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Statik Beispiel 02 ausführlich.pdf - Hochschule RheinMain

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MUSTERBEISPIEL PROF. WALTER WILKING<br />

TWL 2 HOCHSCHULE RHEINMAIN<br />

BALKENDECKE FACHRICHTUNG ARCHITEKTUR<br />

1<br />

STATISCHER NACHWEIS<br />

BEISPIEL<br />

In Schrifttyp „Century Gothic“ wird die normale Berechnung angegeben<br />

In Kleindruck und mit Schrifttyp „Meta Korrespondenz“ werden Erläuterungen<br />

angegeben.<br />

Lastaufstellungen<br />

Decke über Obergeschoss (Dach):<br />

5 cm Kies = 1,00 kN/m²<br />

aus Tabellensammlung für 5 cm Kies pauschal<br />

2-lagige Abdichtung (einschl. Klebemasse) = 0,13 kN/m²<br />

28 mm Holzverschalung: 0,<strong>02</strong>8 m x 6 kN/m³ = 0,17 kN/m²<br />

20 cm Dämmung: 20 cm x 0,01 kN/m² (pro 1 cm) = 0,20 kN/m²<br />

in Tabellensammlung wird angegeben: Gewicht pro 1 cm dicker Schicht.<br />

Folglich wird der dort angegebene Wert mit der Schichthöhe in Zentimeter<br />

angeben<br />

Balkeneigengewicht: geschätzt 10/32<br />

0,16 kN/m / 0,70 m = 0,23 kN/m²<br />

der Balken wird geschätzt, das Eigengewicht pro Meter aus Tabellensammlung<br />

abgelesen (0,16 kN/m) oder bestimmt (0,10 m x 0,32 m x 6 kN/m³) und<br />

durch den Achsabstand dividiert, weil das Eigengewicht pro Meter, dividiert<br />

durch Meter, die Dimension KN/m² ergibt.<br />

12,5 mm Gipskarton: 1,25 cm x 0,11 kN/m² (pro 1 cm) = 0,14 kN/m²<br />

Eigengewicht g = 1,87 kN/m²<br />

Als Verkehrslast wird nur Schnee angesetzt:<br />

Schnee s = 0,75 kN/m²<br />

Gesamtlast q = 2,62 kN/m²<br />

Berechnet ist jetzt die Flächenlast. Ein Quadratmeter auf der Decke (kN/m²)<br />

wiegt so viel, einschließlich des Eigengewichtes der Deckenbalken, die zwar<br />

nicht gleichmäßig auf jedem Quadratmeter verteilt sind, aber im Mittel dennoch<br />

zu jedem Quadratmeter gehören.<br />

POS. 1: DECKENBALKEN<br />

Spannweite l = 7,78 + (0,10 + 0,12) / 2= 7,89 m<br />

Zu der lichten Weite wird etwas dazugezählt. Entweder die Hälfte des Auflagers,<br />

in anderen Fällen ein Drittel des Auflagers, wenn es größer ist oder am<br />

Ende des Trägers liegt. Im Grunde genommen ist es gleichgültig – die Hauptsache<br />

die Spannweite ist nicht genau so groß wie die lichte Weite, weil das<br />

wie Untertreibung aussieht.<br />

Belastung:<br />

Einflussbreite ca. 0,70 m<br />

Der Abstand der Deckenbalken ist identisch mit der Einflussbreite. Auf jedem<br />

Deckenbalken liegt nicht ein ein Quadratmeter großer Teil, sondern auf<br />

jedem Meter des Balkens liegt ein Streifen, der so breit ist wie die Einflussbreite.<br />

In diesem Fall ein 0,70 m breiter Streifen.<br />

q = 2,62 kN/m² x 0,70 m = 1,83 kN/m<br />

A = B = ½ x 1,83 kN/m x 7,89 m = 7,24 kN<br />

A = B = ½ x q x l<br />

M = 1/8 x 1,83 kN/m x 7,89² m² = 14,24 kNm<br />

M = q x l² / 8


MUSTERBEISPIEL PROF. WALTER WILKING<br />

TWL 2 HOCHSCHULE RHEINMAIN<br />

BALKENDECKE FACHRICHTUNG ARCHITEKTUR<br />

2<br />

Biegespannungsnachweis:<br />

erfW = 1.424 kNcm / 1,4 kN/cm² = 1.017 cm³<br />

erfW = M / zul<br />

zul = 1,0 kN/cm² für „normales“ Nadelholz<br />

zul = 1,4 kN/cm² für Brettschichtholz<br />

Dieser Nachweis stellt sicher, dass bei dem auftretenden Biegemoment die<br />

zulässige Biegespannung des Materials nicht überschritten wird.<br />

Es könnte aber sein, dass sich der Biegebalken mehr als erwünscht durchbiegt.<br />

Dann ist er zwar tragfähig, erfüllt aber wegen seiner Durchbiegung<br />

nicht seine erwünschte Funktion (es sei denn man bevorzugt nach unten<br />

durchhängende Formen, bei denen aber so einfache Bedürfnisse wie Aufstellen<br />

von Möbeln unmöglich sind).<br />

Es wird der Durchbiegungsnachweis durchgeführt. Aus der komplizierten<br />

Formel für die Durchbiegung wurde zu dem Querschnittswert I (Trägheitsmoment)<br />

aufgelöst, eine erwünschte zulässige Durchbiegung eingesetzt<br />

(z.B. ein Dreihundertstes der Spannweite, auch l/300 genannt) und die<br />

Schwierige Frage der Dimension in einen Tabellenwert versteckt, so dass<br />

man Moment und Spannweite in einfachen Dimensionen einsetzen kann.<br />

Durchbiegungsnachweis:<br />

erfI = 312/1,1 x 14,24 kNm x 7,89 m = 31.868 cm 4<br />

erfI = Tabellenwert x M [kNm] x l [m]<br />

Tabellenwert 312 für zulf = l/300<br />

Tabellenwert kann für Brettschichtholz durch 1,1 geteilt werden, weil das<br />

Elastizitätsmodul von Brettschichtholz um 10 % höher angegeben ist als bei<br />

einfachem Kantholz<br />

gewählt: 10/34 BSCH vorhW = 1.930 cm³ > erfW = 1.017 cm³<br />

vorhI = 32.800 cm 4 > erfI = 31.868 cm 4<br />

Der ermittelte Balken ist unwesentlich größer als der geschätzte. Hier ist es<br />

nicht erforderlich, die Lastaufstellung zu korrigieren und mit neue Werten<br />

den gleichen Rechengang zu wiederholen. BSCH bedeutet Brettschichtholz.<br />

POS. 2: DECKENBALKEN<br />

Zwei-Feld-Träger, l1 = 3,82 + 2 x 0,12/2 = 3,94m<br />

l2 = 3,94 m<br />

Man könnte bei dem äußeren Auflager nur ein Drittel der Auflagerbreite dazu<br />

zählen und bei dem Mittelauflager die Hälfte: l 1 = 3,82 + 0,12/3 + 0,12/2 =<br />

3,92. Ob eine für den Rechengang ermittelte Spannweite zwei Zentimeter<br />

größer oder kleiner ist kann in der Praxis keine Wirkung haben (auch wenn<br />

es sich um fünf bis zehn Zentimeter handelt – Tragwerke und ihre Baustoffe<br />

sind keine Pedanten). In Wirklichkeit sind die Toleranzen größer.<br />

Belastung wie vorher: q = 2,62 kN/m² x 0,70 m = 1,83 kN/m<br />

Ermittlung der Auflagerkräfte:<br />

A = C = 0,375 x q x l<br />

= 0,375 x 1,83 x 3,94 = 2,70 kN<br />

B = 1,25 x q x l<br />

= 1,25 x 1,83 x 3,94 = 9,01 kN<br />

Die Auflagerkräfte errechnet man, um die Belastung für die nächsten Bauteile<br />

zu kennen, die von den Deckenbalken belastet werden.<br />

Bei einem Zwei-Feld-Träger (s. Tabellensammlung „Durchlaufträger mit gleichen<br />

Stützweiten) berechnet man Auflagerkräfte und Momente einfach mit<br />

Tabellenwerten. Z.B. findet man bei einem Zwei-Feld-Träger unter dem Buchstaben<br />

A (Auflager A) und dem „Belastungsbild“ Gleichlast (erste Spalte in<br />

den meisten Tabellensammlungen) die Zahl 0,375. Diese Zahl muss mit „q“<br />

und „l“ multipliziert werden (beim Biegemoment s. nächste Erläuterung)


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BALKENDECKE FACHRICHTUNG ARCHITEKTUR<br />

3<br />

M1 = 0,070 x q x l²<br />

= 0,070 x 1,83 x 3,94² = 1,99 kNm<br />

Dies ist das Moment im ersten Feld – Feldmoment genannt. Im zweiten Feld<br />

ist es wegen der Symmetrie genauso groß. Hier findet man den Tabellenwert<br />

0,070. Bei der Ermittlung der Momente findet man in gleicher Tabelle etwas<br />

höher „Momente = Tafelwert x ql²“ – Ganz einfach den Tabellenwert (Tafelwert<br />

in anderen Quellen genannt) mit den bekannten Größen multiplizieren –<br />

nichts ist einfacher.<br />

MB = - 0,125 x q x l²<br />

= - 0,125 x 1,83 x 3,94² = - 3,55 kNm<br />

Das negative Vorzeichen hat nur akademischen Charakter. Wenn sich ein<br />

Balken nach unten durchbiegt, dann sind die Zugkräfte (Biegezugkräfte)<br />

unten und die Druckkräfte (Biegezugkräfte) oben. Wenn er über einem Auflager<br />

gebogen wird, dann sind die Zugkräfte oben und die Druckkräfte unten<br />

– also alles umgekehrt und dann bekommt man ein anderes Vorzeichen.<br />

M B ist das so genannte Stützmoment – es liegt über der Stütze (die auch ein<br />

Träger oder eine Wand sein kann) und ist größer als das „Feldmoment“. Dies<br />

ist typisch für Durchlauf- oder Mehrfeldträger. Beim größeren Moment gibt<br />

es aber keine Durchbiegung. Folglich muss man an dieser Stelle nur den<br />

„Biegespannungsnachweis“ führen – der „Durchbiegungsnachweis“ ist sinnlos,<br />

weil sich nichts durchbiegt.<br />

Biegespannungsnachweis:<br />

erfW = 355 kNcm / 1,0 kN/cm² = 355 cm³<br />

gewählt: 8/18 VH vorhW = 432 cm³ > erfW = 355 cm³<br />

Für die zulässige Biegespannung wurde nur 1,0 kN/cm² eingesetzt, weil man<br />

in diesem Fall kein Brettschichtholz verwenden wird (das drei Mal teurer ist<br />

als normales Kantholz). VH bedeutet Vollholz.<br />

Näheres hierzu s. www.fab.fh-wiesbaden.de/~wilking/allgemein/Mehrfeldtraeger.<strong>pdf</strong><br />

POS. 3: TRÄGER<br />

Spannweite l = 5,00 – 2 x 0,12/2 = 4,88 m<br />

Wenn man annimmt, zwei Stützen stünden unter der Konstruktion, die insgesamt<br />

5,00 m breit ist, und die theoretischen Auflager liegen genau in der<br />

Mitte der Stützen (wobei sie auch im ersten Drittel liegen können), dann ist<br />

die „tatsächliche“ Spannweite um zwei Mal der Hälfte der Stützen kleiner.<br />

Man kann sie auch anders annehmen – was soll es?<br />

Belastung:<br />

q = 9,01 kN / 0,70 m = 12,87 kN/m<br />

Jeder Balken der POS. 2 drückt mit seinem Auflager „B“ mit 9,01 kN auf den<br />

darunter liegenden Träger. Dies geschieht alle 0,70 m. Wenn auf alle 0,70 m<br />

eine Kraft von 9,01 kN drückt, dann drückt auf jeden Meter eine Kraft von<br />

q = 9,01 kN / 0,70 m = 12,87 kN/m<br />

A = B = ½ x 12,87 kN/m x 4,88 m = 31,40 kN<br />

Dieses Ergebnis braucht man, um eventuell eine Stütze unter dem Träger zu<br />

berechnen.<br />

M = 1/8 x 12,87 kN/m x 4,88² m² = 38,31 kNm


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4<br />

Biegespannungsnachweis:<br />

erfW = 3.831 kNcm / 1,4 kN/cm² = 2.737 cm³<br />

... sofern man einen Brettschichtholzträger benutzen will,<br />

ansonsten 3.831 / 1,0 = 3.831 cm³<br />

Durchbiegungsnachweis:<br />

erfI = 312/1,1 x 38,31 kNm x 4,88 m = 53.<strong>02</strong>7 cm 4<br />

... und wenn man normales Kantholz einsetzen will: 312 x 38,31 x 4,88 =<br />

59.852 cm 4<br />

gewählt: 12/38 BSCH vorhW = 2.892 cm³ > erfW<br />

vorhI = 54.840 cm 4 > erfI<br />

POS. 4: TRÄGER<br />

Spannweite wie vorher,<br />

Belastung:<br />

q = 2,70 kN / 0,70 m = 3,86 kN/m<br />

In POS. 2 war die Auflagerkraft an den Endauflagern (A und C) 2,70<br />

kN/Balken (A und C).<br />

A = B = ½ x 3,86 X 4,88 = 9,42 kN<br />

M = 1/8 x 3,86 x 4,88² = 11,49 kNm<br />

erfW = 1.149 kNcm / 1,0 kN/cm² = 1.149 cm³<br />

erfI = 312 x 11,49 kNm x 4,88 m = 17.494 cm 4<br />

gewählt: 12/26 VH vorhW = 1.352 cm³ > erfW<br />

vorhI = 17.576 cm 4 > erfI<br />

POS. 5: TRÄGER<br />

Spannweite wie vorher,<br />

Belastung:<br />

q = 7,24 kN / 0,70 m = 10,34 kN/m<br />

Auflagerkraft A aus POS. 1<br />

A = B = ½ x 10,34 X 4,88 = 25,24 kN<br />

M = 1/8 x 10,34 x 4,88² = 30,78 kNm<br />

erfW = 3.078 kNcm / 1,4 kN/cm² = 2.199 cm³<br />

erfI = 312/1,1 x 30,78 kNm x 4,88 m = 42.604 cm 4<br />

gewählt: 12/36 BSCH vorhW = 2.592 cm³ > erfW<br />

vorhI = 46.656 cm 4 > erfI


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BALKENDECKE FACHRICHTUNG ARCHITEKTUR<br />

5<br />

______________________________________________________________________________<br />

Nebenbemerkung:<br />

Die linke Decke besteht aus 8 Deckenbalken Pos. 1 und einem Träger Pos. 5 (die<br />

Träger an der Wand des Kerns wurden nicht berechnet, weil sie mit Schrauben im<br />

Mauerwerk verankert werden, also keine Spannweiten haben).<br />

Materialaufwand:<br />

Pos. 1: 8 x 8,00 m x 0,10 m x 0,34 m = 2,18 m³<br />

Pos. 5: 1 x 5,00 m x 0,12 m x 0,36 m = 0,22 m²<br />

Summe = 2,40 m³ BSCH<br />

Preis ohne Verlegung bei einem Einheitspreis von 680,00 €/m³ für Brettschichtholz:<br />

2,40 m³ x 680,00 €/m³ = 1.632,00 €<br />

Die rechte Decke besteht aus 8 Deckenbalken Pos. 2 und den beiden Trägern<br />

Pos. 3 und Pos. 4.<br />

Materialaufwand:<br />

Pos. 2: 8 x 8,00 m x 0,08 m x 0,18 m = 0,92 m³<br />

Pos. 4: 1 x 5,00 m x 0,12 m x 0,26 m = 0,16 m²<br />

Summe = 1,08 m³ VH<br />

Pos. 3: 1 x 5,00 m x 0,12 m x 0,34 m = 0,20 m² BSCH<br />

Einheitspreis für Vollholz: 240,00 €/m³<br />

1,08 m³ x 240,00 €/m³ = 259,20 €<br />

0,20 m³ x 680,00 €/m³ = 136,00 €<br />

Summe 425,20 €<br />

Durch die Reduzierung der Spannweite um die Hälfte ist der Materialpreis auf fast<br />

ein Viertel gesunken.

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