Interview des Autors Peter Mannsdorf mit Frank Dahmen - Netzwerk ...
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Ich habe Wege gefunden, wie ich mir selbst helfen kann<br />
Ein <strong>Interview</strong> von dem Buchautor <strong>Peter</strong> <strong>Mannsdorf</strong> <strong>mit</strong> <strong>Frank</strong> <strong>Dahmen</strong><br />
<strong>Frank</strong> <strong>Dahmen</strong> geht es vor allem darum, seelische Probleme so darzustellen, dass andere<br />
Menschen davon profitieren können.<br />
Im Berliner KommRum habe ich einen Flyer aufgehängt, der Besucher auf mein Projekt<br />
aufmerksam machen soll. Nach einiger Zeit meldet sich <strong>Frank</strong> <strong>Dahmen</strong> bei mir. Seit sechs<br />
Jahren, sei er aktiver Mitarbeiter im <strong>Netzwerk</strong> der Stimmenhörer (NeSt). An einem<br />
Freitagnach<strong>mit</strong>tag Ende August treffen wir uns im Café <strong>des</strong> KommRum und machen uns erst<br />
einmal bekannt. <strong>Frank</strong> wartet schon über eine Stunde auf mich und hat die Zeit lesend<br />
überbrückt. Beim Lesen müsse er sich konzentrieren, außerdem lenkt die Atmosphäre <strong>des</strong><br />
Cafés ab – das helfe, die Stimmen zu vertreiben.<br />
„Stimmen zu hören, kann ganz schön quälend sein“, sagt <strong>Frank</strong>, „besonders, wenn ich mich<br />
gerade schwach und hilflos fühle. Komisch, wenn ich stark bin, sind sie freundlicher zu mir.<br />
Besonders quälend ist, dass sie mir oft eine schlechte Zukunft voraussagen.“<br />
„Erinnerst du dich später daran, was sie dir sagen?“<br />
<strong>Frank</strong> überlegt. „Moment. Ja, genau, das sagen sie: ‚Pech gehabt!’ und ‚Totgegangen’,<br />
manchmal befehlen sie mir auch: ‚Geh in die Obdachlosigkeit!’ Wenn ich <strong>mit</strong> Leuten<br />
zusammen bin, so wie <strong>mit</strong> dir jetzt, sind sie fast weg. Aber an sich kann ich sagen, dass ich<br />
regelmäßig Stimmen höre, besonders, wenn ich allein bin. Vor dem Einschlafen ist es<br />
meistens sehr schlimm.“<br />
„Wie viele Stimmen reden auf dich ein?“, will ich wissen.<br />
„Ich rede immer von den Stimmen, aber im Grunde genommen ist es nur eine. Obwohl es<br />
eine Männerstimme ist, will sie mir weismachen, dass sie die Stimme meiner verstorbenen<br />
Mutter ist.“<br />
<strong>Frank</strong> erzählt mir, dass er Strategien entwickelt hat, die Stimme zu zähmen. Er spricht<br />
beispielsweise <strong>mit</strong> ihr, selbstverständlich in Gedanken, sonst würde er draußen anecken; er<br />
tritt <strong>mit</strong> seiner Stimme in den Dialog. Meistens gibt sie ihm keine Antwort, was ihn dazu<br />
zwingt, eigene Antworten auf wichtige Fragen und eigene Wege zu finden. Oft versucht er,<br />
die Stimme zu ignorieren, indem er enge Grenzen zieht.<br />
„<strong>Frank</strong>, inwiefern hilft dir nun die Kunst dabei, <strong>mit</strong> deinem Problem umzugehen?<br />
Und wenn es nicht die Kunst ist, was hilft dir sonst dabei?“<br />
„Ich höre viel Musik. Sie hilft mir, in Kontakt zu meinen Gefühlen zu kommen, dabei lerne ich,<br />
mich auszutoben, zum Beispiel auch mal wütend zu werden. Musik bringt mich dazu, meine<br />
Probleme spielerisch verarbeiten zu können. Und Tanzen hilft“, fährt <strong>Frank</strong> fort. „Ich tanze<br />
viel zu Hause, auch im KommRum auf Festen, in Discos. Aber immer tanze ich für mich<br />
allein und genieße die Momente ohne Stimme im Kopf.“<br />
Dann schwimmt <strong>Frank</strong> <strong>Dahmen</strong> viel, er fährt Rad, geht spazieren und wandert oft in den<br />
Alpen. Leider auch allein. Einen Partner hat er nicht, und von seinen Freunden hat keiner<br />
das Geld für die weiten Reisen in die Berge.<br />
„Du siehst“, sagt <strong>Frank</strong>, „trotz meiner Probleme, nehme ich mein Leben in die Hand.“
Aber sein Hauptding sei das Schreiben geworden.<br />
Wie er dazu gekommen ist, kann er nicht einmal genau sagen.<br />
Er denkt eine Weile nach, dann sagt er: „Es war eigentlich die Popmusik, die mich dazu<br />
brachte. Ich hörte eine Zeitlang Songs von englischsprachigen Gruppen, die ich ins<br />
Deutsche gezottelt, das heißt, nicht Wort für Wort übersetzt habe, sondern nur sinngemäß.<br />
Daraus sind dann eigene Texte entstanden. So habe ich, wenn du es genau wissen willst,<br />
angefangen, nämlich <strong>mit</strong> Gedichten. Das war vor circa vier Jahren.“<br />
Aber <strong>mit</strong> dem Schreiben angefangen hat <strong>Frank</strong> nun wirklich nicht wegen seines<br />
Stimmenhörens, sondern weil er über das Stimmenhören aufklären will. Inzwischen hält er<br />
Vorträge darüber, moderiert sogar den Trialog <strong>des</strong> <strong>Netzwerk</strong> ‚Stimmenhören’ im Pinel.<br />
Als ich ihn nach einem bestimmten ‚Schlüsselerlebnis’ frage, das ihn zum Schreiben<br />
gebracht hat, schüttelt er den Kopf. „Nein, bedaure.“ Eine seelische Krise war es eher. Als<br />
<strong>Frank</strong> einmal in einem Tief war, hat er das Märchen von ‚Rapunzel’ <strong>mit</strong> den Inhalten seiner<br />
Kindheit und Jugend verklärt. ‚Rapunzel’ hat wie alle Märchen ein Happyend.<br />
Ich frage <strong>Frank</strong>: „Wenn dein bisheriges Leben bis zum heutigen Tage ein Märchen gewesen<br />
wäre, hätte es jetzt auch ein Happyend?“<br />
„Ja, denn ich habe Wege gefunden, wie ich mir selbst aus dem Dilemma helfen kann“, ist die<br />
klare Antwort.<br />
Damals brauchte er das Schreiben zur Selbsterfahrung, erzählt <strong>Frank</strong> weiter. Jetzt nicht<br />
mehr, jetzt geht es ihm eher darum, seelische Probleme so darzustellen, dass andere<br />
Menschen davon profitieren können.<br />
„Hast du bestimmte Botschaften in deinen Texten?“<br />
„Ja, dass es Hilfe zur Selbsthilfe gibt. Das ist meine Message. Und dann schreibe ich viel<br />
über Beziehungen, Liebe, was Liebe für mich bedeutet.“<br />
<strong>Frank</strong> <strong>Dahmen</strong> trägt seine Texte oft im ‚NeSt’ vor, bald hat er auch eine Lesung in einer<br />
Schöneberger Kontakt- und Beratungsstelle. Er veröffentlicht in einigen Berliner<br />
Szenezeitungen und im überregionalen ‚Brückenschlag’ und im ‚Irrturm’.<br />
Langweilig wird <strong>Frank</strong> während seines Alltags nicht. Er treibt Sport, tanzt, wie gesagt und<br />
orientiert sich in der Weltliteratur und in buddhistischer Philosophie. Oft geht er ins Kino und<br />
würde gerne eine kreative Schreibgruppe gründen. In dem Restaurant ‚Pinelli’ arbeitet er im<br />
Zuverdienst im Service. <strong>Frank</strong> ist gelernter Krankenpfleger und hat sechs Semester<br />
Psychologie studiert.<br />
Vielleicht ist es wahr:<br />
Wenn <strong>Frank</strong> <strong>Dahmen</strong> jetzt Zwischenbilanz ziehen würde, hätte der erste Teil seines<br />
Märchens ein Happyend.
Beitrittserklärung<br />
An das NeSt e.V. Bankverbindung: Bank für Sozialwirtschaft<br />
Schudomastr. 3 Kto-Bezeichnung: <strong>Netzwerk</strong> Stimmenhören e.V.<br />
12055 Berlin Bankleitzahl: 100 205 00<br />
E-Mail: stimmenhoeren@gmx.de Kto-Nummer: 33 10 500<br />
http://www.stimmenhoeren.de<br />
Hier<strong>mit</strong> erkläre ich meinen Beitritt zum <strong>Netzwerk</strong> Stimmenhören<br />
Name: Vorname:<br />
Straße: PLZ/Ort:<br />
Bun<strong>des</strong>land: Telefon:<br />
Ich bin<br />
O Stimmenhörer/in<br />
O in der Psychiatrie Tätige/r (Zutreffen<strong>des</strong> bitte ankreuzen)<br />
O Angehörige/r<br />
O Interessent/in<br />
Ich zahle einen Jahresbeitrag von Euro: ........................<br />
Heimbewohner/innen, die nur ein Taschengeld bekommen: 6,-; Sozialhilfeempfänger/<br />
innen oder Bezieher/innen von Arbeitslosengeld II bzw. entsprechender Rente: 15,-;<br />
sonst min<strong>des</strong>tens:32,- und ab einem Einkommen von netto Euro 1000,-: 47,-. (Der Jah-<br />
resbeitrag wird bei Eintritt und in den folgenden Jahren im April fällig.)<br />
Datum/Ort. ................................. Unterschrift. ..............................<br />
Ich habe meinen Jahresbeitrag in Höhe von ..............Euro auf o.a. Konto überwiesen<br />
Datum/Ort..................................... Unterschrift.................................<br />
Mit der Weitergabe meiner Anschrift an Vereins<strong>mit</strong>glieder bin ich einverstanden Ja/Nein<br />
Mit der Weitergabe meiner Telefonnummer bin ich einverstanden Ja/Nein.<br />
Ich bin bereit, als regionale Kontaktperson für das <strong>Netzwerk</strong> tätig zu werden und da<strong>mit</strong><br />
einverstanden, dass meine Anschrift <strong>mit</strong>/ohne Telefonnummer auch an Interessierte<br />
weitergegeben wird Ja/Nein.<br />
Ich verfüge über folgende Kenntnisse, Fähigkeiten oder Erfahrungen, die ich in eine<br />
Mitarbeit beim <strong>Netzwerk</strong> Stimmenhören einbringen kann (bitte Rückseite<br />
benutzen):<br />
Einzugsermächtigung<br />
Hier<strong>mit</strong> ermächtige ich Sie widerruflich, den von mir zu entrichtenden Mitgliedsbeitrag<br />
für das <strong>Netzwerk</strong> Stimmenhören e.V. jährlich in Höhe von Euro.............. von meinem<br />
Konto........................................................................... einzuziehen.<br />
Konto-Nr............................................................BLZ...................................<br />
bei...............................................................................................................<br />
Wenn das angegebene Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht<br />
seitens <strong>des</strong> kontoführenden Geldinstituts keine Verpflichtung zur Einlösung.<br />
Ort.....................................................................Datum............................................<br />
Name.......................................................................................................................<br />
Anschrift...................................................................................................................<br />
Unterschrift <strong>des</strong> Kontoinhabers:..............................................................................