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AVISO EINKEHR - ADFC Regensburg

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Text: Peter radtke<br />

Foto: Stadt <strong>Regensburg</strong>, Peter Ferstl<br />

links Der <strong>Regensburg</strong>er Dom mit<br />

seinen 105 m hohen Türmen –<br />

ein Meisterwerk der gotischen Architektur.<br />

Text: eva demski<br />

WIE LANG IST es her, dass die Stadt an der Donau ein Dornröschen hinter vielen<br />

Hecken und Mauern war, die überwinden zu wollen keinem einfiel! In meiner<br />

Kindheitwaresunerlässlich,dassübersiegeschimpftwurde.Das»Geraffel«<br />

stand der Moderne im Weg, das ganze gotische und barocke und fromme und<br />

feudalistische Geraffel. Es hatte in <strong>Regensburg</strong> nicht die brutale Wohltat der<br />

kompletten Auslöschung gegeben, die anderen Städten zuteil geworden war –<br />

es klingt unglaublich, aber darauf waren nicht wenige in der übriggebliebenen<br />

Stadt neidisch! Und wenn es nicht den Doktor Boll gegeben hätte, den unnachsichtigen<br />

Bewahrer <strong>Regensburg</strong>s von den Kellern bis zu den Turmspitzen, hättensieindenFünfzigenundSechzigernbestimmtnachgeholt,wasderKrieg<br />

versäumt hatte.<br />

Oft denke ich, wenn sich die japanischen, russischen und italienischen Touristenheerwürmer<br />

durch die Gassen der Altstadt quetschen, man hätte dem neinsagenden<br />

Doktor längst ein Denkmal setzen sollen.<br />

Die Stadt liebt ihre Wohltäter nicht. Sie ist misstrauisch.<br />

REGENSBURG<br />

ABER ICH LIEBTE sie schon, als sie noch grau und dreckig und müde und geheimnisvoll<br />

und erschöpft und armselig war. Als man außerhalb noch gefragt<br />

wurde: <strong>Regensburg</strong>? Wo ist das denn? Als sie noch umgeben war von Bauerndörfern,<br />

die ein ordentliches Stück Mittelalter bis tief in die Sechziger Jahre<br />

hinein lebendig gelassen hatten. Erst ihre Umwandlung zu Schlafstätten und<br />

Industriegebieten machten der rauen alten Zeit den Garaus.<br />

An der Donau haben sich da und dort ein paar Reste erhalten, struppige Wirtshäuser,diesichumDesignundGourmetkücheeinenDreckscheren,alteFähren,<br />

Weidengebüsch. <strong>Regensburg</strong>, das alte, vergessene, von der Neuzeit übersehene<br />

<strong>Regensburg</strong> war ein Ort voller Wunder, aber auch voller Minderwertigkeitskomplexe,<br />

sorgsam gepflegter Neurosen und Fluchtgedanken.<br />

BLEIBEN WOLLTE MAN nicht, obwohl einen so vieles festhielt. Georg Brittings<br />

bekanntes Wort – ob es wirklich von ihm ist? – das Beste an <strong>Regensburg</strong> sei der<br />

Nachtzug nach München, zeigt die Schwierigkeiten, die mit der Liebe zu dieser<br />

Stadt verbunden waren. Jetzt ist sie nicht mehr sperrig wie einst. Sie hat sich<br />

längstfremdenhübsch gemachtund im Sommerkann maninderAltstadtgar<br />

nichtmehrlebenvorlauterBewunderernundFeierernundEventzuschauern,<br />

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