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Stadt Viernheim Lokale Agenda 21 - Umwelt-Kompass

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<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong><br />

Besser leben?<br />

Besser: leben!!!<br />

<strong>Lokale</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />

Erster Nachhaltigkeitsbericht (2006)


Erster Nachhaltigkeitsbericht<br />

Besser leben?<br />

Besser: leben!!!


Grußwort<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

zwei Jahre nachdem die von <strong>Viernheim</strong>er Bürgern erarbeitete lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> durch das <strong>Stadt</strong>parlament beschlossen wurde, liegt<br />

nun der erste <strong>Viernheim</strong>er Nachhaltigkeitsbericht vor.<br />

Die <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> sollte eine nachhaltige Entwicklung in <strong>Viernheim</strong> voranbringen und forcieren. Allerdings ist auf diesem Weg<br />

Orientierung nötig: Im Kapitel 40 der <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>, die bei der Konferenz der Vereinten Nationen zu <strong>Umwelt</strong> und Entwicklung 1992<br />

verabschiedet wurde, werden die Kommunen aufgefordert ihren Zustand und die Fortschritte in Richtung nachhaltiger Entwicklung zu<br />

prüfen und zu dokumentieren. Dies soll mit Hilfe des Einsatzes von Nachhaltigkeitsindikatoren geschehen.<br />

<strong>Viernheim</strong> hat 2002 am ersten Wettbewerb der Deutschen <strong>Umwelt</strong>hilfe „zukunftsfähige Kommune“ teilgenommen und im Vergleich mit<br />

52 Städten und Gemeinden aus ganz Deutschland einen respektablen bronzenen Rang erzielt. Darüber hinaus war <strong>Viernheim</strong> eine<br />

der ersten hessischen Kommunen, die den <strong>Agenda</strong>-Prozess 1998 mit einer Bestandsaufnahme und der Erhebung von Indikatoren<br />

durch die Forschungsstätte der ev. Studiengemeinschaft (FEST) begonnen hat. Die Bedeutung von Indikatoren für eine kommunale<br />

Entwicklung, die sich der Richtschnur der Nachhaltigkeit verschrieben hat, war damals schon präsent und handlungsleitend.<br />

Der nun vorliegende Nachhaltigkeitsbericht ermöglicht eine Zusammenschau der <strong>Viernheim</strong>er Entwicklung in wichtigen Kennziffern. Er<br />

schärft den Blick für Zusammenhänge und für die Dimension der Nachhaltigkeit.<br />

Wir bedanken uns an dieser Stelle beim <strong>Umwelt</strong>- & <strong>Agenda</strong>büro des KOMPASS e.V., das die arbeitsintensive Aufgabe der<br />

Bearbeitung des Wettbewerbsbeitrags 2002 und die Erstellung des ersten Nachhaltigkeitsberichtes übernommen hat.<br />

Wir wünschen uns viele interessierte Leserinnen und Leser, die sich dann auf der fundierten Datenbasis an der Diskussion über die<br />

weitere <strong>Viernheim</strong>er <strong>Stadt</strong>entwicklung beteiligen können.<br />

Matthias Baaß Martin Ringhof<br />

Bürgermeister Erster <strong>Stadt</strong>rat<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Grußwort 3<br />

Inhaltsverzeichnis 5<br />

Einleitung 7<br />

<strong>Lokale</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>- der <strong>Viernheim</strong>er Weg in die Zukunft (Stand Frühjahr 06) 8<br />

<strong>Viernheim</strong>er <strong>Agenda</strong>-Telegramm 9<br />

Tabellarische Übersicht zu <strong>Viernheim</strong>er Indikatoren 11<br />

1. Leitkategorie: Wohlbefinden 20<br />

1.1 Fahrradwege <strong>21</strong><br />

1.2 PKW-Dichte 22<br />

1.3 Verkehrsunfälle mit Kindern 23<br />

1.4 Vereinsleben 24<br />

1.5 Bevölkerungsentwicklung 25<br />

1.6 Kriminalitätsrate 26<br />

1.7 Kinder mit Übergewicht 27<br />

1.8 Flächen zur Erholung 28<br />

2. Leitkategorie: Soziale Gerechtigkeit 29<br />

2.1 Kommunales Engagement für Kinder und Jugendliche 30<br />

2.2 Betreuung von Kindern 31<br />

2.3 Geschlechtergerechtigkeit 32<br />

2.4 Bezahlbarer Wohnraum 33<br />

2.5 Empfänger von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt 34<br />

2.6 Bildungschancen für Migranten 35<br />

2.7 Kommunales Eine-Welt-Engagement 36<br />

3. Leitkategorie: <strong>Umwelt</strong>qualität und Ressourceneffizienz 37<br />

3.1 Geschützte Natur 38<br />

3.2 Flächenverbrauch und Siedlungsdichte 39<br />

3.3 Trinkwasserverbrauch 40<br />

3.4 Abfallaufkommen 41<br />

3.5 Niedriger Energieeinsatz 42<br />

3.6 <strong>Umwelt</strong>- und ressourcenschonende Energieerzeugung 43


3.7 Verkehrsmittelwahl 44<br />

3.8 Bäume auf der Siedlungsfläche 45<br />

4. Leitkategorie: Wirtschaftliche Effizienz 46<br />

4.1 Ausbildungschancen 47<br />

4.2 Arbeitslosigkeit 48<br />

4.3 Existenzgründung 49<br />

4.Kommunale Schulden 50<br />

4.5 Arbeitsplatzangebot 51<br />

4.6 Ausgeglichene Wirtschaftsstruktur 52


Einleitung<br />

„Vielleicht haben Sie heute schon den Wetterbericht mit den<br />

aktuellen Temperaturangaben gehört oder sich auf die Waage<br />

gestellt? Wenn ja, dann haben Sie sich mit Indikatoren wie<br />

Temperaturen oder dem Gewicht beschäftigt. Indikatoren sind<br />

allgegenwärtig und alltäglich. Sie beschreiben einen Ausschnitt<br />

aus der Wirklichkeit, erklären diesen jedoch nicht. Zum Beispiel<br />

sagt eine erhöhte Körpertemperatur aus, dass ein Mensch<br />

Fieber hat. Sie gibt keinen Hinweis, um welche Krankheit es<br />

sich dabei handeln könnte und welche Medikamente helfen<br />

könnten, diese zu heilen.<br />

Indikatoren stellen lediglich einen Sachverhalt fest.<br />

Mit Hilfe von Indikatoren können Fort- oder Rückschritte einer<br />

nachhaltigen, d. h. sozial gerechten, ökonomisch tragfähigen<br />

und die <strong>Umwelt</strong> schützenden Entwicklung einer <strong>Stadt</strong> bzw.<br />

Gemeinde dargestellt werden.“ ( DUH – Indikatorenset-Broschüre)<br />

Der vorliegende erste <strong>Viernheim</strong>er Nachhaltigkeitsbericht<br />

orientiert sich am Indikatoren-Set „Zukunftsfähige Kommune“<br />

der Deutschen <strong>Umwelt</strong>hilfe (DUH). Dieses Indikatoren-Set lässt<br />

sich bei weitgehender inhaltlicher Identität von seiner<br />

Begrifflichkeit her besser kommunizieren als das Indikatoren-<br />

Set von FEST (Forschungsstätte der Evangelischen<br />

Studiengemeinschaft e.V.).<br />

Von FEST wurde die Idee mit den Zeitreihen übernommen, die<br />

gerade beim ersten Bericht Informationen über eine Entwicklung<br />

liefern können und die formale dreispaltige Gestaltung der<br />

Indikatorenseiten.<br />

Die Orientierung an den DUH-Indikatoren bietet auch den<br />

Vorteil, dass man als Orientierungsmarke für die Interpretation<br />

der <strong>Viernheim</strong>er Werte den jeweiligen Durchschnittswert der<br />

DUH-Wettbewerbe heranziehen kann. Insgesamt beteiligten<br />

sich 175 Städte und Gemeinden an den Wettbewerben (u. a.<br />

auch <strong>Viernheim</strong> im ersten DUH-Wettbewerb).<br />

Die Erläuterungen zu den einzelnen Indikatoren (Hintergrund)<br />

sowie auszugsweise Texte in der Rubrik Entwicklung &<br />

Interpretation, sind mit leichten Kürzungen ebenfalls aus der<br />

Handlungsanleitungsbroschüre der DUH entnommen. Der<br />

Bezug zur <strong>Viernheim</strong>er lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> wird durch die<br />

Darstellung der zum Indikator gehörenden <strong>Viernheim</strong>er Ziele,<br />

sowie durch eine Übersichtstabelle, die Ziele und <strong>Agenda</strong>-<br />

Projekte darstellt, verdeutlicht.<br />

Im Zielbereich Wirtschaft/Arbeit wurde im Rahmen des<br />

<strong>Viernheim</strong>er <strong>Lokale</strong>n <strong>Agenda</strong>prozesses nicht gearbeitet.<br />

Infolgedessen wurden hier keine entsprechenden<br />

Nachhaltigkeitsziele für die <strong>Viernheim</strong>er Entwicklung definiert.<br />

Stattdessen sollen in dieser Kategorie „Begründungen für<br />

mögliche Handlungsfelder in <strong>Viernheim</strong>“ den Bezug zur<br />

<strong>Viernheim</strong>er <strong>Lokale</strong>n <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> herstellen.<br />

Anita Heckmann-Schradi<br />

<strong>Agenda</strong>-Koordinatorin,<br />

KOMPASS-<strong>Umwelt</strong>beratung<br />

7


<strong>Lokale</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> – der <strong>Viernheim</strong>er Weg in die Zukunft<br />

(Stand Frühjahr 2006)<br />

Die in der UN-Konferenz für <strong>Umwelt</strong> und Entwicklung 1992 von<br />

178 Staaten, darunter auch Deutschland, verabschiedete<br />

<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> weist den Städten und Gemeinden bei der Aufgabe,<br />

den Schutz der <strong>Umwelt</strong> mit der Verbesserung der<br />

wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen der<br />

Menschen in Einklang zu bringen, eine besondere Bedeutung<br />

zu.<br />

Der Begriff „<strong>Agenda</strong>“ stammt aus dem Lateinischen und<br />

bedeutet sinngemäß übersetzt „das was zu tun ist“. Im heute<br />

üblichen Sprachgebrauch kann <strong>Agenda</strong> als „Arbeits- oder<br />

Aktionsprogramm“ verstanden werden. Der Zusatz <strong>21</strong> macht<br />

deutlich, dass dieses Programm die Richtung ins gerade<br />

begonnene <strong>21</strong>. Jahrhundert weisen soll.<br />

8<br />

In 40 Kapiteln des <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> Dokuments werden die<br />

wesentlichen Handlungsfelder einer nachhaltigen Entwicklung<br />

für ein weltweites Aktionsprogramm benannt.<br />

Es werden Ziele, Maßnahmen und Instrumente zur Umsetzung<br />

formuliert. Wesentlicher Ansatz ist dabei die Integration von<br />

<strong>Umwelt</strong>aspekten in alle Politik- und Handlungsbereiche.<br />

Besonders betont wird auch die Notwendigkeit der Beteiligung<br />

aller Betroffenen bei Planungen, Entscheidungen und<br />

Umsetzungsprozessen. Auch <strong>Viernheim</strong> hat sich diesen<br />

Anforderungen gestellt und hat eine eigene lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />

erarbeitet. Seit Sommer 2003 befindet sich der <strong>Agenda</strong>-<br />

Prozess in der Projektumsetzungsphase.


<strong>Viernheim</strong>er <strong>Agenda</strong>-Telegramm<br />

• April 1998<br />

Einstimmiger Beschluß der <strong>Stadt</strong>verordnetenversammlung in den<br />

Konsultationsprozess mit der Bevölkerung zur Erstellung einer lokalen<br />

<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> einzutreten.<br />

• Oktober 1998<br />

Start der Informations- und Öffentlichkeitskampagne<br />

• Januar 1999<br />

"Visionsphase"<br />

Sechs Zukunftswerkstätten mit:<br />

Familien, Frauen, Senioren, Ausländer, Jugend, Christen.<br />

• August 1999<br />

<strong>Agenda</strong>forum tagt und einigt sich auf die Themen, die in der<br />

Hauptphase bearbeitet werden sollen.<br />

• September 1999<br />

<strong>Agenda</strong>-Bürgerwochenende<br />

Auftaktveranstaltung für die Hauptphase<br />

• Anfang 2000<br />

Konstituierung der Themenbereichs-Arbeitskreise:<br />

- Erhaltung unserer Lebensgrundlagen<br />

- Interkulturelles Zusammenleben<br />

- Bildung für eine nachhaltige Entwicklung<br />

• Mai 2000<br />

Start des <strong>Viernheim</strong>er Wirtschaftsforums - Netzwerk der <strong>Viernheim</strong>er<br />

mittelständischen Betriebe<br />

• Herbst 2000<br />

Start der <strong>Agenda</strong>-Projekte<br />

- Internationales Frauencafé<br />

- <strong>Agenda</strong>-Gesundheitstreff und<br />

- Wohnen 50 plus<br />

• Januar 2001<br />

Konstituierung des Themenbereichsarbeitskreises<br />

<strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung<br />

• März 2001<br />

Zwischenbilanzveranstaltung in der Friedenskirche<br />

• Juni 2001<br />

Einstimmiger Beschluß der Annahme der Leitbilder und Leitlinien in den<br />

<strong>Agenda</strong>- Zielbereichen "Interkulturelles Zusammenleben" und "Erhaltung<br />

unserer Lebensgrundlagen" durch die <strong>Stadt</strong>verordnetenversammlung.<br />

Mit diesem Beschluß wurde auch die Realisierung der zwei Projekte aus<br />

diesen <strong>Agenda</strong>-Teilbereichen befürwortet.<br />

Beteiligung am <strong>Agenda</strong>-Projektförderwettbewerb des Landes Hessen,<br />

mit den Projekten<br />

"Interkulturelles <strong>Umwelt</strong>lernen" und<br />

"Netzwerke knüpfen für die Natur"<br />

• September 2001<br />

Start des <strong>Agenda</strong>-Projekts<br />

Interkulturelles <strong>Umwelt</strong>lernen in KiTas.<br />

9


• Frühjahr 2002<br />

Beteiligung am <strong>Agenda</strong>projekt-Förderwettbewerb des Landes Hessen<br />

mit einem Projekt aus dem Themenbereich <strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung.<br />

Voraus ging der Beschluss zum Teilleitbild aus diesem Bereich.<br />

Beteiligung am Wettbewerb: "Zukunftsfähige Kommune"<br />

(Indikatorenwettbewerb) der Deutschen <strong>Umwelt</strong>hilfe.<br />

• Sommer 2002<br />

<strong>Agenda</strong>-Forum tagt und erarbeitet ein Gesamtleitbild.<br />

• Herbst 2002<br />

Das Projekt "Mehr Platz zum Leben" startet mit einem kooperativen<br />

Planungsworkshop, an dem sich Bürger, Künstler und Fachleute<br />

(Architekten, Planer) beteiligten.<br />

Projekt: „Netzwerke knüpfen für die Natur“ startet mit der Anlage von<br />

Biotop-Trittsteinen durch Schüler der weiterführenden Schulen.<br />

Bei den Projektförderwettbewerben des Landes Hessen in 2001 und 2002<br />

wurden die zwei Projekte „Interkulturelles <strong>Umwelt</strong>lernen“ und „Mehr Platz<br />

zum Leben“ ausgezeichnet und in die Förderung aufgenommen. Ebenso<br />

wurde beim bundesweiten Indikatorenwettbewerb der Deutschen<br />

<strong>Umwelt</strong>hilfe ein beachtlicher dritter Rang erzielt.<br />

• April 2003<br />

Einstimmiger Beschluss der <strong>Viernheim</strong>er <strong>Lokale</strong>n <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> durch die<br />

<strong>Stadt</strong>verordnetenversammlung.<br />

• November 2003<br />

Ausschreibung eines städtischen Projektförderwettbewerbs zur<br />

Umsetzung der lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />

• Februar 2004<br />

Der Nachhaltigkeit ein Gesicht geben<br />

Bekannte <strong>Viernheim</strong>er Persönlichkeiten stehen mit ihrem Photo für<br />

Nachhaltige Entwicklung ein. Ausstellung in der Sparkasse.<br />

10<br />

• Juni 2004<br />

Sieger des Projektförderwettbewerbs werden in einem Festakt<br />

ausgezeichnet und beginnen mit den Fördergeldern ihre Projekte zu<br />

realisieren.<br />

• 2. Halbjahr 2004 & 2005<br />

Bürger & Institutionen arbeiten an der Realisierung von 11 <strong>Agenda</strong>-<br />

Projekten:<br />

Generationenübergreifendes biografisches Lernen unter<br />

interkultureller Perspektive(AK-Interkulturelles zusammenleben)<br />

Mehr „Platz“ zum Leben (AK <strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung)<br />

Internationale Gärten (AK <strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung)<br />

Netzwerke knüpfen für die Natur (weiterführende Schulen in<br />

Zusammenarbeit mit BUND und <strong>Stadt</strong>)<br />

<strong>Viernheim</strong>er <strong>Stadt</strong>kaffee (Eine Welt-Kreis, St. Aposteln e.V.)<br />

Erlebnisunterricht Eine Welt in Schulen und Kindergärten (Eine-<br />

Welt-Kreis, St. Aposteln e.V.)<br />

Oase Tivolipark (Interessengemeinschaft Tivolipark)<br />

KiTa-Kids starten in die Solarzeit (Kindertagesstätte<br />

Gänseblümchen)<br />

Waldzwerge statt Müllberge (Waldkindergarten Kinderdörfel<br />

Vom Müllberg zum Müllzwerg (Schillerschule)<br />

Fit zu Fuß – Mehr eigene Bewegung für eine vielseitige Bildung von<br />

Kindern (Verkehrswacht Kreis Bergstraße)<br />

• Sommer 2005<br />

Beteiligung am bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb des<br />

Verbraucherschutzministeriums „Besser essen. Mehr bewegen“ mit dem<br />

Projekt „Gesunde Kinderwelten in <strong>Viernheim</strong>“. Die Bewerbung war im<br />

ersten Durchgang erfolgreich. Aus 450 Einsendungen war <strong>Viernheim</strong> bei<br />

den 50 Projekten, die die zweite Runde bestreiten durften.


Warum braucht man Indikatoren?<br />

Im Kapitel 40 der <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>, die bei der Konferenz der Vereinten Nationen<br />

zu <strong>Umwelt</strong> und Entwicklung 1992 verabschiedet wurde, werden die<br />

Kommunen aufgefordert, ihren Zustand und die Fortschritte in Richtung<br />

nachhaltige Entwicklung zu messen und zu prüfen. Um dies zu erreichen,<br />

sollen sie Nachhaltigkeitsindikatoren einsetzen.<br />

Zwischen Zielen und Indikatoren besteht ein enger Zusammenhang<br />

Nachhaltigkeitsindikatoren konkretisieren politisch gesetzte bzw.<br />

gesellschaftlich vereinbarte Ziele einer zukunftsfähigen<br />

Kommunalentwicklung. Die Auswahl von Indikatoren bedeutet letztendlich<br />

eine Diskussion darüber, in welche Richtung sich eine <strong>Stadt</strong> bzw. Gemeinde<br />

in den nächsten Jahrzehnten entwickeln soll. Dabei gilt: Je konkreter die<br />

vereinbarten Ziele sind, desto eindeutiger können die indikatorengestützten<br />

Nachweise sein.<br />

Indikatoren als Steuerungsinstrumente für die <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

Die ermittelten Indikatorenwerte stellen zuverlässige Datengrundlagen für<br />

fachliche Planungen und Konzepte bereit. Zudem werden durch die<br />

indikatorengestützte Erfolgskontrollen Fehlinvestitionen und –entwicklungen<br />

erkannt. Schwachstellen und Handlungsdefizite werden aufgezeigt. Somit<br />

können Kommunalpolitik und –verwaltung daraus rechtzeitig Konsequenzen<br />

ziehen und diese korrigieren.<br />

Strategien und kurz-, mittel- und längerfristige Maßnahmen zur Lösung der<br />

erkannten Problemfelder können konzipiert und erarbeitet werden. Eine<br />

indikatorgestützte Erfolgskontrolle ist deshalb für einen intelligenten Umgang<br />

mit Ressourcen unverzichtbar. Sie ist ein wichtiges Instrument um den<br />

Einsatz knapper Ressourcen zu optimieren bzw. diese effektiv zu nutzen.<br />

Indikatoren als Steuerungsinstrument für die Kommunalpolitik<br />

Durch die Erhebung und Aufbereitung konkreter Zahlen können die<br />

Kommunalparlamente, die Tragweite ihrer Entscheidungen besser<br />

abschätzen. Die Nachhaltigkeitsindikatoren schärfen den Blick für die<br />

Zusammenhänge der Kommunalentwicklung und bringen die Dimension der<br />

Nachhaltigkeit früh in die Entscheidungsfindung ein. Sie können auch<br />

wichtige Anstöße geben, Themen, die bisher vernachlässigt wurden, in der<br />

Kommunalpolitik zu diskutieren.<br />

Indikatoren – Anspruch und Wirklichkeit<br />

Indikatoren resultieren aus einer Gratwanderung zwischen der<br />

Datenverfügbarkeit und dem Anspruch, die für eine nachhaltige Entwicklung<br />

wichtigen Themenfelder abzubilden. Manche Themenfelder können wegen<br />

fehlender bzw. nur aufwändig zu erhebender Daten nicht abgebildet werden.<br />

Manche leicht zu erhebenden Daten bilden gewisse Themenfelder nicht ab.<br />

Es gilt also, einen Kompromiss zwischen fachlichen Ansprüchen und der<br />

Datenverfügbarkeit zu finden. Denn ansonsten besteht die Gefahr, dass<br />

entweder die Indikatoren nicht aussagekräftig genug sind oder die<br />

Datenerhebung zu aufwändig.<br />

Mit Hilfe von Indikatoren können komplizierte Zustände auf allgemein<br />

verständliche Beschreibungen vereinfacht werden. Allerdings können durch<br />

die Reduktion auf Zahlen allein die vielschichtigen Lebenszusammenhänge<br />

nicht abgebildet werden. Deshalb empfiehlt es sich diese quantitativen, auf<br />

Zahlen basierten Zustandsbeschreibungen durch Umfragen und Interviews<br />

zu ergänzen.<br />

Indikatoren-Sets sind keine statischen Gebilde, sondern können sich in<br />

Zukunft verändern, weil sich kommunale Problemstellungen sowie<br />

Datengrundlagen ändern können.<br />

11


Tabellarische Übersicht zu den <strong>Viernheim</strong>er Indikatoren<br />

( Die in der Rubrik Projekte aufgeführten Nennungen beziehen sich ausschließlich auf Projekte, die im Rahmen des <strong>Agenda</strong>-<br />

<strong>21</strong>-Prozesses entstanden sind.)<br />

Kategorie: Wohlbefinden<br />

Indikator<br />

Fahrradwege<br />

PKW-Dichte<br />

Verkehrsunfälle mit Kindern<br />

12<br />

Was genau wird gemessen<br />

Länge der Fahrradwege an der<br />

Gesamtlänge der Verkehrswege<br />

Anzahl der PKW pro 1.000<br />

Einwohner<br />

Verunglückte Kinder (0 – 14<br />

Jahre) als Radfahrer oder Fuß-<br />

gänger bezogen auf die Zahl<br />

aller Kinder<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger<br />

Entwicklung in <strong>Viernheim</strong><br />

• Gleichberechtigung aller<br />

Verkehrsmittel<br />

• <strong>Umwelt</strong>- &<br />

Gesundheitsverträg-<br />

lichkeit des Verkehrs in<br />

<strong>Viernheim</strong> fördern<br />

• Bedürfnisse von Kindern,<br />

Jugendlichen, Senioren und<br />

mobilitätsbehinderten<br />

Menschen sind besonders<br />

zu beachten.<br />

(Zielbereiche: Erhaltung unserer<br />

Lebensgrundlagen,<br />

<strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung,<br />

Frauen für nachhaltige<br />

Entwicklung)<br />

Projekte


Indikator<br />

Vereinsleben<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

Kriminalitätsrate<br />

Kinder mit Übergewicht<br />

Flächen zur Erholung<br />

Was wird genau gemessen?<br />

Zahl der eingetragenen Vereine<br />

pro 1.000 Einwohner<br />

Zahl der Zu- und Fortzüge pro<br />

1.000 Einwohner &<br />

Wanderungssaldo<br />

Anteil der Vorschulkinder<br />

bezogen auf die Einwohnerzahl<br />

Bekanntgewordene Straftaten<br />

pro 1.000 EW<br />

Kinder mit Übergewicht<br />

bezogen auf die Zahl aller bei<br />

der Schuleingangsuntersuchung<br />

untersuchten Kinder<br />

Naturnahe- & Erholungsflächen<br />

pro 1.000 EW<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger<br />

Entwicklung in <strong>Viernheim</strong><br />

Förderung ehrenamtliches<br />

Engagement<br />

Attraktivität der <strong>Stadt</strong> als<br />

Wohnort<br />

Attraktivität der <strong>Stadt</strong> für<br />

Familien<br />

Bedarfsorientiertes<br />

Wohnraumangebot<br />

Lebendiges Gemeinschaftsleben<br />

Sozialer Ausgleich (Leitbild)<br />

Berücksichtigung des<br />

Sicherheitsbedürfnisses<br />

Gesundheitsförderung<br />

Erhöhung des Stellenwertes des<br />

Naturschutzes<br />

(Zielbereiche: <strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung,<br />

Bildung für eine nach-<br />

haltige Entwicklung, Interkultu-<br />

relles Zusammenleben, Frauen<br />

für nachhaltige Entwicklung,<br />

Gesamtleitbild)<br />

Projekte<br />

„Mehr Platz zum Leben“<br />

„Wohnen 60 Plus“<br />

„<br />

„Fit zu Fuß“<br />

„Gesunde Kinderwelten in<br />

<strong>Viernheim</strong>“<br />

„Oase Tivolipark“<br />

„<br />

13


Kategorie: Soziale Gerechtigkeit<br />

Indikator Was wird genau gemessen? Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung<br />

in <strong>Viernheim</strong><br />

Kommunales Engagement für Kinder<br />

und Jugendliche<br />

Betreuung von Kindern<br />

Geschlechtergerechtigkeit<br />

Bezahlbarer Wohnraum<br />

Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt<br />

Bildungschancen für Migranten<br />

14<br />

Ausgaben für Kinder & Jugend-<br />

liche bezogen auf die Anzahl aller<br />

Jugendlichen<br />

Zahl der Plätze in kommun. Einrichtungen,<br />

Einrichtungen in freier<br />

Trägerschaft und Betriebskindergärten<br />

bezogen auf Zahl aller Kinder<br />

Zahl der Angestellten & Beamtinnen<br />

in Leitungspositionen bezogen<br />

auf Gesamtzahl der Frauen im<br />

Kommunalparlament bezogen auf<br />

Gesamtzahl Mandatsträger.<br />

Zahl der Empfänger von Wohngeld<br />

bezogen auf die Zahl aller Haushalte<br />

Zahl der Empfänger von laufender<br />

Hilfe zum Lebensunterhalt bezogen<br />

auf die Einwohnerzahl<br />

Zahl der ausländischen und deutschen<br />

Schulabgänger ohne Hauptschulabschluß<br />

bezogen auf die<br />

Zahl der ausl. bzw. dtsch. Schulabgänger<br />

mit Hauptschulabschluß<br />

Weiterentwicklung als Kinder- und<br />

jugendfreundliche <strong>Stadt</strong><br />

Gleichberechtigte Besetzung in<br />

Kommunalpolitik, Verwal-<br />

tung, Gremien, Vereinen u. öffentlichen<br />

Einrichtungen<br />

Sozialer Ausgleich<br />

Im Zielbereich Interkulturelles Zusammenleben<br />

alle Ziele im Handlungsfeld<br />

Gleiche Chancen auf Bildung<br />

Projekte<br />

„Interkulturelles <strong>Umwelt</strong>lernen in<br />

Kindertagesstätten“<br />

„Interkultureller Generationendialog“<br />

„Interkulturelle Öffnung der Dienste“


Indikator Was wird genau gemessen? Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung<br />

in <strong>Viernheim</strong><br />

Kommunales Eine-Welt-<br />

Engagement<br />

kommunale Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit<br />

bezogen auf<br />

die Einwohnerzahl der Kommune<br />

Nicht zu Lasten anderer Völker<br />

leben und handeln<br />

Zielbereiche: Interkulturelles Zusammenleben,<br />

Frauen für eine<br />

nachhaltige Entwicklung, Gesamtleitbild<br />

Projekte<br />

„<strong>Viernheim</strong>er <strong>Stadt</strong>kaffee“<br />

„Erlebnisunterricht Eine Welt“<br />

15


Kategorie: <strong>Umwelt</strong>qualität & Ressourceneffizienz<br />

Indikator<br />

Geschützte Natur<br />

Flächenverbrauch & Siedlungs-<br />

dichte<br />

Trinkwasserverbrauch<br />

Abfall<br />

Niedriger Energieeinsatz<br />

16<br />

Was genau wird gemessen<br />

Größe der Natura 2000 Gebiete und<br />

der unter Naturschutz stehenden<br />

Flächen bezogen auf die<br />

Gesamtfläche der Kommune, bzw. in<br />

Prozent der Gesamtfläche<br />

Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />

bezogen auf die Gesamtfläche der<br />

Gemeinde und die Zahl der Einwohner<br />

bezogen auf die Siedlungs- &<br />

Verkehrsfläche<br />

Trinkwasserverbrauch der priv.<br />

Haushalte (einschl. Kleingewerbe und<br />

Dienstleistungsunternehmen) bezogen<br />

auf die Einwohnerzahl<br />

Abfallaufkommen (Restmüll &<br />

Sperrmüll) bezogen auf die<br />

Einwohnerzahl<br />

Energieverbrauch in kommunalen<br />

Liegenschaften und den privaten<br />

Stromverbrauch bezogen auf die<br />

Einwohnerzahl<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger<br />

Entwicklung in <strong>Viernheim</strong><br />

Erhöhung des Stellenwertes des<br />

Naturschutzes<br />

Entwicklung unter der Prämisse der<br />

Ressourcenschonung und<br />

Naturbewahrung<br />

Reinheit des Grundwassers erhalten<br />

Trinkwasserverbrauch auf best.<br />

Niveau stabilisieren<br />

Bewusstsein für Abfallvermeidung<br />

stärken, Trennmoral stärken.<br />

Vereinfachung, Optimierung im<br />

Bringsystem. Bekämpfung von wilden<br />

Müllablagerungen<br />

Ziele des Brundtlandprojektes<br />

Projekte<br />

„Netzwerke knüpfen für die Natur“<br />

„Frühjahrsputz in der Gemarkung“<br />

„<strong>Umwelt</strong>bildung in Grundschulen &<br />

KiTas“


Indikator<br />

<strong>Umwelt</strong>- & ressourcenschonende<br />

Energieerzeugung<br />

Verkehrsmittelwahl<br />

Bäume auf der Siedlungsfläche<br />

Was wird genau gemessen?<br />

Anteil erneuerbarer Energien an der<br />

Energieerzeugung und Energie aus<br />

Kraft-Wärme-Kopplung bezogen auf<br />

die Einwohnerzahl der Kommune. Bei<br />

den erneuerbaren Energien ist die<br />

installierte Leistungskapazität<br />

maßgeblich bei den KWK-Anlagen die<br />

tatsächliche Energieerzeugung<br />

Modal Split<br />

Zahl der <strong>Stadt</strong>bäume bezogen auf die<br />

Einwohnerzahl<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger<br />

Entwicklung in <strong>Viernheim</strong><br />

Ziele des Brundtlandprojektes<br />

Förderung umweltfreundlicher<br />

Verkehrsmittel – Gleichberechtigung<br />

aller Verkehrsmittel. Reduzierung<br />

schädlicher Auswirkungen des<br />

Verkehrs. Bedürfnisse von Kinder,<br />

Jugendlichen & Senioren und<br />

Behinderten besonders beachten.<br />

Förderung von ökologischen<br />

Lebensräumen im <strong>Stadt</strong>innenbereich<br />

Zielbereiche:<br />

Erhaltung unserer Lebensgrundlagen<br />

<strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung<br />

Frauen für nachhaltige Entwicklung<br />

Klimaschutz<br />

Projekte<br />

„Fit zu Fuß“<br />

17


Kategorie: Wirtschaftliche Effizienz<br />

Indikator<br />

Ausbildungschancen<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Existenzgründung<br />

Ausgeglichene Wirtschafts-<br />

strukturen<br />

18<br />

Was genau wird gemessen<br />

Ausbildungsverhältnisse je 1000<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

am Arbeitsort<br />

Zahl der Arbeitslosen bezogen<br />

auf die Zahl der sv-pflichtig-<br />

Beschäftigten; Anteil der arbeitslosen<br />

Jugendlichen von 15<br />

bis unter 25 Jahren an der Gesamtzahl<br />

der Jugendlichen in<br />

Prozent<br />

Verhältnis Zahl der Betriebs-<br />

gründungen zu Zahl der Be-<br />

triebsschließungen<br />

Anteil der sozialversicherungs-<br />

pflichtig Beschäftigten nach<br />

Wirtschaftsbereichen<br />

Begründung für<br />

mögliche Handlungsfelder<br />

in <strong>Viernheim</strong><br />

Gut ausgebildete Arbeitskräfte<br />

sind wichtig für ein gut funktionierendes<br />

Gemeinwesen<br />

Gibt Auskunft inwieweit sich die<br />

wirtschaftlichen & sozialen Verhältnisse<br />

ändern (Sozialhilfeempfänger<br />

Obdachlose, psychosoziale<br />

Probleme & Krankheit)<br />

Zahl der Existenzgründungen<br />

bestimmt u. a. die wirtschaftliche<br />

Lage einer Kommune.<br />

Mittel- und langfristig können<br />

Existenzgründungen zu einer<br />

höheren Zahl von Arbeits-<br />

plätzen führen.<br />

Ein ausgeglichenes Verhältnis<br />

der Sektoren verringert wirt-<br />

schaftliche Anfälligkeit<br />

Projekte<br />

„<strong>Viernheim</strong>er Wirtschaftforum“


Indikator<br />

Kommunale Schulden<br />

Arbeitsplatzangebot<br />

Was wird genaue gemessen?<br />

Höhe der Schulden der Kommune<br />

und der kommunalen Eigenbetriebe<br />

bezogen auf die<br />

Einwohnerzahl<br />

Arbeitsplatzangebot im Verhältnis<br />

der sv-pflichtig-Beschäftigten<br />

am Wohnort zu den sv-pflichtig-<br />

Beschäftigten am Arbeitsort<br />

(Pendlerbewegungen)<br />

Begründung für<br />

mögliche Handlungsfelder in<br />

<strong>Viernheim</strong><br />

Handlungsspielraum zukünftiger<br />

Generationen. Stehen der Neuverschuldung<br />

gleichwertige Investitionen<br />

gegenüber???<br />

Starke Pendlerbewegungen<br />

sind volkswirtschaftlich gesehen<br />

oft negativ<br />

Projekte<br />

19


Leitkategorie: „Wohlbefinden“<br />

Bereits lange bevor Lebensqualität zu einem Schlüsselbegriff der<br />

Nachhaltigkeitsdebatte wurde, haben Philosophen in der Antike über das<br />

‚schöne und Gute Leben‘ nachgedacht. Für sie gehörten im Wesentlichen<br />

die gleichen Ingredienzien zu einem guten Leben wie für die Menschen der<br />

Moderne: Es sind Essen und Trinken, Gesundheit, reine Luft, sauberes<br />

Wasser, fruchtbarer Boden, die harmonische Abwechslung von Muße und<br />

Tätigkeit, Sicherheit, Ruhe und Frieden, Spiel und Sport, Kultur und das<br />

Nachdenken über den Sinn des Lebens in Form der Philosophie.<br />

Lebensqualität besteht auch heute aus vielen Elementen: Gesundheit und<br />

Bildung, angemessene Ernährung und Wohnraum, eine stabile und gesunde<br />

Umgebung, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung aller Menschen, Teilnahme<br />

am gesellschaftlichen Leben, Würde und Sicherheit. Wenn sich diese<br />

Bestandteile in ausreichender Form im Leben und Umfeld eines Menschen<br />

wieder finden, löst das bei ihm Wohlbefinden aus, denn die subjektiv<br />

empfundene Lebensqualität ist eng an die Befriedigung der individuellen<br />

Bedürfnisse gekoppelt. Die Bedeutung, die ‚Wohlbefinden‘ als<br />

gesamtgesellschaftliche Zielgröße hat, lässt sich am besten durch die<br />

Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreiben, die<br />

Gesundheit als „einen Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und<br />

sozialen Wohlbefindens versteht.<br />

20<br />

Der komplexen Fülle von subjektiver Lebensqualität und gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen versucht sich der Indikatorensatz der „Zukunftsfähigen<br />

Kommune“ durch elf Indikatoren anzunähern:<br />

• Flächen zur Erholung<br />

• Vereinsleben/Kulturelles Leben<br />

• Bevölkerungsentwicklung<br />

• Fahrradwege<br />

• PKW-Dichte<br />

• Verkehrsunfälle mit Kindern<br />

• Kriminalitätsrate<br />

• Kinder mit Übergewicht<br />

• Erschließung mit Bus und Bahn<br />

• Lärmbelästigung<br />

• Wohnungsnahe Grundversorgung<br />

Die letzten drei Indikatoren wurden im <strong>Viernheim</strong>er Nachhaltigkeitsbericht<br />

nicht bearbeitet, da zwei von ihnen ziemlich schwierig zu erheben sind, und<br />

für den Indikator Lärmbelästigung keine Daten verfügbar sind.


Fahrradwege<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst die Länge der für den<br />

Radverkehr ausgewiesenen Wege bezogen auf<br />

die Gesamtlänge der Verkehrswege innerhalb<br />

der geschlossenen Ortschaft.<br />

Länge der Fahrradwege in Metern auf 1000<br />

Meter Verkehrswege<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

786,32<br />

2001<br />

Datenquelle:<br />

Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung und <strong>Umwelt</strong>planung.<br />

Hintergrund:<br />

Es gibt in Deutschland 60 Millionen Fahrräder<br />

und 40 Millionen PKW. Dagegen ist der Anteil<br />

der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege an<br />

allen innerstädtischen Wegen unterentwickelt.<br />

Die Deutschen legen nur 9 % aller Wege mit<br />

dem Fahrrad zurück. Im Jahresdurchschnitt<br />

radelt jeder Einwohner rund 300 Kilometer. Ein<br />

Vergleich mit unseren europäischen Nachbarn<br />

zeigt, dass die Potentiale des Radverkehrs bei<br />

weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Die Niederländer<br />

nutzen das Fahrrad z. B. für 27 %<br />

aller Wege. Ergebnisse des DUH-Wettbewerbs<br />

zeigen, dass auch in einigen deutschen Städten<br />

der Radverkehrsanteil schon bei mehr als 20 %<br />

liegt. Der Indikator misst die Länge der Radwege<br />

im Verhältnis zu den Straßen, auf denen<br />

Tempo 30 und schneller erlaubt ist. Auf diesen<br />

Straßen sind Radfahrer besonders gefährdet,<br />

deshalb sind dort Radwege besonders wichtig.<br />

Inzwischen wird der Ausbau des Radverkehrs<br />

durch den Nationalen Radverkehrsplan des<br />

Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und<br />

Wohnungswesen unterstützt und gefördert.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Gleichberechtigung aller Verkehrsmittel<br />

Gesundheits- und <strong>Umwelt</strong>verträglichkeit des<br />

Verkehrs fördern<br />

Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen, Senioren<br />

und mobilitätsbehinderten Menschen sind<br />

besonders zu beachten.<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Die Tempo 30-Zonen und die verkehrsberuhigten<br />

Bereiche werden weder bei der Länge der<br />

Radwege noch bei der Gesamtlänge der Verkehrswege<br />

berücksichtigt.<br />

Denn in Tempo-30-Zonen können sich Radfahrer<br />

weitgehend ungefährdet bewegen.<br />

Laut DUH zeigt ein Vergleich mit den Ergebnissen<br />

des Indikators „Modal-Split“, dass in Kommunen,<br />

in denen viel für den Ausbau der Radwege<br />

getan wurde der Rahradanteil deutlich<br />

über 10 Prozent und mehr liegt.<br />

Der Durchschnittswert Fahrradwege im DUH-<br />

Wettbewerb lag bei 590,4; bester Wert bei<br />

1292,4; schlechtester Wert bei 99,7 .<br />

<strong>21</strong>


PKW-Dichte<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst die Zahl der<br />

Personenkraftwagen bezogen auf die<br />

Einwohnerzahl.<br />

Anzahl der PKW pro 1000 Einwohner<br />

576<br />

574<br />

572<br />

570<br />

568<br />

566<br />

564<br />

562<br />

567<br />

572<br />

575<br />

2003 2004 2005<br />

Datenquelle:<br />

Kfz- Zulassungsbehörde Heppenheim<br />

22<br />

Hintergrund:<br />

Zum 1. Januar 2004 waren in Deutschland<br />

knapp 45 Millionen PKW zugelassen. Somit<br />

besitzt fast jeder zweite Bundesbürger einen<br />

PKW (Kinder und betagte Menschen<br />

eingeschlossen).<br />

Ein Ende der Zunahme der<br />

Personenkraftwagen ist bislang nicht in Sicht. In<br />

der im April 2001 vorgelegten<br />

„Verkehrsprognose 2015“ wird sogar davon<br />

aufgegangen, dass der PKW-Bestand bis zum<br />

Jahr 2015 auf 49,8 Millionen steigen wird.<br />

Ein PKW belastet die <strong>Umwelt</strong> in vielerlei<br />

Hinsicht: Einerseits durch Luftverschmutzung,<br />

Energieverbrauch und Lärm sowie andererseits<br />

durch den Flächenverbrauch für die notwendige<br />

Verkehrsinfrastruktur sowohl für den rollenden<br />

als auch den ruhenden Verkehr, denn die<br />

meiste Zeit des Tages steht das Fahrzeug still.<br />

Ein Personenkraftwagen braucht mehr<br />

Siedlungsfläche als ein Kind zum Spielen zur<br />

Verfügung hat.<br />

Die geparkten Fahrzeuge beeinträchtigen die<br />

Aufenthaltsqualität öffentlicher Räume.<br />

Vielerorts sind die Straßen in Wohngebieten<br />

zugeparkt.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Gleichberechtigung aller Verkehrsmittel<br />

<strong>Umwelt</strong>- & Gesundheitsverträglichkeit des<br />

Verkehrs in <strong>Viernheim</strong> fördern.<br />

Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen,<br />

Senioren und mobilitätsbehinderte Menschen<br />

sind besonders zu beachten.<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Dem Bedürfnis nach persönlicher Mobilität hält<br />

die Infrastruktur der meisten Städte und<br />

Gemeinden kaum noch Stand. Konzepte im<br />

Sinne einer nachhaltigen Mobilität sind dringend<br />

erforderlich. In ländlichen Regionen ist der PKW<br />

unverzichtbar. Dagegen sollte in städtischen<br />

Regionen und Ballungsgebieten auf eine<br />

stadtverträgliche Kombination der<br />

Verkehrsmittel gesetzt werden. Angesichts der<br />

Verkehrsprognosen kann es schon als Erfolg<br />

gewertet werden, wenn die PKW-Dichte nicht<br />

zunimmt.<br />

In <strong>Viernheim</strong> ist für die letzten drei Jahre eine<br />

moderate Zunahme zu verzeichnen. Dafür<br />

liegen wir aber um einiges über dem<br />

Durchschnittswert des DUH-Wettbewerbs von<br />

556,1. Bester Wert DUH-Wettbewerb 478,5,<br />

schlechtester Wert 799,3.


Verkehrsunfälle mit Kindern<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst die Zahl der Kinder, die<br />

bei Verkehrsunfällen vor Ort verletzt oder<br />

getötet wurden, bezogen auf die Zahl aller<br />

Kinder.<br />

Anzahl der bei Verkehrsunfällen verletzten<br />

oder getöteten Kinder pro 1000 Kinder<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

3,3<br />

keine<br />

Daten<br />

vor-<br />

handen<br />

3,9<br />

3,6<br />

3,1<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Datenquelle:<br />

Polizeistation Lampertheim/<strong>Viernheim</strong><br />

Hintergrund:<br />

Kinder sind im Vergleich zu anderen<br />

Bevölkerungsgruppen unverhältnismäßig häufig<br />

von Verkehrsunfällen betroffen. Im Jahr 2002<br />

wurden bei Verkehrsunfällen 41047 Kinder bis<br />

unter 15 Jahren verletzt und <strong>21</strong>6 Kinder getötet.<br />

In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der im<br />

Straßenverkehr verunglückten Kinder um 54 %<br />

zurückgegangen (bundesweit). Die Sicherheit<br />

von Kindern im Straßenverkehr sollte einer<br />

zukünftsfähigen Kommune ein besonderes<br />

Anliegen sein. Denn die Möglichkeit, sich zu<br />

Fuß oder mit dem Rad innerhalb ihrer<br />

Kommune zu bewegen, bietet für Kinder viele<br />

Vorteile. Laufen oder Rad fahren unterstützen<br />

die Entwicklung der Kinder, geben ihnen<br />

Selbstvertrauen, stärken ihre<br />

Konzentrationsfähigkeit und entwickeln das<br />

Sozialverhalten. Alltägliche Wege wie der<br />

Schulweg dienen gleichzeitig als Lern- und<br />

Erlebnisraum. Eine Kommune kann<br />

verschiedene planerische und technische<br />

Maßnahmen umsetzen, die wirkungsvoll und<br />

dauerhaft die Verkehrssicherheit erhöhen.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Die sichere, selbständige Bewegungsmöglichkeit<br />

für Kinder ist ein Indikator für die<br />

selben Ziele wie sie bei den Indikatoren<br />

Fahrradwege und PKW-Dichte genannt wurden.<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Mit seiner Zeitreihe liegt <strong>Viernheim</strong> eigentlich<br />

gut im bundesdeutschen Durchschnitt (3,20).<br />

Der DUH-Durchschnittswert beträgt 3,39, bester<br />

Wert war 0,25, schlechtester 5,52. Je höher die<br />

Unfallquote, desto höher ist der<br />

Handlungsbedarf in den betreffenden Städten<br />

und Gemeinden, den Verkehrsraum sicherer zu<br />

gestalten.<br />

23


Vereinsleben<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst die Zahl der<br />

eingetragenen Vereine mit Sitz am Ort bezogen<br />

auf die Einwohnerzahl.<br />

Zahl der eingetragenen<br />

Vereine pro 1000 Einwohner<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Datenquelle:<br />

eigene Erhebung<br />

24<br />

5,1<br />

2005<br />

Hintergrund:<br />

Bürgerschaftliches Engagement und soziales<br />

Leben in Freizeitgruppen hält die Gesellschaft<br />

zusammen.<br />

Laut eines Freiwilligensurveys*, den das<br />

Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest<br />

Sozialforschung im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend im Jahr 2004 durchführte, gehören<br />

Sport, Kindergarten/Schule, Kultur und Religion<br />

auch weiterhin zu den wichtigsten Bereichen<br />

des Engagements. In den letzten 20 Jahren hat<br />

sich aber ein Wandel hinsichtlich der Form des<br />

bürgerschaftlichen Engagements vollzogen. Die<br />

Menschen sind nicht nur in Vereinen, im<br />

Gemeinderat und bei der freiwilligen Feuerwehr<br />

aktiv, sondern zunehmend auch in befristeten<br />

Projekten. Die Zahl aller eingetragenen Vereine<br />

bildet keineswegs umfassend das vielfältige<br />

kulturelle Angebot vor Ort ab. Kirchenchöre,<br />

Schülerarbeitsgemeinschaften, Bürgerinitiativen,<br />

Elternbeiräte und Gemeinderäte<br />

tragen ebenso zu einem lebendigen Gemeinschaftsleben<br />

bei und sind ein Abbild des<br />

ehrenamtlichen Engagements vor Ort.<br />

Die Zahl der eingetragenen Vereine ist aber der<br />

einzige den Konstrukteuren von Indikatorensets<br />

bekannte Wert zu diesem Themenfeld, der<br />

bundesweit einigermaßen zuverlässig erhoben<br />

werden kann und der es erlaubt, Städte und<br />

Gemeinden in ganz Deutschland zu<br />

vergleichen.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Förderung ehrenamtliches Engagement<br />

Attraktivität der <strong>Stadt</strong> als Wohnort<br />

Attraktivität für Familien<br />

Lebendiges Gemeinschaftsleben<br />

Sozialer Ausgleich<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Aussagekräftiger für <strong>Viernheim</strong> wäre wohl eine<br />

Zeitreihe. Dies scheiterte aber an der<br />

Schwierigkeit der Datenbeschaffung. Beim<br />

Amtsgericht wird nur eine Liste über den<br />

gesamten Amtsgerichtsbezirk geführt. Ein<br />

Herausziehen der <strong>Viernheim</strong>er Vereine war<br />

nach Auskunft der Vereinsregisterstelle nicht<br />

möglich. Die hier zugrunde gelegte Zahl wurde<br />

per Hand aus dem aktuellen Vereinsregister<br />

abgezählt. Der Durchschnittswert im DUH-<br />

Wettbewerb lag bei 6,09. Bester Wert war<br />

18,44, schlechtester Wert war 2,04.<br />

*)a Survey is a more or less systematic search for relevant<br />

data of a specific field.<br />

Quelle www. wikipedia.org


Bevölkerungsentwicklung<br />

Definition:<br />

• Der Indikator setzt sich aus zwei<br />

Teilindikatoren zusammen, und zwar<br />

dem Wanderungssaldo (Zahl der Zuzüge im<br />

Verhältnis zu der Zahl der Wegzüge in<br />

einem Jahr bezogen auf die Einwohnerzahl)<br />

und<br />

• dem Anteil der Vorschulkinder an den<br />

Einwohnern einer Kommune<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

Wanderungssaldo pro 1000 Einwohner<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

4,77<br />

0,63 0,88<br />

11,98<br />

11,72<br />

1,35<br />

6,03<br />

0,92<br />

4,06<br />

1995 1996 1997<br />

-1,67<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Datenquelle:<br />

Hess. Stat. Landesamt<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Anteil der Vorschulkinder an den<br />

Einwohnern in Prozent<br />

6 5,8 5,9 5,9 5,6 5,4<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Hintergrund:<br />

Nach einer Bevölkerungsvorausberechnung der<br />

Bertelsmann-Stiftung ist <strong>Viernheim</strong> in den<br />

Jahren 1996 – 2003 um 3,1 % gewachsen. Die<br />

Bertelsmann-Prognose für 2020 liegt bei 2,9 %<br />

Bevölkerungswachstum.<br />

Prof. Gans geht in seiner Bevölkerungsvorausberechnung<br />

für <strong>Viernheim</strong> von einer Zunahme<br />

bis 2020 um ca. 5 % aus.<br />

Nach einer allgemeinen Bevölkerungsvorausberechnung<br />

wird die Bevölkerungszahl in<br />

Deutschland von zur Zeit 82,5 Millionen<br />

Einwohnern schrumpfen. Je nach Variante der<br />

Vorausberechnung wird die Bevölkerungszahl<br />

bis zum Jahr 2050 zwischen 67 und 81<br />

Millionen betragen.<br />

Für eine vorausschauende Kommunalentwicklung<br />

ist der Wanderungssaldo ein wichtiger<br />

Indikator. Er ist von entscheidender Bedeutung<br />

in der Fortschreibung des Flächennutzungplans<br />

und in der Ausweisung von Baugebieten.<br />

Sowohl ein positiver als auch ein negativer<br />

Wanderungssaldo stellen Städte und Gemeinden<br />

vor große Herausforderungen. Der Anteil<br />

der Vorschulkinder ist ein entscheidender Wert,<br />

der Aufschluss über die Bevölkerungszusammensetzung<br />

gibt.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Attraktivität der <strong>Stadt</strong> als Wohnort<br />

Attraktivität der <strong>Stadt</strong> für Familien<br />

Bedarfsorientiertes Wohnraumangebot<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

<strong>Viernheim</strong> weist beim Indikator Wanderungssaldo<br />

ziemliche Schwankungen auf, vor allem in<br />

der Reihe nach 2000. Dies dürfte wohl auch mit<br />

Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zu tun<br />

haben. Die beiden extremen Zunahmespitzen in<br />

den Jahren 1999 und 2000 sind durch die Bezugsfertigkeit<br />

des Bannholzgrabens erklärbar.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />

bei 0,5. Bester Wert 15,3 schlechtester Wert<br />

– 40,3. Bei dem Indikator: „Anteil der Vorschulkinder“<br />

lag der Durchschnittswert im DUH-<br />

Wettbewerb bei 6,4 %. Bester Wert 8,1 %,<br />

schlechtester Wert 2,9 %.<br />

25


Kriminalitätsrate<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst die Zahl der bekannt<br />

gewordenen Gewaltdelikte und Straftaten vor<br />

Ort (Tatort) bezogen auf die Einwohnerzahl.<br />

Hintergrund:<br />

Sicherheit ist eines der fundamentalsten<br />

Bedürfnisse der Bevölkerung. Eine hohe<br />

Kriminalitätsrate und ein gestörtes<br />

Sicherheitsempfinden beeinträchtigen das<br />

Wohlbefinden vor Ort.<br />

Bei der Prävention von Kriminalität sind Städte<br />

und Gemeinden besonders gefordert.<br />

<strong>Stadt</strong>teile mit besonderen sozialen Problem-<br />

feldern wie hoher Arbeitslosigkeit und mit einer<br />

Konzentration gesellschaftlicher Randgruppen<br />

26<br />

können sich zu kriminellen Brennpunkten<br />

entwickeln. Zudem kann die Kriminalitätslage<br />

als negativer „weicher“ Standortfaktor einer<br />

Kommune deren Image und damit unter<br />

Umständen Standortentscheidungen von<br />

Unternehmen beeinflussen und die Erwerbslage<br />

der lokalen Wirtschaft beeinträchtigen. Städte<br />

mit hoher Kriminalitätsrate werden nicht gern als<br />

Wohnort gewählt.<br />

Städte und Gemeinden können mit ihrer<br />

Jugend-, Sozial- und Familienpolitik zur<br />

Ursachenbekämpfung beitragen. Auch bei der<br />

Bauleitplanung können Kommunen<br />

Rahmenbedingungen für ein zukünftiges<br />

Quartier in dem sich die Bewohner sicher fühlen<br />

berücksichtigen.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Eine niedrige Kriminalitätsrate dient den<br />

gleichen Zielen wie sie bei den Indikatoren<br />

Vereinsleben und Bevölkerungsentwicklung<br />

genannt wurden.<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

In den DUH-Wettbewerben waren in der<br />

Teilnehmerklasse der mittelgroßen Städte und<br />

Gemeinden etwas mehr Straftaten gegen das<br />

Leben zu finden als in den Großstädten.<br />

Der Durchschnittswert aus den DUH-<br />

Wettbewerben (2000 – 2002) lag bei 0,06, der<br />

beste Wert bei 0,00, der schlechteste bei 0,19 in<br />

der Kategorie bis 100.000 Einwohner. Beim<br />

Teilindikator „Straftaten gegen die sexuelle<br />

Selbstbestimmung liegt der Durchschnittswert<br />

aus den DUH-Wettbewerben bei 0,59. Bester<br />

Wert bei 0,08, schlechtester Wert bei 1,15<br />

Rohheitsdelikte wie Raub und Körperverletzung<br />

sowie Straftaten gegen die persönliche Freiheit<br />

haben im Zeitraum 2000 bis 2002 bundesweit<br />

zugenommen.<br />

Der Durchschnittswert aus den DUH-<br />

Wettbewerben lag bei 7,04, der beste Wert bei<br />

1,02, der schlechteste Wert bei 14.<br />

<strong>Viernheim</strong> hat in allen drei Teilindikatoren gegen<br />

Ende der Zeitreihe Zuwächse zu verzeichnen.<br />

Datenquelle:<br />

Polizeistation Lampertheim/<strong>Viernheim</strong>


Kinder mit Übergewicht<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst die Zahl der Kinder mit<br />

Übergewicht bezogen auf die Zahl aller im<br />

Rahmen von Schuleingangsuntersuchungen<br />

untersuchten Kindern:<br />

Übergewichtige Kinder in % aus den<br />

Schuleingangsuntersuchungen<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

12<br />

*)<br />

18<br />

9,9 9,7<br />

2001 2002 2003 2004 2005<br />

*) keine Werte vorhanden<br />

Datenquelle:<br />

Schuleingangsuntersuchungen, Gesundheitsamt<br />

Heppenheim<br />

Hintergrund:<br />

Immer mehr Kinder in Deutschland leiden unter<br />

Übergewicht oder krankhafter Fettsucht. Neuere<br />

Studien belegen, dass 10 bis 20 Prozent aller<br />

Kinder und Jugendlichen übergewichtig sind.<br />

Bei 7 bis 8 Prozent aller Kinder und Jugendlichen<br />

liegt eine Adipositas vor, d.h. sie sind<br />

stark übergewichtig.<br />

Fettzellen, die in der Kindheit angelegt werden<br />

bleiben zeitlebens bestehen. Viele<br />

ernährungsbezogenen Verhaltensweisen, die in<br />

der Kindheit gelernt werden, sind im<br />

Erwachsenenleben nur äußerst mühsam oder<br />

gar nicht zu verändern. Eine Studie der<br />

Deutschen Sporthochschule Köln aus dem Jahr<br />

2001 zeigt, dass übergewichtige Kinder bereits<br />

im Alter von 8 bis 12 Jahren unter psychischen<br />

Belastungen (zu 90 Prozent), unter Haltungs-<br />

und Bewegungsschäden (zu 86 Prozent), unter<br />

Antriebs- und Lustlosigkeit (zu 77 Prozent),<br />

unter einem erhöhten Cholesterinspiegel (zu 53<br />

Prozent) und Bluthochdruck (zu 44 Prozent)<br />

leiden.<br />

Ein Großteil aller Erkrankungen im<br />

Erwachsenenalter ist unter anderem auf falsche<br />

Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsmangel<br />

und daraus resultierendem Übergewicht<br />

zurückzuführen. Dazu gehören Herz-<br />

Kreislauferkrankungen, Diabetes und<br />

Erkrankungen des Muskel-Skelettapparates.<br />

Diese, oft als Zivilisationskrankheiten<br />

bezeichneten Krankheiten belasten die<br />

gesetzlichen Krankenversicherungen und damit<br />

rund 90 Prozent der Gesellschaft mit Kosten in<br />

Milliardenhöhe. Die Ausgaben für die<br />

Behandlung solcher Schäden werden nach<br />

Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung<br />

Bayerns in 20 bis 30 Jahren explodieren. Die<br />

Prävention von Übergewicht ist daher keine<br />

„ästhetische Frage“, sondern vielmehr eine<br />

Frage der Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft.<br />

Es gehört deshalb zum Selbstverständnis einer<br />

„zukunftsfähigen Kommune“, entsprechende<br />

präventive Maßnahmen/Angebote, die zur<br />

Steigerung der sportlichen Aktivitäten sowie zur<br />

Änderung der Ernährungsgewohnheiten<br />

beitragen, zu unterstützen.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong><br />

Gesundheitsförderung<br />

Entwicklung & Interpretation<br />

Der Durchschnittswert dieses Indikators lag im<br />

DUH-Wettbewerb bei 11,6 %. Bester Wert war<br />

4,7 %, schlechtester Wert 33 %.<br />

27


Flächen zur Erholung<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst die Größe der Flächen<br />

zur Erholung, bezogen auf die Einwohnerzahl.<br />

Quadratmeter Erholungsfläche innerhalb der<br />

Siedlungsfläche pro Einwohner:<br />

<strong>21</strong><br />

18<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

18,5<br />

20,77<br />

2000 2004<br />

Quadratmeter Erholungsfläche außerhalb<br />

der Siedlungsfläche pro Einwohner<br />

28<br />

1100<br />

900<br />

700<br />

500<br />

932 919,7<br />

2000 2004<br />

Hintergrund:<br />

Die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit ist in<br />

den vergangenen 20 Jahren ständig<br />

zurückgegangen. Damit hat sich der Spielraum<br />

für Freizeitaktivitäten vergrößert. Flächen zur<br />

Erholung sind für eine gesunde und naturnahe<br />

Freizeitgestaltung sehr wichtig. Sie können<br />

vielfältig genutzt werden, z. B. zum Jogging,<br />

zum Spazierengehen, für Ballspiele oder als<br />

Liege- und Ruhewiesen etc.. Erholungsflächen<br />

haben eine körperliche und seelische<br />

Ausgleichsfunktion und wirken stressentlastend.<br />

Insbesondere für Kinder und ältere Menschen<br />

ist das Angebot wohnortnaher Erholungsflächen<br />

wie Spielplätze, Grünanlagen, Parks etc. von<br />

hohem Wert. Erholungsräume sind ein wichtiger<br />

„weicher“ Standortfaktor von Städten und<br />

Gemeinden. In Großstädten wird oft mit den<br />

innerstädtischen Grünanlagen als Lebensqualität<br />

für das Wohnen in der <strong>Stadt</strong> geworben.<br />

Im ländlichen Raum werden meist die<br />

Naturräume rund um die Gemeinde<br />

herausgestellt.<br />

Datenquelle:<br />

Hess. Stat. Landesamt<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Attraktivität der <strong>Stadt</strong> als Wohnort<br />

Attraktivität der <strong>Stadt</strong> für Familien<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Laut Definition der Statistischen Landesämter<br />

umfasst der Begriff „Erholungsfläche“ folgende<br />

Flächen: Parkanlagen, Sportplätze, Freibäder,<br />

Tennisplätze, botanische und zoologische<br />

Gärten, Spielplätze, Wildgehege, Kleingärten,<br />

Grünanlagen und Campingplätze.<br />

Der zweite Teilindikator "Erholungsflächen<br />

außerhalb der Siedlungsfläche“ enthält das<br />

Grünland, die Moorfläche, die Heidefläche, die<br />

Waldfläche und die Wasserfläche.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb für<br />

den ersten Teilindikator betrug 34,6. Bester<br />

Wert 75,2; schlechtester Wert 12,2.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb für<br />

den zweiten Teilindikator beträgt 861,5; bester<br />

Wert 3919,6; schlechtester Wert 110,4.


Leitkategorie: Soziale Gerechtigkeit<br />

In der älteren philosophischen und theologischen Diskussion wurde die Idee<br />

der Gerechtigkeit als grundlegendes Ordnungsprinzip der Gesellschaft<br />

entfaltet.<br />

Schon in der Weimarer Republik wurde in Artikel 151 der Grundsatz der<br />

sozialen Gerechtigkeit in Deutschland proklamiert: „Die Ordnung des<br />

Wirtschaftslebens muss den Grundsätzen der Gerechtigkeit mit dem Ziele<br />

der Gewährleistung eines menschenwürdigen Lebens für alle entsprechen.“<br />

Die Bundesrepublik Deutschland orientiert sich ebenfalls an dem Ziel der<br />

sozialen Gerechtigkeit. Sie hat in den Grundgesetzartikeln 3, 20 und 28<br />

(GG) sowohl die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz, die<br />

Gleichberechtigung von Männern und Frauen, das Verbot von<br />

Benachteiligung oder Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Heimat,<br />

Herkunft, Glauben oder Anschauung formuliert wie auch das<br />

Sozialstaatsprinzip.<br />

Insbesondere die Sozialpolitik bemüht sich um die Durchsetzung sozialer<br />

Gerechtigkeit, das heißt Start- und Verteilungsgerechtigkeit. Heute im<br />

Zeitalter der Globalisierung und des Neoliberalismus wird die<br />

Verteilungsgerechtigkeit zunehmend in Frage gestellt.<br />

Umverteilungsprozesse im Sinne der Nachhaltigkeit sollten eben auch<br />

berücksichtigen, dass zwischen sozialer Gerechtigkeit und anderen<br />

Grundwerten wie Freiheit, Selbstverantwortung, Solidarität und<br />

Subsidiarität enge Zusammenhänge bestehen.<br />

Solidarität als Bereitschaft, sich für andere mitverantwortlich zu fühlen, darf<br />

nicht durch Nutzenmaximierer und die fehlende Übernahme von<br />

Selbstverantwortung überbeansprucht werden.<br />

Anspruchsdenken und Egoismus gefährden die Solidarität. Zur Übernahme<br />

von Selbstverantwortung muss man jedoch befähigt werden, die<br />

Selbstverantwortung bedarf deshalb der Ergänzung durch Solidarität.<br />

Die Leitkategorie „Soziale Gerechtigkeit“ versucht, anhand von neun<br />

Indikatoren diese verschiedenen Aspekte abzubilden:<br />

• Betreuung von Kindern<br />

• Geschlechtergerechtigkeit<br />

• Kommunales Engagement für Jugendliche<br />

• Engagement für Behinderte<br />

• Bezahlbarer Wohnraum<br />

• Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt<br />

• Bildungschancen für Migranten<br />

• Kommunales Eine-Welt-Engagement<br />

• Einrichtung für Kinder und Jugendliche<br />

In dieser Kategorie wurde im <strong>Viernheim</strong>er Nachhaltigkeitbericht auf die<br />

Bearbeitung der Indikatoren „Engagement für Behinderte“ und<br />

„Einrichtungen für Kinder und Jugendliche“ verzichtet.<br />

Gründe sind auch hier Schwierigkeiten bei der Erhebung.<br />

29


Kommunales Engagement für Kinder und Jugendliche<br />

Definition:<br />

Der Indikator misst die Höhe der kommunalen<br />

Ausgaben für die Jugendarbeit sowie<br />

kommunale Zuschüsse an freie Träger der<br />

Jugendarbeit bezogen auf die Zahl aller<br />

Jugendlichen.<br />

Höhe der kommunalen Ausgaben für die<br />

Jugendarbeit sowie kommunale Zu-<br />

schüsse in Euro an freie Träger bezogen<br />

pro Kind oder Jugendlicher zwischen 10<br />

und 18 Jahren<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

41<br />

53<br />

61 62 63<br />

70<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Datenquelle:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Fachbereich Jugend-<br />

förderung<br />

30<br />

Hintergrund:<br />

Häufig werden die pädagogischen Leistungen<br />

der Jugendarbeit unterschätzt. Nach Ansicht<br />

von Prof. Dr. Kolbmüller werden sie oft „auch<br />

nur unter dem Gesichtspunkt Prävention<br />

betrachtet, also daran gemessen, wie viele<br />

Kinder und Jugendliche von Straftaten oder<br />

anderen unerwünschten Dingen abgehalten<br />

werden. Dabei ist die Fachwelt sich inzwischen<br />

einig, dass Jugendarbeit auch einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Jugendbildung leistet.<br />

Er ist schwerer zu messen als der Beitrag der<br />

Schule. Seit den Pisa-Studien wissen wir aber,<br />

dass schulischer Erfolg oft Voraussetzungen<br />

hat, die Schule allein nicht herstellen kann. Er<br />

setzt immer auch die Förderung informeller<br />

Bildungsprozesse voraus, die ja das eigentliche<br />

Feld von Jugendarbeit sind.“<br />

Im Sinne einer zukunftsfähigen<br />

Kommunalentwicklung, ist eine kommunale<br />

Jugendarbeit von daher unverzichtbar.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Weiterentwicklung als kinder- und<br />

jugendfreundliche <strong>Stadt</strong><br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Die Ausgaben für die Jugendhilfe werden bei<br />

diesem Indikator nicht erfasst, da die<br />

Kommunen auf die Höhe der Jugendhilfe nur<br />

einen geringen Einfluß haben.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb liegt<br />

bei 153 Euro; der beste Wert bei 384; der<br />

schlechteste Wert bei 33 Euro.


Betreuung von Kindern<br />

Definition:<br />

Der Indikator misst die Zahl der Plätze:<br />

• in Kinderkrippen, bezogen auf die Kinder<br />

von eins bis unter drei Jahren<br />

• in Kindergärten und Kindertagesstätten<br />

bezogen auf die Kinder von drei bis unter<br />

sechs Jahren und<br />

• in Horten und vergleichbaren Einrichtungen,<br />

bezogen auf die Kinder von sechs bis unter<br />

13 Jahre.<br />

Datenquelle:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Sozialamt<br />

Hintergrund:<br />

Hinsichtlich der Angebote der Kinderbetreuung<br />

befindet sich Deutschland im europäischen<br />

Vergleich im Mittelfeld.<br />

Während die Ausstattung mit Kindergartenplätzen<br />

deutschlandweit fast einer Vollversorgung<br />

entspricht, sieht es in den anderen Altersgruppen<br />

nicht gut aus.<br />

In Westdeutschland waren für 2,2 % der Kinder<br />

bis drei Jahren und für 5,1 % der Altersgruppe<br />

von 6 – 10 Jahren Betreuungsplätze verfügbar.<br />

In Schweden dagegen waren für 33 % der Kinder<br />

bis unter 3 Jahren und für 64 % der Kinder<br />

in der Altersgr. von 6 bis 10 Jahren Betreuungspl.<br />

vorhanden. Ein ausreichendes Angebot<br />

von Betreuungsmöglichkeiten ist vor allem für<br />

Alleinerziehende von großer Bedeutung. Für<br />

diese Gruppe ist eine Verbesserung des Angebots<br />

dringend erforderlich, da die Zahl der Alleinerziehenden<br />

deutschlandweit seit 1996 um<br />

drei Prozent angestiegen ist.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Weiterentwicklung als kinder- und jugendfreundliche<br />

<strong>Stadt</strong>.<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb bei<br />

Krippenpl. lag bei 16; bester Wert bei 66;<br />

schlechtester Wert bei 1. Die relativ hohen Werte<br />

bei den Krippenpl. im DUH-Wettbewerb erklären<br />

sich durch die Beteiligung ostdt. Kommunen<br />

am Wettbewerb. In <strong>Viernheim</strong> werden in 2006<br />

nochmal 30 Krippenpl. geschaffen, so daß dann<br />

65 Krippenpl. zur Verfügung stehen. Bei den<br />

Kindergartenpl. lag der Durchschnittswert bei<br />

107, der beste Wert bei 134 und der schlechteste<br />

bei 88.<br />

Bei den Hortplätzen bzw. vergleichbaren Einrichtungen<br />

lag der Durchschnittswert bei 9, der<br />

beste Wert bei 49, der schlechteste Wert bei<br />

0,2.<br />

31


Geschlechtergerechtigkeit<br />

Definition:<br />

Der Indikator misst den Anteil von Frauen und<br />

Männern<br />

• in Leitungspositionen in der Kommunalverwaltung<br />

und<br />

• in den Kommunalparlamenten<br />

Abweichung des Anteils von Frauen und<br />

Männern an der Zahl aller Angestellten und<br />

Beamten in Leitungspositionen in der<br />

Kommunalverwaltung im Verhältnis<br />

50%:50%<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Datenquelle:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Hauptamt, Abtlg. Personal<br />

32<br />

28,65<br />

31,<strong>21</strong><br />

24,65<br />

23,00<br />

23,76 23,76<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Abweichung des Anteils von Frauen und<br />

Männern an der Zahl der gewählten<br />

Mandatsträger im Verhältnis von 50%:50%<br />

34,5<br />

32,3 32,3<br />

30,0<br />

34,5 34,5<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Hintergrund:<br />

In der <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> von Rio 1992 wird die Erhöhung<br />

des Frauenanteils bei politischen Entscheidungsträgern<br />

gefordert. Im deutschen<br />

Bundestag liegt der Frauenanteil derzeit bei<br />

31,6 % Im alten Bundestag lag er bei 32,2 %.<br />

Nur fünf von 15 Bundesministern sind Frauen<br />

(früher 5 von 14 Ministern). Dafür ist der Bundeskanzler<br />

weiblich.<br />

Im Mikrozensus 2000 gaben nur elf Prozent der<br />

abhängig beschäftigten Frauen an, als Führungskraft<br />

oder mit herausgehobener Tätigkeit<br />

beschäftigt zu sein. Bei den abhängig erwerbstätigen<br />

Männern waren es 20 %. Dies variiert je<br />

nach Altersklasse. In der Altersgruppe der unter<br />

30-Jährigen waren Frauen und Männer mit jeweils<br />

sieben Prozent als Führungskräfte gleich<br />

stark vertreten. Bei den Männern steigt diese<br />

Rate mit zunehmendem Alter.<br />

Der Karriereknick von Frauen im Alter von 30<br />

bis 45 Jahren ist vor allem familiär bedingt.<br />

In einer zukunftsfähigen Kommune sollten<br />

gleich viele Frauen wie Männer in verantwortlichen<br />

Positionen in Politik, Kommunalverwaltung<br />

und Unternehmen tätig sein.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Gleichberechtigte Besetzung in Kommunalpolitik,<br />

Verwaltung, Gremien, Vereinen und öffentlichen<br />

Einrichtungen.<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Bei der Bewertung des Indikators wurde das<br />

Verhältnis von 50 Prozent zu 50 Prozent als<br />

Orientierungsrahmen für Geschlechtergerechtigkeit<br />

in Politik und Verwaltung zugrunde gelegt.<br />

In der Regel sind es Männer, die die Mehrheit<br />

in den Leitungspositionen in der Verwaltung<br />

und Parlamenten haben.<br />

Beim Lesen der Werte ist zu beachten, dass<br />

immer nur die Abweichung vom Verhältnis<br />

50% zu 50% angegeben wird.<br />

Lesehilfe:<br />

So ist der beste Wert im DUH-Wettbewerb<br />

(10%) so zu verstehen, dass dort 60% der<br />

Männer und 40% der Frauen Leitungspositionen<br />

in der Kommunalverwaltung innehaben.<br />

Verwaltung: Durchschnittswert im DUH-Wettbe-<br />

werb 31,5; bester Wert 10 %; schlechtester<br />

Wert 50 %. Hier liegt <strong>Viernheim</strong> mit 23,76 %<br />

deutlich über dem Durchschnitt.<br />

Parlament: Durchschnittswert 22,1%; bester<br />

Wert 2,5 %; schlechtester Wert 36,5%. <strong>Viernheim</strong><br />

liegt hier mit 34,5% deutlich unter dem<br />

Durchschnitt.


Bezahlbarer Wohnraum<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst den Anteil der Haushalte,<br />

die Wohngeld empfangen, an der Zahl aller<br />

Haushalte.<br />

Anteil der Haushalte, die Wohngeld<br />

empfangen, an der Gesamtzahl<br />

der Haushalte in Prozent<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

5,2<br />

7<br />

8,5<br />

7<br />

8,7<br />

3,6<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Datenquelle:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Sozialamt<br />

Hintergrund:<br />

Das Wohngeld ist ein staatlicher Zuschuss für<br />

Mieter oder Eigentümer, die sich durch ein zu<br />

geringes Einkommen angemessenen<br />

Wohnraum nicht leisten können. Die Höhe des<br />

Wohngeldes hängt ab von der Zahl der zum<br />

Haushalt gehörenden Familienmitglieder, der<br />

Höhe des Gesamteinkommens und der Höhe<br />

der Miete bzw. der Belastung durch Kredite. Im<br />

Jahr 2002 bezogen 1.960.004 Haushalte in<br />

Deutschland allgemeines Wohngeld, das sind<br />

fünf Prozent der Haushalte.<br />

Die Zahl der Wohngeldempfänger ist ein<br />

Zeichen dafür, dass sich viele Haushalte ohne<br />

diese finanzielle Unterstützung keinen<br />

angemessenen Wohnraum leisten können.<br />

Dieser Indikator dient daher als ein Indiz für die<br />

Verbreitung von Armut in einer <strong>Stadt</strong> bzw.<br />

Gemeinde.<br />

Der Begriff Armut entzieht sich wegen seiner<br />

Vielschichtigkeit einer allgemeinen Definition.<br />

Wenn man Armut am Einkommen misst, so gilt<br />

allgemein als arm wer unter 50 Prozent des<br />

durchschnittlichen Einkommens bezieht. Im<br />

Jahr 2000 waren das etwa 9 % der<br />

Gesamtbevölkerung. Nach dieser Definition<br />

können nicht nur Arbeitslose als<br />

einkommensarm gelten, sondern auch<br />

Erwerbstätige, die ein sehr geringes<br />

Einkommen haben.<br />

Die Armutsquote nach dem Einkommen kann<br />

auf Bundesebene berechnet werden, auf der<br />

Ebene der Städte und Gemeinden ist dies<br />

jedoch nicht möglich.<br />

Die Zahl der Wohngeldempfänger ist deshalb<br />

geeignet, um Armut annähernd abzubilden, weil<br />

alle Bevölkerungsgruppen wie Familien mit<br />

niedrigem Einkommen, Arbeitslose,<br />

Alleinerziehende oder Migranten erfasst<br />

werden.<br />

Durch den Indikator wird indirekt auch das<br />

Mietniveau vor Ort gemessen, denn der Bedarf<br />

an Wohngeld wird dem örtlichen Mietniveau<br />

angepasst. So wird einerseits gemessen, wie<br />

viele Haushalte sich angemessenen Wohnraum<br />

nicht leisten können, zum anderen wird<br />

ermittelt, ob bezahlbarer Wohnraum zur<br />

Verfügung steht.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Sozialer Ausgleich (Leitbild)<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Der Durchschnittswert beim DUH-Wettbewerb<br />

lag bei 8,6 %. Bester Wert bei 3,6 %.<br />

Schlechtester Wert bei 18,0 %.<br />

Der Rückgang der <strong>Viernheim</strong>er Zahlen in 2005<br />

ist mit der Einführung von Hartz IV zu erklären.<br />

Die Bezieher von Arbeitslosengeld II und der<br />

Grundsicherung im Alter haben keinen<br />

Anspruch mehr auf Wohngeld in dieser Form.<br />

33


Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst die Zahl der Empfänger<br />

von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt bezogen<br />

auf die Einwohnerzahl<br />

Anteil der Kinder von 0 –13 in Sozialhilfeempf.haush.<br />

am Gesamt der Kd. 0 - 13, bzw. für<br />

2005 Anteil der Kinder von 0 – 10 in Hartz IV-<br />

Haush.<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

10,25 11,75 13,46<br />

17,4<br />

1999 2000 2001 2005<br />

Anteil der Empfänger von laufender Hilfe<br />

zum Lebensunterhalt an der Gesamt-<br />

zahl aller Einwohner in Prozent<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

3,4<br />

4,4 4,9 4,7 4,4 4,6 4,7 4,7 4,8<br />

1993 1996 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Datenquelle:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Neue Wege Kreis Bergstraße<br />

34<br />

Hintergrund:<br />

„Die Sozialhilfe hat die Funktion, in Not geratene<br />

Menschen ohne anderweitige Unterstützung<br />

eine der Menschenwürde entsprechende Lebensführung<br />

zu ermöglichen.“ Der errechnete<br />

Bedarf schwankte 2001 zwischen durchschnittlich<br />

581 Euro monatlich für einen Ein-Personen-<br />

Haushalt und € 1343 für ein Ehepaar mit zwei<br />

Kindern.<br />

Mit der Einführung von Hartz IV am 1. Januar<br />

2005 bekommen alle erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger<br />

Arbeitslosengeld II, das der Sozialhilfe<br />

vergleichbar ist. Die bisherigen Arbeitslosenhilfeempfänger<br />

bekommen ebenfalls „Arbeitslosengeld<br />

II“. Die nicht erwerbsfähigen<br />

Sozialhilfeempfänger werden auch weiterhin<br />

Sozialhilfe beziehen. Damit sind die bisherigen<br />

Daten zu Sozialhilfeempfängern mit den zukünftigen<br />

verfügbaren Daten nicht mehr vergleichbar.<br />

Im Jahr 2001 lag die Zahl der Sozialhilfeempfänger<br />

bundesweit bei 2,7 Mill. Personen. Dies.<br />

entspricht einer Sozialhilfequote von 3,3 Prozent.<br />

Bundesweit<br />

gesehen waren 2001 37 % Prozent der Sozialhilfeempfänger<br />

Kinder und Jugendliche unter 18<br />

Jahren. 56 % Frauen und 22 % Ausländer.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Sozialer Ausgleich (Leitbild)<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Der Indikator sollte vor allem im Zusammenhang<br />

mit den Indikatoren „Bezahlbarer Wohnraum“<br />

und „Arbeitslosigkeit“ betrachtet werden,<br />

denn die Sozialhilfe bildet nicht alle Fälle „armer<br />

Haushalte“ in der Kommune ab. Nicht alle Menschen<br />

nehmen ihre berechtigten Ansprüche<br />

wahr. Es ist nicht bekannt, um wie viele Personen<br />

es sich dabei handelt. Nach einer Studie<br />

vom Frankfurter Institut für Sozialberichterstattung<br />

und Lebenslagenforschung im Auftrag<br />

der Caritas (1998) kommt auf einen Sozialhilfeempfänger,<br />

eine Person, die ihre Rechte<br />

nicht wahrnimmt. Der Durchschnittswert in unserer<br />

Klasse im DUH-Wettbewerb lag bei 3,5 %.<br />

Der beste Wert bei 1,1 %; der schlechteste<br />

Wert bei 12,5 %. Informationshalber sei hier<br />

auch die Zahl der Alg II-Bezieher aufgeführt. Im<br />

Febr. 2006 haben in <strong>Viernheim</strong> 3180 Personen<br />

im Alg II-Bezug gelebt. Bezogen auf die Gesamtzahl<br />

der Einwohner ist das eine Quote von<br />

9,7%.<br />

Arbeitslosengeld II umfasst folgende Personenkreise:<br />

Bisherige erwerbsfähige Sozialhilfeempfänger,<br />

bisherige Arbeitslosenhilfeempfänger.<br />

Daher ist dieser Wert nicht mit den anderen<br />

vergleichbar.


Bildungschancen für Migranten<br />

Definition:<br />

Bei diesem Indikator wird der Anteil der<br />

ausländischen und deutschen Schulabgänger<br />

ohne Hauptschulabschluss in Beziehung<br />

gesetzt zur Gesamtzahl der ausländischen bzw.<br />

deutschen Schulabgängern mit<br />

Hauptschulabschluss<br />

Hintergrund:<br />

Im Schuljahr 2002/2003 waren 8,5 % der<br />

Abgänger an allgemein bildenden Schulen in<br />

Deutschland ausländischer Herkunft. 7,9 % der<br />

deutschen Schüler und 19,2 % der<br />

ausländischen Schüler verließen die Schule<br />

ohne Hauptschulabschluss. 24,8 % der<br />

deutschen Schüler und nur 8,9 % der<br />

ausländischen Schüler erreichten die<br />

allgemeine Hochschulreife.<br />

In der Pisa-Studie 2000 wurde die<br />

Lesekompetenz und die mathematischen<br />

Fähigkeiten von Schülern der neunten Klasse<br />

getestet und weltweit verglichen. Laut dieser<br />

Studie schneiden Migrantenkinder in<br />

Deutschland in allen untersuchten<br />

Kompetenzbereichen wesentlich schlechter ab<br />

als Kinder und Jugendliche, deren Väter und<br />

Mütter in Deutschland geboren wurden. Im<br />

internationalen Vergleich der Pisa-Studie<br />

schneidet Deutschland hinsichtlich der<br />

Integration der Migranten sehr schlecht ab.<br />

Mehr als 70 Prozent der jugendlichen<br />

Migranten, die in der Pisa-Studie getestet<br />

wurden, haben vom Kindergarten bis zum Ende<br />

der Pflichtschulzeit durchgehend Bildungseinrichtungen<br />

in Deutschland besucht. Die<br />

Schwäche der Migrantenschüler kann daher<br />

auch als Schwäche des deutschen<br />

Bildungssystems verstanden werden.<br />

Anteil der ausländischen Schulab-<br />

gänger ohne Hauptschulabschluss<br />

an allen ausländischen Hauptschul-<br />

abgängern im Verhältnis zum Anteil<br />

der deutschen Schulabgänger ohne<br />

Hauptschulabschluss an allen<br />

deutschen Schulabgängern<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

4,2<br />

1,7 0,72<br />

2,06<br />

2001 2002 2003 2004<br />

2001 verlassen im Verhältnis zu den Schulabgängern<br />

mit Hauptschulabschluss ca. 2 mal<br />

mehr Migranten die Schule ohne Hauptschulabschluss<br />

als Deutsche.<br />

Datenquellen: FFS, AvH<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

alle Ziele im Handlungsfeld Gleiche Chancen<br />

auf Bildung im Zielbereich Interkulturelles<br />

Zusammenleben<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

In 2002 und 2004 gab es in <strong>Viernheim</strong> keinen<br />

deutschen Hauptschulabgänger ohne<br />

Abschluss. Dies erklärt die relativ hohen<br />

Indikatorenwerte in diesen Jahren.<br />

Im DUH-Wettbewerb betrug der Indikatorenwert<br />

im Schnitt 2,5; bester Wert 0; schlechtester<br />

Wert 8,7. Werte über 2,1 wurden im DUH-<br />

Wettbewerb nur in Städten und Gemeinden der<br />

alten Bundesländer erzielt.<br />

Für das bessere Verständnis des Diagramms<br />

sind hier nochmal die absoluten Werte<br />

der beiden Hauptschulen in <strong>Viernheim</strong><br />

dargestellt.<br />

2001 2002 2003 2004<br />

Schulabgänger<br />

Deutsche 54 63 70 84<br />

Ausländer 31 <strong>21</strong> 39 30<br />

ohne Abschluß<br />

Deutsche 6 0 7 0<br />

Ausländer 10 4 5 2<br />

35


Kommunales Eine-Welt-Engagement<br />

Definition:<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst die Höhe der<br />

kommunalen Ausgaben für<br />

Entwicklungszusammenarbeit bezogen auf die<br />

Einwohnerzahl der Kommune.<br />

Summe der laufenden kommunalen<br />

Ausgaben für das Eine-Welt-En-<br />

gagement in Euro pro 1000 Ein-<br />

wohner<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

386<br />

787<br />

<strong>21</strong> 41<br />

81<br />

223<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Datenquelle:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Fachbereich Jugendförderung<br />

36<br />

Hintergrund:<br />

Etwa jeder fünfte Mensch auf der Erde lebt in<br />

extremer Armut und muss mit weniger als<br />

einem Dollar pro Tag auskommen. Viele der<br />

Ärmsten in dieser Welt sind Kinder. Meistens<br />

bleiben die Kinder armer Eltern arm. Besonders<br />

betroffen sind Frauen und Mädchen. 70 Prozent<br />

der Armen sind weiblich. 2002 wurden nur 0,27<br />

Prozent des Nationaleinkommens in<br />

Deutschland für die Entwicklungshilfe und damit<br />

für die weltweite Armutsbekämpfung<br />

ausgegeben. Seit 1980 ist der Anteil der<br />

Entwicklungshilfe am Nationaleinkommen um<br />

ein Drittel gesunken. Die derzeitige Finanzlage<br />

der Bundesregierung lässt befürchten, dass<br />

dieser Anteil noch weiter sinken wird.<br />

Kommunales Eine-Welt-Engagement wirkt<br />

immer zweifach: zum einen durch die direkte<br />

Hilfe für betroffene Menschen in armen Ländern<br />

und zum anderen durch einen in Gang<br />

kommenden Prozess der Bewusstseinsbildung<br />

vor Ort.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Nicht zu Lasten anderer Völker leben und<br />

handeln<br />

Entwicklung und Interpretation:<br />

DUH-Ergebnisse: Nur 28 der 54<br />

Teilnehmerkommunen mit mehr als 5.000<br />

Einwohnern haben Angaben zum Eine-Welt-<br />

Engagement gemacht. Nur ein ganz geringer<br />

Teil der kommunalen Ausgaben fließt in das<br />

Eine-Welt-Engagement. Gelder für das Eine-<br />

Welt-Engagement werden fast nur im Rahmen<br />

von Städtepartnerschaften ausgeben. Der<br />

Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb beträgt<br />

301 Euro/1000 Einwohner. Bester Wert 839;<br />

schlechtester Wert 7 Euro.


Leitkategorie: <strong>Umwelt</strong>qualität und Ressourceneffizienz<br />

Häufungen von Extremwetterereignissen wie die „Jahrhundertstürme“ und<br />

das „Jahrhunderthochwasser“ haben in den letzten Jahren sehr deutlich<br />

gemacht, dass technischer Fortschritt und wirtschaftlicher Erfolg nicht<br />

ausreichen, um Leben, Gesundheit und Wohlstand zu sichern, sondern dass<br />

hierfür eine intakte <strong>Umwelt</strong> notwendig ist.<br />

Tatsächlich hat sich die Zahl der großen Naturkatastrophen in den 1990er<br />

Jahren gegenüber den 1960er Jahren mehr als verdreifacht. Es ist damit zu<br />

rechnen, dass aufgrund des globalen Klimawandels in den kommenden<br />

Jahrzehnten Stürme, Hochwasser und andere Folgen extremer Wetterlagen<br />

weiter zunehmen werden – vor allem auch in Mitteleuropa.<br />

Der globale Klimawandel hat noch andere Auswirkungen, die<br />

möglicherweise folgenschwerer sein werden als die Wetterkatastrophen: Die<br />

sich abzeichnenden Verschiebungen der Klimazonen und Veränderungen<br />

der jahreszeitlichen Temperatur- und Niederschlagsmuster in einigen<br />

Regionen. Sie werden wahrscheinlich dramatische Folgen für Flora, Fauna<br />

und landwirtschaftliche Erträge – auch in Europa – haben.<br />

Im Indikatorensatz des Wettbewerbs „Zukunftsfähige Kommune“ wird die<br />

<strong>Umwelt</strong>qualität und die Ressourceneffizienz in Städten und Gemeinden<br />

anhand von zehn Indikatoren bewertet:<br />

• Geschützte Natur<br />

• Flächenverbrauch<br />

• Qualität der Fließgewässer<br />

• Trinkwasserverbrauch<br />

• Abfall<br />

• Niedriger Energieeinsatz<br />

• <strong>Umwelt</strong>- und ressourcenschonende Energieerzeugung<br />

• Verkehrsmittelwahl<br />

• Bäume auf der Siedlungsfläche<br />

• Vorkommen der Mehlschwalbe<br />

In dieser Kategorie wurden für den <strong>Viernheim</strong>er Nachhaltigkeitsbericht die<br />

Indikatoren „Qualität der Fließgewässer“ und „Vorkommen der<br />

Mehlschwalben“ nicht erhoben<br />

37


Geschützte Natur<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst die Größe der Natura<br />

2000 Gebiete und der unter Naturschutz stehenden<br />

Flächen bezogen auf die Gesamtfläche<br />

der Kommune.<br />

Anteil der als Natura 2000 Gebiet oder als<br />

Naturschutzgebiet ausgewiesenen Fläche an<br />

der Gemarkungsfläche in %.<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0,46<br />

4,6<br />

1997 2002<br />

Anteil des VSG-Gebiets an der Gem.-fl. in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

51<br />

4,6<br />

2004<br />

Datenquelle:<br />

Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung und <strong>Umwelt</strong>planung<br />

38<br />

Hintergrund:<br />

Ohne den Eingriff des Menschen wäre Deutschland<br />

größtenteils von Laubmischwäldern bewachsen.<br />

Diese Urwälder gibt es nicht mehr.<br />

Der bis vor 100 Jahren üblichen, kleinteiligen,<br />

bäuerlichen Bewirtschaftung der Wiesen und<br />

Felder hatte sich eine Vielzahl an Tieren und<br />

Pflanzen angepasst. Die Einführung des Kunstdüngers<br />

vor etwa 100 Jahren, der Einsatz von<br />

Pestiziden, die Vergrößerung der Felder durch<br />

Flurbereinigung und die ab den 20er Jahren<br />

einsetzende Mechanisierung haben den Lebensraum<br />

dieser Tiere und Pflanzen stark verändert.<br />

Einige der damals häufigen Tier- und<br />

Pflanzenarten gibt es heute nicht mehr in<br />

Deutschland.<br />

Es ist nicht möglich eine einzelne Art zu schützen.<br />

Es muss immer der ganze Lebensraum<br />

geschützt werden, und dieser hängt von der<br />

jeweiligen Landnutzung ab. Naturschutz bedeutet<br />

daher in vielen Fällen Elemente einer althergebrachten<br />

Landnutzung zu erhalten, Naturschutz<br />

bedeutet nicht, die Menschen aus den<br />

Naturschutzgebieten herauszuhalten, vielmehr<br />

geht es darum den Menschen die Naturschätze<br />

näher zu bringen.<br />

Ende 2002 betrug die Naturschutzgebietsfläche<br />

in Deutschland 1.009513 Hektar. Das entsprach<br />

2,8 % der Gesamtfläche Deutschlands.<br />

Das Schutzgebietssystem Natura 2000 ist in<br />

Deutschland zusätzlich mit der Umsetzung in<br />

nationales Recht im April 1998 rechtsverbindlich<br />

geworden und schließt auch die Gebiete nach<br />

der Vogelschutz-Richtlinie der EU ein. Die Art<br />

und Weise, wie die zu schützenden Arten und<br />

Lebensräume erhalten werden sollen, wird in<br />

der FFH-Richtlinie nicht vorgeschrieben. Viele<br />

FFH-Gebiete sind bereits Naturschutzgebiete<br />

und haben daher einen gesetzlichen Schutzstatus.<br />

FFH-Gebiete können aber auch in der späteren<br />

Folge als Naturschutzgebiete ausgewiesen<br />

werden.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Erhöhung des Stellenwertes des Naturschutzes<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

<strong>Viernheim</strong> hat drei Naturschutzgebiete: An der<br />

Oberlück, Neuzenlache und Glockenbuckel und<br />

vier Natura-2000-Gebiete: Glockenbuckel,<br />

<strong>Viernheim</strong>er Düne, <strong>Viernheim</strong>er Waldheide,<br />

Reliktwald Lampertheim und Sandrasen Untere<br />

Wildbahn, wobei der Glockenbuckel nur einmal<br />

in die Berechnung mit eingeflossen ist. Darüberhinaus<br />

ist der <strong>Viernheim</strong>er Wald mit einem<br />

Gebiet von ca. 25 ha, Gebiet nach der Vogelschutzrichtlinie<br />

der EU. Der Schutzstatus der<br />

VSG-Gebiete entspricht nicht dem der Naturschutzgebiete,<br />

deshalb ist der dadurch erhöhte<br />

prozentuale Anteil in anderer Schraffierung dargestellt.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-<br />

Wettbewerb lag bei 8 %; bester Wert bei 24 %;<br />

schlechtester Wert bei 0,02 %.


Flächenverbrauch & Siedlungsdichte<br />

Definition:<br />

Der Indikator setzt sich aus zwei Teilindikatoren<br />

zusammen und zwar:<br />

• der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />

an der Gesamtfläche der Kommune &<br />

• der Siedlungsdichte, Einwohner je qkm<br />

bebaute Fläche<br />

Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an<br />

der Gesamtfläche in %<br />

<strong>21</strong><br />

20<br />

19<br />

18<br />

17<br />

16<br />

15<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

18,5<br />

19<br />

2000 2001<br />

Hintergrund:<br />

In den vergangenen vierzig Jahren hat sich die<br />

Siedlungsfläche im früheren Bundesgebiet nahezu<br />

verdoppelt. Der Trend der Siedlungsflächenzunahme<br />

hat sich weitgehend von der<br />

Einwohnerentwicklung entkoppelt.<br />

Hauptursachen für diese Entwicklung sind der<br />

Datenquelle: Hess. Stat. Landesamt<br />

Zahl der Einwohner pro qkm in <strong>Viernheim</strong>,<br />

Kreis Bergstrasse Land Hessen<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

671 674 674<br />

676<br />

361 369 369 370<br />

288 288 288 289<br />

2001 2002 2003 2004<br />

Land Hessen<br />

Kreis Bergstraße<br />

<strong>Viernheim</strong><br />

gewachsene Wohlstand, die gestiegenen individuellen<br />

Raumnutzungsansprüche sowie die<br />

Bebauung und Neuausweisung von Wohn- und<br />

Gewerbeflächen( im größeren Umfang in den<br />

ostdeutschen Bundesländern).<br />

Die zunehmende Flächeninanspruchnahme hat<br />

Beeinträchtigungen und eine ökologische „Entwertung“<br />

von Natur und Landschaft zur Folge.<br />

Mit der Flächeninanspruchnahme kann eine<br />

Verschlechterung des <strong>Stadt</strong>klimas einhergehen.<br />

Dazu kommt der Verlust naturnaher Erholungsfläche<br />

und fruchtbarer Böden. Zudem wirkt sich<br />

die vermehrte Versiegelung negativ auf die<br />

Grundwasserneubildungsrate aus.<br />

Mit dem ersten Teilindikator wird a) die ökologi-<br />

sche Entwertung von Naturräumen und b) näherungsweise<br />

den Versiegelungsgrad in der<br />

Kommune gemessen. Der zweite Teilindikator<br />

Siedlungsdichte zeigt, ob Flächen effizient genutzt<br />

werden.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Entwicklung unter der Prämisse der Ressourcenschonung<br />

und Naturbewahrung<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Der erste Teilindikator gibt wichtige Hinweise<br />

zum Versiegelungsgrad und kann soweit handlungsleitend<br />

bei der künftigen Flächenplanung<br />

sein.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />

bei 25 %; bester Wert 11,8 %; schlechtester<br />

Wert bei 46,5 %.<br />

Der Indikator Siedlungsdichte besagt, wie viele<br />

Menschen auf einem Quadratkilometer leben.<br />

Dieser Indikator ist so vom Hess. Stat. Landesamt<br />

übernommen worden. Im Vergleich zu<br />

Kreis Bergstr. und Land Hessen ist die Siedlungsdichte<br />

in <strong>Viernheim</strong> überproportional hoch.<br />

Die Nähe zum Ballungszentrum MA/LU ist eine<br />

Erklärung dafür.<br />

39


Trinkwasserverbrauch<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst den<br />

Trinkwasserverbrauch der privaten Haushalte<br />

(einschließlich Kleingewerbe und<br />

Dienstleistungsunternehmen bezogen auf die<br />

Einwohnerzahl<br />

Verbrauchtes Trinkwasser<br />

in Liter Pro Einwohner pro Tag<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

148,8<br />

133,9<br />

138<br />

144,1<br />

137,6 138,6 138,8<br />

100<br />

1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Datenquelle:<br />

<strong>Stadt</strong>werke <strong>Viernheim</strong><br />

40<br />

Hintergrund:<br />

In den letzten Jahren ist der durchschnittliche<br />

Trinkwasserverbrauch bundesweit<br />

zurückgegangen. Im Jahr 2001 nutzte jeder<br />

Bundesbürger 127 Liter Trinkwasser pro Tag.<br />

Der Trinkwasserbedarf wird durch die<br />

häuslichen Lebensgewohnheiten, die sanitäre<br />

Ausstattung der Wohnung, Zahl und Art der<br />

wasserverbrauchenden Geräte und Ansprüche<br />

an die Körperpflege bestimmt. Nur ungefähr fünf<br />

Liter verwenden wir als „Lebensmittel“. Die<br />

restlichen Liter benutzen wir für die<br />

Körperhygiene, Toilettenspülung, Wäsche<br />

waschen, Raumreinigung etc..<br />

Rund 70 Prozent des Trinkwassers stammen<br />

aus Grundwasser, während 30 % aus<br />

Oberflächenwasser gewonnen werden. Je nach<br />

Herkunft und Qualität muss das<br />

Oberflächenwasser aufwändiger gereinigt und<br />

aufbereitet werden als Grundwasser. Im<br />

Vergleich zu oberirdischen Gewässern galt<br />

Grundwasser in der Vergangenheit gegenüber<br />

anthropogenen Verunreinigungen als gut<br />

geschützt.<br />

„Doch Reinigungs- und Rückhaltevermögen der<br />

überlagernden Bodenschichten wurden<br />

überschätzt. Mit dem Ausbau der Messnetze<br />

zur Beobachtung der Grundwasserqualität<br />

wurde deutlich, dass Grundwasser vielerorts<br />

und in erheblichem Umfang belastet ist und eine<br />

Vielzahl von Gefährdungen besteht. Neben<br />

punktuellen Quellen oder linienförmigen<br />

Belastungen wie z. B. Altstandorte,<br />

Altablagerungen, Unfällen mit<br />

wassergefährdenden Stoffen oder undichten<br />

Abwasserkanälen sind es vor allem diffuse<br />

Einträge aus Industrie , Landwirtschaft und<br />

Verkehr, die das Grundwasser belasten bzw.<br />

gefährden.“ (Bundesministerium für <strong>Umwelt</strong>,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

(2001), S. 13.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Reinheit des Grundwassers erhalten<br />

Trinkwasserverbrauch auf best. Niveau<br />

stabilisieren<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Die Ergebnisse des DUH-Wettbewerbs decken<br />

sich mit den durchschnittlichen<br />

Verbrauchsangaben für die neuen und alten<br />

Bundesländern. Laut diesen ist in den<br />

ostdeutschen Bundesländern der<br />

Trinkwasserverbrauch mit gegenwärtig 97 Litern<br />

pro Tag erheblich niedriger als in westdeutschen<br />

Bundesländern mit 135 Litern pro Tag.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />

bei 125 Ltr./pro Tag. Bester Wert bei 84 Ltr.,<br />

schlechtester Wert bei 169 Ltr. Der hessische<br />

Durchschnittswert liegt aktuell (Tag des<br />

Wassers am 22.3.06) bei 127,4 Ltr./Tag/<br />

Einwohner. <strong>Viernheim</strong> liegt ganz leicht über<br />

dem Durchschnitt der westdeutschen Länder.


Abfallaufkommen<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst das Abfallaufkommen<br />

(Rest- und Sperrmüll) bezogen auf die<br />

Einwohnerzahl.<br />

Restmüll & Sperrmüll in <strong>Viernheim</strong> in<br />

kg/Einwohner<br />

200<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

185,1 184,9 176,8 170,7 170,9 169,7<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Datenquelle:<br />

Amt für öffentliche Sicherheit, Ordnung<br />

und <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

Hintergrund:<br />

In den 1980er Jahren produzierte jeder<br />

Bundesbürger die doppelte Gewichtsmenge<br />

Müll wie zu Beginn der 50er Jahre. Trotz<br />

verschiedener Gesetze zur Vermeidung,<br />

Verwertung und Entsorgung von Abfällen, hat<br />

sich das Gesamtaufkommen an Siedlungsabfällen<br />

in Deutschland seit 1990 nur geringfügig<br />

verändert.<br />

Im Zeitraum von 1996 – 2001 ist der Anteil an<br />

Hausmüll und hausmüllähnlichen<br />

Gewerbeabfällen leicht zurückgegangen,<br />

während der Anteil von Glas, Papier, Pappe,<br />

Kartonagen, Leichtverpackungen (incl.<br />

Kunststoffe) und kompostierbaren Abfällen aus<br />

der Biotonne durch die verstärkte Förderung der<br />

Abfalltrennung und Verwertung angestiegen ist.<br />

Von 1990 bis 2001 fand eine Steigung des<br />

verwertbaren Anteils von 15 % auf mehr als<br />

50 % statt.<br />

Damit sind die Deutschen Europameister im<br />

Sortieren, denn die Verwertungsquote in der<br />

Europäischen Union liegt bei etwa 26 %.<br />

Trotz dieser Entwicklung ist die wichtigste Frage<br />

noch nicht zufriedenstellend gelöst: Wohin mit<br />

dem Restmüll?<br />

Ziel einer zukunftsfähigen Abfallwirtschaft<br />

sollten geschlossene Materialkreisläufe sein,<br />

wobei auch dann eine gewisse Restmenge an<br />

Siedlungsabfällen nicht zu vermeiden sein wird.<br />

Als ein weiteres Ziel sollte das Abfallaufkommen<br />

deutlich gesenkt werden. Ein intensiver Ausbau<br />

von Strukturen der Kreislaufwirtschaft kann eine<br />

Politik der Abfallverwertung unterstützen.<br />

Dennoch sollte das oberste Gebot weiterhin<br />

Abfallvermeidung sein.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Bewußtsein für Abfallvermeidung stärken<br />

Trennmoral stärken<br />

Vereinfachung, Optimierung im Bringsystem<br />

Bekämpfung von wilden Müllablagerungen<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb<br />

beträgt 196,8 kg/Einwohner. Bester Wert 66,6<br />

kg/Einwohner, schlechtester Wert 353,6 pro<br />

Einwohner.<br />

Mit ca. 170 kg /Einwohner steht <strong>Viernheim</strong> gar<br />

nicht so schlecht da. Es gibt aber sicher noch<br />

Potential zur Abfallvermeidung<br />

41


Niedriger Energieeinsatz<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst.<br />

• den privaten Stromverbrauch pro Einwohner<br />

und<br />

• den Energieverbrauch in den kommunalen<br />

Liegenschaften pro Einwohner<br />

Stromverbrauch der privaten Haushalte in<br />

Kilowattstunden pro Einwohner<br />

1600<br />

1200<br />

800<br />

400<br />

0<br />

1428 1452 1478 1494 1471 1457<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Hintergrund:<br />

Energie wird täglich für Licht und Wärme, beim<br />

Betrieb von Maschinen oder bei der<br />

Kommunikation in Haushalten, Unternehmen<br />

und öffentlichen Einrichtungen eingesetzt. Die<br />

Anteile am Endenergieverbrauch haben sich in<br />

den letzten Jahrzehnten in verschiedenen<br />

Bereichen erheblich verschoben.<br />

42<br />

Innerhalb der Sektoren „Bergbau und<br />

verarbeitendes Gewerbe“, „Verkehr“, Haushalte“<br />

und „Gewerbe, Handel, Dienstleistungen ist die<br />

Bedeutung der Industrie erheblich<br />

zurückgegangen. Ihr Anteil am gesamten<br />

Endenergieverbrauch sank von gut einem Drittel<br />

im Jahr 1990 auf lediglich 25,3 % im Jahre<br />

2002. Im Vergleich dazu ist der Anteil der<br />

privaten Haushalte von 25,1 % in 1990 auf<br />

29,2 % in 2002 angestiegen.<br />

Energieverbrauch (Heizung und Strom) in<br />

den kommunalen Liegenschaften in<br />

Kilowattstunden (kWh) pro Einwohner<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

435<br />

390 358<br />

303<br />

1995 2000 2002 2004<br />

Datenquellen:<br />

Brundtlandbüro, <strong>Stadt</strong>werke <strong>Viernheim</strong><br />

Der Energieverbrauch verursacht erhebliche<br />

<strong>Umwelt</strong>belastungen, wie Luftverschmutzung<br />

und Treibhauseffekt.<br />

Die Minimierung des Energieverbrauchs ist<br />

daher ein wichtiges Ziel.<br />

Da Daten zum Wärmeverbrauch der privaten<br />

Haushalte schwer zu erheben sind, sollte der<br />

private Stromverbrauch als Basis herangezogen<br />

werden.<br />

Dieser Teilindikator liefert gute Hinweise zum<br />

„Aufklärungszustand“ der Bürgerinnen und<br />

Bürger sowie zum Stand der elektrischen<br />

Geräte in Haushalten und Kleingewerbe.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Ziele des Brundtlandprojektes<br />

Entwicklung und Interpretation:<br />

Die Zeitreihe zeigt für <strong>Viernheim</strong> beim<br />

Stromverbrauch eine relativ stabile Tendenz auf<br />

vergleichsweise niedrigem Niveau.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb liegt<br />

in der Klasse bis 100 000 Einwohner bei<br />

2.130 kWh. Der beste Wert lag bei 1339; der<br />

schlechteste bei 3628. Für den zweiten<br />

Teilindikator können die DUH-Werte nicht zum<br />

Vergleich herangezogen werden, weil hier die<br />

Berechnungsgrundlage eine andere ist.


<strong>Umwelt</strong>- und ressourcenschonende Energieerzeugung<br />

Definition:<br />

Der Indikator setzt sich aus Teilindikatoren<br />

zusammen und zwar:<br />

• der installierten Leistungskapazität von<br />

Photovoltaikanlagen pro 1.000 Einwohner<br />

• der Fläche der solarthermischen Anlagen<br />

pro 1.000 Einwohner<br />

• der tatsächlichen Energieerzeugung<br />

(Wärme) durch Kraft-Wärme-<br />

Kopplungsanlagen pro 1.000 Einwohner<br />

Installierte Leistungskapazität bei<br />

Photovoltaikanlagen in Kilowatt<br />

(KW) pro 1.000 Einwohner<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

1,3<br />

3,9<br />

11,5<br />

2000 2003 2005<br />

Hintergrund:<br />

Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2010<br />

gegenüber 2000 den Anteil der erneuerbaren<br />

Energien am Primärenergieverbrauch auf 4,2 %<br />

und am Stromverbrauch auf 12,5 % zu erhöhen.<br />

In den letzten Jahren wurde einiges schon<br />

erreicht. Laut des Statistischen Bundesamts hat<br />

sich der Anteil der erneuerbaren Energieträger<br />

am Primärenergieverbrauch in Deutschland<br />

zwischen 1991 und 2003 von 0,8 auf 3,1 %<br />

erhöht. Nach dieser Erhebung ist die Biomasse,<br />

wozu auch Abfälle gezählt werden, mit 58 % der<br />

in Deutschland wichtigste Träger erneuerbarer<br />

Energie, gefolgt von Wasserkraft (18 %) und<br />

Windenergie (16 %).<br />

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien<br />

spielen die Städte und Gemeinden eine wichtige<br />

Tatsächliche Energieerzeugung<br />

(Wärme) durch Kraft-Wärme-Kop-<br />

plungsanlagen in Kilowattstunden<br />

(KWh) pro 1.000 Einwohner<br />

900000<br />

800000<br />

700000<br />

600000<br />

500000<br />

840.118<br />

793.819<br />

715.537<br />

2000 2003 2005<br />

Datenquelle:<br />

<strong>Stadt</strong>werke <strong>Viernheim</strong><br />

Rolle, denn sie können mit verschiedenen<br />

Maßnahmen wie Förderprogrammen bis hin zu<br />

Festlegungen in städtebaulichen Planungen den<br />

Bau von Anlagen von regenerativen Energien<br />

vorantreiben.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Ziele des Brundtlandprojekts<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien liegt<br />

<strong>Viernheim</strong> bei PV-Anlagen weit über dem<br />

Durchschnitt der DUH-Wettbewerbe, bei den<br />

Kraft-Wärme-Koppelungsanlagen etwas über<br />

dem Durchschnitt. Die Werte in den DUH-<br />

Wettbewerben: PV-Anlagen: Durchschnitt 3,0;<br />

bester Wert 18,6, schlechtester Wert 0,2. Kraft-<br />

Wärme-Koppelungsanlagen: Durchschnitt<br />

641.369; bester Wert 5.593.667; schlechtester<br />

Wert 2,2.<br />

Installierte Leistungskapazität durch<br />

solarthermische Anlagen in qm pro<br />

1000 Einwohner (nur von <strong>Stadt</strong>werke,<br />

<strong>Viernheim</strong> geförderte Anlagen)<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

12<br />

14,3<br />

17,9<br />

2000 2003 2005<br />

43


Verkehrsmittelwahl<br />

Definition:<br />

Die Verkehrsmittelwahl wird anhand des Modal<br />

Split gemessen, das heißt am Anteil der<br />

verschiedenen Verkehrsarten an den Wegen,<br />

welche die Einwohner der Kommune täglich<br />

zurücklegen<br />

Verkehrsmittelwahl<br />

Binnenverkehr Wohnort<br />

in %<br />

1990 1999<br />

zu Fuß 37 % 31 %<br />

Fahrrad 18 % 20 %<br />

PKW 36 % 35 %<br />

PKW als<br />

Mitfahrer<br />

7 % 10 %<br />

ÖPNV 2 % 3 %<br />

Datenquellen:<br />

Klimaschutzkonzept Daten von1990<br />

Sozialdata-Broschüre 1999<br />

44<br />

Hintergrund:<br />

In unserer Gesellschaft hat Mobilität einen sehr<br />

wichtigen Stellenwert. Doch das zunehmende<br />

Verkehrsaufkommen belastet die <strong>Umwelt</strong> in<br />

vielfacher Weise. Schadstoffe und Lärm – es<br />

werden Rohstoffe und Flächen verbraucht.<br />

Durch den Straßen- und Bahnbau sowie durch<br />

den Bau bzw. Ausbau von Flughäfen wird die<br />

Landschaft zerschnitten. Der Verkehr erzeugt<br />

Treibhausgase und verschärft somit das<br />

Klimaproblem. Schnelligkeit und Hektik des<br />

heutigen Straßenverkehrs verunsichern und<br />

verdrängen schwächere Verkehrsteilnehmer, so<br />

dass Kinder und ältere Menschen ohne fremde<br />

Hilfe zunehmend immobil werden.<br />

Um das wachsende Verkehrsvolumen in<br />

nachhaltige Bahnen zu lenken, sind die Bun-<br />

des-, die Landes- und die kommunale Ebene<br />

gefordert. In Städten und Gemeinden beginnt<br />

Verkehrsvermeidung mit raumordnerischen und<br />

städtebaulichen Entscheidungen. Wenn der<br />

Weg zum Arbeitsplatz oder zum nächsten<br />

Supermarkt ohne Auto nicht zu bewältigen ist,<br />

bleiben Appelle andere Verkehrsmittel zu<br />

benutzen ungehört. Eine zukunftsfähige<br />

Verkehrspolitik setzt deshalb Siedlungs- und<br />

Verkehrsstrukturen mit kurzen Wegen voraus.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel<br />

Gleichberechtigung aller Verkehrsmittel;<br />

Reduzierung schädlicher Auswirkungen des<br />

Verkehrs<br />

Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen &<br />

Senioren und Behinderten besonders beachten.<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Mit 55 % (1990) und 51 % (1999) weist<br />

<strong>Viernheim</strong> einen relativ hohen Anteil im<br />

nichtmotorisierten Verkehr auf. Der<br />

Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb liegt bei<br />

49 %. Die Bandbreite in der Klasse bis 100.000<br />

Einwohner schwankt zwischen 92 % (bester<br />

Wert) und 14 % (schlechtester Wert) als<br />

Datengrundlage wurden Daten von f1990 die im<br />

Klimaschutzkonzept-Endbericht (1996) referiert<br />

werden, sowie die Sozialdata-Daten aus dem<br />

Pilotprojekt zur Förderung der Nutzung<br />

umweltfreundlicher Verkehrsmittel 1999 benutzt.<br />

Aktuellere Daten stehen nicht zur Verfügung, da<br />

die Fortschreibung des Gesamtverkehrsplans<br />

noch nicht erfolgt ist.


Bäume auf der Siedlungsfläche<br />

Definition:<br />

Der Indikator misst die Zahl der Bäume auf der<br />

Siedlungsfläche bezogen auf die Einwohnerzahl<br />

Hintergrund:<br />

„Die Allee, das ‚geschlossene Baumdach‘ bietet<br />

Schutz vor Regen und Sonne gleichermaßen.<br />

Gleichzeitig enthält das Dach über dem Platz<br />

aber auch noch eine weitergehende ‚Botschaft‘.<br />

Das Baumdach über dem Straßenfreiraum oder<br />

über dem ‚inneren Rand‘ ist ein Zeichen dafür,<br />

dass hier Platz ist.“ (vgl.: Theiling, Christoph<br />

(1997), S. 119<br />

„Platz in der <strong>Stadt</strong> zu haben“ ist wichtig, um die<br />

Straßen und Plätze in einer <strong>Stadt</strong> als Lebens-<br />

und nicht nur als Verkehrsräume erfahren zu<br />

können. Bäume bieten diesen Platz für <strong>Stadt</strong>bewohner.<br />

Sie laden ein zu Sinneserfahrungen,<br />

zum Rascheln im Laub, zum Auf-die-Bäume-<br />

Klettern und zum Hinter-Bäumen-verstecken.<br />

Gerade für Kinder können Bäume in ihrem<br />

Lebensraum ein großes Glück bedeuten. Aber<br />

auch Erwachsenen tut es gut, im Grau des<br />

Asphalts das grün der Bäume betrachten zu<br />

können.<br />

Bäume sind ein wesentlicher Faktor für eine<br />

hohe Aufenthalts- und Lebensqualität der<br />

Menschen in einer Kommune. Eine große<br />

Bedeutung haben sie auch als Lebensraum für<br />

eine Vielzahl von Vögeln und Kleinstlebewesen.<br />

Viele Bäume auf der Siedlungsfläche bieten<br />

auch noch weitere Vorteile: Sie verbessern die<br />

Luftqualität, indem sie die Staubbelastung,<br />

Kohlendioxid und die Luftfeuchtigkeit<br />

reduzieren. Sie sorgen zudem für ein besseres<br />

<strong>Stadt</strong>klima. Durch ihren Schatten verhindern,<br />

sie das Aufheizen des Asphalts und kühlen<br />

somit die im Sommer aufgeheizten Städte.<br />

Zudem schirmen sie die Plätze und Häuser der<br />

<strong>Stadt</strong> vom Straßenlärm und Straßendreck ab.<br />

Bäume brauchen nicht viel Fläche und sind<br />

auch nicht teuer in der Anschaffung, Pflanzung<br />

und Pflege. Sie können weit über 100 Jahre<br />

werden und sind eine Anschaffung, von der<br />

künftige Generationen reichlich profitieren<br />

können. In diesem Sinne sind Bäume in der<br />

<strong>Stadt</strong> ein nahezu idealtypisches Beispiel für<br />

nachhaltige Investitionen in die Zukunft.<br />

Bezug zu Zielen nachhaltige Entwicklung in<br />

<strong>Viernheim</strong>:<br />

Förderung von ökologischen Lebensräumen im<br />

<strong>Stadt</strong>innenbereich<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Leider ist in <strong>Viernheim</strong> für diesen Indikator nur<br />

ein Wert verfügbar, das Baumkataster wurde<br />

erst eingerichtet.<br />

Außerdem ist das Kataster noch nicht ganz<br />

vollständig.. Es sind noch nicht alle Erfassungen<br />

abgeschlossen. Aktuell (Stand Mai 2006) haben<br />

wir 8500 Bäume innerhalb der Siedlungsfläche.<br />

Das sind 258 Bäume pro 1000 Einwohner.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb<br />

liegt bei 319 Bäume /1000 Einwohner.<br />

Datenquelle:<br />

Bauverwaltungs- und Liegenschaftsamt,Grün-und Sport-<br />

flächen<br />

45


Leitkategorie: Wirtschaftliche Effizienz<br />

In den 1990er Jahren hat der Handel im Vergleich zum allgemeinen Wirtschaftswachstum<br />

einen enormen Sprung gemacht. Warenproduktion und<br />

Dienstleistungen wurden zunehmend globalisiert.<br />

Im Zuge der Intensivierung der Handelsbeziehungen entstanden globale<br />

Finanzmärkte, die sich mehr und mehr verselbständigten, so dass die globalen<br />

Finanztransaktionen noch um ein Vielfaches schneller expandierten als<br />

Weltproduktion und Welthandel. In den späten 1990er Jahren wurden an<br />

den Weltdevisenbörsen täglich bereits Geschäfte im Umfang von rund 1.200<br />

Milliarden US-Dollar getätigt, wovon allenfalls fünf Prozent der Finanzierung<br />

von Handelsgeschäften und Direktinvestitionen dienten. Der große Rest war<br />

Handel zwischen den Banken. (vgl. Enquete-Kommission 2002).<br />

Nur 15 Prozent des Welthandels spielen sich zwischen unterschiedlichen<br />

Erdteilen ab, und an weniger als drei Prozent des Welthandels ist Afrika<br />

beteiligt.<br />

Gewinner der Globalisierung sind bisher vor allem die ohnehin reichen Industrienationen.<br />

Der Abstand zwischen dem wohlhabendsten Fünftel und<br />

dem ärmsten Fünftel der Weltbevölkerung hat sich in den letzten drei Jahrzehnten<br />

mehr als verdoppelt.<br />

Die Globalisierung der Waren-, Dienstleistungs- und Finanzmärkte hat in<br />

den vergangenen Jahren dazu geführt, dass sich der Wettbewerb mehr und<br />

mehr als Kostenwettbewerb gestaltet. In diesem geben die international<br />

operierenden Unternehmen den Kostendruck oft noch verschärft an die zumeist<br />

kleinen lokalen Zulieferer weiter.<br />

Unter diesem Druck drohen Rücksichten auf Kultur, <strong>Umwelt</strong> und soziale<br />

Ausgewogenheit immer weiter in den Hintergrund gedrängt zu werden.<br />

Standorte für Produktion und Dienstleistungen werden im Zuge der internationalen<br />

Arbeitsteilung oft dort errichtet, wo diese Rücksichten die geringste<br />

Rolle spielen. Unter dem Anpassungsdruck an globale Standards geraten<br />

damit auch allgemeine Werte in Gefahr, wie die ökologische Nachhaltigkeit,<br />

die Menschenrechte, die soziale Gerechtigkeit oder die kulturelle Vielfalt.<br />

Die deutsche Wirtschaft kann bisher als Gewinner der Globalisierung angesehen<br />

werden. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass selbst in Zeiten<br />

46<br />

weltwirtschaftlicher Schwäche (2001/2002) der Außenhandelsüberschuss<br />

erhalten blieb. Dieses Gesamtergebnis kann aber nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass es auch in Deutschland zahlreiche Verlierer gegeben hat und<br />

gibt. Nicht zuletzt sind Arbeitsplätze im großen Umfang verloren gegangen<br />

oder wurden ins Ausland verlagert. Aus der Globalisierung und dem beschleunigten<br />

Strukturwandel ergeben sich besondere Herausforderungen für<br />

die Städte und Gemeinden, nicht nur wegen der sinkenden Steuereinnahmen<br />

und den Auswirkungen der Arbeitslosigkeit. Global agierende Unternehmen<br />

entziehen sich immer mehr dem Einfluss von Nationalstaaten und<br />

die Möglichkeiten von Kommunen wirtschaftliche Entscheidungen zu beeinflussen,<br />

sind noch geringer.<br />

Aber Städte und Gemeinden können zumindest etwas dafür tun, dass sie<br />

als Wirtschaftsstandort attraktiv sind. Sie müssen sich viel stärker als früher<br />

damit auseinandersetzen, ob die Wirtschaftsstruktur vor Ort die notwendige<br />

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit aufweist. Es muss das Ziel sein, gemeinsam<br />

mit den Unternehmen lokal eine nachhaltige Wirtschaftsstruktur<br />

und –weise zu entwickeln. Städte und Gemeinden können die Entwicklung<br />

einer krisenfesten Wirtschaftsstruktur unterstützen und den Unternehmen<br />

dabei helfen, ihren sozialen und ökologischen Verpflichtungen nachzukommen.<br />

Die Nachhaltigkeit der lokalen Wirtschaftsstruktur und –weise wird anhand<br />

von sechs Indikatoren gemessen.<br />

• Ausbildungschancen<br />

• Arbeitslosigkeit<br />

• Existenzgründungen<br />

• Ausgeglichene Wirtschaftsstruktur<br />

• Kommunale Schulden<br />

• Arbeitsplatzangebot


Ausbildungschancen<br />

Definition:<br />

Der Indikator misst<br />

das Verhältnis zwischen Ausbildungsplätzen<br />

und Ausbildungsplatzsuchenden<br />

Anzahl der Ausbildungsstellen, die 1000<br />

Bewerbern um einen Ausbildungsplatz zur<br />

Verfügung standen<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

765<br />

Datenquelle:<br />

Agentur für Arbeit<br />

393<br />

646<br />

2000 2002 2004<br />

Hintergrund:<br />

Im Jahr 2003 erreichte das Angebot an Ausbildungsstellen<br />

in Deutschland einen neuen<br />

Tiefststand. Mit 572.450 Ausbildungsstellen gab<br />

es das geringste Angebot an Ausbildungsstellen<br />

in den letzten zehn Jahren. Diesen standen<br />

592.672 Bewerber um einen Ausbildungsplatz<br />

gegenüber. In Ostdeutschland kamen auf 1.000<br />

Bewerber 912 angebotene Ausbildungsstellen.<br />

Im Westen standen je 1.000 Bewerber 982<br />

Ausbildungsstellen zur Verfügung. Wenn es<br />

bundesweit nicht so viele Stellen wie Bewerber<br />

gibt, bedeutet dies, dass in manchen Regionen<br />

der Ausbildungsmarkt sehr überlastet ist. Junge<br />

Menschen, die in solchen Regionen einen Ausbildungsplatz<br />

suchen, haben nur zwei Möglichkeiten:<br />

Entweder sie nehmen vor Ort als ungelernte<br />

Kräfte Arbeit an oder sie ziehen in andere<br />

Regionen. Diese Entwicklung ist vor allem in<br />

Ostdeutschland zu beobachten.<br />

In einem hochindustrialisierten und ressourcenarmen<br />

Land wie Deutschland ist ein hoher Ausbildungsstand<br />

ein sehr wichtiges wirtschaftliches<br />

Kapital. In den letzten Jahren lag die Quote<br />

der 25-jährigen ohne Hochschulzugangsberechtigung<br />

bzw. Berufsausbildung bei zehn bis<br />

zwölf Prozent. Diese Quote ist für ein Land mit<br />

einem hohen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften<br />

zu hoch.<br />

Wohlstand und Sozialsysteme in Deutschland<br />

können nur erhalten werden, wenn in Zukunft<br />

gut ausgebildete Arbeitskräfte qualifizierte Arbeit<br />

verrichten. Deshalb ist der Ausbildungsmarkt<br />

ein wichtiger Indikator für die zukunftsfähige<br />

Ökonomie eines Landes.<br />

Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />

in <strong>Viernheim</strong><br />

Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind wichtig für<br />

ein gut funktionierendes Gemeinwesen.<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />

bei 827; bester Wert bei 1323; schlechtester<br />

Wert bei 376.<br />

Schon im DUH-Wettbewerb lag der Durchschnittswert<br />

deutlich unter dem amtlichen bundesdeutschen<br />

Wert von 982. Die DUH erklärt<br />

das so, dass am Wettbewerb einige Kommunen<br />

teilgenommen haben, in denen der Ausbildungsmarkt<br />

sehr schwach ist.<br />

Die <strong>Viernheim</strong>er Zahlen passen in das Wettbewerbsbild<br />

vom schwachen Ausbildungsmarkt.<br />

47


Arbeitslosigkeit<br />

Definition:<br />

Der Indikator setzt sich aus zwei Teilindikatoren<br />

zusammen und zwar<br />

• der Zahl der Arbeitslosen bezogen auf die<br />

Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten<br />

in Prozent<br />

• dem Anteil der arbeitslosen Jugendlichen<br />

(von 15 bis unter 25 Jahren) an der Gesamtzahl<br />

der Jugendlichen in Prozent<br />

Anteil der Arbeitslosen bezogen auf die Zahl<br />

der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

in Prozent<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Datenquelle:<br />

Agentur für Arbeit<br />

48<br />

10,24 10,02 10,09<br />

12,48<br />

14,<strong>21</strong><br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Anteil der Jugendlichen (von 15 bis unter 25<br />

Jahren), die arbeitslos sind, an der Gesamtzahl<br />

der Jugendlichen in %<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

2,8<br />

3,2<br />

3,8 3,7 3,7<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Hintergrund:<br />

Die Arbeitslosigkeit ist in Deutschland ein langfristiges<br />

Problem. Seit 1982 lagen die Arbeitslosenquoten<br />

immer über 7 %. Armut und Arbeitslosigkeit<br />

hängen eng miteinander zusammen.<br />

Aber auch die gesamte Gesellschaft ist von<br />

den Auswirkungen der Arbeitslosigkeit betroffen,<br />

denn die derzeit hohe Arbeitslosigkeit gefährdet<br />

die Sicherheit und Tragfähigkeit der<br />

bestehenden Sozialsysteme in Deutschland.<br />

Die hohe Jugendarbeitslosigkeit ist ein Alarmsignal.<br />

Denn die Arbeitslosigkeit junger Menschen<br />

belastet die Gesellschaft oft auf sehr<br />

lange Sicht.<br />

Immer mehr junge Menschen werden heute<br />

arbeitslos, die früher ohne Probleme einen Platz<br />

im Erwerbsleben gefunden haben. Damit kommen<br />

auf die Städte und Gemeinden vermehrt<br />

Aufgaben in der Jugendberufshilfe und in der<br />

Jugendsozialarbeit zu.<br />

Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />

in <strong>Viernheim</strong>:<br />

Der Indikator gibt Auskunft inwieweit sich die<br />

wirtschaftlichen & sozialen Verhältnisse ändern.<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Die von den Agenturen für Arbeit veröffentlichten<br />

Zahlen zu den Arbeitslosenquoten beziehen<br />

sich auf die Zahl der Erwerbstätigen (umfasst<br />

also auch Beamte, Selbständige etc.) Diese<br />

Erwerbstätigenzahl ist für <strong>Viernheim</strong> nicht verfügbar.<br />

Deshalb wird die Zahl der Arbeitslosen<br />

auf die leichter verfügbare Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten bezogen. Laut<br />

DUH liegt dadurch der Wert um etwa ein Fünftel<br />

höher.<br />

Durchschnittswert bei der DUH liegt bei 12,3 %;<br />

bester Wert bei 4,8 %, schlechtester Wert bei<br />

30,9 %. Beim zweiten Teilindikator sieht die<br />

Datenlage ähnlich aus: Da die Zahl der Sozialversicherungspflichtig-Beschäftigten<br />

unter 25<br />

Jahren leider nicht erhoben wird, muss auf die<br />

Gesamtzahl der Jugendlichen von 15 bis unter<br />

25 Jahren zurückgegriffen werden.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />

bei 5,6 %; bester Wert bei 1,7 %; schlechtester<br />

Wert bei 12,8 %.


Existenzgründung<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst das Verhältnis der Zahl<br />

der Betriebsgründungen zur Zahl der<br />

Betriebsschließungen.<br />

Anzahl der neu angemeldeten Betriebe pro<br />

100 geschlossene Betriebe<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

134,4<br />

120,7<br />

2000 2005<br />

Datenquelle:<br />

Amt für öffentliche Sicherheit, Ordnung<br />

und <strong>Umwelt</strong>schutz<br />

Hintergrund:<br />

Die zukünftige wirtschaftliche Lage einer<br />

Kommune wird unter anderem von der Zahl der<br />

Existenzgründungen bestimmt. In Deutschland<br />

sinkt der Saldo von Gründungen zu<br />

Schließungen in den letzten Jahren leicht.<br />

Waren im Jahr 2000 noch 755.172 Gründungen<br />

zu 662.743 Schließungen zu verzeichnen,<br />

demnach ein Saldo von + 92.429, so erfolgten<br />

zwei Jahre später 723.333 Gründungen und<br />

645.690 Schließungen, ein positiver Saldo von<br />

77.643.<br />

Die Zahl der Existenzgründungen ist eine<br />

Aussage über das Wirtschaftsklima in der<br />

Kommune und über die Bereitschaft der<br />

Einwohner wirtschaftlich aktiv zu werden und<br />

sich selbständig zu machen. Mittel- und<br />

langfristig können Existenzgründungen zu einer<br />

höheren Zahl von Arbeitsplätzen führen.<br />

Darüber hinaus finden Neugründungen in der<br />

Mehrzahl in Branchen statt, die zukunftsfähiger<br />

sind als andere.<br />

Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />

in <strong>Viernheim</strong>:<br />

Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der<br />

Kommune allgemein (Bevölkerung) und direkt<br />

(steigende Einnahmen aus der Gewerbesteuer).<br />

Entwicklung und Interpretation:<br />

Der DUH-Wettbewerb hat gezeigt, dass die<br />

wirtschaftliche Dynamik in Städten unter<br />

100.000 Einwohnern ausgeprägter ist als in<br />

Großstädten. Die Entwicklung ist in den<br />

Großstädten jedoch insgesamt gleichmäßiger.<br />

Der Durchschnittswert in unserer Klasse beim<br />

DUH-Wettbewerb lag bei 111,90. Der beste<br />

Wert bei 171,88. Der schlechteste bei 72,72.<br />

49


Kommunale Schulden<br />

Definition:<br />

Der Indikator setzt sich aus zwei Teilindikatoren<br />

zusammen, und zwar<br />

• der Höhe der Schulden<br />

• der Höhe der Neuverschuldung jeweils<br />

bezogen auf die Einwohnerzahl<br />

Hintergrund:<br />

Sparsam zu wirtschaften ist eine der Grundlagen<br />

einer nachhaltigen Kommunalpolitik.<br />

Schulden und vor allem die damit verbundene<br />

Zinsbelastung schränken den eigenen<br />

Handlungsspielraum und den zukünftigen<br />

Generationen ein.<br />

Die Realität sieht aber derzeit anders aus:<br />

Der Schuldenstand der deutschen Städte und<br />

Gemeinden belief sich im Jahr 2003 auf mehr<br />

als 91 Milliarden Euro. Damit wurde ein neuer<br />

Rekordschuldenstand der kommunalen<br />

Haushalte erreicht. Ursache hierfür ist vor allem<br />

der Rückgang der Einnahmen. Seit dem Jahr<br />

2000 sind, durch die damalige Steuerreform, die<br />

Einnahmen aus der Gewerbesteuer drastisch<br />

zurückgegangen. Ebenso sind die Einnahmen<br />

aus der Einkommensteuer und die Zuweisungen<br />

von Bund und Ländern an die Kommunen<br />

gesunken. Den gestiegenen Schulden<br />

stehen sinkende Investitionen gegenüber. Im<br />

Jahr 2003 sanken die Investitionen um 8,l3<br />

Prozent. Damit lagen sie<br />

50<br />

um 35 Prozent unter den kommunalen<br />

Sachinvestitionen von 1992!<br />

Kommunale Schulden<br />

(incl. Eigenbetriebe)<br />

in Euro pro Einwohner<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

523<br />

1155<br />

1377<br />

1995 2000 2004<br />

Kommunale Neuverschuldung<br />

(incl. Eigenbetriebe)<br />

in Euro pro Einwohner<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

0<br />

114<br />

48<br />

27<br />

1995 2000 2004<br />

Datenquelle:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Kämmereiamt<br />

Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />

in <strong>Viernheim</strong>:<br />

Handlungsspielraum auch für zukünftige<br />

Generationen. Stehen der Neuverschuldung<br />

gleichwertige Investitionen gegenüber?<br />

Entwicklung & Interpretation<br />

Sparsames Wirtschaften im Sinne der<br />

Nachhaltigkeit bedeutet nicht, alle Investitionen<br />

einzustellen. Angesichts hoher Schulden ist<br />

aber eine besondere Prüfung investitiver<br />

Maßnahmen sicherlich angebracht. Ebenso<br />

müssen aber auch die Folgekosten bedacht<br />

werden, wenn investive Maßnahmen<br />

unterbleiben.<br />

<strong>Viernheim</strong>s Schuldenstand liegt aktuell (in 2004)<br />

über dem Durchschnittswert des DUH-<br />

Wettbewerbs.<br />

Die Entwicklung der kommunalen<br />

Neuverschuldung sieht sehr positiv aus und ist<br />

auch im Vergleich mit den DUH-Städten als<br />

sehr nachhaltig zu bezeichnen.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb bei<br />

der pro-Kopf-Verschuldung der Kommunen in<br />

unserer Klasse beträgt € 1.062,--, bester Wert €<br />

123,--; schlechtester Wert € 2.602,--. Der<br />

Durchschnittswert der kommunalen<br />

Neuverschuldung beträgt 58,--; bester Wert €<br />

0,--; schlechtester Wert € 277,--.


Arbeitsplatzangebot<br />

Definition:<br />

Der Indikator misst das Arbeitsplatzangebot im<br />

Verhältnis der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

am Wohnort zu den sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten am Arbeitsort.<br />

Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

am Arbeitsort pro 1.000 sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte am<br />

Wohnort<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

782 776 800<br />

2002 2003 2004<br />

Auspendler/Einpendler –Saldo in <strong>Viernheim</strong><br />

0<br />

-1000<br />

-2000<br />

-3000<br />

-2773<br />

-2486<br />

-<strong>21</strong>76<br />

Hintergrund:<br />

Wenn in einem Ort sehr viele Arbeitsplätze und<br />

in einer anderen Kommune nur sehr wenige<br />

Arbeitsplätze angeboten werden, führt dies zu<br />

Wanderungsbewegungen zwischen den Orten.<br />

Die Arbeitnehmer werden „mobil“.<br />

Entweder zieht die arbeitsfähige Bevölkerung<br />

von einem Ort zum anderen oder die Beschäftigten<br />

nehmen große Pendelstrecken auf sich.<br />

Beides ist volkswirtschaftlich gesehen negativ.<br />

Im ersten Fall gibt es in manchen Städten und<br />

Gemeinden kaum noch Menschen im arbeitsfähigen<br />

Alter. Wohngebäude stehen leer, die bestehende<br />

Infrastruktur bleibt ungenutzt und verfällt.<br />

Soziale Strukturen lösen sich auf.<br />

Der Aufwand des Pendelns hingegen wird vor<br />

allem vom Arbeitnehmer selbst getragen, der<br />

viel Zeit tatenlos im Auto oder in öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zubringen muss. Mobilität bedeutet<br />

in diesem Fall auch ein zunehmendes<br />

Verkehrsaufkommen für dessen Infrastruktur<br />

und dessen negative <strong>Umwelt</strong>auswirkungen wiederum<br />

die Allgemeinheit aufkommen muss.<br />

In beiden Fällen können wir von Ressourcenverschwendung<br />

sprechen. Es ist deshalb im<br />

Sinne der Nachhaltigkeit, wenn an Orten in denen<br />

viele erwerbsfähige Menschen leben, auch<br />

entsprechend viele Arbeitsplätze angeboten<br />

werden.<br />

Datenquelle:<br />

Agentur für Arbeit<br />

Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />

in <strong>Viernheim</strong>:<br />

Starke Pendlerbewegungen sind volkswirtschaftlich<br />

gesehen oft negativ.<br />

Entwicklung & Interpretation:<br />

Laut DUH haben Städte der Größe von 20.000<br />

bis 30.000 Einwohner, die in einem Ballungsraum<br />

in der Nähe einer Großstadt liegen einen<br />

hohen Zuzug und weniger Arbeitsplätze vor Ort.<br />

Aus diesen Orten wird vornehmlich ausgependelt.<br />

Dies trifft auch auf <strong>Viernheim</strong> zu: Die Auspendler<br />

übersteigen die Einpendler um ca. 2.500. –<br />

Tendenz abnehmend. Der Indikator sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte am Arbeitsort<br />

bezogen auf sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

am Wohnort zeigt in den absoluten<br />

Zahlen eine leichte Abnahme der Arbeitsplätze.<br />

Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />

bei 822; bester Wert bei 1563; schlechtester<br />

Wert bei 275.<br />

Beschäftigte am Arbeitsort:<br />

2002 2003 2004 Beschäftigte in<br />

8895 8709 8798 Betriebsstätten in <strong>Viernheim</strong><br />

Beschäftigte am Wohnort<br />

2002 2003 2004 Einwohner <strong>Viernheim</strong>s die<br />

11381 11<strong>21</strong>6 10989 einer sv-pflichtigen Beschäf-<br />

tigung nachgehen, egal ob in<br />

<strong>Viernheim</strong> oder außerhalb.<br />

51


-Ausgeglichene<br />

Definition:<br />

Dieser Indikator misst die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in den verschiedenen<br />

Bereichen der Wirtschaft bezogen auf die<br />

Zahl aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.<br />

Hintergrund:<br />

Die Zahl der Arbeitsplätze ist ein guter Indikator<br />

für die wirtschaftliche Lage einer Kommune. Ob<br />

die wirtschaftliche Lage der Kommune in Zukunft<br />

gefährdet ist, hängt davon ab, in welchen<br />

Branchen die Beschäftigten arbeiten und wie<br />

sich die Beschäftigten auf die einzelnen Branchen<br />

verteilen. Sind nur wenige Branchen prägend<br />

für die Beschäftigungslage in einem Ort,<br />

dann können konjunkturelle bzw. strukturelle<br />

Veränderungen in diesen Branchen ausgeprägte<br />

Krisen hervorrufen, die sich in hohen Arbeitslosenzahlen<br />

niederschlagen. Dadurch wird die<br />

finanzielle Lage der Kommune stark beeinträchtigt.<br />

Denn nicht nur die wegfallenden Einnahmen<br />

aus der Gewerbesteuer bzw. aus dem<br />

Anteil der Einkommensteuer verringern das<br />

Budget der Kommune, sondern in der Folge von<br />

Arbeitslosigkeit steigen auch die Ausgaben für<br />

die Sozialhilfe bzw. ab 2005 Arbeitslosengeld II.<br />

Eine finanzielle Abwärtsspirale droht.<br />

52<br />

Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />

in <strong>Viernheim</strong>:<br />

In Kommunen, in denen wenige Wirtschaftsabteilungen<br />

bzw. Branchen die Mehrzahl der Beschäftigten<br />

stellen, muss die Entwicklung dieser<br />

Wirtschaftsteile beobachtet werden, um Krisentendenzen<br />

rechtzeitig wahrzunehmen. Eine<br />

Analyse der Wirtschaftsstruktur und darauf aufbauende<br />

Maßnahmen zur Vergrößerung der<br />

Vielfalt in der Wirtschaft sind Handlungswege,<br />

um einer zu großen Abhängigkeit von extern<br />

verursachten Branchen- und Unternehmensentwicklungen<br />

vorbeugen.<br />

Weitere Erläuterungen:<br />

Die Statistischen Landesämter bieten Beschäftigtendaten<br />

auf der Basis von drei Wirtschaftsbereichen<br />

und deren Unterteilung in 17 Wirtschaftsabteilungen:<br />

Wirtschaftsbereich Land- und Forstwirtschaft<br />

sowie Fischerei und Bergbau (Primärer Sektor),<br />

Wirtschaftsabteilung:<br />

1. Land- und Forstwirtschaft<br />

2. Fischerei und Fischzucht<br />

3. Bergbau und Gewinnung von Steinen und<br />

Erden<br />

Wirtschaftsbereich Produzierendes Gewerbe<br />

(Sekundärer Sektor) Wirtschaftsabteilung:<br />

4. Verarbeitende Gewerbe<br />

5. Energie- und Wasserversorgung<br />

6. Baugewerbe<br />

Wirtschaftsbereich Handel und Verkehr sowie<br />

sonstige Dienstleistungen (Tertiärer Sektor),<br />

Wirtschaftsabteilung:<br />

7. Handel, Instandhaltung und Reparatur von<br />

Kfz und Gebrauchsgütern<br />

8. Gastgewerbe<br />

9. Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />

10. Kredit- und Versicherungsgewerbe<br />

11. Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung<br />

und Erbringung von Dienstleistungen<br />

für Unternehmen<br />

12. Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und<br />

Sozialversicherung<br />

13. Erziehung und Unterricht<br />

14. Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen<br />

15. Erbringung von sonstigen öffentlichen und<br />

persönlichen Dienstleistungen<br />

16. Private Haushalte<br />

17. Exterritoriale Organisationen und Körperschaften


Entwicklung und Interpretation:<br />

Das Hessische Statistische Landesamt hat eine nicht ganz so umfangreiche Unterteilung der drei Wirtschaftsabteilungen in denen Daten erhoben.<br />

Um eine differenzierte Betrachtung zu ermöglichen wurden alle Segmente in den Diagrammen dargestellt.<br />

Der primäre Sektor ist in <strong>Viernheim</strong> fast nicht mehr vorhanden. Der sekundäre Sektor mit Baugewerbe hat einen Anteil von rund 30 %. Der Tertiäre Sektor einen<br />

Anteil von rund 70 %. Auffällig ist der hohe Anteil von Beschäftigten im Segment Handel, Gastgewerbe und Verkehr.<br />

10000<br />

5000<br />

9000<br />

6000<br />

3000<br />

0<br />

0<br />

Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

an den Wirtschaftsbereichen Handel, Gastgewerbe, Verkehr;<br />

Finanzierung & Unternehmensdienstleistung, Öffentliche & Private Dienstleistungen<br />

8515 8850 8895 8709 8798<br />

3789 3872 3832 3757 38<strong>21</strong><br />

832 1285 1094 1322 1174 1373 1030 1440 1130 1430<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Gesamt-sv-pfl.-Besch am Arbeitsort Handel, Gastgew. Verkehr Finanz.& Untern.dienstl. Öff.- & Priv. Dienstl.<br />

Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />

an den Wirtschaftsbereichen Landwirtschaft, Prod. Gewerbe (ohne Baugewerbe) und Baugewerbe<br />

8515 8850 8895 8709 8798<br />

1891 1849 1869 1827 1709<br />

677 660<br />

47 53 52<br />

595<br />

44<br />

610 662<br />

45<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Gesamt-sv-pfl am Arbeitsort Landwirtschaft Gewerbe (ohne Bau) Baugewerbe<br />

53


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong><br />

<strong>Agenda</strong>-Büro<br />

Bearbeitet von:<br />

Anita Heckmann-Schradi<br />

KOMPASS-<strong>Umwelt</strong>beratung<br />

<strong>Agenda</strong>-Büro der <strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong><br />

Die Erläuterungstexte zu den einzelnen Indikatoren<br />

(Hintergrund) sowie auszugsweise<br />

Texte in der Rubrik Entwicklung & Interpretation,<br />

sind mit Kürzungen aus der „Handlungsanleitungsbroschüre:<br />

‘ Indikatoren-Set<br />

Zukunftsfähige Kommune‘ der deutschen<br />

<strong>Umwelt</strong>hilfe (2004)“ entnommen<br />

Fotonachweis:<br />

Titelseite: Hauptamt<br />

Abt. Einkauf,<br />

Organisation, EDV,<br />

Inge Arnold<br />

Druck:<br />

Hauptamt<br />

Hausdruckerei<br />

Juni 2006<br />

55

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