Kinder und Alkohol - Kinderfreunde

erstellt vom Österreichischen Institut für Kinderrechte im Auftrag der Österreichischen
Kinderfreunde und Procter&Gamble Familien Initiative im Sommer 2001
Autorin: Daniela Pruner
Da bisher nur das Alkoholverhalten von Erwachsenen und Jugendlichen beforscht wurde,
schlossen sich die Österreichischen Kinderfreunde und die Procter & Gamble-Familien-
Initiative in Zusammenarbeit mit Trimedia Communications Austria für ein Projekt
zusammen, das den Zugang von Kindern unter 16 Jahren zum Thema Alkohol untersuchen
sollte. Das Österreichische Institut für Kinderrechte wurde mit der Erstellung der Studie
beauftragt. Es sollte einerseits die Ist-Situation erhoben werden, andererseits gegebenenfalls
mit den Ergebnissen, aber auch sozial- und gesellschaftspolitischen Forderungen
untermauert werden können.
Art der Erhebung
Es wurden Fragebögen, ausgefüllt von 486 unter 16jährigen aus ganz Österreich,
ausgewertet und 7 Interviews mit Jugendlichen in Wien durchgeführt.
Fragestellung der Studie: "Welches Alkoholverhalten zeigen unter 16jährige in
Österreich?"
Die gesamte Studie umfasst rund 70 Seiten und ist beim Institut für Kinderrechte erhältlich
(Tel.: 01/513 83 93)
DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE DER STUDIE
Allgemein:
1. Haben die Befragten (unter 16jährige) schon Alkohol konsumiert?
Ja: 89,8%
Nein: 9,8%
Anmerkungen:
Obwohl in Österreich der Alkoholkonsum (zumindest in der
Öffentlichkeit) für unter 16jährige verboten ist, hatten fast
90% der Befragten bereits persönlichen Kontakt mit
Alkohol.
2. Wann haben die Befragten das erste Mal Alkohol konsumiert?
Bis 3 Jahre: 1,9%
3-6 Jahre: 9,6%
7-10 Jahre: 31,5%
11-13 Jahre: 33,4%
14-16 Jahre: 10,6%
noch nie: 8,8%
Anmerkungen:
Vor allem zwischen 7-13 Jahren kommen Kinder und
Jugendliche zum ersten Mal mit Alkohol in Kontakt. Aber
bereits unter 7 Jahren probiert jedes 10. Kind Alkohol.
Alkoholkonsum beginnt also weit unter der gesetzlich
erlaubten Altersgrenze.
Mean
1,0
,8
,6
,4
,2
0,0
Mean
,4
,3
,2
,1
0,0
bis 3 J.
ja
3-6 J.
7-10 J.
11-13 J.
nein
14-16 J.
noch nie

3. Häufigkeit des Alkoholkonsums der Befragten:
Nie: 32,2%
Einmal/Monat: 28,4%
Einmal/Woche: 26,9%
Paarmal/Woche: 13,2%
Täglich: 1,5%
Anmerkungen:
Rund 40% der Befragten trinken wöchentlich Alkohol.
Wobei jedeR 10. Befragte mehrmals die Woche Alkohol
konsumiert.
4. Grund für den Alkoholkonsum bei den Befragten:
Trinke nicht: 26,9%
Weil´s schmeckt: 47,2%
Ist cool: 7,7%
Gehört zur Party: 39,2%
FreundInnen auch: 12,5%
Probleme leichter: 9,2%
Sonstiges: 6,9%
Anmerkungen:
Fast die Hälfte der Befragten gibt an, Alkohol deshalb zu
trinken, weil er schmeckt. Gerade Cocktails bieten eine
Vielfalt an Geschmacksrichtungen. Für rund 40% ist eine
Party ohne Alkohol kaum vorstellbar. Fast jedeR 10.
Befragte gibt an, dass Probleme durch Alkoholkonsum
leichter werden (problematisches Konsumverhalten!!)
5. Personen, die den Befragten Alkohol angeboten haben:
Eltern: 29,9%
Verwandte: 29,6%
Sonstige (niemand): 9,6%
FreundInnen: 64,7%
Gastwirte: 26,1%
Anmerkungen:
FreundInnen bieten am häufigsten Alkohol an. Allerdings
wird auch von Erwachsenen – nicht nur im privaten
Bereich, sondern auch in öffentlichen Einrichtungen –
Alkohol an unter 16jährige weitergegeben. Es ist für unter
16jährige sehr einfach an Alkohol heranzukommen.
Mean
Mean
Mean
,4
,3
,2
,1
0,0
,5
,4
,3
,2
,1
0,0
,7
,6
,5
,4
,3
,2
,1
0,0
Häufigkeit des Alkko Häufigkeit des Alkko Häufigkeit des Alkko
Häufigkeit des Alkko Häufigkeit des Alkko
trinke nicht
schmeckt
Eltern
ist cool FreundInnen auch Sonstiges
gehört zu Party weniger Probleme
Verwandte
Sonstige
FreundInnen
Gastwirte

6. Alkohol trinken ist ...:
Cool: 12,3%
Verboten: 16,3%
Sonstiges: 6,9%
Ungesund: 38,6%
Manchmal ok: 58,2%
Anmerkungen:
Vielen Befragten scheint bewusst zu sein, dass
Alkoholkonsum ungesund ist. Über die Hälfte findet es
trotzdem ok, wenn manchmal getrunken wird.
Dass Alkoholkonsum für die Befragten (zumindest im
öffentlichen Raum) verboten ist, wissen lediglich 16,3%.
7. Haben die Befragten schon Alkohol konsumiert?
Antwort: ja
Alter der Befragten
8 Jahre 50%
11 Jahre 83%
13 Jahre 94,5%
15 Jahre 94,6%
EINGE FORDERUNGEN DER AUFTRAGGEBERINEN
• Prävention als Arbeitsprinzip der Kinder- und Jugendarbeit
"Es erscheint sinnvoll, mit der Prävention des Substanzgebrauchs allgemein in einem sehr
frühen Alter zu beginnen. Das Ziel sollte sein, rechtzeitig die auf die gesundheitsbezogenen
Einstellungen, Überzeugungen und Kompetenzen einzuwirken und attraktive
Verhaltensalternativen anzubieten." 1 Es geht darum, das Selbstwertgefühl, die
Genussfähigkeit, die Mitbestimmungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen zu
fördern und sinnvolle Freizeitaktivitäten, sowie befriedigende Lebensumstände zu schaffen.
• Bewusstseinsarbeit ausbauen
Wie gezeigt wurde, sind alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten von Alkohol und
Alkoholmissbrauch betroffen. Es liegt an Erwachsenen, ihr Vorbildverhalten zu überdenken;
an verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, Gesundheitsförderung und damit Prävention
zu betreiben; an der Wirtschaft, attraktive Jugendgetränke zu produzieren; am
Bildungssystem, stressfreie und sinnvolle Lernmöglichkeiten anzubieten und an der Kinder-
und Jugendarbeit, Heranwachsende so zu stärken, dass Suchtverhalten erst gar nicht
entsteht.
• Neues und einheitliches Jugendschutzgesetz
In Österreich bestehen pro Bundesland unterschiedliche Bestimmungen bezüglich
Alkoholkonsum von unter 16jährigen. Besonders für Jugendliche in Grenzregionen erschwert
dieser Umstand ein legales Verhalten enorm. Die Studie belegt, dass Alkoholverbot durch
Gesetze bei Kindern und Jugendlichen so gut wie keine Wirkung hat. Unter 16jährige
1 Settertobulte, Wolfgang/Jensen, Bjarne Bruun/Hurrelmann, Klaus, 2001, S.24
Mean
,7
,6
,5
,4
,3
,2
,1
0,0
cool
verboten
Sonstiges
ungesund
manchmal ok
Anmerkungen:
Ab dem 8. Lebensjahr hat mindestens jeder
zweite Mensch in Österreich zumindest einmal
Alkohol konsumiert. Der Anteil derjenigen, die
Alkohol bereits konsumiert haben, nimmt dann
pro Lebensalter zu. Bereits 3/4 der 13jährigen
geben an, schon Alkohol getrunken zu haben.

machen sich aber bezüglich der aktuellen Gesetzeslage strafbar. Einheitliche Gesetze
würden österreichweite Präventivmaßnahmen erleichtern.
Die Österreichischen Kinderfreunde und Procter&Gamble Familieninitiative planen unter dem
Motto "Alk: Up2U!" Präventionsprojekte und bewusstseinssteigernde Kampagnen zu diesem
Thema.
KONTAKTADRESSEN
Österreichisches Institut für Kinderrechte
Ballgasse 2
1010 Wien
Tel.: +43/1/513 83 93
e-mail: kinderrechteinstitut@aon.at
Internetseiten
http://www.api.or.at
http://www.dhs.de
http://www.youngalcohol.who.dk
http://www.sfa-ispa.ch
http://www.oebig.at
http://emcdda.org
http://www.dg-sucht.de