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LHM 2-2012 FINI.indd - Lebenshilfe Nürnberg

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N u m m e r 2 · A u g u s t 2 01 2<br />

In diesem Heft<br />

25 Jahre Integrativer Kindergarten Regenbogen<br />

40 Jahre Interdisziplinäre Frühförderung<br />

40 Jahre Therapeutische Tagesstätte<br />

25 Jahre Wohnstätte Müllnerstraße<br />

20 Jahre Wohnheim Langseestraße<br />

150 Jahre<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>-Arbeit


Grußwort<br />

des Oberbürgermeisters der Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />

Das Programm des diesjährigen <strong>Lebenshilfe</strong>tages in der Meistersingerhalle<br />

zeigte sich umfangreich wie nie zuvor. Allein fünf Jubiläen<br />

wurden an diesem Tag gefeiert, dazu die Verleihung des 11. <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Behindertenpreises.<br />

Bei der mittlerweile erreichten Größe der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />

wird leicht vergessen, dass die Anfänge bis in die frühen 60er Jahre<br />

zurückreichen, als die <strong>Lebenshilfe</strong> als Elternverband, als Zusammenschluss<br />

von Bürgern mit behinderten Kindern, gegründet wurde.<br />

Integration und Inklusion waren damals vollkommen unbekannte<br />

Begriffe, wenn auch die Initiative der Eltern instinktiv auf dem<br />

Inhalt dieser Begriffe aufbaute. Mangels Vorbildern und Vorgängern<br />

war für alle Beteiligten eine mühevolle Überzeugungsar-beit<br />

in allen Bereichen nötig, sei es für den integrativen Kindergarten<br />

Regenbogen, die Frühförderung, die therapeutische Tagesstätte (die<br />

überdies ihren Ursprung in dem Wohnzimmer von engagierten Eltern<br />

hatte), die Wohnstätte Müllnerstraße oder auch das Wohnheim<br />

Langseestraße.<br />

Natürlich ist auch die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> von einer Entwicklung<br />

betroffen, die andere große <strong>Nürnberg</strong>er Behindertenvereine, sowohl<br />

als Selbsthilfe- oder Elternorganisationen gegründet, gleichermaßen<br />

durchgemacht haben.<br />

Beim FRÜHLINGSBALL der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Familien-Sportgruppe im Gemeinschaftshaus<br />

Langwasser konnten wir<br />

viele Freunde und Gäste begrüßen. Voran<br />

Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly<br />

mit seiner Gattin Petra, die seit Jahren<br />

die Schirmherrin unseres FRÜHLINGS-<br />

BALLS ist. Wichtig für unsere Arbeit:<br />

Unsere Kooperationspartner der Hypo-<br />

Vereinsbank mit dem Niederlassungsleiter,<br />

unserem Freund Peter Leberl, der<br />

uns mit einer Spende über Euro 5.000<br />

den Abend verschönte.<br />

(Im Bild mit dem Oberbürgermeister der<br />

Stadt <strong>Nürnberg</strong> und Vorstandsvorsitzender<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong>,)<br />

2 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

Durch ihre schiere Größe ist die <strong>Lebenshilfe</strong> nicht mehr existentiell<br />

auf die Mitarbeit von betroffenen Eltern oder Aktiven angewiesen,<br />

der Übergang von einer Bürgerbewegung zu einem professionellen<br />

Träger der Hilfe für Menschen mit Behinderung ist längst vollzogen.<br />

Und doch bleibt die <strong>Lebenshilfe</strong> in ihrem Selbstverständnis ein Elternverein,<br />

denn die beste professionelle Arbeit kann das elterliche<br />

Engagement und die Beteiligung der Menschen mit Behinderung<br />

nicht ersetzen. Beides ist gleich wichtig und beides setzt sich ergänzende<br />

Schwerpunkte.<br />

Wie engagiert die <strong>Nürnberg</strong>er Stadtgesellschaft in den verschiedensten<br />

Bereichen sein kann, wird durch die Preisträgerliste des<br />

„<strong>Nürnberg</strong>er Behindertenpreises“ eindrucksvoll bewiesen. Ein Querschnitt<br />

durch die einzelnen Projekte und Engagements zeigt einen<br />

Ideenreichtum, der so manchen Betrachter ins Staunen versetzt.<br />

Nach den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

im letzten Jahr bin ich von der Begeisterung aller Mitwirkenden und<br />

Zuschauer beeindruckt und wünsche der <strong>Lebenshilfe</strong> weiterhin viel<br />

Erfolg.<br />

Dr. Ulrich Maly


Liebe Freundinnen und Freunde der <strong>Lebenshilfe</strong>,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

unvorstellbar: <strong>2012</strong> feiert die <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Lebenshilfe</strong> fünf Jubiläen.<br />

Zusammengerechnet sind dies 150 Jahre <strong>Lebenshilfe</strong>-Arbeit.<br />

Da kann man mit Recht das Logo „RESPEKT VERDIENT“ vom letzten<br />

Jahr wieder einsetzen. Die Pioniere für diese fünf Einrichtungen<br />

haben nicht nur unseren Respekt, sondern vor allem ein ganz<br />

GROSSES DANKESCHÖN VERDIENT.<br />

Diese Pioniere, ob Aktive, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Förderer<br />

oder Unterstützer haben die Bürgerbewegung <strong>Lebenshilfe</strong> nachhaltig<br />

geprägt.<br />

Eine gemeinsame Schnittmenge haben alle fünf. Sie waren mit<br />

ihren Zielen PIONIERE und ihrer Zeit voraus. Alle Einrichtungen, die<br />

in diesem Jahr Jubiläum feiern haben für ihren Bereich LEUCHTTÜR-<br />

ME gebaut, die den erfolgreichen Weg der <strong>Lebenshilfe</strong> markieren.<br />

Alle haben ein großes Stück der Bewegung geprägt und prägen es<br />

auch noch heute.<br />

Dies trifft für die größte Frühförderung in Bayern genauso zu, wie<br />

für den ersten und lange Jahre einzigen Integrativen Kindergarten<br />

in unserer Stadt.<br />

Dies trifft für unsere beiden Wohnbereiche zu. Das Heim an der<br />

Langseestraße, das als erstes erkannt hat, dass das Haus um eine<br />

Tageseinrichtung für die ersten Senioren der <strong>Lebenshilfe</strong> ergänzt<br />

werden musste. Die <strong>Lebenshilfe</strong> hat gehandelt und ohne einen<br />

Zuschuss gebaut, weil sie eben der Zeit weit voraus war. Pioniere<br />

waren und sind auch in der Mülllnerstraße zu Gange. Sie haben<br />

die ersten Schritte hin zu einer Sozialraumorientierung, wie es nun<br />

fachlich heißt, angetreten. So richtig „mittendrin“ in Gostenhof<br />

wohnen und leben.<br />

Ganz zu schweigen von dem Weg aus dem „Wohnzimmer-Therapieraum“<br />

in die neu gebaute Therapeutische Tagesstätte an der<br />

Felsenstraße. Darüber haben wir im vergangenen Jahr viel geschrieben<br />

und berichtet.<br />

Nichts ist in all den Jahren verkrustet. Man hat sich nicht zurückgelehnt,<br />

sich auf seinen Erfolgen ausgeruht. Deshalb wird auch in der<br />

Gegenwart und in den nächsten Jahren von den „Fünf“ Jubilaren<br />

die Entwicklung markiert.<br />

In diesem großen Jubiläumsjahr werden die Konzepte für die Zukunft<br />

präsentiert.<br />

Die Frühförderung wird ein großartiges Kooperationskonzept<br />

mit dem Klinikum <strong>Nürnberg</strong>, vor allem mit der Kinderklinik, der<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie und Klabautermann eingehen und<br />

ihren Standort neu im Reha-Zentrum des Süd-Klinikums beziehen.<br />

Bundesweit ein einmaliges Projekt.<br />

Die Therapeutische Tagesstätte wird ganz stark mit den Pegnitz<br />

Werkstätten kooperieren um eine Mittelstufe zwischen Tagesstätte<br />

und Werkstatt oder auch der Berufsstufe zu entwickeln. Die<br />

Was uns bewegt<br />

neuen Ansätze der Inklusion werden Menschen auf den Weg von<br />

der Tagesstätte zur Werkstatt, zur Arbeit helfen, damit der Sprung<br />

nicht zu groß ist. Für andere Menschen mit Behinderung wird dies<br />

ein Angebot, ein Auffangnetz sein, um zum Beispiel nicht von der<br />

Schule aus direkt in die Tagesstätte gehen zu müssen.<br />

Die Müllnerstraße wird sich im Rahmen der Inklusion mehr zu einer<br />

ambulanten Einrichtung Wohnen entwickeln. Sie wird weiter das<br />

Scharnier zwischen Heim und ambulantem Wohnen bilden. Unsere<br />

Einrichtung in der Langseestraße stellt sich der neuen Herausforderung<br />

Demenz und wird auch den Grundstock für eine ambulante<br />

Pflegeeinrichtung der <strong>Lebenshilfe</strong> schaffen.<br />

Für unseren Kindergarten im Wahler-Schlösschen wird es eine<br />

Zukunft geben. Im Herbst steht ein neuer Anbau zur Verfügung und<br />

in Planung ist ein Großprojekt mit der Wahlerschule, um Inklusion<br />

noch besser gemeinsam erleben zu können.<br />

Aber wir wissen, Inklusion gelingt nur, wenn wir alle mitnehmen<br />

und wenn die Ängste bei allen beseitigt werden.<br />

Für die Betroffenen müssen wir LEBENSBILDER aufbauen um zu zeigen,<br />

wie für sie ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben aussehen<br />

kann, ihnen verdeutlichen, dass wir sie nicht alleine lassen, sondern<br />

sie fördern und unterstützen.<br />

Für die Eltern genügen nicht nur die Lebensbilder. Wir müssen Ihnen<br />

helfen, LOSLASSEN zu können. Wir helfen mit die gesellschaftlichen<br />

Normen neu zu setzen, damit der Weg der Kinder offen bleibt.<br />

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, muss deutlich und nachvollziehbar<br />

vermittelt werden, dass es ohne ihr Engagement, ohne<br />

ihre hohe Qualifizierung Inklusion nicht geben wird und dass wir<br />

dazu eher mehr und nicht weniger Mitarbeiter benötigen.<br />

Für die Gesellschaft müssen wir deutlich machen und belegen, dass<br />

Inklusion auch einen WinWin Effekt hat. Gerade mit der Entwicklung<br />

Schule und Arbeit bei der <strong>Nürnberg</strong>er <strong>Lebenshilfe</strong> können wir<br />

zeigen, dass man zwar investieren muss, aber dass mit einer höheren<br />

Qualifikation Menschen mit Behinderung auch ein unabhängiges<br />

und selbstständigeres Leben in der Gesellschaft führen können.<br />

Dann können die Menschen auch viel zurückgeben.<br />

Dieser Pioniergeit der Gründerzeit verpflichtet uns nicht langsamer<br />

zu werden oder gar auf die Bremse zu treten. Diesem Pioniergeist<br />

gegenüber sind wir verpflichtet neue Leuchttürme zu bauen.<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 3


Integrativer<br />

Kindergarten<br />

Lieber Regenbogen,<br />

alles Gute zum Geburtstag und Danke, dass<br />

bei dir jeder anders sein darf; Groß und<br />

klein und jung und alt.<br />

Katrin Hoßfeld, Kinderpflegerin<br />

seit 2008<br />

Ein viertel Jahrhundert bist du nun alt,<br />

begleitet hab ich dich auch einige Zeit. Viele<br />

Generationen haben in dir gelebt, gefühlt,<br />

gelacht, gelernt,... Sind mit dir gewachsen<br />

und kommen gern zurück zu dir. Ich wünsch<br />

dir – auch bald im neuen Kleid – weiterhin<br />

eine gute Zeit und sag DANKE für die<br />

Gemeinsamkeit!<br />

Karen Schraufl-Stuhldreher,<br />

Heilerziehungspflegerin, seit 2001<br />

Kinder wie die Zeit vergeht!<br />

Ist es denn wirklich wahr,<br />

jetzt gibt es 25 Jahr,<br />

den Regenbogen Kindergarten,<br />

die Kinder die hier auf dich warten,<br />

sind echt begeistert, laden dich ein,<br />

bei ihnen mal als Gast zu sein.<br />

Allerherzlichste Glückwünsche zum<br />

25-jährigen Jubiläum!<br />

Frank Hofmann, Logopäde, tätig für die<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong>, seit 1991<br />

Alles Gute zum 25. Geburtstag! Ein Vierteljahrhundert<br />

bist du geworden, das ist<br />

schön! Es ist für mich eine Ehre dass ich im<br />

Regenbogen arbeiten darf.<br />

Carina Kirchschläger, Hauswirtschaftshelferin,<br />

seit 2008<br />

Ich wünsche dem Regenbogen zu seinem<br />

25-jährigen Jubiläum weiterhin<br />

motivierte, freundliche und kompetente<br />

Mitarbeiter(innen) und eine so entspannte<br />

Arbeitsatmosphäre mit dem Team!<br />

Sabine Dorn, Krankengymnastin, Therapeutin,<br />

seit 1995<br />

Seit 25 Jahren bietest du Kindern mit<br />

4 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

Regenbogen<br />

unterschiedlichen Fähigkeiten einen Raum<br />

zum Lernen und machst es möglich, dass<br />

sich Familien aus dem Stadtteil und darüber<br />

hinaus begegnen können. Dabei war und<br />

ist immer oberstes Ziel, ALLEN Kindern ein<br />

vertrautes Lernumfeld zu bieten, in dem<br />

sie sich nach ihren Bedürfnissen entwickeln<br />

können und gestärkt werden für den<br />

weiteren Weg. Ich wünsche dir, dass du<br />

dieses Ziel nie aus den Augen verlierst und<br />

so offen, bunt und facettenreich bleibst, wie<br />

der Regenbogen!<br />

Marianne Heinen, Einrichtungsleitung<br />

und heilpädagogischer Fachdienst,<br />

seit 2009<br />

Ich wünsche, dass der Regenbogen noch<br />

vielen Kindern ein Tor in eine bunte Welt ist.<br />

Monika Bock, Ergotherapeutin,<br />

seit <strong>2012</strong><br />

Der Regenbogen macht seinem Namen alle<br />

Ehre!<br />

Integrativer Kindergarten Regenbogen<br />

Brettergartenstraße 70<br />

90427 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel.: 0911-58793800<br />

email: Kindergarten@Lhnbg.de<br />

Marianne Heinen<br />

Diplom Sozialpädagogin<br />

seit September 2009<br />

Leitung im Regenbogen<br />

Die unterschiedlichen Menschen kommen<br />

zusammen und bilden zusammen etwas<br />

Spektakuläres!<br />

Patrick Krawczyck, Kinderpfleger,<br />

seit 2009<br />

Ich wünsche dem Regenbogen, dass er noch<br />

vielen Kindern eine wunderschöne, herzerwärmende<br />

Kindergartenzeit schenken möge<br />

und diese Kinder hier miteinander und in<br />

ihrer Einzigartigkeit wachsen können.<br />

Kerstin Reichenbecher, Erzieherin,<br />

seit 2009<br />

Lieber Regenbogen, ich wünsche dir ganz<br />

viel Sonnenschein und gerade so viel Regen,<br />

dass du weiterhin in all deinen Farben und<br />

Facetten strahlen kannst.<br />

Felix Runge, FSJ, seit 2001<br />

Lieber Regenbogen,<br />

25 Jahr, das ist wirklich wunderbar!<br />

Ich wünsche dir weiterhin ein tolles Team,


dass du weiter so viele Kinder beim Wachsen,<br />

Singen, Lachen und Lernen begleiten<br />

darfst und sich hier noch viele Jahre Groß<br />

und Klein wohlfühlen!<br />

Stephie Spindler, Kinderpflegerin,<br />

seit 2006<br />

Inklusion ist echt der Hit, alle Kinder machen<br />

mit. Jeder darf hier, wie er kann, Inklusion<br />

für jedermann!<br />

Susanne Böhm, Heilerziehungspflegerin,<br />

seit <strong>2012</strong><br />

Eine Zeitreise durch<br />

25 Jahre Kindergarten<br />

Als Leiter der Tagesstätte bekam Stefan Engeln in den Jahren<br />

1985-1987 oft von Eltern die Frage gestellt, ob es in der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Nürnberg</strong> einen „Integrativen Kindergarten“ gibt. Die Frage wurde<br />

mit den Jahren immer häufiger gestellt , so dass der Vorstand der<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> den Beschluss fasste, eine Arbeitsgruppe einzurichten,<br />

die sich mit der Gründung eines Integrativen Kindergartens beschäftigen<br />

sollte. Das hieß konkret, eine Konzeption zu erstellen und<br />

entsprechende Räume zu suchen.<br />

Der Arbeitsgruppe gehörten damals Frau Greger-Schenk, Frau<br />

Neerpasch, Frau Stephan, Herr Ramke und Herr Engeln an. In vielen<br />

intensiven Abendsitzungen konnte ein erster konzeptionellenr Entwurf<br />

für einen integrativen Kindergarten erstellt werden.<br />

Eine große Herausforderung stellte die Suche nach Räumen, die<br />

den Auflagen des Jugendamtes gerecht wurden, dar. Es war schwer,<br />

einen Platz zu finden, der allen Anforderungen gerecht wurde.<br />

Nach vielen Überlegungen wurde die Idee umgesetzt, die damalige<br />

SVE in der Brettergartenstraße mit ihren 2 Gruppen in die Waldaustraße<br />

zu verlegen, so dass nach einigen Umbaumaßnahmen die<br />

räumlichen Auflagen des Jugendamtes erfüllt werden konnten.<br />

Zwischenzeitig hatte sich die Gründung eines Integrativen Kindergartens<br />

in <strong>Nürnberg</strong> herumgesprochen und es folgten viele<br />

Anfragen von interessierten Eltern behinderter und nicht behinderter<br />

Kinder.<br />

Nach 2-jähriger Planungsphase konnte dann 1987 endlich die erste<br />

Ich gratuliere und wünsche dir, dass du bleiben<br />

kannst was du bist: Ein Ort der Begegnung,<br />

an dem es normal ist anders zu sein!<br />

Andrea Rager, Erzieherin, seit 2010<br />

Lieber Regenbogen, du hast viele Jahre<br />

hinter dir, in denen mit viel Enthusiasmus,<br />

Herzblut und Kämpfergeist an einem gedeihlichen<br />

Miteinander aller Kinder gearbeitet<br />

wurde. Ich wünsche dir für die Zukunft<br />

weiterhin die Offenheit, die Geduld, das<br />

Einfühlungsvermögen und nicht zuletzt den<br />

Wie alles begann...<br />

Humor, den du auf dem Weg zur Integration<br />

und Inklusion schon oft bewiesen hast!<br />

Alles Gute!<br />

Ulrike Glas, Psychologischer Fachdienst,<br />

seit 2002<br />

Ich wünsche dir, oh Regenbogen, weiter<br />

viele Farben!<br />

Die sollen dich die nächsten Jahr‘ und alle<br />

Zeiten tragen.<br />

Zdenka Fischer, Heilpädagogin,<br />

seit 2006<br />

Kindergartengruppe „Regenbogengruppe“ mit 15 Kindern – davon 5<br />

Kinder mit Behinderung – eröffnet werden. Bereits damals wurden<br />

nicht nur Kinder mit geistiger Behinderung aufgenommen, sondern<br />

auch Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen, Entwicklungsverzögerungen,<br />

Wahrnehmungsstörungen oder Verhaltensbesonderheiten.<br />

Nach einjähriger Erprobung und hoher Nachfrage traute<br />

man sich im Jahre 1988 die Gründung einer zweiten Gruppe zu.<br />

Marianne Heinen<br />

Herr Engeln erinnert sich noch sehr gut an die anfänglichen Höhen<br />

und Tiefen:<br />

„ Behinderte Kinder stören die Ästhetik“,<br />

„Initiative „Regenbogen“ stößt auf Skepsis“ oder<br />

„Beim „Regenbogen“ sehen manche rot“, . . .<br />

So lauten im Jahr 1986-1987 einige Überschriften in Presseartikeln<br />

der <strong>Nürnberg</strong>er Zeitungen und trotzdem haben wir es geschafft im<br />

Jahr 1987 einen der ersten Integrativen Kindergärten in Bayern zu<br />

gründen.<br />

Es war eine absolute Pionierarbeit, in <strong>Nürnberg</strong> einen integrativen<br />

Kindergarten zu gründen; Eltern und Mitarbeiter des Kindergartens<br />

versuchten durch viel Engagement, den Kindergarten als eine kleine<br />

Insel im damals sehr konservativen und festgefahrenen System<br />

der öffentlichen Kindergärten und Sondereinrichtungen zu gründen.<br />

Es gab viele Elternabende an denen intensiv und manchmal<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 5


auch heftig und leidenschaftlich diskutiert wurde um die Einrichtung<br />

abzusichern. Immer wieder gab es von außen Widerstände und<br />

Probleme, sei es in der Finanzierung oder z.B. in vielen Fragestellungen.<br />

Werden durch die Gründung des Kindergartens die SVE Einrichtungen<br />

gefährdet? Was geschieht mit den dortigen Arbeitsplätzen ?<br />

Gibt es jetzt „Edelbehinderte“ in integrativen Kindergärten und nur<br />

noch Schwerbehinderte in SVE ? Eigentlich ungeheuerliche Fragestellungen<br />

wie auch die damaligen Überschriften in den Zeitungen,<br />

die doch heute hoffentlich überholt sind. Herausragend waren<br />

schon damals die Themen die wir diskutierten, und bereits 1987 in<br />

einem Artikel der <strong>Nürnberg</strong>er Nachrichten erschienen: „Die Einrichtung<br />

von integrativen Schulklassen wäre jetzt konsequent“ (Mutter<br />

Wie viele Menschen mit Behinderung<br />

oder solche, die gefährdet sind,<br />

werden betreut?<br />

Nach einem Jahr übernahm Frau<br />

Semeniuk die Leitung am 01.09.1988<br />

6 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

aus dem Regenbogen). „Spätestens in 10 Jahren sollte jedes Kind<br />

mit Behinderung eine integrative Kindergartengruppe in seinem<br />

Stadtteil besuchen können“ (Stefan Engeln). „Von Anfang an - keine<br />

Aussonderung von behinderten Kindern!“ (Stefan Engeln). Das Wort<br />

„Inklusion“ gab es in diesem Zusammenhang noch nicht, aber der<br />

„Regenbogen“ beschäftigte sich schon damals mit dem Thema!<br />

Also 1987/1988 eine sehr zukunftsweisende Initiative die sich heute<br />

in vielen Einrichtungen in ihren Konzepten wieder findet.<br />

Als <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> können wir stolz darauf sein.<br />

Stefan Engeln im Jahre <strong>2012</strong><br />

Im ersten Jahr 1987<br />

1 Gruppe<br />

Regenbogengruppe:<br />

15 Kinder,<br />

davon 5 Kinder mit Behinderung oder<br />

von Behinderung bedroht<br />

Mitarbeiter<br />

Gruppenleitung: Frau Murmann<br />

Zweitkraft: Frau Semeniuk<br />

ZIVI: Herr Schönfelder und Herr Freund<br />

Krankengymnastin: Frau Freund<br />

Psychologe: Herr Ramke<br />

heute <strong>2012</strong><br />

2 Gruppen<br />

Wolkengruppe: 19 Kinder<br />

Sonnengruppe: 15 Kinder<br />

Davon in jeder Gruppe 5 Kinder mit Behinderung<br />

oder von Behinderung bedroht<br />

Mitarbeiter<br />

Hausteam:<br />

Kindergartenleitung: Frau Heinen<br />

Stellvertreterin und Gruppenleitung „Sonnen“: Frau Schraufl<br />

Gruppenleitung „Wolken“: Frau Rager<br />

Erzieherinnen: Frau Fischer, Frau Reichenbecher,<br />

Heilerziehungspflegerin: Frau Böhm<br />

Kinderpfleger(-innen): Herr Krawczyck, Frau Spindler, Frau Hoßfeld<br />

FSJ: Felix Runge<br />

Hauswirtschaftliche Hilfe: Carina Kirchschläger<br />

Interdisziplinäres Team:<br />

Krankengymnastin: Frau Sabine Dorn<br />

Logopäde: Herr Frank Hofmann<br />

Ergotherapeutin: Frau Monika Bock<br />

Psychologischer Fachdienst: Frau Ulrike Glas


Von oben links nach rechts: Monika Bock,<br />

Frank Hofmann, Ulrike Glas, Felix Runge,<br />

Marianne Heinen, Patrick Krawczyck,<br />

Susanne Böhm, Karen Schraufl-Stuhldreher<br />

Von unten links nach rechts: Sabine Dorn,<br />

Katrin Hoßfeld, Kerstin Reichenbecher,<br />

Stephanie Spindler, Andrea Rager,<br />

Carina Kirchschläger, Zdenka Fischer,<br />

(nicht auf dem Bild)<br />

Zitate von Ehemaligen<br />

„Im Rückblick auf die Gründung des Integrativen Kindergartens<br />

Regenbogen spüre ich einen gewissen Stolz und Genugtuung, dass<br />

wir in den 80-er Jahren dieses Projekt verwirklichen konnten. In der<br />

Erinnerung bleibt bis heute die tiefe Überzeugung, dass der damalige<br />

Weg mit dem Regenbogen der Richtige war und somit vielen<br />

Kinder, in <strong>Nürnberg</strong> eine schöne Zeit und eine gute Entwicklungsmöglichkeit<br />

mit diesem Konzept angeboten haben.“<br />

Stefan Engeln, Gründer des Kindergartens<br />

„Ohne den integrativen Kindergarten wäre ich sicher nicht so weit<br />

gekommen.“<br />

Fabian Meißner, 1. Regenbogenkind 1987<br />

Mit 15 Kindern, davon 5 Kindern mit Behinderung, neugierigen<br />

Eltern, Erziehern und Zivis haben wir uns damals auf eine Herausforderung<br />

mit viel Neuem eingelassen. Das erste und die folgenden<br />

Jahre haben uns so zusammengeschweißt, dass es für alle eine tolle<br />

Erfahrung geworden ist. Aus den Kinderschuhen der Einrichtung<br />

sind stabile Treckingschuhe geworden. Eine erfahrungsreiche, uns<br />

alle verbindende Zeit. Die intensive Zusammenarbeit mit dem Team,<br />

den Eltern, den Therapeuten und den Kindern fand eine positive,<br />

wichtige Erfahrung um deren Einsatz es sich zu kämpfen lohnte.<br />

Angela Semeniuk, Kindergartenleitung ab1988<br />

Regenbogen<br />

Wer den Regenbogen sieht,<br />

durch die bunte Brücke zieht,<br />

für den ist der Tag so schön<br />

und voller Wunder.<br />

Wer die sieben Farben kennt<br />

und sie recht beim Namen nennt,<br />

für den kommt der Regenbogen<br />

bisschen runter.<br />

Rot, Orange, Gelb und Grün,<br />

sind im Regenbogen drin,<br />

Blau und Indigo gehts weiter<br />

auf der Regenbogenleiter<br />

und dann kommt das Violett<br />

sieben Farben sind komplett<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 7


Was sich entwickelt...<br />

Ein denkmalgeschütztes Haus, erfüllt nur schwer die Brandschutzbestimmungen<br />

für den Betrieb einer Kindertagestätte.<br />

Nach mehreren Begehungen und Diskussionsrunden mit den zuständigen<br />

Behörden der Stadt wurde im Januar <strong>2012</strong> schlussendlich<br />

eine klare und unumgängliche Entscheidung getroffen:<br />

Die 1. Etage im Haus darf nur noch bis Ende August <strong>2012</strong> mit<br />

Kindern genutzt werden.<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> war nun gezwungen, sich kurzfristig<br />

nach einem adäquaten Ersatzgebäude für die Gruppe der 1. Etage<br />

umzuschauen. So entschied sich die <strong>Lebenshilfe</strong> dazu, im linken<br />

Gartengrundstück des Kindergartens in Form eines Holzständerbaus<br />

ein Ersatzgebäude für die Wolkengruppe der 1. Etage zu errichten.<br />

Der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> e.V. ist der Standort Schniegling über die<br />

8 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

Seit 25 Jahren gehen Kinder mit und<br />

ohne Behinderung gemeinsam in einen<br />

Kindergarten. 1987 war diese Vorstellung<br />

außergewöhnlich. Verantwortlich dafür<br />

war damals Stefan Engeln, der hier echte<br />

Pionierarbeit geleistet hat. Fast 20 Jahre<br />

später wird der Leitgedanke der Inklusion<br />

in der UN-Konvention über die Rechte von<br />

Menschen mit Behinderungen auch für das<br />

Bildungssystem festgeschrieben. Kindertageseinrichtungen<br />

kommt hier eine besondere<br />

Bedeutung zu: Durch die gemeinsame<br />

Bildung, Betreuung und Erziehung von<br />

Kindern mit und ohne Behinderung wird der<br />

Leitsatz der <strong>Lebenshilfe</strong> „Es ist normal, verschieden<br />

zu sein!“ zu gelebter Wirklichkeit.<br />

Wertschätzung, Akzeptanz und Verständnis<br />

müssen den Kindern nicht mühsam „eingetrichtert“<br />

werden – sie sind Bestandteil des<br />

Kita-Alltags. Zudem erfahren alle Kinder in<br />

der integrativen Kita Regenbogen die für<br />

sie individuell beste Förderung. Grundlage<br />

hierfür ist eine Vielzahl an Materialien, die<br />

speziell nach den Bedürfnissen und dem<br />

Entwicklungsstand des einzelnen Kindes<br />

konzipiert werden sowie eine genaue<br />

Beobachtung und Begleitung des Kindes in<br />

seinen unterschiedlichen Phasen.<br />

Inklusion wird in unserer Gesellschaft leider<br />

immer noch viel zu wenig gelebt. Bundesweit<br />

wird zwar mittlerweile eine Inklusi-<br />

Jahre sehr ans Herz gewachsen - nicht zuletzt wegen der intensiven<br />

Kooperation zwischen der Wahlerschule und der Jakob-Muth-<br />

Schule. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort für den Neubau<br />

des Kindergartens fiel der <strong>Lebenshilfe</strong> das große Schulgelände der<br />

Wahlerschule ins Auge. Die Wahlerschule wurde 2011 zur Inklusiven<br />

Schule ernannt. Was würde sich als Standort für einen integrativen<br />

Kindergarten besser anbieten, als ein Schulgelände einer Schule,<br />

die sich auf den Weg gemacht hat, Kinder mit und ohne Behinderung<br />

in gleicher Form in gemeinsamem Unterricht Bildung zu<br />

ermöglichen. Die Installation eines integrativen Kindergartens auf<br />

dem Schulgelände der Wahlerschule würde eine intensive Kooperation<br />

möglich machen und Inklusion von Anfang bis in die Schule<br />

hinein erlebbar machen. Wir würden unserem großen Bestreben<br />

nach einem Bildungssystem für alle Kinder ein großes Stück näher<br />

kommen! Marianne Heinen - Einrichtungsleitung<br />

onsquote von 60 Prozent in Kindertageseinrichtungen<br />

erreicht, in der Grundschule<br />

schmilzt der Anteil allerdings auf 34 Prozent,<br />

in der Sekundarstufe I auf 15 Prozent.<br />

76 Prozent der Jugendlichen mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf erreichen<br />

hierzulande den Hauptschulabschluss nicht.<br />

Die Chancen am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt<br />

werden dadurch massiv geschmälert.<br />

Da sich in unserer Gesellschaft das Selbstbild<br />

stark über Arbeit definiert und soziale<br />

Kontakte auch am Arbeitsplatz gepflegt<br />

werden, verwehrt das Bildungssystem unseren<br />

Mitmenschen mit Behinderungen einen<br />

wichtigen Baustein sozialer Teilhabe.<br />

Es kann daher gar nicht hoch genug geschätzt<br />

werden, dass die <strong>Lebenshilfe</strong> mit ihrer<br />

Pionierarbeit vor 25 Jahren einen Ort der<br />

Begegnung für unsere Kleinsten geschaffen<br />

hat und damit Tag für Tag ein Stück „Normalität“<br />

in unserer Gesellschaft verwirklicht.<br />

Dafür vielen Dank, alle Anerkennung und<br />

weiterhin viel Erfolg bei Ihrem Wirken!<br />

Reiner Prölß<br />

Referent für Jugend, Familie und Soziales<br />

der Stadt <strong>Nürnberg</strong>


Stefan Engeln<br />

Diplom Sozialpädagoge,<br />

seit August 1990 Leitung der<br />

Interdisziplinären<br />

Frühförderung<br />

Interdisziplinäre Frühförderung<br />

Krelingstraße 41/42<br />

90408 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel.: 0911-58793411<br />

email: Fruehfoerderung@Lhnbg.de<br />

Der Beginn<br />

Eigentlich sind es schon 41 Jahre. Bereits 1971 wurde in einem Hinterhof<br />

in der Südstadt die Frühförderung gegründet. Eine Heilpädagogin<br />

betreute neun geistig behinderte Kleinkinder. Die Vermittlung<br />

der Kinder fand durch das Gesundheitsamt statt. Ein Jahr später<br />

waren es schon fast 30 Kinder die von einer zusätzlichen Mitarbeiterin<br />

gefördert wurden.<br />

40 Jahre<br />

Frühförderung<br />

Die <strong>Nürnberg</strong>er Nachrichten schrieben 1973:<br />

„Störungen so früh wie möglich zu erkennen und bis zum Vorschulalter<br />

bereits ausgeglichen zu haben oder, wenn nötig, die weiterführende<br />

Betreuung entsprechend der Behinderung sicherzustellen,<br />

ist das Ziel der Frühförderung“<br />

Frühförderung war zu diesem Zeitpunkt etwas vollkommen Neues.<br />

Kinder und Familien wurden mobil zu Hause besucht um mit den<br />

Eltern eine Möglichkeit der Förderung zu besprechen.<br />

„Viele Eltern scheuten sich der Wahrheit ins Auge zu sehen, ein<br />

Kind zu haben, das sich nicht normal entwickelt“.<br />

* NN 04/1973<br />

Wie hat Alles begonnen ?<br />

Gespräch mit Frau Sehrbrock, der Gründerin der Frühförderung in<br />

<strong>Nürnberg</strong> und Frau Greger-Schenk einer der ersten Mitarbeiterinnen.<br />

Engeln: Frau Sehrbrock, wie hat Alles begonnen ?<br />

Frau Sehrbrock: 1971 kam ich von Dortmund nach <strong>Nürnberg</strong>. Mir<br />

wurde als Heilpädagogin in <strong>Nürnberg</strong> eine Stelle bei der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

angeboten. Mein Mann war bereits beruflich in <strong>Nürnberg</strong>. Ich bekam<br />

die Aufgabe, eine Haus- und Frühbetreuung zu gründen. In einem<br />

Hinterhof in der Wirthstraße bekam ich ein kleines Zimmer. Über das<br />

Gesundheitsamt der Stadt <strong>Nürnberg</strong> wurden Kontakte zu den ersten<br />

Familien mit behinderten Kindern hergestellt. In den ersten Jahren<br />

war der Kontakt zwischen unserer Stelle und dem Gesundheitsamt<br />

sehr eng. Die Stadt <strong>Nürnberg</strong> überlegte zu diesem Zeitpunkt , ob<br />

sie nicht selber eine Frühförderung gründen wollte. Im Jahr 1972/73<br />

kamen drei Kolleginnen dazu, eine davon war Frau Greger-Schenk.<br />

Die Anfrage von Eltern war bereits in den ersten Jahren sehr intensiv.<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 9


Engeln: Frau Greger Schenk, wie war für Sie der Einstieg in die<br />

Frühförderung ?<br />

Gab es schon ein Konzept und fachliche Standards ?<br />

Frau Greger-Schenk: ich war gerade 20 Jahre alt und für mich war<br />

es vollkommenes Neuland. Zusammen mit Frau Sehrbrock und Frau<br />

Stephan wurde ein erstes Konzept entwickelt. Die Gemeinschaft,<br />

heute spricht man von Teamarbeit, war sehr intensiv und schön.<br />

Anders hätten wir es auch gar nicht geschafft, aus dem „Nichts“<br />

eine Frühförderung zu gründen. Auch war die <strong>Lebenshilfe</strong> ein echter<br />

Verein, untereinander kannte man sich noch. Heute ist alles anders.<br />

Engeln: Frau Sehrbrock, welche Kinder wurden betreut und wo<br />

wurden die Kinder betreut, zu Hause oder im Kindergarten oder in<br />

der Wirthstraße ?<br />

Frau Sehrbrock: die Kinder wurden in den ersten Jahren ausschließlich<br />

zu Hause aufgesucht und gefördert. Bald kamen aber auch die<br />

ersten Kleingruppen zu uns in die Wirthstraße. Eine Versorgung in<br />

den Kindergärten gab es nicht. Dazu kam eine erste Mutter-Kind-<br />

Gruppe. Die Kinder waren im Alter von 0- 4 Jahren bei denen eine<br />

Behinderung festgestellt wurde. Ab ca.1976 wurden Kinder bis zur<br />

Einschulung versorgt, dazu kamen Kinder mit Entwicklungsverzögerungen.<br />

Engeln: Frau Sehrbrock, hatten Sie Unterstützung bei der Grüdung<br />

und der Weiterentwicklung bei der Haus- und Frühbetreuung ?<br />

Frau Sehrbrock: kurz nach der Gründung in <strong>Nürnberg</strong> wurde in<br />

Erlangen, in Schwabach und in Fürth ebenfalls eine Haus- und<br />

Frühbetreuung gegründet. Dies war für uns sehr wichtig, da wir uns<br />

somit gemeinsam austauschen konnten. Die Bundesvereinigung<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> hat uns dabei sehr geholfen<br />

Die Frühförderung der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> gründete 1975/76 im<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Land in Lauf eine weitere Frühförderstelle. Ein Mitarbeiter<br />

der <strong>Nürnberg</strong>er Frühförderung übernahm im Jahr 1978 unter<br />

der Trägerschaft der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong>er-Land anschließend<br />

eine eigenständige Frühförderung. Wir waren also auch „Geburtshelfer“,<br />

was heute oft vergessen wird. In den 80-er Jahren hatte ich<br />

die Befürchtung, dass die Schule bzw. das Kultusministerium die<br />

Frühförderung übernehmen möchte. Die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> und<br />

auch die damalige Leitung der <strong>Lebenshilfe</strong> Schule hat sich allerdings<br />

dagegen ausgesprochen, denn dies hätte sicherlich ein ganz<br />

anderes Konzept bedeutet.<br />

10 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

Engeln: Frau Greger-Schenk ist die heutige Arbeit in der Frühförderung<br />

eine andere Arbeit als vor 40 Jahren ?<br />

Frau Greger-Schenk: Ja, damals war der Schwerpunkt die direkte<br />

Arbeit mit dem Kind und den Familien, was sicherlich heute immer<br />

noch zutrifft aber heute ist der bürokratische Aufwand und die<br />

Vernetzungsarbeit zusätzlich sehr groß geworden. Wir hatten mehr<br />

Zeit für Teamarbeit und jedes Kind wurde individuell beim Gesundheitsamt<br />

untersucht und regelmäßig besprochen. Heute finden<br />

diese Untersuchungen nur noch selten im Gesundheitsamt statt, da<br />

die meisten Kinder über den Kinderarzt zu uns kommen. Auch die<br />

Familien haben sich geändert, heute sind es sehr viele Familien die<br />

eine soziale Problematik haben und somit vielerlei Hilfen benötigen.<br />

Die psychische Belastung der einzelnen Kolleginnen ist sehr hoch<br />

geworden.<br />

Zu den Personen:<br />

Frau Sehrbrock ist 1990 in den Ruhestand gegangen. Sie hat in<br />

Bayern die erste Frühförderung der <strong>Lebenshilfe</strong> gegründet und war<br />

fachlich und persönlich bundesweit sehr anerkannt. Die Bundesvereinigung<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> hat all die Jahre immer wieder Frau Sehrbrock<br />

als anerkannte Fachfrau für inhaltliche und organisatorische<br />

Aufgaben zu Rate gezogen.<br />

Frau Greger-Schenk ist eine Kollegin die Ende des Jahres in Alterrückstellung<br />

geht. Sie ist sicherlich eine Mitarbeiterin die am längsten<br />

in einer bayerischen Frühförderstelle tätig war und unzählige<br />

Kinder und Familien betreut hat. Ihr besonderes Anliegen galt den<br />

sozial benachteiligten Familien, ihre Herzlichkeit im Umgang mit<br />

den Kindern war beispielhaft.<br />

Mit beiden Kolleginnen ging und geht eine bestimmte Ära der Frühförderung<br />

und der <strong>Lebenshilfe</strong> zu Ende und es beginnt eine neue.<br />

Heute<br />

Inzwischen sind es insgesamt mehr als 30 Mitarbeiter die in der<br />

Frühförderung tätig sind in enger Zusammenarbeit mit 7 Kooperationspraxen.<br />

Insgesamt werden z.Zt. ca. 460 Kinder betreut und<br />

die Anmeldungen steigen ständig, sodass ca. 50 Kinder auf einen<br />

Therapieplatz warten müssen. In der Frühförderung wurden im Jahr<br />

2011 ca. 17.000 heilpädagogische Behandlungen durchgeführt und<br />

ungefähr 16.000 therapeutische Behandlungen. Dazu kommen<br />

die vielen Beratungsgespräche und die Eingangsdiagnosen. Eine<br />

beeindruckende Zahl. Die Frühförderung der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />

zählt somit zu der größten Einrichtung in Bayern und zu einer der<br />

größten Frühförderstellen in Deutschland. Darauf kann die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Nürnberg</strong> sehr stolz sein.<br />

Waren es früher überwiegend behinderte Kinder im Alter von 0-3<br />

Jahren, sind es heute Kinder mit Behinderungen und überwiegend<br />

Kinder mit komplexen Entwicklungsauffälligkeiten im Alter<br />

von 0 – 6 Jahren. Die Kinder werden überwiegend zu Hause oder<br />

in Kindergärten heilpädagogisch oder medizinisch-therapeutisch<br />

betreut. Wir sprechen von einer mobilen Frühförderung so wie es<br />

1971 begann mit der „Haus- und Frühbetreuung“. Wir sind sehr<br />

froh, dass wir diesem Konzept treu geblieben sind, weil gerade die<br />

mobile Frühförderung von den Eltern sehr gerne angenommen<br />

wird und auch fachlich sehr gut in ein ganzheitliches Konzept passt<br />

durch die Einbeziehung des sozialen Umfeldes, welches in einer<br />

rein ambulanten Tätigkeit d.h. in der Frühförderung oder Praxis nur<br />

eingeschränkt möglich wäre. Was allerdings auch bedeuten kann,<br />

dass ambulante Tätigkeiten stattfinden müssen, wenn z.B. aus the-


apeutischen Gründen entsprechende Rahmenbedingungen nur in<br />

der Frühförderung vorzufinden sind z.B. Therapiemittel, räumliche<br />

Gegebenheiten u.a. . Auch die Eingangsdiagnosen und die Erstberatung<br />

findet grundsätzlich in der Frühförderung statt. Viele weitere<br />

Angebote und Funktionen sind in den Jahren als Aufgabe dazu<br />

gekommen, hierbei sei vor allem die Fachberatung für Kindergärten<br />

genannt, die sehr erfolgreich den <strong>Nürnberg</strong>er Kindergärten bei<br />

Fragen zur Integration und Inklusion beratend zur Seite steht.<br />

Gesetzlich hat sich seit der Gründung der Frühförderung besonders<br />

in den letzten Jahren viel verändert. Im Jahr 2001 wurde im<br />

SGB IX die Frühförderung gesetzlich „verankert“ d.h. Eltern haben<br />

bei entsprechender Diagnosen einen Anspruch auf Frühförderung.<br />

Eine sehr positive Entwicklung. Im Jahr 2006 kam in Bayern eine<br />

sogenannte Landesrahmenvereinbarung dazu, die uns aber leider<br />

bis heute ziemliche Sorgen bereitet, vorwiegend durch einen sehr<br />

gestiegenen bürokratischen Aufwand und den schlechten Kostensätzen<br />

durch die Krankenkassen und die Sozialhilfeträger.<br />

Zukunft<br />

In der aktuellen Beschreibung wird deutlich, dass die Frühförderung<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> in den gestellten Aufgaben an seine<br />

Kapazitätsgrenzen kommt. Dies bedeutet, dass die Frühförderung<br />

sich personell und räumlich neu überdenken und entsprechende<br />

Maßnahmen ergreifen muss um den gestellten Versorgungsauftrag<br />

zu erfüllen.<br />

Die Frühförderung hat deshalb eine Kooperation zusammen mit<br />

dem Klinikum <strong>Nürnberg</strong> vereinbart. Im Jahr 2013/14 wird die<br />

Zentrale der Frühförderung in das erweiterte Gebäude des REHA-<br />

Zentrums , auf dem Gelände des Süd-Klinikums umziehen. Der neue<br />

Standort ist in unmittelbarer Nähe zur Kinderklinik. Gleichzeitig<br />

wird eine stärkere Vernetzung und Kooperation auf der fachlichen<br />

Ebene entstehen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen<br />

Kinderärzten soll entsprechend intensiviert werden<br />

gleichzeitig sind die Kinderärzte bei der Entwicklung des Projektes<br />

mit einbezogen. Diese neue Frühförderung wird einmalig in Bayern<br />

sein und eine wesentliche Verbesserung in der Versorgung für die<br />

Kinder in <strong>Nürnberg</strong> bedeuten.<br />

Auch hier ist die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> sicherlich ein Vorreiter in der<br />

Entwicklung der Frühförderung, wie im Jahre1971.<br />

Frühförderung<br />

und <strong>Lebenshilfe</strong><br />

Interessant ist es auch die Frühförderung im Zusammenhang mit<br />

dem Verein „<strong>Lebenshilfe</strong>“ zu betrachten. Gerade bei einer Einrichtung<br />

die 40 Jahre alt geworden ist und somit eine der ersten<br />

Einrichtungen der <strong>Lebenshilfe</strong> war.<br />

Hier stellt sich die Frage, welchen Stellenwert hat zukünftig die<br />

Frühförderung in der <strong>Lebenshilfe</strong>? Bundesweit tendiert die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

dazu sich auf ihre Aufgaben im Bereich Wohnen, Arbeit und<br />

der offenen Behindertenarbeit zu konzentrieren. Der Bereich Kleinkinder<br />

und Frühförderung wurde in den letzten Jahren vernachlässigt.<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> sollte kritisch darüber nachdenken, welche<br />

Aufgaben sie sich zukünftig als Schwerpunkte setzt, oder ob sie<br />

dieses zukünftig anderen Trägern überlassen will. Gleichzeitig stellt<br />

man fest, dass nur wenige Eltern der Frühförderung Mitglied in der<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> sind. Woran liegt das? Sicherlich war es schon immer so,<br />

dass das Akzeptieren von Behinderung oder Entwicklungsauffälligkeiten<br />

ein Prozess ist, der in den ersten Lebensjahren eines Kindes<br />

nicht gleich dazu führt, sich mit anderen zu solidarisieren, sondern<br />

sich erst einmal mit der eigenen Situation auseinanderzusetzen<br />

und dann zu Handlungen und Hilfestellungen zusammenzufinden.<br />

Dazu kommt, dass die damalige Gründergeneration der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

vieles erkämpfen musste um entsprechende Hilfen für ihre Kinder<br />

zu erhalten. Inzwischen wird es allerdings als selbstverständlich<br />

vorausgesetzt, dass es eine <strong>Lebenshilfe</strong> gibt und entsprechende<br />

Leistungen abgerufen werden. Dabei wird nicht unterschieden ob<br />

der Träger die Kommune ist oder ein anderer Träger. Das „solidarische<br />

Gefühl“ das Erreichte zu erhalten oder zu verbessern ist zum<br />

großen Teil verloren gegangen. Immer wieder taucht die Frage auf,<br />

welche Vorteile habe ich, wenn ich Mitglied in der <strong>Lebenshilfe</strong> bin?<br />

Dazu kommt, dass sich Eltern nur noch wenig in Gruppen organisieren<br />

sondern eher als Einzelkämpfer fungieren, dieses Phänomen<br />

beobachten auch andere Vereine und Organisationen. Aber wie<br />

wichtig wäre es, diese Solidarität wieder herzustellen, so wie es vor<br />

40 Jahren in der Frühförderung begann.<br />

Stefan Engeln<br />

Leiter der Frühförderung<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 11


Bundesvorsitzender Stefan Engeln<br />

Seit einigen Jahren ist der Leiter der Frühförderung , Herr Stefan<br />

Engeln, Bundesvorsitzender der Vereinigung für Interdisziplinären<br />

Frühförderung e.V..<br />

Seine Vorgänger waren sehr prominente Wissenschaftler z.B. Prof.<br />

Speck, Prof. Neuhäuser, Prof. Amorosa, Prof. Kühl. Stefan Engeln ist<br />

somit der Bundesvorsitzende, der am längsten im Amt ist. Besonders<br />

hervorzuheben ist, dass Stefan Engeln als „Praktiker“ diese<br />

Funktion erstmalig erhalten hat.<br />

In Deutschland und Europa ist die VIFF die erste und größte Vereinigung,<br />

die speziell für die Frühförderung, fachliche und wissenschaftliche<br />

Interessen vertritt.<br />

Es gibt in Deutschland ca.1100 Einrichtungen.<br />

Die VIFF gliedert sich in eine Bundesvereinigung und in Landesvereinigungen.<br />

Gerade in der Zeit des Vorsitzes von Stefan Engeln ist die VIFF zu<br />

einem sehr anerkannten Fachverband auf der Bundes- und Landesebene<br />

geworden, der bei der Entwicklung der Frühförderung in<br />

Deutschland einen hohen Stellenwert besitzt. In den entsprechenden<br />

Ministerien und in der Politik ist Stefan Engeln ein wichtiger<br />

Ansprechpartner weit über die Grenzen von <strong>Nürnberg</strong> hinaus. Durch<br />

seine direkte praktische Arbeit in der Frühförderung und seinem<br />

Talent als Lobbyist in der Politik und den entsprechenden Gremien,<br />

ist er in der Lage mit Erfolg, viele Fragen der Frühförderung immer<br />

wieder bei den Verantwortlichen voran zubringen. Somit ist der<br />

Begriff „Frühförderung“ inzwischen fachlich abgesichert und findet<br />

zukünftig viel mehr Beachtung .<br />

Für den Bundesvorsitzenden Stefan Engeln war es auch immer<br />

wieder sehr wichtig, seine Person und Funktion in Verbindung mit<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> zu sehen und dies öffentlich zum Beispiel<br />

in Ausschüssen des Bundestages, des Landtages oder in Bundeministerien<br />

und Landesministerien bekannt zu machen. Das hat<br />

sicherlich dazu beigetragen, dass die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> bundesweit<br />

bekannt wurde und heute eine herausragende Stellung besitzt.<br />

Stefan Engeln wird Ende 2013 nicht wieder für den Bundesvorsitz<br />

kandidieren. Die besonderen Aufgaben in <strong>Nürnberg</strong> in den nächsten<br />

Jahren (siehe Kooperation Klinikum) lassen eine so starke zusätzliche<br />

Belastung nicht mehr zu. Allerdings wird Stefan Engeln weiterhin<br />

auf der Bundes- und Landesebene herausragende Tätigkeiten in<br />

Gremien ausführen und die Frühförderung weiterentwickeln.<br />

Dazu wünsche ich viel Kraft und Erfolg.<br />

Horst Schmidbauer<br />

Vorstandsvorsitzender <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> e.V.<br />

12 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

Wie wir wurden was wir sind:<br />

Kindermalerei der Frühförderung<br />

Physiotherapie in der Frühförderung<br />

Gegründet 1971<br />

Im Jahr 1971 in einem Zimmer in einem Hinterhof<br />

in der Wirthstraße.<br />

9 Kindern und<br />

1 Mitarbeiterin (Heilpädagogin)<br />

Stand <strong>2012</strong><br />

Zwei Häuser in der Krelingstraße<br />

mit ca. 24 Therapie- und Büroräumen.<br />

460 Kinder und<br />

32 Mitarbeiter/innen<br />

(Therapeuten-Pägagoginnen u.a.)


Heilpädagogische Einzelförderung<br />

in der Frühförderung<br />

Kindermalerei der Frühförderung<br />

40 Jahre Frühförderung der<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />

Als für die Gesundheitsverwaltung zuständiger Referent beglückwünsche<br />

ich die <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> zum 40 jährigen Bestehen<br />

der interdisziplinären Frühförderung für Familien mit entwicklungsverzögerten<br />

und behinderten Kindern. Sie können dies im Rahmen<br />

eines großen Jubiläumsjahres feiern, in dem es um zusammengerechnet<br />

150 Jahre Hilfe für Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf<br />

geht.<br />

Als eine der ersten Städte in Deutschland wurde in <strong>Nürnberg</strong> Ihre<br />

Frühförderung gegründet. Durch den Pioniergeist betroffener Eltern<br />

unterstützt, die Hilfen für ihre behinderten Kinder in Politik und<br />

Gesellschaft durchsetzen und verbessern wollten, haben Sie über<br />

10.000 Kindern von der Geburt bis zum Schulalter Beratung und<br />

Unterstützung angeboten. Sie haben pädagogische und medizinisch-therapeutische<br />

Einzelförderung geleistet, die Integration in<br />

Kindertagesstätten unterstützt und ein komplexes Versorgungssystem<br />

für Kinder und Familien geschaffen, das mit vielen sozialen<br />

Einrichtungen in <strong>Nürnberg</strong>, mit Kinderärzten, Kindertagesstätten<br />

und Beratungsstellen vernetzt ist.<br />

Ihre Hilfe erscheint heute vielen Menschen als selbstverständlich.<br />

Dahinter steckt jedoch unermüdliche Arbeit, besonders in der<br />

Öffentlichkeit: in Form von aufklärenden Informationen, Stützung<br />

von Elternverbänden und Selbsthilfegruppen sowie Sammeln von<br />

Spenden.<br />

Dies hat zu einer Veränderung des Menschenbildes in der Öffentlichkeit<br />

beigetragen hin zu mehr Toleranz und Respekt, Warmherzigkeit<br />

und Anerkennung der Vielfalt des Lebens, sozialem Engagement<br />

und Gemeinsamkeit - wie es in Ihrer Satzung verankert<br />

ist. Daraus resultiert ein gestärktes Selbstbewusstsein der Familien<br />

behinderter Kinder sowie ein Paradigmenwechsel weg von der<br />

reinen Fürsorge hin zu einem selbstbestimmten Leben und zu einer<br />

verbesserten Teilhabe an der Gemeinschaft.<br />

Der Bedarf an Hilfen übersteigt oft Ihre Kapazitäten, viele Kinder<br />

und Familien sind in Not, die Zahl der Plätze ist begrenzt. Auch ist<br />

der Weg zur Inklusion steinig und weit – aber dringend notwendig.<br />

Daher wünsche ich Ihnen im Namen der Stadt <strong>Nürnberg</strong> Kraft und<br />

Stärke für Ihre vielfältigen Aufgaben in der Zukunft sowie Geduld<br />

und Ausdauer im Alltag. Ich sage Ihnen ganz herzlichen Dank für<br />

Ihre wertvolle Arbeit!<br />

Dr. Peter Pluschke<br />

Umweltreferent<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 13


Therapeutische<br />

Tagesstätte<br />

Erfahrungen eines<br />

langjährigen<br />

Mitarbeiterteams<br />

14 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

Felsenstraße<br />

Seit vielen Jahren bin ich mit der Leitung der Therapeutischen<br />

Tagesstätte beauftragt. In dieser Verantwortung gegenüber allen<br />

TagesstättenbesucherInnen und deren Angehörigen ist für mich<br />

das Mitarbeiterteam ein wesentlicher Teil. Denn eine Leitung ohne<br />

Team, oder ein Team ohne Leitung, kann auf Dauer nichts Positives<br />

bewirken.<br />

Nur im WIR sind wir unserem Auftrag und den Herausforderungen<br />

gewachsen. Die Therapeutische zeichnet sich durch ein beständiges<br />

Mitarbeiterteam aus – Gott sei Dank.<br />

Wir haben miteinander viele erfreuliche Erfahrungen gemacht, die<br />

sich bisher auf unsere pädagogische Arbeit und unseren „Teamgeist“<br />

positiv auswirkten.<br />

Die Begleitung und Förderung unserer Menschen mit sehr hohem<br />

Hilfebedarf findet grundsätzlich über Beziehung statt. Durch die<br />

Kontinuität der MitarbeiterInnen konnten bisher die TagesstättenbesucherInnen<br />

in einer vertrauten Beziehung zu den Betreuern,<br />

ihre Persönlichkeit und Fähigkeiten entfalten. Das Kennenlernen<br />

und Verstehen ihrer Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen<br />

braucht Zeit, um ihnen die Unterstützung und auch den besonderen<br />

Schutz zu gewährleisten. Diese Voraussetzung ist durch unser<br />

kontinuierliches und langjähriges Mitarbeiterteam gegeben.<br />

In der Integration im Stadtteil stellen die MitarbeiterInnen die Vermittler<br />

zwischen den TagesstättenbesucherInnen und den Gebersdorfer<br />

BürgerInnen dar. Es ist eine Kontinuität in den Begegnungen,<br />

die sich zu guten „nachbarschaftlichen“ persönlichen Beziehungen<br />

entwickelt haben und somit ein tragfähiges Fundament für eine<br />

lebendige Integration bilden.<br />

Durch die langjährige Zusammenarbeit kennen wir im Mitarbeiterteam<br />

unsere Stärken und Schwächen. Wir ergänzen einander<br />

und können dadurch auch persönlichen „Überlastungen“ entgegenwirken.<br />

In der gemeinsamen Freude über pädagogische Erfolge,<br />

gelungene Projekte, usw. findet auch jeder einzelne Mitarbeiter/in<br />

seine eigene Freude wieder.<br />

In den vergangenen Jahr(zehnten) hatten wir immer wieder große<br />

Herausforderungen zu bewältigen. Aufgrund unserer Teamerfah-<br />

Therapeutische Tagesstätte<br />

Felsenstraße 5-7<br />

90449 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel.: 0911-58793840<br />

email: TGST-F7@Lhnbg.de<br />

Erika Brischle<br />

Heilerziehungspflegerin<br />

seit Januar 1981 Leitung der<br />

Therapeutischen Tagesstätte<br />

rung mit vergangenen, überstandenen Krisen haben wir uns den<br />

Herausforderungen stets gestellt. Solche Situationen haben uns zu<br />

einem guten, verlässlichen Miteinander immer wieder gestärkt und<br />

unsere Teamarbeit weiterentwickelt.<br />

Durch die Erweiterungen der Tagesstättenplätze, sowie vereinzelte<br />

KollegInnenwechsel kamen auch weitere MitarbeiterInnen in das<br />

Team. Sie sind eine Bereicherung - so dass sich das Team in einer<br />

Ausgewogenheit von langjährigen und dienstjüngeren MitarbeiterInnen<br />

mit fundierten Erfahrungen und neuen „Sichtweisen“,<br />

aufstellte. Auch die heterogene Altersstruktur der MitarbeiterInnen<br />

wirkt sich positiv auf die ebenso heterogene Altersgruppe der Menschen<br />

mit Behinderung positiv aus.<br />

Die Zukunft, die meist auch Veränderungen bringt, ist auch für<br />

unsere TagesstättenbesucherInnen, den Eltern und für uns MitarbeiterInnen<br />

immer wieder eine Herausforderung.<br />

Für unser langjähriges Mitarbeiterteam gilt es sensibel zu bleiben,<br />

um zu erkennen wann Bewährtes zu erhalten ist und wann<br />

„ausgetretene Pfade“ zu verlassen und neue Wege voll Zuversicht<br />

zu gehen sind. Mögen wir unseren Blick bei dem Wind der Veränderung<br />

nicht auf Mauern richten, sondern auf Windmühlen!<br />

Dass uns das im Sinne der Lebens- und Persönlichkeitsentfaltung<br />

der Menschen mit schwer- und mehrfacher Behinderung<br />

weiterhin gelingt - das wünsche ich uns ALLEN.<br />

Erika Brischle


Die therapeutische Tagesstätte der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> in der<br />

Felsenstraße kann in diesen Tagen auf ihr 40-jähriges Bestehen<br />

zurückblicken. Dazu gratuliere ich persönlich, aber auch im Namen<br />

des Bezirkstags und der Bezirksverwaltung, recht herzlich.<br />

Aus bescheidenen Anfängen in einem Wohnzimmer hat sich eine<br />

hochprofessionelle Förderstätte entwickelt, die derzeit 40 Menschen,<br />

die nicht, nicht mehr oder noch nicht in einer Werkstatt<br />

für Menschen mit Behinderungen arbeiten können, sinnvolle, ein<br />

Selbstwertgefühl vermittelnde Beschäftigung bietet. Eine solche<br />

Einrichtung kann, mehr als viele andere, nur dann erfolgreich sein,<br />

wenn dort Menschen am Werk sind, die ihren Beruf wirklich als<br />

Berufung verstehen. Dafür gebührt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

und den Freunden und Förderern der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />

e.V. unser herzlicher Dank.<br />

Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat gesagt:<br />

„Nicht behindert zu sein ist wahrlich kein Verdienst, sondern ein<br />

Geschenk, das jedem von uns jederzeit genommen werden kann.<br />

Lassen Sie uns die Behinderten und ihre Angehörigen auf ganz<br />

natürliche Weise in unser Leben einbeziehen. Wir wollen Ihnen die<br />

Gewissheit geben, dass wir zusammengehören.“ Damit hat er die<br />

heute viel beschworene Inklusion schon vor langer Zeit beim Namen<br />

genannt. Die <strong>Lebenshilfe</strong> ist, allein schon von Ihrer Entstehung<br />

her, auf Inklusion angelegt, ihre Ansätze, ihre Konzeption sind damit<br />

auf der Höhe der Zeit.<br />

Der Bezirk Mittelfranken wendet mehr als 85 % seiner Finanzmittel<br />

für die soziale Unterstützung und Förderung der Menschen in<br />

seinem Aufgabengebiet auf. Bei der Fülle der Hilfearten und Hilfeleistungen<br />

sind wir auf zuverlässige, starke Partner angewiesen. Die<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> e.V. ist uns seit ihrer Gründung vor 50 Jahren<br />

ein solcher starker Partner.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Richard Bartsch<br />

Bezirkstagspräsident<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> lebt mitten in Gebersdorf<br />

Gruß aus dem Bürgertreff<br />

Als Vorstand des Bürgertreff Gebersdorf ist es mir eine große Freude,<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> zu ihrem 40jährigen Jubiläum gratulieren zu dürfen.<br />

Als Gebersdorfer habe ich persönlich die Entstehung und die weitere<br />

Entwicklung der <strong>Lebenshilfe</strong> vor Ort miterlebt: den Einzug in das<br />

Haus der Familie Bauer in der Felsenstraße, die diversen Erweiterungen<br />

bis hin zur Planung und Grundsteinlegung für die neue<br />

Wirkungsstätte der <strong>Lebenshilfe</strong>. Durch die gute Zusammenarbeit in<br />

unserem Viertel konnten wir Mitarbeiter und Bewohner der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

für unser Stadtteilfest und den Weihnachtsmarkt gewinnen;<br />

bei allen Festen sind sie eine wertvolle Bereicherung. Aber auch<br />

außerhalb der Veranstaltungen arbeiten wir eng zusammen: Für<br />

den Bürgertreff Gebersdorf war es ein wichtiges Anliegen, dass die<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> bei uns ein Zuhause für ihr Elternfrühstück gefunden<br />

hat. Und auch für ihre Unterstützung bei der Werbung für unsere<br />

Veranstaltungen und den Service der Tischwäsche für den Bürgertreff<br />

Gebersdorf sind wir sehr dankbar.<br />

Wir wünschen der <strong>Lebenshilfe</strong> weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit<br />

und werden auch in Zukunft erfolgreich und engagiert<br />

zusammenarbeiten.<br />

Manfred Gebhardt<br />

Vorstand des Bürgertreff Gebersdorf e. V.<br />

Blitzlicht<br />

aus der<br />

Stephanuskirche<br />

Brückenschlag<br />

In der Stephanuskirche <strong>Nürnberg</strong>-Gebersdorf blicken wir mit großer<br />

Freude auf eine nun schon 15-jährige Tradition des gemeinsamen<br />

Feierns zurück.<br />

Erntedank, Weihnachten und Ostern werden in unserer Kirche mit<br />

den Betreuten der <strong>Lebenshilfe</strong> Felsenstraße, mit ihren Eltern und<br />

Angehörigen und mit Mitarbeitern der <strong>Lebenshilfe</strong> gefeiert. Wir<br />

freuen uns, dass auch immer wieder Gemeindemitglieder daran<br />

Anteil nehmen.<br />

Die Musik hat von Anfang an eine ganz wichtige Rolle gespielt.<br />

Ich staune immer wieder neu, welche Freude durch sie auch bei<br />

den Betreuten der <strong>Lebenshilfe</strong> hervorgerufen wird und mit welcher<br />

Leidenschaft da mitgeklatscht oder mitgesungen wird. Schon im<br />

nächsten Augenblick kann es im Gegensatz dazu im Gottesdienst<br />

ganz ruhig sein. Der Kirchenraum strahlt eine Ruhe aus, die sich<br />

positiv überträgt. Es ist für mich beeindruckend, wie in den halbstündigen<br />

Gottesdiensten von allen Besuchern das Geschehen so<br />

aufmerksam verfolgt wird.<br />

In den im Team mit Mitarbeiter/-innen der <strong>Lebenshilfe</strong> vorbereiteten<br />

Feiern, sind Elemente wie Tanzen, Musik der Orffgruppe oder Aktionen,<br />

wie das Schmücken eines Osterstrauches besondere Momente.<br />

Für mich als Pfarrer sind die gemeinsam gestalteten Gottesdienste<br />

Ausdruck einer gegenseitigen Achtung und Wertschätzung und<br />

einem Ja zum Leben, das uns alle miteinander verbindet. Wir sind<br />

sehr dankbar, dass wir auf dieser Brücke zwischen der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

und der Kirchengemeinde hin- und her gehen dürfen.<br />

Johannes Scholl, Pfarrer<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 15


1972 - das Gründungsjahr der Therapeutischen Tagesstätte war<br />

zu einer Zeit, in der schwer- mehrfachbehinderte Menschen als<br />

bildungs- und arbeitsunfähig galten. Alle jugendlichen und erwachsenen<br />

behinderten Menschen, die in keine Werkstatt für Behinderte<br />

aufgenommen werden konnten, mussten zu Hause in der Familie<br />

oder in stationären Heimen betreut werden.<br />

Doch in <strong>Nürnberg</strong> war es anders. Dank der Initiative von drei betroffenen<br />

Eltern, allen voran Frau Eva Holeczko die für Ihren Sohn<br />

Christoph und die beiden behinderten Kinder der anderen Familien<br />

die Therapeutische Tagesstätte in ihrem eigenen Wohnzimmer<br />

gründete.<br />

Dann wurden Räume in der Wirthstraße angemietet, nicht zur<br />

Freude der Anwohner. Sie fühlten sich nämlich über den „Anblick“<br />

der schwer behinderten Menschen gestört.<br />

Die Betreuung fand anfangs drei Std., dann erweitert auf sechs<br />

Stunden statt. Inzwischen waren es fünf Schwer- und mehrfachbehinderte<br />

Jugendliche, die von der Leiterin Frau Roswitha Reiner mit<br />

1 Kinderpflegerin betreut wurden.<br />

1975 aufgrund weiterer Anfragen wurde 1975 das Haus in der<br />

Felsenstraße 7 mit großer Unterstützung der Eltern erworben.<br />

1985 waren wieder viele Aufnahmeanfragen da, sodass eine<br />

Erweiterung für 27 Plätze beantragt und genehmigt wurde. Mit<br />

einem Anbau - drei zusätzlicher Räume an das bestehende Haus<br />

und weiteren Personaleinstellungen wurde diesem Bedarf Rechnung<br />

getragen.<br />

1994 war für unsere Tagesstätte wieder ein bedeutender Schritt in<br />

Richtung Kooperation. Es wurden die Pegnitz-Werkstätten (PW) der<br />

<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> gegründet. Von Anfang an gestalteten wir mit<br />

dem Werkstattleiter Herrn Martin Homrighausen die Pionierarbeit<br />

der Kooperation, die jetzt mit der Geschäftsführerin Frau Daniela<br />

Fischer weitergeführt wird. Einmal wöchentlich führen wir seitdem<br />

ein 1-2 stündiges Praktikum unter Anleitung des Fachpersonals der<br />

Tagesstätte in den Pegnitz-Werkstätten durch. Je nach Entwicklung<br />

des Arbeitsverhaltens des Praktikanten wird das Praktikum erweitert<br />

und so der Übertritt in die Werkstatt vorbereitet und durchgeführt.<br />

Die jährliche gemeinsame Faschingsfeier der Werkstatt und Tagesstätte<br />

unterstreicht die bestehende Zusammenarbeit mit folgenden<br />

Zielen:<br />

Die Tagesstättenbesucher können mit ihren Arbeiten zum Fest beitragen,<br />

sie können etwas geben z.B. Einladungskarten gestalten, ein<br />

kaltes Buffet vorbereiten und musizieren.<br />

Das gemeinsame Feiern lässt zudem alle Leistungsgrenzen schwinden.<br />

Insgesamt traten 15 FörderstättenbesucherInnen in die Werkstatt<br />

für behinderte Menschen über, in die WfbM Nord, die Boxdorfer<br />

Werkstätten und seit 1994 in PW.<br />

16 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

„Verachtet nicht den<br />

kleinen Kern,<br />

aus dem<br />

ein großer Baum wird.“<br />

Die tiefgründigen Gedanken, die hinter diesem afrikanischen Sprichwort stehen,<br />

möchte ich über die 40 Jahre Therapeutische Tagesstätte stellen.<br />

1997 nahmen wir, anlässlich unseres 25-jährigen Jubiläums mit der<br />

Kirchengemeinde Stephanus in Gebersdorf und Herrn Pfr. Johannes<br />

Scholl Kontakt auf. Daraus hat sich eine intensive Kooperation entwickelt,<br />

die unsere Integration in Gebersdorf wesentlich förderte.<br />

1998 wurde unter dem damaligen Vorstand Herrn Werner Wolf<br />

die nebenstehende Diskothek für den Neubau der Therapeutischen<br />

Tagesstätte gekauft.<br />

Seit 2002 nehmen wir am Gebersdorfer Weihnachtsmarkt teil. Wir<br />

gestalten durch unser Angebot von hergestellten Produkten unserer<br />

betreuten Menschen, aktiv den traditionellen Markt mit. Dies hat<br />

unsere Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in dem Stadtteil sehr<br />

vertieft.<br />

Zudem übernehmen wir neben anderen Vereinsmitgliedern des<br />

Bürgertreffs das Verteilen der Einladungs- und Informationsflyer.<br />

Dies ist unter den BürgerInnen - Nachbarn - schon ganz bekannt.<br />

Mit viel Aufmerksamkeit gegenüber unseren betreuten Menschen<br />

finden die Begegnungen statt.<br />

Wir bieten dem Bürgertreff auch eine Dienstleistung an – die anfallende<br />

Wäsche, Geschirrtücher und kleinere Tischdecken, werden<br />

von zwei Gruppen in unserem Hauswirtschaftsraum gewaschen<br />

und schrankfertig geliefert. Diese Arbeit entspricht den Leistungs-<br />

und Zeitressourcen unserer betreuten Menschen.<br />

2002 lagen wieder viele Aufnahmeanfragen vor, so dass eine<br />

Erweiterung für 40 Förderstättenplätze beantragt wurde. Anträge<br />

zur Finanzierung des Neubaus auf dem Grundstück der Felsenstraße<br />

5-7 wurden gestellt.<br />

2007 kam durch den intensiven Einsatz von Herrn Schmidbauer<br />

bei der Regierung in München die lang erwartete Förderzusage für<br />

einen Neubau.<br />

Dann begannen die konkreten Planungen:<br />

Für die Auslagerung während der Bauzeit entschied der Vorstand<br />

der LH die Anmietung von Räumen in den Pegnitz-Werkstätten.<br />

Wir sahen diese Entscheidung als Chance, um während der<br />

Bauphase als Förderstätte im 4. OG der Pegnitz-Werkstätten eine<br />

Hospitation durchführen zu können. Es entwickelte sich ein Miteinander<br />

auf Augenhöhe.<br />

Zudem blieben die Gruppen der Wörnitzstraße in Gebersdorf und<br />

konten so weiter die Integration im Stadtteil pflegen.<br />

2009 wurde das Gebäude in der Felsenstraße abgerissen, die Errichtung<br />

des Neubaus begann.<br />

Im Januar 2011 bezogen wir den Neubau. Die Einweihungsfeier<br />

zeichnete sich durch Freude und Dankbarkeit für all das Erreichte<br />

aus.


40- Jahre<br />

Therapeutische<br />

Tagesstätte<br />

Aus einem bescheidenen aber beherzten Anfang, entwickelte sich<br />

hier ein zweiter großer Lebensraum für alle schwer- und mehrfachbehinderten<br />

Menschen. Es ist ein Ort, an dem sich ihre Persönlichkeit<br />

und ihre Fähigkeiten unter guten Bedingungen, mit einem<br />

fundierten pädagogischen Konzept, entfalten können. Dadurch wird<br />

ihre Lebensqualität, ihre Lebensfreude unterstützt.<br />

Raumenge zog sich wie ein roter Faden durch die 40 Jahre Tagesstätte.<br />

Doch was sich vordergründig als Problem darstellte, wurde<br />

letztlich zum Motor der Integration im Stadtteil, die über einen langen<br />

Zeitraum wachsen konnte. Wir haben versucht, der Entwicklung<br />

der betreuten Menschen unserer Tagesstätte, durch Räume<br />

außerhalb unserer Einrichtung und den Außenkontakten Rechnung<br />

zu tragen. Die Kooperationen und Außenkontakte wirkten sich bisher<br />

positiv auf die Entwicklung der Menschen mit Behinderung aus.<br />

Ich denke, es war schon zu einer Zeit, wo Integration – Inklusion<br />

noch nicht so bedeutend war wie heute.<br />

Ein Zitat von Rosemarie Bareiß drückt es treffend aus:<br />

„Alles was wächst ist still<br />

und fällt zunächst nicht ins Auge,<br />

aber dann ist es da,<br />

als wäre es schon immer da gewesen.“<br />

Ganz besonderen Dank den Eltern für die gute, bewährte Zusammenarbeit.<br />

die sich in den 40 Jahren, bei allen großen und kleinen<br />

Herausforderungen erwiesen hat. Mit Ihnen gemeinsam konnten<br />

wir der Förderung und Betreuung, der Entwicklung der betreuten<br />

Menschen bei allen Veränderungen weitestgehend gerecht werden.<br />

Erika Brischle<br />

Bei REWE begann 1981<br />

die Integration<br />

in Gebersdorf<br />

Wir wiederholen uns, aber das tun wir gerne:<br />

Der REWE- Einkaufsmarkt, damals „Desuma“ war die erste Plattform<br />

der Integration in Gebersdorf. Es fanden hier die Begegnungen<br />

mit BürgerInnen von Gebersdorf statt. Durch das verständnisvolle<br />

Markt-Team waren und sind unsere betreuten Menschen - Kunde<br />

König .<br />

Hinter dieser Haltung steht Herr Georg Fritsch – Marktleiter seit<br />

1979.<br />

Die Begegnungen mit dem Verkaufsteam und den Kunden aus<br />

Gebersdorf haben sich zu fast persönlichen Kontakten entwickelt.<br />

Sie sind gekennzeichnet von einer täglichen „Begrüßungsfreude“<br />

und Geduld, wenn z.B. das Bezahlen und Einpacken an der Kasse<br />

etwas länger dauert.<br />

Mittlerweile haben wir im Leergut Lager einen Praktikumsplatz, für<br />

einen Tagesstättenbesucher. Unter Anleitung der Mitarbeiterin der<br />

Tagesstätte füllt er in Zusammenarbeit mit einem Mitarbeiter des<br />

REWE Marktes das Leergut in Kästen.<br />

Diese bezeichnende Entwicklung der Integration ist nur möglich,<br />

weil der Marktleiter Herr Fritsch und sein Team neben den täglichen<br />

Herausforderungen ganz persönlich mit viel Wertschätzung, Verständnis<br />

und Anerkennung dem betreuten Menschen begegnen.<br />

Für dieses hervorragende jahrzehntelange Engagement, möchten<br />

wir Herrn Fritsch und seinem Team im Namen der Tagesstätte und<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong> ganz herzlich danken.<br />

Erika Brischle<br />

Auf den Weg zu einer<br />

»Arbeitsnahen<br />

Beschäftigung«<br />

Zuerst sind wir einmal froh, dass wir im neuen Haus angekommen<br />

sind. Das gibt uns eine gute Grundlage.<br />

Wir werden aber weiter im Stadtteil aktiv bleiben, die gute Zusammenarbeit<br />

mit den Nachbarn, dem REWE-Markt, dem Bürgertreff,<br />

der Stephanus-Kirchengemeinde ist auf Dauer angelegt und auf<br />

gesundes Wachstum.<br />

Auch die Kooperation mit den Pegnitz-Werkstätten der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

in der Fahrradstraße bleibt ein wichtiges Arbeits- und Erprobungsfeld.<br />

Nur wer die „echte“ Arbeit kennt kann seine Motivation erproben<br />

und mitbestimmen wo er sinnvoll tätig sein will.<br />

Aber der Bedarf für unsere heilpädagogische Arbeit steigt weiter.<br />

Anfragen von Eltern für ihre schwerstbehinderten „Kinder“ und<br />

von Schulen für ihre Schüler, die (noch) nicht eine Werkstatt für<br />

behinderte Menschen (WfbM) aushalten können zeigen, was in der<br />

nächsten Zeit zu tun ist.<br />

Wir werden beim Kostenträger (Bezirk Mittelfranken) die Betriebsgenehmigung<br />

für weitere Förderplätze beantragen und uns auf die<br />

Suche nach geeigneten Räumen machen.<br />

Dabei ist uns die gute Kooperation mit den Pegnitz-Werkstätten<br />

Hilfe und Auftrag.<br />

Wir werden unsere gesetzlichen Aufträge auch weiterhin mit Mut,<br />

Kreativität und Warmherzigkeit erfüllen und ausbauen:<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 17


Für die Menschen mit schwersten Behinderungen einen sinnvollen<br />

und aktivierenden „Zweiten Lebensraum“ anbieten und für alle,<br />

die in Richtung auf ein Arbeitsleben (auch in einer Werkstatt für<br />

behinderte Menschen) bereit sind, die Grundlagen schaffen und sie<br />

in ihrem Lernen positiv begleiten.<br />

Am Fachtag zum 40. Jubiläum der Therapeutischen Tagesstätte<br />

hatten wir als Experten Frau Prof. Dr. Karin Terfloth und Herrn Prof.<br />

Dr. Andreas Fröhlich zu Gast.<br />

In ihren Vorträgen gaben sie uns interessante Impulse zur „arbeitsnahen<br />

Beschäftigung“ und zur „Bildung für alle Menschen“.<br />

Wir werden ihre Gedanken in unsere weitere Konzeptionsentwicklung<br />

einbeziehen und praxisnah in den nächsten Jahren umsetzen.<br />

Gerd Ramke<br />

Die Eltern<br />

Die Therapeutische Tagesstätte ist für Alexander die erste Wahl.<br />

In der neugebauten Einrichtung mit schönem Garten ergeben sich<br />

ganz neue Perspektiven.<br />

Alexander fühlt sich hier sehr wohl, denn die hochmotivierten<br />

Mitarbeiter geben Alexander die nötige Sicherheit und das<br />

Selbstvertrauen, das er so dringend braucht. – Und das ist selbst in<br />

der heutigen Gesellschaft nicht selbstverständlich.<br />

Erich und Ruth Hohmann<br />

Die Mitarbeiter<br />

Was mich von Anfang an begeistert hat, ist die familiäre Atmosphäre<br />

und der Zusammenhalt unter den Mitarbeitern. Dadurch,<br />

dass sowohl die meisten Mitarbeiter als auch unsere Betreuten seit<br />

vielen Jahren zusammenarbeiten, besteht ein Vertrauensverhältnis,<br />

das der Arbeit hier sehr förderlich ist.<br />

Karin Fischer-Klob<br />

18 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

DU GEWINNST NIE ALLEIN.<br />

AN DEM TAG, AN DEM DU ETWAS ANDERES GLAUBST, FÄNGST<br />

DU AN ZU VERLIEREN.“ Mika Häkkinen<br />

Das Gefühl des Angenommenseins macht es auch für uns Mitarbeiter<br />

erst möglich, unsere Stärken zum Wohl aller einzusetzen und<br />

sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ohne dass Konkurrenzkampf<br />

und Selbstdarstellung Zeit und Energie rauben. Man traut<br />

sich zu, Neues auszuprobieren, Probleme zu diskutieren und auch<br />

mal Schwächen zuzugeben.<br />

Neben dieser Vertrautheit ist natürlich auch unsere Erfahrung ein<br />

Vorteil für die Betreuten. Wir müssen uns nichts mehr beweisen und<br />

sind trotzdem offen für Neues.<br />

Auch bei Festen, Feiern und anderen Aktionen haben wir uns als<br />

Team schon oft bewährt. Wir arbeiten Hand in Hand und jeder weiß<br />

ohne lange Diskussion, wo er zufassen muss. Dass wir die Auslagerung<br />

und den Umzug in den Neubau gestemmt haben und dass dies<br />

auch für unsere Betreuten überraschend unproblematisch verlief,<br />

ist unter anderem auf die gute Zusammenarbeit unseres Teams<br />

zurückzuführen.<br />

Unser Team besteht vorwiegend aus „Langstreckenläufern“, die<br />

die konstante Arbeit und die Vorteile einer eingespielten Crew zu<br />

schätzen wissen. Manchmal ist es auch eine Herausforderung, sich<br />

auf eine langfristige Tätigkeit einzulassen, die Oberflächlichkeit zu<br />

überwinden, sich mit anderen auseinanderzusetzen, Routine und<br />

Alltag auszuhalten und sich über einen langen Zeitraum auf andere<br />

Menschen einzustellen.<br />

Und trotz immer schwieriger werdender Arbeitsbedingungen,<br />

Zeitdruck und steigender Belastung, glaube ich, dass wir weiterhin<br />

eine gute Arbeit leisten können, weil wir viel von uns selbst in die<br />

Menschen und unsere Arbeit in der Tagesstätte investiert haben.<br />

„DU GEWINNST NIE ALLEIN“ – und gemeinsam macht es sowieso<br />

mehr Spaß!<br />

Christine Koch, Therapeutische Tagesstätte Felsenstraße<br />

Warum bin ich immer noch Mitarbeiter in der Therapeutischen<br />

Tagesstätte?<br />

Es gab und gibt immer noch viele Menschen, die mit Hochachtung<br />

von unserer Arbeit in der Therapeutischen Tagesstätte sprechen,<br />

aber selbst aus einer gewissen Scheu oder Unsicherheit heraus<br />

lieber fern bleiben.<br />

Jeder muss den ersten Schritt selbst machen:<br />

Hereinkommen, sich umschauen und ein wenig Zeit mitbringen.<br />

Und dann kann man die Blicke erwidern, die einem hier begegnen,<br />

ein erstes Lächeln schenken, die „ansteckende“ Lebendigkeit und<br />

Fröhlichkeit annehmen.<br />

Ohne Herzlichkeit kann keine tragfähige Beziehung wachsen,<br />

aber es gibt viel Grund, sich persönlich und mit allem was man<br />

selbst kann einzubringen.<br />

Die Angebote, die ich als Mensch aus dem „Fachdienst“ einbringen<br />

kann, können vielleicht Entwicklungsimpulse setzen, vor allem<br />

dann, wenn ich selbst offen bin für die Antworten und Wünsche der<br />

anderen, die mir gegenüber stehen / sitzen / liegen und mich auf<br />

ihre Weise „ansprechen“.<br />

So ist es für mich immer wieder gut:<br />

Hereinkommen, sich umschauen und ein wenig Zeit mitbringen.<br />

Und dann...<br />

Gerd Ramke, Erika Brischle


Wohnstätte Müllnerstraße<br />

Müllnerstraße 37<br />

90429 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel.: 0911-58793860<br />

email: Wohn-M37@Lhnbg.de<br />

Ein Wohnheim, eine Wohnstätte bleiben nur umbauter Raum, bleiben<br />

Gehäuse, wenn sie nicht individuelle Bedürfnisse und Vorstellungen<br />

berücksichtigen. Lebensraum erstarrt, wenn er sich nicht mit<br />

seinen Bewohnern entwickelt und entfaltet. In diesem Sinne wurde<br />

das Angebot der Wohnheime in den vergangenen Jahren nicht nur<br />

vergrößert, sondern bewusst entsprechend den Wünschen und<br />

Bedürfnissen seiner Bewohner erweitert und gestaltet.<br />

In den Wohngruppen werden Selbstbewusstsein und Selbständigkeit<br />

gefördert. Dadurch hat sich im Alltag während der vergangenen<br />

Jahre viel verändert. Dies lässt sich am gewachsenen Aktionsradius<br />

und Potential der erworbenen Fähigkeiten der Bewohner<br />

ebenso ablesen, wie an ihrem veränderten Selbstverständnis und<br />

Selbstvertrauen, mit dem sie ihre konkreten Möglichkeiten nutzen.<br />

Das im Laufe der Jahre konsequent entwickelte Angebot für<br />

Wohnen beschränkte sich nicht auf den quantitativen Aspekt. Das<br />

Wohnangebot wurde daher bewusst differenziert und qualitativ<br />

weiterentwickelt. Neben der Schaffung von Wohnmöglichkeiten<br />

für Schwer- und Mehrfachbehinderten und der Sicherung von<br />

Wohnmöglichkeiten im Sinne des Lebenswohnrechtes für ältere<br />

Menschen mit Behinderung ist der <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> der Ausbau<br />

individueller Wohnangebote ein wichtiges Anliegen. Wohntraining<br />

und Wohnen für Menschen mit Asperger Syndrom waren<br />

dabei einige wichtige Stationen auf dem Weg zum Ambulanten<br />

Wohnen. Auch hier sind wir auf tragfähige Strukturen und weitere<br />

Differenzierung angewiesen, werden wir an konstruktiven Ansätzen<br />

arbeiten, wie sie etwa die Sozialraumorientierung bietet. In diesem<br />

wachsenden Netzwerk haben sich die Jubilare als lebendige und<br />

kreative Module bewiesen, die sich selbstbewusst den weiteren<br />

Aufgaben stellen können.<br />

Wohnstätte<br />

Müllnerstraße<br />

Robert Wieland<br />

Heilerziehungspfleger,<br />

seit Oktober 2010<br />

Hausleitung Wohnstätte<br />

Eines dieser individuellen Wohnangebote stellt seit 1987 die Müllnerstraße<br />

dar. Die aktuelle Bewohnerschaft der Wohnstätte stellt in<br />

mehrfacher Hinsicht eine bunte Mischung dar; hier leben Menschen<br />

mit unterschiedlichem sozikulturellem Hintergrund, unterschiedlichen<br />

Alters und mit individuelen Bedürfnissen (und Hilfebedarfen)<br />

und Vorstellungen zusammen, die eines sicher verbindet: der<br />

Wunsch, ihr Leben nach ihren Möglichkeiten und Vorstellungen<br />

aktiv zu gestalten.<br />

Im Laufe der Jahre haben etwa 50 Menschen nacheinander in der<br />

Müllnerstraße gewohnt.<br />

Jene, die ausgezogen sind, hatten verschiedenste Motive: Das<br />

reichte von der Rückkehr ins Elternhaus, den Wechsel des Wohnortes<br />

oder der Einrichtung, über den Wechsel in Wohnformen<br />

mit weniger Eigenverantwortung bis zum bewussten Wechsel in<br />

selbständigere und selbstbestimmtere Wohnformen.<br />

Letzteres wurde von Anfang an nachgefragt. Die Klienten wurden<br />

durch das Team der Wohnstätte in ihrem Anliegen unterstütz und<br />

konsequent darauf vorbereitet. Es wurde und wird umfassend über<br />

die verschiedenen Wohnformen und individuellen Angebote informiert;<br />

die Perspektiven werden diskutiert.<br />

Interessanterweise äußern viele Bewohner den nachdrücklichen<br />

Wunsch, vorerst in der Wohnstätte zu bleiben. Daraus ergibt sich die<br />

Aufgabe für diesen Personenkreis Rahmenbedingungen zu gestalten,<br />

die ein möglichst selbstbestimmtes und erfülltes Leben nach<br />

ihren Vorstellungen ermöglichen. Dies schließt selbstverständlich<br />

auch die Möglichkeit ein, zu einem späteren Zeitpunkt ggf. doch<br />

noch den Schritt in mehr Eigenständigkeit zu wagen.<br />

Robert Wieland<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 19


Wie wir wurden<br />

was wir sind:<br />

Juli 1987 Bezug der Wohnstätte Müllnerstraße - das schöne Haus<br />

aus der Gründerzeit wurde umfassend renoviert und modernisiert<br />

(Umbaukosten ca. 1 Million DM). 16 Bewohner können ihr neues<br />

Zuhause beziehen.<br />

1990 Besuch einer Gruppe von Menschen mit Behinderung unserer<br />

Partner-organisation ADAPEI aus Nizza führen zu einem regen Austausch<br />

über Fragen, die alle Beteiligten unmittelbar berühren.<br />

1990 Gegenbesuch in Nizza - Austausch über Arbeiten und Wohnen<br />

und das Meer genießen, für manchen eine ganz neue Erfahrung.<br />

1992 Deckelung der Pflegesätze beginnt sich auszuwirken; auch die<br />

Bewohner sorgen sich; „Behalten wir unsere Unterstützer?“<br />

1994 Auf dem AEG-Gelände nehmen die Pegnitzwerkstätten den<br />

Betrieb auf. Es entstehen interessante Arbeitsplätze, die mit den<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen sind; das ist für einige<br />

Bewohner wichtig.<br />

1997 Die Tagestruktur in der Waldaustraße bietet erstmals attraktive<br />

Angebote für ältere Menschen mit Behinderung; das ist auch für<br />

angehende Rentner in der Wohnstätte von Vorteil.<br />

1997 10 Jahre Müllnerstraße werden mit einem bunten Straßenfest<br />

gefeiert.<br />

2009 Nach umfangreichen Umbau- und Renovierungsmaßnahmen<br />

wird das letzte Doppelzimmer aufgelöst, da ein Ehepaar von dort in<br />

eine eigene Wohnung gezogen ist.<br />

2011 Bewohner demonstrieren mit zahlreichen Betroffenen aus<br />

der Region erfolgreich vor dem Bezirksrathaus in Ansbach gegen<br />

drohende Kürzungen.<br />

2011 Eine Bewohnerin wirkt im neugegründeten Vorstandsbeirat<br />

mit; auf diese Weise wird die Beteiligung von Bewohnern weiter<br />

bestärkt.<br />

2011 Die nachhaltigen Modernisierungsmaßnahmen, die den Wohnkomfort<br />

und die Alltagsabläufe verbessern, können mit der Neugestaltung<br />

des Innenhofs erfolgreich abgeschlossen werden.<br />

<strong>2012</strong> Die Wohnstätte kann auf lebendige 25 Jahre zurückblicken und<br />

ist auf dem besten Weg, ihre Stärken zur Förderung und Unterstützung<br />

von Menschen mit Behinderung zur selbständigen und individuellen<br />

Gestaltung ihres Lebens und Wohnens weiter auszubauen.<br />

20 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

Wohnstätte<br />

Müllnerstraße<br />

Seit 1987 bietet die Wohnstätte in der Müllnerstraße 37 ihren<br />

16 Bewohnern die Möglichkeit, sich in selbständigere Formen<br />

des Wohnens und der Alltagsbewältigung einzuüben und ihren<br />

Lebens- und Wohnalltag entsprechend zu gestalten. Die Bewohner<br />

sind tagsüber teilweise auch außerhalb von Werkstätten für<br />

Behinderte berufstätig. Ein festes Team von Heilerziehungspflegern<br />

und Erziehern begleitet, fördert, und ergänzt die Bemühungen und<br />

Aktivitäten der Bewohner. Außerdem steht ein eigener Fachdienst<br />

als Ansprechpartner zur Verfügung. Das Team und die Bewohner<br />

werden außerdem von Hauswirtschaftshilfen und Fachschülern der<br />

Heilerziehungspflege unterstützt.<br />

Das schöne Haus im Stadtteil Gostenhof, mit seiner ansprechenden<br />

Gründerzeitfassade ist unauffällig in das Wohnumfeld integriert.<br />

Die guten Verkehrsanbindungen, die Nähe zum Stadtzentrum und<br />

die vielseitige Infrastruktur des unmittelbaren Umfeldes mit ihrem<br />

bunten Bündel an Angeboten sichern kurze Wege und erleichtern<br />

die Teilhabe am urbanen Leben. Das Haus wurde vor dem Bezug<br />

1987 völlig entkernt und mit großem Aufwand modernisiert. Während<br />

der letzten Jahre wurden, entsprechend den sich wandelnden<br />

Bedürfnissen und Erfordernissen weitere umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen<br />

durchgeführt. Dabei wurden selbstverständlich<br />

die Interessen und Vorstellungen der Bewohner einbezogen. Seit<br />

2010 stehen ausschließlich Einzelzimmer zur Verfügung. Diese<br />

Zimmer wurden und werden nach den Vorstellungen und Wünschen<br />

ihrer Bewohner eingerichtet und gestaltet. So wie sie auch<br />

ihren Tagesablauf und ihre freie Zeit miteinander gestalten. Im<br />

Erdgeschoss steht ein geräumiger Gemeinschaftsraum zur Verfügung;<br />

das Wohnen verteilt sich über vier Stockwerke. Der ehemals<br />

triste Hinterhof hat sich längst zu einer behaglichen Ruhezone<br />

gewandelt. Der Innenhof wurde anlässlich des Jubiläumsjahres ein<br />

weiteres Mal umgestaltet und bietet mit seinen Sonnensegeln und<br />

bequeme Gartengarnituren aus nachhaltiger Forstwirtschaft im<br />

Sommer Raum für Erholung, lauschige Stunden und kleine Feste.


Mittendrin im lebendigen Gostenhof!<br />

Gostenhof ist seit 3300 Jahren bewohnt. 2011 im 700. Jubiläumsjahr<br />

haben Archäologen historische Spuren auf einer Baustelle<br />

an der Bärenschanze entdeckt. Demnach lebten in der Bronzezeit<br />

bereits Menschen in Gostenhof und im 14. Jahrhundert gab es dort<br />

bereits Ackerbau und seit 25 Jahren leben die Gostenhofer/innen<br />

in enger Nachbarschaft mit der Wohnstätte der <strong>Lebenshilfe</strong> in der<br />

Müllnerstraße 37. Für die Nachbarschaft nicht Außergewöhnliches,<br />

denn in Gostenhof wird das Nebeneinander von unterschiedlichen<br />

Lebensfor-men oft zu einen Miteinander. Jeder akzeptiert die<br />

Eigenheiten und Gewohnheiten des Anderen.<br />

Eigentlich ist für die Gostenhofer die Einrichtung der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

ein ganz normales Wohnhaus mit einer ansprechenden Gründerzeitfassade.<br />

Es liegt zentrumsnah und der U-Bahnanschluss in<br />

unmittelbarer Nähe, Kultur- und Freizeitangebote, sowie zahlreiche<br />

Einkaufsmöglichkeiten sichern kurze Wege und erleichtern die Teilhabe<br />

am städtischen Leben. Das Haus wurde vor dem Bezug völlig<br />

entkernt und mit großem Aufwand modernisiert. In den letzten<br />

Jahren wurden weitere Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt;<br />

so stehen seit 2010 ausschließlich Einzelzimmer zur Verfügung.<br />

Die anliegenden Innenhöfe wurden begrünt und so wandelte<br />

sich das ehemals triste Hinterhofpanorama zu einer kleinen Oase<br />

mitten in Gostenhof.<br />

Die 16 Bewohner haben hier die Möglichkeit, sich in selbständigere<br />

Formen des Wohnens und der Alltagsbewältigung einzuüben und<br />

ihren Lebens- und Wohnalltag entsprechend zu gestalten. Viele<br />

von Ihnen sind tagsüber auch berufstätig. Besser kann Inklusion<br />

nicht umgesetzt werden und wir freuen uns auf das Miteinander in<br />

gelebter Nachbarschaft für die nächsten 25 Jahren.<br />

Christine Limbacher<br />

Stadträtin, SPD<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 21


Wohnheim<br />

22 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

Langseestraße<br />

Wie wir wurden was wir sind:<br />

Juli 1992 Bezug des Wohnheims in der Langseestraße 3 - das<br />

Haus wurde bewusst so konzipiert, dass auch Menschen mit<br />

schwer- und mehrfachen Behinderungen familiennah und in einen<br />

lebendigen Stadtteil integriert wohnen können. 40 Bewohner<br />

können ihr neues Zuhause beziehen.<br />

1996 »Ohne Unterschied« eine große Ausstellung in der Stadtbücherei<br />

mit Malerei und Fotografie (Anette Fritze + Jürgen<br />

Bertram) wird mit einem Theaterstück der Bewohner eröffnet.<br />

Kulturelle Teilhabe - ohne Unterschied - da sein, wo die anderen<br />

sind.<br />

1997 Erstmals bietet das Haus in den Gemeinschaftsräumen ein<br />

anregendes und auf persönliche Bedürfnisse abgestimmtes Angebot<br />

für ältere Menschen mit Behinderung an.<br />

2001 Im Juli kann auf dem Grundstück ein Pavillon fertig gestellt<br />

werden, der auf die Belange der älteren Bewohner abgestellt ist.<br />

Hier können sie ihren zweiten Lebensmittelpunkt neben dem<br />

Wohnen individuell gestalten.<br />

2010 Durch weitere Modernisierungsmaßnahmen werden der<br />

Sicherung angemessenen Wohnkomforts aber auch den gewünschten<br />

Optionen für eine zeitgemäße Pflegeinfrastruktur<br />

Rechnung getragen.<br />

Das Haus trägt der Nachfrage nach Kurzzeitunterbringung Rechnung<br />

und kann dafür nunmehr einen festen Platz anbieten.<br />

2011 Bewohner demonstrieren mit zahlreichen Betroffenen aus<br />

der Region erfolgreich vor dem Bezirksrathaus in Ansbach gegen<br />

drohende Kürzungen.<br />

<strong>2012</strong> Mit dem Projekt Lebensraumerweiterung, das den Gartenbereich<br />

als attraktiven, erweiterten Lebensraum für die Bewohner<br />

erschließt, können die nachhaltigen Modernisierungsmaßnahmen<br />

zu einem erfolgreichen, vorläufigen Abschluss gebracht werden.<br />

<strong>2012</strong> Das Wohnheim in der Langseestraße kann auf 20 Jahre<br />

intensiver und lebensbejahender Arbeit zurückblicken; es wurden<br />

hier wesentliche Voraussetzungen geschaffen, gerade älteren<br />

Menschen und Menschen mit Schwer- und Mehrfachbehinderungen<br />

»Gutes Wohnen« (so der Titel einer aktuellen Tagung des<br />

Bundesverbandes der <strong>Lebenshilfe</strong>) und angemessene Teilhabe im<br />

Alltag zu bieten. Dies motiviert ungemein für die weitere Arbeit.<br />

Gegründet 1992<br />

mit 40 Bewohnern<br />

1 Leitung<br />

8 Heilerziehungspfleger<br />

8 Erzieher<br />

2 HEP-Fachschüler<br />

3 Zivildienstleistende<br />

2 Freiwilliges Soziales Jahr<br />

4 Hauswirtschaftskräfte<br />

1 Hausmeister<br />

Wohnheim Langseestraße<br />

Langseestraße 3<br />

90482 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel.: 0911-58793210<br />

email: Wohnheime@Lhnbg.de<br />

Holger Nestler<br />

Heilerziehungspfleger,<br />

Sozialmanagement,<br />

seit November 2010 Hausleitung<br />

Wohnheim Langseestraße<br />

Stichpunktartige Fakten:<br />

Stand <strong>2012</strong><br />

39 Bewohner sowie<br />

1 Platz für Kurzzeitunterbringung<br />

10 Teilnehmer der Tagestruktur,<br />

ein Angebot für alte Menschen<br />

2 Externe Nutzer aus dem<br />

ambulantbetreuten Wohnen<br />

1 Leitung<br />

1 sozialpädagogischer Fachdienst<br />

13 Heilerziehungspfleger<br />

3 Erzieher<br />

3 Krankenpflegerinnen<br />

4 HEP-Fachschüler<br />

3 Heilerziehungspflegehelfer<br />

7 Sozialbetreuer<br />

6 Hauswirtschaftskräfte<br />

4 freiwilligen Dienste (FSJ)<br />

1 Betriebstechnik


Seit 2010 kann endlich durchgängig ein Platz für Kurzzeitunterbringung<br />

angeboten werden. Dieses Angebot trägt der wachsenden<br />

Nachfrage der letzten Jahre Rechnung und wurde gut angenommen;<br />

es können auch schwer- und mehrfach behinderte Menschen<br />

aufgenommen und betreut werden. Im Rahmen der Kurzzeitunterbringung<br />

werden Menschen für die Dauer eines vereinbarten<br />

Zeitraumes im Wohnheim betreut, wobei dies unterschiedliche<br />

Gründe haben kann. Die Gründe können vom Erholungsurlaub, über<br />

die Notwendigkeit einer vorübergehenden Entlastung bis hin zum<br />

Ausfall der Pflegeperson und besonderen familiären Situationen<br />

reichen. Ziel der Maßnahme ist es, für den vereinbarten Zeitraum<br />

eine angemessen Versorgung des Menschen mit Behinderung zu<br />

gewährleisten und die Familie dadurch zu entlasten. Die Erfahrungen<br />

der vergangenen Jahre zeigen, dass über den unmittelbaren<br />

Zweck einer Kurzzeitunterbringung hinaus weitere Aspekte zum<br />

Tragen kommen können. Das Thema Ablösung und die Frage, nach<br />

der zukünftigen Wohnform wird in der Regel mehr oder weniger<br />

offen in der Familie diskutiert. Die Kurzeitunterbringung bietet eine<br />

Gelegenheit diese Fragen zu konkretisieren.<br />

Tagesstrukturierende<br />

Maßnahmen<br />

Wohnheim Langseestraße<br />

Das Wohnheim in der Langseestraße 3 konnte 1992 bezogen<br />

werden. Die 4 Wohngruppen mit ihren insgesamt 39 Wohnplätzen<br />

(32 Einzel- und 4 Doppelzimmer) sind strukturell und konzeptionell<br />

so ausgerichtet, dass hier gerade auch schwer- und mehrfach<br />

Behinderten, sowie Menschen mit Sinnesstörungen die Möglichkeit<br />

des gemeinde- und familiennahen Wohnens eröffnet werden kann.<br />

Die Wohngruppen werden jeweils von ausgebildeten Fachkräften<br />

aus den Arbeitsfeldern Heilerziehungs- und Krankenpflege, Erziehung<br />

und Sozialpädagogik betreut. Ein eigener Fachdienst steht als<br />

Ansprechpartner zur Verfügung. Dazu kommen Absolventen des<br />

Freiwilligen Sozialen Jahres, Fachschüler und Berufspraktikanten<br />

und das Team der Hauswirtschaft. Auch die Betriebstechnik der<br />

Wohnheime ist in diesem Haus untergebracht.<br />

Die großzügigen Räumlichkeiten wurden konsequent nach den<br />

Kriterien des behindertengerechten Wohnens konzipiert. Ein<br />

Arztzimmer, spezifische schwerbehindertengerechte Installationen<br />

und Hilfsmittel (Deckenlifter, Hubwannen, etc.) stehen ebenso zur<br />

Seit 1997 bieten die Wohnheime Langseestraße und Waldaustraße<br />

den älteren Behinderten einen angemessenen Rahmen zur Gestaltung<br />

ihres Lebensabends. Ende des Jahres 2000 nutzten bereits<br />

25 Bewohner dieses Angebot. Das Angebot wird von Fachkräften<br />

realisiert und steht generell auch Nichtbewohnern offen. Auch<br />

Menschen mit Behinderung, die sich für das ambulante Wohnen<br />

entschieden haben, können diese Möglichkeit nutzen, um ihren<br />

Alltag abwechslungsreich zu gestalten.<br />

Verfügung, wie gruppenübergreifende Gemeinschaftsräume. In den<br />

letzten Jahren wurde in diesen Bereichen konsequent investiert, um<br />

ein hohes Maß an individueller Wohnlichkeit zu bieten und darüber<br />

hinaus eine zeitgemäße Pflegeinfrastruktur zu sichern und somit<br />

den Aufgaben von morgen Rechnung zu tragen.<br />

Seit dem letzten Jahr werden die Außenanlagen und der Innenhof<br />

umfassend umgestaltet. Großzügige Spenden und beherztes<br />

ehrenamtliches Engagement machen es möglich, dass dadurch den<br />

Bewohnern in ihrer Freizeit ein attraktiver, erweiterter Lebensraum<br />

zur Verfügung steht.<br />

Im Dachgeschoss steht ein Gästezimmer zur Verfügung. Die gute<br />

Verkehrsanbindung (eine Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe), Arztpraxen,<br />

vielfältige Einkaufsmöglichkeiten und das angrenzende Naherholungsgebiet<br />

tragen zum Wohnwert des Hauses erheblich bei.<br />

Besondere Angebote der Langseestraße<br />

sind die Kurzzeitunterbringung und die<br />

Tagesstrukturierenden Maßnahmen<br />

Kurzzeitunterbringung<br />

Im Juli 2001 wurde ein neuer Pavillon auf dem Gelände der Langseestraße<br />

bezugsfertig. Damit wurde rechtzeitig dem wachsenden<br />

Bedarf für diesen Personenkreis älterer Menschen mit Behinderung<br />

Rechnung getragen. Die Tagestrukturen stellen einen wichtigen<br />

Baustein dar, damit Menschen mit Behinderung nach dem Ausscheiden<br />

aus dem Arbeitsleben neben dem Wohnen einen zweiten<br />

Lebensmittelpunkt haben. Im Sinne ganzheitlicher Konzepte und<br />

dem Teilhabegedanken verpflichtet, haben wir eine Entwicklung<br />

in diese Richtung bereits Ende der achtziger Jahre auf den Weg<br />

gebracht. Das für diesen Bereich seit einigen Jahren endlich auch<br />

ein eigener Pflegesatz anstelle einer Maßnahmepauschale vereinbart<br />

werden konnte, stellt einen wichtigen Meilenstein dar. Nach<br />

15 Jahren intensiver Arbeit konnte eine solide Plattform geschaffen<br />

werden, die eine würdige und am Individuum ausgerichtete Gestaltung<br />

des Lebensabends ermöglicht.<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 23


Der Behindertenrat <strong>Nürnberg</strong> gratuliert zum Jubiläum der Wohneinrichtungen<br />

und überreicht dazu im übertragenen Sinn einen<br />

„bunten Blumenstrauß der Vielfalt“.<br />

Wir wünschen allen Bewohnern und Bewohnerinnen sowie den<br />

Mitarbeitenden ein schönes Jubiläumsfest.<br />

Im Vergleich zur Wohnstätte Müllnerstraße 37 und zum Wohnheim<br />

Langseestraße 3 ist der Behindertenrat noch sehr jung. Im Herbst<br />

2010 wurden die 40 Mitglieder des Rates gewählt. Mindestens<br />

26 Mitglieder müssen entsprechend der Wahlordnung selbst eine<br />

Behinderung haben, die anderen Mitglieder vertreten Verbände und<br />

Organisationen. Für die <strong>Lebenshilfe</strong> wurde Jutta Ebentheuer in den<br />

Rat gewählt.<br />

Der Behindertenrat ist ein unabhängiger Ansprechpartner für alle<br />

Menschen mit Behinderung in <strong>Nürnberg</strong> und berät als Sachverständigengremium<br />

den Stadtrat und die Stadtverwaltung.<br />

Mit der Wohnstätte Müllnerstraße 37 beweist die <strong>Lebenshilfe</strong> seit<br />

vielen Jahren, wie in einem ganz normalen Wohnhaus in Gostenhof<br />

„Leben mittendrin“ stattfindet. Das sehen wir als Bereicherung und<br />

Vielfalt im Stadtteil.<br />

Dem Haus Langseestraße 3 sieht man von außen eher das Wohnheim<br />

an. Hier lebt eine Gemeinschaft von Menschen, die zum Teil<br />

auf umfangreiche Unterstützung im Alltag angewiesen sind und<br />

Ein besonderes Augemerk der <strong>Lebenshilfe</strong> galt und gilt den Schwer-<br />

und Mehrfachbehinderten und den älteren Menschen mit Behinderung.<br />

Diejenigen, die jetzt in Würde alt werden können, bilden<br />

die erste Generation nach dem Holocaust, der das möglich ist. Nur<br />

eine bewusste, mitunter schmerzliche Auseinandersetzung mit der<br />

Vergangenheit bietet die Chance, die noch immer auf uns lastende<br />

Hypothek von Schuld, Scham und Schweigen über das schier<br />

unglaubliche Geschehen jener Jahre abzutragen, damit nie wieder<br />

jener Nährboden bereitet werden kann, der dazu führte, geistigbehinderten<br />

Mitbürgern das Recht auf ein menschenwürdiges Leben<br />

abzusprechen.<br />

Die <strong>Lebenshilfe</strong> ist besorgt, dass nach wie vor „Euthanasie“-Gedankengut<br />

in die Öffentlichkeit gelangt, dass bei Diskussionen um<br />

Sozialleistungen oder in wissenschaftlichen Abhandlungen der<br />

Wert behinderten menschlichen Lebens wieder recht einseitig nach<br />

ökonomisch orientierten Kosten-Nutzen-Analysen taxiert wird,<br />

dass Ärzte auch heute noch den Wert behinderten Lebens in Frage<br />

stellen.<br />

Es gilt weiter wachsam zu bleiben. Das bisher Erreichte darf nicht<br />

darüber hinwegtäuschen, dass Eingliederung und Teilhabe unserer<br />

geistigbehinderten Mitbürger nie ein abgeschlossener Prozess sein<br />

wird, sondern stets eine Aufgabe bleibt, die sich uns täglich aufs<br />

Neue stellt und uns fordert.<br />

Intensive und individuelle Aktivierung, Förderung, Pflege, Begleitung<br />

und Unterstützung behinderter Menschen, ungeachtet<br />

ihres Behinderungsgrades und Alters, stellten von Anfang an ein<br />

24 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

Ein Blumenstrauß<br />

der Vielfalt vom Behindertenrat<br />

Ausblick und Zukunft<br />

viele Menschen bereits das Seniorenalter erreicht haben. Hoch<br />

anzuerkennen ist, dass die <strong>Lebenshilfe</strong> als Träger dafür sorgt, dass<br />

niemand wegen zunehmendem Pflegebedarf oder Alterserkrankungen<br />

wie z.B. Demenz sein vertrautes Zuhause gegen seinen Willen<br />

verlassen muss.<br />

Zuständiger Kostenträger für die Wohnmöglichkeiten für Menschen<br />

mit Behinderung ist der Bezirk Mittelfranken. Es gilt, Stadt und Bezirk<br />

gleichermaßen für die zukünftigen Anforderungen zu sensibilisieren,<br />

damit das in der Behindertenrechtskonvention der Vereinten<br />

Nationen beschriebene Wahlrecht für Menschen mit Behinderung<br />

im Bereich Wohnen für immer mehr Menschen mit Behinderung<br />

Wirklichkeit wird.<br />

Wir begrüßen die verschiedenen Wohnformen, die die <strong>Lebenshilfe</strong><br />

bereits bietet und wünschen auf dem eingeschlagenen Weg zu noch<br />

mehr „Wohnen wie, wo und mit wem es mir gefällt“ viel Erfolg!<br />

Michael Mertel, Günter Frank<br />

Vorsitzende Behindertenrat <strong>Nürnberg</strong><br />

Kontakt: Behindertenrat der Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />

Postfach 810346 · Telefon 0911 – 347 92 68<br />

info@behindertenrat-nuernberg.de<br />

www.behindertenrat-nuernberg.de<br />

Herzstück unserer Arbeit dar. In diesem Bereich konnten wir wichtige<br />

Erfahrungen sammeln und viel bewegen. Wiederholt war es<br />

möglich, dass Bewohner bis zur letzten Stunde in ihrer vertrauten<br />

Umgebung liebevoll gepflegt und versorgt werden konnten.<br />

Diese Sterbebegleitung war ein intensiver Prozess, der alle jeweils<br />

tief berührte.<br />

Hier wird Mitmenschlichkeit konkret und spürbar. Es sind solche<br />

Erfahrungen, die uns ermutigen, uns diesen Aufgaben und Zielen<br />

weiterhin zu widmen.<br />

Ein weiteres Feld, in dem wir eine Herausforderung sehen, ist die<br />

Versorgung derjenigen alten Menschen, die durch Demenzprozesse<br />

zusätzlich beeinträchtigt werden. Hier wird im Alltag deutlich,<br />

wie wichtig es ist, das vertraute Umfeld zu erhalten, den Kontakt<br />

mit vertrauten Gesichtern, Situationen und Konstellationen zu<br />

gewährleisten. Das Vertraute bietet Halt, vermittelt Geborgenheit<br />

und beugt unnötigen Ängsten vor. Damit ist uns ein elementares<br />

Lern- und Bewährungsfeld aufgegeben.<br />

Das Erreichte konsequent weiterzuentwickeln und uns entschieden<br />

für die erforderlichen Strukturen und Rahmenbedingungen<br />

einzusetzen, wird uns auch im Weiteren Anliegen und Verpflichtung<br />

sein. An dieser Stelle wollen wir herzlich und nachdrücklich der<br />

Gründergeneration der <strong>Lebenshilfe</strong>, den Eltern und Angehörigen für<br />

ihr Engagement und ihre Einsatzbereitschaft danken . Sie haben<br />

dafür Sorge getragen, dass wichtige und dringliche Anliegen so auf<br />

den Weg gebracht wurden, dass die Ergebnisse dieser Bemühungen<br />

für unsere <strong>Lebenshilfe</strong> heute eine tragfähige Grundlage bilden.<br />

Holger Nestler


11. <strong>Nürnberg</strong>er Behindertenpreis<br />

„Tue Gutes und rede darüber“<br />

Dieser Satz wird viel zitiert und oft falsch verstanden. Es ist damit<br />

nicht gemeint, dass man voller Eitelkeit auf sein eigenes Tun verweist,<br />

um sich über andere zu erheben.<br />

Er ist vielmehr als Ansporn gedacht, als Vorgabe, was man so alles<br />

machen kann und sollte.<br />

In dieser Hinsicht ist auch die Jubiläumsveranstaltung der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

im Rahmen des <strong>Lebenshilfe</strong>tages am 23.09.<strong>2012</strong> zu verstehen,<br />

der gleich fünf einzelne Jubiläen mit zusammen über 150 gemeinsamen<br />

Jahren und die Verleihung des 11. (!) <strong>Nürnberg</strong>er Behindertenpreises<br />

vereint.<br />

Die Arbeit mit und für behinderte Menschen ist trotz allgemein<br />

gewachsener Akzeptanz in der Bevölkerung eher doch noch ein<br />

Bereich, dem die nötige und wünschenswerte Transparenz und<br />

Öffentlichkeit fehlt. Umso mehr sind Bestrebungen zu begrüßen,<br />

hier die nicht nur von der UN-Konvention geforderte Inklusion zu<br />

fördern.<br />

Die Forderung nach sozialer Inklusion ist verwirklicht, wenn jeder<br />

Mensch in seiner Individualität von der Gesellschaft akzeptiert wird<br />

und die Möglichkeit hat, in vollem Umfang an ihr teilzuhaben oder<br />

teilzunehmen. Nicht das Trennende soll Maßstab sein für unser<br />

Zusammenleben sondern das Verbindende, das Gemeinsame.<br />

Im Bild der Preisträger des<br />

11. <strong>Nürnberg</strong>er Behindertenpreises.<br />

Herr Marco Candioli,<br />

Mitglieder seiner Band<br />

„Corporal defect“ und<br />

Horst Schmidbauer bei der<br />

Übergabe der „Behindertensäule“<br />

an den Preisträger <strong>2012</strong>.<br />

Der Preis ist mit 1.000 Euro<br />

dotiert und wird von der<br />

WBG <strong>Nürnberg</strong> Gruppe<br />

gespendet, dazu sehen wir<br />

Herrn Frank Tyroff, Geschäftsführer<br />

als 2. von rechts im Bild.<br />

Rechts im Bild Ehrengast<br />

und Festredner<br />

Sozialreferent Reiner Prölß.<br />

Einen interessanten Einblick in die Unterschiedlichkeit dieses<br />

Bereichs gibt eine Liste der bisher verliehenen <strong>Nürnberg</strong>er Behindertenpreise<br />

der <strong>Lebenshilfe</strong>:<br />

Ganz willkürlich herausgegriffene Beispiele, die hier stellvertretend<br />

für alle Preisträger und deren Aktivitäten stehen sollen, reichen hier<br />

von Radio Handicap, dem ersten Preisträger aus 2001, über Mitarbeiter<br />

der Firma Siemens AG für das Projekt „Kunst öffnet Türen,<br />

Kunst verbindet Menschen“ im Jahre 2007 über einen Preisträger<br />

im Jahre 2006, den man jetzt nicht unbedingt hier vermutet hätte,<br />

nämlich den „Süddeutschen Verband reisender Schausteller und<br />

Handelsleute“, der mit seinem speziellen Tag für behinderte Menschen<br />

aus Werkstätten, Wohnheimen usw. regelmäßig sehr schöne<br />

Zeiten auf dem <strong>Nürnberg</strong>er Volksfest ermöglicht hat und dies auch<br />

hoffentlich weiter tun wird.<br />

Derzeitigen Abschluss des Behindertenpreises bilden die Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen der HypoVereinsbank im Jahre 2009 für deren<br />

ehrenamtliches Engagement „Ehrensache“.<br />

Sehr gespannt bin ich, welche weiteren Aktivitäten für den <strong>Nürnberg</strong>er<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>preis ausgewählt werden.<br />

Zum Schluss möchte ich noch ein Wort von Ernest Hemingway<br />

zitieren, das als Leitgedanke jeder Tätigkeit für und mit behinderten<br />

Menschen gilt:<br />

„Du kannst nichts für dich selber tun?<br />

Aber vielleicht kannst du etwas für jemand anderen tun!“<br />

Norbert Roth<br />

Behindertenbeauftragter Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 25


D a n k e s c h ö n<br />

Bundesregierung ehrt<br />

Die Aufnahme des BUNI – Kultur- und Freizeittreff in <strong>Nürnberg</strong>/<br />

Langwasser in die Inklusionslandkarte wurde im oberbayrischen<br />

Weilheim am Mittwoch den 18.04.12 urkundlich bescheinigt.<br />

Die Metropolregion <strong>Nürnberg</strong> ist nun kein weisser Fleck mehr auf<br />

der Inklusionslandkarte der Bundesregierung und wird nun auch so<br />

ihrem Anspruch gerecht. Irmgard Badura, Beauftrage der bayrischen<br />

Staatsregierung, übereichte zusammen mit dem Bundesbeauftragen<br />

für Belange behinderter Menschen der Bundesregierung, Herrn Hubert<br />

Hüppe, dem Geschäftsführer des BUNI- Kultur- und Freizeittreffs<br />

Reinhold Stubenrauch, eine Urkunde. Diese bescheinigt der<br />

Einrichtung in guter Praxis nach § 8 der UN-Behindertenkonvention<br />

einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für den Inklusionsgedanken<br />

zu leisten.<br />

„Von der Integration, dem Hineinführen, bis zum selbstverständlichen<br />

Dabeisein in allen gesellschaftlichen Bereichen, der Inklusion,<br />

ist es noch ein Stück Weg. Die Menschen sind bereit ihn zu gehen“,<br />

so Stubenrauch. Der BUNI – Kultur- und Freizeittreff versteht sich<br />

als das Gemeinwesenzentrum in Langwasser Nord, in dem, neben<br />

der Cafeteria auch noch in über 100 Veranstaltungen pro Jahr<br />

Gelegenheit zu Spiel, Sport und gesellschaftlichem Beisammensein<br />

gegeben wird. Das Besondere daran ist, dass durch das hohe Engagement<br />

von ehrenamtlichen Mitarbeitern mit und ohne Handicap,<br />

neben guter Stimmung und Qualität, auch ein sehr niedriges Preisniveau<br />

erzeugt wird. Über das aktuelle Programm kann man sich auf<br />

der Homepage www.bunitreff.de oder nun auch auf der Landkarte<br />

www.inklusionslandkarte.de informieren.<br />

Irmgard Badura (rechts),<br />

Beauftragte der bayrischen Staatsregierung<br />

Hubert Hüppe (links),<br />

Bundesbeauftrager für Belange<br />

behinderter Menschen der Bundesregierung<br />

Reinhold Stubenrauch (Mitte),<br />

Geschäftsführer des BUNI- Kultur- und Freizeittreffs<br />

26 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

Foto: Anna Hohendahl<br />

EIN GROSSES DANKESCHÖN<br />

Herrn Bruno Schnell,<br />

dem Verleger des Druckhauses <strong>Nürnberg</strong> für<br />

seine Haltung.<br />

Herrn Bruno Schnell verdanken wir diese<br />

Jubiläums-Ausgabe des<br />

<strong>Nürnberg</strong> <strong>Lebenshilfe</strong>-Magazins.<br />

Danke an Kerschers Imbiss<br />

in der Sigmundstraße<br />

Horst Schmidbauer, Vorstandsvorsitzender der <strong>Lebenshilfe</strong><br />

<strong>Nürnberg</strong> und Florian Pfaffi nger, stellv. Leiter der Tagesstätte für<br />

Menschen mit Autismus, haben sich für die überaus großzügige<br />

Spende von 2.000 Euro bei Familie Kerscher bedankt. Bedankt<br />

nicht nur für die Spende, sondern auch für die Einladung zur<br />

Jubiläumsfeier der Firma »Kerscher Imbiss«. Unsere Tagesstättenbesucher<br />

berichten uns immer wieder, wie wohl sie sich dort<br />

fühlen, weil bei Familie Kerscher und den Mitarbeitern unsere<br />

Menschen mit Behinderung immer spüren, dass Sie als erwachsene<br />

Persönlichkeit ernst genommen werden. Diese inklusive<br />

Haltung kann man gar nicht genug schätzen und würdigen.<br />

Auch eine Besucherin der Tagesstätte möchte sich diesbezüglich<br />

äußern, sie schrieb:<br />

»Ich fi nde die Spende der Firma Kerscher äusserst<br />

grosszügig und bin gerne Gast in ihrem Restaurant. Ich<br />

hoffe unsere Kunstwerke bereiten ihnen viel Freude und<br />

zaubern ihnen täglich ein Lächeln ins Gesicht.«<br />

Diesen Worten können wir uns alle nur anschließen.<br />

„Was ist denn das eigentlich,<br />

normal?“<br />

Am 18.06.<strong>2012</strong> fand die erste Kunstausstellung der neuen Kunstgruppe<br />

KunstRaum der Pegnitz Werkstätten in der HypoVereinsbank<br />

am Lorenzer Platz statt.<br />

Unter dem Motto der Ausstellung „Was ist denn das eigentlich, normal?“<br />

stellen die Künstler/-innen mit Behinderung ihre Werke vor.<br />

Die Gruppe KunstRaum wurde Anfang Dezember 2011 als Arbeitsgruppe<br />

der Werkstatt für behinderte Menschen eröffnet und nun<br />

wird in Vollzeit kreativ gestaltet.<br />

Schauen Sie doch in unserem KunstRaum mal vorbei –<br />

Tel.: 587 93 - 700<br />

Ein besonderes Dankeschön geht an die HypoVereinsbank die uns<br />

neben den schönen Räumlichkeiten eine gelungen Eröffnungsveranstaltung<br />

ermöglicht hat.


Der Einzug<br />

der Frühförderung<br />

mit Stefan Engeln.<br />

<strong>Lebenshilfe</strong>tag<br />

<strong>2012</strong><br />

Großer Andrang war im Foyer der Meistersingerhalle,<br />

wo sich 25 <strong>Lebenshilfe</strong> Einrichtungen präsentieren konnten.<br />

Die Jubilare der Therapeutischen Tagesstätte<br />

aus der Felsenstraße auf der großen Bühne.<br />

Ein bisschen Wehmut kam schon<br />

bei den fast 500 Besuchern des<br />

10. <strong>Lebenshilfe</strong>tags in der Meistersingerhalle auf<br />

als das Fest zuende war.<br />

Ab 2013 gibt es ein jährliches <strong>Lebenshilfe</strong>-Stadtfest am Jakobsmarkt.<br />

Wir danken unseren Sponsoren,<br />

voran Frau Petra Beck,<br />

Herrn Frank Tyroff von der WBG <strong>Nürnberg</strong> Gruppe<br />

und Herrn Gerd Schmelzer, Alpha-Gruppe<br />

Impressum: <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin 2/<strong>2012</strong> · Herausgeber: <strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Nürnberg</strong> e.V. · Verantwortlich: Horst Schmidbauer, Vorstandsvorsitzender · Chef vom Dienst: Robert Schmitt ·<br />

Redaktion: André Deraëd, Heidi Breucker-Bittner, Stefan Engeln · Grafi sche Gestaltung: Studio HC Traue · Fotos: <strong>Lebenshilfe</strong> · Aufl age: 8000 Stück, erscheint vier Mal jährlich, Eigendruck im Selbstverlag · www.lhnbg.de<br />

<strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong> · 27


28 · <strong>Nürnberg</strong>s <strong>Lebenshilfe</strong> Magazin · 2 - <strong>2012</strong><br />

600-mal wird Bettina P. von <strong>Nürnberg</strong>s<br />

Plakatkästen Sie anlachen und mit dem<br />

Spruch von Bundespräsident Weizäcker<br />

für die Inklusion werben.<br />

Danke unserem Sponsor für seine<br />

vorbildliche Haltung.

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