Dokumentation Fachtag PEPPER for MINT - 20. Mai 2011
Dokumentation Fachtag PEPPER for MINT - 20. Mai 2011
Dokumentation Fachtag PEPPER for MINT - 20. Mai 2011
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
S e i t e | 13<br />
DOKUMENTATION<br />
<strong>PEPPER</strong> FOR <strong>MINT</strong> - <strong>Fachtag</strong> des Landesfrauenrats<br />
Podium „Erfolgsstrategie <strong>MINT</strong>“<br />
Zur „Ist-Situation“:<br />
Dr. Birgit Buschmann weist auf das Besorgnis erregende<br />
Ausmaß des „Drop Out“ von Frauen aus den <strong>MINT</strong>-<br />
Berufen hin. Etliche kehren nach einer familiär bedingten<br />
Unterbrechung nicht in den Beruf zurück. Hier<br />
müssen vor allem Veränderungen der Rahmenbedingungen<br />
ansetzen, bessere Möglichkeiten zur Vereinbarkeit<br />
von Berufstätigkeit und Familienverantwortung<br />
durch entsprechende Kinderbetreuungsangebote<br />
und familienfreundliche Arbeitsstrukturen. Eine überwiegend<br />
noch konservative Unternehmenskultur steht<br />
Modellen, die mehr Zeitsouveränität gewährleisten –<br />
wie Jobsharing, Homeoffice, verschiedenen Teilzeit<strong>for</strong>men<br />
- jedoch entgegen. Hier besteht dringender<br />
Handlungsbedarf.<br />
Samia Drissi berichtet aus der Praxis des Ingenieurinnen-Berufslebens<br />
von einem komplexen Beruf mit<br />
vielfältigen hohen An<strong>for</strong>derungen, bei dem Überstunden<br />
und Wochenendarbeit oft selbstverständlich einge<strong>for</strong>dert<br />
werden. Zugleich übersteige das Anfangsgehalt<br />
oftmals kaum das Gehalt von Facharbeitern in<br />
der vergleichbaren Branche. Sie bestätigt die Probleme<br />
für IngenieurInnen mit Familienpflichten. Vorbehalte<br />
und „Mentalitätsprobleme“ beobachtet sie besonders<br />
in Deutschland, während es z.B. in Frankreich<br />
viel selbstverständlicher sei, Kinder aushäusig ganztags<br />
zu betreuen oder in Teilzeit bzw. im Homeoffice<br />
zu arbeiten.<br />
Ergänzend weist sie auf die Bedeutung der Softskills<br />
hin. Eine Rückkehr in den Beruf sei gerade in teamorientierten<br />
Entwicklungsprozessen schwierig, wenn der<br />
Kontakt zum Team unterbrochen worden sei. Kontak-<br />
Unter Moderation von Esther Peylo<br />
(Mitte r.) diskutierten auf dem Podium -<br />
unter lebhafter Beteiligung des<br />
Publikums und weiterer Mitwirkender<br />
des <strong>Fachtag</strong>s<br />
v.l.<br />
Martina Gerbig<br />
Ruth Weckenmann<br />
Samia Drissi<br />
Prof. Dr. Sylvia Rohr<br />
Dr. Birgit Buschmann<br />
te- und Netzwerkpflege und Lobbyarbeit für Ingenieurinnen<br />
sind er<strong>for</strong>derlich.<br />
Ruth Weckenmann weist darauf hin, dass Berufsunterbrechungen<br />
grundsätzlich mit Einkommensverlusten<br />
bzw. reduzierten Karrierechancen zu bezahlen sind; in<br />
einigen Bereichen wie den <strong>MINT</strong>-Berufen wirken sich<br />
jedoch schon kurze Unterbrechungen extrem negativ<br />
für die Frauen aus. Diesen ist daher zu empfehlen,<br />
möglichst nicht aus dem Beruf auszusteigen oder<br />
wenn, dann nur sehr kurz.<br />
Die Arbeitsvermittlung stößt an Grenzen, wenn Frauen<br />
Teilzeitarbeitsplätze nur für enge Zeitfenster („nur<br />
vormittags“) nachfragen oder Kinderbetreuungsplätze<br />
benötigen. Bei der unternehmensbezogenen Beratung<br />
wiederum muss sich die Arbeitsvermittlung teilweise<br />
sehr bemühen auch Ältere zu vermitteln; viele Unternehmen<br />
suchen primäre Jüngere.<br />
U. Schwarzenbart berichtet, dass bei Daimler inzwischen<br />
fast die Hälfte der Väter mindestens zwei Monate<br />
Elternzeit nimmt, ein Hinweis auf Veränderungen<br />
im Selbstverständnis.<br />
Barrieren - Hebeln Männer-Netzwerke Frauen aus?<br />
M. Gerbig weiß von Unternehmen, die sich sehr reserviert<br />
gegenüber Ingenieurinnen zeigen; diese seien<br />
ihnen entweder zu unter- oder überqualifiziert. Einen<br />
familiär bedingten Drop Out gelte es auf jeden Fall zu<br />
vermeiden, Betriebe sollten entsprechende Bedingungen<br />
schaffen, um Frauen im Betrieb zu halten. Denn<br />
sind sie erst einmal ausgestiegen, ist es selbst für Ingenieurinnen-Netzwerke<br />
wie den dib schwer, sie zurück<br />
zu gewinnen. Forts. S. 14<br />
R u n d b r i e f <strong>2011</strong> | 2