Stadt Viernheim Lokale Agenda 21 - Umwelt-Kompass
Stadt Viernheim Lokale Agenda 21 - Umwelt-Kompass
Stadt Viernheim Lokale Agenda 21 - Umwelt-Kompass
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<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong><br />
Besser leben?<br />
Besser: leben!!!<br />
<strong>Lokale</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />
Erster Nachhaltigkeitsbericht (2006)
Erster Nachhaltigkeitsbericht<br />
Besser leben?<br />
Besser: leben!!!
Grußwort<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
zwei Jahre nachdem die von <strong>Viernheim</strong>er Bürgern erarbeitete lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> durch das <strong>Stadt</strong>parlament beschlossen wurde, liegt<br />
nun der erste <strong>Viernheim</strong>er Nachhaltigkeitsbericht vor.<br />
Die <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> sollte eine nachhaltige Entwicklung in <strong>Viernheim</strong> voranbringen und forcieren. Allerdings ist auf diesem Weg<br />
Orientierung nötig: Im Kapitel 40 der <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>, die bei der Konferenz der Vereinten Nationen zu <strong>Umwelt</strong> und Entwicklung 1992<br />
verabschiedet wurde, werden die Kommunen aufgefordert ihren Zustand und die Fortschritte in Richtung nachhaltiger Entwicklung zu<br />
prüfen und zu dokumentieren. Dies soll mit Hilfe des Einsatzes von Nachhaltigkeitsindikatoren geschehen.<br />
<strong>Viernheim</strong> hat 2002 am ersten Wettbewerb der Deutschen <strong>Umwelt</strong>hilfe „zukunftsfähige Kommune“ teilgenommen und im Vergleich mit<br />
52 Städten und Gemeinden aus ganz Deutschland einen respektablen bronzenen Rang erzielt. Darüber hinaus war <strong>Viernheim</strong> eine<br />
der ersten hessischen Kommunen, die den <strong>Agenda</strong>-Prozess 1998 mit einer Bestandsaufnahme und der Erhebung von Indikatoren<br />
durch die Forschungsstätte der ev. Studiengemeinschaft (FEST) begonnen hat. Die Bedeutung von Indikatoren für eine kommunale<br />
Entwicklung, die sich der Richtschnur der Nachhaltigkeit verschrieben hat, war damals schon präsent und handlungsleitend.<br />
Der nun vorliegende Nachhaltigkeitsbericht ermöglicht eine Zusammenschau der <strong>Viernheim</strong>er Entwicklung in wichtigen Kennziffern. Er<br />
schärft den Blick für Zusammenhänge und für die Dimension der Nachhaltigkeit.<br />
Wir bedanken uns an dieser Stelle beim <strong>Umwelt</strong>- & <strong>Agenda</strong>büro des KOMPASS e.V., das die arbeitsintensive Aufgabe der<br />
Bearbeitung des Wettbewerbsbeitrags 2002 und die Erstellung des ersten Nachhaltigkeitsberichtes übernommen hat.<br />
Wir wünschen uns viele interessierte Leserinnen und Leser, die sich dann auf der fundierten Datenbasis an der Diskussion über die<br />
weitere <strong>Viernheim</strong>er <strong>Stadt</strong>entwicklung beteiligen können.<br />
Matthias Baaß Martin Ringhof<br />
Bürgermeister Erster <strong>Stadt</strong>rat<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
Grußwort 3<br />
Inhaltsverzeichnis 5<br />
Einleitung 7<br />
<strong>Lokale</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>- der <strong>Viernheim</strong>er Weg in die Zukunft (Stand Frühjahr 06) 8<br />
<strong>Viernheim</strong>er <strong>Agenda</strong>-Telegramm 9<br />
Tabellarische Übersicht zu <strong>Viernheim</strong>er Indikatoren 11<br />
1. Leitkategorie: Wohlbefinden 20<br />
1.1 Fahrradwege <strong>21</strong><br />
1.2 PKW-Dichte 22<br />
1.3 Verkehrsunfälle mit Kindern 23<br />
1.4 Vereinsleben 24<br />
1.5 Bevölkerungsentwicklung 25<br />
1.6 Kriminalitätsrate 26<br />
1.7 Kinder mit Übergewicht 27<br />
1.8 Flächen zur Erholung 28<br />
2. Leitkategorie: Soziale Gerechtigkeit 29<br />
2.1 Kommunales Engagement für Kinder und Jugendliche 30<br />
2.2 Betreuung von Kindern 31<br />
2.3 Geschlechtergerechtigkeit 32<br />
2.4 Bezahlbarer Wohnraum 33<br />
2.5 Empfänger von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt 34<br />
2.6 Bildungschancen für Migranten 35<br />
2.7 Kommunales Eine-Welt-Engagement 36<br />
3. Leitkategorie: <strong>Umwelt</strong>qualität und Ressourceneffizienz 37<br />
3.1 Geschützte Natur 38<br />
3.2 Flächenverbrauch und Siedlungsdichte 39<br />
3.3 Trinkwasserverbrauch 40<br />
3.4 Abfallaufkommen 41<br />
3.5 Niedriger Energieeinsatz 42<br />
3.6 <strong>Umwelt</strong>- und ressourcenschonende Energieerzeugung 43
3.7 Verkehrsmittelwahl 44<br />
3.8 Bäume auf der Siedlungsfläche 45<br />
4. Leitkategorie: Wirtschaftliche Effizienz 46<br />
4.1 Ausbildungschancen 47<br />
4.2 Arbeitslosigkeit 48<br />
4.3 Existenzgründung 49<br />
4.Kommunale Schulden 50<br />
4.5 Arbeitsplatzangebot 51<br />
4.6 Ausgeglichene Wirtschaftsstruktur 52
Einleitung<br />
„Vielleicht haben Sie heute schon den Wetterbericht mit den<br />
aktuellen Temperaturangaben gehört oder sich auf die Waage<br />
gestellt? Wenn ja, dann haben Sie sich mit Indikatoren wie<br />
Temperaturen oder dem Gewicht beschäftigt. Indikatoren sind<br />
allgegenwärtig und alltäglich. Sie beschreiben einen Ausschnitt<br />
aus der Wirklichkeit, erklären diesen jedoch nicht. Zum Beispiel<br />
sagt eine erhöhte Körpertemperatur aus, dass ein Mensch<br />
Fieber hat. Sie gibt keinen Hinweis, um welche Krankheit es<br />
sich dabei handeln könnte und welche Medikamente helfen<br />
könnten, diese zu heilen.<br />
Indikatoren stellen lediglich einen Sachverhalt fest.<br />
Mit Hilfe von Indikatoren können Fort- oder Rückschritte einer<br />
nachhaltigen, d. h. sozial gerechten, ökonomisch tragfähigen<br />
und die <strong>Umwelt</strong> schützenden Entwicklung einer <strong>Stadt</strong> bzw.<br />
Gemeinde dargestellt werden.“ ( DUH – Indikatorenset-Broschüre)<br />
Der vorliegende erste <strong>Viernheim</strong>er Nachhaltigkeitsbericht<br />
orientiert sich am Indikatoren-Set „Zukunftsfähige Kommune“<br />
der Deutschen <strong>Umwelt</strong>hilfe (DUH). Dieses Indikatoren-Set lässt<br />
sich bei weitgehender inhaltlicher Identität von seiner<br />
Begrifflichkeit her besser kommunizieren als das Indikatoren-<br />
Set von FEST (Forschungsstätte der Evangelischen<br />
Studiengemeinschaft e.V.).<br />
Von FEST wurde die Idee mit den Zeitreihen übernommen, die<br />
gerade beim ersten Bericht Informationen über eine Entwicklung<br />
liefern können und die formale dreispaltige Gestaltung der<br />
Indikatorenseiten.<br />
Die Orientierung an den DUH-Indikatoren bietet auch den<br />
Vorteil, dass man als Orientierungsmarke für die Interpretation<br />
der <strong>Viernheim</strong>er Werte den jeweiligen Durchschnittswert der<br />
DUH-Wettbewerbe heranziehen kann. Insgesamt beteiligten<br />
sich 175 Städte und Gemeinden an den Wettbewerben (u. a.<br />
auch <strong>Viernheim</strong> im ersten DUH-Wettbewerb).<br />
Die Erläuterungen zu den einzelnen Indikatoren (Hintergrund)<br />
sowie auszugsweise Texte in der Rubrik Entwicklung &<br />
Interpretation, sind mit leichten Kürzungen ebenfalls aus der<br />
Handlungsanleitungsbroschüre der DUH entnommen. Der<br />
Bezug zur <strong>Viernheim</strong>er lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> wird durch die<br />
Darstellung der zum Indikator gehörenden <strong>Viernheim</strong>er Ziele,<br />
sowie durch eine Übersichtstabelle, die Ziele und <strong>Agenda</strong>-<br />
Projekte darstellt, verdeutlicht.<br />
Im Zielbereich Wirtschaft/Arbeit wurde im Rahmen des<br />
<strong>Viernheim</strong>er <strong>Lokale</strong>n <strong>Agenda</strong>prozesses nicht gearbeitet.<br />
Infolgedessen wurden hier keine entsprechenden<br />
Nachhaltigkeitsziele für die <strong>Viernheim</strong>er Entwicklung definiert.<br />
Stattdessen sollen in dieser Kategorie „Begründungen für<br />
mögliche Handlungsfelder in <strong>Viernheim</strong>“ den Bezug zur<br />
<strong>Viernheim</strong>er <strong>Lokale</strong>n <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> herstellen.<br />
Anita Heckmann-Schradi<br />
<strong>Agenda</strong>-Koordinatorin,<br />
KOMPASS-<strong>Umwelt</strong>beratung<br />
7
<strong>Lokale</strong> <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> – der <strong>Viernheim</strong>er Weg in die Zukunft<br />
(Stand Frühjahr 2006)<br />
Die in der UN-Konferenz für <strong>Umwelt</strong> und Entwicklung 1992 von<br />
178 Staaten, darunter auch Deutschland, verabschiedete<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> weist den Städten und Gemeinden bei der Aufgabe,<br />
den Schutz der <strong>Umwelt</strong> mit der Verbesserung der<br />
wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen der<br />
Menschen in Einklang zu bringen, eine besondere Bedeutung<br />
zu.<br />
Der Begriff „<strong>Agenda</strong>“ stammt aus dem Lateinischen und<br />
bedeutet sinngemäß übersetzt „das was zu tun ist“. Im heute<br />
üblichen Sprachgebrauch kann <strong>Agenda</strong> als „Arbeits- oder<br />
Aktionsprogramm“ verstanden werden. Der Zusatz <strong>21</strong> macht<br />
deutlich, dass dieses Programm die Richtung ins gerade<br />
begonnene <strong>21</strong>. Jahrhundert weisen soll.<br />
8<br />
In 40 Kapiteln des <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> Dokuments werden die<br />
wesentlichen Handlungsfelder einer nachhaltigen Entwicklung<br />
für ein weltweites Aktionsprogramm benannt.<br />
Es werden Ziele, Maßnahmen und Instrumente zur Umsetzung<br />
formuliert. Wesentlicher Ansatz ist dabei die Integration von<br />
<strong>Umwelt</strong>aspekten in alle Politik- und Handlungsbereiche.<br />
Besonders betont wird auch die Notwendigkeit der Beteiligung<br />
aller Betroffenen bei Planungen, Entscheidungen und<br />
Umsetzungsprozessen. Auch <strong>Viernheim</strong> hat sich diesen<br />
Anforderungen gestellt und hat eine eigene lokale <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />
erarbeitet. Seit Sommer 2003 befindet sich der <strong>Agenda</strong>-<br />
Prozess in der Projektumsetzungsphase.
<strong>Viernheim</strong>er <strong>Agenda</strong>-Telegramm<br />
• April 1998<br />
Einstimmiger Beschluß der <strong>Stadt</strong>verordnetenversammlung in den<br />
Konsultationsprozess mit der Bevölkerung zur Erstellung einer lokalen<br />
<strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> einzutreten.<br />
• Oktober 1998<br />
Start der Informations- und Öffentlichkeitskampagne<br />
• Januar 1999<br />
"Visionsphase"<br />
Sechs Zukunftswerkstätten mit:<br />
Familien, Frauen, Senioren, Ausländer, Jugend, Christen.<br />
• August 1999<br />
<strong>Agenda</strong>forum tagt und einigt sich auf die Themen, die in der<br />
Hauptphase bearbeitet werden sollen.<br />
• September 1999<br />
<strong>Agenda</strong>-Bürgerwochenende<br />
Auftaktveranstaltung für die Hauptphase<br />
• Anfang 2000<br />
Konstituierung der Themenbereichs-Arbeitskreise:<br />
- Erhaltung unserer Lebensgrundlagen<br />
- Interkulturelles Zusammenleben<br />
- Bildung für eine nachhaltige Entwicklung<br />
• Mai 2000<br />
Start des <strong>Viernheim</strong>er Wirtschaftsforums - Netzwerk der <strong>Viernheim</strong>er<br />
mittelständischen Betriebe<br />
• Herbst 2000<br />
Start der <strong>Agenda</strong>-Projekte<br />
- Internationales Frauencafé<br />
- <strong>Agenda</strong>-Gesundheitstreff und<br />
- Wohnen 50 plus<br />
• Januar 2001<br />
Konstituierung des Themenbereichsarbeitskreises<br />
<strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung<br />
• März 2001<br />
Zwischenbilanzveranstaltung in der Friedenskirche<br />
• Juni 2001<br />
Einstimmiger Beschluß der Annahme der Leitbilder und Leitlinien in den<br />
<strong>Agenda</strong>- Zielbereichen "Interkulturelles Zusammenleben" und "Erhaltung<br />
unserer Lebensgrundlagen" durch die <strong>Stadt</strong>verordnetenversammlung.<br />
Mit diesem Beschluß wurde auch die Realisierung der zwei Projekte aus<br />
diesen <strong>Agenda</strong>-Teilbereichen befürwortet.<br />
Beteiligung am <strong>Agenda</strong>-Projektförderwettbewerb des Landes Hessen,<br />
mit den Projekten<br />
"Interkulturelles <strong>Umwelt</strong>lernen" und<br />
"Netzwerke knüpfen für die Natur"<br />
• September 2001<br />
Start des <strong>Agenda</strong>-Projekts<br />
Interkulturelles <strong>Umwelt</strong>lernen in KiTas.<br />
9
• Frühjahr 2002<br />
Beteiligung am <strong>Agenda</strong>projekt-Förderwettbewerb des Landes Hessen<br />
mit einem Projekt aus dem Themenbereich <strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung.<br />
Voraus ging der Beschluss zum Teilleitbild aus diesem Bereich.<br />
Beteiligung am Wettbewerb: "Zukunftsfähige Kommune"<br />
(Indikatorenwettbewerb) der Deutschen <strong>Umwelt</strong>hilfe.<br />
• Sommer 2002<br />
<strong>Agenda</strong>-Forum tagt und erarbeitet ein Gesamtleitbild.<br />
• Herbst 2002<br />
Das Projekt "Mehr Platz zum Leben" startet mit einem kooperativen<br />
Planungsworkshop, an dem sich Bürger, Künstler und Fachleute<br />
(Architekten, Planer) beteiligten.<br />
Projekt: „Netzwerke knüpfen für die Natur“ startet mit der Anlage von<br />
Biotop-Trittsteinen durch Schüler der weiterführenden Schulen.<br />
Bei den Projektförderwettbewerben des Landes Hessen in 2001 und 2002<br />
wurden die zwei Projekte „Interkulturelles <strong>Umwelt</strong>lernen“ und „Mehr Platz<br />
zum Leben“ ausgezeichnet und in die Förderung aufgenommen. Ebenso<br />
wurde beim bundesweiten Indikatorenwettbewerb der Deutschen<br />
<strong>Umwelt</strong>hilfe ein beachtlicher dritter Rang erzielt.<br />
• April 2003<br />
Einstimmiger Beschluss der <strong>Viernheim</strong>er <strong>Lokale</strong>n <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> durch die<br />
<strong>Stadt</strong>verordnetenversammlung.<br />
• November 2003<br />
Ausschreibung eines städtischen Projektförderwettbewerbs zur<br />
Umsetzung der lokalen <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong><br />
• Februar 2004<br />
Der Nachhaltigkeit ein Gesicht geben<br />
Bekannte <strong>Viernheim</strong>er Persönlichkeiten stehen mit ihrem Photo für<br />
Nachhaltige Entwicklung ein. Ausstellung in der Sparkasse.<br />
10<br />
• Juni 2004<br />
Sieger des Projektförderwettbewerbs werden in einem Festakt<br />
ausgezeichnet und beginnen mit den Fördergeldern ihre Projekte zu<br />
realisieren.<br />
• 2. Halbjahr 2004 & 2005<br />
Bürger & Institutionen arbeiten an der Realisierung von 11 <strong>Agenda</strong>-<br />
Projekten:<br />
Generationenübergreifendes biografisches Lernen unter<br />
interkultureller Perspektive(AK-Interkulturelles zusammenleben)<br />
Mehr „Platz“ zum Leben (AK <strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung)<br />
Internationale Gärten (AK <strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung)<br />
Netzwerke knüpfen für die Natur (weiterführende Schulen in<br />
Zusammenarbeit mit BUND und <strong>Stadt</strong>)<br />
<strong>Viernheim</strong>er <strong>Stadt</strong>kaffee (Eine Welt-Kreis, St. Aposteln e.V.)<br />
Erlebnisunterricht Eine Welt in Schulen und Kindergärten (Eine-<br />
Welt-Kreis, St. Aposteln e.V.)<br />
Oase Tivolipark (Interessengemeinschaft Tivolipark)<br />
KiTa-Kids starten in die Solarzeit (Kindertagesstätte<br />
Gänseblümchen)<br />
Waldzwerge statt Müllberge (Waldkindergarten Kinderdörfel<br />
Vom Müllberg zum Müllzwerg (Schillerschule)<br />
Fit zu Fuß – Mehr eigene Bewegung für eine vielseitige Bildung von<br />
Kindern (Verkehrswacht Kreis Bergstraße)<br />
• Sommer 2005<br />
Beteiligung am bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb des<br />
Verbraucherschutzministeriums „Besser essen. Mehr bewegen“ mit dem<br />
Projekt „Gesunde Kinderwelten in <strong>Viernheim</strong>“. Die Bewerbung war im<br />
ersten Durchgang erfolgreich. Aus 450 Einsendungen war <strong>Viernheim</strong> bei<br />
den 50 Projekten, die die zweite Runde bestreiten durften.
Warum braucht man Indikatoren?<br />
Im Kapitel 40 der <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong>, die bei der Konferenz der Vereinten Nationen<br />
zu <strong>Umwelt</strong> und Entwicklung 1992 verabschiedet wurde, werden die<br />
Kommunen aufgefordert, ihren Zustand und die Fortschritte in Richtung<br />
nachhaltige Entwicklung zu messen und zu prüfen. Um dies zu erreichen,<br />
sollen sie Nachhaltigkeitsindikatoren einsetzen.<br />
Zwischen Zielen und Indikatoren besteht ein enger Zusammenhang<br />
Nachhaltigkeitsindikatoren konkretisieren politisch gesetzte bzw.<br />
gesellschaftlich vereinbarte Ziele einer zukunftsfähigen<br />
Kommunalentwicklung. Die Auswahl von Indikatoren bedeutet letztendlich<br />
eine Diskussion darüber, in welche Richtung sich eine <strong>Stadt</strong> bzw. Gemeinde<br />
in den nächsten Jahrzehnten entwickeln soll. Dabei gilt: Je konkreter die<br />
vereinbarten Ziele sind, desto eindeutiger können die indikatorengestützten<br />
Nachweise sein.<br />
Indikatoren als Steuerungsinstrumente für die <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
Die ermittelten Indikatorenwerte stellen zuverlässige Datengrundlagen für<br />
fachliche Planungen und Konzepte bereit. Zudem werden durch die<br />
indikatorengestützte Erfolgskontrollen Fehlinvestitionen und –entwicklungen<br />
erkannt. Schwachstellen und Handlungsdefizite werden aufgezeigt. Somit<br />
können Kommunalpolitik und –verwaltung daraus rechtzeitig Konsequenzen<br />
ziehen und diese korrigieren.<br />
Strategien und kurz-, mittel- und längerfristige Maßnahmen zur Lösung der<br />
erkannten Problemfelder können konzipiert und erarbeitet werden. Eine<br />
indikatorgestützte Erfolgskontrolle ist deshalb für einen intelligenten Umgang<br />
mit Ressourcen unverzichtbar. Sie ist ein wichtiges Instrument um den<br />
Einsatz knapper Ressourcen zu optimieren bzw. diese effektiv zu nutzen.<br />
Indikatoren als Steuerungsinstrument für die Kommunalpolitik<br />
Durch die Erhebung und Aufbereitung konkreter Zahlen können die<br />
Kommunalparlamente, die Tragweite ihrer Entscheidungen besser<br />
abschätzen. Die Nachhaltigkeitsindikatoren schärfen den Blick für die<br />
Zusammenhänge der Kommunalentwicklung und bringen die Dimension der<br />
Nachhaltigkeit früh in die Entscheidungsfindung ein. Sie können auch<br />
wichtige Anstöße geben, Themen, die bisher vernachlässigt wurden, in der<br />
Kommunalpolitik zu diskutieren.<br />
Indikatoren – Anspruch und Wirklichkeit<br />
Indikatoren resultieren aus einer Gratwanderung zwischen der<br />
Datenverfügbarkeit und dem Anspruch, die für eine nachhaltige Entwicklung<br />
wichtigen Themenfelder abzubilden. Manche Themenfelder können wegen<br />
fehlender bzw. nur aufwändig zu erhebender Daten nicht abgebildet werden.<br />
Manche leicht zu erhebenden Daten bilden gewisse Themenfelder nicht ab.<br />
Es gilt also, einen Kompromiss zwischen fachlichen Ansprüchen und der<br />
Datenverfügbarkeit zu finden. Denn ansonsten besteht die Gefahr, dass<br />
entweder die Indikatoren nicht aussagekräftig genug sind oder die<br />
Datenerhebung zu aufwändig.<br />
Mit Hilfe von Indikatoren können komplizierte Zustände auf allgemein<br />
verständliche Beschreibungen vereinfacht werden. Allerdings können durch<br />
die Reduktion auf Zahlen allein die vielschichtigen Lebenszusammenhänge<br />
nicht abgebildet werden. Deshalb empfiehlt es sich diese quantitativen, auf<br />
Zahlen basierten Zustandsbeschreibungen durch Umfragen und Interviews<br />
zu ergänzen.<br />
Indikatoren-Sets sind keine statischen Gebilde, sondern können sich in<br />
Zukunft verändern, weil sich kommunale Problemstellungen sowie<br />
Datengrundlagen ändern können.<br />
11
Tabellarische Übersicht zu den <strong>Viernheim</strong>er Indikatoren<br />
( Die in der Rubrik Projekte aufgeführten Nennungen beziehen sich ausschließlich auf Projekte, die im Rahmen des <strong>Agenda</strong>-<br />
<strong>21</strong>-Prozesses entstanden sind.)<br />
Kategorie: Wohlbefinden<br />
Indikator<br />
Fahrradwege<br />
PKW-Dichte<br />
Verkehrsunfälle mit Kindern<br />
12<br />
Was genau wird gemessen<br />
Länge der Fahrradwege an der<br />
Gesamtlänge der Verkehrswege<br />
Anzahl der PKW pro 1.000<br />
Einwohner<br />
Verunglückte Kinder (0 – 14<br />
Jahre) als Radfahrer oder Fuß-<br />
gänger bezogen auf die Zahl<br />
aller Kinder<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger<br />
Entwicklung in <strong>Viernheim</strong><br />
• Gleichberechtigung aller<br />
Verkehrsmittel<br />
• <strong>Umwelt</strong>- &<br />
Gesundheitsverträg-<br />
lichkeit des Verkehrs in<br />
<strong>Viernheim</strong> fördern<br />
• Bedürfnisse von Kindern,<br />
Jugendlichen, Senioren und<br />
mobilitätsbehinderten<br />
Menschen sind besonders<br />
zu beachten.<br />
(Zielbereiche: Erhaltung unserer<br />
Lebensgrundlagen,<br />
<strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung,<br />
Frauen für nachhaltige<br />
Entwicklung)<br />
Projekte
Indikator<br />
Vereinsleben<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
Kriminalitätsrate<br />
Kinder mit Übergewicht<br />
Flächen zur Erholung<br />
Was wird genau gemessen?<br />
Zahl der eingetragenen Vereine<br />
pro 1.000 Einwohner<br />
Zahl der Zu- und Fortzüge pro<br />
1.000 Einwohner &<br />
Wanderungssaldo<br />
Anteil der Vorschulkinder<br />
bezogen auf die Einwohnerzahl<br />
Bekanntgewordene Straftaten<br />
pro 1.000 EW<br />
Kinder mit Übergewicht<br />
bezogen auf die Zahl aller bei<br />
der Schuleingangsuntersuchung<br />
untersuchten Kinder<br />
Naturnahe- & Erholungsflächen<br />
pro 1.000 EW<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger<br />
Entwicklung in <strong>Viernheim</strong><br />
Förderung ehrenamtliches<br />
Engagement<br />
Attraktivität der <strong>Stadt</strong> als<br />
Wohnort<br />
Attraktivität der <strong>Stadt</strong> für<br />
Familien<br />
Bedarfsorientiertes<br />
Wohnraumangebot<br />
Lebendiges Gemeinschaftsleben<br />
Sozialer Ausgleich (Leitbild)<br />
Berücksichtigung des<br />
Sicherheitsbedürfnisses<br />
Gesundheitsförderung<br />
Erhöhung des Stellenwertes des<br />
Naturschutzes<br />
(Zielbereiche: <strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung,<br />
Bildung für eine nach-<br />
haltige Entwicklung, Interkultu-<br />
relles Zusammenleben, Frauen<br />
für nachhaltige Entwicklung,<br />
Gesamtleitbild)<br />
Projekte<br />
„Mehr Platz zum Leben“<br />
„Wohnen 60 Plus“<br />
„<br />
„Fit zu Fuß“<br />
„Gesunde Kinderwelten in<br />
<strong>Viernheim</strong>“<br />
„Oase Tivolipark“<br />
„<br />
13
Kategorie: Soziale Gerechtigkeit<br />
Indikator Was wird genau gemessen? Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung<br />
in <strong>Viernheim</strong><br />
Kommunales Engagement für Kinder<br />
und Jugendliche<br />
Betreuung von Kindern<br />
Geschlechtergerechtigkeit<br />
Bezahlbarer Wohnraum<br />
Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt<br />
Bildungschancen für Migranten<br />
14<br />
Ausgaben für Kinder & Jugend-<br />
liche bezogen auf die Anzahl aller<br />
Jugendlichen<br />
Zahl der Plätze in kommun. Einrichtungen,<br />
Einrichtungen in freier<br />
Trägerschaft und Betriebskindergärten<br />
bezogen auf Zahl aller Kinder<br />
Zahl der Angestellten & Beamtinnen<br />
in Leitungspositionen bezogen<br />
auf Gesamtzahl der Frauen im<br />
Kommunalparlament bezogen auf<br />
Gesamtzahl Mandatsträger.<br />
Zahl der Empfänger von Wohngeld<br />
bezogen auf die Zahl aller Haushalte<br />
Zahl der Empfänger von laufender<br />
Hilfe zum Lebensunterhalt bezogen<br />
auf die Einwohnerzahl<br />
Zahl der ausländischen und deutschen<br />
Schulabgänger ohne Hauptschulabschluß<br />
bezogen auf die<br />
Zahl der ausl. bzw. dtsch. Schulabgänger<br />
mit Hauptschulabschluß<br />
Weiterentwicklung als Kinder- und<br />
jugendfreundliche <strong>Stadt</strong><br />
Gleichberechtigte Besetzung in<br />
Kommunalpolitik, Verwal-<br />
tung, Gremien, Vereinen u. öffentlichen<br />
Einrichtungen<br />
Sozialer Ausgleich<br />
Im Zielbereich Interkulturelles Zusammenleben<br />
alle Ziele im Handlungsfeld<br />
Gleiche Chancen auf Bildung<br />
Projekte<br />
„Interkulturelles <strong>Umwelt</strong>lernen in<br />
Kindertagesstätten“<br />
„Interkultureller Generationendialog“<br />
„Interkulturelle Öffnung der Dienste“
Indikator Was wird genau gemessen? Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung<br />
in <strong>Viernheim</strong><br />
Kommunales Eine-Welt-<br />
Engagement<br />
kommunale Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit<br />
bezogen auf<br />
die Einwohnerzahl der Kommune<br />
Nicht zu Lasten anderer Völker<br />
leben und handeln<br />
Zielbereiche: Interkulturelles Zusammenleben,<br />
Frauen für eine<br />
nachhaltige Entwicklung, Gesamtleitbild<br />
Projekte<br />
„<strong>Viernheim</strong>er <strong>Stadt</strong>kaffee“<br />
„Erlebnisunterricht Eine Welt“<br />
15
Kategorie: <strong>Umwelt</strong>qualität & Ressourceneffizienz<br />
Indikator<br />
Geschützte Natur<br />
Flächenverbrauch & Siedlungs-<br />
dichte<br />
Trinkwasserverbrauch<br />
Abfall<br />
Niedriger Energieeinsatz<br />
16<br />
Was genau wird gemessen<br />
Größe der Natura 2000 Gebiete und<br />
der unter Naturschutz stehenden<br />
Flächen bezogen auf die<br />
Gesamtfläche der Kommune, bzw. in<br />
Prozent der Gesamtfläche<br />
Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />
bezogen auf die Gesamtfläche der<br />
Gemeinde und die Zahl der Einwohner<br />
bezogen auf die Siedlungs- &<br />
Verkehrsfläche<br />
Trinkwasserverbrauch der priv.<br />
Haushalte (einschl. Kleingewerbe und<br />
Dienstleistungsunternehmen) bezogen<br />
auf die Einwohnerzahl<br />
Abfallaufkommen (Restmüll &<br />
Sperrmüll) bezogen auf die<br />
Einwohnerzahl<br />
Energieverbrauch in kommunalen<br />
Liegenschaften und den privaten<br />
Stromverbrauch bezogen auf die<br />
Einwohnerzahl<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger<br />
Entwicklung in <strong>Viernheim</strong><br />
Erhöhung des Stellenwertes des<br />
Naturschutzes<br />
Entwicklung unter der Prämisse der<br />
Ressourcenschonung und<br />
Naturbewahrung<br />
Reinheit des Grundwassers erhalten<br />
Trinkwasserverbrauch auf best.<br />
Niveau stabilisieren<br />
Bewusstsein für Abfallvermeidung<br />
stärken, Trennmoral stärken.<br />
Vereinfachung, Optimierung im<br />
Bringsystem. Bekämpfung von wilden<br />
Müllablagerungen<br />
Ziele des Brundtlandprojektes<br />
Projekte<br />
„Netzwerke knüpfen für die Natur“<br />
„Frühjahrsputz in der Gemarkung“<br />
„<strong>Umwelt</strong>bildung in Grundschulen &<br />
KiTas“
Indikator<br />
<strong>Umwelt</strong>- & ressourcenschonende<br />
Energieerzeugung<br />
Verkehrsmittelwahl<br />
Bäume auf der Siedlungsfläche<br />
Was wird genau gemessen?<br />
Anteil erneuerbarer Energien an der<br />
Energieerzeugung und Energie aus<br />
Kraft-Wärme-Kopplung bezogen auf<br />
die Einwohnerzahl der Kommune. Bei<br />
den erneuerbaren Energien ist die<br />
installierte Leistungskapazität<br />
maßgeblich bei den KWK-Anlagen die<br />
tatsächliche Energieerzeugung<br />
Modal Split<br />
Zahl der <strong>Stadt</strong>bäume bezogen auf die<br />
Einwohnerzahl<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger<br />
Entwicklung in <strong>Viernheim</strong><br />
Ziele des Brundtlandprojektes<br />
Förderung umweltfreundlicher<br />
Verkehrsmittel – Gleichberechtigung<br />
aller Verkehrsmittel. Reduzierung<br />
schädlicher Auswirkungen des<br />
Verkehrs. Bedürfnisse von Kinder,<br />
Jugendlichen & Senioren und<br />
Behinderten besonders beachten.<br />
Förderung von ökologischen<br />
Lebensräumen im <strong>Stadt</strong>innenbereich<br />
Zielbereiche:<br />
Erhaltung unserer Lebensgrundlagen<br />
<strong>Stadt</strong>bild/<strong>Stadt</strong>gestaltung<br />
Frauen für nachhaltige Entwicklung<br />
Klimaschutz<br />
Projekte<br />
„Fit zu Fuß“<br />
17
Kategorie: Wirtschaftliche Effizienz<br />
Indikator<br />
Ausbildungschancen<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Existenzgründung<br />
Ausgeglichene Wirtschafts-<br />
strukturen<br />
18<br />
Was genau wird gemessen<br />
Ausbildungsverhältnisse je 1000<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
am Arbeitsort<br />
Zahl der Arbeitslosen bezogen<br />
auf die Zahl der sv-pflichtig-<br />
Beschäftigten; Anteil der arbeitslosen<br />
Jugendlichen von 15<br />
bis unter 25 Jahren an der Gesamtzahl<br />
der Jugendlichen in<br />
Prozent<br />
Verhältnis Zahl der Betriebs-<br />
gründungen zu Zahl der Be-<br />
triebsschließungen<br />
Anteil der sozialversicherungs-<br />
pflichtig Beschäftigten nach<br />
Wirtschaftsbereichen<br />
Begründung für<br />
mögliche Handlungsfelder<br />
in <strong>Viernheim</strong><br />
Gut ausgebildete Arbeitskräfte<br />
sind wichtig für ein gut funktionierendes<br />
Gemeinwesen<br />
Gibt Auskunft inwieweit sich die<br />
wirtschaftlichen & sozialen Verhältnisse<br />
ändern (Sozialhilfeempfänger<br />
Obdachlose, psychosoziale<br />
Probleme & Krankheit)<br />
Zahl der Existenzgründungen<br />
bestimmt u. a. die wirtschaftliche<br />
Lage einer Kommune.<br />
Mittel- und langfristig können<br />
Existenzgründungen zu einer<br />
höheren Zahl von Arbeits-<br />
plätzen führen.<br />
Ein ausgeglichenes Verhältnis<br />
der Sektoren verringert wirt-<br />
schaftliche Anfälligkeit<br />
Projekte<br />
„<strong>Viernheim</strong>er Wirtschaftforum“
Indikator<br />
Kommunale Schulden<br />
Arbeitsplatzangebot<br />
Was wird genaue gemessen?<br />
Höhe der Schulden der Kommune<br />
und der kommunalen Eigenbetriebe<br />
bezogen auf die<br />
Einwohnerzahl<br />
Arbeitsplatzangebot im Verhältnis<br />
der sv-pflichtig-Beschäftigten<br />
am Wohnort zu den sv-pflichtig-<br />
Beschäftigten am Arbeitsort<br />
(Pendlerbewegungen)<br />
Begründung für<br />
mögliche Handlungsfelder in<br />
<strong>Viernheim</strong><br />
Handlungsspielraum zukünftiger<br />
Generationen. Stehen der Neuverschuldung<br />
gleichwertige Investitionen<br />
gegenüber???<br />
Starke Pendlerbewegungen<br />
sind volkswirtschaftlich gesehen<br />
oft negativ<br />
Projekte<br />
19
Leitkategorie: „Wohlbefinden“<br />
Bereits lange bevor Lebensqualität zu einem Schlüsselbegriff der<br />
Nachhaltigkeitsdebatte wurde, haben Philosophen in der Antike über das<br />
‚schöne und Gute Leben‘ nachgedacht. Für sie gehörten im Wesentlichen<br />
die gleichen Ingredienzien zu einem guten Leben wie für die Menschen der<br />
Moderne: Es sind Essen und Trinken, Gesundheit, reine Luft, sauberes<br />
Wasser, fruchtbarer Boden, die harmonische Abwechslung von Muße und<br />
Tätigkeit, Sicherheit, Ruhe und Frieden, Spiel und Sport, Kultur und das<br />
Nachdenken über den Sinn des Lebens in Form der Philosophie.<br />
Lebensqualität besteht auch heute aus vielen Elementen: Gesundheit und<br />
Bildung, angemessene Ernährung und Wohnraum, eine stabile und gesunde<br />
Umgebung, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung aller Menschen, Teilnahme<br />
am gesellschaftlichen Leben, Würde und Sicherheit. Wenn sich diese<br />
Bestandteile in ausreichender Form im Leben und Umfeld eines Menschen<br />
wieder finden, löst das bei ihm Wohlbefinden aus, denn die subjektiv<br />
empfundene Lebensqualität ist eng an die Befriedigung der individuellen<br />
Bedürfnisse gekoppelt. Die Bedeutung, die ‚Wohlbefinden‘ als<br />
gesamtgesellschaftliche Zielgröße hat, lässt sich am besten durch die<br />
Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreiben, die<br />
Gesundheit als „einen Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und<br />
sozialen Wohlbefindens versteht.<br />
20<br />
Der komplexen Fülle von subjektiver Lebensqualität und gesellschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen versucht sich der Indikatorensatz der „Zukunftsfähigen<br />
Kommune“ durch elf Indikatoren anzunähern:<br />
• Flächen zur Erholung<br />
• Vereinsleben/Kulturelles Leben<br />
• Bevölkerungsentwicklung<br />
• Fahrradwege<br />
• PKW-Dichte<br />
• Verkehrsunfälle mit Kindern<br />
• Kriminalitätsrate<br />
• Kinder mit Übergewicht<br />
• Erschließung mit Bus und Bahn<br />
• Lärmbelästigung<br />
• Wohnungsnahe Grundversorgung<br />
Die letzten drei Indikatoren wurden im <strong>Viernheim</strong>er Nachhaltigkeitsbericht<br />
nicht bearbeitet, da zwei von ihnen ziemlich schwierig zu erheben sind, und<br />
für den Indikator Lärmbelästigung keine Daten verfügbar sind.
Fahrradwege<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst die Länge der für den<br />
Radverkehr ausgewiesenen Wege bezogen auf<br />
die Gesamtlänge der Verkehrswege innerhalb<br />
der geschlossenen Ortschaft.<br />
Länge der Fahrradwege in Metern auf 1000<br />
Meter Verkehrswege<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
786,32<br />
2001<br />
Datenquelle:<br />
Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung und <strong>Umwelt</strong>planung.<br />
Hintergrund:<br />
Es gibt in Deutschland 60 Millionen Fahrräder<br />
und 40 Millionen PKW. Dagegen ist der Anteil<br />
der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege an<br />
allen innerstädtischen Wegen unterentwickelt.<br />
Die Deutschen legen nur 9 % aller Wege mit<br />
dem Fahrrad zurück. Im Jahresdurchschnitt<br />
radelt jeder Einwohner rund 300 Kilometer. Ein<br />
Vergleich mit unseren europäischen Nachbarn<br />
zeigt, dass die Potentiale des Radverkehrs bei<br />
weitem noch nicht ausgeschöpft sind. Die Niederländer<br />
nutzen das Fahrrad z. B. für 27 %<br />
aller Wege. Ergebnisse des DUH-Wettbewerbs<br />
zeigen, dass auch in einigen deutschen Städten<br />
der Radverkehrsanteil schon bei mehr als 20 %<br />
liegt. Der Indikator misst die Länge der Radwege<br />
im Verhältnis zu den Straßen, auf denen<br />
Tempo 30 und schneller erlaubt ist. Auf diesen<br />
Straßen sind Radfahrer besonders gefährdet,<br />
deshalb sind dort Radwege besonders wichtig.<br />
Inzwischen wird der Ausbau des Radverkehrs<br />
durch den Nationalen Radverkehrsplan des<br />
Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und<br />
Wohnungswesen unterstützt und gefördert.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Gleichberechtigung aller Verkehrsmittel<br />
Gesundheits- und <strong>Umwelt</strong>verträglichkeit des<br />
Verkehrs fördern<br />
Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen, Senioren<br />
und mobilitätsbehinderten Menschen sind<br />
besonders zu beachten.<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Die Tempo 30-Zonen und die verkehrsberuhigten<br />
Bereiche werden weder bei der Länge der<br />
Radwege noch bei der Gesamtlänge der Verkehrswege<br />
berücksichtigt.<br />
Denn in Tempo-30-Zonen können sich Radfahrer<br />
weitgehend ungefährdet bewegen.<br />
Laut DUH zeigt ein Vergleich mit den Ergebnissen<br />
des Indikators „Modal-Split“, dass in Kommunen,<br />
in denen viel für den Ausbau der Radwege<br />
getan wurde der Rahradanteil deutlich<br />
über 10 Prozent und mehr liegt.<br />
Der Durchschnittswert Fahrradwege im DUH-<br />
Wettbewerb lag bei 590,4; bester Wert bei<br />
1292,4; schlechtester Wert bei 99,7 .<br />
<strong>21</strong>
PKW-Dichte<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst die Zahl der<br />
Personenkraftwagen bezogen auf die<br />
Einwohnerzahl.<br />
Anzahl der PKW pro 1000 Einwohner<br />
576<br />
574<br />
572<br />
570<br />
568<br />
566<br />
564<br />
562<br />
567<br />
572<br />
575<br />
2003 2004 2005<br />
Datenquelle:<br />
Kfz- Zulassungsbehörde Heppenheim<br />
22<br />
Hintergrund:<br />
Zum 1. Januar 2004 waren in Deutschland<br />
knapp 45 Millionen PKW zugelassen. Somit<br />
besitzt fast jeder zweite Bundesbürger einen<br />
PKW (Kinder und betagte Menschen<br />
eingeschlossen).<br />
Ein Ende der Zunahme der<br />
Personenkraftwagen ist bislang nicht in Sicht. In<br />
der im April 2001 vorgelegten<br />
„Verkehrsprognose 2015“ wird sogar davon<br />
aufgegangen, dass der PKW-Bestand bis zum<br />
Jahr 2015 auf 49,8 Millionen steigen wird.<br />
Ein PKW belastet die <strong>Umwelt</strong> in vielerlei<br />
Hinsicht: Einerseits durch Luftverschmutzung,<br />
Energieverbrauch und Lärm sowie andererseits<br />
durch den Flächenverbrauch für die notwendige<br />
Verkehrsinfrastruktur sowohl für den rollenden<br />
als auch den ruhenden Verkehr, denn die<br />
meiste Zeit des Tages steht das Fahrzeug still.<br />
Ein Personenkraftwagen braucht mehr<br />
Siedlungsfläche als ein Kind zum Spielen zur<br />
Verfügung hat.<br />
Die geparkten Fahrzeuge beeinträchtigen die<br />
Aufenthaltsqualität öffentlicher Räume.<br />
Vielerorts sind die Straßen in Wohngebieten<br />
zugeparkt.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Gleichberechtigung aller Verkehrsmittel<br />
<strong>Umwelt</strong>- & Gesundheitsverträglichkeit des<br />
Verkehrs in <strong>Viernheim</strong> fördern.<br />
Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen,<br />
Senioren und mobilitätsbehinderte Menschen<br />
sind besonders zu beachten.<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Dem Bedürfnis nach persönlicher Mobilität hält<br />
die Infrastruktur der meisten Städte und<br />
Gemeinden kaum noch Stand. Konzepte im<br />
Sinne einer nachhaltigen Mobilität sind dringend<br />
erforderlich. In ländlichen Regionen ist der PKW<br />
unverzichtbar. Dagegen sollte in städtischen<br />
Regionen und Ballungsgebieten auf eine<br />
stadtverträgliche Kombination der<br />
Verkehrsmittel gesetzt werden. Angesichts der<br />
Verkehrsprognosen kann es schon als Erfolg<br />
gewertet werden, wenn die PKW-Dichte nicht<br />
zunimmt.<br />
In <strong>Viernheim</strong> ist für die letzten drei Jahre eine<br />
moderate Zunahme zu verzeichnen. Dafür<br />
liegen wir aber um einiges über dem<br />
Durchschnittswert des DUH-Wettbewerbs von<br />
556,1. Bester Wert DUH-Wettbewerb 478,5,<br />
schlechtester Wert 799,3.
Verkehrsunfälle mit Kindern<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst die Zahl der Kinder, die<br />
bei Verkehrsunfällen vor Ort verletzt oder<br />
getötet wurden, bezogen auf die Zahl aller<br />
Kinder.<br />
Anzahl der bei Verkehrsunfällen verletzten<br />
oder getöteten Kinder pro 1000 Kinder<br />
4,5<br />
4<br />
3,5<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
3,3<br />
keine<br />
Daten<br />
vor-<br />
handen<br />
3,9<br />
3,6<br />
3,1<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Datenquelle:<br />
Polizeistation Lampertheim/<strong>Viernheim</strong><br />
Hintergrund:<br />
Kinder sind im Vergleich zu anderen<br />
Bevölkerungsgruppen unverhältnismäßig häufig<br />
von Verkehrsunfällen betroffen. Im Jahr 2002<br />
wurden bei Verkehrsunfällen 41047 Kinder bis<br />
unter 15 Jahren verletzt und <strong>21</strong>6 Kinder getötet.<br />
In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der im<br />
Straßenverkehr verunglückten Kinder um 54 %<br />
zurückgegangen (bundesweit). Die Sicherheit<br />
von Kindern im Straßenverkehr sollte einer<br />
zukünftsfähigen Kommune ein besonderes<br />
Anliegen sein. Denn die Möglichkeit, sich zu<br />
Fuß oder mit dem Rad innerhalb ihrer<br />
Kommune zu bewegen, bietet für Kinder viele<br />
Vorteile. Laufen oder Rad fahren unterstützen<br />
die Entwicklung der Kinder, geben ihnen<br />
Selbstvertrauen, stärken ihre<br />
Konzentrationsfähigkeit und entwickeln das<br />
Sozialverhalten. Alltägliche Wege wie der<br />
Schulweg dienen gleichzeitig als Lern- und<br />
Erlebnisraum. Eine Kommune kann<br />
verschiedene planerische und technische<br />
Maßnahmen umsetzen, die wirkungsvoll und<br />
dauerhaft die Verkehrssicherheit erhöhen.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Die sichere, selbständige Bewegungsmöglichkeit<br />
für Kinder ist ein Indikator für die<br />
selben Ziele wie sie bei den Indikatoren<br />
Fahrradwege und PKW-Dichte genannt wurden.<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Mit seiner Zeitreihe liegt <strong>Viernheim</strong> eigentlich<br />
gut im bundesdeutschen Durchschnitt (3,20).<br />
Der DUH-Durchschnittswert beträgt 3,39, bester<br />
Wert war 0,25, schlechtester 5,52. Je höher die<br />
Unfallquote, desto höher ist der<br />
Handlungsbedarf in den betreffenden Städten<br />
und Gemeinden, den Verkehrsraum sicherer zu<br />
gestalten.<br />
23
Vereinsleben<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst die Zahl der<br />
eingetragenen Vereine mit Sitz am Ort bezogen<br />
auf die Einwohnerzahl.<br />
Zahl der eingetragenen<br />
Vereine pro 1000 Einwohner<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Datenquelle:<br />
eigene Erhebung<br />
24<br />
5,1<br />
2005<br />
Hintergrund:<br />
Bürgerschaftliches Engagement und soziales<br />
Leben in Freizeitgruppen hält die Gesellschaft<br />
zusammen.<br />
Laut eines Freiwilligensurveys*, den das<br />
Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest<br />
Sozialforschung im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend im Jahr 2004 durchführte, gehören<br />
Sport, Kindergarten/Schule, Kultur und Religion<br />
auch weiterhin zu den wichtigsten Bereichen<br />
des Engagements. In den letzten 20 Jahren hat<br />
sich aber ein Wandel hinsichtlich der Form des<br />
bürgerschaftlichen Engagements vollzogen. Die<br />
Menschen sind nicht nur in Vereinen, im<br />
Gemeinderat und bei der freiwilligen Feuerwehr<br />
aktiv, sondern zunehmend auch in befristeten<br />
Projekten. Die Zahl aller eingetragenen Vereine<br />
bildet keineswegs umfassend das vielfältige<br />
kulturelle Angebot vor Ort ab. Kirchenchöre,<br />
Schülerarbeitsgemeinschaften, Bürgerinitiativen,<br />
Elternbeiräte und Gemeinderäte<br />
tragen ebenso zu einem lebendigen Gemeinschaftsleben<br />
bei und sind ein Abbild des<br />
ehrenamtlichen Engagements vor Ort.<br />
Die Zahl der eingetragenen Vereine ist aber der<br />
einzige den Konstrukteuren von Indikatorensets<br />
bekannte Wert zu diesem Themenfeld, der<br />
bundesweit einigermaßen zuverlässig erhoben<br />
werden kann und der es erlaubt, Städte und<br />
Gemeinden in ganz Deutschland zu<br />
vergleichen.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Förderung ehrenamtliches Engagement<br />
Attraktivität der <strong>Stadt</strong> als Wohnort<br />
Attraktivität für Familien<br />
Lebendiges Gemeinschaftsleben<br />
Sozialer Ausgleich<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Aussagekräftiger für <strong>Viernheim</strong> wäre wohl eine<br />
Zeitreihe. Dies scheiterte aber an der<br />
Schwierigkeit der Datenbeschaffung. Beim<br />
Amtsgericht wird nur eine Liste über den<br />
gesamten Amtsgerichtsbezirk geführt. Ein<br />
Herausziehen der <strong>Viernheim</strong>er Vereine war<br />
nach Auskunft der Vereinsregisterstelle nicht<br />
möglich. Die hier zugrunde gelegte Zahl wurde<br />
per Hand aus dem aktuellen Vereinsregister<br />
abgezählt. Der Durchschnittswert im DUH-<br />
Wettbewerb lag bei 6,09. Bester Wert war<br />
18,44, schlechtester Wert war 2,04.<br />
*)a Survey is a more or less systematic search for relevant<br />
data of a specific field.<br />
Quelle www. wikipedia.org
Bevölkerungsentwicklung<br />
Definition:<br />
• Der Indikator setzt sich aus zwei<br />
Teilindikatoren zusammen, und zwar<br />
dem Wanderungssaldo (Zahl der Zuzüge im<br />
Verhältnis zu der Zahl der Wegzüge in<br />
einem Jahr bezogen auf die Einwohnerzahl)<br />
und<br />
• dem Anteil der Vorschulkinder an den<br />
Einwohnern einer Kommune<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
Wanderungssaldo pro 1000 Einwohner<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
4,77<br />
0,63 0,88<br />
11,98<br />
11,72<br />
1,35<br />
6,03<br />
0,92<br />
4,06<br />
1995 1996 1997<br />
-1,67<br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Datenquelle:<br />
Hess. Stat. Landesamt<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Anteil der Vorschulkinder an den<br />
Einwohnern in Prozent<br />
6 5,8 5,9 5,9 5,6 5,4<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Hintergrund:<br />
Nach einer Bevölkerungsvorausberechnung der<br />
Bertelsmann-Stiftung ist <strong>Viernheim</strong> in den<br />
Jahren 1996 – 2003 um 3,1 % gewachsen. Die<br />
Bertelsmann-Prognose für 2020 liegt bei 2,9 %<br />
Bevölkerungswachstum.<br />
Prof. Gans geht in seiner Bevölkerungsvorausberechnung<br />
für <strong>Viernheim</strong> von einer Zunahme<br />
bis 2020 um ca. 5 % aus.<br />
Nach einer allgemeinen Bevölkerungsvorausberechnung<br />
wird die Bevölkerungszahl in<br />
Deutschland von zur Zeit 82,5 Millionen<br />
Einwohnern schrumpfen. Je nach Variante der<br />
Vorausberechnung wird die Bevölkerungszahl<br />
bis zum Jahr 2050 zwischen 67 und 81<br />
Millionen betragen.<br />
Für eine vorausschauende Kommunalentwicklung<br />
ist der Wanderungssaldo ein wichtiger<br />
Indikator. Er ist von entscheidender Bedeutung<br />
in der Fortschreibung des Flächennutzungplans<br />
und in der Ausweisung von Baugebieten.<br />
Sowohl ein positiver als auch ein negativer<br />
Wanderungssaldo stellen Städte und Gemeinden<br />
vor große Herausforderungen. Der Anteil<br />
der Vorschulkinder ist ein entscheidender Wert,<br />
der Aufschluss über die Bevölkerungszusammensetzung<br />
gibt.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Attraktivität der <strong>Stadt</strong> als Wohnort<br />
Attraktivität der <strong>Stadt</strong> für Familien<br />
Bedarfsorientiertes Wohnraumangebot<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
<strong>Viernheim</strong> weist beim Indikator Wanderungssaldo<br />
ziemliche Schwankungen auf, vor allem in<br />
der Reihe nach 2000. Dies dürfte wohl auch mit<br />
Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt zu tun<br />
haben. Die beiden extremen Zunahmespitzen in<br />
den Jahren 1999 und 2000 sind durch die Bezugsfertigkeit<br />
des Bannholzgrabens erklärbar.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />
bei 0,5. Bester Wert 15,3 schlechtester Wert<br />
– 40,3. Bei dem Indikator: „Anteil der Vorschulkinder“<br />
lag der Durchschnittswert im DUH-<br />
Wettbewerb bei 6,4 %. Bester Wert 8,1 %,<br />
schlechtester Wert 2,9 %.<br />
25
Kriminalitätsrate<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst die Zahl der bekannt<br />
gewordenen Gewaltdelikte und Straftaten vor<br />
Ort (Tatort) bezogen auf die Einwohnerzahl.<br />
Hintergrund:<br />
Sicherheit ist eines der fundamentalsten<br />
Bedürfnisse der Bevölkerung. Eine hohe<br />
Kriminalitätsrate und ein gestörtes<br />
Sicherheitsempfinden beeinträchtigen das<br />
Wohlbefinden vor Ort.<br />
Bei der Prävention von Kriminalität sind Städte<br />
und Gemeinden besonders gefordert.<br />
<strong>Stadt</strong>teile mit besonderen sozialen Problem-<br />
feldern wie hoher Arbeitslosigkeit und mit einer<br />
Konzentration gesellschaftlicher Randgruppen<br />
26<br />
können sich zu kriminellen Brennpunkten<br />
entwickeln. Zudem kann die Kriminalitätslage<br />
als negativer „weicher“ Standortfaktor einer<br />
Kommune deren Image und damit unter<br />
Umständen Standortentscheidungen von<br />
Unternehmen beeinflussen und die Erwerbslage<br />
der lokalen Wirtschaft beeinträchtigen. Städte<br />
mit hoher Kriminalitätsrate werden nicht gern als<br />
Wohnort gewählt.<br />
Städte und Gemeinden können mit ihrer<br />
Jugend-, Sozial- und Familienpolitik zur<br />
Ursachenbekämpfung beitragen. Auch bei der<br />
Bauleitplanung können Kommunen<br />
Rahmenbedingungen für ein zukünftiges<br />
Quartier in dem sich die Bewohner sicher fühlen<br />
berücksichtigen.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Eine niedrige Kriminalitätsrate dient den<br />
gleichen Zielen wie sie bei den Indikatoren<br />
Vereinsleben und Bevölkerungsentwicklung<br />
genannt wurden.<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
In den DUH-Wettbewerben waren in der<br />
Teilnehmerklasse der mittelgroßen Städte und<br />
Gemeinden etwas mehr Straftaten gegen das<br />
Leben zu finden als in den Großstädten.<br />
Der Durchschnittswert aus den DUH-<br />
Wettbewerben (2000 – 2002) lag bei 0,06, der<br />
beste Wert bei 0,00, der schlechteste bei 0,19 in<br />
der Kategorie bis 100.000 Einwohner. Beim<br />
Teilindikator „Straftaten gegen die sexuelle<br />
Selbstbestimmung liegt der Durchschnittswert<br />
aus den DUH-Wettbewerben bei 0,59. Bester<br />
Wert bei 0,08, schlechtester Wert bei 1,15<br />
Rohheitsdelikte wie Raub und Körperverletzung<br />
sowie Straftaten gegen die persönliche Freiheit<br />
haben im Zeitraum 2000 bis 2002 bundesweit<br />
zugenommen.<br />
Der Durchschnittswert aus den DUH-<br />
Wettbewerben lag bei 7,04, der beste Wert bei<br />
1,02, der schlechteste Wert bei 14.<br />
<strong>Viernheim</strong> hat in allen drei Teilindikatoren gegen<br />
Ende der Zeitreihe Zuwächse zu verzeichnen.<br />
Datenquelle:<br />
Polizeistation Lampertheim/<strong>Viernheim</strong>
Kinder mit Übergewicht<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst die Zahl der Kinder mit<br />
Übergewicht bezogen auf die Zahl aller im<br />
Rahmen von Schuleingangsuntersuchungen<br />
untersuchten Kindern:<br />
Übergewichtige Kinder in % aus den<br />
Schuleingangsuntersuchungen<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
12<br />
*)<br />
18<br />
9,9 9,7<br />
2001 2002 2003 2004 2005<br />
*) keine Werte vorhanden<br />
Datenquelle:<br />
Schuleingangsuntersuchungen, Gesundheitsamt<br />
Heppenheim<br />
Hintergrund:<br />
Immer mehr Kinder in Deutschland leiden unter<br />
Übergewicht oder krankhafter Fettsucht. Neuere<br />
Studien belegen, dass 10 bis 20 Prozent aller<br />
Kinder und Jugendlichen übergewichtig sind.<br />
Bei 7 bis 8 Prozent aller Kinder und Jugendlichen<br />
liegt eine Adipositas vor, d.h. sie sind<br />
stark übergewichtig.<br />
Fettzellen, die in der Kindheit angelegt werden<br />
bleiben zeitlebens bestehen. Viele<br />
ernährungsbezogenen Verhaltensweisen, die in<br />
der Kindheit gelernt werden, sind im<br />
Erwachsenenleben nur äußerst mühsam oder<br />
gar nicht zu verändern. Eine Studie der<br />
Deutschen Sporthochschule Köln aus dem Jahr<br />
2001 zeigt, dass übergewichtige Kinder bereits<br />
im Alter von 8 bis 12 Jahren unter psychischen<br />
Belastungen (zu 90 Prozent), unter Haltungs-<br />
und Bewegungsschäden (zu 86 Prozent), unter<br />
Antriebs- und Lustlosigkeit (zu 77 Prozent),<br />
unter einem erhöhten Cholesterinspiegel (zu 53<br />
Prozent) und Bluthochdruck (zu 44 Prozent)<br />
leiden.<br />
Ein Großteil aller Erkrankungen im<br />
Erwachsenenalter ist unter anderem auf falsche<br />
Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsmangel<br />
und daraus resultierendem Übergewicht<br />
zurückzuführen. Dazu gehören Herz-<br />
Kreislauferkrankungen, Diabetes und<br />
Erkrankungen des Muskel-Skelettapparates.<br />
Diese, oft als Zivilisationskrankheiten<br />
bezeichneten Krankheiten belasten die<br />
gesetzlichen Krankenversicherungen und damit<br />
rund 90 Prozent der Gesellschaft mit Kosten in<br />
Milliardenhöhe. Die Ausgaben für die<br />
Behandlung solcher Schäden werden nach<br />
Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
Bayerns in 20 bis 30 Jahren explodieren. Die<br />
Prävention von Übergewicht ist daher keine<br />
„ästhetische Frage“, sondern vielmehr eine<br />
Frage der Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft.<br />
Es gehört deshalb zum Selbstverständnis einer<br />
„zukunftsfähigen Kommune“, entsprechende<br />
präventive Maßnahmen/Angebote, die zur<br />
Steigerung der sportlichen Aktivitäten sowie zur<br />
Änderung der Ernährungsgewohnheiten<br />
beitragen, zu unterstützen.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong><br />
Gesundheitsförderung<br />
Entwicklung & Interpretation<br />
Der Durchschnittswert dieses Indikators lag im<br />
DUH-Wettbewerb bei 11,6 %. Bester Wert war<br />
4,7 %, schlechtester Wert 33 %.<br />
27
Flächen zur Erholung<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst die Größe der Flächen<br />
zur Erholung, bezogen auf die Einwohnerzahl.<br />
Quadratmeter Erholungsfläche innerhalb der<br />
Siedlungsfläche pro Einwohner:<br />
<strong>21</strong><br />
18<br />
15<br />
12<br />
9<br />
6<br />
3<br />
0<br />
18,5<br />
20,77<br />
2000 2004<br />
Quadratmeter Erholungsfläche außerhalb<br />
der Siedlungsfläche pro Einwohner<br />
28<br />
1100<br />
900<br />
700<br />
500<br />
932 919,7<br />
2000 2004<br />
Hintergrund:<br />
Die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit ist in<br />
den vergangenen 20 Jahren ständig<br />
zurückgegangen. Damit hat sich der Spielraum<br />
für Freizeitaktivitäten vergrößert. Flächen zur<br />
Erholung sind für eine gesunde und naturnahe<br />
Freizeitgestaltung sehr wichtig. Sie können<br />
vielfältig genutzt werden, z. B. zum Jogging,<br />
zum Spazierengehen, für Ballspiele oder als<br />
Liege- und Ruhewiesen etc.. Erholungsflächen<br />
haben eine körperliche und seelische<br />
Ausgleichsfunktion und wirken stressentlastend.<br />
Insbesondere für Kinder und ältere Menschen<br />
ist das Angebot wohnortnaher Erholungsflächen<br />
wie Spielplätze, Grünanlagen, Parks etc. von<br />
hohem Wert. Erholungsräume sind ein wichtiger<br />
„weicher“ Standortfaktor von Städten und<br />
Gemeinden. In Großstädten wird oft mit den<br />
innerstädtischen Grünanlagen als Lebensqualität<br />
für das Wohnen in der <strong>Stadt</strong> geworben.<br />
Im ländlichen Raum werden meist die<br />
Naturräume rund um die Gemeinde<br />
herausgestellt.<br />
Datenquelle:<br />
Hess. Stat. Landesamt<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Attraktivität der <strong>Stadt</strong> als Wohnort<br />
Attraktivität der <strong>Stadt</strong> für Familien<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Laut Definition der Statistischen Landesämter<br />
umfasst der Begriff „Erholungsfläche“ folgende<br />
Flächen: Parkanlagen, Sportplätze, Freibäder,<br />
Tennisplätze, botanische und zoologische<br />
Gärten, Spielplätze, Wildgehege, Kleingärten,<br />
Grünanlagen und Campingplätze.<br />
Der zweite Teilindikator "Erholungsflächen<br />
außerhalb der Siedlungsfläche“ enthält das<br />
Grünland, die Moorfläche, die Heidefläche, die<br />
Waldfläche und die Wasserfläche.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb für<br />
den ersten Teilindikator betrug 34,6. Bester<br />
Wert 75,2; schlechtester Wert 12,2.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb für<br />
den zweiten Teilindikator beträgt 861,5; bester<br />
Wert 3919,6; schlechtester Wert 110,4.
Leitkategorie: Soziale Gerechtigkeit<br />
In der älteren philosophischen und theologischen Diskussion wurde die Idee<br />
der Gerechtigkeit als grundlegendes Ordnungsprinzip der Gesellschaft<br />
entfaltet.<br />
Schon in der Weimarer Republik wurde in Artikel 151 der Grundsatz der<br />
sozialen Gerechtigkeit in Deutschland proklamiert: „Die Ordnung des<br />
Wirtschaftslebens muss den Grundsätzen der Gerechtigkeit mit dem Ziele<br />
der Gewährleistung eines menschenwürdigen Lebens für alle entsprechen.“<br />
Die Bundesrepublik Deutschland orientiert sich ebenfalls an dem Ziel der<br />
sozialen Gerechtigkeit. Sie hat in den Grundgesetzartikeln 3, 20 und 28<br />
(GG) sowohl die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz, die<br />
Gleichberechtigung von Männern und Frauen, das Verbot von<br />
Benachteiligung oder Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Heimat,<br />
Herkunft, Glauben oder Anschauung formuliert wie auch das<br />
Sozialstaatsprinzip.<br />
Insbesondere die Sozialpolitik bemüht sich um die Durchsetzung sozialer<br />
Gerechtigkeit, das heißt Start- und Verteilungsgerechtigkeit. Heute im<br />
Zeitalter der Globalisierung und des Neoliberalismus wird die<br />
Verteilungsgerechtigkeit zunehmend in Frage gestellt.<br />
Umverteilungsprozesse im Sinne der Nachhaltigkeit sollten eben auch<br />
berücksichtigen, dass zwischen sozialer Gerechtigkeit und anderen<br />
Grundwerten wie Freiheit, Selbstverantwortung, Solidarität und<br />
Subsidiarität enge Zusammenhänge bestehen.<br />
Solidarität als Bereitschaft, sich für andere mitverantwortlich zu fühlen, darf<br />
nicht durch Nutzenmaximierer und die fehlende Übernahme von<br />
Selbstverantwortung überbeansprucht werden.<br />
Anspruchsdenken und Egoismus gefährden die Solidarität. Zur Übernahme<br />
von Selbstverantwortung muss man jedoch befähigt werden, die<br />
Selbstverantwortung bedarf deshalb der Ergänzung durch Solidarität.<br />
Die Leitkategorie „Soziale Gerechtigkeit“ versucht, anhand von neun<br />
Indikatoren diese verschiedenen Aspekte abzubilden:<br />
• Betreuung von Kindern<br />
• Geschlechtergerechtigkeit<br />
• Kommunales Engagement für Jugendliche<br />
• Engagement für Behinderte<br />
• Bezahlbarer Wohnraum<br />
• Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt<br />
• Bildungschancen für Migranten<br />
• Kommunales Eine-Welt-Engagement<br />
• Einrichtung für Kinder und Jugendliche<br />
In dieser Kategorie wurde im <strong>Viernheim</strong>er Nachhaltigkeitbericht auf die<br />
Bearbeitung der Indikatoren „Engagement für Behinderte“ und<br />
„Einrichtungen für Kinder und Jugendliche“ verzichtet.<br />
Gründe sind auch hier Schwierigkeiten bei der Erhebung.<br />
29
Kommunales Engagement für Kinder und Jugendliche<br />
Definition:<br />
Der Indikator misst die Höhe der kommunalen<br />
Ausgaben für die Jugendarbeit sowie<br />
kommunale Zuschüsse an freie Träger der<br />
Jugendarbeit bezogen auf die Zahl aller<br />
Jugendlichen.<br />
Höhe der kommunalen Ausgaben für die<br />
Jugendarbeit sowie kommunale Zu-<br />
schüsse in Euro an freie Träger bezogen<br />
pro Kind oder Jugendlicher zwischen 10<br />
und 18 Jahren<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
41<br />
53<br />
61 62 63<br />
70<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Datenquelle:<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Fachbereich Jugend-<br />
förderung<br />
30<br />
Hintergrund:<br />
Häufig werden die pädagogischen Leistungen<br />
der Jugendarbeit unterschätzt. Nach Ansicht<br />
von Prof. Dr. Kolbmüller werden sie oft „auch<br />
nur unter dem Gesichtspunkt Prävention<br />
betrachtet, also daran gemessen, wie viele<br />
Kinder und Jugendliche von Straftaten oder<br />
anderen unerwünschten Dingen abgehalten<br />
werden. Dabei ist die Fachwelt sich inzwischen<br />
einig, dass Jugendarbeit auch einen<br />
wesentlichen Beitrag zur Jugendbildung leistet.<br />
Er ist schwerer zu messen als der Beitrag der<br />
Schule. Seit den Pisa-Studien wissen wir aber,<br />
dass schulischer Erfolg oft Voraussetzungen<br />
hat, die Schule allein nicht herstellen kann. Er<br />
setzt immer auch die Förderung informeller<br />
Bildungsprozesse voraus, die ja das eigentliche<br />
Feld von Jugendarbeit sind.“<br />
Im Sinne einer zukunftsfähigen<br />
Kommunalentwicklung, ist eine kommunale<br />
Jugendarbeit von daher unverzichtbar.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Weiterentwicklung als kinder- und<br />
jugendfreundliche <strong>Stadt</strong><br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Die Ausgaben für die Jugendhilfe werden bei<br />
diesem Indikator nicht erfasst, da die<br />
Kommunen auf die Höhe der Jugendhilfe nur<br />
einen geringen Einfluß haben.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb liegt<br />
bei 153 Euro; der beste Wert bei 384; der<br />
schlechteste Wert bei 33 Euro.
Betreuung von Kindern<br />
Definition:<br />
Der Indikator misst die Zahl der Plätze:<br />
• in Kinderkrippen, bezogen auf die Kinder<br />
von eins bis unter drei Jahren<br />
• in Kindergärten und Kindertagesstätten<br />
bezogen auf die Kinder von drei bis unter<br />
sechs Jahren und<br />
• in Horten und vergleichbaren Einrichtungen,<br />
bezogen auf die Kinder von sechs bis unter<br />
13 Jahre.<br />
Datenquelle:<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Sozialamt<br />
Hintergrund:<br />
Hinsichtlich der Angebote der Kinderbetreuung<br />
befindet sich Deutschland im europäischen<br />
Vergleich im Mittelfeld.<br />
Während die Ausstattung mit Kindergartenplätzen<br />
deutschlandweit fast einer Vollversorgung<br />
entspricht, sieht es in den anderen Altersgruppen<br />
nicht gut aus.<br />
In Westdeutschland waren für 2,2 % der Kinder<br />
bis drei Jahren und für 5,1 % der Altersgruppe<br />
von 6 – 10 Jahren Betreuungsplätze verfügbar.<br />
In Schweden dagegen waren für 33 % der Kinder<br />
bis unter 3 Jahren und für 64 % der Kinder<br />
in der Altersgr. von 6 bis 10 Jahren Betreuungspl.<br />
vorhanden. Ein ausreichendes Angebot<br />
von Betreuungsmöglichkeiten ist vor allem für<br />
Alleinerziehende von großer Bedeutung. Für<br />
diese Gruppe ist eine Verbesserung des Angebots<br />
dringend erforderlich, da die Zahl der Alleinerziehenden<br />
deutschlandweit seit 1996 um<br />
drei Prozent angestiegen ist.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Weiterentwicklung als kinder- und jugendfreundliche<br />
<strong>Stadt</strong>.<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb bei<br />
Krippenpl. lag bei 16; bester Wert bei 66;<br />
schlechtester Wert bei 1. Die relativ hohen Werte<br />
bei den Krippenpl. im DUH-Wettbewerb erklären<br />
sich durch die Beteiligung ostdt. Kommunen<br />
am Wettbewerb. In <strong>Viernheim</strong> werden in 2006<br />
nochmal 30 Krippenpl. geschaffen, so daß dann<br />
65 Krippenpl. zur Verfügung stehen. Bei den<br />
Kindergartenpl. lag der Durchschnittswert bei<br />
107, der beste Wert bei 134 und der schlechteste<br />
bei 88.<br />
Bei den Hortplätzen bzw. vergleichbaren Einrichtungen<br />
lag der Durchschnittswert bei 9, der<br />
beste Wert bei 49, der schlechteste Wert bei<br />
0,2.<br />
31
Geschlechtergerechtigkeit<br />
Definition:<br />
Der Indikator misst den Anteil von Frauen und<br />
Männern<br />
• in Leitungspositionen in der Kommunalverwaltung<br />
und<br />
• in den Kommunalparlamenten<br />
Abweichung des Anteils von Frauen und<br />
Männern an der Zahl aller Angestellten und<br />
Beamten in Leitungspositionen in der<br />
Kommunalverwaltung im Verhältnis<br />
50%:50%<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Datenquelle:<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Hauptamt, Abtlg. Personal<br />
32<br />
28,65<br />
31,<strong>21</strong><br />
24,65<br />
23,00<br />
23,76 23,76<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Abweichung des Anteils von Frauen und<br />
Männern an der Zahl der gewählten<br />
Mandatsträger im Verhältnis von 50%:50%<br />
34,5<br />
32,3 32,3<br />
30,0<br />
34,5 34,5<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Hintergrund:<br />
In der <strong>Agenda</strong> <strong>21</strong> von Rio 1992 wird die Erhöhung<br />
des Frauenanteils bei politischen Entscheidungsträgern<br />
gefordert. Im deutschen<br />
Bundestag liegt der Frauenanteil derzeit bei<br />
31,6 % Im alten Bundestag lag er bei 32,2 %.<br />
Nur fünf von 15 Bundesministern sind Frauen<br />
(früher 5 von 14 Ministern). Dafür ist der Bundeskanzler<br />
weiblich.<br />
Im Mikrozensus 2000 gaben nur elf Prozent der<br />
abhängig beschäftigten Frauen an, als Führungskraft<br />
oder mit herausgehobener Tätigkeit<br />
beschäftigt zu sein. Bei den abhängig erwerbstätigen<br />
Männern waren es 20 %. Dies variiert je<br />
nach Altersklasse. In der Altersgruppe der unter<br />
30-Jährigen waren Frauen und Männer mit jeweils<br />
sieben Prozent als Führungskräfte gleich<br />
stark vertreten. Bei den Männern steigt diese<br />
Rate mit zunehmendem Alter.<br />
Der Karriereknick von Frauen im Alter von 30<br />
bis 45 Jahren ist vor allem familiär bedingt.<br />
In einer zukunftsfähigen Kommune sollten<br />
gleich viele Frauen wie Männer in verantwortlichen<br />
Positionen in Politik, Kommunalverwaltung<br />
und Unternehmen tätig sein.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Gleichberechtigte Besetzung in Kommunalpolitik,<br />
Verwaltung, Gremien, Vereinen und öffentlichen<br />
Einrichtungen.<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Bei der Bewertung des Indikators wurde das<br />
Verhältnis von 50 Prozent zu 50 Prozent als<br />
Orientierungsrahmen für Geschlechtergerechtigkeit<br />
in Politik und Verwaltung zugrunde gelegt.<br />
In der Regel sind es Männer, die die Mehrheit<br />
in den Leitungspositionen in der Verwaltung<br />
und Parlamenten haben.<br />
Beim Lesen der Werte ist zu beachten, dass<br />
immer nur die Abweichung vom Verhältnis<br />
50% zu 50% angegeben wird.<br />
Lesehilfe:<br />
So ist der beste Wert im DUH-Wettbewerb<br />
(10%) so zu verstehen, dass dort 60% der<br />
Männer und 40% der Frauen Leitungspositionen<br />
in der Kommunalverwaltung innehaben.<br />
Verwaltung: Durchschnittswert im DUH-Wettbe-<br />
werb 31,5; bester Wert 10 %; schlechtester<br />
Wert 50 %. Hier liegt <strong>Viernheim</strong> mit 23,76 %<br />
deutlich über dem Durchschnitt.<br />
Parlament: Durchschnittswert 22,1%; bester<br />
Wert 2,5 %; schlechtester Wert 36,5%. <strong>Viernheim</strong><br />
liegt hier mit 34,5% deutlich unter dem<br />
Durchschnitt.
Bezahlbarer Wohnraum<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst den Anteil der Haushalte,<br />
die Wohngeld empfangen, an der Zahl aller<br />
Haushalte.<br />
Anteil der Haushalte, die Wohngeld<br />
empfangen, an der Gesamtzahl<br />
der Haushalte in Prozent<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
5,2<br />
7<br />
8,5<br />
7<br />
8,7<br />
3,6<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Datenquelle:<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Sozialamt<br />
Hintergrund:<br />
Das Wohngeld ist ein staatlicher Zuschuss für<br />
Mieter oder Eigentümer, die sich durch ein zu<br />
geringes Einkommen angemessenen<br />
Wohnraum nicht leisten können. Die Höhe des<br />
Wohngeldes hängt ab von der Zahl der zum<br />
Haushalt gehörenden Familienmitglieder, der<br />
Höhe des Gesamteinkommens und der Höhe<br />
der Miete bzw. der Belastung durch Kredite. Im<br />
Jahr 2002 bezogen 1.960.004 Haushalte in<br />
Deutschland allgemeines Wohngeld, das sind<br />
fünf Prozent der Haushalte.<br />
Die Zahl der Wohngeldempfänger ist ein<br />
Zeichen dafür, dass sich viele Haushalte ohne<br />
diese finanzielle Unterstützung keinen<br />
angemessenen Wohnraum leisten können.<br />
Dieser Indikator dient daher als ein Indiz für die<br />
Verbreitung von Armut in einer <strong>Stadt</strong> bzw.<br />
Gemeinde.<br />
Der Begriff Armut entzieht sich wegen seiner<br />
Vielschichtigkeit einer allgemeinen Definition.<br />
Wenn man Armut am Einkommen misst, so gilt<br />
allgemein als arm wer unter 50 Prozent des<br />
durchschnittlichen Einkommens bezieht. Im<br />
Jahr 2000 waren das etwa 9 % der<br />
Gesamtbevölkerung. Nach dieser Definition<br />
können nicht nur Arbeitslose als<br />
einkommensarm gelten, sondern auch<br />
Erwerbstätige, die ein sehr geringes<br />
Einkommen haben.<br />
Die Armutsquote nach dem Einkommen kann<br />
auf Bundesebene berechnet werden, auf der<br />
Ebene der Städte und Gemeinden ist dies<br />
jedoch nicht möglich.<br />
Die Zahl der Wohngeldempfänger ist deshalb<br />
geeignet, um Armut annähernd abzubilden, weil<br />
alle Bevölkerungsgruppen wie Familien mit<br />
niedrigem Einkommen, Arbeitslose,<br />
Alleinerziehende oder Migranten erfasst<br />
werden.<br />
Durch den Indikator wird indirekt auch das<br />
Mietniveau vor Ort gemessen, denn der Bedarf<br />
an Wohngeld wird dem örtlichen Mietniveau<br />
angepasst. So wird einerseits gemessen, wie<br />
viele Haushalte sich angemessenen Wohnraum<br />
nicht leisten können, zum anderen wird<br />
ermittelt, ob bezahlbarer Wohnraum zur<br />
Verfügung steht.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Sozialer Ausgleich (Leitbild)<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Der Durchschnittswert beim DUH-Wettbewerb<br />
lag bei 8,6 %. Bester Wert bei 3,6 %.<br />
Schlechtester Wert bei 18,0 %.<br />
Der Rückgang der <strong>Viernheim</strong>er Zahlen in 2005<br />
ist mit der Einführung von Hartz IV zu erklären.<br />
Die Bezieher von Arbeitslosengeld II und der<br />
Grundsicherung im Alter haben keinen<br />
Anspruch mehr auf Wohngeld in dieser Form.<br />
33
Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst die Zahl der Empfänger<br />
von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt bezogen<br />
auf die Einwohnerzahl<br />
Anteil der Kinder von 0 –13 in Sozialhilfeempf.haush.<br />
am Gesamt der Kd. 0 - 13, bzw. für<br />
2005 Anteil der Kinder von 0 – 10 in Hartz IV-<br />
Haush.<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
10,25 11,75 13,46<br />
17,4<br />
1999 2000 2001 2005<br />
Anteil der Empfänger von laufender Hilfe<br />
zum Lebensunterhalt an der Gesamt-<br />
zahl aller Einwohner in Prozent<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
3,4<br />
4,4 4,9 4,7 4,4 4,6 4,7 4,7 4,8<br />
1993 1996 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Datenquelle:<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Neue Wege Kreis Bergstraße<br />
34<br />
Hintergrund:<br />
„Die Sozialhilfe hat die Funktion, in Not geratene<br />
Menschen ohne anderweitige Unterstützung<br />
eine der Menschenwürde entsprechende Lebensführung<br />
zu ermöglichen.“ Der errechnete<br />
Bedarf schwankte 2001 zwischen durchschnittlich<br />
581 Euro monatlich für einen Ein-Personen-<br />
Haushalt und € 1343 für ein Ehepaar mit zwei<br />
Kindern.<br />
Mit der Einführung von Hartz IV am 1. Januar<br />
2005 bekommen alle erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger<br />
Arbeitslosengeld II, das der Sozialhilfe<br />
vergleichbar ist. Die bisherigen Arbeitslosenhilfeempfänger<br />
bekommen ebenfalls „Arbeitslosengeld<br />
II“. Die nicht erwerbsfähigen<br />
Sozialhilfeempfänger werden auch weiterhin<br />
Sozialhilfe beziehen. Damit sind die bisherigen<br />
Daten zu Sozialhilfeempfängern mit den zukünftigen<br />
verfügbaren Daten nicht mehr vergleichbar.<br />
Im Jahr 2001 lag die Zahl der Sozialhilfeempfänger<br />
bundesweit bei 2,7 Mill. Personen. Dies.<br />
entspricht einer Sozialhilfequote von 3,3 Prozent.<br />
Bundesweit<br />
gesehen waren 2001 37 % Prozent der Sozialhilfeempfänger<br />
Kinder und Jugendliche unter 18<br />
Jahren. 56 % Frauen und 22 % Ausländer.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Sozialer Ausgleich (Leitbild)<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Der Indikator sollte vor allem im Zusammenhang<br />
mit den Indikatoren „Bezahlbarer Wohnraum“<br />
und „Arbeitslosigkeit“ betrachtet werden,<br />
denn die Sozialhilfe bildet nicht alle Fälle „armer<br />
Haushalte“ in der Kommune ab. Nicht alle Menschen<br />
nehmen ihre berechtigten Ansprüche<br />
wahr. Es ist nicht bekannt, um wie viele Personen<br />
es sich dabei handelt. Nach einer Studie<br />
vom Frankfurter Institut für Sozialberichterstattung<br />
und Lebenslagenforschung im Auftrag<br />
der Caritas (1998) kommt auf einen Sozialhilfeempfänger,<br />
eine Person, die ihre Rechte<br />
nicht wahrnimmt. Der Durchschnittswert in unserer<br />
Klasse im DUH-Wettbewerb lag bei 3,5 %.<br />
Der beste Wert bei 1,1 %; der schlechteste<br />
Wert bei 12,5 %. Informationshalber sei hier<br />
auch die Zahl der Alg II-Bezieher aufgeführt. Im<br />
Febr. 2006 haben in <strong>Viernheim</strong> 3180 Personen<br />
im Alg II-Bezug gelebt. Bezogen auf die Gesamtzahl<br />
der Einwohner ist das eine Quote von<br />
9,7%.<br />
Arbeitslosengeld II umfasst folgende Personenkreise:<br />
Bisherige erwerbsfähige Sozialhilfeempfänger,<br />
bisherige Arbeitslosenhilfeempfänger.<br />
Daher ist dieser Wert nicht mit den anderen<br />
vergleichbar.
Bildungschancen für Migranten<br />
Definition:<br />
Bei diesem Indikator wird der Anteil der<br />
ausländischen und deutschen Schulabgänger<br />
ohne Hauptschulabschluss in Beziehung<br />
gesetzt zur Gesamtzahl der ausländischen bzw.<br />
deutschen Schulabgängern mit<br />
Hauptschulabschluss<br />
Hintergrund:<br />
Im Schuljahr 2002/2003 waren 8,5 % der<br />
Abgänger an allgemein bildenden Schulen in<br />
Deutschland ausländischer Herkunft. 7,9 % der<br />
deutschen Schüler und 19,2 % der<br />
ausländischen Schüler verließen die Schule<br />
ohne Hauptschulabschluss. 24,8 % der<br />
deutschen Schüler und nur 8,9 % der<br />
ausländischen Schüler erreichten die<br />
allgemeine Hochschulreife.<br />
In der Pisa-Studie 2000 wurde die<br />
Lesekompetenz und die mathematischen<br />
Fähigkeiten von Schülern der neunten Klasse<br />
getestet und weltweit verglichen. Laut dieser<br />
Studie schneiden Migrantenkinder in<br />
Deutschland in allen untersuchten<br />
Kompetenzbereichen wesentlich schlechter ab<br />
als Kinder und Jugendliche, deren Väter und<br />
Mütter in Deutschland geboren wurden. Im<br />
internationalen Vergleich der Pisa-Studie<br />
schneidet Deutschland hinsichtlich der<br />
Integration der Migranten sehr schlecht ab.<br />
Mehr als 70 Prozent der jugendlichen<br />
Migranten, die in der Pisa-Studie getestet<br />
wurden, haben vom Kindergarten bis zum Ende<br />
der Pflichtschulzeit durchgehend Bildungseinrichtungen<br />
in Deutschland besucht. Die<br />
Schwäche der Migrantenschüler kann daher<br />
auch als Schwäche des deutschen<br />
Bildungssystems verstanden werden.<br />
Anteil der ausländischen Schulab-<br />
gänger ohne Hauptschulabschluss<br />
an allen ausländischen Hauptschul-<br />
abgängern im Verhältnis zum Anteil<br />
der deutschen Schulabgänger ohne<br />
Hauptschulabschluss an allen<br />
deutschen Schulabgängern<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
4,2<br />
1,7 0,72<br />
2,06<br />
2001 2002 2003 2004<br />
2001 verlassen im Verhältnis zu den Schulabgängern<br />
mit Hauptschulabschluss ca. 2 mal<br />
mehr Migranten die Schule ohne Hauptschulabschluss<br />
als Deutsche.<br />
Datenquellen: FFS, AvH<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
alle Ziele im Handlungsfeld Gleiche Chancen<br />
auf Bildung im Zielbereich Interkulturelles<br />
Zusammenleben<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
In 2002 und 2004 gab es in <strong>Viernheim</strong> keinen<br />
deutschen Hauptschulabgänger ohne<br />
Abschluss. Dies erklärt die relativ hohen<br />
Indikatorenwerte in diesen Jahren.<br />
Im DUH-Wettbewerb betrug der Indikatorenwert<br />
im Schnitt 2,5; bester Wert 0; schlechtester<br />
Wert 8,7. Werte über 2,1 wurden im DUH-<br />
Wettbewerb nur in Städten und Gemeinden der<br />
alten Bundesländer erzielt.<br />
Für das bessere Verständnis des Diagramms<br />
sind hier nochmal die absoluten Werte<br />
der beiden Hauptschulen in <strong>Viernheim</strong><br />
dargestellt.<br />
2001 2002 2003 2004<br />
Schulabgänger<br />
Deutsche 54 63 70 84<br />
Ausländer 31 <strong>21</strong> 39 30<br />
ohne Abschluß<br />
Deutsche 6 0 7 0<br />
Ausländer 10 4 5 2<br />
35
Kommunales Eine-Welt-Engagement<br />
Definition:<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst die Höhe der<br />
kommunalen Ausgaben für<br />
Entwicklungszusammenarbeit bezogen auf die<br />
Einwohnerzahl der Kommune.<br />
Summe der laufenden kommunalen<br />
Ausgaben für das Eine-Welt-En-<br />
gagement in Euro pro 1000 Ein-<br />
wohner<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
386<br />
787<br />
<strong>21</strong> 41<br />
81<br />
223<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Datenquelle:<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Fachbereich Jugendförderung<br />
36<br />
Hintergrund:<br />
Etwa jeder fünfte Mensch auf der Erde lebt in<br />
extremer Armut und muss mit weniger als<br />
einem Dollar pro Tag auskommen. Viele der<br />
Ärmsten in dieser Welt sind Kinder. Meistens<br />
bleiben die Kinder armer Eltern arm. Besonders<br />
betroffen sind Frauen und Mädchen. 70 Prozent<br />
der Armen sind weiblich. 2002 wurden nur 0,27<br />
Prozent des Nationaleinkommens in<br />
Deutschland für die Entwicklungshilfe und damit<br />
für die weltweite Armutsbekämpfung<br />
ausgegeben. Seit 1980 ist der Anteil der<br />
Entwicklungshilfe am Nationaleinkommen um<br />
ein Drittel gesunken. Die derzeitige Finanzlage<br />
der Bundesregierung lässt befürchten, dass<br />
dieser Anteil noch weiter sinken wird.<br />
Kommunales Eine-Welt-Engagement wirkt<br />
immer zweifach: zum einen durch die direkte<br />
Hilfe für betroffene Menschen in armen Ländern<br />
und zum anderen durch einen in Gang<br />
kommenden Prozess der Bewusstseinsbildung<br />
vor Ort.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Nicht zu Lasten anderer Völker leben und<br />
handeln<br />
Entwicklung und Interpretation:<br />
DUH-Ergebnisse: Nur 28 der 54<br />
Teilnehmerkommunen mit mehr als 5.000<br />
Einwohnern haben Angaben zum Eine-Welt-<br />
Engagement gemacht. Nur ein ganz geringer<br />
Teil der kommunalen Ausgaben fließt in das<br />
Eine-Welt-Engagement. Gelder für das Eine-<br />
Welt-Engagement werden fast nur im Rahmen<br />
von Städtepartnerschaften ausgeben. Der<br />
Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb beträgt<br />
301 Euro/1000 Einwohner. Bester Wert 839;<br />
schlechtester Wert 7 Euro.
Leitkategorie: <strong>Umwelt</strong>qualität und Ressourceneffizienz<br />
Häufungen von Extremwetterereignissen wie die „Jahrhundertstürme“ und<br />
das „Jahrhunderthochwasser“ haben in den letzten Jahren sehr deutlich<br />
gemacht, dass technischer Fortschritt und wirtschaftlicher Erfolg nicht<br />
ausreichen, um Leben, Gesundheit und Wohlstand zu sichern, sondern dass<br />
hierfür eine intakte <strong>Umwelt</strong> notwendig ist.<br />
Tatsächlich hat sich die Zahl der großen Naturkatastrophen in den 1990er<br />
Jahren gegenüber den 1960er Jahren mehr als verdreifacht. Es ist damit zu<br />
rechnen, dass aufgrund des globalen Klimawandels in den kommenden<br />
Jahrzehnten Stürme, Hochwasser und andere Folgen extremer Wetterlagen<br />
weiter zunehmen werden – vor allem auch in Mitteleuropa.<br />
Der globale Klimawandel hat noch andere Auswirkungen, die<br />
möglicherweise folgenschwerer sein werden als die Wetterkatastrophen: Die<br />
sich abzeichnenden Verschiebungen der Klimazonen und Veränderungen<br />
der jahreszeitlichen Temperatur- und Niederschlagsmuster in einigen<br />
Regionen. Sie werden wahrscheinlich dramatische Folgen für Flora, Fauna<br />
und landwirtschaftliche Erträge – auch in Europa – haben.<br />
Im Indikatorensatz des Wettbewerbs „Zukunftsfähige Kommune“ wird die<br />
<strong>Umwelt</strong>qualität und die Ressourceneffizienz in Städten und Gemeinden<br />
anhand von zehn Indikatoren bewertet:<br />
• Geschützte Natur<br />
• Flächenverbrauch<br />
• Qualität der Fließgewässer<br />
• Trinkwasserverbrauch<br />
• Abfall<br />
• Niedriger Energieeinsatz<br />
• <strong>Umwelt</strong>- und ressourcenschonende Energieerzeugung<br />
• Verkehrsmittelwahl<br />
• Bäume auf der Siedlungsfläche<br />
• Vorkommen der Mehlschwalbe<br />
In dieser Kategorie wurden für den <strong>Viernheim</strong>er Nachhaltigkeitsbericht die<br />
Indikatoren „Qualität der Fließgewässer“ und „Vorkommen der<br />
Mehlschwalben“ nicht erhoben<br />
37
Geschützte Natur<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst die Größe der Natura<br />
2000 Gebiete und der unter Naturschutz stehenden<br />
Flächen bezogen auf die Gesamtfläche<br />
der Kommune.<br />
Anteil der als Natura 2000 Gebiet oder als<br />
Naturschutzgebiet ausgewiesenen Fläche an<br />
der Gemarkungsfläche in %.<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0,46<br />
4,6<br />
1997 2002<br />
Anteil des VSG-Gebiets an der Gem.-fl. in %<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
51<br />
4,6<br />
2004<br />
Datenquelle:<br />
Amt für <strong>Stadt</strong>entwicklung und <strong>Umwelt</strong>planung<br />
38<br />
Hintergrund:<br />
Ohne den Eingriff des Menschen wäre Deutschland<br />
größtenteils von Laubmischwäldern bewachsen.<br />
Diese Urwälder gibt es nicht mehr.<br />
Der bis vor 100 Jahren üblichen, kleinteiligen,<br />
bäuerlichen Bewirtschaftung der Wiesen und<br />
Felder hatte sich eine Vielzahl an Tieren und<br />
Pflanzen angepasst. Die Einführung des Kunstdüngers<br />
vor etwa 100 Jahren, der Einsatz von<br />
Pestiziden, die Vergrößerung der Felder durch<br />
Flurbereinigung und die ab den 20er Jahren<br />
einsetzende Mechanisierung haben den Lebensraum<br />
dieser Tiere und Pflanzen stark verändert.<br />
Einige der damals häufigen Tier- und<br />
Pflanzenarten gibt es heute nicht mehr in<br />
Deutschland.<br />
Es ist nicht möglich eine einzelne Art zu schützen.<br />
Es muss immer der ganze Lebensraum<br />
geschützt werden, und dieser hängt von der<br />
jeweiligen Landnutzung ab. Naturschutz bedeutet<br />
daher in vielen Fällen Elemente einer althergebrachten<br />
Landnutzung zu erhalten, Naturschutz<br />
bedeutet nicht, die Menschen aus den<br />
Naturschutzgebieten herauszuhalten, vielmehr<br />
geht es darum den Menschen die Naturschätze<br />
näher zu bringen.<br />
Ende 2002 betrug die Naturschutzgebietsfläche<br />
in Deutschland 1.009513 Hektar. Das entsprach<br />
2,8 % der Gesamtfläche Deutschlands.<br />
Das Schutzgebietssystem Natura 2000 ist in<br />
Deutschland zusätzlich mit der Umsetzung in<br />
nationales Recht im April 1998 rechtsverbindlich<br />
geworden und schließt auch die Gebiete nach<br />
der Vogelschutz-Richtlinie der EU ein. Die Art<br />
und Weise, wie die zu schützenden Arten und<br />
Lebensräume erhalten werden sollen, wird in<br />
der FFH-Richtlinie nicht vorgeschrieben. Viele<br />
FFH-Gebiete sind bereits Naturschutzgebiete<br />
und haben daher einen gesetzlichen Schutzstatus.<br />
FFH-Gebiete können aber auch in der späteren<br />
Folge als Naturschutzgebiete ausgewiesen<br />
werden.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Erhöhung des Stellenwertes des Naturschutzes<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
<strong>Viernheim</strong> hat drei Naturschutzgebiete: An der<br />
Oberlück, Neuzenlache und Glockenbuckel und<br />
vier Natura-2000-Gebiete: Glockenbuckel,<br />
<strong>Viernheim</strong>er Düne, <strong>Viernheim</strong>er Waldheide,<br />
Reliktwald Lampertheim und Sandrasen Untere<br />
Wildbahn, wobei der Glockenbuckel nur einmal<br />
in die Berechnung mit eingeflossen ist. Darüberhinaus<br />
ist der <strong>Viernheim</strong>er Wald mit einem<br />
Gebiet von ca. 25 ha, Gebiet nach der Vogelschutzrichtlinie<br />
der EU. Der Schutzstatus der<br />
VSG-Gebiete entspricht nicht dem der Naturschutzgebiete,<br />
deshalb ist der dadurch erhöhte<br />
prozentuale Anteil in anderer Schraffierung dargestellt.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-<br />
Wettbewerb lag bei 8 %; bester Wert bei 24 %;<br />
schlechtester Wert bei 0,02 %.
Flächenverbrauch & Siedlungsdichte<br />
Definition:<br />
Der Indikator setzt sich aus zwei Teilindikatoren<br />
zusammen und zwar:<br />
• der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />
an der Gesamtfläche der Kommune &<br />
• der Siedlungsdichte, Einwohner je qkm<br />
bebaute Fläche<br />
Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an<br />
der Gesamtfläche in %<br />
<strong>21</strong><br />
20<br />
19<br />
18<br />
17<br />
16<br />
15<br />
14<br />
13<br />
12<br />
11<br />
10<br />
18,5<br />
19<br />
2000 2001<br />
Hintergrund:<br />
In den vergangenen vierzig Jahren hat sich die<br />
Siedlungsfläche im früheren Bundesgebiet nahezu<br />
verdoppelt. Der Trend der Siedlungsflächenzunahme<br />
hat sich weitgehend von der<br />
Einwohnerentwicklung entkoppelt.<br />
Hauptursachen für diese Entwicklung sind der<br />
Datenquelle: Hess. Stat. Landesamt<br />
Zahl der Einwohner pro qkm in <strong>Viernheim</strong>,<br />
Kreis Bergstrasse Land Hessen<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
671 674 674<br />
676<br />
361 369 369 370<br />
288 288 288 289<br />
2001 2002 2003 2004<br />
Land Hessen<br />
Kreis Bergstraße<br />
<strong>Viernheim</strong><br />
gewachsene Wohlstand, die gestiegenen individuellen<br />
Raumnutzungsansprüche sowie die<br />
Bebauung und Neuausweisung von Wohn- und<br />
Gewerbeflächen( im größeren Umfang in den<br />
ostdeutschen Bundesländern).<br />
Die zunehmende Flächeninanspruchnahme hat<br />
Beeinträchtigungen und eine ökologische „Entwertung“<br />
von Natur und Landschaft zur Folge.<br />
Mit der Flächeninanspruchnahme kann eine<br />
Verschlechterung des <strong>Stadt</strong>klimas einhergehen.<br />
Dazu kommt der Verlust naturnaher Erholungsfläche<br />
und fruchtbarer Böden. Zudem wirkt sich<br />
die vermehrte Versiegelung negativ auf die<br />
Grundwasserneubildungsrate aus.<br />
Mit dem ersten Teilindikator wird a) die ökologi-<br />
sche Entwertung von Naturräumen und b) näherungsweise<br />
den Versiegelungsgrad in der<br />
Kommune gemessen. Der zweite Teilindikator<br />
Siedlungsdichte zeigt, ob Flächen effizient genutzt<br />
werden.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Entwicklung unter der Prämisse der Ressourcenschonung<br />
und Naturbewahrung<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Der erste Teilindikator gibt wichtige Hinweise<br />
zum Versiegelungsgrad und kann soweit handlungsleitend<br />
bei der künftigen Flächenplanung<br />
sein.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />
bei 25 %; bester Wert 11,8 %; schlechtester<br />
Wert bei 46,5 %.<br />
Der Indikator Siedlungsdichte besagt, wie viele<br />
Menschen auf einem Quadratkilometer leben.<br />
Dieser Indikator ist so vom Hess. Stat. Landesamt<br />
übernommen worden. Im Vergleich zu<br />
Kreis Bergstr. und Land Hessen ist die Siedlungsdichte<br />
in <strong>Viernheim</strong> überproportional hoch.<br />
Die Nähe zum Ballungszentrum MA/LU ist eine<br />
Erklärung dafür.<br />
39
Trinkwasserverbrauch<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst den<br />
Trinkwasserverbrauch der privaten Haushalte<br />
(einschließlich Kleingewerbe und<br />
Dienstleistungsunternehmen bezogen auf die<br />
Einwohnerzahl<br />
Verbrauchtes Trinkwasser<br />
in Liter Pro Einwohner pro Tag<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
148,8<br />
133,9<br />
138<br />
144,1<br />
137,6 138,6 138,8<br />
100<br />
1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Datenquelle:<br />
<strong>Stadt</strong>werke <strong>Viernheim</strong><br />
40<br />
Hintergrund:<br />
In den letzten Jahren ist der durchschnittliche<br />
Trinkwasserverbrauch bundesweit<br />
zurückgegangen. Im Jahr 2001 nutzte jeder<br />
Bundesbürger 127 Liter Trinkwasser pro Tag.<br />
Der Trinkwasserbedarf wird durch die<br />
häuslichen Lebensgewohnheiten, die sanitäre<br />
Ausstattung der Wohnung, Zahl und Art der<br />
wasserverbrauchenden Geräte und Ansprüche<br />
an die Körperpflege bestimmt. Nur ungefähr fünf<br />
Liter verwenden wir als „Lebensmittel“. Die<br />
restlichen Liter benutzen wir für die<br />
Körperhygiene, Toilettenspülung, Wäsche<br />
waschen, Raumreinigung etc..<br />
Rund 70 Prozent des Trinkwassers stammen<br />
aus Grundwasser, während 30 % aus<br />
Oberflächenwasser gewonnen werden. Je nach<br />
Herkunft und Qualität muss das<br />
Oberflächenwasser aufwändiger gereinigt und<br />
aufbereitet werden als Grundwasser. Im<br />
Vergleich zu oberirdischen Gewässern galt<br />
Grundwasser in der Vergangenheit gegenüber<br />
anthropogenen Verunreinigungen als gut<br />
geschützt.<br />
„Doch Reinigungs- und Rückhaltevermögen der<br />
überlagernden Bodenschichten wurden<br />
überschätzt. Mit dem Ausbau der Messnetze<br />
zur Beobachtung der Grundwasserqualität<br />
wurde deutlich, dass Grundwasser vielerorts<br />
und in erheblichem Umfang belastet ist und eine<br />
Vielzahl von Gefährdungen besteht. Neben<br />
punktuellen Quellen oder linienförmigen<br />
Belastungen wie z. B. Altstandorte,<br />
Altablagerungen, Unfällen mit<br />
wassergefährdenden Stoffen oder undichten<br />
Abwasserkanälen sind es vor allem diffuse<br />
Einträge aus Industrie , Landwirtschaft und<br />
Verkehr, die das Grundwasser belasten bzw.<br />
gefährden.“ (Bundesministerium für <strong>Umwelt</strong>,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
(2001), S. 13.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Reinheit des Grundwassers erhalten<br />
Trinkwasserverbrauch auf best. Niveau<br />
stabilisieren<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Die Ergebnisse des DUH-Wettbewerbs decken<br />
sich mit den durchschnittlichen<br />
Verbrauchsangaben für die neuen und alten<br />
Bundesländern. Laut diesen ist in den<br />
ostdeutschen Bundesländern der<br />
Trinkwasserverbrauch mit gegenwärtig 97 Litern<br />
pro Tag erheblich niedriger als in westdeutschen<br />
Bundesländern mit 135 Litern pro Tag.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />
bei 125 Ltr./pro Tag. Bester Wert bei 84 Ltr.,<br />
schlechtester Wert bei 169 Ltr. Der hessische<br />
Durchschnittswert liegt aktuell (Tag des<br />
Wassers am 22.3.06) bei 127,4 Ltr./Tag/<br />
Einwohner. <strong>Viernheim</strong> liegt ganz leicht über<br />
dem Durchschnitt der westdeutschen Länder.
Abfallaufkommen<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst das Abfallaufkommen<br />
(Rest- und Sperrmüll) bezogen auf die<br />
Einwohnerzahl.<br />
Restmüll & Sperrmüll in <strong>Viernheim</strong> in<br />
kg/Einwohner<br />
200<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
185,1 184,9 176,8 170,7 170,9 169,7<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Datenquelle:<br />
Amt für öffentliche Sicherheit, Ordnung<br />
und <strong>Umwelt</strong>schutz<br />
Hintergrund:<br />
In den 1980er Jahren produzierte jeder<br />
Bundesbürger die doppelte Gewichtsmenge<br />
Müll wie zu Beginn der 50er Jahre. Trotz<br />
verschiedener Gesetze zur Vermeidung,<br />
Verwertung und Entsorgung von Abfällen, hat<br />
sich das Gesamtaufkommen an Siedlungsabfällen<br />
in Deutschland seit 1990 nur geringfügig<br />
verändert.<br />
Im Zeitraum von 1996 – 2001 ist der Anteil an<br />
Hausmüll und hausmüllähnlichen<br />
Gewerbeabfällen leicht zurückgegangen,<br />
während der Anteil von Glas, Papier, Pappe,<br />
Kartonagen, Leichtverpackungen (incl.<br />
Kunststoffe) und kompostierbaren Abfällen aus<br />
der Biotonne durch die verstärkte Förderung der<br />
Abfalltrennung und Verwertung angestiegen ist.<br />
Von 1990 bis 2001 fand eine Steigung des<br />
verwertbaren Anteils von 15 % auf mehr als<br />
50 % statt.<br />
Damit sind die Deutschen Europameister im<br />
Sortieren, denn die Verwertungsquote in der<br />
Europäischen Union liegt bei etwa 26 %.<br />
Trotz dieser Entwicklung ist die wichtigste Frage<br />
noch nicht zufriedenstellend gelöst: Wohin mit<br />
dem Restmüll?<br />
Ziel einer zukunftsfähigen Abfallwirtschaft<br />
sollten geschlossene Materialkreisläufe sein,<br />
wobei auch dann eine gewisse Restmenge an<br />
Siedlungsabfällen nicht zu vermeiden sein wird.<br />
Als ein weiteres Ziel sollte das Abfallaufkommen<br />
deutlich gesenkt werden. Ein intensiver Ausbau<br />
von Strukturen der Kreislaufwirtschaft kann eine<br />
Politik der Abfallverwertung unterstützen.<br />
Dennoch sollte das oberste Gebot weiterhin<br />
Abfallvermeidung sein.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Bewußtsein für Abfallvermeidung stärken<br />
Trennmoral stärken<br />
Vereinfachung, Optimierung im Bringsystem<br />
Bekämpfung von wilden Müllablagerungen<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb<br />
beträgt 196,8 kg/Einwohner. Bester Wert 66,6<br />
kg/Einwohner, schlechtester Wert 353,6 pro<br />
Einwohner.<br />
Mit ca. 170 kg /Einwohner steht <strong>Viernheim</strong> gar<br />
nicht so schlecht da. Es gibt aber sicher noch<br />
Potential zur Abfallvermeidung<br />
41
Niedriger Energieeinsatz<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst.<br />
• den privaten Stromverbrauch pro Einwohner<br />
und<br />
• den Energieverbrauch in den kommunalen<br />
Liegenschaften pro Einwohner<br />
Stromverbrauch der privaten Haushalte in<br />
Kilowattstunden pro Einwohner<br />
1600<br />
1200<br />
800<br />
400<br />
0<br />
1428 1452 1478 1494 1471 1457<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Hintergrund:<br />
Energie wird täglich für Licht und Wärme, beim<br />
Betrieb von Maschinen oder bei der<br />
Kommunikation in Haushalten, Unternehmen<br />
und öffentlichen Einrichtungen eingesetzt. Die<br />
Anteile am Endenergieverbrauch haben sich in<br />
den letzten Jahrzehnten in verschiedenen<br />
Bereichen erheblich verschoben.<br />
42<br />
Innerhalb der Sektoren „Bergbau und<br />
verarbeitendes Gewerbe“, „Verkehr“, Haushalte“<br />
und „Gewerbe, Handel, Dienstleistungen ist die<br />
Bedeutung der Industrie erheblich<br />
zurückgegangen. Ihr Anteil am gesamten<br />
Endenergieverbrauch sank von gut einem Drittel<br />
im Jahr 1990 auf lediglich 25,3 % im Jahre<br />
2002. Im Vergleich dazu ist der Anteil der<br />
privaten Haushalte von 25,1 % in 1990 auf<br />
29,2 % in 2002 angestiegen.<br />
Energieverbrauch (Heizung und Strom) in<br />
den kommunalen Liegenschaften in<br />
Kilowattstunden (kWh) pro Einwohner<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
435<br />
390 358<br />
303<br />
1995 2000 2002 2004<br />
Datenquellen:<br />
Brundtlandbüro, <strong>Stadt</strong>werke <strong>Viernheim</strong><br />
Der Energieverbrauch verursacht erhebliche<br />
<strong>Umwelt</strong>belastungen, wie Luftverschmutzung<br />
und Treibhauseffekt.<br />
Die Minimierung des Energieverbrauchs ist<br />
daher ein wichtiges Ziel.<br />
Da Daten zum Wärmeverbrauch der privaten<br />
Haushalte schwer zu erheben sind, sollte der<br />
private Stromverbrauch als Basis herangezogen<br />
werden.<br />
Dieser Teilindikator liefert gute Hinweise zum<br />
„Aufklärungszustand“ der Bürgerinnen und<br />
Bürger sowie zum Stand der elektrischen<br />
Geräte in Haushalten und Kleingewerbe.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Ziele des Brundtlandprojektes<br />
Entwicklung und Interpretation:<br />
Die Zeitreihe zeigt für <strong>Viernheim</strong> beim<br />
Stromverbrauch eine relativ stabile Tendenz auf<br />
vergleichsweise niedrigem Niveau.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb liegt<br />
in der Klasse bis 100 000 Einwohner bei<br />
2.130 kWh. Der beste Wert lag bei 1339; der<br />
schlechteste bei 3628. Für den zweiten<br />
Teilindikator können die DUH-Werte nicht zum<br />
Vergleich herangezogen werden, weil hier die<br />
Berechnungsgrundlage eine andere ist.
<strong>Umwelt</strong>- und ressourcenschonende Energieerzeugung<br />
Definition:<br />
Der Indikator setzt sich aus Teilindikatoren<br />
zusammen und zwar:<br />
• der installierten Leistungskapazität von<br />
Photovoltaikanlagen pro 1.000 Einwohner<br />
• der Fläche der solarthermischen Anlagen<br />
pro 1.000 Einwohner<br />
• der tatsächlichen Energieerzeugung<br />
(Wärme) durch Kraft-Wärme-<br />
Kopplungsanlagen pro 1.000 Einwohner<br />
Installierte Leistungskapazität bei<br />
Photovoltaikanlagen in Kilowatt<br />
(KW) pro 1.000 Einwohner<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1,3<br />
3,9<br />
11,5<br />
2000 2003 2005<br />
Hintergrund:<br />
Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2010<br />
gegenüber 2000 den Anteil der erneuerbaren<br />
Energien am Primärenergieverbrauch auf 4,2 %<br />
und am Stromverbrauch auf 12,5 % zu erhöhen.<br />
In den letzten Jahren wurde einiges schon<br />
erreicht. Laut des Statistischen Bundesamts hat<br />
sich der Anteil der erneuerbaren Energieträger<br />
am Primärenergieverbrauch in Deutschland<br />
zwischen 1991 und 2003 von 0,8 auf 3,1 %<br />
erhöht. Nach dieser Erhebung ist die Biomasse,<br />
wozu auch Abfälle gezählt werden, mit 58 % der<br />
in Deutschland wichtigste Träger erneuerbarer<br />
Energie, gefolgt von Wasserkraft (18 %) und<br />
Windenergie (16 %).<br />
Beim Ausbau der erneuerbaren Energien<br />
spielen die Städte und Gemeinden eine wichtige<br />
Tatsächliche Energieerzeugung<br />
(Wärme) durch Kraft-Wärme-Kop-<br />
plungsanlagen in Kilowattstunden<br />
(KWh) pro 1.000 Einwohner<br />
900000<br />
800000<br />
700000<br />
600000<br />
500000<br />
840.118<br />
793.819<br />
715.537<br />
2000 2003 2005<br />
Datenquelle:<br />
<strong>Stadt</strong>werke <strong>Viernheim</strong><br />
Rolle, denn sie können mit verschiedenen<br />
Maßnahmen wie Förderprogrammen bis hin zu<br />
Festlegungen in städtebaulichen Planungen den<br />
Bau von Anlagen von regenerativen Energien<br />
vorantreiben.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Ziele des Brundtlandprojekts<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Beim Ausbau der erneuerbaren Energien liegt<br />
<strong>Viernheim</strong> bei PV-Anlagen weit über dem<br />
Durchschnitt der DUH-Wettbewerbe, bei den<br />
Kraft-Wärme-Koppelungsanlagen etwas über<br />
dem Durchschnitt. Die Werte in den DUH-<br />
Wettbewerben: PV-Anlagen: Durchschnitt 3,0;<br />
bester Wert 18,6, schlechtester Wert 0,2. Kraft-<br />
Wärme-Koppelungsanlagen: Durchschnitt<br />
641.369; bester Wert 5.593.667; schlechtester<br />
Wert 2,2.<br />
Installierte Leistungskapazität durch<br />
solarthermische Anlagen in qm pro<br />
1000 Einwohner (nur von <strong>Stadt</strong>werke,<br />
<strong>Viernheim</strong> geförderte Anlagen)<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
12<br />
14,3<br />
17,9<br />
2000 2003 2005<br />
43
Verkehrsmittelwahl<br />
Definition:<br />
Die Verkehrsmittelwahl wird anhand des Modal<br />
Split gemessen, das heißt am Anteil der<br />
verschiedenen Verkehrsarten an den Wegen,<br />
welche die Einwohner der Kommune täglich<br />
zurücklegen<br />
Verkehrsmittelwahl<br />
Binnenverkehr Wohnort<br />
in %<br />
1990 1999<br />
zu Fuß 37 % 31 %<br />
Fahrrad 18 % 20 %<br />
PKW 36 % 35 %<br />
PKW als<br />
Mitfahrer<br />
7 % 10 %<br />
ÖPNV 2 % 3 %<br />
Datenquellen:<br />
Klimaschutzkonzept Daten von1990<br />
Sozialdata-Broschüre 1999<br />
44<br />
Hintergrund:<br />
In unserer Gesellschaft hat Mobilität einen sehr<br />
wichtigen Stellenwert. Doch das zunehmende<br />
Verkehrsaufkommen belastet die <strong>Umwelt</strong> in<br />
vielfacher Weise. Schadstoffe und Lärm – es<br />
werden Rohstoffe und Flächen verbraucht.<br />
Durch den Straßen- und Bahnbau sowie durch<br />
den Bau bzw. Ausbau von Flughäfen wird die<br />
Landschaft zerschnitten. Der Verkehr erzeugt<br />
Treibhausgase und verschärft somit das<br />
Klimaproblem. Schnelligkeit und Hektik des<br />
heutigen Straßenverkehrs verunsichern und<br />
verdrängen schwächere Verkehrsteilnehmer, so<br />
dass Kinder und ältere Menschen ohne fremde<br />
Hilfe zunehmend immobil werden.<br />
Um das wachsende Verkehrsvolumen in<br />
nachhaltige Bahnen zu lenken, sind die Bun-<br />
des-, die Landes- und die kommunale Ebene<br />
gefordert. In Städten und Gemeinden beginnt<br />
Verkehrsvermeidung mit raumordnerischen und<br />
städtebaulichen Entscheidungen. Wenn der<br />
Weg zum Arbeitsplatz oder zum nächsten<br />
Supermarkt ohne Auto nicht zu bewältigen ist,<br />
bleiben Appelle andere Verkehrsmittel zu<br />
benutzen ungehört. Eine zukunftsfähige<br />
Verkehrspolitik setzt deshalb Siedlungs- und<br />
Verkehrsstrukturen mit kurzen Wegen voraus.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltiger Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel<br />
Gleichberechtigung aller Verkehrsmittel;<br />
Reduzierung schädlicher Auswirkungen des<br />
Verkehrs<br />
Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen &<br />
Senioren und Behinderten besonders beachten.<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Mit 55 % (1990) und 51 % (1999) weist<br />
<strong>Viernheim</strong> einen relativ hohen Anteil im<br />
nichtmotorisierten Verkehr auf. Der<br />
Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb liegt bei<br />
49 %. Die Bandbreite in der Klasse bis 100.000<br />
Einwohner schwankt zwischen 92 % (bester<br />
Wert) und 14 % (schlechtester Wert) als<br />
Datengrundlage wurden Daten von f1990 die im<br />
Klimaschutzkonzept-Endbericht (1996) referiert<br />
werden, sowie die Sozialdata-Daten aus dem<br />
Pilotprojekt zur Förderung der Nutzung<br />
umweltfreundlicher Verkehrsmittel 1999 benutzt.<br />
Aktuellere Daten stehen nicht zur Verfügung, da<br />
die Fortschreibung des Gesamtverkehrsplans<br />
noch nicht erfolgt ist.
Bäume auf der Siedlungsfläche<br />
Definition:<br />
Der Indikator misst die Zahl der Bäume auf der<br />
Siedlungsfläche bezogen auf die Einwohnerzahl<br />
Hintergrund:<br />
„Die Allee, das ‚geschlossene Baumdach‘ bietet<br />
Schutz vor Regen und Sonne gleichermaßen.<br />
Gleichzeitig enthält das Dach über dem Platz<br />
aber auch noch eine weitergehende ‚Botschaft‘.<br />
Das Baumdach über dem Straßenfreiraum oder<br />
über dem ‚inneren Rand‘ ist ein Zeichen dafür,<br />
dass hier Platz ist.“ (vgl.: Theiling, Christoph<br />
(1997), S. 119<br />
„Platz in der <strong>Stadt</strong> zu haben“ ist wichtig, um die<br />
Straßen und Plätze in einer <strong>Stadt</strong> als Lebens-<br />
und nicht nur als Verkehrsräume erfahren zu<br />
können. Bäume bieten diesen Platz für <strong>Stadt</strong>bewohner.<br />
Sie laden ein zu Sinneserfahrungen,<br />
zum Rascheln im Laub, zum Auf-die-Bäume-<br />
Klettern und zum Hinter-Bäumen-verstecken.<br />
Gerade für Kinder können Bäume in ihrem<br />
Lebensraum ein großes Glück bedeuten. Aber<br />
auch Erwachsenen tut es gut, im Grau des<br />
Asphalts das grün der Bäume betrachten zu<br />
können.<br />
Bäume sind ein wesentlicher Faktor für eine<br />
hohe Aufenthalts- und Lebensqualität der<br />
Menschen in einer Kommune. Eine große<br />
Bedeutung haben sie auch als Lebensraum für<br />
eine Vielzahl von Vögeln und Kleinstlebewesen.<br />
Viele Bäume auf der Siedlungsfläche bieten<br />
auch noch weitere Vorteile: Sie verbessern die<br />
Luftqualität, indem sie die Staubbelastung,<br />
Kohlendioxid und die Luftfeuchtigkeit<br />
reduzieren. Sie sorgen zudem für ein besseres<br />
<strong>Stadt</strong>klima. Durch ihren Schatten verhindern,<br />
sie das Aufheizen des Asphalts und kühlen<br />
somit die im Sommer aufgeheizten Städte.<br />
Zudem schirmen sie die Plätze und Häuser der<br />
<strong>Stadt</strong> vom Straßenlärm und Straßendreck ab.<br />
Bäume brauchen nicht viel Fläche und sind<br />
auch nicht teuer in der Anschaffung, Pflanzung<br />
und Pflege. Sie können weit über 100 Jahre<br />
werden und sind eine Anschaffung, von der<br />
künftige Generationen reichlich profitieren<br />
können. In diesem Sinne sind Bäume in der<br />
<strong>Stadt</strong> ein nahezu idealtypisches Beispiel für<br />
nachhaltige Investitionen in die Zukunft.<br />
Bezug zu Zielen nachhaltige Entwicklung in<br />
<strong>Viernheim</strong>:<br />
Förderung von ökologischen Lebensräumen im<br />
<strong>Stadt</strong>innenbereich<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Leider ist in <strong>Viernheim</strong> für diesen Indikator nur<br />
ein Wert verfügbar, das Baumkataster wurde<br />
erst eingerichtet.<br />
Außerdem ist das Kataster noch nicht ganz<br />
vollständig.. Es sind noch nicht alle Erfassungen<br />
abgeschlossen. Aktuell (Stand Mai 2006) haben<br />
wir 8500 Bäume innerhalb der Siedlungsfläche.<br />
Das sind 258 Bäume pro 1000 Einwohner.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb<br />
liegt bei 319 Bäume /1000 Einwohner.<br />
Datenquelle:<br />
Bauverwaltungs- und Liegenschaftsamt,Grün-und Sport-<br />
flächen<br />
45
Leitkategorie: Wirtschaftliche Effizienz<br />
In den 1990er Jahren hat der Handel im Vergleich zum allgemeinen Wirtschaftswachstum<br />
einen enormen Sprung gemacht. Warenproduktion und<br />
Dienstleistungen wurden zunehmend globalisiert.<br />
Im Zuge der Intensivierung der Handelsbeziehungen entstanden globale<br />
Finanzmärkte, die sich mehr und mehr verselbständigten, so dass die globalen<br />
Finanztransaktionen noch um ein Vielfaches schneller expandierten als<br />
Weltproduktion und Welthandel. In den späten 1990er Jahren wurden an<br />
den Weltdevisenbörsen täglich bereits Geschäfte im Umfang von rund 1.200<br />
Milliarden US-Dollar getätigt, wovon allenfalls fünf Prozent der Finanzierung<br />
von Handelsgeschäften und Direktinvestitionen dienten. Der große Rest war<br />
Handel zwischen den Banken. (vgl. Enquete-Kommission 2002).<br />
Nur 15 Prozent des Welthandels spielen sich zwischen unterschiedlichen<br />
Erdteilen ab, und an weniger als drei Prozent des Welthandels ist Afrika<br />
beteiligt.<br />
Gewinner der Globalisierung sind bisher vor allem die ohnehin reichen Industrienationen.<br />
Der Abstand zwischen dem wohlhabendsten Fünftel und<br />
dem ärmsten Fünftel der Weltbevölkerung hat sich in den letzten drei Jahrzehnten<br />
mehr als verdoppelt.<br />
Die Globalisierung der Waren-, Dienstleistungs- und Finanzmärkte hat in<br />
den vergangenen Jahren dazu geführt, dass sich der Wettbewerb mehr und<br />
mehr als Kostenwettbewerb gestaltet. In diesem geben die international<br />
operierenden Unternehmen den Kostendruck oft noch verschärft an die zumeist<br />
kleinen lokalen Zulieferer weiter.<br />
Unter diesem Druck drohen Rücksichten auf Kultur, <strong>Umwelt</strong> und soziale<br />
Ausgewogenheit immer weiter in den Hintergrund gedrängt zu werden.<br />
Standorte für Produktion und Dienstleistungen werden im Zuge der internationalen<br />
Arbeitsteilung oft dort errichtet, wo diese Rücksichten die geringste<br />
Rolle spielen. Unter dem Anpassungsdruck an globale Standards geraten<br />
damit auch allgemeine Werte in Gefahr, wie die ökologische Nachhaltigkeit,<br />
die Menschenrechte, die soziale Gerechtigkeit oder die kulturelle Vielfalt.<br />
Die deutsche Wirtschaft kann bisher als Gewinner der Globalisierung angesehen<br />
werden. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass selbst in Zeiten<br />
46<br />
weltwirtschaftlicher Schwäche (2001/2002) der Außenhandelsüberschuss<br />
erhalten blieb. Dieses Gesamtergebnis kann aber nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass es auch in Deutschland zahlreiche Verlierer gegeben hat und<br />
gibt. Nicht zuletzt sind Arbeitsplätze im großen Umfang verloren gegangen<br />
oder wurden ins Ausland verlagert. Aus der Globalisierung und dem beschleunigten<br />
Strukturwandel ergeben sich besondere Herausforderungen für<br />
die Städte und Gemeinden, nicht nur wegen der sinkenden Steuereinnahmen<br />
und den Auswirkungen der Arbeitslosigkeit. Global agierende Unternehmen<br />
entziehen sich immer mehr dem Einfluss von Nationalstaaten und<br />
die Möglichkeiten von Kommunen wirtschaftliche Entscheidungen zu beeinflussen,<br />
sind noch geringer.<br />
Aber Städte und Gemeinden können zumindest etwas dafür tun, dass sie<br />
als Wirtschaftsstandort attraktiv sind. Sie müssen sich viel stärker als früher<br />
damit auseinandersetzen, ob die Wirtschaftsstruktur vor Ort die notwendige<br />
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit aufweist. Es muss das Ziel sein, gemeinsam<br />
mit den Unternehmen lokal eine nachhaltige Wirtschaftsstruktur<br />
und –weise zu entwickeln. Städte und Gemeinden können die Entwicklung<br />
einer krisenfesten Wirtschaftsstruktur unterstützen und den Unternehmen<br />
dabei helfen, ihren sozialen und ökologischen Verpflichtungen nachzukommen.<br />
Die Nachhaltigkeit der lokalen Wirtschaftsstruktur und –weise wird anhand<br />
von sechs Indikatoren gemessen.<br />
• Ausbildungschancen<br />
• Arbeitslosigkeit<br />
• Existenzgründungen<br />
• Ausgeglichene Wirtschaftsstruktur<br />
• Kommunale Schulden<br />
• Arbeitsplatzangebot
Ausbildungschancen<br />
Definition:<br />
Der Indikator misst<br />
das Verhältnis zwischen Ausbildungsplätzen<br />
und Ausbildungsplatzsuchenden<br />
Anzahl der Ausbildungsstellen, die 1000<br />
Bewerbern um einen Ausbildungsplatz zur<br />
Verfügung standen<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
765<br />
Datenquelle:<br />
Agentur für Arbeit<br />
393<br />
646<br />
2000 2002 2004<br />
Hintergrund:<br />
Im Jahr 2003 erreichte das Angebot an Ausbildungsstellen<br />
in Deutschland einen neuen<br />
Tiefststand. Mit 572.450 Ausbildungsstellen gab<br />
es das geringste Angebot an Ausbildungsstellen<br />
in den letzten zehn Jahren. Diesen standen<br />
592.672 Bewerber um einen Ausbildungsplatz<br />
gegenüber. In Ostdeutschland kamen auf 1.000<br />
Bewerber 912 angebotene Ausbildungsstellen.<br />
Im Westen standen je 1.000 Bewerber 982<br />
Ausbildungsstellen zur Verfügung. Wenn es<br />
bundesweit nicht so viele Stellen wie Bewerber<br />
gibt, bedeutet dies, dass in manchen Regionen<br />
der Ausbildungsmarkt sehr überlastet ist. Junge<br />
Menschen, die in solchen Regionen einen Ausbildungsplatz<br />
suchen, haben nur zwei Möglichkeiten:<br />
Entweder sie nehmen vor Ort als ungelernte<br />
Kräfte Arbeit an oder sie ziehen in andere<br />
Regionen. Diese Entwicklung ist vor allem in<br />
Ostdeutschland zu beobachten.<br />
In einem hochindustrialisierten und ressourcenarmen<br />
Land wie Deutschland ist ein hoher Ausbildungsstand<br />
ein sehr wichtiges wirtschaftliches<br />
Kapital. In den letzten Jahren lag die Quote<br />
der 25-jährigen ohne Hochschulzugangsberechtigung<br />
bzw. Berufsausbildung bei zehn bis<br />
zwölf Prozent. Diese Quote ist für ein Land mit<br />
einem hohen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften<br />
zu hoch.<br />
Wohlstand und Sozialsysteme in Deutschland<br />
können nur erhalten werden, wenn in Zukunft<br />
gut ausgebildete Arbeitskräfte qualifizierte Arbeit<br />
verrichten. Deshalb ist der Ausbildungsmarkt<br />
ein wichtiger Indikator für die zukunftsfähige<br />
Ökonomie eines Landes.<br />
Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />
in <strong>Viernheim</strong><br />
Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind wichtig für<br />
ein gut funktionierendes Gemeinwesen.<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />
bei 827; bester Wert bei 1323; schlechtester<br />
Wert bei 376.<br />
Schon im DUH-Wettbewerb lag der Durchschnittswert<br />
deutlich unter dem amtlichen bundesdeutschen<br />
Wert von 982. Die DUH erklärt<br />
das so, dass am Wettbewerb einige Kommunen<br />
teilgenommen haben, in denen der Ausbildungsmarkt<br />
sehr schwach ist.<br />
Die <strong>Viernheim</strong>er Zahlen passen in das Wettbewerbsbild<br />
vom schwachen Ausbildungsmarkt.<br />
47
Arbeitslosigkeit<br />
Definition:<br />
Der Indikator setzt sich aus zwei Teilindikatoren<br />
zusammen und zwar<br />
• der Zahl der Arbeitslosen bezogen auf die<br />
Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten<br />
in Prozent<br />
• dem Anteil der arbeitslosen Jugendlichen<br />
(von 15 bis unter 25 Jahren) an der Gesamtzahl<br />
der Jugendlichen in Prozent<br />
Anteil der Arbeitslosen bezogen auf die Zahl<br />
der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
in Prozent<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Datenquelle:<br />
Agentur für Arbeit<br />
48<br />
10,24 10,02 10,09<br />
12,48<br />
14,<strong>21</strong><br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Anteil der Jugendlichen (von 15 bis unter 25<br />
Jahren), die arbeitslos sind, an der Gesamtzahl<br />
der Jugendlichen in %<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
2,8<br />
3,2<br />
3,8 3,7 3,7<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Hintergrund:<br />
Die Arbeitslosigkeit ist in Deutschland ein langfristiges<br />
Problem. Seit 1982 lagen die Arbeitslosenquoten<br />
immer über 7 %. Armut und Arbeitslosigkeit<br />
hängen eng miteinander zusammen.<br />
Aber auch die gesamte Gesellschaft ist von<br />
den Auswirkungen der Arbeitslosigkeit betroffen,<br />
denn die derzeit hohe Arbeitslosigkeit gefährdet<br />
die Sicherheit und Tragfähigkeit der<br />
bestehenden Sozialsysteme in Deutschland.<br />
Die hohe Jugendarbeitslosigkeit ist ein Alarmsignal.<br />
Denn die Arbeitslosigkeit junger Menschen<br />
belastet die Gesellschaft oft auf sehr<br />
lange Sicht.<br />
Immer mehr junge Menschen werden heute<br />
arbeitslos, die früher ohne Probleme einen Platz<br />
im Erwerbsleben gefunden haben. Damit kommen<br />
auf die Städte und Gemeinden vermehrt<br />
Aufgaben in der Jugendberufshilfe und in der<br />
Jugendsozialarbeit zu.<br />
Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />
in <strong>Viernheim</strong>:<br />
Der Indikator gibt Auskunft inwieweit sich die<br />
wirtschaftlichen & sozialen Verhältnisse ändern.<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Die von den Agenturen für Arbeit veröffentlichten<br />
Zahlen zu den Arbeitslosenquoten beziehen<br />
sich auf die Zahl der Erwerbstätigen (umfasst<br />
also auch Beamte, Selbständige etc.) Diese<br />
Erwerbstätigenzahl ist für <strong>Viernheim</strong> nicht verfügbar.<br />
Deshalb wird die Zahl der Arbeitslosen<br />
auf die leichter verfügbare Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten bezogen. Laut<br />
DUH liegt dadurch der Wert um etwa ein Fünftel<br />
höher.<br />
Durchschnittswert bei der DUH liegt bei 12,3 %;<br />
bester Wert bei 4,8 %, schlechtester Wert bei<br />
30,9 %. Beim zweiten Teilindikator sieht die<br />
Datenlage ähnlich aus: Da die Zahl der Sozialversicherungspflichtig-Beschäftigten<br />
unter 25<br />
Jahren leider nicht erhoben wird, muss auf die<br />
Gesamtzahl der Jugendlichen von 15 bis unter<br />
25 Jahren zurückgegriffen werden.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />
bei 5,6 %; bester Wert bei 1,7 %; schlechtester<br />
Wert bei 12,8 %.
Existenzgründung<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst das Verhältnis der Zahl<br />
der Betriebsgründungen zur Zahl der<br />
Betriebsschließungen.<br />
Anzahl der neu angemeldeten Betriebe pro<br />
100 geschlossene Betriebe<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
134,4<br />
120,7<br />
2000 2005<br />
Datenquelle:<br />
Amt für öffentliche Sicherheit, Ordnung<br />
und <strong>Umwelt</strong>schutz<br />
Hintergrund:<br />
Die zukünftige wirtschaftliche Lage einer<br />
Kommune wird unter anderem von der Zahl der<br />
Existenzgründungen bestimmt. In Deutschland<br />
sinkt der Saldo von Gründungen zu<br />
Schließungen in den letzten Jahren leicht.<br />
Waren im Jahr 2000 noch 755.172 Gründungen<br />
zu 662.743 Schließungen zu verzeichnen,<br />
demnach ein Saldo von + 92.429, so erfolgten<br />
zwei Jahre später 723.333 Gründungen und<br />
645.690 Schließungen, ein positiver Saldo von<br />
77.643.<br />
Die Zahl der Existenzgründungen ist eine<br />
Aussage über das Wirtschaftsklima in der<br />
Kommune und über die Bereitschaft der<br />
Einwohner wirtschaftlich aktiv zu werden und<br />
sich selbständig zu machen. Mittel- und<br />
langfristig können Existenzgründungen zu einer<br />
höheren Zahl von Arbeitsplätzen führen.<br />
Darüber hinaus finden Neugründungen in der<br />
Mehrzahl in Branchen statt, die zukunftsfähiger<br />
sind als andere.<br />
Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />
in <strong>Viernheim</strong>:<br />
Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der<br />
Kommune allgemein (Bevölkerung) und direkt<br />
(steigende Einnahmen aus der Gewerbesteuer).<br />
Entwicklung und Interpretation:<br />
Der DUH-Wettbewerb hat gezeigt, dass die<br />
wirtschaftliche Dynamik in Städten unter<br />
100.000 Einwohnern ausgeprägter ist als in<br />
Großstädten. Die Entwicklung ist in den<br />
Großstädten jedoch insgesamt gleichmäßiger.<br />
Der Durchschnittswert in unserer Klasse beim<br />
DUH-Wettbewerb lag bei 111,90. Der beste<br />
Wert bei 171,88. Der schlechteste bei 72,72.<br />
49
Kommunale Schulden<br />
Definition:<br />
Der Indikator setzt sich aus zwei Teilindikatoren<br />
zusammen, und zwar<br />
• der Höhe der Schulden<br />
• der Höhe der Neuverschuldung jeweils<br />
bezogen auf die Einwohnerzahl<br />
Hintergrund:<br />
Sparsam zu wirtschaften ist eine der Grundlagen<br />
einer nachhaltigen Kommunalpolitik.<br />
Schulden und vor allem die damit verbundene<br />
Zinsbelastung schränken den eigenen<br />
Handlungsspielraum und den zukünftigen<br />
Generationen ein.<br />
Die Realität sieht aber derzeit anders aus:<br />
Der Schuldenstand der deutschen Städte und<br />
Gemeinden belief sich im Jahr 2003 auf mehr<br />
als 91 Milliarden Euro. Damit wurde ein neuer<br />
Rekordschuldenstand der kommunalen<br />
Haushalte erreicht. Ursache hierfür ist vor allem<br />
der Rückgang der Einnahmen. Seit dem Jahr<br />
2000 sind, durch die damalige Steuerreform, die<br />
Einnahmen aus der Gewerbesteuer drastisch<br />
zurückgegangen. Ebenso sind die Einnahmen<br />
aus der Einkommensteuer und die Zuweisungen<br />
von Bund und Ländern an die Kommunen<br />
gesunken. Den gestiegenen Schulden<br />
stehen sinkende Investitionen gegenüber. Im<br />
Jahr 2003 sanken die Investitionen um 8,l3<br />
Prozent. Damit lagen sie<br />
50<br />
um 35 Prozent unter den kommunalen<br />
Sachinvestitionen von 1992!<br />
Kommunale Schulden<br />
(incl. Eigenbetriebe)<br />
in Euro pro Einwohner<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
523<br />
1155<br />
1377<br />
1995 2000 2004<br />
Kommunale Neuverschuldung<br />
(incl. Eigenbetriebe)<br />
in Euro pro Einwohner<br />
120<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
114<br />
48<br />
27<br />
1995 2000 2004<br />
Datenquelle:<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong>, Kämmereiamt<br />
Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />
in <strong>Viernheim</strong>:<br />
Handlungsspielraum auch für zukünftige<br />
Generationen. Stehen der Neuverschuldung<br />
gleichwertige Investitionen gegenüber?<br />
Entwicklung & Interpretation<br />
Sparsames Wirtschaften im Sinne der<br />
Nachhaltigkeit bedeutet nicht, alle Investitionen<br />
einzustellen. Angesichts hoher Schulden ist<br />
aber eine besondere Prüfung investitiver<br />
Maßnahmen sicherlich angebracht. Ebenso<br />
müssen aber auch die Folgekosten bedacht<br />
werden, wenn investive Maßnahmen<br />
unterbleiben.<br />
<strong>Viernheim</strong>s Schuldenstand liegt aktuell (in 2004)<br />
über dem Durchschnittswert des DUH-<br />
Wettbewerbs.<br />
Die Entwicklung der kommunalen<br />
Neuverschuldung sieht sehr positiv aus und ist<br />
auch im Vergleich mit den DUH-Städten als<br />
sehr nachhaltig zu bezeichnen.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb bei<br />
der pro-Kopf-Verschuldung der Kommunen in<br />
unserer Klasse beträgt € 1.062,--, bester Wert €<br />
123,--; schlechtester Wert € 2.602,--. Der<br />
Durchschnittswert der kommunalen<br />
Neuverschuldung beträgt 58,--; bester Wert €<br />
0,--; schlechtester Wert € 277,--.
Arbeitsplatzangebot<br />
Definition:<br />
Der Indikator misst das Arbeitsplatzangebot im<br />
Verhältnis der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
am Wohnort zu den sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten am Arbeitsort.<br />
Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
am Arbeitsort pro 1.000 sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte am<br />
Wohnort<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
782 776 800<br />
2002 2003 2004<br />
Auspendler/Einpendler –Saldo in <strong>Viernheim</strong><br />
0<br />
-1000<br />
-2000<br />
-3000<br />
-2773<br />
-2486<br />
-<strong>21</strong>76<br />
Hintergrund:<br />
Wenn in einem Ort sehr viele Arbeitsplätze und<br />
in einer anderen Kommune nur sehr wenige<br />
Arbeitsplätze angeboten werden, führt dies zu<br />
Wanderungsbewegungen zwischen den Orten.<br />
Die Arbeitnehmer werden „mobil“.<br />
Entweder zieht die arbeitsfähige Bevölkerung<br />
von einem Ort zum anderen oder die Beschäftigten<br />
nehmen große Pendelstrecken auf sich.<br />
Beides ist volkswirtschaftlich gesehen negativ.<br />
Im ersten Fall gibt es in manchen Städten und<br />
Gemeinden kaum noch Menschen im arbeitsfähigen<br />
Alter. Wohngebäude stehen leer, die bestehende<br />
Infrastruktur bleibt ungenutzt und verfällt.<br />
Soziale Strukturen lösen sich auf.<br />
Der Aufwand des Pendelns hingegen wird vor<br />
allem vom Arbeitnehmer selbst getragen, der<br />
viel Zeit tatenlos im Auto oder in öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln zubringen muss. Mobilität bedeutet<br />
in diesem Fall auch ein zunehmendes<br />
Verkehrsaufkommen für dessen Infrastruktur<br />
und dessen negative <strong>Umwelt</strong>auswirkungen wiederum<br />
die Allgemeinheit aufkommen muss.<br />
In beiden Fällen können wir von Ressourcenverschwendung<br />
sprechen. Es ist deshalb im<br />
Sinne der Nachhaltigkeit, wenn an Orten in denen<br />
viele erwerbsfähige Menschen leben, auch<br />
entsprechend viele Arbeitsplätze angeboten<br />
werden.<br />
Datenquelle:<br />
Agentur für Arbeit<br />
Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />
in <strong>Viernheim</strong>:<br />
Starke Pendlerbewegungen sind volkswirtschaftlich<br />
gesehen oft negativ.<br />
Entwicklung & Interpretation:<br />
Laut DUH haben Städte der Größe von 20.000<br />
bis 30.000 Einwohner, die in einem Ballungsraum<br />
in der Nähe einer Großstadt liegen einen<br />
hohen Zuzug und weniger Arbeitsplätze vor Ort.<br />
Aus diesen Orten wird vornehmlich ausgependelt.<br />
Dies trifft auch auf <strong>Viernheim</strong> zu: Die Auspendler<br />
übersteigen die Einpendler um ca. 2.500. –<br />
Tendenz abnehmend. Der Indikator sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte am Arbeitsort<br />
bezogen auf sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
am Wohnort zeigt in den absoluten<br />
Zahlen eine leichte Abnahme der Arbeitsplätze.<br />
Der Durchschnittswert im DUH-Wettbewerb lag<br />
bei 822; bester Wert bei 1563; schlechtester<br />
Wert bei 275.<br />
Beschäftigte am Arbeitsort:<br />
2002 2003 2004 Beschäftigte in<br />
8895 8709 8798 Betriebsstätten in <strong>Viernheim</strong><br />
Beschäftigte am Wohnort<br />
2002 2003 2004 Einwohner <strong>Viernheim</strong>s die<br />
11381 11<strong>21</strong>6 10989 einer sv-pflichtigen Beschäf-<br />
tigung nachgehen, egal ob in<br />
<strong>Viernheim</strong> oder außerhalb.<br />
51
-Ausgeglichene<br />
Definition:<br />
Dieser Indikator misst die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in den verschiedenen<br />
Bereichen der Wirtschaft bezogen auf die<br />
Zahl aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.<br />
Hintergrund:<br />
Die Zahl der Arbeitsplätze ist ein guter Indikator<br />
für die wirtschaftliche Lage einer Kommune. Ob<br />
die wirtschaftliche Lage der Kommune in Zukunft<br />
gefährdet ist, hängt davon ab, in welchen<br />
Branchen die Beschäftigten arbeiten und wie<br />
sich die Beschäftigten auf die einzelnen Branchen<br />
verteilen. Sind nur wenige Branchen prägend<br />
für die Beschäftigungslage in einem Ort,<br />
dann können konjunkturelle bzw. strukturelle<br />
Veränderungen in diesen Branchen ausgeprägte<br />
Krisen hervorrufen, die sich in hohen Arbeitslosenzahlen<br />
niederschlagen. Dadurch wird die<br />
finanzielle Lage der Kommune stark beeinträchtigt.<br />
Denn nicht nur die wegfallenden Einnahmen<br />
aus der Gewerbesteuer bzw. aus dem<br />
Anteil der Einkommensteuer verringern das<br />
Budget der Kommune, sondern in der Folge von<br />
Arbeitslosigkeit steigen auch die Ausgaben für<br />
die Sozialhilfe bzw. ab 2005 Arbeitslosengeld II.<br />
Eine finanzielle Abwärtsspirale droht.<br />
52<br />
Begründung für mögliche Handlungsfelder<br />
in <strong>Viernheim</strong>:<br />
In Kommunen, in denen wenige Wirtschaftsabteilungen<br />
bzw. Branchen die Mehrzahl der Beschäftigten<br />
stellen, muss die Entwicklung dieser<br />
Wirtschaftsteile beobachtet werden, um Krisentendenzen<br />
rechtzeitig wahrzunehmen. Eine<br />
Analyse der Wirtschaftsstruktur und darauf aufbauende<br />
Maßnahmen zur Vergrößerung der<br />
Vielfalt in der Wirtschaft sind Handlungswege,<br />
um einer zu großen Abhängigkeit von extern<br />
verursachten Branchen- und Unternehmensentwicklungen<br />
vorbeugen.<br />
Weitere Erläuterungen:<br />
Die Statistischen Landesämter bieten Beschäftigtendaten<br />
auf der Basis von drei Wirtschaftsbereichen<br />
und deren Unterteilung in 17 Wirtschaftsabteilungen:<br />
Wirtschaftsbereich Land- und Forstwirtschaft<br />
sowie Fischerei und Bergbau (Primärer Sektor),<br />
Wirtschaftsabteilung:<br />
1. Land- und Forstwirtschaft<br />
2. Fischerei und Fischzucht<br />
3. Bergbau und Gewinnung von Steinen und<br />
Erden<br />
Wirtschaftsbereich Produzierendes Gewerbe<br />
(Sekundärer Sektor) Wirtschaftsabteilung:<br />
4. Verarbeitende Gewerbe<br />
5. Energie- und Wasserversorgung<br />
6. Baugewerbe<br />
Wirtschaftsbereich Handel und Verkehr sowie<br />
sonstige Dienstleistungen (Tertiärer Sektor),<br />
Wirtschaftsabteilung:<br />
7. Handel, Instandhaltung und Reparatur von<br />
Kfz und Gebrauchsgütern<br />
8. Gastgewerbe<br />
9. Verkehr und Nachrichtenübermittlung<br />
10. Kredit- und Versicherungsgewerbe<br />
11. Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung<br />
und Erbringung von Dienstleistungen<br />
für Unternehmen<br />
12. Öffentliche Verwaltung, Verteidigung und<br />
Sozialversicherung<br />
13. Erziehung und Unterricht<br />
14. Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen<br />
15. Erbringung von sonstigen öffentlichen und<br />
persönlichen Dienstleistungen<br />
16. Private Haushalte<br />
17. Exterritoriale Organisationen und Körperschaften
Entwicklung und Interpretation:<br />
Das Hessische Statistische Landesamt hat eine nicht ganz so umfangreiche Unterteilung der drei Wirtschaftsabteilungen in denen Daten erhoben.<br />
Um eine differenzierte Betrachtung zu ermöglichen wurden alle Segmente in den Diagrammen dargestellt.<br />
Der primäre Sektor ist in <strong>Viernheim</strong> fast nicht mehr vorhanden. Der sekundäre Sektor mit Baugewerbe hat einen Anteil von rund 30 %. Der Tertiäre Sektor einen<br />
Anteil von rund 70 %. Auffällig ist der hohe Anteil von Beschäftigten im Segment Handel, Gastgewerbe und Verkehr.<br />
10000<br />
5000<br />
9000<br />
6000<br />
3000<br />
0<br />
0<br />
Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
an den Wirtschaftsbereichen Handel, Gastgewerbe, Verkehr;<br />
Finanzierung & Unternehmensdienstleistung, Öffentliche & Private Dienstleistungen<br />
8515 8850 8895 8709 8798<br />
3789 3872 3832 3757 38<strong>21</strong><br />
832 1285 1094 1322 1174 1373 1030 1440 1130 1430<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Gesamt-sv-pfl.-Besch am Arbeitsort Handel, Gastgew. Verkehr Finanz.& Untern.dienstl. Öff.- & Priv. Dienstl.<br />
Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten<br />
an den Wirtschaftsbereichen Landwirtschaft, Prod. Gewerbe (ohne Baugewerbe) und Baugewerbe<br />
8515 8850 8895 8709 8798<br />
1891 1849 1869 1827 1709<br />
677 660<br />
47 53 52<br />
595<br />
44<br />
610 662<br />
45<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Gesamt-sv-pfl am Arbeitsort Landwirtschaft Gewerbe (ohne Bau) Baugewerbe<br />
53
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong><br />
<strong>Agenda</strong>-Büro<br />
Bearbeitet von:<br />
Anita Heckmann-Schradi<br />
KOMPASS-<strong>Umwelt</strong>beratung<br />
<strong>Agenda</strong>-Büro der <strong>Stadt</strong> <strong>Viernheim</strong><br />
Die Erläuterungstexte zu den einzelnen Indikatoren<br />
(Hintergrund) sowie auszugsweise<br />
Texte in der Rubrik Entwicklung & Interpretation,<br />
sind mit Kürzungen aus der „Handlungsanleitungsbroschüre:<br />
‘ Indikatoren-Set<br />
Zukunftsfähige Kommune‘ der deutschen<br />
<strong>Umwelt</strong>hilfe (2004)“ entnommen<br />
Fotonachweis:<br />
Titelseite: Hauptamt<br />
Abt. Einkauf,<br />
Organisation, EDV,<br />
Inge Arnold<br />
Druck:<br />
Hauptamt<br />
Hausdruckerei<br />
Juni 2006<br />
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