Informationen zur Klinik für Suchtkrankheiten - salus kliniken GmbH
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<strong>Informationen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Klinik</strong> <strong>für</strong> <strong>Suchtkrankheiten</strong><br />
s a l u s
Inhalt:<br />
Worum es geht: <strong>salus</strong> Seite 03<br />
Die <strong>salus</strong> klinik: Lage, Indikation<br />
und Behandlungskonzept Seite 04-13<br />
Bausteine der Therapie Seite 14-15<br />
Spezifische Behandlungskonzepte Seite 16-39<br />
> Auffang- und Wiederholungsbehandlung<br />
Seite 16-17<br />
> Sozialtherapie Seite 18-19<br />
> Kurzzeittherapie und Kombinierte<br />
Behandlungsform / ISAR Seite 20-21<br />
> Medikamentenabhängigkeit Seite 22-23<br />
> Posttraumatische Belastungsstörungen Seite 24-25<br />
> Therapie <strong>für</strong> Senioren Seite 26-27<br />
> Angststörungen Seite 28-29<br />
> Polyvalente Abhängigkeiten Seite 30-31<br />
> Depressive Störungen Seite 32-33<br />
> Essstörungen Seite 34-35<br />
> Verhaltenssüchte Seite 36-37<br />
> Fachambulanz Seite 38-39<br />
Wegbeschreibung Seite 40-41<br />
Ansprechpartner Seite 42
„Es gibt nichts Gutes,<br />
außer: man tut es.“<br />
(Erich Kästner)<br />
<strong>salus</strong> ist das lateinische Wort <strong>für</strong> umfassendes<br />
körperliches und seelisches Wohlbefinden.<br />
Und wir alle tun eine Menge da<strong>für</strong>, diesen Zustand<br />
so oft wie möglich zu erreichen und beizubehalten.<br />
Nicht umsonst grüßt man sich in<br />
manchen Ländern mit salü oder wünscht sich<br />
salute.<br />
Der Name der <strong>salus</strong> klinik ist Programm:<br />
Ziel der Therapie ist es, Störungen des Wohl–<br />
befindens und der Lebensmeisterung zu mindern<br />
oder aufzulösen und die Patienten zu befähigen,<br />
selbst <strong>für</strong> ihr Wohlergehen sorgen zu können.<br />
Wenn mit unserem Wohlbefinden etwas nicht<br />
stimmt, stellen wir das meistens selber fest. Eine<br />
plötzliche und starke Änderung des Befindens<br />
ist in der Regel ja auch leicht zu bemerken.<br />
Bei vielen psychischen und chronischen körperlichen<br />
Krankheiten sind die anfänglichen<br />
Symptome jedoch so unbedeutend und ihr<br />
Verlauf ist so schleichend, dass die Betroffenen<br />
erst vom Arzt, von Arbeitskollegen oder von<br />
Familienmitgliedern darauf aufmerksam gemacht<br />
werden müssen. Da bei fast allen derartigen<br />
Krankheiten auch der Lebensstil eine wesentliche<br />
Rolle spielt und niemand sich diesbezüglich<br />
gerne Vorschriften machen lässt wehrt man<br />
sich gegen die Erkenntnis, dass man von einer<br />
Krankheit betroffen ist.<br />
Das ist bei der Diagnose der Zuckerkrankheit<br />
nicht viel anders als bei der Suchtkrankheit oder<br />
bei Zwangserkrankungen und Essstörungen.<br />
Und je mehr andere von außen helfen oder<br />
Druck ausüben wollen, desto mehr sträubt man<br />
sich dagegen. Oder man stimmt zwar vordergründig<br />
zu, ändert aber nichts. Man fühlt sich<br />
missverstanden und falsch behandelt, ist traurig,<br />
wütend, trotzig oder gleichgültig und hadert mit<br />
seinem Schicksal.<br />
Wenn Sie dieses Heft als Betroffene lesen,<br />
überlegen Sie wahrscheinlich schon, ob eine<br />
Änderung Ihres Befindens sinnvoll und machbar<br />
ist. Damit hätten Sie bereits einen großen<br />
Schritt <strong>zur</strong> Genesung getan. Möglicherweise<br />
haben Sie schon einige Male gehört, dass der<br />
Weg aus Ihren Schwierigkeiten ganz einfach sei:<br />
sich zusammenreißen, mit bestimmten Verhaltensweisen<br />
einfach aufhören, nicht mehr trinken<br />
usw. Aber das ist gar nicht so leicht.<br />
Wer beispielsweise unter Panikattacken oder<br />
Zwängen leidet, hat oft genug gehört oder sich<br />
selbst gesagt „Du brauchst doch keine Angst zu<br />
haben; hör endlich auf damit“.<br />
Aber die Bedingungen hinter der Störung zu<br />
entwirren und die richtige Auswahl und Abfolge<br />
der Änderungsmaßnahmen zu treffen, erfordert<br />
mehr als Ratschläge.<br />
Fachliche Hilfe ist in solchen Fällen unumgäng–<br />
lich, zumal bei den Bemühungen um eine nachhaltige<br />
Änderung gelegentliche Rückschritte<br />
eher die Regel als die Ausnahme sind. Solche<br />
Ereignisse werden leicht als Misserfolge interpretiert.<br />
Sie können einen mutlos machen und<br />
Zuversicht rauben, wenn man nicht die nötige<br />
Unterstütung erhält.<br />
Vielleicht haben Sie oder ein Angehöriger<br />
solche Versuche schon hinter sich. Sie wissen<br />
von daher, dass Anregung und Unterstützung<br />
von außen gut tun und Sicherheit geben.<br />
Eine solche Sicherheit gewährleistet die <strong>salus</strong><br />
klinik.<br />
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4<br />
Zur <strong>Klinik</strong><br />
Die <strong>Klinik</strong> liegt im Zentrum des Städtchens<br />
Friedrichsdorf. Die verkehrsgünstige Lage mit<br />
dem S-Bahn-Anschluss an das Rhein-Main-Gebiet<br />
bietet hervorragende Bedingungen <strong>für</strong> integrierte<br />
therapeutische Konzepte.<br />
Zugleich reichen aber auch die Taunuswälder<br />
bis an die Stadtgrenze, so dass genügend<br />
Möglichkeiten vorhanden sind, <strong>zur</strong> Ruhe zu<br />
kommen und Abstand zu finden.<br />
Die <strong>salus</strong> klinik ist spezialisiert auf die Behandlung<br />
von Sucht und psychosomatischen Krankheiten.<br />
Hierbei handelt es sich vorwiegend um<br />
folgende Erkrankungen:<br />
« Störungen durch zustandsverändernde<br />
Substanzen insbesondere Alkohol,<br />
Beruhigungs- oder Schlafmittel, Tabak und<br />
verschiedenartiger Substanzgebrauch wie<br />
z.B. Cannabis, Ecstasy<br />
« Depressive Zustandsbilder<br />
« Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen<br />
insbesondere pathologisches Spielen und so<br />
genannte "Verhaltenssüchte" (Computer–<br />
spielsucht, Kaufsucht)<br />
« Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen<br />
Störungen und Faktoren insbeson-<br />
dere Essstörungen<br />
« Neurotische, Belastungs- und somatoforme<br />
Störungen insbesondere<br />
Angststörungen, Reaktionen auf schwere<br />
Belastungen und Anpassungsstörungen,<br />
Zwangsstörungen, Somatoforme Störungen
Bei allen diesen Krankheitsbildern haben sich<br />
Behandlungsverfahren der Verhaltenstherapie als<br />
besonders erfolgreich bewährt. Sie bilden deshalb<br />
das Rückgrat unserer Therapien.<br />
Der stationäre Aufenthalt dauert zwischen 6 und<br />
16 Wochen, je nach individuellen Erfordernissen.<br />
Personen aus dem Rhein-Main-Gebiet können<br />
unter bestimmten Voraussetzungen an<br />
einer integrierten stationär-ambulanten<br />
Rehabilitation (ISAR) teilnehmen oder in der<br />
Schlussphase der Behandlung nur noch an den<br />
Werktagen tagsüber <strong>zur</strong> Therapie in der <strong>Klinik</strong><br />
sein (ganztägig ambulante Entlassform).<br />
In ISAR wird eine intensive Kurzzeitbehandlung<br />
mit einer sich nahtlos anschließenden ambulanten<br />
Phase zu eine Maßnahme verbunden,<br />
zu deren vollständiger Durchführung sich der<br />
Rehabilitand von vornherein verpflichtet.<br />
Wenn Ihr Wohnort weiter von des <strong>salus</strong> klinik<br />
entfernt liegt, können Sie mit Ihrer Facham–<br />
bulanz besprechen, ob eine solche Form der<br />
Rehabilitation auch <strong>für</strong> Sie sinnvoll ist und ob<br />
eine solche Kombi-Therapie mit der <strong>salus</strong> klinik<br />
möglich ist.<br />
Auch eine ausschließlich ambulante Therapie<br />
ist <strong>für</strong> Personen aus dem Rhein-Main-Gebiet in<br />
unserer Fachambulanz möglich.<br />
Alle Interessierten laden wir herzlich zu<br />
einem Info-Abend ein, der jeden Mittwoch<br />
um 18.30 Uhr in der <strong>salus</strong> klinik stattfindet.<br />
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6<br />
Der Anfang<br />
In der Regel führt Ihr Weg zu uns über einen<br />
Arzt, ein Krankenhaus, eine psychosoziale<br />
Beratungsstelle oder über eine Einrichtung, die<br />
sozial beratend tätig ist. Dort wird der Antrag<br />
<strong>für</strong> die Rehabilitationsmaßnahme gestellt oder<br />
die Therapie in die Wege geleitet.<br />
Falls Sie Sozialhilfe erhalten, ist es <strong>für</strong> Sie sehr<br />
wichtig, dass die Frage des Taschengeldes vor<br />
Beginn der Behandlung geklärt ist.<br />
Die Belegung der <strong>Klinik</strong> erfolgt durch Rentenversicherungsträger<br />
gemäß §13, Absatz 1 in<br />
Verbindung mit §15, Absatz 2 SGB VI.<br />
Für die beiden Indikationen „Psychosomatik“<br />
und „Sucht“ besteht ein Versorgungsvertrag mit<br />
den Krankenkassen nach §111 SGB V.<br />
Für Beamte ist die Behandlung beihilfefähig.<br />
Selbstzahler können sich direkt an das Aufnahmesekretariat<br />
der <strong>Klinik</strong> wenden.<br />
Wenn alle Voraussetzungen geklärt sind und<br />
Sie sich <strong>für</strong> eine Therapie bei uns entschieden<br />
haben, erhalten Sie einen Brief, in dem<br />
Sie nach den wesentlichen Zielen, die Sie in<br />
unserer <strong>Klinik</strong> erreichen möchten, befragt<br />
werden. Anschließend wird Ihnen schriftlich ein<br />
Aufnahmetermin mitgeteilt.<br />
Die im Brief angegebene Uhrzeit <strong>für</strong> die Ankunft<br />
sollte unbedingt eingehalten werden, da sich<br />
die <strong>für</strong> Sie zuständigen Ärzte und Therapeuten<br />
darauf einstellen. Bitte beachten Sie, dass Sie<br />
entgiftet, d.h. frei von Alkohol, suchterzeugenden<br />
Medikamenten oder sonstigen Drogen, bei<br />
uns eintreffen müssen.<br />
Bei uns angekommen, werden Sie auf der<br />
Medizinischen Station ärztlich untersucht, und<br />
Sie lernen Ihren Bezugstherapeuten kennen, der<br />
<strong>für</strong> Sie während Ihres Aufenthaltes zuständig<br />
sein wird. Patienten, die schon länger bei uns<br />
sind, sprechen mit Ihnen und führen Sie in das<br />
Leben in der <strong>Klinik</strong> ein. Nach Abschluss<br />
der Eingangsuntersuchungen und dem Aus–<br />
schluss möglicher Komplikationen ziehen Sie in<br />
den Wohnbereich.<br />
Der äußere Rahmen<br />
In der <strong>Klinik</strong>, die mit allen Abteilungen über 264<br />
Therapieplätze verfügt, steht Ihnen ein Team aus<br />
Ärzten, Diplompsychologen, Sozialpädagogen,<br />
Werktherapeuten, Sport- und Gymnastiklehrern<br />
sowie Krankenschwestern und -pflegern hilfreich<br />
<strong>zur</strong> Seite. Ihr zentraler Ansprechpartner, der mit<br />
Ihnen gemeinsam den gesamten Therapieverlauf<br />
plant und der Sie darin begleitet, ist Ihre<br />
Bezugstherapeutin bzw. Ihr Bezugstherapeut.<br />
Die Patientinnen und Patienten wohnen mehrheitlich<br />
in Zweibettzimmern auf einem Stock–<br />
werk mit den übrigen Mitgliedern ihrer Gruppe.<br />
Aber im Einzelfall sind auch Einzelzimmer verfügbar.<br />
Auf jedem Stockwerk befindet sich ein Gruppen- bzw.<br />
Aufenthaltsraum und ein Büro der Therapeuten.<br />
Ein kleines Schwimmbad mit Sauna, ein Parkgarten<br />
und ein Fitnessraum bieten auch außerhalb<br />
der Bewegungstherapie die Möglichkeit, den Körper<br />
in Form zu bringen und sich etwas Gutes zu tun.
Patienten mit ausschliesslichen oder primären<br />
psychosomatischen Erkrankungen werden in<br />
der psychosomatischen Abteilung betreut. Die<br />
gleichen indikativen Angebote stehen auch den<br />
Patienten der Suchtklinik <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Neben einer Aufbautherapie <strong>für</strong> Patienten mit<br />
Therapievorerfahrung gibt es weitere spezifische<br />
Angebote <strong>für</strong> Personengruppen mit besonderen<br />
Voraussetzungen oder Interessen, die angemessene<br />
Berücksichtigung finden sollen:<br />
Senioren, Medikamentenabhängige, Personen<br />
mit posttraumatischen Belastungsstörungen und<br />
Abhängige von Designerdrogen, Cannabis oder<br />
Kokain.<br />
Sie sollten mit Ihrem Berater am Heimatort entscheiden,<br />
ob eine solche Spezialgruppe <strong>für</strong> Sie<br />
die richtige Wahl ist und das bereits im Aufnahmeantrag<br />
vermerken.<br />
Die Therapie<br />
Gemeinsam ist allen Therapien, das übergeordnete<br />
Ziel der Hilfe <strong>zur</strong> Selbsthilfe:<br />
Sie entfalten Ihre persönlichen Fähigkeiten, die<br />
Erkrankung und die damit verbundenen Probleme<br />
selbst zu bewältigen.<br />
Wer zum ersten Mal in eine <strong>Klinik</strong> wie die unsere<br />
kommt, den bewegt anfangs die Frage: „Therapie<br />
– was kommt da auf mich zu? Was wird von mir<br />
erwartet?“<br />
Erwartet wird nur Ihre Bereitschaft <strong>zur</strong> aktiven<br />
Beteiligung, erhofft ein wenig Mut, auch Ungewohntes<br />
auszuprobieren und sich der mitmenschlichen<br />
Begegnung zu öffnen.<br />
Die Behandlung bezieht oft folgende Erfahrungsbereiche<br />
mit ein:<br />
« Selbstüberforderung oder übertriebene<br />
Schonhaltung<br />
« Selbstvertrauen und Vertrauen in die Umwelt<br />
« Wahrnehmung eigener Bedürfnisse und ihre<br />
Abgleichung mit den Interessen anderer<br />
« Genussfähigkeit und verzichten können<br />
« emotionale Schwingungsfähigkeit und<br />
Stabilität<br />
« psychophysische Belastbarkeit (Stress)<br />
« Selbstwahrnehmung und -bewertung<br />
« Beziehungsgestaltung zu anderen Personen<br />
« Selbstkontrolle und Spontaneität<br />
Zunächst wird es darum gehen, die Beschwerden<br />
und Probleme und deren Hintergründe zu verstehen:<br />
<strong>Informationen</strong> in Form von Vorträgen, Seminaren,<br />
Filmen und Berichten anderer Betroffener<br />
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8<br />
werden erste Ideen <strong>für</strong> Lösungen säen.<br />
Der Bezugstherapeut hilft mit einer klärenden<br />
Verhaltensanalyse, das Bedingungsgefüge<br />
der Problematik zu entschlüsseln und daraus<br />
Vorschläge <strong>für</strong> Änderungsschritte abzuleiten.<br />
Jeder Patient muss aber selbst mitentscheiden,<br />
welche Aspekte seines Lebens so wichtig <strong>für</strong> die<br />
Bewältigung der eigenen Probleme sind, dass sie<br />
zum Thema der Therapie werden.<br />
Ihre Bereitschaft, Ihr „typisches“ Verhalten und<br />
einige Ihrer lieben Gewohnheiten in Frage zu<br />
stellen, wird oft der Schlüssel zum Erfolg der<br />
Behandlung sein.<br />
Gerade <strong>für</strong> die Rückfallprävention sind aktive<br />
Verfahren, mit denen man sich schwierigen<br />
Situationen real aussetzt, von besonderer<br />
Bedeutung (Exposition).<br />
Die psychotherapeutische „Hilfe <strong>zur</strong> Selbsthilfe“<br />
setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen,<br />
die in der Abbildung auf Seite 14/15 noch<br />
einmal übersichtlich zusammengefasst sind. Der<br />
Therapieplan wird sich in jedem Einzelfall an<br />
den Erfordernissen des Krankheitsbildes und an<br />
den persönlichen Bedürfnissen des Patienten<br />
ausrichten. Er enthält in der Regel folgende<br />
Elemente:<br />
Einzeltherapie:<br />
Die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Bezugstherapeut<br />
und Patient ist Ausgangspunkt und<br />
Kern der Therapie. Im<br />
Einzelgespräch können Probleme erörtert,<br />
Lösungswege gesucht und individuelle<br />
Maßnahmen durchgeführt werden.<br />
Gruppentherapie:<br />
Der Austausch gemeinsamer und unterschiedlicher<br />
Erfahrungen und die Entfaltung<br />
eigener Möglichkeiten in der Gruppe auf der<br />
Basis gegenseitigen Vertrauens steht hier im<br />
Mittelpunkt.<br />
Die kritisch-wohlwollende Anteilnahme von Mitpatienten<br />
ist <strong>für</strong> viele eine heilsame Erfahrung.<br />
Zur Bewältigung spezieller Probleme oder <strong>für</strong><br />
die Entwicklung bestimmter Fertigkeiten werden<br />
spezielle Gruppen angeboten, die wir indikative<br />
Gruppen nennen. Dazu gehören z.B. Selbstsicherheit<br />
oder Stressbewältigung.<br />
Ärztliche Betreuung:<br />
Durch regelmäßigen Kontakt zum Teamarzt ist<br />
gewährleistet, dass Begleiterkrankungen und<br />
körperliche Folgeschäden einer Abhängigkeitserkrankung<br />
mitbehandelt werden. In einer aus-
führlichen psychiatrisch-neurologisch-internistischen<br />
Eingangsdiagnostik werden eventuelle<br />
Problembereiche erfasst und das therapeutische<br />
Vorgehen besprochen. Die Teamärzte werden<br />
dabei durch die Fachärzte im Hause und durch<br />
konsiliarisch tätige Fachärzte am Ort unterstützt.<br />
In regelmäßigen ärztlichen Visiten und Sprechstunden<br />
wird der Behandlungsverlauf begleitet,<br />
und neu auftauchende Schwierigkeiten können<br />
besprochen werden. Die ärztliche Versorgung ist<br />
rund um die Uhr gewährleistet.<br />
Soziotherapie:<br />
Wenn Sie in unsere <strong>Klinik</strong> kommen, sind wahrscheinlich<br />
einige Probleme noch ungelöst.<br />
Vielleicht ist Ihre Arbeitssituation nicht geklärt,<br />
oder Fragen zu Stellenwechsel, Umschulung,<br />
Wohnungssuche oder Übergangsgeld sind noch<br />
offen.<br />
Ihre Therapeutin bzw. Ihr Therapeut und unsere<br />
Sozialarbeiterinnen werden Ihnen während der<br />
Behandlungszeit <strong>Informationen</strong> und praktische<br />
Hilfestellungen geben, was Sie bei derartigen<br />
Fragen tun können.<br />
Arbeitslosigkeit ist ein erheblicher Risikofaktor<br />
<strong>für</strong> die Genesung Suchtkranker. Das belegen<br />
die Rückfallquoten bei Patienten, die nach<br />
Entlassung aus der Behandlung lange arbeitslos<br />
bleiben.<br />
Lösungen in den Bereichen der beruflichen Rehabilitation<br />
oder der Wohnsituation lassen sich mit<br />
unseren speziell da<strong>für</strong> zuständigen Mitarbeitern<br />
(Sozialtherapie) entwickeln. Dies kann zum<br />
Beispiel in eine Fortführung der Therapie in<br />
unserer Abteilung <strong>für</strong> Adaption am Ende der<br />
Therapie münden. Dort können Arbeitserprobungsmaßnahmen,<br />
Arbeits- und Wohnungssuche und<br />
die gesamte psychosoziale Stabilisierung noch<br />
intensiv vorangetrieben werden.<br />
Aber auch schon während der<br />
Entwöhnungsbehandlung<br />
gibt es Bezugsgruppen<br />
eigens <strong>für</strong> Patienten, die bei<br />
Aufnahme arbeitslos bzw. von<br />
Arbeitslosigkeit bedroht sind. Ein<br />
Schwerpunkt dieser Gruppen liegt<br />
vor allem in der Auseinandersetzung<br />
mit den Anforderungen<br />
des Arbeitsmarktes und der<br />
Bewältigung des Alltags.<br />
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Ergo- und Bewegungstherapie:<br />
Nicht nur in der Einzel- und Gruppentherapie<br />
machen Sie Erfahrungen, durch die Sie sich<br />
selbst besser kennenlernen können und die<br />
Ihnen Zuversicht, Mut und Gelassenheit bringen.<br />
Gerade die Ergotherapie kann dazu einen wesentlichen<br />
Beitrag leisten.<br />
Sie haben mehrmals pro Woche Gelegenheit, mit<br />
Ihren Händen Neues zu schaffen. Wenn Sie es<br />
wünschen oder wenn es <strong>für</strong> Ihre Therapie<br />
sinnvoll ist, können Sie den Umgang mit<br />
verschiedenen Werkstoffen (z.B. Ton, Farbe,<br />
Textilien und Holz) erlernen. Danach entscheiden<br />
Sie selbst, ob Sie diese Aktivitäten in Ihrer<br />
Freizeit oder in speziellen Therapieeinheiten<br />
weiter <strong>für</strong> sich nutzen möchten.<br />
In der Sport- und Bewegungstherapie werden<br />
Sie erfahren, in welchem aktuellen Zustand<br />
Ihr Körper ist. Nach einem „Fitness-Check“<br />
werden Sie ein individuelles Beratungsgespräch<br />
bei einem Sporttherapeuten erhalten und<br />
gemeinsam mit ihm Ihr persönliches „Fitness-<br />
Programm“ erstellen. Sie können<br />
eventuell eingeschliffene<br />
Schonhaltungen ablegen und die positiven<br />
Möglichkeiten des eigenen Körpers wiederentdecken,<br />
zum Beispiel bei Schwimmen,<br />
Gymnastik, Spielen, Joggen. Sie lernen zu entspannen<br />
und Ihr Körperbewusstsein zu erweitern.<br />
Es sind wesentliche Ziele der Sporttherapie,<br />
den eigenen Körper bewusst zu erleben und zu<br />
spüren, dass man selbst Einfluss auf seine körperlichen<br />
Reaktionen und sein Befinden hat.<br />
Selbstverantwortlich planen und handeln<br />
Die Befreiung von Süchten, Ängsten und<br />
anderen psychosomatischen Leiden kann durch<br />
eine Massierung von Maßnahmen nicht beliebig<br />
beschleunigt werden. Die Tage bei uns werden<br />
deshalb von therapeutischen Maßnahmen nie<br />
vollständig ausgefüllt sein.<br />
Die Therapie planen und gestalten Sie mit<br />
Ihrem Therapeuten und teils auch mit Ihren<br />
Mitpatienten gemeinsam. Es bleibt Ihnen<br />
aber darüber hinaus Zeit, über die Sie<br />
selbstverantwortlich verfügen können.<br />
Selbstverantwortung bedeutet,<br />
dass Sie diese Zeiten im Rahmen der<br />
<strong>Klinik</strong>regeln nach Ihren Interessen<br />
einteilen, aber zugleich auch Ihre<br />
Entscheidungen begründen und<br />
verantworten.
Solche „Freizeiten“ sind in der Regel das<br />
Wochenende und die Zeit am Abend. Auch Ihre<br />
„Freizeit“ ist in unseren Augen ein wichtiger<br />
Teil der Behandlung, weil Sie hier erproben können,<br />
wie Sie Ihre Zeit gestalten, Aktivität oder<br />
Passivität erleben und wie Sie Ihre persönlichen<br />
Angelegenheiten regeln.<br />
Zu diesen persönlichen Angelegenheiten gehören<br />
in der <strong>Klinik</strong> sowohl das Sauberhalten Ihres<br />
Zimmers und das Waschen Ihrer eigenen Wäsche<br />
(Bettwäsche und Handtücher reinigt die <strong>Klinik</strong>)<br />
als auch die Planung und Durchführung von<br />
gemeinsamen Aktivitäten. Das können Wanderungen,<br />
Tischtennisturniere, Besuche kultureller<br />
Veranstaltungen oder Ähnliches sein.<br />
Insgesamt zeigt sich besonders in der „Freizeit“,<br />
wie weit Ihre Therapiefortschritte schon gediehen<br />
sind und Bestand haben. In bestimmtem<br />
Umfang können auch in der „Freizeit“ Therapieaufgaben<br />
zu erledigen sein.<br />
Die <strong>Klinik</strong> liegt im Zentrum der Stadt. Geschäfte,<br />
Cafes, Gaststätten und kulturelle Veranstaltun-<br />
gen in unmittelbarer Nähe können die Freizeitaktivitäten<br />
anregen. Sie bieten die realistische<br />
Gelegenheit, das „Nein zum Alkohol“, die Angstlösung<br />
durch Exposition oder antidepressive<br />
Aktivitäten zu üben und zu stabilisieren.<br />
Wenige Gehminuten hinter der <strong>Klinik</strong> beginnen<br />
weite Wälder, die zu Wanderungen einladen.<br />
In der Freizeit stehen Cafeteria, Billard, Bücherei,<br />
Parkgarten, Schwimmbad, Sauna, PC-,<br />
Werk-, Sport- und Fitnesstrainingsräume zu<br />
Ihrer Verfügung.<br />
Die Angehörigen erleben die Therapie mit<br />
In der Regel haben die Personen, die mit einem<br />
psychosomatisch oder süchtig Erkrankten zusammenleben,<br />
auch unter der Krankheit gelitten.<br />
Viele Angehörige haben außerdem Angst vor<br />
dem Ausbleiben einer dauerhaften Besserung.<br />
Deshalb beziehen wir die Angehörigen – das<br />
Einverständnis des Patienten vorausgesetzt –<br />
so intensiv wie möglich in die Therapie ein.<br />
Alle Angehörigen können zuerst einmal am<br />
Heimatort <strong>Informationen</strong>, Rat und Hilfe in Beratungsstellen,<br />
in Angehörigengruppen, bei Ärzten<br />
und Psychologen erhalten. Aber manchmal ist<br />
das gar nicht so leicht möglich.<br />
Und mancher möchte auch noch etwas mehr<br />
tun. Wir begrüßen es deshalb, wenn Angehörige<br />
bereits <strong>zur</strong> Aufnahme in die <strong>Klinik</strong> mitkommen<br />
oder sogar schon vorher an einem offenen<br />
Informationsabend der <strong>Klinik</strong> teilnehmen.<br />
Ein überaus wichtiger Therapiebestandteil sind<br />
die Partner- und Angehörigenseminare <strong>für</strong> alle<br />
Patienten mit Ehe- und Lebenspartner oder<br />
anderen nahen Bezugspersonen. Diese können<br />
während der Woche oder am Wochenende stattfinden<br />
und werden rechtzeitig angekündigt,<br />
damit die Angehörigen sich die Zeit da<strong>für</strong> neh–<br />
men können. Zusammen mit anderen gleichermaßen<br />
betroffenen Angehörigen werden<br />
s a l u s 11
12<br />
dabei Möglichkeiten gesucht,<br />
wie Angehöriger und Patient<br />
sich jetzt und in Zukunft am<br />
besten verstehen, unterstützen<br />
und bestärken können.<br />
Weitere familientherapeutische<br />
Maßnahmen können<br />
im Einzelfall zusätzlich<br />
oder stattdessen vereinbart<br />
werden.<br />
Betriebsseminare<br />
Allen Patienten, die in einem festen Arbeitsverhältnis<br />
stehen, empfehlen wir, an einem<br />
Betriebsseminar teilzunehmen, wozu wir Vorgesetzte<br />
oder Kollegen einladen. Unsere Erfahrung<br />
hat gezeigt, dass eine große Unsicherheit besteht,<br />
wie man im Betrieb mit den Mitarbeitern<br />
oder Kollegen umgehen soll, die eine Therapie<br />
abgeschlossen haben. Viele Patienten sind ähnlich<br />
verunsichert, wie sie das Thema „Therapie“<br />
am Arbeitsplatz einbringen sollen. Ziel dieser<br />
Betriebsseminare ist es also, das Verständnis<br />
der Vorgesetzten und Mitarbeiter <strong>für</strong> die<br />
Erkrankung zu fördern, aber auch das Verständnis<br />
der Patienten <strong>für</strong> die Belange des Betriebs zu<br />
erweitern, eine unterstützende Zusammenarbeit<br />
zu entwickeln und sich offen auszutauschen.<br />
Eine optimale Wiedereingliederung in den<br />
Betrieb kann somit vorbereitet werden.<br />
<strong>Klinik</strong>seelsorge<br />
In der <strong>Klinik</strong>seelsorge stehen Ihnen zwei erfahrene<br />
Seelsorger <strong>für</strong> Einzelgespräche <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Darüber hinaus bieten die Seelsorger spezielle<br />
Gruppen an: Körperbetonte Meditation,<br />
Umgang mit Schuld und Konflikten, spirituelles<br />
Erleben mit Gesang und Gebet.<br />
Die Teilnahme an evangelischen und katholi-<br />
schen Gottesdiensten ist in den nahe gelegenen<br />
Kirchen am Ort möglich.<br />
Die Seelsorger gehören der evangelischen und<br />
der katholischen Kirche an. Sie arbeiten ökumenisch<br />
zusammen und vertreten sich gegenseitig.<br />
Die Vorbereitung der Rückkehr nach Hause<br />
Bei der Entlassung aus der Therapie sind wahrscheinlich<br />
nicht alle Schwierigkeiten des Lebens<br />
ein <strong>für</strong> allemal beseitigt. Ein geflügeltes Wort<br />
besagt, es sei das Ziel der Therapie, dass der<br />
Patient sein eigener Therapeut werden soll.<br />
Er soll die Verantwortung <strong>für</strong> den Umgang mit
der Krankheit und die Gestaltung seines Lebens<br />
übernehmen. Die Vorbereitung darauf erfolgt in<br />
der <strong>Klinik</strong>.<br />
Sie erhalten <strong>Informationen</strong> über Möglichkeiten<br />
der Nachsorge in Beratungsstellen, Fachambulanzen<br />
und verschiedenen Selbsthilfegruppen.<br />
Mehrere Selbsthilfegruppen stellen sich regelmäßig<br />
in unserer <strong>Klinik</strong> vor. Kontakte zu<br />
Arbeitsämtern, Reha-Beratern und Behörden<br />
werden geknüpft, Maßnahmen vorbereitet oder<br />
eingeleitet.<br />
Im Laufe der Behandlungszeit können Sie <strong>für</strong><br />
einige Tage nach Hause fahren und Ihre Rückkehr<br />
in der Familie, bei Freunden und beim<br />
Arbeitgeber vorbereiten. In dieser Zeit können<br />
Sie die neuen Erfahrungen, die Sie bei uns<br />
gemacht haben, in Ihrer gewohnten Umgebung<br />
erproben. Zusammen mit Ihrer Therapeutin bzw.<br />
Ihrem Therapeuten werden Sie diese „Erprobungszeit“<br />
planen und anschließend auswerten.<br />
Was sonst noch zu beachten ist:<br />
Die wichtigsten Regeln<br />
Das Zusammenleben vieler Menschen unter<br />
einem Dach erfordert einige Regeln, die helfen,<br />
das Haus in gutem Zustand zu halten, die dem<br />
Zweck der Gemeinschaft dienlich sind und die<br />
dem Einzelnen Schutz und Halt geben.<br />
Allgemeine Hinweise:<br />
Wertvolle Gegenstände und hohe Geldbeträge<br />
sollten Sie zu Hause lassen. Sie haben die<br />
Möglichkeit, kleinere Wertgegenstände, wie<br />
Scheckbuch, Schmuck etc., in einem Wertfach<br />
in Ihrem Zimmer zu verwahren. Geld können<br />
Sie sich auf ein Treuhandkonto der <strong>Klinik</strong> überweisen<br />
lassen.<br />
Für das Waschen, Trocknen und Bügeln Ihrer<br />
persönlichen Wäsche stehen entsprechende<br />
Räume und Geräte <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
Was Sie alles <strong>zur</strong> Behandlung in die <strong>Klinik</strong> mitbringen<br />
und was Sie zu Hause lassen sollen,<br />
wird Ihnen rechtzeitig vor der Aufnahme in<br />
einem Brief mitgeteilt.<br />
Alkohol, Tabak und andere psychoaktive<br />
Substanzen:<br />
Während einer Rehabilitation wegen Suchterkrankungen<br />
ist es notwendig, keine psychoaktiven<br />
Substanzen zu sich zu nehmen.<br />
Dies betrifft insbesondere Alkohol, illegale<br />
Drogen und psychoaktive Medikamente.<br />
Das Rauchen ist - bis auf gekennzeichnete<br />
Raucherplätze im Freien - im <strong>Klinik</strong>gebäude und<br />
auf dem <strong>Klinik</strong>gelände untersagt.<br />
Telefonieren:<br />
Die Patientenzimmer verfügen über Chipkartentelefone<br />
mit Anschluss nach außen.<br />
Sie können auch ein tragbares Telefon mitbringen.<br />
Aber bei uns gilt die feste Regel, dass tags-<br />
über kein Handy im Haus mitgeführt wird, auch<br />
nicht "stumm geschaltet".<br />
Besuchszeiten:<br />
Samstags, sonntags und feiertags 8.00-22.00 Uhr<br />
Ausgangs- und Heimfahrtregelung:<br />
Es gibt nur geringfügige Ausgangsbeschränkungen<br />
während der ersten Tage, bis sicherge–<br />
stellt ist, dass der körperliche und psychische<br />
Zustand einen Aufenthalt außerhalb der <strong>Klinik</strong><br />
zulässt und der Behandlungserfolg dadurch<br />
nicht gefährdet wird.<br />
Heimfahrten sind eine therapeutische Maßnahme.<br />
Sie sind <strong>für</strong> Rehabilitanten nur gemäß<br />
den mit den Versicherungsträgern vereinbarten<br />
Regeln möglich.<br />
s a l u s 13
14<br />
BAUSTEINE DER THERAPIE<br />
ÄRZTLICHE<br />
BEHANDLUNG<br />
Medizinische<br />
Diagnostik und<br />
Anamnese<br />
Behandlung von<br />
Begleit- und<br />
Folgeerkrankungen<br />
Verordnungen, z.B.:<br />
Physiotherapie/<br />
Krankengymnastik<br />
VORTRÄGE<br />
Suchtmittel<br />
Missbrauch<br />
Abhängigkeit<br />
Psychotrope<br />
Medikamente<br />
Selbstveränderung<br />
und Therapie<br />
Gesundheitsverhalten<br />
Psychosoziale<br />
Themen<br />
EINZELTHERAPIE<br />
Anamnese,<br />
Problemanalyse<br />
Ziel- und Werteklärung<br />
Erstellung des individuellen<br />
Therapieplanes<br />
Durchführung von<br />
Änderungsmaßnahmen<br />
(z.B. Exposition)<br />
Entfaltung persönlicher<br />
Stärken<br />
Aufbau eines ausgewogenen<br />
Lebensstils<br />
BEZUGSGRUPPE<br />
Akzeptanz und Entfaltung<br />
in der Gruppe<br />
Unterstützung<br />
Information<br />
Motivierung durch<br />
Modelle<br />
Erleben von tragender<br />
Beziehung<br />
Rückmeldung<br />
Konfliktlösung<br />
Selbsthilfe<br />
Rückfallprophylaxe
INDIKATIONS-<br />
GRUPPEN<br />
Beruf & Zukunft<br />
Stressbewältigung<br />
Selbstsicherheitstraining<br />
Angstbewältigung<br />
Depressionsbewältigung<br />
Posttraumatische<br />
Belastungsstörungen<br />
Emotionale<br />
Turbulenzen<br />
Genuss & Lebensfreude<br />
Schlafstörungen<br />
Ärger, Streit &<br />
Ungeduld<br />
Adipositas/Essstörungen<br />
Aufmerksamkeitsstörung<br />
ADHS<br />
Meditation und<br />
Begegnung<br />
Nichtrauchertraining<br />
...und weitere<br />
F U N K T I O N S -<br />
B E R E I C H E<br />
Soziotherapie:<br />
berufliche Reha<br />
Wohnen, Finanzen<br />
Behörden<br />
Alltagsbewältigung<br />
Lehrküche<br />
evtl. Adaption<br />
Bewegungs-<br />
therapie:<br />
Reha-Sport<br />
Herz-Kreislauf<br />
Rückenschule<br />
Fitness<br />
Entspannung<br />
Spiel<br />
Krankengymnastik<br />
Physiotherapie<br />
Ergotherapie:<br />
Arbeitskompetenzen<br />
Entfaltung von<br />
Fähigkeiten<br />
Belastungserprobung<br />
sinnvolles Tätigsein<br />
Musiktherapie<br />
<strong>Klinik</strong>seelsorge<br />
SOZIALES UMFELD<br />
Betriebsseminar<br />
Schulungen von<br />
Vorgesetzten und<br />
Kollegen<br />
Angehörigenseminare<br />
Paar- und<br />
Familientherapie<br />
Selbsthilfegruppen<br />
Bausteine der Therapie,<br />
Stand: 01.02.2010<br />
s a l u s 15
16<br />
A u f b a u e n d e<br />
T h e r a p i e :<br />
" A u f f a n g - u n d<br />
W i e d e r h o l u n g s -<br />
b e h a n d l u n g "<br />
Die „Wiederholungsbehandlung“<br />
ist konzipiert <strong>für</strong> Betroffene, die<br />
bereits (stationär oder ambulant)<br />
in einer Entwöhnungsbehandlung<br />
waren, jedoch rückfällig gewor-<br />
den sind. Auch Betroffene, die<br />
gegenwärtig suchtmittelfrei leben,<br />
deren Abstinenz aber unsicher<br />
erscheint, können in diesem<br />
Behandlungsprogramm aufge-<br />
nommen werden. Die Behandlung<br />
dauert in der Regel 6-10 Wochen<br />
und unterliegt dem gleichen<br />
Beantragungsverfahren wie die<br />
reguläre Entwöhnungsbehandlung.<br />
In der Therapie wird auf die bereits<br />
vorhandene Vorerfahrung im<br />
Umgang mit der Suchterkrankung<br />
aufgebaut. Die Patienten werden<br />
zunächst darin unterstützt, ihre<br />
besonderen Risikosituationen (z.B.<br />
Alleinsein, Frustrationen, Ärger<br />
oder in Gesellschaft sein u.a.) und<br />
die persönliche Überforderung<br />
darmit zu erkennen. Die<br />
Leitfrage dabei ist, unter welchen<br />
Umständen es besonders schwer<br />
fällt, dem Drang nach Alkohol,<br />
Drogen oder Medikamenten zu<br />
widerstehen; ebenfalls unter wel-<br />
chen Bedingungen es erfolgreich<br />
gelungen ist, darauf zu verzichten.<br />
Aufbauend auf den bereits vor-<br />
handenen Erfahrungen werden<br />
systematisch Übungssituationen<br />
entwickelt, um dann den Patienten<br />
zum direkten Aufsuchen der per-<br />
sönlichen Risikosituationen zu<br />
motivieren. Durch die Einübung<br />
suchtspezifischer Strategien<br />
<strong>zur</strong> Bewältigung individueller<br />
Risikosituationen sollen die<br />
Abstinenzzuversicht und die Be–<br />
wältigungsfertigkeiten <strong>für</strong> zukünf-<br />
tige Risikosituationen erhöht<br />
werden.<br />
Dabei erfährt der Patient, wie er<br />
auf die Rückfallverläufen Einfluss<br />
nehmen und wie er Anzeichen<br />
einer Rückfallgefährdung<br />
frühzeitig erkennen kann.<br />
Persönlichkeitsbedingt können<br />
solche Anzeichen sowohl in einer<br />
Tendenz <strong>zur</strong> Verdrängung und <strong>zur</strong><br />
Unterschätzung der Gefährdung<br />
als auch in Resignation und<br />
Überschätzung der Gefährdung<br />
bestehen. Aus diesem Grund sind<br />
eine entsprechende Diagnostik<br />
und eine detaillierte Analyse<br />
konkreter vergangener<br />
Rückfallverläufe besonders wich-<br />
tig. Selbstbeobachtungsaufgaben<br />
und Achtsamkeitsübungen sollen<br />
die Betroffenen stärker auf ihre<br />
persönlichen Auslösersituationen<br />
sensibilisieren. Die häufigsten<br />
Risikosituationen sind negative<br />
Empfindung (v.a. Frustrationen),<br />
berufliche oder familiäre<br />
Konflikte oder sozialer Druck. Die<br />
Aufmerksamkeit wird dabei auf die<br />
Stimmung und Gedanken in der<br />
jeweiligen Situation gelenkt, die<br />
die Entscheidung <strong>für</strong> den Konsum<br />
maßgeblich beeinflussen und so<br />
die Konsumwahrscheinlichkeit<br />
erhöhen.<br />
Im Rahmen einer gezielten<br />
Informationsvermittlung sollen die<br />
Patienten außerdem erfahren, dass<br />
es sich bei dem Bedürfnis nach der<br />
Wirkung des Suchtmittels um eine<br />
unwillkürliche Reaktion handelt,<br />
die dem Betroffenen selbst nicht<br />
immer bewusst ist und die auch<br />
von der Umgebung meistens nicht<br />
bemerkt wird. Dabei wird durch<br />
innere und/oder äußere Zustände<br />
(z.B. durch Langeweile, Alleinsein),<br />
die mit dem Suchtmittelkonsum<br />
gewohnheitsmäßig verbun-<br />
den waren, ein „emotionales<br />
Schema“ aktiviert. Dies erzeugt<br />
einen Zustand, der sich <strong>für</strong> den<br />
Betroffenen anfangs am ehesten<br />
als „unzufrieden“ oder „unschön“<br />
beschreiben lässt. Zunehmend<br />
kann dieser Zustand aber zu<br />
einem Annäherungsverhalten
an Alkohol (ggf. Drogen) führen.<br />
Aufgrund bestimmter Prozesse im<br />
Gehirn, die oft nicht mit Logik zu<br />
erklären sind, entsteht dabei ein<br />
Suchtverlangen. Der Drang zu kon-<br />
sumieren wird von den Betroffenen<br />
gedanklich und gefühlsmäßig in<br />
Form eines bloßen Wunsches zu<br />
trinken empfunden und nicht in<br />
krankhafter oder undisziplinierter<br />
Weise, sondern kontrolliert (nach<br />
dem Motto, „Nur einmal, um zu<br />
entspannen…<strong>zur</strong> Erleichterung…<br />
um zu schlafen… damit dieser<br />
Zustand aufhört…etc.“). In der<br />
Behandlung soll der Betroffene<br />
erfahren, was sich hinter die-<br />
ser scheinbar rationalen Absicht<br />
in Wirklichkeit in seinem Hirn<br />
abspielt.<br />
Vor dem Hintergrund dieser<br />
<strong>Informationen</strong> werden also die<br />
bislang verdeckten, individuellen,<br />
rückfallspezifischen Gedanken<br />
und Gefühle identifiziert, die die<br />
Konsumwahrscheinlichkeit am mei-<br />
sten steigern. Des Weiteren erfah-<br />
ren die Betroffenen dass sie ihr<br />
Verhalten in den Risikosituationen<br />
steuern können. Methodisch kom-<br />
men auch Expositionsübungen<br />
<strong>zur</strong> Anwendung: durch die reale<br />
Konfrontation mit dem Alkohol<br />
und die gezielte Steigerung des<br />
Drangs nach dem Konsum soll<br />
der Betroffene im Rahmen dieses<br />
Trainings erfahren, dass er in sei-<br />
nen persönlichen Risikosituationen<br />
handlungsfähig sein kann und<br />
dem Verlangenszustand nicht<br />
ausgeliefert ist. Dadurch sollen<br />
die angenommenen Gefühle der<br />
Hilflosigkeit und Machtlosigkeit<br />
in den Risikosituationen über-<br />
wunden werden. Unterstützung<br />
erhält jeder Betroffene durch<br />
die Bezugsgruppe, der er seine<br />
Absichten und Vorhaben in<br />
Bezug auf die Übungssituationen<br />
erklärt und fortlaufend über sei-<br />
nen Trainingsstand berichtet. Mit<br />
Hilfe der Bezugsgruppe und in der<br />
Einzeltherapie rekonstruiert jeder<br />
Patient seine Rückfallsituationen<br />
und erhält so Rückmeldungen<br />
und Ideen zu alternativen<br />
Bewältigungsmöglichkeiten.<br />
Dadurch soll der Betroffene seine<br />
Bewältigungsfertigkeiten in<br />
Risikosituationen verbessern.<br />
Im Rahmen der Rückfallprophylaxe<br />
werden weitere relevante Themen<br />
wie ausgewogene Lebensführung<br />
(v.a. berufliche Planung,<br />
Freizeitgestaltung u.a.), Umgang<br />
mit negativen Gefühlen im Alltag<br />
(z.B. Einsamkeit, Traurigkeit,<br />
Frustrationen etc.), Aufbau sozialer<br />
Kontakte und Überwindung von<br />
Blockaden in der Kommunikation<br />
im sozialen Umfeld etc. ver-<br />
tieft behandelt. Dabei spielt die<br />
Arbeitssituation (Bewältigung der<br />
Arbeitslosigkeit bzw. Sicherung des<br />
bestehenden Arbeitsplatzes) eine<br />
große Rolle.<br />
s a l u s 17
18<br />
S o z i a l t h e r a p i e<br />
Arbeitslosigkeit und soziale Pro-<br />
bleme sind oft schambesetzt.<br />
Manche verschweigen sie deshalb,<br />
andere verniedlichen sie, teils<br />
aus Bequemlichkeit, teils aus<br />
Fehleinschätzung. Viele unserer<br />
Patienten haben eine gesicherte<br />
Arbeitsplatzsituation, dennoch<br />
steigt die Zahl der arbeitslosen<br />
Patienten stetig. In den<br />
Gruppentherapien wurden früher<br />
die aus der Arbeitslosigkeit<br />
resultierenden psychischen und<br />
sozialen Beschwerden von den<br />
Patienten deshalb nur selten<br />
zum Hauptthema gemacht, mittlerweile<br />
gehört es zum wesentlichen<br />
Standard einer guten<br />
Gruppentherapie.<br />
Z u w e i s u n g s w e g<br />
Schon vor Aufnahme der Patienten<br />
in unsere <strong>Klinik</strong> erfassen wir mit<br />
Hilfe eines per Post zugesandten<br />
Fragebogens den rehabilitativen<br />
Bedarf in beruflicher Hinsicht.<br />
Anhand dieser Angaben und der<br />
dem Bewilligungsbescheid beigefügten<br />
Unterlagen unterteilen wir<br />
die Rehabilitanden vorläufig in drei<br />
Gruppen – in Nichterwerbsfähige,<br />
Erwerbsfähige mit Arbeitsplatz und<br />
Erwerbsfähige ohne Arbeitsplatz<br />
(ca. 40%) – und weisen diejenigen,<br />
bei denen deutliche berufliche<br />
Reintegrationsprobleme vorliegen<br />
(z.B. Langzeitarbeitslosigkeit),<br />
unserem Sozialtherapie-Team zu, in<br />
dem berufsrelevante Themen eine<br />
herausragende Stellung einnehmen.<br />
Die Arbeitslosigkeit ist ein<br />
signifikantes Kriterium <strong>für</strong> die<br />
Rückfallgefahr. In den letzten<br />
Jahren haben wir unsere<br />
Behandlungsmodule im Bereich<br />
"Arbeit" zunehmend ausgebaut.<br />
In unserer sozialtherapeutischen<br />
Abteilung liegt der besondere<br />
Schwerpunkt in der Klärung der<br />
beruflichen Anliegen unserer<br />
Patienten.<br />
B e h a n d l u n g s m o d u l e<br />
Unsere Behandlungsmodule <strong>für</strong><br />
Arbeitslose umfassen:<br />
> Diagnostische Abklärung der<br />
Leistungsfähigkeit<br />
> Erhebung einer erweiterten<br />
Berufsanamnese durch den<br />
Sozialdienst mit Erfassung der<br />
persönlichen Stärken/Fähigkeiten<br />
und Schwächen in beruflicher<br />
Hinsicht sowie der differen-<br />
zierten Ermittlung der Gründe<br />
<strong>für</strong> die Arbeitslosigkeit<br />
> Klärung von Berufsperspektiven<br />
und motivierende Unterstützung<br />
durch Bezugstherapeut<br />
und Sozialdienst<br />
> Ausführliche Sozialanamnese<br />
durch Sozialdienst<br />
> Rehabilitations-Fachberatung<br />
(Beratung <strong>zur</strong> Leistung <strong>zur</strong><br />
Teilhabe am Arbeitsleben)<br />
durch Reha-Berater der DRV<br />
Bund.<br />
> Indikativgruppe „Beruf und<br />
Zukunft“<br />
> Therapeutische Heimfahrt mit<br />
Kontakt zu den regionalen<br />
Arbeitsämtern (ggf. mit Durchführung<br />
von Eignungstests)<br />
nach Vorbereitung durch<br />
Bezugstherapeut und Sozialdienst<br />
> regelmäßige Fahrten zum<br />
Berufsinformationszentrum in<br />
Frankfurt<br />
> Unterstützung bei Kooperation<br />
mit Behörden wie Arbeitsamt,<br />
Arge, Berufsförderungswerke,<br />
Berufstrainingszentren...<br />
(Sozialdienst)<br />
> Stärkung der körperlichen<br />
Leistungsfähigkeit und der<br />
Kreativität (Ergo- und Sporttherapie)<br />
> Erlebnispädagogik<br />
> IG Arbeitstraining<br />
> PC-Schulung<br />
> Externe Arbeitserprobung bei<br />
unseren Kooperationsbetrieben<br />
im Rahmen der Entwöhnungsbehandlung<br />
unter Regie einer<br />
Sozialtherapeutin.<br />
> Interne Arbeitserprobung
Ergänzende Module <strong>für</strong> Langzeit-<br />
arbeitslose ohne gesicherte soziale<br />
Existenz:<br />
> Adaption<br />
> IG Haushaltstraining<br />
> Konkrete Unterstützung durch<br />
den Sozialdienst bei der Wohnungssuche<br />
> Einleitung von Maßnahmen<br />
<strong>für</strong> betreutes Wohnen (Unterstützung<br />
durch Sozialdienst)<br />
> Unterstützung bei Sicherung<br />
der Existenz durch Sozialdienst<br />
(Schuldenregulierung,<br />
Beantragung von Beihilfen...).<br />
Zu den diagnostischen Bausteinen<br />
gehören die Testung beruflicher<br />
Schlüsselfertigkeiten (in Anlehnung<br />
an das Verfahren MELBA)<br />
und ggf. eine neuropsychologische<br />
Testung bei Verdacht auf kognitive<br />
Defizite. Das Fitnessprofil,<br />
aufgegliedert in die Kategorien<br />
Kondition, Kraft, Beweglichkeit<br />
und Koordination, ist <strong>für</strong> die<br />
sozialtherapeutische Klientel von<br />
besonderer Bedeutung, um festzustellen,<br />
ob die Rehabilitanden auch<br />
körperlich belastbar genug <strong>für</strong> das<br />
Erwerbsleben sind.<br />
In der Bezugsgruppe spielt neben<br />
dem Thema der Sucht die soziale<br />
Problematik eine zentrale Rolle.<br />
Zusätzlich gibt es noch Angebote,<br />
die zielgerichtet Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten vermitteln. Dazu<br />
gehört die Indikative Gruppe<br />
„Beruf und Zukunft“. Nach einer<br />
Analyse der Gründe der Arbeitslo-<br />
sigkeit werden Kompetenzen <strong>zur</strong><br />
Bewerbung, im Idealfall im konkreten<br />
Stellengesuch, trainiert. In<br />
dieser Indikativgruppe erhalten die<br />
Patienten bei Bedarf zudem einen<br />
PC-Einsteigerkurs, um Bewerbungsunterlagen<br />
schriftlich erstellen zu<br />
können. Diese Gruppe wird von<br />
Sozialarbeiterinnen geleitet.<br />
Die Reha-Beratung (Beratung<br />
<strong>zur</strong> Leistung <strong>zur</strong> Teilhabe am<br />
Arbeitsleben) besteht im Wesent–<br />
lichen aus einer Ermittlung von<br />
Ansprüchen <strong>zur</strong> Einleitung und<br />
Durchführung von beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen.<br />
Die Termine<br />
finden in vierwöchigen Abständen<br />
in der <strong>Klinik</strong> durch den Reha-<br />
Berater der DRV-Bund im Beisein<br />
einer <strong>salus</strong>-Sozialarbeiterin statt.<br />
Im Bereich der Arbeitstherapie<br />
werden die Leistungsfähigkeit<br />
unserer Patienten und ihre<br />
Belastbarkeit verbessert. Unter<br />
dem Begriff "Arbeitstherapie"<br />
werden folgende Maßnahmen angeboten:<br />
Im Arbeitstraining Handwerk<br />
trainieren die Teilnehmer in einer<br />
arbeitzplatzähnlichen Situation<br />
Grundarbeitsfähigkeiten. Unter<br />
gezielter Aufgabenvorgabe<br />
und Ergebniskontrolle werden<br />
handwerkliche Tätigkeiten in<br />
der Werkstatt der Ergotherapie<br />
ausgeführt. Im Arbeitstraining<br />
Dienstleistung Cafe salü werden<br />
im Rahmen der Mitarbeit<br />
im Patientencafe v.a. soziale<br />
Kompetenzen geprüft und<br />
gestärkt. Im Arbeitstraining EDV<br />
und Bürokommunikation werden<br />
Verwaltungstätigkeiten ausgeführt<br />
und der Umgang mit modernen<br />
Medien erprobt und erweitert.<br />
Grundsätzlich dient die Arbeits–<br />
therapie dazu, Grundarbeitsfähig–<br />
keiten zu klären sowie Ressourcen<br />
und Selbstvertrauen <strong>für</strong> den beruflichen<br />
Wiedereinstig zu stärken.<br />
Eine externe Arbeitserprobung<br />
in Form von Praktika bei Arbeitgebern<br />
der Region <strong>zur</strong> Abklärung der<br />
Leistungs- und Belastungsfähigkeit<br />
findet im Einzelfall unter Regie<br />
einer Sozialtherapeutin statt.<br />
Ein „Daily-Living-Training“ (IG<br />
„Haushaltstraining“) enthält<br />
neben theoretischer Schulung vor<br />
allem eine praktische Vermittlung<br />
von Grundkenntnissen der Haushaltsführung<br />
(z.B. Raumpflege,<br />
autarkes Haushalten, Wäsche sortieren,<br />
bügeln, kochen...).<br />
Von besonderer Bedeutung im<br />
Erwerbsleben ist der Umgang mit<br />
EDV und PC. Eine klinikinterne<br />
PC-Schulung durch Mitarbeiter<br />
der Ergotherapie und des<br />
Sozialdienstes vermittelt a) Grundkenntnisse<br />
und b) Kenntnisse <strong>für</strong><br />
Fortgeschrittene im Rahmen der<br />
Indikativgruppen.<br />
s a l u s<br />
19
20<br />
S t a t i o n ä r e<br />
K u r z z e i t t h e r a p i e<br />
I S A R I n t e g r i e r t e<br />
s t a t i o n ä r- a m b u l a n t e<br />
Re h a b i l i t a t i o n ( " K o m b i -<br />
B e h a n d l u n g " )<br />
Die Befreiung von einer Abhängig-<br />
keit dauert im Mittel zwei Jahre, bis<br />
die Änderung des Lebensstils sich<br />
hinreichend stabilisiert hat. Das<br />
Ausmaß und die Dauer der nöti-<br />
gen formalen Hilfen variiert dabei<br />
von Person zu Person. In manchen<br />
Fällen reicht sogar eine ausschließ-<br />
liche Begleitung und Unterstüt-<br />
zung durch Selbsthilfegruppen,<br />
in anderen sind langfristige und<br />
umfangreiche stationäre Maßnah-<br />
men lebensnotwendig.<br />
Für einen Teil der Suchtkranken ist<br />
eine Kurzzeittherapie von ungefähr<br />
8 Wochen Dauer mit anschließender<br />
Nachsorge durch eine Beratungs-<br />
stelle oder mit Anschluss an eine<br />
Selbsthilfeorganisation ausreichend.<br />
Für diese Klientel gibt es in der<br />
<strong>salus</strong> klinik ein spezielles Team,<br />
in dem ausschließlich stationäre<br />
Kurzzeitbehandlungen durchgeführt<br />
werden. Die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter sind darauf spezialisiert,<br />
diese stationäre Behandlungsphase<br />
mit anschließenden ambulanten<br />
Maßnahmen zu kombinieren. Unser<br />
Konzept <strong>für</strong> diese Kombination<br />
heißt ISAR: Integrierte stationär-<br />
ambulante Rehabilitation.<br />
ISAR wurde 1994 von der <strong>salus</strong> kli-<br />
nik zusammen mit der DRV Bund als<br />
Modell <strong>für</strong> Patienten aus der Rhein-<br />
Main-Region entwickelt. Nach einem<br />
kurzen stationären Aufenthalt von<br />
6-8 Wochen wird die therapeutische<br />
Behandlung nahtlos in Form von<br />
Gruppentherapie und Einzelge-<br />
sprächen ungefähr ein halbes Jahr<br />
lang ambulant fortgesetzt.<br />
Diese Form der Rehabilitation hat<br />
unter dem Begriff der „Kombi-Be-<br />
handlung“ inzwischen weite Ver-<br />
breitung gefunden. Für die Teilnah-<br />
me an ISAR ist grundsätzlich eine<br />
„Kombi-Behandlung“ zu beantragen,<br />
in der die ambulante Phase sich bis<br />
zu einem ganzen Jahr erstrecken<br />
kann, im Bedarfsfall sogar darüber<br />
hinaus. Außerdem bringt es die Ein-<br />
bettung von ISAR in den formalen<br />
Rahmen der „Kombi-Behandlung“<br />
mit sich, dass auch Patienten aus<br />
weiter entfernten Regionen daran<br />
teilnehmen können. Die <strong>salus</strong><br />
klinik arbeitet in solchen Fällen mit<br />
der jeweiligen Fachambulanz am<br />
Heimatort der Patienten zusammen.<br />
ISAR legt besonderen Wert auf die<br />
Einbeziehung von Familien- und<br />
Betriebsangehörigen in die Behand<br />
lung, da dies erwiesenermaßen<br />
den Behandlungserfolg erheblich<br />
fördert.<br />
Das Therapieangebot der stationä-<br />
ren Kurzzeittherapie, auch in Form<br />
von ISAR, richtet sich an Personen,<br />
> <strong>für</strong> die eine ausschließlich<br />
ambulante Therapie trotz<br />
Vorliegen von Arbeit und gesicherter<br />
sozialer Situation nicht<br />
indiziert ist, weil keine ausreichende<br />
Abstinenzstabilität<br />
erwartet werden kann bzw.<br />
wegen eines sicherheitsrelevanten<br />
Arbeitsplatzes das<br />
Risiko von Rückfällen minimiert<br />
werden muss,<br />
> die während einer ambulanten<br />
Rehabilitation wegen krisenhafter<br />
Verläufe oder sich<br />
problematisch entwickelnder<br />
sozialer Bedingungen einen<br />
stationären Aufenthalt als<br />
Zwischenphase benötigen,<br />
> die über folgende<br />
Voraussetzungen verfügen:<br />
1. Dauerhafter Arbeitsplatz<br />
oder erst kurz <strong>zur</strong>ückliegen-
der Arbeitsplatzverlust mit<br />
positiver Prognose auf eine<br />
baldige Reintegration in den<br />
ersten Arbeitsmarkt; bei<br />
Nichterwerbspersonen: stabile<br />
soziale Rahmenbedingungen.<br />
2. Keine schweren Folge- und<br />
Begleiterkrankungen (die<br />
Schwere der körperlichen<br />
und psychischen Störungen<br />
bemisst sich v.a. daran, dass<br />
eine aktive Teilnahme am<br />
Therapieprogramm von Anfang<br />
an möglich sein muss und dass<br />
die Erwerbsfähigkeit innerhalb<br />
von 8 Wochen wieder voll her-<br />
gestellt werden kann).<br />
3. Gesicherte Wohnsituation<br />
und gute soziale Einbindung.<br />
4. Die Fachambulanz, die <strong>für</strong><br />
die Durchführung des ambu-<br />
lanten Behandlungsabschnitts<br />
zuständig ist, soll mit einer<br />
Fahrzeit von ca. 45 Minuten<br />
erreichbar sein.<br />
Verbindliche Voraussetzung <strong>für</strong><br />
alle ISAR-Patienten aus dem regio-<br />
nalen Umfeld der <strong>salus</strong> klinik ist<br />
mindestens ein Vorgespräch in<br />
der <strong>salus</strong> Fachambulanz, in dem<br />
diese Voraussetzungen geklärt<br />
werden. Falls der Patient in einer<br />
Partnerschaft lebt, sind die Partner<br />
dringend um Teilnahme an diesem<br />
Termin gebeten.<br />
In der ambulanten Phase wird<br />
die Rehabilitation gemäß dem<br />
Konzept der Fachambulanz mit<br />
Gruppentherapie und Einzeltherapie<br />
fortgesetzt.<br />
s a l u s<br />
21
220<br />
Medikamentenabhängigkeit<br />
Das Wissen über Medikamentenab–<br />
hängigkeit und deren Behand–<br />
lungsmöglichkeiten ist leider<br />
in der Bevölkerung noch nicht<br />
weit verbreitet. Etwa 5-6 %<br />
aller verordneten Medikamente<br />
haben ein eigenes Potenzial<br />
zum Missbrauch oder <strong>zur</strong><br />
Abhängigkeit. Die wichtigsten<br />
Medikamente mit Missbrauchs-<br />
bzw. Abhängigkeitspotenzial<br />
gehören zu den Gruppen der<br />
Schlaf- und Beruhigungsmittel<br />
(v.a. Benzodiazepine bzw.<br />
Benzodiazepin-Derivate), der<br />
Schmerzmittel (rezeptpflichti-<br />
ge und nicht rezeptpflichtige),<br />
der Stimulanzien (Weck- und<br />
Aufputschmittel) sowie sonstige<br />
Arzneimittel (z.B. kodeinhaltige<br />
Hustensäfte, Abführmittel und<br />
Appetitzügler).<br />
Es gibt schätzungsweise 1,4<br />
Millionen medikamentenabhän-<br />
gige Menschen in Deutschland,<br />
davon sind etwa 1,1 Millionen<br />
benzodiazepinabhängig. Frauen<br />
sind häufiger betroffen als Männer<br />
und im Alter steigt der Konsum<br />
von Medikamenten stark an. Nur<br />
wenige medikamentenabhängi-<br />
ge Menschen wissen allerdings<br />
von der Behandelbarkeit ihrer<br />
Krankheit und dem Vorhandensein<br />
kompetenter Ansprechpartner.<br />
Wir bieten seit 2003 eine<br />
eigene Bezugsgruppe <strong>zur</strong><br />
Behandlung medikamenten-<br />
abhängiger Patienten an. In<br />
dieser „Spezialgruppe“ ist es<br />
nach unserer Erfahrung <strong>für</strong><br />
Betroffene leichter, sich mitein-<br />
ander über ihre Probleme aus-<br />
zutauschen. Dadurch erleben sie<br />
sich weniger alleine mit ihren<br />
Schwierigkeiten und suchen eher<br />
als in gemischten Gruppen (mit<br />
in der Regel vorwiegend alkohol-<br />
abhängigen Patienten) gemein-<br />
same Lösungswege mit anderen<br />
Gruppenmitgliedern.<br />
Da die meisten Betroffenen neben<br />
der Medikamentenabhängigkeit<br />
noch eine weitere psychische oder<br />
körperliche Erkrankung haben<br />
(z.B. eine Angststörung,<br />
Schlafstörung etc.), werden diese<br />
Störungen in der Therapie eben-<br />
falls aufgegriffen und mit behan-<br />
delt.<br />
Besonderheiten der Therapie<br />
medikamentenabhängiger Patienten<br />
Medikamentenabhängige Men-<br />
schen zweifeln häufig daran, dass<br />
es wirkungsvolle nichtmedika-<br />
mentöse Alternativen <strong>zur</strong> Lösung<br />
ihrer Probleme gibt. Dies liegt u.a.<br />
auch daran, dass sie meist viele<br />
erfolglose Versuche hinter sich<br />
haben, ihr Problem (z.B. Ängste,<br />
Schlafprobleme, depressive<br />
Beschwerden etc.) in den<br />
Griff zu bekommen. Wenn<br />
sie dann nicht mehr wie<br />
gewohnt auf ihre „Krücke“ der<br />
Medikamenteneinnahme <strong>zur</strong>ück-<br />
greifen können, erleben viele oft<br />
Angst und sind wenig zuversicht-<br />
lich, dies dauerhaft durchhalten zu<br />
können. Zudem dauert der Entzug<br />
von Benzodiazepinen häufig sehr<br />
viel länger als der von z.B. Alkohol<br />
und ist deutlich belastender, wo-<br />
runter die Betroffenen zusätzlich<br />
leiden.<br />
Vor dem Hintergrund dieser<br />
Probleme versuchen wir, den<br />
Patienten dort abzuholen, wo<br />
er steht. Dazu informieren wir<br />
zunächst über die Besonderheiten<br />
der Medikamentenabhängigkeit<br />
und deren mögliche Folgen, unter-<br />
stützen Betroffene bei den ersten<br />
Schritten der Erprobung neuer<br />
Verhaltensweisen und begleiten sie<br />
kontinuierlich auf ihrem Weg der<br />
Veränderung. Wir erheben mögli-<br />
che Begleitprobleme und klären,<br />
inwieweit eine Mitbehandlung<br />
dieser Probleme sinnvoll erscheint.
Dabei versuchen wir immer, die<br />
Suchterkrankung und begleitende<br />
Störungen parallel zu behandeln<br />
(Kombination von Sucht- und<br />
psychosomatischer Therapie).<br />
Gemeinsam mit dem Patienten erar-<br />
beiten wir ein Krankheitsmodell,<br />
das die Entstehung und Aufrecht–<br />
erhaltung der Probleme erklären<br />
kann. Wir unterstützen<br />
Patienten bei der praktischen<br />
Erprobung von Alternativen<br />
zum Medikamentenkonsum<br />
wie z.B. dem Einüben von<br />
Entspannungsverfahren, dem<br />
Einsatz von körperlicher Aktivität<br />
oder der Kontaktaufnahme mit<br />
Mitpatienten, um über ihre<br />
Beschwerden zu sprechen.<br />
In der Rückfallprophylaxe erar-<br />
beiten wir mit den Patienten<br />
kurz- und langfristige Strategien,<br />
die sie bei der Umsetzung ihres<br />
Abstinenzvorsatzes und einer<br />
zufriedenen Lebensweise in<br />
Zukunft unterstützen sollen.<br />
Dabei ist uns die Einbeziehung<br />
von Angehörigen wichtig, um<br />
offene Fragen zu beantworten,<br />
Konflikte und Missverständnisse<br />
aus<strong>zur</strong>äumen, Ressourcen von<br />
Patienten und Angehörigen zu<br />
stärke und sich in einer wirksamen<br />
Rückfallprophylaxe gegenseitig<br />
unterstützen zu können.<br />
s a l u s 0<br />
s a l u s<br />
23
24<br />
Posttraumatische<br />
Belastungsstörungen<br />
Posttraumatische Belastungsfolgen<br />
sind normale menschliche Reaktio–<br />
nen auf außergewöhnlich belasten–<br />
de einzelne oder wiederholte Ereig–<br />
nisse (z.B. sexuelle Gewalt, Unfäl–<br />
le, Naturkatastrophen). Für die<br />
Entstehung einer Störung ist die<br />
subjektive Wahrnehmung und Em–<br />
pfindung von Bedrohung mit in–<br />
tensiven Angst- und Hilflosigkeits–<br />
gefühlen sowie erlebtem Kontroll–<br />
verlust entscheidend. Hierdurch<br />
wird die bedrohliche Situation<br />
als nicht bewältigbar erlebt. Die<br />
Störungen werden in verschiedenen<br />
Erlebensbereichen bemerkbar:<br />
> Im Bereich der vegetativautonomen<br />
Funktionen entstehen<br />
Schlafstörungen, abnorme Schreck–<br />
reaktionen auf unvorhergesehene<br />
Reize und eine dauerhaft gesteigerte<br />
Aktivierung des sympathische<br />
Nervensystems.<br />
> Auf der Ebene der Emo–<br />
tionsregulation (also Steuerung<br />
der Gefühle) kommt es zu überschießenden<br />
und langandauernden<br />
Ärger- und Angstreaktionen bis hin<br />
zu „Flashbacks.<br />
> Auf der Ebene der Auf–<br />
merksamkeitsfokussierung kommt<br />
es zu Konzentrationsstörungen und<br />
vermehrter Ablenkbarkeit bis hin<br />
zu qualitativen Bewusstseinsstö–<br />
rungen in Form vorübergehender<br />
(manchmal auch anhaltender)<br />
dissoziativer Zustände (d.h. Verlust<br />
oder Unterbrechung der integrativen<br />
Funktionen des Gedächtnis–<br />
ses, der Identität oder der Wahr–<br />
nehmung der Umwelt, wie wenn<br />
man „neben sich stehen“ würde<br />
oder „abgeschaltet“ wäre).<br />
> Auf der gedanklichen<br />
(kognitiv-inhaltlichen) Ebene entwickelt<br />
sich ein starres, komplexes<br />
Denksystem mit systematischen<br />
Verzerrungen.<br />
> Auf der zwischenmenschlichen<br />
Ebene entstehen Störungen<br />
der Nähe-Distanz-Regulation und<br />
der Abgrenzungsfähigkeit.<br />
Um diese Belastungen abzuschwächen<br />
werden häufig Substanzen<br />
mit Suchtpotential konsumiert,<br />
bis hin <strong>zur</strong> Entstehung einer<br />
Abhängigkeit. Liegt diese vor, müssen<br />
beide Problematiken parallel<br />
behandelt werden.<br />
Die komplexe posttraumatische<br />
Belastungsstörung geht einher mit<br />
Schlafstörungen, funktionellen<br />
bzw. somatoformen Beschwerden,<br />
süchtigem Verhalten, Selbstbeschä–<br />
digung, Essstörungen und Impuls–<br />
durchbrüchen, die ambulante<br />
TherapeutInnen und oft auch stationäre<br />
Behandlungssettings, die<br />
darauf nicht speziell vorbereitet<br />
sind, überfordern. Aus diesem<br />
Grunde sahen wir uns veranlasst,<br />
das Behandlungskonzept der <strong>salus</strong><br />
klinik weiter zu differenzieren und<br />
ein spezielles Therapieprogramm<br />
<strong>für</strong> PatientInnen mit einer posttraumatischen<br />
Belastungsstörung<br />
anzubieten.<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Traumabearbeitung<br />
ist zunächst eine vertrauens–<br />
volle Beziehung zwischen Thera–<br />
peutIn und PatientIn, die die<br />
zwiespältigen störungsanfälligen<br />
Beziehungsmuster der PatientIn<br />
berücksichtigt. Im Regelfall erfolgt<br />
die Behandlung von Frauen durch<br />
eine Bezugstherapeutin. Auch bei<br />
Männern wird deren Wunsch bzgl.<br />
des Geschlechts des Therapeuten<br />
berücksichtigt.<br />
Die Gruppentherapie ist themenspezifisch-interaktionell<br />
ausgerichtet;<br />
sie wird in sehr wertschätzender<br />
Atmosphäre durchgeführt. Es<br />
werden dort Basis-Fähigkeiten<br />
der Kommunikation, der differenzierten<br />
Wahrnehmung und der<br />
Abgrenzung vermittelt. Wichtige<br />
Therapieziele sind die Betonung<br />
der Eigenverantwortung bei der<br />
Problemlösung, insbesondere beim<br />
Umgang mit Enttäuschungen und<br />
das Entwickeln einer lösungsorientierten<br />
Arbeitshaltung. Die<br />
PatientInnen lernen gezielt, rationalen<br />
Erwägungen stärker zu vertrauen<br />
und emotionalen – häufig<br />
selbstschädigenden – Impulsen<br />
(„mind over mood“) zu widerstehen.<br />
Einen besseren Zugang zum
inneren Erleben und dem nonver-<br />
balen Ausdruck belastender Inhalte<br />
zu entwickeln sind weitere Ziele.<br />
Diese werden sowohl individuell als<br />
auch im geschlossenen, geschützten<br />
Gruppenzusammenhang herausgear-<br />
beitet und umgesetzt.<br />
Nicht alle Störungsbereiche können<br />
und müssen gleichzeitig behandelt<br />
werden. Im Gegenteil: Um die<br />
PatientInnen nicht zu überfordern<br />
ist ein individuell angepasster<br />
Gesamtbehandlungsplan notwendig.<br />
So können beispielsweise die Fähig–<br />
keiten der Selbststärkung durch<br />
Stabilisierungsübungen verbessert<br />
werden, um eine Aktualisierung und<br />
Bearbeitung der traumatischen<br />
Erfahrungen zu erleichtern. In der<br />
Indikativgruppe „Stabilisierungs–<br />
übungen“ können die PatientInnen<br />
autosuggestive Imaginationsübungen<br />
erlernen, die das Gefühl von körper–<br />
licher und seelischer Intaktheit<br />
und Selbstwirksamkeit stärken. So<br />
entwickeln die PatientInnen von<br />
Anfang an ein Bewusstsein da<strong>für</strong>,<br />
dass sie selbst etwas dazu beitragen<br />
können und müssen, um ihr Leid zu<br />
lindern.<br />
Um die Fähigkeiten und Fertigkei-<br />
ten <strong>zur</strong> Emotionsregulation auszu-<br />
bauen, z.B. bei Impulsen <strong>zur</strong><br />
Selbstschädigung, können Patien–<br />
tInnen an der indikativen Gruppe<br />
„Emotionale Turbulenzen“ teilneh-<br />
men. Das Trainieren der Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten erfolgt entspre-<br />
chend dem Konzept der dialektisch-<br />
behavioralen Therapie (DBT).<br />
Die Verbalisierung und Bewältigung<br />
der eigentlichen traumatischen<br />
Erinnerungen erfolgt i.d.R.<br />
nach ausreichender emotionaler<br />
Stabilisierung. Dabei sollen die<br />
PatientInnen Schlüsselreize, Ge–<br />
neralisierungstendenzen und ver–<br />
zerrte Kognitionen erkennen und<br />
auftretende Emotionen stufenwei-<br />
se („graduierte Exposition“) als<br />
aushaltbar erfahren, so dass die<br />
PatientInnen nicht mehr auf ihr<br />
altes Vermeidungsverhalten oder<br />
auf selbstschädigende Handlungen<br />
<strong>zur</strong>ückgreifen müssen. Die „gra-<br />
duierte Exposition“ erfolgt in<br />
Einzelsitzungen mittels verhal–<br />
tenstherapeutischer Techniken oder<br />
auch „EMDR“ (Eye-Movement-<br />
Desensitization and Reprocessing)<br />
und anderer wirkungsvoller Spe–<br />
zialtechniken. Durch diese Tech–<br />
niken werden Emotionen reaktua-<br />
lisiert, um das Wiedereintauchen<br />
in die Situation als Möglichkeit zu<br />
erleben, die Belastungssituation im<br />
Hier und Jetzt neu bewerten zu<br />
können und damit neue Hand–<br />
lungsmöglichkeiten im Umgang mit<br />
der Traumatisierung entwickeln zu<br />
können.<br />
Auch das Entspannungstraining<br />
kann in Verbindung mit den Af–<br />
fektbewältigungstechniken sinnvoll<br />
eingesetzt werden. Dabei lernen die<br />
PatientInnen, sich selbst bei stär-<br />
keren emotionalen Belastungen,<br />
gezielt und aktiv zu entspannen.<br />
Besonders mit PatientInnen, bei<br />
denen der Bezug zum eigenen<br />
Körper erheblich eingeschränkt<br />
ist, können (z.B. im Rahmen der<br />
Sporttherapie) gezielte Übungen<br />
<strong>zur</strong> Körperwahrnehmung durchge-<br />
führt werden. In der Musiktherapie<br />
besteht die Möglichkeit eines<br />
nonverbalem Emotionsausdrucks<br />
und eines Erfahrens des eige-<br />
nen Interaktionsverhaltens. Für<br />
die individuelle Integration (sog.<br />
„Assimilation“) des Erlebten in die<br />
eigene Biographie stehen auch,<br />
ergänzend zum individuell entwikkelten<br />
therapeutischen Angebot,<br />
therapeutisch qualifizierte<br />
<strong>Klinik</strong>seelsorger als Gesprächspartner<br />
<strong>zur</strong> Verfügung. Bei Interesse können<br />
dort weiterhin meditative Techniken<br />
gelernt werden.<br />
Daneben können die PatientInnen<br />
an dem allgemeinen Indikativgruppenangebot<br />
der <strong>Klinik</strong> (v.a. „Umgang<br />
mit Ärger, Streit und Ungeduld“,<br />
„Selbstsicherheitstraining“,<br />
„Angstbewältigung“, „Depressionsbewältigung“<br />
u.a.) teilnehmen.<br />
Angehörige werden in den Thera–<br />
pieprozess einbezogen, um gemeinsam<br />
Möglichkeiten <strong>zur</strong> Stabilisierung<br />
des Therapiefortschritts, zu entwickeln.<br />
Hierbei ist es wichtig,<br />
die Interessen und Belange aller<br />
Betroffenen zu berücksichtigen.<br />
Viele PatientInnen konnten jahrelang<br />
ihre Angelegenheiten und<br />
Interessen nicht im vollen Umfang<br />
wahrnehmen. In diesem Falle werden<br />
sie von unserem Sozialdienst z.B. bei<br />
Fragen nach Schuldenregulierung,<br />
Umschulungsmaßnahmen oder<br />
Unterhaltssicherung unterstützt.<br />
s a l u s<br />
25
26<br />
T h e r a p i e f ü r<br />
S e n i o r e n<br />
Mit der Seniorengruppe hat die<br />
<strong>salus</strong> klinik seit 1993 ein Therapieangebot,<br />
das sich speziell an<br />
ältere Menschen mit Alkoholund/oder<br />
Medikamentenproblemen<br />
richtet. Menschen im höheren<br />
Erwachsenenalter finden hier<br />
ein Forum, das Platz bietet, die<br />
eigene Lebenssituation zusammen<br />
mit Anderen, die einen ähnlichen<br />
Erfahrungshintergrund haben,<br />
gründlich zu analysieren und einen<br />
individuellen Weg in eine neue,<br />
abstinente Lebensphase zu finden.<br />
In der Entwöhnungsbehandlung<br />
älterer Menschen geht es – ähnlich<br />
wie in der Therapie Jüngerer – in<br />
erster Linie um die Entwicklung<br />
bzw. Wiederherstellung der Abstinenzfähigkeit.<br />
In der Seniorengruppe<br />
geschieht dies jedoch unter<br />
besonderer Berücksichtigung der<br />
sozialen, psychischen und körperlichen<br />
Umstände, wie sie im höheren<br />
Alter typisch sind. Hierzu gehören<br />
Fragen oder Probleme, die sich aus<br />
dem Ende der Berufstätigkeit und<br />
den damit verbundenen Veränderungen<br />
in den sozialen Beziehungen<br />
ergeben ebenso wie Fragen der<br />
Tages- und Wochenstrukturierung<br />
sowie der Freizeitgestaltung in der<br />
nachberuflichen Lebensphase. Das<br />
mögliche Erleben von Einsamkeit,<br />
nachdem der größte Teil der Arbeit<br />
<strong>für</strong> die Familie bereits geleistet ist,<br />
nach dem Verlust des Partners oder<br />
eines nahen Angehörigen kann<br />
hier ebenso wie Belastungen, die<br />
sich aus der Pflege z.B. der hochbetagten<br />
Eltern ergeben, besprochen<br />
werden. Auch die Auseinandersetzung<br />
mit nachlassender körperlicher<br />
und/oder geistiger Leistungsfähigkeit,<br />
mit chronischen<br />
Erkrankungen und Schmerzen<br />
sowie Fragen nach dem Sinn und<br />
den weiteren Zielen im Leben, sind<br />
zentrale Themen. Nicht zuletzt<br />
kann es darum gehen, gemeinsam<br />
nach Möglichkeiten zu suchen, Alltagskompetenzen,<br />
die dabei<br />
helfen, im Alter möglichst ohne<br />
fremde Hilfe viele Lebensaufgaben<br />
bewältigen zu können, zu erhalt-<br />
ten, zu steigern oder wieder zu<br />
erlangen. In dieser Arbeit steht<br />
die Aktivierung und Förderung<br />
vorhandener Ressourcen des Einzelnen<br />
ebenso wie deren Nutzung<br />
bei der Gestaltung und Aufrechterhaltung<br />
einer abstinenten Lebensführung<br />
im Vordergrund. Diese<br />
eindeutige Ressourcenorientierung<br />
in der therapeutischen Arbeit<br />
bedeutet auch, dass es hier nicht<br />
etwa um ein Aufarbeiten oder<br />
gar „Umkrempeln“ des gesamten<br />
Lebens geht oder gehen kann. Viel-<br />
mehr sollen die Verhaltensanteile,<br />
die sich auf die zu behandelnden<br />
Krankheitssymptome begünstigend<br />
auswirken, auf der Grundlage<br />
bereits bestehender Fertigkeiten<br />
erkannt und verändert werden.<br />
Das Beenden des Alkohol- oder<br />
Medikamentenkonsums soll dabei<br />
jedoch nicht nur als schmerzhafter<br />
Verzicht und als Beschneidung<br />
eines genussreichen Lebens verstanden<br />
werden. Vielmehr gilt es,<br />
die erreichte Abstinenz als neue<br />
Lebensperspektive zu erfahren,<br />
die sich im Wiedergewinnen von<br />
Lebensfreude und Aktivität, von<br />
positiven Sozialkontakten, dem<br />
(Wieder-) Entdecken von Hobbys<br />
und Interessen und nicht zuletzt<br />
dem Bewusstwerden der eigenen<br />
Wertigkeit ausdrückt.<br />
Bei der Indikation <strong>für</strong> die Senioren-<br />
gruppe stehen die Umstellungen<br />
im sozialen Leben, wie sie <strong>für</strong> das<br />
höhere Erwachsenenalter typisch<br />
sind, im Vordergrund. Eine wichtige<br />
Voraussetzung ist allerdings, dass<br />
der Patient körperlich mobil ist<br />
und bei der Verrichtung alltäglicher<br />
Dinge, wie Fortbewegung, Körper-<br />
pflege oder Essen, nicht dauerhaft<br />
auf die Unterstützung anderer<br />
angewiesen ist. Zudem muss der<br />
Patient in der Lage sein, dem<br />
Gruppengeschehen aktiv zu folgen.<br />
Gravierende Einschränkungen der
kognitiven Leistungsfähigkeit, wie<br />
sie sich z.B. bei einem Hirnorganischen<br />
Psychosyndrom zeigen,<br />
stellen ebenso wie Pflegebedürftigkeit<br />
eine Kontraindikation dar.<br />
Der Weg in die <strong>Klinik</strong> führt in der<br />
Regel über die örtliche psychosoziale<br />
Beratungsstelle (Suchtberatung),<br />
den Sozialdienst der vorbehandelnden<br />
Entgiftungsklinik oder<br />
den Haus- bzw. Facharzt. Von dort<br />
aus wird in der Regel bei der Krankenkasse<br />
der Antrag auf eine stationäre<br />
Entwöhnungsbehandlung<br />
gestellt und die Therapie in die<br />
Wege geleitet. In einem Vorbereitungsgespräch<br />
besteht die Gelegenheit,<br />
sich einen Eindruck von der<br />
<strong>Klinik</strong> und ihren Räumlichkeiten<br />
zu machen. Die Behandlungsdauer<br />
liegt in der Regel zwischen 8 und<br />
14 Wochen.<br />
Zu Beginn des <strong>Klinik</strong>aufenthaltes<br />
steht eine eingehende medizinische<br />
Untersuchung, der eine intensive<br />
psychologische Diagnostik<br />
folgt. Auf der Grundlage der<br />
diagnostischen Ergebnisse und<br />
einer klärenden Problemanalyse<br />
hilft die Bezugstherapeutin dem<br />
Patienten, das Zustandekommen<br />
und das Bedingungsgefüge seiner<br />
gegenwärtigen Situation und der<br />
Erkrankung zu verstehen, daraus<br />
Therapieziele zu formulieren und<br />
Vorschläge <strong>für</strong> Änderungsschritte<br />
abzuleiten. Berücksichtigung findet<br />
hierbei im Besonderen die Diagnose<br />
und Behandlung von möglichen<br />
Begleit- und Folgeerkrankungen,<br />
von kognitiven Einschränkungen<br />
und mitauftretenden Problemen,<br />
wie Depressionen, Ängsten,<br />
Schmerzen, Schlafstörungen oder<br />
Rauchen. Hierbei arbeiten die<br />
Bezugstherapeutin und die Bezugsärztin,<br />
die die Patienten in allen<br />
medizinischen Belangen betreut,<br />
eng zusammen. Die Bezugstherapeutin<br />
stellt gemeinsam mit dem<br />
Patienten einen Behandlungsplan<br />
auf, bei dem neben den psychotherapeutischen<br />
und medizinischen<br />
auch die bewegungs- und ergotherapeutischen<br />
Möglichkeiten Berücksichtigung<br />
finden.<br />
Die psychotherapeutische Arbeit<br />
findet in Form von Einzelgesprä-<br />
chen mit der Bezugstherapeutin<br />
sowie in von ihr geleiteten Gruppengesprächen<br />
statt. Daneben<br />
sind Familien- oder Paargespräche,<br />
zu denen die Angehörigen<br />
in die <strong>Klinik</strong> eingeladen werden,<br />
wichtiger Bestandteil der Behandlung.<br />
Auch das Erlernen von<br />
Entspannungstechniken sowie<br />
Gedächtnistraining gehören zum<br />
Behandlungsplan. In der Bewegungstherapie<br />
spielt die Aktivierung<br />
verborgener Fähigkeiten<br />
eine wichtige Rolle mit dem Ziel,<br />
die körperliche Leistungs fähigkeit,<br />
unter Berücksichtigung mögli-<br />
cher Einschränkungen, wieder zu<br />
gewinnen bzw. zu stabilisieren. In<br />
der Ergotherapie wird die Ausei-<br />
nandersetzung mit den eigenen<br />
kreativen Fähigkeiten gefördert<br />
und Anregungen <strong>für</strong> eine sinngebende<br />
und zufriedenstellende<br />
Freizeitgestaltung gegeben. Ergänzt<br />
wird die therapeutische Arbeit<br />
durch Informationsvermittlung in<br />
medizinischen und psychologischen<br />
Vorträgen <strong>zur</strong> Förderung des<br />
Problembewusstseins. Abgerundet<br />
wird das therapeutische Angebot<br />
durch die mögliche Teilnahme an<br />
themenspezifischen, altersgemischten<br />
Gruppen („Indikativgruppen“).<br />
Für die Seelsorge stehen ein<br />
evangelischer und ein katholischer<br />
<strong>Klinik</strong>seelsorger <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
s a l u s<br />
27
28<br />
A n g s t s t ö r u n g<br />
Die angeborene Fähigkeit, Angst<br />
wahrzunehmen, ermöglicht<br />
Menschen, sich vor einer Bedrohung<br />
oder Gefahr zu schützen<br />
bzw. sich aktiv dagegen zu wehren.<br />
Ist die Bedrohung oder die<br />
Gefahr vorüber, lässt die Angst<br />
nach. Ängste können erstaunliche<br />
körperliche Kräfte freisetzen und<br />
uns zu geistigen Höchstleistungen<br />
anregen, aber wir können vor<br />
Angst auch gelähmt sein.<br />
Angst ist ein unangenehmes<br />
Gefühl, das alle Menschen in<br />
unterschiedlicher Stärke in verschiedenen<br />
Situationen schon<br />
erlebt haben. Angst zu erleben<br />
geht unmittelbar mit körperlichen<br />
Veränderungen einher, z.B.<br />
Herzklopfen und -rasen, Zittern,<br />
Schwitzen, trockenem Mund,<br />
zugeschnürter Kehle oder dem<br />
Gefühl der Atemnot, Schwindel,<br />
Harndrang und Durchfall.<br />
Eine von Betroffenen häufig angewandte<br />
Methode, um solche Ängste<br />
in den Griff zu bekommen, ist der<br />
Konsum von Alkohol oder anderen<br />
Suchtstoffen. Daraus entwickelt<br />
sich nicht selten eine eigenständige<br />
Abhängigkeitserkrankung, die<br />
auch dann weiter besteht, wenn<br />
die Ängste schon längst wieder<br />
abgeklungen sind. Aber auch der<br />
Konsum von Suchtstoffen aus<br />
anderen Gründen kann selbst zu<br />
Ängsten führen, die dann neben<br />
der Suchterkrankung behandelt<br />
werden müssen.<br />
Von Angststörungen spricht man<br />
dann, wenn Ängste heftig und<br />
häufig in Situationen auftreten,<br />
ohne dass sie eine sinnvolle und<br />
angemessene Alarm- und Warnreaktion<br />
darstellen und so zu einer<br />
Beeinträchtigung der Lebensqualität<br />
führen.<br />
Verschiedene Erscheinungsformen<br />
von Angststörungen werden unterschieden,<br />
können aber auch in<br />
Kombination miteinander auftreten.<br />
P h o b i e n<br />
Betroffene leiden an Ängsten, von<br />
einem leichten Unbehagen bis hin<br />
zu panischer Angst vor bestimmten<br />
Situationen, z.B. dem Halten<br />
einer Rede vor Publikum, oder<br />
vor Objekten, z.B. Mäusen. Wenn<br />
sie nicht mit solchen Situationen<br />
oder Objekten konfrontiert sind,<br />
bewerten sie diese selbst als weniger<br />
bedrohlich oder ungefährlich.<br />
Häufig jedoch lösen bereits die<br />
Vorstellungen solcher Situationen<br />
und Objekte Erwartungsängste aus.<br />
Als Folge werden die phobischen<br />
Situationen und Objekte gemieden.<br />
Die Phobien werden in folgenden<br />
Untergruppen unterschieden:<br />
Agoraphobie<br />
Betroffene leiden nicht nur unter<br />
Ängsten vor offenen Plätzen,<br />
sondern auch vor Situationen, in<br />
denen sie sich nicht sofort und<br />
problemlos an einen sicheren Ort,<br />
häufig ihr Zuhause, <strong>zur</strong>ückziehen<br />
können. Viele haben Angst, die<br />
eigene Wohnung zu verlassen,<br />
Geschäfte zu betreten, sich in<br />
eine Menschenmenge zu begeben,<br />
alleine in Bussen, Zügen oder<br />
Flugzeugen zu reisen und setzen<br />
sich solchen Situationen nur unter<br />
„Sicherheitsvorkehrungen“ wie der<br />
Einnahme von Beruhigungsmitteln,<br />
Alkohol oder in Begleitung aus,<br />
oder aber sie vermeiden diese<br />
Situationen völlig.
Soziale Phobie<br />
Das Leid der Betroffenen beginnt<br />
oft schon in der Jugend. Im<br />
Zentrum steht die unangemes-<br />
sene Furcht vor der prüfenden<br />
Beobachtung und Bewertung durch<br />
andere Menschen in verhältnismä-<br />
ßig kleinen Gruppen. Manchmal<br />
ist die Furcht oder Angst begrenzt<br />
auf bestimmte Situationen, wie<br />
z.B. Essen oder Sprechen in der<br />
Öffentlichkeit, manchmal tritt sie<br />
in fast allen sozialen Situationen<br />
außerhalb des Familienkreises auf.<br />
Diese Situationen werden folglich<br />
vermieden, was zu vollständiger<br />
sozialer Isolierung führen kann.<br />
Soziale Phobien sind in der Regel<br />
mit niedrigem Selbstwertgefühl,<br />
Furcht vor Kritik, vor Versagen, vor<br />
Demütigung verbunden. Erröten,<br />
Händezittern, Übelkeit können<br />
Zeichen dieser Störung sein.<br />
Spezifische Phobien<br />
Betroffene leiden an Ängsten, die<br />
auf ganz bestimmte Situationen<br />
beschränkt sind, wie z.B. Höhen,<br />
Dunkelheit, geschlossene Räume,<br />
die Nähe bestimmter Tiere, das<br />
Essen bestimmter Nahrungsmittel,<br />
Zahnarztbesuche, der Anblick von<br />
Blut, die Furcht, Krankheiten wie<br />
AIDS ausgesetzt zu sein.<br />
Pa n i k s t ö r u n g<br />
Die Betroffenen leiden an plötzlich<br />
auftretenden schweren Angstattacken,<br />
die unvorhersehbar<br />
aus „heiterem Himmel“ auftreten<br />
können. Typisch ist ein plötzlicher<br />
Beginn mit Herzklopfen, Herzrasen,<br />
Brustschmerzen, Schwindel,<br />
Erstickungsangst, dem Gefühl,<br />
nicht mehr man selbst zu sein.<br />
Daraus ergibt sich häufig die<br />
Angst, die Kontrolle zu verlieren,<br />
wahnsinnig zu werden oder zu<br />
sterben – und oft auch die Angst<br />
vor weiteren Panikattacken.<br />
Generalisierte Angststörung<br />
Die Betroffenen leiden unter<br />
andauernden betonten Sorgen<br />
und Ängsten, die sich auf jeden<br />
Lebensbereich beziehen können,<br />
häufig auch nicht richtig „fassbar“<br />
sind. Diese Sorgen und Ängste,<br />
bspw. um Ehe, Arbeit, Finanzen,<br />
die eigene Gesundheit oder die<br />
Gesundheit nahe stehender Menschen,<br />
gehen mit dauerhaft erhöhter<br />
innerer Anspannung einher,<br />
u.a. mit Nervosität, Zittern, Muskelanspannung,<br />
Schwitzen, Herzklopfen<br />
etc., mit Schlafstörungen,<br />
Konzentrationsstörungen, übermäßiger<br />
Schreckhaftigkeit.<br />
Ängste können auch im Rahmen<br />
anderer Erkrankungen auftreten:<br />
> bei anderen psychischen<br />
Erkrankungen:<br />
> nach Gewalterfahrungen,<br />
die zu einer so genannten<br />
Posttraumatischen Belastungsstörung<br />
führen,<br />
> Zwangsstörungen,<br />
> Depressionen,<br />
> Persönlichkeitsstörungen,<br />
> Psychosen,<br />
> bei Einnahme bestimmter<br />
Drogen,<br />
> bei körperlichen Erkrankungen<br />
wie Herzinfarkt,<br />
Asthma bronchiale.<br />
Hauptziele der Behandlung sind:<br />
> die Unterscheidung zwischen<br />
situationsangemessenen<br />
Angstreaktionen und „überzogenen“<br />
Ängsten, die selbst<br />
Leid verursachen,<br />
> der Erwerb aktiver Bewältigungsfähigkeiten<br />
im<br />
Umgang mit Ängsten und<br />
möglicher zugrunde liegender<br />
Probleme und<br />
> somit die Rückgewinnung<br />
persönlicher Lebensgestaltungsmöglichkeiten.<br />
s a l u s<br />
29
30<br />
Po l y v a l e n t e<br />
A b h ä n g i g ke i t<br />
Seit einigen Jahren gibt es in<br />
unserer <strong>Klinik</strong> ein Behandlungskonzept,<br />
das speziell auf die<br />
Problematik von Mehrfachabhängigen<br />
zugeschnitten ist.<br />
Das Angebot richtet sich an<br />
Abhängige über 25 Jahren, deren<br />
Hauptkonsum sich auf so genannte<br />
Partydrogen bezieht, also THC,<br />
Kokain, Amphetamine, Ecstasy<br />
und LSD, häufig begleitet durch<br />
den Beikonsum von Alkohol,<br />
Medikamenten und anderen psychoaktiven<br />
Substanzen. Nicht geeignet<br />
ist das Behandlungskonzept <strong>für</strong><br />
Heroinkonsumenten, Abhängige,<br />
die intravenös Drogen konsumieren<br />
oder opiatsubstituiert sind (z.B.<br />
Methadon oder Subutex) und <strong>für</strong><br />
Menschen, bei denen eine gerichtliche<br />
Therapieauflage vorliegt.<br />
Viele der Patienten suchen Hilfe<br />
in unserer <strong>Klinik</strong>, da es im Zusammenhang<br />
mit dem Konsum <strong>zur</strong><br />
Entwicklung vieler negativer<br />
psychosozialer „Nebenwirkungen“<br />
gekommen ist. So kennen viele der<br />
Patienten Depressionen, Ängste,<br />
Schlafstörungen, soziale Unsicherheiten,<br />
Impulskontrollstörungen<br />
und Persönlichkeitsauffälligkeiten.<br />
Bei vielen ist es zu Problemen am<br />
Arbeitsplatz, Arbeitslosigkeit,<br />
Schulden und/oder Konflikten mit<br />
dem Rechtssystem gekommen.<br />
Spezielle Problembereiche, die<br />
in die Behandlung miteinbezogen<br />
werden sind:<br />
> Störungen der Gefühlssteuerung<br />
Viele Patienten berichten<br />
von einer inneren Leere,<br />
Gefühl- und Freudlosigkeit<br />
besonders in der ersten Zeit<br />
der Entwöhnung. Eine geringe<br />
Frustrationsfähigkeit, das<br />
Bedürfnis nach dem „Kick“,<br />
die Selbsteinschätzung, negative<br />
Gefühle einfach nicht<br />
aushalten zu können, führen<br />
zu erhöhter Bereitschaft,<br />
Konflikte aggressiv auszutragen.<br />
Andere Patienten<br />
wiederum neigen stark dazu,<br />
Konflikten aus dem Weg zu<br />
gehen, Ärger zu vermeiden<br />
und alles „zu schlucken“.<br />
> Störungen im Bereich<br />
zwischenmenschlicher<br />
Beziehungen<br />
Die Beziehungen waren in den<br />
letzten Jahren stark durch<br />
den gemeinsamen Konsum<br />
von Drogen geprägt, so dass<br />
der Wunsch nach wirklicher<br />
Nähe, akzeptiert und geliebt<br />
zu werden neu ist. Dies kann<br />
zu Frustrationen, Ärger,<br />
Unsicherheit aber auch übermäßig<br />
starken Gefühlen führen.<br />
> Selbstwertproblematik<br />
Ein übermäßiges Verlangen<br />
nach Anerkennung ist bei<br />
vielen Patienten sehr deutlich.<br />
Dies wurde bisher z.B.<br />
über den Konsum von Kokain<br />
befriedigt. Das da<strong>für</strong> ursächlich<br />
geringe Selbstwertgefühl,<br />
geringes Durchhaltevermögen<br />
sowie ungesunde innere Einstellungen<br />
(z.B. „ich muss<br />
immer besser als die meisten<br />
sein“) werden deutlich.<br />
> Suche nach Sinn,<br />
Gemeinschaft, Lebensfreude<br />
ohne Drogen<br />
Mangelnde Zufriedenheit mit<br />
gesellschaftlichen Normen,<br />
fehlende berufliche Zukunftsperspektiven<br />
und das Gefühl<br />
der Hilflosigkeit gegenüber<br />
dem System konnten bisher<br />
mit Hilfe des Drogenkonsums<br />
„bewältigt“ werden. In der Abstinenz<br />
tauchen diese Themen<br />
<strong>zur</strong> Bewältigung erneut auf.<br />
> Weitere Problembereiche<br />
Da viele unserer Patienten oft<br />
unter weiteren Problemberei–
chen leiden, wie z. B. ADHS<br />
oder Spielsucht sind wir<br />
bemüht das Therapieangebot<br />
so individuell wie möglich zu<br />
gestalten und werden diese<br />
komorbiden Störungen mitbe-<br />
handeln.<br />
Therapieziele und<br />
Voraussetzungen<br />
Die <strong>salus</strong> klinik bietet Therapieplätze<br />
<strong>für</strong> Abhängige von Partydrogen<br />
in einer Bezugsgruppe<br />
an. Sie teilen einen gemeinsamen<br />
Wohnbereich und haben<br />
dreimal wöchentlich gemeinsam<br />
Gruppentherapie in Form<br />
eines verhaltenstherapeutischen<br />
Problemlösetrainings. Wöchentlich<br />
findet ein Einzelgespräch statt.<br />
In der Einzeltherapie stehen<br />
zunächst im Vordergrund die<br />
Verhaltensanalyse des Konsum psychotroper<br />
Substanzen, die jeweiligen<br />
Hintergrundbedingungen,<br />
der Zusammenhangs mit anderen<br />
Störungen und Problembereichen<br />
sowie der sozialen Rahmenbedingungen.<br />
Die Behandlung erfolgt grundsätzlich<br />
abstinenzorientiert.<br />
Während der Behandlung besteht<br />
die Notwendigkeit <strong>zur</strong> Abstinenz<br />
von allen Drogen, Alkohol und<br />
Medikamenten. Dies wird regelmäßig<br />
durch Urin-Testungen<br />
und Drogensreenings überprüft.<br />
Wir erwarten aber auch weiterhin<br />
die Abstinenz von sogenannten<br />
Verhaltenssüchten,<br />
zu denen das pathologisches<br />
Spielen und die pathologischen<br />
Computerbenutzung zählt. Ziel<br />
der Behandlung ist die individuelle<br />
Entscheidung <strong>für</strong> eine<br />
Abstinenz, d.h. eine selbstverantwortliche<br />
möglichst zufriedene<br />
Lebensführung ohne Einfluss<br />
von psychotropen Substanzen.<br />
Psychotherapeutisch versuchen<br />
wir im Rahmen der Gruppen- und<br />
Einzeltherapien die innere Motivation<br />
sowie die Entscheidung <strong>für</strong><br />
die Abstinenz gemeinsam mit dem<br />
Patienten zu erarbeiten.<br />
Um dieses zentrale Therapieziel<br />
zu erreichen und aus dem Selbstmanagementansatz<br />
unseres<br />
<strong>Klinik</strong>konzeptes profitieren zu<br />
können, erwarten wir von unseren<br />
Patienten eine möglichst<br />
abgeschlossene Schulausbildung,<br />
die Fähigkeit, sich mündlich und<br />
schriftlich an der Therapie zu<br />
beteiligen und die Bereitschaft,<br />
einen strukturierten Tagesablauf<br />
zu planen sowie diesen zunehmend<br />
eigenständig einzuhalten.<br />
Weitere wichtige Themen der Therapie<br />
sind die zufriedenstellende<br />
Gestaltung der Freizeit sowie der<br />
Umgang mit Regeln und Normen<br />
auf eigenverantwortliche Weise.<br />
Zur Überprüfung und Stabilisierung<br />
der Therapieerfolge finden ab der<br />
8. Therapiewoche Heimfahrten<br />
statt. Dort können in Konfrontation<br />
mit dem gewohnten Umfeld<br />
neue Strategien und Lebenskonzepte<br />
erprobt werden. Solche<br />
Belastungserprobungen ermöglichen<br />
und fördern eine eigenverantwortliche<br />
und kritische Auseinandersetzung<br />
mit den eigenen<br />
Problemen und Fähigkeiten, mit<br />
dem sozialen Umfeld sowie mit<br />
potentiellen Rückfallgefahren. Aber<br />
auch im Setting der <strong>Klinik</strong> werden<br />
Expositionssituationen in Form von<br />
z.B. Kneipen- und Discobesuchen<br />
therapeutisch begleitet.<br />
s a l u s<br />
31
32<br />
D e p r e s s i v e<br />
S t ö r u n g e n<br />
Wenn jemand sagt, „Also gestern<br />
war ich mal wieder so richtig<br />
depressiv“, dann meint er oft, dass<br />
es ihm nicht gut ging, dass er viel-<br />
leicht schlechte Laune hatte, müde<br />
und lustlos war oder sich überfor-<br />
dert fühlte.<br />
Von einer behandlungsbedürtigen<br />
Depression spricht man erst dann,<br />
wenn über zwei Wochen hinweg<br />
gedrückte Stimmung, Freudlosig-<br />
keit, verminderter Antrieb und<br />
Verlust von Interessen vorherr-<br />
schen. Oft belasten zudem nega-<br />
tive Gedanken bezüglich der<br />
Zukunft, verstärktes Grübeln und<br />
ein vermindertes Selbstwertgefühl.<br />
Im Zentrum steht das Gefühl, dass<br />
es nie wieder gut werden wird und<br />
niemand wirklich helfen kann.<br />
Die Gedanken kreisen um eigene<br />
Fehler und Schuld. Körperliche<br />
Symptome wie Schlafstörungen,<br />
Appetitlosigkeit, ein Engegefühl in<br />
der Brust und andere mehr gehen<br />
oft mit der depressiven Stimmungslage<br />
einher. Auch viele körperlich<br />
erlebte Schmerzen, <strong>für</strong> die keine<br />
organische Ursache zu finden ist,<br />
können Ausdruck einer Depression<br />
sein.<br />
Eine von den Betroffenen angewandte<br />
Bewältigungsstrategie, um<br />
solche Depressionen in den Griff<br />
zu bekommen, kann der Konsum<br />
von Alkohol oder anderen Sucht–<br />
stoffen sein. Daraus entwickelt<br />
sich nicht selten eine eigenständige<br />
Abhängigkeitserkrankung, die<br />
auch dann weiter besteht, wenn<br />
die Depressionen schon längst wieder<br />
abgeklungen sind. Aber auch<br />
der Konsum von Suchtstoffen aus<br />
anderen Gründen führt selbst häufig<br />
langfristig zu Depressionen, die<br />
dann neben der Suchterkrankung<br />
behandelt werden müssen.<br />
Die verschiedenen Erscheinungsformen<br />
depressiver Störungen<br />
unterscheiden sich hinsichtlich ihrer<br />
Entwicklung, ihres Verlaufs und<br />
der vorherrschenden Beschwerden.<br />
Je nach Art und Schwere einer<br />
Depression werden medikamentöse<br />
und psychotherapeutische Behandlungsmaßnahmen<br />
alleine oder in<br />
Kombination genutzt.<br />
Die Therapie: Zielgerichtetes<br />
Erkennen und Verändern<br />
Im Zentrum unserer Behandlung<br />
steht die Hilfe <strong>zur</strong> Selbsthilfe.<br />
Dies bedeutet, dass wir uns, neben<br />
einer eventuell notwendigen medikamentösen<br />
Behandlung, darum<br />
bemühen, mit den Betroffenen die<br />
Zusammenhänge zu erkennen, die<br />
<strong>zur</strong> Entstehung ihrer Depression<br />
beitragen und welche selbstgesteuerten<br />
Wege aus ihr herausführen.<br />
Da unser Denken, Fühlen und<br />
Handeln sich wechselseitig beeinflussen,<br />
ist es aus therapeutischer<br />
Sicht, bei allem Verständnis <strong>für</strong><br />
die lähmende Stimmungslage, die<br />
Hilflosigkeit oder Hoffnungslosigkeit,<br />
notwendig, gemeinsam<br />
mit den Betroffenen zielgerichtet<br />
Veränderungsschritte zu erarbeiten.<br />
Dies geschieht in einer Kombination<br />
aus Einzel- und Gruppenpsychotherapie,<br />
die durch weitere<br />
Angebote, wie zum Beispiel Sportund<br />
Ergotherapie, unterstützt wird.<br />
Wenn möglich und sinnvoll,<br />
werden wichtige Bezugspersonen<br />
in den Behandlungsprozess mit<br />
einbezogen.<br />
Kontinuierliche Einzelpsychotherapie<br />
In regelmäßigen therapeutischen<br />
Einzelgesprächen erarbeiten<br />
Therapeut und Patient ein plausibles<br />
Verständnismodell der depressiven<br />
Störung.<br />
Dies umfasst das Erkennen und<br />
Aufdecken der möglichen Ursachen<br />
der depressiven Störung sowie der
Bedingungen, die bislang eine Bes-<br />
serung verhindert haben, genauso<br />
wie die Analyse der Ressourcen,<br />
die <strong>zur</strong> persönlichen Lösung <strong>zur</strong><br />
Verfügung stehen. Darauf aufbau-<br />
end geht es um die Motivierung,<br />
die zielgerichtete Planung, Erprobung<br />
und gemeinsame Auswertung<br />
der in angemessenen Schritten<br />
stattfindenden Veränderungen.<br />
Kontinuierliche Gruppentherapie<br />
Entsprechend dem allgemeinen<br />
Therapiekonzept nehmen die<br />
Patienten an einem Angebot teil,<br />
dessen Schwerpunkt darin liegt,<br />
Probleme, die sich aus ihrem (auch<br />
krankheitsbedingten) Beziehungs–<br />
verhalten ergeben können, mit<br />
Hilfe der Gruppe zu klären. Ziel<br />
der Gruppentherapie ist es, mög-<br />
lichst angemessene Lösungen zu<br />
entwickeln sowie die allgemeine<br />
Problemklärungs- und Lösungskompetenz<br />
zu fördern.<br />
Innerhalb der Gruppe gelingen die<br />
Überwindung der Sprachlosigkeit,<br />
die Entlastung und der soziale<br />
Austausch im Vergleich mit den<br />
Erfahrungen anderer Teilnehmer.<br />
Durch den hohen Grad an sozialer<br />
Verbindlichkeit (alle Äußerungen<br />
innerhalb der Gruppe stehen unter<br />
Vertrauensschutz) wird die Gruppen<br />
therapie <strong>zur</strong> Anlaufstelle und<br />
zum Austauschforum <strong>für</strong> positive<br />
Erfahrungsberichte, aber auch <strong>für</strong><br />
die Aufarbeitung von Rückschlägen<br />
während des Lernprozesses.<br />
Depressionsbewältigungsgruppe<br />
Im Einzelnen stehen folgende<br />
Therapieziele im Mittelpunkt:<br />
> Vermittlung eines Depressions-<br />
modells, das die Möglichkeiten<br />
der eigenen Einflussnahme<br />
betont.<br />
> Herausfinden von persönlich als<br />
angenehm erlebten Aktivitäten<br />
und schrittweiser Aufbau und<br />
Integration in den Tagesablauf.<br />
> Die Offenlegung verschiedener<br />
durch die depressive<br />
Störung verzerrt wahrgenommener<br />
Einschätzungen und<br />
Bewertungen von sich und<br />
der Umwelt ermöglicht deren<br />
gemeinsame Betrachtung<br />
durch die Gruppenmitglieder<br />
und die Einleitung von Neubewertungen<br />
und Veränderungen.<br />
> Themen sind nicht zuletzt<br />
mögliche Umgangsweisen mit<br />
dem (be<strong>für</strong>chteten) Rückfall.<br />
Sport- und Bewegungstherapie<br />
Die gezielte körperliche Aktivierung<br />
zusammen mit anderen<br />
Patienten dient nicht nur der<br />
Verbesserung der körperlichen<br />
Leistungsfähigkeit. Sie wirkt sich<br />
bekanntermaßen auch auf das<br />
seelische Befinden aus, fördert Kontakte<br />
zu anderen und kann das Selbstvertrauen<br />
ebenso stärken wie die<br />
zunehmende Freude an Bewegung.<br />
Weitere fakultative<br />
Elemente der Therapie im<br />
Rahmen einer individuellen<br />
Behandlungsplanung<br />
Genussgruppe<br />
Viele depressiv Erkrankte können<br />
kaum mehr angenehme Sinneserfahrungen<br />
wahrnehmen. Ziel dieses<br />
gruppentherapeutischen Angebotes<br />
ist die (Neu-)Entwicklung der<br />
Fähigkeit, angenehme Geschmacks-,<br />
Geruchs- und Tastempfindungen<br />
sowie Hör- und Seherfahrungen<br />
zu machen und diese bewusst und<br />
genussvoll zu erleben.<br />
Selbstsicherheits- und soziales<br />
Kompetenztraining<br />
Der Abbau von Hilflosigkeit,<br />
Überforderung und Passivität gerade<br />
in sozialen Konfliktsituationen,<br />
der Aufbau eines gesunderhaltenden<br />
Abgrenzungsverhaltens,<br />
das Heraustreten aus der sozialen<br />
Isolation und die Förderung eines<br />
kompetenten Kommunikationsverhaltens<br />
sind entscheidende Zielsetzungen<br />
dieses Trainings.<br />
s a l u s<br />
33
34<br />
E s s s t ö r u n g e n<br />
Für Betroffene verschiedener For-<br />
men von Essstörungen bieten wir<br />
spezifische Behandlungsmodule an.<br />
Gemeinsame Merkmale dieser<br />
Erkrankungen sind eine gestörte<br />
Gewichtsregulation und ein gestör-<br />
tes Essverhalten. Die Nahrungs-<br />
aufnahme wird nicht mehr dem<br />
körpereigenen Energiebedarf<br />
entsprechend durch Hunger- und<br />
Sättigungsgefühle gesteuert, son-<br />
dern steht im Dienst unpassender<br />
Lösungsversuche <strong>für</strong> seelische und<br />
zwischenmenschliche Schwierigkeiten<br />
und Konflikte. Der dadurch<br />
erzielte Spannungsabbau ist dem<br />
Spannungsabbau durch den Konsum<br />
psychotroper Substanzen sehr<br />
ähnlich. Deshalb treten Essstörungen<br />
häufig gemeinsam mit Abhängigkeitserkrankungen<br />
auf, so dass<br />
beide Störungen auch gemeinsam<br />
behandelt werden müssen.<br />
Die Essstörungen mit massivem<br />
Übergewicht (Adipositas)<br />
sind dadurch gekennzeichnet,<br />
dass die Betroffenen nicht mehr<br />
entsprechend ihrer Hunger- und<br />
Sättigungsgefühle essen, sondern<br />
<strong>zur</strong> Befriedigung ganz anderer<br />
Bedürfnisse und Sehnsüchte.<br />
D.h., es geht dabei kaum um<br />
übermäßige Lust an wohlschmeckenden<br />
Speisen, sondern<br />
vielmehr um den Versuch,<br />
Gefühle von innerer Leere, Enttäuschungen,<br />
Sorgen, Ärger oder<br />
Trauer zu lindern, um kurzfristig<br />
Zufriedenheit herzustellen. Das<br />
zunehmende Übergewicht und<br />
die Verhaltensweisen, die dazu<br />
führen, bringen körperliche<br />
Risiken mit sich, beispielsweise<br />
die Gefahr der Entwicklung<br />
eines Bluthochdrucks, einer<br />
Zuckererkrankung, einer<br />
Blutfetterhöhung, von Rückenund<br />
Gelenkbeschwerden und allgemein<br />
verminderter körperlicher<br />
Belastbarkeit.<br />
Die Ess-Brech-Sucht (Bulimia<br />
nervosa) ist durch eine andauernde<br />
übertriebene Beschäftigung<br />
mit Essen, Gewicht und Aussehen<br />
gekennzeichnet. Die Betroffenen<br />
spüren eine unwiderstehliche Gier<br />
nach Nahrungsmitteln, erliegen<br />
Essattacken, in denen sie in kurzer<br />
Zeit – mit dem Gefühl, dies<br />
nicht kontrollieren zu können<br />
– ungeheure Mengen verschlingen.<br />
Um dadurch nicht dick zu werden,<br />
wird Erbrechen herbeigeführt oder<br />
mit zeitweiligen Hungerperioden<br />
gegengesteuert, werden Medikamente<br />
wie Abführmittel oder<br />
Appetitzügler eingenommen oder<br />
durch extreme körperliche Aktivitäten<br />
der Energieverbrauch erhöht.<br />
Die Bedeutung von Gewicht und<br />
Aussehen ist zentral <strong>für</strong> das Selbstwertgefühl<br />
und die Selbstsicherheit<br />
der Betroffenen. Sie versuchen<br />
verzweifelt, ihr Gewicht stets unter<br />
einer bestimmten Obergrenze zu<br />
halten; sie be<strong>für</strong>chten, unkontrollierbar<br />
zuzunehmen.<br />
Bei allen genannten Patienten-<br />
gruppen finden sich häufig weitere<br />
seelische Störungen, die zum Auftreten<br />
der Essstörungen beitragen<br />
und den Verlauf beeinflussen<br />
können. Dazu zählen bespielsweise<br />
ausgeprägte Selbstunsicherheitsgefühle,<br />
Depressionen, Ängste,<br />
Unsicherheiten in sozialen Beziehungen<br />
sowie sexueller Missbrauch<br />
in Kindheit oder Jugend.<br />
U n s e r<br />
B e h a n d l u n g s v e r s t ä n d n i s<br />
Unsere Behandlung von Menschen<br />
mit Essstörungen ist von dem<br />
Leitgedanken der Hilfe <strong>zur</strong><br />
Selbsthilfe geprägt. Die Therapie<br />
soll Betroffene in die Lage versetzen,<br />
anschließend alleine oder<br />
ggf. mit Hilfe ambulanter Therapie<br />
ihre Störung soweit „in den Griff“<br />
zu bekommen, dass sie ihr Leben<br />
zufriedendstellend führen können.
Für Menschen mit Essstörungen<br />
bedeutet dies, unter Nutzung ihrer<br />
Stärken und Fähigkeiten der Essstörung<br />
zugrunde liegende und<br />
dadurch entstandene Konflikte<br />
und Schwierigkeiten angemessener<br />
lösen und bewältigen zu lernen, ein<br />
gesünderes Ess- und Freizeitverhalten<br />
(wieder) zu erlernen und dabei<br />
auf Diäten und andere gewichtsregulierende<br />
Maßnahmen zu verzichten.<br />
Unter Würdigung der persönlichen<br />
Ziele, Werte und Motive<br />
wird dieser Behandlungsansatz und<br />
seine allgemeine Zielsetzung individuell<br />
konkretisiert.<br />
B e i s p i e l e f ü r T h e m e n u n d<br />
Z i e l e<br />
> Wichtige Bedingungen <strong>für</strong><br />
den Erfolg einer Behandlung<br />
sind Offenheit und Ehrlichkeit<br />
zwischen Patientin und Therapeutin.<br />
Manchmal kann die<br />
Scham über die Erkrankung<br />
oder die innere Spannung so<br />
stark sein, dass Patientinnen<br />
sich selbst und ihren Therapeutinnen<br />
nicht die ganze Wahrheit<br />
eingestehen, was letztlich<br />
nicht weiterhilft.<br />
> Das Führen von Essprotokollen<br />
sowie schrittweise Normalisierung<br />
des Essverhaltens<br />
werden zwischen Patientin und<br />
Therapeutin in einem Therapievertrag<br />
vereinbart.<br />
> Das Erkennen der Gemeinsamkeiten<br />
von Essstörung und<br />
Konsum psychotroper Substanzen<br />
sowie der beiden Störungen<br />
zugrunde liegenden<br />
seelischen Auslöser.<br />
> Zentrale Themen in der Therapie<br />
können sein: Ängste vor<br />
der Gewichtszu- oder abnahme,<br />
Verbesserung der Körperwahrnehmung,<br />
das Erkennen<br />
und Bewältigen von Auslösesituationen<br />
und der Essstörung<br />
zu Grunde liegender Konflikte,<br />
die Gestaltung zwischenmenschlicher<br />
Beziehungen.<br />
> Die Erarbeitung persönlicher<br />
Einstellungen, Werte und Ziele.<br />
> Gegen Ende der Behandlung<br />
spielt die Rückfallprophylaxe<br />
eine besondere Rolle. Hierzu<br />
zählen Methoden <strong>zur</strong> Selbststeuerung<br />
und die Vorbe-<br />
reitung ambulanter Weiterbehandlungsangebote<br />
und<br />
Selbsthilfegruppen.<br />
s a l u s<br />
35
36<br />
Impulskontroll–<br />
störungen<br />
Wenn Glücksspielsucht, Kaufsucht,<br />
Computerspielsucht und<br />
Internetsucht Leiden schaffen.<br />
Mit diesen Begriffen werden Stö-<br />
rungen bezeichnet, bei denen das<br />
jeweilige Verhalten, wie Glücksspie-<br />
len, Einkaufen, Computerspielen<br />
und Internetkonsum, ein solches<br />
Ausmaß annimmt, dass es des-<br />
wegen zu ernsthaften Nachteilen<br />
kommt.<br />
Trotz Ähnlichkeiten zu den Ab-<br />
hängigkeiten von psychotropen<br />
Substanzen, wie Alkohol, Nikotin,<br />
Kokain, also den stoffgebundenen<br />
Süchten, werden die so genannten<br />
„Verhaltenssüchte“ gegenwärtig<br />
international der Gruppe der Im-<br />
pulskontrollstörungen zugeordnet.<br />
Sollte eine solche Störung der<br />
Impulskontrolle oder „Verhaltens-<br />
sucht“ der Hauptgrund einer Auf-<br />
nahme in der <strong>salus</strong> klinik sein, wer-<br />
den die Betroffenen in aller Regel<br />
eine Behandlung in der psychoso-<br />
matischen Abteilung erhalten. Ist<br />
die "Verhaltenssucht" kombiniert<br />
mit einer stoffgebundenen Sucht,<br />
wie Alkohol oder Medikamente,<br />
so wird diese Problematik in einer<br />
speziellen Gruppe im Suchtbereich<br />
behandelt.<br />
Pathologisches Glücksspiel<br />
– „Glückspielsucht“<br />
Das Leben pathologischer Glücks-<br />
spieler ist vom Spielen geprägt.<br />
Die Spieler beschäftigen sich<br />
gedanklich mit dem Glücksspiel<br />
auch dann, wenn sie gerade nicht<br />
spielen. Sie denken häufig über<br />
Spieltechniken, Gewinnmöglich-<br />
keiten oder Geldbeschaffung nach.<br />
Und bei Verlusten versuchen Spieler<br />
diese durch erneutes Spielen he-<br />
reinzuholen. Der Spieleinsatz und<br />
die Häufigkeit des Glücksspielens<br />
steigen. Die Folgen, nämlich die<br />
Verluste werden vor den Ange-<br />
hörigen verheimlicht. Geld wird<br />
zum Spielgeld. Trotz der Folgen<br />
des Glücksspielens wie Verarmung,<br />
Verlust des Arbeitsplatzes und die<br />
Zerrüttung der persönlichen Bezie-<br />
hungen, spielt der Spieler weiter.<br />
Teilweise wird der Spieler kriminell,<br />
um Geld <strong>für</strong>s Spielen zu haben.<br />
Die Auseinandersetzung mit ihrer<br />
Krankheit schieben Spieler zumeist<br />
solange auf, bis es sich <strong>zur</strong> Krise<br />
zuspitzt.<br />
Pathologisches Kaufen – „Kaufsucht“<br />
„Ich kauf mir was, Kaufen macht<br />
soviel Spaß….“. Pathologisches<br />
Kaufverhalten zeichnet sich<br />
dadurch aus, dass die Betroffenen<br />
sich häufig mit dem Erwerb von<br />
Waren (Bücher, Kleidung, Schuhe,<br />
CDs, Sportartikel, etc.) belohnen.<br />
Das Kaufen wird <strong>zur</strong> Stimmungsstei-<br />
gerung eingesetzt und die beste-<br />
hende getrübte Stimmung tritt da-<br />
durch in den Hintergrund. Sie sind<br />
<strong>für</strong> eine kurze Zeit im „Kaufrausch“.<br />
Der Akt des Kaufens richtet sich<br />
nicht nach der Nutzung der Ware.<br />
Die gekauften Waren werden<br />
weggelegt, versteckt, gehortet oder<br />
entsorgt. Und nach jedem Kaufen<br />
ist der Vorsatz da, morgen höre ich<br />
auf. Die Folgen werden ausgeblen-<br />
det bzw. „vergessen“, es kommt zu<br />
sozialen, beruflichen oder finanzi-<br />
ellen Problemen wie z. B. Verschul-<br />
dung. Die Käufer vermeiden die<br />
Auseinandersetzung mit den Folgen<br />
des Kaufens aus Scham. Der Druck<br />
zu kaufen steigt, die negativen<br />
Konsequenzen auch.<br />
Pathologischer PC- und Internetgebrauch<br />
– „Computer –und<br />
Internetsucht“<br />
Die Computernutzung, insbesondere<br />
das Computerspielen von Online-<br />
Rollenspielen oder das Chatten<br />
und Surfen im Internet werden<br />
zum Mittelpunkt des Lebens. Sie<br />
füllen den Tag und die Nacht. Die<br />
positive Erregung, das Abenteuer<br />
und die Anerkennung werden in der<br />
virtuellen Welt schneller erreicht als<br />
im realen Leben und die Sorgen und<br />
Frustrationen aus der realen Welt<br />
treten in den Hintergrund. Die Onli-<br />
nezeiten steigern sich. Die virtuelle
Welt ersetzt immer mehr die reale<br />
Welt. Bindungen, Schule, Ausbil-<br />
dung und Beruf werden vernach-<br />
lässigt oder abgebrochen. Das reale<br />
Leben mit seinen Anforderungen<br />
wird <strong>zur</strong> Bedrohung und die Kluft<br />
zwischen dem, wie ich gerne wäre<br />
und wie ich bin, ist scheinbar nicht<br />
zu überwinden.<br />
Methoden und Ziele der Behandlung<br />
Auf Grundlage einer verhaltenthe-<br />
rapeutischen Herangehensweise<br />
lernen Betroffene ihr Problemver-<br />
halten anzuerkennen, zu verstehen<br />
und zu verändern. Das Ziel der<br />
Behandlung ist, dass Betroffene<br />
ihre spezifischen Auslösereize iden-<br />
tifizieren können und dass sie statt<br />
des problematischen Verhaltens<br />
funktionale Strategien der Emo-<br />
tions- und Stressregulation und der<br />
Selbstwertsteigerung anwenden.<br />
Am Anfang der Behandlung wird<br />
gemeinsam mit dem Patienten ein<br />
Behandlungsrahmen geschaffen, der<br />
den Patienten darin unterstützt,<br />
seinen Teufelskreis der selbstschä-<br />
digenden Handlung zu unterbre-<br />
chen. In der Therapie analysieren<br />
die Patienten ihr spezifisches<br />
Verhalten, um die eigenen Motive<br />
und Gefühle besser zu erkennen<br />
und zu verstehen. Die Patienten<br />
lernen ihr emotionales Bedürfnis<br />
anzuerkennen und diesem durch<br />
hilfreiche Handlungen näher zu<br />
kommen. Sie lernen neue Umgangs-<br />
formen mit ihren Gefühlen und<br />
erproben andere Möglichkeiten <strong>zur</strong><br />
Selbstbestätigung, Stressregulation,<br />
Emotionsregulation und Bezie-<br />
hungsgestaltung.<br />
Neben der aktiven Auseinanderset-<br />
zung und Veränderung des spezi-<br />
fischen Problems sind die negativen<br />
Folgen oft noch nicht bewältigt,<br />
sondern werden von den Betrof-<br />
fenen aufgeschoben und vermieden.<br />
Dies stellt eine erhöhte Rückfallge-<br />
fahr in alte Verhaltensmuster dar.<br />
Deshalb ist eine kontinuierliche<br />
und lösungsorientierte Auseinan-<br />
dersetzung mit den sozialen und<br />
wirtschaftlichen Konsequenzen,<br />
wie Überschuldung, Arbeitslosigkeit<br />
oder abgebrochene Ausbildung ein<br />
weiterer wichtiger Bestandteil der<br />
Behandlung und wird mit Hilfe der<br />
Sozialberatung unterstützt.<br />
Da es wegen des Problemverhaltens<br />
häufig auch zu Konflikten und<br />
Spannungen mit den Angehörigen<br />
kommt, ist eine Einbindung im<br />
Rahmen von Paar- und Familienge-<br />
sprächen erwünscht, um zukünftige<br />
Umgangsformen zu klären.<br />
In der letzten Phase der Behand-<br />
lung wird das neue Verhalten<br />
stabilisiert und die Schutzmaßnah-<br />
men <strong>für</strong> den Alltag etabliert. Auch<br />
ist der Umgang mit Rückfällen in<br />
alte Verhaltensweisen und sich<br />
daraus ergebende Handlungen und<br />
Vorsichtsmaßnahmen ein zentraler<br />
Bestandteil der letzten Phase der<br />
Behandlung.<br />
s a l u s<br />
37
380<br />
Fa c h a m b u l a n z<br />
Die Fachambulanz der <strong>salus</strong> <strong>Klinik</strong><br />
hat im März 2007 ihre Arbeit aufge-<br />
nommen. Die Einrichtung versteht<br />
sich zum einen als Alternative <strong>zur</strong><br />
stationären Rehabilitation und<br />
ergänzt damit das bestehende<br />
Therapie-Angebot. Zum anderen<br />
ermöglicht die Fachambulanz denje-<br />
nigen Patienten, die eine stationäre<br />
Reha-Maßnahme absolviert haben,<br />
eine ambulante Nachbehandlung<br />
(poststationäre Rehabilitation),<br />
innerhalb derer noch offene Thera-<br />
pieziele bearbeitet werden können<br />
und die Rückkehr ins Alltagsleben<br />
begleitet werden kann. Zusätzlich<br />
kann in der Fachambulanz die<br />
ambulante Phase einer im Vor-<br />
feld vereinbarten Kombi-Therapie<br />
(stationäre und ambulante Phase<br />
als zusammengehöriges Paket)<br />
durchgeführt werden.<br />
Im Rahmen der ambulanten Reha-<br />
bilitation werden kritische Bereiche<br />
der konkreten Lebenssituation<br />
identifiziert und Problembereiche<br />
im Alltag analysiert, woraus<br />
gemeinsam mit dem Patienten Lö-<br />
sungsperspektiven entwickelt wer-<br />
den. Im Vordergrund steht dabei<br />
die Förderung der Autonomie und<br />
die Befähigung des Betroffenen<br />
zu einem selbstbestimmten und<br />
selbstverantwortlichen Lebensstil.<br />
Die Besonderheit der ambulanten<br />
Entwöhnung liegt darin, dass die<br />
Patienten der Ambulanz in ihrem<br />
sozialen Umfeld verbleiben können<br />
und somit die Maßnahme auch<br />
berufsbegleitend durchgeführt<br />
werden kann. Dadurch ergibt sich<br />
der Vorteil, neu erlernte Verhal-<br />
tensweisen direkt und unmittelbar<br />
im eigenen Alltagsleben überprüfen<br />
und etablieren zu können.<br />
Die Fachambulanz behandelt alko-<br />
hol- und medikamentenabhängige<br />
Frauen und Männer ab 18 Jahren.<br />
Eine ambulante Rehabilitation<br />
sollte vor allem dann in Erwägung<br />
gezogen werden, wenn<br />
> das soziale Umfeld<br />
(private und<br />
berufliche Situation)<br />
noch weitestgehend<br />
geordnet ist,<br />
> die Wohnsituation<br />
intakt ist,<br />
> der eindeutige<br />
Wunsch, in Zukunft<br />
suchtmittelfrei zu<br />
leben, erkennbar ist,<br />
> die Therapieeinrich-<br />
tung innerhalb maxi-<br />
mal 45 Minuten erreich<br />
bar ist.<br />
Nicht geeignet ist das ambulante<br />
Setting, wenn<br />
> illegale Substanzen<br />
im Vordergrund stehen<br />
(ein Beikonsum von<br />
Cannabis, Stimulantien<br />
oder Kokain bedeutet<br />
allerdings nicht in<br />
jedem Einzelfall<br />
einen Ausschluss<br />
von der Behandlung),<br />
> eine Behandlung<br />
aufgrund einer juristi-<br />
schen Therapieauflage<br />
oder anderer Auflagen<br />
(z.B. Bewährung)<br />
angestrebt wird,
keinerlei sozial unter–<br />
stützendes Umfeld be-<br />
steht (weder Arbeitsplatz<br />
noch eine stabilisie-<br />
rende Partneschaft),<br />
> gravierende psychische<br />
oder körperliche Probleme<br />
bestehen.<br />
In der Regel beträgt die Therapie-<br />
dauer <strong>für</strong> rein ambulante Patienten<br />
20 Wochen bei 2-3 therapeutischen<br />
Einheiten pro Woche, eine Verlän-<br />
gerung um den gleichen Zeitraum<br />
ist möglich. Patienten, die eine<br />
stationäre Phase im Vorfeld absol-<br />
viert haben, haben in der Regel ein<br />
Zeitfenster von 10-20 Wochen bei<br />
2 therapeutischen Terminen pro<br />
Woche. Zur Vorbereitung einer am-<br />
bulanten Therapiemaßnahme sollte<br />
immer ein klärendes Vorgespräch<br />
stattfinden.<br />
Zu den Aufgaben der Fachambulanz<br />
gehören neben der therapeutischen<br />
Arbeit auch beratende Tätigkeiten<br />
im Sinne einer Sucht-Beratungsstel-<br />
le. In dieser Funktion informieren<br />
die Mitarbeiter in Einzelgesprächen<br />
über die unterschiedlichen Süchte<br />
und machen unter Berücksichti-<br />
gung der individuellen Situation<br />
konkrete Behandlungsvorschläge.<br />
Sollte sich aus der Beratung eine<br />
therapeutische Maßnahme entwi-<br />
ckeln, ist die Fachambulanz selbst-<br />
verständlich auch bei der formalen<br />
Vorbereitung (Kostenanträge etc.)<br />
behilflich.<br />
s a l u s<br />
0<br />
39
40<br />
WEGBESCHREIBUNG<br />
NACH<br />
FRIEDRICHSDORF:<br />
Mit der Bahn bis<br />
Frankfurt Main-Hbf.,<br />
umsteigen in die S-<br />
Bahn Linie 5 (S5) bis<br />
nach Friedrichsdorf<br />
(Endstation).<br />
Vom Bahnhof Friedrichs–<br />
dorf sind es 5 Gehminu–<br />
ten bis <strong>zur</strong> <strong>Klinik</strong> in der<br />
Ortsmitte.<br />
Falls Sie mit dem PKW<br />
gebracht werden:<br />
Aus allen Richtungen<br />
auf der A5 kommend<br />
jeweils die Abfahrt<br />
Friedrichsdorf/Friedberg<br />
nehmen, danach auf<br />
der B 455 in Richtung<br />
Friedrichsdorf. An der<br />
ersten Kreuzung nach der<br />
Autobahnausfahrt links<br />
Richtung Friedrichsdorf/<br />
Bad Homburg. Nach<br />
ca. 2,5 km links nach<br />
Friedrichsdorf Zentrum<br />
abbiegen und am ersten<br />
Kreisel, die erste Ausfahrt<br />
Richtung Friedrichsdorf<br />
Zentrum nehmen. Am<br />
nächsten Kreisel nehmen<br />
Sie die zweite Ausfahrt<br />
Richtung Stadtmitte.
WEGBESCHREIBUNG<br />
ZUR<br />
KLINIK:<br />
Vom Bahnhof Friedrichs-<br />
dorf ( ) sind es 5<br />
Geh-minuten bis <strong>zur</strong><br />
<strong>Klinik</strong> in der Ortsmitte.<br />
Mit dem PKW:<br />
In Friedrichsdorf ( )<br />
nehmen Sie am Kreisel die<br />
zweite Ausfahrt Richtung<br />
Stadtmitte, die Cheshamer<br />
Straße und verlassen diese<br />
nach ca. 350 m rechts<br />
in die Professor-Wagner-<br />
Staße. Auf dieser bleiben<br />
Sie so lange (ca. 300 m)<br />
bis Sie auf die Hugenot–<br />
tenstraße stoßen. Hier<br />
sehen Sie auch schon die<br />
<strong>Klinik</strong> und den Eingang<br />
<strong>zur</strong> Tiefgarage.<br />
Von Bad Homburg<br />
kommend ( ) biegen<br />
Sie in Friedrichsdorf an<br />
der ersten Ampel rechts<br />
ab. Die <strong>Klinik</strong> liegt in der<br />
Ortsmitte. Folgen Sie der<br />
Beschilderung der <strong>salus</strong><br />
klinik.<br />
Besitzer von Navigations–<br />
systemen geben bitte,<br />
um <strong>zur</strong> Tiefgarage zu<br />
kommen, „Hugenottenstr.<br />
82“ oder um zum Haupt–<br />
eingang zu kommen<br />
"Friedrich-Ludwig-Jahn-<br />
Str. 1" ein.<br />
Sind Sie Besucher oder<br />
begleiten Sie jemanden<br />
<strong>zur</strong> Aufnahme, bitten wir<br />
Sie, den da<strong>für</strong> vorgesehe–<br />
nen Kurzparkplatz in der<br />
Tiefgarage zu benutzen.<br />
s a l u s 41
42<br />
ANSPRECHPARTNER:<br />
Aufnahmesekretariat<br />
Melanie Langner<br />
Telefon 06172 / 950 - 262<br />
Melanie Fritz<br />
Telefon 06172 / 950 - 264<br />
Information / Koordination:<br />
Dipl. Päd. Ferdinand Leist<br />
Telefon06172 / 950 - 248<br />
Fachambulanz:<br />
Dipl. Psych. Reimund Witt<br />
Telefon 06172 / 950 - 254<br />
Leitung Sozialtherapie:<br />
Dipl. Soz. Corinna Nels<br />
(Sozialtherapeutin, GVS)<br />
Telefon 06172 / 950 - 224<br />
Leitender Psychologe:<br />
Dr. Ahmad Khatib<br />
Telefon 06172 / 950 - 212<br />
Leitende Oberärztin:<br />
Dr. Petra Haas<br />
Telefon: 06172 / 950 - 448<br />
Leitender Arzt:<br />
Dr. Dietmar Kramer<br />
Telefon 06172 / 950 - 198<br />
Direktor:<br />
Dipl. Psych. Ralf Schneider<br />
s a l u s
6. Auflage/Stand/02/10<br />
03-S-KE-0002
<strong>salus</strong> klinik<br />
<strong>salus</strong> klinik<br />
Landgrafenplatz 1<br />
61381 Friedrichsdorf<br />
Diese Broschüre wendet sich an alle<br />
Personen, die sich <strong>für</strong> eine Behandlung in<br />
der <strong>salus</strong> klinik interessieren.<br />
Sie soll knapp und doch umfassend die<br />
wichtigsten <strong>Informationen</strong> bereitstellen,<br />
die man braucht, um sich <strong>für</strong> eine Therapie<br />
entscheiden zu können und sich entsprechend<br />
vorzubereiten.<br />
Auch Berater, Ärzte und andere Fachleute<br />
können einen ersten Eindruck von der<br />
<strong>Klinik</strong> erhalten.<br />
Weiterführende <strong>Informationen</strong> <strong>zur</strong> Therapie,<br />
zu einzelnen Krankheitsbildern und zu spezifischen<br />
Therapiekonzepten können Sie in<br />
Vorgesprächen in unserer <strong>Klinik</strong> oder auf<br />
unserer Home-Page erhalten.<br />
In unserem Forum oder Chatroom können<br />
Sie in einen Austausch mit ehemaligen<br />
Patienten der <strong>salus</strong> klinik oder mit<br />
Angehörigen kommen.<br />
kontakt@<strong>salus</strong>-friedrichsdorf.de<br />
www.<strong>salus</strong>-friedrichsdorf.de<br />
Forum und Chat:<br />
www.<strong>salus</strong>chat.de<br />
Täglich von 19.00-21.00 Uhr finden Sie<br />
Ansprechpartner in unserem Chatroom.<br />
Info-Abend:<br />
Jeden Mittwoch um<br />
18.30 Uhr in der <strong>salus</strong> klinik Friedrichsdorf