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Leseprobe „Friedhof und Denkmal“, Ausgabe 2-2012 Inhalt der ...

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<strong>Leseprobe</strong> <strong>„Friedhof</strong> <strong>und</strong> <strong>Denkmal“</strong>, <strong>Ausgabe</strong> 2-<strong>2012</strong><br />

www.sepulkralmuseum.de | Publikationen<br />

<strong>Inhalt</strong> <strong>der</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2-<strong>2012</strong><br />

3 Dana Vick <strong>und</strong> Andreas Ströbl:<br />

Das Adelsfeld auf dem Neuenhäuser Friedhof in Celle<br />

7 Rolf Schamberger:<br />

Begegnungen. Wie<strong>der</strong>entdeckung <strong>und</strong> Translokation eines Ehrengrabes<br />

14 Stuttgarter Aufruf:<br />

Multi-Kulti auf dem Friedhof – Letzte Ruhe in <strong>der</strong> Fremde?<br />

AFD-FRIEDHOFSVERWALTERTAGUNG 2011<br />

16 Adrian Anton:<br />

Sozialbestattungen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive<br />

22 Martin Hauschild:<br />

Die Tobiasbru<strong>der</strong>schaft Göttingen<br />

24 Birgit Moritz <strong>und</strong> Wolfgang Gieße:<br />

Würdige Bestattung von Menschen ohne Angehörige o<strong>der</strong> eigene Mittel<br />

26 Ursula Feld:<br />

Das Kölner Modell. Gräber für Menschen, die vom Ordnungsamt bestattet werden<br />

27 Ulrike Neurath-Sippel:<br />

Galgen, Rad <strong>und</strong> Scheiterhaufen – Einblicke in Orte des Grauens. Die Son<strong>der</strong>ausstellung wird wegen ihres<br />

Erfolgs verlängert!<br />

32 Gerold Eppler:<br />

Circuitus. Gunter Demnig errichtete sein Grabmal in <strong>der</strong> Künstlernekropole Kassel<br />

35 Termine<br />

36 Isabel von Papen:<br />

Neues aus <strong>der</strong> Bibliothek<br />

36 Bücher. Hinweise <strong>und</strong> Rezensionen<br />

41 Briefe an die Redaktion<br />

42 Reiner Sörries u. a.:<br />

Ein Dank an unseren Kollegen Wolfgang Neumann<br />

43 Impressum, Abbildungsnachweis, Korrekturen, Beilagenhinweis <strong>und</strong> Bildlegenden zu den Abbildungen des<br />

Heftumschlags


<strong>Leseprobe</strong> <strong>„Friedhof</strong> <strong>und</strong> <strong>Denkmal“</strong>, <strong>Ausgabe</strong> 2-<strong>2012</strong><br />

www.sepulkralmuseum.de | Publikationen<br />

Aus Dana Vick <strong>und</strong> Andreas Ströbl:<br />

Das Adelsfeld auf dem Neuenhäuser Friedhof in Celle<br />

Auch den meisten kulturhistorisch interessierten Besuchern <strong>der</strong> Stadt Celle dürfte <strong>der</strong> Neuenhäuser Friedhof mit<br />

seinem einzigartigen „Adelsfeld“ unbekannt sein. Dabei ist das größte geschlossene Plattengräberfeld in<br />

Norddeutschland ein beson<strong>der</strong>es Denkmal neuzeitlicher Sepulkralkultur.<br />

Der Friedhof wurde im ausgehenden 17. Jahrh<strong>und</strong>ert auf einem Gr<strong>und</strong>stück angelegt, das Herzog Georg Wilhelm<br />

zu Braunschweig-Lüneburg (1624–1705) <strong>der</strong> Kirche im Jahre 1690 geschenkt hatte. Vor allem im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

wurde die Anlage mehrfach vergrößert. Der Name „Adelsfeld“ rührt daher, dass sich hier vor allem die<br />

„Hübschen“, also die „Höfischen“, wie die Adeligen in Celle genannt wurden, bestatten ließen. Aber auch<br />

wohlhabende Bürger, Hofbeamte, kirchliche Würdenträger <strong>und</strong> hohe Militärs kauften sich hier eine Gruftkammer.<br />

So illustriert <strong>der</strong> etwas von den üblichen touristischen Routen abgelegene Friedhof eindrucksvoll die einstige<br />

herzogliche Residenz <strong>und</strong> das mit ihr verb<strong>und</strong>ene Personal.<br />

Bemerkenswert ist, dass neben den reformierten bzw. hugenottischen Beisetzungen sich von Anfang an auch<br />

Gräber von Katholiken finden. Die Hugenotten in Celle wie<strong>der</strong>um waren, wie in vergleichbaren norddeutschen<br />

Beispielen, französische Glaubensflüchtlinge. Sie fanden Aufnahme in <strong>der</strong> Residenzstadt, weil Georg Wilhelm mit<br />

einer hugenottischen Adeligen, nämlich Eléonore Desmier d’Olbreuse (1639–1722) liiert war. Da zahlreiche<br />

Herrscherhäuser Mme d’Olbreuse zu ihren Vorfahren zählen, wird sie auch „Großmutter Europas“ genannt. Die<br />

Hugenotten prägten als Hofbedienstete <strong>und</strong> Handwerker wesentlich das Gesicht <strong>und</strong> die Geschichte <strong>der</strong> Stadt.<br />

Das „Adelsfeld“ im südlichen Teil des Friedhofs besteht aus noch 127 gemauerten Grüften, die mit Grabplatten<br />

aus Sandstein abgedeckt sind. Die Kammern sind streng rasterartig nebeneinan<strong>der</strong> angelegt. (Abb. 1) Die<br />

dadurch entstehende Gleichförmigkeit wird bei näherer Betrachtung durch die individuelle Beschriftung sowie<br />

Familienwappen <strong>und</strong> Ornamente, die als Flachrelief in den Stein geschlagen sind, aufgelöst. In einigen Fällen<br />

decken zwei Grabplatten eine Familiengruft doppelter Größe, was durch die übergreifend angebrachten Wappen<br />

deutlich wird.<br />

Nachdem die Begräbnisplätze in <strong>und</strong> um die Stadtkirche zum größten Teil belegt waren, wurden im Jahre 1689<br />

auf dem Neuenhäuser Areal die ersten Bestattungen vorgenommen. 1711 hatte man eine Kapelle errichtet, 1751<br />

die Kirche. Der Glockenturm kam allerdings erst 1866 hinzu. Baumwurzeln, Erdaufschüttungen, saurer Regen<br />

<strong>und</strong> Plün<strong>der</strong>ungen nach dem 2. Weltkrieg führten zu Schäden an den Mauern <strong>der</strong> Kammern <strong>und</strong> den Grabplatten.<br />

Ein nicht wie<strong>der</strong>gutzumachen<strong>der</strong> Schaden entstand in den 70er-Jahren, als man den Bereich zwischen Kirche<br />

<strong>und</strong> Adelsfeld aushob, um einen Vorplatz auf Niveau des Westportals zu schaffen. Dabei wurde eine größere<br />

Anzahl von Gruftkammern zerstört; eine wissenschaftliche Dokumentation wurde damals nicht erstellt. Umso<br />

bedauerlicher ist diese Tatsache, als dabei <strong>der</strong> älteste Teil des Adelsfeldes zerstört wurde.<br />

Im Jahre 2007 wurde damit begonnen, einige <strong>der</strong> beschädigten Grüfte <strong>und</strong> Grabplatten instandzusetzen. Dabei<br />

boten sich Einblicke in das Innere <strong>der</strong> Kammern, wobei sich zeigte, dass die Bestattungen ebenso einzigartig sind<br />

wie die gesamte äußere Anlage. 2010 sind im Rahmen <strong>der</strong> Instandsetzungsarbeiten an den baufälligen <strong>und</strong><br />

beschädigten Grabkammern 48 Gräber geöffnet worden. Die meisten dieser Grabkammern waren entwe<strong>der</strong> leer<br />

bzw. mit Erde verfüllt o<strong>der</strong> enthielten Abfall. Lediglich in fünf <strong>der</strong> geöffneten Gräber befanden sich noch Überreste<br />

<strong>der</strong> Bestattungen (Gräber L 01, L 02, S 01, S 02, V 04), so dass hier nur von einem exemplarischen Einblick in<br />

die Bestattungskultur des 18., 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts in Celle gesprochen werden kann. In den Monaten Mai<br />

<strong>und</strong> Juni 2010 wurden diese Gräber unter archäologisch-kunsthistorischen Aspekten von den Verfassern<br />

dokumentiert.<br />


<strong>Leseprobe</strong> <strong>„Friedhof</strong> <strong>und</strong> <strong>Denkmal“</strong>, <strong>Ausgabe</strong> 2-<strong>2012</strong><br />

www.sepulkralmuseum.de | Publikationen<br />

Aus Rolf Schamberger:<br />

Begegnungen. Wie<strong>der</strong>entdeckung <strong>und</strong> Translokation eines Ehrengrabes<br />

…<br />

4. Begegnung<br />

Im kalten Morgennebel des 10. November 2011 herrscht auf dem von braunem Herbstlaub bedeckten Überresten<br />

des St. Rochus-Friedhofes eine Stimmung, die unwillkürlich an einen Roman von Edgar Allan Poe denken lässt.<br />

Auf einzelnen, notdürftig frei gemachten Fragmenten einstiger Grabstellen sind die ausgebrannten Plastikhüllen<br />

einiger weniger Grablichter zu erkennen <strong>und</strong> legen kurz nach Allerheiligen Zeugnis davon ab, dass es vor Ort<br />

noch immer Hinterbliebene gibt, denen es ein Bedürfnis ist, an <strong>der</strong> letzten Ruhestätte ihrer Vorfahren ein Zeichen<br />

ihrer Verb<strong>und</strong>enheit zu setzen.<br />

Die wissenschaftliche Leitung <strong>der</strong> Exhumierung ist dem Deutschen Feuerwehr-Museum in Fulda anvertraut<br />

worden. Jede Exhumierung stellt aus archäologischem Blickwinkel einen in seinem Ergebnis unumkehrbaren<br />

Eingriff in den Boden dar. Alle Auffälligkeiten, die dabei nicht dokumentiert werden, sind als Information ein für alle<br />

Mal verloren. Im Unterschied zur einer Archivalie kann eine „Bodenurk<strong>und</strong>e“ nur einmal geöffnet werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Vorschrift des Ges<strong>und</strong>heitsamtes muss die Wie<strong>der</strong>beisetzung noch am selben Tag erfolgen <strong>und</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> des gebotenen feierlichen Rahmens <strong>und</strong> des jahreszeitbedingten frühen Einbruchs <strong>der</strong> Dunkelheit muss<br />

die Trauerfeier auf 14.00 Uhr terminiert werden. Die Exhumierung von Johannes Hellmann steht deshalb unter<br />

einem immensen Zeitdruck <strong>und</strong> kann nur im Rahmen einer Notgrabung durchgeführt werden.<br />

Durch vorherige Recherche in den lei<strong>der</strong> erst ab 1922 erhaltenen Friedhofsbüchern ist vorab sicher gestellt<br />

worden, dass nach <strong>der</strong> Beerdigung von Johannes Hellmann keine weitere Beisetzung in dieser Grabstelle mehr<br />

vorgenommen worden ist. 4 Die örtlichen Bodenbedingungen erweisen sich hinsichtlich <strong>der</strong> Konservierung von<br />

Knochenmaterial als nahezu optimal. Die Aufdeckung des in einer Tiefe von ca. 1,8 m liegenden Skeletts ergibt<br />

das Bild einer Sargbestattung in rückstandslos verrotteten Bestattungstextilien. (Abb. 5)<br />

Vom einstigen Sarg haben sich nur vier eiserne Füße <strong>und</strong> Griffe erhalten. Dies <strong>und</strong> die Lage des Skeletts deuten<br />

auf einen knapp bemessenen schlichten Sarg aus Nadelholz hin – ein Bild, das sich sehr gut in die angespannte<br />

wirtschaftliche Lage nach <strong>der</strong> Hyperinflation im November 1923 einfügt.<br />

5. <strong>und</strong> 6. Begegnung<br />

Die historische Fotografie <strong>der</strong> Grabstelle hat eigentlich auf ein Einzelgrab schließen lassen. Da Archäologie<br />

(Aufdeckung <strong>der</strong> Kulturschichten) erst dort endet, wo die Geologie (gewachsener Boden) beginnt, wird nach <strong>der</strong><br />

Bergung des ersten Skeletts <strong>der</strong> Boden weiter ausgehoben.<br />

Nur wenig tiefer <strong>und</strong> leicht nach links versetzt taucht unvermutet ein weiteres Skelett auf. Diese neun Jahre ältere<br />

Bestattung muss beim Ausheben von Johannes Hellmanns Grab partiell gestört worden sein sowie danach in<br />

Folge <strong>der</strong> Jahrzehnte währenden Verwil<strong>der</strong>ung des Friedhofs durch Durchwurzelung.<br />

Das Sterbe-Register <strong>der</strong> St. Jacobus-Gemeinde liefert mit dem Eintrag „29.7.1915 Kurt Hellmann, Oberleutnant a.<br />

D., Todesursache: Herzleiden.“ den entscheidenden Hinweis für die Identifizierung dieses männlichen Skeletts.<br />

Die 1935 in <strong>der</strong> Schlesischen Zeitung publizierte Genealogie „Die Hellmanns“ weist Kurt H. als einen „drei Jahre<br />

jüngeren Sohn“, bezogen auf den 1873 erstgeborenen Sohn Hans H., aus. Am vierten Finger seiner rechten<br />

Hand hat Kurt H. einen schlichten Ring aus Neusilber mit <strong>der</strong> umlaufenden Inschrift „VATERLANDS DANK 1914“<br />

getragen, sichtbarer Ausdruck <strong>der</strong> patriotischen Gesinnung des verstorbenen Offiziers a. D. Die Schädel von<br />

Vater <strong>und</strong> Sohn entsprechen sich bis hin zum identischen Schläfenabstand von etwa 12,5 cm, <strong>der</strong> Ausformung<br />

<strong>der</strong> Wangenknochen, den von <strong>der</strong> Nasenwurzel ausgehenden stark modellierten Wülsten über den Augenhöhlen<br />

bis hin zur leicht nach hinten gleichmäßig gewölbten Stirn.<br />

...


<strong>Leseprobe</strong> <strong>„Friedhof</strong> <strong>und</strong> <strong>Denkmal“</strong>, <strong>Ausgabe</strong> 2-<strong>2012</strong><br />

www.sepulkralmuseum.de | Publikationen<br />

Aus Adrian Anton:<br />

Sozialbestattungen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive<br />

…<br />

Zu Sozial- <strong>und</strong> §-10-Bestattungen<br />

Einen Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit „Der arme Tod“ bildet <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Sozialbestattungen, also Bestattungen,<br />

<strong>der</strong>en Kosten auf Antrag zahlungsunfähiger Angehöriger von <strong>der</strong> Kommune übernommen werden müssen, sowie<br />

die sogenannten „ordnungsbehördlichen Bestattungen“, also Bestattungen von Verstorbenen, die selbst über<br />

keine finanziellen Mittel verfügen bzw. die nach ihrem Tod keine auffindbare Verwandtschaft hinterlassen bzw.<br />

<strong>der</strong>en Verwandtschaft sich weigert, einen Bestattungsauftrag zu erteilen, <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Bestattung daher von <strong>der</strong><br />

jeweils zuständigen Behörde übernommen werden muss. 6<br />

Letztgenannte Bestattungen werden von öffentlicher Seite auch als „§-10-Bestattungen“ bezeichnet. Inoffiziell<br />

werden diese ordnungsbehördlichen Bestattungen häufig auch „Zwangsbestattung“ genannt. Diese Beisetzungen<br />

nach § 10 BestG finden für alle Personen im Hamburger Stadtgebiet auf einem anonymen Urnengräberfeld auf<br />

dem Öjendorfer Friedhof statt <strong>und</strong> werden von <strong>der</strong> Hamburger Friedhöfe -AöR- ausgeführt.<br />

Auf eine schriftliche Anfrage <strong>der</strong> Abgeordneten Martina Gregersen (GAL) vom 13. März 2007 antwortete <strong>der</strong><br />

Senat, dass in Hamburg 2006 von insgesamt 16.778 Bestattungen 676 sogenannte „§-10-Bestattungen“<br />

durchgeführt wurden, also ein Prozentsatz von 4,03. Im Jahr 2000 lag dieser Prozentsatz bei 2,70.<br />

Laut Auskunft <strong>der</strong> Hamburger Friedhöfe -AöR- fanden 2007 insgesamt 597 Bestattungen ohne Angehörige nach<br />

§ 10 BestG statt, im Jahr 2008 stieg diese Zahl auf insgesamt 620 Beisetzungen. 7 2009 gab es einen weiteren<br />

Anstieg auf insgesamt 787 Bestattungen nach § 10 BestG, 8 2010 hingegen gab es einen Rückgang auf<br />

insgesamt 760 Bestattungen nach § 10 BestG. 9<br />

Viele dieser „§-10-Bestattungen“ könnten oftmals als Sozialbestattungen durchgeführt werden, wäre <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong><br />

berechtigten Antragsteller auf Übernahme <strong>der</strong> Bestattungskosten nicht auf die nächsten Familienangehörigen<br />

bzw. Erben beschränkt. Nachbarn, Fre<strong>und</strong>e, Bekannte o<strong>der</strong> Pfleger sind nicht zu einer Antragstellung auf<br />

Kostenübernahme berechtigt.<br />

Ein wichtiger Unterschied zwischen Zwangs- <strong>und</strong> Sozialbestattungen besteht darin, dass bei Sozialbestattungen<br />

Hinterbliebene noch gewisse Einfluss- <strong>und</strong> Wahlmöglichkeiten bei <strong>der</strong> Gestaltung des letzten Abschieds haben<br />

<strong>und</strong> eventuelle Wünsche des Verstorbenen berücksichtigt werden können. So kann z. B. eine Trauerfeier<br />

abgehalten werden, für Hinterbliebene, Fre<strong>und</strong>e o<strong>der</strong> Bekannte oft eine für den Trauerprozess entscheidende<br />

Form <strong>der</strong> Abschiednahme von <strong>der</strong> verstorbenen Person. Im Unterschied dazu finden „§-10-Bestattungen“, also<br />

meist anonyme Urnenbeisetzungen, in den häufigsten Fällen ohne Abschiednahme statt.<br />

Gesicherte Zahlen zu Sozialbestattungen zu finden ist noch schwieriger als zu „§-10-Bestattungen“. Laut<br />

Medienberichten lag die Zahl <strong>der</strong> Sozialbestattungen in Hamburg im Jahr 2005 noch bei 1.609. Im Jahr 2006<br />

stieg sie auf 2.083, Tendenz steigend. 10 Eigene Recherchen <strong>und</strong> Anfragen bei den zuständigen Behörden<br />

ergaben hingegen, dass in 2006 r<strong>und</strong> 1.300 Sozialbestattungen in Hamburg stattgef<strong>und</strong>en haben. Die Ursache<br />

für die Schwankungen dieser Zahlen lässt sich nicht nachvollziehen, da in den angegebenen Presseberichten<br />

keine Quellen genannt werden. Die Behörde für Soziales, Familie, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Verbraucherschutz teilte<br />

weiterhin mit, dass 2007 r<strong>und</strong> 1.200 Sozialbestattungen <strong>und</strong> in 2008 r<strong>und</strong> 1.300 Sozialbestattungen mit einem<br />

Kostenvolumen von r<strong>und</strong> 3,3 Mio. Euro in 2008 bewilligt wurden. Ab 2009 schließlich konnte ich genauere Zahlen<br />

zu Anzahl <strong>und</strong> Kosten ermitteln: 2009 fanden r<strong>und</strong> 1.321 Sozialbestattungen mit einem Kostenvolumen von r<strong>und</strong><br />

3,514 Mio. Euro <strong>und</strong> 2010 r<strong>und</strong> 1.334 Sozialbestattungen mit einem Kostenvolumen von r<strong>und</strong> 3,36 Mio. Euro<br />

statt. Bei genauerer Betrachtung dieser Zahlen stellt sich die folgende (bisher unbeantwortete) Frage: Wie konnte<br />

eine Kostensenkung von r<strong>und</strong> 154.000 Euro erreicht werden – bei einer Differenz von lediglich 13 Bestattungen?<br />

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