Störungen des Sozialverhaltens - Möglichkeiten und Grenzen in der
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Vortrag bei <strong>der</strong> Tagung „<strong>Sozialverhaltens</strong>för<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Therapie <strong>und</strong><br />
Pädagogik“, Neubrandenburg, 30.11. 2011<br />
<strong>Störungen</strong> St rungen <strong>des</strong> <strong>Sozialverhaltens</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />
<strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> -psychotherapie<br />
psychotherapie –<br />
<strong>Möglichkeiten</strong> glichkeiten <strong>und</strong> <strong>Grenzen</strong><br />
Dr. med. Emil Branik<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> -psychotherapie<br />
Asklepios Kl<strong>in</strong>ik Harburg, Hamburg
Glie<strong>der</strong>ung:<br />
1. Fallvignette<br />
2. E<strong>in</strong>teilung <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>ition<br />
3. Kritik am gängigen Verständnis <strong>der</strong> SSV, den<br />
Leitl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> <strong>der</strong> therapeutischen Praxis<br />
4. Therapie von SSV (allgeme<strong>in</strong>)<br />
5. Therapie von SSV (stationär)<br />
6. Exkurs: SSV <strong>und</strong> Persönlichkeitsstörungen<br />
7. Resümee
SSV<br />
„Therapie!!!“<br />
„Therapie???“
SSV = psychische Störung St rung + antisoziales Verhalten<br />
K<strong>in</strong>dheit Jugend Erwachsenenalter<br />
Aggressives<br />
Verhalten<br />
(<strong>in</strong> Anlehnung an<br />
Stadler 2011)<br />
Störung <strong>des</strong><br />
SSV – E<strong>in</strong>teilung <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>ition I<br />
Die Diagnose e<strong>in</strong>er Störung <strong>des</strong> <strong>Sozialverhaltens</strong><br />
bezeichnet e<strong>in</strong> Verhaltensspektrum<br />
angefangen von chronifizierten Konflikten mit<br />
Regeln <strong>und</strong> Autoritätspersonen (trotzigoppositionelles<br />
Verhalten)<br />
über anhaltende Verletzungen sozialer Normen<br />
(Lügen, Stehlen, Weglaufen, Vertrauensbruch,<br />
Schulschwänzen)<br />
bis h<strong>in</strong> zu wie<strong>der</strong>holten ernsthaften Verletzungen<br />
<strong>der</strong> Integrität an<strong>der</strong>er (Feuerlegen, Gewaltausübung,<br />
Vergewaltigung, Vandalismus, Tiere quälen).
SSV – E<strong>in</strong>teilung <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>ition II<br />
Diagnostische Klassifikation nach ICD-10:<br />
Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung<br />
<strong>des</strong> <strong>Sozialverhaltens</strong> (F91.0)<br />
Störung <strong>des</strong> <strong>Sozialverhaltens</strong> bei fehlenden<br />
sozialen B<strong>in</strong>dungen (F91.1)<br />
<strong>Störungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Sozialverhaltens</strong> bei vorhandenen<br />
sozialen B<strong>in</strong>dungen (F91.2)<br />
Trotzig-oppositionelle Störung (F91.3)<br />
Komb<strong>in</strong>ierte Störung <strong>des</strong> <strong>Sozialverhaltens</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Emotionen (F92)<br />
Dissoziale Persönlichkeitsstörung (F60.2)
SSV – E<strong>in</strong>teilung <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>ition III<br />
Unterteilung nach <strong>der</strong> Art / Intentionalität <strong>und</strong> dem<br />
zeitlichen Verlauf <strong>der</strong> Störung:<br />
Dichotomie <strong>in</strong>strumentell vs. impulsiv (Vitiello <strong>und</strong> Stoff<br />
1997)<br />
• <strong>in</strong>strumentell-dissoziales (proaktives) Verhalten<br />
• impulsiv-fe<strong>in</strong>dseliges (reaktives) Verhalten<br />
• <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sisches ressentimentgeladenes Verhalten<br />
(Sutterlüty 2002/2007)<br />
zeitlich begrenzt vs. persistierend (Moffitt 1993) [DSM-IV]<br />
• auf die Adoleszenz beschränktes antisoziales<br />
Verhalten<br />
• persistieren<strong>des</strong> antisoziales Verhalten
SSV – E<strong>in</strong>teilung <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>ition IV - Kritik<br />
Aggressives Verhalten ist extrem vielfältig.<br />
Es ist kaum möglich, aggressives Handeln ausschl. auf<br />
<strong>der</strong> Basis <strong>des</strong> registrierten Verhaltens zu typologisieren.<br />
Erst die Betrachtung <strong>der</strong> bewussten <strong>und</strong> unbewussten<br />
Absichten <strong>des</strong> Täters erschließt die Unterschiedlichkeit<br />
gewalttätigen Handelns, die demjenigen verborgen<br />
bleibt, <strong>der</strong> sich nur auf die Betrachtung <strong>des</strong> Verhaltens<br />
selbst beschränkt.
SSV<br />
• Krankheit an sich?<br />
• Sozialisationsdefizit?<br />
• Folge von schlechtem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Umgebung?<br />
• Folge von Traumen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Vernachlässigung?<br />
• Genetische Anlage / Disposition / neurobiologische<br />
Dysfunktion?<br />
• Folge <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Bestandteil von an<strong>der</strong>en <strong>Störungen</strong>?<br />
• B<strong>in</strong>dungs-, Beziehungs-, Selbstwertstörung?<br />
• Defizit an Gewissen <strong>und</strong> Moral?<br />
• Normative Krise?<br />
Komplexes Zusammenspiel genetischer,<br />
<strong>in</strong>dividueller <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>er Umweltfaktoren
Prävalenz Pr valenz:<br />
Periodenprävalenz: 4–9 %<br />
Kumulative Inzidenz: bis<br />
zum 25. Lj. erfüllten 22,4<br />
% e<strong>in</strong>er repräsentativen<br />
Stichprobe m<strong>in</strong>d. e<strong>in</strong>mal<br />
die ICD-Kriterien von F91,<br />
F92 o<strong>der</strong> F60.2<br />
Anteil an stationären kjp.<br />
Stichproben: < 35 %<br />
SSV<br />
Komorbidität:<br />
Komorbidit<br />
24,7 % Depressionen<br />
19,4 % Angststörungen<br />
46,9 % HKS
„Komorbidit<br />
Komorbidität“<br />
ist e<strong>in</strong> problematischer Begriff<br />
ist die Folge <strong>der</strong> kategorialen Klassifikation von<br />
psychischen <strong>Störungen</strong><br />
klammert ätiologische <strong>und</strong> pathogenetische Fragen<br />
aus<br />
klammert die Beziehung zwischen den Symptomen aus<br />
klammert die Entwicklungshierarchie <strong>der</strong> Symptome<br />
aus<br />
die Komorbiditätsraten s<strong>in</strong>d extrem hoch<br />
emotionale, Verhaltens- <strong>und</strong> schulische <strong>Störungen</strong><br />
überlappen sich sehr häufig<br />
hat Folgen für das therapeutische Vorgehen
„st störungsspezifische rungsspezifische Therapie“ Therapie<br />
• ist ebenfalls e<strong>in</strong> problematischer Begriff<br />
• entstammt ebenfalls <strong>der</strong> kategorialen Klassifikation von<br />
psychischen <strong>Störungen</strong><br />
• impliziert e<strong>in</strong>e exakte Beziehung zwischen ICD-/DSM-<br />
Diagnosen <strong>und</strong> Therapie, die mit kl<strong>in</strong>ischer Realität oft<br />
wenig zu tun hat<br />
• wirft e<strong>in</strong>e Menge Fragen h<strong>in</strong>sichtlich Praktikabilität auf<br />
• ignoriert wichtige Ergebnisse <strong>der</strong> (Psycho-)<br />
Therapieforschung<br />
• ignoriert den Unterschied zwischen Forschungs<strong>des</strong>ign<br />
<strong>und</strong> kl<strong>in</strong>ischer Versorgungssituation („efficacy“ vs.<br />
„effectivness“)<br />
• protegiert pharmakologische <strong>und</strong> standardisierte<br />
(„manualisierte“) Methoden
Therapie von SSV (allgeme<strong>in</strong>) I<br />
Es liegen zahlreiche positive (MST, Elterntra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs,<br />
CBT), z. T. umstrittene Forschungsergebnisse vor<br />
Unzureichen<strong>der</strong> Transfer <strong>des</strong> Forschungswissens <strong>in</strong> die<br />
kl<strong>in</strong>ische Praxis<br />
E<strong>in</strong>seitige Empfehlungen <strong>der</strong> kjp. Leitl<strong>in</strong>ien<br />
(Ausblendung <strong>der</strong> Bedeutung von B<strong>in</strong>dungen,<br />
Beziehungs- <strong>und</strong> Selbstwertstörung, Störung <strong>der</strong><br />
Repräsentanzen <strong>des</strong> Selbst <strong>und</strong> <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en)<br />
H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Erfolgsaussichten besteht e<strong>in</strong>e<br />
Abhängigkeit von Kontextbed<strong>in</strong>gungen (familiäre,<br />
ökonomische, schulische, kulturelle Aspekte):<br />
Ohne Kooperation mit dem Umfeld geht es nicht!<br />
Ohne e<strong>in</strong> tragfähiges Arbeitsbündnis <strong>und</strong> den<br />
Wunsch, etwas (auch bei sich selbst!) zu än<strong>der</strong>n,<br />
geht ebenso wenig!
Therapie von SSV (allgeme<strong>in</strong>) II<br />
Der Pädagogik kommt e<strong>in</strong> hoher Stellenwert zu<br />
Behandlung <strong>in</strong> homogenen Gruppen aus lauter<br />
Verhaltensgestörten galt als ungünstig, es gibt aber<br />
neuerd<strong>in</strong>gs auch gegenläufige Evaluationen (Grasmann<br />
<strong>und</strong> Stadler 2011: VIA)<br />
Spezialisierte Behandlungsprogramme <strong>und</strong> geeignete<br />
Nachsorge s<strong>in</strong>d erfor<strong>der</strong>lich<br />
Spezialisierte Behandlungsprogramme stellen hohe<br />
Ansprüche<br />
Realistische Ziele beugen vielerlei Enttäuschungen vor<br />
Nur langfristige Behandlungen haben Erfolgsaussichten
Therapie von SSV (stationär) (station r) I<br />
Im Indikationsprozess sollten immer auch die<br />
Behandlungsvoraussetzungen beim Patienten <strong>und</strong><br />
se<strong>in</strong>en Versorgern berücksichtigt werden:<br />
Passung zwischen dem Patienten mit e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
kl<strong>in</strong>ischen Syndrom <strong>und</strong> den gegebenen stationärtherapeutischen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
Motivation<br />
Umfeld <strong>und</strong> Kontextbed<strong>in</strong>gungen<br />
Falls vorhanden, bisherige Erfahrungen <strong>des</strong> Patienten<br />
bzw. <strong>der</strong> Familie mit therapeutischen Ansätzen erheben<br />
Entlassungsperspektive
Cave:<br />
Therapie von SSV (stationär) (station r) II<br />
(<strong>in</strong>nerhalb allgeme<strong>in</strong>er kjp. kjp.<br />
Stationen selten s<strong>in</strong>nvoll)<br />
<strong>des</strong>truktives grenzüberschreiten<strong>des</strong> Verhalten<br />
Missbrauch <strong>des</strong> therapeutischen Milieus<br />
Gefährdung an<strong>der</strong>er Patienten<br />
<strong>des</strong>truktive Beziehungsdynamik<br />
Diskrepanz zwischen notwendiger Behandlungsdauer<br />
<strong>der</strong> Störung an sich auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en <strong>und</strong> realistischen<br />
Aufenthaltszeiten <strong>und</strong> oft fehlen<strong>der</strong> geeigneter<br />
Nachsorge auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
neben den Symptomen <strong>der</strong> SSV spielen für den Verlauf<br />
emotionale, zwischenmenschliche <strong>und</strong> kognitive<br />
Defizite e<strong>in</strong>e äußerst wichtige Rolle
Therapie von SSV (stationär) (station r) III<br />
(<strong>in</strong>nerhalb allgeme<strong>in</strong>er kjp. kjp.<br />
Stationen selten s<strong>in</strong>nvoll)<br />
Cave:<br />
Behandlungsfortschritte <strong>und</strong> das Gelernte können nicht<br />
ohne weiteres auf die Lebenswirklichkeit draußen<br />
generalisiert werden<br />
Loyalitätskonflikte <strong>der</strong> Jugendlichen zwischen Eltern<br />
<strong>und</strong> Kl<strong>in</strong>ik<br />
Ohne soziale Perspektiven <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en geeigneten<br />
Entlassungsrahmen ist die Kl<strong>in</strong>ikbehandlung – bis auf<br />
psychiatrische Notfall<strong>in</strong>terventionen – kontra<strong>in</strong>diziert!<br />
Ke<strong>in</strong>e „Psychiatrisierung“ sozialer Notlagen!
Therapie von SSV (stationär) (station r) IV<br />
(<strong>in</strong>nerhalb allgeme<strong>in</strong>er kjp. kjp.<br />
Stationen selten s<strong>in</strong>nvoll)<br />
Krisen<strong>in</strong>tervention <strong>und</strong> Diagnostik s<strong>in</strong>d ggf. geboten<br />
Die Heterogenität dieser Patientengruppe macht<br />
<strong>in</strong>dividuelle Indikationsstellung / Behandlungsstrategie<br />
unabd<strong>in</strong>gbar!<br />
Verlaufsvoraussagen s<strong>in</strong>d trotz empirisch bekannter<br />
Prädiktoren schwierig!<br />
Häufigste „Therapie“ <strong>der</strong> Wahl: Errichtung von <strong>Grenzen</strong>,<br />
Struktur <strong>und</strong> sozialer Perspektive!
Geme<strong>in</strong>samkeiten zwischen SSV <strong>und</strong><br />
Persönlichkeitsst<br />
Pers nlichkeitsstörungen rungen<br />
Jeweils e<strong>in</strong> sehr heterogenes Patientenkollektiv<br />
Bei Patienten mit SSV werden später gehäuft<br />
Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert<br />
SSV weisen <strong>in</strong> großem Umfang jene Merkmale auf, die<br />
charakteristisch für Persönlichkeitsstörungen s<strong>in</strong>d:<br />
Tendenz zu chronischen Verläufen (bei SSV > 50 %)<br />
Unflexibilität, schlechte Anpassung, rigide<br />
Interaktions- <strong>und</strong> Verhaltensmuster, Kumulation von<br />
Risikofaktoren<br />
hohe Inanspruchnahme von kjp./psychosozialen<br />
Diensten<br />
hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an therapeutische Konzepte<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger bee<strong>in</strong>trächtigte Fähigkeit, aus kurz<br />
dauernden therapeutischen Angeboten (u. manchmal<br />
überhaupt) zu profitieren
Viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit schweren Persönlichkeitsst<br />
Pers nlichkeitsstörungen rungen zeigen<br />
e<strong>in</strong>e Blockade o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Verlust <strong>der</strong> Fähigkeit, F higkeit, e<strong>in</strong>en<br />
reflektierenden Standpunkt e<strong>in</strong>zunehmen (trifft für f r e<strong>in</strong>en<br />
Teil dissozialer Menschen nicht zu!):<br />
Sie erfassen schlecht die Bedeutung <strong>und</strong> den Zweck<br />
von seelischen Zuständen bei sich <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en.<br />
Sie entfalten e<strong>in</strong> rigi<strong>des</strong> Muster, nach dem sie ihre<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> Beziehungen organisieren.<br />
Die Rigidität <strong>in</strong> ihrem Erleben <strong>und</strong> Verhalten ruft bei<br />
An<strong>der</strong>en Reaktionen hervor, welche die <strong>in</strong>nere<br />
Organisation dieser K<strong>in</strong><strong>der</strong> bestätigt <strong>und</strong> verstärkt.
Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Behandlung I<br />
Warum, was <strong>und</strong> mit welchen Zielen?<br />
…wenn wenn es denn zu e<strong>in</strong>em Behandlungskontrakt kommt:<br />
Schutz vor Destruktivität!!!<br />
Formulierung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tegrativen Behandlungsfokus<br />
Umfassende, d.h. multimodale Behandlung<br />
Antizipation von Wi<strong>der</strong>ständen gegen die Therapie <strong>und</strong><br />
Verän<strong>der</strong>ung überhaupt<br />
Verständnis von Interaktionen<br />
Vorwegnahme <strong>der</strong> zu erwartenden Beziehungsdynamik<br />
Nutzung <strong>der</strong> Gegenübertragung, um die <strong>in</strong>nere Welt <strong>des</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>des</strong>/Jugendlichen <strong>und</strong> die charakteristischen<br />
familiären Beziehungsmuster besser zu verstehen
Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Behandlung II<br />
…wenn wenn denn e<strong>in</strong> psychotherapeutischer Prozess<br />
angestrebt werden kann<br />
Destruktive Verhaltenszirkel verunmöglichen sichere<br />
B<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> Reflexion<br />
<strong>Grenzen</strong> setzen (<strong>und</strong> weiter nach dem Auslöser <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Bedeutung <strong>der</strong> Krise suchen)!<br />
Anhebung <strong>der</strong> Enttäuschungstoleranz<br />
Sicherung <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit den<br />
Eltern/Versorgern<br />
Vorwegnahme möglicher Probleme (z.B. <strong>der</strong> Angst <strong>der</strong><br />
Eltern, dass ihnen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> weggenommen werden)<br />
H<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Narrativ über die eigene Erfahrung <strong>und</strong><br />
Umwelt
Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Behandlung III… III<br />
…wenn wenn denn e<strong>in</strong> psychotherapeutischer Prozess<br />
<strong>in</strong> Gang kommt<br />
Dem eigenen Verhalten <strong>und</strong> jenem von An<strong>der</strong>en<br />
Bedeutung zuschreiben<br />
Mehr über <strong>in</strong>nere Zustände <strong>und</strong> Beziehungen als über<br />
das Verhalten sprechen<br />
Zu Anfang Themen wie Neid, Trauer, Verletzlichkeit,<br />
Wut, Grandiositätsgebaren o<strong>der</strong> Verleugnung möglichst<br />
nicht angehen<br />
Möglichkeit <strong>und</strong> Erfahrung, mittels e<strong>in</strong>er Beziehung zu<br />
e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Person Hilfe zu bekommen<br />
Reflexionsfunktion entsteht im Kontext sicherer<br />
B<strong>in</strong>dungen, <strong>des</strong> Vertrauens <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
Diese Art von „Beziehungstherapie“ erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e<br />
ausreichende Zeit, Intensität <strong>und</strong> Frequenz
Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Behandlung IV<br />
z.B. rechtzeitiges <strong>Grenzen</strong>-Setzen<br />
<strong>Grenzen</strong> Setzen<br />
wirkt Eskalationsspiralen entgegen<br />
gibt Orientierung, Sicherheit <strong>und</strong> Berechenbarkeit<br />
dokumentiert für den Patienten Interesse, Involvierung,<br />
E<strong>in</strong>satzbereitschaft <strong>und</strong> Belastbarkeit se<strong>in</strong>es<br />
Gegenübers<br />
ist häufig genau das, wonach <strong>der</strong> Patient sucht <strong>und</strong> was<br />
er braucht<br />
ermöglicht K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aus oft unzureichend strukturierten<br />
Umfeldbed<strong>in</strong>gungen die Erfahrung von Verlässlichkeit,<br />
Berechenbarkeit <strong>und</strong> Unzerstörbarkeit <strong>des</strong><br />
Bezugssystems<br />
sichert e<strong>in</strong>en Rahmen, <strong>in</strong> dem (Psycho-)Therapie <strong>und</strong><br />
psychische Arbeit überhaupt e<strong>in</strong>e Chance haben<br />
dient dem Schutz von potentiell hilfreichen Beziehungen<br />
ist daher ke<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> pädagogische Maßnahme, son<strong>der</strong>n<br />
e<strong>in</strong> Bestandteil <strong>des</strong> therapeutischen Sett<strong>in</strong>gs
Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Behandlung V<br />
z.B. rechtzeitiges <strong>Grenzen</strong>-Setzen<br />
<strong>Grenzen</strong> Setzen<br />
„Wen ich laufend überrumpeln, aus <strong>der</strong> Rolle br<strong>in</strong>gen,<br />
entwerten, belügen, ausspielen usw. kann, ist zu<br />
schwach, um mir zu helfen!“<br />
ermöglicht e<strong>in</strong>e Beziehung zu abgegrenzten Menschen,<br />
die missbrauchende <strong>und</strong> fusionierende Beziehungen<br />
vermeidenden können<br />
for<strong>der</strong>t dazu auf, nicht mittels antisozialen Agierens zu<br />
kommunizieren, son<strong>der</strong>n schwierige Gefühle <strong>und</strong><br />
Überfor<strong>der</strong>ung mit e<strong>in</strong>em Gegenüber auf weniger<br />
<strong>des</strong>truktive Art mitzuteilen (z.B. mittels Sprache)<br />
ersetzt nicht die Suche nach (psycho-)therapeutischen<br />
Ansatzpunkten
Therapie von SSV (stationär) (station r) - Resüme Res meé<br />
(<strong>in</strong>nerhalb allgeme<strong>in</strong>er kjp. kjp.<br />
Stationen selten s<strong>in</strong>nvoll)<br />
Alle<strong>in</strong> aus den Diagnosen F91 o<strong>der</strong> F92 ist ke<strong>in</strong><br />
therapeutisches Konzept ableitbar (du Bois 2006).<br />
In den Jugendkrisen laufen zahlreiche<br />
psychopathologische, dynamische <strong>und</strong> strukturelle<br />
Tatsachen zusammen. Sie müssen alle berücksichtigt<br />
werden (du Bois 2006).<br />
Therapieangebote nicht nach dem Gießkannenpr<strong>in</strong>zip!
Therapie von SSV (stationär) (station r) – Resüme Res meé II<br />
(<strong>in</strong>nerhalb allgeme<strong>in</strong>er kjp. kjp.<br />
Stationen selten s<strong>in</strong>nvoll)<br />
Zur Indikationsstellung e<strong>in</strong>er stationären kjp. Therapie<br />
gehören unbed<strong>in</strong>gt:<br />
die Prüfung <strong>der</strong> Behandlungsvoraussetzungen<br />
die Prüfung, ob die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die<br />
geplante Maßnahme geeignet s<strong>in</strong>d<br />
Die Kl<strong>in</strong>ik ist nicht primär <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> sozialen<br />
Kontrolle, Diszipl<strong>in</strong>ierung o<strong>der</strong> Überwachung <strong>und</strong> auch<br />
ke<strong>in</strong> Lückenbüßer für strukturelle Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Jugendhilfe
Therapie von SSV (stationär) (station r) – Resüme Res meé III<br />
(<strong>in</strong>nerhalb allgeme<strong>in</strong>er kjp. kjp.<br />
Stationen selten s<strong>in</strong>nvoll)<br />
Wenn es zu außerhäuslicher Betreuung kommen muss:<br />
E<strong>in</strong>e tragfähige längerfristige sozialpädagogische<br />
Betreuung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfe ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong><br />
geeigneter Rahmen, um bei entsprechen<strong>der</strong><br />
Indikation von dort aus (ambulante)<br />
therapeutische Hilfen <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen.<br />
Trotz aller Zahlen <strong>und</strong> Leitl<strong>in</strong>ien:<br />
es gibt Überraschungen (positive <strong>und</strong> negative)!