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„Momentan ist der Sprengstoff in der Großfläche wesentlich höher”

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VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VER<br />

Alliance-Geschäftsführer Joachim Br<strong>in</strong>gewald und Andreas Varnholt im Interview<br />

<strong>„Momentan</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Sprengstoff</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Großfläche</strong> <strong>wesentlich</strong> <strong>höher”</strong><br />

Wie viel Größe braucht e<strong>in</strong> Full-Service-Verband,<br />

um auch zukünftig am Markt zu bestehen? Wie<br />

kann <strong>der</strong> Mittelstand dem steigenden Druck <strong>der</strong><br />

<strong>Großfläche</strong>n standhalten? Und welche Bedeutung<br />

hat das Thema E-Commerce? In e<strong>in</strong>em exklusiven<br />

Interview mit <strong>der</strong> „möbel kultur” geben die<br />

beiden Alliance-Geschäftsführer Joachim Br<strong>in</strong>gewald<br />

und Andreas Varnholt <strong>in</strong>teressante E<strong>in</strong>blicke.<br />

Fotos: Alexan<strong>der</strong> Kröner<br />

möbel kultur: Herr Br<strong>in</strong>gewald, Herr<br />

Varnholt, wie hat sich 2010 für Alliance<br />

entwickelt? Wo steht <strong>der</strong> Verband<br />

aktuell?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Mit dem abgelaufenen<br />

Jahr können wir sehr<br />

zufrieden se<strong>in</strong>. Die Alliance-Gesellschafter,<br />

die ihr Haus für die<br />

Zukunft gerüstet haben, s<strong>in</strong>d gut<br />

durchs Jahr gekommen. Der Verband<br />

liegt bei e<strong>in</strong>em Plus von 7,3<br />

Prozent <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zentralregulie-<br />

30 möbel kultur 12/2010<br />

rung. Dieses beruht zum Teil auf<br />

<strong>in</strong>nerem Wachstum, aber auch<br />

auf unseren Akquisetätigkeiten,<br />

die vor allem im Bereich Küche<br />

sehr erfolgreich waren.<br />

möbel kultur: Worauf führen Sie diese<br />

positive Entwicklung zurück? Im Vergleich<br />

zu den vergangenen Jahren, als<br />

es starke Verän<strong>der</strong>ungen bei den Full-<br />

Service-Verbänden gab, war 2010 ja<br />

nicht mehr so viel zu verteilen.<br />

Die beiden Alliance-Geschäftsführer Joachim Br<strong>in</strong>gewald (l.) und Andreas Varnholt (o.)<br />

können für 2010 e<strong>in</strong> Plus vermelden. Und auch <strong>der</strong> Ausblick <strong>in</strong>s neue Jahr <strong>ist</strong> positiv.<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Wir spüren,<br />

dass sich die Händler mittlerweile<br />

ganz genau angucken, wie e<strong>in</strong><br />

Verband geführt wird. Und als<br />

e<strong>in</strong>e genossenschaftlich organisierte<br />

Verbundgruppe schneiden<br />

wir da sicherlich gut ab. Denn die<br />

Kosten im adm<strong>in</strong><strong>ist</strong>rativen Bereich<br />

s<strong>in</strong>d bei uns def<strong>in</strong>itiv ger<strong>in</strong>ger<br />

als bei manch an<strong>der</strong>en Mitbewerbern.<br />

Immerh<strong>in</strong> führen wir<br />

mit nur 42 Mitarbeitern zwei Verbände.<br />

Dazu kommt, dass wir gerade<br />

im Segment Küche geme<strong>in</strong>sam<br />

mit unserem Schwesterverband<br />

Der Küchenr<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e große<br />

Schlagkraft vorweisen können.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Küchen-EK-Umsatz<br />

von über 500 Mio. Euro s<strong>in</strong>d wir<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> komfortablen Lage, unse-<br />

ren Gesellschaftern sehr gute<br />

Konditionen zu bieten. Und das<br />

<strong>in</strong>teressiert nicht nur die Mitglie<strong>der</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Industrie,<br />

die <strong>in</strong>zwischen sehr kritisch beobachtet,<br />

wie viel von ihren Abgaben<br />

beim Handel auch wirklich<br />

ankommt.<br />

möbel kultur: Größe spielt also auch<br />

bei Ihnen, als Vertreter e<strong>in</strong>es Full-<br />

Service-Verbands, die wichtigste<br />

Rolle. Gleichwohl bieten Sie Ihren<br />

Mitglie<strong>der</strong>n, wie an<strong>der</strong>e Verbundgruppen<br />

auch, verschiedene Konzepte<br />

und Eigenmarken an. Doch <strong>ist</strong> es<br />

für Sie überhaupt möglich, e<strong>in</strong>e Handelsmarke<br />

am Markt durchzusetzen?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Wir s<strong>in</strong>d <strong>der</strong><br />

Me<strong>in</strong>ung, dass <strong>in</strong> unserer Branche<br />

ke<strong>in</strong>e Verbundgruppe <strong>in</strong> <strong>der</strong>


BÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE<br />

Lage <strong>ist</strong>, e<strong>in</strong>e wirkliche Handelsmarke<br />

zu etablieren. Dafür reichen<br />

we<strong>der</strong> die Durchsetzungskraft<br />

noch die f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen.<br />

Wir können uns <strong>in</strong> diesem<br />

Punkt nicht z.B. mit <strong>der</strong><br />

Media-Markt-Saturn-Gruppe vergleichen,<br />

die jüngst angekündigt<br />

hat, mit vier eigenen Handelsmarken<br />

den Wettbewerb anzuheizen.<br />

Andreas Varnholt: Im Bereich Küche<br />

<strong>ist</strong> das sogar beson<strong>der</strong>s<br />

schwierig, da es hier sehr starke<br />

Industriemarken gibt. Und <strong>der</strong><br />

Kunde nimmt bei den Küchen<br />

vorrangig die Gerätemarken<br />

wahr. Selbst e<strong>in</strong>em starken Label<br />

wie Musterr<strong>in</strong>g <strong>ist</strong> es bislang<br />

nicht gelungen, im Segment Küche<br />

auf breiter Front wirklich Fuß<br />

zu fassen.<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Wir glauben<br />

deshalb nicht, dass die Verbandsstrukturen<br />

mit Defiziten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vermarktung zu kämpen haben,<br />

son<strong>der</strong>n dass sich die erfolgreichen<br />

Verbände über Kostenvorteile<br />

durchsetzen.<br />

möbel kultur: Geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

Küchenr<strong>in</strong>g können Sie hier ja auch<br />

schon e<strong>in</strong>e potente E<strong>in</strong>kaufskraft vorweisen.<br />

Doch wie sieht es im Bereich<br />

Wohnmöbel aus? Und wie viel Zentralität<br />

<strong>ist</strong> notwendig, um auf entsprechende<br />

Stückzahlen zu kommen?<br />

Andreas Varnholt: Auch hier haben<br />

wir es <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

geschafft, e<strong>in</strong>e relativ große Geschlossenheit<br />

unter den Gesellschaftern<br />

zu erzielen. Im sogenannten<br />

Vorteilse<strong>in</strong>kauf vere<strong>in</strong>en<br />

wir immerh<strong>in</strong> 200 Teilnehmer.<br />

Das Sortiment, das unter unserer<br />

Eigenmarke „Casada“ läuft, wird<br />

kont<strong>in</strong>uierlich ausgebaut. Die<br />

Händler wissen <strong>in</strong>zwischen, dass<br />

es wirklich S<strong>in</strong>n macht, das<br />

Kernsortiment zu führen. Doch<br />

bei e<strong>in</strong>em Filialsystem <strong>ist</strong> es natürlich<br />

e<strong>in</strong>facher, Sortimente<br />

durchzusetzen – das wird e<strong>in</strong>fach<br />

von oben angeordnet.<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Größe alle<strong>in</strong><br />

<strong>ist</strong> aber nicht entscheidend. Ich<br />

glaube vielmehr, dass wir <strong>der</strong> In-<br />

dustrie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Plattform<br />

bieten müssen, <strong>in</strong>klusive<br />

geme<strong>in</strong>sam entwickelter Konzepte<br />

o<strong>der</strong> Eigenmarken.<br />

Diese Plattform basiert natürlich<br />

auch auf Größe, das heißt<br />

m<strong>in</strong>destens auf e<strong>in</strong>er 100er-Zuteilung<br />

– aber ebenso auf Zuverlässigkeit.<br />

Diese notwendige<br />

Größe bieten heute alle relevanten<br />

Verbundgruppen und Großfilial<strong>ist</strong>en.<br />

Jede dieser Gruppen<br />

nimmt acht bis 15 Prozent <strong>der</strong> Inlandsverfügbarkeit<br />

e<strong>in</strong>es Herstellers<br />

ab. Damit kann die Industrie<br />

heute doch gar nicht mehr auf<br />

e<strong>in</strong>en dieser Partner verzichten.<br />

möbel kultur: Sie wollen aber sicherlich<br />

nicht bestreiten, dass es noch<br />

Unterschiede gibt. Und <strong>der</strong> Druck,<br />

aktuell vor allem von Höffner und<br />

<strong>der</strong> österreichischen Lutz-Gruppe,<br />

entsteht schon durch <strong>der</strong>en Größe.<br />

Hier geht es dann nicht nur um Konditionen,<br />

son<strong>der</strong>n auch um die Erstzugriffsrechte.<br />

Andreas Varnholt: Dem müssen wir<br />

uns sicherlich stellen. Und wenn<br />

e<strong>in</strong>er dieser genannten <strong>Großfläche</strong>nanbieter<br />

200 Stellplätze<br />

garantiert und wir nur 100, dann<br />

müssen wir akzeptieren, dass <strong>der</strong><br />

Lieferant sich nach Potenzial entscheidet.<br />

An<strong>der</strong>erseits gibt es auch Hersteller,<br />

die sich bewusst gegen<br />

die ganz Großen entscheiden,<br />

entwe<strong>der</strong>, weil sie sich nicht <strong>in</strong><br />

diese enorme Abhängigkeit begeben<br />

wollen o<strong>der</strong> weil sie diese<br />

Mengen gar nicht bedienen können.<br />

Das gilt natürlich nicht für die<br />

Branchenlea<strong>der</strong>, die wir alle <strong>in</strong><br />

unserem Portfolio haben.<br />

„<br />

Wir s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass <strong>in</strong> unserer<br />

Branche ke<strong>in</strong>e Verbundgruppe <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Lage <strong>ist</strong>, e<strong>in</strong>e wirkliche Handelsmarke<br />

zu etablieren.<br />

möbel kultur: E<strong>in</strong> weiterer Druck <strong>der</strong><br />

<strong>Großfläche</strong> entsteht durch <strong>der</strong>en<br />

Werbepower, die mittelständische<br />

Häuser <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung oft fast<br />

unsichtbar werden lässt. Welche Lösungen<br />

geben Sie Ihren Gesellschaftern<br />

an die Hand, um <strong>in</strong> puncto Werbung<br />

nicht komplett unterzugehen?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Uns <strong>ist</strong> durchaus<br />

klar, dass im Endeffekt nicht<br />

das Sortiment, son<strong>der</strong>n die<br />

Kommunikation entscheidend <strong>ist</strong>.<br />

Deshalb <strong>ist</strong> das e<strong>in</strong> ganz wichtiger<br />

Punkt.<br />

Als Erstes muss uns deshalb<br />

klar se<strong>in</strong>, dass sich <strong>der</strong> Mittelstand<br />

gegen das Flächen- und<br />

Umsatzwachstum <strong>der</strong> <strong>Großfläche</strong>n<br />

nicht wehren kann. Sowohl<br />

die Wachstumsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

als auch die Kommunikationsmöglichkeiten<br />

können wir nicht<br />

kontern. Der E<strong>in</strong>satz bundesweiter<br />

(TV-)Werbung stellt sich für<br />

uns nicht – auch nicht mithilfe e<strong>in</strong>er<br />

Dachmarke. Das halten wir<br />

für absolut nicht umsetzbar, denn<br />

Evelyne Kerl, Stellvertretende<br />

Chefredakteur<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

„möbel kultur“.<br />

dafür <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Möbelhändler e<strong>in</strong><br />

viel zu <strong>in</strong>dividueller Unternehmer.<br />

Im Gegenzug stellen wir aber<br />

fest, dass die <strong>Großfläche</strong> die<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Kalkulationserhöhung<br />

<strong>der</strong>zeit dazu nutzt,<br />

noch mehr als bisher <strong>in</strong> Kommunikation<br />

zu <strong>in</strong>vestieren und den<br />

Werbedruck weiter zu steigern.<br />

möbel kultur: Und wie lautet dann<br />

Ihre Lösung?<br />

Andreas Varnholt: Der kle<strong>in</strong>e Händler<br />

muss stärker <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Nahbezirk<br />

auftreten. In se<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Umkreis – <strong>der</strong> vielleicht nur 20<br />

Kilometer beträgt – <strong>ist</strong> es unerlässlich,<br />

dass <strong>der</strong> Unternehmer<br />

mit se<strong>in</strong>em persönlichen Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

präsent <strong>ist</strong>. Das heißt,<br />

die Abschöpfung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Kerngebiet<br />

muss optimal se<strong>in</strong>. Die<br />

Werbegebiete sollten überprüft<br />

werden, zudem raten wir zu e<strong>in</strong>er<br />

professionellen Werbeberatung.<br />

möbel kultur: Trotzdem <strong>ist</strong> es<br />

schwierig, neben den Großen sichtbar<br />

zu bleiben. Heißt das im Umkehrschluss,<br />

dass <strong>der</strong> Verband zwangsläufig<br />

weiter wachsen muss, dass<br />

Kooperationen o<strong>der</strong> Fusionen unumgänglich<br />

s<strong>in</strong>d, um selbst mehr Druck<br />

aufbauen zu können?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Das <strong>ist</strong> grundsätzlich<br />

nicht auszuschließen.<br />

Am Markt bestehen wird <strong>der</strong>,<br />

dem es gel<strong>in</strong>gt, die Substanzverluste,<br />

die durch stille Geschäftsaufgaben,<br />

Übernahmen o<strong>der</strong> Insolvenzen<br />

entstehen, zu ersetzen.<br />

Und das gel<strong>in</strong>gt uns seit Jahren<br />

relativ gut.<br />

Wir s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit jedenfalls<br />

nicht <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass für den<br />

Fortbestand <strong>der</strong> großen Full-Service-Verbände<br />

e<strong>in</strong>e Fusion von<br />

zwei Verbänden aus dieser Gruppe<br />

notwendig <strong>ist</strong>. Das <strong>ist</strong> aus unserer<br />

Sicht e<strong>in</strong> Szenario, das auch<br />

gar nicht umsetzbar <strong>ist</strong>, da es viel<br />

zu viele Gebietsüberschneidungen<br />

gäbe, die auch nicht dadurch<br />

gelöst werden könnten, jedem<br />

se<strong>in</strong> eigenes Vermarktungskonzept<br />

anzubieten.<br />

möbel kultur: Im Bereich <strong>der</strong> Full-<br />

Service-Verbände sehen Sie aktuell<br />

also ke<strong>in</strong>e großen Umbrüche auf<br />

sich zukommen. Und wie steht’s um<br />

die Top 3?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Der <strong>Sprengstoff</strong><br />

<strong>ist</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Großfläche</strong> <strong>der</strong>zeit<br />

<strong>wesentlich</strong> höher. Das zeigt ja<br />

ganz aktuell <strong>der</strong> Union-Austritt<br />

von Inhofer. Und wenn Lutz, wie<br />

zu erwarten, <strong>in</strong> <strong>der</strong> bekannten<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit weiter expandiert,<br />

dann wird es zwangsläufig<br />

dazu kommen, dass <strong>der</strong> Konzern<br />

<strong>in</strong> die angestammten Gebiete<br />

se<strong>in</strong>er Verbandskollegen e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt.<br />

Dazu kommt, dass die<br />

österreichische Nummer 1 <strong>in</strong>zwischen<br />

e<strong>in</strong>e Größe erreicht<br />

hat, bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e gleichberechtigte<br />

Partnerschaft sicherlich immer<br />

schwieriger wird. Lutz schreibt<br />

heute immerh<strong>in</strong> über die Hälfte<br />

des rund 5,2 Mrd. Euro starken<br />

Außenumsatzes <strong>der</strong> Begros.<br />

Bei Atlas sieht das ähnlich<br />

aus: Mit über 1 Mrd. Euro Umsatz<br />

liegt Segmüller unangefochten<br />

an <strong>der</strong> Spitze und erzielt<br />

12/2010 möbel kultur 31


VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VERBÄNDE VER<br />

Vor Ort <strong>in</strong> den neuen Räumen des<br />

Ferd<strong>in</strong>and Holzmann Verlags <strong>in</strong><br />

Hamburg: Andreas Varnholt,<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald, Evelyne Kerl<br />

und Arnd Ziemer (v.l.).<br />

gleichfalls e<strong>in</strong>en Anteil von über<br />

50 Prozent des Gesamtumsatzes.<br />

Dieser Anteil wird durch den geplanten<br />

neuen Standort <strong>in</strong> Bad<br />

Vilbel weiter wachsen. Wie lange<br />

werden die an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong><br />

diesen Druck noch ertragen?<br />

Und wenn sich deutliche Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> den Strukturen bei<br />

den Großverbänden ergeben,<br />

wird sich <strong>der</strong> Druck auf die mittelständischen<br />

Verbände deutlich<br />

erhöhen.<br />

möbel kultur: Marktverschiebungen<br />

verspricht auch das Thema E-Commerce.<br />

Kann es se<strong>in</strong>, dass die <strong>Großfläche</strong><br />

hier ihren Vorsprung verliert?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Das kann man<br />

schon so sagen. Denn im stationären<br />

Handel muss <strong>der</strong> Mittelstand<br />

fast täglich damit leben,<br />

dass die <strong>Großfläche</strong> namhafte<br />

deutsche Hersteller fast zu E<strong>in</strong>kaufspreisen<br />

anbietet. Im Netz<br />

s<strong>in</strong>d wir jedoch alle gleiche Wettbewerber.<br />

Und die Branchengrößen<br />

haben mittlerweile erkannt,<br />

dass <strong>der</strong> Mittelstand über diesen<br />

Weg gegenhalten kann. Denn <strong>der</strong><br />

Endkunde geht doch, vor allem<br />

bei markierter Ware, als Erstes<br />

<strong>in</strong>s Netz und sucht den billigsten<br />

Preis. Für die Filial<strong>ist</strong>en e<strong>in</strong> größeres<br />

Problem als für die kle<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>zelkämpfer, da es für sie immer<br />

schwieriger wird, die für sie<br />

notwendige Kalkulation für diese<br />

Ware zu erzielen.<br />

Denn auch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Küchenhändler<br />

bekommt über das<br />

Internet die Möglichkeit, z.B.<br />

Geräte sehr günstig anzubieten –<br />

ohne diese auf teurer Fläche präsentieren<br />

zu müssen.<br />

Und laut EU muss e<strong>in</strong> Hersteller<br />

im Moment den stationären<br />

32 möbel kultur 12/2010<br />

und den Internethandel zu absolut<br />

gleichen Konditionen beliefern.<br />

Der Hersteller kann zwar<br />

Bed<strong>in</strong>gungen an die Vermarktung<br />

knüpfen, aber den Preis kann er<br />

dem Händler nicht vorschreiben.<br />

möbel kultur: Und er kann auch nicht<br />

e<strong>in</strong>fach die Lieferung e<strong>in</strong>stellen…<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Ne<strong>in</strong>, natürlich<br />

nicht. Und die Verlockungen<br />

für diese kle<strong>in</strong>en Händler s<strong>in</strong>d ja<br />

auch groß, da es das Internet ei-<br />

nem so unglaublich leicht macht,<br />

Umsatz zu generieren.<br />

möbel kultur: Gleichwohl s<strong>in</strong>d das<br />

nur kurzfr<strong>ist</strong>ige Geschäfte. Wie unterstützt<br />

Alliance se<strong>in</strong>e Gesellschafter<br />

<strong>in</strong> puncto Internet?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Jedem, <strong>der</strong><br />

sich im Bereich E-Commerce engagieren<br />

will, bieten wir die<br />

Möglichkeit, sich von unserem<br />

Partner Medienpark, Bochum, e<strong>in</strong>en<br />

hochprofessionellen Shop <strong>in</strong>stallieren<br />

zu lassen. Wir als Verband<br />

haben mit diesem Anbieter,<br />

<strong>der</strong> auch schon für Roller, Ostermann<br />

o<strong>der</strong> Schaffrath tätig war,<br />

e<strong>in</strong>en guten Preis ausgehandelt.<br />

Der Vorteil: Der Shop <strong>ist</strong> fertig<br />

entwickelt und funktioniert. Zusätzlich<br />

vermitteln wir die Beratung<br />

und <strong>in</strong>formieren über Log<strong>ist</strong>iklösungen<br />

o<strong>der</strong> auch Bezahlsysteme.<br />

Wir werden allerd<strong>in</strong>gs auch <strong>in</strong><br />

Zukunft ke<strong>in</strong>en zentralen Onl<strong>in</strong>eshop<br />

für die Mitglie<strong>der</strong> entwickeln.<br />

Zum e<strong>in</strong>en, weil wir <strong>der</strong><br />

Me<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d, dass wir nicht die<br />

gesamte Geme<strong>in</strong>schaft mit Kosten<br />

belasten können für e<strong>in</strong>e<br />

Dienstle<strong>ist</strong>ung, die nur e<strong>in</strong> Teil <strong>in</strong><br />

Anspruch nehmen will. Zum an<strong>der</strong>en,<br />

weil wir davon überzeugt<br />

s<strong>in</strong>d, dass es für e<strong>in</strong>en übergreifenden<br />

Verbandsshop noch ke<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>nvolles Modell gibt.<br />

Andreas Varnholt: Insgesamt steht<br />

das Thema Internet aber natürlich<br />

auf unserer Agenda. Wir machen<br />

unsere Gesellschafter bei jedem<br />

Treffen darauf aufmerksam, dass<br />

e<strong>in</strong> professioneller Internetauftritt<br />

heute e<strong>in</strong> Muss <strong>ist</strong>. Auch<br />

hierfür bieten wir Hilfestellungen<br />

und zusätzlich die Möglichkeit,<br />

die Homepages <strong>der</strong> Händler mit<br />

unseren Sites für die unterschiedlichen<br />

Vertriebsstrukturen<br />

wie SB-Preisbrecher, Ambienta,<br />

Komfort Wohnen o<strong>der</strong> Prisma zu<br />

verl<strong>in</strong>ken. Im Übrigen waren wir<br />

die ersten, die die Händler auf<br />

die Möglichkeiten, die Ebay bietet,<br />

aufmerksam gemacht haben.<br />

Schon vor Jahren haben wir dazu<br />

Sem<strong>in</strong>are angeboten.<br />

„ Für den Fortbestand <strong>der</strong> großen<br />

Full-Service-Verbände halten wir<br />

e<strong>in</strong>e Fusion von zwei Verbänden aus<br />

dieser Gruppe für nicht notwendig.<br />

möbel kultur: Und welcher Gesellschafter<br />

<strong>ist</strong> bei Alliance schon sehr<br />

gut onl<strong>in</strong>e aufgestellt?<br />

Andreas Varnholt: E<strong>in</strong> gutes Beispiel<br />

<strong>ist</strong> die Brotz-Gruppe. Das<br />

Unternehmen mit zehn Standorten<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg betrachtet<br />

se<strong>in</strong>en Onl<strong>in</strong>eshop wie<br />

e<strong>in</strong>e weitere Filiale – und zeigt<br />

sich mit den ersten Ergebnissen<br />

verhalten optim<strong>ist</strong>isch. Dort werden<br />

die Produkte im Netz zu den<br />

gleichen Preisen verkauft wie<br />

stationär.<br />

möbel kultur: Trotzdem bleibt es<br />

<strong>der</strong>zeit noch schwierig, e<strong>in</strong>en Onl<strong>in</strong>eshop<br />

wirklich zu etablieren. Müssen<br />

Sie unter diesen Vorzeichen<br />

nicht damit rechnen, dass e<strong>in</strong> branchenfremdes<br />

Unternehmen im E-<br />

Commerce-Wettlauf die Nase vorne<br />

haben wird?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Das <strong>ist</strong> nicht<br />

auszuschließen. Bestes Beispiel<br />

<strong>ist</strong> Zalando. Die Marke hat es <strong>in</strong><br />

kürzester Zeit geschafft, e<strong>in</strong>en<br />

extrem hohen Bekanntheitsgrad<br />

zu erlangen. Aber das funktioniert<br />

nur mit e<strong>in</strong>em hohen Werbe-Aufwand<br />

und e<strong>in</strong>em entspre-<br />

chend hohen Etat. Das kann aus<br />

<strong>der</strong> Branche eigentlich niemand<br />

le<strong>ist</strong>en.<br />

Andreas Varnholt: Es <strong>ist</strong> deshalb<br />

durchaus denkbar, dass e<strong>in</strong> deutscher<br />

Großkonzern o<strong>der</strong> aber e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>ternationaler Investor sich dazu<br />

entschließt, e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Plattform für Möbel zu implementieren.<br />

Und das werden wir<br />

dann ertragen müssen.<br />

möbel kultur: Zum Abschluss: Wie<br />

lautet Ihre Prognose für 2011?<br />

Joachim Br<strong>in</strong>gewald: Aus unserer<br />

Sicht gibt es fünf <strong>wesentlich</strong>e<br />

Faktoren, die den Markt im<br />

nächsten Jahr bee<strong>in</strong>flussen werden.<br />

Erstens wird es e<strong>in</strong>e komfortable<br />

Lohnerhöhung geben.<br />

Zweitens wird die Arbeitslosenzahl<br />

weiter unter drei Millionen<br />

liegen. Drittens steigen die Renten<br />

um e<strong>in</strong> Prozent. Viertens bleiben<br />

die Z<strong>in</strong>sen niedrig. Und fünftens<br />

wird <strong>der</strong> Export se<strong>in</strong> hohes<br />

Niveau halten können. Und aufgrund<br />

dieser positiven Faktoren<br />

glauben wir an e<strong>in</strong>e positive<br />

Wachstumssituation. Auch, weil<br />

sich das Konsumverhalten <strong>der</strong><br />

Bürger, selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise, nicht<br />

wirklich geän<strong>der</strong>t hat. Wir gehen<br />

optim<strong>ist</strong>isch <strong>in</strong>s neue Jahr.<br />

Das Gespräch führten<br />

Evelyne Kerl und Arnd Ziemer<br />

FACTS & FIGURES<br />

■ Alliance Möbel Market<strong>in</strong>g,<br />

Full-Service-Verband<br />

Geschäftsführer:<br />

- Joachim Br<strong>in</strong>gewald<br />

- Andreas Varnholt<br />

■ Anzahl <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>: 432,<br />

davon 57 aus dem Ausland<br />

(A, B, CH, H, I, NL)<br />

■ Anzahl <strong>der</strong> Verkaufsstellen:<br />

773, davon 62 im Ausland<br />

■ Vertriebsschienen:<br />

- Ambienta (hochwertiges<br />

Wohnen)<br />

- Komfort Wohnen (50+)<br />

- Prisma (Küche)<br />

- SB Preisbrecher (Discount)<br />

- Young Liv<strong>in</strong>g (Junges Wohnen)<br />

- Piazza Liv<strong>in</strong>g (Fachsortimente)<br />

- Wohnwelten (konventionelles<br />

Sortiment)<br />

■ Eigenmarke: Casada<br />

@<br />

Mehr Infos:<br />

www.alliance.de

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