Hinterfragt

Wie sind Sie in diese Branche gekommen?
Während meiner Zeit bei Bilco einem Zulieferer
für die Gastronomie und in meiner Freizeit
wo ich sehr gerne im Ausgang war, musste ich
feststellen, dass gerade die Nachtgastronomie
sehr grosse Schwierigkeiten hatte die
Produkte (Barequipment etc.) zu beschaffen.
So entschied ich mich diese schlechte Ist-
Situation zu nutzen und mich in diesem Bereich
selbstständig zu machen. Das war vor
25 Jahren.
Was hat sich im Laufe Ihrer langjährigen Tätigkeit
verändert?
Es hat sich in dieser Zeit extrem viel verändert.
Dank der Abschaffung der Bedürfnisklausel
und dem neuen Gastgewerbegesetz
ist vieles attraktiver geworden. Zürich war früher
im Bereich der Gastro- und Barszene eine
kleine Nummer und fungierte so unter der
Kategorie: Ferner liefen …..
Heute gehört Zürich unter die TOP TEN – weltweit
in der Gastro- und Barszene!!
Ist das nicht etwas hoch gegriffen?
Nein absolut nicht. Schauen Sie mal was es
in Zürich für Toplokale der Szenegastronomie
gibt. Die Betreiber davon orientieren sich International
und bringen dies dann sehr
H i n t e r f r a g t
interview mit fredy angst, inhaber b&n service ag, Zürich
schnell in die Schweiz. Bei allem muss man
auch die Grösse von Zürich mit knapp
400 000 Einwohnern beachten. Bei den von
mir organisierten Trendtours durch Zürich besuchen
wir an einem Abend 20 Top-Lokale
und dies notabene alles zu Fuss.
Was fasziniert Sie besonders bei Ihrer Tätigkeit?
Die Gastronomie und die Barszene sind absolut
faszinierend. Eine sehr lebendige Szene wo
ich Beruf, Spass und Hobby gleichzeitig miteinander
kombinieren kann.
Sie haben eine Grundausbildung als Koch.
Kochen Sie auch heute noch?
Das Wochenende ist Sperrzone für das Business.
Hier widme ich mich der Familie, die ich
auch mal gerne bekoche.
Auf Ihrer Website sagen Sie, dass Sie in der
Gründungsphase über ein Wochenende ein
Konzept entwickelt haben, welches den Gastronomiebedarf
revolutionieren sollte. Können
Sie uns etwas darüber sagen?
Wie schon erwähnt, wollte ich den Missstand
für die Beschaffung der Artikel für das Barbusiness
beseitigen. Und dies ist uns bis heute
recht gut gelungen.
name
Angst
Vorname
Fredy
geburtsdatum
7. November 1959
Zivilstand
verheiratet
Kinder/alter
1 Sohn (18), 1 Tochter (16)
aufgewachsen in
Zürich
wohnhaft in
Zürich
Beruf / Weiterbildung / berufl. Stationen
Lehre als Koch bei Mövenpick, anschliessend
kaufm. Ausbildung und diverse Weiterbildungen
(Sprachen, Internet), 4 Jahre bei Bilco AG
einem Zulieferer für die Gastronomie und Hotellerie.
Mit 24 Jahren Schritt in die Selbstständigkeit,
Gründung der b&n service AG
Hobbies / freizeit
Snowboarden, Schwimmen, Golf
Liebste feriendestinationen
Spanien mit den Städten, Barcelona, Madrid,
Valencia
Lieblingsessen
Tapas, allgemeine Fischgerichte, Fondue
Lieblingsgetränk
Rotwein
Bevorzugtes getränk als apéro
Campari Tonic
Was heisst der Firmenname b&n service ag?
Eigentlich Bar und Nachtclub Bedarf. In der
Gründungszeit meines Unternehmens wurden
praktisch alle Ausgehlokale mit Nachtclub
bezeichnet. Heute hat die Bezeichnung
Nachtclub eher etwas Anrüchiges an sich,
weshalb ich diese Bezeichnung nicht mehr
gebrauche.
Ihr Unternehmen welches heute acht Personen
beschäftigt, hat vor wenigen Wochen einen
neuen Standort bezogen. Was war der
Grund für den Domizilwechsel?
Ja, der Platz war schon lange knapp, vieles
musste draussen im Freien zwischengelagert
werden. Die Wetterverhältnisse beeinflussten
unseren Geschäftsalltag! (lacht) Ursprünglich
suchten wir nach neuen Räumlichkeiten in
Zürich West, wurden aber leider nicht fündig.
Bis sich dann diese Möglichkeit in einer alten
Fabrikliegenschaft an der Neunbrunnenstrasse
in Zürich Oerlikon anbot. Diese Location
passt auch hervorragend zu unserer Firmenphilosophie.
Weitere Expansionsgelüste?
Nein von meiner Seite her nicht. Dieser Umzug
ist sicher der letzte grosse Schritt den ich
beruflich gemacht habe.
Welches sind heute die Schwerpunkte ihrer
Geschäftstätigkeit?
Vom Gesamtumsatz der b&n service ag sind
etwa 80 % Gastronomiebedarf (Table Top)
und knapp 20 % Barbedarf. Im Barbedarf
sind wir klar Marktleader in der Schweiz. Gerade
auch in der Szenegastronomie können
unsere Kunden bei uns auf ein sehr grosses
und attraktives Angebot zugreifen.
Sie sind Marktleader im Barbusiness. Kann
man Sie auch als Trendsetter bezeichnen?
Das ist immer etwas schwierig zu sagen.
Durch die Zusammenarbeit mit APS führen
wir natürlich ein Sortiment für das Barbusiness,
welches nirgendwo anders zu finden
ist. Der Zusammenschluss im Beschaffungsbereich
der führenden Zulieferanten im Barbereich
und der gemeinsame Katalog zeigen
natürlich die Trends auf. Auch die Sortimentsgestaltung
wird laufend angepasst.
Wie hoch würden Sie die Lieferbereitschaft
Ihres Sortiments für das Barbusiness bezeichnen?
Dank unserer Lagermöglichkeiten am neuen
Firmendomizil können wir eine Lieferbereitschaft
von nahezu 100 % anbieten.
H i n t e r f r a g t
StiCHWOrte
Schweiz
Heimat, sicheres Land
Schweizer Politik
Oft ein bisschen «Wischi-Waschi»
eU
Sehr wichtig, sollten wir dabei sein
Schweiz und eU
Ein etwas schwieriges und manchmal auch
kompliziertes Verhältnis
Bar-neWS (das Magazin)
Das Leading Magazin für die Barszene Schweiz
Business-Lust
Lebendigkeit der Branche
Business-frust
Die oft chaotischen Strukturen in den Gastrobetrieben
Zwei Wünsche
Noch mehr Gäste, welche die innovativen Gastronomiebetriebe
für den Ausgang nutzen
Ausbildungssteigerung des Personals in der
Barszene
Mit welchen Neuheiten von b&n service ag
kann der Markt in Zukunft rechnen?
Dies jetzt zu sagen ist extrem schwierig. Aus
dem Bar-Equipment Bereich kommt kaum
etwas revolutionär Neues dazu. Im Glasbereich
kommen natürlich immer wieder Neuheiten
auf den Markt. Diese werden wir dem
Markt anbieten.
BAR NEWS 2-2009 | 42 BAR NEWS 2-2009 | 43
Sie organisieren auch sogenannte Trendtours
durch Zürich.
Ja, schon seit über 13 Jahren gehören die
Trendtours durch Zürich zum Angebot von
b&n service ag. An einem Abend werden
während 7 – 8 Stunden rund 20 Lokale besucht
die allesamt sehr innovativ sind und
den Teilnehmern sehr offen Einblick auch
hinter die Kulissen geben.
Wie muss man die verstehen?
Wir treffen uns (Gruppe von 12 – 15 Personen)
an einem Ort in Zürich und durchwandern
ein Trendquartier. Innovative Konzepte,
verschiedenste Leistungen und ein Essen in
einem Top-Restaurant gehören dazu. Ich versuche
dabei immer wieder die besten Konzepte
zu präsentieren. Dabei möchte ich aber
betonen, dass es sich dabei nicht um eine
b&n Kundentour oder eine Werbeveranstaltung
handelt.
Was kostet die Teilnahme und für wen sind
sie geeignet?
Geeignet sind solche Trendtouren für alle die
sich für neuartige Gastrokonzepte interessieren
und offen für Neues sind. Leute die vielleicht
selber bereits ein Lokal führen oder
vielleicht neu eines eröffnen möchten. Die
Trendtour durch Zürich kostet inkl. aller Getränke
und einem Essen in einem Top-Restaurant
lediglich CHF 250.– exkl. MwSt.
Könnten Sie sich vorstellen auch eine Trendtour
für die Leser des Fachmagazins BAR-
NEWS mit dem Schwerpunkt Barszene zu
organisieren?
Ja sicher, dies wäre natürlich toll.

Wo steht die Barszene von Zürich im Vergleich
zur übrigen Schweiz?
Sicher ist Zürich die innovativste Stadt, wenn
es um die Bar- und Clubszene geht. Aber
auch andere Städte haben in den vergangenen
Jahren sehr stark aufgeholt so zum Beispiel:
Luzern oder Winterthur. Aber auch an
vielen anderen Orten in der Schweiz hat sich
die Bar- und Clubszene sehr erfolgreich entwickelt.
Was bedeutet für Ihr Unternehmen der Bar-
Lounge und Clubbereich generell?
Dieser Bereich ist ein sehr wichtiger Bereich
für unser Geschäft, wenn auch der Umsatz
nur etwa 20 % beträgt. Was mich aber besonders
an der Barszene fasziniert, ist die sehr
hohe Innovationskraft. Wir sind auch mit dem
Barbereich gross geworden. Das ist sicher die
Kernkompetenz von uns.
Ich bin auch der Auffassung, dass die Bar in
jedem Gastrobetrieb/Hotel eigentlich ins Zentrum
gehört. Leider ist dieses Verständnis
noch nicht überall erkannt. Aber aus meiner
Erfahrung kann ich sagen, dass mancher
neue Betrieb der zu Beginn noch nicht so erfolgreich
war, durch die Ankurbelung des Bar-
H i n t e r f r a g t
geschäfts auch in den anderen Bereichen die
erhoffte Gästefrequenz bekam.
Worauf legen Sie besonderen Wert, wenn Sie
eine Bar/Lounge besuchen?
Als Erstes das Ambiente und die Leute die darin
verkehren und dann aber ist für mich das
Personal ein ganz wichtiger Punkt. Werde ich
als Gast ernst genommen? Erhalte ich das
was ich wünsche in der richtigen Qualität?
Welche Verbesserungsvorschläge, welche
Wünsche hätten Sie als Konsument anzubringen?
Ich glaube in der Aus- und Weiterbildung
liegt ein sehr grosses Nachholpotential. Ich
muss leider immer wieder erleben, wie
schlecht ausgebildetes Personal die Gäste
bewirten. Ich empfehle jedem Barbesitzer,
sein Personal kontinuierlich weiter zu bilden.
Das beste Geld verdient man nach wie vor
an der Bar.
Welche Wünsche und Verbesserungsvorschläge
hätten Sie als Zulieferer anzubringen?
Eigentlich die gleichen wie als Barbesucher.
Das Personal muss noch besser ausgebildet
werden.
BAR NEWS 2-2009 | 44
Welches ist Ihre Lieblingsbar?
Es gibt da keine eigentliche Lieblingsbar. Sehr
gerne verkehre ich im Kaufleuten, im Terrasse,
im Purpur oder auch in der neu eröffneten
Göthe-Bar. Am Wochenende bin ich gerne im
Hotel Eden in Arosa.
Die Barszene ist ja eine sehr lebendige Szene.
Viele neue Betriebe werden eröffnet, manche
davon sind aber auch von Erfolgslosigkeit geprägt.Wo
werden die meisten Fehler gemacht?
Oft sind es die falschen Vorstellungen um gut
Geld zu verdienen. Auch ein Barbetrieb muss
nach kaufmännischen Grundsätzen geführt werden.
Auch hier fehlt oft das notwendige Wissen.
Welche Tipps würden Sie jemandem geben,
der eine eigene Bar aufmachen möchte?
Auf jeden Fall gehört zu einer guten Betriebsführung
auch eine straffe Personalführung.
Man ist sich ja gewohnt, dass es in der Barszene
relativ locker zu und her geht und
manchmal auch der Alkohol eine Rolle spielt.
Umso wichtiger ist es für das Personal klare
Richtlinien zu haben und diese auch laufend
zu überprüfen. Als Profibetreiber muss man
sein Personal unter Kontrolle haben.
Rauchverbot und Barszene. Was meinen Sie
dazu?
Zuerst glaubte ich, dass sei der Untergang.
Die Praxis zeigt aber, dass es gute Möglichkeiten
gibt Rauchverbote durchzusetzen. Auch
die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen,
dass es gangbare Wege gibt. Wichtig scheint
mir aber, dass die Fehler, welche im Ausland
begangen wurden, nicht bei uns in der
Schweiz wiederholt werden.
Fredy Angst, was machen Sie in 10 Jahren?
Da werde ich noch mehr Zeit in den Bergen
verbringen. Sicher wird mir die Branche immer
noch sehr nahe sein, aber mich vermutlich
nicht mehr so stark beanspruchen. Das grosse
Engagement werde ich ein bisschen zurück
fahren.
trend-Bartour Zürich mit fredy angst
BAR-NEWS wird unter dem Label «BAR-
NEWS up to date» noch in diesem Herbst
eine von Fredy Angst organisierte Trend-
Bartour durch Zürich ausschreiben. Details
dazu im nächsten BAR-NEWS, welches am
1. Juli erscheint.