Lohnbuchhaltung im Hotel und Restaurant - Abseits
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<strong>Lohnbuchhaltung</strong> <strong>im</strong> <strong>Hotel</strong> <strong>und</strong> <strong>Restaurant</strong><br />
Während Front-Office, Warenwirtschaft, Room- <strong>und</strong> Conference-Booking sowie die<br />
<strong>Restaurant</strong>kasse selbstverständlich über ein zentrales Netz mit einzelnen PCs<br />
abgewickelt werden, gibt es bei den sensiblen Daten der Finanz- <strong>und</strong><br />
Personalbuchhaltung sehr unterschiedliche Meinungen. Lediglich Standorte, die<br />
einer zentralen Buchhaltung <strong>im</strong> Konzern angeschlossen sind, brauchen sich hier<br />
keine Gedanken zu machen. Hier sind die Verfahren vorgegeben, <strong>und</strong> vor Ort<br />
werden nur die aktuellen Daten erfasst.<br />
Den traditionellen Weg, die Lohnabrechnung an einen externen Dienstleister außer<br />
Haus zu geben, gehen nur noch wenige große Betriebe. Zu umständlich ist die<br />
Datenübergabe, <strong>und</strong> zu lange dauert es, bis die Ergebnisse wieder <strong>im</strong> Haus sind.<br />
Sind Korrekturen nötig, verzögert sich die Abrechnung noch weiter. Die erste<br />
Alternative ist, die in der „normalen“ <strong>Hotel</strong>software vorhandenen Möglichkeiten zu<br />
verwenden oder diese Programme um Module oder Schnittstellen zur<br />
<strong>Lohnbuchhaltung</strong> zu ergänzen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Daten der<br />
<strong>Lohnbuchhaltung</strong>, der Kassenabrechnung <strong>und</strong> der Finanzbuchhaltung sind in einem<br />
System überall gleich zugreifbar. Sie lassen sich überall pflegen, doppelte Eingaben<br />
etwa zum Personal sind nicht mehr nötig. Dieser Vorteil wird jedoch oft als Nachteil<br />
betrachtet. Stephan Ehe, der seit über 20 Jahren den gesamten kaufmännischen<br />
Bereich des Europäischen Hofs <strong>Hotel</strong> Europa in Heidelberg leitet, vertritt diese<br />
Meinung: „Wir haben uns ganz gezielt für eine Lohnabrechnung entschieden, die<br />
völlig getrennt von unseren anderen Programmen <strong>und</strong> PCs arbeitet. Gerade heute ist<br />
mir das Risiko zu hoch, dass sich technisch versierte Mitarbeiter Zugang zu diesen<br />
Daten verschaffen.“ Die Buchhaltungsprogramme sind daher in einem eigenen<br />
kleinen Windows-Netz mit drei PCs installiert.<br />
Das Unternehmen setzt wie viele Beherbergungsbetriebe <strong>und</strong> Gaststätten ein<br />
spezifisch entwickeltes Lohnprogramm, den „HOGA-Lohn“ des Landauer<br />
Softwarehauses GDI, ein. Das Programm berechnet alle Lohn- <strong>und</strong><br />
Gehaltsbestandteile. Gr<strong>und</strong>lage sind die einmal eingetragenen Personaldaten <strong>und</strong><br />
Lohnarten. Lohnzettel, Lohnsteuerkartenaufkleber, Krankenkassenabrechnungen<br />
<strong>und</strong> Sozialversicherungsnachweise entstehen so ohne weitere Arbeit als monatliche<br />
oder jährliche Auswertungen.<br />
Auch die speziellen Anforderungen <strong>im</strong> Gastgewerbe sind erfüllt. Dazu gehören der<br />
dreifach gestaffelte Gefahrensatz der Berufsgenossenschaft <strong>und</strong> die zugehörigen<br />
Auswertungen. „Die Berufsgenossenschaft hat schon rückwirkende<br />
Jahresauswertungen nach den drei Gefahrenklassen gefordert, <strong>und</strong> das Programm<br />
hat diese auf Knopfdruck erstellt.“, fasst S. Ehe seine Erfahrungen zusammen.<br />
Ebenso selbstverständlich ist es, dass für die typischen Abrechnungsfälle schon<br />
fertige Lohnarten <strong>im</strong> Programm enthalten sind. Dies gilt etwa für Sachbezüge <strong>und</strong><br />
andere Arbeitnehmervergünstigungen, die <strong>im</strong> Gastgewerbe nach sehr speziellen
steuer- <strong>und</strong> sozialversicherungsrechtlichen Vorschriften abgerechnet werden<br />
müssen.<br />
Über die branchenspezifischen Auswertungen hinaus sind die zahlreichen<br />
betriebswirtschaftlichen Auswertungen des zugehörigen Buchhaltungsprogramms ein<br />
wichtiges Instrument, um einen Betrieb mit Gaststätte <strong>und</strong> Z<strong>im</strong>mern zu führen.<br />
Ausführliche betriebswirtschaftliche Auswertungen umfassen u. a. eine detaillierte<br />
Kostenstellenrechnung, in der die Mitarbeiter den einzelnen Betriebsteilen<br />
zugeordnet sind. Es ist damit jederzeit eine getrennte Kostenbeitragsrechnung <strong>und</strong><br />
ein Vergleich mit den Budgetwerten möglich. Eine selbst gestaltete, kurzfristige<br />
Erfolgsrechnung pro Monat ergänzt diese Auswertungsmöglichkeiten.<br />
Immer wichtiger wird auch die beleglose Datenübermittlung der Angaben zur<br />
Sozialversicherung an Krankenkassen <strong>und</strong> die Meldungen ans Finanzamt. Je nach<br />
Betriebsgröße können dies bis zu 50 An- <strong>und</strong> Abmeldungen <strong>im</strong> Jahr sein. Das<br />
Programm erstellt diese automatisch <strong>und</strong> komplett versandfertig. Seitdem jeder<br />
Mitarbeiter seine Krankenkasse frei wählen kann, ist dies besonders wichtig. So<br />
müssen be<strong>im</strong> „Möhringer Hexle“, einem <strong>Hotel</strong>- <strong>und</strong> Gaststättenbetrieb nahe Stuttgart,<br />
für die 30 Mitarbeiter aktuell Meldungen an 14 Krankenkassen erstellt werden. Hier<br />
zahlt sich auch aus, dass alle Adressen, Betriebsnummern <strong>und</strong> aktuellen<br />
Beitragssätze aller gesetzlichen Krankenkassen <strong>im</strong>mer direkt <strong>im</strong> Programm verfügbar<br />
sind.<br />
Voraussetzung für die elektronische Kommunikation ist, dass das Lohnprogramm<br />
Löhne <strong>und</strong> Gehälter für jeden Mitarbeiter auch nachträglich über mehrere Monate<br />
"rückrechnen" kann. Zusätzlich muss das Programm für die Datenübermittlung an die<br />
Träger der Sozialversicherung offiziell zugelassen sein. Zuständig sind die<br />
gesetzlichen Krankenkassen (GKV), deren Dachverband ein „ITSG-Testat“ für die<br />
Programme vergibt, die einwandfrei funktionieren, deren elektronische Meldungen<br />
den Vorschriften entsprechen <strong>und</strong> die weitere Vorgaben erfüllen.<br />
Ob <strong>und</strong> wie viel Zeit ein Lohnprogramm spart, hängt entscheidend davon ab, wie<br />
einfach es bedient werden kann <strong>und</strong> ob es von Anfang an speziell auf die<br />
Anforderungen <strong>im</strong> <strong>Hotel</strong>- <strong>und</strong> Gastgewerbe angepasst ist. Dies beginnt bei speziellen<br />
Lohnarten für die Trinkgeld- <strong>und</strong> Nachabrechnung <strong>und</strong> reicht bis zur automatischen<br />
Abrechnung nach den steuerlichen Vorschriften. Das Programm erstellt so bei Bedarf<br />
automatisch Folgelohnarten, die z. B. Nacht- <strong>und</strong> Feiertagszuschläge steuerfrei<br />
abrechnen. Es reicht, die Arbeitszeiten <strong>und</strong> -st<strong>und</strong>en zu erfassen.<br />
Bei Sven-Erik Ball, dem Inhaber <strong>und</strong> Geschäftsführer der Erlebnisgaststätte „Zum<br />
Lam“ in Gleiszellen an der südlichen Weinstraße, stand 1998 Zeit <strong>und</strong> Geld sparen<br />
<strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>, als er sich 1998 entschloss, seine Löhne selbst abzurechnen. Der<br />
Gasthof hat 90 Sitzplätze, einen Biergarten mit 120 Plätzen <strong>und</strong> eine kleine<br />
angeschlossene Pension mit 14 Z<strong>im</strong>mern. Entscheidend waren der ständige<br />
Umstand mit den „Belegen hin <strong>und</strong> her“ <strong>und</strong> die ständigen Rückfragen des
Steuerberaters. Beides war auf Dauer lästig, kostete Zeit <strong>und</strong> war zu umständlich.<br />
Auch die über 70 EUR monatlicher Kosten für die Abrechnung spielten eine Rolle.<br />
Nach dem guten Rat des Lieferanten seiner Registrierkassen, die Lohnabrechnung<br />
doch selbst in die Hand zu nehmen, entschied auch er sich für den „HOGA-Lohn“. S.<br />
Ball schätzt, dass sich die Ersparnis bis heute auf mehrere tausend Euro beläuft.<br />
Ähnliche Erfahrungen hat Hans-Jürgen Dietz. Seit über 15 Jahren rechnet er <strong>im</strong><br />
„Möhringer Hexle“ <strong>und</strong> <strong>im</strong> „<strong>Hotel</strong> Gloria“ seine Löhne selbst mit dem Lohn- <strong>und</strong><br />
Gehaltsprogramm auf dem eigenen PC aus. Die Entscheidung fiel damals aus rein<br />
finanziellen Gründen. „Mir war klar, dass sich das Programm gegenüber den<br />
laufenden Kosten einer <strong>Lohnbuchhaltung</strong> außer Haus schnell rechnen wird.“ Der<br />
Betrieb besteht aus einem Grill-<strong>Restaurant</strong> mit 165 Plätzen <strong>und</strong> 70 Plätzen auf der<br />
Terrasse <strong>im</strong> Biergarten sowie dem 90-Z<strong>im</strong>mer-<strong>Hotel</strong> „Gloria“. Die<br />
betriebswirtschaftlichen Auswertungen sind ein wichtiges Führungs-Instrument. Über<br />
eine detaillierte Kostenstellenrechnung ist jederzeit eine exakte<br />
betriebswirtschaftliche Analyse möglich. Dies schließt die Kalkulation von<br />
Veranstaltungen ebenso ein wie die Entscheidung, wie viele Z<strong>im</strong>mermädchen das<br />
<strong>Hotel</strong> trägt, wie rentabel die Rezeption arbeitet <strong>und</strong> ob das Frühstück oder andere<br />
Pauschalangebote kostendeckend kalkuliert sind. Ein Vorjahresvergleich ergänzt<br />
diese aktuellen Auswertungen.<br />
In Gleiszellen nutzt S. Ball bei den fest angestellten Mitarbeitern die steuerfreien<br />
Anteile der Feiertags- <strong>und</strong> Nachtzuschläge als Motivation <strong>und</strong> Anreiz für einen<br />
erstrebenswerten Arbeitsplatz. Dies ist dem Arbeitgeber Ball ein wichtiges Anliegen,<br />
denn schließlich hat das damit erzielbare Nettogehalt auch positive Auswirkungen<br />
auf die weit über die Grenzen hinaus bekannte gute Küche seines Chefkochs Axel<br />
Schröttke <strong>und</strong> dessen Team. Zu arbeiten, während andere Freizeit haben, benötigt<br />
eben <strong>im</strong>mer noch einiges an Motivation. Am Monatsende zusätzliches steuerfreies<br />
Extra-Geld in der Tasche zu haben, ist ein solcher willkommener Anreiz.<br />
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass Testabrechnungen vor jeder Monatsabrechnung<br />
<strong>und</strong> Stornierungen rückwirkend nach jeder Monatsabrechnung möglich sind. Im<br />
„Möhringer Hexle“ erhalten die Mitarbeiter am 25. jedes Monats eine<br />
Abschlagszahlung <strong>und</strong> zum Anfang des Folgemonats die endgültige Abrechnung <strong>und</strong><br />
Zahlung auf Gr<strong>und</strong> der errechneten Prozentlöhne. Selbst <strong>im</strong> Einstellungsgespräch<br />
spielt das Lohnprogramm eine Rolle. H.-J. Dietz: „Häufig kommen Bewerber mit<br />
einem Netto-Gehaltswunsch. Ich rechne den Betrag dann direkt auf den Bruttobetrag<br />
hoch <strong>und</strong> entscheide sofort, ob ich ihn akzeptiere oder nicht.“ Auch am Jahresende<br />
liefert der PC <strong>im</strong> Büro des Besitzers Gr<strong>und</strong>lagen für Personalgespräche. Die<br />
Übersicht der Krankheitstage <strong>im</strong> gesamten Jahr gibt Ansatzpunkte für die<br />
Mitarbeitergespräche über die Zufriedenheit mit der Tätigkeit <strong>und</strong> die Motivation.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich ist eine ausführliche Beratung vor dem Kauf eines Lohnprogramms<br />
wichtig. Am sichersten ist es, wenn einige Vorgänge aus dem eigenen Unternehmen<br />
zur Probe durchgespielt werden. Schon bei der Auswahl kommt es daher auf eine
kompetente <strong>und</strong> umfassende Beratung an. In erster Linie darf es hier nicht um den<br />
Verkauf gehen. Im Zentrum muss eine genaue Analyse <strong>und</strong> Beratung stehen.<br />
Auch Lohnprogramme werden heute wie andere Standardprogramme schon für<br />
wenige h<strong>und</strong>ert Euro <strong>im</strong> Versandhandel oder als Dreingabe zur Hardware<br />
angeboten. Die Entscheidung für eine kaufmännische Lösung hat jedoch viel<br />
tiefgreifendere Auswirkungen als etwa die Wahl einer Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation.<br />
Kaufmännisch-betriebswirtschaftliche Lösungen müssen gerade heute<br />
Liquidität <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit sichern. Vermeintlich günstige Lösungen werden<br />
schnell zu verlorenen Investitionen. Die Kosten für das Programm wiegen dabei am<br />
geringsten – viel bedeutender sind die Kosten für eine erneute Einarbeitung <strong>und</strong><br />
Anpassung an die betrieblichen Abläufe.<br />
Auf Nummer Sicher geht man mit Software, die schon in nennenswerten Stückzahlen<br />
<strong>im</strong> Einsatz ist, <strong>und</strong> mit der Betreuung durch kompetente Partner vor Ort.<br />
Insbesondere für Beratung, Schulung, Service <strong>und</strong> Support ist ein Ansprechpartner<br />
vor Ort ideal, während eine große Verbreitung die Wahrscheinlichkeit senkt, dass der<br />
Hersteller über Nacht die Weiterentwicklung <strong>und</strong> die Wartung einstellt. Wie gut der<br />
Hersteller ist, lässt sich speziell bei Lohnprogrammen einfach feststellen: Zum einen<br />
daran, ob das Programm offiziell geprüft <strong>und</strong> zertifiziert ist. Zum anderen an den<br />
Zusagen, die der Hersteller für die Lieferung von Updates gibt. Wie kein anderes<br />
Programm ist nämlich jedes Lohnprogramm davon abhängig, dass der Hersteller<br />
gesetzliche Änderungen sofort umsetzt. Diese treten nicht nur regelmäßig zum<br />
Jahreswechsel, sondern zunehmend auch unter dem Jahr auf. Ein zeitnaher<br />
Versand der Updates auf CD ist das Mindeste, besser ist es, wenn die<br />
Programmänderungen wie etwa bei dem Pfälzer Softwarespezialisten GDI direkt<br />
über das Internet bereitgestellt werden.<br />
Autor:<br />
Dr. Kurt-Christian Tennstädt<br />
Vorstand<br />
TennCom AG<br />
Hohentwielstr. 4a<br />
78315 Radolfzell am Bodensee<br />
Tel. 07732-953930, Fax 07732-953939, Handy 0171-6085495<br />
Email: ctennstaedt@tenncom.de<br />
http://www.tenncom.de