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Jobfit regional - Arbeitslosenzentrum Dortmund ev

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<strong>Jobfit</strong> <strong>regional</strong><br />

Gesundheitskompetenzförderung zur Verbesserung der<br />

Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitssuchenden in NRW<br />

Modellprojekt des BKK BV, gefördert vom Ministerium für Arbeit,<br />

Gesundheit und Soziales des Landes NRW<br />

Das Projekt hatte mehrere Zielrichtungen:<br />

1. Ausgehend von der Erkenntnis, dass Arbeitslosigkeit und besonders<br />

Langzeitarbeitslosigkeit die Menschen krank macht, soll das<br />

Projektvorhaben im Rahmen der präventiven Gesundheitsförderung die<br />

Gesundheit des einzelnen Menschen stabilisieren und die persönlichen<br />

Kompetenzen stärken.<br />

2. Die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit von arbeitslosen Menschen<br />

steht im Vordergrund. Ausgehend von den individuellen Voraussetzungen<br />

des Einzelnen sollen alltagstaugliche Maßnahmen entwickelt werden.<br />

Das Projekt soll gesundheitsfördernde Maßnahmen mit Instrumenten der<br />

Arbeitsmarktpolitik verbinden.<br />

Neben dem <strong>Arbeitslosenzentrum</strong> <strong>Dortmund</strong> waren 8 weitere Träger an dem<br />

Projekt beteilt.<br />

Sechs Bildungs- und Beschäftigungsträger, zwei Arbeitslosenberatungsstellen<br />

und eine Personalservice-Agentur.<br />

Die Entwicklung der gesundheitsfördernden Maßnahmen orientieren sich an den<br />

„Gemeinsamen und einheitlichen Handlungsfeldern und Kriterien der<br />

Spitzenverbände der Krankenkassen zur Umsetzung von § 20 SGB V.<br />

1. Stärkung physischer Gesundheitsressourcen<br />

(Fitness, Ausdauer, Kraft, Dehnfähigkeit, Koordinationsfähigkeit,<br />

Entspannungsfähigkeit)<br />

2. Stärkung psychosozialer Gesundheitsressourcen<br />

(Handlungs-Effektwissen, Selbstwirksamkeit, Stimmung, Körperkonzept,<br />

Soziale Kompetenz und Einbindung)<br />

3. Verminderung von Risikofaktoren<br />

(Herz-Kreislauf System, Muskel-Skelett)<br />

4. Bewältigung von psycho-somatischen Beschwerden und<br />

Missbefindungszuständen<br />

5. Aufbau von Bindung an gesundheitssportlichen Aktivitäten<br />

6. Verbesserung der Bewegungsverhältnisse<br />

(kooperative Netzwerke beim Zugang zu gesundheitssportlichen<br />

Aktivitäten und bei deren Weiterführung)<br />

Insbesondere sollen die Gruppen<br />

a) der älteren Erwerbslosen<br />

b) der arbeitslosen und partnerlosen Männer und<br />

c) der Erwerbslosen mit psychischen Problemlagen<br />

einbezogen werden.


1. Ausgangslage:<br />

In den letzten Jahren ist nicht nur die Arbeitslosigkeit allgemein gestiegen,<br />

sondern besonders die Langzeitarbeitslosigkeit.<br />

Hervorzuheben ist, dass Langzeitarbeitslosigkeit sehr häufig verbunden ist mit<br />

vielfältigen gesundheitlichen Einschränkungen.<br />

Nach Einschätzung einer IAB Studie (Hollederer 2003) und zahlreichen Befunden<br />

der Arbeitslosenforschung (Kuhnert/Kastner) zeichnet sich für<br />

Langzeitarbeitslose mit gesundheitlichen Einschränkungen ein Teufelskreis ab.<br />

Sie sind durch Erkrankungen, Erwerbslosigkeit und drohende Verarmung (in der<br />

<strong>Dortmund</strong>er Langzeitarbeitslosenstudie hatten annähernd 50% hohe Schulden)<br />

mehrfach belastet.<br />

Gesellschaftliche Stigmatisierung („Faulenzerdebatte“), Selbststigmatisierung<br />

(Schuld- und Schamgefühle) und soziale Isolierung forcieren den sozialen Abstieg<br />

und erhöhen die psychischen Belastungen.<br />

Das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, im Bereich der<br />

Wirbelsäule (besonders Rückenbeschwerden) und der Psyche (Ängste,<br />

Depressionen) steigen.<br />

Die fortdauernde Bedrohung der eigenen Existenz fördert selbstschädigendes<br />

gesundheitsverhalten (z. B. Alkohol und Medikamentenmissbrauch) und senkt die<br />

Lebensqualität (Partnerprobleme, Belastungen in der Familie, finanzielle Sorgen,<br />

Zukunftsängste usw.)<br />

Dies sind u. a. die Ergebnisse der <strong>Jobfit</strong> Studie, durchgeführt von Dr. Peter<br />

Kuhnert, Universität <strong>Dortmund</strong>, 2004.<br />

Das <strong>Arbeitslosenzentrum</strong> hat bereits vor dem Projektbeginn von „JobFit <strong>regional</strong>“<br />

mit Dr. Kuhnert zusammengearbeitet; so lag es nahe, den Projektantrag<br />

gemeinsam zu erarbeiten. Herr Dr. Peter Kuhnert war während des<br />

Projektverlaufs ständiger kompetenter Ansprechpartner. Weitere Kooperationen<br />

bestehen im Rahmen des Equal II -Projektes SUMAS (Stabilisierende und<br />

multimediale Arbeits- und Sozialassistenz) als ein Partner.<br />

2. Erfahrung des Trägers:<br />

Zu den Zielgruppen der bisherigen Beratungsarbeit im <strong>Arbeitslosenzentrum</strong><br />

<strong>Dortmund</strong> gehören insbesondere die Gruppe der älteren langzeitarbeitslosen<br />

Menschen.<br />

Es handelt sich dabei nicht um eine einheitliche Gruppe, die sich ausschließlich<br />

durch den Umstand „Langzeitarbeitslosigkeit“ beschreibt.<br />

Arbeitslose Menschen aller Berufsgruppen und Berufsqualifikationen gehören<br />

dazu.<br />

Die Gruppe der älteren Arbeitslosen – ab 50 Jahre, häufig mit gesundheitlichen<br />

Einschränkungen– hat besondere Schwierigkeiten, beruflich integriert zu werden.<br />

Sie sind von gesetzlichen Maßnahmen besonders betroffen:<br />

- Verkürzung der Arbeitslosengeld – Anspruchsdauer<br />

- Absenkung ihrer finanziellen Unterstützung auf Fürsorgeleistung des ALG<br />

II<br />

- Beschäftigungsmöglichkeiten abseits bisheriger Qualifikationen<br />

- Bei An- und Ungelernten erhöhte Anforderungen, verwertbare<br />

Qualifikationen er erlangen<br />

- Längere Erwerbsbeteiligung bis zum Eintritt in die Rente


- Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten ( Ehrenamt,<br />

Arbeitsgelegenheiten, Nebentätigkeiten)<br />

Arbeitslosigkeit und besonders Langzeitarbeitslosigkeit ist häufig verbunden mit<br />

weiteren Hemmnissen der Integration auf dem Arbeitsmarkt.<br />

- Alter<br />

- Gesundheitliche Einschränkungen<br />

- Mangelnde Verwertbarkeit vorhandener Qualifikationen oder nur geringe<br />

Qualifikation<br />

-<br />

Die Folgen dieser Situation für die Betroffenen sind vielfältig:<br />

- Verlust an zur Verfügung stehender finanzieller Mittel (<br />

Einkommenssicherung durch Inanspruchnahme öffentlicher Gelder)<br />

- Statusverlust im sozialen Kontext und auf der persönlichen Ebene<br />

- Häufige Folge: psychosoziale Störungen<br />

- Vernichtung von individuellen und beruflichen Perspektiven ( Verlust an<br />

Wünschen, Plänen und Selbstvertrauen)<br />

Kernkompetenz der Beratung ist eine „Lotsenfunktion“ für die Betroffenen.<br />

Die Ankündigung und Einführung neuer Gesetze/Regelungen führen vielfach bei<br />

den Betroffenen zu großen Verunsicherungen. Die Arbeitslosenberatung schließt<br />

diese Lücke.<br />

Die umfangreiche Kontaktstruktur zu anderen Fachdienststellen weist auf die<br />

vielfältige Problemlage von Arbeitslosen und auf die damit verbundenen<br />

Anforderungen an die Beratungsleistung hin.<br />

Netzwerkartig muss die Beratungsstelle mit verschiedenen Einrichtungen und<br />

Fachexperten kooperieren.<br />

Dauerarbeitslosigkeit verlangt neben unmittelbar auf die (Re-)Integration in den<br />

Arbeitsmarkt ausgerichtete Maßnahmen und Angebote zusätzlich flankierende<br />

Ansätze und Hilfestellungen, die geeignet sind, die Situation der betroffenen<br />

Menschen zu verbessern und ihnen berufliche und gesellschaftliche<br />

Integrationsperspektiven zu erschließen.<br />

Diese Ausgangslage führt zu einem hohen Bedarf an:<br />

- rechtlicher Beratung in allen originär mit Arbeitslosigkeit verbundenen<br />

Fragen<br />

- Hilfen zur Arbeitssuche, Entwicklung von Hilfeplänen zur Arbeitssuche,<br />

Information über Angebote der Fort- und Weiterbildung, Maßnahmen der<br />

aktiven Arbeitsmarktförderung und Förderprogrammen, Mobilitätshilfen<br />

- Hilfestellung zur individuellen Stabilisierung und Aktivierung<br />

- Bereitstellung von Informationen über die lokale und <strong>regional</strong>e<br />

Arbeitsmarktlage und die sozialen Hilfeangebote der Stadt und anderer<br />

Träger.<br />

Der Beratungsbedarf ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.<br />

Genauer nachzulesen im Jahresbericht 2005 des <strong>Arbeitslosenzentrum</strong>s<br />

<strong>Dortmund</strong>, veröffentlicht auf der Homepage www.alz-dortmund.de


Die bisherigen Ziele der Beratung zu Bildungs-, Qualifizierungs- und<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten zur sozialrechtlichen Absicherung für<br />

Arbeitslose/Arbeitssuchende waren:<br />

- Stabilisierung und Aktivierung von arbeitslosen Menschen zur beruflichen<br />

Orientierung und Eingliederung auf dem Arbeitsmarkt<br />

- Heranführung an Bildung und Arbeit<br />

- Unterstützung bei den Eigenbemühungen zur Bildungs- und Arbeitssuche.<br />

Die Neuausrichtung der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik im Rahmen der Gesetze<br />

„Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ stellt erhöhte Anforderungen an die<br />

Beratungsarbeit und verlangt konzeptionelle Änderungen.<br />

Neben den Änderungen des Leistungssystems für Langzeitarbeitslose<br />

(erwerbsfähige Hilfebedürftige) und den Änderungen des Sozialhilferechts stehen<br />

die Maßnahmen zur Verbesserung der Eingliederungschancen für Arbeitslose im<br />

Vordergrund.<br />

Unsere bisherigen Erfahrungen mit der Gruppe der älteren Arbeitslosen sind:<br />

Die Gruppe der Älteren ist nicht einheitlich und unterscheidet sich durch:<br />

-Herkunft, familiäre Situation, Qualifikation/Beruf, berufliche Erfahrungen,<br />

langjährige berufliche Tätigkeiten, Unterbrechungen durch<br />

Erwerbslosigkeit/Krankheiten, individuelle Ressourcen, gesundheitliche<br />

Einschränkungen, Belastungen durch langjährige Arbeit, Belastungen durch<br />

Zunahme der Arbeitsintensität, Mobbing, Zunahme an psychischen<br />

Belastungen/Erkrankungen bei Männern, gesundheitliche/psychische Einbrüche in<br />

der Arbeitslosigkeit.<br />

Aktuell kommen die eingeschränkten finanziellen Ressourcen hinzu, die<br />

individuelle Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und –erhaltung erheblich<br />

erschweren.<br />

- weniger Medikamente ( nur noch jeden 2.Tag oder keine)<br />

- keine neue Brille<br />

- keine Heilmaßnahme (Kur, Massage)<br />

- Zähne lieber ziehen als behandeln<br />

- Kosten der Praxisgebühr<br />

- Kosten für das Krankenhaus<br />

- Verschlechterte Ernährung.<br />

Die Einschränkung der finanziellen Mittel führt bei Arbeitslosen zur<br />

Verschlechterung der Gesundheit.<br />

Die veränderte Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik führt bei vielen Menschen zu<br />

großer Verunsicherung, zu einem erhöhten Beratungs- und vor allem Hilfebedarf.<br />

Die Leistungen der Grundsicherung für Erwerbsfähige umfassen weitere<br />

Personengruppen als die bisher durch die Agentur für Arbeit und des Sozialamtes<br />

betreuten.<br />

Im Hinblick auf die Beseitigung und Minimierung von Vermittlungshemmnissen<br />

sind integrative Überlegungen notwendig.<br />

Diese müssen als Gestaltungsaufgaben Eingang in die kommunale Sozialpolitik<br />

finden.


Wiedererlangung potenzieller Beschäftigungsfähigkeit durch sozial-integrative<br />

Maßnahmen:<br />

- Entschuldung<br />

- Psychosoziale und gesundheitliche Stabilisierung<br />

- Suchtbewältigung<br />

- Familienhilfe.<br />

Um diese Hilfeangebote abzudecken hat die Beratungsstelle bisher vielfältige<br />

Angebote entwickelt.<br />

3. Gesundheitskompetenzförderung im ALZ:<br />

Das gegenwärtige Sozial- und Gesundheitssystem bietet zwar eine<br />

unüberschaubare Palette von Hilfeangeboten, die aber von vielen arbeitslosen<br />

Menschen entweder gar nicht oder unzureichend genutzt wird. Verschiedene<br />

Untersuchungen zeigen, dass z.B. der größte Teil gesundheitlicher Probleme<br />

nicht im medizinischen Expertensystem, sondern im Alltagshandeln bearbeitet<br />

wird (Sting, 2000). Es fehlen die „Lotsen“, die arbeitslose Menschen ermutigen<br />

sowohl bestehende soziale und gesundheitsförderliche Angebote ( z.B. bei den<br />

Krankenkassen) zu nutzen als auch sich selber alltagstaugliches<br />

Gesundheitshandeln anzueignen.<br />

Im Gesundheitsprojekt des ALZ soll diese „Lotsenrolle“ bzw. „Aktivierungsrolle“<br />

in zweifacher und damit nachhaltiger Weise ausgefüllt werden:<br />

Angebote<br />

1. motivierende Gesundheitsgespräche mit arbeitslosen Männern und Frauen<br />

mit 70 Teilnehmenden<br />

2. Erarbeitung individueller Gesundheitsförderpläne ( Schritte zur Umsetzung<br />

im Alltag)<br />

3. Beratung in Kleingruppen<br />

4. Intensivfortbildungen<br />

5. Gesundheitstrainings<br />

6. Aufbau einer Selbsthilfegruppe<br />

Aus den Erfahrungen des Trägers stellen die älteren langzeitarbeitslosen<br />

Ratsuchenden die größte Gruppe dar.<br />

Ausgehend von den individuellen Bedarfen und Situationen der Arbeitssuchenden<br />

sollen die Angebote der Instrumente flexibel und auch parallel eingesetzt<br />

werden.<br />

Aspekte<br />

- der subjektiven Befindlichkeit<br />

- der aktuellen persönlichen und sozialen Lage<br />

- der Festlegung von Zielen und Beschreibung der Bedürfnisse<br />

- der Entwicklung von Perspektivpfaden in der beruflichen, gesundheitlichen<br />

und sozialen Entwicklung<br />

- der alltagsnahen Angebote der Prävention, verbunden mit einer<br />

persönlichen Begleitung<br />

stehen im Vordergrund.


In Kooperation mit Fachleuten werden verschiedene Gesundheitsthemen intensiv<br />

behandelt und Gesundheitstrainings aufgebaut.<br />

Die engagierte Mitarbeit von<br />

- Beatrice Apker, Dipl. Päd.<br />

- Katrin Bökenkamp, Dipl. Ökon.<br />

- Bertrix Heßling, Dipl. Päd.<br />

- Alexandra Karas, Dipl. Psych.<br />

- Rainer Pallut, Gesundheitsberater<br />

- Gisela Tripp, Dipl. Päd.<br />

unterstützt durch die Sekretärin Monika Lamprecht machte diese Projekt erst<br />

möglich.<br />

Durchführung des Projektes:<br />

a) Informationsflyer:<br />

„Job Fit Regional“<br />

Zeit etwas für sich zu tun!<br />

Dieser Infoflyer wurde öffentlich gemacht:<br />

- in der Tagespresse<br />

- bei Beschäftigungsträgern<br />

- der Agentur für Arbeit<br />

- der ARGE<br />

- bei Wohlfahrtsverbänden und anderen sozialen Einrichtungen<br />

- bei den Betriebskrankenkassen<br />

- in den Gruppen und Kursen des ALZ und<br />

- in der persönlichen Beratung.<br />

b) Angebote der individuellen Gesundheitsgespräche<br />

Anhand eines Gesundheitsfragebogens, der freiwillig eingesetzt wurde<br />

konnten die Beraterinnen und der Projektbeteiligte ins Gespräch kommen.<br />

Die augenblickliche persönliche, soziale und berufliche Lage waren immer<br />

Gegenstand der Gespräche.<br />

Die erlebten Veränderungen während der Dauer der Arbeitslosigkeit<br />

wurden thematisiert.<br />

c) Erarbeitung individueller Gesundheitsförderpläne ( Schritte zur Umsetzung<br />

im Alltag)<br />

Dieses Modulangebot bot die Möglichkeit, längere intensivere Gespräche zu<br />

führen, die individuelle Problemlage ausführlich zu besprechen und<br />

Schritte für den Alltag festzulegen.<br />

Angebot einer Beratung in Kleingruppen<br />

„Orientierungstag Gesundheit“<br />

Einblick in die Bereiche der Gesundheitsförderung<br />

Themen wurden vorgestellt:<br />

- gesunde Ernährung<br />

- Sport und Bewegung<br />

- Was macht die Seele krank?


Dieser Informationstag wurde mit einem gesunden Kennenlern–Frühstück<br />

begonnen und brachte die Menschen schnell zu einander<br />

d) Intensivfortbildung<br />

Dieses Modul umfasste 3 ganze Arbeitstage.<br />

Sie bestand aus den Themen:<br />

Sport und Bewegung<br />

Zeit- und Selbstmanagement<br />

Stressbewältigung<br />

Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen konnten an allen Themen<br />

teilnehmen.<br />

e) Gesundheitstrainings:<br />

6 Wochen lang konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einmal oder<br />

sogar 2x pro Woche folgende Angebote wahrnehmen:<br />

- Sport und Bewegung: Nordic walking<br />

- Strategien zur Stressbewältigung<br />

- Zeit- und Selbstmanagement: Den Alltag in den Griff bekommen<br />

f) Aufbau einer Selbsthilfegruppe aus dem Kreis der Projektteilnehmer<br />

Ziele: persönlicher Austausch, Möglichkeit im geschützten Raum<br />

persönliche Problemlagen zur Sprache zu bringen<br />

1x wöchentlich 12 – 15 Teilnehmer<br />

g) Selbsthilfe-Gruppe<br />

„Walking im Romberg Park<br />

Aus dem Kreis der Projektteilnehmenden haben sich Interessierte<br />

gefunden, die sich 1x wöchentlich zum Walking treffen.<br />

h) Abschluss-Treffen der Teilnehmenden<br />

Ergebnisse:<br />

Die Gesundheitsangebote im Rahmen des Projektes wurden gerne und<br />

begeistert aufgenommen.<br />

Sie hat Menschen zusammengeführt und bot die Möglichkeit des<br />

Kennenlernens.<br />

Alle konnten ihre individuellen Problemlagen zur Sprache bringen und<br />

gemeinsam Schritte zur Bewältigung im Alltag entwickeln.<br />

Der Wunsch, weiterhin kostenlose Gesundheitsangebote im<br />

<strong>Arbeitslosenzentrum</strong> wahrnehmen zu können wurde von allen<br />

ausgesprochen. Einige sind bereit ihre Erfahrungen im Projekt in einem<br />

Pressegespräch öffentlich zu machen.<br />

Sie suchen alle nach individuellen Wegen: nach Arbeit und nach<br />

Beschäftigung<br />

Nach Möglichkeiten des Austauschs mit Betroffenen und gegenseitiger<br />

Unterstützung (z. B. Gruppe: Umgang mit Behörden, Kurse der<br />

Krankenkassen im ALZ, Kochen für Singles, wie können Qualifikationen der<br />

Älteren gesellschaftlich eingesetzt werden, ehrenamtliche Tätigkeiten)


Ergebnisse<br />

Die älteren langzeitarbeitslosen Menschen konnten mit diesem Projekt<br />

angesprochen werden.<br />

- 49 % der Teilnehmenden waren zwischen 46 und 55 Jahre alt<br />

- 19 % der Teilnehmenden waren zwischen 35 und 45 Jahre alt<br />

- 21 % der Teilnehmenden waren über 55 Jahre alt<br />

- 11 % der Teilnehmenden waren zwischen 25 und 35 Jahre alt.<br />

- 58% waren länger als 24 Monate arbeitslos<br />

- 25% waren 13 bis 24 Monate arbeitslos<br />

- 6% waren 7 bis 12 Monate arbeitslos<br />

- 6% waren bis 6 Monate arbeitslos<br />

- 5% waren von Arbeitslosigkeit bedroht.<br />

- 29% der Teilnehmenden waren ledig/alleinstehend<br />

- 25% der Teilnehmenden waren geschieden<br />

- 19% der Teilnehmenden waren verheiratet<br />

- 16% der Teilnehmenden waren in fester Partnerschaft<br />

- 8% der Teilnehmenden waren getrennt lebend<br />

- 3% der Teilnehmenden waren verwitwet.<br />

Es nahmen insgesamt 35 Frauen und 29 Männer an den Angeboten teil.<br />

Krankenkassenzugehörigkeit:<br />

- 26% BKK<br />

- 17% AOK<br />

- 16% BEK<br />

- 13% TK<br />

- 11% IKK<br />

- 6% DAK<br />

- 11% sonstige ( KKH, GEK, HIK, PKV, DVK, HZK, keine)<br />

Schulabschlüsse:<br />

- 27% haben Abitur<br />

- 23% einen Hauptschulabschluss<br />

- 20% einen Fachoberschulabschluss<br />

- 16% einen Volksschulabschluss<br />

- 9% haben die Fachhochschulreife<br />

- 5% haben keinen Schulabschluss.<br />

Teilnahme an den Modulen:<br />

- 23% der Teilnehmenden haben einen Gesundheitsförderplan erstellt<br />

- 20% der Teilnehmenden haben am Orientierungstag<br />

(Kleingruppenberatung) teilgenommen<br />

- 19% der Teilnehmenden haben an den Intensivfortbildungen<br />

teilgenommen<br />

- 12% der Teilnehmenden haben an den Gruppentraining Nordic<br />

teilgenommen<br />

- 11% der Teilnehmenden haben am Gruppentraining<br />

Stressbewältigung teilgenommen


- 9% der Teilnehmenden haben am Gruppentraining<br />

Selbstorganisation teilgenommen<br />

- 6% der Teilnehmenden nehmen an der Selbsthilfegruppe teil<br />

Zentrale Aussagen und Fragestellungen:<br />

Die Erfahrung der Arbeitslosigkeit ist Existenzbedrohung. Wer Existenzängste<br />

hat, nimmt seine gesamte Lebenssituation als bedrohlich wahr.<br />

Die Bedrohung kann körperlich, psychisch, finanziell oder auch sozial spürbar<br />

sein.<br />

Die Folgen sind vielfältig und umfassend und können zu:<br />

- Passivität und Motivationsverlust<br />

- Verminderter Lernfähigkeit<br />

- Traurigkeit und depressiver Verstimmung führen.<br />

Die Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung machte darauf aufmerksam, dass<br />

„Gesundheit von den Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und<br />

gelebt wird, dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben.<br />

Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt,<br />

dass man in der Lage ist, selber Entscheidungen zu fällen und Kontrolle über die<br />

eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der<br />

man lebt, Bedingungen herstellt, die allen Bürgern Gesundheit ermöglicht ( WHO<br />

1986)<br />

Sie erfasst damit psychische, emotionale, soziale und gesellschaftspolitische<br />

Dimensionen.<br />

Im Hinblick auf die Gesundheit arbeitsloser und armer Menschen sind wir davon<br />

weit entfernt.<br />

Die Teilnehmer des Projektes formulierten es wie folgt:<br />

- „Wir werden kränker, weil wir nicht genug Geld haben“<br />

- Krankheit führt zur Armut und Armut macht krank.<br />

- Beim Optiker musste ich einen Ratenvertrag schließen, weil ich die Kosten<br />

für die notwendige Brille nicht in einer Summe zahlen kann.<br />

- Man geht viel weniger zum Arzt wegen der „Gebühren“.<br />

Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit:<br />

Notwendig wäre das Konzept: Beschäftigungsfähigkeit genauer zu betrachten<br />

und fachlich zu bewerten.<br />

Dies ist im Rahmen des Projektes nicht in Form von einem Fachseminar erfolgt.<br />

„Employability“ bezeichnet die Aufgabe, die Arbeitsmarktfähigkeit des einzelnen<br />

zu erhalten oder herzustellen.<br />

Die Verantwortung liegt bei dem Arbeitnehmer und auch dem Arbeitgeber und<br />

der Herstellung notwendiger gesellschaftlicher Rahmenbedingungen/<br />

Hilfestellungen.<br />

Die Übernahme der Eigenverantwortung und ein höheres Maß an<br />

Selbstbestimmung über ihre Gesundheit müssen im gleichgewichtigen Verhältnis<br />

zur sozialstaatlichen Unterstützung und Verantwortung stehen.


Die Teilnehmer des Projektes im ALZ sind Menschen, die unsere Einrichtung<br />

aufsuchen, weil:<br />

- sie persönliche Beratung in Fragen der Arbeitslosigkeit suchen<br />

- persönliche Beratung bei Bewerbungen und Stellensuche<br />

- persönliche Beratung bei Fort- und Weiterbildungen<br />

- eigenständig Bewerbungen schreiben und das Internet nutzen oder<br />

- an Veranstaltungen und Seminaren teilnehmen oder andere<br />

Hilfeeinrichtungen suchen.<br />

Es handelt sich nicht um eine feste Gruppe, die über einen längeren Zeitraum<br />

zusammen bleibt. Sie kommen freiwillig und können jeder Zeit ohne Sanktionen<br />

fernbleiben, sie müssen sich auch nicht entschuldigen.<br />

Aus diesem Grunde wurden arbeitslose Menschen zu sehr unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten auf das Gesundheitsprojekt aufmerksam und nahmen nicht<br />

aufbauend an allen Modulen teil.<br />

Individuelle Veränderungen wie sie festzustellen sind, wenn sich Teilnehmer<br />

täglich über einen längeren Zeitraum in einer Maßnahme befinden, können wir<br />

nur ansatzweise beschreiben bzw. keine fundierten Aussagen dazu treffen. Es<br />

war für uns auch kein Untersuchungsanliegen.<br />

Unterschiede zwischen Nicht-Teilnehmenden und Teilnehmenden können wir aus<br />

dem genannten Grund nicht vergleichen.<br />

Bezogen auf<br />

- die Vermittlungs-/Integrationschancen<br />

- Teilnehmerabbrüche<br />

- Krankmeldungen und<br />

- Indikatoren wie Motivation, Übernahme von Verantwortung, psychische<br />

Stabilität, Zuverlässigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Lernbereitschaft,<br />

Aktivierungsgrad, Flexibilität, Mobilität, Frustrationstoleranz,<br />

Gesundheitsbewusstsein<br />

können keine fundierte Aussagen getroffen werden.<br />

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bewerteten subjektiv ihre Fähigkeiten,<br />

morgen wieder eine Beschäftigung aufnehmen zu können, als sehr hoch. Wenn<br />

man ihnen nur die Chance dazu geben würde.<br />

Die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit bzw. Schaffung von<br />

Zugangsmöglichkeiten auf den Arbeitsmarkt dürfen nicht nur individuell<br />

betrachtet werden. Sie impliziert auch eigenverschuldetes Verhalten.<br />

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen konnten sehr klar für sich formulieren,<br />

welche Eingliederungshemmnisse individuell bestehen.<br />

Überwiegend wurde genannt:<br />

- ich habe Angst zu versagen<br />

- ich habe Angst, den Anforderungen nicht stand halten zu können<br />

- wenn man mir etwas Zeit gibt und mich persönlich unterstützt, traue ich<br />

mir wieder viel zu,<br />

- wenn man mir nur wieder die Chance geben würde, dann könnte ich auch<br />

arbeiten<br />

- ich muss natürlich den Arbeitsrhythmus wieder neu lernen bzw. mich<br />

darauf einstellen,


- die Sorge, die vorhandenen fachlichen Qualifikationen könnten nicht mehr<br />

ausreichen, aber niemand unterstützt ausreichend, die notwendigen<br />

Anpassungen zu erhalten<br />

- Arbeit gäbe wieder neuen Mut und würde auch die Gesundheit verbessern<br />

- Eine einfache Arbeit würde man auch annehmen, um wieder etwas tun zu<br />

können und gebraucht zu werden<br />

- Persönliche Anerkennung bekommt man durch Arbeit und den Austausch<br />

mit den Kollegen.<br />

Die Instrumente:<br />

- Gesundheitsgespräche, Gesundheitsförderplan, Seminare und Trainings<br />

reichen von ihrem zeitlichen Umfang her nicht aus, um<br />

Verhaltensänderungen und neu entwickelte Fähigkeiten bei dem einzelnen<br />

zu erreichen. Sie können individuelle Defizite deutlich machen und dem<br />

einzelnen Anregungen und Hilfestellung geben, eigene Maßnahmen zu<br />

ergreifen bzw. Verhalten zu verändern.<br />

- Sie bieten zudem die Möglichkeit durch den Austausch und das Gespräch<br />

mit anderen wieder neuen Mut zu fassen. Das Wesentliche war:<br />

In meinen Sorgen und Nöten ernst genommen zu werden, überhaupt im<br />

Interesse zu stehen<br />

Nach Auslaufen des Projektes treffen sich einige wöchentlich zum Walken im<br />

Romberg Park, ein anderer Teil trifft sich in einer angeleiteten Selbsthilfegruppe<br />

im ALZ.<br />

Die Teilnehmer/-innen waren alle der Meinung, dass es weiterhin<br />

Gesundheitsangebote im ALZ geben sollte.

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