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„Momentan ist der Sprengstoff in der Großfläche wesentlich höher”

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BÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE<br />

Lage <strong>ist</strong>, e<strong>in</strong>e wirkliche Handelsmarke<br />

zu etablieren. Dafür reichen<br />

we<strong>der</strong> die Durchsetzungskraft<br />

noch die f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen.<br />

Wir können uns <strong>in</strong> diesem<br />

Punkt nicht z.B. mit <strong>der</strong><br />

Media-Markt-Saturn-Gruppe vergleichen,<br />

die jüngst angekündigt<br />

hat, mit vier eigenen Handelsmarken<br />

den Wettbewerb anzuheizen.<br />

Andreas Varnholt: Im Bereich Küche<br />

<strong>ist</strong> das sogar beson<strong>der</strong>s<br />

schwierig, da es hier sehr starke<br />

Industriemarken gibt. Und <strong>der</strong><br />

Kunde nimmt bei den Küchen<br />

vorrangig die Gerätemarken<br />

wahr. Selbst e<strong>in</strong>em starken Label<br />

wie Musterr<strong>in</strong>g <strong>ist</strong> es bislang<br />

nicht gelungen, im Segment Küche<br />

auf breiter Front wirklich Fuß<br />

zu fassen.<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Wir glauben<br />

deshalb nicht, dass die Verbandsstrukturen<br />

mit Defiziten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vermarktung zu kämpen haben,<br />

son<strong>der</strong>n dass sich die erfolgreichen<br />

Verbände über Kostenvorteile<br />

durchsetzen.<br />

möbel kultur: Geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

Küchenr<strong>in</strong>g können Sie hier ja auch<br />

schon e<strong>in</strong>e potente E<strong>in</strong>kaufskraft vorweisen.<br />

Doch wie sieht es im Bereich<br />

Wohnmöbel aus? Und wie viel Zentralität<br />

<strong>ist</strong> notwendig, um auf entsprechende<br />

Stückzahlen zu kommen?<br />

Andreas Varnholt: Auch hier haben<br />

wir es <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

geschafft, e<strong>in</strong>e relativ große Geschlossenheit<br />

unter den Gesellschaftern<br />

zu erzielen. Im sogenannten<br />

Vorteilse<strong>in</strong>kauf vere<strong>in</strong>en<br />

wir immerh<strong>in</strong> 200 Teilnehmer.<br />

Das Sortiment, das unter unserer<br />

Eigenmarke „Casada“ läuft, wird<br />

kont<strong>in</strong>uierlich ausgebaut. Die<br />

Händler wissen <strong>in</strong>zwischen, dass<br />

es wirklich S<strong>in</strong>n macht, das<br />

Kernsortiment zu führen. Doch<br />

bei e<strong>in</strong>em Filialsystem <strong>ist</strong> es natürlich<br />

e<strong>in</strong>facher, Sortimente<br />

durchzusetzen – das wird e<strong>in</strong>fach<br />

von oben angeordnet.<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Größe alle<strong>in</strong><br />

<strong>ist</strong> aber nicht entscheidend. Ich<br />

glaube vielmehr, dass wir <strong>der</strong> In-<br />

dustrie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Plattform<br />

bieten müssen, <strong>in</strong>klusive<br />

geme<strong>in</strong>sam entwickelter Konzepte<br />

o<strong>der</strong> Eigenmarken.<br />

Diese Plattform basiert natürlich<br />

auch auf Größe, das heißt<br />

m<strong>in</strong>destens auf e<strong>in</strong>er 100er-Zuteilung<br />

– aber ebenso auf Zuverlässigkeit.<br />

Diese notwendige<br />

Größe bieten heute alle relevanten<br />

Verbundgruppen und Großfilial<strong>ist</strong>en.<br />

Jede dieser Gruppen<br />

nimmt acht bis 15 Prozent <strong>der</strong> Inlandsverfügbarkeit<br />

e<strong>in</strong>es Herstellers<br />

ab. Damit kann die Industrie<br />

heute doch gar nicht mehr auf<br />

e<strong>in</strong>en dieser Partner verzichten.<br />

möbel kultur: Sie wollen aber sicherlich<br />

nicht bestreiten, dass es noch<br />

Unterschiede gibt. Und <strong>der</strong> Druck,<br />

aktuell vor allem von Höffner und<br />

<strong>der</strong> österreichischen Lutz-Gruppe,<br />

entsteht schon durch <strong>der</strong>en Größe.<br />

Hier geht es dann nicht nur um Konditionen,<br />

son<strong>der</strong>n auch um die Erstzugriffsrechte.<br />

Andreas Varnholt: Dem müssen wir<br />

uns sicherlich stellen. Und wenn<br />

e<strong>in</strong>er dieser genannten <strong>Großfläche</strong>nanbieter<br />

200 Stellplätze<br />

garantiert und wir nur 100, dann<br />

müssen wir akzeptieren, dass <strong>der</strong><br />

Lieferant sich nach Potenzial entscheidet.<br />

An<strong>der</strong>erseits gibt es auch Hersteller,<br />

die sich bewusst gegen<br />

die ganz Großen entscheiden,<br />

entwe<strong>der</strong>, weil sie sich nicht <strong>in</strong><br />

diese enorme Abhängigkeit begeben<br />

wollen o<strong>der</strong> weil sie diese<br />

Mengen gar nicht bedienen können.<br />

Das gilt natürlich nicht für die<br />

Branchenlea<strong>der</strong>, die wir alle <strong>in</strong><br />

unserem Portfolio haben.<br />

„<br />

Wir s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass <strong>in</strong> unserer<br />

Branche ke<strong>in</strong>e Verbundgruppe <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Lage <strong>ist</strong>, e<strong>in</strong>e wirkliche Handelsmarke<br />

zu etablieren.<br />

möbel kultur: E<strong>in</strong> weiterer Druck <strong>der</strong><br />

<strong>Großfläche</strong> entsteht durch <strong>der</strong>en<br />

Werbepower, die mittelständische<br />

Häuser <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung oft fast<br />

unsichtbar werden lässt. Welche Lösungen<br />

geben Sie Ihren Gesellschaftern<br />

an die Hand, um <strong>in</strong> puncto Werbung<br />

nicht komplett unterzugehen?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Uns <strong>ist</strong> durchaus<br />

klar, dass im Endeffekt nicht<br />

das Sortiment, son<strong>der</strong>n die<br />

Kommunikation entscheidend <strong>ist</strong>.<br />

Deshalb <strong>ist</strong> das e<strong>in</strong> ganz wichtiger<br />

Punkt.<br />

Als Erstes muss uns deshalb<br />

klar se<strong>in</strong>, dass sich <strong>der</strong> Mittelstand<br />

gegen das Flächen- und<br />

Umsatzwachstum <strong>der</strong> <strong>Großfläche</strong>n<br />

nicht wehren kann. Sowohl<br />

die Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

als auch die Kommunikationsmöglichkeiten<br />

können wir nicht<br />

kontern. Der E<strong>in</strong>satz bundesweiter<br />

(TV-)Werbung stellt sich für<br />

uns nicht – auch nicht mithilfe e<strong>in</strong>er<br />

Dachmarke. Das halten wir<br />

für absolut nicht umsetzbar, denn<br />

Evelyne Kerl, Stellvertretende<br />

Chefredakteur<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

„möbel kultur“.<br />

dafür <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Möbelhändler e<strong>in</strong><br />

viel zu <strong>in</strong>dividueller Unternehmer.<br />

Im Gegenzug stellen wir aber<br />

fest, dass die <strong>Großfläche</strong> die<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Kalkulationserhöhung<br />

<strong>der</strong>zeit dazu nutzt,<br />

noch mehr als bisher <strong>in</strong> Kommunikation<br />

zu <strong>in</strong>vestieren und den<br />

Werbedruck weiter zu steigern.<br />

möbel kultur: Und wie lautet dann<br />

Ihre Lösung?<br />

Andreas Varnholt: Der kle<strong>in</strong>e Händler<br />

muss stärker <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Nahbezirk<br />

auftreten. In se<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Umkreis – <strong>der</strong> vielleicht nur 20<br />

Kilometer beträgt – <strong>ist</strong> es unerlässlich,<br />

dass <strong>der</strong> Unternehmer<br />

mit se<strong>in</strong>em persönlichen Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

präsent <strong>ist</strong>. Das heißt,<br />

die Abschöpfung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Kerngebiet<br />

muss optimal se<strong>in</strong>. Die<br />

Werbegebiete sollten überprüft<br />

werden, zudem raten wir zu e<strong>in</strong>er<br />

professionellen Werbeberatung.<br />

möbel kultur: Trotzdem <strong>ist</strong> es<br />

schwierig, neben den Großen sichtbar<br />

zu bleiben. Heißt das im Umkehrschluss,<br />

dass <strong>der</strong> Verband zwangsläufig<br />

weiter wachsen muss, dass<br />

Kooperationen o<strong>der</strong> Fusionen unumgänglich<br />

s<strong>in</strong>d, um selbst mehr Druck<br />

aufbauen zu können?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Das <strong>ist</strong> grundsätzlich<br />

nicht auszuschließen.<br />

Am Markt bestehen wird <strong>der</strong>,<br />

dem es gel<strong>in</strong>gt, die Substanzverluste,<br />

die durch stille Geschäftsaufgaben,<br />

Übernahmen o<strong>der</strong> Insolvenzen<br />

entstehen, zu ersetzen.<br />

Und das gel<strong>in</strong>gt uns seit Jahren<br />

relativ gut.<br />

Wir s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit jedenfalls<br />

nicht <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass für den<br />

Fortbestand <strong>der</strong> großen Full-Service-Verbände<br />

e<strong>in</strong>e Fusion von<br />

zwei Verbänden aus dieser Gruppe<br />

notwendig <strong>ist</strong>. Das <strong>ist</strong> aus unserer<br />

Sicht e<strong>in</strong> Szenario, das auch<br />

gar nicht umsetzbar <strong>ist</strong>, da es viel<br />

zu viele Gebietsüberschneidungen<br />

gäbe, die auch nicht dadurch<br />

gelöst werden könnten, jedem<br />

se<strong>in</strong> eigenes Vermarktungskonzept<br />

anzubieten.<br />

möbel kultur: Im Bereich <strong>der</strong> Full-<br />

Service-Verbände sehen Sie aktuell<br />

also ke<strong>in</strong>e großen Umbrüche auf<br />

sich zukommen. Und wie steht’s um<br />

die Top 3?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Der <strong>Sprengstoff</strong><br />

<strong>ist</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Großfläche</strong> <strong>der</strong>zeit<br />

<strong>wesentlich</strong> höher. Das zeigt ja<br />

ganz aktuell <strong>der</strong> Union-Austritt<br />

von Inhofer. Und wenn Lutz, wie<br />

zu erwarten, <strong>in</strong> <strong>der</strong> bekannten<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit weiter expandiert,<br />

dann wird es zwangsläufig<br />

dazu kommen, dass <strong>der</strong> Konzern<br />

<strong>in</strong> die angestammten Gebiete<br />

se<strong>in</strong>er Verbandskollegen e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt.<br />

Dazu kommt, dass die<br />

österreichische Nummer 1 <strong>in</strong>zwischen<br />

e<strong>in</strong>e Größe erreicht<br />

hat, bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e gleichberechtigte<br />

Partnerschaft sicherlich immer<br />

schwieriger wird. Lutz schreibt<br />

heute immerh<strong>in</strong> über die Hälfte<br />

des rund 5,2 Mrd. Euro starken<br />

Außenumsatzes <strong>der</strong> Begros.<br />

Bei Atlas sieht das ähnlich<br />

aus: Mit über 1 Mrd. Euro Umsatz<br />

liegt Segmüller unangefochten<br />

an <strong>der</strong> Spitze und erzielt<br />

12/2010 möbel kultur 31

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