Informationen zu Span- und Faserplatten, OSB - Holz-Mayer
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spezial<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
spezial | MAI 2009<br />
Als <strong>Holz</strong>werkstoffe werden industriell gefertigte,<br />
<strong>zu</strong>meist plattenförmige Materialien aus<br />
miteinander verleimten <strong>Holz</strong>teilen bezeichnet.<br />
Sie ergänzen <strong>und</strong> erweitern die Anwendung<br />
des traditionellen Bau- <strong>und</strong> Werkstoffs <strong>Holz</strong>.<br />
Der mengenmäßig bedeutendste <strong>Holz</strong>werkstoff<br />
ist die <strong>Span</strong>platte. Weitere wichtige <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
sind <strong>Faserplatten</strong>, Oriented Strand Boards<br />
(<strong>OSB</strong>), Massivholzplatten <strong>und</strong> das Sperrholz. Die<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffindustrie in Mitteleuropa weist eine<br />
hohe Produktivität <strong>und</strong> ein großes Innovationspotenzial<br />
auf. Eine vergleichbare Produktpalettenbreite<br />
wie bei den <strong>Holz</strong>werkstoffen erreicht keine<br />
andere Materialgruppe im Bereich der Konstruktionswerkstoffe.<br />
Die vorliegende Veröffentlichung stellt die<br />
Vielfalt der Produkte <strong>und</strong> Einsatzgebiete dar <strong>und</strong><br />
verdeutlicht die ökonomische <strong>und</strong> ökologische<br />
Bedeutung der <strong>Holz</strong>werkstoffe. Zugleich geht sie<br />
auf neue Erzeugnisse ein <strong>und</strong> veranschaulicht das<br />
hohe innovative Potenzial der Anwendungen, unter<br />
anderem im Bauwesen, in der Möbelindustrie<br />
sowie in den Bereichen Transport, Logistik <strong>und</strong><br />
Verkehr.
_ Inhalt<br />
2<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Seite 2 _ Inhalt<br />
3 _ Editorial<br />
4 1 _ <strong>Holz</strong>werkstoffe – Eine kurze Einführung<br />
4 1.1 Allgemeines<br />
6 1.2 Der Wald – die umweltfre<strong>und</strong>liche „<strong>Holz</strong>fabrik“<br />
8 1.3 Klimaschutz mit <strong>Holz</strong><br />
9 2 _ Aufbau <strong>und</strong> Technik<br />
9 2.1 <strong>Holz</strong>werkstoffe – die erweiterte Form des Werkstoffs <strong>Holz</strong><br />
10 2.2 Gr<strong>und</strong>typen der <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
12 2.3.1 Rohstoffe für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
13 2.3.2 Verwendungsbereiche<br />
13 2.4 Herstellung von <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />
15 2.5 Oberflächenveredelung<br />
15 2.6 Emissionen<br />
16 2.7 Entsorgung von Reststoffen<br />
18 3 _ Anwendungen<br />
18 3.1 Übersicht<br />
18 3.2 Bauwesen <strong>und</strong> Innenausbau<br />
27 3.3 Dämmstoffe<br />
28 3.4 Trockenestriche <strong>und</strong> Bodenbeläge<br />
31 3.5 Türen<br />
33 3.6 <strong>Holz</strong>werkstoffe im Möbelbau<br />
35 3.7 <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserformteile<br />
37 3.8 Weitere Anwendungen<br />
39 4 _ Innovative neue <strong>Holz</strong>werkstoffprodukte<br />
39 4.1 Massegefärbte MDF<br />
40 4.2 Leichte <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
42 4.3 Pulverlackierte <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
43 5 _ Werte <strong>und</strong> Eigenschaften<br />
45 6 _ Quellenhinweise<br />
45 6.1 Weiterführende Literatur<br />
46 6.2 Bildnachweis<br />
47 _ Kurzportrait WKI <strong>und</strong> VHI
_ Editorial<br />
„<strong>Holz</strong>werkstoffe verbinden in idealer Weise<br />
die Vorteile des natürlichen Werkstoffs<br />
<strong>Holz</strong> mit den Entwicklungen <strong>und</strong> Innovationen<br />
von Wissenschaft <strong>und</strong> Technik. Sie<br />
ermöglichen dem <strong>Holz</strong> das Vordringen in<br />
neue Anwendungen <strong>und</strong> sind die Gr<strong>und</strong>lage<br />
einer Vielzahl von ökologisch verträglichen<br />
Produkten.“<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe sind aber nicht nur ökologisch<br />
verträglich, sondern tragen auch wesentlich <strong>zu</strong>r<br />
Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze bei. Nach<br />
einer b<strong>und</strong>esweiten Clusterstudie des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Ernährung, Landwirtschaft <strong>und</strong><br />
Verbraucherschutz aus dem Jahr 2006 dominiert<br />
der Cluster <strong>Holz</strong> <strong>und</strong> Forst unter arbeitsmarktpolitischen<br />
<strong>und</strong> volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
die deutsche Industrielandschaft.<br />
152.000 Betriebe, über 1,2 Mio. Beschäftigte<br />
<strong>und</strong> ein Umsatz von r<strong>und</strong> 168 Mrd. Euro im Jahr<br />
2006 verweisen den Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau<br />
sowie die Elektro- <strong>und</strong> Automobilindustrie<br />
auf den zweiten, dritten <strong>und</strong> vierten Platz. Stoffliche<br />
<strong>und</strong> energetische <strong>Holz</strong>verarbeitung stehen<br />
dabei in einem scharfen Ressourcenwettbewerb,<br />
doch dominiert das <strong>Holz</strong> als Werkstoff nach wie<br />
vor unser unmittelbares Umfeld: Im Hausbau, im<br />
Innenausbau, als Möbel oder in umgewandelter<br />
Form als Papier oder Zellstoff umgeben uns <strong>Holz</strong><br />
<strong>und</strong> seine Folgeprodukte in vielfältigen Formen<br />
<strong>und</strong> Funktionen. <strong>Holz</strong> ist ein Werkstoff mit<br />
Tradition <strong>und</strong> doch auf die Anforderungen <strong>und</strong><br />
Bedürfnisse der Gegenwart <strong>zu</strong>geschnitten. Unter<br />
den aktuellen Diskussionen um Klimaschutz, Energieeffizienz<br />
<strong>und</strong> Nachhaltigkeit kann <strong>Holz</strong> seine<br />
Vorteile voll ausspielen. Dies gilt in besonderem<br />
Maße für die Familie der <strong>Holz</strong>werkstoffe.<br />
Hier<strong>zu</strong>lande werden derzeit ca. 8 Mio. m³ <strong>Span</strong>platten,<br />
ca. 4 Mio. m³ <strong>Faserplatten</strong> <strong>und</strong> etwa<br />
1 Mio. m³ <strong>OSB</strong> gefertigt. Hin<strong>zu</strong> kommen ca.<br />
200.000 m³ Sperrhölzer. Damit ist die deutsche<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffindustrie ein bedeutsamer Teil der<br />
<strong>Holz</strong>kette. Sie stellt nach der Sägeindustrie den<br />
zweitgrößten Nutzer von <strong>Holz</strong> dar. Auch Jahrzehnte<br />
nach Beginn der industriellen Fertigung<br />
sind <strong>Holz</strong>werkstoffe keineswegs fertig entwickelt.<br />
Die Modifikation des Rohstoffs <strong>Holz</strong>, innovative<br />
Fertigungs- <strong>und</strong> Verarbeitungstechnologien<br />
wie auch neuartige Anwendungen gestalten<br />
die Zukunft dieser Produkte in ständig positiver<br />
Weise. Die deutschen Hersteller von Maschinen<br />
<strong>und</strong> Klebstoffen sowie die auf diesem Gebiet tätigen<br />
Forschungseinrichtungen <strong>und</strong> Hochschulen<br />
haben maßgeblich <strong>zu</strong>r Entwicklung hochwertiger<br />
Fertigungsverfahren <strong>und</strong> innovativer <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
beigetragen.<br />
Diese Schrift entstand in enger Kooperation des<br />
Fraunhofer-Instituts für <strong>Holz</strong>forschung, Wilhelm-<br />
Klauditz-Institut in Braunschweig mit dem Verband<br />
der Deutschen <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie e.V.<br />
(VHI) in Gießen. Die Ausarbeitung wurde fachlich<br />
<strong>und</strong> informell unterstützt durch zahlreiche Firmen<br />
der <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie. Dem <strong>Holz</strong>absatzfonds<br />
danken wir für die finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei<br />
der Erstellung. Wir wünschen den faszinierenden<br />
Werkstoffen auf der Basis von <strong>Holz</strong> weiterhin<br />
eine erfolgreiche Zukunft in Deutschland, in<br />
Europa <strong>und</strong> in der Welt.<br />
Prof. Dr. Rainer Marutzky<br />
Leiter des Fraunhofer-Instituts für <strong>Holz</strong>forschung<br />
Dr. Peter Sauerwein<br />
Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffindustrie e. V.<br />
Braunschweig <strong>und</strong> Gießen im Mai 2009<br />
spezial | MAI 2009 3<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong>
Abb. 1.2: Verschiedene<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffplatten<br />
Abb. 1.1: Familie der<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe, erweitertes<br />
Schema nach Niemz<br />
4<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
1 _ <strong>Holz</strong>werkstoffe – Eine kurze Einführung<br />
1.1 Allgemeines<br />
Unter dem Begriff <strong>Holz</strong>werkstoffe werden im<br />
engeren Sinne das Sperrholz, die <strong>Span</strong>platte, die<br />
Faserplatte <strong>und</strong> die Oriented Strand Board (<strong>OSB</strong>)<br />
verstanden. Weiter gefasst gehören auch das<br />
Brettschichtholz, die <strong>Holz</strong>-Polymer-Werkstoffe<br />
(Wood-Polymer-Composites, WPC) <strong>und</strong> die<br />
unter dem Begriff „Engineered Wood Products“<br />
bezeichneten Strukturwerkstoffe <strong>zu</strong>r Familie der<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe. Abb 1.1 gibt eine Übersicht der<br />
Vielfalt der <strong>Holz</strong>werkstofftypen. Ausgangsmaterialen<br />
für <strong>Holz</strong>werkstoffe sind aus <strong>Holz</strong> gewonnene<br />
Bretter, Furniere, Späne <strong>und</strong> Fasern. Diese<br />
werden in der Regel mittels eines organischen<br />
Klebstoffs <strong>zu</strong> einem Verb<strong>und</strong>werkstoff verleimt.<br />
Unter Druck <strong>und</strong> hohen Temperaturen entstehen<br />
<strong>zu</strong>meist plattenförmige Werkstoffe hoher Stand<strong>und</strong><br />
Ver<strong>zu</strong>gsfestigkeit. Darüber hinaus gibt es<br />
aber auch <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserwerkstoffe, die mit<br />
den mineralischen Bindemitteln Gips, Magnesit<br />
oder Zement geb<strong>und</strong>en sind. Die vorliegende<br />
Broschüre begrenzt sich auf die drei mengenmäßig<br />
dominierenden <strong>Holz</strong>werkstoffe <strong>Span</strong>platte,<br />
Faserplatte <strong>und</strong> <strong>OSB</strong> (Abb. 1.2). Bezüglich des<br />
Sperrholzes wird auf eine in der gleichen Reihe<br />
erschienene Broschüre des <strong>Holz</strong>absatzfonds verwiesen.<br />
<strong>Informationen</strong> <strong>zu</strong>m Brettschichtholz finden<br />
sich in einer Schrift des Informationsdienstes<br />
<strong>Holz</strong> (siehe Anhang).<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe ermöglichen großflächige<br />
Anwendungen. Sie weisen ein homogenes<br />
Eigenschaftsprofil auf <strong>und</strong> sind <strong>zu</strong>meist deutlich<br />
dimensionsstabiler als das natürliche <strong>Holz</strong>. So<br />
erweitern sie den Einsatzbereich von <strong>Holz</strong>produkten<br />
erheblich. Sie lassen sich wie das <strong>Holz</strong><br />
auch mit einfachen Werkzeugen vielgestaltig ver-
<strong>und</strong> bearbeiten. Auch der Laie erkennt diese Materialen<br />
als Kreationen des natürlichen Rohstoffs<br />
<strong>Holz</strong> <strong>und</strong> nimmt die Werkstoffe in vielfältigen<br />
Anwendungen an.<br />
Das Fertigungsprinzip der <strong>Holz</strong>werkstoffe ist<br />
technisch ähnlich. <strong>Holz</strong> wird in Späne oder Fasern<br />
zerlegt, getrocknet <strong>und</strong> mit einem Bindemittel<br />
versehen. Die beleimten Späne, Strands1 oder<br />
Fasern werden <strong>zu</strong> Vliesen gestreut, verdichtet<br />
<strong>und</strong> dann unter Einwirkung von Wärme <strong>und</strong><br />
Druck <strong>zu</strong> Platten verpresst. Nach dem Abkühlen<br />
der Platten werden diese besäumt, geschliffen<br />
<strong>und</strong> <strong>zu</strong>geschnitten. Danach können sie beschichtet<br />
oder anderweitig be- <strong>und</strong> verarbeitet werden.<br />
Die Herstellung der <strong>Holz</strong>werkstoffe ist hochgradig<br />
mechanisiert. Moderne Produktionsanlagen<br />
haben Tagesleistungen von 3.000 Kubikmetern<br />
<strong>und</strong> mehr (Abb 1.3). Die Erfolgsgeschichte der<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe ist ein Teil der Industrialisierung<br />
<strong>und</strong> ingenieurtechnischen Durchdringung der<br />
Gesellschaft. <strong>Holz</strong>werkstoffe sind <strong>zu</strong> wichtigen<br />
<strong>und</strong> unverzichtbaren Materialien für das Handwerk<br />
<strong>und</strong> die verarbeitende Industrie geworden.<br />
Insbesondere die Möbelfertigung, Teile des Bauwesens<br />
sowie das Verpackungswesen <strong>und</strong> der<br />
Fahrzeugbau haben erheblich von der Entwicklung<br />
der modernen <strong>Holz</strong>werkstoffe profitiert.<br />
Mit der maschinellen Fertigung der <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
entwickelte sich die industrielle Möbelproduktion.<br />
Heute gehört die <strong>Holz</strong>- <strong>und</strong> Möbelindustrie<br />
mit ihren zahlreichen <strong>zu</strong>meist klein- <strong>und</strong><br />
mittelständischen Betrieben <strong>zu</strong> den großen Wirtschaftszweigen<br />
in Deutschland. Die <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie<br />
ist ein unverzichtbarer Zulieferer für<br />
diesen Industriezweig. Global wie auch regional<br />
gesehen nimmt die Bedeutung dieser Werkstoffe<br />
1 Angloamerikanischer Begriff für großflächige<br />
Späne<br />
spezial | MAI 2009 5<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
weiter <strong>zu</strong>. Das Produktionsvolumen liegt weltweit<br />
heute bei etwa 300 Mio. Kubikmetern.<br />
Die Rohstoffbasis für die Produkte sind einheimische<br />
Hölzer. Die Besonderheit der <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie<br />
ist dabei, dass sie im Wesentlichen<br />
Schwachhölzer von Durchforstungsmaßnahmen,<br />
aber auch Resthölzer der Sägeindustrie als<br />
Rohstoffe nutzt. Während hochwertige <strong>Holz</strong>sortimente<br />
von der Säge- <strong>und</strong> Furnierindustrie<br />
<strong>zu</strong> Vollholzprodukten wie Brettern <strong>und</strong> Balken<br />
verarbeitet werden, nimmt die <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie<br />
geringwertige forstliche Industriesortimente<br />
auf oder dient <strong>zu</strong>dem als Verwerter<br />
für Reststoffe anderer <strong>Holz</strong>verarbeiter. Bei der<br />
<strong>Span</strong>plattenherstellung können auch Recyclinghölzer<br />
verwendet werden. Gemeinsam mit der<br />
Säge- <strong>und</strong> der Zellstoff- <strong>und</strong> Papierindustrie bildet<br />
die <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie ein Netzwerk, welches<br />
den nachwachsenden Rohstoff äußerst effektiv<br />
<strong>und</strong> in einem geschlossenen Kreislauf nutzt. Über<br />
das <strong>Holz</strong> hinaus sind die <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>werke<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich auch in der Lage, weitere<br />
nachwachsende Faserpflanzen <strong>und</strong> lignocellulosehaltige<br />
Reststoffe wie Stroh aus der Landwirtschaft<br />
<strong>zu</strong> verwerten.<br />
Abb. 1.3: <strong>Holz</strong>werkstoffproduktion
Abb. 1.4: Karte der Forstanteile<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland<br />
Niedersachsen<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Saarland<br />
Hansestadt Bremen<br />
Schleswig-Holstein<br />
Hessen<br />
6<br />
Baden-Württemberg<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
1.2 Der Wald –<br />
die umweltfre<strong>und</strong>liche „<strong>Holz</strong>fabrik“<br />
Etwa ein Drittel der Fläche der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland ist bewaldet (Abb 1.4). Diese r<strong>und</strong><br />
100.000 Quadratkilometer heimischer Forst<br />
liefern uns derzeit jährlich mehr als 70 Mio. Kubikmeter<br />
nutzbaren <strong>Holz</strong>es. Dem rechnerischen<br />
einheimischen Pro-Kopf-Verbrauch von jährlich<br />
r<strong>und</strong> 1,5 Kubikmeter <strong>Holz</strong> steht mindestens 1<br />
nachwachsender Kubikmeter gegenüber. Zusammen<br />
mit den großen Mengen importierter Zellstoffe<br />
deckt dieser Zuwachs prinzipiell den Rohstoffbedarf<br />
der holzverarbeitenden Industrien.<br />
Entscheidend ist, wie wir mit dieser vermeintlich<br />
unendlichen Ressource umgehen.<br />
Hansestadt Hamburg<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Thüringen<br />
Bayern<br />
Mecklenburg- Vorpommern<br />
Brandenburg<br />
Berlin<br />
Sachsen<br />
Unsere Vorfahren pflegten bereits einen sehr<br />
effektiven Umgang, indem sie die hochwertigen<br />
Sortimente als Bau- <strong>und</strong> Werkstoffe nutzten <strong>und</strong><br />
mit den Rest- <strong>und</strong> Schwachhölzern ihren Bedarf<br />
an Heiz- <strong>und</strong> Wärmeenergie deckten. <strong>Holz</strong> lässt<br />
sich somit sinnvoll sowohl stofflich als auch energetisch<br />
nutzen. Volkswirtschaftlich sinnvoll ist dabei<br />
die so genannte Kaskadennut<strong>zu</strong>ng, also <strong>zu</strong>nächst<br />
die stoffliche Nut<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> erst am Ende<br />
die energetische Verwertung. Diese Strategie<br />
schafft dauerhaft wertvolle Produkte <strong>und</strong> sichert<br />
Bei der Kaskadennut<strong>zu</strong>ng werden Rohstoffe<br />
<strong>und</strong> damit hergestellte Produkte<br />
möglichst lange im Wirtschaftssystem<br />
belassen. Dabei werden Nut<strong>zu</strong>ngskaskaden<br />
vom hohen <strong>zu</strong> schrittweise tieferem<br />
Wertschöpfungsniveau angestrebt. So<br />
wird unter strategischen Gesichtspunkten<br />
die Wertschöpfung als Ganzes erhöht,<br />
Ressourcen besser genutzt <strong>und</strong> die Umwelt<br />
geschont. Beim <strong>Holz</strong> betrifft die<br />
Kaskadennut<strong>zu</strong>ng vornehmlich den Wettbewerb<br />
von stofflicher <strong>und</strong> energetischer<br />
Nut<strong>zu</strong>ng. Es steht unzweifelhaft fest, dass<br />
die Verbrennung von <strong>Holz</strong> CO -neutrale<br />
2<br />
Energie liefert <strong>und</strong> so <strong>zu</strong>m Klimaschutz<br />
beiträgt. Diese energetische Nut<strong>zu</strong>ng beschäftigt<br />
jedoch weit weniger Menschen<br />
als die stoffliche Verwertung <strong>und</strong> entzieht<br />
darüber hinaus der holzverarbeitenden<br />
Industrie wichtige Rohstoffsortimente.<br />
Volkswirtschaftlich sinnvoller ist es daher,<br />
Hölzer vorrangig einer stofflichen Verwertung<br />
<strong>zu</strong><strong>zu</strong>führen; energetisch genutzt<br />
werden vornehmlich hierfür ungeeignete<br />
Schwach- <strong>und</strong> Resthölzer sowie nach<br />
Gebrauch anfallende Althölzer <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>produkte.
Arbeitsplätze. Allein in Deutschland beschäftigen<br />
die Forst- <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>wirtschaft, das <strong>Holz</strong>handwerk<br />
<strong>und</strong> die nahestehenden Branchen gut 750.000<br />
Menschen. <strong>Holz</strong>nut<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>verarbeitung<br />
finden dabei überwiegend im ländlichen Raum<br />
statt <strong>und</strong> sind damit strukturpolitisch wichtige<br />
Faktoren für unsere Gesellschaft.<br />
Aber auch auf aktuelle Fragen des Umwelt- <strong>und</strong><br />
Klimaschutzes finden wir in der <strong>Holz</strong>nut<strong>zu</strong>ng<br />
schlüssige Antworten. Der <strong>Holz</strong>lieferant Wald<br />
gestaltet unsere Landschaft, schützt den Boden<br />
vor Erosion <strong>und</strong> sichert die Lebensräume für<br />
Menschen, Tiere <strong>und</strong> Pflanzen (Abb. 1.5). Bäume<br />
binden klimaschädliches Kohlendioxid <strong>und</strong> setzen<br />
gleichzeitig den lebensnotwendigen Sauerstoff<br />
frei. Sie reinigen die Luft von Staub <strong>und</strong> Schadstoffen<br />
<strong>und</strong> unter ihrem Wurzelwerk bildet sich<br />
reines, trinkbares Gr<strong>und</strong>wasser. Der Wald dient<br />
uns <strong>zu</strong>dem vielfältig als Erholungs-, Freizeit- <strong>und</strong><br />
Schutzgebiet.<br />
Gleichzeitig ist er „Fabrik“ für den Roh- <strong>und</strong><br />
Werkstoff <strong>Holz</strong>. Es wächst bei ordnungsgemäßer<br />
Pflege stetig <strong>und</strong> in einzigartig umweltfre<strong>und</strong>licher<br />
Weise nach. Die seit 200 Jahren<br />
in Deutschland praktizierte nachhaltige Waldwirtschaft<br />
sichert die Pflege <strong>und</strong> Erhaltung<br />
des Waldes für kommende Generationen. Sie<br />
schreibt vor, dass nicht mehr <strong>Holz</strong> eingeschlagen<br />
wird als nachwächst, so dass der Wald nie vollständig<br />
abgeholzt wird <strong>und</strong> sich immer wieder<br />
regenerieren kann.<br />
Der von der Forstwirtschaft entwickelte Begriff<br />
der Nachhaltigkeit hat inzwischen globale Bedeutung<br />
in vielen Bereichen erlangt. Nachhaltigkeit<br />
bedingt generell die Gewinnung <strong>und</strong> Verarbeitung<br />
von Rohstoffen unter der Maßgabe der<br />
Ressourcenschonung, der Energieminderung <strong>und</strong><br />
des zeitgemäßen Umweltschutzes.<br />
spezial | MAI 2009 7<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Abb. 1.5: Wald in Deutschland<br />
Abb. 1.6: Kohlenstoffkreislauf
8<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
1.3 Klimaschutz mit <strong>Holz</strong><br />
Der Baum nimmt während des Wachstums das<br />
Treibhausgas Kohlendioxid aus der Atmosphäre<br />
auf <strong>und</strong> wandelt es durch Photosynthese in Biomasse<br />
um. Pro Hektar sind in deutschen Wäldern<br />
durchschnittlich 110 Tonnen Kohlenstoff<br />
gespeichert, in den Bäumen schät<strong>zu</strong>ngsweise 1,2<br />
Mrd. Tonnen Kohlenstoff. Das entspricht r<strong>und</strong><br />
4,3 Mrd. Tonnen CO . Die geschätzte Speicher-<br />
2<br />
wirkung der Wälder insgesamt, also einschließlich<br />
der Böden, beläuft sich auf 8,25 Mrd. Tonnen<br />
CO . Durch das Wachstum der Bäume werden<br />
2<br />
jedes Jahr etwa 20 Tonnen CO pro Hektar ab-<br />
2<br />
sorbiert. (Abb. 1.7). Die Sonne liefert die notwendige<br />
Energie. Der Wald ist somit eine natürliche<br />
Solarfabrik ungeheuren Ausmaßes. Gleichzeitig<br />
liefert die Photosynthese den für Mensch <strong>und</strong><br />
Tier lebensnotwendigen Sauerstoff.<br />
Die Masse des trockenen <strong>Holz</strong>es besteht etwa <strong>zu</strong>r<br />
Hälfte aus Kohlenstoff. Nachhaltig bewirtschaftete<br />
Wälder speichern CO zwischen etwa 30<br />
2<br />
Jahren (Erstdurchforstung) <strong>und</strong> 80 bis 300 Jahren<br />
(Endnut<strong>zu</strong>ng des Baumes). Daran schließt sich die<br />
werkstoffliche Speicherung an, denn die Kohlenstoffeinbindung<br />
bleibt während der Nut<strong>zu</strong>ng des<br />
<strong>Holz</strong>es als Bau- <strong>und</strong> Werkstoff erhalten. Erst die<br />
Verrottung oder Verbrennung setzt das Kohlendioxid<br />
wieder frei. In diesem natürlichen Kreislauf<br />
verlängert die stoffliche Nut<strong>zu</strong>ng die Bindungsdauer<br />
des Kohlendioxids <strong>und</strong> erhöht indirekt die<br />
Speicherwirkung des Waldes. Sie trägt damit<br />
beträchtlich <strong>zu</strong>r Reduzierung des CO -Anstiegs in<br />
2<br />
der Atmosphäre bei.<br />
Die stoffliche Nut<strong>zu</strong>ng von <strong>Holz</strong> hat<br />
zwei Wirkungen, die wesentlich <strong>zu</strong>m<br />
Klimaschutz beitragen. Beim Substitutionseffekt<br />
ersetzt <strong>Holz</strong> andere Materialien<br />
in Produkten, deren Herstellung<br />
<strong>und</strong> Verarbeitung mehr Kohlendioxidemissionen<br />
verursacht. Nach Gebrauch<br />
können <strong>Holz</strong>produkte <strong>zu</strong>dem energetisch<br />
genutzt werden <strong>und</strong> so helfen, fossile<br />
Brennstoffe <strong>zu</strong> ersetzen. Bei der Kohlenstoffspeicherung<br />
wird das Kohlendioxid<br />
in seiner organisch geb<strong>und</strong>en Biomasseform<br />
über längere Zeiträume aus dem<br />
Kreislauf entzogen <strong>und</strong> werkstofflich<br />
eingelagert. Je länger die Nut<strong>zu</strong>ngsdauer<br />
des <strong>Holz</strong>produkts ist, umso größer ist der<br />
Speichereffekt. Qualitativ hochwertige<br />
<strong>und</strong> wachsende <strong>Holz</strong>verwendung leistet<br />
daher einen wichtigen Beitrag <strong>zu</strong>m Schutz<br />
unseres Klimas <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Erhalt unseres<br />
Lebensumfelds.<br />
Der Effekt der erhöhten CO 2 -Bindung durch die<br />
wirtschaftliche Nut<strong>zu</strong>ng ist in mehreren Studien<br />
wissenschaftlich nachgewiesen. Dieser Kreislauf<br />
entwickelte sich bereits vor mehreren H<strong>und</strong>ert<br />
Millionen Jahren im Natur- <strong>und</strong> Urwald. Gepflegte<br />
Wirtschaftswälder sind heute jünger,<br />
produzieren mehr Biomasse pro Hektar <strong>und</strong><br />
durchlaufen einen intensiveren Kreislauf. Langlebige<br />
<strong>Holz</strong>produkte wie <strong>Holz</strong>häuser oder Möbel<br />
entziehen <strong>zu</strong>dem dem Kreislauf für viele Jahrzehnte<br />
das Kohlendioxid. Die ordnungsgemäße<br />
energetische Verwertung wandelt diese Produkte<br />
nach Gebrauch darüber hinaus CO -neutral<br />
2<br />
in Wärme <strong>und</strong> Strom um. Als Fazit steht fest:<br />
Wälder sind vorbildliche Klimaschützer, deren Leistung<br />
durch die nachhaltig betriebene Forst- <strong>und</strong><br />
<strong>Holz</strong>wirtschaft verstärkt wird.
2 _ Aufbau <strong>und</strong> Technik<br />
2.1 <strong>Holz</strong>werkstoffe - die erweiterte Form<br />
des Werkstoffs <strong>Holz</strong><br />
<strong>Holz</strong> hat eine lange Tradition als Bau- <strong>und</strong> Werkstoff.<br />
<strong>Holz</strong>bauten <strong>und</strong> Fachwerkgebäude früherer<br />
Zeiten zeugen noch heute von der damaligen<br />
kulturellen Vielfalt <strong>und</strong> handwerklichen Kunst.<br />
Auch der Möbel- <strong>und</strong> Innenausbau greift traditionell<br />
auf massives <strong>Holz</strong> <strong>zu</strong>rück. <strong>Holz</strong> ist allerdings<br />
nur begrenzt formbeständig <strong>und</strong> weist richtungsabhängige<br />
Eigenschaftsmerkmale auf. Große <strong>und</strong><br />
gleichmäßige Flächen lassen sich mit massiven<br />
<strong>Holz</strong>brettern oder -leisten nur schwer gestalten.<br />
Ein weiteres Manko ist das von der Faserrichtung<br />
abhängige Quellen <strong>und</strong> Schwinden.<br />
Zur Behebung dieser Nachteile wurde als plattenförmiger<br />
Werkstoff Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
das Sperrholz entwickelt. Etwa zeitgleich entstand,<br />
aus den Verfahren der Papier- <strong>und</strong> Pappeherstellung<br />
abgeleitet, die Hartfaserplatte. In der<br />
Folge dieser ersten <strong>Holz</strong>werkstoffe entstanden<br />
im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert weitere Werkstofftypen. Die<br />
wichtigsten sind heute<br />
– <strong>Span</strong>platten (P 1- bis P 7-Platten)<br />
– <strong>Faserplatten</strong>,<br />
– <strong>und</strong> Oriented Strand Boards (<strong>OSB</strong>).<br />
a<br />
b<br />
c<br />
spezial | MAI 2009 9<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Abb. 2.1 verdeutlicht den Aufbau dieser drei<br />
<strong>Holz</strong>werkstofftypen. Diese Werkstoffe weiteten<br />
den Anwendungsbereich von <strong>Holz</strong> stark aus<br />
<strong>und</strong> werden heute weltweit in einer Menge von<br />
<strong>zu</strong>sammen etwa 300 Mio. Kubikmetern gefertigt.<br />
Die Möbel- <strong>und</strong> Bauwirtschaft griff die neuen<br />
Werkstoffe stets rasch auf. Die <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
haben die weitere technische Entwicklung in diesen<br />
Branchen entscheidend beeinflusst. Ähnliches<br />
gilt für den Fahrzeugbau <strong>und</strong> das Verpackungswesen.<br />
Mit der <strong>zu</strong>nehmenden Verarbeitung von<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffen statt <strong>Holz</strong> war ein Übergang von<br />
traditionellen, handwerklichen Arbeitsformen in<br />
industrielle Fertigungsweisen verb<strong>und</strong>en. Damit<br />
wurde es <strong>zu</strong>m Beispiel ermöglicht, den Bedarf<br />
großer Bevölkerungsschichten an hochwertigen,<br />
aber preisgünstigen Möbeln <strong>und</strong> Innenausstattungen<br />
<strong>zu</strong> decken.<br />
Für bauliche Anwendungen wurden mit Zement<br />
<strong>und</strong> Gips geb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten entwickelt. Bei<br />
diesen Werkstoffen wird die mineralische Matrix<br />
durch die <strong>Holz</strong>teile verstärkt. Auch Mineralwolleplatten<br />
sind den mineralisch geb<strong>und</strong>enen<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffen <strong>zu</strong><strong>zu</strong>ordnen. Abb. 2.2 zeigt<br />
beispielhaft einige dieser Werkstoffe.<br />
Abb. 2.1: Aufbau der drei<br />
<strong>Holz</strong>werkstofftypen.<br />
a) Sperrholzplatte<br />
b) Faserplatte<br />
c) <strong>OSB</strong><br />
Abb. 2.2: Mineralisch geb<strong>und</strong>ene<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe
10<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
2.2 Gr<strong>und</strong>typen der <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
Der älteste <strong>Holz</strong>werkstoff ist das Sperrholz. Dieser<br />
Werkstoff wurden Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
in Europa <strong>und</strong> Nordamerika entwickelt <strong>und</strong> ist<br />
in seinen Eigenschaften <strong>und</strong> Anwendungen in<br />
der Broschüre „Sperrholz spezial“ (s. Anhang)<br />
umfassend dargestellt. Um 1900 entstanden<br />
als neue Produktgruppe die <strong>Faserplatten</strong>.<br />
Die ersten <strong>Faserplatten</strong> wurden aus verholzten<br />
Fasern im Nassverfahren mit sehr geringem<br />
oder ganz ohne Bindemittel<strong>zu</strong>satz gefertigt.<br />
Dabei werden die Fasern als wässrige Suspension<br />
auf ein laufendes Sieb gebracht <strong>und</strong> nach<br />
Entwässerung unter Einwirkung von Druck <strong>und</strong><br />
Temperatur <strong>zu</strong> Platten verdichtet. Die erhaltenen<br />
Hartfaserplatten haben dabei vorderseitig eine<br />
glatte Oberfläche <strong>und</strong> rückseitig eine markante<br />
Siebmarkierung. Die Festigkeit dieses Werkstoffs<br />
ist allerdings trotz hoher Rohdichte begrenzt.<br />
Das Nassverfahren ermöglicht <strong>zu</strong>dem nur die<br />
Fertigung von Platten geringer Dicke. Mit dem<br />
Nassverfahren können jedoch auch <strong>Faserplatten</strong><br />
geringerer Dichte, die so genannten Weichfaserplatten<br />
hergestellt werden. Erst nach 1960<br />
setzte sich bei der <strong>Faserplatten</strong>herstellung das<br />
Trockenverfahren industriell durch. Hier werden<br />
die Fasern <strong>zu</strong>nächst getrocknet <strong>und</strong> unter<br />
Klebstoff<strong>zu</strong>gabe <strong>zu</strong> einem Vlies gestreut, welches<br />
heiß <strong>zu</strong> einem weitgehend homogenen Plattenwerkstoff<br />
verpresst wird. Nach diesem Verfahren<br />
werden heute alle mitteldichten <strong>Faserplatten</strong><br />
(MDF) hergestellt. Sie weisen beidseitig glatte<br />
Oberflächen <strong>und</strong> geschlossene Kanten auf. Sie<br />
haben eine höhere Festigkeit als Hartfaserplatten<br />
<strong>und</strong> können über einen großen Dickenbereich<br />
hergestellt werden. MDF <strong>und</strong> ihre noch stärker<br />
verdichtete Variante HDF sind heute die mengenmäßig<br />
dominierenden <strong>Faserplatten</strong>typen. Für<br />
besondere Anwendungsbereiche gibt es auch<br />
Platten niedriger Rohdichte, die so genannten<br />
L-MDF <strong>und</strong> UL-MDF. Die Differenzierung erfolgt<br />
über die Rohdichte der Platten (Tabelle 2.1).<br />
Mit der Entwicklung des Sperrholzes <strong>und</strong> der<br />
<strong>Faserplatten</strong> tauchte auch der Gedanke auf, die<br />
in reichlicher Menge beim Zuschnitt <strong>und</strong> der Bearbeitung<br />
von Schnittholz anfallenden Säge- <strong>und</strong><br />
Hobelspäne in vergleichbarer Weise unter Klebstoff<strong>zu</strong>gabe<br />
<strong>zu</strong> plattenförmigen Werkstoffen <strong>zu</strong><br />
formen. In den 40er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
wurde in Deutschland erstmalig die <strong>Span</strong>platte<br />
industriell produziert. Sie wird aus getrockneten<br />
<strong>und</strong> beleimten Spänen durch Heißpressung hergestellt.<br />
Im Gegensatz <strong>zu</strong> den <strong>Faserplatten</strong> weist<br />
die <strong>Span</strong>platte in der Regel einen mindestens<br />
dreischichtigen Aufbau auf <strong>und</strong> besitzt isotrope<br />
Festigkeitswerte in Längs- <strong>und</strong> Querrichtung.<br />
Sie erlebte nach dem 2. Weltkrieg hier<strong>zu</strong>lande<br />
ein ungeheueres Wachstum <strong>und</strong> ist heute auch<br />
der global bedeutendste <strong>Holz</strong>werkstoff. Sie wird<br />
vornehmlich als Flachpressplatte hergestellt,<br />
doch gibt es für spezielle Anwendungen auch<br />
Strangpressplatten.<br />
Tab 2.1: DIFFErENzIEruNg VON NAcH DEM TrOcKENVErFAHrEN HErgESTEllEN FASErplATTEN<br />
Werkstoffbezeichnung Kurzbezeichnung rohdichtebereich<br />
Hochdichte Faserplatte HDF > 800 kg/m³<br />
Mitteldichte Faserplatte MDF < 800 kg/m³ bis > 650 kg/m³<br />
Leichte Faserplatte L-MDF < 650 kg/m³<br />
Ultraleichte Faserplatte UL-MDF < 550 kg/m³
Eine Spezialform der Flachpressplatte ist die <strong>OSB</strong>.<br />
Sie besteht aus langen, dünnen Spänen (Langspäne<br />
oder „Strands“). Da die Streuung der Späne<br />
schichtweise einander überlappend („orientiert“)<br />
erfolgt, ergeben sich in Längs- <strong>und</strong> Querrichtung<br />
unterschiedliche Festigkeitswerte. Aus der orientierten<br />
Streuung leitet sich der englische Name<br />
Oriented Strand Board ab, der sich auch im<br />
deutschsprachigen Raum als technischer Begriff<br />
durchgesetzt hat. Jeder dieser Gr<strong>und</strong>typen wird<br />
in verschiedenen Werkstoffvarianten gefertigt,<br />
auf die später noch näher eingegangen wird.<br />
Bei der Herstellung von <strong>Span</strong>platten<br />
werden die beleimten Späne ein- oder<br />
mehrschichtig auf ein Band oder ein Sieb<br />
gestreut <strong>und</strong> gehen dann in die Presse.<br />
Dort werden sie unter Einwirkung von<br />
Druck <strong>und</strong> Temperatur verpresst. Die<br />
Späne sind dabei parallel <strong>zu</strong>r Plattenebene<br />
ausgerichtet. Die so hergestellten<br />
Werkstoffe werden als Flachpressplatten<br />
bezeichnet. Sie sind gekennzeichnet<br />
durch ein ausgeprägtes Dichteprofil, hohe<br />
Biegefestigkeit <strong>und</strong> ein gutes Stehvermögen.<br />
Werden die beleimten Späne vor der<br />
Heißpressung senkrecht <strong>zu</strong>r Plattenebene<br />
mit Hilfe eines Stempels in einen Heißpressstrang<br />
gestopft, so entstehen die<br />
so genannten Strangpressplatten. Sie<br />
haben bei hoher Quer<strong>zu</strong>gfestigkeit ein<br />
gleichmäßiges Dichteprofil, jedoch eine<br />
deutlich niedrigere Biegefestigkeit <strong>und</strong> ein<br />
geringeres Stehvermögen.<br />
spezial | MAI 2009 11<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Die drei hier behandelten <strong>Holz</strong>werkstoffe bestehen<br />
aus Spänen, Strands oder Fasern sowie<br />
einem organischen Bindemittel. Daneben gibt es<br />
aber auch mit mineralischen Bindemitteln geb<strong>und</strong>ene<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe. In dieser Broschüre werden<br />
als Beispiele für diese Werkstoffgruppe die Gips<strong>und</strong><br />
die Zementspanplatte vorgestellt. Der Ursprung<br />
zementgeb<strong>und</strong>ener <strong>Span</strong>platten liegt im<br />
<strong>Holz</strong>zement, der entwickelt wurde, um einerseits<br />
Baukosten <strong>zu</strong> reduzieren <strong>und</strong> anderseits Gewicht<br />
ein<strong>zu</strong>sparen. Entstanden sind hoch feuchtebeständige,<br />
biologisch resistente <strong>und</strong> mechanisch<br />
beanspruchbare Plattenwerkstoffe auf Basis von<br />
mineralischen Baustoffen.<br />
Ein kleiner Teil der <strong>Holz</strong>werkstoffe wird auch mit<br />
Schutzmitteln behandelt, etwa mit Bioziden gegen<br />
Schädlingsbefall oder mit Feuerschutzsalzen<br />
<strong>zu</strong>r Verbesserung des Brandschutzes. Die Zusätze<br />
unterliegen einer aufwändigen bauaufsichtlichen<br />
<strong>und</strong> ökologischen Bewertung. Hier<strong>zu</strong> gehört vor<br />
allem die Prüfung der Umweltverträglichkeit <strong>und</strong><br />
die Einhaltung der entsprechenden nationalen<br />
Normen. Nur wenn diese gegeben ist, erhalten<br />
die Platten die Zulassung <strong>und</strong> dürfen – nunmehr<br />
eindeutig gekennzeichnet – auf den Markt gebracht<br />
werden.
12<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
2.3.1 Rohstoffe für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
Als Rohmaterialien für <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserwerkstoffe<br />
lassen sich fast alle <strong>Holz</strong>arten verwenden,<br />
darüber hinaus auch viele andere pflanzliche<br />
Rohstoffe. Entscheidend ist somit weniger die<br />
Art als vielmehr die regionale Verfügbarkeit des<br />
Rohstoffs. Zur Herstellung eignen sich hier<strong>zu</strong>lande<br />
alle heimischen Laubholzarten, doch dominieren<br />
als Rohstoffe <strong>zu</strong>meist die Nadelhölzer Fichte<br />
<strong>und</strong> Kiefer. Ohne jede Bedeutung sind tropische<br />
<strong>Holz</strong>arten. In den Anfangsjahren der <strong>Span</strong>platte<br />
waren auch Flachsschäben ein begehrter Rohstoff<br />
für die <strong>Span</strong>plattenfertigung. Der heutige<br />
Rohstoffbedarf der Fertigungsanlagen ist aber<br />
so groß, dass er auf diese Weise nicht mehr <strong>zu</strong><br />
decken ist. Desgleichen sind die Ansätze, Stroh<br />
<strong>und</strong> andere landwirtschaftliche Reststoffe <strong>zu</strong>r industriellen<br />
Fertigung von <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />
<strong>zu</strong> nutzen, weniger aus technologischen als vielmehr<br />
aus Gründen der gesicherten Versorgung<br />
der dauerhaften Logistik <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
begrenzt.<br />
Fast alle <strong>Holz</strong>werkstoffe enthalten synthetische<br />
Klebstoffe. Obgleich über viele Jahre die Entwicklung<br />
von Klebstoffen aus natürlichen Rohstoffen<br />
durch Forschungen vorangetrieben wurde, konnten<br />
sich derartige Bindemittelsysteme bisher sowohl<br />
aus technologischen Gründen als auch aus<br />
Gründen der Verfügbarkeit nicht durchsetzen.<br />
Für Platten mit nicht feuchtebeständiger Verleimung<br />
werden nahe<strong>zu</strong> ausschließlich Harnstoffharze<br />
(UF) verwendet. Sie ergeben in rascher<br />
Aushärtungsreaktion hochwertige, allerdings<br />
nicht gegen Feuchteeinwirkung oder Wasserdampf<br />
beständige Verklebungen. Wegen der<br />
nachträglichen Formaldehydabgabe sind die<br />
Leimharze so eingestellt, dass sie sicher die<br />
gesetzlichen Anforderungen der Emissionsklasse<br />
E1 erfüllen. Für feuchtebeständige Verleimungen<br />
werden vor allem Phenol- <strong>und</strong> modifizierte<br />
Melaminleimharze (PF <strong>und</strong> MUF) sowie polymeres<br />
Diphenylmethandiisocyanat (PMDI) eingesetzt.<br />
Die Phenolharze geben Formaldehyd nur noch<br />
in Spuren ab, PMDI ist völlig emissionsfrei. Beide<br />
Bindemittel sind hochwertige Klebstoffe <strong>und</strong><br />
äußerst beständig gegen die Einwirkung von<br />
Feuchtigkeit <strong>und</strong> Chemikalien. Die mit Harnstoff<br />
modifizierten Melaminleimharze sind ähnlich<br />
reaktiv wie die UF-Harze <strong>und</strong> ergeben hochwertige<br />
Verleimungen. Auch sie können nachträglich<br />
geringe Mengen an Formaldehyd abgeben. Die<br />
heutigen MUF-Leimharze sind aber werksseitig so<br />
eingestellt, dass sie die Werte der Emissionsklasse<br />
E1 sicher einhalten (siehe auch Abschnitt 2.6).<br />
Zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten nach DIN EN<br />
634-2 bestehen <strong>zu</strong> etwa 60 Vol.% aus <strong>Holz</strong>spänen<br />
<strong>und</strong> <strong>zu</strong> etwa 40 Vol.% aus Zement <strong>und</strong><br />
Zusatzstoffen. Der Verb<strong>und</strong> der <strong>Holz</strong>späne erfolgt<br />
lediglich durch das Abbinden der mineralischen<br />
Stoffkomponenten. Die in die Zementmasse<br />
eingeb<strong>und</strong>en Späne dienen als Armierung <strong>und</strong><br />
erhöhen in erheblichem Maße die Biegefestigkeit<br />
der Platten. Vergleichbares gilt für <strong>Span</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Faserplatten</strong>, die Gips oder Magnesit als mineralische<br />
Komponente enthalten.
2.3.2 Verwendungsbereiche<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe werden vor allem im Bauwesen<br />
<strong>und</strong> im Verpackungswesen häufig im Roh<strong>zu</strong>stand<br />
eingesetzt. In anderen Anwendungen, z. B. im<br />
Innenausbau <strong>und</strong> im Möbelbau werden sie <strong>zu</strong>meist<br />
für die Anwendung lackiert oder mit einem<br />
Dekorpapier, einem Laminat, einer Folie oder<br />
einem Edelfurnier beschichtet. Die Beschichtung<br />
erfolgt werksseitig bereits bei der Fertigung oder<br />
als nachträglicher Bearbeitungsschritt beim Verarbeiter.<br />
Es gibt weiterhin geformte <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
<strong>und</strong> speziell ausgerüstete Werkstofftypen. Die<br />
Auswahl der Varianten ist sehr groß <strong>und</strong> eröffnet<br />
den Materialien eine ebenso große Vielfalt von<br />
Anwendungen <strong>und</strong> Einsatzbereichen. Man ordnet<br />
den <strong>Holz</strong>werkstoffen drei Verwendungstypen<br />
<strong>zu</strong>:<br />
– Allgemeine Zwecke<br />
– Bauzwecke<br />
– Sonderzwecke<br />
Auf den Verwendungszweck abgestimmt werden<br />
bei der Verleimung zwei Gruppen von Klebstoffen<br />
unterschieden:<br />
– Bindemittel für nicht feuchtebeständige<br />
Verleimungen<br />
– Bindemittel für feuchtebeständige<br />
Verleimungen<br />
Je nach Art der Verleimung wird der <strong>Holz</strong>werkstoff<br />
dann in der Außenanwendung sowie<br />
feuchtegefährdeten Innenbereichen (feuchtebeständige<br />
Verleimung) oder im trockenen<br />
Innenraumbereich sowie im Möbelbau (nicht<br />
feuchtebeständige Verleimung) eingesetzt.<br />
Sonderzwecke werden durch brandgeschützte<br />
oder mit Bioziden ausgerüstete Spezialplatten<br />
abgedeckt. Auch zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten<br />
können im Innen- <strong>und</strong> Außenbereich vielfältig<br />
eingesetzt werden.<br />
spezial | MAI 2009 13<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
2.4 Herstellung von <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />
Bei der Herstellung von <strong>Span</strong>platten in<br />
Flachpressweise werden Wald- <strong>und</strong> Resthölzer<br />
<strong>zu</strong>nächst zerspant <strong>und</strong> getrocknet. Nach<br />
Absiebung des <strong>Holz</strong>staubs wird das in Grob- <strong>und</strong><br />
Feinspäne getrennte <strong>Span</strong>material mit einem<br />
Klebstoff beleimt <strong>und</strong> <strong>zu</strong> Rohmatten gestreut.<br />
Diese bestehen aus zwei Deckschichten, welche<br />
die Feinspäne enthalten <strong>und</strong> einer Mittelschicht,<br />
welche das grobe <strong>Span</strong>material enthält. Das so<br />
erhaltene Rohvlies wird vorverdichtet <strong>und</strong> dann<br />
in heute <strong>zu</strong>meist kontinuierlichen Pressen unter<br />
Einwirkung von Wärme <strong>und</strong> Druck <strong>zu</strong>r <strong>Span</strong>platte<br />
verpresst. Nach der Pressung werden die<br />
heißen Platten besäumt, abgekühlt <strong>und</strong> für die<br />
Endbearbeitung geschliffen. Die Platten werden<br />
häufig bereits für die Weiterverarbeitung<br />
beschichtet <strong>und</strong> <strong>zu</strong>geschnitten. Großformatige<br />
Platten lassen sich durch Verschnittoptimierung<br />
mit minimalem Ausschuss auf das gewünschte<br />
Kleinformat <strong>zu</strong>schneiden. Verschnitt- <strong>und</strong> Besäumungsreste<br />
werden in die Produktion <strong>zu</strong>rückgeführt,<br />
Schleif- <strong>und</strong> Siebstäube <strong>zu</strong>r Erzeugung<br />
von Trocknungs- <strong>und</strong> Prozessenergie werksintern<br />
thermisch genutzt. Seit einigen Jahren werden<br />
<strong>zu</strong>dem <strong>Span</strong>platten produziert, die sowohl in<br />
der Deckschicht als auch in der Mittelschicht<br />
aus Grobspänen bestehen. Diese werden <strong>zu</strong>m<br />
Teil auch ungeschliffen im <strong>Holz</strong>bau <strong>und</strong> in der<br />
Verpackungsindustrie eingesetzt. Die Herstellung,<br />
Aufbereitung <strong>und</strong> Beleimung der Späne bei der<br />
Herstellung von Strangpressplatten ist vergleichbar<br />
mit der von Flachpressplatten. Die beleimten<br />
Späne werden dann aber nicht auf Bänder oder<br />
Siebe gestreut, sondern in Strangpressen gestopft.<br />
Die Aushärtung der Bindemittel erfordert<br />
auch hier den Einsatz erhöhter Temperaturen.<br />
Die fertigen Platten haben eine gleichmäßige<br />
Oberfläche <strong>und</strong> brauchen nicht geschliffen <strong>zu</strong>
14<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
werden. Wegen der niedrige Biegefestigkeit <strong>und</strong><br />
dem geringen Stehvermögen werden die Platten<br />
aber <strong>zu</strong>meist mit dünnen Furnieren oder Sperrhölzern<br />
beplankt.<br />
Die Herstellung von <strong>OSB</strong> ist ähnlich denen<br />
von Flachpressplatten, nur werden hier aus den<br />
Rohstoffen so genannte Langspäne hergestellt,<br />
die dann orientierend gestreut werden. Auch<br />
weisen die fertigen <strong>OSB</strong> häufig eine Oberfläche<br />
auf, die nicht mehr geschliffen werden braucht.<br />
Die Versiegelung der <strong>OSB</strong>-Oberflächen durch die<br />
Heißpressung führt <strong>zu</strong> quasi wasserabweisenden<br />
Eigenschaften, die im Bau- <strong>und</strong> Verpackungsbereich<br />
von Vorteil sind.<br />
Während <strong>Span</strong>werkstoffe <strong>und</strong> <strong>OSB</strong> so vollständig<br />
nach dem Trockenprozess hergestellt werden,<br />
ist bei der <strong>Faserplatten</strong>herstellung <strong>zu</strong>nächst<br />
ein mit Wasser verb<strong>und</strong>ener Aufschluss erforderlich.<br />
Dieser erfolgt mit aus entrindetem <strong>Holz</strong><br />
hergestellten Hackschnitzeln, die unter Druck<br />
<strong>und</strong> Temperaturen von bis <strong>zu</strong> etwa 200 °C in<br />
Wasser thermo-hydrolytisch vorgekocht <strong>und</strong><br />
dann mechanisch zerfasert werden. Die feuchten<br />
Fasern werden beim Nassverfahren auf Sieben<br />
<strong>zu</strong> Faservliesen geformt <strong>und</strong> unter Druck <strong>und</strong><br />
Temperatur <strong>zu</strong> harten, mittelharten oder porösen<br />
Platten verpresst. Den Platten wird kein oder nur<br />
geringe Mengen eines Bindemittels <strong>zu</strong>gefügt.<br />
Beim Trockenverfahren werden die feuchten<br />
Fasern <strong>zu</strong>nächst beleimt, dann getrocknet, <strong>zu</strong><br />
Vliesen gestreut <strong>und</strong> vergleichbar den <strong>Span</strong>platten<br />
verpresst. In jüngerer Vergangenheit werden<br />
<strong>zu</strong>nehmend auch Verfahren der Trockenbeleimung<br />
eingesetzt. Hierbei wird der Leim auf<br />
die bereits getrockneten Fasern aufgebracht.<br />
Hierdurch können die Bindemittel<strong>zu</strong>gabe deutlich<br />
abgesenkt <strong>und</strong> die Herstellungskosten der<br />
<strong>Faserplatten</strong> merklich verringert werden. Je nach<br />
Rohdichte der Faserplatte unterscheidet man<br />
– hochdichte <strong>Faserplatten</strong> (HDF),<br />
– mitteldichte <strong>Faserplatten</strong> (MDF),<br />
– leichte <strong>Faserplatten</strong> (Leicht-MDF oder L-MDF),<br />
– ultraleichte <strong>Faserplatten</strong> (ultraleichte MDF).<br />
Moderne Werke der <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie stellen<br />
dabei mehrere Produkte – z. B. <strong>OSB</strong> <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />
oder <strong>OSB</strong> <strong>und</strong> <strong>Span</strong>platten – in einem<br />
Werk mit verschiedenen Fertigungslinien her, um<br />
so den Rohstoff <strong>Holz</strong> besser nutzen <strong>zu</strong> können.<br />
Die Herstellung zementgeb<strong>und</strong>ener <strong>Span</strong>platten<br />
unterscheidet sich wesentlich von der der<br />
anderen <strong>Holz</strong>werkstoffe. In einer Mischanlage<br />
werden <strong>zu</strong>nächst Zement, Mineralisierungsstoffe,<br />
Wasser <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>späne gemischt. Dieses Stoffgemisch<br />
wird über ein spezielles Streuverfahren auf<br />
Stahlbleche gestreut <strong>und</strong> unter großem Druck<br />
verpresst. Nach dem Pressen wird die rohe Platte<br />
durch gezielte Steuerung von Temperatur <strong>und</strong><br />
Feuchtigkeit nachbehandelt. In dieser Zeit hydratisieren<br />
die enthaltenen Bindemittel <strong>und</strong> sorgen<br />
so für eine Verfestigung des Baustoffs. Vor der<br />
Auslieferung werden zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten<br />
bis <strong>zu</strong> einer definierten Materialfeuchte<br />
getrocknet.
2.5 Oberflächenveredelung<br />
Üblicherweise werden <strong>Holz</strong>werkstoffe für die<br />
Anwendung mit Oberflächenbeschichtungen<br />
versehen. Die Beschichtung erfolgt häufig bereits<br />
werksseitig. Die Möglichkeiten in der Oberflächenbehandlung<br />
sind vielfältig, die Technologien<br />
werden ständig weiterentwickelt <strong>und</strong> setzen<br />
neue Trends vor allem im Möbel- <strong>und</strong> Innenausbau.<br />
Dekorative Oberflächen haben daher stetig<br />
an Bedeutung gewonnen <strong>und</strong> sind heute in einer<br />
praktisch unbegrenzten Menge von Dekorvarianten<br />
<strong>und</strong> Beanspruchungssklassen erhältlich.<br />
Die <strong>Holz</strong>werkstoffe werden dabei mit Furnieren,<br />
Melaminfilmen, Papierfolien <strong>und</strong> Dekorpapieren,<br />
thermoplastischen Folien, dekorativen Schichtstoffen<br />
(Laminate) sowie Lacken veredelt. Diese<br />
Vielzahl von Oberflächenveredelungen wird<br />
in den verschiedensten Anwendungsgebieten<br />
eingesetzt:<br />
– Fronten, Korpusse <strong>und</strong> Elemente von Möbeln<br />
– Wandelemente, Wand- <strong>und</strong> Deckenpaneele,<br />
Fußböden sowie Türen für den Innenausbau<br />
– Inneneinrichtungen für Fahrzeuge, Wohn-<br />
wagen, Waggons, Schiffskabinen<br />
– Spezielle Anwendungen wie Schalungsplatten<br />
Die festen Beschichtungsmaterialien werden mit<br />
Pressen oder Kaschieranlagen auf die geschliffenen<br />
Platten aufgebracht. Bei den <strong>Faserplatten</strong><br />
oder bei <strong>Span</strong>platten mit besonders hochwertigen<br />
Deckschichten werden auch Lacke <strong>zu</strong>r<br />
direkten Oberflächenveredelung verwendet.<br />
Diese müssen vor dem Lackauftrag in Lackierstraßen<br />
besonders sorgfältig feingeschliffen werden.<br />
Moderne Lacke sind dabei aus Gründen des<br />
Umweltschutzes wasserbasiert oder nahe<strong>zu</strong> bis<br />
vollständig lösemittelfrei („High-Solids“, Pulverlacke).<br />
spezial | MAI 2009 15<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
2.6 Emissionen<br />
<strong>Holz</strong> enthält geringe Mengen an natürlichen<br />
flüchtigen <strong>Holz</strong>inhaltsstoffen. Diese sind ges<strong>und</strong>heitlich<br />
unbedenklich, machen sich aber im charakteristischen<br />
Geruchsbild des frischen <strong>Holz</strong>es<br />
bemerkbar. Gleichwohl sind die meisten <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
emissionsarm, insbesondere <strong>Span</strong><strong>und</strong><br />
<strong>Faserplatten</strong>. <strong>OSB</strong> aus Fichte oder Kiefer<br />
weisen häufig noch den typischen Nadelholzgeruch<br />
auf, der auf die natürlichen Harzbestandteile<br />
<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist. Auch hiervon gehen keine<br />
Ges<strong>und</strong>heitsgefahren aus.<br />
Formaldehyd wird in Spuren von pflanzlicher<br />
Materie, also auch <strong>Holz</strong>, abgegeben. Somit<br />
setzen die mit PMDI verleimten <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
Formaldehyd lediglich im Bereich der natürlichen<br />
<strong>Holz</strong>emissionen frei. Dies gilt im Wesentlichen<br />
für alle Verleimungen auf Basis von Phenolleimharzen.<br />
Etwas höher sind die Emissionswerte<br />
von <strong>Holz</strong>werkstoffen, die mit Melamin- <strong>und</strong><br />
Harnstoffharzen verleimt wurden. Der Gesetzgeber<br />
<strong>und</strong> die Normung begrenzen die Formaldehydabgabe<br />
jedoch auf die strengen Werte der<br />
Emissionsklasse E1. Die Einhaltung dieser Norm<br />
wird im Werk durch eine laufende Produktionskontrolle<br />
überprüft. Die meisten Hersteller lassen<br />
ihre Produkte <strong>zu</strong>dem <strong>zu</strong>sätzlich in regelmäßigen<br />
Abständen durch zertifizierte externe Prüfstellen<br />
überwachen. Bei bauaufsichtlich <strong>zu</strong>gelassenen<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffen ist die externe Überwachung<br />
verpflichtend.<br />
Zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten sind geruchsneutral<br />
<strong>und</strong> nahe<strong>zu</strong> emissionsfrei.
16<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Die Formaldehydabgabe von <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />
<strong>und</strong> damit hergestellten<br />
Produkten ist in Deutschland seit 1986<br />
gesetzlich auf eine Ausgleichskonzentration<br />
von maximal 0,1 ml/m³ (ppm: parts<br />
per million) begrenzt. Die Einhaltung des<br />
äußerst niedrigen Emissionswerts wird in<br />
einer Prüfkammer nach der europäischen<br />
Norm DIN EN 717-1 ermittelt. Für die<br />
regelmäßige Produktionskontrolle wird<br />
die Perforator-Methode nach DIN EN 120<br />
oder die Gasanalyse-Methode nach DIN<br />
EN 717-2 eingesetzt. <strong>Holz</strong>werkstoffe, die<br />
diesen Emissionswert einhalten oder unterschreiten,<br />
werden der Emissionsklasse<br />
E1 <strong>zu</strong>geordnet. In Deutschland gefertigte<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe halten den Grenzwert<br />
nicht nur ein, sondern unterschreiten<br />
diesen in der Regel deutlich, häufig bis in<br />
den Bereich der natürlichen Konzentration<br />
des <strong>Holz</strong>es. Besonders hohe Anforderungen<br />
gibt es im Baubereich. Hier<br />
werden von der Qualitätsgemeinschaft<br />
Deutscher Fertigbau <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> <strong>OSB</strong><br />
verwendet, deren Emissionswert maximal<br />
0,03 ppm betragen darf. Auch im<br />
Bereich der Möbelfertigung hat sich in der<br />
jüngeren Vergangenheit eine Begren<strong>zu</strong>ng<br />
auf etwa 60 % des gesetzlichen<br />
Emissionswertes durchgesetzt. Durch die<br />
Beschichtung der Platten wird die Formaldehydabgabe<br />
in der Regel deutlich weiter<br />
abgesenkt. Die Formaldehydemissionen<br />
liegen dann häufig im Bereich der Werte<br />
von naturbelassenem <strong>Holz</strong>.<br />
2.7 Entsorgung von Reststoffen<br />
Bei der Herstellung von <strong>Holz</strong>werkstoffen fallen<br />
folgende Reststoffe in Mengen bis etwa<br />
20 Prozent an:<br />
– Rinden<br />
– Sieb- <strong>und</strong> Schleifstäube<br />
– Sägespäne <strong>und</strong> Verschnittreste<br />
– Fehlschüttungen <strong>und</strong> Plattenausschuss<br />
Die Rinden werden entweder energetisch genutzt<br />
oder <strong>zu</strong>r Bodenabdeckung <strong>und</strong> Kompostierung<br />
in den Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau abgegeben.<br />
Die <strong>Holz</strong>werkstoffherstellung zeichnet sich daher<br />
durch eine praktisch geschlossene <strong>und</strong> vollständige<br />
Rohstoffverwertung aus. Produktionsreste,<br />
die als Abfall einer geordneten Entsorgung<br />
<strong>zu</strong>geführt werden müssen, treten nicht oder nur<br />
in marginalen Mengen auf.<br />
Auch fast alle anderen Reststoffe werden<br />
produktionsintern verwendet. Die Sieb- <strong>und</strong><br />
Schleifstäube werden vor allem <strong>zu</strong>r Behei<strong>zu</strong>ng<br />
der Faser- <strong>und</strong> Spänetrockner eingesetzt, die<br />
anderen Reststoffe werden bis auf die Rinde vielfach<br />
in den Produktionskreislauf <strong>zu</strong>rückgeführt.<br />
Viele Betriebe der <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie haben<br />
<strong>zu</strong>dem eigene Biomasse-Heizkraftwerke <strong>zu</strong>r<br />
Erzeugung von Prozess- <strong>und</strong> Heizwärme. Über<br />
Generatoren <strong>und</strong> Dampfturbinen kann auch elektrischer<br />
Strom erzeugt werden. Diese autonome<br />
Energieversorgung vermeidet Wärmeenergie <strong>und</strong><br />
Strom aus fossilen Brennstoffen oder Kernenergie.<br />
Die mit hochwertiger Feuerungs- <strong>und</strong><br />
Abgasreinigungstechnik ausgerüsteten Anlagen<br />
nutzen auch belastete Reststoffe <strong>und</strong> Althölzer<br />
aus anderen Bereichen.
Für mit UF-Harzen verleimte Plattenreste<br />
wurde <strong>zu</strong> Beginn der 90er Jahre des 20.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts ein Recyclingverfahren<br />
entwickelt, das die Rückgewinnung von<br />
Spänen aus Produktionsresten sowie<br />
aus Altmöbeln, die aus <strong>Span</strong>platten<br />
hergestellt wurden, ermöglicht. Das mit<br />
mehreren Umweltpreisen ausgezeichnete<br />
Verfahren wurde in zwei <strong>Span</strong>plattenwerken<br />
über mehrere Jahre eingesetzt.<br />
Dabei wurden insgesamt etwa 700.000 t<br />
Recyclingspäne gewonnen <strong>und</strong> <strong>zu</strong> neuen<br />
<strong>Span</strong>platten verarbeitet. Die gestiegenen<br />
Energiekosten, aber auch die staatlich<br />
verfügte Förderung der Verstromung von<br />
Altholz haben da<strong>zu</strong> geführt, dass das<br />
in idealer Weise die Forderungen einer<br />
Kreislaufwirtschaft umsetzende Recyclingverfahren<br />
Ende 2008 eingestellt werden<br />
musste.<br />
Der private Verwender darf nach vorliegender<br />
Gesetzeslage <strong>Holz</strong>werkstoffreste nicht in Kleinöfen<br />
<strong>und</strong> Kaminen verbrennen. Kleinmengen<br />
kann er aber problemlos in den Hausmüll geben.<br />
Größere Mengen an <strong>Holz</strong>werkstoffresten <strong>und</strong> gebrauchten<br />
Möbeln lassen sich über den Sperrmüll<br />
entsorgen oder können in den Sammelstellen der<br />
Abfallentsorger für Altholz abgegeben werden.<br />
spezial | MAI 2009 17<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong>
18<br />
Abb. 3.1: Anwendungsbereiche<br />
für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
in Europa (ohne russland<br />
<strong>und</strong> Türkei)<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
3 _ Anwendungen<br />
3.1 Übersicht<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe sind hochmoderne, innovative<br />
Materialien, die sich durch hervorragende Leistungsmerkmale<br />
sowie gute Eigenschaften in der<br />
Be- <strong>und</strong> Verarbeitung in Verbindung mit günstigen<br />
Preisen auszeichnen. Eingesetzt werden sie<br />
hier<strong>zu</strong>lande vor allem in folgenden Bereichen:<br />
– Bauwesen <strong>und</strong> Innenausbau<br />
– Möbelbau<br />
– Dämmstoffe<br />
– Fußböden<br />
– Türen<br />
– Verpackungswesen<br />
– Fahrzeugbau<br />
– Do-It-Yourself-Bereich<br />
– Sonderanwendungen<br />
Produktion <strong>und</strong> Verbrauch der <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
haben dabei in den vergangenen Jahrzehnten<br />
erheblich <strong>zu</strong>genommen. Auch <strong>zu</strong>künftig sind<br />
Wachstumspotenziale erkennbar. Abb. 3.1 zeigt<br />
die wichtigsten Anwendungsbereiche für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
in Europa. Die Angaben sind auch für<br />
Deutschland repräsentativ.<br />
3.2 Bauwesen <strong>und</strong> Innenausbau<br />
Das Bauwesen <strong>und</strong> der Innenausbau sind nach<br />
dem Möbelbau die bedeutendsten Anwendungsbereiche<br />
für <strong>Holz</strong>werkstoffe. Dabei gelten<br />
nationale <strong>und</strong> europäische Regelungen. Abb. 3.2<br />
gibt eine Übersicht.<br />
Die <strong>Holz</strong>werkstoffe werden durch die verschiedenen<br />
produktspezifischen Normen in Typenklassen<br />
eingeteilt. Diese legen Anforderungen für<br />
den jeweiligen Anwendungsbereich fest, wobei<br />
in Trocken- <strong>und</strong> Feuchtbereich sowie Außenanwendung<br />
differenziert wird.
Abb. 3.2: Übersicht der<br />
regelungen für die Anwendung<br />
von <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />
im Baubereich<br />
Gr<strong>und</strong>lage der<br />
Verwendbarkeit<br />
Technische Regel bzw.<br />
Verwendungsnachweis<br />
Nachweis der<br />
Übereinstimmung<br />
Kennzeichnung<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe im Bauwesen<br />
Übersicht <strong>zu</strong> Regelungen für die Anwendung<br />
National Eropäisch<br />
Geregeltes Bauprodukt nach<br />
Bauregelliste A Teil 1<br />
Produktnormen<br />
DIN bzw. DIN EN<br />
allgem. bauaufs.<br />
Zulassung (abZ)<br />
Übereinstimmungsverfahren<br />
§§ 22 bis 25<br />
Ü-Zeichen<br />
(CE-Zeichen <strong>zu</strong>sätzlich möglich)<br />
Geregelt nach<br />
Bauproduktgesetz (BauPG)<br />
europäische harmonisierte<br />
Norm (EN)<br />
europ. technische<br />
Zulassung (ETA)<br />
Konformität nach § 8 Bau PG<br />
CE-Zeichen nach DIN EN 13 986<br />
Tab. 3.1: ANWENDuNgSBrEIcHE uND TypKlASSEN FÜr DIE HOlzWErKSTOFFE SpANplATTE, <strong>OSB</strong>,<br />
MITTElDIcHTE FASErplATTE uND zEMENTgEBuNDENE SpANplATTE NAcH DIN EN 13 986<br />
Anwendungsbereiche<br />
für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
Nicht tragend<br />
Tragend<br />
Allgemeine Zwecke im Trockenbereich<br />
Inneneinrichtungen (Möbel) im<br />
Trockenbereich<br />
Nicht tragende Zwecke im Feuchtbereich<br />
Allgemeine Zwecke im Außenbereich<br />
<strong>Span</strong>platten<br />
nach DIN<br />
EN 312<br />
<strong>OSB</strong>-Platten<br />
nach DIN<br />
EN 300<br />
<strong>Faserplatten</strong>,<br />
MDF nach DIN<br />
P1 <strong>OSB</strong>/1 MDF<br />
P2 <strong>OSB</strong>/1<br />
EN 622-5<br />
P3 MDF.H<br />
Zementgeb.<br />
<strong>Span</strong>platten<br />
nach DIN EN<br />
634-1/-2<br />
Tragende Zwecke im Trockenbereich P4 <strong>OSB</strong>/2 MDF.LA EN 634<br />
Tragende Zwecke im Feuchtbereich P5 <strong>OSB</strong>/3 MDF.HLS EN 634<br />
Hochbelastbare Platte für tragende<br />
Zwecke im Trockenbereich<br />
Hochbelastbare Platten für Zwecke<br />
im Feuchtbereich<br />
P6<br />
spezial | MAI 2009 19<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
P7 <strong>OSB</strong>/4<br />
Tragende Zwecke im Außenbereich EN 634
Abb. 3.3: Ü-zeichen<br />
20<br />
Abb. 3.4 <strong>und</strong> 3.5: Errichtung<br />
eines Hauses aus vorgefertigten<br />
HW-Elementen<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe für den Baubereich müssen<br />
dauerhaft gekennzeichnet sein. In Europa wird<br />
die Konformität mit den einschlägigen Normen<br />
durch das CE-Zeichen dokumentiert. Die Überwachung<br />
der <strong>Holz</strong>werkstoffe für den Baubereich<br />
erfolgt nach der Norm DIN EN 13986. In<br />
Deutschland gibt es gemäß Bauregelliste A, Teil<br />
1 eine nationale Norm, mit der die Verwendung<br />
geregelt wird <strong>und</strong> für besondere Anwendungen<br />
<strong>und</strong> herausgehobene Eigenschaftsprofile auch<br />
eine „Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung“,<br />
beide verb<strong>und</strong>en mit dem so genannten Ü-Zeichen.<br />
Der Stempelaufdruck oder die Kennzeichnung<br />
auf dem Lieferschein zeigt das Übereinstim-<br />
mungszeichen, die <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>e liegende Norm oder<br />
die bauaufsichtliche Zulassungsnummer (Abb.<br />
3.3). Weitere Hinweise betreffen die fremdüberwachende<br />
Stelle, den Plattentyp, die Emissionsklasse<br />
<strong>und</strong> die Dicke.<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe sind dabei die idealen Materialien<br />
für den Trockenbau. Bei der Trockenbauweise<br />
werden keine wasserhaltigen Baustoffe<br />
wie Beton oder mineralische Putze <strong>und</strong> Estriche<br />
verwendet bzw. <strong>zu</strong>r Errichtung des Gebäudes<br />
oder von Teilen desselben eingesetzt. Die damit<br />
verb<strong>und</strong>ene Zeit- <strong>und</strong> Kostenersparnis bringt<br />
auch erhebliche Vorteile für das Gesamtvorhaben.<br />
Zu den Einsatzgebieten der Trockenbauweise<br />
gehören vor allem<br />
– Deckenbekleidungen <strong>und</strong> Unterdecken,<br />
– Wandbekleidungen sowie Installations- <strong>und</strong><br />
Montagewände,<br />
– Bodensysteme <strong>und</strong><br />
– Einbauten, Verkleidungen sowie Däm-<br />
mungen.<br />
Eine verbreitete Form des Trockenbaus ist der<br />
<strong>Holz</strong>tafelbau, umgangssprachlich auch <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />
genannt, bei dem sich Vollholz<br />
<strong>und</strong> <strong>Holz</strong>werkstoffe ergänzen. Ein Gerüst aus<br />
Vollholzbalken trägt <strong>und</strong> verleiht dem Gebäude<br />
Stabilität. Die aufgebrachten Platten aus <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />
verleihen der Konstruktion Steifigkeit<br />
<strong>und</strong> bilden gleichzeitig die geschlossene Oberfläche.<br />
Eine geometrische Gr<strong>und</strong>ordnung mit standardisierten<br />
Abständen der tragenden Gerüstteile<br />
ermöglicht industrielle Fertigungsformen. Mit den<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffen gewann damit die Vorfertigung<br />
großformatiger Elemente an Bedeutung, die erst<br />
auf der Baustelle <strong>zu</strong>m eigentlichen Gebäude<br />
<strong>zu</strong>sammengefügt werden (Abb. 3.4 <strong>und</strong> 3.5).
Die relativ leichten Elemente lassen sich gut<br />
transportieren <strong>und</strong> montieren. Das vermindert<br />
die Baukosten <strong>und</strong> wirkt sich positiv auf die<br />
Bauzeit aus, denn für fast alle oben genannten<br />
Anwendungen gibt es spezielle <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
<strong>und</strong> Systemlösungen auf Basis von <strong>Holz</strong>werkstoffen,<br />
die einen zügigen <strong>und</strong> kostengünstigen<br />
Baufortschritt ermöglichen. Fertighäuser werden<br />
bis auf F<strong>und</strong>ament oder Keller praktisch komplett<br />
aus vorgefertigten Bauteilen in dieser Bauweise<br />
erstellt. Moderne Häuser aus <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />
weisen die gleiche Qualität <strong>und</strong> Werterhaltung<br />
auf wie in anderer Bauweise erstellte Gebäude.<br />
Je nach Art der Verleimung <strong>und</strong> Beschichtung<br />
kommen <strong>Holz</strong>werkstoffe innen oder außen <strong>zu</strong>m<br />
Einsatz für<br />
– Teile der statisch wirksamen Konstruktion,<br />
– konstruktive flächige Anwendungen in<br />
Wänden, Decken <strong>und</strong> Fußböden,<br />
– flächige Anwendungen als Fassadenelemente,<br />
– Türen,<br />
– den Innenausbau <strong>und</strong><br />
– dekorative Funktionen.<br />
Bei hoher Festigkeit sind <strong>Holz</strong>werkstoffe relativ<br />
leicht, <strong>und</strong> damit sehr wirtschaftlich in der<br />
baulichen Anwendung. Stehvermögen <strong>und</strong><br />
Trageverhalten sind entscheidende Eigenschaften<br />
für den Einsatz von <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> <strong>OSB</strong> als<br />
Konstruktionsmaterial von Häusern. Sie erhöhen<br />
die Steifigkeit der Konstruktion <strong>und</strong> bilden gleichzeitig<br />
eine ebene Gr<strong>und</strong>lage für Bekleidungen<br />
<strong>und</strong> Beschichtungen. Besonders hochfeste <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
oder <strong>Holz</strong>werkstoffe mit besonderen<br />
Eigenschaften (Brandschutz, Pilzschutz) haben<br />
darüber hinaus eine bauaufsichtliche Zulassung.<br />
Sie eignen sich nicht nur ideal für die Trockenbauweise,<br />
sondern isolieren thermisch gut <strong>und</strong><br />
ermöglichen großflächige Elementdimensionen.<br />
spezial | MAI 2009 21<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Beim großflächigen Einbau ist <strong>zu</strong> beachten, dass<br />
es durch Schwankungen der Luftfeuchtigkeit<br />
<strong>zu</strong> Quellungen kommen kann. Bei der Montage<br />
ist daher stets ein Abstand von 1-2 Millimetern<br />
zwischen den Platten erforderlich. Die Konstruktionen<br />
lassen sich <strong>zu</strong>dem flexibel <strong>zu</strong>schneiden <strong>und</strong><br />
mit relativ einfachen Werkzeugen im Werk oder<br />
auf der Baustelle sägen, nageln oder verschrauben.<br />
Der klassische <strong>Holz</strong>werkstoff für Fassadenplatten<br />
ist das Sperrholz (siehe INFORMATI-<br />
ONSDIENST HOLZ spezial Sperrholz). <strong>Span</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Faserplatten</strong> üblicher Art sind für diese Anwendung<br />
weniger geeignet. Es gibt aber Hochdruck-<br />
Formteile aus <strong>Holz</strong>spänen <strong>und</strong> einem hochwertigen<br />
Leimharz, die bereits bei der Herstellung<br />
mit witterungsfesten Beschichtungen versehen<br />
sind. Sie sind bruch-, schlag- <strong>und</strong> wetterfest <strong>und</strong><br />
äußerst dimensionsstabil. Verschiedene Farben,<br />
Formen <strong>und</strong> Strukturen eröffnen vielfältige Möglichkeiten,<br />
Hausfassaden individuell <strong>zu</strong> gestalten<br />
(Abb. 3.6). Es gibt sie auch als Verlegelemente<br />
mit Nut-Feder-Verbindung für horizontale,<br />
vertikale <strong>und</strong> diagonale Ausrichtung. Mit diesen<br />
Profiltypen sind klar strukturierte Fassaden<br />
oder Fassadenflächen in klassischem<br />
Stülpschalungseffekt erreichbar.<br />
Abb. 3.6: Fassade aus <strong>Holz</strong>werkstoffelementen
22<br />
Abb. 3.7: Dekorativ gestalteter<br />
Innenraum<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Die nach diesem Verfahren hergestellten Formteile<br />
gibt es weiterhin in zahlreichen anderen<br />
Formen, Formaten <strong>und</strong> Funktionen, die sich<br />
hervorragend als Tischplatten für Garten- <strong>und</strong><br />
Gastronomiemöbel, als Bekleidungen <strong>und</strong> Geländersysteme<br />
von Balkonen oder als Fensterbänke<br />
<strong>und</strong> Fensterbretter einsetzen lassen. Bei unterschiedlichsten<br />
Design <strong>und</strong> Farbton ergeben sich<br />
so Produkte mit höchster Beständigkeit gegen<br />
dauerhafte Nässe, klirrende Winterkälte <strong>und</strong><br />
heiße Sommerwärme.<br />
Die <strong>Span</strong>platte für den Innenausbau ist ein<br />
vielfach bewährter Baustoff. Es gibt sie für den<br />
Trocken- <strong>und</strong> Feuchtraumbereich sowie als Verlegeplatte.<br />
Die Norm DIN EN 312 unterschiedet<br />
dabei 7 Plattentypen (siehe Tabelle 3.1). Für einfache<br />
Anforderungen, z. B. als Verkleidungsplatten<br />
mit nicht tragender Funktion, genügen die<br />
Klassen P2 <strong>und</strong> P3. Für höhere Beanspruchungen<br />
mit aussteifender <strong>und</strong> tragender Funktion im<br />
Trockenbereich werden die Klassen P 4 <strong>und</strong> P 6<br />
empfohlen, P 5 <strong>und</strong> P7 für den Feuchtbereich.<br />
Insbesondere P 7-Platten können als hochbelastbare<br />
Platten für tragende Zwecke im Feuchtbereich<br />
eingesetzt werden <strong>und</strong> eignen sich neben<br />
der Verwendung als aussteifende Scheibe auch<br />
für den Einsatz als Verlegeplatten bei größeren<br />
<strong>Span</strong>nweiten der Balkenlage. Die <strong>zu</strong>r Verlegung<br />
vorgesehenen <strong>Span</strong>platten werden in der Regel<br />
mit einem Nut- <strong>und</strong> Feder-Profil angeboten.<br />
Designer <strong>und</strong> Architekten setzen <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
nicht nur aus konstruktiven sondern auch aus<br />
optischen <strong>und</strong> raumklimatischen Gründen ein.<br />
Einbaufertige Dekorationsplatten aus beschichteten<br />
oder lackierten <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />
in vielfältigen Farben <strong>und</strong> Formaten vermitteln<br />
ein einzigartiges Raumgefühl. Derartige Dekorations-<br />
oder Verkleidungsplatten sowie<br />
Wand- <strong>und</strong> Deckenpaneele gestalten Räume<br />
in attraktiver Form (Abb. 3.7). Gebräuchlich sind<br />
<strong>Span</strong>platten, die raumseitig ein Furnier oder<br />
eine dekorative Beschichtung aufweisen. Bei<br />
Wand- <strong>und</strong> Deckenpaneelen werden als Trägerwerkstoffe<br />
vielfach auch MDF verwendet. Die<br />
Paneele können über ein Nut-Feder-System leicht<br />
<strong>und</strong> großflächig verlegt werden. Die DIN EN<br />
622-5 definiert die Anforderungen an Platten für<br />
allgemeine Zwecke <strong>zu</strong>r Verwendung im Trockenbereich.<br />
Bei Anwendung im tragenden Bereich<br />
gelten die Anforderungen an den Plattentyp<br />
MDF-LA. Für Räume mit erhöhter Feuchtebeanspruchung,<br />
z. B. Bäder, gibt es spezielle Verleimungsqualitäten.<br />
Die Norm typisiert diese Platten<br />
mit der Kennzeichnung MDF-H. Platten des Typs<br />
MDF-HLS sind wiederum für tragende Zwecke im<br />
Feuchtbereich geeignet. Für Verwendung als Unterdeckplatten<br />
für Dachdeckungen <strong>und</strong> Wände<br />
gibt es noch den Typ MDF.RWH.
Seit einigen Jahren gibt es auch MDF, die in<br />
verschiedenen Farben durchgefärbt sind <strong>und</strong> die<br />
bei der Gestaltung von Innenräumen <strong>und</strong> Einbaumöbeln<br />
besondere Effekte setzen können. (Abb.<br />
3.8). Weitere <strong>Informationen</strong> <strong>zu</strong> massegefärbten<br />
MDF finden sich in Kapitel 4.1.<br />
Nur noch eine mengenmäßig geringe Bedeutung<br />
haben mit Bioziden ausgerüstete Bauspanplatten.<br />
Sie trugen früher die Bezeichnung V 100 G<br />
<strong>und</strong> waren <strong>zu</strong>sätzlich mit einem amtlich <strong>zu</strong>gelassenen<br />
Fungizid ausgestattet. Sie werden dort<br />
eingesetzt, wo eine Gefährdung durch Feuchte<br />
<strong>und</strong> damit ein Pilzbefall der Platten <strong>zu</strong> erwarten<br />
ist, was z. B. bei Dachverkleidungen der Fall sein<br />
kann. Für bewohnte Innenräume gibt es Anwendungsbeschränkungen.<br />
Hier sind Lösungen, die<br />
einen konstruktiven <strong>Holz</strong>schutz gewähren, <strong>zu</strong><br />
bevor<strong>zu</strong>gen.<br />
<strong>OSB</strong> haben hohe mechanische Festigkeitswerte.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> dieses hohen Festigkeitsniveaus haben<br />
sie sich rasch in Anwendungsbereichen des<br />
Bauwesens durchgesetzt, die klassischerweise<br />
von der <strong>Span</strong>platte abgedeckt wurden. Hin<strong>zu</strong><br />
kommt eine attraktive Optik der <strong>OSB</strong>-Oberflächen.<br />
<strong>OSB</strong> werden daher wie <strong>Span</strong>platten für<br />
allgemeine bauliche Zwecke in unterschiedlicher<br />
Verleimungsqualität für den Innenausbau <strong>und</strong><br />
für feuchtebelastete Bereiche angeboten. Für die<br />
Verlegung gibt es Platten mit Nut- <strong>und</strong> Feder-<br />
Profilen. Die Norm DIN EN 300 differenziert in<br />
die vier Typen <strong>OSB</strong>/1 bis <strong>OSB</strong>/4. Die Anforderungen<br />
der Klasse <strong>OSB</strong>/1 sind ausreichend für<br />
allgemeine Zwecke <strong>und</strong> für Inneneinrichtungen.<br />
Im tragenden Bereich gelten die Anforderungen<br />
des Typs <strong>OSB</strong>/2. Beide Typen erweisen sie sich als<br />
hervorragendes Material, um leichte <strong>und</strong> stabile<br />
Baukonstruktionen <strong>zu</strong> erstellen.<br />
spezial | MAI 2009 23<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
<strong>OSB</strong>/3 <strong>und</strong> <strong>OSB</strong>/4 werden analog der <strong>Span</strong>platten<br />
des Typs P 5 <strong>und</strong> P 7 als aussteifende Scheiben<br />
mit tragender Funktion eingesetzt. <strong>OSB</strong> des<br />
Festigkeitstyps 3 sind ausreichend für den Einsatz<br />
als Verkleidungen im Feuchtbereich, z. B. bei<br />
Einfamilienhäusern. Für besonders belastete Anwendungen,<br />
z. B. im Gewerbe- <strong>und</strong> Objektbau<br />
werden <strong>OSB</strong> des Typs 4 eingesetzt. Darüber hinaus<br />
gibt es bauaufsichtlich <strong>zu</strong>gelassene <strong>OSB</strong>, die<br />
ihre besonderen Eigenschaften im konstruktiven<br />
Bereich entfalten können. Die höhere Tragfähigkeit<br />
der Platten wirkt sich besonders dort aus, wo<br />
Balkenlagen mit Bodenplatten überbrückt oder<br />
<strong>Holz</strong>rahmenkonstruktionen durch Beplankung<br />
versteift werden.<br />
Für Bauherren, die den Baustoff <strong>Holz</strong> mit der<br />
massiven Bauweise kombinieren wollen, gibt es<br />
massive, einlagige <strong>Span</strong>platten bis <strong>zu</strong> 80 mm<br />
Dicke. Auch <strong>OSB</strong> sind mit höheren Dicken oder<br />
als mehrlagige <strong>OSB</strong>-Plattenkomposite (Abb. 3.9)<br />
erhältlich.<br />
Abb. 3.8: Innenausbau mit<br />
farbiger MDF
24<br />
Abb. 3.9: <strong>Holz</strong>rahmenbaukonstruktion<br />
Abb. 3.10: Innenausbau mit<br />
gipsgeb<strong>und</strong>ener <strong>Span</strong>platte<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Mit den großformatigen Platten <strong>und</strong> Elementen<br />
können tragende Wände, Decken <strong>und</strong> Dächer in<br />
außergewöhnlicher Festigkeit zügig errichtet werden.<br />
Die hohe Dicke der Platten ergibt auch ohne<br />
Zugabe von Flammschutzmitteln einen hohen<br />
Feuerwiderstand. Auch bei Tritt- <strong>und</strong> Schallschutz<br />
ergeben sich deutliche Vorteile.<br />
Mineralisch geb<strong>und</strong>ene <strong>Holz</strong>werkstoffe sind<br />
ebenfalls gefragte Plattenwerkstoffe für den<br />
Baubereich. Mit Gips geb<strong>und</strong>en eignen sie<br />
sich für Anwendungen im Trockenbereich. Mit<br />
Zement geb<strong>und</strong>ene Platten spielen ihre Vorteile<br />
in Feuchtbereichen <strong>und</strong> in der Außenanwendung<br />
aus.<br />
Gipsspanplatten werden aus kalziniertem Gips<br />
<strong>und</strong> feuchten <strong>Holz</strong>spänen nach dem Halbtrockenverfahren<br />
hergestellt. Der Gips ist im Gegensatz<br />
<strong>zu</strong>m Zement nicht alkalisch, was <strong>zu</strong> Vorteilen<br />
bei der Beschichtung <strong>und</strong> Lackierung führt. Die<br />
begrenzte Feuchtebeständigkeit des Gips beschränkt<br />
aber die Anwendung dieses Werkstoffs<br />
im Wesentlichen auf den Innenbereich. Gute<br />
Schalldämmwerte <strong>und</strong> hoher Feuerwiderstand<br />
sind durch das mineralische Bindemittel immanente<br />
Eigenschaften dieses Plattentyps. Anwendungen<br />
sind der Innenausbau <strong>und</strong> der Fußbodenbereich.<br />
Für dekorative Anwendungen gibt<br />
es durchgefärbte Platten in verschieden Farben.<br />
Akustikelemente weisen Perforationen <strong>und</strong> Rillen<br />
auf (Abb. 3.10).<br />
Zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten nach DIN EN<br />
634-2 sind ebenfalls vielseitige Materialen für<br />
den Baubereich. Sie vereinen die Vorteile von<br />
<strong>Holz</strong> <strong>und</strong> Beton. Der Beton macht sie dabei besonders<br />
widerstandsfähig gegen klimatische Einflüsse,<br />
Pilz- <strong>und</strong> Termitenbefall, Verrottung <strong>und</strong><br />
Feuer. Zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten weisen<br />
eine ausreichend hohe Festigkeit auf <strong>und</strong> lassen
sich ähnlich wie organisch geb<strong>und</strong>ene <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
bearbeiten. Klassische Einsatzbereiche sind<br />
der <strong>Holz</strong>rahmen- <strong>und</strong> Schalungsbau, Trockenestriche,<br />
sowie Dach- <strong>und</strong> Deckenkonstruktionen.<br />
Funktionsschichten aus zementgeb<strong>und</strong>enen<br />
<strong>Span</strong>platten werden gezielt eingesetzt, wenn es<br />
gilt, hohen Anforderungen an den Brand, Feuchte-<br />
<strong>und</strong> Schallschutz gerecht <strong>zu</strong> werden.<br />
Bei Verklebungen <strong>und</strong> Beschichtungen sind<br />
wegen der Alkalität des Bindemittels die Empfehlungen<br />
der Hersteller <strong>zu</strong> beachten. (Abb. 3.11)<br />
Weitere <strong>Informationen</strong> <strong>zu</strong> Einsatz- <strong>und</strong> Verwendungsmöglichkeiten<br />
können bei den Herstellern<br />
abgerufen werden.<br />
Die exzellente Verarbeitung <strong>und</strong> die Berücksichtigung<br />
der baulichen Gegebenheiten erübrigen<br />
<strong>zu</strong>dem den Einsatz von <strong>Holz</strong>schutzmitteln. Bewährt<br />
haben sich werksmäßige Beschichtungen,<br />
aber auch Anstriche mit deckenden Lasuren <strong>und</strong><br />
Beschichtungen sind möglich.<br />
Brandgeschützte <strong>Holz</strong>werkstoffe sind eine besondere<br />
Gruppe innerhalb der <strong>Holz</strong>werkstofffamilie.<br />
Im Bauwesen ist in sensiblen Bereichen wie<br />
öffentlichen Räumen, Versammlungsstätten oder<br />
Schulen häufig der Einsatz schwer entflammbarer<br />
Baustoffe gefordert oder aus kompensatorischen<br />
Gründen sinnvoll.<br />
Für den konstruktiven <strong>und</strong> dekorativen Brandschutz<br />
werden spezielle <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />
angeboten. Sie entsprechen der heutigen Euroclass<br />
B <strong>und</strong> ermöglichen die Konstruktion von<br />
Bauteilen mit hohem Feuerwiderstand. Die Platten<br />
brennen nicht selbstständig <strong>und</strong> erlöschen<br />
von selbst, wenn die externe Energie<strong>zu</strong>fuhr aus<br />
dem Brandherd unterbrochen wird (Abb. 3.12).<br />
Einsatzbereiche sind Innenausbauten, Trennwände,<br />
Türen, Wände <strong>und</strong> Decken sowie Möbel, die<br />
schwer entflammbar sein müssen.<br />
spezial | MAI 2009 25<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Abb. 3.11: Das umweltb<strong>und</strong>esamt<br />
in Dessau, als<br />
Beispiel für den variablen<br />
Einsatz von zement-geb<strong>und</strong>enen<br />
<strong>Span</strong>platten<br />
Abb. 3.12: B1-<strong>Span</strong>platten<br />
im Brandversuch
26<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Die Eigenschaft „Schwerentflammbar“<br />
ist eine Baustoffeigenschaft, die das<br />
Brandverhalten des Baustoffs wie z. B.<br />
Energiefreiset<strong>zu</strong>ng, Rauchentwicklung,<br />
brennendes Abtropfen etc. beschreibt.<br />
Schwerentflammbare Baustoffe wurden<br />
durch die frühere Baustoffklasse B1<br />
gemäß DIN 4102 beschrieben. Sie haben<br />
einen nur sehr kleinen Beitrag <strong>zu</strong> Feuerweiterentwicklung<br />
in einem Raum. Ihr<br />
Verhalten im Brandfall ist dabei baustoffbezogen.<br />
Prinzipiell gilt, wenn ein Raum<br />
inklusive der mobilen Brandlasten nur mit<br />
schwer entflammbaren Materialien eingerichtet<br />
ist, kommt der Feuerwiderstand<br />
einer Konstruktion so gut wie nie <strong>zu</strong>r<br />
Wirkung, weil das Feuer meist von alleine<br />
erlischt. Der Feuerwiderstand hingegen<br />
beschreibt das Verhalten eines Bauteiles<br />
unter Brandeinwirkung in Abhängigkeit<br />
von der Funktion des Bauteiles. Eine tragende<br />
Stütze muss z. B. ihre Tragfähigkeit<br />
über definierte Zeiträume erhalten. Eine<br />
raumabschließende Wand hingegen muss<br />
das „Durchbrennen“ in einen angrenzenden<br />
Raum verhindern, kann aber auch<br />
noch <strong>zu</strong>sätzlich Anforderungen an die<br />
Tragfähigkeit haben. Der Feuerwiderstand<br />
verhindert ein vorzeitiges Versagen des<br />
Tragwerks bzw. eine schnelle Brandausbreitung<br />
über die verschiedenen Nut<strong>zu</strong>ngseinheiten.<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe können<br />
als Bekleidungen in verschiedener Weise<br />
<strong>zu</strong>m Erreichen eines solchen Feuerwiderstands<br />
beitragen.<br />
Die gewünschte Baustoffklasse wird durch<br />
Einbringen eines Brandschutzmittels in den<br />
Werkstoff oder die Aufbringung einer vor<br />
Entflammung schützenden intumeszierenden<br />
Beschichtung erreicht. Zeitgemäße Schutzmittel<br />
sind ges<strong>und</strong>heitlich unbedenklich <strong>und</strong> bereiten<br />
bei der Entsorgung keinerlei Probleme. Durchgesetzt<br />
haben sich bei organisch geb<strong>und</strong>enen<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffen Salze auf Basis von Ammoniumphosphat,<br />
die in Mengen von etwa 10 %<br />
dem <strong>Holz</strong>werkstoff <strong>zu</strong>gesetzt werden. Sie sind<br />
toxikologisch völlig unbedenklich <strong>und</strong> agieren bei<br />
der Entsorgung durch Kompostierung sogar als<br />
Düngemittel.<br />
Intumeszenz kommt aus dem Lateinischen<br />
<strong>und</strong> bedeutet „Anschwellen“. Diese<br />
Beschichtungen sind Systeme, die bei<br />
Hitzeeinwirkung – d. h. bei Temperaturen<br />
oberhalb 200 bis 250 °C – unter Schaumbildung<br />
anschwellen <strong>und</strong> gleichzeitige<br />
unbrennbare Gase abgeben. Dabei bildet<br />
sich auf der behandelten <strong>Holz</strong>oberfläche<br />
eine Dämmschicht aus Kohlenstoff <strong>und</strong><br />
anorganischen Bestandteilen, welche das<br />
darunter liegende <strong>Holz</strong> über eine längere<br />
Zeitdauer vor Hitze <strong>und</strong> damit vor<br />
Entflammung schützt. Moderne Intumeszenz-Beschichtungen<br />
verhindern<br />
so die Entzündung von <strong>Holz</strong> <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />
bis <strong>zu</strong> etwa 60 Minuten <strong>und</strong><br />
können damit auch einen signifikanten<br />
Beitrag <strong>zu</strong>r Erhöhung des Feuerwiderstandes<br />
leisten.<br />
Anorganisch geb<strong>und</strong>ene <strong>Holz</strong>werkstoffe sind<br />
auf Gr<strong>und</strong> eines mineralischen Bindemittelanteils<br />
von ca. 75 % per se schwer entflammbar.<br />
Für Anwendungen im Bauwesen ist bei allen<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffen eine bauaufsichtliche Zulassung<br />
erforderlich. Die Einreihung in die entsprechende<br />
Euroclass bedingt den SBI-Test gemäß DIN EN<br />
13823 <strong>und</strong> die Bestätigung nach einschlägigen<br />
Normen durch unabhängige Prüfinstitute.
3.3 Dämmstoffe<br />
In Zeiten steigender Energiekosten <strong>und</strong> des<br />
Klimaschutzes kommt der Wärmedämmung von<br />
Gebäuden eine besondere Bedeutung <strong>zu</strong>. Als<br />
Dämmstoffe werden Faserdämmstoffe aus mineralischen<br />
<strong>und</strong> organischen Fasern sowie Schaumkunststoffe<br />
eingesetzt. <strong>Holz</strong> <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
haben auf Gr<strong>und</strong> der schaumartigen Struktur<br />
des <strong>Holz</strong>es bereits gute Isoliereigenschaften <strong>und</strong><br />
tragen so maßgeblich <strong>zu</strong>m guten Wärmeschutzprofil<br />
von <strong>Holz</strong>gebäuden bei. Die Dämmwirkung<br />
ist besonders ausgeprägt bei <strong>Holz</strong>faserdämmstoffen.<br />
Sie bieten im Winter Schutz vor Kälte<br />
<strong>und</strong> im Sommer Schutz vor Wärme. Die niedrige<br />
Wärmeleitfähigkeit des Dämmmaterials sorgt<br />
dabei dafür, dass die Raumwärme lange <strong>und</strong><br />
gleichbleibend erhalten bleibt. Die vergleichsweise<br />
hohe Wärmespeicherkapazität des <strong>Holz</strong>es<br />
sorgt wiederum dafür, dass sommerliche Wärme<br />
nur langsam in das Gebäude eindringen kann.<br />
Verwendet werden spezielle MDF mit sehr<br />
niedriger Dichte. Je nach Anwendungsbereich<br />
liegt die Rohdichte der eingesetzten <strong>Holz</strong>faserprodukte<br />
zwischen etwa 40 <strong>und</strong> 250 kg/m³. Die<br />
Spezifikationen für werksmäßig aus <strong>Holz</strong>fasern<br />
gefertigte Dämmstoffe sind in der DIN EN 13171<br />
festgelegt. Darüber hinaus gibt es auch bauaufsichtlich<br />
<strong>zu</strong>gelassene <strong>Holz</strong>faserdämmstoffe.<br />
Dämmstoffe auf Basis leichter MDF (UL- <strong>und</strong><br />
L-MDF nach DIN EN 622-5) sind mit formaldehydfreien<br />
Klebstoffen geb<strong>und</strong>en. Die Materialien<br />
sind diffusionsoffen. Besonders vorteilhaft wirkt<br />
sich so die natürliche Eigenschaft der <strong>Holz</strong>faser<br />
aus, Feuchte aus der Luft auf<strong>zu</strong>nehmen, aber<br />
auch wieder ab<strong>zu</strong>geben. Sie tragen damit <strong>zu</strong>r<br />
Einstellung eines natürlichen <strong>und</strong> behaglichen<br />
Wohnklimas bei.<br />
spezial | MAI 2009 27<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Die <strong>Faserplatten</strong> niedriger Dichte eignen sich als<br />
Gefachdämmungen für Dächer, Decken, Außen<strong>und</strong><br />
Trennwände. Sie werden in die Gefache<br />
geklemmt <strong>und</strong> sind so äußerst flexibel <strong>und</strong> anpassungsfähig.<br />
Durch den Faserverb<strong>und</strong> können<br />
Set<strong>zu</strong>ngserscheinungen nicht auftreten, d. h. der<br />
Wärmeschutz bleibt dauerhaft <strong>und</strong> vollflächig<br />
erhalten.<br />
<strong>Faserplatten</strong> mit etwas höherer Rohdichte sind<br />
druckfest <strong>und</strong> selbsttragend. Sie werden an der<br />
Außerwand auf den Sparren angebracht, können<br />
aber auch vielfältig im Innenbereich eingesetzt<br />
werden. Ihre Druckfestigkeit macht sie unempfindlich<br />
gegen geringe <strong>und</strong> mittlere Druckbelastungen.<br />
Sie eignen sich so z. B. als Unterlage<br />
<strong>und</strong> Trittschalldämmung unter Laminatböden.<br />
Dort werden sie <strong>zu</strong>r Erhöhung der Elastizität mit<br />
Bindefasern kombiniert.<br />
Abb. 3.13: Bauen mit<br />
Naturholzwabenplatten<br />
(leichtbauplatte mit einem<br />
papierwabenkern <strong>und</strong> einer<br />
Naturholzdeckschicht)
Abb. 3.14: Fußbodenkonstruktion<br />
mit Verlegeplatten<br />
Abb. 3.15: Innenraum mit<br />
Fertigparkettboden<br />
28<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
3.4 Trockenestriche <strong>und</strong> Bodenbeläge<br />
Unter den eigentlichen Fußbodenbelägen findet<br />
sich in der Regel ein Estrich, welcher als feste<br />
<strong>und</strong> ebene Unterlage dient. Für die Trockenbauweise<br />
wurden entsprechende Trockenestriche<br />
entwickelt. Damit entfällt das bei mineralischen<br />
Estrichen erforderliche Austrocknen <strong>und</strong> die<br />
damit verb<strong>und</strong>ene Wartezeit bis <strong>zu</strong>m Aufbringen<br />
des eigentlichen Bodenbelags. Trockenestriche<br />
werden nicht nur bei neuen Gebäuden, sondern<br />
auch gern bei der Renovierung von Altbauten<br />
verwendet.<br />
Verlegeplatten haben ein festes Format <strong>und</strong><br />
weisen als Profilausführungen Nut-Feder <strong>und</strong><br />
Nut-Nut auf. Damit ist eine einfache <strong>und</strong> schnelle<br />
Verlegung größerer Flächen in Bodenbereich<br />
möglich (Abb. 3.14). Diese Verlegeplatten –<br />
<strong>Span</strong>platten, auch mineralisch geb<strong>und</strong>en, <strong>OSB</strong><br />
<strong>und</strong> Hartfaserplatten – sind geeignete Materialen<br />
für die rasche Erstellung dieser Unterlagsböden.<br />
Verstärkt durch Bindefasern eigen sich auch<br />
leichte MDF mit Rohdichten um 150 kg/m³ als<br />
elastische <strong>und</strong> druckfeste Unterlagen unter<br />
stabilen Bodenbelägen wie Laminatböden. Sie<br />
werden wie Verlegeplatten auch mit Nut-Feder-<br />
Systemen angeboten.<br />
Auch bei den eigentlichen Fußbodenbelägen haben<br />
die <strong>Holz</strong>werkstoffe eine wichtige Bedeutung.<br />
Der klassische, hochwertige Bodenbelag ist der<br />
Parkettboden. Er zeichnet sich durch ansprechendes<br />
Aussehen, angenehmes Oberflächenwärmegefühl,<br />
gute Schalldämmwerte <strong>und</strong> hohe<br />
Lebensdauer aus. Eine Variante des klassischen<br />
Massivparketts aus Laub- oder Nadelholz ist<br />
das so genannte Fertigparkett. Es ist ein mehrschichtiger<br />
Werkstoff, der industriell gefertigt<br />
<strong>und</strong> werksmäßig oberflächenbehandelt wird.<br />
Raumseitig findet sich das edle <strong>Holz</strong>furnier mit<br />
üblichen Dicken von 4 bis 6 mm, mindestens jedoch<br />
2 mm, als Mittellage werden vielfach <strong>Span</strong><strong>und</strong><br />
<strong>Faserplatten</strong> eingesetzt. Dieser verlegefertige<br />
Belagstyp verbindet die Ästhetik des <strong>Holz</strong>es mit<br />
den funktionellen <strong>und</strong> preislichen Vorteilen des<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffs (Abb. 3.15).
Eine weitere Form des <strong>Holz</strong>werkstoff-basierten<br />
Bodenbelags ist der so genannte Furnierboden.<br />
Decklage ist ein lackiertes oder geöltes Edelholzfurnier,<br />
als Unterlage werden vielfach MDF<br />
verwendet. Die Furnierdicke bei diesen Belägen<br />
liegt unter 2 mm. Da dies eine Aufarbeitung <strong>und</strong><br />
Renovierung durch Abschliff einschränkt, werden<br />
Furnierböden <strong>zu</strong>meist mit einem strapazierfähigen,<br />
hochwertigen Melaminfilm (oder UV-Lack)<br />
oberflächenveredelt.<br />
Hohe Marktanteile haben inzwischen Fußbodenbeläge<br />
erlangt, die praktisch reine <strong>Holz</strong>werkstoffprodukte<br />
sind, die Laminatböden. Der klassische<br />
Laminatboden ist ein Kompositwerkstoff<br />
mit mehrschichtigem Aufbau (Abb. 3.16):<br />
– Zuoberst das hochabriebfeste Overlay, das<br />
die spezielle Widerstandsfähigkeit des Bodens<br />
ausmacht<br />
– Darunter das melaminharzimprägnierte<br />
Dekorpapier<br />
– (Eventuell <strong>zu</strong>sätzliche phenolharzimprägnierte<br />
Kernlagenpapiere <strong>zu</strong>r Verbesserung der Stoß-<br />
festigkeit)<br />
– Als Trägerplatte dient üblicherweise eine<br />
hochdichte Faserplatte (HDF)<br />
– Unterseitig ein Gegen<strong>zu</strong>gpapier<br />
– (Plus eine eventuell bereits werksseitig auf-<br />
gebrachte Tritt- <strong>und</strong> Raumschalldämmmatte)<br />
Die Beschichtung erfüllt die Funktion einer<br />
hochwertigen Dekor- <strong>und</strong> Verschleißschicht. Die<br />
Laminatbeschichtung besteht aus einem oder<br />
mehreren mit Harz getränkten Papierlagen, die<br />
auf die HDF unter Druck <strong>und</strong> Wärme direkt aufgepresst<br />
<strong>und</strong> durch Polymerisierung des Harzes<br />
mit der HDF verb<strong>und</strong>en wird. Das Overlay ist die<br />
oberste Schicht der Laminatbeschichtung <strong>und</strong><br />
verleiht dem Laminatboden seine robusten Oberflächeneigenschaften.Das<br />
hochwertige Dekorpa-<br />
spezial | MAI 2009 29<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
pier ist mit einem beliebigen Motiv bedruckt. Es<br />
bestimmt den optischen Eindruck des Laminatbodens,<br />
der inzwischen in einer enormen Vielfalt<br />
von Dekoren angeboten wird (Abb. 3.17).<br />
Abb. 3.16: Mehrschichtiger<br />
Aufbau eines laminatbodens<br />
Abb. 3.17: Attraktiver<br />
laminatboden
30<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Bei hochwertigen Laminatböden liegt darunter<br />
noch ein Unterlagsbogen. Diese Lagen werden<br />
auch oft Filme genannt. Darüber befindet sich<br />
eine Verschleißschicht auf Basis eines transparenten<br />
Papiers, imprägniert mit einem mechanisch,<br />
chemisch <strong>und</strong> thermisch außergewöhnlich<br />
stabilen Kondensationsharz. Dies ist beim<br />
klassischen Laminatfußboden ein Melaminharz.<br />
Die Laminatbeschichtung ist also selbst meist ein<br />
Kompositwerkstoff. Es gibt aber auch Beschichtungen,<br />
die nur aus dem Overlay bestehen oder<br />
die einen Elektronenstrahl-gehärteten Lack in der<br />
Deckschicht aufweisen. In die Schicht eingebrachter<br />
Kor<strong>und</strong>, typischer Funktionsbestandteil<br />
von Schleifpapieren, bestimmt <strong>zu</strong>sätzlich die<br />
Abriebfestigkeit der Oberfläche.<br />
Um so wichtiger ist es für den Endk<strong>und</strong>en, Laminate<br />
nach Anwendungsmerkmalen bewerten<br />
<strong>und</strong> einstufen <strong>zu</strong> können. Es ist ersichtlich, dass<br />
ein Laminatboden in einem öffentlichen Gebäude<br />
oder Kaufhaus sehr viel verschleißfester sein muss<br />
als z. B. in einem Wohn- oder Schlafraum. So<br />
gibt es für Laminatböden je nach Anwendungsbeanspruchung<br />
unterschiedliche Nut<strong>zu</strong>ngsklassen,<br />
welche den mechanischen Verschleiß nach<br />
genormten Prüfmethoden differenzieren (Tabelle<br />
3.2). Diese <strong>und</strong> weitere Anforderungsmerkmale<br />
sind in der Laminatboden-Norm DIN EN 13329<br />
beschrieben <strong>und</strong> festgelegt.<br />
Bei Laminatböden wird somit unterschieden in<br />
Bereiche mit privater oder gewerblicher Nut<strong>zu</strong>ng:<br />
– Klassen 21, 22 <strong>und</strong> 23 beziehen sich auf<br />
private Nut<strong>zu</strong>ng<br />
– Klassen 31, 32 <strong>und</strong> 33 beziehen sich auf<br />
gewerbliche Nut<strong>zu</strong>ng<br />
Tab. 3.2: NuT<strong>zu</strong>NgSKlASSEN FÜr lAMINATBöDEN NAcH DIN EN 13329<br />
Jeder Anwendungsbereich ist wiederum in normale,<br />
mäßige <strong>und</strong> starke Benut<strong>zu</strong>ngsintensität<br />
unterteilt.<br />
private Nut<strong>zu</strong>ng Nut<strong>zu</strong>ngsbereich Beispiel<br />
Klasse 21 Wohnen bei geringer Nut<strong>zu</strong>ng Schlaf- <strong>und</strong> Gästezimmer<br />
Klasse 22 Wohnen bei normaler Nut<strong>zu</strong>ng Wohn- <strong>und</strong> Esszimmer, Innenflure<br />
Klasse 23 Wohnen bei starker Nut<strong>zu</strong>ng Eingangsflure <strong>und</strong> Küche<br />
gewerbliche Nut<strong>zu</strong>ng<br />
Klasse 31 Geringe o. zeitweise Benut<strong>zu</strong>ng Hotelzimmer, Kleinbüros, Konferenzräume<br />
Klasse 32 Ständige normale Benut<strong>zu</strong>ng Büros, Hotelhallen, Kindergärten, Boutiquen<br />
Klasse 33 Intensive, verstärkte Benut<strong>zu</strong>ng Korridore, Großraumbüros, Kaufhäuser
Zur Minderung des Trittschalls werden heute<br />
vielfach Produkte angeboten, die unterseitig eine<br />
werksmäßig aufgebrachte Trittschalldämmung<br />
aufweisen. Ansonsten ist es auch möglich, handelsübliche<br />
Unterlagen unter dem Laminatboden<br />
<strong>zu</strong> verlegen <strong>und</strong> so den Geräuschpegel beim<br />
Gehen mit harten Schuhsohlen <strong>zu</strong> vermeiden.<br />
Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen<br />
haben gezeigt, dass es sich bei Laminatböden um<br />
äußerst emissionsarme, praktisch geruchsfreie<br />
Materialen handelt. Sie weisen bei ordnungsgemäßer<br />
Verlegung <strong>und</strong> sachgerechter Behandlung<br />
eine hohe Nut<strong>zu</strong>ngsdauer auf. Dem hohen ästhetischen<br />
Wert der Böden steht als weiterer Vorteil<br />
ein vergleichsweise niedriger Preis gegenüber.<br />
Laminatböden sind mit Nut- <strong>und</strong> Feder-Profilen<br />
versehen <strong>und</strong> lassen sich so leicht <strong>und</strong> schnell<br />
verlegen. Die Verbindung erfolgte früher durch<br />
<strong>zu</strong>sätzliche Verklebung dieser Verbindungselemente<br />
mit einem hochwertigen Weißleim. Heute<br />
dominieren Klick-Verbindungen, die sich auch<br />
problemlos wieder lösen lassen.<br />
Zur Konstruktion von Böden <strong>und</strong> Unterböden<br />
gibt es wie bereits erwähnt spezielle Verlegeplatten<br />
auf Basis von <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> <strong>OSB</strong>.<br />
Aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen mechanischen Festigkeit<br />
werden insbesondere <strong>OSB</strong> auch als Konstruktionsmaterialen<br />
für den Kulissenbau sowie für<br />
Böden <strong>und</strong> Bühnen geschätzt. Bei Podesten,<br />
Laufflächen <strong>und</strong> Treppenstufen sind Gewicht,<br />
Tragfähigkeit, Verschleißfestigkeit <strong>und</strong> Aussehen<br />
ebenfalls Argumente für den Einsatz von <strong>OSB</strong>.<br />
In der modernen Architektur können sie als attraktives<br />
Konstruktions- <strong>und</strong> Gestaltungsmaterial<br />
Akzente setzten.<br />
spezial | MAI 2009 31<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
3.5 Türen<br />
Türen sind wichtige Gebäudeteile mit gestalterischen<br />
<strong>und</strong> konstruktiven Funktionen. Innentüren<br />
verbinden Räume in einem Gebäude <strong>und</strong><br />
Außentüren öffnen den Weg in die Umgebung.<br />
Am Anfang der Türenentwicklung standen<br />
Massivholztüren, von geschickten Handwerkern<br />
kunstvoll gefertigt. Heute überwiegen aus <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />
industriell gefertigte Türenkonstruktionen<br />
(Abb. 3.18).<br />
Sie werden unter maßgeblicher Verwendung von<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffen in einer Vielzahl von Varianten<br />
für unterschiedliche Anwendungsbereiche gefertigt.<br />
Die gr<strong>und</strong>legende Differenzierung in Innen<strong>und</strong><br />
Außentüren wurde bereits genannt. Weitere<br />
Funktionen, die bei der Konstruktion berücksichtigt<br />
werden können, sind unter anderem der<br />
Schallschutz, der Rauch- <strong>und</strong> Brandschutz <strong>und</strong><br />
der Schutz vor Einbruch. Die Gestaltung kann<br />
dabei von sachlich-funktionell bis <strong>zu</strong> dreidimensional<br />
geprägtem Aufbau mit historischem Design<br />
gehen.<br />
Abb. 3.18: Türkonstruktion<br />
mit röhrenspanplatte
32<br />
Abb. 3.19: Tür als dekorative<br />
raumgestaltung<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Wie im Möbelbau werden die verschiedensten<br />
Dekorvarianten angeboten (Abb. 3.19). Elektronisch<br />
gesteuerte Montagestraßen erlauben im<br />
Großbetrieb hochrationelle <strong>und</strong> doch individuelle<br />
Fertigung.<br />
Ein komplettes Türelement besteht aus dem Türblatt<br />
<strong>und</strong> der Zarge, auch als Tür-Außenrahmen<br />
bezeichnet. Das Türblatt weist eine Sandwichstruktur<br />
auf. Die Rahmenkonstruktion besteht<br />
aus Außenriegeln, die mit dünnen Hartfaserplatten,<br />
<strong>Span</strong>platten, MDF oder Furniersperrhölzern<br />
beplankt werden. Diese Deckplatten („Decks“)<br />
verbinden sich ideal mit dem leichten Türblattkern<br />
<strong>und</strong> ergeben bereits mit dünnen Platten<br />
eine stabile Konstruktion mit gutem Stehvermögen.<br />
Dekorative Furniere oder farblich variable<br />
Folienbeschichtungen ermöglichen Gestaltungen<br />
für alle Ansprüche <strong>und</strong> jeden Geschmack. Für<br />
erhöhte Anforderungen erhalten diese Decks<br />
<strong>zu</strong>sätzlich Planken aus glasfaserverstärkten<br />
Kunstharzplatten oder Metallblechen. Darüber<br />
hinaus kann der Außenrahmen durch Innenriegel<br />
verstärkt werden.<br />
Für den Türblattkern ist hingegen ein leichter<br />
Werkstoff erforderlich. Eine ideale Anwendung<br />
für die Strangpressröhrenspanplatte, die bereits<br />
eine geringe Rohdichte aufweist <strong>und</strong> bei gutem<br />
Stehvermögen vergleichsweise schalldämmend<br />
<strong>und</strong> ver<strong>zu</strong>gsfrei ist. Für Türkonstruktionen mit<br />
besonderen Anforderungen an den Brandschutz<br />
sind Plattenvariantentypen mit Schutzmittel<strong>zu</strong>sätzen<br />
erhältlich. Werden die Röhrenspanplatten<br />
statt als Vollplatte als Stege eingesetzt, dann lässt<br />
sich noch mehr Gewicht einsparen. Trägerwerkstoffe<br />
für die Türzargen sind hingegen übliche<br />
Flachpressplatten (Anm. VHI: <strong>Span</strong>platten) <strong>und</strong><br />
MDF.
3.6 <strong>Holz</strong>werkstoffe im Möbelbau<br />
Der mengenmäßig dominierende Anwendungsbereich<br />
für die meisten <strong>Holz</strong>werkstoffe ist der<br />
Möbelbau. <strong>Holz</strong>werkstoffe ermöglichten als<br />
großflächige, homogen aufgebaute Werkstoffe<br />
die Einführung der Rationalisierung <strong>und</strong> Serienproduktion<br />
in die Möbelfertigung. Sie erlaubten<br />
damit die Herstellung dieser Einrichtungsgegenstände<br />
<strong>zu</strong> erschwinglichen Preisen. Darüber<br />
hinaus ergaben sich völlig neue Möbelkonstruktionen.<br />
In der Massenfertigung haben sich<br />
insbesondere <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> MDF bewährt.<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe sind aber auch in handwerklichen<br />
oder in Kleinserie gefertigten Möbeln für<br />
anspruchsvolle Einsatzbereiche <strong>zu</strong> finden. Für den<br />
geschickten Heimwerker bietet der Fachhandel<br />
eine große Auswahl an rohen <strong>und</strong> beschichteten<br />
Werkstoffen für unterschiedlichste Konstruktionen.<br />
Die <strong>Span</strong>platte ist heute der klassische Trägerwerkstoff<br />
<strong>zu</strong>r Fertigung hochwertiger Möbel. Im<br />
Möbelbau werden die Werkstoffe vor allem im<br />
Korpusbereich konstruktiv eingesetzt. Sie eignen<br />
sich insbesondere <strong>zu</strong>r industriellen Herstellung<br />
von Möbeln in großen Serien, können aber auch<br />
für die individuelle Fertigung von Einzelstücken<br />
oder die Kleinserienherstellung hochwertiger<br />
Möbel für anspruchsvolle Anwendungen eingesetzt<br />
werden. <strong>Span</strong>platten für den Möbelbau sind<br />
<strong>zu</strong>meist nicht wasserfest verleimt <strong>und</strong> eignen sich<br />
vor allem für flächige Teile von Kastenmöbeln.<br />
Die Möbel zeichnen sich durch ausreichende Stabilität<br />
<strong>und</strong> Festigkeit aus. Auch der Heimwerker<br />
findet in der <strong>Span</strong>platte einen wertvollen, gut <strong>zu</strong><br />
bearbeitenden Werkstoff. Sie ist stabil, widerstandsfähig,<br />
problemlos <strong>zu</strong> verarbeiten <strong>und</strong> bietet<br />
vielfältige Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Oberflächenveredelung.<br />
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von<br />
werksmäßig veredelten Werkstoffvariationen.<br />
Diese herausragenden Eigenschaften tragen entscheidend<br />
<strong>zu</strong>m Design <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r Funktionalität der<br />
Möbelstücke bei (Abb. 3.20 <strong>und</strong> 3.21).<br />
<strong>Span</strong>platten für den Möbelbau eignen sich gut<br />
für Techniken konventioneller <strong>Holz</strong>bearbeitung.<br />
Harte Film- <strong>und</strong> Folienbeschichtungen erfordern<br />
Abb. 3.20: gestellbau mit <strong>OSB</strong> beplankt<br />
spezial | MAI 2009 33<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Abb. 3.21: Dekorative Möbel<br />
im Wohnbereich
Abb. 3.22: Küchen-Arbeitsplatte<br />
Abb. 3.23: pulverlackierte<br />
MDF (weiß) darunter eine<br />
unlackierte platte<br />
34<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
allerdings Werkzeuge mit speziellen Zahngeometrien.<br />
Bei der Verklebung <strong>und</strong> Verleimung<br />
sowie bei der Lackierung von furnierten <strong>Span</strong>platten<br />
kann in der Regel ebenfalls auf bekannte<br />
Lack- <strong>und</strong> Leimsysteme <strong>zu</strong>rückgegriffen werden.<br />
Gleiches gilt für Auftrag, Härtung <strong>und</strong> Trocknung<br />
der Füge- <strong>und</strong> Beschichtungssysteme.<br />
Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet von<br />
mit HPL / CPL belegten <strong>Span</strong>platten sind Arbeitsplatten<br />
für Küchenmöbel (Abb. 3.22). Eingesetzt<br />
werden <strong>zu</strong>meist <strong>Span</strong>platten mit einer Dicke von<br />
mindestens 38 mm, die mit HPL belegt <strong>und</strong> im<br />
Postforming-Verfahren ger<strong>und</strong>et wurden <strong>und</strong><br />
eine hochwertige Oberfläche aus Schichtstoffen<br />
aufweisen. Die äußerst belastbaren Verb<strong>und</strong>elemente-Bauteile<br />
gibt es in jedem gewünschten<br />
Dekor.<br />
Typische Anwendungen für Dünnspanplatten<br />
<strong>und</strong> dünne MDF sind Böden von Schubläden <strong>und</strong><br />
Möbelrückwänden. Sie sind raumseitig mit einer<br />
dekorativen <strong>und</strong>/oder verschleißfesten Oberflä-<br />
chenveredelung versehen <strong>und</strong> r<strong>und</strong>en so das<br />
attraktive Design moderner Möbelkonstruktionen<br />
ab.<br />
MDF haben eine homogene Struktur <strong>und</strong> geschlossene<br />
Kanten. Dreidimensionale Strukturen<br />
<strong>und</strong> Profile sowie r<strong>und</strong>e Kanten lassen sich daher<br />
hervorragend bei MDF in wenigen Arbeitsschritten<br />
verwirklichen. Derartige 3-D-Strukturen<br />
finden sich vor allem im Bereich der Fronten von<br />
Möbeln. Auch Profilleisten für den Möbelbau<br />
werden auf der Basis von MDF gefertigt. Die<br />
profilierten Werkstücke werden dann <strong>zu</strong>meist in<br />
speziellen Pressen mit thermoplastischen Folien<br />
veredelt. Die Folien gibt es mit verschiedensten<br />
Dekoren <strong>und</strong> Prägungen. Alternativ können die<br />
MDF auch lackiert werden. Seit einigen Jahren<br />
haben sich auch lösemittelfreie Pulverlacke bei<br />
der Lackierung von MDF bewährt (Abb. 3.23).<br />
Hierfür wurden innovative MDF-Typen entwickelt,<br />
welche den besonderen Anforderungen<br />
der Pulverlackierung gerecht werden (siehe<br />
Abschnitt 4.3).
Für die Herstellung von geformten Möbeln gibt<br />
es MDF, die einseitig mit einer präzisen Schlit<strong>zu</strong>ng<br />
versehen sind. Damit lassen sich Möbel <strong>und</strong><br />
Innenausbauteile mit geschwungenen Formen<br />
<strong>und</strong> engen R<strong>und</strong>ungen fertigen. Die geschlitzen<br />
Platten werden dabei auf vorgefertigten<br />
Schablonen fixiert. Dabei schließen sich die auf<br />
dem Innenradius befindlichen Schlitze <strong>zu</strong> einer<br />
geschlossenen Oberfläche, die nachgeschlossen,<br />
lackiert oder mit Folien kaschiert werden können.<br />
In die Schlitze eingebrachter Klebstoff führt <strong>zu</strong><br />
dauerhaft ger<strong>und</strong>eten Möbelteilen mit glatten<br />
Oberflächen <strong>und</strong> elegantem Design (Abb. 3.24).<br />
Geschlitzte oder gelochte MDF werden auch für<br />
Akustikwand- <strong>und</strong> deckenelemente verwendet.<br />
Gelochte <strong>Faserplatten</strong> mit dekorativen Oberflächen<br />
lassen sich auch <strong>zu</strong>r Flächengestaltung von<br />
Möbeln <strong>und</strong> Innen- <strong>und</strong> Objektausbau hervorragend<br />
einsetzen.<br />
Seit einiger Zeit gewinnt auch die Herstellung<br />
leichterer Möbel <strong>zu</strong>nehmend an Bedeutung. Für<br />
derartige Zwecke wurden inzwischen verschiedene<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe mit reduziertem Gewicht<br />
entwickelt. In Abschnitt 4 werden zwei Beispiele<br />
vorgestellt.<br />
spezial | MAI 2009 35<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
3.7 <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserformteile<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserwerkstoffe werden fast immer als<br />
plattenförmige Materialien gefertigt. Es gibt aber<br />
auch <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> Faserformteile, die in einem einoder<br />
zweistufigen Arbeitsprozess aus beleimten<br />
Spänen <strong>und</strong> einem kunstharzimprägnierten<br />
Beschichtungsmaterial in Spezialpressen mit<br />
geformten Schablonen gefertigt werden.<br />
<strong>Holz</strong>spanformteile werden vornehmlich nach<br />
einem Verfahren hergestellt, das der Ingenieur<br />
J. F. Werz in den 50er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
entwickelt <strong>und</strong> patentiert hat. Die Späne<br />
werden hierbei <strong>zu</strong>nächst mit einem hohen Anteil<br />
an hochwertigem Kunstharzbindemittel <strong>zu</strong><br />
Formlingen verdichtet <strong>und</strong> danach mit kunstharzimprägnierten<br />
Papieren ober- <strong>und</strong> unterseitig<br />
beschichtet. Die Werkstoffe sind mechanisch<br />
hochfest <strong>und</strong> unempfindlich gegen Feuchteeinwirkung,<br />
so dass sie sich auch hervorragend für<br />
die Außenanwendung eignen. Typische Produkte<br />
sind Tischplatten, z. B. für Gartenmöbel,<br />
Fensterbänke, Fassaden- <strong>und</strong> Wandelemente<br />
oder Formpaletten (Abb. 3.25 – 3.27). Letztere<br />
werden ohne Beschichtung hergestellt, wobei der<br />
<strong>Span</strong>holzcharakter deutlich erkennbar bleibt.<br />
Abb. 3.24: Design-Möbel<br />
gefertigt aus geschlitzter<br />
MDF
Abb. 3.25: Dekorative<br />
Tischplatte für die Außenanwendung<br />
Abb. 3.26: Formschöne<br />
Wandverkleidung<br />
Abb. 3.27: Formpalette<br />
36<br />
Abb. 3.28: Faserformteil für<br />
eine pKW-Konsole<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Formteile aus Fasern lassen sich im Trocken- <strong>und</strong><br />
Nassverfahren herstellen. Kaschiert mit Kunststofffolien,<br />
Textilien <strong>und</strong> anderen Materialen<br />
werden sie als Innenraumverkleidungen von<br />
Kraftfahrzeugen, z. B. als Seitenteile, Hutablagen<br />
u.a.m. eingesetzt (Abb. 3.28).
3.8 Weitere Anwendungen<br />
In modernen Räumen finden sich häufig große<br />
Flächen mit schallharten Materialien wie Beton,<br />
Stein, Glas oder Keramik. Für eine angenehme<br />
Raumakustik ist es erforderlich, schallabsorbierende<br />
Oberflächen ein<strong>zu</strong>bauen. Hierfür eignen<br />
sich in hervorragender Weise Akustikelemente<br />
aus <strong>Holz</strong>werkstoffen. Akustikelemente lassen sich<br />
auf Wänden <strong>und</strong> Decken anbringen, schließen<br />
als Akustikecken den Raum nach oben hin ab<br />
oder tragen als Deckensegel gestalterisch <strong>zu</strong>m<br />
Aussehen des Raumes bei. Sie verbinden in doppelter<br />
Funktion Design <strong>und</strong> Akustik. Es handelt<br />
sich hierbei häufig um <strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>,<br />
deren raumseitige Oberflächen geschlitzt oder<br />
gelocht sind. Die Porosität leichter <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
trägt dabei <strong>zu</strong>r effektiven Schallabsorption<br />
bei. Besonders effektiv sind nach dem Strangpressverfahren<br />
hergestellte Röhrenspanplatten,<br />
deren Röhren angeschnitten sind, so dass der<br />
Raumschall aufgenommen <strong>und</strong> Nachhall verringert<br />
werden kann (Abb. 3.28). Je nach Art der<br />
Nut<strong>zu</strong>ng, z. B. als Konzertsäle für Musik oder<br />
Tagungsräume für Sprache, lassen sich Räume so<br />
optimal den jeweiligen Anforderungen anpassen.<br />
spezial | MAI 2009 37<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Aufgabe des Akustikers ist es, die gewünschten<br />
Anforderungen optimal aufeinander ab<strong>zu</strong>stimmen.<br />
Optische Wünsche sind dabei durch die<br />
Gestaltung der Oberflächen <strong>und</strong> deren Dekor<br />
in vielfältiger Weise <strong>zu</strong> erfüllen. Für Räume mit<br />
brandschutztechnischen Anforderungen gibt es<br />
die Akustikelemente auch mit Ausrüstungen des<br />
Brandschutzes.<br />
Im Messe- <strong>und</strong> Ladenbau sind <strong>Holz</strong>werkstoffe,<br />
häufig bereits werksmäßig mit Furnieren, Dekorpapieren<br />
<strong>und</strong> Laminaten beschichtet, eine im<br />
besten Sinn des Wortes feste Größe. Dabei sind<br />
Anforderungen aus dem Innenausbau, dem Fußbodenbereich<br />
<strong>und</strong> dem Möbelbau miteinander<br />
<strong>zu</strong> kombinieren. Hoher Verschleißwiderstand <strong>und</strong><br />
hohe Festigkeit bei gleichzeitig vertretbarem Gewicht<br />
sind insbesondere für wieder verwendbare<br />
Mobilkonstruktionen ein unschätzbarer Vorteil.<br />
Für ein zeitgemäßes Design <strong>und</strong> Aussehen steht<br />
eine Vielzahl an dekorativen Furnieren <strong>und</strong> Folien<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung. In besonders beanspruchten<br />
Bereichen haben sich Beschichtungen mit hochwertigen<br />
imprägnierten Papieren <strong>und</strong> Laminaten<br />
bewährt (Abb. 3.29).<br />
Abb. 3.29: Akustikelement<br />
Abb. 3.30: Messestand
Abb. 3.31: Schalungsplatten<br />
im Betonbau<br />
Abb. 3.32: <strong>Holz</strong>werkstoffplatten<br />
als Transportverpackung<br />
38<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Betonschalungsplatten werden seit langem<br />
in anspruchsvollen Hoch- <strong>und</strong> Tiefbauprojekten<br />
eingesetzt, um dem Beton während des Aushärtungsprozesses<br />
eine Form <strong>zu</strong> geben. Typischerweise<br />
werden hierfür wetterfest verleimte<br />
Furniersperrholzplatten eingesetzt. In den<br />
letzten Jahren konnten sich in diesem Anwendungsbereich<br />
auch <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> <strong>OSB</strong> einen<br />
Marktanteil sichern (Abb. 3.30). Sie werden hier<br />
vornehmlich als verlorene Schalungen <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r<br />
Schalung von F<strong>und</strong>amenten <strong>und</strong> Deckenrändern<br />
verwendet. Verlorene Schalungen sind dabei<br />
Schalungselemente, die am oder im Betonteil<br />
verbleiben <strong>und</strong> dabei dem Zwecke der Wärmedämmung,<br />
der Gestaltung komplexer Formen<br />
oder der Gewichtsverminderung dienen. Darüber<br />
hinaus werden sie bei der Fertigung von strukturierten<br />
Sichtbetonschalungen eingesetzt. Die<br />
verwendeten <strong>Span</strong>platten erfüllen die Anforderungen<br />
des Plattentyps P 5 oder P 7. Bei <strong>OSB</strong><br />
werden die Typen <strong>OSB</strong>/3 <strong>und</strong> <strong>OSB</strong>/4 verwendet.<br />
Die <strong>Holz</strong>werkstoffe weisen hochfeste, feuchtebeständige<br />
Verleimungen auf, die der aggressiven<br />
Feuchte des Betons ausgezeichnet widerstehen.<br />
Allgemein weniger bekannt ist die Verwendung<br />
von <strong>Holz</strong>werkstoffen im Transport- <strong>und</strong> Verkehrswesen<br />
sowie im Ausbau von Schiffen <strong>und</strong><br />
Booten. Der Nutzfahrzeugbau verlangt witterungsbeständige,<br />
robuste <strong>und</strong> einbaufre<strong>und</strong>liche<br />
Komponenten. Die Hersteller der <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
Bodenplatten mit hoher Festigkeit <strong>und</strong> ausreichendem<br />
Gewicht entwickelt, die speziell auf die<br />
Bedürfnisse der Branche <strong>zu</strong>geschnitten sind. Für<br />
den Innenausbau der Fahrzeuge gibt es wiederum<br />
Plattentypen, die sich bei hohen Stehvermögen<br />
durch ein geringes Gewicht auszeichnen.<br />
Je nach Anwendung optimieren dekorative <strong>und</strong><br />
verschleißfeste Oberflächenbeschichtungen die<br />
Eigenschaften dieser speziellen Plattentypen.<br />
Auch bei Verpackungen werden <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
gern für den Kistenbau eingesetzt (Abb. 3.31).<br />
Dabei egeben sich aus dem Herstellungsprozess<br />
der <strong>Holz</strong>werkstoffe besondere Vorteile bei Verpackungen<br />
von Waren, welche in Länder mit hohen<br />
Quarantäneauflagen wie China, USA oder Australien<br />
geliefert werden. Da bei der Trocknung<br />
<strong>und</strong> Heißpressung die Späne <strong>und</strong> Strands auf<br />
Temperaturen über 100 °C getrocknet werden,<br />
sind die Platten frei von Insekten, Insektenlarven<br />
<strong>und</strong> anderen Schadorganismen, wenn sie das<br />
Werk verlassen.
4 _ Innovative neue <strong>Holz</strong>werkstoffprodukte<br />
Immer wieder folgen neuartige Typen von <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />
den erweiterten Ansprüchen unserer<br />
Gesellschaft an Dauerhaftigkeit, Leichtbauweise<br />
<strong>und</strong> Sicherheit. In den folgenden Abschnitten<br />
werden beispielhaft drei dieser innovativen Produktentwicklungen<br />
vorgestellt.<br />
4.1 Massegefärbte MDF<br />
MDF weisen wie andere <strong>Holz</strong>werkstoffe in<br />
Abhängigkeit von der <strong>Holz</strong>farbe eine gelbliche<br />
bis hellbräunliche Eigenfarbe auf. Dekorative<br />
Farbgestaltung findet dann über eine Beschichtung<br />
oder Lackierung statt. Für besondere Effekte<br />
bot es sich aber an, <strong>Faserplatten</strong> <strong>zu</strong> entwickeln,<br />
die durchgängig mit intensiven Farben versehen<br />
sind. Diese stoffliche <strong>und</strong> verfahrenstechnische<br />
Herausforderung wurde durch die Zusammenarbeit<br />
eines führenden MDF-Herstellers mit einem<br />
Chemiekonzern gelöst. Inzwischen sind MDF in<br />
sieben lichtechten Farben erhältlich: Rot, Gelb,<br />
Grün, Blau, Orange, Braun <strong>und</strong> Schwarz (Abb.<br />
4.1). Basis <strong>zu</strong>r Herstellung dieser intensiv durchgefärbten<br />
Werkstoffe sind speziell formulierte<br />
Farben <strong>und</strong> ein besonderes Prozess-Know-how.<br />
Die Entwicklung wurde 2007 für den Innovationspreis<br />
der deutschen Wirtschaft nominiert.<br />
Die Produkteigenschaften machen den neuen<br />
Werkstoff insbesondere für den Laden- <strong>und</strong> Messebau,<br />
den Innenausbau <strong>und</strong> Möbel mit gehobenem<br />
Design attraktiv. Bei der Verarbeitung gibt<br />
es Vorteile. Lackierarbeiten beschränken sich auf<br />
das Oberflächenfinish. Hierbei haben sich Klarlacke<br />
<strong>und</strong> transparente Wachse bewährt. Kanten<br />
müssen nicht aufgezogen <strong>und</strong> Fräsungen nicht<br />
extra gebeizt werden. Auch bei r<strong>und</strong>en Formen<br />
kann auf Gehrung gearbeitet werden.<br />
spezial | MAI 2009 39<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Die Durchfärbung verleiht den damit hergestellten<br />
Produkten einen charakteristisch lebendigen<br />
Effekt. Die MDF altern wie gewachsenes <strong>Holz</strong><br />
<strong>und</strong> Oberflächenschäden bleiben aufgr<strong>und</strong> der<br />
Durchfärbung nahe<strong>zu</strong> unsichtbar.<br />
Abb. 4.1: Massegefärbte<br />
MDF
Abb. 4.2: leichtbauplatte<br />
mit Wabenkern<br />
40<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
4.2 Leichte <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
Gewichtseinsparung in der Wertschöpfungskette<br />
von Möbeln spart Kraftstoff <strong>und</strong> reduziert das<br />
Frachtaufkommen. Der K<strong>und</strong>e hat Vorteile beim<br />
Erwerb, Transport <strong>und</strong> Aufbau leichterer Möbel<br />
<strong>und</strong> auch der Hersteller profitiert bei der Fertigung<br />
durch einfacheres Handling. Das Ziel der<br />
Gewichtsreduzierung im Möbel- <strong>und</strong> Innenausbau<br />
eröffnet Leichtbauplatten so <strong>zu</strong>nehmende<br />
Einsatzmöglichkeiten. Aktuelle Designtrends<br />
unterstützen diese Entwicklung durch Konstruktionen<br />
mit stärkeren Korpusrahmen, Böden <strong>und</strong><br />
Wänden. Zusätzlich reduzieren diese innovativen<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe den Materialverbrauch <strong>und</strong> damit<br />
den Rohstoffbedarf. So schont der Verarbeiter<br />
die Umwelt, ohne Nachteile in Be<strong>zu</strong>g auf<br />
Festigkeit <strong>und</strong> Stabilität hinnehmen <strong>zu</strong> müssen.<br />
Herkömmliche <strong>Holz</strong>werkstoffe mit Rohdichten<br />
zwischen etwa 500 <strong>und</strong> 800 kg/m³ erreichen<br />
hier sehr schnell die physikalischen Grenzen von<br />
Produktionstechnologie, Gewicht <strong>und</strong> Biegefestigkeit.<br />
Gefragt sind neue leichte Werkstoffe,<br />
um daraus Tisch- <strong>und</strong> Küchenarbeitsplatten,<br />
Stollenregale <strong>und</strong> ähnliches <strong>zu</strong> fertigen oder im<br />
Ladenbau <strong>und</strong> im Caravan- <strong>und</strong> Fahrzeugbau<br />
stabile Formen <strong>und</strong> Konstruktionen <strong>zu</strong> erreichen.<br />
Hierfür wurden <strong>und</strong> werden von der <strong>Holz</strong>werk-<br />
stoffindustrie <strong>und</strong> den Forschungsinstituten<br />
verschiedene Lösungen erarbeitet. Zwei marktgängige<br />
Produkte verdeutlichen diese Entwicklungen,<br />
<strong>zu</strong>m einen die Leichtbauplatte auf Basis<br />
einer Sandwichstruktur <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m anderen ein<br />
Leichtholzwerkstoff mit Zugabe geschäumter<br />
Polymerpartikel.<br />
Die Leichtbauplatte besteht aus zwei dünnen<br />
<strong>Span</strong>platten als Decklagen <strong>und</strong> einem Wabenkern<br />
(Bild 4.2). Die Dünnspanplatten in den<br />
Decklagen haben üblicherweise eine Dicke von<br />
3, 4 <strong>und</strong> 8 mm. Der Wabenkern ist eine Sechseckwabe<br />
aus Karton, die mit einem Polyurethanklebstoff<br />
mit den Decklagen verklebt ist.<br />
Die Gesamtplatte wird in einem Dickenbereich<br />
zwischen 15 <strong>und</strong> 100 mm hergestellt. Die Plattenvarianten<br />
mit den dünnen Decklagen werden<br />
im Kantenbereich zweckmäßigerweise mit einem<br />
Riegel aus <strong>Span</strong>platte oder MDF verstärkt, bei der<br />
Plattenvariante mit der 8-mm-Decklage kann eine<br />
Bekantung ohne Riegel erfolgen. Zusammen mit<br />
Beschlagsherstellern wurden für die Leichtbauplatte<br />
spezielle Scharniere, Beschläge sowie Verbindungs-<br />
<strong>und</strong> Führungselemente entwickelt. Zur<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Beschlagsbefestigungen gibt
es auch neuartige Dübelsysteme. Leichtbauplatten<br />
werden werksseitig beschichtet angeboten,<br />
können aber auch von den Verarbeitern selbst<br />
beschichtet werden. Bei der maschinellen Bearbeitung<br />
verhält sich der neue Leichtholzwerkstoff<br />
wie eine normale Vollspanplatte.<br />
Ein anderer Leichtholzwerkstoff basiert auf dem<br />
Prinzip der <strong>Span</strong>platte, doch werden bei der<br />
Herstellung verfahrenstechnische <strong>und</strong> werkstoffliche<br />
Faktoren so kombiniert, dass sich ein<br />
Plattentyp ergibt, der etwa 30 Prozent weniger<br />
wiegt als eine übliche Möbelspanplatte (Bild 4.3).<br />
Eine wesentliche Komponente <strong>zu</strong>r Reduzierung<br />
des Gewichts ist unter anderem die Zugabe<br />
von aufgeschäumten Polystyrolkügelchen <strong>zu</strong>m<br />
<strong>Span</strong>material in der Mittelschicht. Die Deckschicht<br />
besteht aus hochwertigen Feinspänen.<br />
Der umweltfre<strong>und</strong>liche Leichtholzwerkstoff kann<br />
auf bestehenden Anlagen hergestellt <strong>und</strong> weiter<br />
spezial | MAI 2009 41<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
verarbeitet werden. Die Ökoeffizienz entlang der<br />
gesamten Wertschöpfungskette wurde sorgfältig<br />
analysiert <strong>und</strong> belegt. Die Platte ist im Dickenbereich<br />
zwischen 16 <strong>und</strong> 60 mm erhältlich. Durch<br />
den homogenen Dreischichtaufbau ist bei diesem<br />
Leichtholzwerkstoff keine Kantenverstärkung mit<br />
Riegeln erforderlich. Er eignet sich <strong>zu</strong>r industriellen<br />
Produktion von Möbeln mit verringertem<br />
Gewicht. Alle Arten der Beschichtung <strong>und</strong><br />
Bekantung sind möglich. Im industriellen <strong>und</strong><br />
handwerklichen Bereich eignen sich die Platten<br />
für Leichtmöbelkonzepte unterschiedlichster Art,<br />
aber auch für die Fertigung leichter Türen <strong>und</strong><br />
Trennwände. Weitere interessante Einsatzbereiche<br />
sind die Fertigung von Schiffsinneneinrichtungen<br />
sowie der Container- <strong>und</strong> Caravanbau.<br />
Produktionsreste <strong>und</strong> Altmöbelteile aus diesem<br />
leichten <strong>Holz</strong>werkstoff können wie konventionelle<br />
<strong>Span</strong>platten stofflich <strong>und</strong> thermisch verwertet<br />
werden.<br />
Abb. 4.3: Küchenmöbel aus<br />
leichtholzwerkstoffplatten
Abb. 4.4: pulverlackierte<br />
MDF<br />
42<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
4.3 Pulverlackierte <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
Früher gebräuchliche Anstrichstoffe auf Basis<br />
organischer Lösemittel sind nicht mehr zeitgemäß.<br />
Moderne Wasserlacke sind wiederum bei<br />
quellfähigen <strong>und</strong> faserigen Werkstoffen aus <strong>Holz</strong><br />
in der Anwendung nicht unproblematisch. Als<br />
Alternative mit zahlreichen Vorteilen bieten sich<br />
Pulverlacke an. Sie haben sich bei Metall- <strong>und</strong><br />
Kunststoffteilen bereits gut bewährt. Eine Pulverlackbeschichtung<br />
ist unempfindlicher gegen<br />
mechanische Einwirkungen als eine Nasslackierung,<br />
emittiert keine Lösungsmittel <strong>und</strong> bietet<br />
große Gestaltungsfreiheit im Hinblick auf Farbe,<br />
Geometrie <strong>und</strong> Kante. Zudem sind Lackreste<br />
recyclebar. Gerade im Bereich der Möbelindustrie<br />
mit ihren zahlreichen Halbzeugen auf <strong>Holz</strong>werkstoffbasis<br />
bestand daher ein großes Interesse,<br />
Verfahren der Pulverlackierung an<strong>zu</strong>wenden. Die<br />
Lackindustrie hat daher in den vergangen Jahren<br />
gut funktionierende Pulverlacke für <strong>Holz</strong>werkstoffe<br />
entwickelt. Diese werden elektrostatisch<br />
auf die glatte oder profilierte Plattenoberfläche<br />
aufgebracht <strong>und</strong> mittels IR-Strahlung aufgeschmolzen.<br />
Die Aushärtung erfolgt thermischreaktiv<br />
oder mit UV-Licht. Bei dieser Art der<br />
Beschichtung müssen aber die charakteristischen<br />
Merkmale des Werkstoffs wie Feuchtegehalt <strong>und</strong><br />
begrenzte thermische Belastbarkeit beachtet werden.<br />
Somit musste auch der <strong>Holz</strong>werkstoff den<br />
Besonderheiten dieser Lacksysteme angepasst<br />
werden. Als besonders günstig erwies sich dabei<br />
die MDF.<br />
Es wurden MDF für die Pulverlackierung entwickelt,<br />
die eine sehr feine Struktur haben <strong>und</strong> bei<br />
gleichmäßigem Dichtprofil eine ausreichend hohe<br />
Festigkeit aufweisen, um Dampfspaltern <strong>und</strong><br />
Haarrissen beim Aufschmelzen des Pulverlackes<br />
insbesondere im Kantenbereich entgegen <strong>zu</strong><br />
wirken. Die Materialdichte dieser pulverlackierbaren<br />
<strong>Faserplatten</strong> beträgt in der Regel mehr<br />
als 720 kg/m³ <strong>und</strong> die Oberfläche ist besonders<br />
glatt sowie staub- <strong>und</strong> fusselfrei. Da <strong>Holz</strong><br />
von Natur aus elektrischen Strom wenig leitet,<br />
werden <strong>zu</strong>r Erhöhung der elektrischen Leitfähigkeit<br />
spezielle Substrate <strong>zu</strong>gesetzt, um so einen<br />
effektiven elektrostatischen Pulverlackauftrag <strong>zu</strong><br />
ermöglichen. Vorwärmung oder Befeuchtung der<br />
Oberflächen ergänzen diesen Vorgang. Es kann<br />
aber auch eine Vorbeschichtung mit leitfähigen<br />
Primern erfolgen. Inzwischen werden auch andere<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe gefertigt, die sich erfolgreich<br />
mit den umweltverträglichen Pulverlacksystemen<br />
beschichten lassen.<br />
Mit den neuen Werkstoffen <strong>und</strong> Beschichtungstechnologien<br />
eröffnen sich den Herstellern von<br />
Möbeln, aber auch den Laden- <strong>und</strong> Messebauern<br />
neue Gestaltungsfreiheiten für ihre Produkte.<br />
Von der emissionsfreien Technologie der Pulverlackierung<br />
profitieren aber nicht nur Verarbeiter<br />
<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en sondern auch die Umwelt.
5 _ Werte <strong>und</strong> Eigenschaften<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe für die Verwendung im Bauwesen in der Europäischen Gemeinschaft<br />
Die erste Fassung der DIN EN 13986 „<strong>Holz</strong>werkstoffe <strong>zu</strong>r Verwendung im Bauwesen – Eigenschaften,<br />
Bewertung der Konformität <strong>und</strong> Kennzeichnung“, sowie deren Harmonisierung in der Europäischen<br />
Gemeinschaft, ermöglichte ab 2003, <strong>Holz</strong>werkstoffe im Bauwesen mit einheitlichen Kennzeichnungen<br />
(CE) <strong>zu</strong> verwenden. Die Norm beschreibt geeignete Prüfverfahren <strong>zu</strong>r Bestimmung der Eigenschaften<br />
für rohe, beschichtete, furnierte oder lackierte <strong>Holz</strong>werkstoffe für folgende Anwendungsbereiche:<br />
– Innenverwendung als tragende Bauteile im Trockenbereich<br />
– Innen- oder Außenverwendung als tragende Bauteile im Feuchtbereich<br />
– Verwendung als tragende Bauteile im Außenbereich<br />
– Innenverwendung als nichttragende Bauteile im Trockenbereich<br />
– Innen- <strong>und</strong> geschützte Außenanwendung als nichttragende Bauteile im Feuchtbereich<br />
– Verwendung als nichttragende Bauteile im Außenbereich<br />
– Verwendung als tragender Unterboden auf Lagerhölzern im Trocken-, Feucht- oder Außen-<br />
bereich<br />
– Verwendung als tragende Dachschalung auf Balken im Trocken-, Feucht- oder Außen-<br />
bereich<br />
– Verwendung als tragende Wandbeplankung auf Rippen im Trocken-, Feucht- oder Außen-<br />
Bereich<br />
Die DIN EN 13986 beschreibt darüber hinaus das Konformitätssystem für diese Produkte sowie die<br />
Anforderungen an ihre Kennzeichnung. Die technischen Anforderungen an die Eigenschaften der<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe werden für ausgewählte <strong>Holz</strong>werkstoffe in nachfolgend genannten Normen definiert:<br />
– DIN EN 300 „Platten aus langen, schlanken, ausgerichteten Spänen (<strong>OSB</strong>) – Definition, Klassifi-<br />
zierung <strong>und</strong> Anforderung“<br />
– DIN EN 312 „<strong>Span</strong>platten – Anforderungen“<br />
– DIN EN 622, 1 bis 5 „<strong>Faserplatten</strong> – Anforderungen“<br />
– DIN EN 634, 1 bis 2 „Zementgeb<strong>und</strong>ene <strong>Span</strong>platten – Anforderungen“<br />
– DIN EN 14322 „<strong>Holz</strong>werkstoffe – Melaminbeschichtete Platten <strong>zu</strong>r Verwendung im Innen-<br />
bereich – Definition, Anforderungen <strong>und</strong> Klassifizierung“<br />
<strong>Informationen</strong> <strong>zu</strong> charakteristischen Werten für die Berechnung <strong>und</strong> Bemessung von Bauwerken nach<br />
Eurocode 5 (in Deutschland DIN 1052 :2008-12 als nationale Anwendungsnorm des Eurocodes 5)<br />
enthält die DIN EN 12369-1 bis 3 „<strong>Holz</strong>werkstoffe – Charakteristische Werte für die Berechnung <strong>und</strong><br />
Bemessung von <strong>Holz</strong>bauwerken“. Im Einzelnen finden sich für folgende <strong>Holz</strong>werkstoffe charakteristische<br />
Werte:<br />
– DIN EN 12369-1 für <strong>OSB</strong>, <strong>Span</strong>platten <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong><br />
– DIN EN 12369-2 für Sperrholz<br />
– DIN EN 12369-3 für Vollholzplatten<br />
spezial | MAI 2009 43<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong>
44<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Der Weg <strong>zu</strong>m Verwendbarkeitsnachweis ist bei allen in DIN EN 13986 erfassten <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />
gleich oder sehr ähnlich. Nachdem eine Erstprüfung <strong>zu</strong> allen in DIN EN 13986 aufgeführten relevanten<br />
Eigenschaften bezüglich eines ebenfalls in dieser Norm definierten Anwendungsbereichs durchgeführt<br />
wurde, führt ein so genannter „Notified Body“ (NB) eine Erstinspektion durch. Werden alle maßgeblichen<br />
Kriterien als erfüllt festgestellt, wird eine vertragliche Vereinbarung über die externen laufenden<br />
Kontrollen (zweimal pro Kalenderjahr) geschlossen. Danach stellt der NB das Zertifikat aus. Bei der<br />
Erstprüfung wird die technische Klasse festgestellt, die in der jeweiligen Produktnorm in ihren Anforderungen<br />
definiert ist. Weicht das Produkt von diesen Anforderungen ab, kann dies durch eine „Deklaration“<br />
der Eigenschaften für den Verbraucher dokumentiert werden.<br />
In Deutschland müssen Bauprodukte den Anforderungen der Landesbauordnungen entsprechen.<br />
Diese unterscheiden geregelte <strong>und</strong> ungeregelte Bauprodukte. Die technischen Regeln für Bauprodukte<br />
werden in der „Bauregelliste A, B <strong>und</strong> C“ veröffentlicht. Die technischen Regeln für alle in der<br />
Europäischen Gemeinschaft „harmonisierten“ <strong>Holz</strong>werkstoffe (z. B. <strong>OSB</strong>, <strong>Span</strong>platten, <strong>Faserplatten</strong><br />
<strong>und</strong> Sperrholz) findet man in der Bauregelliste B. Nur für Deutschland sind in der aktuellen Bauregelliste<br />
A Teil 1, unter Punkt 3 „Bauprodukte für den <strong>Holz</strong>bau“ <strong>und</strong> Unterpunkt 3.2 „<strong>Holz</strong>werkstoffe <strong>und</strong><br />
andere Plattenwerkstoffe“ nur noch folgende <strong>Holz</strong>werkstoffe geregelt:<br />
– Baufurniersperrholz nach DIN 68705-3<br />
– Bau-Stabsperrholz, Bau-Stäbchensperrholz nach DIN 68705-4<br />
– Baufurniersperrholz aus Buche nach DIN 68705-5<br />
– Flachpressplatten nach DIN 68763<br />
Alle anderen <strong>Holz</strong>werkstoffe sind bereits über die DIN EN 13986 in der Bauregelliste B geregelt.<br />
Die Formaldehydabgabe spielt beim Nachweis der Verwendbarkeit eines Bauprodukts nach wie vor<br />
eine Rolle. DIN EN 13986 definiert hier zwei Emissionsklassen (E1 <strong>und</strong> E2). Die Anforderungen werden<br />
aber national unterschiedlich geregelt <strong>und</strong> sind nicht in der gesamten Europäischen Gemeinschaft<br />
gleich. In Deutschland dürfen gemäß Chemikalienverbotsverordnung <strong>Holz</strong>werkstoffe nur dann in den<br />
Verkehr gebracht werden, wenn sie der Emissionsklasse E1 entsprechen. Für die in Bauregelliste B geregelten<br />
(harmonisierten) <strong>Holz</strong>werkstoffe gelten dabei die in DIN EN 13986 beschriebenen Nachweisverfahren.<br />
Für die oben genannten, in Bauregelliste A geregelten <strong>Holz</strong>werkstoffe, gilt <strong>zu</strong>sätzlich noch<br />
die DIBt-Richtlinie 100 „Richtlinie über die Klassifizierung <strong>und</strong> Überwachung von <strong>Holz</strong>werkstoffplatten<br />
bezüglich der Formaldehydabgabe (1994-06)“
6 _ Quellenhinweise<br />
6.1 Weiterführende Literatur<br />
Arbeitsgemeinschaft <strong>Holz</strong> (Hrsg.): <strong>Holz</strong>bau Handbuch Reihe 4 Baustoffe: Konstruktive <strong>Holz</strong>werkstoffe.<br />
Eigenverlag Düsseldorf 1997<br />
Arbeitsgemeinschaft <strong>Holz</strong> (Hrsg.): <strong>Holz</strong>bau Handbuch Reihe 1: Bauen mit <strong>Holz</strong>werkstoffen.<br />
Folge 3: Bauen mit <strong>Holz</strong>werkstoffen. Eigenverlag Düsseldorf 1997<br />
Hans-Joachim Deppe, Kurt Ernst: Taschenbuch der <strong>Span</strong>plattentechnik. 4. überarbeitete <strong>und</strong><br />
erweiterte Auflage. DRW-Verlag Stuttgart 2000<br />
Hans-Joachim Deppe, Kurt Ernst: MDF – Mitteldichte <strong>Faserplatten</strong>. DRW-Verlag Stuttgart 1996<br />
Beni Isenegger: <strong>Holz</strong>werkstoffe – Lehrmittel für den Bereich <strong>Holz</strong>fach, Eigenverlag<br />
Kronoswiss Menznau/Schweiz 2007<br />
Informationsdienst <strong>Holz</strong>: Die europäische Normung von <strong>Holz</strong>werkstoffen für das Bauwesen. Spezial,<br />
Bonn Oktober 2006<br />
Informationsdienst <strong>Holz</strong>: Sperrholz. Spezial, Bonn Februar 2008<br />
Ulf Lohmann (Hrsg.): <strong>Holz</strong>-Lexikon. DRW-Verlag Stuttgart 2003<br />
Michael Paulitsch: Moderne <strong>Holz</strong>werkstoffe. Springer Verlag Berlin, 1989<br />
Hansgert Soiné: <strong>Holz</strong>werkstoffe – Herstellung <strong>und</strong> Verarbeitung. DRW-Verlag Stuttgart 1995<br />
spezial | MAI 2009 45<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong>
46<br />
spezial | MAI 2009<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
6.2 Bildnachweis<br />
Abb. 1.1 Fraunhofer WKI, Braunschweig<br />
nach P. Niemz, Zürich<br />
Abb. 1.2 Informationsdienst <strong>Holz</strong><br />
Abb. 1.3 Kronoply GmbH <strong>und</strong> Kronotex<br />
GmbH & Co. KG, Heiligengrabe<br />
Abb. 1.4 BWI2, BMELV<br />
Abb. 1.5 HOLZABSATZFONDS<br />
Abb. 1.6 HOLZABSATZFONDS<br />
Abb. 2.1 Informationsdienst <strong>Holz</strong><br />
Abb. 2.2 Informationsdienst <strong>Holz</strong><br />
Abb. 3.1 Fraunhofer WKI, Braunschweig<br />
nach EPF & Eurostat<br />
Abb. 3.2 INFORMATIONSDIENST HOLZ<br />
spezial „Die europäische Normung<br />
von <strong>Holz</strong>werkstoffen für das<br />
Bauwesen“, 2006<br />
Abb. 3.3 Fraunhofer WKI, Braunschweig<br />
Abb. 3.4 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />
Abb. 3.5 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />
Abb. 3.6 WERZALIT GmbH, Oberstenfeld<br />
Abb. 3.7 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />
Abb. 3.8 Glunz AG, Meppen<br />
Abb. 3.9 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />
Abb. 3.10 HOLZABSATZFONDS<br />
Abb. 3.11 Eternit AG, Berlin<br />
(Foto: Linnart Unger/UBA)<br />
Abb. 3.12<br />
Abb. 3.13 elka-<strong>Holz</strong>werke, Morbach<br />
Abb. 3.14 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />
Abb. 3.15 HOLZABSATZFONDS<br />
Abb. 3.16 Fritz Egger GmbH & Co. <strong>Holz</strong>werkstoffe,<br />
St. Johann in Tirol<br />
Abb. 3.17 Kronotex GmbH, Heiligengrabe<br />
Abb. 3.18 Sauerländer <strong>Span</strong>platten GmbH<br />
& Co. KG, Arnsberg<br />
Abb. 3.19 HOLZABSATZFONDS<br />
Abb. 3.20 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />
Abb. 3.21 HOLZABSATZFONDS<br />
Abb. 3.22 Westag & Getalit AG,<br />
Rheda-Wiedenbrück<br />
Abb. 3.23 Fraunhofer WKI, Braunschweig<br />
Abb. 3.24 Glunz AG, Meppen<br />
Abb. 3.25 WERZALIT GmbH, Oberstenfeld<br />
Abb. 3.26 Glunz AG, Meppen<br />
Abb. 3.27 WERZALIT GmbH, Oberstenfeld<br />
Abb. 3.28 WERZALIT GmbH, Oberstenfeld<br />
Abb. 3.29 Glunz AG, Meppen<br />
Abb. 3.30 Glunz AG, Meppen<br />
Abb. 3.31 Kronoply GmbH, Heiligengrabe<br />
Abb. 3.32 Wodego GmbH, Neumarkt<br />
Abb. 4.1 Glunz AG, Meppen<br />
Abb. 4.2 Fritz Egger GmbH & Co. <strong>Holz</strong>werkstoffe,<br />
St. Johann in Tirol<br />
Abb. 4.3 Nolte <strong>Holz</strong>werkstoff GmbH<br />
& Co. KG, Germersheim<br />
Abb. 4.4 Fraunhofer WKI, Braunschweig
_ Kurzportrait WKI <strong>und</strong> VHI<br />
Fraunhofer-Institut für <strong>Holz</strong>forschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI<br />
Das Fraunhofer WKI ist spezialisiert auf Verfahrensprozesse für <strong>Holz</strong>- <strong>und</strong> Faserwerkstoffe, Oberflächentechnik,<br />
<strong>Holz</strong>schutz, Emissionsschutz, Umweltforschung, Recycling <strong>und</strong> Sanierung.<br />
Herausragende Leistungen des Instituts sind<br />
– die Entwicklung neuartiger Werkstoffe aus Spänen, Fasern <strong>und</strong> Furnieren;<br />
– die Prüfung <strong>und</strong> Minderung der Formaldehydabgabe von <strong>Holz</strong>werkstoffen <strong>und</strong> Möbeln;<br />
– die Analyse von Baustoffemissionen <strong>und</strong> Minderung von VOC (Volatile Organic Compo<strong>und</strong>s)<br />
<strong>und</strong> Geruchsstoffen;<br />
– die Entwicklung umweltfre<strong>und</strong>licher <strong>und</strong> dauerhafter Anstrichsysteme für den Möbelbau <strong>und</strong><br />
die <strong>Holz</strong>außenanwendung;<br />
– die Prüfung <strong>und</strong> Verbesserung der Eigenschaften von <strong>Holz</strong>produkten mittels zerstörungsfreier<br />
Verfahren wie Thermographie, Ultraschall oder Kernspinresonanz;<br />
– das Recycling von Produktionsabfällen <strong>und</strong> die Verwendung alternativer Faserrohstoffen.<br />
Als akkreditierte Prüfstelle nimmt das WKI Aufgaben der Materialprüfung <strong>und</strong> Qualitätsüberwachung<br />
wahr. Es begutachtet Schadensfälle <strong>und</strong> berät in Fragen der Schadenssanierung. Innerhalb der<br />
Fraunhofer-Gesellschaft gehört das WKI <strong>zu</strong>m Verb<strong>und</strong> Werkstoffe <strong>und</strong> Bauteile sowie <strong>zu</strong> den Allianzen<br />
Vision <strong>und</strong> Bau.<br />
VHI - Verband der Deutschen <strong>Holz</strong>werkstoffindustrie e. V.<br />
Der VHI vertritt als Industrieverband die fachlichen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> technischen Interessen der<br />
Hersteller von <strong>Span</strong>-, MDF- <strong>und</strong> <strong>OSB</strong>-Platten, <strong>Holz</strong>-Polymer-Werkstoffen sowie von Sperrholz <strong>und</strong><br />
Innentüren auf nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene.<br />
Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind:<br />
– Betreuung der Unternehmerforen <strong>und</strong> Arbeitskreise;<br />
– Aufbereitung <strong>und</strong> Interpretation branchenspezifischer Marktdaten;<br />
– Begleitung von wirtschaftspolitischen Entwicklungen sowie von Gesetzes- <strong>und</strong> Verordnungs-<br />
vorhaben;<br />
– Beratung auf wirtschaftlichem, technischem <strong>und</strong> politischem Gebiet;<br />
– Schaffung gemeinsamer Richtlinien <strong>und</strong> Normen;<br />
– Initiierung <strong>und</strong> Koordination von Forschungsvorhaben;<br />
– Öffentlichkeitsarbeit.<br />
spezial | MAI 2009 47<br />
<strong>Span</strong>- <strong>und</strong> <strong>Faserplatten</strong>, <strong>OSB</strong><br />
Mit einem Jahresumsatz von über 5 Mrd. Euro <strong>und</strong> 15.000 Beschäftigten ist Deutschland der bedeutendste<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffproduzent in Europa. Die Innentürenindustrie erreicht mit 6.000 Beschäftigten<br />
einen Jahresumsatz von 1 Mrd. Euro. Bei einer Gesamtproduktion von 14 Mio. m³ <strong>Holz</strong>werkstoffen/<br />
Jahr <strong>und</strong> 6 Mio. Innentüren/Jahr vertritt der VHI etwa 80 Prozent der Hersteller. Als akkreditierte<br />
Überwachungsstellen übernehmen im VHI die Qualitätsgemeinschaft <strong>Holz</strong>werkstoffe e. V. sowie die<br />
Qualitätsgemeinschaft Sperrholz e. V. die Qualitätsüberwachung.
Fraunhofer-Institut für <strong>Holz</strong>forschung<br />
Wilhelm-Klauditz-Institut WKI<br />
Bienroder Weg 54 E, 38108 Braunschweig<br />
Telefon 0531 2155-0, Telefax 0531 351587<br />
info@wki.fraunhofer.de, www.wki.fraunhofer.de<br />
Beiträge von<br />
prof. Dr. rainer Marutzky (WKI) <strong>und</strong> Harald Schwab (WKI)<br />
gefördert aus Mitteln des<br />
HOlzABSATzFONDS<br />
Absatzförderungsfonds der deutschen Forst- <strong>und</strong> <strong>Holz</strong>wirtschaft<br />
www.informationsdienst-holz.de, www.holzabsatzfonds.de<br />
redaktionelle Bearbeitung<br />
Simone peist (WKI)<br />
Satz <strong>und</strong> layout<br />
Manuela lingnau (WKI)<br />
Titelbild<br />
Manuela lingnau (WKI)<br />
_ Hinweise<br />
<strong>zu</strong> Änderungen, Ergän<strong>zu</strong>ngen <strong>und</strong> Errata<br />
unter: www.informationsdienst-holz.de<br />
Die technischen <strong>Informationen</strong> dieser Schrift<br />
entsprechen <strong>zu</strong>m Zeitpunkt der Drucklegung den<br />
anerkannten Regeln der Technik. Eine Haftung<br />
für den Inhalt kann trotz sorgfältiger Bearbeitung<br />
<strong>und</strong> Korrektur nicht übernommen werden.<br />
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