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Huren sollen weiter anschaffen! - NRW bleib sozial!

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<strong>Huren</strong> <strong>sollen</strong> <strong>weiter</strong> <strong>anschaffen</strong>!<br />

Das Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes <strong>NRW</strong>, will die<br />

Ausstiegsberatung für Prostituierte bei MADONNA e.V. in Bochum und KOBER in Dortmund<br />

im Jahr 2004 definitiv nicht mehr finanzieren. Bei der Streichung handelt es sich um einen<br />

Förderungsbetrag von insgesamt 245.400,00 €; gering genug für eine hochstigmatisierte und<br />

benachteiligte Bevölkerungsgruppe die von keiner anderen Seite Unterstützung erhält.<br />

Für die Prostituiertenberatung bedeutet die Streichung konkret:<br />

• die Beratungsstelle MADONNA e.V. am Bochumer Bordell muss ab Januar 2004<br />

geschlossen werden.<br />

• 3 Stellen können nicht mehr finanziert werden, 4 Personen werden arbeitslos.<br />

• über 60 Frauen in aktuellen Beratungsprozessen verlieren qualifizierte Aus- und<br />

Umstiegsberatung. Alternative Beratungsstellen existieren nicht.<br />

• Die Räume am Bochumer Bordell müssen aufgegeben werden, die ehrenamtlich<br />

geleisteten Angebote der Selbsthilfe und Gesundheitsberatung müssen auf den Standort<br />

nahe dem Milieu verzichten.<br />

Dies ist um so bitterer, als die Zahl der Prostituierten eher zunimmt. In Krisenzeiten, in denen<br />

es nicht nur öffentlichen Haushalten an Einnahmen mangelt, wählen Frauen häufiger diesen<br />

Erwerbsweg, um sich und ihre Familie über die Runden zu bringen. Die Bedingungen in der<br />

Sexindustrie haben sich allerdings eher verschlechtert: Die Frauen verdienen weniger bei<br />

verschärfter Konkurrenz und gleich <strong>bleib</strong>enden bzw. steigenden Organisationskosten wie<br />

Mieten, Werbung usw. Sie müssen länger arbeiten und mehr anbieten. Gerade ältere und<br />

kränkliche, aber auch junge und unerfahrene Frauen sind diesem Druck oft nicht gewachsen,<br />

gehen Gesundheitsrisiken ein, häufen Schulden an und geraten in Abhängigkeiten und<br />

aussichtslose Lebenslagen.<br />

Gleichzeitig schwinden die Möglichkeiten, einen Aus- oder Umstieg ohne Unterstützung zu<br />

schaffen. In Zeiten fehlender Arbeitsplätze und Weiterbildungsmöglichkeiten selbst für gut<br />

ausgebildete und <strong>sozial</strong>versicherte Frauen haben Prostituierte erst recht geringe Chancen.<br />

Als Grund für die Streichungen wurde unter anderem angeführt, durch die Einführung des<br />

Gesetzes zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten (ProstG) habe sich die<br />

Situation verändert und eine besondere Unterstützung der Prostituierten sei nicht mehr<br />

nötig.<br />

Das ist falsch, denn der erstrebte Zugang zur Sozialversicherung für Prostituierte wurde<br />

bisher nicht erreicht, unter anderem wegen variierender Auslegungen des ProstG durch<br />

Behörden und fehlender Rechtssicherheit auf allen Seiten. BetreiberInnen von Prostitutionsbetrieben<br />

wissen nicht, ob ein Arbeitsvertrag sie mit dem Strafgesetz in Konflikt bringt.<br />

Frauen, die ihre Tätigkeit legalisieren wollen, werden von einer Behörde zur anderen<br />

geschickt, ohne sinnvolle Auskünfte zu erhalten. Oft genug verweisen Behörden in <strong>NRW</strong> sie<br />

auf unsere Beratungsstelle, weil sie selbst keine Auskünfte geben können.<br />

Kurz zusammengefasst: Die gesellschaftlichen, <strong>sozial</strong>en und auch rechtlichen Ursachen für<br />

die Schlechterstellung von Prostituierten sind keineswegs verschwunden. Allein der<br />

politische Wille, diese Benachteiligung aufzuheben, scheint sich in <strong>NRW</strong> verflüchtigt zu<br />

haben.<br />

Wir bitten Sie, sich in Ihrem Arbeits- und Einflussgebiet dafür einzusetzen, dass die<br />

Streichung rückgängig gemacht und die Beratungsstellen für Prostituierte in Nordrhein-<br />

Westfalen erhalten <strong>bleib</strong>en.<br />

Bochum, November 2003<br />

Mitarbeiterinnen und Vorstand von MADONNA e.V.


<strong>Huren</strong> <strong>sollen</strong> <strong>weiter</strong> <strong>anschaffen</strong>!!<br />

Seit mehr als 6 Jahren bietet MADONNA e.V. über das Projekt "NEUSTART – Hilfen für<br />

Frauen, die aus der Prostitution aus- und in andere Erwerbstätigkeit umsteigen wollen"<br />

praktische Hilfen und Unterstützung an. Die Arbeit wurde bisher durch das Ministerium für<br />

Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes <strong>NRW</strong> und der Stadt Bochum unterstützt.<br />

Ab Januar 2004 will das Land <strong>NRW</strong> diese Unterstützung komplett streichen. Da die<br />

Zuschüsse der Stadt Bochum nicht ausreichen, um das Beratungsangebot aufrechtzuerhalten,<br />

muss die Beratungsstelle am Bochumer Bordell, die von Prostituierten aus ganz <strong>NRW</strong> in<br />

Anspruch genommen wird, geschlossen werden.<br />

Wir protestieren gegen die Streichung und fordern den Erhalt der Beratungsstelle.<br />

Name/Familienname Straße/Hausnummer PLZ/Ort Unterschrift


NEUSTART<br />

Projekt zur Unterstützung von Frauen, die nicht länger in der Sexindustrie arbeiten wollen<br />

des Vereins MADONNA e.V.<br />

gefördert durch das<br />

Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit <strong>NRW</strong> (BMFJFG)<br />

Der Einstieg in die Prostitution erfolgt – wenn nicht wohlreflektiert als berufliche Entscheidung - oft<br />

aufgrund geringer Chancen auf dem Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Arbeitsmarkt, prekärer<br />

persönlicher und finanzieller Lebenssituationen, Druck aus dem persönlichem Umfeld oder zur<br />

Finanzierung von Drogenkonsum.<br />

Entsprechend wird Sexarbeit oft als vorübergehend geplant. Ein späterer Ausstieg oder Umstieg<br />

gestaltet sich meist schwierig bis unmöglich, weil z.B.:<br />

• Schul-, Aus- und Weiterbildungen fehlen oder Qualifikationen veraltet sind<br />

• Ansprüche auf Arbeitslosengeld, Fort- und Weiterbildung nicht erworben werden konnten<br />

• Lebensläufe Lücken haben und daher ArbeitgeberInnen suspekt erscheinen<br />

• Sozialhilfe als ehrenrührig angesehen und abgelehnt wird<br />

• der Umgang mit Behörden aufgrund schlechter Erfahrungen gemieden wird<br />

Ursachen dafür liegen aber vor allem in der gesellschaftlich vorherrschenden Doppelmoral, die auf<br />

dem Markt sexueller Dienstleistungen die Nachfrage als quasi natürlich toleriert, die Anbieterinnen<br />

aber hoch stigmatisiert als leichtfertige Frauen, die einen luxuriösen Lebensstil über unmoralische<br />

Angebote im kriminellem Milieu finanzieren. Ihr Leben erscheint als etwas, in dem positive<br />

Erfahrungen nicht gesammelt und nützliche Fähigkeiten nicht erworben werden können<br />

Tatsächlich aber verfügen Sexarbeiterinnen oft über vielseitige berufliche Qualifikationen. Sie<br />

• erwerben kommunikative und <strong>sozial</strong>e Kompetenzen<br />

• akquirieren Kunden und handeln Verträge aus<br />

• reagieren flexibel auf unterschiedlichste Personen und Situationen<br />

• meistern schwierigste <strong>sozial</strong>e Konflikte und Wettbewerbssituationen<br />

• arbeiten selbständig und eigenverantwortlich<br />

• überstehen lange Arbeitszeiten unter zum Teil widrigen Bedingungen<br />

• sind kreativ in der eigenen Inszenierung und der Schaffung eines verbraucherfreundlichen Ambientes<br />

• weisen profunde Kenntnisse in Hygiene und der Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten vor<br />

Den Frauen selbst erscheinen diese Qualitäten unter dem Druck restriktiver Gesetze und<br />

stigmatisierender Moral meist nicht der Rede wert. Zu oft erleben sie sich in ausweglosen<br />

Lebenssituationen, ausgegrenzt und gefährdet. Auch individuelle Problemlagen wie Überschuldung<br />

und schwierige private und <strong>sozial</strong>e Verhältnisse erschweren es, neue Perspektiven zu entwickeln.<br />

Mit dem Projekt NEUSTART hat MADONNA e.V. ein Beratungskonzept entwickelt und umgesetzt,<br />

das sowohl auf die individuellen Lebenssituationen der einzelnen Frauen als auch auf die kollektiv von<br />

dieser Bevölkerungsgruppe erfahrene Stigmatisierung und Benachteiligung reagiert und gleichzeitig<br />

die in der Sexarbeit erworbenen Schlüsselqualifikationen zum Mittelpunkt der Beratung machen will.<br />

Konzeptionell werden Umstiegswünsche der Klientinnen im Beratungsprozess eruiert und bei der<br />

Realisierung mit einem gebündelten Programm ineinandergreifender Maßnahmen unterstützend<br />

begleitet.<br />

Seit April 1997 wird dieses Projekt durch das Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. In bis jetzt mehr als 6jähriger kontinuierlicher Arbeit<br />

wurden in der vereinseigenen Beratungsstelle am Bochumer Bordell folgende Bereiche etabliert:<br />

1


Soziale Beratung und Unterstützung / Ausstiegs- und Umstiegsberatung<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche Beratung sind solide Kenntnisse über die Arbeit in der<br />

Sexindustrie, die rechtliche Situation der Prostituierten sowie das Wissen um die gesellschaftliche<br />

Diskriminierung und Stigmatisierung und den damit einhergehenden Problemen. Spezifische<br />

Probleme erfordern oft unkonventionelle Lösungen. Die Suche nach Hilfsmöglichkeiten darf nicht von<br />

vornherein auf das eingeengt werden, was gesellschaftlich etabliert ist.<br />

Die Ausstiegs- besser Umstiegsberatung beginnt in der Regel nicht mit einem konkret geäußerten<br />

Ausstiegswunsch, sondern oft im Rahmen eines sich aus anderen Anlässen ergebenden<br />

Beratungsprozesses. Die Beratungen sind daher langfristig angelegt und werden oft über Jahre, auch<br />

nach erfolgtem Umstieg und Ausbau eines <strong>sozial</strong>en Netzes außerhalb der Sexindustrie noch in<br />

Anspruch genommen.<br />

Schuldenregulierung/Insolvenzberatung<br />

Schulden sind eine fast regelmäßige Begleiterscheinung von Prostitution und ein wesentlicher Anlass<br />

dafür, in die Sexarbeit ein- oder aussteigen zu wollen, aber auch darin ver<strong>bleib</strong>en zu müssen. Hier<br />

spiegeln sich viele Varianten der ökonomischen Lebensrealität von Prostituierten wider:<br />

•ungesicherte und wechselnde Einkommensverhältnisse<br />

•hohe Organisations- und Werbungskosten<br />

•Konsum und Kaufzwang als Kompensation von <strong>sozial</strong>en und psychischen Frustrationen<br />

•Arbeitsunfähigkeit durch Alter, Krankheit ohne <strong>sozial</strong>e Sicherung<br />

Entschuldungsprozesse können nur langfristig gelingen und müssen genau auf individuelle<br />

Ressourcen aber auch auf die konkrete Situation abgestimmt sein: So kann es z.B. für einzelne<br />

Frauen bei Umstieg günstiger sein, vorerst in der Sexarbeit zu ver<strong>bleib</strong>en, bis der Schuldenberg<br />

abgebaut ist. Denn drohende Lohnpfändungen, Verweigerung von Bankkonten und Eintragungen in<br />

der Schufa sind keine Referenzen für Arbeitgeber. Andererseits wollen Gläubiger einen Nachweis<br />

über die Einkommensverhältnisse, den Frauen in der Sexarbeit kaum nachweisen können und so in<br />

den Geruch von Unzuverlässigkeit geraten. Schuldenregulierung als integriertes Angebot der<br />

Prostituiertenberatung ist in der Lage, die Besonderheiten dieser Lebenssituation einzubeziehen.<br />

MADONNA bietet seit 2001 auch Insolvenzberatung für Sexarbeiterinnen an. Um ein<br />

Insolvenzverfahren erfolgreich zu gestalten, muss inklusive Beratungs- und Vorlaufphase und<br />

Wohlverhaltensperiode mit bis zu sieben Jahren gerechnet werden.<br />

Integrationshilfen in den Arbeitsmarkt<br />

Der Ausstieg aus der Prostitution ist oft mit der Angst verbunden, neuen persönlichen und beruflichen<br />

Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Parallel dazu haben ArbeitgeberInnen oft Vorurteile<br />

bezüglich des Arbeitswillens und der beruflichen Kompetenzen von Sexarbeiterinnen.<br />

Integrationshilfen zielen deshalb einerseits darauf, die persönlichen und beruflichen Kompetenzen der<br />

Frauen wahrzunehmen, zu festigen und <strong>weiter</strong>zuentwickeln. Zum anderen <strong>sollen</strong> sie bei<br />

ArbeitgeberInnen und mit der Arbeitsförderung befassten Ínstitutionen Umdenken bewirken und<br />

Schwellen abbauen.<br />

Umstieg kann nur erfolgreich sein, wenn konkrete Angebote existieren. Gemeinsam mit den Frauen<br />

werden Arbeits-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten gesucht und Bewerbungen vorbereitet. Für<br />

Sexarbeiterinnen ist es besonders schwierig, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu finden, weil<br />

sie bis heute überwiegend keine Ansprüche auf Leistungen des Arbeitsamtes erwerben können.<br />

Von 1998 bis Mai 2003 hat MADONNA diese Lücke mit zwei Projekten füllen können:<br />

Das Qualifizierungsprojekt HOPe lief im Rahmen von EU-Programmen und in Kooperation mit der<br />

Deutschen Angestellten Akademie (DAA) insgesamt 5 Jahre. 20 Frauen konnten jährlich an einer<br />

Qualifizierung teilnehmen, die EDV-Kompetenzen, Deutsch und kauffrauisches Rechnen, Denken und<br />

Handeln vermittelte. Die finanziellen Mittel für diese erfolgreiche Maßnahme wurden zum Juli 2003<br />

gestrichen.<br />

Das Projekt ANAKO bot (ehemaligen) Prostituierten Workshops/Trainings zur Wahrnehmung von in<br />

der Prostitution erworbenen Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen. Diese Trainings vermittelten<br />

eine realistische Selbsteinschätzung und förderten die Fähigkeit, die eigene Biographie produktiv in<br />

2


die zukünftige Lebensplanung zu integrieren. Auch diesem Projekt wurden ab Juli 2003 die<br />

finanziellen Mittel entzogen.<br />

Lobby und Transferarbeit<br />

Die in vielen Jahren entwickelten und erprobten Ansätze in der ausstiegsunterstützenden Arbeit<br />

wurden von 1997 bis 2000 wissenschaftlich begleitet und evaluiert. 1 Nach Aussagen des<br />

abschließenden Berichtes trägt unser Modell nicht nur entscheidend zur Verbesserung der Situation<br />

der Klientinnen bei, sondern kann auch wichtige Impulse für die Gestaltungsmöglichkeiten<br />

psycho<strong>sozial</strong>er Arbeit mit Prostituierten geben.<br />

Dem Wunsch des finanzierenden Ministeriums entsprechend bemüht sich das Projekt NEUSTART um<br />

den Transfer des Know-hows in die Breite des Landes, berät andere Institutionen, überörtliche<br />

Arbeitskreise, Gesundheitsämter, Beratungsstellen und Schwesternorganisationen, Bildungswerke,<br />

etc.<br />

Zu diesem Zweck wurde auch das Archiv "Prostitution und Prostituierte" eingerichtet, das<br />

Materialsammlungen zum Thema Prostitution, Bücher und Fachaufsätze enthält und der Öffentlichkeit<br />

nach Absprache zur Verfügung steht.<br />

Neue rechtliche Situation<br />

Zum 1. Januar 2002 trat das neue "Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten"<br />

(ProstG) in Kraft. Es sollte die rechtliche und damit gesellschaftliche Situation der SexarbeiterInnen<br />

verbessern. Es sicherte die Einklagbarkeit der Vergütung und sollte den Zugang zu<br />

<strong>sozial</strong>versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen eröffnen.<br />

MADONNA e.V. berät Prostituierte bezüglich dieses Gesetzes auch um die Chance einer langfristig<br />

angelegten Ausstiegsstrategie aufzuzeigen, die sich aus dem neuen Gesetz ergeben kann und vom<br />

Gesetzgeber auch ausdrücklich gewollt wurde: "Prostituierte <strong>sollen</strong> jederzeit die Möglichkeit haben,<br />

aus ihrer Tätigkeit auszusteigen, z.B. indem sie Umschulungsmaßnahmen in Anspruch nehmen<br />

können" heißt es u.a. zur Begründung des Gesetzes.<br />

Leider hat sich aber seit der Einführung des Prostitutionsgesetzes nur wenig geändert. Arbeitsverträge<br />

sind kaum, und wenn dann nur auf Niedriglohnebene zustande gekommen. Der erstrebte Zugang zur<br />

Sozialversicherung für Prostituierte wurde bisher nicht erreicht.<br />

Dies liegt unter anderem daran, dass bis heute keine verbindlichen Regelungen für die Durchsetzung<br />

des Gesetzes geschaffen und daraus resultierende Rechte und Pflichten nicht ausreichend bekannt<br />

gemacht wurden.<br />

BetreiberInnen von Prostitutionsbetrieben wissen nicht, ob ein Arbeitsvertrag sie mit dem Strafgesetz<br />

in Konflikt bringt. Frauen, die ihre Tätigkeit legalisieren wollen, werden von einer Behörde zur anderen<br />

geschickt, ohne sinnvolle Auskünfte zu erhalten. Oft genug verweisen Behörden in <strong>NRW</strong> sie auf<br />

unsere Beratungsstelle, weil sie selbst keine Auskünfte geben können.<br />

Die Umsetzung des neuen Gesetzes wird noch lange Zeit und Mühe in Anspruch nehmen und<br />

genauso lange eine qualifizierte parteiliche Beratung erfordern.<br />

Bochum, im November 2003<br />

Das MADONNA-Team<br />

1 BMFJFG (Hg.): "Schritt für Schritt – Wege aus der Prostitution", ohne Jahr<br />

3

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