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LOGISTIK-PRAXIS<br />

Erfolgsfaktor Ersatzteilmanagement und<br />

-logistik für eine leistungsfähige Serviceorganisation<br />

Serviceangebot Serviceportfolio Ersatzteilmanagement Ersatzteillogistik Warenstrom -<br />

analyse Prozessgestaltung Prozessreferenzmodell Logistiksimulation <br />

Dipl.-Ing. Michal Riha*, Dipl.-Wirtsch.-Ing. (FH) Daniel Grötzner**<br />

Viele Unternehmen sind noch immer sehr stark auf das eigentliche Kerngeschäft – die Herstellung und der Vertrieb<br />

ihrer Produkte – fokussiert. Oft werden dabei andere Geschäftsbereiche, wie beispielsweise das Servicegeschäft, zu<br />

wenig berücksichtigt. Gerade in der heutigen Zeit bietet ein gut aufgestellter Service zusätzliche und neue Chancen.<br />

Wenn Produkte zunehmend vergleichbar werden und der ohnehin zurückhaltende Kunde die Wahl hat, wird Service<br />

nicht nur zum Kaufargument, sondern muss vielmehr auch zu einem festen Bestandteil des Leistungsangebotes und<br />

des Geschäftsmodells heranwachsen. Dieser Beitrag zeigt, warum die Ersatzteillogistik als Grundbestandteil des<br />

Ersatzteilservice eine große Bedeutung hat und wie Unternehmen daraus Ihren Nutzen ziehen und Geschäftserfolge<br />

erzielen können.<br />

In Zeiten stagnierenden Wirtschaftswachstums<br />

sehen sich viele Unternehmen<br />

vor einer großen Aufgabe: Der<br />

Sicherung der eigenen Wettbewerbsposition<br />

und dem Erschließen neuer<br />

Wachstumspotenziale. Dabei gilt es<br />

mehr denn je, Alleinstellungsmerkmale<br />

auf- oder auszubauen und effektiv zu<br />

nutzen. Ein bisher oft vernachlässigter<br />

Bereich ist der Service.<br />

Beim Thema Service können die Ausprägungen<br />

der Unternehmensaktivitäten<br />

in drei Gruppen strukturiert werden.<br />

Auf der einen Seite haben wir<br />

Unternehmen, die ihr Serviceangebot<br />

bedingt durch Kundenanforderungen<br />

bereits ausgebaut haben und auch<br />

selbst betreuen. Eine zweite Gruppe<br />

sieht sich mit den Bedürfnissen der<br />

Kunden konfrontiert, überlässt den Service<br />

jedoch anderen und konzentriert<br />

sich auf das vermeintliche Kerngeschäft<br />

während sich die dritte Gruppe noch<br />

gar nicht oder nicht intensiv mit dem<br />

Thema befasst hat.<br />

Service – ein profitables Geschäft<br />

Steigender Wettbewerbsdruck, stagnierende<br />

oder rückgängige Verkaufszahlen<br />

und mangelnde Investitionsbe-<br />

* Manager und Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

<strong>PROTEMA</strong> <strong>Unternehmensberatung</strong> GmbH<br />

** Berater, <strong>PROTEMA</strong> <strong>Unternehmensberatung</strong><br />

GmbH<br />

reitschaft bei bestehenden und potentiellen<br />

Kunden sorgen dafür, dass der<br />

Umsatz im Kerngeschäft zurückgeht.<br />

Um neue Umsatz und zusätzlichen Profit<br />

zu erschließen, gilt es, im Pre- und<br />

After-Sales-Geschäft die Kundenbedarfe<br />

zu identifizieren und systematisch zu<br />

erschließen. In den meisten Branchen<br />

ist das Servicegeschäft (mit Renditen<br />

von mindestens 10 Prozent) sehr viel<br />

profitabler als das eigentliche Neuproduktgeschäft.<br />

In einer Größenordnung<br />

von 18 Prozent besonders profitabel<br />

kann dabei ein gut geplantes und organisiertes<br />

Ersatzteilmanagement sein.<br />

Um aus der aktuellen Wirtschaftssituation<br />

als Gewinner herauszugehen, gilt<br />

es, die Servicepotenziale zu nutzen und<br />

den damit verbundenen Gewinn zu<br />

stabilisieren und auszubauen. In Kombination<br />

mit einem konsequenten Kostenmanagement<br />

ist man so auch in<br />

stürmischen Zeiten gut gerüstet.<br />

Neben dem direkten monetären Nutzen<br />

wirkt ein gutes Servicekonzept und<br />

Serviceangebot zunehmend auch<br />

direkt als Kaufargument auf das Neuproduktgeschäft.<br />

Wer dem Kunden<br />

glaubhaft vermitteln kann, dass dieser<br />

Abb. 1: KANO-Diagramm zur Differenzierung von Service-Leistungen<br />

197


LOGISTIK-PRAXIS<br />

auch nach Lieferung einer Anlage oder<br />

Maschine als Kunde gut betreut ist und<br />

die Betriebsfähigkeit der Anlage gesichert<br />

wird, ist der Konkurrenz um eine<br />

weitere Nasenlänge voraus.<br />

Oftmals lassen sich bereits mit verhältnismäßig<br />

geringem Einsatz, somit<br />

geringem Risiko und der richtigen Nutzung<br />

bereits vorhandener Kapazitäten<br />

Potenziale erschließen.<br />

Allerdings ist für viele Unternehmen<br />

der Service komplex und schwer greifbar.<br />

Service wird angeboten weil man<br />

es muss. Vom aktiven Service, der auch<br />

im Geschäftsmodell des Unternehmens<br />

verankert ist, ist man in vielen Unternehmen<br />

noch weit entfernt. Genau<br />

hier gilt es anzusetzen. Bevor man die<br />

Servicedienstleistungen auf dem Markt<br />

aktiv vermarktet und anbietet, müssen<br />

sie im Unternehmen konzipiert und<br />

verankert werden. Service ist eine<br />

Querschnittsfunktion, die viele unterschiedliche<br />

Organisationseinheiten im<br />

Unternehmen tangiert. Je nach Branche,<br />

Unternehmenstyp und -größe<br />

wird und muss das Geschäftsmodell<br />

spezifisch ausgelegt werden. Ein kleiner<br />

oder mittelständischer Anlagenhersteller<br />

wäre mit einer allzu komplexen<br />

Organisation bspw. eines großen Automobilzulieferers<br />

maßlos überfordert. In<br />

Abb. 2: Gestaltungsfelder im After-Sales-Service<br />

198<br />

vielen Branchen ist auch der Aufbau<br />

einer separaten Business Unit verbreitetet<br />

und als nächster Entwicklungsschritt<br />

zu erwägen. Diese Service-Organisation<br />

muss jedoch genau definierte<br />

Schnittstellen zu allen relevanten und<br />

angrenzenden Unternehmensbereichen<br />

haben.<br />

Das unternehmensspezifische<br />

Serviceportfolio ist entscheidend<br />

Die Frage nach dem Serviceumfang<br />

muss unternehmensspezifisch beantwortet<br />

werden. Mögliche angebotene<br />

Serviceleistungen können sein: Reparatur-<br />

und Wartungsservice, Ersatzteilservice,<br />

Kundendienst, Hotline und technische<br />

Informationen etc.. Grundlage<br />

jeglicher Überlegungen sollte jedoch<br />

die Strategie sein, die man verfolgt.<br />

Will man Service nutzen, um kurzfristig<br />

Rendite zu erwirtschaften? Oder ist es<br />

das Ziel, strategisch und langfristig<br />

Kunden zu binden. Letzteres erreicht<br />

man, in dem das Image und die Qualitätswahrnehmung<br />

auf ein hohes<br />

Niveau gebracht werden. In Verbindung<br />

mit dem Mehrwert, den der<br />

Kunde dadurch erhält, kommt man so<br />

beiden Zielen näher.<br />

Einen erheblichen Mehrwert für den<br />

Kunden kann man im After-Sales Servi-<br />

ce generieren. Dieses erstreckt sich von<br />

Wartungs- und Serviceverträgen, Reparatur<br />

und Anlagenoptimierung bis hin<br />

zum Ersatzteilmanagement mit einer<br />

gut organisierten Ersatzteillogistik.<br />

Unternehmen müssen sich den<br />

Anforderungen des Marktes stellen<br />

Die Beantwortung der Frage, welchen<br />

Anforderungen sich das Unternehmen<br />

stellen muss, ist die Grundlage aller<br />

weiterführenden Betrachtungen. Ge -<br />

forderte Leistungen, Kundenerwartungen<br />

und Erfolgsfaktoren müssen so -<br />

wohl markt- als auch kundenspezifisch<br />

untersucht werden [2, 4].<br />

Das KANO-Modell (Abb. 1) kann dabei<br />

in Verbindung mit branchenspezifischen<br />

und allgemeinen Trends hilfreich<br />

sein, Services voneinander abzugrenzen<br />

und zu priorisieren. Es zeigt auf,<br />

welche Services dem Kunden wichtig<br />

sind und wie man ihn begeistern, und<br />

somit auch an das Unternehmen binden<br />

kann. Auf der anderen Seite lassen<br />

sich Services identifizieren, die der<br />

Kunde stillschweigend voraussetzt und<br />

die bei Nichterfüllung zum Verlust des<br />

Kunden führen können. Mittels einer<br />

GAP-Analyse (Analyse der strategischen<br />

und operativen Lücken) und einer darauf<br />

aufbauenden SWOT-Betrachtung<br />

(Analyse der Stärken, Schwächen,<br />

Chancen und Gefahren) lassen sich<br />

Veränderungsmaßnahmen bezüglich<br />

Struktur, Prozesse und Führung ableiten.<br />

Ersatzteilmanagement – die Kernkompetenz<br />

im Servicegeschäft<br />

Unabhängig vom Kundentyp, d.h.<br />

sowohl bei Kunden, die über eine eigene<br />

Instandhaltung verfügen als auch<br />

bei Full-Service-Nutzer, besteht der<br />

Bedarf an Ersatzteilen. Darüber hinaus<br />

kommen zusätzliche Bedarfe wie Austauschmodul-Service,<br />

Produkt-Service<br />

und Business-Service zum Tragen.<br />

Die Gestaltung des Ersatzteilmanagements<br />

bedingt eine ganzheitliche<br />

Betrachtung sowohl des Marktes als<br />

auch der Prozesse und Strukturen<br />

(Abb. 2) [1, 3].<br />

Um im Ersatzteilservice zu wettbewerbsfähigen<br />

Preisen profitabel zu sein<br />

und eine hohe Performance zu erzielen,<br />

muss man den Spagat zwischen<br />

einer möglichst hohen Lieferqualität


Abb. 3: Warenstromanalyse der IST-Situation im logistischen Netzwerk<br />

gepaart mit möglichst niedrigen Logistikkosten<br />

bewältigen. Dabei tendieren<br />

insbesondere die Logistikkosten oder<br />

die Bestände ständig aus dem Ruder zu<br />

laufen. Um der globalen Kundenpräsenz<br />

gerecht zu werden, sind meist<br />

kostenintensive Netzwerke erforderlich.<br />

Parallel führt der Technologiewandel<br />

zu einem sich ständig erweiternden<br />

Sortiment. Da Produkte und Anlagen<br />

oftmals weit über ihren eigentlichen<br />

Serienproduktionszeitraum hinaus<br />

beim Kunden im Einsatz sind, muss es<br />

in vielen Branchen das Ziel sein, dem<br />

Kunden entsprechenden Service, ob<br />

nun direkt oder über Wartungs- und<br />

Reparaturverträge, anzubieten. Um<br />

beispielsweise der Nachlieferverpflichtung<br />

im Lebenszyklus eines Produktes<br />

gerecht zu werden, ist die richtige Produktions-<br />

und Lieferstrategie auszuwählen.<br />

Dies kann im Beispiel durch<br />

Endbevorratung, Nachproduktion oder<br />

Reparatur und Aufarbeitung von<br />

Gebrauchtteilen erreicht werden.<br />

Um den tendenziell steigenden Kundenanforderungen<br />

(kürzere Lieferzeiten,<br />

niedrige Preise, hohe Servicequalität)<br />

zu geringsten Kosten gerecht zu<br />

werden, ist eine umfassende Betrachtung<br />

der Ersatzteillogistik erforderlich.<br />

Service ist kein Selbstläufer<br />

In der Vergangenheit war in vielen<br />

Unternehmen das Thema Ersatzteilmanagement<br />

und -logistik nicht im Fokus<br />

der strategischen Betrachtungen. Da -<br />

durch finden sich heute oftmals ge -<br />

wachsene und intransparente Logistikstrukturen,<br />

die den Anforderungen<br />

nicht mehr oder nur noch teilweise<br />

gerecht werden.<br />

Um nutzenoptimal handeln zu können,<br />

bedarf es zuerst einer Analyse der<br />

IST-Warenströme (Abb. 3). In einem<br />

ersten Schritt werden dabei Netzwerkstrukturen<br />

und Funktionen ermittelt.<br />

Hierbei erfolgt u.a. die Identifikation<br />

von Quellen, Senken, Relationen,<br />

Funktionen und Kapazitäten. In Folge<br />

dessen lassen sich durch den gezielten<br />

Einsatz einer speziell dafür entwickelten<br />

Datenbank und Methoden Waren-<br />

Abb. 4: Referenzmodell zur Gestaltung der Logistikprozesse<br />

LOGISTIK-PRAXIS<br />

ströme in einem repräsentativen Referenzzeitraum<br />

analysieren, quantifizieren<br />

und klassifizieren. Die Erfahrung<br />

aus diversen Projekten zeigt, dass allein<br />

die Aufarbeitung der Warenströme<br />

sowie der Versorgungs- und Anlieferungskonzepte<br />

und der relevanten<br />

Kennzahlen erste Verbesserungspotentiale<br />

und Quick-Wins erkennen lässt.<br />

Um Systeme später zu optimieren<br />

müssen neben den Warenströmen<br />

auch die gelebten Abläufe und Prozesse<br />

genau betrachtet werden [6].<br />

Der Analyse folgt die Konzeption<br />

Auf Basis der aktuellen und künftigen<br />

Rahmenbedingungen (Kundenanforderungen,<br />

Markt, Produktportfolio<br />

etc.) wird über mehrere Stufen ein<br />

wahrscheinlicher Business-Case für den<br />

Bereich Service abgeleitet. Dieser bildet<br />

die Grundlage für die Erstellung verschiedener<br />

Szenarien zur Planung einer<br />

Soll-Logistik-Struktur.<br />

Mit der Entwicklung der Logistikstruktur<br />

einher geht die Auslegung der notwendigen<br />

Prozesse. Hierfür bietet sich<br />

die Verwendung von Referenzmodellen<br />

an, wie beispielsweise das SCOR-<br />

Modell (supply chain operations reference<br />

model) an. Es umfasst Prozesselemente<br />

in den Bereichen Plan, Source,<br />

Make, Deliver und Return. Darüber hinaus<br />

vereinen Referenzmodelle gesammelte<br />

Erfahrungen (Best-Practice, Branchenchampions<br />

etc.), Kennzahlen, Prozessdetaillierungen<br />

und -beschreibungen.<br />

Dies ermöglicht eine gemeinsame<br />

Sprache für ein Benchmarking, auch<br />

199


LOGISTIK-PRAXIS<br />

Abb. 5: Morphologie zur Gestaltung der Ersatzteillogistik (Auszug)<br />

zwischen Unternehmen und eine<br />

rasche Gestaltung von Soll-Prozessen<br />

(Abb. 4).<br />

Den relevanten Kern- und Hauptprozessen<br />

können anschließend diverse<br />

Ausprägungen zugeordnet werden.<br />

Hierbei bietet sich eine Morphologie<br />

an, aus der die für das Unternehmen<br />

und die Rahmenbedingungen passenden<br />

Ausprägungen zusammengestellt<br />

werden können um die identifizierten<br />

Kundenanforderungen abzudecken<br />

(Abb. 5).<br />

Abb. 6: Netzwerk- und Kostensimulation mit PROLogSim<br />

200<br />

Durch die Nutzung von erweiterten<br />

Referenzmodellen und einer abgestimmten<br />

Morphologie kann man bei<br />

der Gestaltung einer neuen Logistikstruktur<br />

zielgerichtet vorgehen und<br />

gleichzeitig sichergehen, die Prozesse<br />

ganzheitlich und durchgängig zu<br />

betrachten [5, 7].<br />

Mehr Planungssicherheit mittels<br />

Simulation (Konzept-Check)<br />

Ob ein komplexes und stark vernetztes<br />

System, wie es die Ersatzteillogistik sein<br />

kann, der künftigen Systemlast standhält,<br />

wie es bei sich verändernden Parametern<br />

reagiert und welcher wirtschaftlichen<br />

Nutzen damit verbunden<br />

ist, kann man erst sagen, wenn die Systemlast<br />

im Detail bekannt ist.<br />

An dieser Stelle des Planungsprozesses<br />

bietet sich die Möglichkeit einer dynamischen<br />

Simulation an. Für logistische<br />

Systeme gibt es, wie für andere Systeme<br />

auch, spezielle bewertende Messgrößen.<br />

Diese werden jedoch unternehmensspezifisch<br />

gewertet. Somit<br />

hat beispielsweise die Messgröße „Lieferzeit“<br />

in der Ersatzteillogistik einer<br />

Airline eine andere Bedeutung als bei<br />

einem Hersteller der sogenannten Weißen<br />

Ware (Kühlschränke, Waschmaschinen<br />

etc.). Eine derartige Simulation<br />

der Konzepte, je nach Zweck statisch<br />

(z.B. mit MS Excel) oder dynamisch<br />

mit einer speziellen Simulationssoftware,<br />

bspw. plantsimulation, kann<br />

bereits im Planungsstadium dazu beitragen,<br />

diese anhand von Fakten und<br />

Erkenntnissen aus der Zukunft zu vergleichen,<br />

anzupassen und zu verbessern.<br />

Der breite Erfahrungsschatz von<br />

<strong>PROTEMA</strong> im Bereich der Transportund<br />

Intralogistik erleichtert und<br />

beschleunigt dabei die Simulation in<br />

erheblichem Maße (Abb. 6).<br />

Ein weiterer Vorteil: Bewegt sich das<br />

Unternehmen in einem sehr ungewissen<br />

oder dynamischen Markt, lässt sich<br />

anhand eines einmal bestehenden<br />

Simulationsmodells die Leistungsfähigkeit<br />

des Systems bestimmen und Einflüsse<br />

des Umfeldes integrieren. Durch<br />

die daraus ersichtlichen Erkenntnisse<br />

unterstützt es somit als Management-<br />

Tool taktische und strategische Entscheidungen.<br />

Ist das Konzept einmal bestimmt, muss<br />

das Leistungsportfolio des Unternehmens<br />

angepasst werden. Für die Ersatzteillogistik<br />

bedeutet dies u.a.:<br />

Vergleich der Service-Leistungen im<br />

Markt<br />

Anpassung der Ersatzteilzuordnung<br />

Ableiten von Anforderungen an<br />

Schnittstellenbereiche wie Controlling,<br />

Vertrieb, Einkauf etc.<br />

Notwendige Maßnahmen zur Um -<br />

setzung.<br />

Im Rahmen der Simulationsstudie<br />

wird die Planung an den wichtigen<br />

Stellen detailliert und abgesichert. Die<br />

inhaltlichen Diskussionen beinhalten


die Festlegung von Lagerstufen und<br />

-funktion sowie der optimalen Bevorratungsstrategie<br />

und der Bestandshöhen.<br />

Um auch hier die Planungen<br />

abzurunden, sind Referenzprozesse<br />

für das künftige System einzubeziehen<br />

und anforderungsgerecht auszuplanen<br />

um den Kundenwünschen<br />

effektiv und kostengünstig gerecht zu<br />

werden.<br />

Die Planung einer neuen Ersatzteillogistik<br />

zieht nicht selten weitreichende Veränderungen<br />

nach, die sich von der<br />

Änderung der Abläufe und Arbeitsteilung<br />

über die Änderungen in der Preisgestaltung<br />

bis hin zum Aufbau und<br />

Inbetriebnahme von Service-Zentren<br />

erstrecken können. Damit diese im<br />

Rahmen der Umsetzung nicht verloren<br />

gehen und später auch den gewünschten<br />

Erfolg bringen, muss die Umsetzung<br />

und der Roll-Out des Konzeptes<br />

detailliert durchdacht und ausgeplant<br />

werden. Auf Basis der erstellen Roadmap<br />

und des Implementierungsplanes<br />

mit klaren Verantwortlichkeiten erfolgt<br />

die zielorientierte Umsetzung. Ein<br />

Erfolgscontrolling nach dem Roll-Out<br />

zeigt zudem auf, ob die Ziele wie<br />

geplant erreicht wurden. Darüber hinaus<br />

können mögliche Anpassungen des<br />

Systems permanent im Rahmen des<br />

Simulationsmodells geprüft und an -<br />

schließend implementiert werden.<br />

Eine effektive Ersatzteillogistik befähigt<br />

Unternehmen, sich den aktuellen und<br />

künftigen Anforderungen ihrer Kunden<br />

in einem dynamischen Umfeld stellen<br />

zu können. Neben einer hohen Rentabilität<br />

und der Möglichkeit zur langfristigen<br />

Kundenbindung kann ein angepasstes<br />

Serviceportfolio die eigene<br />

Wettbewerbsposition auf Dauer<br />

sichern. Ein methodisches Vorgehen<br />

bei der Konzeption sowie die Absicherung<br />

der Planungen durch Simulation<br />

schafft die Basis für die anforderungsgerechte<br />

Umsetzung und Verankerung<br />

einer kostenoptimalen Ersatzteillogistik.<br />

Diese bildet die wirtschaftliche<br />

Grundlage des Ersatzteilmanagement<br />

als Kernkompetenz des Servicesgeschäfts.<br />

Literatur:<br />

[1] Baumbach, M.; Stampfl, A. T.: After Sales<br />

Management – Marketing, Logistik, Organisation.<br />

Hanser Verlag 2002.<br />

[2] Kano, N. (1984): Attractive Quality and<br />

Must-be-Quality, in: Hinshitsu: The Journal of the<br />

Japanese Society for Quality Control, April, S.39-<br />

48.<br />

[3] Baumbach, M.: After-Sales-Management im<br />

Maschinen- und Anlagenbau. Transfer Regensburg<br />

1998.<br />

[4] Forschungsprojekt „Entwicklung eines Vorgehensmodells<br />

zur Neuausrichtung des technischen<br />

Service mit dem Ziel der Optimierung der<br />

Kundenbindung und Nutzung von Differenzierungspotenzialen<br />

(2005).<br />

[5] Dr. Pirron, J.; Mezger, M.: Logistik auf dem<br />

Prüfstand – Vernetzung von strategiebasiertem<br />

Performance Management und externem Benchmarking.<br />

Jahrbuch der Logistik 2009.<br />

[6] Grötzner, D.; Bender, C.: Wege zur Reduzierung<br />

der Transportkosten – Berater nehmen<br />

Frachtkosten und Belieferungskonzepte beim,<br />

Automobilhersteller unter die Lupe. LOGISTIK für<br />

Unternehmen 7/8 2007, S.35-37.<br />

[7] Bolstorff P. A.; Rosenbaum R. G.; Poluha R.<br />

G.: Spitzenleistungen im Supply Chain Management<br />

– ein Praxishandbuch zur Optimierung mit<br />

SCOR. Berlin, Springer-Verlag 2007.<br />

LOGISTIK-PRAXIS<br />

201

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