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Präklinische Narkose beim Säugling und Kleinkind - Die Johanniter

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<strong>Präklinische</strong> <strong>Narkose</strong> <strong>beim</strong><br />

<strong>Säugling</strong> <strong>und</strong> <strong>Kleinkind</strong><br />

„Was wird benötigt, was ist Pflicht, was ist KKür?“<br />

K<br />

J. Brederlau<br />

Klinikum Hanau GmbH | Leimenstraße 20 | 63450 Hanau | Telefon (06181) 296-0 | Fax (06181) 296-6666 | kontakt@klinikum-hanau.de | www.klinikum-hanau.de<br />

Gr<strong>und</strong>problem<br />

• „<strong>Säugling</strong>e gehören an Kliniken mit entsprechender<br />

Infrastruktur <strong>und</strong> Erfahrung – auch für Bagetelleingriffe“<br />

• <strong>Präklinische</strong> <strong>Narkose</strong>n bei <strong>Säugling</strong>en sind extrem selten<br />

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Angst<br />

• Angst des Teams vor dem eigenen Versagen ist verständlich<br />

aber nicht zielführend<br />

• Respekt vor der zu lösenden Aufgabe wäre besser<br />

• Eine souveräne Abwicklung des Einsatzes ist i.d.R. nicht zu<br />

erwarten<br />

„Pädiatrisches Notfalllineal ersetzt keine<br />

Vorbereitung auf den Kindernotfall“<br />

Vorgehensweise muß im Hinterkopf hinterlegt sein<br />

3<br />

4


Mögliche Szenarien<br />

• <strong>Säugling</strong>sreanimation<br />

z.B. bei plötzlichem Kindstod, Hausgeburt<br />

• Mißhandlung<br />

• Verbrühung<br />

• Ertrinken<br />

• Unterkühlung<br />

• Intoxikation<br />

• Krupp/Epiglottitis<br />

• Polytrauma<br />

• Status epilepticus<br />

• ......<br />

Gr<strong>und</strong>frage<br />

• Analgosedierung:<br />

Spontanatmung erhalten<br />

Schutzreflexe reduziert<br />

oder<br />

• <strong>Narkose</strong>:<br />

Beatmung erforderlich<br />

keine Schutzreflexe<br />

5<br />

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Analgosedierung ist komplikationsarm<br />

• Analgosedierung:<br />

Spontanatmung erhalten<br />

Schutzreflexe reduziert<br />

1200 ER-Pat. (HMS)<br />

[Pena, B. et al.: Adverse effects of procedural sedation and analgesia in a pediatric emercency department. Ann Emerg Med 34: 483-491<br />

(1999)]<br />

27 Komplikationen (2,3%)<br />

»O 2 -Gabe (9), Maskenbeatmung (1)<br />

» Paradoxe Reaktionen (7)<br />

» Erbrechen (3)<br />

» Stridor (2), Laryngospasmus (1)<br />

» Bradykardie (1)<br />

Analgosedierung ist komplikationsarm<br />

• Analgosedierung:<br />

Spontanatmung erhalten<br />

Schutzreflexe reduziert<br />

1244 ER-Pat. (Pittsburgh)<br />

[Pitetti R. et al.: Safe and efficatious use of procedural sedation and analgesia by nonanesthesiologists in a pediatrc emercency department.<br />

Arch Pediatr Adolesc Med 157: 1090-1096, 2003]<br />

Fentanyl, Midazolam, Ketamin<br />

207 Komplikationen (17,8%)<br />

» Sättigungsabfall bei 80%, Th.: O 2 -Gabe über Nasensonde, 1 x<br />

Maskenbeatmung<br />

» Erbrechen bei 7 %, keine Aspiration<br />

7<br />

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Analgosedierung ist komplikationsarm<br />

trotzdem ist ein sicherer Zugang zum venösen<br />

System erforderlich<br />

Präklinik ist nicht ER: Im Hubschrauber rächt sich<br />

jede vor dem Transport getroffene<br />

Fehleinschätzung<br />

Gr<strong>und</strong>probleme <strong>Säugling</strong>snarkose<br />

• Intravasaler Zugang<br />

• Atemweg<br />

• Volumenersatz<br />

• Auskühlung<br />

• Dosierungen für Medikamente <strong>und</strong> Volumen<br />

• Eltern<br />

9<br />

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Intravasaler Zugang<br />

• Gr<strong>und</strong>frage:<br />

Braucht der Patient überhaupt einen i.v.-Zugang?<br />

[Kuzma et al.: When are prehospital intravenous catheters used for treatment? J Emerg Med 36: 357-362, 2009]<br />

• Retrospektive Auswertung von 35.000 präklinischen<br />

Protokollen (Cleveland Clinic)<br />

i.v.-Zugang in 60%, davon wurden 17% benutzt<br />

Hohe Nutzungsraten bei:<br />

» Hypotension<br />

» Bradykardie<br />

» Bradypnoe<br />

» Zyanose<br />

Intravasaler Zugang:<br />

zwingend für eine <strong>Narkose</strong><br />

• Handrücken ↔ (Fußrücken)<br />

• Skalpvenen<br />

• V. saphena<br />

• V. femoralis, V. jug. ext.<br />

• Intraossäre Punktion<br />

Festkleben des i.v.-Zugangs<br />

ohne Handschuhe<br />

11<br />

12


Atemweg<br />

Atemweg<br />

Dtsch Arztebl Int 2010; 107(17): 304<br />

Strauß, Jochen; Becke, Karin<br />

„Auf bekanntes Material zurückgreifen“<br />

Dtsch Arztebl Int 2010; 107(17): 304<br />

Strauß, Jochen; Becke, Karin<br />

„Auf bekanntes Material zurückgreifen“<br />

Seit Jahren andauernde Diskussion:<br />

• Orotracheale vs. nasotracheale Intubation<br />

• Larynxmaske vs. Larynxtubus<br />

• Gecuffte vs. ungeblockte Tuben<br />

• Gerader (Miller) vs. gebogener Spatel (McIntosh)<br />

Keine Diskussion:<br />

• Kinderlaryngoskopiegriff<br />

• Ruhe <strong>und</strong> Sitzen<br />

13<br />

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Atemweg<br />

Oxygenierung geht vor Ventilation!<br />

• CO2-Messung • Gesichtsmaske<br />

Geht immer, besonders je hypoxischer das Kind<br />

» „Es kann nur besser werden“<br />

Cave: zu starke Überstreckung<br />

• Larynxmaske 0 ist lebensrettend<br />

• „pharyngeal jetten“ (nasaler Tubus)<br />

• Adäquate <strong>Narkose</strong>tiefe vermeidet Probleme<br />

• Magensonde nach schwieriger<br />

Maskenbeatmung<br />

Atemweg<br />

CAVE:<br />

• „Z. n. craniofazialem<br />

Advancement“<br />

• Pierre Robin Syndrom<br />

• M. Crouzon<br />

• M. Apert<br />

• M. Goldenhar<br />

• Treacher Collins Syndrom<br />

(Franceschetti-Zwahlen-Klein)<br />

• Francois Syndrom<br />

15<br />

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Beatmung<br />

• Im Zweifel Ambu-Beutel (Kindermodell)<br />

• Cave: Hyperoxie, Hyperventilation<br />

• Oxylog 3000 o.ä.<br />

<strong>Narkose</strong>medikamente<br />

• Thiopental<br />

• Fentanyl<br />

• Midazolam<br />

• Ketamin<br />

• Succinylcholin/NDMR<br />

Hauptfehler: UNTER-Dosierung<br />

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Volumenersatz<br />

• Haes 6%<br />

nach Blutverlust (max. 50 ml/kgKG/Tag)<br />

• Jonosteril, Sterof<strong>und</strong>in ...<br />

4-10 ml/kgKG/h<br />

Auskühlung<br />

• Möglichst schnell in die Klinik<br />

19<br />

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Eltern<br />

• Eltern vom Kind vor <strong>Narkose</strong>einleitung trennen<br />

• Ggf. Elternbetreuung organisieren<br />

• Wenn keine <strong>Narkose</strong> nötig, Eltern in<br />

Transportbegleitung einbeziehen<br />

Hauptproblem: Organisation einer<br />

qualifizierten Versorgung<br />

QUALIFIKATION<br />

des NA<br />

<strong>und</strong> des<br />

RD-Personals<br />

Ereigniswahrscheinlichkeit<br />

<strong>Präklinische</strong> <strong>Säugling</strong>snarkose<br />

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Hauptproblem: Organisation einer<br />

qualifizierten Versorgung<br />

• Wer kann routiniert eine präklinische <strong>Säugling</strong>s-<br />

/<strong>Kleinkind</strong>ernarkose durchführen:<br />

(Kinder)anästhesist<br />

Neonatologe<br />

• Ziel: „Qualität vor Zuverdienst“<br />

Verpflichtendes regelmäßiges Simulatortraining für Ärzte <strong>und</strong><br />

RA<br />

Aufwertung der RA-Ausbildung für schematisierbare<br />

Erkrankungen mit Behandlungspfaden (Flächenversorgung)<br />

Abfrage/Meldebild verbessern<br />

Infrastruktur für den gezielten <strong>und</strong> hochspezialisierten<br />

Arzteinsatz<br />

Fazit<br />

Es ist keine Schande ein Kind nicht narkotisiert,<br />

aber dafür lebend in die Klinik zu bringen<br />

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