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Die Theater Chemnitz

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Also Leute, bis dahin hatte ich ja, bis<br />

auf ein paar Sachen, die mit Politik<br />

zu tun hatten, immer alles irgendwie<br />

verstanden, was an unserem Puppentheater<br />

vor sich ging. Im Jahre 1981<br />

allerdings habe ich zum ersten und leider<br />

nicht zum letzten Mal an meinem<br />

künstlerischen Verstand gezweifelt.<br />

Nicht genug, dass man jetzt andauernd<br />

für Erwachsene spielen wollte.<br />

Nein! Jetzt mussten auch noch richtige<br />

Menschen mit auf die Bühne – also<br />

SCHAUSPIELER! In der „Göttlichen<br />

Komödie“ haben doch tatsächlich zwei<br />

Schauspieler vom „richtigen <strong>Theater</strong>“<br />

mitgespielt. Soll sehr erfolgreich gewesen<br />

sein, auch die Kritiken waren<br />

super. Ich kann nichts weiter dazu sagen,<br />

ich war noch nicht soweit. Bin in<br />

meiner Kiste geblieben.<br />

1 9 8 1<br />

Und kaum hatte ich mich wieder heraus<br />

gewagt, weil ich dachte, das Schlimmste<br />

wäre überstanden, da tauchte 1983<br />

plötzlich so ein Typ mit Bart und Zopf<br />

auf. Noch ein Manfred! Wie sich herausstellte<br />

ein abgebrochener Schauspieler,<br />

der natürlich alles besser wusste<br />

und das Rad jeden Tag neu erfinden<br />

wollte. Ich habe sofort gemerkt, dass<br />

man diesem Typen ganz schnell zeigen<br />

musste, wo die Marionette hängt. Und<br />

zack!, musste er als erstes den Huldbrand<br />

in „Undine, die Wassernixe“<br />

spielen und wurde schlagartig ruhiger.<br />

Allerdings nicht lange, das entspricht<br />

nicht seinem Naturell.<br />

Der Chef jedenfalls, der übrigens immer noch der Peter war, hatte wohl einen Narren an ihm gefressen, und irgendwie war ja<br />

auch was dran an seiner unkonventionellen Sicht auf das Puppentheater. Der Peter hat also dann den Manfred mit dem Zopf<br />

auch Regie führen lassen und überhaupt durfte er überall reinreden. Mir ging’s ja so ziemlich auf die Zacken, wenn ich ehrlich<br />

sein soll. Aber mit der Zeit hat der Manfred mit dem Zopf begriffen, worum’s uns ging, und wir haben begriffen, worum’s ihm<br />

ging. Und langsam aber sicher hat sich unser <strong>Theater</strong> in den 1980er Jahren verändert. In den Zeitungen stand was von „zeitgemäß“,<br />

„gesellschaftskritisch“ und „künstlerischem Profil“. Selbst die Fachkollegen, ihr wisst schon, die, die nur immer rummäkeln,<br />

haben uns ernst genommen. Und im THEATER DER ZEIT, der Fachzeitschrift für’s „richtige <strong>Theater</strong>“, stand 1986<br />

über die Inszenierung „Striptease“, die der Manfred mit dem Zopf gemacht hatte: „… ein ganz schönes Stück Innovation für das<br />

Puppentheater des Landes und für dieses Ensemble im Speziellen. Eine tiefe Verbeugung vor diesem Wurf.“<br />

Glücklicherweise haben auch Kasper, Gretl und ich viel zu tun gehabt. Zuerst dachte ich schon, wenn das so weiter geht, dann<br />

werden wir arbeitslos. Aber so was gab’s da erstens noch nicht, und zweitens hat der Manfred mit dem Zopf ziemlich schnell<br />

kapiert, was wir für „künstlerisches Potential“ haben, wie er das immer nennt.<br />

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