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Informationen zu Span- und Faserplatten, OSB - Holz-Mayer

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spezial<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

spezial | MAI 2009<br />

Als <strong>Holz</strong>werkstoffe werden industriell gefertigte,<br />

<strong>zu</strong>meist plattenförmige Materialien aus<br />

miteinander verleimten <strong>Holz</strong>teilen bezeichnet.<br />

Sie ergänzen <strong>und</strong> erweitern die Anwendung<br />

des traditionellen Bau- <strong>und</strong> Werkstoffs <strong>Holz</strong>.<br />

Der mengenmäßig bedeutendste <strong>Holz</strong>werkstoff<br />

ist die <strong>Span</strong>platte. Weitere wichtige <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

sind <strong>Faserplatten</strong>, Oriented Strand Boards<br />

(<strong>OSB</strong>), Massivholzplatten <strong>und</strong> das Sperrholz. Die<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffindustrie in Mitteleuropa weist eine<br />

hohe Produktivität <strong>und</strong> ein großes Innovationspotenzial<br />

auf. Eine vergleichbare Produktpalettenbreite<br />

wie bei den <strong>Holz</strong>werkstoffen erreicht keine<br />

andere Materialgruppe im Bereich der Konstruktionswerkstoffe.<br />

Die vorliegende Veröffentlichung stellt die<br />

Vielfalt der Produkte <strong>und</strong> Einsatzgebiete dar <strong>und</strong><br />

verdeutlicht die ökonomische <strong>und</strong> ökologische<br />

Bedeutung der <strong>Holz</strong>werkstoffe. Zugleich geht sie<br />

auf neue Erzeugnisse ein <strong>und</strong> veranschaulicht das<br />

hohe innovative Potenzial der Anwendungen, unter<br />

anderem im Bauwesen, in der Möbelindustrie<br />

sowie in den Bereichen Transport, Logistik <strong>und</strong><br />

Verkehr.


_ Inhalt<br />

2<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Seite 2 _ Inhalt<br />

3 _ Editorial<br />

4 1 _ <strong>Holz</strong>werkstoffe – Eine kurze Einführung<br />

4 1.1 Allgemeines<br />

6 1.2 Der Wald – die umweltfre<strong>und</strong>liche „<strong>Holz</strong>fabrik“<br />

8 1.3 Klimaschutz mit <strong>Holz</strong><br />

9 2 _ Aufbau <strong>und</strong> Technik<br />

9 2.1 <strong>Holz</strong>werkstoffe – die erweiterte Form des Werkstoffs <strong>Holz</strong><br />

10 2.2 Gr<strong>und</strong>typen der <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

12 2.3.1 Rohstoffe für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

13 2.3.2 Verwendungsbereiche<br />

13 2.4 Herstellung von <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />

15 2.5 Oberflächenveredelung<br />

15 2.6 Emissionen<br />

16 2.7 Entsorgung von Reststoffen<br />

18 3 _ Anwendungen<br />

18 3.1 Übersicht<br />

18 3.2 Bauwesen <strong>und</strong> Innenausbau<br />

27 3.3 Dämmstoffe<br />

28 3.4 Trockenestriche <strong>und</strong> Bodenbeläge<br />

31 3.5 Türen<br />

33 3.6 <strong>Holz</strong>werkstoffe im Möbelbau<br />

35 3.7 <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserformteile<br />

37 3.8 Weitere Anwendungen<br />

39 4 _ Innovative neue <strong>Holz</strong>werkstoffprodukte<br />

39 4.1 Massegefärbte MDF<br />

40 4.2 Leichte <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

42 4.3 Pulverlackierte <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

43 5 _ Werte <strong>und</strong> Eigenschaften<br />

45 6 _ Quellenhinweise<br />

45 6.1 Weiterführende Literatur<br />

46 6.2 Bildnachweis<br />

47 _ Kurzportrait WKI <strong>und</strong> VHI


_ Editorial<br />

„<strong>Holz</strong>werkstoffe verbinden in idealer Weise<br />

die Vorteile des natürlichen Werkstoffs<br />

<strong>Holz</strong> mit den Entwicklungen <strong>und</strong> Innovationen<br />

von Wissenschaft <strong>und</strong> Technik. Sie<br />

ermöglichen dem <strong>Holz</strong> das Vordringen in<br />

neue Anwendungen <strong>und</strong> sind die Gr<strong>und</strong>lage<br />

einer Vielzahl von ökologisch verträglichen<br />

Produkten.“<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe sind aber nicht nur ökologisch<br />

verträglich, sondern tragen auch wesentlich <strong>zu</strong>r<br />

Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze bei. Nach<br />

einer b<strong>und</strong>esweiten Clusterstudie des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz aus dem Jahr 2006 dominiert<br />

der Cluster <strong>Holz</strong> <strong>und</strong> Forst unter arbeitsmarktpolitischen<br />

<strong>und</strong> volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

die deutsche Industrielandschaft.<br />

152.000 Betriebe, über 1,2 Mio. Beschäftigte<br />

<strong>und</strong> ein Umsatz von r<strong>und</strong> 168 Mrd. Euro im Jahr<br />

2006 verweisen den Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau<br />

sowie die Elektro- <strong>und</strong> Automobilindustrie<br />

auf den zweiten, dritten <strong>und</strong> vierten Platz. Stoffliche<br />

<strong>und</strong> energetische <strong>Holz</strong>verarbeitung stehen<br />

dabei in einem scharfen Ressourcenwettbewerb,<br />

doch dominiert das <strong>Holz</strong> als Werkstoff nach wie<br />

vor unser unmittelbares Umfeld: Im Hausbau, im<br />

Innenausbau, als Möbel oder in umgewandelter<br />

Form als Papier oder Zellstoff umgeben uns <strong>Holz</strong><br />

<strong>und</strong> seine Folgeprodukte in vielfältigen Formen<br />

<strong>und</strong> Funktionen. <strong>Holz</strong> ist ein Werkstoff mit<br />

Tradition <strong>und</strong> doch auf die Anforderungen <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse der Gegenwart <strong>zu</strong>geschnitten. Unter<br />

den aktuellen Diskussionen um Klimaschutz, Energieeffizienz<br />

<strong>und</strong> Nachhaltigkeit kann <strong>Holz</strong> seine<br />

Vorteile voll ausspielen. Dies gilt in besonderem<br />

Maße für die Familie der <strong>Holz</strong>werkstoffe.<br />

Hier<strong>zu</strong>lande werden derzeit ca. 8 Mio. m³ <strong>Span</strong>platten,<br />

ca. 4 Mio. m³ <strong>Faserplatten</strong> <strong>und</strong> etwa<br />

1 Mio. m³ <strong>OSB</strong> gefertigt. Hin<strong>zu</strong> kommen ca.<br />

200.000 m³ Sperrhölzer. Damit ist die deutsche<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffindustrie ein bedeutsamer Teil der<br />

<strong>Holz</strong>kette. Sie stellt nach der Sägeindustrie den<br />

zweitgrößten Nutzer von <strong>Holz</strong> dar. Auch Jahrzehnte<br />

nach Beginn der industriellen Fertigung<br />

sind <strong>Holz</strong>werkstoffe keineswegs fertig entwickelt.<br />

Die Modifikation des Rohstoffs <strong>Holz</strong>, innovative<br />

Fertigungs- <strong>und</strong> Verarbeitungstechnologien<br />

wie auch neuartige Anwendungen gestalten<br />

die Zukunft dieser Produkte in ständig positiver<br />

Weise. Die deutschen Hersteller von Maschinen<br />

<strong>und</strong> Klebstoffen sowie die auf diesem Gebiet tätigen<br />

Forschungseinrichtungen <strong>und</strong> Hochschulen<br />

haben maßgeblich <strong>zu</strong>r Entwicklung hochwertiger<br />

Fertigungsverfahren <strong>und</strong> innovativer <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

beigetragen.<br />

Diese Schrift entstand in enger Kooperation des<br />

Fraunhofer-Instituts für <strong>Holz</strong>forschung, Wilhelm-<br />

Klauditz-Institut in Braunschweig mit dem Verband<br />

der Deutschen <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie e.V.<br />

(VHI) in Gießen. Die Ausarbeitung wurde fachlich<br />

<strong>und</strong> informell unterstützt durch zahlreiche Firmen<br />

der <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie. Dem <strong>Holz</strong>absatzfonds<br />

danken wir für die finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei<br />

der Erstellung. Wir wünschen den faszinierenden<br />

Werkstoffen auf der Basis von <strong>Holz</strong> weiterhin<br />

eine erfolgreiche Zukunft in Deutschland, in<br />

Europa <strong>und</strong> in der Welt.<br />

Prof. Dr. Rainer Marutzky<br />

Leiter des Fraunhofer-Instituts für <strong>Holz</strong>forschung<br />

Dr. Peter Sauerwein<br />

Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffindustrie e. V.<br />

Braunschweig <strong>und</strong> Gießen im Mai 2009<br />

spezial | MAI 2009 3<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong>


Abb. 1.2: Verschiedene<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffplatten<br />

Abb. 1.1: Familie der<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe, erweitertes<br />

Schema nach Niemz<br />

4<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

1 _ <strong>Holz</strong>werkstoffe – Eine kurze Einführung<br />

1.1 Allgemeines<br />

Unter dem Begriff <strong>Holz</strong>werkstoffe werden im<br />

engeren Sinne das Sperrholz, die <strong>Span</strong>platte, die<br />

Faserplatte <strong>und</strong> die Oriented Strand Board (<strong>OSB</strong>)<br />

verstanden. Weiter gefasst gehören auch das<br />

Brettschichtholz, die <strong>Holz</strong>-Polymer-Werkstoffe<br />

(Wood-Polymer-Composites, WPC) <strong>und</strong> die<br />

unter dem Begriff „Engineered Wood Products“<br />

bezeichneten Strukturwerkstoffe <strong>zu</strong>r Familie der<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe. Abb 1.1 gibt eine Übersicht der<br />

Vielfalt der <strong>Holz</strong>werkstofftypen. Ausgangsmaterialen<br />

für <strong>Holz</strong>werkstoffe sind aus <strong>Holz</strong> gewonnene<br />

Bretter, Furniere, Späne <strong>und</strong> Fasern. Diese<br />

werden in der Regel mittels eines organischen<br />

Klebstoffs <strong>zu</strong> einem Verb<strong>und</strong>werkstoff verleimt.<br />

Unter Druck <strong>und</strong> hohen Temperaturen entstehen<br />

<strong>zu</strong>meist plattenförmige Werkstoffe hoher Stand<strong>und</strong><br />

Ver<strong>zu</strong>gsfestigkeit. Darüber hinaus gibt es<br />

aber auch <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserwerkstoffe, die mit<br />

den mineralischen Bindemitteln Gips, Magnesit<br />

oder Zement geb<strong>und</strong>en sind. Die vorliegende<br />

Broschüre begrenzt sich auf die drei mengenmäßig<br />

dominierenden <strong>Holz</strong>werkstoffe <strong>Span</strong>platte,<br />

Faserplatte <strong>und</strong> <strong>OSB</strong> (Abb. 1.2). Bezüglich des<br />

Sperrholzes wird auf eine in der gleichen Reihe<br />

erschienene Broschüre des <strong>Holz</strong>absatzfonds verwiesen.<br />

<strong>Informationen</strong> <strong>zu</strong>m Brettschichtholz finden<br />

sich in einer Schrift des Informationsdienstes<br />

<strong>Holz</strong> (siehe Anhang).<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe ermöglichen großflächige<br />

Anwendungen. Sie weisen ein homogenes<br />

Eigenschaftsprofil auf <strong>und</strong> sind <strong>zu</strong>meist deutlich<br />

dimensionsstabiler als das natürliche <strong>Holz</strong>. So<br />

erweitern sie den Einsatzbereich von <strong>Holz</strong>produkten<br />

erheblich. Sie lassen sich wie das <strong>Holz</strong><br />

auch mit einfachen Werkzeugen vielgestaltig ver-


<strong>und</strong> bearbeiten. Auch der Laie erkennt diese Materialen<br />

als Kreationen des natürlichen Rohstoffs<br />

<strong>Holz</strong> <strong>und</strong> nimmt die Werkstoffe in vielfältigen<br />

Anwendungen an.<br />

Das Fertigungsprinzip der <strong>Holz</strong>werkstoffe ist<br />

technisch ähnlich. <strong>Holz</strong> wird in Späne oder Fasern<br />

zerlegt, getrocknet <strong>und</strong> mit einem Bindemittel<br />

versehen. Die beleimten Späne, Strands1 oder<br />

Fasern werden <strong>zu</strong> Vliesen gestreut, verdichtet<br />

<strong>und</strong> dann unter Einwirkung von Wärme <strong>und</strong><br />

Druck <strong>zu</strong> Platten verpresst. Nach dem Abkühlen<br />

der Platten werden diese besäumt, geschliffen<br />

<strong>und</strong> <strong>zu</strong>geschnitten. Danach können sie beschichtet<br />

oder anderweitig be- <strong>und</strong> verarbeitet werden.<br />

Die Herstellung der <strong>Holz</strong>werkstoffe ist hochgradig<br />

mechanisiert. Moderne Produktionsanlagen<br />

haben Tagesleistungen von 3.000 Kubikmetern<br />

<strong>und</strong> mehr (Abb 1.3). Die Erfolgsgeschichte der<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe ist ein Teil der Industrialisierung<br />

<strong>und</strong> ingenieurtechnischen Durchdringung der<br />

Gesellschaft. <strong>Holz</strong>werkstoffe sind <strong>zu</strong> wichtigen<br />

<strong>und</strong> unverzichtbaren Materialien für das Handwerk<br />

<strong>und</strong> die verarbeitende Industrie geworden.<br />

Insbesondere die Möbelfertigung, Teile des Bauwesens<br />

sowie das Verpackungswesen <strong>und</strong> der<br />

Fahrzeugbau haben erheblich von der Entwicklung<br />

der modernen <strong>Holz</strong>werkstoffe profitiert.<br />

Mit der maschinellen Fertigung der <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

entwickelte sich die industrielle Möbelproduktion.<br />

Heute gehört die <strong>Holz</strong>- <strong>und</strong> Möbelindustrie<br />

mit ihren zahlreichen <strong>zu</strong>meist klein- <strong>und</strong><br />

mittelständischen Betrieben <strong>zu</strong> den großen Wirtschaftszweigen<br />

in Deutschland. Die <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie<br />

ist ein unverzichtbarer Zulieferer für<br />

diesen Industriezweig. Global wie auch regional<br />

gesehen nimmt die Bedeutung dieser Werkstoffe<br />

1 Angloamerikanischer Begriff für großflächige<br />

Späne<br />

spezial | MAI 2009 5<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

weiter <strong>zu</strong>. Das Produktionsvolumen liegt weltweit<br />

heute bei etwa 300 Mio. Kubikmetern.<br />

Die Rohstoffbasis für die Produkte sind einheimische<br />

Hölzer. Die Besonderheit der <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie<br />

ist dabei, dass sie im Wesentlichen<br />

Schwachhölzer von Durchforstungsmaßnahmen,<br />

aber auch Resthölzer der Sägeindustrie als<br />

Rohstoffe nutzt. Während hochwertige <strong>Holz</strong>sortimente<br />

von der Säge- <strong>und</strong> Furnierindustrie<br />

<strong>zu</strong> Vollholzprodukten wie Brettern <strong>und</strong> Balken<br />

verarbeitet werden, nimmt die <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie<br />

geringwertige forstliche Industriesortimente<br />

auf oder dient <strong>zu</strong>dem als Verwerter<br />

für Reststoffe anderer <strong>Holz</strong>verarbeiter. Bei der<br />

<strong>Span</strong>plattenherstellung können auch Recyclinghölzer<br />

verwendet werden. Gemeinsam mit der<br />

Säge- <strong>und</strong> der Zellstoff- <strong>und</strong> Papierindustrie bildet<br />

die <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie ein Netzwerk, welches<br />

den nachwachsenden Rohstoff äußerst effektiv<br />

<strong>und</strong> in einem geschlossenen Kreislauf nutzt. Über<br />

das <strong>Holz</strong> hinaus sind die <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>werke<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich auch in der Lage, weitere<br />

nachwachsende Faserpflanzen <strong>und</strong> lignocellulosehaltige<br />

Reststoffe wie Stroh aus der Landwirtschaft<br />

<strong>zu</strong> verwerten.<br />

Abb. 1.3: <strong>Holz</strong>werkstoffproduktion


Abb. 1.4: Karte der Forstanteile<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

Niedersachsen<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Saarland<br />

Hansestadt Bremen<br />

Schleswig-Holstein<br />

Hessen<br />

6<br />

Baden-Württemberg<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

1.2 Der Wald –<br />

die umweltfre<strong>und</strong>liche „<strong>Holz</strong>fabrik“<br />

Etwa ein Drittel der Fläche der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland ist bewaldet (Abb 1.4). Diese r<strong>und</strong><br />

100.000 Quadratkilometer heimischer Forst<br />

liefern uns derzeit jährlich mehr als 70 Mio. Kubikmeter<br />

nutzbaren <strong>Holz</strong>es. Dem rechnerischen<br />

einheimischen Pro-Kopf-Verbrauch von jährlich<br />

r<strong>und</strong> 1,5 Kubikmeter <strong>Holz</strong> steht mindestens 1<br />

nachwachsender Kubikmeter gegenüber. Zusammen<br />

mit den großen Mengen importierter Zellstoffe<br />

deckt dieser Zuwachs prinzipiell den Rohstoffbedarf<br />

der holzverarbeitenden Industrien.<br />

Entscheidend ist, wie wir mit dieser vermeintlich<br />

unendlichen Ressource umgehen.<br />

Hansestadt Hamburg<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thüringen<br />

Bayern<br />

Mecklenburg- Vorpommern<br />

Brandenburg<br />

Berlin<br />

Sachsen<br />

Unsere Vorfahren pflegten bereits einen sehr<br />

effektiven Umgang, indem sie die hochwertigen<br />

Sortimente als Bau- <strong>und</strong> Werkstoffe nutzten <strong>und</strong><br />

mit den Rest- <strong>und</strong> Schwachhölzern ihren Bedarf<br />

an Heiz- <strong>und</strong> Wärmeenergie deckten. <strong>Holz</strong> lässt<br />

sich somit sinnvoll sowohl stofflich als auch energetisch<br />

nutzen. Volkswirtschaftlich sinnvoll ist dabei<br />

die so genannte Kaskadennut<strong>zu</strong>ng, also <strong>zu</strong>nächst<br />

die stoffliche Nut<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> erst am Ende<br />

die energetische Verwertung. Diese Strategie<br />

schafft dauerhaft wertvolle Produkte <strong>und</strong> sichert<br />

Bei der Kaskadennut<strong>zu</strong>ng werden Rohstoffe<br />

<strong>und</strong> damit hergestellte Produkte<br />

möglichst lange im Wirtschaftssystem<br />

belassen. Dabei werden Nut<strong>zu</strong>ngskaskaden<br />

vom hohen <strong>zu</strong> schrittweise tieferem<br />

Wertschöpfungsniveau angestrebt. So<br />

wird unter strategischen Gesichtspunkten<br />

die Wertschöpfung als Ganzes erhöht,<br />

Ressourcen besser genutzt <strong>und</strong> die Umwelt<br />

geschont. Beim <strong>Holz</strong> betrifft die<br />

Kaskadennut<strong>zu</strong>ng vornehmlich den Wettbewerb<br />

von stofflicher <strong>und</strong> energetischer<br />

Nut<strong>zu</strong>ng. Es steht unzweifelhaft fest, dass<br />

die Verbrennung von <strong>Holz</strong> CO -neutrale<br />

2<br />

Energie liefert <strong>und</strong> so <strong>zu</strong>m Klimaschutz<br />

beiträgt. Diese energetische Nut<strong>zu</strong>ng beschäftigt<br />

jedoch weit weniger Menschen<br />

als die stoffliche Verwertung <strong>und</strong> entzieht<br />

darüber hinaus der holzverarbeitenden<br />

Industrie wichtige Rohstoffsortimente.<br />

Volkswirtschaftlich sinnvoller ist es daher,<br />

Hölzer vorrangig einer stofflichen Verwertung<br />

<strong>zu</strong><strong>zu</strong>führen; energetisch genutzt<br />

werden vornehmlich hierfür ungeeignete<br />

Schwach- <strong>und</strong> Resthölzer sowie nach<br />

Gebrauch anfallende Althölzer <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>produkte.


Arbeitsplätze. Allein in Deutschland beschäftigen<br />

die Forst- <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>wirtschaft, das <strong>Holz</strong>handwerk<br />

<strong>und</strong> die nahestehenden Branchen gut 750.000<br />

Menschen. <strong>Holz</strong>nut<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>verarbeitung<br />

finden dabei überwiegend im ländlichen Raum<br />

statt <strong>und</strong> sind damit strukturpolitisch wichtige<br />

Faktoren für unsere Gesellschaft.<br />

Aber auch auf aktuelle Fragen des Umwelt- <strong>und</strong><br />

Klimaschutzes finden wir in der <strong>Holz</strong>nut<strong>zu</strong>ng<br />

schlüssige Antworten. Der <strong>Holz</strong>lieferant Wald<br />

gestaltet unsere Landschaft, schützt den Boden<br />

vor Erosion <strong>und</strong> sichert die Lebensräume für<br />

Menschen, Tiere <strong>und</strong> Pflanzen (Abb. 1.5). Bäume<br />

binden klimaschädliches Kohlendioxid <strong>und</strong> setzen<br />

gleichzeitig den lebensnotwendigen Sauerstoff<br />

frei. Sie reinigen die Luft von Staub <strong>und</strong> Schadstoffen<br />

<strong>und</strong> unter ihrem Wurzelwerk bildet sich<br />

reines, trinkbares Gr<strong>und</strong>wasser. Der Wald dient<br />

uns <strong>zu</strong>dem vielfältig als Erholungs-, Freizeit- <strong>und</strong><br />

Schutzgebiet.<br />

Gleichzeitig ist er „Fabrik“ für den Roh- <strong>und</strong><br />

Werkstoff <strong>Holz</strong>. Es wächst bei ordnungsgemäßer<br />

Pflege stetig <strong>und</strong> in einzigartig umweltfre<strong>und</strong>licher<br />

Weise nach. Die seit 200 Jahren<br />

in Deutschland praktizierte nachhaltige Waldwirtschaft<br />

sichert die Pflege <strong>und</strong> Erhaltung<br />

des Waldes für kommende Generationen. Sie<br />

schreibt vor, dass nicht mehr <strong>Holz</strong> eingeschlagen<br />

wird als nachwächst, so dass der Wald nie vollständig<br />

abgeholzt wird <strong>und</strong> sich immer wieder<br />

regenerieren kann.<br />

Der von der Forstwirtschaft entwickelte Begriff<br />

der Nachhaltigkeit hat inzwischen globale Bedeutung<br />

in vielen Bereichen erlangt. Nachhaltigkeit<br />

bedingt generell die Gewinnung <strong>und</strong> Verarbeitung<br />

von Rohstoffen unter der Maßgabe der<br />

Ressourcenschonung, der Energieminderung <strong>und</strong><br />

des zeitgemäßen Umweltschutzes.<br />

spezial | MAI 2009 7<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Abb. 1.5: Wald in Deutschland<br />

Abb. 1.6: Kohlenstoffkreislauf


8<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

1.3 Klimaschutz mit <strong>Holz</strong><br />

Der Baum nimmt während des Wachstums das<br />

Treibhausgas Kohlendioxid aus der Atmosphäre<br />

auf <strong>und</strong> wandelt es durch Photosynthese in Biomasse<br />

um. Pro Hektar sind in deutschen Wäldern<br />

durchschnittlich 110 Tonnen Kohlenstoff<br />

gespeichert, in den Bäumen schät<strong>zu</strong>ngsweise 1,2<br />

Mrd. Tonnen Kohlenstoff. Das entspricht r<strong>und</strong><br />

4,3 Mrd. Tonnen CO . Die geschätzte Speicher-<br />

2<br />

wirkung der Wälder insgesamt, also einschließlich<br />

der Böden, beläuft sich auf 8,25 Mrd. Tonnen<br />

CO . Durch das Wachstum der Bäume werden<br />

2<br />

jedes Jahr etwa 20 Tonnen CO pro Hektar ab-<br />

2<br />

sorbiert. (Abb. 1.7). Die Sonne liefert die notwendige<br />

Energie. Der Wald ist somit eine natürliche<br />

Solarfabrik ungeheuren Ausmaßes. Gleichzeitig<br />

liefert die Photosynthese den für Mensch <strong>und</strong><br />

Tier lebensnotwendigen Sauerstoff.<br />

Die Masse des trockenen <strong>Holz</strong>es besteht etwa <strong>zu</strong>r<br />

Hälfte aus Kohlenstoff. Nachhaltig bewirtschaftete<br />

Wälder speichern CO zwischen etwa 30<br />

2<br />

Jahren (Erstdurchforstung) <strong>und</strong> 80 bis 300 Jahren<br />

(Endnut<strong>zu</strong>ng des Baumes). Daran schließt sich die<br />

werkstoffliche Speicherung an, denn die Kohlenstoffeinbindung<br />

bleibt während der Nut<strong>zu</strong>ng des<br />

<strong>Holz</strong>es als Bau- <strong>und</strong> Werkstoff erhalten. Erst die<br />

Verrottung oder Verbrennung setzt das Kohlendioxid<br />

wieder frei. In diesem natürlichen Kreislauf<br />

verlängert die stoffliche Nut<strong>zu</strong>ng die Bindungsdauer<br />

des Kohlendioxids <strong>und</strong> erhöht indirekt die<br />

Speicherwirkung des Waldes. Sie trägt damit<br />

beträchtlich <strong>zu</strong>r Reduzierung des CO -Anstiegs in<br />

2<br />

der Atmosphäre bei.<br />

Die stoffliche Nut<strong>zu</strong>ng von <strong>Holz</strong> hat<br />

zwei Wirkungen, die wesentlich <strong>zu</strong>m<br />

Klimaschutz beitragen. Beim Substitutionseffekt<br />

ersetzt <strong>Holz</strong> andere Materialien<br />

in Produkten, deren Herstellung<br />

<strong>und</strong> Verarbeitung mehr Kohlendioxidemissionen<br />

verursacht. Nach Gebrauch<br />

können <strong>Holz</strong>produkte <strong>zu</strong>dem energetisch<br />

genutzt werden <strong>und</strong> so helfen, fossile<br />

Brennstoffe <strong>zu</strong> ersetzen. Bei der Kohlenstoffspeicherung<br />

wird das Kohlendioxid<br />

in seiner organisch geb<strong>und</strong>en Biomasseform<br />

über längere Zeiträume aus dem<br />

Kreislauf entzogen <strong>und</strong> werkstofflich<br />

eingelagert. Je länger die Nut<strong>zu</strong>ngsdauer<br />

des <strong>Holz</strong>produkts ist, umso größer ist der<br />

Speichereffekt. Qualitativ hochwertige<br />

<strong>und</strong> wachsende <strong>Holz</strong>verwendung leistet<br />

daher einen wichtigen Beitrag <strong>zu</strong>m Schutz<br />

unseres Klimas <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Erhalt unseres<br />

Lebensumfelds.<br />

Der Effekt der erhöhten CO 2 -Bindung durch die<br />

wirtschaftliche Nut<strong>zu</strong>ng ist in mehreren Studien<br />

wissenschaftlich nachgewiesen. Dieser Kreislauf<br />

entwickelte sich bereits vor mehreren H<strong>und</strong>ert<br />

Millionen Jahren im Natur- <strong>und</strong> Urwald. Gepflegte<br />

Wirtschaftswälder sind heute jünger,<br />

produzieren mehr Biomasse pro Hektar <strong>und</strong><br />

durchlaufen einen intensiveren Kreislauf. Langlebige<br />

<strong>Holz</strong>produkte wie <strong>Holz</strong>häuser oder Möbel<br />

entziehen <strong>zu</strong>dem dem Kreislauf für viele Jahrzehnte<br />

das Kohlendioxid. Die ordnungsgemäße<br />

energetische Verwertung wandelt diese Produkte<br />

nach Gebrauch darüber hinaus CO -neutral<br />

2<br />

in Wärme <strong>und</strong> Strom um. Als Fazit steht fest:<br />

Wälder sind vorbildliche Klimaschützer, deren Leistung<br />

durch die nachhaltig betriebene Forst- <strong>und</strong><br />

<strong>Holz</strong>wirtschaft verstärkt wird.


2 _ Aufbau <strong>und</strong> Technik<br />

2.1 <strong>Holz</strong>werkstoffe - die erweiterte Form<br />

des Werkstoffs <strong>Holz</strong><br />

<strong>Holz</strong> hat eine lange Tradition als Bau- <strong>und</strong> Werkstoff.<br />

<strong>Holz</strong>bauten <strong>und</strong> Fachwerkgebäude früherer<br />

Zeiten zeugen noch heute von der damaligen<br />

kulturellen Vielfalt <strong>und</strong> handwerklichen Kunst.<br />

Auch der Möbel- <strong>und</strong> Innenausbau greift traditionell<br />

auf massives <strong>Holz</strong> <strong>zu</strong>rück. <strong>Holz</strong> ist allerdings<br />

nur begrenzt formbeständig <strong>und</strong> weist richtungsabhängige<br />

Eigenschaftsmerkmale auf. Große <strong>und</strong><br />

gleichmäßige Flächen lassen sich mit massiven<br />

<strong>Holz</strong>brettern oder -leisten nur schwer gestalten.<br />

Ein weiteres Manko ist das von der Faserrichtung<br />

abhängige Quellen <strong>und</strong> Schwinden.<br />

Zur Behebung dieser Nachteile wurde als plattenförmiger<br />

Werkstoff Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

das Sperrholz entwickelt. Etwa zeitgleich entstand,<br />

aus den Verfahren der Papier- <strong>und</strong> Pappeherstellung<br />

abgeleitet, die Hartfaserplatte. In der<br />

Folge dieser ersten <strong>Holz</strong>werkstoffe entstanden<br />

im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert weitere Werkstofftypen. Die<br />

wichtigsten sind heute<br />

– <strong>Span</strong>platten (P 1- bis P 7-Platten)<br />

– <strong>Faserplatten</strong>,<br />

– <strong>und</strong> Oriented Strand Boards (<strong>OSB</strong>).<br />

a<br />

b<br />

c<br />

spezial | MAI 2009 9<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Abb. 2.1 verdeutlicht den Aufbau dieser drei<br />

<strong>Holz</strong>werkstofftypen. Diese Werkstoffe weiteten<br />

den Anwendungsbereich von <strong>Holz</strong> stark aus<br />

<strong>und</strong> werden heute weltweit in einer Menge von<br />

<strong>zu</strong>sammen etwa 300 Mio. Kubikmetern gefertigt.<br />

Die Möbel- <strong>und</strong> Bauwirtschaft griff die neuen<br />

Werkstoffe stets rasch auf. Die <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

haben die weitere technische Entwicklung in diesen<br />

Branchen entscheidend beeinflusst. Ähnliches<br />

gilt für den Fahrzeugbau <strong>und</strong> das Verpackungswesen.<br />

Mit der <strong>zu</strong>nehmenden Verarbeitung von<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffen statt <strong>Holz</strong> war ein Übergang von<br />

traditionellen, handwerklichen Arbeitsformen in<br />

industrielle Fertigungsweisen verb<strong>und</strong>en. Damit<br />

wurde es <strong>zu</strong>m Beispiel ermöglicht, den Bedarf<br />

großer Bevölkerungsschichten an hochwertigen,<br />

aber preisgünstigen Möbeln <strong>und</strong> Innenausstattungen<br />

<strong>zu</strong> decken.<br />

Für bauliche Anwendungen wurden mit Zement<br />

<strong>und</strong> Gips geb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten entwickelt. Bei<br />

diesen Werkstoffen wird die mineralische Matrix<br />

durch die <strong>Holz</strong>teile verstärkt. Auch Mineralwolleplatten<br />

sind den mineralisch geb<strong>und</strong>enen<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffen <strong>zu</strong><strong>zu</strong>ordnen. Abb. 2.2 zeigt<br />

beispielhaft einige dieser Werkstoffe.<br />

Abb. 2.1: Aufbau der drei<br />

<strong>Holz</strong>werkstofftypen.<br />

a) Sperrholzplatte<br />

b) Faserplatte<br />

c) <strong>OSB</strong><br />

Abb. 2.2: Mineralisch geb<strong>und</strong>ene<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe


10<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

2.2 Gr<strong>und</strong>typen der <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

Der älteste <strong>Holz</strong>werkstoff ist das Sperrholz. Dieser<br />

Werkstoff wurden Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

in Europa <strong>und</strong> Nordamerika entwickelt <strong>und</strong> ist<br />

in seinen Eigenschaften <strong>und</strong> Anwendungen in<br />

der Broschüre „Sperrholz spezial“ (s. Anhang)<br />

umfassend dargestellt. Um 1900 entstanden<br />

als neue Produktgruppe die <strong>Faserplatten</strong>.<br />

Die ersten <strong>Faserplatten</strong> wurden aus verholzten<br />

Fasern im Nassverfahren mit sehr geringem<br />

oder ganz ohne Bindemittel<strong>zu</strong>satz gefertigt.<br />

Dabei werden die Fasern als wässrige Suspension<br />

auf ein laufendes Sieb gebracht <strong>und</strong> nach<br />

Entwässerung unter Einwirkung von Druck <strong>und</strong><br />

Temperatur <strong>zu</strong> Platten verdichtet. Die erhaltenen<br />

Hartfaserplatten haben dabei vorderseitig eine<br />

glatte Oberfläche <strong>und</strong> rückseitig eine markante<br />

Siebmarkierung. Die Festigkeit dieses Werkstoffs<br />

ist allerdings trotz hoher Rohdichte begrenzt.<br />

Das Nassverfahren ermöglicht <strong>zu</strong>dem nur die<br />

Fertigung von Platten geringer Dicke. Mit dem<br />

Nassverfahren können jedoch auch <strong>Faserplatten</strong><br />

geringerer Dichte, die so genannten Weichfaserplatten<br />

hergestellt werden. Erst nach 1960<br />

setzte sich bei der <strong>Faserplatten</strong>herstellung das<br />

Trockenverfahren industriell durch. Hier werden<br />

die Fasern <strong>zu</strong>nächst getrocknet <strong>und</strong> unter<br />

Klebstoff<strong>zu</strong>gabe <strong>zu</strong> einem Vlies gestreut, welches<br />

heiß <strong>zu</strong> einem weitgehend homogenen Plattenwerkstoff<br />

verpresst wird. Nach diesem Verfahren<br />

werden heute alle mitteldichten <strong>Faserplatten</strong><br />

(MDF) hergestellt. Sie weisen beidseitig glatte<br />

Oberflächen <strong>und</strong> geschlossene Kanten auf. Sie<br />

haben eine höhere Festigkeit als Hartfaserplatten<br />

<strong>und</strong> können über einen großen Dickenbereich<br />

hergestellt werden. MDF <strong>und</strong> ihre noch stärker<br />

verdichtete Variante HDF sind heute die mengenmäßig<br />

dominierenden <strong>Faserplatten</strong>typen. Für<br />

besondere Anwendungsbereiche gibt es auch<br />

Platten niedriger Rohdichte, die so genannten<br />

L-MDF <strong>und</strong> UL-MDF. Die Differenzierung erfolgt<br />

über die Rohdichte der Platten (Tabelle 2.1).<br />

Mit der Entwicklung des Sperrholzes <strong>und</strong> der<br />

<strong>Faserplatten</strong> tauchte auch der Gedanke auf, die<br />

in reichlicher Menge beim Zuschnitt <strong>und</strong> der Bearbeitung<br />

von Schnittholz anfallenden Säge- <strong>und</strong><br />

Hobelspäne in vergleichbarer Weise unter Klebstoff<strong>zu</strong>gabe<br />

<strong>zu</strong> plattenförmigen Werkstoffen <strong>zu</strong><br />

formen. In den 40er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

wurde in Deutschland erstmalig die <strong>Span</strong>platte<br />

industriell produziert. Sie wird aus getrockneten<br />

<strong>und</strong> beleimten Spänen durch Heißpressung hergestellt.<br />

Im Gegensatz <strong>zu</strong> den <strong>Faserplatten</strong> weist<br />

die <strong>Span</strong>platte in der Regel einen mindestens<br />

dreischichtigen Aufbau auf <strong>und</strong> besitzt isotrope<br />

Festigkeitswerte in Längs- <strong>und</strong> Querrichtung.<br />

Sie erlebte nach dem 2. Weltkrieg hier<strong>zu</strong>lande<br />

ein ungeheueres Wachstum <strong>und</strong> ist heute auch<br />

der global bedeutendste <strong>Holz</strong>werkstoff. Sie wird<br />

vornehmlich als Flachpressplatte hergestellt,<br />

doch gibt es für spezielle Anwendungen auch<br />

Strangpressplatten.<br />

Tab 2.1: DIFFErENzIEruNg VON NAcH DEM TrOcKENVErFAHrEN HErgESTEllEN FASErplATTEN<br />

Werkstoffbezeichnung Kurzbezeichnung rohdichtebereich<br />

Hochdichte Faserplatte HDF > 800 kg/m³<br />

Mitteldichte Faserplatte MDF < 800 kg/m³ bis > 650 kg/m³<br />

Leichte Faserplatte L-MDF < 650 kg/m³<br />

Ultraleichte Faserplatte UL-MDF < 550 kg/m³


Eine Spezialform der Flachpressplatte ist die <strong>OSB</strong>.<br />

Sie besteht aus langen, dünnen Spänen (Langspäne<br />

oder „Strands“). Da die Streuung der Späne<br />

schichtweise einander überlappend („orientiert“)<br />

erfolgt, ergeben sich in Längs- <strong>und</strong> Querrichtung<br />

unterschiedliche Festigkeitswerte. Aus der orientierten<br />

Streuung leitet sich der englische Name<br />

Oriented Strand Board ab, der sich auch im<br />

deutschsprachigen Raum als technischer Begriff<br />

durchgesetzt hat. Jeder dieser Gr<strong>und</strong>typen wird<br />

in verschiedenen Werkstoffvarianten gefertigt,<br />

auf die später noch näher eingegangen wird.<br />

Bei der Herstellung von <strong>Span</strong>platten<br />

werden die beleimten Späne ein- oder<br />

mehrschichtig auf ein Band oder ein Sieb<br />

gestreut <strong>und</strong> gehen dann in die Presse.<br />

Dort werden sie unter Einwirkung von<br />

Druck <strong>und</strong> Temperatur verpresst. Die<br />

Späne sind dabei parallel <strong>zu</strong>r Plattenebene<br />

ausgerichtet. Die so hergestellten<br />

Werkstoffe werden als Flachpressplatten<br />

bezeichnet. Sie sind gekennzeichnet<br />

durch ein ausgeprägtes Dichteprofil, hohe<br />

Biegefestigkeit <strong>und</strong> ein gutes Stehvermögen.<br />

Werden die beleimten Späne vor der<br />

Heißpressung senkrecht <strong>zu</strong>r Plattenebene<br />

mit Hilfe eines Stempels in einen Heißpressstrang<br />

gestopft, so entstehen die<br />

so genannten Strangpressplatten. Sie<br />

haben bei hoher Quer<strong>zu</strong>gfestigkeit ein<br />

gleichmäßiges Dichteprofil, jedoch eine<br />

deutlich niedrigere Biegefestigkeit <strong>und</strong> ein<br />

geringeres Stehvermögen.<br />

spezial | MAI 2009 11<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Die drei hier behandelten <strong>Holz</strong>werkstoffe bestehen<br />

aus Spänen, Strands oder Fasern sowie<br />

einem organischen Bindemittel. Daneben gibt es<br />

aber auch mit mineralischen Bindemitteln geb<strong>und</strong>ene<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe. In dieser Broschüre werden<br />

als Beispiele für diese Werkstoffgruppe die Gips<strong>und</strong><br />

die Zementspanplatte vorgestellt. Der Ursprung<br />

zementgeb<strong>und</strong>ener <strong>Span</strong>platten liegt im<br />

<strong>Holz</strong>zement, der entwickelt wurde, um einerseits<br />

Baukosten <strong>zu</strong> reduzieren <strong>und</strong> anderseits Gewicht<br />

ein<strong>zu</strong>sparen. Entstanden sind hoch feuchtebeständige,<br />

biologisch resistente <strong>und</strong> mechanisch<br />

beanspruchbare Plattenwerkstoffe auf Basis von<br />

mineralischen Baustoffen.<br />

Ein kleiner Teil der <strong>Holz</strong>werkstoffe wird auch mit<br />

Schutzmitteln behandelt, etwa mit Bioziden gegen<br />

Schädlingsbefall oder mit Feuerschutzsalzen<br />

<strong>zu</strong>r Verbesserung des Brandschutzes. Die Zusätze<br />

unterliegen einer aufwändigen bauaufsichtlichen<br />

<strong>und</strong> ökologischen Bewertung. Hier<strong>zu</strong> gehört vor<br />

allem die Prüfung der Umweltverträglichkeit <strong>und</strong><br />

die Einhaltung der entsprechenden nationalen<br />

Normen. Nur wenn diese gegeben ist, erhalten<br />

die Platten die Zulassung <strong>und</strong> dürfen – nunmehr<br />

eindeutig gekennzeichnet – auf den Markt gebracht<br />

werden.


12<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

2.3.1 Rohstoffe für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

Als Rohmaterialien für <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserwerkstoffe<br />

lassen sich fast alle <strong>Holz</strong>arten verwenden,<br />

darüber hinaus auch viele andere pflanzliche<br />

Rohstoffe. Entscheidend ist somit weniger die<br />

Art als vielmehr die regionale Verfügbarkeit des<br />

Rohstoffs. Zur Herstellung eignen sich hier<strong>zu</strong>lande<br />

alle heimischen Laubholzarten, doch dominieren<br />

als Rohstoffe <strong>zu</strong>meist die Nadelhölzer Fichte<br />

<strong>und</strong> Kiefer. Ohne jede Bedeutung sind tropische<br />

<strong>Holz</strong>arten. In den Anfangsjahren der <strong>Span</strong>platte<br />

waren auch Flachsschäben ein begehrter Rohstoff<br />

für die <strong>Span</strong>plattenfertigung. Der heutige<br />

Rohstoffbedarf der Fertigungsanlagen ist aber<br />

so groß, dass er auf diese Weise nicht mehr <strong>zu</strong><br />

decken ist. Desgleichen sind die Ansätze, Stroh<br />

<strong>und</strong> andere landwirtschaftliche Reststoffe <strong>zu</strong>r industriellen<br />

Fertigung von <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />

<strong>zu</strong> nutzen, weniger aus technologischen als vielmehr<br />

aus Gründen der gesicherten Versorgung<br />

der dauerhaften Logistik <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

begrenzt.<br />

Fast alle <strong>Holz</strong>werkstoffe enthalten synthetische<br />

Klebstoffe. Obgleich über viele Jahre die Entwicklung<br />

von Klebstoffen aus natürlichen Rohstoffen<br />

durch Forschungen vorangetrieben wurde, konnten<br />

sich derartige Bindemittelsysteme bisher sowohl<br />

aus technologischen Gründen als auch aus<br />

Gründen der Verfügbarkeit nicht durchsetzen.<br />

Für Platten mit nicht feuchtebeständiger Verleimung<br />

werden nahe<strong>zu</strong> ausschließlich Harnstoffharze<br />

(UF) verwendet. Sie ergeben in rascher<br />

Aushärtungsreaktion hochwertige, allerdings<br />

nicht gegen Feuchteeinwirkung oder Wasserdampf<br />

beständige Verklebungen. Wegen der<br />

nachträglichen Formaldehydabgabe sind die<br />

Leimharze so eingestellt, dass sie sicher die<br />

gesetzlichen Anforderungen der Emissionsklasse<br />

E1 erfüllen. Für feuchtebeständige Verleimungen<br />

werden vor allem Phenol- <strong>und</strong> modifizierte<br />

Melaminleimharze (PF <strong>und</strong> MUF) sowie polymeres<br />

Diphenylmethandiisocyanat (PMDI) eingesetzt.<br />

Die Phenolharze geben Formaldehyd nur noch<br />

in Spuren ab, PMDI ist völlig emissionsfrei. Beide<br />

Bindemittel sind hochwertige Klebstoffe <strong>und</strong><br />

äußerst beständig gegen die Einwirkung von<br />

Feuchtigkeit <strong>und</strong> Chemikalien. Die mit Harnstoff<br />

modifizierten Melaminleimharze sind ähnlich<br />

reaktiv wie die UF-Harze <strong>und</strong> ergeben hochwertige<br />

Verleimungen. Auch sie können nachträglich<br />

geringe Mengen an Formaldehyd abgeben. Die<br />

heutigen MUF-Leimharze sind aber werksseitig so<br />

eingestellt, dass sie die Werte der Emissionsklasse<br />

E1 sicher einhalten (siehe auch Abschnitt 2.6).<br />

Zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten nach DIN EN<br />

634-2 bestehen <strong>zu</strong> etwa 60 Vol.% aus <strong>Holz</strong>spänen<br />

<strong>und</strong> <strong>zu</strong> etwa 40 Vol.% aus Zement <strong>und</strong><br />

Zusatzstoffen. Der Verb<strong>und</strong> der <strong>Holz</strong>späne erfolgt<br />

lediglich durch das Abbinden der mineralischen<br />

Stoffkomponenten. Die in die Zementmasse<br />

eingeb<strong>und</strong>en Späne dienen als Armierung <strong>und</strong><br />

erhöhen in erheblichem Maße die Biegefestigkeit<br />

der Platten. Vergleichbares gilt für <strong>Span</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Faserplatten</strong>, die Gips oder Magnesit als mineralische<br />

Komponente enthalten.


2.3.2 Verwendungsbereiche<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe werden vor allem im Bauwesen<br />

<strong>und</strong> im Verpackungswesen häufig im Roh<strong>zu</strong>stand<br />

eingesetzt. In anderen Anwendungen, z. B. im<br />

Innenausbau <strong>und</strong> im Möbelbau werden sie <strong>zu</strong>meist<br />

für die Anwendung lackiert oder mit einem<br />

Dekorpapier, einem Laminat, einer Folie oder<br />

einem Edelfurnier beschichtet. Die Beschichtung<br />

erfolgt werksseitig bereits bei der Fertigung oder<br />

als nachträglicher Bearbeitungsschritt beim Verarbeiter.<br />

Es gibt weiterhin geformte <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

<strong>und</strong> speziell ausgerüstete Werkstofftypen. Die<br />

Auswahl der Varianten ist sehr groß <strong>und</strong> eröffnet<br />

den Materialien eine ebenso große Vielfalt von<br />

Anwendungen <strong>und</strong> Einsatzbereichen. Man ordnet<br />

den <strong>Holz</strong>werkstoffen drei Verwendungstypen<br />

<strong>zu</strong>:<br />

– Allgemeine Zwecke<br />

– Bauzwecke<br />

– Sonderzwecke<br />

Auf den Verwendungszweck abgestimmt werden<br />

bei der Verleimung zwei Gruppen von Klebstoffen<br />

unterschieden:<br />

– Bindemittel für nicht feuchtebeständige<br />

Verleimungen<br />

– Bindemittel für feuchtebeständige<br />

Verleimungen<br />

Je nach Art der Verleimung wird der <strong>Holz</strong>werkstoff<br />

dann in der Außenanwendung sowie<br />

feuchtegefährdeten Innenbereichen (feuchtebeständige<br />

Verleimung) oder im trockenen<br />

Innenraumbereich sowie im Möbelbau (nicht<br />

feuchtebeständige Verleimung) eingesetzt.<br />

Sonderzwecke werden durch brandgeschützte<br />

oder mit Bioziden ausgerüstete Spezialplatten<br />

abgedeckt. Auch zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten<br />

können im Innen- <strong>und</strong> Außenbereich vielfältig<br />

eingesetzt werden.<br />

spezial | MAI 2009 13<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

2.4 Herstellung von <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />

Bei der Herstellung von <strong>Span</strong>platten in<br />

Flachpressweise werden Wald- <strong>und</strong> Resthölzer<br />

<strong>zu</strong>nächst zerspant <strong>und</strong> getrocknet. Nach<br />

Absiebung des <strong>Holz</strong>staubs wird das in Grob- <strong>und</strong><br />

Feinspäne getrennte <strong>Span</strong>material mit einem<br />

Klebstoff beleimt <strong>und</strong> <strong>zu</strong> Rohmatten gestreut.<br />

Diese bestehen aus zwei Deckschichten, welche<br />

die Feinspäne enthalten <strong>und</strong> einer Mittelschicht,<br />

welche das grobe <strong>Span</strong>material enthält. Das so<br />

erhaltene Rohvlies wird vorverdichtet <strong>und</strong> dann<br />

in heute <strong>zu</strong>meist kontinuierlichen Pressen unter<br />

Einwirkung von Wärme <strong>und</strong> Druck <strong>zu</strong>r <strong>Span</strong>platte<br />

verpresst. Nach der Pressung werden die<br />

heißen Platten besäumt, abgekühlt <strong>und</strong> für die<br />

Endbearbeitung geschliffen. Die Platten werden<br />

häufig bereits für die Weiterverarbeitung<br />

beschichtet <strong>und</strong> <strong>zu</strong>geschnitten. Großformatige<br />

Platten lassen sich durch Verschnittoptimierung<br />

mit minimalem Ausschuss auf das gewünschte<br />

Kleinformat <strong>zu</strong>schneiden. Verschnitt- <strong>und</strong> Besäumungsreste<br />

werden in die Produktion <strong>zu</strong>rückgeführt,<br />

Schleif- <strong>und</strong> Siebstäube <strong>zu</strong>r Erzeugung<br />

von Trocknungs- <strong>und</strong> Prozessenergie werksintern<br />

thermisch genutzt. Seit einigen Jahren werden<br />

<strong>zu</strong>dem <strong>Span</strong>platten produziert, die sowohl in<br />

der Deckschicht als auch in der Mittelschicht<br />

aus Grobspänen bestehen. Diese werden <strong>zu</strong>m<br />

Teil auch ungeschliffen im <strong>Holz</strong>bau <strong>und</strong> in der<br />

Verpackungsindustrie eingesetzt. Die Herstellung,<br />

Aufbereitung <strong>und</strong> Beleimung der Späne bei der<br />

Herstellung von Strangpressplatten ist vergleichbar<br />

mit der von Flachpressplatten. Die beleimten<br />

Späne werden dann aber nicht auf Bänder oder<br />

Siebe gestreut, sondern in Strangpressen gestopft.<br />

Die Aushärtung der Bindemittel erfordert<br />

auch hier den Einsatz erhöhter Temperaturen.<br />

Die fertigen Platten haben eine gleichmäßige<br />

Oberfläche <strong>und</strong> brauchen nicht geschliffen <strong>zu</strong>


14<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

werden. Wegen der niedrige Biegefestigkeit <strong>und</strong><br />

dem geringen Stehvermögen werden die Platten<br />

aber <strong>zu</strong>meist mit dünnen Furnieren oder Sperrhölzern<br />

beplankt.<br />

Die Herstellung von <strong>OSB</strong> ist ähnlich denen<br />

von Flachpressplatten, nur werden hier aus den<br />

Rohstoffen so genannte Langspäne hergestellt,<br />

die dann orientierend gestreut werden. Auch<br />

weisen die fertigen <strong>OSB</strong> häufig eine Oberfläche<br />

auf, die nicht mehr geschliffen werden braucht.<br />

Die Versiegelung der <strong>OSB</strong>-Oberflächen durch die<br />

Heißpressung führt <strong>zu</strong> quasi wasserabweisenden<br />

Eigenschaften, die im Bau- <strong>und</strong> Verpackungsbereich<br />

von Vorteil sind.<br />

Während <strong>Span</strong>werkstoffe <strong>und</strong> <strong>OSB</strong> so vollständig<br />

nach dem Trockenprozess hergestellt werden,<br />

ist bei der <strong>Faserplatten</strong>herstellung <strong>zu</strong>nächst<br />

ein mit Wasser verb<strong>und</strong>ener Aufschluss erforderlich.<br />

Dieser erfolgt mit aus entrindetem <strong>Holz</strong><br />

hergestellten Hackschnitzeln, die unter Druck<br />

<strong>und</strong> Temperaturen von bis <strong>zu</strong> etwa 200 °C in<br />

Wasser thermo-hydrolytisch vorgekocht <strong>und</strong><br />

dann mechanisch zerfasert werden. Die feuchten<br />

Fasern werden beim Nassverfahren auf Sieben<br />

<strong>zu</strong> Faservliesen geformt <strong>und</strong> unter Druck <strong>und</strong><br />

Temperatur <strong>zu</strong> harten, mittelharten oder porösen<br />

Platten verpresst. Den Platten wird kein oder nur<br />

geringe Mengen eines Bindemittels <strong>zu</strong>gefügt.<br />

Beim Trockenverfahren werden die feuchten<br />

Fasern <strong>zu</strong>nächst beleimt, dann getrocknet, <strong>zu</strong><br />

Vliesen gestreut <strong>und</strong> vergleichbar den <strong>Span</strong>platten<br />

verpresst. In jüngerer Vergangenheit werden<br />

<strong>zu</strong>nehmend auch Verfahren der Trockenbeleimung<br />

eingesetzt. Hierbei wird der Leim auf<br />

die bereits getrockneten Fasern aufgebracht.<br />

Hierdurch können die Bindemittel<strong>zu</strong>gabe deutlich<br />

abgesenkt <strong>und</strong> die Herstellungskosten der<br />

<strong>Faserplatten</strong> merklich verringert werden. Je nach<br />

Rohdichte der Faserplatte unterscheidet man<br />

– hochdichte <strong>Faserplatten</strong> (HDF),<br />

– mitteldichte <strong>Faserplatten</strong> (MDF),<br />

– leichte <strong>Faserplatten</strong> (Leicht-MDF oder L-MDF),<br />

– ultraleichte <strong>Faserplatten</strong> (ultraleichte MDF).<br />

Moderne Werke der <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie stellen<br />

dabei mehrere Produkte – z. B. <strong>OSB</strong> <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />

oder <strong>OSB</strong> <strong>und</strong> <strong>Span</strong>platten – in einem<br />

Werk mit verschiedenen Fertigungslinien her, um<br />

so den Rohstoff <strong>Holz</strong> besser nutzen <strong>zu</strong> können.<br />

Die Herstellung zementgeb<strong>und</strong>ener <strong>Span</strong>platten<br />

unterscheidet sich wesentlich von der der<br />

anderen <strong>Holz</strong>werkstoffe. In einer Mischanlage<br />

werden <strong>zu</strong>nächst Zement, Mineralisierungsstoffe,<br />

Wasser <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>späne gemischt. Dieses Stoffgemisch<br />

wird über ein spezielles Streuverfahren auf<br />

Stahlbleche gestreut <strong>und</strong> unter großem Druck<br />

verpresst. Nach dem Pressen wird die rohe Platte<br />

durch gezielte Steuerung von Temperatur <strong>und</strong><br />

Feuchtigkeit nachbehandelt. In dieser Zeit hydratisieren<br />

die enthaltenen Bindemittel <strong>und</strong> sorgen<br />

so für eine Verfestigung des Baustoffs. Vor der<br />

Auslieferung werden zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten<br />

bis <strong>zu</strong> einer definierten Materialfeuchte<br />

getrocknet.


2.5 Oberflächenveredelung<br />

Üblicherweise werden <strong>Holz</strong>werkstoffe für die<br />

Anwendung mit Oberflächenbeschichtungen<br />

versehen. Die Beschichtung erfolgt häufig bereits<br />

werksseitig. Die Möglichkeiten in der Oberflächenbehandlung<br />

sind vielfältig, die Technologien<br />

werden ständig weiterentwickelt <strong>und</strong> setzen<br />

neue Trends vor allem im Möbel- <strong>und</strong> Innenausbau.<br />

Dekorative Oberflächen haben daher stetig<br />

an Bedeutung gewonnen <strong>und</strong> sind heute in einer<br />

praktisch unbegrenzten Menge von Dekorvarianten<br />

<strong>und</strong> Beanspruchungssklassen erhältlich.<br />

Die <strong>Holz</strong>werkstoffe werden dabei mit Furnieren,<br />

Melaminfilmen, Papierfolien <strong>und</strong> Dekorpapieren,<br />

thermoplastischen Folien, dekorativen Schichtstoffen<br />

(Laminate) sowie Lacken veredelt. Diese<br />

Vielzahl von Oberflächenveredelungen wird<br />

in den verschiedensten Anwendungsgebieten<br />

eingesetzt:<br />

– Fronten, Korpusse <strong>und</strong> Elemente von Möbeln<br />

– Wandelemente, Wand- <strong>und</strong> Deckenpaneele,<br />

Fußböden sowie Türen für den Innenausbau<br />

– Inneneinrichtungen für Fahrzeuge, Wohn-<br />

wagen, Waggons, Schiffskabinen<br />

– Spezielle Anwendungen wie Schalungsplatten<br />

Die festen Beschichtungsmaterialien werden mit<br />

Pressen oder Kaschieranlagen auf die geschliffenen<br />

Platten aufgebracht. Bei den <strong>Faserplatten</strong><br />

oder bei <strong>Span</strong>platten mit besonders hochwertigen<br />

Deckschichten werden auch Lacke <strong>zu</strong>r<br />

direkten Oberflächenveredelung verwendet.<br />

Diese müssen vor dem Lackauftrag in Lackierstraßen<br />

besonders sorgfältig feingeschliffen werden.<br />

Moderne Lacke sind dabei aus Gründen des<br />

Umweltschutzes wasserbasiert oder nahe<strong>zu</strong> bis<br />

vollständig lösemittelfrei („High-Solids“, Pulverlacke).<br />

spezial | MAI 2009 15<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

2.6 Emissionen<br />

<strong>Holz</strong> enthält geringe Mengen an natürlichen<br />

flüchtigen <strong>Holz</strong>inhaltsstoffen. Diese sind ges<strong>und</strong>heitlich<br />

unbedenklich, machen sich aber im charakteristischen<br />

Geruchsbild des frischen <strong>Holz</strong>es<br />

bemerkbar. Gleichwohl sind die meisten <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

emissionsarm, insbesondere <strong>Span</strong><strong>und</strong><br />

<strong>Faserplatten</strong>. <strong>OSB</strong> aus Fichte oder Kiefer<br />

weisen häufig noch den typischen Nadelholzgeruch<br />

auf, der auf die natürlichen Harzbestandteile<br />

<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist. Auch hiervon gehen keine<br />

Ges<strong>und</strong>heitsgefahren aus.<br />

Formaldehyd wird in Spuren von pflanzlicher<br />

Materie, also auch <strong>Holz</strong>, abgegeben. Somit<br />

setzen die mit PMDI verleimten <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

Formaldehyd lediglich im Bereich der natürlichen<br />

<strong>Holz</strong>emissionen frei. Dies gilt im Wesentlichen<br />

für alle Verleimungen auf Basis von Phenolleimharzen.<br />

Etwas höher sind die Emissionswerte<br />

von <strong>Holz</strong>werkstoffen, die mit Melamin- <strong>und</strong><br />

Harnstoffharzen verleimt wurden. Der Gesetzgeber<br />

<strong>und</strong> die Normung begrenzen die Formaldehydabgabe<br />

jedoch auf die strengen Werte der<br />

Emissionsklasse E1. Die Einhaltung dieser Norm<br />

wird im Werk durch eine laufende Produktionskontrolle<br />

überprüft. Die meisten Hersteller lassen<br />

ihre Produkte <strong>zu</strong>dem <strong>zu</strong>sätzlich in regelmäßigen<br />

Abständen durch zertifizierte externe Prüfstellen<br />

überwachen. Bei bauaufsichtlich <strong>zu</strong>gelassenen<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffen ist die externe Überwachung<br />

verpflichtend.<br />

Zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten sind geruchsneutral<br />

<strong>und</strong> nahe<strong>zu</strong> emissionsfrei.


16<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Die Formaldehydabgabe von <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />

<strong>und</strong> damit hergestellten<br />

Produkten ist in Deutschland seit 1986<br />

gesetzlich auf eine Ausgleichskonzentration<br />

von maximal 0,1 ml/m³ (ppm: parts<br />

per million) begrenzt. Die Einhaltung des<br />

äußerst niedrigen Emissionswerts wird in<br />

einer Prüfkammer nach der europäischen<br />

Norm DIN EN 717-1 ermittelt. Für die<br />

regelmäßige Produktionskontrolle wird<br />

die Perforator-Methode nach DIN EN 120<br />

oder die Gasanalyse-Methode nach DIN<br />

EN 717-2 eingesetzt. <strong>Holz</strong>werkstoffe, die<br />

diesen Emissionswert einhalten oder unterschreiten,<br />

werden der Emissionsklasse<br />

E1 <strong>zu</strong>geordnet. In Deutschland gefertigte<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe halten den Grenzwert<br />

nicht nur ein, sondern unterschreiten<br />

diesen in der Regel deutlich, häufig bis in<br />

den Bereich der natürlichen Konzentration<br />

des <strong>Holz</strong>es. Besonders hohe Anforderungen<br />

gibt es im Baubereich. Hier<br />

werden von der Qualitätsgemeinschaft<br />

Deutscher Fertigbau <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> <strong>OSB</strong><br />

verwendet, deren Emissionswert maximal<br />

0,03 ppm betragen darf. Auch im<br />

Bereich der Möbelfertigung hat sich in der<br />

jüngeren Vergangenheit eine Begren<strong>zu</strong>ng<br />

auf etwa 60 % des gesetzlichen<br />

Emissionswertes durchgesetzt. Durch die<br />

Beschichtung der Platten wird die Formaldehydabgabe<br />

in der Regel deutlich weiter<br />

abgesenkt. Die Formaldehydemissionen<br />

liegen dann häufig im Bereich der Werte<br />

von naturbelassenem <strong>Holz</strong>.<br />

2.7 Entsorgung von Reststoffen<br />

Bei der Herstellung von <strong>Holz</strong>werkstoffen fallen<br />

folgende Reststoffe in Mengen bis etwa<br />

20 Prozent an:<br />

– Rinden<br />

– Sieb- <strong>und</strong> Schleifstäube<br />

– Sägespäne <strong>und</strong> Verschnittreste<br />

– Fehlschüttungen <strong>und</strong> Plattenausschuss<br />

Die Rinden werden entweder energetisch genutzt<br />

oder <strong>zu</strong>r Bodenabdeckung <strong>und</strong> Kompostierung<br />

in den Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau abgegeben.<br />

Die <strong>Holz</strong>werkstoffherstellung zeichnet sich daher<br />

durch eine praktisch geschlossene <strong>und</strong> vollständige<br />

Rohstoffverwertung aus. Produktionsreste,<br />

die als Abfall einer geordneten Entsorgung<br />

<strong>zu</strong>geführt werden müssen, treten nicht oder nur<br />

in marginalen Mengen auf.<br />

Auch fast alle anderen Reststoffe werden<br />

produktionsintern verwendet. Die Sieb- <strong>und</strong><br />

Schleifstäube werden vor allem <strong>zu</strong>r Behei<strong>zu</strong>ng<br />

der Faser- <strong>und</strong> Spänetrockner eingesetzt, die<br />

anderen Reststoffe werden bis auf die Rinde vielfach<br />

in den Produktionskreislauf <strong>zu</strong>rückgeführt.<br />

Viele Betriebe der <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie haben<br />

<strong>zu</strong>dem eigene Biomasse-Heizkraftwerke <strong>zu</strong>r<br />

Erzeugung von Prozess- <strong>und</strong> Heizwärme. Über<br />

Generatoren <strong>und</strong> Dampfturbinen kann auch elektrischer<br />

Strom erzeugt werden. Diese autonome<br />

Energieversorgung vermeidet Wärmeenergie <strong>und</strong><br />

Strom aus fossilen Brennstoffen oder Kernenergie.<br />

Die mit hochwertiger Feuerungs- <strong>und</strong><br />

Abgasreinigungstechnik ausgerüsteten Anlagen<br />

nutzen auch belastete Reststoffe <strong>und</strong> Althölzer<br />

aus anderen Bereichen.


Für mit UF-Harzen verleimte Plattenreste<br />

wurde <strong>zu</strong> Beginn der 90er Jahre des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts ein Recyclingverfahren<br />

entwickelt, das die Rückgewinnung von<br />

Spänen aus Produktionsresten sowie<br />

aus Altmöbeln, die aus <strong>Span</strong>platten<br />

hergestellt wurden, ermöglicht. Das mit<br />

mehreren Umweltpreisen ausgezeichnete<br />

Verfahren wurde in zwei <strong>Span</strong>plattenwerken<br />

über mehrere Jahre eingesetzt.<br />

Dabei wurden insgesamt etwa 700.000 t<br />

Recyclingspäne gewonnen <strong>und</strong> <strong>zu</strong> neuen<br />

<strong>Span</strong>platten verarbeitet. Die gestiegenen<br />

Energiekosten, aber auch die staatlich<br />

verfügte Förderung der Verstromung von<br />

Altholz haben da<strong>zu</strong> geführt, dass das<br />

in idealer Weise die Forderungen einer<br />

Kreislaufwirtschaft umsetzende Recyclingverfahren<br />

Ende 2008 eingestellt werden<br />

musste.<br />

Der private Verwender darf nach vorliegender<br />

Gesetzeslage <strong>Holz</strong>werkstoffreste nicht in Kleinöfen<br />

<strong>und</strong> Kaminen verbrennen. Kleinmengen<br />

kann er aber problemlos in den Hausmüll geben.<br />

Größere Mengen an <strong>Holz</strong>werkstoffresten <strong>und</strong> gebrauchten<br />

Möbeln lassen sich über den Sperrmüll<br />

entsorgen oder können in den Sammelstellen der<br />

Abfallentsorger für Altholz abgegeben werden.<br />

spezial | MAI 2009 17<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong>


18<br />

Abb. 3.1: Anwendungsbereiche<br />

für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

in Europa (ohne russland<br />

<strong>und</strong> Türkei)<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

3 _ Anwendungen<br />

3.1 Übersicht<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe sind hochmoderne, innovative<br />

Materialien, die sich durch hervorragende Leistungsmerkmale<br />

sowie gute Eigenschaften in der<br />

Be- <strong>und</strong> Verarbeitung in Verbindung mit günstigen<br />

Preisen auszeichnen. Eingesetzt werden sie<br />

hier<strong>zu</strong>lande vor allem in folgenden Bereichen:<br />

– Bauwesen <strong>und</strong> Innenausbau<br />

– Möbelbau<br />

– Dämmstoffe<br />

– Fußböden<br />

– Türen<br />

– Verpackungswesen<br />

– Fahrzeugbau<br />

– Do-It-Yourself-Bereich<br />

– Sonderanwendungen<br />

Produktion <strong>und</strong> Verbrauch der <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

haben dabei in den vergangenen Jahrzehnten<br />

erheblich <strong>zu</strong>genommen. Auch <strong>zu</strong>künftig sind<br />

Wachstumspotenziale erkennbar. Abb. 3.1 zeigt<br />

die wichtigsten Anwendungsbereiche für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

in Europa. Die Angaben sind auch für<br />

Deutschland repräsentativ.<br />

3.2 Bauwesen <strong>und</strong> Innenausbau<br />

Das Bauwesen <strong>und</strong> der Innenausbau sind nach<br />

dem Möbelbau die bedeutendsten Anwendungsbereiche<br />

für <strong>Holz</strong>werkstoffe. Dabei gelten<br />

nationale <strong>und</strong> europäische Regelungen. Abb. 3.2<br />

gibt eine Übersicht.<br />

Die <strong>Holz</strong>werkstoffe werden durch die verschiedenen<br />

produktspezifischen Normen in Typenklassen<br />

eingeteilt. Diese legen Anforderungen für<br />

den jeweiligen Anwendungsbereich fest, wobei<br />

in Trocken- <strong>und</strong> Feuchtbereich sowie Außenanwendung<br />

differenziert wird.


Abb. 3.2: Übersicht der<br />

regelungen für die Anwendung<br />

von <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />

im Baubereich<br />

Gr<strong>und</strong>lage der<br />

Verwendbarkeit<br />

Technische Regel bzw.<br />

Verwendungsnachweis<br />

Nachweis der<br />

Übereinstimmung<br />

Kennzeichnung<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe im Bauwesen<br />

Übersicht <strong>zu</strong> Regelungen für die Anwendung<br />

National Eropäisch<br />

Geregeltes Bauprodukt nach<br />

Bauregelliste A Teil 1<br />

Produktnormen<br />

DIN bzw. DIN EN<br />

allgem. bauaufs.<br />

Zulassung (abZ)<br />

Übereinstimmungsverfahren<br />

§§ 22 bis 25<br />

Ü-Zeichen<br />

(CE-Zeichen <strong>zu</strong>sätzlich möglich)<br />

Geregelt nach<br />

Bauproduktgesetz (BauPG)<br />

europäische harmonisierte<br />

Norm (EN)<br />

europ. technische<br />

Zulassung (ETA)<br />

Konformität nach § 8 Bau PG<br />

CE-Zeichen nach DIN EN 13 986<br />

Tab. 3.1: ANWENDuNgSBrEIcHE uND TypKlASSEN FÜr DIE HOlzWErKSTOFFE SpANplATTE, <strong>OSB</strong>,<br />

MITTElDIcHTE FASErplATTE uND zEMENTgEBuNDENE SpANplATTE NAcH DIN EN 13 986<br />

Anwendungsbereiche<br />

für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

Nicht tragend<br />

Tragend<br />

Allgemeine Zwecke im Trockenbereich<br />

Inneneinrichtungen (Möbel) im<br />

Trockenbereich<br />

Nicht tragende Zwecke im Feuchtbereich<br />

Allgemeine Zwecke im Außenbereich<br />

<strong>Span</strong>platten<br />

nach DIN<br />

EN 312<br />

<strong>OSB</strong>-Platten<br />

nach DIN<br />

EN 300<br />

<strong>Faserplatten</strong>,<br />

MDF nach DIN<br />

P1 <strong>OSB</strong>/1 MDF<br />

P2 <strong>OSB</strong>/1<br />

EN 622-5<br />

P3 MDF.H<br />

Zementgeb.<br />

<strong>Span</strong>platten<br />

nach DIN EN<br />

634-1/-2<br />

Tragende Zwecke im Trockenbereich P4 <strong>OSB</strong>/2 MDF.LA EN 634<br />

Tragende Zwecke im Feuchtbereich P5 <strong>OSB</strong>/3 MDF.HLS EN 634<br />

Hochbelastbare Platte für tragende<br />

Zwecke im Trockenbereich<br />

Hochbelastbare Platten für Zwecke<br />

im Feuchtbereich<br />

P6<br />

spezial | MAI 2009 19<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

P7 <strong>OSB</strong>/4<br />

Tragende Zwecke im Außenbereich EN 634


Abb. 3.3: Ü-zeichen<br />

20<br />

Abb. 3.4 <strong>und</strong> 3.5: Errichtung<br />

eines Hauses aus vorgefertigten<br />

HW-Elementen<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe für den Baubereich müssen<br />

dauerhaft gekennzeichnet sein. In Europa wird<br />

die Konformität mit den einschlägigen Normen<br />

durch das CE-Zeichen dokumentiert. Die Überwachung<br />

der <strong>Holz</strong>werkstoffe für den Baubereich<br />

erfolgt nach der Norm DIN EN 13986. In<br />

Deutschland gibt es gemäß Bauregelliste A, Teil<br />

1 eine nationale Norm, mit der die Verwendung<br />

geregelt wird <strong>und</strong> für besondere Anwendungen<br />

<strong>und</strong> herausgehobene Eigenschaftsprofile auch<br />

eine „Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung“,<br />

beide verb<strong>und</strong>en mit dem so genannten Ü-Zeichen.<br />

Der Stempelaufdruck oder die Kennzeichnung<br />

auf dem Lieferschein zeigt das Übereinstim-<br />

mungszeichen, die <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>e liegende Norm oder<br />

die bauaufsichtliche Zulassungsnummer (Abb.<br />

3.3). Weitere Hinweise betreffen die fremdüberwachende<br />

Stelle, den Plattentyp, die Emissionsklasse<br />

<strong>und</strong> die Dicke.<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe sind dabei die idealen Materialien<br />

für den Trockenbau. Bei der Trockenbauweise<br />

werden keine wasserhaltigen Baustoffe<br />

wie Beton oder mineralische Putze <strong>und</strong> Estriche<br />

verwendet bzw. <strong>zu</strong>r Errichtung des Gebäudes<br />

oder von Teilen desselben eingesetzt. Die damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Zeit- <strong>und</strong> Kostenersparnis bringt<br />

auch erhebliche Vorteile für das Gesamtvorhaben.<br />

Zu den Einsatzgebieten der Trockenbauweise<br />

gehören vor allem<br />

– Deckenbekleidungen <strong>und</strong> Unterdecken,<br />

– Wandbekleidungen sowie Installations- <strong>und</strong><br />

Montagewände,<br />

– Bodensysteme <strong>und</strong><br />

– Einbauten, Verkleidungen sowie Däm-<br />

mungen.<br />

Eine verbreitete Form des Trockenbaus ist der<br />

<strong>Holz</strong>tafelbau, umgangssprachlich auch <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

genannt, bei dem sich Vollholz<br />

<strong>und</strong> <strong>Holz</strong>werkstoffe ergänzen. Ein Gerüst aus<br />

Vollholzbalken trägt <strong>und</strong> verleiht dem Gebäude<br />

Stabilität. Die aufgebrachten Platten aus <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />

verleihen der Konstruktion Steifigkeit<br />

<strong>und</strong> bilden gleichzeitig die geschlossene Oberfläche.<br />

Eine geometrische Gr<strong>und</strong>ordnung mit standardisierten<br />

Abständen der tragenden Gerüstteile<br />

ermöglicht industrielle Fertigungsformen. Mit den<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffen gewann damit die Vorfertigung<br />

großformatiger Elemente an Bedeutung, die erst<br />

auf der Baustelle <strong>zu</strong>m eigentlichen Gebäude<br />

<strong>zu</strong>sammengefügt werden (Abb. 3.4 <strong>und</strong> 3.5).


Die relativ leichten Elemente lassen sich gut<br />

transportieren <strong>und</strong> montieren. Das vermindert<br />

die Baukosten <strong>und</strong> wirkt sich positiv auf die<br />

Bauzeit aus, denn für fast alle oben genannten<br />

Anwendungen gibt es spezielle <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

<strong>und</strong> Systemlösungen auf Basis von <strong>Holz</strong>werkstoffen,<br />

die einen zügigen <strong>und</strong> kostengünstigen<br />

Baufortschritt ermöglichen. Fertighäuser werden<br />

bis auf F<strong>und</strong>ament oder Keller praktisch komplett<br />

aus vorgefertigten Bauteilen in dieser Bauweise<br />

erstellt. Moderne Häuser aus <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />

weisen die gleiche Qualität <strong>und</strong> Werterhaltung<br />

auf wie in anderer Bauweise erstellte Gebäude.<br />

Je nach Art der Verleimung <strong>und</strong> Beschichtung<br />

kommen <strong>Holz</strong>werkstoffe innen oder außen <strong>zu</strong>m<br />

Einsatz für<br />

– Teile der statisch wirksamen Konstruktion,<br />

– konstruktive flächige Anwendungen in<br />

Wänden, Decken <strong>und</strong> Fußböden,<br />

– flächige Anwendungen als Fassadenelemente,<br />

– Türen,<br />

– den Innenausbau <strong>und</strong><br />

– dekorative Funktionen.<br />

Bei hoher Festigkeit sind <strong>Holz</strong>werkstoffe relativ<br />

leicht, <strong>und</strong> damit sehr wirtschaftlich in der<br />

baulichen Anwendung. Stehvermögen <strong>und</strong><br />

Trageverhalten sind entscheidende Eigenschaften<br />

für den Einsatz von <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> <strong>OSB</strong> als<br />

Konstruktionsmaterial von Häusern. Sie erhöhen<br />

die Steifigkeit der Konstruktion <strong>und</strong> bilden gleichzeitig<br />

eine ebene Gr<strong>und</strong>lage für Bekleidungen<br />

<strong>und</strong> Beschichtungen. Besonders hochfeste <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

oder <strong>Holz</strong>werkstoffe mit besonderen<br />

Eigenschaften (Brandschutz, Pilzschutz) haben<br />

darüber hinaus eine bauaufsichtliche Zulassung.<br />

Sie eignen sich nicht nur ideal für die Trockenbauweise,<br />

sondern isolieren thermisch gut <strong>und</strong><br />

ermöglichen großflächige Elementdimensionen.<br />

spezial | MAI 2009 21<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Beim großflächigen Einbau ist <strong>zu</strong> beachten, dass<br />

es durch Schwankungen der Luftfeuchtigkeit<br />

<strong>zu</strong> Quellungen kommen kann. Bei der Montage<br />

ist daher stets ein Abstand von 1-2 Millimetern<br />

zwischen den Platten erforderlich. Die Konstruktionen<br />

lassen sich <strong>zu</strong>dem flexibel <strong>zu</strong>schneiden <strong>und</strong><br />

mit relativ einfachen Werkzeugen im Werk oder<br />

auf der Baustelle sägen, nageln oder verschrauben.<br />

Der klassische <strong>Holz</strong>werkstoff für Fassadenplatten<br />

ist das Sperrholz (siehe INFORMATI-<br />

ONSDIENST HOLZ spezial Sperrholz). <strong>Span</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Faserplatten</strong> üblicher Art sind für diese Anwendung<br />

weniger geeignet. Es gibt aber Hochdruck-<br />

Formteile aus <strong>Holz</strong>spänen <strong>und</strong> einem hochwertigen<br />

Leimharz, die bereits bei der Herstellung<br />

mit witterungsfesten Beschichtungen versehen<br />

sind. Sie sind bruch-, schlag- <strong>und</strong> wetterfest <strong>und</strong><br />

äußerst dimensionsstabil. Verschiedene Farben,<br />

Formen <strong>und</strong> Strukturen eröffnen vielfältige Möglichkeiten,<br />

Hausfassaden individuell <strong>zu</strong> gestalten<br />

(Abb. 3.6). Es gibt sie auch als Verlegelemente<br />

mit Nut-Feder-Verbindung für horizontale,<br />

vertikale <strong>und</strong> diagonale Ausrichtung. Mit diesen<br />

Profiltypen sind klar strukturierte Fassaden<br />

oder Fassadenflächen in klassischem<br />

Stülpschalungseffekt erreichbar.<br />

Abb. 3.6: Fassade aus <strong>Holz</strong>werkstoffelementen


22<br />

Abb. 3.7: Dekorativ gestalteter<br />

Innenraum<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Die nach diesem Verfahren hergestellten Formteile<br />

gibt es weiterhin in zahlreichen anderen<br />

Formen, Formaten <strong>und</strong> Funktionen, die sich<br />

hervorragend als Tischplatten für Garten- <strong>und</strong><br />

Gastronomiemöbel, als Bekleidungen <strong>und</strong> Geländersysteme<br />

von Balkonen oder als Fensterbänke<br />

<strong>und</strong> Fensterbretter einsetzen lassen. Bei unterschiedlichsten<br />

Design <strong>und</strong> Farbton ergeben sich<br />

so Produkte mit höchster Beständigkeit gegen<br />

dauerhafte Nässe, klirrende Winterkälte <strong>und</strong><br />

heiße Sommerwärme.<br />

Die <strong>Span</strong>platte für den Innenausbau ist ein<br />

vielfach bewährter Baustoff. Es gibt sie für den<br />

Trocken- <strong>und</strong> Feuchtraumbereich sowie als Verlegeplatte.<br />

Die Norm DIN EN 312 unterschiedet<br />

dabei 7 Plattentypen (siehe Tabelle 3.1). Für einfache<br />

Anforderungen, z. B. als Verkleidungsplatten<br />

mit nicht tragender Funktion, genügen die<br />

Klassen P2 <strong>und</strong> P3. Für höhere Beanspruchungen<br />

mit aussteifender <strong>und</strong> tragender Funktion im<br />

Trockenbereich werden die Klassen P 4 <strong>und</strong> P 6<br />

empfohlen, P 5 <strong>und</strong> P7 für den Feuchtbereich.<br />

Insbesondere P 7-Platten können als hochbelastbare<br />

Platten für tragende Zwecke im Feuchtbereich<br />

eingesetzt werden <strong>und</strong> eignen sich neben<br />

der Verwendung als aussteifende Scheibe auch<br />

für den Einsatz als Verlegeplatten bei größeren<br />

<strong>Span</strong>nweiten der Balkenlage. Die <strong>zu</strong>r Verlegung<br />

vorgesehenen <strong>Span</strong>platten werden in der Regel<br />

mit einem Nut- <strong>und</strong> Feder-Profil angeboten.<br />

Designer <strong>und</strong> Architekten setzen <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

nicht nur aus konstruktiven sondern auch aus<br />

optischen <strong>und</strong> raumklimatischen Gründen ein.<br />

Einbaufertige Dekorationsplatten aus beschichteten<br />

oder lackierten <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />

in vielfältigen Farben <strong>und</strong> Formaten vermitteln<br />

ein einzigartiges Raumgefühl. Derartige Dekorations-<br />

oder Verkleidungsplatten sowie<br />

Wand- <strong>und</strong> Deckenpaneele gestalten Räume<br />

in attraktiver Form (Abb. 3.7). Gebräuchlich sind<br />

<strong>Span</strong>platten, die raumseitig ein Furnier oder<br />

eine dekorative Beschichtung aufweisen. Bei<br />

Wand- <strong>und</strong> Deckenpaneelen werden als Trägerwerkstoffe<br />

vielfach auch MDF verwendet. Die<br />

Paneele können über ein Nut-Feder-System leicht<br />

<strong>und</strong> großflächig verlegt werden. Die DIN EN<br />

622-5 definiert die Anforderungen an Platten für<br />

allgemeine Zwecke <strong>zu</strong>r Verwendung im Trockenbereich.<br />

Bei Anwendung im tragenden Bereich<br />

gelten die Anforderungen an den Plattentyp<br />

MDF-LA. Für Räume mit erhöhter Feuchtebeanspruchung,<br />

z. B. Bäder, gibt es spezielle Verleimungsqualitäten.<br />

Die Norm typisiert diese Platten<br />

mit der Kennzeichnung MDF-H. Platten des Typs<br />

MDF-HLS sind wiederum für tragende Zwecke im<br />

Feuchtbereich geeignet. Für Verwendung als Unterdeckplatten<br />

für Dachdeckungen <strong>und</strong> Wände<br />

gibt es noch den Typ MDF.RWH.


Seit einigen Jahren gibt es auch MDF, die in<br />

verschiedenen Farben durchgefärbt sind <strong>und</strong> die<br />

bei der Gestaltung von Innenräumen <strong>und</strong> Einbaumöbeln<br />

besondere Effekte setzen können. (Abb.<br />

3.8). Weitere <strong>Informationen</strong> <strong>zu</strong> massegefärbten<br />

MDF finden sich in Kapitel 4.1.<br />

Nur noch eine mengenmäßig geringe Bedeutung<br />

haben mit Bioziden ausgerüstete Bauspanplatten.<br />

Sie trugen früher die Bezeichnung V 100 G<br />

<strong>und</strong> waren <strong>zu</strong>sätzlich mit einem amtlich <strong>zu</strong>gelassenen<br />

Fungizid ausgestattet. Sie werden dort<br />

eingesetzt, wo eine Gefährdung durch Feuchte<br />

<strong>und</strong> damit ein Pilzbefall der Platten <strong>zu</strong> erwarten<br />

ist, was z. B. bei Dachverkleidungen der Fall sein<br />

kann. Für bewohnte Innenräume gibt es Anwendungsbeschränkungen.<br />

Hier sind Lösungen, die<br />

einen konstruktiven <strong>Holz</strong>schutz gewähren, <strong>zu</strong><br />

bevor<strong>zu</strong>gen.<br />

<strong>OSB</strong> haben hohe mechanische Festigkeitswerte.<br />

Auf Gr<strong>und</strong> dieses hohen Festigkeitsniveaus haben<br />

sie sich rasch in Anwendungsbereichen des<br />

Bauwesens durchgesetzt, die klassischerweise<br />

von der <strong>Span</strong>platte abgedeckt wurden. Hin<strong>zu</strong><br />

kommt eine attraktive Optik der <strong>OSB</strong>-Oberflächen.<br />

<strong>OSB</strong> werden daher wie <strong>Span</strong>platten für<br />

allgemeine bauliche Zwecke in unterschiedlicher<br />

Verleimungsqualität für den Innenausbau <strong>und</strong><br />

für feuchtebelastete Bereiche angeboten. Für die<br />

Verlegung gibt es Platten mit Nut- <strong>und</strong> Feder-<br />

Profilen. Die Norm DIN EN 300 differenziert in<br />

die vier Typen <strong>OSB</strong>/1 bis <strong>OSB</strong>/4. Die Anforderungen<br />

der Klasse <strong>OSB</strong>/1 sind ausreichend für<br />

allgemeine Zwecke <strong>und</strong> für Inneneinrichtungen.<br />

Im tragenden Bereich gelten die Anforderungen<br />

des Typs <strong>OSB</strong>/2. Beide Typen erweisen sie sich als<br />

hervorragendes Material, um leichte <strong>und</strong> stabile<br />

Baukonstruktionen <strong>zu</strong> erstellen.<br />

spezial | MAI 2009 23<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

<strong>OSB</strong>/3 <strong>und</strong> <strong>OSB</strong>/4 werden analog der <strong>Span</strong>platten<br />

des Typs P 5 <strong>und</strong> P 7 als aussteifende Scheiben<br />

mit tragender Funktion eingesetzt. <strong>OSB</strong> des<br />

Festigkeitstyps 3 sind ausreichend für den Einsatz<br />

als Verkleidungen im Feuchtbereich, z. B. bei<br />

Einfamilienhäusern. Für besonders belastete Anwendungen,<br />

z. B. im Gewerbe- <strong>und</strong> Objektbau<br />

werden <strong>OSB</strong> des Typs 4 eingesetzt. Darüber hinaus<br />

gibt es bauaufsichtlich <strong>zu</strong>gelassene <strong>OSB</strong>, die<br />

ihre besonderen Eigenschaften im konstruktiven<br />

Bereich entfalten können. Die höhere Tragfähigkeit<br />

der Platten wirkt sich besonders dort aus, wo<br />

Balkenlagen mit Bodenplatten überbrückt oder<br />

<strong>Holz</strong>rahmenkonstruktionen durch Beplankung<br />

versteift werden.<br />

Für Bauherren, die den Baustoff <strong>Holz</strong> mit der<br />

massiven Bauweise kombinieren wollen, gibt es<br />

massive, einlagige <strong>Span</strong>platten bis <strong>zu</strong> 80 mm<br />

Dicke. Auch <strong>OSB</strong> sind mit höheren Dicken oder<br />

als mehrlagige <strong>OSB</strong>-Plattenkomposite (Abb. 3.9)<br />

erhältlich.<br />

Abb. 3.8: Innenausbau mit<br />

farbiger MDF


24<br />

Abb. 3.9: <strong>Holz</strong>rahmenbaukonstruktion<br />

Abb. 3.10: Innenausbau mit<br />

gipsgeb<strong>und</strong>ener <strong>Span</strong>platte<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Mit den großformatigen Platten <strong>und</strong> Elementen<br />

können tragende Wände, Decken <strong>und</strong> Dächer in<br />

außergewöhnlicher Festigkeit zügig errichtet werden.<br />

Die hohe Dicke der Platten ergibt auch ohne<br />

Zugabe von Flammschutzmitteln einen hohen<br />

Feuerwiderstand. Auch bei Tritt- <strong>und</strong> Schallschutz<br />

ergeben sich deutliche Vorteile.<br />

Mineralisch geb<strong>und</strong>ene <strong>Holz</strong>werkstoffe sind<br />

ebenfalls gefragte Plattenwerkstoffe für den<br />

Baubereich. Mit Gips geb<strong>und</strong>en eignen sie<br />

sich für Anwendungen im Trockenbereich. Mit<br />

Zement geb<strong>und</strong>ene Platten spielen ihre Vorteile<br />

in Feuchtbereichen <strong>und</strong> in der Außenanwendung<br />

aus.<br />

Gipsspanplatten werden aus kalziniertem Gips<br />

<strong>und</strong> feuchten <strong>Holz</strong>spänen nach dem Halbtrockenverfahren<br />

hergestellt. Der Gips ist im Gegensatz<br />

<strong>zu</strong>m Zement nicht alkalisch, was <strong>zu</strong> Vorteilen<br />

bei der Beschichtung <strong>und</strong> Lackierung führt. Die<br />

begrenzte Feuchtebeständigkeit des Gips beschränkt<br />

aber die Anwendung dieses Werkstoffs<br />

im Wesentlichen auf den Innenbereich. Gute<br />

Schalldämmwerte <strong>und</strong> hoher Feuerwiderstand<br />

sind durch das mineralische Bindemittel immanente<br />

Eigenschaften dieses Plattentyps. Anwendungen<br />

sind der Innenausbau <strong>und</strong> der Fußbodenbereich.<br />

Für dekorative Anwendungen gibt<br />

es durchgefärbte Platten in verschieden Farben.<br />

Akustikelemente weisen Perforationen <strong>und</strong> Rillen<br />

auf (Abb. 3.10).<br />

Zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten nach DIN EN<br />

634-2 sind ebenfalls vielseitige Materialen für<br />

den Baubereich. Sie vereinen die Vorteile von<br />

<strong>Holz</strong> <strong>und</strong> Beton. Der Beton macht sie dabei besonders<br />

widerstandsfähig gegen klimatische Einflüsse,<br />

Pilz- <strong>und</strong> Termitenbefall, Verrottung <strong>und</strong><br />

Feuer. Zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten weisen<br />

eine ausreichend hohe Festigkeit auf <strong>und</strong> lassen


sich ähnlich wie organisch geb<strong>und</strong>ene <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

bearbeiten. Klassische Einsatzbereiche sind<br />

der <strong>Holz</strong>rahmen- <strong>und</strong> Schalungsbau, Trockenestriche,<br />

sowie Dach- <strong>und</strong> Deckenkonstruktionen.<br />

Funktionsschichten aus zementgeb<strong>und</strong>enen<br />

<strong>Span</strong>platten werden gezielt eingesetzt, wenn es<br />

gilt, hohen Anforderungen an den Brand, Feuchte-<br />

<strong>und</strong> Schallschutz gerecht <strong>zu</strong> werden.<br />

Bei Verklebungen <strong>und</strong> Beschichtungen sind<br />

wegen der Alkalität des Bindemittels die Empfehlungen<br />

der Hersteller <strong>zu</strong> beachten. (Abb. 3.11)<br />

Weitere <strong>Informationen</strong> <strong>zu</strong> Einsatz- <strong>und</strong> Verwendungsmöglichkeiten<br />

können bei den Herstellern<br />

abgerufen werden.<br />

Die exzellente Verarbeitung <strong>und</strong> die Berücksichtigung<br />

der baulichen Gegebenheiten erübrigen<br />

<strong>zu</strong>dem den Einsatz von <strong>Holz</strong>schutzmitteln. Bewährt<br />

haben sich werksmäßige Beschichtungen,<br />

aber auch Anstriche mit deckenden Lasuren <strong>und</strong><br />

Beschichtungen sind möglich.<br />

Brandgeschützte <strong>Holz</strong>werkstoffe sind eine besondere<br />

Gruppe innerhalb der <strong>Holz</strong>werkstofffamilie.<br />

Im Bauwesen ist in sensiblen Bereichen wie<br />

öffentlichen Räumen, Versammlungsstätten oder<br />

Schulen häufig der Einsatz schwer entflammbarer<br />

Baustoffe gefordert oder aus kompensatorischen<br />

Gründen sinnvoll.<br />

Für den konstruktiven <strong>und</strong> dekorativen Brandschutz<br />

werden spezielle <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />

angeboten. Sie entsprechen der heutigen Euroclass<br />

B <strong>und</strong> ermöglichen die Konstruktion von<br />

Bauteilen mit hohem Feuerwiderstand. Die Platten<br />

brennen nicht selbstständig <strong>und</strong> erlöschen<br />

von selbst, wenn die externe Energie<strong>zu</strong>fuhr aus<br />

dem Brandherd unterbrochen wird (Abb. 3.12).<br />

Einsatzbereiche sind Innenausbauten, Trennwände,<br />

Türen, Wände <strong>und</strong> Decken sowie Möbel, die<br />

schwer entflammbar sein müssen.<br />

spezial | MAI 2009 25<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Abb. 3.11: Das umweltb<strong>und</strong>esamt<br />

in Dessau, als<br />

Beispiel für den variablen<br />

Einsatz von zement-geb<strong>und</strong>enen<br />

<strong>Span</strong>platten<br />

Abb. 3.12: B1-<strong>Span</strong>platten<br />

im Brandversuch


26<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Die Eigenschaft „Schwerentflammbar“<br />

ist eine Baustoffeigenschaft, die das<br />

Brandverhalten des Baustoffs wie z. B.<br />

Energiefreiset<strong>zu</strong>ng, Rauchentwicklung,<br />

brennendes Abtropfen etc. beschreibt.<br />

Schwerentflammbare Baustoffe wurden<br />

durch die frühere Baustoffklasse B1<br />

gemäß DIN 4102 beschrieben. Sie haben<br />

einen nur sehr kleinen Beitrag <strong>zu</strong> Feuerweiterentwicklung<br />

in einem Raum. Ihr<br />

Verhalten im Brandfall ist dabei baustoffbezogen.<br />

Prinzipiell gilt, wenn ein Raum<br />

inklusive der mobilen Brandlasten nur mit<br />

schwer entflammbaren Materialien eingerichtet<br />

ist, kommt der Feuerwiderstand<br />

einer Konstruktion so gut wie nie <strong>zu</strong>r<br />

Wirkung, weil das Feuer meist von alleine<br />

erlischt. Der Feuerwiderstand hingegen<br />

beschreibt das Verhalten eines Bauteiles<br />

unter Brandeinwirkung in Abhängigkeit<br />

von der Funktion des Bauteiles. Eine tragende<br />

Stütze muss z. B. ihre Tragfähigkeit<br />

über definierte Zeiträume erhalten. Eine<br />

raumabschließende Wand hingegen muss<br />

das „Durchbrennen“ in einen angrenzenden<br />

Raum verhindern, kann aber auch<br />

noch <strong>zu</strong>sätzlich Anforderungen an die<br />

Tragfähigkeit haben. Der Feuerwiderstand<br />

verhindert ein vorzeitiges Versagen des<br />

Tragwerks bzw. eine schnelle Brandausbreitung<br />

über die verschiedenen Nut<strong>zu</strong>ngseinheiten.<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe können<br />

als Bekleidungen in verschiedener Weise<br />

<strong>zu</strong>m Erreichen eines solchen Feuerwiderstands<br />

beitragen.<br />

Die gewünschte Baustoffklasse wird durch<br />

Einbringen eines Brandschutzmittels in den<br />

Werkstoff oder die Aufbringung einer vor<br />

Entflammung schützenden intumeszierenden<br />

Beschichtung erreicht. Zeitgemäße Schutzmittel<br />

sind ges<strong>und</strong>heitlich unbedenklich <strong>und</strong> bereiten<br />

bei der Entsorgung keinerlei Probleme. Durchgesetzt<br />

haben sich bei organisch geb<strong>und</strong>enen<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffen Salze auf Basis von Ammoniumphosphat,<br />

die in Mengen von etwa 10 %<br />

dem <strong>Holz</strong>werkstoff <strong>zu</strong>gesetzt werden. Sie sind<br />

toxikologisch völlig unbedenklich <strong>und</strong> agieren bei<br />

der Entsorgung durch Kompostierung sogar als<br />

Düngemittel.<br />

Intumeszenz kommt aus dem Lateinischen<br />

<strong>und</strong> bedeutet „Anschwellen“. Diese<br />

Beschichtungen sind Systeme, die bei<br />

Hitzeeinwirkung – d. h. bei Temperaturen<br />

oberhalb 200 bis 250 °C – unter Schaumbildung<br />

anschwellen <strong>und</strong> gleichzeitige<br />

unbrennbare Gase abgeben. Dabei bildet<br />

sich auf der behandelten <strong>Holz</strong>oberfläche<br />

eine Dämmschicht aus Kohlenstoff <strong>und</strong><br />

anorganischen Bestandteilen, welche das<br />

darunter liegende <strong>Holz</strong> über eine längere<br />

Zeitdauer vor Hitze <strong>und</strong> damit vor<br />

Entflammung schützt. Moderne Intumeszenz-Beschichtungen<br />

verhindern<br />

so die Entzündung von <strong>Holz</strong> <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />

bis <strong>zu</strong> etwa 60 Minuten <strong>und</strong><br />

können damit auch einen signifikanten<br />

Beitrag <strong>zu</strong>r Erhöhung des Feuerwiderstandes<br />

leisten.<br />

Anorganisch geb<strong>und</strong>ene <strong>Holz</strong>werkstoffe sind<br />

auf Gr<strong>und</strong> eines mineralischen Bindemittelanteils<br />

von ca. 75 % per se schwer entflammbar.<br />

Für Anwendungen im Bauwesen ist bei allen<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffen eine bauaufsichtliche Zulassung<br />

erforderlich. Die Einreihung in die entsprechende<br />

Euroclass bedingt den SBI-Test gemäß DIN EN<br />

13823 <strong>und</strong> die Bestätigung nach einschlägigen<br />

Normen durch unabhängige Prüfinstitute.


3.3 Dämmstoffe<br />

In Zeiten steigender Energiekosten <strong>und</strong> des<br />

Klimaschutzes kommt der Wärmedämmung von<br />

Gebäuden eine besondere Bedeutung <strong>zu</strong>. Als<br />

Dämmstoffe werden Faserdämmstoffe aus mineralischen<br />

<strong>und</strong> organischen Fasern sowie Schaumkunststoffe<br />

eingesetzt. <strong>Holz</strong> <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

haben auf Gr<strong>und</strong> der schaumartigen Struktur<br />

des <strong>Holz</strong>es bereits gute Isoliereigenschaften <strong>und</strong><br />

tragen so maßgeblich <strong>zu</strong>m guten Wärmeschutzprofil<br />

von <strong>Holz</strong>gebäuden bei. Die Dämmwirkung<br />

ist besonders ausgeprägt bei <strong>Holz</strong>faserdämmstoffen.<br />

Sie bieten im Winter Schutz vor Kälte<br />

<strong>und</strong> im Sommer Schutz vor Wärme. Die niedrige<br />

Wärmeleitfähigkeit des Dämmmaterials sorgt<br />

dabei dafür, dass die Raumwärme lange <strong>und</strong><br />

gleichbleibend erhalten bleibt. Die vergleichsweise<br />

hohe Wärmespeicherkapazität des <strong>Holz</strong>es<br />

sorgt wiederum dafür, dass sommerliche Wärme<br />

nur langsam in das Gebäude eindringen kann.<br />

Verwendet werden spezielle MDF mit sehr<br />

niedriger Dichte. Je nach Anwendungsbereich<br />

liegt die Rohdichte der eingesetzten <strong>Holz</strong>faserprodukte<br />

zwischen etwa 40 <strong>und</strong> 250 kg/m³. Die<br />

Spezifikationen für werksmäßig aus <strong>Holz</strong>fasern<br />

gefertigte Dämmstoffe sind in der DIN EN 13171<br />

festgelegt. Darüber hinaus gibt es auch bauaufsichtlich<br />

<strong>zu</strong>gelassene <strong>Holz</strong>faserdämmstoffe.<br />

Dämmstoffe auf Basis leichter MDF (UL- <strong>und</strong><br />

L-MDF nach DIN EN 622-5) sind mit formaldehydfreien<br />

Klebstoffen geb<strong>und</strong>en. Die Materialien<br />

sind diffusionsoffen. Besonders vorteilhaft wirkt<br />

sich so die natürliche Eigenschaft der <strong>Holz</strong>faser<br />

aus, Feuchte aus der Luft auf<strong>zu</strong>nehmen, aber<br />

auch wieder ab<strong>zu</strong>geben. Sie tragen damit <strong>zu</strong>r<br />

Einstellung eines natürlichen <strong>und</strong> behaglichen<br />

Wohnklimas bei.<br />

spezial | MAI 2009 27<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Die <strong>Faserplatten</strong> niedriger Dichte eignen sich als<br />

Gefachdämmungen für Dächer, Decken, Außen<strong>und</strong><br />

Trennwände. Sie werden in die Gefache<br />

geklemmt <strong>und</strong> sind so äußerst flexibel <strong>und</strong> anpassungsfähig.<br />

Durch den Faserverb<strong>und</strong> können<br />

Set<strong>zu</strong>ngserscheinungen nicht auftreten, d. h. der<br />

Wärmeschutz bleibt dauerhaft <strong>und</strong> vollflächig<br />

erhalten.<br />

<strong>Faserplatten</strong> mit etwas höherer Rohdichte sind<br />

druckfest <strong>und</strong> selbsttragend. Sie werden an der<br />

Außerwand auf den Sparren angebracht, können<br />

aber auch vielfältig im Innenbereich eingesetzt<br />

werden. Ihre Druckfestigkeit macht sie unempfindlich<br />

gegen geringe <strong>und</strong> mittlere Druckbelastungen.<br />

Sie eignen sich so z. B. als Unterlage<br />

<strong>und</strong> Trittschalldämmung unter Laminatböden.<br />

Dort werden sie <strong>zu</strong>r Erhöhung der Elastizität mit<br />

Bindefasern kombiniert.<br />

Abb. 3.13: Bauen mit<br />

Naturholzwabenplatten<br />

(leichtbauplatte mit einem<br />

papierwabenkern <strong>und</strong> einer<br />

Naturholzdeckschicht)


Abb. 3.14: Fußbodenkonstruktion<br />

mit Verlegeplatten<br />

Abb. 3.15: Innenraum mit<br />

Fertigparkettboden<br />

28<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

3.4 Trockenestriche <strong>und</strong> Bodenbeläge<br />

Unter den eigentlichen Fußbodenbelägen findet<br />

sich in der Regel ein Estrich, welcher als feste<br />

<strong>und</strong> ebene Unterlage dient. Für die Trockenbauweise<br />

wurden entsprechende Trockenestriche<br />

entwickelt. Damit entfällt das bei mineralischen<br />

Estrichen erforderliche Austrocknen <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>ene Wartezeit bis <strong>zu</strong>m Aufbringen<br />

des eigentlichen Bodenbelags. Trockenestriche<br />

werden nicht nur bei neuen Gebäuden, sondern<br />

auch gern bei der Renovierung von Altbauten<br />

verwendet.<br />

Verlegeplatten haben ein festes Format <strong>und</strong><br />

weisen als Profilausführungen Nut-Feder <strong>und</strong><br />

Nut-Nut auf. Damit ist eine einfache <strong>und</strong> schnelle<br />

Verlegung größerer Flächen in Bodenbereich<br />

möglich (Abb. 3.14). Diese Verlegeplatten –<br />

<strong>Span</strong>platten, auch mineralisch geb<strong>und</strong>en, <strong>OSB</strong><br />

<strong>und</strong> Hartfaserplatten – sind geeignete Materialen<br />

für die rasche Erstellung dieser Unterlagsböden.<br />

Verstärkt durch Bindefasern eigen sich auch<br />

leichte MDF mit Rohdichten um 150 kg/m³ als<br />

elastische <strong>und</strong> druckfeste Unterlagen unter<br />

stabilen Bodenbelägen wie Laminatböden. Sie<br />

werden wie Verlegeplatten auch mit Nut-Feder-<br />

Systemen angeboten.<br />

Auch bei den eigentlichen Fußbodenbelägen haben<br />

die <strong>Holz</strong>werkstoffe eine wichtige Bedeutung.<br />

Der klassische, hochwertige Bodenbelag ist der<br />

Parkettboden. Er zeichnet sich durch ansprechendes<br />

Aussehen, angenehmes Oberflächenwärmegefühl,<br />

gute Schalldämmwerte <strong>und</strong> hohe<br />

Lebensdauer aus. Eine Variante des klassischen<br />

Massivparketts aus Laub- oder Nadelholz ist<br />

das so genannte Fertigparkett. Es ist ein mehrschichtiger<br />

Werkstoff, der industriell gefertigt<br />

<strong>und</strong> werksmäßig oberflächenbehandelt wird.<br />

Raumseitig findet sich das edle <strong>Holz</strong>furnier mit<br />

üblichen Dicken von 4 bis 6 mm, mindestens jedoch<br />

2 mm, als Mittellage werden vielfach <strong>Span</strong><strong>und</strong><br />

<strong>Faserplatten</strong> eingesetzt. Dieser verlegefertige<br />

Belagstyp verbindet die Ästhetik des <strong>Holz</strong>es mit<br />

den funktionellen <strong>und</strong> preislichen Vorteilen des<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffs (Abb. 3.15).


Eine weitere Form des <strong>Holz</strong>werkstoff-basierten<br />

Bodenbelags ist der so genannte Furnierboden.<br />

Decklage ist ein lackiertes oder geöltes Edelholzfurnier,<br />

als Unterlage werden vielfach MDF<br />

verwendet. Die Furnierdicke bei diesen Belägen<br />

liegt unter 2 mm. Da dies eine Aufarbeitung <strong>und</strong><br />

Renovierung durch Abschliff einschränkt, werden<br />

Furnierböden <strong>zu</strong>meist mit einem strapazierfähigen,<br />

hochwertigen Melaminfilm (oder UV-Lack)<br />

oberflächenveredelt.<br />

Hohe Marktanteile haben inzwischen Fußbodenbeläge<br />

erlangt, die praktisch reine <strong>Holz</strong>werkstoffprodukte<br />

sind, die Laminatböden. Der klassische<br />

Laminatboden ist ein Kompositwerkstoff<br />

mit mehrschichtigem Aufbau (Abb. 3.16):<br />

– Zuoberst das hochabriebfeste Overlay, das<br />

die spezielle Widerstandsfähigkeit des Bodens<br />

ausmacht<br />

– Darunter das melaminharzimprägnierte<br />

Dekorpapier<br />

– (Eventuell <strong>zu</strong>sätzliche phenolharzimprägnierte<br />

Kernlagenpapiere <strong>zu</strong>r Verbesserung der Stoß-<br />

festigkeit)<br />

– Als Trägerplatte dient üblicherweise eine<br />

hochdichte Faserplatte (HDF)<br />

– Unterseitig ein Gegen<strong>zu</strong>gpapier<br />

– (Plus eine eventuell bereits werksseitig auf-<br />

gebrachte Tritt- <strong>und</strong> Raumschalldämmmatte)<br />

Die Beschichtung erfüllt die Funktion einer<br />

hochwertigen Dekor- <strong>und</strong> Verschleißschicht. Die<br />

Laminatbeschichtung besteht aus einem oder<br />

mehreren mit Harz getränkten Papierlagen, die<br />

auf die HDF unter Druck <strong>und</strong> Wärme direkt aufgepresst<br />

<strong>und</strong> durch Polymerisierung des Harzes<br />

mit der HDF verb<strong>und</strong>en wird. Das Overlay ist die<br />

oberste Schicht der Laminatbeschichtung <strong>und</strong><br />

verleiht dem Laminatboden seine robusten Oberflächeneigenschaften.Das<br />

hochwertige Dekorpa-<br />

spezial | MAI 2009 29<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

pier ist mit einem beliebigen Motiv bedruckt. Es<br />

bestimmt den optischen Eindruck des Laminatbodens,<br />

der inzwischen in einer enormen Vielfalt<br />

von Dekoren angeboten wird (Abb. 3.17).<br />

Abb. 3.16: Mehrschichtiger<br />

Aufbau eines laminatbodens<br />

Abb. 3.17: Attraktiver<br />

laminatboden


30<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Bei hochwertigen Laminatböden liegt darunter<br />

noch ein Unterlagsbogen. Diese Lagen werden<br />

auch oft Filme genannt. Darüber befindet sich<br />

eine Verschleißschicht auf Basis eines transparenten<br />

Papiers, imprägniert mit einem mechanisch,<br />

chemisch <strong>und</strong> thermisch außergewöhnlich<br />

stabilen Kondensationsharz. Dies ist beim<br />

klassischen Laminatfußboden ein Melaminharz.<br />

Die Laminatbeschichtung ist also selbst meist ein<br />

Kompositwerkstoff. Es gibt aber auch Beschichtungen,<br />

die nur aus dem Overlay bestehen oder<br />

die einen Elektronenstrahl-gehärteten Lack in der<br />

Deckschicht aufweisen. In die Schicht eingebrachter<br />

Kor<strong>und</strong>, typischer Funktionsbestandteil<br />

von Schleifpapieren, bestimmt <strong>zu</strong>sätzlich die<br />

Abriebfestigkeit der Oberfläche.<br />

Um so wichtiger ist es für den Endk<strong>und</strong>en, Laminate<br />

nach Anwendungsmerkmalen bewerten<br />

<strong>und</strong> einstufen <strong>zu</strong> können. Es ist ersichtlich, dass<br />

ein Laminatboden in einem öffentlichen Gebäude<br />

oder Kaufhaus sehr viel verschleißfester sein muss<br />

als z. B. in einem Wohn- oder Schlafraum. So<br />

gibt es für Laminatböden je nach Anwendungsbeanspruchung<br />

unterschiedliche Nut<strong>zu</strong>ngsklassen,<br />

welche den mechanischen Verschleiß nach<br />

genormten Prüfmethoden differenzieren (Tabelle<br />

3.2). Diese <strong>und</strong> weitere Anforderungsmerkmale<br />

sind in der Laminatboden-Norm DIN EN 13329<br />

beschrieben <strong>und</strong> festgelegt.<br />

Bei Laminatböden wird somit unterschieden in<br />

Bereiche mit privater oder gewerblicher Nut<strong>zu</strong>ng:<br />

– Klassen 21, 22 <strong>und</strong> 23 beziehen sich auf<br />

private Nut<strong>zu</strong>ng<br />

– Klassen 31, 32 <strong>und</strong> 33 beziehen sich auf<br />

gewerbliche Nut<strong>zu</strong>ng<br />

Tab. 3.2: NuT<strong>zu</strong>NgSKlASSEN FÜr lAMINATBöDEN NAcH DIN EN 13329<br />

Jeder Anwendungsbereich ist wiederum in normale,<br />

mäßige <strong>und</strong> starke Benut<strong>zu</strong>ngsintensität<br />

unterteilt.<br />

private Nut<strong>zu</strong>ng Nut<strong>zu</strong>ngsbereich Beispiel<br />

Klasse 21 Wohnen bei geringer Nut<strong>zu</strong>ng Schlaf- <strong>und</strong> Gästezimmer<br />

Klasse 22 Wohnen bei normaler Nut<strong>zu</strong>ng Wohn- <strong>und</strong> Esszimmer, Innenflure<br />

Klasse 23 Wohnen bei starker Nut<strong>zu</strong>ng Eingangsflure <strong>und</strong> Küche<br />

gewerbliche Nut<strong>zu</strong>ng<br />

Klasse 31 Geringe o. zeitweise Benut<strong>zu</strong>ng Hotelzimmer, Kleinbüros, Konferenzräume<br />

Klasse 32 Ständige normale Benut<strong>zu</strong>ng Büros, Hotelhallen, Kindergärten, Boutiquen<br />

Klasse 33 Intensive, verstärkte Benut<strong>zu</strong>ng Korridore, Großraumbüros, Kaufhäuser


Zur Minderung des Trittschalls werden heute<br />

vielfach Produkte angeboten, die unterseitig eine<br />

werksmäßig aufgebrachte Trittschalldämmung<br />

aufweisen. Ansonsten ist es auch möglich, handelsübliche<br />

Unterlagen unter dem Laminatboden<br />

<strong>zu</strong> verlegen <strong>und</strong> so den Geräuschpegel beim<br />

Gehen mit harten Schuhsohlen <strong>zu</strong> vermeiden.<br />

Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen<br />

haben gezeigt, dass es sich bei Laminatböden um<br />

äußerst emissionsarme, praktisch geruchsfreie<br />

Materialen handelt. Sie weisen bei ordnungsgemäßer<br />

Verlegung <strong>und</strong> sachgerechter Behandlung<br />

eine hohe Nut<strong>zu</strong>ngsdauer auf. Dem hohen ästhetischen<br />

Wert der Böden steht als weiterer Vorteil<br />

ein vergleichsweise niedriger Preis gegenüber.<br />

Laminatböden sind mit Nut- <strong>und</strong> Feder-Profilen<br />

versehen <strong>und</strong> lassen sich so leicht <strong>und</strong> schnell<br />

verlegen. Die Verbindung erfolgte früher durch<br />

<strong>zu</strong>sätzliche Verklebung dieser Verbindungselemente<br />

mit einem hochwertigen Weißleim. Heute<br />

dominieren Klick-Verbindungen, die sich auch<br />

problemlos wieder lösen lassen.<br />

Zur Konstruktion von Böden <strong>und</strong> Unterböden<br />

gibt es wie bereits erwähnt spezielle Verlegeplatten<br />

auf Basis von <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> <strong>OSB</strong>.<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen mechanischen Festigkeit<br />

werden insbesondere <strong>OSB</strong> auch als Konstruktionsmaterialen<br />

für den Kulissenbau sowie für<br />

Böden <strong>und</strong> Bühnen geschätzt. Bei Podesten,<br />

Laufflächen <strong>und</strong> Treppenstufen sind Gewicht,<br />

Tragfähigkeit, Verschleißfestigkeit <strong>und</strong> Aussehen<br />

ebenfalls Argumente für den Einsatz von <strong>OSB</strong>.<br />

In der modernen Architektur können sie als attraktives<br />

Konstruktions- <strong>und</strong> Gestaltungsmaterial<br />

Akzente setzten.<br />

spezial | MAI 2009 31<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

3.5 Türen<br />

Türen sind wichtige Gebäudeteile mit gestalterischen<br />

<strong>und</strong> konstruktiven Funktionen. Innentüren<br />

verbinden Räume in einem Gebäude <strong>und</strong><br />

Außentüren öffnen den Weg in die Umgebung.<br />

Am Anfang der Türenentwicklung standen<br />

Massivholztüren, von geschickten Handwerkern<br />

kunstvoll gefertigt. Heute überwiegen aus <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />

industriell gefertigte Türenkonstruktionen<br />

(Abb. 3.18).<br />

Sie werden unter maßgeblicher Verwendung von<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffen in einer Vielzahl von Varianten<br />

für unterschiedliche Anwendungsbereiche gefertigt.<br />

Die gr<strong>und</strong>legende Differenzierung in Innen<strong>und</strong><br />

Außentüren wurde bereits genannt. Weitere<br />

Funktionen, die bei der Konstruktion berücksichtigt<br />

werden können, sind unter anderem der<br />

Schallschutz, der Rauch- <strong>und</strong> Brandschutz <strong>und</strong><br />

der Schutz vor Einbruch. Die Gestaltung kann<br />

dabei von sachlich-funktionell bis <strong>zu</strong> dreidimensional<br />

geprägtem Aufbau mit historischem Design<br />

gehen.<br />

Abb. 3.18: Türkonstruktion<br />

mit röhrenspanplatte


32<br />

Abb. 3.19: Tür als dekorative<br />

raumgestaltung<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Wie im Möbelbau werden die verschiedensten<br />

Dekorvarianten angeboten (Abb. 3.19). Elektronisch<br />

gesteuerte Montagestraßen erlauben im<br />

Großbetrieb hochrationelle <strong>und</strong> doch individuelle<br />

Fertigung.<br />

Ein komplettes Türelement besteht aus dem Türblatt<br />

<strong>und</strong> der Zarge, auch als Tür-Außenrahmen<br />

bezeichnet. Das Türblatt weist eine Sandwichstruktur<br />

auf. Die Rahmenkonstruktion besteht<br />

aus Außenriegeln, die mit dünnen Hartfaserplatten,<br />

<strong>Span</strong>platten, MDF oder Furniersperrhölzern<br />

beplankt werden. Diese Deckplatten („Decks“)<br />

verbinden sich ideal mit dem leichten Türblattkern<br />

<strong>und</strong> ergeben bereits mit dünnen Platten<br />

eine stabile Konstruktion mit gutem Stehvermögen.<br />

Dekorative Furniere oder farblich variable<br />

Folienbeschichtungen ermöglichen Gestaltungen<br />

für alle Ansprüche <strong>und</strong> jeden Geschmack. Für<br />

erhöhte Anforderungen erhalten diese Decks<br />

<strong>zu</strong>sätzlich Planken aus glasfaserverstärkten<br />

Kunstharzplatten oder Metallblechen. Darüber<br />

hinaus kann der Außenrahmen durch Innenriegel<br />

verstärkt werden.<br />

Für den Türblattkern ist hingegen ein leichter<br />

Werkstoff erforderlich. Eine ideale Anwendung<br />

für die Strangpressröhrenspanplatte, die bereits<br />

eine geringe Rohdichte aufweist <strong>und</strong> bei gutem<br />

Stehvermögen vergleichsweise schalldämmend<br />

<strong>und</strong> ver<strong>zu</strong>gsfrei ist. Für Türkonstruktionen mit<br />

besonderen Anforderungen an den Brandschutz<br />

sind Plattenvariantentypen mit Schutzmittel<strong>zu</strong>sätzen<br />

erhältlich. Werden die Röhrenspanplatten<br />

statt als Vollplatte als Stege eingesetzt, dann lässt<br />

sich noch mehr Gewicht einsparen. Trägerwerkstoffe<br />

für die Türzargen sind hingegen übliche<br />

Flachpressplatten (Anm. VHI: <strong>Span</strong>platten) <strong>und</strong><br />

MDF.


3.6 <strong>Holz</strong>werkstoffe im Möbelbau<br />

Der mengenmäßig dominierende Anwendungsbereich<br />

für die meisten <strong>Holz</strong>werkstoffe ist der<br />

Möbelbau. <strong>Holz</strong>werkstoffe ermöglichten als<br />

großflächige, homogen aufgebaute Werkstoffe<br />

die Einführung der Rationalisierung <strong>und</strong> Serienproduktion<br />

in die Möbelfertigung. Sie erlaubten<br />

damit die Herstellung dieser Einrichtungsgegenstände<br />

<strong>zu</strong> erschwinglichen Preisen. Darüber<br />

hinaus ergaben sich völlig neue Möbelkonstruktionen.<br />

In der Massenfertigung haben sich<br />

insbesondere <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> MDF bewährt.<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe sind aber auch in handwerklichen<br />

oder in Kleinserie gefertigten Möbeln für<br />

anspruchsvolle Einsatzbereiche <strong>zu</strong> finden. Für den<br />

geschickten Heimwerker bietet der Fachhandel<br />

eine große Auswahl an rohen <strong>und</strong> beschichteten<br />

Werkstoffen für unterschiedlichste Konstruktionen.<br />

Die <strong>Span</strong>platte ist heute der klassische Trägerwerkstoff<br />

<strong>zu</strong>r Fertigung hochwertiger Möbel. Im<br />

Möbelbau werden die Werkstoffe vor allem im<br />

Korpusbereich konstruktiv eingesetzt. Sie eignen<br />

sich insbesondere <strong>zu</strong>r industriellen Herstellung<br />

von Möbeln in großen Serien, können aber auch<br />

für die individuelle Fertigung von Einzelstücken<br />

oder die Kleinserienherstellung hochwertiger<br />

Möbel für anspruchsvolle Anwendungen eingesetzt<br />

werden. <strong>Span</strong>platten für den Möbelbau sind<br />

<strong>zu</strong>meist nicht wasserfest verleimt <strong>und</strong> eignen sich<br />

vor allem für flächige Teile von Kastenmöbeln.<br />

Die Möbel zeichnen sich durch ausreichende Stabilität<br />

<strong>und</strong> Festigkeit aus. Auch der Heimwerker<br />

findet in der <strong>Span</strong>platte einen wertvollen, gut <strong>zu</strong><br />

bearbeitenden Werkstoff. Sie ist stabil, widerstandsfähig,<br />

problemlos <strong>zu</strong> verarbeiten <strong>und</strong> bietet<br />

vielfältige Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Oberflächenveredelung.<br />

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von<br />

werksmäßig veredelten Werkstoffvariationen.<br />

Diese herausragenden Eigenschaften tragen entscheidend<br />

<strong>zu</strong>m Design <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r Funktionalität der<br />

Möbelstücke bei (Abb. 3.20 <strong>und</strong> 3.21).<br />

<strong>Span</strong>platten für den Möbelbau eignen sich gut<br />

für Techniken konventioneller <strong>Holz</strong>bearbeitung.<br />

Harte Film- <strong>und</strong> Folienbeschichtungen erfordern<br />

Abb. 3.20: gestellbau mit <strong>OSB</strong> beplankt<br />

spezial | MAI 2009 33<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Abb. 3.21: Dekorative Möbel<br />

im Wohnbereich


Abb. 3.22: Küchen-Arbeitsplatte<br />

Abb. 3.23: pulverlackierte<br />

MDF (weiß) darunter eine<br />

unlackierte platte<br />

34<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

allerdings Werkzeuge mit speziellen Zahngeometrien.<br />

Bei der Verklebung <strong>und</strong> Verleimung<br />

sowie bei der Lackierung von furnierten <strong>Span</strong>platten<br />

kann in der Regel ebenfalls auf bekannte<br />

Lack- <strong>und</strong> Leimsysteme <strong>zu</strong>rückgegriffen werden.<br />

Gleiches gilt für Auftrag, Härtung <strong>und</strong> Trocknung<br />

der Füge- <strong>und</strong> Beschichtungssysteme.<br />

Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet von<br />

mit HPL / CPL belegten <strong>Span</strong>platten sind Arbeitsplatten<br />

für Küchenmöbel (Abb. 3.22). Eingesetzt<br />

werden <strong>zu</strong>meist <strong>Span</strong>platten mit einer Dicke von<br />

mindestens 38 mm, die mit HPL belegt <strong>und</strong> im<br />

Postforming-Verfahren ger<strong>und</strong>et wurden <strong>und</strong><br />

eine hochwertige Oberfläche aus Schichtstoffen<br />

aufweisen. Die äußerst belastbaren Verb<strong>und</strong>elemente-Bauteile<br />

gibt es in jedem gewünschten<br />

Dekor.<br />

Typische Anwendungen für Dünnspanplatten<br />

<strong>und</strong> dünne MDF sind Böden von Schubläden <strong>und</strong><br />

Möbelrückwänden. Sie sind raumseitig mit einer<br />

dekorativen <strong>und</strong>/oder verschleißfesten Oberflä-<br />

chenveredelung versehen <strong>und</strong> r<strong>und</strong>en so das<br />

attraktive Design moderner Möbelkonstruktionen<br />

ab.<br />

MDF haben eine homogene Struktur <strong>und</strong> geschlossene<br />

Kanten. Dreidimensionale Strukturen<br />

<strong>und</strong> Profile sowie r<strong>und</strong>e Kanten lassen sich daher<br />

hervorragend bei MDF in wenigen Arbeitsschritten<br />

verwirklichen. Derartige 3-D-Strukturen<br />

finden sich vor allem im Bereich der Fronten von<br />

Möbeln. Auch Profilleisten für den Möbelbau<br />

werden auf der Basis von MDF gefertigt. Die<br />

profilierten Werkstücke werden dann <strong>zu</strong>meist in<br />

speziellen Pressen mit thermoplastischen Folien<br />

veredelt. Die Folien gibt es mit verschiedensten<br />

Dekoren <strong>und</strong> Prägungen. Alternativ können die<br />

MDF auch lackiert werden. Seit einigen Jahren<br />

haben sich auch lösemittelfreie Pulverlacke bei<br />

der Lackierung von MDF bewährt (Abb. 3.23).<br />

Hierfür wurden innovative MDF-Typen entwickelt,<br />

welche den besonderen Anforderungen<br />

der Pulverlackierung gerecht werden (siehe<br />

Abschnitt 4.3).


Für die Herstellung von geformten Möbeln gibt<br />

es MDF, die einseitig mit einer präzisen Schlit<strong>zu</strong>ng<br />

versehen sind. Damit lassen sich Möbel <strong>und</strong><br />

Innenausbauteile mit geschwungenen Formen<br />

<strong>und</strong> engen R<strong>und</strong>ungen fertigen. Die geschlitzen<br />

Platten werden dabei auf vorgefertigten<br />

Schablonen fixiert. Dabei schließen sich die auf<br />

dem Innenradius befindlichen Schlitze <strong>zu</strong> einer<br />

geschlossenen Oberfläche, die nachgeschlossen,<br />

lackiert oder mit Folien kaschiert werden können.<br />

In die Schlitze eingebrachter Klebstoff führt <strong>zu</strong><br />

dauerhaft ger<strong>und</strong>eten Möbelteilen mit glatten<br />

Oberflächen <strong>und</strong> elegantem Design (Abb. 3.24).<br />

Geschlitzte oder gelochte MDF werden auch für<br />

Akustikwand- <strong>und</strong> deckenelemente verwendet.<br />

Gelochte <strong>Faserplatten</strong> mit dekorativen Oberflächen<br />

lassen sich auch <strong>zu</strong>r Flächengestaltung von<br />

Möbeln <strong>und</strong> Innen- <strong>und</strong> Objektausbau hervorragend<br />

einsetzen.<br />

Seit einiger Zeit gewinnt auch die Herstellung<br />

leichterer Möbel <strong>zu</strong>nehmend an Bedeutung. Für<br />

derartige Zwecke wurden inzwischen verschiedene<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe mit reduziertem Gewicht<br />

entwickelt. In Abschnitt 4 werden zwei Beispiele<br />

vorgestellt.<br />

spezial | MAI 2009 35<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

3.7 <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserformteile<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserwerkstoffe werden fast immer als<br />

plattenförmige Materialien gefertigt. Es gibt aber<br />

auch <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserformteile, die in einem einoder<br />

zweistufigen Arbeitsprozess aus beleimten<br />

Spänen <strong>und</strong> einem kunstharzimprägnierten<br />

Beschichtungsmaterial in Spezialpressen mit<br />

geformten Schablonen gefertigt werden.<br />

<strong>Holz</strong>spanformteile werden vornehmlich nach<br />

einem Verfahren hergestellt, das der Ingenieur<br />

J. F. Werz in den 50er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

entwickelt <strong>und</strong> patentiert hat. Die Späne<br />

werden hierbei <strong>zu</strong>nächst mit einem hohen Anteil<br />

an hochwertigem Kunstharzbindemittel <strong>zu</strong><br />

Formlingen verdichtet <strong>und</strong> danach mit kunstharzimprägnierten<br />

Papieren ober- <strong>und</strong> unterseitig<br />

beschichtet. Die Werkstoffe sind mechanisch<br />

hochfest <strong>und</strong> unempfindlich gegen Feuchteeinwirkung,<br />

so dass sie sich auch hervorragend für<br />

die Außenanwendung eignen. Typische Produkte<br />

sind Tischplatten, z. B. für Gartenmöbel,<br />

Fensterbänke, Fassaden- <strong>und</strong> Wandelemente<br />

oder Formpaletten (Abb. 3.25 – 3.27). Letztere<br />

werden ohne Beschichtung hergestellt, wobei der<br />

<strong>Span</strong>holzcharakter deutlich erkennbar bleibt.<br />

Abb. 3.24: Design-Möbel<br />

gefertigt aus geschlitzter<br />

MDF


Abb. 3.25: Dekorative<br />

Tischplatte für die Außenanwendung<br />

Abb. 3.26: Formschöne<br />

Wandverkleidung<br />

Abb. 3.27: Formpalette<br />

36<br />

Abb. 3.28: Faserformteil für<br />

eine pKW-Konsole<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Formteile aus Fasern lassen sich im Trocken- <strong>und</strong><br />

Nassverfahren herstellen. Kaschiert mit Kunststofffolien,<br />

Textilien <strong>und</strong> anderen Materialen<br />

werden sie als Innenraumverkleidungen von<br />

Kraftfahrzeugen, z. B. als Seitenteile, Hutablagen<br />

u.a.m. eingesetzt (Abb. 3.28).


3.8 Weitere Anwendungen<br />

In modernen Räumen finden sich häufig große<br />

Flächen mit schallharten Materialien wie Beton,<br />

Stein, Glas oder Keramik. Für eine angenehme<br />

Raumakustik ist es erforderlich, schallabsorbierende<br />

Oberflächen ein<strong>zu</strong>bauen. Hierfür eignen<br />

sich in hervorragender Weise Akustikelemente<br />

aus <strong>Holz</strong>werkstoffen. Akustikelemente lassen sich<br />

auf Wänden <strong>und</strong> Decken anbringen, schließen<br />

als Akustikecken den Raum nach oben hin ab<br />

oder tragen als Deckensegel gestalterisch <strong>zu</strong>m<br />

Aussehen des Raumes bei. Sie verbinden in doppelter<br />

Funktion Design <strong>und</strong> Akustik. Es handelt<br />

sich hierbei häufig um <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>,<br />

deren raumseitige Oberflächen geschlitzt oder<br />

gelocht sind. Die Porosität leichter <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

trägt dabei <strong>zu</strong>r effektiven Schallabsorption<br />

bei. Besonders effektiv sind nach dem Strangpressverfahren<br />

hergestellte Röhrenspanplatten,<br />

deren Röhren angeschnitten sind, so dass der<br />

Raumschall aufgenommen <strong>und</strong> Nachhall verringert<br />

werden kann (Abb. 3.28). Je nach Art der<br />

Nut<strong>zu</strong>ng, z. B. als Konzertsäle für Musik oder<br />

Tagungsräume für Sprache, lassen sich Räume so<br />

optimal den jeweiligen Anforderungen anpassen.<br />

spezial | MAI 2009 37<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Aufgabe des Akustikers ist es, die gewünschten<br />

Anforderungen optimal aufeinander ab<strong>zu</strong>stimmen.<br />

Optische Wünsche sind dabei durch die<br />

Gestaltung der Oberflächen <strong>und</strong> deren Dekor<br />

in vielfältiger Weise <strong>zu</strong> erfüllen. Für Räume mit<br />

brandschutztechnischen Anforderungen gibt es<br />

die Akustikelemente auch mit Ausrüstungen des<br />

Brandschutzes.<br />

Im Messe- <strong>und</strong> Ladenbau sind <strong>Holz</strong>werkstoffe,<br />

häufig bereits werksmäßig mit Furnieren, Dekorpapieren<br />

<strong>und</strong> Laminaten beschichtet, eine im<br />

besten Sinn des Wortes feste Größe. Dabei sind<br />

Anforderungen aus dem Innenausbau, dem Fußbodenbereich<br />

<strong>und</strong> dem Möbelbau miteinander<br />

<strong>zu</strong> kombinieren. Hoher Verschleißwiderstand <strong>und</strong><br />

hohe Festigkeit bei gleichzeitig vertretbarem Gewicht<br />

sind insbesondere für wieder verwendbare<br />

Mobilkonstruktionen ein unschätzbarer Vorteil.<br />

Für ein zeitgemäßes Design <strong>und</strong> Aussehen steht<br />

eine Vielzahl an dekorativen Furnieren <strong>und</strong> Folien<br />

<strong>zu</strong>r Verfügung. In besonders beanspruchten<br />

Bereichen haben sich Beschichtungen mit hochwertigen<br />

imprägnierten Papieren <strong>und</strong> Laminaten<br />

bewährt (Abb. 3.29).<br />

Abb. 3.29: Akustikelement<br />

Abb. 3.30: Messestand


Abb. 3.31: Schalungsplatten<br />

im Betonbau<br />

Abb. 3.32: <strong>Holz</strong>werkstoffplatten<br />

als Transportverpackung<br />

38<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Betonschalungsplatten werden seit langem<br />

in anspruchsvollen Hoch- <strong>und</strong> Tiefbauprojekten<br />

eingesetzt, um dem Beton während des Aushärtungsprozesses<br />

eine Form <strong>zu</strong> geben. Typischerweise<br />

werden hierfür wetterfest verleimte<br />

Furniersperrholzplatten eingesetzt. In den<br />

letzten Jahren konnten sich in diesem Anwendungsbereich<br />

auch <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> <strong>OSB</strong> einen<br />

Marktanteil sichern (Abb. 3.30). Sie werden hier<br />

vornehmlich als verlorene Schalungen <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r<br />

Schalung von F<strong>und</strong>amenten <strong>und</strong> Deckenrändern<br />

verwendet. Verlorene Schalungen sind dabei<br />

Schalungselemente, die am oder im Betonteil<br />

verbleiben <strong>und</strong> dabei dem Zwecke der Wärmedämmung,<br />

der Gestaltung komplexer Formen<br />

oder der Gewichtsverminderung dienen. Darüber<br />

hinaus werden sie bei der Fertigung von strukturierten<br />

Sichtbetonschalungen eingesetzt. Die<br />

verwendeten <strong>Span</strong>platten erfüllen die Anforderungen<br />

des Plattentyps P 5 oder P 7. Bei <strong>OSB</strong><br />

werden die Typen <strong>OSB</strong>/3 <strong>und</strong> <strong>OSB</strong>/4 verwendet.<br />

Die <strong>Holz</strong>werkstoffe weisen hochfeste, feuchtebeständige<br />

Verleimungen auf, die der aggressiven<br />

Feuchte des Betons ausgezeichnet widerstehen.<br />

Allgemein weniger bekannt ist die Verwendung<br />

von <strong>Holz</strong>werkstoffen im Transport- <strong>und</strong> Verkehrswesen<br />

sowie im Ausbau von Schiffen <strong>und</strong><br />

Booten. Der Nutzfahrzeugbau verlangt witterungsbeständige,<br />

robuste <strong>und</strong> einbaufre<strong>und</strong>liche<br />

Komponenten. Die Hersteller der <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

Bodenplatten mit hoher Festigkeit <strong>und</strong> ausreichendem<br />

Gewicht entwickelt, die speziell auf die<br />

Bedürfnisse der Branche <strong>zu</strong>geschnitten sind. Für<br />

den Innenausbau der Fahrzeuge gibt es wiederum<br />

Plattentypen, die sich bei hohen Stehvermögen<br />

durch ein geringes Gewicht auszeichnen.<br />

Je nach Anwendung optimieren dekorative <strong>und</strong><br />

verschleißfeste Oberflächenbeschichtungen die<br />

Eigenschaften dieser speziellen Plattentypen.<br />

Auch bei Verpackungen werden <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

gern für den Kistenbau eingesetzt (Abb. 3.31).<br />

Dabei egeben sich aus dem Herstellungsprozess<br />

der <strong>Holz</strong>werkstoffe besondere Vorteile bei Verpackungen<br />

von Waren, welche in Länder mit hohen<br />

Quarantäneauflagen wie China, USA oder Australien<br />

geliefert werden. Da bei der Trocknung<br />

<strong>und</strong> Heißpressung die Späne <strong>und</strong> Strands auf<br />

Temperaturen über 100 °C getrocknet werden,<br />

sind die Platten frei von Insekten, Insektenlarven<br />

<strong>und</strong> anderen Schadorganismen, wenn sie das<br />

Werk verlassen.


4 _ Innovative neue <strong>Holz</strong>werkstoffprodukte<br />

Immer wieder folgen neuartige Typen von <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />

den erweiterten Ansprüchen unserer<br />

Gesellschaft an Dauerhaftigkeit, Leichtbauweise<br />

<strong>und</strong> Sicherheit. In den folgenden Abschnitten<br />

werden beispielhaft drei dieser innovativen Produktentwicklungen<br />

vorgestellt.<br />

4.1 Massegefärbte MDF<br />

MDF weisen wie andere <strong>Holz</strong>werkstoffe in<br />

Abhängigkeit von der <strong>Holz</strong>farbe eine gelbliche<br />

bis hellbräunliche Eigenfarbe auf. Dekorative<br />

Farbgestaltung findet dann über eine Beschichtung<br />

oder Lackierung statt. Für besondere Effekte<br />

bot es sich aber an, <strong>Faserplatten</strong> <strong>zu</strong> entwickeln,<br />

die durchgängig mit intensiven Farben versehen<br />

sind. Diese stoffliche <strong>und</strong> verfahrenstechnische<br />

Herausforderung wurde durch die Zusammenarbeit<br />

eines führenden MDF-Herstellers mit einem<br />

Chemiekonzern gelöst. Inzwischen sind MDF in<br />

sieben lichtechten Farben erhältlich: Rot, Gelb,<br />

Grün, Blau, Orange, Braun <strong>und</strong> Schwarz (Abb.<br />

4.1). Basis <strong>zu</strong>r Herstellung dieser intensiv durchgefärbten<br />

Werkstoffe sind speziell formulierte<br />

Farben <strong>und</strong> ein besonderes Prozess-Know-how.<br />

Die Entwicklung wurde 2007 für den Innovationspreis<br />

der deutschen Wirtschaft nominiert.<br />

Die Produkteigenschaften machen den neuen<br />

Werkstoff insbesondere für den Laden- <strong>und</strong> Messebau,<br />

den Innenausbau <strong>und</strong> Möbel mit gehobenem<br />

Design attraktiv. Bei der Verarbeitung gibt<br />

es Vorteile. Lackierarbeiten beschränken sich auf<br />

das Oberflächenfinish. Hierbei haben sich Klarlacke<br />

<strong>und</strong> transparente Wachse bewährt. Kanten<br />

müssen nicht aufgezogen <strong>und</strong> Fräsungen nicht<br />

extra gebeizt werden. Auch bei r<strong>und</strong>en Formen<br />

kann auf Gehrung gearbeitet werden.<br />

spezial | MAI 2009 39<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Die Durchfärbung verleiht den damit hergestellten<br />

Produkten einen charakteristisch lebendigen<br />

Effekt. Die MDF altern wie gewachsenes <strong>Holz</strong><br />

<strong>und</strong> Oberflächenschäden bleiben aufgr<strong>und</strong> der<br />

Durchfärbung nahe<strong>zu</strong> unsichtbar.<br />

Abb. 4.1: Massegefärbte<br />

MDF


Abb. 4.2: leichtbauplatte<br />

mit Wabenkern<br />

40<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

4.2 Leichte <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

Gewichtseinsparung in der Wertschöpfungskette<br />

von Möbeln spart Kraftstoff <strong>und</strong> reduziert das<br />

Frachtaufkommen. Der K<strong>und</strong>e hat Vorteile beim<br />

Erwerb, Transport <strong>und</strong> Aufbau leichterer Möbel<br />

<strong>und</strong> auch der Hersteller profitiert bei der Fertigung<br />

durch einfacheres Handling. Das Ziel der<br />

Gewichtsreduzierung im Möbel- <strong>und</strong> Innenausbau<br />

eröffnet Leichtbauplatten so <strong>zu</strong>nehmende<br />

Einsatzmöglichkeiten. Aktuelle Designtrends<br />

unterstützen diese Entwicklung durch Konstruktionen<br />

mit stärkeren Korpusrahmen, Böden <strong>und</strong><br />

Wänden. Zusätzlich reduzieren diese innovativen<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe den Materialverbrauch <strong>und</strong> damit<br />

den Rohstoffbedarf. So schont der Verarbeiter<br />

die Umwelt, ohne Nachteile in Be<strong>zu</strong>g auf<br />

Festigkeit <strong>und</strong> Stabilität hinnehmen <strong>zu</strong> müssen.<br />

Herkömmliche <strong>Holz</strong>werkstoffe mit Rohdichten<br />

zwischen etwa 500 <strong>und</strong> 800 kg/m³ erreichen<br />

hier sehr schnell die physikalischen Grenzen von<br />

Produktionstechnologie, Gewicht <strong>und</strong> Biegefestigkeit.<br />

Gefragt sind neue leichte Werkstoffe,<br />

um daraus Tisch- <strong>und</strong> Küchenarbeitsplatten,<br />

Stollenregale <strong>und</strong> ähnliches <strong>zu</strong> fertigen oder im<br />

Ladenbau <strong>und</strong> im Caravan- <strong>und</strong> Fahrzeugbau<br />

stabile Formen <strong>und</strong> Konstruktionen <strong>zu</strong> erreichen.<br />

Hierfür wurden <strong>und</strong> werden von der <strong>Holz</strong>werk-<br />

stoffindustrie <strong>und</strong> den Forschungsinstituten<br />

verschiedene Lösungen erarbeitet. Zwei marktgängige<br />

Produkte verdeutlichen diese Entwicklungen,<br />

<strong>zu</strong>m einen die Leichtbauplatte auf Basis<br />

einer Sandwichstruktur <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m anderen ein<br />

Leichtholzwerkstoff mit Zugabe geschäumter<br />

Polymerpartikel.<br />

Die Leichtbauplatte besteht aus zwei dünnen<br />

<strong>Span</strong>platten als Decklagen <strong>und</strong> einem Wabenkern<br />

(Bild 4.2). Die Dünnspanplatten in den<br />

Decklagen haben üblicherweise eine Dicke von<br />

3, 4 <strong>und</strong> 8 mm. Der Wabenkern ist eine Sechseckwabe<br />

aus Karton, die mit einem Polyurethanklebstoff<br />

mit den Decklagen verklebt ist.<br />

Die Gesamtplatte wird in einem Dickenbereich<br />

zwischen 15 <strong>und</strong> 100 mm hergestellt. Die Plattenvarianten<br />

mit den dünnen Decklagen werden<br />

im Kantenbereich zweckmäßigerweise mit einem<br />

Riegel aus <strong>Span</strong>platte oder MDF verstärkt, bei der<br />

Plattenvariante mit der 8-mm-Decklage kann eine<br />

Bekantung ohne Riegel erfolgen. Zusammen mit<br />

Beschlagsherstellern wurden für die Leichtbauplatte<br />

spezielle Scharniere, Beschläge sowie Verbindungs-<br />

<strong>und</strong> Führungselemente entwickelt. Zur<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Beschlagsbefestigungen gibt


es auch neuartige Dübelsysteme. Leichtbauplatten<br />

werden werksseitig beschichtet angeboten,<br />

können aber auch von den Verarbeitern selbst<br />

beschichtet werden. Bei der maschinellen Bearbeitung<br />

verhält sich der neue Leichtholzwerkstoff<br />

wie eine normale Vollspanplatte.<br />

Ein anderer Leichtholzwerkstoff basiert auf dem<br />

Prinzip der <strong>Span</strong>platte, doch werden bei der<br />

Herstellung verfahrenstechnische <strong>und</strong> werkstoffliche<br />

Faktoren so kombiniert, dass sich ein<br />

Plattentyp ergibt, der etwa 30 Prozent weniger<br />

wiegt als eine übliche Möbelspanplatte (Bild 4.3).<br />

Eine wesentliche Komponente <strong>zu</strong>r Reduzierung<br />

des Gewichts ist unter anderem die Zugabe<br />

von aufgeschäumten Polystyrolkügelchen <strong>zu</strong>m<br />

<strong>Span</strong>material in der Mittelschicht. Die Deckschicht<br />

besteht aus hochwertigen Feinspänen.<br />

Der umweltfre<strong>und</strong>liche Leichtholzwerkstoff kann<br />

auf bestehenden Anlagen hergestellt <strong>und</strong> weiter<br />

spezial | MAI 2009 41<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

verarbeitet werden. Die Ökoeffizienz entlang der<br />

gesamten Wertschöpfungskette wurde sorgfältig<br />

analysiert <strong>und</strong> belegt. Die Platte ist im Dickenbereich<br />

zwischen 16 <strong>und</strong> 60 mm erhältlich. Durch<br />

den homogenen Dreischichtaufbau ist bei diesem<br />

Leichtholzwerkstoff keine Kantenverstärkung mit<br />

Riegeln erforderlich. Er eignet sich <strong>zu</strong>r industriellen<br />

Produktion von Möbeln mit verringertem<br />

Gewicht. Alle Arten der Beschichtung <strong>und</strong><br />

Bekantung sind möglich. Im industriellen <strong>und</strong><br />

handwerklichen Bereich eignen sich die Platten<br />

für Leichtmöbelkonzepte unterschiedlichster Art,<br />

aber auch für die Fertigung leichter Türen <strong>und</strong><br />

Trennwände. Weitere interessante Einsatzbereiche<br />

sind die Fertigung von Schiffsinneneinrichtungen<br />

sowie der Container- <strong>und</strong> Caravanbau.<br />

Produktionsreste <strong>und</strong> Altmöbelteile aus diesem<br />

leichten <strong>Holz</strong>werkstoff können wie konventionelle<br />

<strong>Span</strong>platten stofflich <strong>und</strong> thermisch verwertet<br />

werden.<br />

Abb. 4.3: Küchenmöbel aus<br />

leichtholzwerkstoffplatten


Abb. 4.4: pulverlackierte<br />

MDF<br />

42<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

4.3 Pulverlackierte <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

Früher gebräuchliche Anstrichstoffe auf Basis<br />

organischer Lösemittel sind nicht mehr zeitgemäß.<br />

Moderne Wasserlacke sind wiederum bei<br />

quellfähigen <strong>und</strong> faserigen Werkstoffen aus <strong>Holz</strong><br />

in der Anwendung nicht unproblematisch. Als<br />

Alternative mit zahlreichen Vorteilen bieten sich<br />

Pulverlacke an. Sie haben sich bei Metall- <strong>und</strong><br />

Kunststoffteilen bereits gut bewährt. Eine Pulverlackbeschichtung<br />

ist unempfindlicher gegen<br />

mechanische Einwirkungen als eine Nasslackierung,<br />

emittiert keine Lösungsmittel <strong>und</strong> bietet<br />

große Gestaltungsfreiheit im Hinblick auf Farbe,<br />

Geometrie <strong>und</strong> Kante. Zudem sind Lackreste<br />

recyclebar. Gerade im Bereich der Möbelindustrie<br />

mit ihren zahlreichen Halbzeugen auf <strong>Holz</strong>werkstoffbasis<br />

bestand daher ein großes Interesse,<br />

Verfahren der Pulverlackierung an<strong>zu</strong>wenden. Die<br />

Lackindustrie hat daher in den vergangen Jahren<br />

gut funktionierende Pulverlacke für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

entwickelt. Diese werden elektrostatisch<br />

auf die glatte oder profilierte Plattenoberfläche<br />

aufgebracht <strong>und</strong> mittels IR-Strahlung aufgeschmolzen.<br />

Die Aushärtung erfolgt thermischreaktiv<br />

oder mit UV-Licht. Bei dieser Art der<br />

Beschichtung müssen aber die charakteristischen<br />

Merkmale des Werkstoffs wie Feuchtegehalt <strong>und</strong><br />

begrenzte thermische Belastbarkeit beachtet werden.<br />

Somit musste auch der <strong>Holz</strong>werkstoff den<br />

Besonderheiten dieser Lacksysteme angepasst<br />

werden. Als besonders günstig erwies sich dabei<br />

die MDF.<br />

Es wurden MDF für die Pulverlackierung entwickelt,<br />

die eine sehr feine Struktur haben <strong>und</strong> bei<br />

gleichmäßigem Dichtprofil eine ausreichend hohe<br />

Festigkeit aufweisen, um Dampfspaltern <strong>und</strong><br />

Haarrissen beim Aufschmelzen des Pulverlackes<br />

insbesondere im Kantenbereich entgegen <strong>zu</strong><br />

wirken. Die Materialdichte dieser pulverlackierbaren<br />

<strong>Faserplatten</strong> beträgt in der Regel mehr<br />

als 720 kg/m³ <strong>und</strong> die Oberfläche ist besonders<br />

glatt sowie staub- <strong>und</strong> fusselfrei. Da <strong>Holz</strong><br />

von Natur aus elektrischen Strom wenig leitet,<br />

werden <strong>zu</strong>r Erhöhung der elektrischen Leitfähigkeit<br />

spezielle Substrate <strong>zu</strong>gesetzt, um so einen<br />

effektiven elektrostatischen Pulverlackauftrag <strong>zu</strong><br />

ermöglichen. Vorwärmung oder Befeuchtung der<br />

Oberflächen ergänzen diesen Vorgang. Es kann<br />

aber auch eine Vorbeschichtung mit leitfähigen<br />

Primern erfolgen. Inzwischen werden auch andere<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe gefertigt, die sich erfolgreich<br />

mit den umweltverträglichen Pulverlacksystemen<br />

beschichten lassen.<br />

Mit den neuen Werkstoffen <strong>und</strong> Beschichtungstechnologien<br />

eröffnen sich den Herstellern von<br />

Möbeln, aber auch den Laden- <strong>und</strong> Messebauern<br />

neue Gestaltungsfreiheiten für ihre Produkte.<br />

Von der emissionsfreien Technologie der Pulverlackierung<br />

profitieren aber nicht nur Verarbeiter<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en sondern auch die Umwelt.


5 _ Werte <strong>und</strong> Eigenschaften<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe für die Verwendung im Bauwesen in der Europäischen Gemeinschaft<br />

Die erste Fassung der DIN EN 13986 „<strong>Holz</strong>werkstoffe <strong>zu</strong>r Verwendung im Bauwesen – Eigenschaften,<br />

Bewertung der Konformität <strong>und</strong> Kennzeichnung“, sowie deren Harmonisierung in der Europäischen<br />

Gemeinschaft, ermöglichte ab 2003, <strong>Holz</strong>werkstoffe im Bauwesen mit einheitlichen Kennzeichnungen<br />

(CE) <strong>zu</strong> verwenden. Die Norm beschreibt geeignete Prüfverfahren <strong>zu</strong>r Bestimmung der Eigenschaften<br />

für rohe, beschichtete, furnierte oder lackierte <strong>Holz</strong>werkstoffe für folgende Anwendungsbereiche:<br />

– Innenverwendung als tragende Bauteile im Trockenbereich<br />

– Innen- oder Außenverwendung als tragende Bauteile im Feuchtbereich<br />

– Verwendung als tragende Bauteile im Außenbereich<br />

– Innenverwendung als nichttragende Bauteile im Trockenbereich<br />

– Innen- <strong>und</strong> geschützte Außenanwendung als nichttragende Bauteile im Feuchtbereich<br />

– Verwendung als nichttragende Bauteile im Außenbereich<br />

– Verwendung als tragender Unterboden auf Lagerhölzern im Trocken-, Feucht- oder Außen-<br />

bereich<br />

– Verwendung als tragende Dachschalung auf Balken im Trocken-, Feucht- oder Außen-<br />

bereich<br />

– Verwendung als tragende Wandbeplankung auf Rippen im Trocken-, Feucht- oder Außen-<br />

Bereich<br />

Die DIN EN 13986 beschreibt darüber hinaus das Konformitätssystem für diese Produkte sowie die<br />

Anforderungen an ihre Kennzeichnung. Die technischen Anforderungen an die Eigenschaften der<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe werden für ausgewählte <strong>Holz</strong>werkstoffe in nachfolgend genannten Normen definiert:<br />

– DIN EN 300 „Platten aus langen, schlanken, ausgerichteten Spänen (<strong>OSB</strong>) – Definition, Klassifi-<br />

zierung <strong>und</strong> Anforderung“<br />

– DIN EN 312 „<strong>Span</strong>platten – Anforderungen“<br />

– DIN EN 622, 1 bis 5 „<strong>Faserplatten</strong> – Anforderungen“<br />

– DIN EN 634, 1 bis 2 „Zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten – Anforderungen“<br />

– DIN EN 14322 „<strong>Holz</strong>werkstoffe – Melaminbeschichtete Platten <strong>zu</strong>r Verwendung im Innen-<br />

bereich – Definition, Anforderungen <strong>und</strong> Klassifizierung“<br />

<strong>Informationen</strong> <strong>zu</strong> charakteristischen Werten für die Berechnung <strong>und</strong> Bemessung von Bauwerken nach<br />

Eurocode 5 (in Deutschland DIN 1052 :2008-12 als nationale Anwendungsnorm des Eurocodes 5)<br />

enthält die DIN EN 12369-1 bis 3 „<strong>Holz</strong>werkstoffe – Charakteristische Werte für die Berechnung <strong>und</strong><br />

Bemessung von <strong>Holz</strong>bauwerken“. Im Einzelnen finden sich für folgende <strong>Holz</strong>werkstoffe charakteristische<br />

Werte:<br />

– DIN EN 12369-1 für <strong>OSB</strong>, <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />

– DIN EN 12369-2 für Sperrholz<br />

– DIN EN 12369-3 für Vollholzplatten<br />

spezial | MAI 2009 43<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong>


44<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Der Weg <strong>zu</strong>m Verwendbarkeitsnachweis ist bei allen in DIN EN 13986 erfassten <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />

gleich oder sehr ähnlich. Nachdem eine Erstprüfung <strong>zu</strong> allen in DIN EN 13986 aufgeführten relevanten<br />

Eigenschaften bezüglich eines ebenfalls in dieser Norm definierten Anwendungsbereichs durchgeführt<br />

wurde, führt ein so genannter „Notified Body“ (NB) eine Erstinspektion durch. Werden alle maßgeblichen<br />

Kriterien als erfüllt festgestellt, wird eine vertragliche Vereinbarung über die externen laufenden<br />

Kontrollen (zweimal pro Kalenderjahr) geschlossen. Danach stellt der NB das Zertifikat aus. Bei der<br />

Erstprüfung wird die technische Klasse festgestellt, die in der jeweiligen Produktnorm in ihren Anforderungen<br />

definiert ist. Weicht das Produkt von diesen Anforderungen ab, kann dies durch eine „Deklaration“<br />

der Eigenschaften für den Verbraucher dokumentiert werden.<br />

In Deutschland müssen Bauprodukte den Anforderungen der Landesbauordnungen entsprechen.<br />

Diese unterscheiden geregelte <strong>und</strong> ungeregelte Bauprodukte. Die technischen Regeln für Bauprodukte<br />

werden in der „Bauregelliste A, B <strong>und</strong> C“ veröffentlicht. Die technischen Regeln für alle in der<br />

Europäischen Gemeinschaft „harmonisierten“ <strong>Holz</strong>werkstoffe (z. B. <strong>OSB</strong>, <strong>Span</strong>platten, <strong>Faserplatten</strong><br />

<strong>und</strong> Sperrholz) findet man in der Bauregelliste B. Nur für Deutschland sind in der aktuellen Bauregelliste<br />

A Teil 1, unter Punkt 3 „Bauprodukte für den <strong>Holz</strong>bau“ <strong>und</strong> Unterpunkt 3.2 „<strong>Holz</strong>werkstoffe <strong>und</strong><br />

andere Plattenwerkstoffe“ nur noch folgende <strong>Holz</strong>werkstoffe geregelt:<br />

– Baufurniersperrholz nach DIN 68705-3<br />

– Bau-Stabsperrholz, Bau-Stäbchensperrholz nach DIN 68705-4<br />

– Baufurniersperrholz aus Buche nach DIN 68705-5<br />

– Flachpressplatten nach DIN 68763<br />

Alle anderen <strong>Holz</strong>werkstoffe sind bereits über die DIN EN 13986 in der Bauregelliste B geregelt.<br />

Die Formaldehydabgabe spielt beim Nachweis der Verwendbarkeit eines Bauprodukts nach wie vor<br />

eine Rolle. DIN EN 13986 definiert hier zwei Emissionsklassen (E1 <strong>und</strong> E2). Die Anforderungen werden<br />

aber national unterschiedlich geregelt <strong>und</strong> sind nicht in der gesamten Europäischen Gemeinschaft<br />

gleich. In Deutschland dürfen gemäß Chemikalienverbotsverordnung <strong>Holz</strong>werkstoffe nur dann in den<br />

Verkehr gebracht werden, wenn sie der Emissionsklasse E1 entsprechen. Für die in Bauregelliste B geregelten<br />

(harmonisierten) <strong>Holz</strong>werkstoffe gelten dabei die in DIN EN 13986 beschriebenen Nachweisverfahren.<br />

Für die oben genannten, in Bauregelliste A geregelten <strong>Holz</strong>werkstoffe, gilt <strong>zu</strong>sätzlich noch<br />

die DIBt-Richtlinie 100 „Richtlinie über die Klassifizierung <strong>und</strong> Überwachung von <strong>Holz</strong>werkstoffplatten<br />

bezüglich der Formaldehydabgabe (1994-06)“


6 _ Quellenhinweise<br />

6.1 Weiterführende Literatur<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>Holz</strong> (Hrsg.): <strong>Holz</strong>bau Handbuch Reihe 4 Baustoffe: Konstruktive <strong>Holz</strong>werkstoffe.<br />

Eigenverlag Düsseldorf 1997<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>Holz</strong> (Hrsg.): <strong>Holz</strong>bau Handbuch Reihe 1: Bauen mit <strong>Holz</strong>werkstoffen.<br />

Folge 3: Bauen mit <strong>Holz</strong>werkstoffen. Eigenverlag Düsseldorf 1997<br />

Hans-Joachim Deppe, Kurt Ernst: Taschenbuch der <strong>Span</strong>plattentechnik. 4. überarbeitete <strong>und</strong><br />

erweiterte Auflage. DRW-Verlag Stuttgart 2000<br />

Hans-Joachim Deppe, Kurt Ernst: MDF – Mitteldichte <strong>Faserplatten</strong>. DRW-Verlag Stuttgart 1996<br />

Beni Isenegger: <strong>Holz</strong>werkstoffe – Lehrmittel für den Bereich <strong>Holz</strong>fach, Eigenverlag<br />

Kronoswiss Menznau/Schweiz 2007<br />

Informationsdienst <strong>Holz</strong>: Die europäische Normung von <strong>Holz</strong>werkstoffen für das Bauwesen. Spezial,<br />

Bonn Oktober 2006<br />

Informationsdienst <strong>Holz</strong>: Sperrholz. Spezial, Bonn Februar 2008<br />

Ulf Lohmann (Hrsg.): <strong>Holz</strong>-Lexikon. DRW-Verlag Stuttgart 2003<br />

Michael Paulitsch: Moderne <strong>Holz</strong>werkstoffe. Springer Verlag Berlin, 1989<br />

Hansgert Soiné: <strong>Holz</strong>werkstoffe – Herstellung <strong>und</strong> Verarbeitung. DRW-Verlag Stuttgart 1995<br />

spezial | MAI 2009 45<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong>


46<br />

spezial | MAI 2009<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

6.2 Bildnachweis<br />

Abb. 1.1 Fraunhofer WKI, Braunschweig<br />

nach P. Niemz, Zürich<br />

Abb. 1.2 Informationsdienst <strong>Holz</strong><br />

Abb. 1.3 Kronoply GmbH <strong>und</strong> Kronotex<br />

GmbH & Co. KG, Heiligengrabe<br />

Abb. 1.4 BWI2, BMELV<br />

Abb. 1.5 HOLZABSATZFONDS<br />

Abb. 1.6 HOLZABSATZFONDS<br />

Abb. 2.1 Informationsdienst <strong>Holz</strong><br />

Abb. 2.2 Informationsdienst <strong>Holz</strong><br />

Abb. 3.1 Fraunhofer WKI, Braunschweig<br />

nach EPF & Eurostat<br />

Abb. 3.2 INFORMATIONSDIENST HOLZ<br />

spezial „Die europäische Normung<br />

von <strong>Holz</strong>werkstoffen für das<br />

Bauwesen“, 2006<br />

Abb. 3.3 Fraunhofer WKI, Braunschweig<br />

Abb. 3.4 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />

Abb. 3.5 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />

Abb. 3.6 WERZALIT GmbH, Oberstenfeld<br />

Abb. 3.7 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />

Abb. 3.8 Glunz AG, Meppen<br />

Abb. 3.9 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />

Abb. 3.10 HOLZABSATZFONDS<br />

Abb. 3.11 Eternit AG, Berlin<br />

(Foto: Linnart Unger/UBA)<br />

Abb. 3.12<br />

Abb. 3.13 elka-<strong>Holz</strong>werke, Morbach<br />

Abb. 3.14 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />

Abb. 3.15 HOLZABSATZFONDS<br />

Abb. 3.16 Fritz Egger GmbH & Co. <strong>Holz</strong>werkstoffe,<br />

St. Johann in Tirol<br />

Abb. 3.17 Kronotex GmbH, Heiligengrabe<br />

Abb. 3.18 Sauerländer <strong>Span</strong>platten GmbH<br />

& Co. KG, Arnsberg<br />

Abb. 3.19 HOLZABSATZFONDS<br />

Abb. 3.20 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />

Abb. 3.21 HOLZABSATZFONDS<br />

Abb. 3.22 Westag & Getalit AG,<br />

Rheda-Wiedenbrück<br />

Abb. 3.23 Fraunhofer WKI, Braunschweig<br />

Abb. 3.24 Glunz AG, Meppen<br />

Abb. 3.25 WERZALIT GmbH, Oberstenfeld<br />

Abb. 3.26 Glunz AG, Meppen<br />

Abb. 3.27 WERZALIT GmbH, Oberstenfeld<br />

Abb. 3.28 WERZALIT GmbH, Oberstenfeld<br />

Abb. 3.29 Glunz AG, Meppen<br />

Abb. 3.30 Glunz AG, Meppen<br />

Abb. 3.31 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />

Abb. 3.32 Wodego GmbH, Neumarkt<br />

Abb. 4.1 Glunz AG, Meppen<br />

Abb. 4.2 Fritz Egger GmbH & Co. <strong>Holz</strong>werkstoffe,<br />

St. Johann in Tirol<br />

Abb. 4.3 Nolte <strong>Holz</strong>werkstoff GmbH<br />

& Co. KG, Germersheim<br />

Abb. 4.4 Fraunhofer WKI, Braunschweig


_ Kurzportrait WKI <strong>und</strong> VHI<br />

Fraunhofer-Institut für <strong>Holz</strong>forschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI<br />

Das Fraunhofer WKI ist spezialisiert auf Verfahrensprozesse für <strong>Holz</strong>- <strong>und</strong> Faserwerkstoffe, Oberflächentechnik,<br />

<strong>Holz</strong>schutz, Emissionsschutz, Umweltforschung, Recycling <strong>und</strong> Sanierung.<br />

Herausragende Leistungen des Instituts sind<br />

– die Entwicklung neuartiger Werkstoffe aus Spänen, Fasern <strong>und</strong> Furnieren;<br />

– die Prüfung <strong>und</strong> Minderung der Formaldehydabgabe von <strong>Holz</strong>werkstoffen <strong>und</strong> Möbeln;<br />

– die Analyse von Baustoffemissionen <strong>und</strong> Minderung von VOC (Volatile Organic Compo<strong>und</strong>s)<br />

<strong>und</strong> Geruchsstoffen;<br />

– die Entwicklung umweltfre<strong>und</strong>licher <strong>und</strong> dauerhafter Anstrichsysteme für den Möbelbau <strong>und</strong><br />

die <strong>Holz</strong>außenanwendung;<br />

– die Prüfung <strong>und</strong> Verbesserung der Eigenschaften von <strong>Holz</strong>produkten mittels zerstörungsfreier<br />

Verfahren wie Thermographie, Ultraschall oder Kernspinresonanz;<br />

– das Recycling von Produktionsabfällen <strong>und</strong> die Verwendung alternativer Faserrohstoffen.<br />

Als akkreditierte Prüfstelle nimmt das WKI Aufgaben der Materialprüfung <strong>und</strong> Qualitätsüberwachung<br />

wahr. Es begutachtet Schadensfälle <strong>und</strong> berät in Fragen der Schadenssanierung. Innerhalb der<br />

Fraunhofer-Gesellschaft gehört das WKI <strong>zu</strong>m Verb<strong>und</strong> Werkstoffe <strong>und</strong> Bauteile sowie <strong>zu</strong> den Allianzen<br />

Vision <strong>und</strong> Bau.<br />

VHI - Verband der Deutschen <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie e. V.<br />

Der VHI vertritt als Industrieverband die fachlichen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> technischen Interessen der<br />

Hersteller von <strong>Span</strong>-, MDF- <strong>und</strong> <strong>OSB</strong>-Platten, <strong>Holz</strong>-Polymer-Werkstoffen sowie von Sperrholz <strong>und</strong><br />

Innentüren auf nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene.<br />

Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind:<br />

– Betreuung der Unternehmerforen <strong>und</strong> Arbeitskreise;<br />

– Aufbereitung <strong>und</strong> Interpretation branchenspezifischer Marktdaten;<br />

– Begleitung von wirtschaftspolitischen Entwicklungen sowie von Gesetzes- <strong>und</strong> Verordnungs-<br />

vorhaben;<br />

– Beratung auf wirtschaftlichem, technischem <strong>und</strong> politischem Gebiet;<br />

– Schaffung gemeinsamer Richtlinien <strong>und</strong> Normen;<br />

– Initiierung <strong>und</strong> Koordination von Forschungsvorhaben;<br />

– Öffentlichkeitsarbeit.<br />

spezial | MAI 2009 47<br />

<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />

Mit einem Jahresumsatz von über 5 Mrd. Euro <strong>und</strong> 15.000 Beschäftigten ist Deutschland der bedeutendste<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffproduzent in Europa. Die Innentürenindustrie erreicht mit 6.000 Beschäftigten<br />

einen Jahresumsatz von 1 Mrd. Euro. Bei einer Gesamtproduktion von 14 Mio. m³ <strong>Holz</strong>werkstoffen/<br />

Jahr <strong>und</strong> 6 Mio. Innentüren/Jahr vertritt der VHI etwa 80 Prozent der Hersteller. Als akkreditierte<br />

Überwachungsstellen übernehmen im VHI die Qualitätsgemeinschaft <strong>Holz</strong>werkstoffe e. V. sowie die<br />

Qualitätsgemeinschaft Sperrholz e. V. die Qualitätsüberwachung.


Fraunhofer-Institut für <strong>Holz</strong>forschung<br />

Wilhelm-Klauditz-Institut WKI<br />

Bienroder Weg 54 E, 38108 Braunschweig<br />

Telefon 0531 2155-0, Telefax 0531 351587<br />

info@wki.fraunhofer.de, www.wki.fraunhofer.de<br />

Beiträge von<br />

prof. Dr. rainer Marutzky (WKI) <strong>und</strong> Harald Schwab (WKI)<br />

gefördert aus Mitteln des<br />

HOlzABSATzFONDS<br />

Absatzförderungsfonds der deutschen Forst- <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>wirtschaft<br />

www.informationsdienst-holz.de, www.holzabsatzfonds.de<br />

redaktionelle Bearbeitung<br />

Simone peist (WKI)<br />

Satz <strong>und</strong> layout<br />

Manuela lingnau (WKI)<br />

Titelbild<br />

Manuela lingnau (WKI)<br />

_ Hinweise<br />

<strong>zu</strong> Änderungen, Ergän<strong>zu</strong>ngen <strong>und</strong> Errata<br />

unter: www.informationsdienst-holz.de<br />

Die technischen <strong>Informationen</strong> dieser Schrift<br />

entsprechen <strong>zu</strong>m Zeitpunkt der Drucklegung den<br />

anerkannten Regeln der Technik. Eine Haftung<br />

für den Inhalt kann trotz sorgfältiger Bearbeitung<br />

<strong>und</strong> Korrektur nicht übernommen werden.<br />

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