Festschrift 100 Jahre Innovative Sozialarbeit ... - Kinderschutz eV
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Interview mit Lotte Wetter<br />
(*1909)<br />
Lotte Wetter war in den <strong>Jahre</strong>n 1954 bis 1974 Geschäftsführerin<br />
des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz e.V. und ist bis<br />
heute Mitglied des Vorstandes.<br />
Wann und wie kamen Sie zum <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V.?<br />
„Es war 1949, als Frau Dr. Heim-Pohlmann mich fragte, ob<br />
ich zum <strong>Kinderschutz</strong> gehen wolle. Frau Dr. Heim-Pohlmann<br />
war damals zweite Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.<br />
Die Geschichte des <strong>Kinderschutz</strong> und Mutterschutz<br />
e.V. war eng mit der des Paritätischen verknüpft.<br />
Ja! Dem Paritätischen hat der <strong>Kinderschutz</strong> viel zu verdanken.<br />
Der <strong>Kinderschutz</strong> ist seit der Gründung des Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverbandes in Bayern 1924 mit dabei. Als Wohlfahrtsverband<br />
wurden über ihn für den <strong>Kinderschutz</strong> zum<br />
Beispiel Bundesmittel beschafft. Auch wurde meine Stelle<br />
beim <strong>Kinderschutz</strong> mitfinanziert.“<br />
Wie war das, als Sie 1949 zum <strong>Kinderschutz</strong> kamen?<br />
„Bis zu meiner Einstellung war Frau Reislhuber die einzige<br />
hauptamtlich beschäftigte Wohlfahrtspflegerin beim <strong>Kinderschutz</strong>.<br />
Sie war zuerst ehrenamtlich für den Verein tätig.<br />
1934 wurde sie fest angestellt. Sie war ein ganz eigener<br />
Menschenschlag. Bei Vormundschaftsrichtern war „die Reisl“<br />
hoch angesehen; bei den Männern, die Frauen ungewollt zur<br />
Schwangerschaft „verholfen“ und sich dann aus dem Staub<br />
gemacht haben, war sie gefürchtet. Sie ist auf's Oktoberfest<br />
und hat sich die Kindsväter geholt und schleppte sie vor das<br />
Vormundschaftsgericht. Die Geschäftsstelle, in der wir beide<br />
gearbeitet haben, war übrigens bei Frau Reislhuber in den<br />
Privaträumen. In den ersten fünf Monaten bekam ich <strong>100</strong><br />
Mark vom Paritätischen und Essen. Die Tante von Frau Reislhuber<br />
hat für uns gekocht. Danach, als die Sache ganz gut<br />
anlief, bekam ich 240 Mark im Monat.“