Gesundheitliche Chancen und Risiken im Ausdauersport aus ...

Gesundheits-Forum: Bismarckhalle Siegen
Gesundheitliche Chancen und Risiken im
Ausdauersport aus sportmedizinischer Sicht
Ernst Jakob
Bewegung als Therapiekonzept
in der Medizin
• 1875 M.J. Oertel unternimmt in München erstmals den Versuch,
Herzpatienten mit unterschiedlichen Erkrankungen körperlich
zu trainieren („Terrain-Kur“)
• 1929 E. Edens, Düsseldorf: das Übermaß an Bewegung sei für die
Herzinsuffizienz verantwortlich
• Ab 1930 H.W. Knipping, M. Hochrhein: Diskussion der Bewegungstherapie in
der Medizin, Einführung der Spiroergometrie durch Knipping, erste
wissenschaftlich gesicherte Ergebnisse Ende der 1940er Jahre
• 1966 WHO: Bettruhebehandlung des Herzinfarktpatienten
überdenken und durch Frühmobilisation, Bewegungstherapie
und Rehabilitation durch Training zu ersetzen
• 1977 Luxemburger Symposium der WHO: Verdrängung der
Bettruhebehandlung durch körperliche Bewegung wird akzeptiert
W. Hollmann: Geleitwort. In Halle M. et al.: Sporttherapie in der Medizin - Evidenzbasierte
Prävention und Therapie, Schattauer Verlag 2008

Wissenschaftliche Grundlagen
zu körperlicher Aktivität
• Seit 30 Jahren
in der Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen (KHK, MI,
Dyslipoproteinämie, Insulinresistenz).
Etablierung von Bewegung als Therapie in der ambulanten und
stationären Rehabilitation (Sekundärprävention)
• Seit 10 Jahren
Übertragung der Erkenntnisse auf andere Erkrankungen und
Übernahme in Leitlinien verschiedener med. Fachgesellschaften
Herzinsuffizienz Depression
COPD Demenz
Tumorerkrankung HIV
Osteoporose
Halle M. et al.: Sporttherapie in der Medizin ,Schattauer Verlag 2008
Todesursachenstatistik der USA 2000
JAMA 2004

Sportaktivität
in Deutschland
Je nach Altersgruppe gelten mehr als 30%
der erwachsenen Bevölkerung als völlig
inaktiv und 45% treiben keinen Sport.
In der Alterskohorte der 50-70jährigen sind
in Deutschland nur wenig sportlich Aktive
zu finden.
Bijnen J Gerontol A Biol Sci Med Sci 53, 1998
Mensink Gesundheitswesen 61, 1999
Mortalität in
Abhängigkeit
von der
ergometrischen
Leistungsfähigkeit
KG: 80 kg
Fahrradergometrie: (25/25/2)
Wmax
8 MET ~ 180-200 W
5 MET ~ 100-120 W
zusammengestellt von Löllgen
DÄ 2003; 100: A987-996

Leistungsfähigkeit im Alter
max. Sauerstoffaufnahme [ml/kg/min]
70,0
67,5
65,0
62,5
60,0
57,5
55,0
52,5
50,0
47,5
45,0
42,5
40,0
37,5
35,0
32,5
30,0
27,5
25,0
Männer
4. Dekade
(30-39 Jahre)
5. Dekade
(40-49 Jahre)
aus: Dickhuth et al.: Sportmedizin für Ärzte, Dt. Ärzteverlag 2007
Training im Alter
Maximale Sauerstoffaufnahme von trainierten und untrainierten Männern
verschiedener Altersdekaden
6. Dekade
(50-59 Jahre)
Triathlon (14h/Wo)
7. Dekade
(60-69 Jahre)
LA-Sprint(6h/Wo)
Wandern
Karate
Autorennen
95%
75%
50%
Marathonläufer (4:10h)
untrainierte Laufanfänger
Ausdauer-Seniorensportler
Rad
Rad
8. Dekade
(70-79 Jahre)

Sportuntersuchung
• DGSP: S1-Leitlinie 2007
• Erkennen latenter oder bereits vorhandener
Erkrankungen
• Vermeidung/Minderung gesundheitlicher Risiken
beim Sport
• Bei unauffälligem Befund: vermindertes, jedoch
nicht aufgehobenes gesundheitliches Risiko
Sportuntersuchung
• PAR-Q-Fragebogen (Sportler)
– Selbstbeantwortung
• Sportärztliche Untersuchung (Arzt)
– Gesundheitliche Vorgeschichte (Anamnese)
– Körperliche Untersuchung
– RR in Ruhe
– 12-Kanal-Ruhe-EKG

1.
Paulmannshöherstr. 17, 58515 Lüdenscheid
Tel: 02351/9452281; e-mail: jakob @ hellersen.de
Sind sie gesund für den Sport?
Fragebogen zum Gesundheitzustand vor der Aufnahme von körperlicher Aktivität und Sport
(PAR-Q, Physical Activity Readiness Questionaire)
Empfohlen von der American Heart Association und dem American College of Sports Medicine 2000.
(Übersetzung nach MARTI)
Name: _________________ Vorname: __________________ Datum: ___.___.______
Beantworten Sie bitte die untenstehenden 7 Fragen zu Ihrer eigenen Sicherheit ehrlich, nach bestem
Wissen und mit „gesundem“ Menschenverstand!
1. Hat Ihnen jemals ein Arzt gesagt, Sie hätten “etwas am Herzen” und Ihnen
Bewegung und Sport nur unter medizinischer Kontrolle empfohlen ?
Ja Nein
2. Haben Sie Brustschmerzen bei körperlicher Belastung ? Ja Nein
3. Haben Sie im letzten Monat Brustschmerzen gehabt ? Ja Nein
4. Haben Sie schon ein- oder mehrmals das Bewußtsein verloren oder sind Sie einoder
mehrmals wegen Schwindel gestürzt ?
5. Haben Sie ein Knochen- oder Gelenkproblem, das sich unter körperlicher
Belastung ve rschlechtern könnte ?
Ja Nein
Ja Nein
6. Hat Ihnen jemals ein Arzt ein Medikament gegen hohen Blutdruck oder für ein
Herzpr oblem verschrieben ? Ja Nein
7. Ist Ihnen aufgrund persönlicher Erfahrung oder ärztlichen Rates, ein weiterer
Grund bekannt, der Sie davon abhalten könnte, ohne medizinische Kontrolle
Sport zu treiben ?
Grund:____________________________________________________
Falls Sie eine oder mehrere Fragen mit Ja
beantwortet haben, müssen Sie Ihren Arzt
vor der Aufnahme einer sportlichen
Aktivität aufsuchen und sich untersuchen
und beraten lassen !
Ja Nein
Ich habe alle obigen Fragen gelesen, verstanden und beantwortet und bestätige mit meiner
Unterschrift, daß ich den Sinn dieser Befragung verstanden habe:
Unterschrift: ___________________________
Sie dürfen diesen Fragebogen kopieren und für Ihre eigenen Sportkurse verwenden !
Paulmannshöherstr. 17, 58515 Lüdenscheid
Tel: 02351/9452281; e-mail: jakob @ hellersen.de
© Sportmedizin Hellersen Jakob/Höltke 04/2001
Beantworten Sie bitte die untenstehenden 7 Fragen zu Ihrer eigenen
Sicherheit ehrlich, nach bestem Wissen und mit „gesundem“
Hat Ihnen jemals ein Arzt Sind gesagt, sie Sie hätten gesund “etwas am für Herzen” den Sport? und Ihnen Ja Nein
Fragebogen zum Gesundheitzustand vor der Aufnahme von körperlicher Aktivität und Sport
(PAR-Q, Physical Activity Readiness Questionaire)
Empfohlen von der American Heart Association und dem American College of Sports Medicine 2000.
(Übersetzung nach MARTI)
Name: _________________ Vorname: __________________ Datum: ___.___.______
Beantworten Sie bitte die untenstehenden 7 Fragen zu Ihrer eigenen Sicherheit ehrlich, nach bestem
Wissen und mit „gesundem“ Menschenverstand!
1. Hat Ihnen jemals ein Arzt gesagt, Sie hätten “etwas am Herzen” und Ihnen
Bewegung und Sport nur unter medizinischer Kontrolle empfohlen ?
Ja Nein
2. Haben Sie Brustschmerzen bei körperlicher Belastung ? Ja Nein
5. Haben Sie ein Knochen- oder Gelenkproblem, das sich unter körperlicher
3. Haben Sie im letzten Monat Brustschmerzen gehabt ? Ja
Belastung verschlechtern könnte ?
Ja
Nein
Nein
4. Haben Sie schon ein- oder mehrmals das Bewußtsein verloren oder sind Sie einoder
mehrmals wegen Schwindel gestürzt ?
6. Hat Ihnen jemals ein Arzt ein Medikament gegen hohen Blutdruck oder für ein
Menschenverstand!
Bewegung und Sport nur unter medizinischer Kontrolle empfohlen ?
2. Haben Sie Brustschmerzen bei körperlicher Belastung ?
3. Haben Sie im letzten Monat Brustschmerzen gehabt ?
4.
Falls Sie eine oder mehrere Fragen mit Ja
beantwortet haben, müssen Sie Ihren Arzt
vor der Aufnahme einer sportlichen
Aktivität aufsuchen und sich untersuchen
und beraten lassen !
Unterschrift: ___________________________
© Sportmedizin Hellersen Jakob/Höltke 04/2001
Ja Nein
Ja Nein
Haben Sie schon ein- oder mehrmals das Bewußtsein verloren oder sind Sie ein- Ja Nein
oder mehrmals wegen Schwindel gestürzt ?
6. Hat Ihnen jemals ein 5. Arzt Haben ein Sie ein Medikament Knochen- oder Gelenkproblem, gegen das hohen sich unter Blutdruck körperlicher oder für
Ja
ein
Nein
Herzproblem verschrieben Belastung ? ve rschlechtern könnte ?
Herzpr oblem verschrieben ? Ja Nein
7. Ist Ihnen aufgrund persönlicher Erfahrung oder ärztlichen Rates, ein weiterer
7. Ist Ihnen aufgrund persönlicher Erfahrung oder ärztlichen Rates, ein weiterer
Grund bekannt, der Sie davon abhalten könnte, ohne medizinische Kontrolle
Grund bekannt, der Sie davon abhalten könnte, ohne medizinische Kontrolle
Sport zu treiben ? Sport zu treiben ?
Ja Nein
Grund:____________________________________________________
Sie eine oder mehrere Fragen mit Ja
beantwortet haben, müssen Sie Ihren Arzt
Ich habe alle obigen Fragen gelesen, verstanden und beantwortet und bestätige mit meiner
vor der Aufnahme einer sportlichen
Unterschrift, daß ich den Sinn dieser Befragung verstanden habe:
Falls
Aktivität aufsuchen und sich untersuchen
Sie dürfen diesen Fragebogen und kopieren beraten und für Ihre eigenen lassen Sportkurse !
verwenden !
Ja Nein
Ja Nein
Ja Nein

Sportuntersuchung
Gesunder KHK/MI Diabetes
Sportler Art. Hypertonie mellitus
Bei jeder Sportart
Belastungstest Belastungstest Belastungstest
ab 45 Jahren in jedem Alter in jedem Alter
Belastungs-EKG, -RR Belastungs-EKG, -RR Belastungs-EKG, -RR
Bei leistungsorientiertem Sport
Fitness-Check Fitness-Check Fitness-Check
Herzfrequenz, Laktat Herzfrequenz, Laktat Herzfrequenz, Laktat
Spiroergometrie Spiroergometrie Spiroergometrie
Belastungs-EKG, -RR Belastungs-EKG, -RR Belastungs-EKG, -RR
Sportempfehlung
• Anfänger
– Belastung – Pause – Belastung
Gesamt- TE/Woche
dauer
3-5 min 3-5 min 3-5 min 15-20 min 3-4
Dauerbelastung nach 4-6 Wochen 15-20 min 2
• Fortgeschrittener Sportler
– Dauerbelastung 20-40 min 2-3
• Leistungsorientierter Sportler
– Dauerbelastung 1-2 Std. 3-6

Sportempfehlung
1. Intensität
• Subjektives Anstrengungsempfinden
Borg-Skala
• Vorgabe %HFmax nach Nomogramm
z.B. HF= 0,7 x (220-Lebensalter)
• Vorgabe %HFmax oder %VO2max nach Messung
Bestimmung in der Ergometrie bzw. Spiroergometrie
• HF-Vorgabe = HF-anaeroben Schwelle
Spiroergometrische und/oder laktatgestützte Schwellenbestimmung
2. Häufigkeit und Dauer
3 x 30 min/Woche
o d e r an den meisten Tagen der Woche
Belastungsmaß: Kcal/Woche
Gesundheitlich optimal – 2000 Kcal
Änderung des Koronargefäßstatus
n = 88
Ø 53,5 Jahre
Hambrecht et al. : „Various intensities of leisure time physical activity in patients with coronary artery disease: Effects on
cardiorespiratory fitness and progression of coronary atherosclerosis lesions“, J Am Coll Cardiol, 1993

MET
Proband: weiblich, 85 Jahre
Indirekte Kaloriemetrie im Feldtest
Sportmedizin Hellersen
Aktivität mit Akzellerometer
Akzellerometer (2 Achsen)
Hauttemperatur
Wärmefluss (Wärmeabgabe)
Galvanische Hautreaktion - Hautimpedanz
Funktionsgymnastik

Golf
Nordic Walking
im Sauerland und Siegerland
Trainingsvorgabe und Kalorienverbrauch
KG 80-90 kg
5 km/h
hügelig-bergig
2 x 30 min/Woche
1 x 45 min/Woche
1000 Kcal
Beispiele: Kalorienverbrauch
• 3 Std, 2 MET, KG 50 kg => 315 Kcal
Joggen 8 km/h
• 45 min, 8 MET, KG 50 kg => 315 Kcal
Schwimmen
• 30 min, 6 MET, KG 50 kg => 158 Kcal

Sport im Alter: Mit wem treiben Sie Sport?
Thiel et al.: Alterssport in Baden-Württemberg, DZS 2008
Thiel et al.: Alterssport in Baden-Württemberg, DZS 2008
N = 2002
50-70jährige
Telefoninterview
59% sportaktiv
5,8 Std Sport/Woche
Sport im Alter: Wo treiben Sie Sport?
Sportarten
34% Nordic Walking
23% Jogging
19% Radfahren
14% Schwimmen
7% Geräte
5% Gymnastik
2% Skifahren
Gesundheitsorientierter
Sport:
• dynamisch
• große Muskelmasse

Vergleich pharmakologischer
und nicht-pharmakologischer Intervention
bei koronarer Herzerkrankung
Studiendauer NNT/1 Jahr
Simvastatin 5,4 Jahre 164
Acetylsalicylsäure 2 Jahre 167
Betablocker 1,5 Jahre 83
Captopril 5 Jahre 70
Fischölkapseln 3,5 Jahre 167
Beendigung des Rauchens 4,8 Jahre 62
Mediterrane Kost 4 Jahre 33
Körperliche Aktivität 3 Jahre 136
Chronische Stressbelastungen 5 Jahre 24
NNT bezüglich aller Todesfälle
Sportprogramm bei Diabetes mellitus
nach Berg 2008,
Zimmer 2008
Diabetes
mellitus
Typ 2
Diabetes
mellitus
Typ 1
Insulin-
Typ 2
Intensität
%VO2max
___________
% MaxKraft
40-60%
>60%, Cave KHK
___________
50-60% Kraft
Siehe oben,
jede Sportart,
auch
Leistungssport
Vorsicht:
Wasser-,
Luftsport
Dauer
(min)
50 min
30 min
__________
3 x 8-10 W
Kolenda; DÄ 102: A1889-1895, 2005
Mindest-
Häufigkeit
(Tage/Woche)
3
3
___________
3
Besonderes
Schnelles Gehen,
etc.,
max 2 Tage
Pause
___________
Kraftausdauer
1-2 h Dauer, 3h nach Mahlzeit: Mahlzeiten-Insulin
-25-75%
1-2 h Dauer, 3h nach Injektion: Sport-BE vor/nach
dem Sport
Ganztägiger Sport: Basal- und Mahlzeiten-Insulin
bis minus 50%, Basalinsulin der folgenden Nacht
minus 10-20%
Patienten- Arzt- Seminare

Einmalige versus kontinuierliche Betreuung
Prävention des Diabetes mellitus
Tuomilehto J et al: NEJM 344, 2001,
1343-1350
Tuomilehto J et al: NEJM 344, 2000, 1343-1350
Quelle: Stephan Martin, „Nichtpharmakologische Diabetestherapie“, Medizinische Klinik 12.06

Sportprogramm bei arterieller Hypertonie
als nicht-pharmakologische Allgemeinmaßnahme (DHL):
Reduktion Übergewicht, NACl

Sport ohne Verletzungen
Squash
In-line-skating
Running
Bicycling
Pole walking
X-country skiing
Walking
Swimming
Parkkari et al.: Int. J. Sports Med 2004
0 5 10 15 20 25 30 35
Injuries per 1000 hours of participation
Häufigkeit des
plötzlichen Herztodes
Tod während und bis 1 h nach dem Sport
1 Fall von plötzlichem Herztod auf 100.000
bis 1.000.000 Sportstunden
Koronarsport: 1/60.000 Sportstunden
Haskell WL: MSSE 1994

Risikofaktoren
für plötzlichen Herztod im Sport
• „Faktor Alter“
bei 60-jährigen 5-fach höher als bei jungen
Erwachsenen
• „Faktor Mann“
5-15-fach höher als bei Frauen
• „Faktor Belastungsmaß“
Intensität, Dauer, Häufigkeit
3-5-fach erhöht, bei Sportungewohnten bis 100fach
erhöht
Kohl et al 1992, Mittleman et al 1993
• Verbesserung der Fitness durch Training in jedem
Alter möglich
• Höhere Fitness korreliert mit niedrigerer Mortalität
• Bewegungsmaß von mindestens 1000 – 2000
Kcal/Woche wirkt gesundheitsprotektiv
• Erforderlich sind dazu mindestens 3x30
min/Woche Bewegung mit moderater Intensität
• Optimale Einstellung der Trainingsplanung nach
sportmedizinischem Belastungstest
• Gute Fitness bedeutet geringes kardiales Risiko
während Belastung

Sport ist gesund !
Horstmann 2001
Vortrag unter
Besten Dank
www.sportklinik-hellersen.de – Medien