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Bauen im Passivhaus- standard über die Hülle effizient realisierbar

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<strong>Bauen</strong> <strong>im</strong> <strong>Passivhaus</strong><strong>standard</strong>-<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>Hülle</strong> <strong>effizient</strong> <strong>realisierbar</strong><br />

In der solarCity bei Linz wachsen interessante<br />

Energiespargebäude derzeit wie <strong>die</strong> sprichwörtlichen Pilze<br />

aus dem Boden. Darunter befinden sich zwei Passivhäuser mit<br />

einer Solarfassade zur Wärmedämmung. Eines der beiden<br />

Wohnhäuser unterschreitet <strong>die</strong> Anforderungen an den<br />

<strong>Passivhaus</strong>-Standard gar um 50%. Der Bericht soll aufzeigen,<br />

dass <strong>die</strong> Umsetzung mit sehr einfachen Mitteln erfolgen kann<br />

Die Stadt Linz verzeichnete Anfang der 90iger Jahre etwa 12.000<br />

Wohnungssuchende. Da <strong>die</strong> Niedrigenergiebauweise zu <strong>die</strong>ser<br />

Zeit <strong>im</strong> sozialen Wohnbau etabliert werden sollte, entschlossen<br />

sich <strong>die</strong> Verantwortlichen <strong>die</strong> Aufgaben konsequent in Form eines<br />

neuen Stadtteiles <strong>im</strong> Süden von Linz umzusetzen. Die Idee für den<br />

Bau einer „solarCity“ war geboren. Derzeit entstehen mehr als<br />

1.300 Wohnungen von 12 beteiligten Wohnbaugenossenschaften<br />

<strong>im</strong> Baugebiet der solarCity.<br />

Das <strong>Passivhaus</strong> 1 der GIWOG soll hier näher vorgestellt werden.<br />

Es handelt sich dabei um einen Baukörper in Mischbauweise. Eine<br />

Besonderheit stellt <strong>die</strong> solare <strong>Hülle</strong> dar. Dabei wird hinter Glas eine<br />

eingefärbte Solarwabe aus Zellulose eingesetzt.<br />

Projektbericht Seite 1<br />

Baugebiet der GIWOG<br />

in der solarCity<br />

<strong>Passivhaus</strong> 1<br />

kurz vor der Fertigstellung<br />

<strong>im</strong> Oktober 2004


Das 0,7 Liter Haus<br />

Herausragend ist der jährliche Heizwärmebedarf von Haus 1. Mit<br />

einem Wert von 7,3 kWh/m²a (Berechnung mit dem <strong>Passivhaus</strong><br />

Projektierungspaket) werden <strong>die</strong> Anforderungen an Passivhäuser<br />

um 50 % unterschritten - neuer Bestwert in Österreich! Im<br />

Vergleich zum Neubau<strong>standard</strong> der 90iger Jahre, der pro Jahr<br />

umgelegt etwa 10 Liter Heizöl/m² zur Deckung der Raumwärme<br />

benötigte, beträgt der Bedarf von Haus 1 lediglich 0,7 Liter Heizöl.<br />

Dieser Quantensprung wird durch <strong>die</strong> opt<strong>im</strong>ierten Dämmwerte der<br />

Bauteile in Kombination mit einer entsprechend abgest<strong>im</strong>mten<br />

Haustechnik (Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung) möglich.<br />

Die Solare <strong>Hülle</strong> schafft eine Ausgangsbasis, <strong>die</strong> einfache<br />

Haustechnikkonzepte ermöglicht.<br />

Charakteristik <strong>Passivhaus</strong> 1<br />

Außenwand Süd/Nord • Glas ESG Float 6 mm<br />

(von außen nach innen) • Luftebene 30 mm<br />

• Solarwabe aus Karton 50 mm<br />

• Paneelrückwand 4 mm<br />

• Ausgleichsdämmung 40 mm<br />

• Gipsfaserplatte 15 mm<br />

• Holzrahmenkonstruktion mit<br />

Zellulosedämmung 180 mm<br />

• OSB-Platte 18 mm<br />

• Installationsebene gedämmt 80 mm<br />

• GK-Platte 12,5 mm<br />

Außenwand Ost/West • Glas ESG Float 6 mm<br />

Solarwand vor Ziegel • Luftebene 30 mm<br />

(von außen nach innen) • Solarwabe aus Karton 50 mm<br />

• Paneelrückwand 4 mm<br />

• Ausgleichsdämmung 40 mm<br />

• Weichfaserplatte 15 mm<br />

• Holzrahmenkonstruktion mit<br />

Zellulosedämmung 140 mm<br />

• OSB-Platte 18 mm<br />

• Hochlochziegel 300 mm<br />

• Innenputz<br />

Fenster <strong>Passivhaus</strong>fenster Holz/Alu<br />

Oberste Decke Eckwohnungen 40 cm Dämmung<br />

Mittelwohnungen 28 cm Dämmung<br />

Kellerdecke 30 cm Dämmung auf Kellerdecke<br />

Energiekennzahl nach 7,3 kWh/m²a<br />

PHPP<br />

Wohnungsanzahl 24<br />

Geschosse 4<br />

Wohnungsgrößen durchschnittlich 78 m²<br />

Baubeginn 3/2003<br />

Fertigstellung 9/2004<br />

Anzumerken ist, dass für <strong>die</strong> Bauten in der solarCity<br />

Anschlusszwang an das Fernwärmenetz bestand. Daher wird für<br />

<strong>die</strong> beiden Passivhäuser <strong>die</strong> Warmwasserbereitung und der<br />

Restwärmebedarf mittels Fernwärme abgedeckt.<br />

Im folgenden Bericht wird auf <strong>die</strong> Solare <strong>Hülle</strong> und das<br />

Lüftungskonzept näher eingegangen.<br />

Projektbericht Seite 2


Schaffen wir ein Mikrokl<strong>im</strong>a<br />

In unseren Breiten werden <strong>die</strong> Gebäude <strong>im</strong> Winter beheizt, um den<br />

Temperaturunterschied zwischen Wohnraum und Außenkl<strong>im</strong>a von<br />

durchschnittlich etwa 20°K auszugleichen. Wenn es möglich wäre,<br />

<strong>die</strong>sen Temperaturunterschied aufzuheben, könnte auf eine<br />

Heizung verzichtet werden.<br />

Diese Voraussetzung kann nur geschaffen werden, wenn man das<br />

Gebäude entweder in eine wärmere Kl<strong>im</strong>aregion stellt, oder sich<br />

<strong>die</strong> Nutzer mit Raumtemperaturen begnügen, <strong>die</strong> sich ohne<br />

Heizung einstellen (siehe Rumänien unter Ceausescu bis 1989).<br />

Oder man kreiert Systeme, <strong>die</strong> den Kl<strong>im</strong>aausgleich innerhalb der<br />

<strong>Hülle</strong> schaffen. Zum Beispiel durch Nutzung der Sonnenenergie.<br />

An den Häusern 1 und 5 wurde an allen 4 Seiten <strong>die</strong> gapsolarfassade<br />

eingesetzt. Das System erreicht Wärmedämmwerte,<br />

<strong>die</strong> auf konventionellen Wegen nicht erreichbar sind. Zudem<br />

kommen sämtliche Vorteile einer Glasfassade zum Tragen. Im<br />

Folgenden wird das System kurz vorgestellt.<br />

Dämmen mit Licht<br />

Dämmen mit Licht ist eine kurze,<br />

aber treffende Beschreibung der<br />

gap-solarfassade. Dieses<br />

Fassadensystem besteht aus<br />

einer speziellen Zellulosewabe,<br />

<strong>die</strong> in Form eines verglasten<br />

Fassadenpaneels an <strong>die</strong><br />

Außenwand montiert wird. Eine<br />

hinterlüftete Verglasung schützt<br />

<strong>die</strong> Waben vor der Witterung und<br />

mechanischen Beschädigungen.<br />

Die tiefstehende Wintersonne dringt<br />

in <strong>die</strong> Solarwabe ein und erwärmt<br />

<strong>die</strong>se. An der Außenseite der Wand<br />

bildet sich eine warme Zone. Der<br />

Temperaturunterschied zwischen<br />

Wohnraum und Außenkl<strong>im</strong>a wird<br />

praktisch ausgeglichen. Wo keine<br />

Wärme verloren geht, muss auch<br />

keine Wärme erzeugt werden. Das<br />

Gebäude wird sozusagen in eine<br />

warme Kl<strong>im</strong>azone versetzt.<br />

Im Sommer verschattet sich <strong>die</strong><br />

Struktur der Solarwaben durch den<br />

hohen Sonnenstand selbst. Auf teure<br />

und wartungsintensive<br />

Abschattungssysteme kann verzichtet<br />

werden.<br />

01 Einscheiben Sicherheitsglas, ab 6 mm<br />

02 Hinterlüftung 30 mm<br />

03 Solarwabe 50 mm<br />

04 Paneelrückwand 4 mm<br />

05 Ausgleichsdämmung 40 mm<br />

Projektbericht Seite 3<br />

Solarwabe mit Farblackierung<br />

Funktionsschema der<br />

gap-solarfassade<br />

gap-solar fassadenpaneel


Harmonische Wärmeströme in den Solarwänden<br />

An drei sonnigen Wintertagen mit einer Außentemperatur von unter<br />

-10°C soll <strong>die</strong> Wirkungsweise der Solarfassade dargestellt werden<br />

(Diagramm 1). Die Globalstrahlung (schwarze Kurve) erreicht um<br />

12 Uhr Mittags ihren Höhepunkt. In <strong>die</strong>ser Zeit treten auch <strong>die</strong><br />

max<strong>im</strong>alen direkten Solargewinne <strong>über</strong> <strong>die</strong> Fenster auf. Hinter der<br />

Solarwabe bewegt sich der Wärmestrom jedoch zeitverzögert und<br />

gedämpft (rote Kurve). Hier tritt das Max<strong>im</strong>um erst um etwa 21 Uhr<br />

auf. Die Wand kühlt sehr langsam aus. Erst in den Morgenstunden<br />

des nächsten Tages wird der Wärmestrom leicht negativ<br />

(Wärmeverlust). Sobald Tageslicht vorhanden ist, wird <strong>die</strong> Fassade<br />

wieder aufgeladen. Der Wärmestrom bewegt sich in einer sehr<br />

schmalen, ausgeglichenen Bandbreite.<br />

Außentemperatur [°C] Wärmestrom [W/m²]<br />

Die Wirkung der Solarfassade ist abhängig von der Menge des<br />

Sonnenlichtes. Süd-, Ost-, und Westseiten eignen sich besonders<br />

gut. Hier sind energetisch nahezu verlustfreie Wände möglich, mit<br />

mittleren U-Werten <strong>im</strong> Bereich von 0,02–0,08 W/m²K (siehe auch<br />

Diagramm 2).<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,00<br />

-0,05<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

Nord<br />

Wärmestrom und Strahlungswerte<br />

an drei sonnigen Wintertagen<br />

Kl<strong>im</strong>adaten Klagenfurt<br />

Nordwest<br />

West<br />

Südwest<br />

Süd<br />

Südost<br />

Holzrahmen, 260 mm Dämmung + Fassadenpaneel<br />

Außentemperatur<br />

Globalstrahlung<br />

Diffusstrahlung<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 57 59 61 63 65 67 69 71<br />

Ost<br />

Nordost<br />

Mittlere effektive U-Werte<br />

<strong>über</strong> <strong>die</strong> Heizperiode [W/m²]<br />

Kl<strong>im</strong>adaten Klagenfurt<br />

In Nebelperioden stellt sich in der Solarfassade eine geringe<br />

Temperaturerhöhung gegen<strong>über</strong> der Außentemperatur ein. Bei<br />

Nebel liegt jedoch <strong>die</strong> Außentemperatur meist nicht wesentlich<br />

unter 0°C. In den effektiven U-Werte in Diagramm 2 sind natürlich<br />

Nebelperioden und Nachtstunden berücksichtigt.<br />

Projektbericht Seite 4<br />

Nord<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

-100<br />

-200<br />

Holzrahmen, 260 mm Dämmung +<br />

gap-solar fassadenpaneel<br />

statisch ohne Strahlung (Dunkel-U-<br />

Wert)<br />

0<br />

Strahlung [W/m²]<br />

Diagramm 1:<br />

Wärmestrom an einer<br />

Südostfassade<br />

Diagramm 2:<br />

Effektive U-Werte an einer<br />

passivhaustauglichen Wand


Die effektiven U-Werte wurden an mehreren ausgeführten<br />

Projekten in Österreich, Deutschland und der Schweiz gemessen.<br />

Am Institut für Thermodynamik und Wärmetechnik (ITW) in<br />

Stuttgart konnten <strong>die</strong> ausgezeichneten Ergebnisse mittels<br />

PASSYS-Messungen bestätigt werden.<br />

Steigerung der Behaglichkeit<br />

In einem durchschnittlichen Gebäude beträgt <strong>die</strong><br />

Oberflächentemperatur an der Wandinnenseite <strong>im</strong> Winter meist<br />

etwa 16°C. Eine Wand mit der Solarfassade dagegen kühlt fast<br />

nicht mehr aus. Daher stellt sich eine Oberflächentemperatur ein,<br />

<strong>die</strong> annähernd der Raumlufttemperatur entspricht. Dies bedeutet<br />

einen erhöhten Komfort bei gleichzeitig niedrigeren Betriebskosten.<br />

Lüftungskonzept:<br />

In Passivhäusern ist <strong>die</strong> Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung<br />

fixer Bestandteil des Konzepts. Eine Voraussetzung für das<br />

Lüftungskonzept ist <strong>die</strong> Luftdichtheit der Gebäudehülle. Die<br />

Anschlüsse der Wandelemente wurden so ausgeführt, dass sich<br />

<strong>die</strong> Dichtheit ohne großen Aufwand einstellte. Die l<strong>im</strong>itierenden<br />

Faktoren stellen in der Regel <strong>die</strong> Elektro- und Sanitärinstallationen<br />

dar. Die beiden Wohnhäuser wurden mittels Bower-Door Messung<br />

<strong>über</strong>prüft. Die erzielte Luftwechselrate von n50 0,39 h -1 bei 50 Pa<br />

Differenzdruck bestätigt <strong>die</strong> Planung und sorgfältige Ausführung.<br />

In den vorliegenden<br />

Gebäuden kamen<br />

dezentrale Lüftungsgeräte<br />

zum Einsatz. Damit lässt<br />

sich das gewünschten<br />

Kl<strong>im</strong>a sehr gezielt für den<br />

entsprechenden Raum<br />

herstellen. Die<br />

platzsparenden<br />

Einzelgeräte sind so<br />

kompakt, dass sie in den<br />

Wandaufbau integriert<br />

werden konnten. Lediglich<br />

<strong>die</strong> Be<strong>die</strong>nfront mit Zuluft- und Abluftöffnung ist <strong>im</strong> Raum sichtbar.<br />

Die Leitungsführung für Frisch- und der Fortluft liegen ebenfalls<br />

verborgen in der Außenwand. Die Außenöffnungen wurden in <strong>die</strong><br />

Fensterlaibungen integriert. Speziell <strong>im</strong> Sanierungsbereich, wo<br />

Abgehängte Decken für <strong>die</strong> Leitungsführung mangels Raumhöhe<br />

meist nicht <strong>realisierbar</strong> sind, kann mit <strong>die</strong>ser Lösung Abhilfe<br />

geschaffen werden.<br />

Die Wärmerückgewinnung ist so <strong>effizient</strong>, dass sich jede Person<br />

<strong>die</strong> benötigte Frischluft durch <strong>die</strong> Körperwärme selbst aufheizt.<br />

Rechenbeispiel:<br />

Lüftung mit Wärmerückgewinnung mit ca. 70% Wirkungsgrad<br />

Frischluftbedarf: 30 m³/h<br />

Außentemperatur: -10°C<br />

Raumlufttemperatur: +20°C<br />

Damit ergibt sich ein Wärmebedarf für <strong>die</strong> Vorwärmung von (=30<br />

m³/h * 0,33 Wh/K/m³ * 30 K * (1-0,7)) = 90 Watt.<br />

Diese Leistung entspricht der Wärmeabgabe einer erwachsenen<br />

Person bei sitzender Tätigkeit (fühlbare Wärme, ohne<br />

Feuchteabgabe).<br />

Das bedeutet, dass eine Person ihren eigenen Wärmebedarf <strong>im</strong><br />

<strong>Passivhaus</strong> decken kann.<br />

Projektbericht Seite 5<br />

dezentrales Lüftungsgerät mit<br />

Wärmerückgewinnung, in den<br />

Wandaufbau integriert


Drei Vergleiche, <strong>die</strong> Bewusstheit schaffen<br />

Der niedrige Energiebedarf von Haus 1 soll mittels griffigen<br />

Vergleichen veranschaulicht werden.<br />

Vergleich Gasflasche:<br />

Der Energieinhalt einer 33 kg-Gasflasche reicht aus, um den<br />

jährlichen Heizenergiebedarf für 58 m² Wohnfläche zu decken (bei<br />

100 % Gesamtanlagenwirkungsgrad).<br />

33 kg * 12,87 kWh/kg = 425 kWh Energieinhalt<br />

425 kWh / 7,3 kWh/m²a = 58 m² Flächenäquivalent<br />

Vergleich Einfamilienhaus:<br />

Der jährliche Heizenergiebedarf von Haus 1 entspricht in etwa dem<br />

eines typischen Einfamilienhauses.<br />

Haus 1: 24 Wohnungen * 78 m² * 7,3 kWh/m²a = 13.665 kWh/a<br />

Einfamilienhaus: 150 m² * 90 kWh/m²a = 13.500 kWh/a<br />

Vergleich PKW:<br />

Ein durchschnittlicher PKW mit einer jährlichen km-Leistung von<br />

15.000 km verbrennt etwa gleich viel fossile Energie wie das<br />

gesamte Haus 1 mit seinen 24 Wohneinheiten in einem Jahr für<br />

Raumwärme benötigt. Dies verdeutlicht einerseits den hohen<br />

Standard von Haus 1. Andererseits zeigt der Vergleich aber auf,<br />

wie wichtig begleitende Maßnahmen zur Reduzierung des<br />

Individualverkehrs sind.<br />

Projektbericht Seite 6<br />

Propangasflasche vor der<br />

teilweise offenen <strong>Hülle</strong><br />

von Haus 1


Solare <strong>Hülle</strong> <strong>im</strong> sozialen Wohnbau<br />

Ökologische, ökonomische und energetische Gründe legen<br />

Systeme für Gebäudehüllen nahe, <strong>die</strong> Solarenergie nutzen. Dabei<br />

zeigt der Markt, dass sich nur einfache, „LOW-TECH-Systeme“ in<br />

der Breite durchsetzen. Da sich ein Gebäude meist <strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>Hülle</strong><br />

definiert, werden hohe Anforderungen an <strong>die</strong> architektonischen<br />

Möglichkeiten gestellt. Energiesparen muss schön sein.<br />

An eine Gebäudehülle<br />

werden viele Anforderungen<br />

gestellt. Die „Intelligenz“<br />

einer Fassade zeichnet sich<br />

nicht in erster Linie durch<br />

besonders komplexe<br />

Technik aus, sondern durch<br />

größtmögliche Nutzung von<br />

natürlichen Energiequellen<br />

mit einem Min<strong>im</strong>um an<br />

technischem Aufwand.<br />

Das System muss so<br />

aufgebaut sein, dass <strong>die</strong><br />

einzelnen Bestandteile<br />

auswechselbar und wieder<br />

verwertbar sind. Der Gehalt<br />

an „Grauer Energie“<br />

(Herstellungsenergie) muss<br />

möglichst gering sein.<br />

Industrielle Vorfertigung von <strong>Hülle</strong>n<br />

Was in der Autoindustrie seit Jahrzehnten Standard ist, muss auch<br />

<strong>im</strong> Baubereich Eingang finden. Die Effizienz einer Gebäudehülle<br />

wird künftig auch an der raschen Verfügbarkeit und Integration ins<br />

Gebäude gemessen werden. Die Leichtbauweise birgt hier ein<br />

Potential, das bisher nur <strong>die</strong> Fertighausindustrie zum Teil erkannt<br />

hat. Das Baustellenfoto zeigt <strong>die</strong> Montage einer vorgefertigten<br />

Wand mit den Abmessungen von 10 x 3 Metern. Die dezentralen<br />

Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung sind in der Wand<br />

bereits integriert, ebenso <strong>die</strong> Fenster mit den Rollos.<br />

Der Bauherr erhält <strong>die</strong> komplette <strong>Hülle</strong> aus einer Hand. Ein<br />

bequemer und schneller Ablauf ist <strong>die</strong> Folge. Zudem steigt <strong>die</strong><br />

Qualität. Der Krieg der Gewerke ist beendet!<br />

Projektbericht Seite 7<br />

An<strong>im</strong>ation von Haus 1<br />

Südostansicht in der Realität<br />

vorgefertigte Solarwand mit<br />

integrierten Fenstern und<br />

integrierter Lüftungsanlage


Aspekte zur Vorfertigung von Solarwänden<br />

komplette <strong>Hülle</strong> aus einer Hand geliefert - Abwicklung und<br />

Haftungsfrage einfach für den Bauherrn<br />

Qualitätsvorteil durch Werksfertigung - wenig Baustellenarbeit<br />

kurze Austrocknungszeiten durch Trockenbauweise der <strong>Hülle</strong><br />

schneller Baufortschritt - leicht koordinierbar<br />

statische Vorteile durch leichte Konstruktionen (bei Sanierungen<br />

und Aufstockungen)<br />

opt<strong>im</strong>ale Wärmedämmung innerhalb der statischen Ebene<br />

bauphysikalisch opt<strong>im</strong>iert (dampfdiffusionsoffen,<br />

wärmebrückenfrei)<br />

Behaglichkeit durch warme Wandtemperaturen<br />

Schallschutzverbesserung durch Wabenstruktur<br />

dauerhafter Witterungsschutz durch Glasfassade –<br />

wartungsfreundliche Oberfläche<br />

bauökologisch opt<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Gesamtzyklus durch trennbare<br />

Komponenten<br />

Flächengewinn durch schlanke Wände möglich (speziell bei<br />

Passivhäusern)<br />

Positionierung einer Botschaft oder von Corporate Design durch<br />

<strong>die</strong> Fassade<br />

Die Bauaufgabe unserer Generation<br />

Viele Lösungsansätze wurden von Herstellerfirmen zur Marktreife<br />

gebracht und warten darauf, in Zusammenarbeit mit engagierten<br />

Architekten und Bauträgern umgesetzt zu werden. Die Bauaufgabe<br />

unserer Generation liegt in der Entwicklung und Standardisierung<br />

von nachhaltigen Systemen, mit denen der Gebäudebestand auf<br />

das Niveau gebracht werden kann, das der Nutzer und <strong>die</strong> Umwelt<br />

ver<strong>die</strong>nen. Die Solarwände sind daher auch für Sanierungen<br />

geeignet.<br />

Die Maßnahmen zur Umsetzung <strong>die</strong>ser Ziele sind bereits in der EU<br />

Gebäude-Richtlinie vorgegeben. Ab 2006 werden <strong>die</strong>se Vorgaben<br />

nationales Recht und damit gesetzlich verpflichtend. Die<br />

Solarwände erfüllen bereits jetzt <strong>die</strong>se Standards.<br />

Aktueller Stand der<br />

Passivhäuser in der<br />

solarCity<br />

Haus 1 und Haus 5<br />

wurden <strong>im</strong> Oktober<br />

bzw. November 2004<br />

an <strong>die</strong> Mieter<br />

<strong>über</strong>geben. Die Mieter<br />

erhielten eine<br />

Einweisung und ein<br />

Benutzerhandbuch für<br />

<strong>die</strong> Lüftungsgeräte. Der Bauträger kann den täglichen<br />

Energieverbrauch der Wohnungen mitverfolgen.<br />

Es werden Exkursionen und Seminare für Architekten und<br />

Bauträger zu den beiden Passivhäusern in der solarCity<br />

angeboten. Die Termine werden unter www.gap-solar.at laufend<br />

bekannt gegeben.<br />

Bautafel:<br />

Bauträger GIWOG Gemeinnützige Industrie-Wohnungs-AG, Linz<br />

Architekt Architekturbüro Helga Lassy, Linz<br />

Gebäudehülle gap-solar GmbH, Perg<br />

Energieplanung Energie Institut, Linz<br />

Projektbericht Seite 8<br />

Südansicht <strong>Passivhaus</strong> 1<br />

nach Wohnungs<strong>über</strong>gabe

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