />

Personen rechts und links aufpassen und auch ihren Teil dazu<br />

darstellen. Gelingt es einem TN nicht, die richtige Figur schnell<br />

genug darzustellen, muss er in den Kreis und die nächste Figur<br />

bestimmen.<br />

8. „Uka-Chaka“ Die Gruppe steht im Kreis.<br />

(auch Synchronisation) 1. alle üben 4x laut Uka Chaka, Uka Chaka, Uka Chaka, Uka<br />

Chaka sagen<br />

2. 4x Uka Chaka und danach eine sexy Bewegung machen,<br />

im Folgenden gibt der Trainer Schritt für Schritt die<br />

Bewegungen vor, die von der Gruppe nachgemacht werden<br />

müssen<br />

3. „Hände nach vorne“ – 4x Uka Chaka<br />

4. „Hände nach vorne“ (Gruppe macht nach) „Daumen nach<br />

oben“ (Gruppe macht nach) – 4x Uka Chaka<br />

5. „Hände nach vorne“ (…) „Daumen nach oben“ (…)<br />

„Daumen nach hinten (…) – 4x Uka Chaka<br />

6. „Hände nach vorne“ (…) „Daumen nach oben“ (…)<br />

„Daumen nach hinten (…) „Arsch raus“ (…) – 4x Uka Chaka<br />

7. „Hände nach vorne“ (…) „Daumen nach oben“ (…)<br />

„Daumen nach hinten (…) „Arsch raus“ (…) „“Nase zu“ – 4x<br />

Uka Chaka<br />

8. „Hände nach vorne“ (…) „Daumen nach oben“ (…)<br />

„Daumen nach hinten (…) „Arsch raus“ (…) „Nase zu“ (…)<br />

„Zunge raus“ – 4x Uka Chaka<br />

Die einzelnen Sequenzen können an die Gruppe adaptiert<br />

werden (z.B. typisches Männerverhalten mit Männern<br />

durchführen: Tusse nachglotzen, Weib anlocken,…)<br />

56


57<br />

9. „Mmh,mmh, macht der Igel“ Der Trainer holt einen TN in die Mitte des Kreises und<br />

(auch Synchronisation) macht Satz für Satz folgendes vor, dabei wird beim ersten<br />

„Mmh“ Augen und Mund zugekniffen,<br />

beim zweiten „Mmh“ Zunge raus und Augen aufreißen:<br />

„Mmh, mmh, macht der Igel und lacht mich an!“<br />

„Mmh, mmh, macht der Igel und lacht!“<br />

„Mmh, mmh, macht der Igel und lacht mich an!“<br />

10. „Hannes“ Die Gruppe sitzt im Kreis und alle klatschen auf ihre Schenkel.<br />

(auch Synchronisation) Der Trainer beginnt im Takt zu erzählen:<br />

„Moin, ich heiß Hannes und ich arbeite in einer Knopffabrik.<br />

Eines Tages sagt mein Chef: Hannes, hast Du Zeit? Ich sag:<br />

Jau. Dann dreh den Knopf mit der echten Hand.“ Alle klatschen<br />

weiter im Takt.<br />

Der Text bleibt immer gleich und jede Runde kommt nun eine<br />

Schwierigkeit hinzu:<br />

„… dann dreh den Knopf mit der linken Hand!“ (Takt mit den<br />

Füßen machen)<br />

„… dann dreh den Knopf mit dem rechten Bein!“<br />

„… dann dreh den Knopf mit dem linken Bein!“<br />

„… dann den Knopf mit dem Körper!“<br />

„… dann dreh den Knopf mit der Zunge! ICH SAG NEIN!“<br />

11. „Quantana mera“ Die Gruppe steht im Kreis und ihr wird der Liedtext<br />

(hauptsächlich Nähetraining) beigebracht:<br />

„Quantana mera, wachiba, quantana mera. Quantana mera,<br />

wachiba, quantana mera.“<br />

Nach jedem „Quantana mera“ wird jetzt folgende Bewegung<br />

beigebracht:<br />

„sch, sch, sch“ (links rechts mit der Hüfte schwingen)<br />

„U A“ (Hüfte nach vorn, nach hinten bewegen)<br />

Nun geht die Gruppe synchron im Kreis, rechter Fuß fängt an,<br />

singt das Lied und macht die Bewegungen mit Geräuschen nach<br />

jedem „Quantana mera“.<br />

In der nächsten Runde legt jeder bei der Performance die Hände<br />

auf die Schultern es Vordermannes, nächste Runde auf die des<br />

Vorder-Vorder-Mannes. Dies kann weitergeführt werden.<br />

12. „Indianer-Lied“ Die Gruppe steht im Kreis und ihr werden drei Figuren<br />

(mit CD) beigebracht:<br />

- das Reiten (Tippelschritt, die Hände halten imaginäre Zügel)<br />

- den Regengott um Regen bitten (Arme neben den Körper und<br />

von unten nach oben schwingen)<br />

- Lasso werfen (die rechte Hand schwingt über dem Kopf ein<br />

imaginäres Lasso)<br />

Das Lied wird eingespielt, die Gruppe bewegt sich im Kreis und<br />

macht die Figuren passend zum Liedtext:<br />

- “Regengott“ bei „Hoia, hoia, hoia“<br />

- “Lasso” bei „Ho, ho, ho“<br />

- “Reiten” bei Gesang<br />

Das Reiten wird variiert: Pferd tätscheln, im Galopp, um die<br />

Achse tänzeln, Ausschau haltend, stolz reitend, peitschend, …


13. „Ketchup-Song“ Die Gruppe steht im Kreis und den TN wird folgende<br />

(mit CD) Performance für den Refrain beigebracht:<br />

- linke Hand über rechte Hand vor sich halten und „wischen“ –<br />

Hand wechseln, Laut bis sechs zählen („1,2,3,4,5,6“)<br />

- rechte Hand zur Schulter werfen, linke Hand über die Schulter<br />

werfen , mitzählen („7,8“)<br />

- rechte Hand zeigt in die Luft, linke Hand zeigt in die Luft,<br />

mitzählen („9,10“)<br />

- eine Hand vor den Kopf, eine dahinter und in die Knie<br />

„zittern“, mitzählen („11,12“)<br />

Bei dem Rest des Liedes wird mit den Armen von links nach<br />

rechts ein „<strong>AAT</strong>“ geformt (links, mitte, rechts) und „<strong>AAT</strong>“<br />

gesagt. Dies wird variiert: wütend, fröhlich, verliebt, mit<br />

Kinderstimme, als Brummbär, laut, leise, groß, klein,…<br />

14. „Lumidee“ Die Gruppe wird in Männer und Frauen aufgeteilt, die sich in<br />

(mit CD) zwei Reihen gegenüber stehen. Jeder Gruppe werden drei<br />

verschiedene Figuren beigebracht, die sie jeweils im 12-Takt<br />

passend zum Lied performen sollen, z.B.:<br />

1. „Reiten“ (zählen: „1, 2, 3,4“)<br />

2. „nach hinten austreten“ (zählen: „5,6,7,8“)<br />

3. „Lasso werfen“ (zählen: „9,10,11,12“)<br />

Diese Figuren sind variabel.<br />

15. „Anton“ (mit CD) Die Gruppe sitzt im Kreis und ihr wird folgende Performance<br />

(auch Synchronisation) beigebracht, die sie nach dem Üben zum Lied durchführen soll:<br />

1. 2x auf die Oberschenkel klatschen<br />

(laut mitsprechen: „Klatsch,<br />

Klatsch!“)<br />

2. 2x in die Hände klatschen („Klatsch, Klatsch!“)<br />

3. 2x nach rechts stochern („Stocher, Stocher!“)<br />

4. 2x nach links stochern („Stocher, Stocher!“)<br />

5. 2x den rechten Arm drehen („Dreh, Dreh!“)<br />

(linke Hand an den rechten Ellenbogen, rechte Hand zeigt nach<br />

oben und wird gekreist)<br />

6. 2x den linken Arm drehen („Dreh, Dreh!“)<br />

7. Hände in die Hüften stemmen und nach rechts gucken<br />

(„Glotz, Glotz!“)<br />

8. Hände in die Hüften stemmen und nach links gucken<br />

(„Glotz, Glotz!“)<br />

9. aufstehen, Hände hoch und runter werfen („Rauf, Runter!“)<br />

16. „Hei Adele“ Folgender Satz wird sichtbar für alle aufgeschrieben:<br />

(auch Aufmerksamkeit) „Hei Adele, Adele tikitonga, Oh massa, massa, massa. Hei<br />

adije, adije, adijo.“<br />

Der Trainer geht mit einem TN in die Mitte des Kreises, sagt<br />

laut einzelne Satzteile und macht Fantasie-Bewegungen dazu,<br />

die der TN ihm nachmachen muss:<br />

Trainer: „Hei Adele!“ (+ lustige Figur)<br />

TN: „Hei Adele!“ (Figur nachmachen)<br />

Trainer: „Adele tikitonga!“ (+ lustige Figur)<br />

TN: „Adele tikitonga!“ (Figur nachmachen)<br />

Trainer: „Oh massa, massa, massa!“ (+ lustige Figur)<br />

TN: „Oh, massa, massa, massa!” (Figur nachmachen)<br />

58


Trainer: „Hei, adije, adije, adijo!” (+ lustige Figur)<br />

TN: „Hei, adije, adije, adijo!“ (Figur nachmachen)<br />

Der TN holt sich nun seinerseits einen weiteren TN in den<br />

Kreis, dem er eine neue Performance vormacht, die der Andere<br />

nachmachen muss. Dies kann beliebig fortgeführt werden.<br />

17. „Bauernhof“ Den TN wird eine Fantasie-Geschichte vom Bauernhof erzählt,<br />

in der verschiedene Tiere vorkommen. Werden diese Tiere<br />

genannt, müssen sie diese mit Geräuschen und Bewegungen<br />

imitieren.<br />

D. Synchronisations-Training<br />

Wofür? Gefühl für den anderen entwickeln; lernen sich hinzugeben, sich einzubringen,<br />

Geborgenheits- und Wir-Gefühl genießen<br />

1. „Hannes“ -> siehe Anti-Blamier-Übungen<br />

2. „Mmh, Mmh, macht der Igel“ -> siehe Anti-Blamier-Übungen<br />

3. „Uka-Chaka“ -> siehe Anti-Blamier-Übungen<br />

4. „Anton“ -> siehe Anti-Blamier-Übungen<br />

5. „Abklatscher“ Die Gruppe steht im Kreis und der Trainer schickt in eine<br />

Richtung einen „Klatscher“, der schnellstmöglich<br />

weitergegeben werden muss. Die Übung wird erschwert, in dem<br />

parallel dazu weitere Klatscher in verschiedene Richtungen<br />

geschickt werden, die auch mit einem Ausruf oder Wort<br />

versehen werden können.<br />

E. �ähetraining<br />

Wofür? lernen, Nähe zu geben und zu nehmen; Geber: Geborgenheit, Anbindung; Nehmer:<br />

Energie und Wärme des anderen, positive Gefühle erleben z.B. Bevorzugung; lernen, etwas<br />

anzunehmen. Ohne Schuldgefühle zu entwickeln; Misstrauen abbauen<br />

1. „Hand loben“ Die TN sitzen im Kreis. Der TN lobt jeweils die Hand von<br />

seinem rechten Nachbarn. Er legt seine rechte Hand auf seinen<br />

rechten Oberschenkel, legt die linke Hand seines Nachbarn<br />

hinein und die linke Hand des TN lobt nun die linke Hand<br />

seines Nachbarn. Dabei sollen nicht nur sichtbare Merkmale<br />

gelobt werden, sondern auch Eigenschaften und Tätigkeiten mit<br />

dieser gelobten Hand assoziiert werden. Diese Übung geht<br />

reihum im Kreis und wird nacheinander durchgeführt, nicht alle<br />

Paare gleichzeitig.<br />

2. „Tagesmotto schenken“ An die Hälfte der TN werden verschiedene Tagesmotti<br />

ausgeteilt, die sie einem anderen TN (ohne Motto) widmen<br />

sollen. Dabei gehen sie zu diesem TN hin und erklären, warum<br />

er ihn für dieses Motto ausgewählt hat, warum es besonders gut<br />

zu ihm passt und was er ihm damit wünscht. Die Empfänger<br />

werden danach gefragt, wie diese Widmung für sie war.<br />

59


3. „Schulter-�acken-Massage“ Die TN werden zu Paaren geordnet, von denen einer von<br />

dem anderen eine Massage bekommt. Auch hier nach wird ein<br />

Feedback erfragt.<br />

4. „Körpermerkmal loben“ Die TN sitzen im Kreis, als Beispiel sucht sich der Trainer<br />

einen TN und geht mit ihm in die Mitte. Er sucht sich ein<br />

Körpermerkmal aus, welches er nach dem Schema „Hand<br />

loben“ bei ihm loben kann. Anschließend werden zwei andere<br />

TN in die Mitte gehen, wovon einer ein anderes Körpermerkmal<br />

seines Gegenübers lobt. Immer verschiedene Körpermerkmale,<br />

immer nur in eine Richtung loben.<br />

5. „Zustimmen statt Widersprechen“ Die TN kommen zu dritt zusammen. Einer der<br />

TN hält zu einem vorgegeben Thema 1 Min. eine kurze Rede.<br />

Ein Zuhörer stimmt ihm dabei zu, der andere widerspricht ihm.<br />

Anschließend bei dem Redner das Feedback abfragen, was ihm<br />

besser getan hat?<br />

6. „Quantana mera“ -> siehe Anti-Blamier-Übungen<br />

60


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67


Anti-Aggressivitäts-Training® <strong>2008</strong><br />

Dr. Michael Heilemann<br />

Dipl. Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut<br />

Geburtsdatum, Geburtsort:<br />

20.05.1953; Berlin-Neukölln<br />

Aktuelle berufliche Funktion:<br />

Selbständiger kassenzugelassener Psychologischer Psychotherapeut.<br />

Autor für Fachartikel. Selbständiger Dozent für berufsbegleitende<br />

Seminare, Workshops und Kongressbeiträge.<br />

Arbeitsschwerpunkte:<br />

Weiterentwicklung kognitiv-motivationaler Konzepte in der Verhaltenstherapie.<br />

Entwicklung von Behandlungsmodulen zum Thema Ich-Optimierung<br />

und Anti-Gewalt-Traininig (Prävention).<br />

Gabriele Fischwasser-von Proeck<br />

Dipl. Sozialwissenschaftlerin, Beamtin im Strafvollzug<br />

Geburtsdatum, Geburtsort:<br />

05.09.1954; Barntrup<br />

Aktuelle berufliche Funktion:<br />

Mitarbeiterin der JA <strong>Hameln</strong> (Sicherungs-Abteilung).<br />

Autorin und Dozentin (Anti-Gewalt-Thematik).<br />

Arbeitsschwerpunkte:<br />

Lebensbiographische Analysen von Gewalttätern. Vermittlung von<br />

theoretischen Interventionsformen und praktischen Anwendungen des <strong>AAT</strong> ® .<br />

Projekte ´08:<br />

1. Ausbildung von Streetworkern/Streitschlichtern:<br />

Körperorientierte Schul-Security<br />

2. Soz-Päd-SEK im Strafvollzug: Offensiv-Aufsuchende Täterarbeit<br />

3. Ausbildung von Boy-Scouts für Jungencoaching<br />

4. Opfertherapie: Selbstbehauptungs-Kurse<br />

5. Vorträge zum Thema: Regionalisierung des Ichs in einer globalisierten Umwelt.<br />

Erarbeitung eines wissenschaftstheoretischen Konzeptes:<br />

Von der Ich-Integration zur Integration ins Kollektiv.<br />

6. Beratung bei der Einrichtung wachstumsorientierter Erziehungscamps<br />

7. Einzelfallarbeit mit Intensivtätern<br />

Kontakt:<br />

<strong>AAT</strong>-Company Tel: 05151/23204 Email: dr.heilemann-aat@t-online.de<br />

Domeierstr. 6 Fax: 05151/959544 Homepage: www.aat-hameln.de<br />

31785 <strong>Hameln</strong><br />

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