PDF-File (143 KB) - Milchwirtschaftlicher Kontroll- und ...
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Infrarotspektroskopische Analyse<br />
von freien Fettsäuren in Milch<br />
MILCHWIRTSCHAFTLICHER<br />
KONTROLL- UND<br />
UNTERSUCHUNGSVERBAND<br />
UELZEN e.V.<br />
Der Milchfettgehalt ist für die Bezahlung der Milch der wichtigste Bestandteil. Die Höhe des<br />
Fettgehaltes bestimmt maßgeblich den „Wert“ der Milch. Die Zusammensetzung des Milchfettes<br />
hat ernährungsphysiologisch eine besondere Stellung, da es einen hohen Gehalt an kurzen <strong>und</strong><br />
mittelkettigen Fettsäuren aufweist.<br />
Fettzusammensetzung<br />
Der Fettgehalt in der Rohmilch liegt bei ca. 4 %. Das reine Milchfett ist ein Gemisch aus<br />
gesättigten <strong>und</strong> ungesättigten Triglyzeriden. Triglyzeride sind Ester des dreiwertigen<br />
Alkohols (Glyzerin) [Abb.1]. Glyzerin hat 3 Hydroxylgruppen die alle mit Monokarbonsäuren<br />
verb<strong>und</strong>en sind. Die Monokarbonsäuren werden als Fettsäuren bezeichnet.<br />
Der Anteil an Fettsäuren liegt bei ca. 85 % des Milchfettes. Im Milchfett werden über 90<br />
Fettsäuren nachgewiesen. 14 davon werden als Hauptfettsäuren bezeichnet, da sie mit<br />
über 1% am Gesamtanteil der Fettsäuren beteiligt sind. Die Ölsaure stellt den<br />
Hauptbestandteil (30-40%) der ungesättigten Fettsäuren im Milchfett dar.<br />
Glyzerin<br />
Fettsäure<br />
Fettsäure<br />
Fettsäure<br />
Freie Fettsäuren (ffa = free fatty acid)<br />
Glyzerin<br />
freie Fettsäure<br />
Fettsäure<br />
Fettsäure<br />
Abb.1 Abb. 2<br />
Durch hydrolytische <strong>und</strong> oxidative Veränderungen steigt der Gehalt an freien Fettsäuren<br />
an. Die Hydrolyse ist eine Abspaltung der Fettsäuren [Abb. 2] <strong>und</strong> kann z.b. unter<br />
Einfluss von Fettspaltern (Enzymen) erfolgen. Die fettspaltenden Enzyme (Lipasen)<br />
werden von Mikroorganismen (z.B. Pseudomonaden) freigesetzt.<br />
Ursachen<br />
Das Milchfett liegt in der Milch in Form von Fettkügelchen vor, d.h. es ist von einer<br />
schützenden Hülle aus Proteinen <strong>und</strong> Fettbegleitstoffen umgeben. Lipasen können nicht<br />
wirksam werden. Durch mechanische Belastung beim Melken, Pumpen, Kühlen <strong>und</strong><br />
Rühren der Milch kann diese Hülle beschädigt werden. Das Fett tritt aus <strong>und</strong> kann von<br />
den vorhandenen Enzymen gespalten werden. Ein hoher Gehalt an freien Fettsäuren<br />
stellt somit einen Maß für die mechanische Belastung in Zusammenhang mit<br />
lipolytischer Zersetzung dar.<br />
Ebenso wie die mechanische Belastung, kann es durch eine zu gut gemeinte<br />
Tiefkühlung der Milch, verb<strong>und</strong>en mit Eisbildung, zur Schädigung der Fettmembrane<br />
kommen.<br />
Insgesamt wird der Gehalt an ffa durch Melkmaschinen, Ernährung <strong>und</strong> Laktation der<br />
Kühe sowie durch die Behandlung der Milch nicht nur beim Landwirt, sondern auch in<br />
der Molkerei beeinflusst.<br />
© MKU Uelzen e.V.<br />
Jörg Buermeyer / 2001<br />
Im Neuen Felde 87<br />
29525 Uelzen<br />
Tel. 0581(8069760)<br />
Fax. 0581(8069773)<br />
Email MKU.Uelzen@t-online.de<br />
C:\0MKU\Labor\Versuch\ffa\MKU<br />
Ausarbeitung freie Fettsäuren.doc<br />
Seite 1 / 5
Bedeutung <strong>und</strong> Bestimmung<br />
der freien Fettsäuren in Rohmilch<br />
Wirkung<br />
MILCHWIRTSCHAFTLICHER<br />
KONTROLL- UND<br />
UNTERSUCHUNGSVERBAND<br />
UELZEN e.V.<br />
Freie Fettsäuren (ffa) haben einen ranzigen oder seifigen Geschmack <strong>und</strong><br />
beeinträchtigen dadurch die Qualität von Milch <strong>und</strong> Milchprodukten.<br />
Folgende Probleme können auftreten:<br />
<br />
<br />
ranziger Geschmack in Butter <strong>und</strong> anderen höher fetthaltigen Produkten<br />
verkürzte Haltbarkeit, z.B. von Milchpulver<br />
Ebenso kommt den freien Fettsäuren eine wirtschaftliche Bedeutung zu.<br />
<br />
<br />
<br />
Reduzierte Käseausbeute (ffa werden nicht in die Käsemasse eingeschlossen)<br />
IR Fettgehalt wird beeinflusst (Messwertveränderungen + 1,5 % sind möglich)<br />
Der gemessene Eiweißgehalt steigt scheinbar an (+0,05 % abs. möglich)<br />
Der Gehalt an freien Fettsäuren bereits ein Bezahlungsparameter in Holland (2/J.), Frankreich<br />
(regional differenziert / monatlich), Belgien (monatlich), <strong>und</strong> Irland.<br />
Untersuchungsmethoden<br />
BDI (Bureau of Dairy Industrie) Methode<br />
Prinzip: Das in der Probe befindliche Fett wird im neutralen Medium mittels Detergentien<br />
<strong>und</strong> Wärmeeinwirkung von der Fettkügelchenmembrane befreit, zu einer Phase<br />
vereinigt, isoliert <strong>und</strong> durch Zentrifugation gereinigt. Die im Fett der Probe enthaltenen<br />
freien Fettsäuren werden nach Abscheiden des Fettes mit BDI-Reagenz im<br />
Lösungsmittel gelöst <strong>und</strong> nach Zugabe des Indikators (Thymolblau) mit 0,01 N KOH,<br />
gelöst in Äthanol, bis zum Umschlagspunkt titriert.<br />
Die Methode ist bedingt durch die vorgelagerte Fettgewinnung relativ aufwendig. Die<br />
Kosten belaufen sich auf ca. 40 DM je Probe (Doppelbestimmung).<br />
Präzision<br />
Die BDI Methode gibt eine Standardabweichung von 0,025 für die Wiederholbarkeit vor.<br />
Die Vergleichbarkeit wird mit 0,08 mmol / 100 g Fett angegeben.<br />
© MKU Uelzen e.V.<br />
Jörg Buermeyer / 2001<br />
Im Neuen Felde 87<br />
29525 Uelzen<br />
Tel. 0581(806177)<br />
Fax. 0581(2127)<br />
Email MKU.Uelzen@t-online.de<br />
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Ausarbeitung freie Fettsäuren.doc<br />
Seite 2 / 5
Bedeutung <strong>und</strong> Bestimmung<br />
der freien Fettsäuren in Rohmilch<br />
Infrarotmessung (Milcoscan FT 6500)<br />
MILCHWIRTSCHAFTLICHER<br />
KONTROLL- UND<br />
UNTERSUCHUNGSVERBAND<br />
UELZEN e.V.<br />
Die Bestimmung mittels infrarotem Lichtes stellt eine Alternative zu den<br />
Referenzverfahren dar. Unter Einsatz einer leistungsfähigen Datenverarbeitung, Fourier<br />
Transfom Technik <strong>und</strong> der PLS Kalibrierung ist es möglich in einem Arbeitsgang mit den<br />
„üblichen“ Untersuchungsparametern die freien Fettsäuren mit einer ausreichenden<br />
Präzision zu bestimmen.<br />
Die Methode erfordert keine gesonderte Probenbehandlung <strong>und</strong> ist daher extrem<br />
kostengünstig. Sofern die Untersuchung parallel mit anderen Parametern erfolgt liegen<br />
die Kosten im Bereich einer IR Harnstoffbestimmung.<br />
Präzision<br />
In Versuchen wurde für die Wiederholbarkeit eine Standardabweichung von 0,05<br />
ermittelt. Der Vergleich mit der BDI Methode ergab eine mittlere Abweichung von - 0,05<br />
mmol ffa / 100 g Fett.<br />
Ergebnisangabe<br />
Freie Fettsäuren (ffa) werden in mmol / 100 g Fett oder als Ölsäure (Mol.Gew. 282) berechnet<br />
in % ffa angegeben.<br />
Beurteilung der Ergebnisse<br />
< 0,7 mmol / 100 g Fett = gut ( kein Fettverderb )<br />
0,7 - 1,0 mmol / 100 g Fett = befriedigend ( geringer Fettverderb )<br />
> 1,0 mmol / 100 g Fett = ungenügend ( Fettverderb )<br />
Einsatz neuer Technik<br />
Im Regionallabor in Uelzen steht seit Juli 2000 eine Milcoscan FT 6500 zur Verfügung. Seit<br />
Ende März werden Versuche zur Kalibrierung <strong>und</strong> Messung der freien Fettsäuren durchgeführt.<br />
Es wurde für alle Versuche die Kalibrierung der Firma Foss Version 1.0.1 verwendet. Diese<br />
Kalibrierung erzeugt Ergebnisse, die in mmol ffa / kg Milch angegeben sind. Um auf die<br />
international angewendete Einheit von mmol / 100 g Fett umzurechnen, wurde mittels einer<br />
„abgeleiteten“ Komponente eine Berechnung eingefügt. Für die Fettbestimmung wurde die<br />
Kalibrierung „Fatspectrum 1.1.0“ verwendet. Durch umfangreiche referenzanalytische<br />
Untersuchungen (durchgeführt im Ahlemer Institut) wurde die Kalibrierung abgesichert.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Präzision schlechter ist als das BDI<br />
Vergleichsverfahren. Die Vergleichbarkeit der Mittelwerte ist jedoch gegeben <strong>und</strong> entspricht den<br />
Ringversuchsergebnissen des BDI Verfahrens.<br />
Zur Einschätzung der Milchfettqualität stellt dieses Untersuchungsverfahren ein schnelles <strong>und</strong><br />
kostengünstiges Screeningverfahren dar.<br />
© MKU Uelzen e.V.<br />
Jörg Buermeyer / 2001<br />
Im Neuen Felde 87<br />
29525 Uelzen<br />
Tel. 0581(806177)<br />
Fax. 0581(2127)<br />
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Seite 3 / 5
Bedeutung <strong>und</strong> Bestimmung<br />
der freien Fettsäuren in Rohmilch<br />
Versuche <strong>und</strong> Ergebnisse<br />
MILCHWIRTSCHAFTLICHER<br />
KONTROLL- UND<br />
UNTERSUCHUNGSVERBAND<br />
UELZEN e.V.<br />
Im Zeitraum 10.05.01 bis 16.05.01 wurden alle Güteproben zusätzlich auf freie Fettsäuren<br />
untersucht. Die Kalibrierung wurde mit dem Faktor – 1,05 eingestellt. Dieser Faktor wurde unter<br />
Berücksichtigung der Konservierung aus der Referenzwerten der Norddeutschen Standardmilch<br />
erarbeitet.<br />
Es wurden insgesamt 1333 Proben von 9 Molkereien / Milchliefergenossenschaften<br />
ausgewertet. Die Ergebnisse wurden in Gruppen eingeteilt <strong>und</strong> der prozentuale Anteil der<br />
Gruppen grafisch dargestellt [Abb. 3]. Über 13 % der Probenergebnisse weist Werte größer<br />
1,00 auf. Ab diesem Wert ist von einem beginnenden Fettverderb auszugehen.<br />
Prozent (%)<br />
Prozent (%)<br />
60,00<br />
50,00<br />
40,00<br />
30,00<br />
20,00<br />
10,00<br />
0,00<br />
60,00<br />
40,00<br />
20,00<br />
0,00<br />
45,09<br />
Verteilung der Probenergebnisse<br />
Güteproben (n = 1333)<br />
41,49<br />
13,05<br />
0,38<br />
0,00 - 0,60 0,61 - 1,00 1,01 - 2,00 > 2,00<br />
Verteilung der Probenergebnisse<br />
Güteproben (n = 424)<br />
52,36<br />
0,00 -<br />
0,60<br />
40,09<br />
0,61 -<br />
1,00<br />
7,31<br />
1,01 -<br />
2,00<br />
mmol ffa / 100 g Fett<br />
Abb. 4<br />
mmol ffa / 100 g Fett<br />
0,24<br />
> 2,00<br />
Prozent (%)<br />
60,00<br />
40,00<br />
20,00<br />
0,00<br />
Abb. 3<br />
Verteilung der Probenergebnisse<br />
Güteproben (n = 353)<br />
37,11<br />
0,00 -<br />
0,60<br />
43,63<br />
0,61 -<br />
1,00<br />
18,70<br />
1,01 -<br />
2,00<br />
mmol ffa / 100 g Fett<br />
Abb. 5<br />
Es wurde eine Molkerei mit überwiegend täglicher Abholung [Abb. 4] <strong>und</strong> eine Molkerei mit<br />
überwiegend 2-tägiger Abholung [Abb. 5] nach dem gleichen Schema ausgewertet. Hierbei<br />
zeigt sich, dass eine längere Lagerzeit (Rühren / Kühlen) die Fettzersetzung fördert.<br />
Eine Untersuchung <strong>und</strong> Bewertung des Gehaltes an ffa in den MLP (Milchleistungsprüfung)<br />
Proben ist derzeit noch nicht möglich, da diese Proben mit Bronopol konserviert sind. Bronopol<br />
erniedrigt die Messwerte um ca. 0,3 – 0,4 mmol so dass verstärkt negative Messwerte<br />
feststellbar sind.<br />
© MKU Uelzen e.V.<br />
Jörg Buermeyer / 2001<br />
Im Neuen Felde 87<br />
29525 Uelzen<br />
Tel. 0581(806177)<br />
Fax. 0581(2127)<br />
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0,57<br />
> 2,00<br />
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Literatur<br />
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Bedeutung <strong>und</strong> Bestimmung<br />
der freien Fettsäuren in Rohmilch<br />
MILCHWIRTSCHAFTLICHER<br />
KONTROLL- UND<br />
UNTERSUCHUNGSVERBAND<br />
UELZEN e.V.<br />
Rudzik, Dr. Lutz; Ahlemer Infrarotseminar; 1991<br />
Rudzik, Dr. Lutz; Fehler in der Fett- <strong>und</strong> Eiweißbilanzen – ein infrarotspektrometrisches<br />
Problem?; 2. Gr<strong>und</strong>lagenseminar Kempten November 2000<br />
Foss; Milcoscan FT 6000 „Free fatty acids measurement (ffa); January 2001<br />
VDLUFA C... Milch <strong>und</strong> Milchprodukte; Fettbegleitstoffe; bearbeitet von S. Kroll,<br />
Oldenburg 1994<br />
Gecks, Dipl. Ing. Eugen; Foss Deutschland GmbH; Welchen Nutzen bringen neue<br />
Untersuchungsparameter?; 2. Gr<strong>und</strong>lagenseminar Kempten November 2000<br />
Vortrag Villy Toft Foss Dänemark, Juni 2001, Hamburg Foss<br />
.........................................................................................................................................................<br />
Juni 2001<br />
Jörg Buermeyer<br />
<strong>Milchwirtschaftlicher</strong> <strong>Kontroll</strong>- <strong>und</strong><br />
Untersuchungsverband Uelzen e.V.<br />
MKU Uelzen e.V.<br />
Im Neuen Felde 87<br />
29525 Uelzen<br />
Tel.: 0581 / 806-177<br />
Fax: 0581 / 2127 oder 99021<br />
mailto: webmaster@mku-uelzen.de<br />
http://www.mku-uelzen.de/<br />
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