Verkehrsüberwachung - Landesverkehrswacht MV
Verkehrsüberwachung - Landesverkehrswacht MV
Verkehrsüberwachung - Landesverkehrswacht MV
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Stiefkind <strong>Verkehrsüberwachung</strong>?<br />
Rechtsgrundlagen und Realitäten in der <strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
von Polizei und Kommunen<br />
Prof. Dr. jur. Dieter Müller<br />
Institut für Verkehrsrecht und Verkehrsverhalten Bautzen
Gliederung<br />
1. Grundfragen der <strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
2. Rechtsgrundlagen der <strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
in Deutschland<br />
3. Gegenstände, Ziele, Prämissen und<br />
Methoden der <strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
4. Instrumente der <strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
5. Praxisbeispiel Sachsen<br />
6. Ausblick<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller
Grundfragen<br />
1. Welchen Sinn und Zweck hat <strong>Verkehrsüberwachung</strong>?<br />
2. Wer oder was wird in der <strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
überhaupt überwacht?<br />
3. Wer arbeitet in der <strong>Verkehrsüberwachung</strong>?<br />
4. Wie funktioniert <strong>Verkehrsüberwachung</strong> im Verkehrsraum?<br />
5. Ist der Erfolg der <strong>Verkehrsüberwachung</strong> messbar?<br />
6. Lässt sich der Erfolg in der <strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
steigern?<br />
7. Genügen die Normen für die <strong>Verkehrsüberwachung</strong> den<br />
heutigen Ansprüchen des Straßenverkehrs<br />
(Normsetzungsdefizite)?<br />
8. Genügt die praktische Umsetzung der<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong> den heutigen Ansprüchen des<br />
Straßenverkehrs (Anwendungsdefizite)?<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller
Schutzpflicht des Staates<br />
Rechtsgrundlagen<br />
• Wichtigste Rechtsgüter: Recht auf Leben<br />
und körperliche Unversehrtheit gem.<br />
Art. 2 Abs. 2 GG<br />
• Notwendige Sicherheitsarchitektur:<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Legislative, Exekutive, Judikative, NGO<br />
(DVR + DVW), „4. Gewalt (Medien)“
Rechtsgrundlagen<br />
Rechtsgrundlagen der <strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
• Eingriffsrechte: u. a. StPO, OWiG, StVO,<br />
Polizeigesetze der Bundesländer<br />
• Materielle Schutznormen: u. a. StGB, StVG,<br />
FPersG, GGBefG, StVO, FeV, FZV, StVZO etc.<br />
• Ermessensregelungen: Verwaltungsvorschriften,<br />
Erlasse und Weisungen der Innen- und<br />
Verkehrsministerien in den Bundesländern<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
ist eine staatlich<br />
verantwortete Aufgabe<br />
der gesamten<br />
Gesellschaft<br />
Zwischenfazit
Rechtsgrundlagen<br />
Kernaussagen des Bundesverfassungsgerichts<br />
BVerfG, 2 BvR 1447/10 vom 12.08.2010:<br />
(Zulässigkeit des Videobeweises gem. § 100h Abs. 1 Satz 1 Nr. 1<br />
StPO in Verbindung mit § 46 Abs. 1 OWiG bei Abstandsverstoß)<br />
• „Das Interesse der Allgemeinheit an der Sicherheit des<br />
Straßenverkehrs steht auch in Zusammenhang mit dem aus Art. 2<br />
Abs. 2 Satz 1 GG ableitbaren Auftrag zum Schutz vor erheblichen<br />
Gefahren für Leib und Leben.“<br />
• „Die Anfertigung von Bildaufnahmen zum Beweis von<br />
Verkehrsverstößen ist zur Erreichung dieses Ziels geeignet.“<br />
• „Begründet eine Datenerfassung keinen Gefährdungstatbestand,<br />
fehlt es an der Eingriffsqualität.“<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller
Kernaussagen des Bundesverfassungsgerichts<br />
Rechtsgrundlagen<br />
BVerfG, 2 BvR 759/10 vom 05.07.2010:<br />
(Zulässigkeit von Bildaufnahmen gem. § 100h Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 StPO in<br />
Verbindung mit § 46 Abs. 1 OWiG bei Geschwindigkeitsverstoß)<br />
• „Das Oberlandesgericht geht zutreffend davon aus, dass bei einer<br />
Bildaufnahme, bei der Fahrer und Kennzeichen identifizierbar sind, ein<br />
Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht in seiner Ausprägung als<br />
Recht auf informationelle Selbstbestimmung vorliegt .“<br />
• „Als Rechtsgrundlage hat es § 100h Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 StPO in<br />
Verbindung mit § 46 Abs. 1 OWiG herangezogen und unter Berufung auf<br />
den Wortlaut ausgeführt, dass diese Eingriffsbefugnis Bildaufnahmen zur<br />
Erforschung des Sachverhalts sowie zu Ermittlungszwecken ermöglicht,<br />
ohne auf Observationszwecke beschränkt zu sein.“<br />
• „Die Heranziehung dieser Rechtsgrundlage begegnet vielmehr keinen<br />
verfassungsrechtlichen Bedenken.“<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Verkehrs-<br />
teilnehmer<br />
Gegenstände<br />
Verkehrs-<br />
raum<br />
Verkehrs-<br />
mittel
Quelle:<br />
info-mv.de
• Schutz von Leben und körperlicher<br />
Unversehrtheit der Menschen (=<br />
Gefahrenabwehr)<br />
• Schutz von Sachwerten<br />
• Erhalt der Leichtigkeit des Verkehrs<br />
• Durchsetzung von verkehrsrechtlichen<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Normen<br />
Ziele
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Die staatliche<br />
Schutzpflicht zur<br />
Verkehrssicherheit<br />
erfordert eine<br />
leistungsfähige und<br />
konsequente staatliche<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
Zwischenfazit
Prämissen<br />
• Eine sicherheitsorientierte staatliche<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong> sollte sich hauptsächlich<br />
auf das Zurückdrängen der Hauptunfallursachen<br />
fokussieren<br />
• Eine konsequente staatliche Durchsetzung<br />
sämtlicher Normen des Verkehrsrechts ist<br />
faktisch unmöglich<br />
• Eine notwendige Schwerpunktbildung des<br />
Einsatzes von Personal und<br />
Überwachungstechnik sollte sich am<br />
Schutzauftrag orientieren<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
• Ohne Überwachung sinkt die<br />
Verkehrsmoral<br />
Prämissen<br />
• Ohne Überwachung steigen<br />
Unfallhäufigkeit und Unfallschwere<br />
• Ohne Überwachung bleiben<br />
Normen bloße Appelle
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
beginnt bereits im<br />
Verkehrsunterricht<br />
der Schule<br />
Prämissen
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
endet nicht einmal mit<br />
der Eintragung von<br />
Punkten im VZR<br />
Prämissen
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Eine strategische<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
erhebt statistische<br />
Unfalldaten auf allen<br />
Ebenen (Bund, Land, Kreis<br />
etc.), stellt notwendige<br />
Fragen und erkennt<br />
frühzeitig neue Tendenzen<br />
Methoden
Bundesland VKU<br />
Getötete 2010<br />
http://www.destatis.de<br />
VKU<br />
Getötete 2011<br />
VKU<br />
Getötete 2012<br />
VKU Getötete<br />
je 1 Mio. Einwohner<br />
2010/2011/2012<br />
Baden-Württemberg 494 482 (- 2,4 %) 469 (- 2,7 %) 46/45/43<br />
Bayern 697 780 (+ 11,9 %) 662 (- 15,1 %) 56/62/53<br />
Berlin 44 54 (+ 22,7 %) 42 (- 22,2 %) 13/16/12<br />
Brandenburg 192 187 (- 2,6 %) 166 (- 11,2 %) 76/75/67<br />
Bremen 13 15 (+ 1,5 %) 17 (+ 13,3 %) 20/23/26<br />
Hamburg 22 34 (+ 54,5 %) 33 (- 2,9 %) 12/19/18<br />
Hessen 250 263 (+ 5,2 %) 283 (+ 7,6 %) 41/43/46<br />
Mecklenburg-Vorpommern 108 143 (+ 32,4 %) 83 (- 42 %) 65/87/51<br />
Niedersachsen 479 540 (+ 12,7 %) 490 (- 9,3 %) 60/68/62<br />
NRW 550 634 (+ 15,2 %) 524 (- 17,4 %) 31/36/29<br />
Rheinland-Pfalz 205 192 (- 6,3 %) 209 (+ 8,9 %) 51/48/52<br />
Saarland 41 40 (- 2,4 %) 37 (- 7,5 %) 40/39/37<br />
Sachsen 168 194 (+ 15,4 %) 211 (+ 8,8 %) 40/47/51<br />
Sachsen-Anhalt 157 181 (+ 15,2 %) 140 (- 22,7 %) 67/78/61<br />
Schleswig-Holstein 108 120 (+ 11,1 %) 110 (- 8,3 %) 38/42/39<br />
Thüringen 120 150 (+ 25 %) 126 (- 16 %) 53/67/57<br />
Deutschland gesamt 3.648 4.009 (+ 9,9 %) 3.606 (- 10,1 %) 45/49/44
Rahmenbedingungen<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller 2013<br />
108<br />
143<br />
2010 2011 2012<br />
Methoden<br />
Verkehrsunfälle mit Getöteten in Mecklenburg-Vorpommern<br />
+ 32,4 %<br />
83<br />
- 41,9 %<br />
Quelle:<br />
Destatis
Unfallursachen bei Unfällen mit<br />
Personenschaden (Bund)<br />
Nicht angepasste Geschwindigkeit<br />
Fehler beim Abbiegen, Wenden,<br />
Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller; Quelle: Destatis<br />
Methoden<br />
2008 2009 2010 2011<br />
55.710<br />
(3.)<br />
61.035<br />
(1.)<br />
Nichtbeachten der Vorfahrt 58.192<br />
(2.)<br />
56.874<br />
(2.)<br />
59.316<br />
(1.)<br />
55.287<br />
(3.)<br />
55.610<br />
(1.)<br />
53.236<br />
(2.)<br />
50.425<br />
(3.)<br />
49.659<br />
(3.)<br />
60.262<br />
(1.)<br />
55.289<br />
(2.)<br />
Ungenügender Abstand 44.635 44.437 42.017 43.706<br />
Falsche Straßenbenutzung 28.160 26.002 24.360 26.536<br />
Falsches Verhalten gegenüber<br />
Fußgängern<br />
16.910 16.301 14.647 16.037<br />
Alkoholeinfluss 18.383 16.513 14.237 15.114
Rahmenbedingungen<br />
70000<br />
60000<br />
50000<br />
40000<br />
30000<br />
20000<br />
10000<br />
0<br />
VZR-Eintragungen von Verkehrsverstößen 2011<br />
in Mecklenburg-Vorpommern<br />
4000<br />
63000<br />
1000 6000<br />
Methoden<br />
Quelle:<br />
Kraftfahrt-Bundesamt<br />
3000<br />
Alkohol km/h Unfallflucht Vorfahrt Fahren ohne<br />
FE
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Eine strategische<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
erhebt in Echtzeit<br />
statistische<br />
Überwachungsdaten, stellt<br />
notwendige Fragen und<br />
erkennt frühzeitig neue<br />
Tendenzen<br />
Methoden
Rahmenbedingungen<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller 2013<br />
Wirkungsfaktoren<br />
• Objektive Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />
• Subjektive Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />
• Sanktionswahrscheinlichkeit<br />
• Unmittelbarkeit der Sanktion<br />
• Sanktionshöhe<br />
• Soziale Verhaltenskompetenz<br />
Methoden
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Beispiel:<br />
Steuerungsinstrument<br />
Verkehrspolizeiliche<br />
Statistik (VPS) im<br />
Freistaat Sachsen<br />
Methoden
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Methoden
Kompetentes Personal<br />
Instrumente<br />
• … bedarf einer gründlichen Ausbildung (150 + 210)<br />
• … bedarf einer intensiven, systematischen<br />
Fortbildung<br />
• … bedarf einer fördernden Motivation<br />
• … ist das höchste Gut einer gelingenden<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong>!<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller
Instrumente<br />
Personaleinsatz der Polizei (Bundesländer)<br />
Rahmenbedingungen<br />
226000<br />
225500<br />
225000<br />
224500<br />
224000<br />
223500<br />
223000<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller 2013<br />
Personal Landespolizeien in Deutschland<br />
224050<br />
224578<br />
2009 2010 2011<br />
225697<br />
Quelle:<br />
Destatis
Instrumente<br />
Personaleinsatz der Polizei Mecklenburg-Vorpommern<br />
Rahmenbedingungen<br />
6040<br />
6020<br />
6000<br />
5980<br />
5960<br />
5940<br />
5920<br />
5900<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller 2013<br />
Personal Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern<br />
laut Haushaltsplan 2012/2013<br />
6022<br />
- 0,28 %<br />
6005<br />
2011 2012 2013<br />
- 0,88 %<br />
5952<br />
Quelle:<br />
Landesregierung M-V (2012)
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Personalabbau beim<br />
Kontrollpersonal<br />
führt in aller Regel zu<br />
einem Rückgang der<br />
Kontrolldelikte<br />
These
Instrumente<br />
Personal der Polizei am Beispiel Sachsen<br />
Rahmenbedingungen<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller 2013<br />
Konsequenzen des Personalabbaus<br />
• Ein Rückgang der Anhaltekontrollen bedeutet einen<br />
Rückgang des Entdeckens und Ermittelns von<br />
„Kontrolldelikten“<br />
• „Kontrolldelikte“ sind diejenigen Straftaten und<br />
Ordnungswidrigkeiten, die regelmäßig im Rahmen von<br />
Anhaltekontrollen entdeckt werden (z. B. § 316 StGB,<br />
§ 21 StVG, §§ 1, 6 PflVG, § 24a StVG, Bau- und<br />
Betriebsvorschriften der StVZO etc.)
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Ein Gegenbeispiel:<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
mit Video-Kfz im<br />
Freistaat Sachsen<br />
Methoden
Instrumente<br />
Personaleinsatz der Polizei am Beispiel Sachsen<br />
Rahmenbedingungen<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller 2013<br />
ProViDa-<strong>Verkehrsüberwachung</strong> in Sachsen<br />
(in Kontrollstunden der Polizei)<br />
2339<br />
4687<br />
+ 100 %<br />
2010 2011 2012<br />
5206<br />
+ 11 %<br />
Quelle:<br />
SMI/VPS
Instrumente<br />
Personaleinsatz der Polizei am Beispiel Sachsen<br />
Rahmenbedingungen<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller 2013<br />
ProViDa-<strong>Verkehrsüberwachung</strong> in Sachsen<br />
(Anzeigen Verkehrsvergehen der Polizei)<br />
21<br />
2010 2011 2012<br />
65<br />
+ 209 %<br />
87<br />
+ 33 %<br />
Quelle:<br />
SMI/VPS
Instrumente<br />
Personaleinsatz der Polizei am Beispiel Sachsen<br />
Rahmenbedingungen<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller 2013<br />
ProViDa-<strong>Verkehrsüberwachung</strong> in Sachsen<br />
(Anzeigen VerkehrsOWi der Polizei)<br />
1216<br />
2435<br />
+ 100 %<br />
2010 2011 2012<br />
3246<br />
+ 33 %<br />
Quelle:<br />
SMI/VPS
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Personalabbau beim<br />
Kontrollpersonal kann<br />
in Teilbereichen durch<br />
eine Nutzung<br />
moderner<br />
Überwachungstechnik<br />
kompensiert werden<br />
These
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Andere Bundesländer<br />
Frage:<br />
Ist die Anzahl von Neueintragungen in das<br />
VZR als Gradmesser für den Erfolg der<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong> eines Bundeslandes<br />
durch das Zurückdrängen tödlicher<br />
Verkehrsunfälle zu bewerten?<br />
Prämisse:<br />
In allen Bundesländern wird mit der<br />
Motivation der Steigerung der<br />
Verkehrssicherheit überwacht.
Bundesland<br />
Quelle:<br />
http://www.kba.de<br />
VZR 2010<br />
Eintrag durch<br />
Bußgeldbehörde<br />
VZR 2011<br />
Eintrag durch<br />
Bußgeldbehörde<br />
VZR –Eintragungen<br />
2011<br />
je 1 Mio. Einwohner<br />
Getötete<br />
je 1 Mio. Einwohner<br />
2010/2011/2012<br />
Baden-Württemberg 518.000 539.000 50.373 (9.) 46/45/43<br />
Bayern 624.000 646.000 51.680 (8.) 56/62/53<br />
Berlin 124.000 125.000 35.714 (15.) 13/16/12<br />
Brandenburg 225.000 253.000 105.416 (1.) 76/75/67<br />
Bremen 46.000 47.000 78.333 (2.) 20/23/26<br />
Hamburg 76.000 74.000 43.529 (11.) 12/19/18<br />
Hessen 405.000 440.000 73.333 (3.) 41/43/46<br />
Mecklenburg-Vorpommern 99.000 91.000 56.875 (7.) 65/87/51<br />
Niedersachsen 517.000 521.000 65.949 (4.) 60/68/62<br />
NRW 1.010.000 1.018.000 57.191 (6.) 31/36/29<br />
Rheinland-Pfalz 143.000 146.000 36.500 (14.) 51/48/52<br />
Saarland 39.000 39.000 39.000 (13.) 40/39/37<br />
Sachsen 152.000 165.000 40.243 (12.) 40/47/51<br />
Sachsen-Anhalt 80.000 74.000 32.173 (16.) 67/78/61<br />
Schleswig-Holstein 109.000 127.000 45.357 (10.) 38/42/39<br />
Thüringen 159.000 126.000 57.272 (5.) 53/67/57<br />
Deutschland gesamt 4.221.681 4.314.893 52.749 45/49/44
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Andere Bundesländer<br />
Antwort:<br />
Ein Zusammenhang zwischen der<br />
Anzahl der Neueintragungen in<br />
das VZR und einem Anstieg bzw.<br />
Zurückdrängen der Anzahl<br />
tödlicher Verkehrsunfälle in<br />
einem Bundesland ist derzeit<br />
nicht darstellbar.
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Andere Bundesländer<br />
Frage:<br />
Ist die Anzahl von Neueintragungen im Deliktfeld<br />
„Drogen im Straßenverkehr“ in das VZR als<br />
Gradmesser für die deliktspezifische Qualität der<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong> eines Bundeslandes zu<br />
bewerten?<br />
Prämisse:<br />
In allen Bundesländern ist die Anzahl der Fahrer unter<br />
BtM-Einfluss in Relation zur jeweiligen Bevölkerung<br />
ungefähr gleich groß.
Bundesland<br />
Quelle: http://www.kba.de<br />
Berechnung: D.M.<br />
VZR 2011<br />
Neueinträge<br />
§ 316 StGB (BtM)<br />
VZR 2011<br />
Neueinträge<br />
§ 24a II StVG<br />
VZR –Eintragungen<br />
je 1 Mio. Einwohner<br />
§ 316 StGB (BtM)<br />
VZR –Eintragungen<br />
je 1 Mio. Einwohner<br />
§ 24a II StVG<br />
Baden-Württemberg 114 3.059 10,6 285<br />
Bayern 376 3.957 30,0 (3.) 316 (10.)<br />
Berlin 47 1.552 13,4 443<br />
Brandenburg 6 576 2,4 (16.) 230 (14.)<br />
Bremen 21 285 35 475 (3.)<br />
Hamburg 41 373 22,7 207 (15.)<br />
Hessen 156 2.508 26 418<br />
Mecklenburg-Vorpommern 14 506 8,7 (12.) 316 (10.)<br />
Niedersachsen 92 3.197 11,6 404<br />
NRW 381 5.649 21,4 317<br />
Rheinland-Pfalz 223 2.167 55,7 (2.) 541 (2.)<br />
Saarland 256 279 256 (1.) 279<br />
Sachsen 22 987 5,3 (14.) 240<br />
Sachsen-Anhalt 11 395 4,7 (15.) 171 (16.)<br />
Schleswig-Holstein 33 889 11,7 317<br />
Thüringen 18 1.287 8,1 (13.) 585 (1.)<br />
Deutschland gesamt 1.811 27.666 22.1 338
Bundesland<br />
Quelle: http://www.bka.de<br />
Berechnung: D.M.<br />
Rauschgiftdelikte<br />
2011<br />
absolut<br />
Rauschgiftdelikte<br />
2011<br />
je 1 Mio. Einwohner<br />
VZR –Eintragungen<br />
je 1 Mio. Einwohner<br />
§ 316 StGB (BtM)<br />
VZR –Eintragungen<br />
je 1 Mio. Einwohner<br />
§ 24a II StVG<br />
Baden-Württemberg 26.203 2.448 10,6 285<br />
Bayern 30.802 2.440 30,0 (4.) 316<br />
Berlin 11.238 3.210 13,4 443<br />
Brandenburg 6.097 2.438 2,4 (16.) 230 (14.)<br />
Bremen 4.405 7.341 (1.) 35 (3.) 475 (3.)<br />
Hamburg 7.745 4.302 (2.) 22,7 207 (15.)<br />
Hessen 19.406 3.234 26 418<br />
Mecklenburg-Vorpommern 3.550 2.218 (14.) 8,7 (12.) 316 (10.)<br />
Niedersachsen 25.949 3.284 11,6 404<br />
NRW 54.465 3.059 21,4 317<br />
Rheinland-Pfalz 16.595 4.148 (3.) 55,7 (2.) 541 (2.)<br />
Saarland 2.312 2.312 (13.) 256 (1.) 279<br />
Sachsen 8.096 1.974 (16.) 5,3 (14.) 240 (13.)<br />
Sachsen-Anhalt 5.662 2.461 4,7 (15.) 171 (16.)<br />
Schleswig-Holstein 6.075 2.169 (15.) 11,7 317<br />
Thüringen 7.878 3.580 8,1 585 (1.)<br />
Deutschland gesamt 236.478 2.890 22.1 338
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Andere Bundesländer<br />
Antwort:<br />
Die Anzahl von Neueintragungen im<br />
Deliktfeld „Drogen im Straßenverkehr“<br />
in das VZR als Gradmesser für die<br />
deliktspezifische Qualität der<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong> eines<br />
Bundeslandes zu bewerten ist derzeit<br />
nicht möglich.<br />
Das Thema ist zu komplex und bislang<br />
wissenschaftlich nicht untersucht.
Ausblick<br />
• Wissenschaftliche Untersuchungen von<br />
Verfahrensabläufen (Prozessevaluationen) aus Polizei und<br />
kommunaler <strong>Verkehrsüberwachung</strong> fehlen bislang<br />
• Insbesondere fehlen:<br />
– Untersuchungen der Relationen zwischen Personaleinsatz und<br />
Überwachungsergebnissen<br />
– Untersuchungen der Qualität polizeiinterner und kommunaler Aus-<br />
und Fortbildung im Bereich <strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
– Qualitative Vergleichsuntersuchungen hinsichtlich des praktischen<br />
Einsatzes der unterschiedlichen Überwachungstechnik (Taktik,<br />
Technik, Personal)<br />
– Qualitative Vergleichsuntersuchungen der Sanktionierung von<br />
Verkehrsverstößen Polizei/Kommunale <strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
– Untersuchungen der Arbeitsmotivation des Überwachungspersonals<br />
etc.<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller
Ausblick<br />
• Insbesondere die zahlreichen<br />
Zusammenhänge und Wechselbeziehungen<br />
der <strong>Verkehrsüberwachung</strong> zu den folgenden<br />
mitwirkenden Institutionen sind bislang<br />
nicht wissenschaftlich untersucht worden:<br />
– Kommunale <strong>Verkehrsüberwachung</strong><br />
– Bußgeldbehörde<br />
– Staatsanwaltschaften<br />
– Abteilungen für Ordnungswidrigkeiten an den<br />
Amtsgerichten<br />
© Prof. Dr. Dieter Müller
© Prof. Dr. Dieter Müller<br />
Wer nicht wissenschaftlich<br />
untersucht wie<br />
<strong>Verkehrsüberwachung</strong> in ihren<br />
Wechselbeziehungen funktioniert<br />
und wo die<br />
Verbesserungspotenziale<br />
verborgen sind, überlässt deren<br />
Erfolge oder Misserfolge dem<br />
„Prinzip Zufall“.<br />
Ausblick
Vielen Dank<br />
für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
Haben Sie noch …