Protokollführung bei baubegleitender Planung - Jitab.de
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Hans-Joachim Wienert<br />
<strong>Protokollführung</strong> <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong><br />
Datum 16.04.2002<br />
<strong>Protokollführung</strong> <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong><br />
1 - Einleitung<br />
Es hat <strong>bei</strong> mir 22 Berufsjahren gedauert, bis ich die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Protokoll so erfasst habe,<br />
dass ich mit drei einfachen Spiegelstrichen seine zentralen Aufgaben beschreiben kann:<br />
- Rechtssicherheit<br />
- Information<br />
- Auslösen von Handlung<br />
Das Unwohlsein mit <strong>de</strong>r Praxis ist schon alt. Doch langsam fin<strong>de</strong> ich die richtigen Worte dafür.<br />
Viele Protokolle reduzieren sich auf das Auflisten von adhoc ent<strong>de</strong>ckten Handlungsbedarf. Ein<br />
„Du sollst bis .... erledigen“ wird vom Projektleiter wie von <strong>de</strong>r Kanzel verkün<strong>de</strong>t. Das Nie<strong>de</strong>rschreiben<br />
<strong>de</strong>r Worte wird dann Nachwuchskräften übertragen und als „Protokoll“ verschickt.<br />
Nur wenige wissen und noch weniger setzen die Erkenntnis um, dass eine gute <strong>Protokollführung</strong><br />
einen dominanten Einfluss auf das Projektergebnis aller Beteiligten hat. Kosten, Termine<br />
und Qualität, <strong>bei</strong> allen drei können gute Protokolle ein Projekt am Chaos vor<strong>bei</strong> zum Erfolg führen.<br />
Der Wert eines guten Protokolls erweist sich beson<strong>de</strong>rs <strong>bei</strong> großen Projekten mit <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Planung</strong> 1 .<br />
Es ist für <strong>de</strong>n Wirtschaftbereich <strong>de</strong>s Bauwesens sehr abträglich, dass auf gute <strong>Protokollführung</strong><br />
verzichtet wird, weil mit <strong>de</strong>r „<strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong>“ ein Deckmantel für alles, was <strong>bei</strong>m Bauen<br />
schief geht, zur Verfügung zu stehen scheint. Im Internet wird unter diesem Suchbegriff nur<br />
Negatives veröffentlicht wird, vom sächsischen Rechnungshof sogar mit konkreten Zahlen verbun<strong>de</strong>n.<br />
„Baubegleiten<strong>de</strong> <strong>Planung</strong>“ wird als Kostentreiber Nr.1 eingestuft 2 .<br />
Für die Zukunft wird nach meiner Einschätzung <strong>de</strong>r Zwang, baubegleiten<strong>de</strong> <strong>Planung</strong> in <strong>de</strong>n Griff<br />
zu bekommen, größer wer<strong>de</strong>n, weil angesichts von Basel II 3 zunehmend finanzstarke Projektentwickler<br />
mit einem Fonds im Rücken <strong>de</strong>n Markt bestimmen. Deren Projektleitern wer<strong>de</strong>n auf<br />
1 Der Begriff „baubegleiten<strong>de</strong> <strong>Planung</strong>“ beschreibt da<strong>bei</strong> das in Deutschland übliche Verfahren, Aufträge zu erteilen,<br />
ohne dass alle notwendige Pläne erstellt und untereinan<strong>de</strong>r koordiniert sind. Diese Praxis ist zwar HOAI-widrig. Nach<br />
<strong>de</strong>r HOAI erfolgt eine Auftragsvergabe auf Basis von fertiger <strong>Planung</strong>. Formal wird dies schon immer gefor<strong>de</strong>rt. Aus<br />
Grün<strong>de</strong>n, die mit <strong>de</strong>utschem Haftungsrecht und lieb gewonnener Gewohnheit zu tun haben und hier nicht Thema<br />
sind, gehe ich jedoch davon aus, dass in Deutschland ein Umstieg auf Vertragsabschlüsse, <strong>bei</strong> <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Bauherr<br />
zum Vertragsabschluss die gesamte <strong>Planung</strong> ausführungsreif <strong>bei</strong>stellt, nicht stattfin<strong>de</strong>n wird.<br />
2 Welche Kosten entstehen durch baubegleiten<strong>de</strong> <strong>Planung</strong>? Es sind die Nachtragsfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r ausführen<strong>de</strong>n<br />
Firmen und auch <strong>de</strong>r Planer, die unter <strong>de</strong>m Titel „Erschwernisse, Beschleunigung, Projektstörung, Behin<strong>de</strong>rung,<br />
Rückbau, Bauzeitverlängerung, Stillstand“ meistens erst in <strong>de</strong>n Schlussrechnungen mit hohen Zahlen belegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Hinzu kommt als Kostenbelastung <strong>de</strong>r eigene Personalaufwand, um die For<strong>de</strong>rungen abzuwehren o<strong>de</strong>r an an<strong>de</strong>re<br />
weiterzubelasten.<br />
Durch Generalunternehmervergabe und durch Vertragsvereinbarungen über die Garantie von <strong>de</strong>finierten funktionalen<br />
Eigenschaften sich vor <strong>de</strong>n Kostenfor<strong>de</strong>rungen zu schützen, gelingt <strong>de</strong>n Bauherren meistens nur teilweise. Und<br />
wenn, dann stellt es nur ein Verlagerung <strong>de</strong>r Kosten auf die ausführen<strong>de</strong>n Firmen dar. Diese müssen dann die Kosten<br />
tragen. Wenn Wettbewerb bestand, haben sie hierfür üblicherweise keine Rücklagen einkalkuliert. Sie führen<br />
dann Klage über angeblich nicht auskömmlichen Preise und versuchen oft auf <strong>de</strong>m Klagewege <strong>de</strong>n Bauherrn <strong>de</strong>nnoch<br />
an <strong>de</strong>n Kosten zu beteiligen. So o<strong>de</strong>r so: Die Kosten bleiben und <strong>de</strong>r Grund ist immer die Nichtbeherrschung<br />
<strong>de</strong>r baubegleiten<strong>de</strong>n <strong>Planung</strong>.<br />
3 Nach einer Vereinbarung <strong>de</strong>r Banken, die mit „Basel II“ bezeichnet wird, dürfen Banken Immobilienprojekte nur<br />
finanzieren, wenn <strong>de</strong>r Schuldner einen erheblich Anteil an Eigenkapital als Haftungskapital einbringt.<br />
Name Dokument: OA61a_OA_02-04-16_Prot-baubegl-Plan_HJW-PMT_jitab<br />
Verfasser: Hans-Joachim Wienert, Datum Ausdruck: 22.05.03 - 11:23
<strong>Protokollführung</strong> <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong> – 16.04.2002 Seite 2<br />
Einhaltung eines vorgegebenen Budgets auf Biegen und Brechen drängen, so dass <strong>de</strong>r Kampf,<br />
wer die Mehrkosten aus <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong> zahlt, immer härter wer<strong>de</strong>n wird.<br />
Den Projektsteuerern ist das Problem seit langem bekannt. Ihre Lösungsvorschläge konzentrieren<br />
jedoch sich auf die Klärung <strong>de</strong>r Schuldfrage und führen meines Erachtens in die falsche<br />
Richtung. So wird in Veröffentlichungen <strong>de</strong>r Projektsteuerer, z.B. Daniela Ilieva „Neue Wege im<br />
Projektmanagement“ über das Sony-Center Berlin<br />
(www.wwbau.<strong>de</strong>/Presse/2000/AEC/ilieval.html / 29.08.2000) die „<strong>de</strong>r lückenlosen Dokumentation<br />
<strong>de</strong>r <strong>Planung</strong>sunterlagenentwicklung“ empfohlen. Wer und wie aber die vielen Än<strong>de</strong>rungen -<br />
je<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rung stellt einen Eingriff in oft mehrere Vertragsverhältnisse dar - genehmigt und für<br />
gültig und verbindlich erklärt und wie darüber kommuniziert wird, bleibt offen 4 . Meine Erfahrung<br />
ist: Je mehr versucht wer<strong>de</strong>n wird, mit Schriftdokumenten und Unterschriften Haftungsfragen zu<br />
fixieren, <strong>de</strong>sto mehr Dokumente wer<strong>de</strong>n erzeugt wer<strong>de</strong>n, um gleiches zu verhin<strong>de</strong>rn. Das Erzeugen<br />
von großen Dokumentenmengen zur Erzeugung von Nebel ist im Zeitalter <strong>de</strong>r EDV ein<br />
Kin<strong>de</strong>rspiel 5 .<br />
2 – Dokumentation von Einvernehmen als wesentliche Aufgabe von Protokollen<br />
Das wichtigste Managementwerkzeug für die Dokumentation und Kommunikation <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Planung</strong> bleibt die protokollierte Besprechung.<br />
Ein Protokoll verspricht Rechtssicherheit und ist damit mehr als ein Brief. Ein Brief ist nur eine<br />
einseitige Erklärung, <strong>de</strong>r im Regelfall wi<strong>de</strong>rsprochen wird 6 . Ein Protokoll dokumentiert Einvernehmen<br />
und ist damit faktisch eine Fortschreibung <strong>de</strong>s Vertrags. Selbst wenn die Teilnehmer<br />
nicht bevollmächtigt sind, stellen vollzogene Protokolle die Macht <strong>de</strong>s Faktischen dar und ihre<br />
Inhalte wer<strong>de</strong>n später als Tatsachen bewertet, die zu wi<strong>de</strong>rlegen stets schwer fällt. D.h. wenn in<br />
Protokollen zu einem Tatbestand eine Aussage getroffen wird, muss später nicht aufwendig und<br />
ggf. strittig nachrecherchiert wer<strong>de</strong>n. Gute Protokolle ersparen damit <strong>de</strong>n Projektleitern viel Zeit<br />
für Stellungnahmen und Erwi<strong>de</strong>rungen.<br />
Protokolle haben im Gegensatz zu Briefen einen großen Verteiler. Der Inhalt von Protokollen<br />
kann <strong>bei</strong> entsprechen<strong>de</strong>m Verteiler als allgemeines Projektwissen vorausgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Gute Protokolle unterschei<strong>de</strong>n sich von schlechten daher nicht nur durch die Verständlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Sprache und die Wahl <strong>de</strong>r richtigen Fachbegriffe, son<strong>de</strong>rn beson<strong>de</strong>rs durch <strong>de</strong>n Umfang<br />
<strong>de</strong>s Einvernehmens, das dokumentiert wird.<br />
Zwischen guter und schlechter <strong>Protokollführung</strong> liegen im Vergleich <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r Kostenfeststellungen<br />
aller Beteiligten 7 ganz am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Projekts nach meiner Einschätzung Kostenunterschie<strong>de</strong><br />
von 30%. Echte Zahlen sind jedoch rar und alle Betroffenen vermei<strong>de</strong>n Aussagen<br />
hierzu.<br />
4 Es meines Erachtens <strong>de</strong>r falsche Weg, einen hohen Dokumentationsaufwand zur Pflicht zu machen, um <strong>de</strong>n<br />
Schuldigen später ausfindig und haftbar machen zu können. Der bessere Weg ist, <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n zu vermei<strong>de</strong>n. Die<br />
Bahn hat ausreichend negative Erfahrungen mit <strong>de</strong>n Versuchen von <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> vollständiger Dokumentation.<br />
5 Wir befin<strong>de</strong>n uns im Bauwesen vielerorts in einer Abwärtsspirale, <strong>bei</strong> <strong>de</strong>r durch steigen<strong>de</strong> Ansprüche, die die Projektleiter<br />
nicht bewältigen, immer mehr Fehler gemacht wer<strong>de</strong>n, die zu verheimlichen zu immer schlechterer Dokumentation<br />
(Nebelerzeugung) zwingt. Heimlichtuerei ist mangelhafte Kommunikation und führt zu noch mehr Fehlern.<br />
6 Projektsteuerer schlagen auch vor, Formulare zum Einsammeln von Unterschriften zur Bestätigung von Einvernehmen<br />
einzusetzen. Dies scheitert jedoch daran, dass nach wenigen Fällen, die zu Beginn mit großem Kraftaufwand<br />
durchgezogen wer<strong>de</strong>n, im allgemeine Tagesgeschäft zumin<strong>de</strong>st immer einer von <strong>de</strong>nen, die unterschreiben<br />
sollen, triftige Grün<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>t, nicht zu unterschreiben. Der Zeitfaktor erledigt dann <strong>de</strong>n Rest. Dies schließt nicht aus,<br />
das es richtig sein kann, Protokollergebnisse in einem Formular zu übernehmen und offiziell unterschreiben zu lassen.<br />
7 Volkswirtschaftlich ist eine Projektabwicklung optimal, wenn die Summe <strong>de</strong>r Kosten aller Beteiligten ein Minimum<br />
darstellt. Ein Algorithmus, <strong>de</strong>r meines Wissen in noch keiner Veröffentlichung geführt wird.<br />
Name Dokument: OA61a_OA_02-04-16_Prot-baubegl-Plan_HJW-PMT_jitab<br />
Verfasser: Hans-Joachim Wienert, Datum Ausdruck: 22.05.03 - 11:23
<strong>Protokollführung</strong> <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong> – 16.04.2002 Seite 3<br />
3 – Ablauf <strong>de</strong>r Protokollierung <strong>de</strong>r Einzelentscheidungen <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong><br />
Diplomatisches Geschick und Formulierungskraft alleine reicht nicht für erfolgreiche <strong>Protokollführung</strong>.<br />
Die anstehen<strong>de</strong>n Entscheidungen müssen so strukturiert und vorbereitet wer<strong>de</strong>n, dass<br />
Einvernehmen logisches En<strong>de</strong> ist und zwischen <strong>de</strong>n Inhalten <strong>de</strong>r Entscheidungen keine Wi<strong>de</strong>rsprüche<br />
entstehen.<br />
Das Einvernehmen ist ohne Wert, wenn die Umsetzung <strong>de</strong>s Beschlusses an inneren Wi<strong>de</strong>rsprüchen<br />
scheitert. Der Informationswert <strong>de</strong>s Protokolls ist dann negativ. Es irritiert und hilft<br />
nicht.<br />
Hieraus ergeben sich wie in <strong>de</strong>r Politik drei wichtige Bereiche, in <strong>de</strong>nen Entscheidungen anstehen.<br />
A) Die Vorgehensentscheidung, welcher Weg beschritten wer<strong>de</strong>n soll, um Einvernehmen in<br />
<strong>de</strong>r Sache zu erzielen. Zum Beispiel zuerst als Text, dann als Plan, dann als Muster im<br />
Rahmen einer Präsentation, dann als Ausführungs<strong>bei</strong>spiel in einem Musterraum, dann<br />
als Nullserie vor Ort. Hier<strong>bei</strong> ist die richtige Reihenfolge <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Sachentscheidungen<br />
ist von großer Wichtigkeit.<br />
B) Die Sachentscheidung zur Ausführung selbst, z.B. ob die vorgestellte zur Ausführung<br />
anstehen<strong>de</strong> Leistung die vertraglich zugesicherten Eigenschaften erfüllt.<br />
C) Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Vorgaben (<strong>de</strong>r zugesicherten Eigenschaften), wenn diese trotz guter<br />
Strukturierung untereinan<strong>de</strong>r in Wi<strong>de</strong>rspruch geraten.<br />
Beson<strong>de</strong>rs sorgfältig hat die Vorbereitung <strong>de</strong>r Abstimmung zu erfolgen, wenn auch <strong>de</strong>r Mieter<br />
an <strong>de</strong>n Bemusterungs- und Freigabebesprechungen teilnimmt und seine Stellungnahme abgibt.<br />
Dann stehen die Inhalte von drei Verträgen gleichzeitig zur Bewertung an (Subunternehmervertrag,<br />
GU-Vertrag, Mietvertrag). Anstelle <strong>de</strong>s Mietvertrags kann auch ein Generalübernehmervertrag<br />
stehen. Ich habe schon erlebt, dass <strong>bei</strong> einem Punkt sieben Verträge im Blickfeld waren<br />
8 .<br />
4 – Strukturierung <strong>de</strong>s Projekts als Voraussetzung für eine zeitgerechte Protokollierung<br />
Es ist leicht vorstellbar, dass <strong>bei</strong> einer großer Zahl an notwendigen Entscheidungen Terminnot<br />
entsteht, die auch <strong>de</strong>r beste Protokollant nicht aufheben kann 9 .<br />
Es stellt damit die Frage, ist es überhaupt zeitlich möglich, alle Entscheidungen und Freigaben<br />
„sauber zu protokollieren“? Die Antwort lautet „ja, wenn“. Es ist nur möglich, wenn die Beteiligten<br />
die baubegleiten<strong>de</strong> <strong>Planung</strong> diszipliniert betreiben. „Diszipliniert“ heißt, dass sie das Projekt<br />
einvernehmlich strukturieren.<br />
Wir erweitern hier die Aufgabenstellung <strong>de</strong>r Protokollierung. Dies ist notwendig. Denn nur unter<br />
<strong>de</strong>n geeigneten Rahmenbedingungen ist termingerechtes Entschei<strong>de</strong>n möglich und damit protokollieren<br />
erfolgreich. Das Projekt muss eine Struktur erhalten. Es reicht aber nicht aus, ir-<br />
8 Hinzu kommt, dass in je<strong>de</strong>r Besprechung die Empfindlichkeiten <strong>de</strong>r Betroffenen zum Ausdruck kommen, wenn<br />
versteckt o<strong>de</strong>r offen Schuldfragen im Raume stehen. Der hohe Anspruch an die Besprechungs- und <strong>Protokollführung</strong><br />
wird <strong>de</strong>utlich. Wer hier ohne Geschick agiert o<strong>de</strong>r die Macht <strong>de</strong>s Stärkeren überreizt, erntet wie in <strong>de</strong>r Politik ein<br />
emotionales Aufputschen, das einzelne Betroffene zur Drohung verleiten kann, <strong>de</strong>n drohen<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n so zu vergrößern,<br />
dass <strong>de</strong>r Bauherr nicht mehr die Chance hat, in ausreichen<strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n ersetzt zu bekommen.<br />
Dies ist dann Krieg.<br />
9 Dies verführt zur negativen Praxis, dass Entscheidungen bewusst so lange verschleppt wer<strong>de</strong>n, bis aus Terminnot<br />
nicht genehmigte Ausführungen zustan<strong>de</strong> kommen, für die dann keiner persönlich die Verantwortung trägt. Ich <strong>de</strong>nke<br />
je<strong>de</strong>r Leser spürt an dieser Stelle, wie das Chaos Platz greift und nach kurzer Zeit keiner mehr durchblickt. Dass<br />
viele Projektleiter sich in diesem Chaos <strong>de</strong>nnoch unbelasteter fühlen, als wenn stets ihre Zustimmung abverlangt<br />
wird, ist menschlich nachvollziehbar, löst aber nicht das Problem.<br />
Name Dokument: OA61a_OA_02-04-16_Prot-baubegl-Plan_HJW-PMT_jitab<br />
Verfasser: Hans-Joachim Wienert, Datum Ausdruck: 22.05.03 - 11:23
<strong>Protokollführung</strong> <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong> – 16.04.2002 Seite 4<br />
gen<strong>de</strong>ine Strukturierung zu wählen, sie muss geeignet sein, mir klar <strong>de</strong>finierten Schnittstellen<br />
die Themen einer Besprechung und die Zuständigkeiten für die Erledigung festzulegen.<br />
Hier<strong>bei</strong> muss akzeptiert wer<strong>de</strong>n, dass aufgrund <strong>de</strong>r gegenseitigen umfangreichen Abhängigkeiten<br />
von <strong>Planung</strong>sentscheidungen <strong>Planung</strong> nur als iterativer Prozess mit mehreren <strong>Planung</strong>szyklen<br />
erfolgen kann, wie es folgen<strong>de</strong> Grafik zeigt:<br />
Grafik 1 – <strong>Planung</strong> als iterativer Prozess<br />
Der <strong>Planung</strong>szyklus erfolgt in vier Schritten:<br />
1) Zuerst steht die Vorgabe <strong>de</strong>s Bauherrn.<br />
2) Die Vorgabe setzt <strong>de</strong>r Architekt und Fachingenieur in <strong>Planung</strong> um.<br />
3) Das Ergebnis wird vom Gruppenleiter geprüft und weitergeleitet. Für noch offene Punkte<br />
und nicht lösbare Wi<strong>de</strong>rsprüche zwischen Vorgaben for<strong>de</strong>rt er Entscheidungen von <strong>de</strong>n<br />
Projektleitungen an.<br />
4) In einer protokollierten Besprechung entschei<strong>de</strong>n die Projektleiter vom Bauherrn, <strong>Planung</strong>sbüros<br />
und ggf. ausführen<strong>de</strong> Firmen, welche Vorgaben korrigiert wer<strong>de</strong>n. Dies<br />
kann mehr Geld, mehr Zeit o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r vertraglich zugesagte Eigenschaften be<strong>de</strong>uten.<br />
Und <strong>de</strong>r Kreislauf beginnt von neuem <strong>bei</strong> 1): ein iterativer Prozess bis keine Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Vorgaben mehr erfor<strong>de</strong>rlich sind.<br />
Die kritische Verbindung im Prozess ist <strong>de</strong>r Sprung von 4) wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Anfang von 1).<br />
Diesen Schritt von 4 nach 1 muss <strong>de</strong>r Protokollführer sicherstellen.<br />
Für diesen Rücksprung ist die Zuständigkeit ein<strong>de</strong>utig zu regeln 10 . Die Korrekturen aus <strong>de</strong>n<br />
Entscheidungen von Schritt 4) sind kontrolliert gesteuert in die Vorgabedokumenten einzuar<strong>bei</strong>-<br />
10 Die Fachliteratur schweigt sich zu diesem Thema aus.<br />
Name Dokument: OA61a_OA_02-04-16_Prot-baubegl-Plan_HJW-PMT_jitab<br />
Verfasser: Hans-Joachim Wienert, Datum Ausdruck: 22.05.03 - 11:23
<strong>Protokollführung</strong> <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong> – 16.04.2002 Seite 5<br />
ten. Es ist zu regeln, wie <strong>de</strong>r Sachbear<strong>bei</strong>ter vom Protokollbeschluss erfährt.<br />
Auch <strong>de</strong>r Auftraggeber und ein eingesetztes Controlling muss in <strong>de</strong>n Stand gesetzt wer<strong>de</strong>n, mit<br />
vertretbarem Zeitaufwand zu kontrollieren, ob die beschlossenen Än<strong>de</strong>rungen in die Pläne und<br />
Texte umgesetzt wur<strong>de</strong>n.<br />
Es darf nicht ein, dass nur Wenige aus ihrer Gedächtnisleistung wissen, wie und wo die Beschlusslage<br />
umgesetzt wird 11 . Je größer das Projekt, <strong>de</strong>sto schneller wer<strong>de</strong>n die Wenigen überfor<strong>de</strong>rt<br />
sein und Sachlagen verwechseln. Auch wenn sie vertragliche Vorgaben und Beschlusslagen<br />
missachten und unter Zeitdruck weiterhin nur aus ihrem Gedächtnis han<strong>de</strong>ln, wird man<br />
dies akzeptieren müssen und sie nicht austauschen können; <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n durch Informationsverlust<br />
<strong>bei</strong> Austausch wäre noch größer.<br />
Für die finanziell verantwortlichen Geschäftsführer auf <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Seiten besteht <strong>de</strong>r Konflikt, unentbehrliche<br />
Wissensträger als Leitung eingesetzt zu haben, die sich über vertragliche Vereinbarungen<br />
hinwegsetzen und durch ihr faktisches Han<strong>de</strong>ln Kosten verursachen, die durch keine<br />
Kalkulation ge<strong>de</strong>ckt sind. Hier stoßen wir auf die tieferen Ursachen <strong>de</strong>s Kostentreibers „baubegleiten<strong>de</strong><br />
<strong>Planung</strong>“.<br />
5 – Projektstruktur mit klaren Schnittstellen<br />
Zurück zum Protokoll. Wir halten an <strong>de</strong>r Notwendigkeit einer Projektstruktur mit klaren Schnittstellen<br />
fest. Sie glie<strong>de</strong>rt alle <strong>Planung</strong>s-, Vergabe- und Ausführungsvorgänge in <strong>de</strong>finierte Prozesse<br />
mit <strong>de</strong>finierten Produkten (z.B. Pläne und Texte). Je<strong>de</strong>r Protokollpunkt nimmt dann durch<br />
Nennung <strong>de</strong>s Prozessco<strong>de</strong> konkret Bezug auf <strong>de</strong>n Prozess, <strong>de</strong>r thematisch behan<strong>de</strong>lt wird.<br />
Wem <strong>de</strong>r Begriff „Prozess“ noch zu ungewohnt ist, setze hierfür<br />
Prozess = <strong>de</strong>finiertes Thema mit ein<strong>de</strong>utigen Schnittstellen (Produkte) zu an<strong>de</strong>ren Themen und<br />
zu Vor- und Folgeleistungen.<br />
Eine mögliche Struktur für ein Projekt ist im folgen<strong>de</strong>n dargestellt. Die Codierung <strong>de</strong>r Prozesse<br />
wur<strong>de</strong> so gewählt, dass auch sehr unterschiedliche Projekte mit nahezu gleiche Strukturen dargestellt<br />
wer<strong>de</strong>n können. Der Glie<strong>de</strong>rung liegt ein Mo<strong>de</strong>ll einer vernetzten Kommunikation<br />
zugrun<strong>de</strong>, die <strong>de</strong>n Denkstrukturen 12 <strong>de</strong>s Menschen angepasst ist. Die „<strong>Protokollführung</strong>“ ist<br />
stets ein eigener Prozess, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Spalte „Entscheidungen“ aufgeführt ist. Die Inhalte <strong>de</strong>r<br />
Protokolle fin<strong>de</strong>n wir dann in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Spalten. Wer sich für tiefer gehen<strong>de</strong> Erläuterungen<br />
zur vorgeschlagenen Projektstruktur interessiert, möge im Internet unter JITAB.DE nachschlagen.<br />
11<br />
Das vor Ort mit Plänen ausgeführt, die nicht mehr gültig sind, ist beson<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n technischen Gewerken eher die<br />
Regel als die Ausnahme.<br />
12<br />
Die für eine funktionieren<strong>de</strong> Kommunikation empfohlenen Projektmo<strong>de</strong>llierung analog <strong>de</strong>r menschlichen Denkweise<br />
ist im Web JITAB.DE ausführlich dargestellt.<br />
Name Dokument: OA61a_OA_02-04-16_Prot-baubegl-Plan_HJW-PMT_jitab<br />
Verfasser: Hans-Joachim Wienert, Datum Ausdruck: 22.05.03 - 11:23
<strong>Protokollführung</strong> <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong> – 16.04.2002 Seite 6<br />
Prozesse eines Projekts (Projektstruktur)<br />
Vorgaben Sachbear<strong>bei</strong>tung Abnahme<br />
ZA – Regeln <strong>de</strong>r<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
ZB – Vorgabe Projektbeschreibung<br />
ZC – Formulare,<br />
Checklisten<br />
ZD – Archivierung,<br />
Dokumentation<br />
A – allgemeiner<br />
Schriftverkehr<br />
B – vertraglich geschul<strong>de</strong>teProjektberichte<br />
in allen Leistungsphasen<br />
Name Dokument: OA61a_OA_02-04-16_Prot-baubegl-Plan_HJW-PMT_jitab<br />
Verfasser: Hans-Joachim Wienert, Datum Ausdruck: 22.05.03 - 11:23<br />
Entscheidungen<br />
(Protokolle)<br />
Geldfluss<br />
*J - Erschließung *1 – Bauherr Y-H – Honorare<br />
*K - Tiefbau *2 – Projektsteuerer<br />
Y-GU - Generalunternehmer<br />
C - Controlling *L – Rohbau *3 – Architekt Y-*** - Einzelverträge<br />
D – Planerstellung<br />
Architekt<br />
ZE – EDV-Einsatz E – Planerstellung<br />
Tragwerk<br />
ZF – Newsletter Projekt<br />
ZK - Kostenverfolgung<br />
ZR – Raumtypenbuch<br />
<strong>de</strong>s Bauherrn<br />
*M – Dach<br />
*N – Fassa<strong>de</strong><br />
K - Tiefbau *S – Ausbau Son<strong>de</strong>rbereiche<br />
L - Rohbau<br />
M - Dach<br />
N - Fassa<strong>de</strong><br />
R – Ausbau<br />
S - Son<strong>de</strong>rbereiche<br />
*4 - Ingenieurbau Y-Y Nachtragsmanagement<br />
*R – Ausbau *5 – Tragwerk Y-Z Rechnungsmanagement<br />
*T – Technik Mechanik,<br />
MSR<br />
*U – Elektrotechnik<br />
und För<strong>de</strong>rtechnik<br />
*6 – Technik Mechanik,<br />
MSR<br />
*7 – Technik Elektro<br />
*8 – Ausschreibung<br />
Ausbau,<br />
Objektüberwachung<br />
ZT - Terminvorgaben T – TGA Mechanik *V – Außenanlagen I - Intern<br />
ZY – Vorgaben für<br />
Verträge<br />
ZZ – Statusbericht<br />
Projekt u. Foto-Doku.<br />
U1 – TGA Elektro<br />
U2 - Aufzüge<br />
V – Außenanlagen<br />
W - Innenausbau<br />
Fortsetzung Sachbear<strong>bei</strong>tung<br />
G – Genehmigungen<br />
H – Miet- o<strong>de</strong>r Kaufverträge<br />
*W - Innenausbau Q - Vorschriften<br />
Das < * > steht für die<br />
Zahl einer Leistungsphase<br />
Das < * > steht eine<br />
Leistungsphase nach<br />
HOAI ( 1 bis 9 )<br />
X – Nachbarschaftsvereinbarungen<br />
Tabelle 1 – Beispiel Prozesse – die Einteilung in Projektphasen erfolgt angelehnt an die HOAI für je<strong>de</strong>s Projekt individuell<br />
Aus <strong>de</strong>r Spalte „Entscheidungen“ ist herauslesbar, welche Besprechungen für welche Themen<br />
zuständig sind. Der Bauherrenjourfix in <strong>de</strong>r Entwurfsphase trägt damit <strong>de</strong>n Co<strong>de</strong> „31“ o<strong>de</strong>r „32“,<br />
wenn <strong>de</strong>r Projektsteuerer protokolliert.<br />
Für je<strong>de</strong> Besprechung wer<strong>de</strong>n die Teilnehmer- und Verteilerkreis zusammengestellt und im<br />
Projekthandbuch veröffentlicht.<br />
Aus <strong>de</strong>n Prozessen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Spalten wird Zuständigkeit für <strong>de</strong>n einzelnen Protokollpunkt<br />
herausgelesen. Die Zuständigkeit für die Erledigung eines Protokollpunktes ist i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>r<br />
Verantwortung für <strong>de</strong>n zugehörigen Prozess.<br />
6 – Was macht formal ein gutes Protokoll aus?<br />
Die Herstellung <strong>de</strong>r notwendigen Randbedingungen für ein gutes Protokoll sind Schritt 1, im<br />
Schritt 2 geht um die Protokollerstellung selbst. Gute Protokollführer sind in einem Gewerbe wie<br />
<strong>de</strong>m Bauwesen, in <strong>de</strong>m die Zeichnung und nicht die Sprache dominiert, nicht selbstverständlich.<br />
Mit einem schlechten Deutsch können die besten Rahmenbedingungen zunichte gemacht
<strong>Protokollführung</strong> <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong> – 16.04.2002 Seite 7<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Welcher Anspruch muss textlich und formal an ein gutes Protokoll gestellt wer<strong>de</strong>n?<br />
Alle Protokolle sind Beschlussprotokolle. Nie<strong>de</strong>rgeschrieben wer<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>m Beschluss nur<br />
die Umstän<strong>de</strong>, die für das Verständnis <strong>de</strong>s Beschlusses als Erläuterung benötigt wer<strong>de</strong>n. Hier<strong>bei</strong><br />
ist <strong>de</strong>r Beschluss keine förmliche Abstimmung son<strong>de</strong>rn eine Schlusserklärung zum besprochenen<br />
Thema, in <strong>de</strong>ren Mittelpunkt das weitere Vorgehen steht.<br />
Je<strong>de</strong>r Beschluss beschreibt <strong>de</strong>mnach das beschlossene Han<strong>de</strong>ln mit Termin und Zuständigkeit<br />
und in einer rechten Zusatzspalte <strong>de</strong>n Termin <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvorlage und <strong>de</strong>n Namen <strong>de</strong>s<br />
Berichterstatters 13 . Wird eine Wie<strong>de</strong>rvorlage als nicht mehr erfor<strong>de</strong>rlich gesehen, steht dort ein<br />
„erledigt“ und <strong>de</strong>r Punkt wird anschließend gelöscht. Der Protokollpunkt kann auch an eine an<strong>de</strong>re<br />
Besprechung überwiesen wer<strong>de</strong>n. Zuständigkeiten sind namentlich zu benennen. Für die<br />
Berichterstattung reicht das Büro- o<strong>de</strong>r Firmenkürzel.<br />
Zur Gestaltung <strong>de</strong>r Protokollinhalte: Die Sätze sind kurz zu halten. Die Zeiten <strong>de</strong>s Verbs sind<br />
korrekt zu wählen (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft). Die beschlossenen Handlungen sind<br />
inhaltlich vollständig zu beschreiben, ggf. ist auf vorhan<strong>de</strong>ne Dokumente Bezug zu nehmen.<br />
Dies geht hin bis zur Nennung von Artikelnummern <strong>de</strong>s Herstellers, wenn das Produktblatt in<br />
<strong>de</strong>r Besprechung vorgelegen hat. Die Sachverhalte sind so darzustellen, dass je<strong>de</strong>r Nichtteilnehmer<br />
und auch <strong>de</strong>r Nichtbaufachmann die Inhalte nachvollziehen kann.<br />
Das Protokoll ist in Kapiteln zu glie<strong>de</strong>rn. Nach einem Kapitel „Organisatorisches“ folgt <strong>de</strong>r Themenbereich,<br />
<strong>de</strong>r am weitesten fortgeschritten ist, es wer<strong>de</strong>n also die HOAI-Leistungsphasen<br />
rückwärts abgehan<strong>de</strong>lt: zuerst die Ausführungsthemen, dann die <strong>Planung</strong>sthemen. Der Grund:<br />
Ausführungsprobleme, die sich als <strong>Planung</strong>sprobleme herausstellen, können dann unter <strong>Planung</strong><br />
besprochen wer<strong>de</strong>n. Dies ermöglicht auch, dass nicht alle Teilnehmer durchgehend anwesend<br />
sein müssen.<br />
Protokolle wer<strong>de</strong>n alle ewige Datei geschrieben. Je<strong>de</strong>r neue Ausdruck erhält eine neue Nummer<br />
und damit einen neuen Dateinamen. Die Än<strong>de</strong>rungen im neuen Protokoll müssen sich optisch<br />
vom Text aus <strong>de</strong>n vorherigen Besprechungen abheben, z.B. durch Fettdruck. Je<strong>de</strong>r Satz<br />
muss durch Datumsnennung am Anfang <strong>de</strong>s Absatzes ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>r Sitzung zuordbar sein, in<br />
<strong>de</strong>m er nie<strong>de</strong>rgeschrieben wur<strong>de</strong>.<br />
7 – Schneller Versand <strong>de</strong>s Protokolls ist unentbehrlich<br />
Die Protokollführer müssen von ihrer Geschäftsleitung instand gesetzt wer<strong>de</strong>n, die Protokolle<br />
noch am Abend <strong>de</strong>s Besprechungstages zu erstellen, so dass sie spätestens zu Mittag <strong>de</strong>s Folgetages<br />
als E-Mail verschickt wer<strong>de</strong>n. Da Besprechungen regelmäßig sind, können ggf. mit<br />
Sekretärinnen entsprechen<strong>de</strong> Vereinbarungen über abendliche Ar<strong>bei</strong>tszeit getroffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Wer sicher gehen will, dass die Protokoll im Ausdruck <strong>bei</strong>m Empfänger so aussehen, wie sie<br />
verschickt wur<strong>de</strong>n, versen<strong>de</strong>t PDF-Dateien. Dies erleichtert auch das Einbetten von Fotos.<br />
Der entstehen<strong>de</strong> positive Handlungsdruck durch schnelle Protokollerstellung und -versendung<br />
ist sehr hoch einzuschätzen. Schneller Versand erlaubt auch vermehrt eine Nichtteilnahme von<br />
<strong>de</strong>m Teil <strong>de</strong>r Beteiligten, <strong>de</strong>r nur von wenigen Einzelpunkten betroffen ist und unnütz viel herumsitzen<br />
wür<strong>de</strong>. Dies erspart erhebliche Kosten <strong>bei</strong> allen Beteiligten und vermei<strong>de</strong>t Klagen<br />
über zu viele und zu lange Sitzungen. Auch ar<strong>bei</strong>ten kleine Besprechungsrun<strong>de</strong>n effektiver.<br />
Die Bereitschaft zum Empfang von Protokollen als E-Mail sollte als selbstverständlich gelten,<br />
sicherheitshalber sollte es aber in die Verträgen aufgenommen wer<strong>de</strong>n. Es sind im Kopf <strong>de</strong>s E-<br />
Mails alle offiziellen Empfänger <strong>de</strong>s E-Mail-Protokolls zu benennen, weitere Empfänger, die<br />
zum Lesen nicht verpflichtet, sind unter „cc“ einzutragen.<br />
13 Viele Protokolle kennen die Unterschied zwischen Erledigungstermin und Berichterstattungstermin nicht. Er erleichtert<br />
aber, in Besprechungen Punkte zu überschlagen bzw. Zwischenberichte abzufor<strong>de</strong>rn, wenn die Inhalte <strong>de</strong>s<br />
„zu erledigen durch“ noch nicht präzise formulierbar sind.<br />
Name Dokument: OA61a_OA_02-04-16_Prot-baubegl-Plan_HJW-PMT_jitab<br />
Verfasser: Hans-Joachim Wienert, Datum Ausdruck: 22.05.03 - 11:23
<strong>Protokollführung</strong> <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong> – 16.04.2002 Seite 8<br />
Ein guter Protokollführer bereitet die Besprechung vor. Er stimmt wichtige Punkte vorher mit<br />
<strong>de</strong>n Betroffenen ab, um lange Re<strong>de</strong>n und Gegenre<strong>de</strong>n zu vermei<strong>de</strong>n. Tagesordnungspunkte,<br />
die nur eine kurze Berichterstattung über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>s Fortgangs benötigen, wer<strong>de</strong>n vorab<br />
vom Protokollführer abgefragt, formuliert und in <strong>de</strong>r Besprechung nur kurz und knapp verlesen.<br />
Der Protokollführer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sitzungsleiter for<strong>de</strong>rt nach Möglichkeit Beschlussvorlagen an. Ziel<br />
ist in <strong>de</strong>r Besprechung von vornherein die Punkte zu überschlagen, in <strong>de</strong>nen keine neuen Erkenntnisse<br />
bestehen. Zu oft wird Zeit verschwen<strong>de</strong>t <strong>bei</strong> Protokollpunkten, <strong>bei</strong> <strong>de</strong>nen nur bekannte<br />
Statements wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n.<br />
8 – Kostenaufwand für die Protokollerstellung<br />
Wie viel Zeit muss für eine gute <strong>Protokollführung</strong> angesetzt wer<strong>de</strong>n? Grober Ansatz ist Dauer<br />
<strong>de</strong>r Besprechungszeit mal * 3. Das heißt eine 2-Stun<strong>de</strong>n Besprechung erfor<strong>de</strong>rt zusätzlich 4<br />
Stun<strong>de</strong>n Vor- und Nachbereitung. Eine Vormittagsbesprechung von 4 Stun<strong>de</strong>n nimmt damit von<br />
einem Protokollführer 12 Stun<strong>de</strong>n und damit 30% seiner Wochenar<strong>bei</strong>tszeit in Beschlag. Wer<br />
in <strong>de</strong>r Woche 12 Stun<strong>de</strong>n Besprechungen protokolliert, ist voll in seiner Ar<strong>bei</strong>tszeit belegt.<br />
Das Protokollieren von Besprechungen stellt damit einen erheblicher Kostenaufwand dar. Daher<br />
ist es wichtig, frühzeitig festzulegen, wer für die Protokollierung welcher Besprechungen<br />
zuständig ist?<br />
- Der Projektsteuerer protokolliert die oberste Besprechungsinstanz (Jour Fix)<br />
- Der Architekt die <strong>Planung</strong>sbesprechung<br />
- Die Objektüberwachung die Ausführungsbesprechung<br />
Schon hier ist manches in <strong>de</strong>r Schnittstelle zwischen <strong>de</strong>n Besprechungen unscharf, beson<strong>de</strong>rs<br />
wenn <strong>bei</strong> GU-Aufträgen die Objektüberwachung nur mit reduzierten Leistungen beauftragt ist.<br />
Hinzu kommen die Besprechungen <strong>de</strong>r Fachplaner. Was von Ihnen als Besprechungsaufwand<br />
abverlangt wird, ist häufig unklar.<br />
Der Bauherr und sein Projektsteuerer tun gut daran, bereits in <strong>de</strong>n Honorarverträgen zu vereinbaren,<br />
wer welche Besprechungen wie oft mit welchem Inhalt leitet, protokolliert und versen<strong>de</strong>t.<br />
Der schnelle Versand ist bereits in <strong>de</strong>n Verträgen zu vereinbaren. In diesem Zusammenhang<br />
noch eine weitere Empfehlung an <strong>de</strong>n Bauherrn: Bei großen Projekte sollte er seinen Projektsteuerer<br />
verpflichten, wöchentlich ein E-Mail-Newsletter zu verschicken, in <strong>de</strong>m als verdichtete<br />
Information aus allen Protokolle die wichtigen Punkte zusammengefasst sind. Es ergeben sich<br />
hier<strong>bei</strong> noch weitere positive Nebeneffekte, die hier nicht Thema sind.<br />
9 - Zusammenfassung<br />
Je<strong>de</strong>r Leser sollte jetzt kritisch prüfen, wie das Protokoll-Niveau in <strong>de</strong>n Projekten ist, <strong>bei</strong> <strong>de</strong>nen<br />
er seine Leistungen erbringt. Er sollte hier mit Nachdruck Verbesserungen abfor<strong>de</strong>rn und nicht<br />
vorschnell <strong>de</strong>n Klagen auf zu viel Besprechungen und zu langen Protokolle nachgeben. Sie<br />
kommen meisten von Beteiligten, die bevorzugt lange Gespräche an Handy und Telefon führen<br />
und mit undokumentierten Vier-Augen-Gesprächen mehr Chaos erzeugen als Nutzen stiften.<br />
Auch wenn die Unvollkommenheit heutiger Protokollpraxis so hoch ist, das niemand <strong>de</strong>n ersten<br />
Stein werfen möchte, sehe ich <strong>de</strong>nnoch <strong>de</strong>n Augenblick kommen, in <strong>de</strong>nen nicht <strong>de</strong>r Inhalt von<br />
Protokollen Thema von Streit vor Gericht ist, son<strong>de</strong>rn Organisationsverschul<strong>de</strong>n wegen unzulänglicher<br />
<strong>Protokollführung</strong>.<br />
Ich selbst pflege ein eigenes Web unter JITAB.DE im Internet, in <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r Interessierte ausführlicher<br />
als es hier möglich ist, nachlesen kann, wie ich Projekte strukturiere und Protokolle<br />
führe.<br />
Den Auftraggebern ist empfohlen, bereits in die Verträge ihre Erwartungen an die Protokollerstellung<br />
festzuschreiben.<br />
Name Dokument: OA61a_OA_02-04-16_Prot-baubegl-Plan_HJW-PMT_jitab<br />
Verfasser: Hans-Joachim Wienert, Datum Ausdruck: 22.05.03 - 11:23
<strong>Protokollführung</strong> <strong>bei</strong> <strong>baubegleiten<strong>de</strong>r</strong> <strong>Planung</strong> – 16.04.2002 Seite 9<br />
Für die Zukunft schwebt mir vor, aufwendige Besprechungen weiter zu reduzieren und dafür<br />
je<strong>de</strong>n Projektleiter vertraglich zu verpflichten, einmal die Woche einen „Newsletter“ für sein<br />
Fachgebiet herauszubringen, in <strong>de</strong>m alle Gesprächergebnisse <strong>de</strong>r letzten Wochen gut geglie<strong>de</strong>rt<br />
zusammengefasst veröffentlicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Hans-Joachim Wienert, Kronberg<br />
Autor:<br />
Dipl. Ing. Hans-J.Wienert, geb.1949 in Hamburg, Studium <strong>de</strong>s Bauingenieurwesens in Braunschweig, seit<br />
1979 im Beruf, seit 1990 Projektsteuerer, Ausschreiber und Objektüberwacher, seit 1998 in enger Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />
mit <strong>de</strong>r B&SConsulting in Frankfurt. Verfasser unzähliger Protokolle, immer im Bemühen<br />
ein zuverlässig zusammenar<strong>bei</strong>ten<strong>de</strong> Projektteam zu formen, eigenes Web unter JITAB.DE.<br />
Name Dokument: OA61a_OA_02-04-16_Prot-baubegl-Plan_HJW-PMT_jitab<br />
Verfasser: Hans-Joachim Wienert, Datum Ausdruck: 22.05.03 - 11:23