29.05.2013 Aufrufe

Untitled - Arcus Sportklinik

Untitled - Arcus Sportklinik

Untitled - Arcus Sportklinik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Stand: September 2009<br />

Impressum:<br />

Herausgeber:<br />

ARCUS Kliniken Pforzheim<br />

Rastatter Str. 17-19<br />

75179 Pforzheim<br />

Tel.: 07231-60556-0<br />

net www.sportklinik.de<br />

email info@sportklinik.de<br />

Redaktionsleitung:<br />

Prof. univ. cath. Cuenca EC Bernhard Rieser<br />

rieser@sportklinik.de<br />

Redaktion und Marketing:<br />

Heiko Hecht<br />

hecht@sportklinik.de<br />

Grafik & Layout:<br />

Buero 01<br />

Pforzheim<br />

Druck:<br />

Kraft Druck GmbH<br />

Ettlingen<br />

Haftungsausschluß:<br />

Bitte beachten Sie, dass die Angaben dieser Broschüre allgemeiner Natur sind und nicht für jede/n<br />

Patientin/Patienten gelten müssen. Deshalb ist eine individuelle Beratung und Untersuchung durch Ihre/n<br />

behandelnde/n Ärztin/ Arzt unbedingt erforderlich.<br />

(Schutzgebühr 10 €)


Grußwort<br />

Sehr geehrte Patientinnen und Patienten,<br />

mit dieser Informationsmappe möchten wir Ihnen den wesentlichen Teil unserer<br />

operativen Tätigkeit darstellen.<br />

Wir beziehen uns auf die Erfahrung von 20 Jahren Tätigkeit im eigenen ambulanten<br />

und stationären Bereich und den aktuellen wissenschaftlichen Stand.<br />

Seit 1989 wurden bei uns mehr als 65.000 Patienten operiert und ca. 150.000 Patienten<br />

behandelt. Mit über 7.400 Operationen und ca. 35.000 behandelten Patienten im<br />

Jahr 2008 haben wir uns zu einer der größten orthopädisch-sporttraumatologischunfallchirurgischen<br />

Zentren in Deutschland und Europa entwickelt.<br />

Warum dieser Erfolg?<br />

Dieser gründet sich auf unermüdlichen Arbeitseinsatz, konsequentes Umsetzen<br />

neuester Operations- und Behandlungsverfahren und die Anwendung der immer<br />

besten technischen Möglichkeiten. Wir haben unter Verzicht den wesentlichen Teil<br />

des Gewinnes immer wieder reinvestiert. Damit war es uns möglich, im September<br />

2006 die neue Klinik mit den höchsten technischen Standards und einem sehr ansprechenden,<br />

patienten- und mitarbeiterfreundlichem Ambiente zu eröffnen. Wir<br />

verfügen seither über 6 OP-Säle, 70 Betten und 22 Wachstationsbetten in der neuen<br />

Klinik auf 17.000 m² Fläche, zusammen mit den vorhandenen Kapazitäten der ursprünglichen<br />

Klinik also 9 OP Säle, 90 Stationsbetten und 30 Wachstationsbetten.<br />

Die Klinik ist zweigeteilt, in eine Privatklinik und eine Klinik für Allgemeinpatienten<br />

mit 30 Betten, die im Bettenbedarfsplan des Landes Baden-Württemberg aufgenommen<br />

ist. Hier können auch gesetzlich Versicherte stationär behandelt werden.<br />

Wir möchten Ihnen mit dieser Broschüre einen verständlichen Überblick über unser<br />

Leistungsspektrum bieten und im Falle einer anstehenden Operation offene Fragen<br />

beantworten. Sollten Sie weitere Fragen zu unserem Leistungsspektrum, speziellen<br />

OP-Verfahren oder unseren Kliniken im Allgemeinen haben, möchten wir Sie bitten,<br />

diese anzusprechen.<br />

Weitere Information finden Sie auch auf unserer Homepage unter www.sportklinik.de<br />

Ihr Team der ARCUS Kliniken Pforzheim<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Allgemeines<br />

3


4<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Allgemeines<br />

Grußwort 3<br />

Inhaltsverzeichnis 4<br />

Klinikportrait / Kompetenzzentrum / Wissenschaft 6<br />

Grundwerte der ARCUS Kliniken Pforzheim 7<br />

Op-Spektrum / Zahlen & Fakten 8<br />

Ärztliche Leitung 9<br />

Fachbereiche 11<br />

Diagnostik 12<br />

Qualitätsmanagement 15<br />

Wissenswertes & Organisatorisches 16<br />

Anästhesie 18<br />

Operatives Spektrum - Knie<br />

Meniskus 22<br />

Vorderes Kreuzband 26<br />

Kniescheibe (Patella) 33<br />

Arthrose 36<br />

Ortho-Biologie 44<br />

Beinachsenfehlstellung 46<br />

Knieendoprothetik 49<br />

Operatives Spektrum - Schulter<br />

Engpasssyndrom 55<br />

Sehnenverkalkung (Tendinosis calcarea) 57<br />

Schulterluxation 59<br />

Schädigung der Rotatorenmanschette 61<br />

Verletzungen und Arthrose des Akromioclaviculargelenkes 63<br />

Schlüsselbeinbruch (Claviculafraktur) 65<br />

Oberarmkopfbruch (Humeruskopffraktur) 67<br />

Schulterendoprothetik 69<br />

Operatives Spektrum - Hüfte<br />

Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose) 73<br />

Hüftarthroskopie 76<br />

Stufenplan zur Behandlung der Coxarthrose 78<br />

Totalendoprothese: Material und Fixation 79<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Operatives Spektrum - Ellenbogen<br />

Tennis- Ellenbogen 82<br />

Golfer-Ellenbogen 84<br />

Sulcus ulnaris Syndrom 84<br />

Freie Gelenkkörper 85<br />

Osteochondrosis dissecans 85<br />

Ellenbogensteife und Ellenbogenarthrose 86<br />

Ellenbogenprothetik 87<br />

Luxationen und Instabilität 88<br />

Operatives Spektrum - Fuß<br />

Fuß / Sprunggelenk / Achillessehne 89<br />

Großzeh 89<br />

Kleinzeh 91<br />

Mittelfuß / Fußwurzel 92<br />

Ferse 93<br />

Achillodynie 94<br />

Achillessehnenruptur 95<br />

Sprunggelenkserkrankungen 96<br />

Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

Allgemeines 102<br />

Halswirbelsäule (HWS) 103<br />

Lendenwirbelsäule (LWS) 109<br />

Anfahrtskizze 119<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 5<br />

Allgemeines


6<br />

Klinikportrait ARCUS Kliniken<br />

Die ARCUS Kliniken bestehen aus einer Privatklinik, die im Jahr 1995 ihren Betrieb<br />

aufgenommen hat und aus einer für die gesetzlich Versicherten zugelassenen Klinik,<br />

die 30 Betten umfasst. Die Privatklinik verfügt über 60 Betten.<br />

Der neue Klinikkomplex wurde im September 2006 in Betrieb genommen. Hier sind<br />

6 OP Säle mit neuester Technologie sowie 22 Wach- und Intensivbetten vorhanden.<br />

Der privat Versicherte, der als „Wahlleistungspatient“ die operative Versorgung<br />

in der Privatklinik wählen kann, ist in einer Klinik mit gehobenem Hotelkomfort<br />

untergebracht und wählt somit eine exzellente Gesamtleistung.<br />

Der gesetzlich Krankenversicherte ist, obwohl die gesetzlichen Kassen nur eine<br />

„ausreichende medizinische Versorgung“ bezahlen, bei uns immer noch in einem<br />

Klinikstandard gehobenen Niveaus versorgt, d. h. weit überdurchschnittlich im<br />

Vergleich zu den meisten anderen Kliniken.<br />

Kompetenzzentrum<br />

Es werden pro Jahr zwischen 7.500 und 8.500 Patienten operiert. Die Schwerpunkte<br />

liegen in den Bereichen Sporttraumatologie, Knie-, Hüft-, Schulter-, Ellenbogen-,<br />

Fuß- und Unfallchirurgie, Endoprothetik und im privaten Bereich auch Wirbelsäulenchirurgie.<br />

Externe Belegärzte decken zusätzlich die Gefäß- und Neurochirurgie<br />

ab. Ein Anästhesistenteam sorgt neben der intraoperativen Überwachung auch für<br />

die postoperative Schmerztherapie bei stationären Patienten. Bei kardiologischen<br />

Problemen vor, während und nach Operationen haben wir durch unsere kardiologische<br />

Abteilung die technisch beste Ausstattung, um diese Probleme zu beheben.<br />

In der angegliederten Gemeinschaftspraxis für Orthopädie werden unsere Patienten<br />

ambulant behandelt. Dabei werden kontinuierlich die eigenen Operations- und<br />

Nachbehandlungsergebnisse kontrolliert und optimiert. So konnten über die letzten<br />

Jahre u.a. die Rehabilitationszeiten unserer Patienten nachweisbar verkürzt werden.<br />

Die Behandlung von Spitzen- und Leistungssportlern nimmt seit Jahren im konservativen<br />

und operativen Bereich eine besondere Stellung ein. Als medizinischer Partner<br />

der Deutschen Sporthilfe stellen wir den von der Deutschen Sporthilfe geförderten<br />

Spitzenathleten eine 24 Stunden Akutbetreuung zur verfügung. Diese umfasst die<br />

beste Diagnostik, eine eventuell notwendige operative Versorgung und eine umfassende<br />

Rehabilitation, die dem Athleten erlaubt zum frühest möglichen Zeitpunkt<br />

wieder aktiv zu sein.<br />

Kooperationspartner runden das medizinische Leistungsangebot in den Bereichen<br />

Therapie, Rehabilitation, Prävention sowie Orthopädietechnik ab.<br />

Die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit der Ärzte verschiedener Fachrichtungen,<br />

Physiotherapeuten und Orthopädietechnikern bildet die Grundlage für eine optimale,<br />

zielgerichtete Patientenversorgung im stationären und ambulanten Bereich.<br />

Wissenschaft<br />

Die leitenden Ärzte der ARCUS Kliniken sind Mitglieder aller wichtigen nationalen<br />

und internationalen Fachgesellschaften und für diese regelmäßig als Referenten tätig.<br />

Die ARCUS <strong>Sportklinik</strong> veranstaltet gemeinsam mit dem Verein für Wissenschaft<br />

und Weiterbildung in der Orthopädie e.V. regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen<br />

für Ärzte, aber auch für Physiotherapeuten, die von der Ärztekammer Nordbaden<br />

als Weiterbildung anerkannt sind.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Grundwerte der ARCUS Kliniken Pforzheim<br />

Leitbild<br />

Unser medizinischer Anspruch<br />

In den ARCUS Kliniken Pforzheim führen langjährige Erfahrung und Spezialisierung<br />

innerhalb der verschiedenen Fachgebiete sowie Einsatz und Entwicklung medizinischer<br />

Spitzentechnologie zu bestmöglichen Ergebnissen.<br />

Wissenschaftlicher Erfahrungsaustausch ist Bestandteil unserer Arbeit und gehört<br />

zu unserem Alltag.<br />

Unsere internationale Anerkennung verstehen wir als kontinuierliche Verpflichtung.<br />

Patientenorientierung<br />

Kundenorientierung bildet die Basis unseres Handelns. Wir stellen höchste Ansprüche<br />

an die Qualität der Patientenversorgung und bieten die lückenlose Betreuung von<br />

der Prävention und Therapie bis zur Rehabilitation.<br />

Kompetente Pflege und Dienstleistung vervollständigen die Genesungserfolge.<br />

Die Architektur der ARCUS Kliniken schafft eine Umgebung, in der Effizienz im<br />

Einklang mit den individuellen Bedürfnissen der Patienten steht.<br />

Mitarbeiterorientierung<br />

Das Engagement unserer qualifizierten Mitarbeiter garantiert den Erfolg unseres<br />

Unternehmens. Wir erwarten überdurchschnittliche Leistungen und fördern die<br />

berufliche Entwicklung durch Fort- und Weiterbildung.<br />

Professioneller und sozial kompetenter Umgang der Mitarbeiter untereinander ist<br />

die wichtigste Voraussetzung für ein gut funktionierendes Team.<br />

Führungskräfte haben Vorbildfunktion und fördern das Engagement der Mitarbeiter<br />

durch einen kooperativen Führungsstil.<br />

Ökonomie<br />

Die ARCUS Klinken Pforzheim sind ein seit vielen Jahren erfolgreich geführtes privatwirtschaftliches<br />

Unternehmen auf dem Gesundheitssektor.<br />

Optimale Behandlungskonzepte und Ergebnisse sowie wirtschaftlicher Unternehmenserfolg<br />

sind untrennbar miteinander verbunden und verstärken sich gegenseitig.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 7<br />

Allgemeines


8<br />

OP-Spektrum / Zahlen & Fakten<br />

Die ARCUS Kliniken zählen europaweit zu den modernsten operativen Einrichtungen<br />

der Fachgebiete Orthopädie, Sporttraumatologie und Unfallchirurgie. Das Leistungsspektrum<br />

umfasst den gesamten Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie.<br />

In den ARCUS Kliniken werden jährlich insgesamt ca. 7500 operative Eingriffe vorgenommen.<br />

Die Schwerpunkte liegen dabei wie folgt:<br />

OP-Zahlen<br />

1. Hj. 2008 2. Hj. 2008 1. Hj. 2009<br />

Vordere Kreuzband-Operationen 608 554 635<br />

Meniskus-Operationen 964 912 873<br />

Knorpel-Operationen 90 75 83<br />

Hüftarthroskopien 49 59 86<br />

Schulter-Operationen 547 555 567<br />

(ausgenommen Prothesen)<br />

Operationen am Ellenbogen 64 68 79<br />

Gesamt OP 3362 3325 3345<br />

(ausgenommen Prothesen)<br />

Endoprothetik (Künstliche Gelenke)<br />

1. Hj. 2008 2. Hj. 2008 1. Hj. 2009<br />

Knie 218 250 374<br />

Hüfte 94 116 164<br />

Schulter 49 47 54<br />

Gesamt Endoprothetik 361 413 592<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Ärztliche Leitung<br />

Prof. univ. cath. Cuenca EC<br />

Bernhard Rieser<br />

Ärztlicher Direktor<br />

Gesellschafter ARCUS <strong>Sportklinik</strong><br />

Facharzt für Orthopädie<br />

Dr. med. Wolfgang Miehlke<br />

Leitender Arzt<br />

Facharzt für Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie, Sportmedizin<br />

PD Dr. med. Christian Heisel<br />

Leitender Arzt<br />

Facharzt für Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie, spezielle<br />

orthopädische Chirurgie<br />

Dr. med. Ludwig Bös<br />

Leitender Arzt<br />

Gesellschafter ARCUS <strong>Sportklinik</strong><br />

Facharzt für Orthopädie,<br />

Sportmedizin<br />

Dr. med. Thomas Ambacher<br />

Leitender Arzt<br />

Facharzt für Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie, Chirurgie,<br />

Sportmedizin<br />

Prof. Dr. med. Uwe Spetzger<br />

Leitender Arzt<br />

Facharzt für Neurochirurgie<br />

Dr. med. Andree Ellermann<br />

Leitender Arzt<br />

Gesellschafter ARCUS <strong>Sportklinik</strong><br />

Facharzt für Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie, Sportmedizin,<br />

Chirotherapie<br />

Prof. Dr. med.<br />

Rüdiger Schmidt-Wiethoff<br />

Leitender Arzt<br />

Facharzt für Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie, Spezielle<br />

orthopädische Chirurgie,<br />

Sportmedizin<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 9<br />

Allgemeines


Fachbereiche<br />

In den Kliniken wird das gesamte Spektrum der Orthopädie abgedeckt. Insgesamt<br />

8 leitende Ärzte gewährleisten durch die Spezialisierung das Erreichen der hohen<br />

Qualitätsstandards.<br />

Folgende Schwerpunkte sind zu nennen:<br />

• Sporttraumatologie<br />

• Kniechirurgie<br />

• Schulter- und Ellenbogenchirurgie<br />

• Hüftchirurgie<br />

• Fuß- und Sprunggelenkchirurgie<br />

• Endoprothetik<br />

• Unfallchirurgie<br />

• Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie (für privat Versicherte und Selbstzahler)<br />

• Gefäßchirurgie<br />

• Kardiologie<br />

Facharztpraxen in den ARCUS Kliniken<br />

Im Gebäudekomplex der ARCUS Kliniken sind neben den orthopädischen Kliniken<br />

verschiedene Facharztpraxen integriert, die das Spektrum erweitern.<br />

• Orthopädische Gemeinschaftspraxis<br />

Rieser / Bös / Ellermann / Miehlke / Ambacher / Schmidt-Wiethoff / Heisel<br />

• Privatpraxis für Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie Prof. Dr. med. Uwe Spetzger<br />

• Praxis für Radiologie und Nuklearmedizin Dr. med. Berthold Winter<br />

• Privatpraxis für Kardiologie Dr. med. W.O. Schüler & Kollegen<br />

• Facharztpraxis für Anästhesie und Schmerztherapie Dr. med. Carla Weber<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Allgemeines<br />

11


12<br />

Diagnostik<br />

Die ARCUS Kliniken können auf eine apparative Ausstattung der neuesten Generation<br />

zugreifen, die für eine optimal Diagnostik und Therapieplanung erforderlich ist.<br />

Schnittbilddiagnostik und digitales Röntgen<br />

In den angegliederten Praxen stehen zwei 1,5 Tesla MRTs (Kernspin) neuester Ausstattung,<br />

ein digitales Röntgen, ein Dual Source CT, eine nuklearmedizinische Abteilung<br />

sowie ein Herzkatheterlabor zur umfassenden Diagnostik bereit.<br />

Alle digitalen Bilder des CTs, MRTs, digitalen Röntgens sowie die im OP erzeugten<br />

arthroskopischen Bilder werden in einem zentralen PACS-System abgelegt und können<br />

zu jedem Zeitpunkt im Behandlungszimmer der orthopädischen Gemeinschaftspraxis,<br />

auf den Stationen und im Operationssaal abgerufen werden. Zur Befundung stehen<br />

in allen Abteilungen zertifizierte Monitore zur Verfügung.<br />

CT (Computertomographie)<br />

Das Dual Source Somatom Definition CT (2 x 64 Zeilen) der Fa. Siemens ist durch<br />

den Einsatz einer zweiten Röntgenröhre und eines zweiten Detektors in einem<br />

System wesentlich leistungsfähiger als Geräte der „einfachen“ Bauart. Die exzellente<br />

Bildqualität und Detailauflösung bei geringster Strahlenbelastung des Patienten führt<br />

zu einer schnellen und genauen Diagnosestellung und steigert ihre Zuverlässigkeit.<br />

Damit können auch ohne Herzkatheter die Herzkranzgefäße untersucht werden. Die<br />

zeitliche Auflösung des SOMATOM Definition ist mit 83 ms unabhängig von der Herzrate<br />

der Patienten. Dies erlaubt die Untersuchung jedes Herzens bei jeder Herzrate,<br />

z.B. die Diagnose des akuten Brustschmerzes, die Darstellung der Koronarien und<br />

die Funktionsanalyse des Herzens. Zusammen mit der derzeit höchsten verfügbaren<br />

Auflösung von weniger als 0,4 mm kann das SOMATOM Definition kleinste anatomische<br />

Strukturen darstellen, seien es komplexe knöcherne Strukturen oder feinste<br />

Details des Koronarbaumes. Dank der großen Gantryöffnung, einer Scanlänge von<br />

200 cm und der höchsten verfügbaren Röntgengeneratorleistung können nahezu<br />

alle Akutpatienten unabhängig von deren Konstitution und Größe untersucht und<br />

wertvolle Zeit vom Scan bis zur Diagnose gewonnen werden.<br />

MRT (Magnetresonanztomographie = Kernspin)<br />

Den ARCUS Kliniken stehen zwei 1,5 - Tesla MRTs der neuesten Generation zur<br />

Verfügung. Ausgestattet mit AudioComfort, einem Verbund mehrerer innovativer<br />

technischer Maßnahmen zur Geräuschunterdrückung, kann eine Reduzierung des<br />

bei der MRT bisher üblichen Lärmpegels um bis zu 97 Prozent erreicht werden. Die<br />

Möglichkeit, Patienten mit den Füßen voran zu scannen sowie die für eine Ganzkörperuntersuchung<br />

notwendige Zeit von nur 12 Minuten machen das Magnetom<br />

Avanto zum effizientesten und patientenfreundlichsten System seiner Klasse und<br />

ist entscheidend für die präoperative Diagnostik polytraumatischer Patienten.<br />

Das Magnetom Avanto ist mit der neuen und innovativen Tim-Technologie ausgestattet.<br />

Herzstück dieser ist das revolutionäre Matrix-Spulen-Konzept, bei dem 76<br />

Spulenelemente mit bis zu 32 Hochfrequenz-Kanälen [76x32] kombiniert werden<br />

können – dadurch sind deutliche Verbesserungen der Aufnahmegeschwindigkeit und<br />

der Bildqualität erreichbar. Magnetom Avanto zeichnet sich zudem durch besonders<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Diagnostik<br />

leistungsstarke Gradientensysteme (vergleichbar mit „Motoren“ für die MR) aus,<br />

was z.B. sehr schnelle Untersuchungen des Herzens oder detaillierte Analysen der<br />

Gehirnfunktionen möglich macht.<br />

Die Kardio-MRT ist durch modernste Software eine einfache und schnelle Untersuchung<br />

zu Fragestellungen der Herzfunktion, Myokardmorphologie, Infarktausmaß<br />

und 3D-Koronaranatomie. In den meisten Fällen kann eine Untersuchung in weniger<br />

als 30 Minuten abgeschlossen werden. Gerade die Bedeutung für die Sportmedizin<br />

ist hierbei herauszustellen. Die dezidierte Diagnostik von z.B. Herzmuskelentzündungen<br />

ist mit keiner anderen Methode vergleichbar.<br />

Digitales Röntgen<br />

Die orthopädische Gemeinschaftspraxis verfügt über ein dosisreduziertes direktdigitales<br />

Röntgengerät. Damit lässt sich bei 40% der sonst notwendigen Strahlenbelastung<br />

ein Bild mit höherer Auflösung und somit besserer Diagnostik erzielen.<br />

Mobiles CT und Navigationsgerät<br />

Mit dem CT sind komplexe Eingriffe auch navigiert möglich. Es lassen sich bei komplizierten<br />

anatomischen Verhältnissen oder komplexen Frakturen bessere Ergebnisse<br />

erzielen.<br />

Operationstrakt<br />

Die neun Operationssäle sind in das digitale Netzwerk des Klinikkomplexes eingebunden.<br />

Somit ist die Datenübertragung sowohl intern als auch extern gewährleistet.<br />

Alle im OP erzeugten Bilder werden aufgezeichnet und der Patientendatei zugefügt.<br />

Durch externe Umgebungskameras ist neben arthroskopischen Bildern auch die<br />

Übermittlung von externem Bildmaterial möglich. Somit ist bei Live-Operationen<br />

z.B. die Lagerung der Patienten, das Präparieren von Transplantaten/Implantaten<br />

auf nationale und internationale Kongresse und Veranstaltungen übertragbar.<br />

Auf zwei Bildschirmwänden kann das Geschehen in den Operationssälen von außen<br />

verfolgt werden. Ein OP-Manager steuert die Belegung der OP-Säle und realisiert<br />

dadurch eine Optimierung der Wechselzeiten.<br />

Sterilisationsbereich<br />

Die OP-Säle werden mit sterilem Material über überschneidungsfreie Wege versorgt.<br />

Die Sterilisation ist mit besten Geräten ausgestattet. Jedes am Patient angewandte<br />

Instrument ist über einen Barcode dem Patienten zuzuordnen. Somit ist die Sterilkette<br />

lückenlos dokumentierbar.<br />

Ein modernes System dokumentiert fortlaufend alle Arbeitsschritte und lässt jederzeit<br />

einen Einblick in der Verfügbarkeit der jeweiligen OP-Set´s zu und überwacht<br />

darüber hinaus die Lagerfristen.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 13<br />

Allgemeines


Qualitätsmanagement<br />

Schon vor dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten, im Jahr 2005, wurde in den<br />

ARCUS Kliniken ein umfassendes Qualitätsmanagement implementiert, in das<br />

schrittweise alle Mitarbeiter einbezogen wurden.<br />

Aufgrund der großen Akzeptanz und des Engagements unserer Mitarbeiter konnten<br />

wir Arbeitsgruppen bilden, deren Aufgabe es ist, die klinikinternen Arbeitsabläufe<br />

und Strukturen kontinuierlich zu analysieren, anzupassen und zu optimieren.<br />

Auf dieser Basis fiel die Entscheidung KTQ (Kooperation und Transparenz für Qualität<br />

im Krankenhaus) als Qualitätsmanagement- System zu wählen.<br />

Ziel dieses Verfahrens ist es, die Klinikleitung und Mitarbeiter der jeweiligen Einrichtung<br />

zu motivieren, ein internes Qualitätsmanagement im Sinne der Patientenorientierung<br />

einzuführen bzw. dieses kontinuierlich zu verbessern.<br />

(Quelle: http://www.ktq.de/...)<br />

Die von uns angestrebte Zertifizierung wurde im November 2006, durch die Firma<br />

NIS Zert, erfolgreich abgeschlossen, die Rezertifizierung steht im November 2009 an.<br />

Verantwortlich für die Steuerung des Qualitätsmanagements sind:<br />

Qualitätsmanagerin: Qualitätsbeauftragter:<br />

Sigrun Goos Dr. med. Wolfgang Miehlke<br />

Pflegedienstleitung Leitender Arzt ARCUS Klinik<br />

goos@arcus-klinik.de miehlke@arcus-klinik.de<br />

Qualitätsphilosophie & Qualitätspolitik<br />

Die Klinikleitung hat sich verpflichtet, Qualitätsmanagement in alle Handlungsstrukturen<br />

zu integrieren.<br />

Patientenorientierung steht im Mittelpunkt unserer Bemühungen um Qualität und<br />

Patientenzufriedenheit ist unser kontinuierliches Ziel.<br />

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind maßgebliche Gestalter des Erfolgs<br />

unserer Klinik.<br />

Deshalb betrachten wir eine mitarbeiterorientierte Führung, ein großes Angebot an<br />

Fortbildungen und professionelle Zusammenarbeit als unsere zentralen Aufgaben.<br />

In allen Bereichen und allen Berufsgruppen ist Qualität ein zentrales Anliegen. Alle<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zur aktiven Mitwirkung verpflichtet. Freiwillige<br />

Arbeitsgruppen tragen zur Qualitätsverbesserung bei.<br />

Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess schließt alle Strukturen, Prozesse und<br />

Ergebnisse der Klinik ein.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Allgemeines<br />

15


16<br />

Wissenswertes & Organisatorisches<br />

OP-Tag<br />

Sie beabsichtigen, sich in unseren Kliniken einem operativen Eingriff zu unterziehen.<br />

Dazu möchten wir Ihnen einige Hinweise geben.<br />

Am Tage der Operation:<br />

• 6 Stunden vor der Operation nicht mehr essen<br />

• 2 Stunden vorher nichts mehr trinken (Ausnahme: etwas Sprudel oder Wasser<br />

etwa in Verbindung mit einem Medikament, siehe Kapitel „Anästhesie“<br />

S. 18)<br />

• keinen Kaugummi kauen, keine Bonbons lutschen<br />

• nicht rauchen<br />

• kein Make– up verwenden und das Gesicht nicht eincremen<br />

Weitere Information zur Anästhesie finden Sie im Kapitel „Anästhesie“ ab S. 18<br />

Einbestellung und Verweildauer:<br />

Bitte beachten Sie, dass der Zeitpunkt der Einbestellung und der tatsächliche Beginn<br />

einer Operation zeitlich auseinander liegen können, u.a. wegen der benötigten Zeit<br />

für die OP-Vorbereitung.<br />

Dies gilt auch für die Verweildauer im Aufwachraum bevor Sie auf Station verlegt<br />

oder bei ambulanten Operationen entlassen werden können. Die Dauer wird von<br />

vielen verschiedenen Faktoren bestimmt und kann deshalb nicht konkret genannt<br />

werden. Es handelt sich dabei lediglich um einen geschätzten Zeitpunkt.<br />

Entlassung aus dem Aufwachraum (AWR):<br />

• das wichtigste Kriterium, die Entlassung betreffend, ist der Zustand des Patienten.<br />

Die Entlassfähigkeit des Patienten unterliegt ausschließlich der Entscheidung des<br />

zuständigen Anästhesisten und Operateurs<br />

• wichtig ist weiterhin die Vollständigkeit der für die Weiterbehandlung wichtigen<br />

medizinischen Unterlagen<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Wissenswertes & Organisatorisches<br />

Durchschnittliche Verweildauer im Aufwachraum (AWR)<br />

nach OP-Ende:<br />

• 2 Stunden bei kleineren Eingriffen<br />

• mindestens 4 Stunden bei größeren Eingriffen, bei großen Operationen u.U.<br />

auch über Nacht<br />

Sollte sich bei Ihnen eine längere Wartezeit ergeben, bitten wir bereits im Voraus<br />

um Ihr Verständnis.<br />

Begleitperson:<br />

• möchte Ihre Begleitperson zwischenzeitlich das Haus verlassen, kann diese Ihre<br />

Telefonnummer beim AWR-Personal hinterlegen. Sie werden rechtzeitig über<br />

den Entlasszeitpunkt informiert<br />

• aus hygienischen Gründen ist das Betreten des AWR nicht gestattet<br />

(besondere Ausnahmefälle: z.B. operative Eingriffe bei Kindern)<br />

• für den Weg bis zum PKW steht Ihnen ein Rollstuhl zur Verfügung. Wir bitten<br />

Sie diesen wieder vor dem AWR abzustellen<br />

Apotheke:<br />

Beachten Sie bitte, dass die Apotheke nur bis 19 Uhr geöffnet hat. Das Rezept zur<br />

Thromboseprophylaxe sollten Sie rechtzeitig einlösen.<br />

Bei ambulanten Operationen:<br />

Die erste Antithrombosespritze erhalten Sie vor Ihrer Entlassung im AWR aus unserem<br />

Bestand. Wir bitten Sie daher eine Antithrombosespritze aus Ihrer Packung zu<br />

entnehmen und diese beim OP-Empfang abzugeben.<br />

Nochmals sei in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit einer konsequent<br />

durchgeführten Thromboseprophylaxe hingewiesen. Auch junge Patienten sind<br />

potentiell thrombosegefährdet.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Allgemeines<br />

17


18<br />

Anästhesie<br />

Allgemeines<br />

Das Schmerzempfinden während einer Operation kann durch verschiedene Narkoseverfahren<br />

ausgeschaltet werden.<br />

Bei einer Allgemeinanästhesie (Vollnarkose) werden Sie in einen schlafähnlichen<br />

Zustand versetzt, während sich eine Regionalanästhesie auf die Betäubung eines<br />

Teils (Region) des Körpers erstreckt.<br />

Eine Kombination beider Verfahren ist u.a. bei Operationen wie Hüft– und Kniegelenkersatz,<br />

Kreuzbandersatz und Schulteroperationen sehr sinnvoll.<br />

Durch das Platzieren eines “Schmerzkatheters“ kann auch in den Tagen nach der<br />

Operation eine ausgezeichnete Schmerztherapie gewährleistet werden.<br />

Die Operationssäle der ARCUS Kliniken sind mit den modernsten Narkosegeräten<br />

und Überwachungseinheiten ausgestattet.<br />

Unser Anästhesie-Team kümmert sich während der gesamten Operation um Ihre<br />

Sicherheit und Ihr Wohlergehen. Wir sorgen für die Ausschaltung der Schmerzen,<br />

beobachten permanent Ihre lebenswichtigen Vitalfunktionen, wie Atmung und<br />

Kreislauf, und sind so immer in der Lage, Veränderungen schnellstens zu erfassen<br />

und bei Bedarf zu korrigieren.<br />

Was ist vor der Anästhesie zu beachten?<br />

Sie werden von uns individuell beraten, welches Narkoseverfahren in Ihrem speziellen<br />

Fall sinnvoll und notwendig ist.<br />

Bedenken Sie bitte, dass Sie durch Ihr Verhalten einen wesentlichen Beitrag zum<br />

Gelingen der Anästhesie beitragen können. Folgende Hinweise sollten Sie daher<br />

unbedingt beachten:<br />

• 6 Stunden vor der Operation nicht mehr essen<br />

• 2 Stunden vorher nichts mehr trinken (Ausnahme: etwas Sprudel oder Wasser<br />

etwa in Verbindung mit einem Medikament)<br />

• keinen Kaugummi kauen, keine Bonbons lutschen<br />

• am OP-Tag nicht rauchen, kein Make-up verwenden und das Gesicht nicht eincremen<br />

• Medikamente, die Sie ständig einnehmen müssen, teilen Sie bitte unbedingt<br />

dem Anästhesisten mit. Dieser entscheidet, welche Medikamente am OP–<br />

Morgen eingenommen werden sollen. So kann es auch erforderlich sein, dass<br />

bestimmte Arzneimittel einige Tage (2-10 Tage) vor der Operation abgesetzt<br />

werden müssen. Dies betrifft v.a. blutgerinnungshemmende Medikamente wie<br />

Marcumar, acetylsalicylsäurehaltige Medikamente (Aspirin, ASS), Clopidogrel<br />

(Plavix, Iscover) sowie metforminhaltige Substanzen bei der Diabetes mellitus<br />

Behandlung.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Anästhesie<br />

Narkosevorbereitung<br />

Vor Einleitung der Narkose wird Ihnen eine Infusionskanüle in eine Armvene gelegt,<br />

ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht und kleine Elektroden für die spätere<br />

Herzüberwachung auf den Oberkörper geklebt. Anschließend werden Sie in den<br />

Vorbereitungsraum gefahren. Hier beginnen wir als Vorbereitung auf die Anästhesie<br />

mit der ständigen Überwachung Ihrer Herztätigkeit (EKG) und einer kontinuierlichen<br />

Messung des Sauerstoffgehaltes in Ihrem Blut über einen Fingersensor. Außerdem<br />

messen wir automatisch Ihren Blutdruck.<br />

Allgemeinanästhesie<br />

Zur Einleitung einer Vollnarkose werden Ihnen gut verträgliche Schlafmittel und<br />

Schmerzmedikamente über die vorher gelegte Venenverweilkanüle gespritzt und<br />

während der Narkose kontinuierlich über eine Spritzenpumpe zugeführt.<br />

Wenn Sie eingeschlafen sind, wird eine Beatmungshilfe in Form einer Kehlkopfmaske<br />

(Larynxmaske) in den Rachen eingeführt. Die Kehlkopfmaskenbeatmung ist ein<br />

einfaches und schonendes Verfahren, welches zu keinerlei Beeinträchtigung der<br />

Stimmbandfunktionen führt. Ist operationstechnisch eine Bauch- oder Seitenlage<br />

erforderlich, wird in der Regel zur Erleichterung der Beatmung eine endotracheale<br />

Intubation mit medikamentöser Muskelentspannung durchgeführt. Dabei wird unter<br />

Sicht mit Hilfe eines Laryngoskops ein Tubus an den Stimmbändern vorbei in die<br />

Luftröhre eingeführt. Selbstverständlich überwachen wir Sie die gesamte Zeit mit<br />

der größtmöglichen Sorgfalt. Während der Anästhesie werden Ihre Herz-Kreislauf-<br />

und Beatmungsparameter über ein modernes automatisches Monitoring registriert,<br />

so daß auf jede Normabweichung sofort reagiert werden kann. Zur Ermittlung der<br />

idealen Narkosetiefe können Ihre Gehirnaktivitäten erfasst werden. Die Narkosedauer<br />

wird genau auf die Länge des Eingriffs abgestimmt, daß heißt Sie werden<br />

direkt nach Operationsende aus der Narkose erwachen.<br />

Eine Nachbetreuung erfolgt auf der Wachstation, wo Sie auch kurz nach der Operation<br />

wieder trinken und Ihre Angehörigen begrüßen können.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Anästhesie<br />

19


Abb. 1:<br />

Plexusanästhesie<br />

Abb. 2:<br />

Spinalanästhesie<br />

Abb. 3:<br />

Spinalanästhesie<br />

20<br />

Anästhesie<br />

Regionalanästhesie<br />

Plexusanästhesie<br />

Für Operationen an Schulter, Ellenbogen und Hand kommt als regionales Anästhesieverfahren<br />

die Plexusanästhesie in Frage.<br />

Hierbei wird das Schmerzempfinden in Ihrem Arm oder Ihrer Schulter ausgeschaltet.<br />

Das Nervengeflecht, das die Schulter bzw. Ihren Arm versorgt, kann durch die Gabe<br />

eines Lokalanästhetikums einige Stunden vorübergehend betäubt werden. Es ist<br />

daher „normal“, wenn Sie Ihren Arm in dieser Zeit nicht bewegen können.<br />

Zusätzlich erhalten Sie eine „leichte“ Allgemeinanästhesie, um Ihr Wohlempfinden<br />

und Ihren Komfort während der Operation zu erhöhen.<br />

Spinalanästhesie<br />

Schmerzfreie Eingriffe unterhalb des Bauchnabels werden auch durch die Spinalanästhesie<br />

ermöglicht.<br />

Auch bei diesem rückenmarksnahen Verfahren wird (in großem Abstand zum Rückenmark)<br />

normalerweise zwischen dem 3. und 4. Lendenwirbeldornfortsatz mit<br />

einer sehr dünnen Kanüle etwas Lokalanästhetikum in den sog. Liquorraum gespritzt.<br />

Sie erleichtern uns das Auffinden des Spinalkanals, wenn Sie während der Punktion<br />

einen „Katzenbuckel“ machen, d.h. sich nach vorne beugen und das Kinn auf die<br />

Brust drücken.<br />

Nach kurzer Zeit bemerken Sie ein Wärme– und ein zunehmendes Schweregefühl in<br />

den Beinen. Vor Beginn der Operation wird geprüft, ob es zu einer ausreichenden<br />

Ausbreitung der Betäubung gekommen ist. Je nach Art des verwendeten Lokalanästhetikums<br />

kann diese bis zu 6 Stunden anhalten. In einigen Fällen kann es durch<br />

Mitbetäubung der Blasennerven zu einem vorübergehenden Harnverhalt kommen.<br />

Insbesondere jüngere Patienten können in sehr seltenen Fällen nach einer Spinalanästhesie<br />

Kopfschmerzen entwickeln.<br />

Periduralanästhesie<br />

Die Periduralanästhesie (PDA) zählt ebenfalls zu den rückenmarksnahen Verfahren.<br />

Im Gegensatz zur Spinalanästhesie wird hier die harte Haut, die das Rückenmark<br />

und die daraus entspringenden Nerven umgibt nicht punktiert. Dies bedeutet, dass<br />

im Vergleich zur Spinalanästhesie mehr Lokalanästhetikum gegeben werden muss<br />

und der Betäubungseffekt etwas später eintritt. Prinzipiell eignet sich die PDA zwar<br />

auch als alleiniges Anästhesieverfahren für Eingriffe an der unteren Körperhälfte,<br />

wird aber insbesondere wegen der langen Anschlagszeit bei größeren Eingriffen<br />

eher als zusätzliches Verfahren zur postoperativen Schmerztherapie angeboten.<br />

Ein dünner Katheter, der bei diesem Verfahren im Periduralraum platziert wird,<br />

kann in den ersten postoperativen Tagen für eine kontinuierliche Schmerztherapie<br />

genutzt werden.<br />

Ob eine dieser Techniken für Sie in Frage kommt, sollte im Gespräch mit Ihrem<br />

Anästhesisten geklärt werden.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Anästhesie<br />

Kombination von Allgemeinanästhesie und<br />

Regionalanästhesie<br />

Wie bereits erwähnt, kann es für viele Operationen sinnvoll sein, beide Anästhesieformen<br />

zu kombinieren.<br />

Die Allgemeinanästhesie erspart Ihnen das bewusste Miterleben der Operation und<br />

ermöglicht eine sichere künstliche Beatmung.<br />

Die Regionalanästhesie dient der Schmerzausschaltung während und nach der<br />

Operation. Durch kontinuierliche Gabe des Lokalbetäubungsmittels benötigen Sie<br />

wesentlich weniger stark wirksame Schmerzmedikamente, so dass weniger Nebenwirkungen<br />

wie Übelkeit, Erbrechen oder Müdigkeit auftreten.<br />

Wird bei Ihnen ein solcher Katheter gelegt, so besteht die Möglichkeit, diesen im<br />

Bedarfsfall auch einige Tage auf Station zur Schmerztherapie zu verwenden.<br />

Beinnervenbetäubung (sog. 3 in 1 Blockade; Femoralis-,<br />

Ischiadicuskatheter)<br />

Diese Formen der sog. peripheren Regionalanästhesien kommen insbesondere bei<br />

Kreuzbandoperationen, bei Kniegelenkersatz sowie komplexen Fußoperationen<br />

zur Anwendung.<br />

Dabei wird in der Regel nach Einleitung einer Allgemeinanästhesie unter Zuhilfenahme<br />

eines Nervenstimulationsgerätes der Nerv (N. femoralis) in der Leiste aufgesucht,<br />

der hauptsächlich für die Versorgung der vorderen Anteile des Kniegelenkes sowie<br />

der Kniestreck– und Hüftbeugemuskulatur zuständig ist. Eine einmalige Injektion<br />

von Lokalanästhetika führt zu einer lang anhaltenden Schmerzreduktion. Die Platzierung<br />

eines dünnen Katheters in Nervennähe ermöglicht Nachinjektionen auch an<br />

den folgenden Tagen nach der Operation, so dass die ersten physiotherapeutischen<br />

Behandlungen weitgehend schmerzfrei durchgeführt werden können.<br />

Wenn ein Kniegelenkersatz mittels einer (Teil-) Prothese durchgeführt werden soll,<br />

wird zusätzlich ein zweiter Katheter an den Nerven (N. ischiadicus) gelegt, der im<br />

Wesentlichen die Rückseite des Oberschenkels und den Unterschenkel versorgt.<br />

So ist es auch verständlich, dass Sie selbst nach größeren Operationen ohne bzw.<br />

nur mit leichten Schmerzen aus der Narkose erwachen werden.<br />

Für Operationen an Arm und Schulter gibt es analoge Verfahren.<br />

Periphere Nervenblockaden<br />

Bei Operationen an der Hand oder dem Fuß kann zusätzlich zu einer Allgemeinanästhesie<br />

eine gute Schmerztherapie auch durch Nervenblockaden erzielt werden,<br />

die weiter entfernt vom Nervenhauptstamm, d.h. peripher, durchgeführt werden.<br />

Dazu gehört der Hand– und Fußblock.<br />

Der Vorteil liegt in einer nur geringen Beeinträchtigung der Muskelaktivität der<br />

betroffenen Gliedmaßen, einem reduzierten Bedarf an Narkosemedikamenten und<br />

einer lang andauernden postoperativen Schmerzreduktion.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Anästhesie<br />

21


22<br />

Meniskus<br />

Allgemeines<br />

Das menschliche Kniegelenk besitzt einen Innenmeniskus und einen Außenmeniskus.<br />

Jeder Meniskus besteht aus elastischem Kollagenfasergewebe. Die Menisken liegen<br />

zwischen den Gleitflächen von Ober- und Unterschenkel. Sie bewegen sich bei<br />

Kniebeugung und Kniestreckung, ebenso wie bei Außen- oder Innenrotationsbewegungen<br />

in die gleiche Richtung mit. Der Außenmeniskus ist kleiner als der Innenmeniskus<br />

und auch beweglicher. Die Menisken dienen zum Ausgleich der Inkongruenz<br />

zwischen Ober- und Unterschenkel, zur Vergrößerung der Auflagefläche und<br />

zur Kraftübertragung. Bei der Übertragung der Kraft führen die Menisken zu einer<br />

Stressverteilung von 30-70% der Gesamtlast (nach einer totalen Meniskusentfernung<br />

steigt die Belastung des Knorpels). Der Meniskus ist außerdem verantwortlich für<br />

Schockabsorption, Gelenkschmierung und trägt auch zur Stabilität des gesamten<br />

Kniegelenkes bei. Meniskusrisse können traumatisch oder degenerativ bedingt sein.<br />

Sie sind auf der Innenseite 3x häufiger als auf der Außenseite des Kniegelenkes.<br />

Abb. 1:<br />

Draufsicht Innen- und Außenmeniskus (Quelle: Smith & Nephew GmbH)<br />

Oft führt ein Knieverdrehtrauma zu einer Meniskusverletzung.<br />

Häufiger tritt jedoch der degenerative Meniskusschaden auf Grund des vorzeitigen<br />

Alterungsprozesses des Meniskusgewebes ohne adäquates Trauma auf, meist infolge<br />

von Überbelastung und/oder Achsenfehlstellung bzw. aufgrund wiederholter<br />

Mikrotraumen.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Meniskus<br />

Beschwerden<br />

Die häufigsten Symptome eines Meniskusschadens sind Schmerzen an der Außen-<br />

oder Innenseite des Kniegelenkes, vor allem unter Belastungen und Drehbewegungen.<br />

Das „Blockieren“ des Gelenkes, d.h. die vorübergehende Unfähigkeit das Knie<br />

zu beugen oder zu strecken, ist ein spezieller Hinweis auf einen eingeklemmten<br />

Korbhenkel- oder Lappenriss. Es kann teilweise auch zu einer Schwellung und Überwärmung<br />

des Kniegelenkes aufgrund des akuten Reizzustandes des betroffenen<br />

Kniegelenkes kommen.<br />

Abb. 2:<br />

Komplexriss nach Teilresektion<br />

Therapie<br />

Abb. 3:<br />

Komplexriss ohne Nahtmöglichkeit<br />

Die Therapie des Meniskusschadens ist je nach Schweregrad konservativ oder operativ<br />

möglich. Bei einem weitgehend „beschwerdearmen“, stabilen Meniskusriss,<br />

der Alltagsbelastungen zulässt, ist eine kombinierte medikamentös-physikalische<br />

Therapie möglich.<br />

Die operative Therapie wird minimal-invasiv arthroskopisch durchgeführt. Auf Grund<br />

der bekannten Langzeitfolgen nach Meniskusentfernung versuchen wir bei jungen<br />

Patienten mit allen Mitteln soviel Meniskus wie möglich zu erhalten. Bei Lappen- oder<br />

Korbhenkel-Rissen des Meniskus, kann in manchen Fällen eine Naht des Meniskus<br />

durchgeführt werden. Es sind gute Heilungschancen der Naht bekannt, wenn die<br />

Risse in der basisnahen, gut durchbluteten Region des Meniskus liegen. Ob eine<br />

Naht des Meniskus in Frage kommt, muss während der Operation vom erfahrenen<br />

Operateur entschieden werden.<br />

Abb. 4:<br />

Korbhenkelriss<br />

Abb. 5:<br />

Meniskusnaht<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 23<br />

Knie


24<br />

Meniskus<br />

Meniskusnaht<br />

In den ARCUS Kliniken werden je nach Notwendigkeit verschiedene Nahttechniken<br />

eingesetzt. Diese sind erprobte, komplikationsarme Verfahren und versprechen<br />

gute Heilungschancen. Um das Zusammenwachsen der zerrissenen Meniskusanteile<br />

zu ermöglichen und das Einwachsen von Blutgefäßen zu induzieren, werden die<br />

Rissstellen vor der Naht mit mikrochirurgischen Instrumenten durch Auffrischung<br />

(„needling“ und „rasping“) vorbereitet. Im Falle eines kleinen Risses und bei gleichzeitigem<br />

Kreuzbandriss ist dies oft ausreichend und wird als indirekte Naht angesehen.<br />

Bei einer isolierten Meniskusverletzung oder einem größeren Riss wird eine direkte<br />

Meniskusnaht durchgeführt, indem die Riss-Enden aneinander genäht werden.<br />

Meniskusteilresektion<br />

Stellt sich heraus, dass der Meniskus nicht genäht werden kann, dann erfolgt in<br />

der Regel eine Meniskusteilentfernung. Hierbei wird sowenig Meniskusgewebe<br />

wie möglich entfernt und soviel wie notwendig, um anschließend einen stabilen<br />

funktionsfähigen Restmeniskus zu erhalten. Durch die Teilentfernung des Meniskus<br />

verringert sich zwar die Auflagefläche geringfügig, dies wirkt sich jedoch im Regelfall<br />

je nach Größe des entfernten Anteils nicht nachteilig auf die Gelenkfunktion aus.<br />

Nachbehandlung<br />

Nach der Operation dürfen Sie nicht selbst Auto fahren. Meistens wird eine entzündungshemmende<br />

Medikation von uns verordnet, die regelmäßig eingenommen<br />

wird. Eine Thromboembolieprophylaxe mit sog. “Bauchspritzen“ ist unbedingt notwendig<br />

für die Dauer der Gehstockentlastung. Eine in das Kniegelenk eingelegte<br />

Drainage wird meist am ersten oder zweiten Tag nach der Operation gezogen, das<br />

Nahtmaterial nach 10-12 Tagen. Diese Maßnahmen übernimmt in der Regel der<br />

zuweisende Fach- oder Hausarzt.<br />

Nach einer Meniskusnaht soll das Knie in der Regel in den ersten 12 Wochen unter<br />

Belastung nicht über 90 Grad gebeugt werden (nicht in die Hocke gehen!). Die ersten<br />

2 Wochen sollte nur mit Sohlenkontakt belastet werden, die 3. und 4. Woche<br />

nach der Operation mit 20 kg, danach findet ein moderater Belastungsaufbau statt.<br />

Intensive sportliche Betätigung ist meist nach 3-4 Monaten möglich.<br />

Nach einer Meniskusteilentfernung ist eine Vollbelastung meist nach 5-7 Tagen<br />

erlaubt. Für die Dauer der Gehstockentlastung ist eine entsprechende Thromboembolieprophylaxe<br />

erforderlich.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Meniskus<br />

Meniskusersatz<br />

Wurde bei einem jungen Patienten frühzeitig der Meniskus zu großen Teilen entfernt,<br />

ist eine Meniskustransplantation oder ein Meniskusersatz zu diskutieren.<br />

Durch das Fehlen des Meniskus kann es verfrüht zu einer Arthrose kommen. Die<br />

Operation dient zum Hinauszögern der Arthroseentstehung und ihr Erfolg ist eng<br />

mit gesundem vorhandenen Knorpel, intakten Bandverhältnissen und physiologischer<br />

Beinachse verbunden.<br />

Eine Transplantation eines Spendermeniskus („Allograft“) ist ebenso möglich wie die<br />

Implantation von künstlich hergestelltem Meniskusersatzgewebe („CMI“ = Collagen<br />

Meniskus Implantat oder Polyurethan ACTIFIT). Die Implantate werden intraoperativ<br />

zugeschnitten, damit sie genau in den vorbereiteten Defekt passen. Dann wird das<br />

gewählte Implantat eingenäht und muss über mehrere Wochen einheilen. Das neue<br />

Gewebe soll dann die Meniskusfunktion wiederherstellen, Schmerz wird vermindert<br />

und der degenerative Prozess wird möglicherweise unterbrochen. Aufgrund der sehr<br />

strengen Indikationsstellung wird die Operation insgesamt eher selten durchgeführt.<br />

Abb. 6:<br />

Meniskusersatz (Quelle: ReGen Biologics)<br />

Nachbehandlung<br />

Nach einer Meniskusersatzoperation ist eine Entlastung mit Gehstützen für 2-3<br />

Monate erforderlich, um das Einheilen des Spendermeniskus zu ermöglichen.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 25<br />

Knie


26<br />

Vorderes Kreuzband<br />

Allgemeines<br />

Kreuzbandverletzungen treten als Folge akuter Sport- und Unfallverletzungen auf.<br />

Nach einer Kreuzbandverletzung schwillt das Kniegelenk aufgrund eines Blutergusses<br />

an. Die weiteren Symptome sind eine schmerzhaft eingeschränkte Kniebeweglichkeit<br />

sowie ein in Abhängigkeit vom Verletzungsgrad vorhandenes Instabilitätsgefühl. Die<br />

Diagnosestellung kann im akuten Zustand erschwert sein, da Schmerzen, Schwellung<br />

und Muskelverspannung die Untersuchung behindern. Der positive Ausfall des Pivot<br />

shifts gilt als sicheres klinisches Zeichen der vorderen Kreuzbandruptur, der positive<br />

Lachman-Test als wahrscheinlich.<br />

Neben der orthopädischen Untersuchung ist eine Kernspintomographie (MRT) bei<br />

frischer Kreuzbandverletzung angeraten, da zu einem hohen Prozentsatz Begleitverletzungen,<br />

wie Meniskus-, Innenband- und Knorpelschäden vorliegen. Mit der<br />

Kernspintomographie kann das gesamte Ausmaß der Verletzung sehr genau festgestellt<br />

werden. Besondere Relevanz erfährt die Kernspintomographie dadurch auch<br />

im Hinblick auf die Operationsplanung sowie die Zuordnung operationspflichtiger<br />

Begleitverletzungen der Menisken, der Seitenbänder und/oder des dorso-lateralen<br />

Kapselecks mit Abriss der Popliteussehne.<br />

vorderes Kreuzband<br />

Innenmeniskus<br />

Schienbein<br />

Abb. 1:<br />

Kniegelenk mit Kreuzbändern und Menisken (Quelle: Smith & Nephew GmbH)<br />

Problematik bei gerissenem Kreuzband<br />

Oberschenkelrolle<br />

hinteres Kreuzband<br />

Außenmeniskus<br />

Wadenbein<br />

Die Kreuzbänder bilden die zentralen Stabilisierungspfeiler des Kniegelenkes<br />

(Abb. 1). Ihre wesentliche Aufgabe ist die Sicherung des Kniegelenkes gegenüber<br />

Abbrems- und Beschleunigungsaktionen sowie Drehbewegungen. Verletzungen<br />

der Kreuzbänder betreffen zu über 90% das vordere Kreuzband (VKB). Der Kreuzbandriss<br />

verursacht eine gravierende Störung des natürlichen Gelenkspiels. Wenngleich<br />

beim muskulär geschulten Sportler die Kreuzbandruptur unter konservativen<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Vorderes Kreuzband<br />

Therapiemaßnahmen anfänglich noch kompensiert werden kann, ist im weiteren<br />

Verlauf mit einer Schädigung weiterer Strukturen und einem damit verbundenem<br />

deutlich erhöhten Arthroserisiko zu rechnen.<br />

Nach einer Kreuzbandruptur steht für die meisten Patienten der Wunsch des Wiedererreichens<br />

der Sportfähigkeit im Vordergrund. Die Operationsnotwendigkeit<br />

richtet sich nach Aktivität, Instabilitätssymptomatik und Alter. Besonders der sportlich<br />

orientierte Patient profitiert von einer zeitnahen operativen Versorgung. Ein konservativer<br />

Behandlungsversuch ist hingegen bei geringer Instabilitätssymptomatik<br />

und niedrigem körperlichen Belastungsanspruch gerechtfertigt. Bei Kreuzbandverletzungen<br />

im Kindes- und Jugendalter muss eine frühzeitige operative Rekonstruktion<br />

unter Verwendung geeigneter Techniken erwogen werden, um schwerwiegenden<br />

Folgeschäden im Sinne sekundärer Gelenkknorpel- und Meniskusschäden vorzubeugen.<br />

Gerade hier haben wir umfangreiche Erfahrungen und zahlreiche Studien zu<br />

dieser Thematik veröffentlicht.<br />

Abb. 2:<br />

Arthroskopisches Bild einer frischen VKB-Ruptur<br />

Aktuelle Operationsverfahren<br />

Abb. 3:<br />

Kreuzbandersatz aus Semitendinosus-Sehnentransplantat<br />

Durch die enorme Weiterentwicklung der arthroskopischen Operationstechniken<br />

sind die Behandlungsmöglichkeiten für den Kreuzbandersatz in den letzten Jahren<br />

erheblich verbessert worden. Kürzere Operationszeiten, ein geringeres Operationstrauma,<br />

weniger Schmerzen und ein besseres kosmetisches Ergebnis sprechen<br />

heute für diese minimal-invasiven Operationsmethoden. Ein korrektes operatives<br />

Vorgehen jedoch erfordert ein Höchstmaß an Erfahrung (Abb. 2+3). Daher sollte<br />

ein derartiger Eingriff in spezialisierten Zentren vorgenommen werden. In der <strong>Arcus</strong><br />

Klinik Pforzheim werden jährlich über 1200 arthroskopische Kreuzbandoperationen<br />

durchgeführt.<br />

Der arthroskopische Kreuzbandersatz mittels autologer (körpereigener) Sehnentransplantate<br />

hat sich heute als Standard durchgesetzt. Verwendet werden Hamstringsehnentransplantate<br />

(Semitendinosus- und Gracilissehne) in dreifach- und vierfach-<br />

Bündeltechnik sowie Patellarsehnenstreifen, Quadrizepssehnen und nach mehrfach<br />

Rupturen auch Spendertransplantate. Gemeinsame Eigenschaft dieser Transplantate<br />

ist eine mit dem natürlichen vorderen Kreuzband vergleichbare Zerreißkraft und<br />

Elastizität. Dennoch unterscheiden sich die Transplantate hinsichtlich ihrer Entnahme<br />

und ihrer Verankerungsmöglichkeiten.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 27<br />

Knie


Abb. 4:<br />

Quadruple-Hamstringsehnen-<br />

Transplantat mit Endobutton ®<br />

bzw. Retrobutton ® armiert.<br />

(Quelle: Arthrex GmbH)<br />

Abb. 5:<br />

Patellarsehnen-Transplantat<br />

als Kreuzbandersatz<br />

(Quelle: Arthrex GmbH)<br />

Abb. 6:<br />

Zweibündel-Rekonstruktion des VKB<br />

(schematisierte Darstellung)<br />

28<br />

Vorderes Kreuzband<br />

Hamstringtransplantat (Kniebeugesehnen: Semitendinosus- und<br />

Gracilissehne)<br />

Über einen kleinen Hautschnitt am innenseitigen Schienbeinkopf werden die Semitendinosus-<br />

und Gracilissehne entnommen und jeweils gedoppelt, so dass sich<br />

hieraus ein Vierfach-Transplantat ergibt (Abb. 4). Alternativ besteht bei ausreichender<br />

Sehnenlänge auch die Möglichkeit, lediglich die Semitendinosussehne zu gewinnen<br />

und diese als Drei- bzw. Vierfachbündel zu vernähen.<br />

Die Vorteile bei der Verwendung von Hamstringsehnen sind vor allem in der geringeren<br />

Entnahmeproblematik bei weniger Schmerzen und einer kosmetisch günstigeren<br />

Hautnarbe zu sehen. Das Kniebeugesehnentransplantat erreicht während<br />

des Einheilprozesses eher die Elastizität des natürlichen Kreuzbandes, was einen<br />

weiteren wesentlichen Vorteil dieser Methode darstellt. Relevante Störungen der<br />

Beugesehnenfunktion durch das Entfernen der Hamstringsehnen entstehen nicht.<br />

Patellarsehne (Sehne unterhalb der Kniescheibe)<br />

Als Kreuzbandersatz wird das mittlere Drittel der Sehne als „Bone-Tendon-Bone-“<br />

(Knochen-Sehne-Knochen-) Transplantat entnommen (Abb. 5). Vorteil dieser Methode<br />

ist die stabile Fixation sowie die rasche knöcherne Einheilung des Transplantates.<br />

Als Nachteile gelten Schmerzen, welche an der Entnahmestelle auftreten können<br />

und eine mögliche Verminderung der Muskelkraft des Oberschenkelstreckmuskels.<br />

Der so genannte „vordere Knieschmerz“ ist nach vorderer Kreuzbandplastik mit<br />

Patellarsehne statistisch häufiger als nach Ersatz mit Hamstringtransplantat.<br />

Zwei-Bündel-Rekonstruktion („double bundle“)<br />

Als neueres Verfahren wird von einigen Arbeitsgruppen gegenwärtig die Zwei-<br />

Bündel-Rekonstruktion unter Verwendung von Hamstringsehnen bei der Rekonstruktion<br />

des VKB favorisiert. Bei dieser Technik erfolgt der Kreuzbandersatz entsprechend<br />

der anatomischen Kreuzbandstruktur als zweifacher Transplantatstrang,<br />

dem anteromedialen und posterolateralen Faserbündel (Abb. 6). Der bisher nur<br />

in experimentellen Simulationen belegten höheren biomechanischen Effizienz<br />

der Zwei-Bündel-Rekonstruktion steht jedoch eine aufwendigere Operations- und<br />

Verankerungstechnik gegenüber, deren langfristige Effizienz hinsichtlich einer<br />

optimierten Kniegelenksstabilisierung jedoch bislang nicht nachgewiesen werden<br />

konnte. Im Rahmen kontrollierter Studien wird dieses Verfahren in unserem Haus<br />

ebenfalls angewandt.<br />

Quadrizepssehne (Sehne des Oberschenkelstreckmuskels)<br />

Das Quadrizepssehnentransplantat mit endständigem patellarem Knochenblöckchen<br />

findet vorwiegend in der Revisionschirurgie (erneuter Kreuzbandriss) Anwendung.<br />

Den mit dem natürlichen Kreuzband vergleichbaren biomechanischen Transplantateigenschaften<br />

steht eine operationstechnisch anspruchsvolle Transplantatentnahme<br />

gegenüber, welche sich zur Erstversorgung der Kreuzbandruptur nicht<br />

generell durchsetzen konnte. Ein Vorteil dieses Verfahrens liegt in der Möglichkeit<br />

der implantatfreien Press-fit Verankerung des Quadrizepssehnentransplantates im<br />

Oberschenkelknochen, wodurch eine biologisch optimale Einheilung und ein vereinfachtes<br />

Vorgehen im Revisionseingriffe gewährleistet wird. Nachteilig ist hingegen<br />

die operationstechnisch aufwendigere Sehnenentnahme und eine Schwächung der<br />

Oberschenkelstreckfunktion.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Vorderes Kreuzband<br />

Spendersehne<br />

Spendersehnen (Allografts) finden vorwiegend im amerikanischen Raum Anwendung.<br />

Vorteil dieser Methode ist der Wegfall der Entnahmeprobleme. Nachteilig sind hingegen<br />

mögliche Immunreaktionen sowie eine nachgewiesene höhere Versagensrate.<br />

Die Verwendung von Spendersehnen kommt als Reserveverfahren insbesondere bei<br />

Zweit- und Drittoperationen in Ermanglung geeigneter körpereigener Transplantate<br />

in Betracht. Seit 1993 haben wir in den ARCUS Kliniken deutschlandweit die meiste<br />

Erfahrung mit Spendersehnen als Kreuzbandersatz.<br />

Fixation des Kreuzbandtransplantates<br />

Gemeinsames Ziel sämtlicher Rekonstruktionstechniken ist die primärstabile Transplantatverankerung.<br />

Hierfür stehen verschiedene Fixationsmaterialien wie metallische<br />

oder bioabsorbierbare Interferenzschrauben, Staples (Krampen), Pins sowie<br />

Fixationsbuttons (Knöpfe) zur Verfügung (Abb. 7, 8a, 8b). Für alle gegenwärtig<br />

verwendeten Systeme wurde eine den postoperativen Stabilitätsanforderungen<br />

gerecht werdende initiale Haltekraft nachgewiesen. Letztendlich muss jedoch die<br />

Transplantatverankerung bis zur knöchernen Einheilung als eigentliche Schwachstelle<br />

der Kreuzbandplastik angesehen werden.<br />

Abb. 7:<br />

Fixation des VKB-Ersatzes: Transfix ® und<br />

Bioschraube (Quelle: Arthrex GmbH)<br />

Zeitpunkt der Kreuzbandrekonstruktion<br />

Abb. 8a:<br />

Fixation des VKB-Ersatzes: Endobutton ® bzw. Retrobutton<br />

® (Quelle: Arthrex GmbH)<br />

Bei frischer Ruptur kann der Eingriff im Sinne der Primärversorgung innerhalb<br />

der ersten 24 bis 48 Stunden erfolgen. Diese Option kommt u.a. bei knöchernen<br />

Kreuzbandausrissen sowie akut versorgungspflichtigen Begleitverletzungen wie<br />

nahtfähigen Meniskusrupturen oder komplexe Kniebandinstabilitäten mit Zerreißungen<br />

des Seitenbandsystems in Frage. In anderen Fällen wird der Operationszeitpunkt<br />

nach Abklingen der Entzündungsreaktionen nach einem 4- bis 6-wöchigen<br />

Intervall geplant. Während der entzündlichen Phase ist die operative Versorgung<br />

aufgrund der nachgewiesenen erhöhten Komplikationsrate im Sinne postoperativer<br />

Bewegungsstörungen (Arthrofibrose) nicht zu empfehlen. Eine Verkürzung der<br />

Abb. 8b:<br />

Fixationsmaterial:<br />

Bio-Schraube und Endobutton ®<br />

(Quelle: Smith & Nephew GmbH)<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 29<br />

Knie


30<br />

Vorderes Kreuzband<br />

„6-Wochen-Frist“ ist möglich und vertretbar, wenn sich das Gelenk bereits vorzeitig<br />

in einem reizfreien Zustand befindet.<br />

Bis zum Operationszeitpunkt wird das Gelenk funktionell konservativ behandelt. Im<br />

Vordergrund steht die Durchführung abschwellender Maßnahmen sowie die Wiederherstellung<br />

funktioneller Bewegung. Der präoperative Einsatz stabilisierender<br />

Knieorthesen ist bei ausgeprägter Instabilitätssymptomatik und bei begleitenden<br />

Läsionen des Innenseitenbandes indiziert.<br />

Abb. 9:<br />

Knieführungsschiene vom Typ Donjoy ®<br />

(Quelle: Ormed.DJO)<br />

Nachbehandlung<br />

Die Rehabilitation nach Kreuzbandrekonstruktion stellt eine bedeutsame Komponente<br />

des Therapiekonzeptes dar. Das vorrangige Ziel ist einerseits auf die frühzeitige<br />

Wiedererlangung eines freien Bewegungsumfangs, volle Belastbarkeit sowie<br />

muskuläre Kontrolle und Koordination ausgerichtet. Andererseits werden aktuelle<br />

Nachbehandlungskonzepte den wissenschaftlich nachgewiesenen biologischen Heilungsphasen<br />

angepasst. Gegenwärtig ist das in den 90er Jahren propagierte akzelerierte<br />

Rehabilitationsprogramm einer adaptierten und restriktiveren postoperativen<br />

Therapieplanung gewichen und berücksichtigt die individuelle Gewebereaktion und<br />

den Heilungsverlauf. Die postoperative Versorgung mittels einer, das Kniegelenk<br />

stabilisierenden, Knieorthese ist heute als Standard anerkannt. Bei optimal durchgeführter<br />

Rehabilitation ist mit einer belastungsstabilen Wiederherstellung der<br />

Kniegelenksfunktion und –stabilität nach 6-9 Monaten zu rechnen.<br />

ARCUS Rehabilitationsprogramm nach Kreuzbandersatz:<br />

Stationäre Phase (2-3 Tage):<br />

Eispackung und Lymphdrainage. Beginn mit Krankengymnastik im schmerzfreien<br />

Bereich sowie Gangschule an Unterarmgehstützen. Weitere Maßnahmen sind<br />

Muskelstimulation, Lymphdrainage und Thromboseprophylaxe. Entfernung der<br />

Redondrainagen am 2. postoperativen Tag.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Vorderes Kreuzband<br />

Poststationäre Phase:<br />

abschwellende Therapie, Krankengymnastik. Primär Erarbeiten der aktiven Streckung,<br />

Quadrizepsisometrie, Eigentraining, Bewegungsübungen und Motorschiene: 1. Woche<br />

bis 60° Knieflexion, 2. bis 4. Woche 90°, anschließend Freigabe der Beweglichkeit.<br />

Belastung: abrollen (5 kg) an Unterarmgehstützen für eine Woche, 2.-3. Woche<br />

20 kg, danach Übergang zur Vollbelastung in Abhängigkeit von der muskulären<br />

Kontrolle und Tonisierung.<br />

Koordinations- und Propriozeptionsschulung (Wackelbrett, Posturomed, Aerostep,<br />

Aquajogging). Ergometer. Kniebeugen und Beinpresse möglich (Training im geschlossenen<br />

System), aber forcierte Streckung gegen Widerstände vermeiden zur<br />

Schonung der Sehnenentnahmestelle.<br />

Sportfähigkeit:<br />

• Radfahren, Walking ca. 6 Wochen postoperativ<br />

• Jogging ca. 3 Monate postoperativ<br />

• Kontaktsportarten, Fußball, Handball, Ski, Tennis ca. 6-9 Monate postoperativ<br />

Seitenbandverletzungen des Kniegelenkes<br />

Verletzungen des Innenseitenbandes können aufgrund der guten Spontanheilungstendenz<br />

meist konservativ behandelt werden. Eine Ausnahme bildet die komplette<br />

Zerreißung des medialen Kapselbandkomplexes mit Beteiligung des hinteren<br />

Schrägbandes und der dorsomedialen Kapsel. Hier ist eine Operationsindikation mit<br />

Naht der zerissenen Bandstrukturen gegeben. Verletzungen auf der Außenseite des<br />

Kniegelenkes zeigen im Allgemeinen keine günstige Spontanprognose. In diesen<br />

Fällen muss eine operative Akutrekonstruktion angestrebt werden.<br />

Hintere Kreuzbandruptur<br />

Verletzungen des hinteren Kreuzbandes entstehen zumeist durch eine gewaltsame<br />

Rückwärtsverlagerung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel, beispielsweise<br />

durch direkte Anpralltraumata des Schienbeinkopfes von vorne. Bei frühzeitiger<br />

und korrekter Diagnosestellung zeigt die hintere Kreuzbandverletzung eine gute<br />

Spontanheilungstendenz. Voraussetzung hierfür ist das ganz konsequente Tragen<br />

einer speziellen PTS Schiene ® (Abb. 10), welche den Unterschenkel permanent nach<br />

vorne abstützt. Eine Operationsindikation ergibt sich dann, wenn der „hintere<br />

Schubladentest“ trotz mehrwöchiger konservativer Behandlung positiv ausfällt.<br />

Aktuelle Operationsverfahren<br />

Die operative Therapie der hinteren Kreuzbandruptur erfolgt heute - analog zur<br />

VKB-Ruptur - vollendoskopisch (Abb. 11), wobei für den Bandersatz ganz überwiegend<br />

antologe (körpereigene) Sehnentransplantate verwendet werden.<br />

Abb. 10:<br />

Knielagerungsschiene bei hinterer<br />

Kreuzbandruptur<br />

(Quelle: medi GmbH & Co. KG)<br />

Abb. 11:<br />

HKB-Ersatz, schematisiert<br />

(Quelle: Arthrex GmbH)<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 31<br />

Knie


Kniescheibe (Patella)<br />

Allgemeines<br />

Die Kniescheibe (Patella) ist ein frei laufender „Abstützknochen“ für die Strecksehne<br />

des Oberschenkels. Sie besitzt keine feste knöcherne Gelenkführung, sondern ist<br />

nur an Sehnen, Muskeln und Bändern aufgehängt. Sie gleitet in einer V-förmigen<br />

Rinne des Oberschenkelknochens (Gleitlager, Trochlea). Bei anlagebedingter Fehlform<br />

oder bei Veränderung des Muskelgleichgewichts (z.B. nach Operationen) ist sie<br />

anfällig für Beschwerden und Verletzungen. Der Patient gibt meist einen vorderen<br />

Knieschmerz an. Zu den häufigsten Krankheitsbildern gehören die Plicaschmerzen,<br />

die habituelle oder traumatische Patellaluxation, Knorpel- und Knochenschäden an<br />

der Patella und ihrem Gleitlager.<br />

Oberschenkelgleitlager<br />

Abb. 1:<br />

Patella / Oberschenkelgleitlager<br />

Plicaschmerzen<br />

Patella<br />

Hier können vergrößerte Falten und Verdickungen der Gelenkinnenhaut durch<br />

wiederholte Einklemmungen schmerzen oder sogar den freien Lauf der Kniescheibe<br />

verändern, so dass es zu Fehl- und Überbelastungen mit nachfolgenden Knorpelschäden<br />

der Kniescheibe kommen kann. Falls eine konservative Therapie nicht ausreicht,<br />

kann die Plica arthroskopisch entfernt werden.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Knie<br />

33


34<br />

Femur<br />

Patella<br />

Abb. 2:<br />

äußere Kapsel: Patellalateralisierung<br />

Kniescheibe (Patella)<br />

Habituelle oder traumatische Patellaluxation<br />

Man unterscheidet hierbei zwischen einer anlagebedingten Störung oder einem<br />

akuten Unfallereignis. Bei der habituellen Patella(sub)luxation tritt die Instabilität<br />

der Kniescheibe anlagebedingt durch eine zu flache Form des Gleitlagers oder<br />

schwache Haltebänder und Muskeln der Kniescheibe und Kniegelenkkapsel auf.<br />

Bei der traumatischen Patellaluxation tritt als Unfallfolge nach Verrenkung (Luxation<br />

zur Außenseite) die Instabilität auf.<br />

Konservative Therapie<br />

In Abhängigkeit vom Ausmaß bestehender Formanweichungen des Kniegelenkes<br />

kann zunächst ein konservativer Behandlungsversuch durchgeführt werden. Die<br />

Übungen sollen vor allem eine Kräftigung des M. vastus medialis in Beinstreckung<br />

bewirken. Wichtig ist in jedem Fall die Kooperation des Patienten. Die Behandlung<br />

kann nur dann Erfolg haben, wenn über einen längeren Zeitraum von mindestens<br />

3-6 Monaten die Übungsprogramme konsequent durchgeführt werden. Eine längerfristige<br />

Immobilisierung oder Entlastung sollten in jedem Fall vermieden werden.<br />

Operative Versorgung der habituellen Patellaluxation<br />

Ist die alleinige konservative Behandlung nicht erfolgreich, sind operative Maßnahmen<br />

zu überdenken. Abhängig von der Ursache und der festgestellten Schäden ist<br />

eine Korrekturoperation notwendig. Eine Kapselspaltung (laterales Release, Abb.<br />

2+3) und/oder mediale Raffung (Abb. 4) der Kniegelenkkapsel sind Optionen. Die<br />

Versetzung eines Knochenstückes am Unterschenkel nach innen stellt bei Knorpelschäden<br />

an der Kniescheibe oder knöchernem Seitversatz der Kniescheibe eine<br />

weitere Operationsform dar. Es wird hierbei der Ansatz des Kniescheibenbandes<br />

(Patellarsehne) am Unterschenkel knöchern abgelöst und etwa 1-2 cm weiter zur<br />

Innenseite hin wieder angeschraubt. Liegt die Ursache am Oberschenkel könnte<br />

hüftgelenksnah eine Korrekturoperation notwendig werden. Ergänzende Knorpeltherapien<br />

und/oder die Kombination der beschriebenen Methoden sind je nach<br />

Ursache oft sinnvoll.<br />

Patella<br />

Kapselschnitt<br />

Abb. 3:<br />

äußere Kapsel nach lateral Release<br />

Abb. 4:<br />

innere Kapsel: mediale Raffung<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Kniescheibe (Patella)<br />

Operative Versorgung der traumatischen<br />

Patellaluxation<br />

Sollten bei der traumatischen Verrenkung der Kniescheibe nur die Gelenkkapsel<br />

zerrissen sein und eine Einblutung stattgefunden haben, dann kann eine arthroskopische<br />

Spülung oft ausreichend sein und anschließend die konservative Therapie<br />

(S. 34). Operative Verfahren sind bei Knorpel-Absprengungen sowie ausgedehnten<br />

Rupturen eines Haltebandes der Kniescheibe (MPFL = mediales patello-femorales<br />

Ligament) notwendig. Ein Anheften eines ausgesprengten Knorpel-Knochenfragmentes<br />

gelingt meist über einen kleinen Hautschnitt mit bioresorbierbaren Ankern.<br />

Eine Naht der Gelenkkapsel kann in gleicher Weise arthroskopisch versorgt werden.<br />

Der Ersatz des gerissenen MPFL ist biomechanisch zur Wiederherstellung der<br />

Patellafunktion notwendig und wird mit körpereigenem Sehnenmaterial aus der<br />

Oberschenkelinnenseite ähnlich wie beim Kreuzbandersatz über einen minimalinvasiven<br />

Eingriff durchgeführt.<br />

Nachbehandlung<br />

In der Nachbehandlung kann nach etwa 2-3 Wochen bei geradem Bein voll belastet<br />

werden, Kniebeuge und Treppensteigen jedoch erst nach ca. 5-6 Wochen. Dann<br />

sollte auch ein intensives Muskelaufbautraining begonnen werden, um den besonders<br />

rasch schwach werdenden innenseitigen Oberschenkelstreckmuskel (M. vastus<br />

medialis) zu kräftigen.<br />

Spontane Knorpel-Knochenschäden (Osteochondrosis<br />

dissecans)<br />

An der Kniescheibe und in ihrem Gleitlager kann es zu einer Minderdurchblutung<br />

und zum Absterben von Knochenarealen kommen. Der darüberliegende Knorpel<br />

wird in fortgeschrittenem Stadium mit zerstört.<br />

Therapie<br />

Die Behandlung ist stadienabhängig zunächst meist konservativ. Schonung, Sportverbot<br />

und ggf. entzündungshemmende Medikation können für die Schmerzlinderung<br />

notwendig sein.<br />

Wenn der Prozess im Röntgenbild oder der Kernspintomographie fortschreitet, dann<br />

sollte operativ der Herd angebohrt werden, um eine Neudurchblutung und Ausheilung<br />

anzuregen. Man nennt dies eine ante- oder retrograde Anbohrung. Manchmal muss<br />

das abgestorbene Gewebe entfernt werden bevor es sich herauslöst und zu einer<br />

freien „Gelenkmaus“ wird. Diese kann weitere Knorpelzerstörung an noch gesunden<br />

Gelenkanteilen verursachen. Anschließend wird zur Anregung der Neudurchblutung<br />

und Neubildung von Knorpelersatzgewebe ebenfalls eine Anbohrung des darunter<br />

liegenden Knochens durchgeführt. In den letzten Jahren können wir auch bei solchen<br />

Erkrankungen zunehmend die Knorpel-Knochen-Verpflanzung (Mosaikplastik, siehe<br />

Kapital Arthrose S.39) mit großem Erfolg routinemäßig vornehmen.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Knie<br />

35


Abb. 1:<br />

arthrosegeschädigtes Kniegelenk<br />

(Quelle: medi GmbH & Co. KG)<br />

36<br />

Grad I<br />

Grad II<br />

Grad III<br />

Grad IV<br />

Abb. 2:<br />

schematische Darstellung der<br />

Arthrose Schweregrade<br />

(Quelle: medi GmbH & Co. KG)<br />

Arthrose<br />

Wie funktioniert ein normales Gelenk?<br />

Durch ein Gelenk werden die Enden zweier starrer Knochen beweglich miteinander<br />

verbunden. Damit nun nicht raue und kantige Knochen aufeinander reiben, sind<br />

diese Kontaktflächen mit einer Gleitschicht, dem ca. 3-4 mm dicken Knorpelgewebe<br />

überzogen (Abb. 1). Diese ist äußerst glatt, setzt die Reibung im Gelenk herab (niedriger<br />

als zwei glatte Eisflächen aufeinander) und federt elastisch harte Stöße beim<br />

Laufen ab. Diese besonderen mechanischen Eigenschaften werden durch komplizierte<br />

biochemische, molekulare und elektrophysiologische Zusammenhänge aufrechterhalten<br />

und setzen eine intakte, geschlossene Oberfläche und ein stabiles Netzwerk<br />

aus kollagenen Fasern voraus. Dieser komplexe „Verbundwerkstoff“ wird von den<br />

Knorpelzellen, den Chondrozyten, hergestellt und überwacht. Störungen können<br />

mechanisch (Gewalteinwirkung wie Unfälle, schwere Verstauchungen, chronisches<br />

Übergewicht, O-Bein, X-Bein, Kreuzbandinstabilitäten, fehlender Meniskus) oder<br />

biochemisch (Stoffwechselerkrankungen, Rheuma, Gicht, Verkalkung, Durchblutungsstörung)<br />

eintreten. Einige Fakten gelten dabei als gesichert: so stellt vernünftiger<br />

Ausdauersport, Marathonläufer eingeschlossen, keine vermehrte Arthrosegefahr dar,<br />

während O- oder X-Bein besonders bei bestehendem Meniskusschaden, radikaler<br />

Meniskusoperation und/oder Übergewicht ein erhebliches Arthroserisiko darstellen.<br />

Den Knorpelschaden teilt man in vier Schweregrade ein:<br />

Stadium 1: leichte oberflächliche Auffaserung<br />

Stadium 2: halbschichtige Einrisse und breite Oberflächenauffaserungen<br />

Stadium 3: tiefer, bis zum Knochen reichender Defekt mit starker Auffaserung,<br />

mechanisch nicht mehr tragfähig<br />

Stadium 4: freiliegender Knochen<br />

Unfallbedingter Knorpelschaden<br />

Bei Knieverdrehungen oder Prellungen (Skisturz, Fußball usw.) kann ein Knorpelstück<br />

von 1-2 cm Durchmesser aus der kompletten Knorpelschicht herausbrechen. Hier<br />

sind die umgebenden Ränder intakt und von normaler Höhe, der darunterliegende<br />

Knochen ist gesund und von guter Regenerationsfähigkeit. Dieser Schadenstyp<br />

spricht gut auf alle nachfolgend erwähnten Behandlungsmethoden an.<br />

Degenerativer Verschleiß<br />

Ungünstiger verlaufen Knorpelschäden, welche im Laufe eines Lebens durch jahrelange<br />

monotone Belastung allein oder begünstigt durch O- oder X-Beinfehlstellung,<br />

Gicht oder Rheuma, Meniskus oder Kreuzbandschäden auftreten und nach anfänglicher<br />

Erweichung (Verschleiß-Stadium 1) zu einer Auffaserung der Knorpelgleitschicht<br />

führen (Verschleiß-Stadium 2). Im Stadium 2-3 ist die Knorpelschicht nur noch halb so<br />

dick und extrem ausgefranst oder es liegen abgehobene, lockere Knorpelfetzen vor.<br />

Dieser Zustand kann vom Organismus ohne fremde Hilfe nicht mehr repariert werden.<br />

Hier muss man bereits von einem schweren Knorpelschaden reden, wobei die<br />

Schmerzen aber noch erträglich sein können und deshalb vom Patienten noch nicht<br />

als entsprechendes Warnsignal gedeutet werden. Gerade aber in diesem frühen<br />

Stadium des fortschreitenden Gelenkverschleißes sind die Erfolgsaussichten der<br />

modernen Knorpelchirurgie am besten. Leider warten viele Patienten weiter ab,<br />

bis es zu spät ist.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Arthrose<br />

Im Endstadium 4 ist der Knorpel völlig zerrieben, das „Reifenprofil“ ist komplett<br />

abgenutzt. Es reibt Knochen auf Knochen, Rillen schleifen sich ein und knöcherne<br />

Randanbauten erschweren zunehmend die Streckung. Ein O- oder X -Bein nimmt<br />

an Fehlstellung zu. In diesem Stadium sind leider auch heute noch die operativen<br />

Maßnahmen zum Wiederaufbau des Knorpels nur eingeschränkt erfolgreich. Echter<br />

hyaliner Knorpel kann nicht nachwachsen. Der orthopädische Chirurg kann nur die<br />

Bildung von Ersatz- und Faserknorpel erleichtern und dann dessen Qualität und Festigkeit<br />

verbessern helfen oder aufwändige Zellzüchtungen und Transplantationen<br />

durchführen, die aber auch heute noch in ihrem Anwendungsspektrum begrenzt sind.<br />

Grundsätzlich gilt: hat einmal der Knorpelschaden begonnen, so schreitet der<br />

Verschleiß zunehmend schneller fort, so dass ohne frühzeitig einsetzende Therapiemaßnahmen<br />

nur noch mit künstlichem Gelenkersatz eine Schmerzbefreiung<br />

erreicht werden kann.<br />

Behandlung der Arthrose<br />

Sie richtet sich nach der Ursache und Schwere der Erkrankung. Mit Hilfe der Gelenkspiegelung<br />

(Arthroskopie) können wir nicht nur den Knorpelschaden sehen<br />

und diesen auch für später bildhaft dokumentieren, sondern gleichzeitig auch den<br />

Schaden mit Mikroinstrumenten auf schonende Weise behandeln.<br />

Gelenksäuberung (Débridement)<br />

Dabei werden aufgefaserte Fransen mit einer Minifräse abgeschnitten und geglättet,<br />

ähnlich wie Rasen mähen. Instabile Knorpelteile müssen entfernt werden, damit sie<br />

nicht noch weiter einreißen.<br />

Gleichzeitig werden Meniskusschäden saniert, wobei in frühem Stadium eine Naht<br />

des Meniskus angestrebt werden muss. Manchmal ist eine Teilentfernung der Gelenkinnenhaut<br />

sinnvoll, um die Ergußbildung des Gelenkes zu verringern.<br />

Verschiedene Methoden der Knorpelregeneration<br />

(Stammzelltechniken)<br />

Diese beruhen auf der Einwanderung von Knochenmark-Stammzellen in den geschädigten<br />

Knorpelbezirk, welche sich dort zu Ersatzknorpel entwickeln.<br />

So kann bei halbschichtigem Knorpeldefekt mit schwerer Aufrauung zusätzlich<br />

eine „Stimulierung“ der körpereigenen Knorpelreparation versucht werden. Dieser<br />

Ersatzknorpel ist in den ersten 3-4 Jahren relativ zellreich und besitzt nicht so<br />

viele Knorpelzellen (Chondrozyten), welche unter anderem die Gelenkschmiere<br />

produzieren. Er erträgt eine mechanische Belastung nicht so gut wie der originale<br />

Hyalin-Knorpel und gibt oft Anlass zu Reizkniebeschwerden. Dieser Ersatzknorpel<br />

(Faserknorpel) ist aber immer noch besser, als ein komplett blank liegender Knochen.<br />

Vergleichen Sie dies mit einer Hautverletzung, z. B. nach einer Brandverletzung:<br />

die Haut ist faltig verzogen, weniger elastisch, empfindlich gegen Verletzungen,<br />

bräunt nicht in der Sonne, hat keine Behaarung, ist jedoch allemal besser als eine<br />

permanent offene Wunde.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Knie<br />

37


38<br />

Arthrose<br />

Es gibt inzwischen viele Hinweise dafür, dass sich nach einigen Jahren in vielen<br />

Fällen (leider nicht immer) der Ersatz-Faserknorpel zu einem besser belastbaren<br />

Hyalin-Knorpel umwandelt.<br />

„Microfracture-Technik“ (nach Steadman)<br />

Die operativen Anfänge der Knorpelanfrischung reichen in die fünfziger Jahre zurück<br />

(Pridie-Bohrungen). Hierbei werden mehrere etwa 2 mm dicke Löcher in die<br />

freiliegende Knochenoberfläche gebohrt, so dass diese wie ein Sieb aussieht. Es<br />

entstehen „Regenerationsinseln“, aber nur in wenigen Fällen eine durchgehende<br />

Knorpelnarbe.<br />

Wir bevorzugen heute die weniger traumatisierende „Microfracture-Technik“ von<br />

Steadman, Anfang der 90er Jahre entwickelt (Abb. 3+4).<br />

Mit einem feinen Dorn wird die Knochenoberfläche angepiekt, haarfeine Risse und<br />

kleine Löchlein entstehen und die Knorpelnarbe wird fester und kann den gesamten<br />

geschädigten Bezirk wieder bedecken.<br />

Stellen Sie sich das wie Grassamen auf festgetretenem und ausgetrocknetem<br />

Lehmboden vor: ohne vorheriges Umgraben hätten die Samenkörner keine Chance<br />

zu wurzeln. Das Anpieken lockert den knöchernen Untergrund etwas auf und<br />

ermöglicht das Austreten von Knochenmarkstammzellen bzw. das Festsetzen von<br />

entwicklungsfähigen Zellen aus dem Blut. Anschließend darf man für viele Wochen<br />

den jungen Rasen nicht betreten, sonst wird er gleich wieder zertrampelt. Deshalb<br />

muss das operierte Knie eine zeitlang an Gehstützen entlastet werden.<br />

Abb. 3:<br />

viertgradiger Knorpelschaden am Knie,<br />

Behandlung mit Microfraktur<br />

Abb. 4:<br />

Knorpelreparation 1 Jahr nach Microfraktur<br />

Abrasionsarthroplastik (nach L. L. Johnson)<br />

Sollten bereits Teile des Knochens freiliegen (Stadium 4) kann man entweder nur<br />

die Gelenksäuberung und Glättung des Restknorpels durchführen und das Ausmaß<br />

der Besserung abwarten oder man hilft dem Körper, diesen Knochen-Glatzenbezirk<br />

wieder mit knorpelähnlichem Narbengewebe auszufüllen. Die Ergebnisse können<br />

ebenso gut aussehen wie nach Microfracture. Dazu frischen wir die freiliegende,<br />

extrem verhärtete Knochenoberfläche mit kleinen Fräsen etc. an, wie dies L. Johnson<br />

zu Beginn der 80er Jahre einführte.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Arthrose<br />

Verschiedene Methoden der Knorpeltransplantation<br />

Knorpel-Knochen-Transplantation (OATS und Mosaik-Plastik-Technik)<br />

Aus dem eigenen Knie werden kleine Knorpel-Knochen Stanzzylinder von geringer<br />

belasteten Stellen entnommen und in passend vorbereitete Aufnahmelöcher in der<br />

Defektzone eingestößelt. Der Vorteil: sofort funktionsfähiger hyaliner Knorpel in<br />

der Defektzone und gute Einheilung, da der pressfit eingebrachte Knochenzylinder<br />

ein rascheres Einheilen ermöglicht. Der Kostenaufwand hält sich in Grenzen. Die<br />

Methode ist jedoch technisch schwierig, besonders bei arthroskopischer Durchführung,<br />

und erfordert hohes operatives Geschick und Erfahrung.<br />

Abb. 5:<br />

Mosaik-Plastik an der Oberschenkelrolle (Femur)<br />

des Kniegelenkes<br />

Abb. 6:<br />

Mosaik-Plastik an der Kniescheibe<br />

Dieses Verfahren wird inzwischen routinemässig am Kniegelenk und am Sprunggelenk<br />

eingesetzt. Schulter und Hüfte sind dafür aber nach wie vor keine guten Kandidaten.<br />

Besonderheiten am Sprunggelenk: der typische Knorpelknochendefekt liegt, von<br />

vorne unzugänglich, hinter dem Innenknöchel. Somit muss erst der Innenknöchel<br />

abgelöst werden, dann wird vom Knie ein Spenderzylinder entnommen (am Sprunggelenk<br />

ist zu wenig Knorpelfläche zur Transplantatgewinnung vorhanden), dieser<br />

wird in den Defekt am Sprungbein eingepresst, danach wird der Innenknöchel<br />

wieder verschraubt.<br />

Entnahmestellenprobleme gibt es in etwa 10% der Fälle bei Entnahme von 1-2 Zylindern.<br />

Deshalb ist die Anzahl der Transplantatzylinder begrenzt. Inzwischen gibt<br />

es künstliche, resorbierbare Dübel mit einer speziellen, dem Knorpel angepassten<br />

Oberfläche (Trufit ® , Abb. 7), welches sich zur Auffüllung dieser Entnahmelöcher<br />

bewährt hat. Kleinere Defekte (auch am Sprunggelenk) können evt. gleich mit<br />

solch einem resorbierbaren Implantat versorgt werden. Innerhalb von 1-2 Jahren<br />

wird dieser Dübel langsam durch körpereigene Knochen-, Knorpel- und Bindegewebszellen<br />

ersetzt.<br />

Knorpelzell-Züchtung = Autologe Chondrozyten-Transplantation ACT<br />

Dieses Verfahren hat Mitte der 90er Jahre für Aufsehen und Medienrummel gesorgt.<br />

Es werden einige Knorpelstückchen in einem ersten OP-Schritt aus dem Kniegelenk<br />

entnommen, in einem aufwendigen Verfahren in der Zellkultur vermehrt und mittels<br />

zweitem OP-Eingriff an die Schadenstelle zurückverpflanzt. Hier müssen die neuen<br />

Zellen anwachsen und sich nochmals weiter vermehren und eine neue Knorpelgrundstruktur<br />

aufbauen - ein sehr komplexer Vorgang, welcher eine korrekte Einhaltung<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Abb. 7:<br />

Schema eines resorbierbaren Trufit ®<br />

Dübels<br />

Knie<br />

39


40<br />

Arthrose<br />

der Nachbehandlungsvorschriften mit 8 bis 10 wöchiger Gehstockentlastung erfordert.<br />

In dieser Zeit ist reichlich Bewegung auf einer elektrischen Motorschiene über<br />

4-6 Wochen, z.B. 4 bis 6 Stunden täglich (wie auch nach Microfrakturbehandlung),<br />

notwendig bzw. wird von uns nachdrücklich empfohlen. Dadurch wird die Ausbildung<br />

einer guten und stabilen neuen Knorpeloberfläche wesentlich gefördert (s. unten).<br />

Manchmal muss nach Sicherung der Diagnose und Indikation erst die Kostenübernahme<br />

von der Krankenkasse eingeholt werden, dann kann die Zellentnahme<br />

erfolgen und danach die Transplantation. Die Bürokratie macht somit manchmal 3<br />

OP-Schritte notwendig.<br />

Die Kosten sind jedoch sehr hoch; alleine 4.500,- bis 8.000,- € fallen für die Züchtung<br />

der Zellen im Labor an, was von den gesetzlichen Krankenkassen nur bei<br />

einem Teil der Patienten übernommen wird. Außerdem ist die OP-Technik äußerst<br />

anspruchsvoll und erfordert ggf. eine zweite OP und, wie alle sonstigen Techniken<br />

auch, sinnvollerweise eine Kontrollarthroskopie 1-2 Jahre später.<br />

Alle diese Verfahren dienen dem Zweck, den angegriffenen oder verschwundenen<br />

Knorpelbelag des Gelenkes wieder aufzubauen. Dies kann jedoch nur dann gelingen,<br />

wenn keine ursächlichen Störfaktoren mehr vorhanden sind:<br />

• Meniskusläsionen müssen geglättet oder besser noch, wieder angenäht werden.<br />

Die Meniskustransplantation steht auch noch nicht zur breiten klinischen<br />

Anwendung zur Verfügung<br />

• Bandinstabilitäten müssen beseitigt werden, insbesondere sollte das vordere<br />

Kreuzband ausreichend stabil funktionieren<br />

• Achsenfehler müssen neutralisiert werden (siehe Kapitel Beinachsenfehlstellung<br />

S. 46)<br />

• Übergewicht sollte konsequent durch Reduktion der Nahrungsaufnahme und<br />

Bewegungsübungen, anfangs im Wasser, auf einen Bodymass Index unter 25<br />

reduziert werden<br />

Nachbehandlung nach einer gelenkerhaltenden<br />

Arthrosebehandlung<br />

Siehe Kapitel Beinachsenfehlstellung S. 46<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Arthrose<br />

Ergebnisse<br />

Gegen einen fortgeschrittenen Gelenkverschleiß gibt es bis heute leider kein allgemeingültiges<br />

Patentrezept, sieht man einmal von dem künstlichen Gelenkersatz<br />

ab, welchen wir ja nach Möglichkeit hinausschieben wollen.<br />

Zum Behandlungskonzept der kontinuierlichen passiven Dauerbewegung konnte<br />

der Kanadier R. Salter schon 1984 im Tierexperiment nach 6-wöchiger, ununterbrochener<br />

Dauerbewegung hervorragende Ergebnisse selbst bei schweren Gelenkzerstörungen<br />

erzielen. Zum einen kann der Mensch jedoch nicht 6 Wochen lang an ein<br />

Bewegungsgestell gefesselt werden und zum anderen heilen viele Erkrankungen<br />

beim Tier besser und schneller als beim Menschen. Trotzdem ist dieses Nachbehandlungsverfahren<br />

in unseren Augen ein bahnbrechendes Konzept für die Zukunft.<br />

Unsere Erfahrungen mit der Abrasion bei Arthrose mit oder ohne passive Dauerbewegung<br />

reichen bis in deren Anfänge 1984 in Deutschland zurück. In eigenen<br />

Nachuntersuchungsergebnissen können wir, ähnlich wie die Berichte aus den USA,<br />

in ca. 60 bis 70 % gute und befriedigende Erfolge erzielen. Bedenken Sie dabei,<br />

dass ohne diese Behandlungsmaßnahmen mit einer stetigen Verschlechterung der<br />

Gelenksituation gerechnet werden muss.<br />

Medikamentöse Knorpel-Unterstützung<br />

Injektionen mit Hyaluronsäure haben sich in den letzten Jahren zur Verbesserung<br />

der „Gelenkschmiere“ bewährt und wir von der ARCUS <strong>Sportklinik</strong> sind stolz darauf,<br />

bereits Anfang der 90iger Jahre an der Einführung der Hyaluronsäuretherapie<br />

in Deutschland aktiv mitgewirkt zu haben, ein Schritt, welcher sich langfristig als<br />

richtig erwiesen hat. Empfohlen wird allgemein eine Serie von 3 bzw. 5 Injektionen<br />

(Preis ca. 230 Euro/Stand 2009).<br />

Hyaluronsäure ist auch in umfangreichen Studien überwiegend positiv getestet<br />

worden. Leider übernehmen gesetzliche Krankenkassen und auch Berufsgenossenschaften<br />

derzeit nicht diese Kosten, der Patient ist einmal mehr Selbstzahler.<br />

Als Unterstützung der Knorpelreparation empfehlen wir ggf. zusätzlich eine Dauertherapie<br />

mit Glucosamin & Chondroitin als Tabletten (z. B. 3x1 Kapsel ARTROstar). Die<br />

Kombination von ca. 1500 mg Glucosamin und ca. 1200 mg Chondroitinsulfat täglich<br />

wird als Unterstützung einer Knorpeltherapie angesehen. Internationale Studien<br />

und inzwischen auch Arbeitsgruppen in Deutschland belegen die entzündungshemmenden<br />

und knorpelunterstützenden Eigenschaften dieser beiden Substanzen,<br />

welche zudem nicht die z. T. unangenehmen gastrointestinalen Nebenwirkungen<br />

haben wie die für Knorpel ungünstigen NSAR. Eine Kapsel ARTROstar enthält 500<br />

mg Glucosamin HCL und 400 mg Chondroitinsulfat. Die gesetzlichen Krankenkassen<br />

erstatten diese Leistung nicht.<br />

Die Wirkung homöopathischer Medikamente, z. B. Zeel ® oder Ney Arthros ® ist weit<br />

weniger nachgewiesen und eignet sich als alleiniger Therapieversuch in der Regel<br />

nicht.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Knie<br />

41


42<br />

Trainingstherapie<br />

Der beste Dienst am Gelenk ist, dieses reichlich zu bewegen und dabei trotzdem<br />

Überlastungen zu vermeiden, also z.B. Reduktion des Körpergewichtes, Tragen gut<br />

gedämpfter Schuhe in der Anfangsphase, Vermeiden von langem Gehen/Laufen<br />

auf Asphalt usw.<br />

Betreiben Sie langsam steigernd Ausdauersport zum Muskelaufbau. Geeignet sind<br />

„weiche Geradeaus-Sportarten“, wie z.B. Radfahren, Wandern, Walking, Schwimmen.<br />

Neue Physiotherapiemöglichkeiten, wie:<br />

• Aquajogging, welches im Wasser ein intensives Kreislauf- und Muskeltraining<br />

gestattet, ohne das kranke Knie übermäßig zu belasten<br />

• reflektorisches Muskeltraining mit dem „Rüttler“ Typ Galileo, wobei man auf<br />

einer mit etwa 40 Hz schwingenden Platte steht und die Muskeln dadurch<br />

selbständig ausgleichen müssen. Ein großer Trainingseffekt auf Muskulatur<br />

und Knochen ist hierdurch bereits nachgewiesen. Wir erforschen derzeit die<br />

positiven Auswirkungen auf die Knorpelregeneration nach den oben erwähnten<br />

OP-Eingriffen<br />

Tipps zur weiteren Verbesserung des<br />

Behandlungserfolges:<br />

• halten Sie die von uns vorgegebene Entlastungszeit ein<br />

• bewegen Sie Ihr Gelenk so intensiv wie möglich, ohne es zu belasten<br />

• nutzen Sie die Vorteile der Hyaluronsäurespritzen für ihr krankes Gelenk: 3 Wochen<br />

nach OP mit der ersten Serie beginnen, Wiederholung nach 6-12 Monaten<br />

• arbeiten Sie konsequent an Ihrer Gewichtsoptimierung. Selbst wenige Kilogramm<br />

Ersparnis summieren sich bei 2-3 Millionen Schritten pro Jahr, denn<br />

ein Knie- Sprung- oder Hüftgelenk wird jedes Mal mit dem 2 bis 5 fachem des<br />

Körpergewichtes, abhängig von der Höhe des Schrittes, belastet<br />

• trinken Sie genügend Wasser (nicht Kaffee oder Limo), damit der Körper und<br />

der Knorpel nicht austrocknet (dehydriert) und somit spröde und verletzungsanfällig<br />

wird<br />

• trainieren Sie Ihre Gelenke nach einem abwechslungsreichem Schema:<br />

- in der frühen Aufbauphase, etwa 2-6 Monate nach OP weiche, geführte<br />

Bewegungen ohne Körpergewichtsbelastung auf dem Fahrrad und als Wassertraining.<br />

Dann langsam Walking / Nordic Walking, z.B. auch kombiniert<br />

mit speziellen Trainingsschuhen (MBT-Schuh)<br />

- später fügen Sie eine Mischung aus Cross-Trainer, Lauftraining zunächst auf<br />

Asphalt und dann querfeldein sowie Ganzkörperübungen im Fitnessstudio<br />

hinzu<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


• akzeptieren Sie, dass nicht jedes Arthrosegelenk wieder die volle frühere Sportfähigkeit<br />

erlaubt<br />

• kommen Sie zu den vereinbarten Nachkontrollen<br />

• nehmen Sie unser Angebot einer erneuten kurzen Kontrollarthroskopie ca.<br />

1 Jahr nach der Operation wahr<br />

• bedenken Sie dabei, dass ohne diese Behandlungsmaßnahmen mit einer stetigen<br />

Verschlechterung der Gelenksituation gerechnet werden muss<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 43<br />

Knie


Abb. 2:<br />

Minimalinvasive Achillessehnennaht<br />

Abb. 3:<br />

Injektion körpereigener Wachstumsfaktoren<br />

(PRP)<br />

44<br />

Ortho-Biologie<br />

Moderne Therapieverfahren in der Orthopädie /<br />

Unfallchirurgie<br />

Prinzipien der Geweberegeneration<br />

Verschiedene Gewebearten des menschlichen Körpers können sich nach Verletzungen<br />

unterschiedlich gut regenerieren. So heilt eine Wunde in der Mundschleimhaut<br />

in wenigen Tagen sehr rasch und vollständig, Muskelverletzungen brauchen 3-4<br />

Wochen, Knochen benötigt normalerweise 6-12 Wochen.<br />

Es ist seit längerem bekannt, dass die Information zur Bildung neuer Gewebezellen<br />

in diesen Zellen und im Zellzwischenraum sowie zu einem großen Teil in den Blutplättchen<br />

gelegen ist.<br />

Abb. 1:<br />

Der Weg von einer Stammzelle zu einer fertigen Knochenzelle. Hierfür ist neben den richtigen Umgebungsbedingungen<br />

(Art des Nachbargewebe, Druck, Bewegung, Ruhe, chemische Zusammensetzung der<br />

Umgebung usw.) das Vorhandensein einer Vielzahl unterschiedlicher Wachstumsfaktoren zum richtigen<br />

Zeitpunkt in der richtigen Konzentration notwendig.<br />

Knochenwachstumsfaktoren:<br />

Forschungen hierzu reichen auch in Deutschland bis weit in die 80er Jahre zurück<br />

und seit Mitte der 90er Jahre sind Konzentrate solcher kollagener Knochenwachstumsfaktoren,<br />

gewonnen aus tierischem Knochenextrakt, in klinischer Anwendung<br />

und als Präparate zugelassen. In der ARCUS <strong>Sportklinik</strong> haben wir diese Knochenwachstumsfaktoren<br />

1997 als eine der ersten orthopädischen Kliniken überhaupt<br />

eingesetzt und erzielen damit bis heute in hunderten von Fällen bei nicht heilenden<br />

Knochendefekten sehr gute Ausheilung. Ganz besonders eignet sich dieses Material<br />

bei den sehr problematischen Knochenheilungsstörungen mit Infektionen (Infektpseudoarthrose).<br />

Neben solchen Konzentraten, welche eine Vielzahl von Knochenwachstumsfaktoren<br />

im richtigen Mischungsverhältnis sozusagen als Startkapital der Knochenheilung<br />

bereitstellt, gibt es auch die Anwendung isolierter spezieller Faktoren (z.B. BMP7),<br />

welche aber lokal in einer Überdosierung gegeben werden müssen, was möglicherweise<br />

das Nebenwirkungspotential vergrößert.<br />

Wachstumsfaktoren aus Blutplättchen PRP (Platelet<br />

Rich Plasma)<br />

In den letzten Jahren ist die Anwendung körpereigener Wachstumsfaktoren aus 10<br />

bis 60ml Eigenblut, welches speziell aufbereitet und zentrifugiert wird, hinzugekommen.<br />

Man reichert die in den Blutplättchen befindlichen Wachstumsfaktoren an und<br />

erhält einige Milliliter Flüssigkeit, welche in die Zonen mit schlechter Heilungstendenz<br />

gegeben werden, z.B. Achillessehnennaht, Meniskusnaht. Oftmals wird mit diesen<br />

Faktoren auch Knochenersatzmaterial zur Defektauffüllung durchtränkt. Der Vorteil<br />

besteht in einer nebenwirkungsfreien Verbesserung der Heilung besonders bei<br />

ungünstigen Voraussetzungen. Neu ist auch die Anwendung dieser körpereigenen<br />

Faktoren als Spritze in Arthrosegelenke.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Ortho-Biologie<br />

Bei Anwendung an der Achillessehne ist nach Anlagerung von Wachstumsfaktoren<br />

aufgrund guter Heilungsbeschleunigung der Patient mit geeigneten Innenschuh-<br />

Orthesen oft schon nach 4-5 Wochen gehfähig.<br />

Unterstützung der Knorpelreparation<br />

Ein echtes Nachwachsen von originärer Knorpelsubstanz ist auch heute noch<br />

Wunschtraum. Allerdings wissen wir inzwischen sehr viel mehr über die Ersatzknorpelbildung<br />

(Faserknorpel) und wie sich dieser zu einer stabileren, dauerhaften<br />

Narbe verbessern lässt. Neben den operativen Voraussetzungen kommt hier der<br />

Injektionstherapie mit Hyaluronsäure eine sehr wichtige Bedeutung zu. Es verbessert<br />

sich nicht nur die Reibung („Gelenkschmiere“), sondern die kranken Knorpelzellen<br />

erhalten vor allem sofort ein funktionsfähiges Grundgerüst zur Bildung des „Verbundwerkstoffes“<br />

Knorpel. Hyaluronsäure erhöht, und das ist extrem wichtig, das<br />

Wasserbindungsvermögen des angegriffenen und aufgefaserten Knorpels. Dieser<br />

wird somit elastischer und bei jedem Schritt kann durch Auspressen und wieder<br />

Einströmen von Wasser somit auch die Ernährung der Knorpelzellen verbessert<br />

werden. Wenn nun mehr Wassermoleküle hin und her strömen, verstärkt sich der<br />

Piezoelektrische Effekt, welchem eine biologische Bedeutung zur Stimulation des<br />

Knorpelstoffwechsels zugeschrieben wird.<br />

Es gibt genügend Literatur über die positiven Effekte der Hyaluronsäuretherapie.<br />

Nicht von ungefähr empfehlen immer mehr Orthopäden und Chirurgen diese Therapie,<br />

weil sie aus eigener täglicher Beobachtung immer wieder erleben, wie die<br />

Patienten nach der dritten Injektion eine Beschwerdebesserung angeben, welche<br />

nach Therapieende (3 bis 5 Spritzen) meist 6-12 Monate anhält. Dies ist unglaublich<br />

viel länger als die reine biochemische Halbwertszeit dieser Moleküle im Gelenk,<br />

welche meist nur 1-3 Tage beträgt.<br />

Leider berufen sich die Entscheidungsgremien der gesetzlichen Versicherungsträger<br />

auf die wenigen neutralen oder negativen Studien (die stets zu jedem wissenschaftlich<br />

diskutiertem Problem zu finden sind). Stand der Dinge bei Hyaluronsäure ist<br />

somit momentan: Selbstzahlerstatus.<br />

Kosten<br />

Die Ärzte der ARCUS Kliniken besitzen einen hohen Spezialisierungsgrad und können<br />

Ihnen immer die aktuellen modernen Techniken, soweit sie sich bereits bewährt<br />

haben, anbieten. Inwieweit jedoch die Kosten für die entsprechende Behandlung<br />

von Ihrer Krankenkasse übernommen wird, muss z.T. im Einzelfall geprüft werden.<br />

Leider können wir hier keine allgemein verbindliche Aussage machen, da nicht<br />

abzusehen ist, wie sich der eine oder andere medizinische Fortschritt in der Kostenübernahme<br />

der gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungen in Zukunft<br />

widerspiegeln wird.<br />

Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen. Deshalb werden wir Ihnen unabhängig von<br />

der Kostensituation alle Maßnahmen für die erfolgversprechenste Behandlung<br />

anbieten. Welche Maßnahmen sich dann umsetzen lassen werden wir im gemeinsamen<br />

Gespräch klären. In diesem Sinne beraten wir Sie auch in Zukunft über die<br />

minimal notwendigen Maßnahmen, über die empfehlenswerte Therapie und über<br />

eine optimale, umfassende, ganzheitliche Behandlung.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Knie<br />

45


46<br />

Beinachsenfehlstellung<br />

Die Umstellungsosteotomie zur Behandlung von<br />

Beinachsfehlstellungen<br />

Normalerweise sollte die Beinachse gerade sein. Geringe Abweichungen ins O-Bein<br />

(meist Männer) oder X-Bein (meist Frauen) stellen keinen Krankheitswert dar. Ein<br />

Problem entsteht allerdings bei größeren Abweichungen sowie nach Teilresektion<br />

eines Meniskus oder bei chronischer Instabilität (alte Kreuzbandruptur) und fortbestehender<br />

Kniebelastung wie z.B. Ballsportarten, Tennis, intensives Skifahren usw.<br />

Konservative Behandlungsmaßnahmen<br />

• Reduktion der Kniebelastung durch die Wahl knieschonender Sportarten (z.B.<br />

Schwimmen, Radfahren, Walking, Training im Fitnessstudio usw.). Dazu gehört<br />

auch vernünftiges Kraft- und Koordinationstraining. Hierbei helfen oft elastische<br />

Gelenkbandagen, welche das Gelenkgefühl (Propriozeption) verbessern<br />

• Reduktion des Körpergewichtes (was Sie schon immer vor hatten)<br />

• Randerhöhung an den Schuhsohlen<br />

• gezielte Gangschulung nach Ganganalyse und ggf. Einlagenversorgung<br />

• Injektionen in das Arthrosegelenk mit Hyaluronsäure (inzwischen bewährt und<br />

unter Fachleuten anerkannt) oder mit körpereigenen Wachstumsfaktoren (derzeit<br />

liegen hier erste positive Erfahrungen vor). Diese modernen biologischen<br />

Behandlungsmethoden werden derzeit leider nicht von den gesetzlichen Krankenkassen<br />

übernommen<br />

• Kombination mit Glucosamin- & Chondroitintabletten. Sie enthalten Bausteine<br />

der Knorpelmatrix, werden vor allem in USA favorisiert und sollen ebenso<br />

schmerzlindern wirken wie die üblichen ‚Rheumamittel‘ (z.B. Diclofenac), aber<br />

ohne Nebenwirkungen. Empfohlen wird eine tägliche Dosis von 1500mg Glucosamin<br />

und 1200mg Chondroitin<br />

Operative Behandlungsmaßnahmen<br />

Bei stärkeren Beschwerden, größeren Achsabweichungen und bei hoher Bewegungsaktivität<br />

sollte dagegen die Beinachsfehlstellung anatomisch korrigiert werden, um<br />

den Zeitpunkt einer Kniegelenkprothese hinauszuzögern. Nach einer Umstellung<br />

ergeben auch die oben erwähnten konservativen Maßnahmen mehr Sinn und<br />

Erfolg. Typisches Alter liegt zwischen 30 und 60 Jahren. Darüber hinaus sinkt die<br />

Besserungsrate von gut 80% deutlich ab und der Patient läuft dann besser mit einem<br />

Knieoberflächenersatz (künstliches Kniegelenk).<br />

Bei einer O-Bein-Fehlstellung wird man meist am Schienbeinkopf eine Umstellung<br />

vornehmen durch Aufklappen auf der Innenseite oder Entnahme eines Knochenkeiles<br />

auf der Außenseite. Eine X-Bein Korrektur erfolgt oberhalb des Kniegelenkes.<br />

In beiden Fällen wird der Knochen vorsichtig durchtrennt und präzise in der<br />

gewünschten Stellung wieder aufeinander gesetzt und mit Metallklammern oder<br />

Schrauben fixiert bis zur Heilung dieses künstlichen ‚Knochenbruches‘. Durch Verwendung<br />

sog. winkelstabiler Platten und Schrauben konnte in den letzten Jahren<br />

der Heilungsverlauf erheblich verbessert werden:<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Beinachsenfehlstellung<br />

• weniger Schmerzen<br />

• bessere Beweglichkeit<br />

• zuverlässigere Knochenheilungsrate.<br />

Solche Umstellungen können oft zusammen mit Knorpelanfrischung oder Knorpelverpflanzung<br />

kombiniert werden.<br />

Die Metalle entfernen wir gewöhnlich 1 Jahr später meist mit einer Kontroll-Arthroskopie,<br />

auch um eventuell ungenügend geheilte Knorpelstellen erneut anzufrischen<br />

und zu bessern.<br />

Auch wenn es sich nach einem schweren OP-Eingriff anhört: diese Umstellungen<br />

heilen rascher als der Knorpel im Kniegelenk, der nach Anfrischung und Stimulierung<br />

Zeit zur Bildung eines neuen Knorpelbelages, der sog. „Bioprothese“, benötigt.<br />

Durch die Kombination all dieser Maßnahmen (operative Arthroseanfrischung ggf.<br />

Knorpeltransplantation, Umstellung, knorpelunterstützende Hyaluronspritzen) ist<br />

es inzwischen entgegen der landläufigen Meinung tatsächlich möglich, in gut 80%<br />

der Fälle tragfähiges Knorpelersatzgewebe nachwachsen zu lassen.<br />

Abb. 1:<br />

O-Bein Fehlstellung mit<br />

einseitigen Verschleiß des<br />

inneren Gelenkspaltes<br />

Abb. 3:<br />

Winkelstabil aufklappende<br />

Umstellung einer O-Bein-Fehlstellung<br />

am Unterschenkel<br />

Abb. 4:<br />

Winkelstabilaufklappende<br />

Umstellung am Oberschenkel<br />

Nachbehandlung nach einer gelenkerhaltenden<br />

Arthrosebehandlung:<br />

Je nach Schweregrad und Ausdehnung der Arthrose sind bis zu 10 Wochen Entlastung<br />

an Unterarmgehstützen notwendig. In den ersten 4-6 Wochen ist eine „Abrollbewegung“<br />

des Fußes mit 5 Kilogramm Belastung gestattet. Weitere 2-6 Wochen folgen<br />

mit etwa 20kg Abrollbelastung, also immer noch 2 Gehstützen. In dieser Phase ist<br />

manchmal sogar Autofahren möglich (Automatikautos dürfen mit operiertem linken<br />

Kniegelenk wesentlich früher wieder gefahren werden). In dieser gesamten Zeit<br />

sollten Sie Ihr Gelenk jedoch so viel wie möglich bewegen. Deshalb verordnen wir<br />

Ihnen auch eine Motor-Bewegungsschiene. Je häufiger Sie dieses Gerät benutzen<br />

(mindestens 4 Stunden pro Tag und zusätzlich während der Nacht auch noch 2-3<br />

Stunden), desto besser kann das Ergebnis ausfallen (durch zahlreiche Studien belegt).<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Abb. 2:<br />

Ganzbein-Röntgenaufnahme<br />

mit Planungsskizze zur Bestimmung<br />

des Korrekturwinkels<br />

Knie<br />

47


48<br />

Beinachsenfehlstellung<br />

Sollte Ihr Gelenk während der Wiederaufnahme der Belastung nach diesen 8-10<br />

Wochen mit Schwellung und Schmerz reagieren, ist es noch nicht reif genug, Ihr<br />

Körpergewicht zu tragen. Weitere Entlastung, Tabletten und äußerliche Behandlungsmaßnahmen<br />

wie Bestrahlung und Salbenumschläge sind angezeigt. Verzagen<br />

Sie bitte nicht während dieser Durststrecke, denn nach 3-6 Monaten (in seltenen<br />

Fällen bis zu 9 Monaten) tritt gewöhnlich auch bei solch schweren Arthrosegelenken<br />

eine spürbare und anhaltende Besserung ein.<br />

Gegen einen fortgeschrittenen Gelenkverschleiß gibt es bis heute leider kein Patentrezept,<br />

sieht man von künstlichem Gelenkersatz ab, welchen wir ja nach Möglichkeit<br />

hinausschieben wollen. Bedenken Sie dabei, dass ohne diese Behandlungsmaßnahmen<br />

mit einer stetigen Verschlechterung der Gelenksituation gerechnet werden muss.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Knieendoprothetik<br />

Allgemeines<br />

Als Arthrose eines Gelenkes bezeichnet man den Verschleiß der sich gegeneinander<br />

bewegenden Gelenkpartner. Die Oberfläche der Gelenkpartner ist von Knorpel<br />

überzogen, um eine verbesserte Gleitfähigkeit bei der Bewegung zu gewährleisten.<br />

Nicht selten kommt es jedoch vor, dass die Gelenkflächen derartig verschlissen sind,<br />

dass durch eine arthroskopische Knorpelglättung (Gelenkspiegelung) oder eine<br />

knöcherne Gelenkumstellung keine Verbesserung mehr zu erreichen ist. Dies ist<br />

dann der Fall, wenn der Knorpel völlig abgerieben ist und die darunterliegenden<br />

Knochenoberflächen miteinander Kontakt haben. Der künstliche Ersatz des Gelenkes<br />

ist dann häufig eine sinnvolle Alternative zur Wiederherstellung der Gelenkfunktion.<br />

Das Ziel ist es hierdurch die Schmerzen langfristig zu verbessern und die Aktivität<br />

des Patienten wiederherzustellen.<br />

Es gab bereits vor mehr als hundert Jahren Versuche, schmerzhafte Gelenke künstlich<br />

zu ersetzen. Die ersten Erfolge erzielte man dann in den 60er Jahren und viele<br />

Prothesen aus dieser Zeit hatten eine lange Haltbarkeit. Seitdem nimmt die Zahl der<br />

eingesetzten künstlichen Gelenke stetig zu. In Deutschland werden mittlerweile pro<br />

Jahr mehr als 300 000 Hüft- und Kniegelenke mit großem Erfolg eingesetzt. Durch<br />

die guten Ergebnisse der letzten Jahrzehnte ist auch der künstliche Gelenkersatz<br />

des Schultergelenkes weiter auf dem Vormarsch.<br />

Das künstliche Gelenk ist eine sogenannte Endoprothese (von griech. Endo - innen)<br />

und wird als oft als Totalendoprothese bezeichnet. Hierbei werden beide Gelenkanteile<br />

durch eine künstliche Oberfläche bzw. einen künstlichen Gelenkpartner ersetzt.<br />

Wenn nur ein Gelenkanteil ersetzt wird spricht man von einer Hemiendoprothese.<br />

Diese Form kommt zum Beispiel bei der Behandlung des Schultergelenkes nach Oberarmkopfbrüchen<br />

gelegentlich zur Anwendung. Am Hüft- und Kniegelenk ersetzt man<br />

immer beide Gelenkpartner, da diese Gelenke das gesamte Körpergewicht tragen und<br />

eine Hemiprothese meist nicht zu einer ausreichenden Schmerzverminderung führt.<br />

Natürlich birgt die Endoprothetik auch Risiken, da es sich um aufwendige und anspruchsvolle<br />

Operationen handelt. Die Implantation eines künstlichen Gelenkersatzes<br />

ist zwar mittlerweile ein Routineeingriff doch können immer auch Komplikationen<br />

wie eine Entzündung, eine Thrombose (Blutgerinnsel) oder eine Schädigung benachbarter<br />

Strukturen (Nerven und Gefäße) eintreten. Deshalb sollten solche Eingriffe<br />

nur in Kliniken durchgeführt werden, die über eine ausreichende Erfahrung mit<br />

künstlichem Gelenkersatz verfügen. Da man Gelenkanteile durch Metallimplantate<br />

ersetzt, kommt es langfristig immer zu einer Lockerung der Prothesen. In der<br />

Hüftendoprothetik sind mittlerweile Standzeiten von mehr als 25 Jahren berichtet<br />

worden. Dies ist zum einen von den verwendeten Implantaten und deren Verankerungstechnik,<br />

zum anderen jedoch auch vom Operateur und dessen Erfahrung<br />

abhängig.<br />

Die verwendeten Materialien entsprechen höchsten Anforderungen. Sie sollen<br />

eine gute Gleitfähigkeit bei minimaler Reibung aufweisen und dabei kaum Abrieb<br />

erzeugen. Die Materialien werden deshalb optimal aufeinander eingestellt und<br />

entsprechend ausgewählt. Heute kommen Metalllegierungen (Titan- und CoCr-<br />

Legierungen), Kunststoffe (Polyethylen) und Keramiken zur Anwendung (Aluminium-<br />

oder Zirkoniumoxid).<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 49<br />

Knie


50<br />

Abb. 1:<br />

Unikompartimenteller Patello-femoraler<br />

Ersatz (Quelle: Smith & Nephew GmbH)<br />

Knieendoprothetik<br />

Anatomie und Funktion<br />

Das größte Gelenk des Menschen stellt die bewegliche Verbindung zwischen dem<br />

Oberschenkelknochen und dem Schienbein her und besteht aus drei Gelenkanteilen:<br />

Jeweils innerer und äußerer Gelenkanteil zwischen Oberschenkel- und Schienbein<br />

(Femorotibial-Gelenk). Im dazwischenliegenden Gelenkspalt befinden sich die Zwischengelenkscheiben<br />

(Menisken). Der dritte Gelenkabschnitt wird gebildet zwischen<br />

Kniescheibe und Oberschenkelknochen (Femoropatellargelenk).<br />

Alle Gelenkanteile sind mit einer Knorpelschicht überzogen und werden von einer<br />

gemeinsamen Gelenkkapsel umschlossen. Die Gelenkschleimhaut produziert eine<br />

Flüssigkeit, die den Knorpel ernährt, der gemeinsam mit den Menisken eine stoßdämpferähnliche<br />

Aufgabe erfüllt. Bandstrukturen zwischen den Knochen stabilisieren<br />

das Gelenk (z.B. Kreuz- und Seitenbänder), durch Muskeln und Sehnen wird es<br />

bewegt, wobei in erster Linie Streckung und Beugung möglich ist. Bei Kniebeugung<br />

können zusätzlich geringe Rotationsbewegungen durchgeführt werden.<br />

Abb. 2:<br />

Bikompartimenteller Teilgelenkersatz<br />

(Quelle: Smith & Nephew GmbH)<br />

Kniegelenksarthrose (Gonarthrose)<br />

Abb. 3:<br />

Knie-Total-Endporothese<br />

(Quelle: Smith & Nephew GmbH)<br />

Häufigste Ursache einer Kniegelenkserkrankung ist der Knorpelverschleiß (Arthrose),<br />

der meistens durch eine Beinachsenfehlstellung, X- oder O-Bein, verursacht wird.<br />

Darüber hinaus tritt die Gonarthrose als Folge von Verletzungen, rheumatischen<br />

und stoffwechselbedingten Erkrankungen sowie Fehlbildungen auf.<br />

Der Knorpelverlust führt zu einer zunehmenden Einsteifung und Verformung des<br />

Gelenkes, wobei die Streckung meistens als erstes verloren geht. Es bilden sich Knochenvorsprünge<br />

(Osteophyten), die teilweise getastet werden können. Gleichzeitig<br />

treten Anlauf- und Belastungs-, später Nacht- und Ruheschmerzen auf, die zu einer<br />

Reduzierung der Gehstrecke und letztlich einer Einschränkung der Lebensqualität<br />

führen.<br />

Die Arthrose lässt sich im normalen Röntgenbild darstellen, wobei die Verschmälerung<br />

des Gelenkspaltes zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein als indi-<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Knieendoprothetik<br />

rektes Zeichen des Knorpelverlustes zu erkennen ist. Die Gelenkoberflächen sind<br />

häufig zerstört und passen nicht mehr optimal aufeinander. Die Beinachse gerät<br />

zunehmend aus dem Lot (O- oder X-Beinfehlstellung) und das Gelenk kann durch<br />

einen Reizerguß anschwellen.<br />

Kniegelenksprothese: Material - Fixation - Haltbarkeit<br />

Kommt eine gelenkerhaltende Therapie aufgrund der Gelenkzerstörung oder altersbedingt<br />

nicht in Frage und sind die bisherigen konservativen und operativen<br />

Maßnahmen (Physiotherapie, Schmerzmedikamente, Gelenkspülungen, etc.) ausgereizt,<br />

erfolgt das Einsetzen einer Knie-Totalendoprothese (K-TEP).<br />

Oberstes Ziel der Operation ist ein schmerzfreies, stabiles und gut bewegliches<br />

Kniegelenk, wobei die natürliche Beinachse wiederhergestellt wird.<br />

Die in den letzten Jahrzehnten ständig verbesserten Operationstechniken und Implantate<br />

machen diesen Eingriff zu einer der häufigsten und erfolgreichsten Routineoperationen<br />

(in Deutschland ca. 150.000/Jahr) in der orthopädischen Chirurgie.<br />

Die heute implantierten modernen Knieendoprothesen werden als Oberflächenersatzprothesen<br />

bezeichnet, da nur die abgenutzten Knorpeloberflächen, möglichst<br />

unter Erhalt der patienteneigenen Kniebandstrukturen, ersetzt werden. Je nach<br />

Ausprägung der Arthrose kommen verschiedene Prothesen zum Einsatz, die möglichst<br />

nur die verschlissenen Anteile des Gelenkes ersetzen und nicht veränderte<br />

Areale erhalten.<br />

Grundsätzlich werden folgende Prothesentypen unterschieden:<br />

• Unikompartimentelle Prothesen (Abb. 1, 4, 5) (unikondylärer Schlitten oder<br />

patellofemoraler Ersatz): der isolierte Ersatz nur eines Gelenkabschnittes setzt<br />

voraus, dass die anderen Abschnitte allenfalls geringe Knorpelveränderungen<br />

aufweisen und die Kniebandstrukturen intakt sind.<br />

• Bikompartimentelle Prothesen (Abb. 2, 6) (mono- oder bikondylär):<br />

1) Monokondyläre Prothesen ersetzen nur den innenseitigen (medialen) Gelenkanteil<br />

und das Gelenk zwischen Kniescheibe und Oberschenkel.<br />

2) Bikondyläre Prothesen (K-TEP) ersetzen die Gelenkoberflächen des inneren<br />

und äußeren Gelenkanteils unter weitgehendem Erhalt der körpereigenen Bandstrukturen.<br />

Ober- und Unterschenkelanteil sind nicht mechanisch miteinander<br />

verbunden. Sind die Bandstrukturen geschädigt kann durch eine zapfenartige<br />

Verbindung beider Komponenten eine Stabilisierung des Gelenkes auch bei<br />

fehlenden Bändern erreicht werden. Die früher vielfach gebräuchlichen achsgeführten<br />

Knieendoprothesen verzichten, unter Resektion großer knöcherner<br />

Anteile, gänzlich auf den Erhalt der patienteneigenen Bandstrukturen. Diese<br />

Prothesen kommen nur in Ausnahmefällen zur Anwendung.<br />

Die einzelnen Prothesentypen gibt es in verschiedenen Größen; mit Hilfe der präoperativen<br />

Planungsskizze werden Modellgröße und Fixation der Prothese bestimmt,<br />

wobei hier individuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden (Alter, Geschlecht, Knochenform,<br />

Körpergewicht, etc.). Anhand der Planung werden auch die Achsen des<br />

Beines vermessen und die Prothese in ihrer Ausrichtung geplant.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Knie<br />

51


52<br />

Abb. 4:<br />

Schlittenprothese von vorne<br />

Knieendoprothetik<br />

Bei der Implantation unterscheidet man verschiedene Fixationstechniken: Die zementierte<br />

Knie-TEP ist weltweit der Goldstandard. Hierbei werden die Implantate<br />

mit antibiotikahaltigem Zement im Knochen fixiert. In seltenen Fällen kann auch<br />

eine zementfreie „press-fit“ Verankerung durchgeführt werden. Abhängig von<br />

der Fixation bestehen die Komponenten entweder aus Titan oder einer Chrom-<br />

Kobalt- Legierung. Als Gleitpartner zwischen den ersetzten Oberflächen wird ein<br />

Polyethylen-Einsatz (Inlay) eingebracht. Dieses kann auf der Grundplatte fixiert sein<br />

oder erlauben ein Gleiten und Rotieren dieses Inlays (sog. mobile Inlays).<br />

Entsprechend ist, unabhängig von der Fixation, in den meisten Fällen eine Haltbarkeit<br />

von 12-15 Jahren gewährleistet. Bei ausreichend gutem Gesundheitszustand<br />

ist im Fall einer Prothesenlockerung eine Wechseloperation ohne weiteres möglich.<br />

Hierzu gibt es Spezialprothesen mit denen jegliche Knochendefekte überbrückt<br />

werden können.<br />

Abb. 5:<br />

Schlittenprothese von der Seite<br />

Abb. 6:<br />

Knie-Totalendoprothese<br />

Behandlung vor der Operation und Operationsablauf<br />

Dem operativen Eingriff gehen ein ausführliches Patientengespräch, eine klinische<br />

und radiologische Untersuchung und eine genaue Planung voraus. Zusätzlich erfolgt<br />

eine internistische/anästhesiologische Abklärung samt EKG, Lungenröntgenaufnahme<br />

und Blutuntersuchung. Die Operation erfolgt meist mit einer Blutsperre, so<br />

dass der Einsatz von Fremd- oder Eigenblut in aller Regel ausgeschlossen werden<br />

kann. Das während der Operation in der Drainage gesammelte Blut kann über ein<br />

Rückführsystem dem Patienten wieder zugeführt werden. Die stationäre Aufnahme<br />

des Patienten erfolgt üblicherweise am Tag der Operation.<br />

Der Eingriff erfolgt je nach Absprache in Vollnarkose oder Spinalanästhesie. Über einen<br />

ca. 10 cm langen Schnitt an der Knievorderseite erfolgt der Zugang zum erkrankten<br />

Gelenk. Nach Entfernen der zerstörten Gelenkoberflächen mit Präzisionsinstrumentarien<br />

werden die Prothesenteile auf dem Ober- und Unterschenkelknochen fixiert.<br />

Aufgrund der gängigen Literaturmeinung und eigenen Erfahrungen kommt ein<br />

Ersatz der Kniescheibenrückfläche vorwiegend in Fällen schwerer Arthrose derselben<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Knieendoprothetik<br />

in Betracht. Das künstliche Gelenk wird einer Beweglichkeitsprüfung unterzogen,<br />

abschließend wird die Wunde schichtweise unter Einlage von Drainageschläuchen<br />

verschlossen. Nach der Operation wird ein Kontrollröntgenbild angefertigt.<br />

Nachbehandlung<br />

Gelenkersatzoperationen werden ausschließlich unter stationären Bedingungen<br />

durchgeführt. Zur Gewährleistung eines optimalen Operationserfolges erfolgt eine<br />

frühzeitige postoperative Mobilisation mit Hilfe der Krankengymnastik, wobei abhängig<br />

von den erwähnten Implantationstechniken meist eine sofortige Belastung<br />

des operierten Beines erlaubt wird. Zum Schutz des Weichteilgewebes müssen für<br />

4-6 Wochen Unterarmgehstützen verwendet werden.<br />

Für den überwiegenden Teil der Patienten schließt sich nach einem Klinikaufenthalt<br />

von ca. 7-10 Tagen ein 3-wöchiger Rehabilitationsaufenthalt an. Im Rahmen<br />

regelmäßiger, engmaschiger ambulanter Kontrolluntersuchungen werden die<br />

Fortschritte der Patienten dokumentiert und ggf. eine ambulante Fortsetzung der<br />

mobilisierenden Therapie verordnet.<br />

Gelenkersatz und Sport<br />

Verbunden mit einer schweren Kniegelenkarthrose ist eine deutliche Einschränkung<br />

sportlicher Aktivitäten. Die durch den Gelenkersatz erzielte Beschwerdefreiheit lässt<br />

den Wunsch nach teilweiser Rückkehr zum Sport aufkommen. International besteht<br />

Einigkeit, dass zumindest so genannte „low-impact“ Sportarten, wie Fahrradfahren,<br />

Schwimmen, Segeln, Tauchen, Golf und Kegeln unterstützt werden können.<br />

Bedingt möglich sind Sportarten wie Tennis, Basketball und Skilaufen. Vermieden<br />

werden sollten Kontaktsportarten (Fußball, Handball, etc). Die Empfehlung zu einer<br />

bestimmten Sportart ist auch abhängig von dem Leistungsstand des Patienten. Als<br />

Faustregel gilt, dass vor der Operation beherrschte Sportarten wieder durchgeführt<br />

werden dürfen.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Knie<br />

53


Engpass-Syndrom der Schulter<br />

(Impingement)<br />

Ursachen<br />

Das Schultergelenk wird hauptsächlich durch die 4 Sehnen der sogenannten Rotatorenmanschette<br />

stabilisiert und bewegt. Diese Sehnen verlaufen direkt um das Gelenk<br />

in einem engen knöchernen Kanal zwischen dem Oberarmkopf und dem Schulterdach<br />

(Akromion). Im Laufe des Lebens kann es dabei durch Verschleißerscheinungen zu<br />

einer zunehmenden Verengung dieses Kanals kommen der zu schmerzhaften Entzündungen<br />

der Schleimbeutel und Sehnen führen kann. In fortgeschrittenen Fällen<br />

kann eine bleibende Schädigung der Rotatorenmanschette auftreten, die zu einer<br />

anhaltenden schmerzhaft eingeschränkten Beweglichkeit des Schultergelenkes führt.<br />

Beschwerden des Patienten<br />

Die Patienten klagen meistens über nächtliche Schmerzen beim Liegen auf der Schulter<br />

oder über Schmerzen die bei Abspreizbewegungen ab einem bestimmten Winkel<br />

auftreten. Die Schmerzen entstehen durch Kompression der Rotatorenmanschette<br />

und des darüberliegenden Schleimbeutels zwischen Oberarmkopf und Schulterdach.<br />

Die Beweglichkeit des Armes ist häufig schmerzhaft eingeschränkt. Teilweise tritt<br />

auch ein Kraftverlust auf.<br />

Diagnostik<br />

Die Untersuchung und Befragung des Patienten ergibt bereits in den meisten Fällen<br />

den entscheidenden Hinweis auf ein Engpass-Syndrom. Knöcherne Veränderungen,<br />

die zu einer Einengung des Gleitkanals für die Supraspinatussehne führen, können<br />

durch spezielle Röntgenbilder festgestellt werden. Zum sicheren Nachweis einer<br />

Schädigung der Sehne ist die Sonographie der Schulter oder eine Kernspintomographie<br />

erforderlich.<br />

Behandlung<br />

In frühen Stadien kann häufig durch vorübergehende Schonung (vermeiden von<br />

Überkopfarbeiten im schmerzhaften Bereich, kein Heben von Gewichten mit gestrecktem<br />

Arm), abschwellende und schmerzstillende Medikamente, lokale Eis- oder<br />

Wärmeanwendung sowie eine spezielle Krankengymnastik wieder eine schmerzfreie<br />

oder schmerzarme Situation erreicht werden. Sofern nach einigen Monaten konsequenter<br />

Behandlung eine stark schmerzhafte Bewegungseinschränkung anhält<br />

oder ein Schaden der Sehne nachgewiesen ist, sollte durch die Operation versucht<br />

werden die Sehne zu reparieren und den knöchernen Engpass zu beseitigen. Sofern<br />

die Sehne nicht oder nur gering geschädigt ist, genügt es, den knöchernen Engpass<br />

zu erweitern.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 55<br />

Schulter


56<br />

Engpass-Syndrom der Schulter<br />

(Impingement)<br />

Operative Behandlung<br />

Bei der Operation wird zunächst eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt,<br />

um den Schaden des Gelenkes genau beurteilen zu können. Die weitere Operation<br />

ist abhängig von den Verletzungen die bei der Arthroskopie zu erkennen sind.<br />

Liegt eine Schädigung der Sehne vor sollte diese über einen kleinen Hautschnitt<br />

repariert werden. Wenn die Sehne keine wesentliche Schädigung aufweist werden<br />

nur die Knochenkanten am Akromion (Schulterdach), die zu einer Einengung des<br />

Sehnengleitkanals führen abgeschliffen. Das Abschleifen des Akromions bezeichnet<br />

man als Akromioplastik. Dies ist immer arthroskopisch über 2 kleine Hautschnitte<br />

möglich. Nach der Operation ist ein stationärer Aufenthalt von 1-2 Tagen erforderlich.<br />

Sofern keine Operation an der Sehne erforderlich war ist keine spezielle<br />

Ruhigstellung der operierten Schulter notwendig, das Schultergelenk sollte aber für<br />

4-6 Wochen geschont werden. Hierzu erhalten Sie ein spezielles Nachbehandlungsprogramm<br />

von Ihrem Stationsarzt ausgehändigt. Die Schmerzgrenze muss bei der<br />

Nachbehandlung grundsätzlich respektiert werden. Unterstützt werden kann die<br />

Nachbehandlung durch abschwellende Medikamente und lokale Eisanwendungen.<br />

Ergebnisse und Risiken<br />

Bei etwa 90% der Patienten bilden sich die Beschwerden innerhalb von 3-6 Monaten<br />

zurück. In seltenen Fällen verbleibt eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung des<br />

Armes. Operationsbedingte Risiken wie Infektion, Nerven- und Gefäßverletzungen<br />

sind selten.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Sehnenverkalkung (Tendinosis calcarea)<br />

Ursachen<br />

Das Schultergelenk wird hauptsächlich durch die 4 Sehnen der sogenannten Rotatorenmanschette<br />

stabilisiert und bewegt. Diese Sehnen verlaufen direkt um das<br />

Gelenk in einem engen knöchernen Kanal zwischen dem Oberarmkopf und dem<br />

Schulterdach. Im Laufe des Lebens kann es dabei zunächst unbemerkt zu Verschleißerscheinungen<br />

vor allem der Supraspinatussehne kommen. Im Rahmen dieser<br />

Verschleißerscheinungen können sich Verkalkungen, die bevorzugt in der Supraspinatussehne<br />

auftreten, bilden. Diese Verkalkungen können zu einem sogenannten<br />

Engpass-Syndrom (Impingement S. 55) führen.<br />

Beschwerden des Patienten<br />

Die Patienten klagen meistens über nächtliche Schmerzen beim Liegen auf der Schulter<br />

oder über Schmerzen die bei Abspreizbewegungen ab einem bestimmten Winkel<br />

auftreten. Die Beweglichkeit des Armes ist häufig schmerzhaft eingeschränkt. Akute<br />

Schmerzen können ein indirektes Zeichen für die Auflösung des Kalkherdes sein.<br />

Diagnostik<br />

Die Untersuchung und Befragung des Patienten ergibt bereits in den meisten Fällen<br />

den entscheidenden Hinweis auf eine Erkrankung im Bereich der Rotatorenmanschette.<br />

Die Kalkherde können durch Röntgenbilder und die Sonographie sicher<br />

nachgewiesen werden. Dadurch kann auch beurteilt werden, ob ein chronisches<br />

Stadium oder ein akutes Stadium mit Auflösung des Kalkherdes vorliegt.<br />

Behandlung<br />

Prinzipiell können sich die Kalkherde spontan auflösen. Dies ist meistens mit erheblichen<br />

Beschwerden verbunden. In diesem Stadium sollte zunächst abgewartet<br />

werden. Durch vorübergehende Schonung, abschwellende und schmerzstillende<br />

Medikamente, lokale Eis- oder Wärmeanwendung können die Schmerzen gelindert<br />

und die Kalkresorption unterstützt werden. Sofern die Schmerzen über einen<br />

längeren Zeitraum unverändert anhalten und sich das Kalkdepot im Röntgenbild<br />

unverändert darstellt ist die operative Ausräumung des Kalkherdes angezeigt. Als<br />

Behandlungsalternative zur Operation besteht die Möglichkeit der Zerstörung des<br />

Kalkherdes durch eine Stoßwellenbehandlung, deren Effektivität jedoch noch nicht<br />

eindeutig geklärt ist.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 57<br />

Schulter


58<br />

Sehnenverkalkung (Tendinosis calcarea)<br />

Operation bei Kalkherden der Rotatorenmanschette<br />

Bei der Operation wird zunächst eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt<br />

und der Kalkherd lokalisiert. Nach Längsinzision der betroffenen Sehne wird der Kalk<br />

mit einem Löffel möglichst vollständig entfernt. Eventuell vorliegende Knochenkanten<br />

die zu einer Kompression der betroffenen Sehne führen werden arthroskopisch<br />

abgeschliffen. In seltenen Fällen, in denen der Kalkherd bei der Arthroskopie nicht<br />

gefunden werden kann, muss ein kleiner Hautschnitt zur Kalkentfernung durchgeführt<br />

werden. Häufig ist eine vollständige Entfernung des Kalks nicht möglich. Ein<br />

Großteil der verbliebenen Kalkreste löst sich dann jedoch im Verlauf von selbst auf.<br />

Nachbehandlung<br />

Nach der Operation ist ein stationärer Aufenthalt von 1-2 Tagen erforderlich. Die<br />

Beschwerden verschwinden nach der Operation nicht sofort, sondern bilden sich<br />

nur langsam zurück. Eine Schonung des Armes ist für 4-6 Wochen erforderlich.<br />

Die Schulter sollte vorsichtig im schmerzarmen Bereich mobilisiert werden. Die<br />

Schmerzgrenze muss respektiert werden. Unterstützt werden kann die Nachbehandlung<br />

durch abschwellende Medikamente und lokale Eisanwendungen. Bis zur<br />

Wiederherstellung einer schmerzfreien Schulterfunktion ist mit einer Dauer von<br />

3-6 Monaten zu rechnen. Um ein gutes Operationsergebnis zu erreichen sollte die<br />

Nachbehandlung nach einem festgelegten Schema erfolgen, das Ihnen von Ihrem<br />

Stationsarzt ausgehändigt wird.<br />

Ergebnisse und Risiken<br />

Bei 80-90% der Patienten kann durch die Operation wieder eine schmerzfreie Situation<br />

erreicht werden. Bei inkompletter Entfernung des Kalkherdes können Restbeschwerden<br />

verbleiben. Operationsbedingte Risiken wie Infektion, Nerven- und<br />

Gefäßverletzungen sind selten.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Schulterluxation<br />

Ursachen<br />

Das Schultergelenk besteht aus einem Oberarmkopf und der Gelenkpfanne. Die Stabilisierung<br />

des Gelenkes erfolgt durch die Gelenkkapsel, Sehnen und Muskeln sowie<br />

einem knorpeligen Ring, den man als Labrum bezeichnet, der die Gelenkpfanne umgibt.<br />

Die Ursachen von Luxationen des Schultergelenkes können anlagebedingt sein<br />

(z.B. zu große Kapsel, schlaffer Bandapparat) oder sie sind Folgen von Verletzungen.<br />

Verletzungen der Schulter können zum Abriss des Labrums, der Kapsel oder auch zu<br />

einem Abbruch eines Teiles der Gelenkpfanne führen. Dadurch kann die Stabilität<br />

des Schultergelenkes derart beeinträchtigt sein, dass wiederholte Luxationen des<br />

Gelenkes auftreten oder dass eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung verbleibt.<br />

Abb. 1:<br />

Fixation des abgerissenen Labrums<br />

(Quelle: Arthrex GmbH)<br />

Diagnostik<br />

Die Untersuchung und Befragung des Patienten ergibt bereits in den meisten Fällen<br />

den entscheidenden Hinweis, ob das Schultergelenk instabil und durch weitere<br />

Luxationen gefährdet ist. Knöcherne Verletzungen müssen grundsätzlich durch<br />

entsprechende Röntgenbilder ausgeschlossen werden. Beim jüngeren Patienten bis<br />

zum 30.-40. Lebensjahr tritt besonders häufig ein Abriss des Labrums auf. Dies kann<br />

durch eine sonographische oder kernspintomographische Untersuchung nachgewiesen<br />

werden. Beim über 40-jährigen Patienten treten bevorzugt Verletzungen der<br />

das Schultergelenk umgebenden Sehnen auf, die ebenfalls durch die Sonographie<br />

oder Kernspintomographie nachgewiesen werden können.<br />

Behandlung<br />

Abb. 2:<br />

Vollständige Fixation des Labrums<br />

(Quelle: Arthrex GmbH)<br />

Anlagebedingte Luxationen werden zunächst durch ein Muskelaufbautraining behandelt,<br />

um dadurch das Gelenk zu stabilisieren. Sofern nach mindestens 1-jährigem<br />

konsequentem Muskeltraining weiterhin eine Luxationsneigung besteht, ist ggf. die<br />

operative Therapie erforderlich. Bei Luxationen, die nach Verletzungen des Schultergelenkes<br />

auftreten, wird beim jungen, sportlich und beruflich aktiven Patienten<br />

in den meisten Fällen nach entsprechender Diagnostik mit Nachweis eines Abrisses<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 59<br />

Schulter


60<br />

Schulterluxation<br />

des Labrums oder knöcherner Verletzungen die operative Therapie bevorzugt. Beim<br />

älteren Patienten kann meistens zunächst abgewartet und versucht werden, das<br />

Gelenk durch vorübergehende Ruhigstellung und anschließendes Muskeltraining zu<br />

stabilisieren, sofern eine Verletzung der Sehnen ausgeschlossen wurde. Prinzipiell<br />

muss die Therapieplanung für jeden Patienten individuell erfolgen.<br />

Operative Stabilisierung der Schulter<br />

Bei der Operation wird zunächst eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt,<br />

um den Schaden des Gelenkes genau beurteilen zu können. Das weitere Vorgehen<br />

ist abhängig von den Verletzungen die bei der Arthroskopie zu erkennen sind.<br />

Liegen keine schwerwiegenden Kapselverletzungen vor kann die Stabilisierung<br />

arthroskopisch erfolgen. In Fällen mit erheblichen Schäden des Labrums und des<br />

Kapsel-Band-Apparates ist die offene Stabilisierung durch einen ca. 6 cm langen<br />

Hautschnitt an der Vorderseite des Schultergelenkes erforderlich. Prinzip der Operation<br />

ist das abgerissene Labrum wieder am Rand der Gelenkpfanne zu fixieren.<br />

Dies wird durch kleine Metalldübel erreicht. Sofern knöcherne Verletzungen am<br />

Pfannenrand vorliegen, ist zusätzlich die Anschraubung eines Knochenstückes, das<br />

vom Beckenkamm entnommen wird, erforderlich.<br />

Nachbehandlung<br />

Nach der Operation ist ein stationärer Aufenthalt von etwa 2 Tagen erforderlich.<br />

Um erneute Luxationen des Schultergelenks zu vermeiden, ist eine spezielle Nachbehandlung<br />

erforderlich. Der Arm darf für 6 Wochen nur eingeschränkt bewegt<br />

werden. Nachts muss für 6 Wochen konsequent eine Schulterschlinge getragen<br />

werden. Hierzu erhalten Sie ein spezielles Nachbehandlungsprogramm von Ihrem<br />

Stationsarzt ausgehändigt. Ein spezielles Muskeltraining sowie die Vermeidung von<br />

Überkopf- und Kontaktsportarten ist für etwa 4-6 Monate erforderlich.<br />

Ergebnisse und Risiken<br />

Bei 90-95% der Patienten kann durch die Operation die Stabilität des Schultergelenkes<br />

wiederhergestellt werden. In seltenen Fällen verbleibt eine Einschränkung der<br />

Außendrehbewegung des Armes infolge der Raffung der Gelenkkapsel. Operationsbedingte<br />

Komplikationen wie Infektion, Nerven- und Gefäßverletzungen sind selten.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Schädigung der Rotatorenmanschette<br />

Ursachen<br />

Das Schultergelenk wird hauptsächlich durch die 4 Sehnen der sogenannten Rotatorenmanschette<br />

stabilisiert und bewegt. Diese Sehnen verlaufen direkt um das<br />

Gelenk in einem engen knöchernen Kanal zwischen dem Oberarmkopf und dem<br />

Schulterdach. Im Laufe des Lebens kann es dabei zunächst unbemerkt zu Verschleißerscheinungen<br />

vor allem der Supraspinatussehne kommen. Im Extremfall kann ein<br />

Loch in der Sehne entstehen. Auch hier ist besonders häufig die Supraspinatussehne<br />

betroffen. Die in der Regel schon längere Zeit bestehende Schädigung der Sehne<br />

wird häufig erst nach einem Sturz oder nach körperlicher Überbelastung bemerkt.<br />

Frische Abrisse der Sehne sind selten.<br />

Abb. 3:<br />

Defekt der Supraspinatussehne<br />

(Quelle: Zimmer Germany GmbH)<br />

Beschwerden des Patienten<br />

Die Patienten klagen meistens über nächtliche Schmerzen beim Liegen auf der<br />

Schulter oder über Schmerzen die bei Abspreizbewegungen des Armes ab einem<br />

bestimmten Winkel auftreten. Die Schmerzen können bis in die Hand ausstrahlen.<br />

Die Beweglichkeit des Armes ist häufig schmerzhaft eingeschränkt. Teilweise tritt<br />

auch ein Kraftverlust auf.<br />

Diagnostik<br />

Abb. 4:<br />

Naht der Supraspinatussehne<br />

(Quelle: Zimmer Germany GmbH)<br />

Die Untersuchung und Befragung des Patienten ergibt bereits in den meisten Fällen<br />

den entscheidenden Hinweis auf eine Schädigung der Rotatorenmanschette.<br />

Knöcherne Veränderungen, die zu einer Einengung des Gleitkanals für die Rotatorenmanschette<br />

führen, können durch spezielle Röntgenbilder festgestellt werden.<br />

Zum sicheren Nachweis einer Schädigung der Sehne ist in den meisten Fällen die<br />

Sonographie ausreichend, nur gelegentlich ist eine Kernspintomographie erforderlich.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 61<br />

Schulter


62<br />

Schädigung der Rotatorenmanschette<br />

Behandlung<br />

Beim jüngeren Patienten und bei den seltenen frischen Verletzungen ist eine Operation<br />

zu empfehlen, um die Sehne wieder an den Knochen anzunähen und dadurch<br />

Kraft und Funktion wiederherzustellen. Beim älteren Patienten über 70 Jahre kann<br />

häufig durch vorübergehende Schonung, abschwellende und schmerzstillende Medikamente,<br />

lokale Eis- oder Wärmeanwendung sowie eine spezielle Krankengymnastik<br />

wieder eine schmerzfreie oder schmerzarme Situation erreicht werden. Sofern nach<br />

einigen Monaten konsequenter Behandlung eine inakzeptable schmerzhafte Bewegungseinschränkung<br />

verbleibt, sollte durch die Operation versucht werden die<br />

Sehne zu reparieren und den knöchernen Engpass zu beseitigen.<br />

Operation bei Schäden der Rotatorenmanschette<br />

Bei der Operation wird zunächst eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt,<br />

um den Schaden des Gelenkes genau beurteilen zu können. Das weitere Vorgehen<br />

ist abhängig von den Verletzungen die bei der Arthroskopie zu erkennen sind. Der<br />

knöcherne Engpass kann durch arthroskopisches oder offenes Abtragen der einengenden<br />

Knochenkanten beseitigt werden. In den meisten Fällen kann die Sehne<br />

über einen ca. 4 cm langen Hautschnitt wieder am Knochen angenäht werden.<br />

Nachbehandlung<br />

Nach der Operation ist ein stationärer Aufenthalt von 2-3 Tagen erforderlich. Zur<br />

Einheilung der Sehne am Knochen muss ein Abduktionskissen für 6 Wochen getragen<br />

werden. Um ein gutes Operationsergebnis zu erreichen muss eine längerfristige<br />

Nachbehandlung nach einem festgelegten Schema erfolgen, das Ihnen von<br />

Ihrem Stationsarzt ausgehändigt wird. Eine krankengymnastische Behandlung ist<br />

für etwa 6 Monate erforderlich. Für ein gutes Endergebnis sind anschließend für<br />

weitere 3-6 Monate die erlernten Übungen selbstständig zu Hause durchzuführen.<br />

Die Schmerzgrenze muss dabei respektiert werden. Unterstützt werden kann die<br />

Nachbehandlung durch abschwellende Medikamente und lokale Eisanwendungen.<br />

Ergebnisse und Risiken<br />

Bei 80-90% der Patienten kann durch die Operation wieder eine nahezu schmerzfreie<br />

Situation erreicht werden. Funktion und Kraft werden erfahrungsgemäß nicht<br />

wesentlich verbessert. Bei zu früher Belastung oder Ablegen des Abduktionskissens<br />

kann die angenähte Sehne wieder abreißen. Nach der Operation können Bewegungseinschränkungen<br />

und Kraftverlust des Armes verbleiben. Operationsbedingte<br />

Risiken wie Infektion, Nerven- und Gefäßverletzungen sind selten.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Verletzungen und Arthrose des<br />

Akromioclaviculargelenkes (AC-Gelenk)<br />

Ursachen<br />

Das Gelenk zwischen Schulterdach und Schlüsselbein wird als AC-Gelenk bezeichnet.<br />

Relativ häufig kommt es bei einem Sturz auf die Schulter zu einer Zerreißung<br />

der Gelenkbänder. Dies kann zu einer Verschiebung des Schlüsselbeines nach oben<br />

führen. Dieses Gelenk kann aber auch im Rahmen von Verschleißerscheinungen (Arthrose)<br />

vor allem bei körperlich schwer arbeitenden Patienten geschädigt werden.<br />

Beschwerden<br />

Nach Bandzerreißungen besteht eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung des<br />

Schultergelenkes, die sich aber bei ca. 80% der Patienten nach einigen Wochen<br />

wieder vollständig zurückbildet. Meistens bestehen auch nächtliche Schmerzen beim<br />

Liegen auf der Schulter oder Schmerzen, die bei Abspreizbewegungen des Armes<br />

ab einem bestimmten Winkel auftreten. Beim Abtasten des Gelenkes lassen sich<br />

Schmerzen bei Druck auf das Gelenk auslösen. Nach Bandzerreißungen sieht man<br />

teilweise, dass das äußere Ende des Schlüsselbeines nach oben steht.<br />

Abb. 5:<br />

Stabilisierung des AC-Gelenkes (Quelle: Arthrex GmbH)<br />

Diagnostik<br />

Die Untersuchung und Befragung des Patienten ergibt bereits in den meisten Fällen<br />

den entscheidenden Hinweis auf eine Schädigung des AC-Gelenkes. Bei Bandzerreißungen<br />

kann das äußere Ende des Schlüsselbeines sicht- und tastbar nach oben<br />

stehen und Schmerzen verursachen. Knöcherne Veränderungen können durch gezielte<br />

Röntgenaufnahmen dargestellt werden. Bei Arthrose des Gelenkes kann durch<br />

Einspritzen von Betäubungsmittel in den Gelenkspalt die Ursache der Beschwerden<br />

ggf. sicher auf das AC-Gelenk lokalisiert werden.<br />

Behandlung<br />

Abb. 6:<br />

Stabilisierung des AC-Gelenkes (Quelle: Arthrex GmbH)<br />

Die Behandlung von Bandzerreißungen des AC-Gelenkes ist sowohl nichtoperativ<br />

als auch durch eine Operation möglich. Ob eine Operation erforderlich ist, hängt<br />

vom Schweregrad der Bandzerreißung ab. Bis zu einer 3. gradigen Bandzerreißung<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 63<br />

Schulter


64<br />

Verletzungen und Arthrose des<br />

Akromioclaviculargelenkes (AC-Gelenk)<br />

empfehlen wir in den meisten Fällen zunächst die nichtoperative Behandlung. In<br />

diesem Fall ist eine Schonung der Schulter mit Vermeidung von Gewichtsbelastungen<br />

und Abspreizbewegungen über die Horizontale für etwa 6-8 Wochen notwendig.<br />

Nur in wenigen Fällen besteht eine absolute Notwendigkeit der sofortigen Operation.<br />

Wenn sich nach nichtoperativer Behandlung von Bandzerreißungen eine<br />

schmerzhafte Bewegungseinschränkung herausstellt, kann auch noch nach Jahren<br />

durch verschiedene Operationsverfahren wieder eine schmerzfreie Beweglichkeit<br />

erreicht werden und die Stellung des Schlüsselbeines korrigiert werden.<br />

Schmerzen infolge Verschleißerscheinungen des AC-Gelenkes können durch Abmeißelung<br />

des äußeren Endes des Schlüsselbeines beseitigt werden.<br />

Operative Behandlung<br />

Im Falle einer isolierten Arthrose des AC-Gelenkes wird das äußere Ende des Schlüsselbeines<br />

(ca. 7-10 mm) abgetragen. Dies kann durch eine arthroskopische Operation<br />

über zwei kleine Hautschnitte erfolgen. Tritt die Arthrose des AC-Gelenkes infolge<br />

einer ehemaligen Verletzung mit Zerreißung der Bänder des Gelenkes auf, wird das<br />

äußere Ende des Schlüsselbeines wie bei der AC-Arthrose entfernt und zur korrekten<br />

Positionierung des Schlüsselbeines ein körpereigenes Band das zum Schulterdach<br />

verläuft zur Fixierung verwendet. Das Schlüsselbein muss evtl. zusätzlich durch Drähte,<br />

Schrauben oder ein künstliches Band fixiert werden. Bei Bandzerreißungen die<br />

direkt nach dem Unfall operiert werden führen wir in unserer Klinik meistens die<br />

vorübergehende Fixierung des Schlüsselbeines mit Drähten durch, die nach Heilung<br />

der Bandnaht durch einen zweiten kleinen operativen Eingriff nach 6-8 Wochen<br />

wieder entfernt werden müssen.<br />

Nachbehandlung<br />

Nach der Operation ist ein stationärer Aufenthalt von 2-3 Tagen erforderlich. Die<br />

Nachbehandlung nach Eingriffen am AC-Gelenk ist abhängig vom Operationsverfahren.<br />

Die alleinige Entfernung des äußeren Schlüsselbeinendes erfordert<br />

keine spezielle Ruhigstellung. Bei Stabilisierung des Gelenkes mit Verlagerung von<br />

Bändern und eingebrachter Drahtschlinge oder Schraube muss zur Vermeidung<br />

von Bandausrissen und Brüchen des eingebrachten Metallimplantates für 6-8 Wochen<br />

eine Bewegungseinschränkung eingehalten werden. Hierzu erhalten Sie ein<br />

spezielles Nachbehandlungsprogramm von Ihrem Stationsarzt ausgehändigt. Die<br />

Schmerzgrenze muss bei der Nachbehandlung grundsätzlich respektiert werden.<br />

Unterstützt werden kann die Nachbehandlung durch abschwellende Medikamente<br />

und lokale Eisanwendungen.<br />

Ergebnisse und Risiken<br />

Etwa 80% der Patienten erreichen innerhalb von 3-6 Monaten wieder eine schmerzfreie<br />

Beweglichkeit des Schultergelenkes. Nach Gelenkstabilisierung mit Metallteilen<br />

ist mit einer Häufigkeit bis 20% mit Brüchen oder Auslockerung des Metalls sowie<br />

einer erneuten Verschiebung des äußeren Schlüsselbeinendes nach oben zu rechnen.<br />

Weitere operationsbedingte Risiken die häufiger auftreten sind Störungen der<br />

Wundheilung und Infektion. Nerven- und Gefäßverletzungen sind selten.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Schlüsselbeinbruch (Claviculafraktur)<br />

Der Bruch des Schlüsselbeins ist eine häufige Verletzung, die infolge eines Sturzes auf<br />

die Schulter auftritt. Besonders betroffen sind Sportler die Sportarten mit erhöhter<br />

Sturzgefahr (Rad, Ski, Fussball) ausüben.<br />

Beschwerden<br />

Direkt nach dem Sturz treten starke Schmerzen im Bereich der Bruchzone auf. Das<br />

Schultergelenk kann aufgrund der ausgeprägten Schmerzen kaum noch bewegt<br />

werden. Bereits das Gewicht des herunterhängenden Armes löst starke Beschwerden<br />

auf. Der Arm wird daher vom Verletzten mit der gesunden Hand am Körper gehalten.<br />

Diagnostik<br />

Die meisten Schlüsselbeinbrüche kann man bereits durch die Betrachtung erkennen.<br />

In den meisten Fällen liegt eine erhebliche Verschiebung der Bruchstücke vor die<br />

man problemlos erkennen kann, da das Schlüsselbein direkt unter der Haut liegt.<br />

Das Abtasten der Bruchzone ist stark schmerzhaft, das Reiben der Knochenenden<br />

aneinander kann auch in den meisten Fällen getastet werden. Zur Beurteilung der<br />

Bruchform und zur Planung der weiteren Behandlung muss eine Zielaufnahme des<br />

Schlüsselbeines angefertigt werden.<br />

Abb. 1:<br />

Nicht verschobener Schlüsselbeinbruch<br />

der ohne Operation ausheilen<br />

kann<br />

Behandlung<br />

Abb. 2:<br />

Stark verschobener Schlüsselbeinbruch<br />

Nicht oder nur gering verschobene Brüche können durch eine Entlastung des Armes<br />

über 3-4 Wochen behandelt werden. Bei starker beruflicher oder sportlicher Schulterbelastung<br />

sowie Brüchen mit kompletter Verschiebung und übereinanderliegenden<br />

Bruchstücken empfehlen wir die operative Behandlung, da die Nachbehandlungszeit<br />

verkürzt und die Ergebnisse in der Regel günstiger sind. Wir bevorzugen die<br />

Stabilisierung mit einer Platte. Bei der Operation werden die Bruchstücke zunächst<br />

wieder in die richtige Stellung gebracht. Hierzu wird meistens die Haut über dem<br />

Bruch auf einer Länge von ca. 10cm eröffnet. Die Stabilisierung der Bruchenden<br />

erfolgt durch eine Metall- oder Titanplatte mit mindestens 6 Schrauben.<br />

Abb. 3:<br />

der mit einer Metallplatte stabilisiert wurde<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 65<br />

Schulter


66<br />

Schlüsselbeinbruch (Claviculafraktur)<br />

Abb. 4:<br />

Bruch am äußeren Schlüsselbeinende<br />

Nachbehandlung<br />

Abb. 5:<br />

Zur Stabilisierung ist eine spezielle Hakenplatte<br />

erforderlich<br />

Nach der Operation sollte der Arm bis zur Entfernung der Fäden nach 2 Wochen<br />

in einer Schlinge entlastet werden. Dadurch werden Sie weniger Schmerzen haben<br />

und die Wunde kann in Ruhe abheilen. Bereits am 1. Tag nach der Operation kann<br />

die Schulter aus der Schlinge heraus bewegt werden. Entsprechende Übungen wird<br />

ihnen der Physiotherapeut zeigen. Etwa nach 2 Tagen können Sie die Klinik verlassen.<br />

Ab der 3. Woche kann die Schlinge abgelegt werden und der Arm ohne Gewichte<br />

bewegt werden. Die meisten Brüche sind nach 12 Wochen stabil ausgeheilt. Die<br />

Platte sollte nicht vor Ablauf des ersten Jahres nach der Operation im Rahmen eines<br />

ambulanten Eingriffs wieder entfernt werden. Komplikationen wie Infektionen, nicht<br />

Heilen der Fraktur oder ein erneuter Bruch nach der Plattenentfernung sind selten.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Oberarmkopfbruch (Humeruskopffraktur)<br />

Der Bruch des Oberarmkopfes ist eine häufige Verletzung die infolge eines Sturzes auf<br />

die Schulter auftritt. Besonders betroffen sind ältere Frauen mit einer Osteoporose<br />

sowie Sportler die Sportarten mit erhöhter Sturzgefahr (Rad, Ski, Motorrad) ausüben.<br />

Beschwerden<br />

Direkt nach dem Sturz treten starke Schmerzen im Bereich der Bruchzone auf. Das<br />

Schultergelenk kann aufgrund der ausgeprägten Schmerzen kaum noch bewegt<br />

werden. Häufig spürt der Verletzte das Aneinanderreiben der Knochenenden. Der<br />

Arm wird vom Verletzten mit der gesunden Hand am Körper gehalten.<br />

Abb. 1:<br />

Gering verschobener Bruch,<br />

Ausheilung durch Ruhigstellung<br />

und Krankengymnastik<br />

Diagnostik<br />

Abb. 2:<br />

Vollständig verschobener Bruch<br />

Abb. 3:<br />

Stabilisierung mit Platte<br />

Zur Beurteilung, ob lediglich eine starke Prellung oder tatsächlich ein Bruch des<br />

Oberarmkopfes vorliegt, sind Röntgenaufnahmen erforderlich. Dadurch lässt sich<br />

Typ und Schweregrad des Knochenbruches erkennen. Man unterscheidet Brüche mit<br />

2, 3 und 4 größeren Knochenteilen sowie Trümmerbrüche des Kopfes. Mit Hilfe der<br />

Röntgenaufnahmen kann dann die weitere Behandlung festgelegt werden.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 67<br />

Schulter


68<br />

Oberarmkopfbruch (Humeruskopffraktur)<br />

Behandlung<br />

Mit Hilfe der Röntgenaufnahmen kann entschieden werden, ob eine Operation<br />

erforderlich ist. Stark verschobene Brüche werden operiert. Nicht wesentlich verschobene<br />

Brüche können durch eine vorübergehende Ruhigstellung und anschließende<br />

Krankengymnastik behandelt werden. Bei starker beruflicher oder sportlicher<br />

Belastung empfehlen wir häufig auch bei nur gering verschobenen Brüchen die<br />

Operation, da die Nachbehandlungszeit verkürzt und die Ergebnisse in der Regel<br />

günstiger sind. Die Technik der Operation hängt von der Bruchform ab. Ist lediglich<br />

ein Knochenstück abgesprengt genügt meistens die Stabilisierung mit Schrauben.<br />

Kompliziertere Brüche mit 3 oder 4 Knochenstücken erfordern die Stabilisierung<br />

mit Nägeln oder Platten, bei Trümmerbrüchen ist eventuell der Ersatz des Kopfes<br />

durch eine Prothese erforderlich. Wir bevorzugen bei komplizierten Brüchen die<br />

Stabilisierung mit einer Platte. Bei der Operation werden die Bruchstücke zunächst<br />

wieder in die richtige Stellung gebracht. Hierzu wird die Haut über dem Bruch auf<br />

einer Länge von ca. 15cm geöffnet. Die Stabilisierung der Bruchenden erfolgt durch<br />

eine Metall- oder Titanplatte.<br />

Nachbehandlung<br />

Nach der Operation sollte der Arm bis zur Entfernung der Fäden nach 2 Wochen<br />

in einer Schlinge entlastet werden. Dadurch werden Sie weniger Schmerzen haben<br />

und die Wunde kann in Ruhe abheilen. Bereits am 2. Tag nach der Operation kann<br />

die Schulter aus der Schlinge heraus bewegt werden. Entsprechende Übungen wird<br />

Ihnen Ihr Physiotherapeut zeigen. Etwa nach 4-5 Tagen können Sie die Klinik verlassen.<br />

Ab der 3. Woche kann die Schlinge abgelegt und der Arm ohne Gewichte<br />

bewegt werden. Die meisten Brüche sind nach 12-16 Wochen stabil ausgeheilt. Die<br />

Platte sollte nicht vor Ablauf des ersten Jahres nach der Operation entfernt werden.<br />

Komplikationen wie Infektionen, nicht heilen der Fraktur oder ein erneuter Bruch<br />

nach der Plattenentfernung sind selten. Typisch für Oberarmkopffrakturen ist, dass<br />

bei etwa einem Drittel der Patienten trotz korrekter Stabilisierung, anhaltende Beschwerden<br />

beim Liegen auf der Schulter und beim Abspreizen des Armes bestehen<br />

bleiben können. Ebenfalls häufiger treten Bewegungseinschränkungen auf, die das<br />

Abspreizen sowie Außendrehen des Armes betreffen können.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Schulterendoprothetik<br />

Schulterprothese bei Arthrose und nach Knochenbrüchen<br />

Ursachen<br />

Im Rahmen von altersbedingten Verschleißprozessen, nach einer Durchblutungstörung<br />

des Oberarmkopfes oder nach Brüchen des Oberarmkopfes kann es zu einem<br />

Verlust des Gelenkknorpels und Zerstörung des Schultergelenkes mit schmerzhafter<br />

Funktionseinschränkung kommen. Bei längerem Verlauf bildet sich die Muskulatur<br />

zurück, sodass eine zunehmende Einsteifung des Gelenkes die Folge ist.<br />

Abb. 1:<br />

Kopfersatz des Schultergelenks ohne Pfanne<br />

(Quelle: Zimmer Germany GmbH)<br />

Beschwerden des Patienten<br />

Zu Beginn der Erkrankung treten zunehmende Schmerzen bei Rotationsbewegungen<br />

und beim seitlichen Abspreizen des Armes auf. Später sind sämtliche Bewegungen<br />

schmerzhaft und das Schultergelenk weist eine zunehmende Bewegungseinschränkung<br />

auf. Dann kommen auch nächtliche Schmerzen und Ruheschmerzen hinzu.<br />

Diagnostik<br />

Abb. 2:<br />

Total-Endoprothese des Schultergelenks<br />

(Quelle: Zimmer Germany GmbH)<br />

Die Untersuchung und Befragung des Patienten ergibt bereits in den meisten Fällen<br />

den entscheidenden Hinweis, ob das Schultergelenk von einer Arthrose befallen ist.<br />

Den sicheren Nachweis bietet das Röntgenbild. Zur Operationsplanung ist darüber<br />

hinaus eine Sonographie zur Beurteilung der das Schultergelenk umgebenden Sehnen<br />

erforderlich. In einigen Fällen ist zusätzlich eine Computertomographie oder<br />

Kernspintomographie notwendig.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 69<br />

Schulter


70<br />

Schulterendoprothetik<br />

Behandlung<br />

In der Frühphase der Erkrankung kann häufig durch vorübergehende Schonung, abschwellende<br />

und schmerzstillende Medikamente, lokale Eis- oder Wärmeanwendung<br />

sowie eine spezielle Krankengymnastik wieder eine schmerzfreie oder schmerzarme<br />

Situation erreicht werden. Es ist wichtig das Schultergelenk im schmerzarmen Bereich<br />

beweglich zu halten und die stabilisierende Muskulatur zu trainieren. Eventuell<br />

können auch Spritzen ins Gelenk mit entzündungshemmenden Substanzen<br />

erforderlich sein. Sofern trotz konsequenter Behandlung eine stark schmerzhafte<br />

Bewegungseinschränkung anhält, eine zunehmende Bewegungseinschränkung mit<br />

Muskelschwund eintritt und im Röntgenbild eine entsprechende Zerstörung des<br />

Gelenkes vorliegt, sollte die Versorgung durch eine Schulterprothese in Betracht<br />

gezogen werden. Bei jüngeren Patienten unter 50-60 Jahre sollte versucht werden<br />

den Einbau der Prothese möglichst lange hinauszuschieben, um spätere Probleme<br />

wie z.B. eine Lockerung der Prothese möglichst zu vermeiden.<br />

Abb. 3:<br />

Inverse Schulterprothese<br />

(Quelle: Zimmer Germany GmbH)<br />

Abb. 4:<br />

Kopfersatz ohne Schaft<br />

Einbau einer Schulterprothese oder einer<br />

Oberarmkopfprothese<br />

Bei der Operation wird über einen ca. 15 cm langen Hautschnitt an der Vorderseite<br />

des Schultergelenkes der zerstörte Teil des Oberarmkopfes entfernt. Sofern der<br />

Knorpel der Gelenkpfanne noch nicht zerstört ist kann es ausreichend sein nur den<br />

Oberarmkopf durch eine Prothese zu ersetzen. Diese besteht aus einer Stahlkugel<br />

mit anhängendem Schaft der in den Oberarm einzementiert wird. Ansonsten muss<br />

auch die Pfanne mit einer künstlichen Oberfläche, die meistens aus einem speziellen<br />

Kunststoff besteht, versorgt werden.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Schulterendoprothetik<br />

Nachbehandlung<br />

Nach der Operation ist ein stationärer Aufenthalt von etwa einer Woche erforderlich.<br />

Um ein gutes Operationsergebnis zu erreichen muss die Nachbehandlung nach<br />

einem festgelegten Schema erfolgen, das Ihnen von Ihrem Stationsarzt ausgehändigt<br />

wird. Die Nachbehandlung hängt vom Typ der eingebauten Prothese ab und davon<br />

welche Sehnen bei der Operation wieder angenäht wurden. In den ersten Wochen<br />

muss meistens eine Einschränkung der Außendrehung des Oberarmes eingehalten<br />

werden, um die angenähten Sehnen nicht wieder abzureißen. Eine krankengymnastische<br />

Behandlung ist für etwa 3-6 Monate erforderlich. Für ein gutes Endergebnis<br />

sind anschließend für weitere 3-6 Monate die erlernten Übungen selbstständig zu<br />

Hause durchzuführen.<br />

Ergebnisse und Risiken<br />

Bei 80-90% der Patienten führt die Schulterprothese wieder zu einer schmerzfreien<br />

Funktion des Schultergelenkes. Das Bewegungsausmaß das erreicht werden kann<br />

hängt vom Zustand des Gelenkes vor der Operation und Ihrer Mitarbeit ab. Operationsbedingte<br />

Risiken wie Bruch des Oberarmknochens beim Einschlagen der Prothese,<br />

Verrenkungen des künstlichen Gelenkes, Infektion, Nerven- und Gefäßverletzungen<br />

sind selten. Wie bei allen künstlichen Gelenken kann es auch bei der Schulterprothese<br />

zu Lockerungen kommen, die einen Wechsel der Prothese erforderlich machen.<br />

Nach den derzeitigen Erfahrungen kann mit einer durchschnittlichen Haltbarkeit<br />

von 10 Jahren gerechnet werden, wobei vor allem die künstliche Gelenkpfanne von<br />

Lockerungen betroffen ist.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 71<br />

Schulter


Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose)<br />

Anatomie und Funktion<br />

Das Hüftgelenk (Abb. 1) verbindet Rumpf und Beine und besteht aus der Hüftpfanne<br />

im Beckenknochen und dem Hüftkopf des Oberschenkelknochens. Die<br />

Gelenkanteile sind mit einer knorpeligen Gleitschicht überzogen und werden von<br />

der Gelenkkapsel umschlossen. Die Gelenkschleimhaut produziert eine Flüssigkeit,<br />

die den Knorpel ernährt der letztlich eine stoßdämpferähnliche Aufgabe erfüllt.<br />

Da mehr als die Hälfte des Oberschenkelkopfes in der knöchern-bindegewebigen<br />

Pfanne liegt, spricht man von einem Nußgelenk.<br />

Knorpel<br />

Die gelenkbildenden Anteile sind mit einer Knorpelschicht überzogen.<br />

Labrum<br />

Eine ringförmige Gelenklippe (Labrum, Abb. 2) aus Knorpel bildet den Rand der<br />

knöchernen Pfanne.<br />

Kapsel<br />

Das Gelenk wird von einer bindegewebigen Kapsel umgeben, deren Innenschicht,<br />

die Synovia, ständig neue Gelenkflüssigkeit produziert.<br />

Bänder<br />

Die Gelenkkapsel wird durch kräftige Bandstrukturen verstärkt. Gelenkkapsel, Bänder<br />

und umliegende Muskulatur halten das Gelenk in seiner Position.<br />

Abb. 1:<br />

Röntgenaufnahme eines gesunden Hüftgelenks<br />

Abb. 2:<br />

Labrum der Hüfte<br />

Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose)<br />

Häufigste Ursache einer Hüftgelenkserkrankung ist der Knorpelverschleiß: die Hüft-<br />

bzw. Coxarthrose. Der Grund für den Knorpelverschleiß ist meistens bekannt. Man<br />

unterscheidet drei Hauptursachen:<br />

1. Mechanische Hüftaufbaustörungen (z.B. Offset-Störung)<br />

2. Durchblutungsstörungen (z.B. Hüftkopfnekrose)<br />

3. Entzündliche Erkrankungen (z.B. chronische Polyarthritis)<br />

Dabei ist die mechanische Hüftaufbaustörung die mit Abstand häufigste Ursache.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 73<br />

Hüfte


Abb. 3:<br />

Offset<br />

74<br />

Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose)<br />

Der Offset des Schenkelhalses<br />

Die Abbildung 3 zeigt im Querschnitt eine normale Form von Schenkelhals und<br />

Hüftkopf. Der Hüftkopf überragt sowohl vorne als auch hinten gleichförmig den<br />

Schenkelhals. Diese Taille des Schenkelhalses wird als Offset bezeichnet. Es gibt nicht<br />

selten Krankheitsbilder bei der dieser Übergang flacher ist (Offset-Störung, Abb.<br />

4). Hierbei handelt es sich häufig um eine Wachstumsstörung bei sportlich aktiven<br />

Patienten im Jugendalter.<br />

Diese Offset-Störung führt dazu, dass bei Hüftbeugung der Schenkelhals am Pfannenrand<br />

anstößt (Abb. 5). Es wird dabei zunächst der „Dichtungsring“ der Hüfte,<br />

das so genannte Labrum verletzt. Das Frühsymptom dieser Offset-Störung ist der<br />

Leistenschmerz. Im weiteren Verlauf wird dann der Knorpel der Pfanne geschädigt.<br />

Unbehandelt führt dieser Knorpelverlust zu einer zunehmenden Arthrose mit Einsteifung<br />

des Gelenkes. Im fortgeschrittenen Stadium werden dann Kugel und Pfanne<br />

teilweise zerstört und passen nicht mehr optimal ineinander („auf der Felge laufen“).<br />

Gleichzeitig treten Anlauf- und Belastungs-, später Nacht- und Ruheschmerzen auf,<br />

die zu einer Reduzierung der Gehstrecke und letztlich einer Einschränkung der<br />

Lebensqualität führen.<br />

Abb. 4:<br />

Offset-Störung<br />

Diagnose<br />

Abb. 5:<br />

Impingement<br />

Die Diagnose lässt sich durch die typische Anamnese, Untersuchung und anhand<br />

eines normalen Röntgenbildes stellen, wobei die Verschmälerung des Gelenkspaltes<br />

zwischen Hüft- und Oberschenkelknochen als indirektes Zeichen des Knorpelverlustes<br />

zu erkennen ist. Zur genauen Beurteilung des Labrums und des Knorpels wird eine<br />

Kernspintomographie angefertigt.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose)<br />

Therapie der Offset-Störung und Prävention der Hüftgelenksarthrose<br />

Die Therapie der Offset-Störung ist operativ, da eine zuverlässige konservative Therapie<br />

nicht bekannt ist. Dabei wird zum einen der Schenkelhals-Offset wiederhergestellt,<br />

zum anderen wird das gerissene Labrum entweder entfernt oder wieder angenäht.<br />

Dadurch kann der Knorpel geschützt und so einer Hüftarthrose vorgebeugt werden.<br />

Klagt ein Patient über Leistenschmerzen, so kann durch eine differenzierte Abklärung<br />

das genaue Ausmaß dieser Aufbaustörung und der bereits vorhandenen Schäden<br />

bestimmt werden. Neben der klinischen Untersuchung und den konventionellen<br />

Röntgenbilder spielt die Kernspinuntersuchung die entscheidende Rolle. Hierbei ist<br />

es entscheidend, dass das NMR mit intraartikulären Kontrastmittel und mit speziellen<br />

Sequenzen gefahren wird. Nur so ist eine differenzierte Aussage über das Labrum<br />

und den Knorpelzustand möglich.<br />

Damit es nicht zu einer frühzeitigen Degeneration des Hüftgelenkes kommt, sollte<br />

ein korrigierender operativer Eingriff durchgeführt werden. In den ARCUS Kliniken<br />

führen wir eine neue Operationstechnik durch. Hierbei kann diese Aufbaustörung<br />

im Rahmen einer Hüftarthroskopie (S. 76) behoben werden. Dabei wird unter arthroskopischer<br />

Sicht der gerissene Anteil des Labrums entfernt und die fehlende<br />

Schenkelhalstaille ausgeformt. Dadurch wird die Schenkelhalseinklemmung behoben<br />

und die Degeneration der Hüfte kann aufgehalten oder vermieden werden.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 75<br />

Hüfte


76<br />

Hüftarthroskopie<br />

Die Hüftarthroskopie hat sich in den letzten Jahren als Standardverfahren in der<br />

Behandlung von Hüfterkrankungen etabliert. Dabei können die früher üblichen<br />

großen Schnitte, verbunden mit entsprechenden Weichteilschäden und längerer<br />

Rehabilitationszeit, vermieden werden.<br />

Indikationen zur Hüftarthroskopie sind:<br />

• Freie Gelenkkörper<br />

• Labrumrisse<br />

• Degenerative Veränderungen<br />

• Beginnende Hüftarthrose (S. 73)<br />

• Bewegungseinschränkungen der Hüfte<br />

• Knorpelverletzungen<br />

• Entzündungen der Gelenkschleimhaut<br />

• Einriss des zentralen Hüftbandes (Lig. teres)<br />

• Gelenkinfektionen<br />

• Impingement der Hüfte (siehe Stufenplan zur Behandlung der<br />

Hüftarthrose S. 78)<br />

• Probleme nach Hüftgelenkersatz<br />

Die Operationstechnik ist sehr anspruchsvoll und benötigt langjährige Erfahrung.<br />

An unserem Haus werden seit vielen Jahren mehr als 100 Hüftarthroskopien pro<br />

Jahr durchgeführt.<br />

Abb. 1:<br />

Hüftarthroskopie<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Hüftarthroskopie<br />

Als Beispiel sollen zwei häufige Indikationen dargestellt werden:<br />

Freie Gelenkkörper<br />

Die häufigste Ursache freier Gelenkkörper (Abb. 2) sind Unfälle, gefolgt von Abnutzungen<br />

des Gelenkes und Erkrankung der Gelenkschleimhaut. Die freien Körper<br />

können einklemmen und zu Schäden des Gelenkes führen. Deshalb wird empfohlen<br />

diese zu entfernen. Dieses lässt sich arthroskopisch über zwei bis drei 1cm große<br />

Schnitte durchführen und ist eine exzellente Alternative zu der früher üblichen<br />

offenen Operation.<br />

Femoro-acetabuläres Impingement der Hüfte<br />

Beim so genannten femoro-acetabulären Impingement des Hüftgelenkes kommt<br />

es durch veränderte anatomische Verhältnisse – am Oberschenkelhals und/oder am<br />

Pfannenrand – zu einem Anschlagen beider Knochen bei Beugung. Dabei wird der<br />

knorpelige Pfannenrand (das sog. Labrum) als auch der Knorpel in der Gelenkpfanne<br />

eingequetscht. Diese Probleme treten häufig schon bei jungen Patienten auf. Die<br />

Symptome sind Schmerzen im Bereich der Hüfte und Bewegungseinschränkung.<br />

Durch den Labrum- und Knorpelschaden und das wiederholte Anschlagen bei Beugung<br />

kommt es zu einem kontinuierlichen Gelenkverschleiß und schließlich zur<br />

Zerstörung des Gelenkes mit Arthrose.<br />

Über kleine Zugänge (1cm Länge) können bei der Hüftarthroskopie die störenden<br />

knöchernen Überstände sowohl am Schenkelhals, als auch im Bereich des Pfannenrandes<br />

abgetragen und das Labrum als auch der Knorpel behandelt werden (Abb.<br />

3+4). Dadurch kann in vielen Fällen ein Fortschreiten der Arthrose verhindert und<br />

wieder eine schmerzfreie Beweglichkeit erzielt werden.<br />

Nachbehandlung nach arthroskopischen Eingriffen<br />

Die Einschränkungen nach einer Arthroskopie des Hüftgelenkes sind im Wesentlichen<br />

von dem durchgeführten Eingriff abhängig. Eine Vollbelastung unter körperlicher<br />

Schonung, d.h. Verzicht auf Sport und Zusatzbelastung ist in den ersten 2-3 Wochen<br />

sinnvoll. Unterarmgehstützen können Ihnen in dieser Phase hilfreich sein. Wurde der<br />

Knochen vom Schenkelhals abgetragen oder knorpelanregende Techniken durchgeführt,<br />

so kann eine Teilbelastung von 2-4 Wochen notwendig sein. Die krankengymnastische<br />

Behandlung verhindert Bewegungseinschränkungen nach dem Eingriff.<br />

Diese sollte ab dem 1. post-operativen Tag beginnen. Die Thromboseprophylaxe, für<br />

die Zeit der Teilbelastung, verringert das Risiko für Blutgerinnsel in den Beinvenen.<br />

Abb. 2:<br />

Freie Gelenkkörper<br />

Abb. 3:<br />

Prä-operative Röntgenaufnahme<br />

Abb. 4:<br />

Post-operative Röntgenaufnahme<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 77<br />

Hüfte


Abb. 1:<br />

Arthrose bei einem 46 jährigem<br />

Mann<br />

Abb. 2:<br />

Hüfte mit Oberflächenersatz<br />

(Quelle: Smith & Nephew GmbH)<br />

Abb. 3:<br />

Totalendoprothese<br />

78<br />

Stufenplan zur Behandlung der<br />

Coxarthrose<br />

Liegt bereits eine Hüftgelenksarthrose vor, so konnte bisher nur ein künstlicher<br />

Hüftgelenksersatz (H-TEP) durchgeführt werden, wenn die konservativen Behandlungsmaßnahmen<br />

(Physiotherapie, Bädertherapie, Massagen, Schmerzmedikamente,<br />

etc.) ausgereizt sind.<br />

Dabei wurde dem Ausmaß der Arthrose und dem Alter des Patienten keine Rechnung<br />

getragen. An unserer Klinik haben wir einen Stufenplan entwickelt der stadiengerecht<br />

die Arthrose behandelt.<br />

1. Mäßige Coxarthrose mit Randanbauten:<br />

Hier kann im Rahmen einer Hüftgelenksarthroskopie (S. 76) eine deutliche Besserung<br />

der Beschwerden erzielt werden, indem wir wieder ein Stadium der kompensierten<br />

Arthrose herstellen. Bei diesem Eingriff werden die störenden Osteophyten am<br />

Schenkelhals und an der Pfanne entfernt und die kontrakte Kapsel wird teilweise<br />

reseziert. Die Beweglichkeit wird dadurch deutlich verbessert. Die gerissenen Anteile<br />

des Labrums und die entzündlich veränderte Synovialmembran werden entfernt.<br />

Hierdurch wird eine erhebliche Schmerzerleichterung erzielt. Des Weiteren<br />

können freie Gelenkkörper entfernt werden. Dem Patienten wird es so ermöglicht<br />

über längere Zeit wieder aktiv zu sein und die Implantation einer Hüftprothese<br />

kann hinausgezögert werden.<br />

2. Fortgeschrittene Arthrose beim jungen Patienten<br />

(Frauen unter 60 Jahre, Männer unter 65 Jahre):<br />

Ist das Gelenk vollständig zerstört, macht ein gelenkerhaltender Eingriff keinen Sinn<br />

mehr. Damit dennoch möglichst viel Knochen erhalten werden kann, setzen wir bei<br />

jungen Patienten lediglich eine Hüftkopfkappe (Abb. 2) ein. Dabei erfolgt keine<br />

Schenkelhalsresektion. Dies hat den Vorteil, dass die normale Anatomie (Offset,<br />

Krafteinleitung und Größe des Hüftkopfes) erhalten bleibt und dadurch ein normales<br />

Bewegungsausmaß erzielt werden kann. Es resultiert eine hohe Stabilität, so<br />

dass sportliche Belastung grundsätzlich problemlos möglich ist. Ein weiterer großer<br />

Vorteil ist, dass Knochensubstanz in Hinblick auf eine Revision erhalten werden kann.<br />

Nicht jede Hüftarthrose lässt sich optimal mit einer Hüftkopfkappe versorgen. In<br />

solchen Fällen verwenden wir alternativ eine Kurzschaftprothese. Bei dieser Prothese<br />

muss nur sehr wenig vom Kopf/Schenkelhals entfernt werden.<br />

3. Fortgeschrittene Arthrose beim älteren Patienten<br />

(Frauen über 60 Jahre, Männer über 65 Jahre):<br />

Da der Schenkelhals bei älteren Patienten durch Kalksalzminderung nicht mehr stark<br />

genug ist einen Oberflächenersatz zu tragen, wird in diesem Fall eine vollständige<br />

Hüftarthroplastik durchgeführt. Auch bei diesem Eingriff wurden enorme Fortschritte<br />

erzielt. Neben verbesserten Materialien hat sich auch die Operationstechnik<br />

wesentlich verbessert. Durch Entwicklung des Konzeptes der minimal-invasiven<br />

Operationstechnik (MIS) führen wir nur noch sehr kleine Schnitte (6-8 cm) durch.<br />

Der entscheidende Vorteil ist aber, dass praktisch keine Muskeln mehr abgelöst<br />

werden müssen. Das Gewebetrauma ist dadurch minimiert und der Eingriff ist viel<br />

schonender und verursacht weniger Schmerzen. Eine sofortige Vollbelastung ist<br />

möglich, es kommt zu weniger Blutverlust und dadurch ergibt sich eine deutlich<br />

schnellere Rehabilitation.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Totalendoprothese: Material und Fixation<br />

Hüftgelenksprothese: Material und Fixation<br />

Die seit den 60er Jahren ständig verbesserten Operationstechniken und Implantate<br />

machen diesen Eingriff zu einer der häufigsten und erfolgreichsten Routineoperation<br />

(europaweit ca. 400.000/Jahr) in der orthopädischen Chirurgie.<br />

Die Prothese ist der menschlichen Natur nachgebildet, d.h. sie besteht aus einer<br />

Pfanne und einem Schaft auf den ein Kugelkopf aufgesetzt wird. Mit Hilfe der<br />

präoperativen Planungsskizze werden Modellgröße und Fixation der Prothese bestimmt,<br />

wobei hier individuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden (Alter, Geschlecht,<br />

Knochenform, Körpergewicht, etc.).<br />

Bei der Implantation unterscheidet man drei verschiedene Fixationstechniken:<br />

• Die zementfreie Endoprothese: Schaft und Pfanne werden „press-fit“ exakt in<br />

den Knochen eingepasst (Abb. 1 + 2)<br />

• Die zementierte Endoprothese: Hüftpfanne und Schaft werden mit schnellhärtendem,<br />

antibiotikahaltigem Knochenzement befestigt (Abb. 3).<br />

• Die Hybrid-Endoprothese: die Pfanne wird zementfrei, der Schaft mit Knochenzement<br />

verankert. (Abb. 4).<br />

Die zementierte Pfanne besteht aus Polyethylen, der zementierte Schaft aus einer<br />

Chrom-Kobalt-Legierung. Titanimplantate, häufig versehen mit speziellen makro-<br />

oder mikrostrukturierten Oberflächen, eignen sich aufgrund des hervorragenden<br />

Einwachsens in den Knochen besonders gut zur zementfreien Implantation.<br />

Als so genannte Gleitpaarungen (Gelenkkomponenten, die direkten Kontakt<br />

miteinander haben) zwischen Pfanneneinsatz und künstlichem Hüftkopf werden<br />

Polyethylen/Keramik-, Keramik/ Keramik- oder Metall/Metall-Kombinationen verwendet.<br />

Durch neueste Entwicklungen bei den Gleitpaarungen (z. B. Durasul,<br />

Sulzer Orthopedics oder speziell gehärtetes Keramik) wurde das Abriebverhalten<br />

der Komponenten dahingehend optimiert, dass jahrelange Belastungen nahezu<br />

materialabriebfrei toleriert werden.<br />

Abb. 2:<br />

Zementfreie Endoprothese<br />

Abb. 3:<br />

Zementierte Endoprothese<br />

Abb. 4:<br />

Hybrid-Endoprothese<br />

Abb. 1:<br />

Zementfreier Gelenkersatz<br />

(Quelle: Smith & Nephew GmbH)<br />

Abb. 5:<br />

Hüfte mit Kurzschaftprothese<br />

(Quelle: Smith & Nephew GmbH)<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 79<br />

Hüfte


80<br />

Totalendoprothese: Material und Fixation<br />

Oberflächenersatz (Resurfacing)<br />

Bei jungen Patienten mit fortgeschrittener Hüftgelenksarthrose kann als Alternative<br />

zur üblichen Hüft-TEP eine Hüftkappe implantiert werden. Dabei wird der Hüftkopf<br />

mit einer Metallkappe überzogen. Vorteil dieser Technik ist, dass praktisch kein<br />

Knochen geopfert wird. Zudem wird die physiologische Hüftkopfgröße wieder<br />

hergestellt, was eine deutlich bessere Beweglichkeit und Stabilität bewirkt. Die<br />

wichtigste Voraussetzung ist eine gute Knochenqualität, da bei Vorliegen einer<br />

Osteoporose die Gefahr eine Schenkelhalsbruches besteht.<br />

Eine weitere Alternative für jüngere Patienten, bei denen eine Hüftkopfkappe nicht<br />

in Frage kommt (z.B. Hüftkopfnekrose) ist die Kurzschaftprothese. Hier muß nur ein<br />

kleines Stück des Schenkelhalses weggenommen werden (S.79, Abb 5.)<br />

Abb. 6:<br />

Hüfte mit Oberflächenersatz<br />

(Quelle: Smith & Nephew GmbH)<br />

Nachbehandlung<br />

Abb. 7:<br />

Hüfte mit Oberflächenersatz<br />

(Quelle: Smith & Nephew GmbH)<br />

Endoprothetische Operationen werden ausschließlich unter stationären Bedingungen<br />

durchgeführt. Zur Gewährleistung eines optimalen Operationserfolges erfolgt<br />

eine frühzeitige postoperative Mobilisation mit Hilfe der Krankengymnastik, wobei<br />

unabhängig von den erwähnten Implantationstechniken eine schnelle Vollbelastung<br />

des operierten Beines erlaubt wird. Zum Schutz der Weichteile müssen für 3-4 Wochen<br />

Unterarmgehstützen verwendet werden.<br />

Für den überwiegenden Teil der Patienten schließt sich nach einem 7-10 tägigen<br />

Klinikaufenthalt ein 3-4 wöchiger Rehabilitationsaufenthalt an. Im Rahmen regelmäßiger,<br />

engmaschiger ambulanter Kontrolluntersuchungen werden die Fortschritte der<br />

Patienten dokumentiert und ggf. eine ambulante Fortsetzung der mobilisierenden<br />

Therapie verordnet.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Totalendoprothese: Material und Fixation<br />

Gelenkersatz und Sport<br />

Verbunden mit einer schweren Arthrose des Hüftgelenks ist eine deutliche Einschränkung<br />

sportlicher Aktivitäten. Die durch den Gelenkersatz erzielte Beschwerdefreiheit<br />

lässt den Wunsch nach teilweiser Rückkehr zum Sport aufkommen. International<br />

besteht Einigkeit, dass zumindest so genannte „low-impact“ Sportarten wie Fahrradfahren,<br />

Schwimmen, Segeln, Tauchen, Golf und Kegeln unterstützt werden können.<br />

Bedingt möglich bzw. ratsam sind Sportarten wie Tennis, Basketball und Skilaufen.<br />

Unbedingt vermieden werden sollten Kontaktsportarten (Fußball, Handball etc). Als<br />

Faustregel gilt, dass vor der Operation beherrschte Sportarten wieder durchgeführt<br />

werden dürfen.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 81<br />

Hüfte


Abb. 1:<br />

radialer Epicondylus<br />

82<br />

Ellenbogen<br />

Allgemeines<br />

Der Ellenbogen ist ein sehr stabiles hochkongruentes Gelenk aus drei Gelenkpartnern.<br />

Es ermöglicht eine Scharnierbewegung zwischen Oberarm und Elle sowie die<br />

Umwendbewegungen zwischen Elle, Speiche und Oberarm.<br />

Die Stabilität gewinnt das Gelenk aus der knöchernen Führung, dem straffen<br />

Kapsel-Band-Apparat und der gelenkübergreifenden Muskulatur. Der Ellenbogen<br />

ist dennoch das Gelenk, das am zweithäufigsten auskugelt.<br />

Die Verletzungen und Erkrankungen des Ellenbogens sind meist komplexer Natur.<br />

Das Verständnis der einzelnen Krankheitsbilder ist für eine erfolgreiche Therapie eine<br />

maßgebende Vorraussetzung. Insbesondere die anatomische Nähe zu den Nerven<br />

und Gefäßen erfordert für die erfolgreiche operative Behandlung einen auf diese<br />

Eingriffe spezialisierten Operateur.<br />

Diagnostisch stehen neben der klinischen Untersuchung das konventionelle Röntgenbild,<br />

die Sonographie, die Kernspin- und die Computertomographie zur Verfügung.<br />

Tennis-Ellenbogen (Epicondylitis humeri radialis)<br />

Diese Diagnose beschreibt eher ein Symptom. Es handelt sich dabei um eine Schmerzangabe<br />

am radialen (außenseitigen) Epicondylus des Oberarms mit Ausstrahlung<br />

in die Unterarmstreckmuskeln (Abb. 1).<br />

Häufig wird die Erkrankung durch eine ungewohnte starke körperliche Tätigkeit<br />

ausgelöst bzw. durch monotones Arbeiten (z.B. Computertätigkeiten). Grund der<br />

Schmerzen ist eine Ansatzentzündung der Unterarmstreckmuskeln am äußeren<br />

Oberarmknochen. In der Regel kommt es bei akuten Beschwerden unter einer frühzeitigen<br />

symptomatischen Therapie mit Krankengymnastik, einer antientzündlichen<br />

Behandlung und der Anwendung einer Bandage zur Besserung der Beschwerden<br />

bzw. zur Ausheilung.<br />

Auch bei chronischen Verläufen (Symptome länger als 6 Monate) sollte die konservative<br />

Therapie effektiv und ausreichend lange durchgeführt werden bevor eine<br />

operative Therapie in Erwägung gezogen wird.<br />

Bleibt die konservative Therapie jedoch erfolglos, wird die OP Indikation nach<br />

Durchführung einer differenzierten Diagnostik des Ellenbogens mit konventionellem<br />

Röntgen und vor allem einer MRT (Abb. 2) Untersuchung gestellt.<br />

Entscheidet man sich für ein operatives Vorgehen, sollte der Ellenbogen nicht nur<br />

offen (per Hautschnitt) sondern unbedingt auch arthroskopisch (Kamera Technik)<br />

operiert werden. Dies ist unerlässlich, um mögliche gelenkinnere Ursachen für den<br />

chronischen Verlauf erkennen und behandeln zu können. Eine der häufigsten Ursachen<br />

für den chronischen Verlauf ist die Instabilität des äußeren Kapsel-Bandapparates.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Ellenbogen<br />

Je nach Schwere der Instabilität werden zwei unterschiedliche Formen der Versorgung<br />

durchgeführt:<br />

• Bei einer nur leichten Instabilität genügt die Ablösung der Unterarmstrecker am<br />

Epicondylus, mit Entfernung des chronischen Entzündungsgewebes. Die Sehnen<br />

werden dann wieder stabil unter einer leichten Raffung am Knochen fixiert. Die<br />

Nachbehandlung ist relativ unkompliziert. Es wird frühzeitig die Beweglichkeit<br />

auftrainiert unter einer Reduktion der Belastung für ca. 6-8 Wochen.<br />

• Benötigt der Ellenbogen jedoch mehr Stabilität erfolgt zusätzlich zur o.g. Technik<br />

die Stabilisierung des äußeren Kapsel-Bandapparates unter Zuhilfenahme<br />

eines Sehnentransplantates aus einem Streifen der Trizepssehne (Abb. 3+4). In<br />

diesem Fall ist mit einer Nachbehandlung von 10-12 Wochen zu rechnen.<br />

Die operative Versorgung der chronischen Epicondylitis humeri radialis erfordert<br />

eine differenzierte Betrachtungsweise des gesamten Gelenkes und das erforderliche<br />

„know-how“ des Operateurs, um alle Ursachen der Schmerzsymptomatik verstehen<br />

und behandeln zu können.<br />

Abb. 3:<br />

Titanschraubenfixierung des<br />

Sehnentransplantates<br />

Abb. 4:<br />

eingesetztes Sehnentransplantat<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Abb. 2:<br />

Entzündungsödem am radialen<br />

epicondylus<br />

Ellenbogen<br />

83


Abb. 5:<br />

Epicondylitis humeri ulnaris<br />

Abb. 6:<br />

Krallenhand<br />

84<br />

Ellenbogen<br />

Golfer-Ellenbogen (Epicondylitis humeri ulnaris)<br />

Die schmerzhafte Ansatzentzündung der Unterarmbeugemuskeln am ulnaren (innenseitigen)<br />

Epicondylus (Abb. 2) ist trotz der gleichen konservativen Maßnahmen<br />

deutlich effektiver zu behandeln als der Tennisellenbogen. In der Regel handelt es sich<br />

bei dieser Erkrankung um eine Überlastung in der Ansatzzone der Unterarmbeuger.<br />

Sie ist nur selten Folge komplexer Gelenkerkrankungen. Sollte die konservative<br />

Therapie nicht zur Linderung der Beschwerden führen, kann mit einer relativ unkomplizierten<br />

offenen (Schnitt) Operation die chronische Entzündung behandelt<br />

werden. Hierzu werden die Unterarmbeuger am ulnaren Epicondylus abgelöst, das<br />

Entzündungsgewebe entfernt und die Sehnen wieder angenäht.<br />

Die Nachbehandlung dauert etwa 6-8 Wochen mit Schonung und begleitender<br />

Krankengymnastik mit Lymphdrainage.<br />

Sulcus-ulnaris Syndrom oder Kubitaltunnel-Syndrom<br />

Es handelt sich bei dieser Erkrankung um eine Nervenenge bzw. Nervenirritation<br />

im Knochenkanal am ulnaren (innenseitigen) Epicondylus.<br />

Die Symptome sind in der Regel Taubheitsgefühl und Kribbeln des 4. und 5. Fingers<br />

mit ausstrahlenden elektrisierenden Schmerzen von der Innenseite des Ellenbogens<br />

bis in die Hand. Gelegentlich empfinden die Patienten auch ein Schnappen über<br />

dem ulnaren Epicondylus. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu Lähmungen und<br />

Muskelminderungen von Handmuskeln kommen (Krallenhand, Abb. 6).<br />

Die Ursachen sind häufig chronische Druckbelastungen, Ellenbogenarthrose, rheumatoide<br />

Arthritis oder Vernarbungen nach Unfällen und Operationen.<br />

Neben der klinischen Untersuchung führt vor allem die neurologische Untersuchung<br />

durch eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung zur Diagnosefindung.<br />

Kommt es durch die konservative Therapie mit Durchführung einer entzündungshemmenden<br />

Behandlung, der Anwendung einer Lagerungsschiene und Schonung<br />

nicht zur Beschwerdelinderung, sollte eine operative Neurolyse („Befreiung des<br />

Nervens“) durchgeführt werden.<br />

In einfachen Fällen reicht es den Nerven in seinem „Lager“ von den Verklebungen<br />

und den störenden (z.B. knöchernen Irritationen) zu befreien. Dazu wird eine<br />

Schnitt-Operation am innenseitigen Ellenbogen durchgeführt.<br />

Ist jedoch zu erwarten, dass sich der Nerv aufgrund stark veränderter anatomischer<br />

Begebenheiten im Nervenkanal nicht wieder erholen wird, sollte der Nerv „verlagert“<br />

werden.<br />

Man legt den Nervus ulnaris dann entweder in eine neue Nerventasche ins Unterhautfettgewebe<br />

oder in die Unterarmbeugemuskulatur vor den ulnaren Epicondylus.<br />

Nach einer Operation des ulnaren Nervs am Ellenbogen kann der Ellenbogen sofort<br />

bewegt werden. Eine Ruhigstellung ist nicht erforderlich. Je nach OP-Technik ist eine<br />

Schonung zwischen zwei und sechs Wochen erforderlich. Etwa sechs Monate nach<br />

der Nervenoperation sollte der Neurologe nochmals die Nervenleitgeschwindigkeit<br />

messen, um den Erfolg des des operativen Eingriffs zu kontrollieren.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Ellenbogen<br />

Freie Gelenkkörper<br />

Die Symptome sind wegweisend. Es handelt sich in erster Linie um Einklemmungsgefühle<br />

mit Bewegungseinschränkungen, Schmerzen im Gelenk, Knirschen und Knacken.<br />

Freie Gelenkkörper (Abb. 7) sind in der Regel Folgen bereits bestehender Erkrankungen,<br />

wie z.B. Arthrose (Gelenkknorpelabrieb mit Zerstörung des Gelenkes), Osteochondrosis<br />

dissecans (Durchblutungsstörung eines Knochenbezirks mit Verlust des<br />

Knorpels), Instabilitäten, synovialer Chondromatose (Bildung freier Gelenkkörper<br />

in der Gelenkschleimhaut) oder Folgen eines Unfalls.<br />

Eine konservative Therapie ist bei entsprechenden Symptomen nicht sinnvoll, da<br />

durch freie Gelenkkörper ein erhöhtes Risiko für irreparable Folgeschäden des<br />

Gelenkknorpels besteht.<br />

Um nicht nur die Beschwerden zu lindern, sondern auch den Erhalt des Gelenkes<br />

anzustreben, ist die Entfernung der freien Gelenkkörper durch einen arthroskopischen<br />

Eingriff (minimal-invasive Kamera-Technik) zu empfehlen. In gleicher Sitzung<br />

kann, falls möglich bzw. nötig, auch die Behandlung der Grunderkrankung erfolgen.<br />

Osteochondrosis dissecans oder aseptische<br />

Knochennekrose (Morbus Panner)<br />

Dies ist eine Erkrankung des aktiven, sportlichen Kindes/Jugendlichen. Sie tritt eher<br />

bei Jungen als bei Mädchen auf. Es handelt sich um eine Durchblutungsstörung des<br />

Oberarmknochens nahe der Gelenkfläche zum Radiusköpfchen. Im Vordergrund<br />

stehen belastungsabhängige Schmerzen und je nach Stadium der Erkrankung auch<br />

Einklemmungsgefühle bzw. Bewegungseinschränkungen. Die Durchblutungsstörung<br />

des Knochens führt zur Ablösung des darüber liegenden Knorpels mit daraus<br />

resultierenden Beschwerden (wie bei freien Gelenkkörpern).<br />

Die beste Prognose hat die Erkrankung, wenn sie frühzeitig erkannt wird. Durch<br />

eine Reduktion der Belastung und Schonung des Ellenbogens kann ein schmerzfreier<br />

Zustand erreicht und die Abstoßung des Knorpels verhindert werden. Sollte die<br />

Erkrankung jedoch erst in einem fortgeschrittenen Stadium mit (Teil-) Ablösung des<br />

Knorpels entdeckt werden, kann ein arthroskopischer Eingriff mit Anbohrungen des<br />

durchblutungsgestörten Bezirkes und einer entsprechenden Knorpeltherapie gute<br />

Ergebnisse erzielen (Abb. 8+9).<br />

Abb. 8:<br />

Anbohrung des geschädigten Knorpel-Knochen-<br />

Areals<br />

Abb. 9:<br />

Knorpeltherapie mit Microfrakturierung nach<br />

Entfernung des freien Knorpelstückes<br />

freier Gelenkkörper<br />

Abb. 7:<br />

Entfernung eines freien Gelenkkörpers<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 85<br />

Ellenbogen


86<br />

Ellenbogen<br />

Ellenbogensteife und Ellenbogenarthrose<br />

Bewegungseinschränkungen des Ellenbogens sind entweder durch veränderte<br />

Weichteilverhältnisse bedingt oder durch knöcherne, mechanische Hindernisse. Am<br />

häufigsten sind jedoch Kombinationen aus beidem. Ursachen für Bewegungseinschränkungen<br />

können z.B. Unfälle und deren Folgen (Gelenkstufen mit resultierendem<br />

Gelenkverschleiß, freie Gelenkkörper, Verwachsungen im Gelenk, Narben<br />

nach Operationen) oder eine „normale“ Arthrose (Verschleiß des Gelenkknorpels<br />

und der knöchernen Gelenkpartner) sein. Die Beweglichkeit kann jedoch auch ohne<br />

sichtbare radiologische Veränderungen eingeschränkt sein. In diesen Fällen handelt<br />

es sich meist um Verwachsungen im Gelenk (Arthrofibrose) mit einer zusätzlichen<br />

Verkürzung/Schrumpfung der Gelenkkapsel.<br />

Abb. 10-12:<br />

vor und nach Gelenksäuberung eines arthrotischen Gelenkes<br />

Je nach Form der Ellenbogensteife kann eine konservative Therapie zur Verbesserung<br />

der Beweglichkeit führen. Hierzu kann eine manuelle Therapie mit physikalischen<br />

Maßnahmen durchgeführt werden. Nützlich ist auch die Anwendung anästhesiologischer<br />

Verfahren, wie z. B. regionale Schmerzkatheter und der Gebrauch von<br />

speziellen mobilisierenden Schienen (Quengelschienen). In den meisten Fällen benötigt<br />

das Gelenk (abhängig von Beschwerden und Funktionsminderung) jedoch eine<br />

operative (arthroskopisch oder offen) Behandlung, um die Beweglichkeit wieder<br />

auf ein zufriedenstellendes Niveau zu verbessern.<br />

Ziel der arthroskopischen oder offenen Arthrolyse (Gelenkbefreiung) ist nicht nur<br />

die Wiederherstellung der Beweglichkeit sondern auch die Verbesserung der Gelenkmechanik.<br />

Dazu werden je nach Befund die störenden Knochensporne abgetragen,<br />

freie Gelenkkörper entfernt, die Knorpeloberfläche geglättet, Verklebungen gelöst<br />

und die verkürzte Gelenkkapsel durchtrennt. Die Schmerzen der Patienten werden<br />

durch diese Gelenksanierung stark reduziert, oft sogar beseitigt. Die Langzeitprognose<br />

des Gelenkes wird deutlich verbessert.<br />

Bei völlig zerstörten Gelenken oder ausgereizter gelenkerhaltender Therapie kann,<br />

wie bei anderen Gelenken auch, der Ellenbogen mit einem Kunstgelenk/Prothese<br />

ersetzt werden.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Ellenbogen<br />

Ellenbogenprothetik<br />

Die Prothese bietet eine hervorragende Beweglichkeit, Schmerzreduktion und<br />

Haltbarkeit. Sie sollte jedoch nicht über 4-5 kg belastet werden, um eine Lockerung<br />

oder ein Ausbrechen zu vermeiden. Diese geringe Belastbarkeit ist der Hauptgrund,<br />

weshalb die Prothese erst in höherem Alter und bei geringerem Anspruch eingebaut<br />

werden sollte.<br />

Haupteinsatz findet die Ellenbogenprothese vor allem bei der rheumatoiden Arthritis<br />

und posttraumatischen Zuständen.<br />

Abb. 13:<br />

Versuch der Gelenkerhaltung durch<br />

Osteosynthese<br />

Abb. 14:<br />

Endoprothetischer Gelenkersatz mit<br />

einer sog. gekoppelten Prothese<br />

Abb. 15:<br />

Radiusköpfchenprothese nach posttraumatischer<br />

Arthrose<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 87<br />

Ellenbogen


88<br />

Abb. 16:<br />

Weichteilverletzung<br />

durch Luxation<br />

Ellenbogen<br />

Luxationen und Instabilität<br />

Die akute Luxation erfordert ein schnelles Handeln. Der ausgekugelte Ellenbogen<br />

(Abb. 16) sollte aufgrund drohender Gefäß- und Nervenschäden innerhalb von sechs<br />

Stunden eingerenkt werden. Die Einkugelung erfolgt in der Regel unter einer kurzen<br />

Vollnarkose. Noch in Narkose kann der Arzt durch eine Überprüfung der Stabilität<br />

festlegen, welche Nachbehandlung angemessen ist. Die Schwere der Instabilität<br />

und der knöchernen Begleitverletzungen ist maßgebend für das weitere Vorgehen.<br />

Zur besseren Beurteilung der Verletzungsfolgen ist eine gezielte Diagnostik mit<br />

Röntgen, Durchleuchtung, Kernspintomographie und/oder Computertomographie<br />

erforderlich.<br />

Die Behandlung frischer, aber auch chronischer Verletzungsfolgen/Instabilitäten<br />

erfordert ein umfassendes Wissen und operatives Spektrum des behandelnden<br />

Arztes. Die Versorgungsweise solch komplexer Verletzungen verlangt meist eine<br />

individuelle Beurteilung.<br />

Abb. 17:<br />

luxiertes Ellenbogengelenk<br />

Abb. 18:<br />

Stabilisierung mit Fixateur<br />

externe und Rekonstruktion<br />

des Kapsel-Band-Apparates<br />

Abb. 19:<br />

nach Entfernung des externen<br />

Fixateurs (6 Wochen post-op)<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Von der Zehe bis zur Ferse -<br />

Fußprobleme und deren Behandlung<br />

Anatomie<br />

Der Fuß ist in seiner Struktur sehr komplex. 26 Knochen bilden mit über 100 Bändern<br />

und 20 Muskeln eine stabile Einheit. Zahlreiche Nerven erfassen Druck und<br />

Bewegungsmuster und sorgen zusammen mit einer gut trainierten Muskulatur für<br />

sicheren Stand und Fortbewegung. Ein Büroarbeiter legt pro Tag etwa 1400 Schritte<br />

zurück, eine Hausfrau mit Kindern gut 13000 und Postboten 18000 Schritte pro Tag<br />

(Bundesministerium f. Gesundheit). Unsere Füße werden also im Durchschnitt mit 1<br />

bis 2 Millionen Schritte pro Jahr belastet. Enges Schuhwerk verschlimmert sicherlich<br />

bestehende Beschwerden, ist aber wahrscheinlich nicht deren Auslöser.<br />

Störungen entstehen durch:<br />

• Verdickung und Verformung des Großzehenballens (Hallux valgus)<br />

• Entzündung des Schleimbeutels am Großzehenballen<br />

• Einsteifung des Großzehengelenkes (Hallux rigidus)<br />

• Hammer- oder Krallenzehen<br />

• Spreizfußbeschwerden mit Hornhautschwielen<br />

Großzehenprobleme - Hallux Valgus<br />

Verdickung am Großzehengrundgelenk, begünstigt durch Druckstellen in engem<br />

Schuhwerk lassen die Großzehe nach außen wandern. Entzündliche Schübe am<br />

Ballen kommen erschwerend hinzu.<br />

Im Anfangsstadium reicht eine Kapseleinkerbung mit Straffung innen und Lösung<br />

außen aus (reine Weichteil-OP, z.B. Methode nach McBride) Eventuell wird ein Teil<br />

des vergrößerten Mittelfußköpfchens an der Innenseite abgetragen.<br />

Abb. 1:<br />

Darstellung eines schweren Hallux valgus<br />

durch Knochenumstellung<br />

(Quelle: www.stiftung-fusschirurgie.de)<br />

Abb. 2:<br />

Großzehenkorrektur nach Scarf<br />

(Quelle: www.stiftung-fusschirurgie.de)<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 89<br />

Fuß


90<br />

Von der Zehe bis zur Ferse -<br />

Fußprobleme und deren Behandlung<br />

Bei erheblicher Großzehenfehlstellung muß auch am Knochen korrigierend operiert<br />

werden. Hierzu gibt es eine Vielzahl von Verfahren. Die früher übliche und auch<br />

heute manchmal noch angewandte Methode, das Grundgelenk der Großzehe einfach<br />

zu resezieren (OP nach Keller-Brandes) sollte heute nur noch in Ausnahmefällen<br />

angewandt werden, da es erprobte Möglichkeiten gibt, das Zehengrundgelenk zu<br />

erhalten. Beispiele hierzu sind die OP nach Chevron oder Kramer bei mittelschweren<br />

Fällen oder Scarf und Hackenbroich in schweren Fällen.<br />

Die Nachbehandlung geschieht im Allgemeinen ohne Gips. Auftreten ist mit dem<br />

sog. Vorfuß-Entlastungsschuh oder Vacuum-Laufschuh (z.B. Vacopedes) möglich.<br />

Abb. 3-4:<br />

Röntgenbild vor und nach einer Korrektur der Groß- und Kleinzehen bei schwerer<br />

Deformation (Quelle: DePuy)<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Von der Zehe bis zur Ferse -<br />

Fußprobleme und deren Behandlung<br />

Großzehenarthrose<br />

Hallux rigidus<br />

Nach Unfällen, chronischer Überlastung (z.B. durch einige Verstauchungen beim<br />

Fußball), kann ein Gelenkverschleiß im Großzehengrundgelenk zu schmerzhafter<br />

Bewegungseinschränkung führen. Erste Abhilfe ist eine Einlage mit versteifter Einlage<br />

und einer Abrollhilfe an den Schuhsohlen. Als operative Empfehlung gilt immer<br />

noch die Versteifung im Großzehengrundgelenk, weil damit erfahrungsgemäß<br />

eine schmerzfreie normale Belastbarkeit ohne größere Spätfolgen erzielt werden<br />

kann. Wenn nur die Knochenvorsprünge stören und die Arthrose noch nicht so weit<br />

fortgeschritten ist, kann eine operative Gelenksäuberung ggf. zusammen mit einer<br />

leichten Verkürzung zumindest eine Zeit lang helfen. Kleine künstliche Zehengelenke<br />

sind ebenfalls denkbar, führen aber nicht in jedem Falle zu zufriedenstellender<br />

Vollbelastbarkeit.<br />

Kleinzehenprobleme<br />

Hammerzehen<br />

Durch ungleichen Muskelzug kommt es zu einer Verkrümmung einer oder mehrerer<br />

Kleinzehen. Druckstellen entstehen am hochstehenden Mittelgelenk sowie an<br />

der Zehenspitze und unter dem Mittelfußköpfchen. Im Anfangsstadium bei noch<br />

ausgleichbarer Fehlstellung reicht eine Einlagenversorgung aus.<br />

Abb. 6:<br />

Druckprobleme bei Hammerzehe<br />

(Quelle: www.stiftung-fusschirurgie.de)<br />

Abb. 7:<br />

Rückversetzung des Mittelfußköpfchens<br />

OP nach Weil (Quelle: DePuy)<br />

Bei kontrakter Fehlstellung wird das Köpfchen des Grundgliedes entfernt (OP nach<br />

Hohmann), so dass sich ein Ersatzgelenk bildet. Die Nachbehandlung geschieht im<br />

allgemeinen ohne Gips. Auftreten ist mit dem sog. Vorfuß-Entlastungsschuh möglich.<br />

Modernere OP-Verfahren erhalten das Kleinzehengrundgelenk (OP nach Weil)<br />

und können zudem den Vorfuß-Abrollschmerz (Metatarsalgie) besser reduzieren.<br />

Abb. 5:<br />

Hallux rigidus nach Versteifung<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 91<br />

Fuß


Abb. 8:<br />

Knochenbildung nach Ermüdungsbruch<br />

am Mittelfußknochen<br />

Abb. 9:<br />

Gipsersatz durch abnehmbaren<br />

Vacuum-Stützschuh<br />

(Quelle: Oped GmbH, Vacopedes)<br />

92<br />

Von der Zehe bis zur Ferse -<br />

Fußprobleme und deren Behandlung<br />

Mittelfuß<br />

Ermüdungsbruch<br />

Längerdauernde Überlastungen, wie z.B. Jogging, lange Wanderungen, können<br />

zu Haarrissen im Knochen führen, welche zu Beginn auf normalen Röntgenbildern<br />

gar nicht sichtbar sind. Eine Kernspinaufnahme deckt auch hier rasch die Diagnose<br />

auf. Die Behandlung ist in aller Regel konservativ, d.h. Entlastung oder einen Gipsersatzschuh,<br />

wie z.B. Vacopedes.<br />

Fußwurzel<br />

Arthrose<br />

Die kleinen Fußwurzelknochen können ebenso, wie die großen Gelenke des Körpers<br />

Knorpelschäden entwickeln und verschleißen. Ein künstlicher Gelenkersatz ist<br />

hier aber nicht nötig, da mit einer Versteifung der betroffenen kleinen Knochen<br />

in der Regel eine gute und schmerzfreie Belastbarkeit wieder hergestellt werden<br />

kann, ohne dass es zu Funktionseinschränkungen kommt. Nach einer solchen Versteifungsoperation<br />

muss der Fuß einige Wochen an Krücken entlastet werden. Oft<br />

ist nach etwa 4 Wochen eine gehstockfreie Vollbelastung in einem abnehmbaren<br />

Gipsersatzschuh (z.B. Vacopedes, Abb. 9) möglich.<br />

Knochendurchblutungsstörungen (aseptische Knochennekrose)<br />

Erst seit einigen Jahren ist, vor allem durch kernspintomographische Untersuchungen,<br />

das Krankheitsbild des Knochenödems bekannt, wobei die Ursachen vielfach noch<br />

nicht genau erforscht sind. Diskutiert werden Überlastungen, Microfrakturen, Durchblutungsstörungen<br />

usw. (http://de.wikipedia.org/wiki/Aseptische_Knochennekrose).<br />

Der Patient hat ohne näheres Unfallereignis belastungsabhängige Fußschmerzen,<br />

äußerlich sieht man meist keine Veränderungen. Eine ursächliche Therapie ist bis<br />

auf nachgewiesene Ermüdungsbrüche noch nicht bekannt. Der Therapieansatz<br />

versucht neben entlastenden Maßnahmen wie Schonung, Einlagen bzw. Entlastung<br />

oder Ruhigstellung die Durchblutung gezielt zu verbessern. Im Frühstadium konnten<br />

gute Heilungserfolge mit der hyperbaren Sauerstofftherapie erzielt werden, jedoch<br />

bestehen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung keine Erstattungsmöglichkeiten.<br />

Alternativ versucht man seit einigen Jahren kreislaufaktivierende<br />

Infusionen (Iloprost). Auch hier werden deutliche Abkürzungen des schmerzhaft<br />

behindernden Krankheitsverlaufes beobachtet. Operative Maßnahmen kommen<br />

in den Spätstadien zur Anwendung (Anbohrung des kranken Knochenbezirkes, in<br />

Gelenknähe auch Knorpel-Knochentransplantationen, z.B. Knie oder Sprunggelenk<br />

bis hin zum Gelenkersatz in schweren Fällen).<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Von der Zehe bis zur Ferse -<br />

Fußprobleme und deren Behandlung<br />

Ferse<br />

Plantarer Fersensporn<br />

Entzündungen der Sehnenplatte der Fußsohle können ebenso wie der vergleichbare<br />

Tennisellenbogen zu hartnäckigen Schmerzen führen. Die Behandlung ist fast immer<br />

konservativ mit Physiotherapie, Schonung, entzündungshemmende Medikamente<br />

(auch Kortisoninfiltrationen), Stoßwellenbehandlung (nebenwirkungsfrei) oder<br />

Röntgenentzündungsbestrahlung. In jüngster Zeit hat sich bei hartnäckigen Fällen<br />

auch die Einspritzung körpereigener Wachstumsfaktoren in Verbindung mit Entlastung,<br />

z.B. wieder durch einen abnehmbaren Gipsersatzschuh bewährt.<br />

Rückfuß- und Achillessehnenprobleme<br />

Ein zunehmend größer werdender Fersenknochen (Haglundexostose) kann bei<br />

jedem Schritt die Achillessehne irritieren und druckschädigen, so dass es hier zu<br />

chronischer Entzündung und Auffaserung bis hin zu schweren Teilrupturen der<br />

Sehne kommen kann. Die körpereigenen Reparaturvorgänge versuchen mit überschießender<br />

Narbenbildung diesen Bereich wieder zu überbrücken, was aber durch<br />

Sehnenverdickung die Beschwerden eher verstärkt. Wenn die konservative Therapie<br />

(entzündungshemmende Medikamente, Physiotherapie, Achillessehnenbandagen,<br />

Schonung usw.) nicht mehr ausreichen, hat sich mittlerweile die arthroskopische<br />

Abtragung des knöchernen dorsalen Fersenbeinhöckers und Glättung und Anfrischung<br />

der Achillessehne gut bewährt, z. T. auch mit zusätzlicher Infiltration<br />

körpereigener Wachstumsfaktoren, was die Heilung der von Natur aus schlecht<br />

durchbluteten Achillessehne unterstützt. Auch hier geben wir dem Patienten gerne<br />

für einige Wochen einen Vacuum-Gehstiefel. Insgesamt ist diese Knochenabtragung<br />

eine dankbare Operation und sollte nicht durch unnötige konservative Versuche zu<br />

lange hinausgeschoben werden.<br />

Abb. 10:<br />

Haglundexostose vor OP<br />

Abb. 11:<br />

Ferse nach operativen Knochenabschliff<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 93<br />

Fuß


94<br />

Achillessehnenprobleme<br />

Achillodynie<br />

Hier liegt eine reine Weichteildegeneration inmitten der schlecht durchbluteten<br />

Achillessehne vor. Unvollständige körpereigene Reparaturversuche führen zu<br />

schmerzhafter Sehnenverdickung.<br />

Ursachen sind oft: monotone Überlastungen (verstärktes Lauftraining besonders<br />

bei verkürzter Achillessehne), Überpronation (Knickfuß) oder andere Fußfehlstellungen,<br />

zu starre Schuhsohlen oder zu sehr gedämpfte Puffer-Absätze, wodurch die<br />

Achillessehne bei jedem Schritt eine starke Vordehnung erfährt, arthrosebedingte<br />

Fehlbelastung (Knie, Hüfte usw.).<br />

Abb. 1:<br />

Achillodynie (links mit Verdickung)<br />

Abb. 2:<br />

Achillodynie mit Teilruptur der Achillessehne<br />

Im Anfangstadium harmlos, aber schmerzhaft. Therapie zunächst konservativ mit<br />

Reduktion der Trainingsbelastung, Überprüfung von Laufschuhen und Dämpfung,<br />

Physiotherapie mit Anleitung zu Dehnübungen, eventuell auch Kinesiotape. Individuelle<br />

Einlagen, insbesondere nach fachgerecht durchgeführter Video-Lauf- und<br />

Ganganalyse. Stoßwellentherapie (gesetzliche Krankenkassen bezahlen derzeit nicht)<br />

und auch eine entzündungs- und schmerzlindernde Röntgen- oder Photonenbestrahlung.<br />

Auch hier haben wir zunehmend gute Erfahrungen mit der Injektionstherapie<br />

körpereigener Wachstumsfaktoren (siehe Kapitel Ortho-Biologie, S. 44) gemacht,<br />

während sonstige Infiltrationen mit z.B. Kortison äußert vorsichtig und zurückhaltend<br />

wegen Rupturgefahr der Sehne anzuwenden sind. Bei Therapieresistenz wird<br />

operativ die degenerative Sehnenverdickung entfernt.<br />

Neuere amerikanische Betrachtungsweisen fassen die genannten Rückfuß-, Fersen-<br />

und Achillessehnenbeschwerden aber auch deren Ausläufer zum Mittelfuß samt<br />

Vorfußdeformitäten als CT-Band-Syndrom zusammen (Calf-to-Toe-Band, J. Oster<br />

2009) und betrachten und behandeln Unterschenkel mit Wadenmuskulatur, Achillessehne,<br />

Plantarfascie, Fuß- und Zehengelenke als eine Einheit.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Achillessehnenprobleme<br />

Achillessehnenruptur<br />

Der komplette Durchriss der Achillessehne gehört zu den häufigsten Sportverletzungen,<br />

meist bei Männern zwischen 30 und 50 Jahren. Dieser muss behandelt werden,<br />

ansonsten ist eine narbige Verlängerung der Sehne mit z. T. erheblicher Krafteinbuße<br />

und Gangstörungen die Folge. Eine konservative Behandlungsmöglichkeit<br />

besteht, wenn die Sehnenenden noch nicht auseinandergewichen sind. Innerhalb<br />

der ersten 24 Stunden wird für 4 Wochen ein Unterschenkel-Spitzfußgips angelegt<br />

(oder konsequent getragene Unterschenkelorthese), danach für weitere 4 Wochen<br />

ein angepasster Unterschenkelwalker, welche nur nachts und zur Körperpflege<br />

abgenommen werden darf. Anschließend ist weiterhin Physiotherapie nötig. Die<br />

Vor- und Nachteile solch einer konservativen Behandlung sind in Fachkreisen immer<br />

noch umstritten. Wir sehen bessere und vor allem raschere positive Ergebnisse in der<br />

sofortigen operativen Versorgung in minimalinvasiver Technik (kleine Hautschnitte,<br />

Naht zum initialen Zusammenhalt der Sehnenfasern und Heilungsbeschleunigung<br />

durch Anlagerung von Wachstumsfaktoren). Vielfach ist der Patient mit geeigneten<br />

Orthesen dann nach 4-5 Wochen schon gehfähig.<br />

Abb. 3:<br />

Minimalinvasive Achillessehnennaht<br />

Abb. 4:<br />

Injektion körpereigener Wachstumsfaktoren<br />

(PRP)<br />

Abb. 5:<br />

OP-Wunde verschlossen<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 95<br />

Fuß


96<br />

Sprunggelenkerkrankungen und<br />

deren Behandlung<br />

Anatomie<br />

Das Sprunggelenk setzt sich zusammen aus dem oberen und dem unteren Sprunggelenk.<br />

Letzteres ist weit seltener von Verletzungen betroffen, weshalb es später<br />

bei der Sprunggelenkarthrose besprochen wird.<br />

Das obere Sprunggelenk (OSG) ist das Bindeglied zwischen dem Bodenkontakt aufnehmenden<br />

Fuß mit dem Sprungbein als unterer Gelenkpartner und dem das Körpergewicht<br />

übertragendem Schienbein, welches die obere Gelenkfläche zusammen mit<br />

dem Innenknöchel bildet. Seitlich liegt das Wadenbein (Fibula). Diese Konstruktion<br />

erlaubt eine Scharnierbewegung = Beugung und Streckung und ermöglicht den<br />

Abdruck beim Gehen und Springen. Gegen seitliches Verkippen schützen stabile<br />

Bänder. Am Innenknöchel das breite und stabile Deltaband, am Außenknöchel drei<br />

deutlich dünnere Bänder, von denen das vordere und mittlere Außenband häufig<br />

bei Umknickverletzungen (Supinationstrauma, Distorsion) teilweise oder komplett<br />

zerreißen.<br />

Bandverletzungen<br />

• Zerrung der Bänder und Gelenkkapsel, Verstauchung (Grad I)<br />

Behandlung: Eis, Kompression, Hochlagerung, Vollbelastung nach wenigen<br />

Tagen möglich.<br />

• Teilruptur (Grad II)<br />

Behandlung: wie Grad I, zusätzlich Gehstockentlastung für einige Tage und<br />

Anlegen einer stabilisierenden Knöchelorthese (z.B. Aircast, Aircast oder Malleo-<br />

Tri-Step) für 2-4 Wochen. Physiotherapie zur Besserung der Koordination und<br />

muskulären Stabilisierung als Schutz vor neuen Verletzungen.<br />

• Ruptur der Bänder (Grad III).<br />

Behandlung: wie Grad II, jedoch längere Gelenkschienung mit Orthese bis<br />

6 Wochen. Bei ausgeprägter Instabilität auch operative Bandnaht.<br />

• Chronische Außenbandinstabilität nach mehrfacher Distorsion: wenn Physiotherapie,<br />

Absatzverbreiterung und elastische Bandagen keine Besserung bringen,<br />

dann ist eine operative Bandplastik sinnvoll. Bei genügend stabiler aber ausgeleierter<br />

Narbe kann diese übereinander gedoppelt wieder vernäht und somit<br />

gestrafft werden (OP nach Broström). Vorteil: anatomische Rekonstruktion. Bei<br />

Ruptur von zwei Bändern oder erheblicher Instabilität muss eine Bandverstärkung<br />

durch zusätzliches Material erfolgen, z.B. Knochenhaut (Periostlappenplastik),<br />

Sehnen vom Fuß oder neuerdings aus dem Kniebereich. Vorteil: recht gute Stabilisierung.<br />

Nachteil: aufwändige OP, anatomische Positionierung ist schwierig.<br />

Komplikationen bei solchen Operationen:<br />

• Infektion (unter 1%)<br />

• Leichte Bewegungseinschränkung (1-2%)<br />

• Gefühlsstörung an der Fußaußenseite<br />

• Unzureichende Stabilisierung<br />

• Syndesmosenruptur: Riss der straffen Bandverbindung zwischen Außenknöchel<br />

und Schienbein.<br />

Bei nachgewiesener Ruptur (Kernspinaufnahme) ist eine Fixierung mit einer<br />

Schraube und Gehstockentlastung für 6 Wochen erforderlich.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Sprunggelenkerkrankungen und<br />

deren Behandlung<br />

Sehnenverletzungen<br />

Subluxation der Peronealsehne: die Sehnen hinter dem Außenknöchel können seitlich<br />

herausschnappen. Therapie: operative Sicherung durch Weichteilraffung oder<br />

Verschiebung einer Außenknöchellamelle.<br />

Einrisse der Tibialis-posterior Sehne: Schwäche oder Ruptur der Beugesehne hinter<br />

dem Innenknöchel mit zunehmend schmerzhaftem Knickfuß. Wenn hier konservative<br />

Maßnahmen keinen Erfolg zeigen, dann sind meist Rekonstruktionen der<br />

Sehne, oft kombiniert mit einer knöchernen Fersenbeinkorrektur gegen die Knick-<br />

Senkfußfehlstellung notwendig.<br />

Knöchelbruch<br />

• Außenknöchelbruch (zweithäufigster Knochenbruch).<br />

Behandlung: kleinere stabile Abrisse können konservativ mit Orthese oder Gips<br />

behandelt werden. Größere Frakturen am Innen- oder Außenknöchel stellen<br />

ernste Gelenkfrakturen dar und müssen operativ versorgt werden, sonst droht<br />

verfrühter Gelenkverschleiß (Arthrose).<br />

Arthroskopische Sprunggelenk-Operation<br />

Allgemein<br />

Am Sprunggelenk gibt es eine Vielzahl von Sport- und Verschleißerkrankungen.<br />

Die Indikation zur Operation wird meist auf Grund von Schmerz, Schwellung, Bewegungseinschränkung,<br />

Instabilität, Einklemmungen oder Blut im Gelenk gestellt.<br />

Abb. 1:<br />

Schema einer Sprunggelenkspiegelung: links eine Motorfräse, rechts die Optik mit<br />

aufgesetzter Kamera (Dyonics, McGinty 91)<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 97<br />

Fuß


98<br />

Sprunggelenkerkrankungen und<br />

deren Behandlung<br />

Arthroskopische Sprunggelenk-Operationen<br />

• Folgeschäden nach Verrenkungen mit Belastungsschmerzen, Instabilität oder<br />

Blockaden durch freie Gelenkkörper sind die häufigsten Ursachen. Auch Entzündungen<br />

der Gelenkschleimhaut (Synovitis), Verwachsungen und Vernarbungen<br />

mit Bewegungseinschränkung (Arthrofibrose) und Bewegungseinschränkungen<br />

als Folge von sich einklemmendem Narbengewebe (Meniscoidsyndrom) lassen<br />

sich arthroskopisch gut behandeln.<br />

• Überstehende Knochenkanten (Osteophyten) an der Vorderseite des Unterschenkelknochens<br />

und des Sprungbeins sind insbesondere bei Ballsportlern und<br />

Tänzern eine häufige Ursache von Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung.<br />

Die arthroskopische Abtragung der Osteophyten ist in diesen Fällen<br />

eine erfolgversprechende und bewährte Behandlung.<br />

• Bei Schädigung des Gelenkknorpels kann, ähnlich wie am Kniegelenk, eine<br />

Knorpelbehandlung durchgeführt werden. Am häufigsten wird der geschädigte<br />

Knorpel sorgfältig entfernt, geglättet und ggf. der darunter liegende Knochen<br />

angefrischt, um die Neubildung eines Faserknorpels zu fördern. Seltener ist auch<br />

die Transplantation von Knorpel notwendig.<br />

Größere Sprunggelenk-Operationen<br />

Tiefe Knorpeleinbrüche mit darunterliegendem Knochendefekt nennt man Osteochondrosis<br />

dissecans (OD). Sie liegen meist an der schwer zugänglichen Innenseite des<br />

Sprungbeines. Als Ursache gelten schwere Distorsionen, chronische Instabilitäten oder<br />

Durchblutungsstörungen des Knochens. Hier gilt eine vierteilige Stadieneinteilung:<br />

• Grad I: Knochenödem, Durchblutungsstörung ohne strukturelle Veränderungen<br />

am Knochen, intakte Knorpeldecke.<br />

Behandlung: Schonung, Entlastung an Gehstützen, durchblutungsfördernde<br />

Maßnahmen (hyperbare Sauerstofftherapie HBO oder Infusionen mit Iloprost,<br />

siehe Kapitel Fuß S. 89). Bei hartnäckigem Verlauf kann dieser krankhafte Bezirk<br />

unter arthroskopischer Kontrolle von der Rückseite her angebohrt werden.<br />

• Grad II: beginnende Demarkierung, Ablösung eines meist ovalären Knorpel-<br />

Knochenfragmentes, meist noch intakte Knorpeldecke, manchmal aber schon<br />

eingerissen. Diese Läsion ist potentiell instabil und schreitet unbehandelt fort<br />

in Stadium III. Also rechtzeitig konsequent konservativ mit längerer Entlastung<br />

oder operativ behandeln.<br />

• Grad III: das Knorpel-Knochenfragment hat sich komplett aus dem Sprungbeinknochen<br />

gelöst, liegt aber noch in seinem „Mausbett“. Dieser Zustand heilt von<br />

alleine nicht mehr aus. Therapie siehe Stadium IV.<br />

• Grad IV: Das Knorpel-Knochenfragment ist herausgebrochen und klemmt als<br />

freier Körper im Gelenk ein und führt zu zusätzlichen Schäden.<br />

Behandlung ist nur operativ möglich. In günstigen Fällen Refixation des Fragmentes,<br />

ansonsten ist eine einfache Entfernung und Anfrischung zur Selbstheilung<br />

(geht meist ohne Abtrennung des Innenknöchels, hat aber schlechtere<br />

Heilungschancen) möglich. Eine weitere erfolgversprechende Methode ist die<br />

Knorpel-Knochentransplantation: ein gesunder Knorpel-Knochenzylinder wird<br />

vom Knie entnommen und an die zerstörte Sprungbeindefektstelle transplan-<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Sprunggelenkerkrankungen und<br />

deren Behandlung<br />

tiert. Hierzu muss meistens der Innenknöchel abgelöst werden, damit man die<br />

zerstörte Sprungbeinstelle erreichen kann. Anschließend wird der Innenknöchel<br />

wieder verschraubt.<br />

Vorteil: rasch belastungsstabile Situation innerhalb von 5-6 Wochen. Einzeitige<br />

Operation möglich. OP-Methode wird von gesetzlichen Krankenkassen übernommen.<br />

Nachteil: Transplantatentnahme aus dem Knie.<br />

Alternative Möglichkeit: Autologe ChondrozytenTransplantation (ACT) = Züchtung<br />

und Transplantation körpereigener Knorpelzellen (siehe Kapitel Arthrose, S. 36).<br />

Vorteil: HighTech-Verfahren mit bester Gewähr für Ausbildung eines belastungsstabilen<br />

hyalinen Knorpels. Keine Kniegelenkentnahme notwendig. Bei neueren<br />

Techniken der sphäroiden ACT kann manchmal auf eine Abtrennung des Innenknöchels<br />

verzichtet werden.<br />

Nachteil: teuer (gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten nur in beschränktem<br />

Unfang, meist ist den Kliniken die Anzahl der ACT-Operationen limitiert).<br />

Operativ anspruchsvoll. Diese Methode eignet sich nur bei flachen Defekten,<br />

ansonsten muss bei der Zellentnahme der Knochendefekt erst aufgefüllt werden.<br />

Zwei OP-Schritte (Entnahme von Zellen zur Züchtung und später Transplantation)<br />

notwendig. Manchmal muss nach operativer Sicherung der Diagnose und Indikation<br />

erst die Kostenübernahme von der Krankenkasse eingeholt werden. Dies bedeutet<br />

dann 3 notwendige OP-Schritte.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 99<br />

Fuß


100<br />

Sprunggelenkerkrankungen und<br />

deren Behandlung<br />

Neben der Aufklärung beachten Sie bitte die folgenden<br />

Hinweise:<br />

Vor der Operation<br />

Überlasten Sie Ihr Gelenk nicht unnötig, denn sonst ist auch die Genesungsphase<br />

nach der OP mühsamer. Trainieren Sie ggf. das Laufen mit Gehstützen.<br />

Verabreden Sie mit Ihrem Krankengymnast oder Masseur Behandlungstermine,<br />

beginnend 1 oder 2 Tage nach der Operation. Weitere Informationen zu einer geplanten<br />

Operation finden Sie ab Seite 18 im Kapitel Anästhesie.<br />

Nachbehandlung<br />

Bei einer Sprunggelenksoperation wird meist eine erweitere postoperative Betreuung<br />

vereinbart. Die genaue Nachbehandlung entnehmen Sie bitte dem OP-Bericht.<br />

In der Regel gilt:<br />

Den Fuß in den ersten Tagen nicht voll belasten, zu Hause hochlagern. Bis zum<br />

Abschluss der Wundheilung (5-10 Tage) Entlastung oder Teilbelastung des Fußes<br />

mit Gehstützen. Das Gelenk mit trockenem Eisbeutel mehrmals täglich für ca.<br />

15 Min. kühlen.<br />

Bewegung und Drainage<br />

Stehen Sie nach 2-3 Stunden Ruhe wieder auf und gehen Sie einige Schritte. Durch<br />

Aktivierung der Unterschenkelmuskulatur können Sie selbst am besten eine Thrombose<br />

verhüten helfen. Sollte die kleine Drainageflasche volllaufen, lassen Sie bitte<br />

alles in Ruhe, keinesfalls entleeren, es passiert nichts.<br />

Verbandwechsel und Nachbehandlung<br />

Am Tag nach der Operation bitte Verbandwechsel bei uns in den ARCUS Kliniken.<br />

Den nächsten Verbandwechsel nach 2-3 Tagen bei Ihrem zuweisenden Facharzt oder<br />

Hausarzt durchführen lassen.<br />

Duschen meist nach 1 Woche, Entfernen der Fäden nach ca. 14 Tagen. Vollbelastung<br />

meist nach 5-10 Tagen erlaubt.<br />

Bitte unbedingt den Abschnitt „Nachbehandlung“ des mitgegebenen OP-Berichtes<br />

durchlesen, welcher Ihnen, den mitbehandelnden Ärzten und Physiotherapeuten<br />

zur Information dient.<br />

3 Wochen und ggf. 3 Monate nach der OP erbitten wir eine Nachuntersuchung.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


102<br />

Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

Allgemeines<br />

Mit zunehmendem Alter kommt es zu Verschleißerscheinungen an Bandscheiben<br />

und Wirbelgelenken. Die Schädigung des Bandscheibengewebes kann auf völlig<br />

unterschiedlichen Ursachen beruhen. Bandscheibenvorfälle sind grundsätzlich<br />

schicksalhaft und nicht vorhersehbar. Die Bandscheibe besteht aus einem festen<br />

Faserring und einem weicheren inneren Anteil. Das Bandscheibengewebe wird nicht<br />

mit Blutgefäßen versorgt, die Ernährung des Bandscheibeninneren erfolgt nur durch<br />

Diffusion, einem komplexen System von Sog- und Druckwirkung der Gefäße um die<br />

Wirbelsäule und im Spinalkanal.<br />

Durch die Abnahme des Wassergehalts der Bandscheibe reduziert sich die Pufferwirkung.<br />

Als weitere Folge schrumpft die Bandscheibe, was sich in der Kernspintomographie<br />

(MRT) eindeutig erkennen lässt. Die Bandscheibenhöhe wird sichtlich geringer<br />

und das Signal in der Bandscheibe im MRT zeigt einen reduzierten Wassergehalt.<br />

Durch die zunehmende Abnutzung verliert die Bandscheibe an Elastizität und wölbt<br />

sich vor, es kommt es zu einer Dehnung des Faserringes. Dadurch kann ein starker<br />

Rückenschmerz verursacht werden. Diese Situation kann sich zurückbilden. Durch<br />

die zunehmende Zermürbung der Bandscheibe und den von innen auf den Faserring<br />

wirkenden Druck kann es jedoch zu Einrissen kommen und Bandscheibengewebe<br />

wird herausgedrückt (Sequester). Wenn das Bandscheibengewebe dann auf die<br />

Nerven oder das Rückenmark im Spinalkanal drückt, werden heftige Schmerzen<br />

verursacht und es kann zu neurologischen Ausfallerscheinungen (Lähmungen, Gefühlsstörungen<br />

oder Blasen- Darmstörungen) kommen.<br />

Eine vorgeschädigte Bandscheibe kann nicht mehr in gleichem Umfang als elastischer<br />

Puffer dienen wie eine gesunde Bandscheibe. Die so angestoßenen degenerativen<br />

Veränderungen verursachen dass die Wirbelkörper näher zusammenkommen und<br />

stärker belastet werden. Es entsteht eine Osteochondrose, die ebenso im MRT gut<br />

sichtbar ist. Durch diese chronische Überlastung der Wirbelkörper mit dem geringen<br />

Wirbelgleiten entstehen weitere Abnutzungserscheinungen an den Wirbelgelenken<br />

(Facettengelenksarthrose). Diese überschießende Knochen- und Knorpelgewebsanbauten<br />

führen zu einer Einengung der Nervenkanäle (Foramenstenose) und zu<br />

einer Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose). Diese degenerativ bedingte<br />

Einengung führt durch den chronischen Druck auf die Nerven zu belastungsabhängigen<br />

Schmerzen und bei längerer Dauer auch zu neurologischen Defiziten.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

Halswirbelsäule (HWS)<br />

Die Halswirbelsäule (HWS) mit insgesamt 7 Wirbelkörpern ist der beweglichste<br />

Wirbelsäulenabschnitt und stellt die mobile Verbindung zwischen dem Kopf und<br />

der restlichen Wirbelsäule her. Aus dieser Bewegungsfunktion resultieren die<br />

unterschiedlichen Probleme bei degenerativen (verschleißbedingten) und traumatischen<br />

(verletzungsbedingten) Erkrankungen. In der Halswirbelsäule liegt direkt<br />

hinter den Bandscheiben das Rückenmark, sodass aus dieser engen Lagebeziehung<br />

viele Probleme entstehen. Degenerative Halswirbelsäulenerkrankungen kommen<br />

gehäuft auch bei jüngeren Menschen vor. Klinisch-neurologisch muss man zwischen<br />

radikulären (Kompression der Nervenwurzeln) und medullären (Kompression des<br />

Rückenmarks) Symptomen und Defiziten unterscheiden. Ein Druck auf das Rückenmark<br />

muss nicht immer Schmerzen verursachen, ist jedoch ein langfristiges Problem,<br />

da die Schädigung der Rückenmarksbahnen langsam fortschreitende Störungen mit<br />

Gleichgewichtsstörungen, Gangunsicherheit und schleichender Querschnittsymptomatik<br />

verursachen (cervikale Myelopathie).<br />

Degenerative Osteochondrose<br />

Ursache<br />

Ist ein Abnutzungs- oder schleichender Umbauprozesses mit einer Degeneration der<br />

Bandscheibe und Anbauten und Vergrößerungen der Wirbelgelenke. Durch diese<br />

Knochen- und Bindegewebswucherungen kommt es zur Nerven- und Rückenmarkskompression.<br />

In aller Regel bessern sich die Schmerzen unter konservativer Therapie<br />

nicht zufriedenstellend.<br />

Symptome<br />

Es bestehen oft chronische Nacken- und Hinterkopfschmerzen. Zudem entstehen<br />

ausstrahlende Schmerzen in die Schulter, den Arm und auch in die Finger. In Abhängigkeit<br />

in welchem Ausmaß der Nerv und vor allem welcher Nerv betroffen ist<br />

können Kraftminderung, Lähmungen und Gefühlsstörungen auftreten.<br />

Diagnostik<br />

Es erfolgt eine neurologische Untersuchung sowie die spezielle Untersuchung der<br />

Wirbelsäule sowie im Einzelfall elektrophysiologische Messungen. Röntgenaufnahmen<br />

der Halswirbelsäule evt. mit Funktionsaufnahmen sind notwendig. Zudem werden<br />

eine Computertomographie (CT) und/oder eine Magnetresonanztomographie<br />

(MRT) benötigt. Selten ist auch eine cervikale Myelographie zur weiteren invasiven<br />

Diagnostik erforderlich.<br />

Therapie<br />

Falls keine neurologischen Defizite bestehen sollte primär konservativ therapiert<br />

werden. Es erfolgt die intensive Physiotherapie sowie die Gabe von Schmerzmedikamenten.<br />

Wenn hierunter keine adäquate Verbesserung zu erzielen ist, sollte die<br />

Indikation zu einer operativen Maßnahme neu überprüft und besprochen werden.<br />

Hierbei ist die individuelle Beratung und Festlegung der optimal geeigneten Operationsmethode<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 103<br />

Neurochirurgie/Wirbelsäule


104<br />

Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

OP-Methode<br />

Minimal-invasive Verfahren (in Lokalanästhesie):<br />

periradikuläre Infiltrationsbehandlung (PRT) - radiologisch<br />

gesteuerte Facetteninfiltration<br />

Bei der periradikulären Infiltrationsbehandlung (PRT) und der radiologisch gesteuerten<br />

Facetteninfiltration wird ein Gemisch aus Lokalanästhetikum und einem kristalloiden<br />

Corticoidpräparat verabreicht. Hierbei wird nach lokaler Betäubung der Haut, unter<br />

radiologischer Kontrolle eine dünne Kanüle direkt an den Nerven am Austritt aus<br />

dem Foramen vorgeschoben und eine geringe Menge 1 – 2 ml des Medikaments<br />

appliziert. Ebenso kann auch dieses Medikament in die kleinen Wirbelgelenke an<br />

der Halswirbelsäule unter Röntgenkontrolle appliziert werden. Die lokale Wirksamkeit<br />

erfordert nur geringe Dosen, das Medikamentengemisch wirkt direkt am Ort<br />

des Geschehens und wird nur langsam abgebaut. Dennoch sind meistens mehrere<br />

Sitzungen notwendig, um eine längerfristige Schmerzfreiheit zu erzielen.<br />

Mikrochirurgische Operationen:<br />

Ventrale Diskektomie mit Bandscheibenplatzhalter<br />

Hier erfolgt der Zugang von der vorderen Halsseite mit kompletter Entfernung der<br />

geschädigten Bandscheibe. Es erfolgt die Dekompression der nervalen Strukturen<br />

(Nervenwurzeln und Rückenmark) unter dem Operationsmikroskop. Zum Schluss<br />

wird dann ein Platzhalter in den Bandscheibenraum eingepasst, der eine Wiederaufrichtung<br />

des Bandscheibenfachs mit Entlastung des Neuroforamens bewirkt<br />

und dadurch die Entwicklung von neuen Osteophyten verhindert. Hierzu werden<br />

unterschiedliche Materialien wie z.B. Polymerzement (PMMA) oder Cages aus Kunststoff<br />

(PEEK) verwendet. Nur in seltenen und schwierigen Fällen mit begleitender<br />

Lockerung des Bewegungssegments ist eine Verschraubung der Halswirbelsäule mit<br />

einer Titanplatte nötig.<br />

Ventrale Foraminotomie<br />

Hier erfolgt der Zugang von der vorderen Halsseite zur Eröffnung des Nervenkanals,<br />

dies ist ggf. unter Belassung der Bandscheibe möglich.<br />

Dorsale mikrochirurgische Verfahren:<br />

Foraminotomie Laminektomie, Laminoplastik<br />

Bei der dorsalen Foraminotomie kann eine knöchern eingeengte Nervenwurzel<br />

durch Abtragen der Osteophyten dekomprimiert werden. Eine alleinige Laminektomie<br />

mit vollständiger Entfernung des Wirbelbogens bietet, die Möglichkeit das<br />

Rückenmark gut zu entlasten. Es besteht jedoch das Risiko einer Instabilität nach<br />

einer Laminektomie somit wird dieses Verfahren nur sehr selten oder in Kombination<br />

mir einer gleichzeitigen Stabilisierungsoperation durchgeführt. Die Laminoplastik,<br />

mit dorsaler Erweiterung und Rekonstruktion des Spinalkanals wird als eine Alternative<br />

bei der Behandlung der zervikalen Myelopathie bei einer zervikalen Spinalkanalstenose<br />

angesehen. Diese Methode ist vor allem bei einer Verknöcherung des<br />

hinteren Längsbandes sinnvoll.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

Nachbehandlung<br />

Direkt nach der Operation erfolgt die Mobilisierung. Nach mikrochirurgischen Operationen<br />

an der Halswirbelsäule besteht keinerlei Einschränkung beim Sitzen, Liegen<br />

oder Laufen. Das Tragen einer Halskrawatte ist nicht erforderlich. Der stationäre<br />

Aufenthalt beträt üblicherweise 2-3 Tage. In der darauf folgenden Woche erfolgt<br />

die Krankengymnastik und weitere konservative Therapie. Bezüglich der weiteren<br />

Aktivitäten nach Ihrer Halswirbelsäulenoperation beraten wird Sie gerne individuell.<br />

Bandscheibenvorfall<br />

Ursache<br />

Aufgrund der Degeneration der Bandscheibe kann es zu einem Einriss im Faserring<br />

kommen und Bandscheibengewebe wird herausgedrückt. Durch den Druck auf die<br />

Nerven oder das Rückenmark werden dann die Schmerzen verursacht und es kann<br />

zu neurologischen Defiziten kommen.<br />

Symptome<br />

Akute Nackenschmerzen. Heftige ausstrahlende Schmerzen in die Arme bis in die<br />

Finger mit Schwäche und Taubheit oder Missempfindungen. Bei ausgeprägten<br />

Ausfallerscheinungen (Lähmungen, Gefühlsstörungen oder Blasen- Darmstörungen)<br />

kann im Einzelfall eine sofortige Operation notwenig sein.<br />

Diagnostik<br />

Es erfolgt eine neurologische Untersuchung sowie die spezielle Untersuchung der<br />

Wirbelsäule und ggf. elektrophysiologische Messungen. Röntgenaufnahmen der<br />

Halswirbelsäule mit Funktionsaufnahmen sind notwendig. Zudem wird eine aktuelle<br />

Magnetresonanztomographie (MRT) benötigt.<br />

Therapie<br />

Falls keine neurologischen Defizite bestehen sollte primär konservativ therapiert<br />

werden. Es erfolgt Gabe von Schmerzmedikamenten und ggf. die Ruhigstellung<br />

mittels Halskrawatte. Nach der Akutphase beginnt dann die intensive Physiotherapie.<br />

Falls sich keine adäquate Verbesserung erzielen lässt, sollte die Indikation<br />

zu einer operativen Maßnahme überprüft und besprochen werden. Hierbei ist die<br />

individuelle Beratung und Festlegung des Operationszeitpunkts sowie der optimal<br />

geeigneten Operationsmethode von entscheidender Bedeutung.<br />

OP-Methode<br />

Ventrale mikrochirurgische Diskektomie mit Bandscheibenplatzhalter<br />

Hier erfolgt der Zugang von der vorderen Halsseite mit kompletter Entfernung der<br />

geschädigten Bandscheibe. Es erfolgt die Dekompression der nervalen Strukturen<br />

(Nervenwurzeln und Rückenmark) unter dem Operationsmikroskop. Zum Schluss<br />

wird dann ein Platzhalter in den Bandscheibenraum eingepasst, der eine Wiederaufrichtung<br />

des Bandscheibenfachs mit Entlastung des Neuroforamen bewirkt und<br />

dadurch die Entwicklung von neuen Osteophyten verhindert. Hierzu werden unterschiedliche<br />

Materialien wie z.B. Polymerzement (PMMA) oder Cages aus Kunststoff<br />

(PEEK) verwendet.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 105<br />

Neurochirurgie/Wirbelsäule


106<br />

Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

Ventrale mikrochirurgische Diskektomie mit künstlicher Bandscheibe<br />

Bei jüngeren Patienten mit einer mobilen und nur wenig vorgeschädigten Bandscheibe<br />

kann zum Erhalt des Bewegungssegmentes nach der mikrochirurgischen<br />

Entfernung der Bandscheibe eine Bandscheibenprothese implantiert werden.<br />

Dorsale mikrochirurgische Foraminotomie<br />

Bei der dorsalen Foraminotomie kann ein kleiner weit außen liegender weicher Bandscheibenvorfall<br />

entfernt und die eingeengte Nervenwurzel dekomprimiert werden.<br />

Nachbehandlung<br />

Direkt nach der mikrochirurgische Operation erfolgt die Mobilisierung. Eine Drainage<br />

wird nur in Ausnahmefällen eingelegt, ebenso benötigt der Patient keine Halskrawatte.<br />

Der stationäre Aufenthalt beträgt üblicherweise 2-3 Tage. In der darauf<br />

folgenden Woche erfolgt die Krankengymnastik und weitere konservative Therapie.<br />

Cervikale Myelopathie<br />

Ursache<br />

Ist ein Abnutzungs- oder schleichender Umbauprozesses mit einer Degeneration<br />

der Bandscheibe und knöchernen Anbauten (Osteophyten), die eine Einengung<br />

des Spinalkanals an der Halswirbelsäule und eine Kompression des Rückenmarks<br />

verursachen.<br />

Symptome<br />

Es bestehen oft chronische Nacken- und Hinterkopfschmerzen. Häufig sind nur<br />

geringe Beschwerden und Schmerzen vorhanden. Problematisch ist jedoch der<br />

ständige Druck auf das Rückenmark, was mittelfristig eine irreversible Schädigung<br />

des Rückenmarks bewirkt und entsprechende Risiken birgt.<br />

Diagnostik<br />

Es erfolgt eine neurologische Untersuchung sowie die spezielle Untersuchung der<br />

Wirbelsäule. Im Einzelfall werden elektrophysiologische Messungen benötigt. Röntgenaufnahmen<br />

der Halswirbelsäule evt. mit Funktionsaufnahmen sind notwendig.<br />

Zudem sind Computertomographiebilder (CT) und Magnetresonanztomographieaufnahmen<br />

(MRT) nötig. Hierbei ist die Beurteilung der MRT hinsichtlich einer Signalanhebung<br />

im Rückenmark als Zeichen einer Myelopathie wichtig.<br />

Therapie<br />

Bei einer manifesten cervikalen Myelopathie ist die konservative Behandlung wenig<br />

erfolgversprechend.<br />

OP-Methode<br />

Mikrochirurgische ventrale Diskektomie mit Bandscheibenplatzhalter<br />

Hier erfolgt der Zugang von der vorderen Halsseite mit kompletter Entfernung der<br />

geschädigten Bandscheibe. Es erfolgt die knöcherne Dekompression von Nervenwurzeln<br />

und Rückenmark unter dem Operationsmikroskop. Zum Schluss wird dann ein<br />

Platzhalter in den Bandscheibenraum eingepasst, der eine Wiederaufrichtung des<br />

Bandscheibenfachs bewirkt und dadurch die Entwicklung von neuen Osteophyten<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

verhindert. Hierzu werden unterschiedliche Materialien wie z.B. Polymerzement<br />

(PMMA) oder Cages aus Kunststoff (PEEK) verwendet.<br />

Mikrochirurgische ventrale Dekompression mit Wirbelkörperentfernung<br />

und Plattenostensynthese<br />

Es erfolgt ein Zugang von der vorderen Halsseite. Unter dem Operationsmikroskop<br />

werden der oder die Wirbelkörper und die angrenzenden Bandscheiben entfernt und<br />

somit eine langstreckige Entlastung des Rückenmarks durchgeführt. Um dann die<br />

Wirbelsäule wieder zu stabilisieren muss entweder ein triokortikaler Beckenkammknochen<br />

oder ein metallischer Wirbelkörperersatz implantiert werden. Zusätzlich<br />

ist eine ventrale Plattenostensynthese notwendig, um eine ausreichende Stabilität<br />

zu gewährleisten. Diese relativ aufwendige Operationsmaßnahme ist jedoch eher<br />

selten notwendig.<br />

Dorsale mikrochirurgische Dekompression und Laminoplastik<br />

Es erfolgt die mikrochirurgische Dekompression des Rückenmarks in mehreren Etagen.<br />

Hierbei werden die Ligamenta flava entfernt und die Osteophyten abgetragen.<br />

Die Rekonstruktion des Spinalkanals durch eine Laminoplastik ist eine bevorzugte<br />

Operationsmethode bei sehr langstreckigen cervikalen Stenosen und insbesondere<br />

bei älteren Patienten.<br />

Nachbehandlung<br />

Direkt nach der Operation erfolgt die Mobilisierung. Nach mikrochirurgischen Operationen<br />

an der Halswirbelsäule besteht keinerlei Einschränkung beim Sitzen, Liegen<br />

oder Laufen. Das Tragen einer Halskrawatte ist nicht erforderlich. Der stationäre<br />

Aufenthalt beträgt üblicherweise 3 - 4 Tage. Nur im Einzelfall und bei vorbestehenden<br />

neurologischen Defiziten ist eine Rehabilitationsbehandlung notwendig.<br />

Bezüglich der Aktivitäten nach einer Halswirbelsäulenoperation beraten wird Sie<br />

gerne individuell.<br />

Frakturen<br />

Ursache<br />

Akute oder länger zurückliegende Gewalteinwirkungen auf die Halswirbelsäule mit<br />

Zerreißung der Bandstrukturen und Brüchen der Wirbelkörper, Wirbelbögen und<br />

Wirbelgelenke. Frakturen können auch im Rahmen von Tumoren und Entzündungen<br />

der Wirbelsäule oder als Ausdruck einer Osteoporose auftreten.<br />

Symptome<br />

Nackenschmerzen, Kopfschmerzen sowie Beschwerden an der gesamten Wirbelsäule.<br />

Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule und neurologische Ausfallerscheinungen<br />

mit unterschiedlichem Ausmaß.<br />

Diagnostik<br />

Es erfolgt eine neurologische Untersuchung sowie die spezielle Untersuchung der<br />

Wirbelsäule. Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule mit Funktionsaufnahmen sind<br />

notwendig. Zudem werden eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie<br />

(MRT) benötigt. Selten ist auch nuklearmedizinische Untersuchungen<br />

zur weiteren Diagnostik erforderlich.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 107<br />

Neurochirurgie/Wirbelsäule


108<br />

Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

Therapie<br />

Falls keine eindeutige Instabilität und keine neurologischen Defizite bestehen kann<br />

konservativ therapiert werden. Es ist eine Stabilisierung mittels Halsstütze sowie die<br />

Gabe von Schmerzmedikamenten notwendig. Nach der Akutphase kann mit der<br />

kontrollierten Physiotherapie begonnen werden. Bei Frakturen der Halswirbelsäule<br />

sind die individuelle Beratung und die Besprechung der Indikation zur Operation<br />

sowie der sinnvollen Operationsmethode von entscheidender Bedeutung.<br />

OP-Methode<br />

Mikrochirurgische ventrale Diskektomie mit Wirbelkörperentfernung<br />

und Plattenostensynthese<br />

Es erfolgt ein Zugang von der vorderen Halsseite. Unter dem Operationsmikroskop<br />

werden die geschädigten Bandscheibenanteile und der gebrochene Wirbelkörper<br />

entfernt und somit eine Dekompression der Nerven und des Rückenmarks erzielt.<br />

Danach wird die Halswirbelsäule wieder stabilisiert, wobei ein triokortikaler Beckenkammknochen<br />

oder ein metallischer Wirbelkörperersatz implantiert werden kann.<br />

Zusätzlich ist eine ventrale Plattenostensynthese notwendig um eine ausreichende<br />

Stabilität zu gewährleisten.<br />

Dorsale mikrochirurgische Dekompression mit Stabilisierung<br />

Es erfolgt die mikrochirurgische Dekompression des Rückenmarks in mehreren Etagen,<br />

hierbei werden die Bänder und die komprimierenden Knochenanteile abgetragen.<br />

Zur Stabilisierung der Halswirbelsäule wird dann ein Schraubenstabsystem verwendet<br />

was eine dorsale Fixierung bewirkt. Im Einzelfall und nur bei schweren Zerreißungen<br />

mit massiver Instabilität müssen ventrale und dorsale Stabilisierungstechniken<br />

gleichzeitig angewandt werden.<br />

Nachbehandlung<br />

Soweit möglich erfolgt nach der Operation eine frühe Mobilisierung. Bei einer<br />

ausgedehnten Stabilisierungsoperation benötigt der Patient zusätzlich eine Halskrawatte.<br />

Insbesondere bei vorbestehenden neurologischen Defiziten ist eine Rehabilitationsbehandlung<br />

notwendig.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

Lendenwirbelsäule (LWS)<br />

Die Lendenwirbelsäule (LWS) ist der untere Abschnitt der Wirbelsäule mit insgesamt<br />

5 Wirbelkörpern. Sie verbindet die Beine und das Becken mit der restlichen<br />

Wirbelsäule. Durch den aufrechten Gang wird dieser Wirbelsäulenabschnitt hoch<br />

belastet, wodurch es häufig zu schmerzhaften Reizzuständen kommt die unter dem<br />

Oberbegriff „Kreuzschmerzen“ zusammengefasst werden. Wichtig ist die differenzierte<br />

Unterscheidung dieser große Palette von Krankheitsbildern, die vom einfachen<br />

Schmerzsyndrom bis zum komplexen Bandscheibenvorfall mit neurologischen<br />

Ausfällen reichen. Degenerative Lendenwirbelsäulenerkrankungen sind sehr häufige<br />

Erkrankungen und kommen auch bei jüngeren Menschen vor.<br />

Bandscheibenvorfall<br />

Ursache<br />

Aufgrund der Degeneration der Bandscheibe kommt es zum Flüssigkeitsverlust, zur<br />

Höhenminderung und dann zu einem Einriss im Faserring. Durch das ausgestoßene<br />

Bandscheibengewebe kommt es zum Druck auf die Nerven, was dann die Schmerzen<br />

verursacht und auch zu neurologischen Defiziten führen kann.<br />

Symptome<br />

Akute und chronische, belastungsabhängige Rückenschmerzen mit Ausstrahlschmerzen<br />

ins Bein. Bewegungsunfähigkeit der Wirbelsäule. Schwäche und Kraftverlust<br />

in den Beinen und Füßen. Kribbelmissempfindungen, Kälte-, Wärmegefühl in den<br />

Beinen. Gangstörung mit Unsicherheit beim Laufen. Beeinträchtigung der Abrollbewegung<br />

des Fußes beim Gehen. Störung der Blasen- und Darmentleerung.<br />

Diagnostik<br />

Es erfolgt eine neurologische Untersuchung sowie die spezielle Untersuchung der<br />

Wirbelsäule. Röntgenaufnahmen der Lendenwirbelsäule evt. mit Funktionsaufnahmen<br />

sind notwendig. Zudem wird eine Magnetresonanztomographie (MRT) benötigt,<br />

die den Bandscheibenvorfall optimal darstellt.<br />

Therapie<br />

Falls keine neurologischen Defizite bestehen, sollte primär konservativ therapiert<br />

werden. Es erfolgt die intensive Physiotherapie sowie die Gabe von Schmerzmedikamenten,<br />

ggf. können lokale Infiltrationen erfolgversprechend sein. Falls durch<br />

diese Maßnahmen keine adäquate Verbesserung zu erzielen ist, sollte die Indikation<br />

zu einer operativen Maßnahme überprüft und besprochen werden. Hierbei ist die<br />

individuelle Beratung und Festlegung der Strategie und der optimal geeigneten<br />

Operationsmethode von entscheidender Bedeutung. Bandscheibenvorfälle, die zu<br />

akuten hochgradigen Lähmungen führen oder Blasen und Mastdarmstörungen<br />

verursachen, müssen notfallmäßig operiert werden.<br />

OP-Methode<br />

Minimal-invasive perkutane Nukleotomie<br />

Dieses Verfahren wird in Lokalanästhesie durchgeführt. Es wird unter radiologischer<br />

Kontrolle eine Kanüle von seitlich in den Bandscheibenraum eingeführt und nach<br />

Kontrastmittelgabe dann mittels einem pneumatisch angetriebenen Saug- und<br />

Schneidemechanismus Bandscheibengewebe entfernt. Für diese Verfahren eignen<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 109<br />

Neurochirurgie/Wirbelsäule


110<br />

Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

sich Patienten mit einem subligamentären Bandscheibenvorfall. Patienten mit einer<br />

relevanten knöchernen Einengung der Nervenaustrittskanäle (Foramenstenose)<br />

oder mit einer erheblichen Degeneration und Höhenminderung der Bandscheibe<br />

(Osteochondrose) oder einem eindeutigen Bandscheibensequester, profitieren von<br />

diesem Operationsverfahren nicht längerfristig.<br />

Transforaminale endoskopische Diskektomie<br />

Die Operation kann wahlweise in Lokalanästhesie oder in Narkose durchgeführt<br />

werden. Der Zugang erfolgt von seitlich neben der Wirbelsäule durch einen etwa<br />

8 - 10 mm messenden Hautschnitt. Das Endoskop wird an den Nervenaustrittskanal<br />

(Foramen) geführt und dann der Bandscheibensequester unter endoskopische Sicht<br />

entfernt. Dieses minimal-invasive Verfahren eignet sich hauptsächlich bei Patienten<br />

mit einem weit außen gelegenen Bandscheibenvorfall (lateraler Sequester).<br />

Mikrochirurgische Sequestrektomie<br />

Diese mikrochirurgische Operation wird in Narkose durchgeführt. Es wird ein 2 - 3<br />

cm langer Schnitt angebracht und ein spezielles Spekulum eingesetzt, welches die<br />

Rückenmuskulatur zur Seite hält. Man erreicht den Spinalkanal und die darin liegenden<br />

Nerven durch das von der Natur vorgegebene knöcherne Fenster. Nach Präparation<br />

unter dem Operationsmikroskop lässt sich dann der Bandscheibensequester darstellen<br />

und mittels speziellen Miniaturfaßzangen entfernen. Die Bandscheibe selbst wird<br />

belassen und nur eindeutig degenerativ veränderte Anteile werden entfernt. Die<br />

Funktion der Bandscheibe bleibt daher weitgehend erhalten. Die eingeklemmten<br />

Nerven werden hierdurch sofort entlastet und der radikulär ausstrahlende Schmerz<br />

ist schnell rückläufig. Etwas mehr Zeit zur Rückbildung benötigen Gefühlsstörungen<br />

und Lähmungen.<br />

Nachbehandlung<br />

Direkt nach der mikrochirurgische Operation erfolgt die Mobilisierung. Aufstehen<br />

und Gehen ist bereit am Operationstag möglich. Ein Korsett wird nicht benötigt,<br />

da durch den schonenden mikroskopischen Eingriff die Statik und Biomechanik der<br />

Lendenwirbelsäule nicht beeinträchtigt wird. Der stationäre Aufenthalt beträgt üblicherweise<br />

2-3 Tage. In der darauf folgenden Woche erfolgt die Krankengymnastik<br />

und weitere konservative Therapie. Obwohl sich die Patienten schon sehr früher<br />

wieder gut und genesen fühlen, sollten in den 3 – 4 Wochen nach der Operation<br />

keine schweren Lasten gehoben und anstrengende sportliche Aktivitäten unternommen<br />

werden. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit ist individuell sehr variabel und von<br />

vielen Faktoren abhängig.<br />

Facettensyndrom<br />

Ursache<br />

Die chronische Überlastung der Wirbelsäule verursacht nicht nur eine Schädigung<br />

an den Bandscheiben, sondern führt auch zu einer mechanische Abnutzung an den<br />

Wirbelgelenken. Diese Gelenkinnenflächen nennt man Facetten. Das Facettensyndrom<br />

bezeichnet somit die Abnutzung (Arthrose) der kleinen Wirbelgelenke. Durch<br />

Verschleißerscheinungen aber durch ein degenerativ bedingtes Wirbelgleiten, kann<br />

es zu einer Mehrbelastung der Gelenke kommen, die zur kontinuierlichen Abnutzung<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

und Zerstörung des Gelenkknorpels führt. Es kommt reaktiv zum Knochenanbau,<br />

was zu einer Vergrößerung der Gelenksfacetten führt.<br />

Symptome<br />

Rückenschmerzen bei langem Stehen, Sitzen und Liegen sowie beim Aufrichten.<br />

Die Beschwerden sind vorwiegend Kreuzschmerzen mit Ausstrahlung über das<br />

Gesäß, in die Leistengegend bis zum Oberschenkel. Drehbewegungen der Wirbelsäule<br />

sind schmerzhaft, gerade am Morgen kann das Aufstehen aus dem Bett sehr<br />

beschwerlich sein.<br />

Diagnostik<br />

Es erfolgt eine neurologische Untersuchung sowie die spezielle Untersuchung der<br />

Wirbelsäule. Röntgenaufnahmen der Lendenwirbelsäule mit Funktionsaufnahmen<br />

sind notwendig. Computertomographiebilder (CT) und Magnetresonanztomographieaufnahmen<br />

(MRT) bestätigen die Diagnose. Eine Testinfiltration der Wirbelgelenke<br />

kann ebenso hilfreich sein.<br />

Therapie<br />

Konservative Maßnahmen und Schmerzmedikation können eine Verbesserung beim<br />

Facettensyndrom bewirken. Bei einigen Patienten wirkt die Schlingentischbehandlung<br />

kurzfristig recht gut. Insgesamt haben die konservativen Therapien bei ausgeprägten<br />

Facettendegenerationen nur einen eingeschränkten Erfolg.<br />

OP-Methode<br />

Radiologisch gesteuerte Facetteninfiltration (diagnostisch und<br />

therapeutisch)<br />

Bei der radiologisch gesteuerten Facetteninfiltration wird ein Lokalanästhetikum<br />

verabreicht. Hierbei wird nach lokaler Betäubung der Haut, unter radiologischer<br />

Kontrolle eine dünne Kanüle direkt an und in das Facettengelenk an der Lendenwirbelsäule<br />

eingebracht und eine geringe Menge ( ca. 2 ml) des Lokalanästhetikums<br />

appliziert. Initial ist dies in der Regel beidseits und jeweils in einem Bewegungssegment<br />

sinnvoll, wenn es um die Diagnostik geht. Bei einer therapeutischen<br />

Facettenblockade die auch mit einer periradikuläre Infiltrationsbehandlung (PRT)<br />

kombiniert werden kann, wird ein Gemisch aus Lokalanästhetikum und einem kristalloiden<br />

Corticoidpräparat verabreicht. Hierbei wird nach lokaler Betäubung der<br />

Haut, unter radiologischer Kontrolle eine dünne Kanüle in die kleinen Wirbelgelenke<br />

vorgeschoben und eine geringe Menge (2 - 3 ml) des Medikamentengemischs<br />

appliziert. Ebenso kann auch dieses Medikament direkt um die Nerven herum am<br />

Austritt aus dem Foramen injiziert werden. Die lokale Wirksamkeit erfordert nur<br />

geringe Dosen, das Medikamentengemisch wirkt direkt am Ort des Geschehens und<br />

wird nur langsam abgebaut. Dennoch sind meistens mehrere Sitzungen notwendig,<br />

um eine längerfristige Schmerzfreiheit zu erzielen.<br />

Interspinöse Spreizer<br />

Diese wenig invasive Operation kann wahlweise in Lokalanästhesie oder in Kurznarkose<br />

durchgeführt werden. Es wird ein ca. 4 cm messender Hautschnitt am Rücken<br />

benötigt. Der Spreizer wird unter Röntgenkontrolle zwischen die knöchernen<br />

Dornfortsätze platziert und entlastet so die Wirbelgelenke. Der Eingriff wird in der<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 111<br />

Neurochirurgie/Wirbelsäule


112<br />

Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

Regel stationär durchgeführt, die Patienten sind bereits am Folgetag gut gehfähig<br />

und belastbar. Der stationäre Aufenthalt dauert 1 – 2 Tage.<br />

Nachbehandlung<br />

Nach der radiologisch gesteuerten Facetteninfiltration oder der PRT ist in der Regel<br />

keine spezielle Nachbehandlung notwendig. Diese Maßnahme kann für viele Monate<br />

zu einer vollständigen Beseitigung oder zumindest zu einer deutlichen Reduktion<br />

der Beschwerden führen. Nach Implantation eines interspinösen Spreizers sind<br />

röntgenologische Verlaufsuntersuchungen und klinische Kontrollen notwendig.<br />

Konservative Therapiemaßnahmen sind meistens hilfreich.<br />

Spinalkanalstenose<br />

Ursache<br />

Die Verengung des Wirbelkanals entsteht meist in höherem Lebensalter durch<br />

chronischen Verschleiß sowie durch Knochenanbau, Wirbelgelenksarthrosen, Bandscheibenvorwölbungen,<br />

Bandverdickungen und Wirbelkörperverschiebungen. Somit<br />

wird der Spinalkanal in dem die Nerven verlaufen immer weiter eingeengt, sodass<br />

durch den kontinuierlichen Druck Schmerzen und neurologische Defizite resultieren.<br />

Symptome<br />

Meistens belastungsabhängige Rückenschmerzen mit Ausstrahlschmerzen in die Beine.<br />

Schwäche und Kraftverlust in den Beinen und Füßen. Kribbelmissempfindungen,<br />

Kälte-, Wärmegefühl in den Beinen. Gangstörung mit Unsicherheit beim Laufen.<br />

Charakteristisch sind die Symptome der spinalen Schaufensterkrankheit (Claudicatio<br />

spinalis). Hierbei reduziert sich die Gehstrecke kontinuierlich.<br />

Diagnostik<br />

Es erfolgt eine neurologische Untersuchung sowie die spezielle Untersuchung der<br />

Wirbelsäule. Röntgenaufnahmen der Lendenwirbelsäule mit Funktionsaufnahmen<br />

sind notwendig. Zudem werden eine Computertomographie (CT) und/oder eine<br />

Magnetresonanztomographie (MRT) benötigt. Selten ist auch eine lumbale Funktionsmyelographie<br />

zur weiteren invasiven Diagnostik erforderlich.<br />

Therapie<br />

Bei einer ausgeprägten Spinalkanalstenose ist die konservative Behandlung wenig<br />

erfolgversprechend, da die mechanische Kompression der Nerven durch die<br />

knöcherne Einengung des lumbalen Spinalkanals wenig beeinflussbar ist. Im Falle<br />

einer massiven Instabilität der Lendenwirbelsäule ist die alleinige mikrochirurgische<br />

Dekompression nicht ausreichend, in diesen Einzelfällen muss dann zusätzlich die<br />

Stabilisierung erwogen werden. Hier ist stets eine individuelle Beratung und die<br />

Wahl des optimalen Operationsverfahren essentiell.<br />

OP-Methode<br />

Mikrochirurgische Dekompression<br />

Diese mikrochirurgische Operation wird in Narkose durchgeführt. Es wird ein 2 - 3<br />

cm langer Schnitt angebracht und ein spezielles Spekulum eingesetzt, welches<br />

die Rückenmuskulatur zur Seite hält. Man erreicht den Spinalkanal und die darin<br />

liegenden Nerven durch das von der Natur vorgegebene knöcherne Fenster. Es<br />

werden unter mikroskopischer Sicht die vergrößerten Facettengelenksanteile mit-<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

tels Mikrodiamantfräsen und kleinen Stanzen unterminiert und so der Nervenaustrittskanal<br />

und der Spinalkanal erweitert. Durch ein vor Jahren neu entwickeltes<br />

Operationsverfahren (Spetzger, et al) kann über einen einseitigen Zugang der Spinalkanal<br />

beidseits dekomprimiert werden. Dieses Verfahren wurde mittlerweile zu<br />

einem mikrochirurgischen Standardverfahren bei der operativen Behandlung der<br />

Spinalkanalstenose (Spetzger, et al). Die Bandscheibe selbst wird belassen, wenn<br />

sich kein eindeutiger Bandscheibenvorfall findet. Häufiger wird das Facettengelenk<br />

mit einer speziellen Pinzette bipolar koaguliert und erhitzt, wodurch zusätzlich<br />

eine Denervierung der feinen Gelenksnerven erzielt wird, was sich positiv auf die<br />

lokalen Schmerzen auswirkt. Die eingeklemmten Nerven werden entlastet und die<br />

ausstrahlenden Schmerzen sind schnell rückläufig. Unter konservativer Therapie<br />

kommt es rasch zu einer Verbesserung der Gehstrecke.<br />

Nachbehandlung<br />

Direkt nach der mikrochirurgische Operation erfolgt die Mobilisierung. Aufstehen<br />

und Gehen ist bereits am Operationstag möglich. Ein Korsett ist nicht notwendig,<br />

da durch den schonenden mikroskopischen Eingriff die Statik und Biomechanik der<br />

Lendenwirbelsäule nicht beeinträchtigt wird. Der stationäre Aufenthalt beträgt üblicherweise<br />

3 - 4 Tage. In der darauf folgenden Woche erfolgt die Krankengymnastik<br />

und weitere konservative Therapie.<br />

Frakturen<br />

Ursache<br />

Akute oder länger zurückliegende Gewalteinwirkungen auf die Brust- oder Lendenwirbelsäule<br />

mit Zerreißung der Bandstrukturen und Brüchen der Wirbelkörper,<br />

Wirbelbögen und Wirbelgelenke. Frakturen können auch im Rahmen von Tumoren<br />

und Entzündungen der Wirbelsäule oder als Ausdruck einer Osteoporose auftreten.<br />

Symptome<br />

Starke diffuse Rückenschmerzen sowie Beschwerden an der gesamten Wirbelsäule<br />

mit Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule bis hin zu neurologischen Ausfallerscheinungen.<br />

Insbesondere im höheren Alter und bei bestimmten Erkrankungen<br />

kommt es häufig als Folge von leichten Stürzen zu Brüchen an der Wirbelsäule.<br />

Diagnostik<br />

Es erfolgt eine neurologische Untersuchung sowie die spezielle Untersuchung der<br />

Wirbelsäule. Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule mit Funktionsaufnahmen sind<br />

notwendig. Zudem werden eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie<br />

(MRT) benötigt. Gelegentlich sind auch nuklearmedizinische<br />

Untersuchungen zur weiteren Diagnostik erforderlich. Entscheiden ist die Differenzierung<br />

und Abklärung weswegen es zur Fraktur kam.<br />

Therapie<br />

Falls keine schwerwiegende Instabilität und keine neurologischen Defizite bestehen,<br />

kann konservativ therapiert werden. Die Anpassung eines individuellen Stützkorsetts<br />

sowie die Stabilisierung mittels gezielten physiotherapeutischen Maßnahmen und<br />

die Gabe von Schmerzmedikamenten bewirken häufig eine vollständige Ausheilung.<br />

Bei Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule sind die individuelle Beratung und<br />

die Besprechung der Indikation zur Operation sowie der sinnvollen Operationsmethode<br />

von entscheidender Bedeutung. Bei osteoporotischen Frakturen sowie auch<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 113<br />

Neurochirurgie/Wirbelsäule


114<br />

Neurochirurgie / Wirbelsäule<br />

bei Wirbelkörpermetastasen zeigen die minimalinvasiven Verfahren mit Injektion<br />

von PMMA-Zement sehr gute Resultate.<br />

OP-Methode<br />

Vertebroplastie und Kyphoplastie<br />

Der minimalinvasive Eingriff kann in Lokalanästhesie oder wahlweise in Narkose<br />

durchgeführt werden. In Bauchlage werden unter kontinuierlicher Röntgenkontrolle<br />

eine oder zwei Hohlnadeln durch die Bogenwurzeln des betroffenen Wirbels<br />

eingebracht und dann der Wirbelkörper durch Aufblasen eines Ballons wiederaufgerichtet<br />

(Kyphoplastie), oder wenn durch die spezielle Lagerung bereits eine Wiederaufrichtung<br />

erzielt wurde, direkt ein Polymerzement (PMMA) in den Wirbelkörper<br />

injiziert (Vertebroplastie). Dieser pastöse Zement füllt den gebrochenen Wirbel von<br />

innen her aus und härtet innerhalb von einigen Minuten aus, sodass eine sofortige<br />

Stabilisierung erzielt wird.<br />

Nachbehandlung<br />

Direkt nach der Operation kann die Mobilisierung erfolgen, somit ist Aufstehen und<br />

Gehen bereit am Operationstag möglich. Ein Korsett ist nur im Einzelfall notwendig.<br />

Der stationäre Aufenthalt beträgt üblicherweise 1 - 2 Tage. In der darauf folgenden<br />

Woche erfolgt die Krankengymnastik und weitere konservative Therapie.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de


Anfahrtskizze<br />

Anfahrt über die A8 Karlsruhe-Stuttgart<br />

• Verlassen Sie die A8 an der AS Pforzheim West (43) in Richtung Pforzheim-Zentrum.<br />

• Fahren Sie auf die Karlsruher Straße (B10). Folgen Sie dem Straßenverlauf.<br />

• Verlassen Sie die Karlsruher Straße (B10) und biegen Sie rechts in die Stuttgarter<br />

Straße ein.<br />

• Verlassen Sie die Stuttgarter Straße und biegen Sie rechts in die Rastatter Straße<br />

ein.<br />

FRANKFURT<br />

KARLSRUHE<br />

B10<br />

A8<br />

AS PFORZHEIM WEST<br />

Stuttgarter Str.<br />

INDUSTRIEGEBIET<br />

WILFERDINGERHÖHE<br />

B10 / Karlsruher Str.<br />

Raststatter Str.<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim<br />

Tel 07231- 60556- 0 • Fax 07231- 60556- 3044<br />

www.sportklinik.de • info@sportklinik.de<br />

Wilhelm-Becker Str.<br />

STUTTGART<br />

MÜNCHEN<br />

ZENTRUM<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de 119


ARCUS Kliniken<br />

Rastatter Str. 17-19<br />

75179 Pforzheim<br />

Tel 07231- 60556- 0<br />

Fax 07231- 60556- 3044<br />

www.sportklinik.de<br />

info@sportklinik.de<br />

Rastatter Str. 17-19 • 75179 Pforzheim • Tel 07231- 60556- 0 • www.sportklinik.de • info@sportklinik.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!