ETgtfi ä - Schulte-Schulenberg
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Zwei Bücher von Begeisterten<br />
vorgestellt von Rudolf Pesch und Franz Grunewald<br />
Im Teil II skizziert Aumann sehr exakt<br />
den 'Kurswechsel',<br />
der nach dem Holocaust<br />
und der Gründung des Staates Israel eingesetzt<br />
hat. Das 5. Kapitel ist überschrieben<br />
Die tzatholische Kirche; Ein Sonderfall und]<br />
dort erf<strong>ä</strong>hrt der Leser: ,,Die katholische Kir-i<br />
che hat seit den 1960er Jahren eine Vorrei-i<br />
terrolle bei der kritischen ÜTberprüfung und<br />
theologischen Revision der judenfeindlichen<br />
Lehren der christlichen Kirchen gespielt. Die<br />
anderen Kirchen sind dann dem Beispiel deq<br />
katholischen Kirche gefolgt. Nostra Aetute:<br />
, i ist schon für sich selbst betrachtet ein theolDer<br />
jüdische Autor Moshe Aumann (in Jeru- logischer Meilenstein: ein bahnbrechendes, Weltver<strong>ä</strong>nderung" stecke noch immer in der<br />
,salem lebend mit Wurzeln in Deutschland, theologisches Dokument. Eine noch größere1 Bibel (8). Der Titel des Buches greift einer-<br />
Journalist und langj<strong>ä</strong>hriger israelischer Dip- Bedeutung gewinnt es aber dadurch, dass es' seits zu kurz, denn es bietet mehr als eine<br />
llomat) erz<strong>ä</strong>hlt in einer eigenen Bucheinlage in der gesamten christlichen Welt einen Ver-r ,,Einführung in den Klassiker namens Bibel"<br />
i(8.Mai2005), wie es zu seinem Buch kam: <strong>ä</strong>nderungsprozess ins Rollen brachte, der zu (Einbandtext). Das letzte von fünf Kapiteln<br />
l,,AlsdasisraelischeAußenministeriummich weit reichenden Anderungen in Lehre und,,Die Kirche: Gottes unerfüllte Hoffnung"<br />
jlOaZ r,,r- Gesandten des Ministers in Fragen Einstellung der christlicheir Kirchen gegenü- bezieht die frühe Kirchengeschichte sowie<br />
]der Beziehungen zu den christlichen Kirchen ber dem Judentum geführt hat." Diesen Ver- die Krisensituation der Kirche mit ein. Anlin<br />
den USA ernannte, öffnete sich mir ein <strong>ä</strong>nderungsprozess * Aumann sprichtvon ei- dererseitsmachtderverkürzteTitelauchet<br />
lwunderbaresFenster.Jetztwurdeichmitei- ner'Schockwelle',dieNostraAetuteauslöste was deutlich: Von der Bibel ist nicht zu erlner<br />
Geschichte bekannt, die mich im Lauf - belegt der Autor mit einer sehr ausführli- z<strong>ä</strong>hlen ohne die Kirche, in deren Kontext sie<br />
lder Zeitimmer mehr faszinierte und schließ- chen öokumentation, in welcher der Leser entstand.en und deren Basisdokument sie<br />
ln"n aur unwiderstehliche Verlangen in mir die relevanten Texbe anderer Kirchen und ist. Wer heute von und aus der Bibel erz<strong>ä</strong>hlt<br />
iwach werden ließ, dieses Buch zu verfassen. Denominationen selbst kennen lernen kann. muss - wenn er nicht einfach historische Ge-<br />
60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Welt- Im Teil III bespricht er Problembereiche: schichten erz<strong>ä</strong>hlen will - auch davon reden,<br />
kriess konnte mein Beitrag zu den Bemüh- 1. den smndlosen Hass. der Israel seit seinen welche Wirkung sie heute noch hat.<br />
ungen um Versöhnung zwischen Juden und Anf<strong>ä</strong>ngen getroffen hat; 2. die schwierige Darin liegt das Packende diese Buches<br />
Christen bei einem deutschen christlichen Frage der Judenmission - Stichworte sind Die leitende Flage lautet: ,,Wie kann man<br />
Verlag auch in der Sprache meiner Kindheit Mission, Zeugnis, Dialog; 3. die fehlende Ver- nach der Aufkl<strong>ä</strong>rung noch an Gott glauben<br />
herausgegeben werden. Das erfüllt mich mit bindung zwischen Juden und Christen. und an das, was in der Bibel steht?" (193)<br />
FYeude und Dankbarkeit." Aufmerksamkeit verdienen auch die Sei- Zugespitzter noch: Wie kann man heute noch<br />
Das Buch berichtet von einer dramati- ten, in denen Aumann nachweist, dass der an die Auferstehung glauben? Wie sieht es<br />
schen Ver<strong>ä</strong>nderung der Einstellung großer jüdischen eine ,,arabische Einwanderung" in heute aus mit der Realisierung dessen, ,,was<br />
christlicher Kirchen gegenüber dem Juden- Pal<strong>ä</strong>stina zur Seite ging. Er setzt sich ganz die christlichen Prediger mehr als tausend<br />
tum, einem ;,Ver<strong>ä</strong>nderungsprozess von histo- für die Versöhnung von Juden und Arabern Jahre lang nur verheißen und ins Jenseits<br />
rischer Tlagweite", der insbesondere durch ein. Aber ,,aus jüdischer Sicht ist es schwer verlegt haben" (195), mit einem Leben in<br />
die Erkl<strong>ä</strong>rung Nostra Aetute befördert wurde verst<strong>ä</strong>ndlich, wie M<strong>ä</strong>nner dei Kirche solch Freiheit und Brüderlichkeit? Wo ist heute die<br />
und bei dem die katholische Kirche die Vor- eine Feindseligkeit gegenüber dem Ph<strong>ä</strong>no- Verwirklichung der christlichen Verkündireiterrolle<br />
übernommen hat. Dabei l<strong>ä</strong>sst Au- men der jüdischen Besiedlung zeigen, das gung? Nürnberger geht an den mehr oder<br />
mann keinen Zweifel daran, dass die Versöh- solch tiefe, weit in die Geschichte zurückrei- minder vergeblichen Antwort-Mühen der<br />
nung auch abh<strong>ä</strong>ngig ist ,,von einer eindeutig chende nationale und religiöse Wurzeln hat." Theologie der letzten 100 Jahre entlang und<br />
positiven jüdischen Antwort und gekoppelt Manche Außerungen protestantischer Kir- resümierb dann für sich, ,,dass man tats<strong>ä</strong>chan<br />
eine wirkungsvolle jüdisch-christliche Zu- chen ließen ,,aus jüdischer Sicht Zweifel an lich agnostisch und leicht verzweifelt an Gott<br />
sammenarbeit". der Ehrlichkeit des kirchlichen Willens zur glauben kann und dieser Restglaube einen<br />
In Teil I Der Hintergrund sltzziett Au- Neuorientierung in ihrer Einstellung zum gerade so über Wasser h<strong>ä</strong>lt. Es ist nicht sehr<br />
mann Das jüdische Ethos und stellt Histori- Judentum aufkommen". Rudolf Pesch komfortabel, aber rettet doch irgendwie das<br />
sche Begegnungen und Betrachtungen dar, in , j r:: & Leben" -- (201). Reicht das?<br />
denen im-Alten Testament und ii der jüdi- ,. .. . :, # t<br />
Üb"r;'-u;;h;"g"" Ui"t"t das Literaturverschen<br />
Überlieferung das Thema 'Versöh- Ointtihrungen in die Bibel gibt es viele. zeichnis. Antworten, die der Verfasser meint,<br />
nung'pr<strong>ä</strong>ludiert erscheint, bevor er die 'Weg- Moshe kehren." Das Buch soll auch einer Gef<strong>ä</strong>hr-<br />
Aumann, dung dieses Wandels entgegenwirken, weil<br />
Iuden<br />
sich ,,nur wenige Menschen - unter Christen<br />
Christen wie auch unter Juden - dieses epochalen<br />
Was man<br />
Israel.<br />
Wandels bewusst sind".<br />
wirklich<br />
Nach 2000<br />
wissen muss<br />
Jahren VerfoF<br />
gung und<br />
Feindschaft -<br />
ein Neuan{ang.<br />
Rowohlt<br />
Brunnen<br />
Verlag, Berlin,<br />
Verlag Gießen<br />
2005<br />
2005, 349 S.<br />
222 Seiten.<br />
tsBN 3-7655-<br />
ISBN<br />
1362-8<br />
38n34s342.<br />
Bücher, die so etwas wie den Schlüssel zu ei- im Text nicht geben zu können, blitzen hier<br />
trennung' slÄzziert, die zum Gegeneinander, nem Geheimnis verheißen (Was man wirh- inwenigen Hinweisen auf. Orientiert habe er<br />
von Juden und Christen führte. Doch setzt er lich wissen muss), auch. Aber Bücher, die sich vor allem an Autoren, die ,,das, was sie<br />
die Kenntnis der furchtbaren Geschichte der das in einer solchen Ehrlichkeit und Frische in Vorlesungen und Seminaren lehren, im<br />
Feindschaft voraus, um sich dem gegenw<strong>ä</strong>rti- tun, kaum. Das Geheimnis besteht in der ak- Alltag auch leben" (218). Antworten finden<br />
gen Wandel der Beziehungen zu widmen: ,,Es tuellen Glaubensnot vieler aufgekl<strong>ä</strong>rter Men- sich, so muss man folgern, in einem kirchliist<br />
ein Wandel, der das Potenzial hat, die ne- schen und dem wachsenden Gespür dafür, chen Leben nach dem Wort. Der Autor begative<br />
Beziehung der Begegnung zwischen dass ohne den jüdisch-christlichen Glauben kennt sich zu Erfahrungen, die sein ,,Denken<br />
Juden und Christen seit den Anf<strong>ä</strong>nsen des der Bibel die Welt ein Maß und der Mensch und Handeln bis heute beeinflussen" (219)<br />
Christentums vollst<strong>ä</strong>ndig ins Positive umzu- seinen Halt verliert. Denn "die Kraft der Man wird neugierig.<br />
Franz Grunewald