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eine schöner Text über Kater Zacharias und sein Leben in der ...

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Natürlich b<strong>in</strong> ich echt - was denn sonst? - <strong>und</strong><br />

demonstriere das sogleich. Ich erhebe langsam <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> würdevoller Art das Katzenhaupt <strong>und</strong> öffne die<br />

bernste<strong>in</strong>gelben Augen. E<strong>in</strong> Raunen geht durch die<br />

Menge. Schnell s<strong>in</strong>d alle Blicke auf mich gerichtet.<br />

Nun – wie meistens bei den Menschen – haben ca.<br />

30% <strong>der</strong> Gruppe Rückenprobleme, das habe ich<br />

schon bei <strong>der</strong>en Re<strong>in</strong>kommen beiläufig abgecheckt.<br />

Von daher sche<strong>in</strong>t es mir s<strong>in</strong>nvoll, <strong>e<strong>in</strong>e</strong> kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Übung<br />

zum Thema „rückenschonendes Aufstehen“ vorzuführen:<br />

ich erhebe mich, ziehe die Schultern hoch <strong>und</strong><br />

gähne erst e<strong>in</strong>mal ausführlich. Dabei ist es gut, den<br />

Kopf weit <strong>in</strong> den Nacken zu strecken <strong>und</strong> das Maul<br />

gut sichtbar nach h<strong>in</strong>ten aufzureißen, die Augen<br />

aufzusperren <strong>und</strong> die Ohren dicht h<strong>in</strong>ten an den<br />

Kopf zu legen. Das Gähnen muss richtig Spaß<br />

machen <strong>und</strong> sehr ausführlich vollzogen werden, nur<br />

dann entspannt es wirklich den ganzen Körper. Nur<br />

wenige Menschen können richtig gähnen <strong>und</strong> auch<br />

das nur <strong>in</strong> begrenztem Maße, denn bei dieser<br />

Spezies s<strong>in</strong>d die Ohren <strong>der</strong>maßen starr angewachsen,<br />

dass nur ganz große Könner sie bewegen<br />

können. Nun beuge ich den Rücken zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m richtig<br />

r<strong>und</strong>en Katzenbuckel <strong>und</strong> strecke m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n buschigen<br />

Schweif kerzengerade <strong>in</strong> den Luft. Aus dieser<br />

Stellung gleite ich elegant <strong>in</strong> die nächste: die Vor<strong>der</strong>b<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

werden nach vorne gestreckt, <strong>der</strong> Rücken<br />

geht nach h<strong>in</strong>ten, danach weit nach vorne. Schließlich<br />

sitze ich auf den H<strong>in</strong>terpfoten <strong>und</strong> schaue <strong>in</strong> die<br />

R<strong>und</strong>e. Was jetzt kommt weiß ich auch schon im<br />

Voraus: Irgendjemand fragt: „Darf man DIE anfassen<br />

o<strong>der</strong> ist es e<strong>in</strong> DER?“ Wie auf das Stichwort<br />

neige ich huldvoll m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Kopf etwas zur Seite <strong>und</strong><br />

genieße die zusätzlichen Streichele<strong>in</strong>heiten mit<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m wohligen Schnurren. Menschen f<strong>in</strong>den Katzen<br />

jeglicher Art „niedlich“ – mir ist dieser Begriff<br />

bisher von k<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m h<strong>in</strong>reichend verständlich gemacht<br />

worden, aber man muss ja nicht alles immer gleich<br />

verstehen wollen. Menschen s<strong>in</strong>d merkwürdige<br />

Tiere: Katzen f<strong>in</strong>den sie „niedlich“ <strong>und</strong> vor Mäusen<br />

haben sie Angst.<br />

Inzwischen s<strong>in</strong>d an<strong>der</strong>e Besucher – meistens<br />

jene, die etwas „nach H<strong>und</strong>“ riechen – weiter im<br />

Raum umhergegangen, haben die Kreuze an den<br />

Wänden betrachtet <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d vor <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Stapel Zettel<br />

stehen geblieben, auf denen <strong>in</strong> grüner Schrift das<br />

Wort „Orgelpatenschaft“ zu lesen ist. Sie<br />

sprechen Abraham darauf an. Ich weiß, er wird nun<br />

zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m längeren Vortrag <strong>über</strong> <strong>se<strong>in</strong></strong> zweites<br />

Herzensprojekt – ja so etwas gibt es neben mir<br />

auch! – ansetzen. Patenschaften werden für<br />

e<strong>in</strong>zelne Pfeifen <strong>der</strong> neuen Orgel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abteikirche<br />

vergeben. Man schenkt sie sich selbst, stellt sie für<br />

<strong>Leben</strong>de <strong>und</strong> Verstorbene o<strong>der</strong> als Geschenk für<br />

Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Verwandte aus, die auf diese Weise<br />

mit den betenden Mönchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche verb<strong>und</strong>en<br />

werden. An dieser Stelle sollte ich hier ausdrücklich<br />

er<strong>in</strong>nern, dass noch <strong>e<strong>in</strong>e</strong> ganze Reihe von Pfeifen<br />

auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Paten o<strong>der</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Pat<strong>in</strong> warten <strong>und</strong> dass<br />

das bislang recht schmale Orgelkonto immer noch<br />

ordentlich „Auffüllung“ gebrauchen kann.<br />

Ich gerate nun aus dem Blick, denn wenn Abraham <strong>über</strong> diese D<strong>in</strong>ge<br />

spricht, kann er Menschen ganz <strong>und</strong> gar für das Projekt begeistern. Da<br />

will ich nicht weiter stören, denn die F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> neuen Abteiorgel<br />

ist ihm wie auch all s(m)<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n „schwarzen“ Brü<strong>der</strong>n sehr wichtig.<br />

Leise <strong>und</strong> doch elegant spr<strong>in</strong>ge ich vom Schreibtisch, schlängele,<br />

vorsichtig den Schwanz wendend, zwischen den vielen B<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n h<strong>in</strong>durch<br />

<strong>und</strong> sitze auf e<strong>in</strong>mal mit erwartendem Blick vor <strong>der</strong> Glastür. Irgendwer<br />

wird mich schon nach draußen lassen. Ich habe zwar <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n eigenen<br />

E<strong>in</strong>gang mit standesgemäßer Treppe aus Edelstahl, die Rudolf Söer<br />

extra für mich gebaut hat, aber den benutze ich nur, wenn ich all<strong>e<strong>in</strong>e</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schmiede b<strong>in</strong>. Würdig rausgehen kann <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Katze nur, wenn ihr die<br />

Tür von <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Menschen geöffnet wird. Um das richtig zu genießen,<br />

kann ich das auch mehrfach bei e<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong>selben Gruppe wie<strong>der</strong>holen.<br />

Soweit zu so <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r „Gruppenerfahrung“.<br />

Manchmal kommen Menschen <strong>in</strong> die Schmiede, die sehr traurig<br />

s<strong>in</strong>d. Das spüre ich schon, wenn sie noch vor <strong>der</strong> Türe stehen. Da<br />

möchte ich sofort h<strong>in</strong>laufen <strong>und</strong> sie trösten. Aber so aufdr<strong>in</strong>glich<br />

benehmen sich nur „H<strong>und</strong>e“. E<strong>in</strong>e Katze weiß, was sich gehört <strong>und</strong> kann<br />

den richtigen Zeitpunkt <strong>in</strong> vornehmer Selbstbescheidung abwarten.<br />

Diese Menschen sitzen dann mit Abraham am Tisch <strong>und</strong> unterhalten sich<br />

<strong>über</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Grabgestaltung auf dem Friedhof. In diesen Situationen ist<br />

„Pfotenspitzengefühl“ höchste Pflicht! Wenn das Gespräch <strong>in</strong>tensiver<br />

wird, schleiche ich ganz leise aus m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Körbchen <strong>und</strong> setze mich<br />

gezielt so <strong>in</strong> den Raum, dass <strong>der</strong> Besucher mich sehen kann. Vielen<br />

kommt <strong>in</strong> <strong>der</strong> ernsten <strong>und</strong> angespannten Situation e<strong>in</strong> Lächeln auf das<br />

Gesicht, wenn für sie zufällig <strong>der</strong> Blick auf mich fällt. Nun muss ich genau<br />

h<strong>in</strong>fühlen. Die Situation ist seelsorglich sehr anspruchsvoll <strong>und</strong> will<br />

gekonnt durchgeführt werden. Bei manchem Menschen spr<strong>in</strong>ge ich auf<br />

den Tisch <strong>und</strong> schaue ihr o<strong>der</strong> ihm ganz still <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiv <strong>in</strong> die Augen.<br />

Dann versuche ich – als sei das das Selbstverständlichste <strong>der</strong> Welt – auf<br />

ihren o<strong>der</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Schoß zu klettern, rolle mich e<strong>in</strong> <strong>und</strong> beg<strong>in</strong>ne zu<br />

schnurren. Dabei merke ich, wie sich <strong>der</strong> Mensch etwas entspannt. Für<br />

an<strong>der</strong>e ist das zu viel. Da ist es besser zu versuchen, <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r neben<br />

dem Stuhl abgestellten Handtasche schlafen zu wollen. Auch damit ist<br />

oft e<strong>in</strong> leises Lächeln gesichert. Die Tränen bleiben auch dann schon<br />

noch <strong>in</strong> den Augen, aber sie fließen leichter. (???) Nachdem ich so<br />

unterstützend <strong>in</strong> das Gespräch e<strong>in</strong>gegriffen habe, ziehe ich mich wie<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> me<strong>in</strong> Körbchen zurück. Übertreibungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesen Situationen<br />

<strong>über</strong>haupt nicht angebracht, sonst schnappt mich Abraham <strong>und</strong> beför<strong>der</strong>t<br />

mich nach draußen.<br />

Freitags nun neigt sich die<br />

Arbeitswoche dann dem Ende zu. Das<br />

kann ich daran erkennen, dass gegen<br />

Mittag <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau auftaucht, die an <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />

dicken Schlauch etwas Gelbes auf<br />

Rollen h<strong>in</strong>ter sich herzieht. Man könnte<br />

m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n, dass es <strong>e<strong>in</strong>e</strong> beson<strong>der</strong>e Sorte<br />

H<strong>und</strong> wäre, denn irgendwann beg<strong>in</strong>nt<br />

das D<strong>in</strong>g atemberaubend zu heulen <strong>und</strong><br />

schnüffelt hemmungslos <strong>in</strong> allen Ecken<br />

herum. Ich flüchte schnell nach draußen<br />

<strong>und</strong> warte, bis das Ungeheuer wie<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>gesperrt wird. Nun wird es still <strong>und</strong><br />

die Schmiede gehört <strong>über</strong> die nächsten<br />

Tage mir all<strong>e<strong>in</strong>e</strong>. Nur Abraham, <strong>der</strong> auch<br />

samstags arbeitet, ist dann da.<br />

Sonntags ist es immer sehr langweilig,<br />

denn da b<strong>in</strong> ich meist den ganzen Tag<br />

alle<strong>in</strong> zuhause. Dann freue ich mich,<br />

wenn mich e<strong>in</strong> vorbeispazieren<strong>der</strong><br />

Mönch streichelt <strong>und</strong> mir so etwas<br />

ufmerksamkeit schenkt. Auch wenn ich<br />

das wegen <strong>der</strong> Vornehmheit m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s<br />

<strong>Leben</strong>sortes nicht immer zeige, b<strong>in</strong> ich<br />

e<strong>in</strong> geselliges Tier. Ach ja - falls Sie<br />

neugierig geworden s<strong>in</strong>d – Sie können<br />

mich gerne nach telefonischer<br />

Voranmeldung (0291-2995-120) bei<br />

Abraham besuchen kommen.<br />

Bank für<br />

Kirche <strong>und</strong> Caritas,<br />

Pa<strong>der</strong>born,<br />

BLZ: 472 603 07<br />

Kto.-Nr.: 11 560 900<br />

Kennwort:<br />

ORGELPATE

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