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Bachelorarbeit - Didaktik der Geographie

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<strong>Bachelorarbeit</strong><br />

Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> über Deutschland und Russland – Eine vergleichende<br />

Analyse aktueller deutscher und russischer Schulbücher <strong>der</strong> Sekundarstufe I<br />

Abgabetermin: 30. Mai 2011<br />

Erstprüferin: Prof. Dr. Christiane Meyer<br />

Zweitprüfer: Dirk Felzmann<br />

Semester: SoSe 2011<br />

Name: Vasileva, Maria<br />

Studiengang: FüBa (<strong>Geographie</strong>/Deutsch)<br />

Fachsemester: 6<br />

Matrikelnr: 2637580<br />

E-Mail: mashunia_v_v@mail.ru


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung .............................................................................................................................. 5<br />

2. Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> in Wissenschaft und Bildung .................................................... 6<br />

2.1 Sozialpsychologische Grundlagen .................................................................................... 7<br />

2.1.1 Entstehung von Bil<strong>der</strong>n .............................................................................................. 7<br />

2.1.2 Stereotype, Vorurteile, Images .................................................................................. 8<br />

2.1.3 Stereotype, Vorurteile und Images in Schulbüchern ................................................. 9<br />

2.2 Interkulturelles Lernen als fachübergreifende Bildungsaufgabe des<br />

<strong>Geographie</strong>unterrichts in Deutschland ................................................................................. 10<br />

2.3 Aktuelle Rahmenplankonzeptionen und curriculare Vorgaben in Deutschland (am<br />

Beispiel Nie<strong>der</strong>sachsen) und Russland (Sekundarstufe I) .................................................... 12<br />

2.3.1 Deutschland .............................................................................................................. 12<br />

2.3.2 Russland (Sekundarstufe I) ...................................................................................... 14<br />

3. Methodische Vorgehensweise <strong>der</strong> Schulbuchanalyse ..................................................... 16<br />

3.1 Auswahl des Untersuchungsmateriales .......................................................................... 16<br />

3.2 Zur Methodik <strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse ................................................................ 17<br />

3.2.1 Die Kategorienbildung ............................................................................................. 18<br />

3.2.2 Bewertungskriterien ................................................................................................. 19<br />

3.3 Vorgehen <strong>der</strong> Untersuchung ........................................................................................... 19<br />

4. Ergebnisse <strong>der</strong> Schulbuchanalyse ..................................................................................... 21<br />

4.1 Deutschland .................................................................................................................... 22<br />

4.1.1 Selbstbild .................................................................................................................. 22<br />

4.1.2 Fremdbild ................................................................................................................. 25<br />

4.1.3 Zusammenfassende Zwischenanalyse ..................................................................... 32<br />

4.2 Russland .......................................................................................................................... 34<br />

4.2.1 Selbstbild .................................................................................................................. 34<br />

4.2.2 Fremdbild ................................................................................................................. 36<br />

4.2.3 Zusammenfassende Zwischenanalyse ..................................................................... 39<br />

4.3 Zusammenfassende Analyse .......................................................................................... 40<br />

2


5. Ausblick und abschließende Überlegungen ..................................................................... 41<br />

Literaturverzeichnis ............................................................................................................... 43<br />

3


Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1 Fragenkreis des Interkulturellen Lernens 11<br />

Abb. 2 Kerncurriculum Nie<strong>der</strong>sachsen 13<br />

Abb. 3 Leben zwischen zwei Welten 23<br />

Abb. 4 Schulabschlüsse von Auslän<strong>der</strong>n und Deutschen 23<br />

Abb. 5 Der deutsche Rentenzahler 24<br />

Abb. 6 Anteil <strong>der</strong> Bevölkerung ab 65 Jahren in Europa (in Prozent) 24<br />

Abb. 7 Anteil <strong>der</strong> Seiten mit Russlandinhalten am Gesamtinhalt (in Prozent) 26<br />

Abb. 8 Plattensiedlung in Moskau 28<br />

Abb. 9 Kin<strong>der</strong> mit kasachischer, russischer und tuwinischer Abstammung in <strong>der</strong> Tuwini-<br />

schen AR 30<br />

Abb. 10 Karikatur 32<br />

Abb. 11 Gasprom – russische Weltfirma 32<br />

Abb. 12 Anteil <strong>der</strong> Seiten mit Deutschlandinhalten am Gesamtinhalt (in Prozent) 36<br />

Abb. 13 Autobahn 37<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1 Kennung <strong>der</strong> untersuchten Schulbüchern aus Deutschland 16<br />

Tab. 2 Kennung <strong>der</strong> untersuchten Schulbüchern aus Russland 17<br />

Tab. 3 Themen nach Verlagen und Jahrgangsstufen (deutsche Bücher) 26<br />

Tab. 4 Vergleich des Alltags in den Familien Koslow und Weber 29<br />

Tab. 5 Themen nach Verlagen und Jahrgangsstufen (russische Bücher) 36<br />

Tab. 6 Verbesserungsvorschläge für deutsche und russische <strong>Geographie</strong>schulbücher im<br />

Hinblick auf Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> 42<br />

4


„Willst du, dass ein intelligenter Mensch, ein Deutscher o<strong>der</strong> ein Franzose, eine Dummheit sagt – lass ihn ein<br />

Urteil über Russland abgeben. Dies ist ein Thema, dass ihn berauscht und sofort seine Fähigkeit zum Denken<br />

verdunkelt“ 1 (P. A. VIASEMSKIJ).<br />

„Uns [Deutsche und Russen] trennen Mauern von Vorurteilen, Abgründe von Nichtwissen“ (ORLOWA-<br />

KOPELEW, zit. in LÖWE 2007: 242).<br />

1. Einleitung<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit steht die Frage <strong>der</strong> Darstellung von Deutschland und<br />

Russland in ausgewählten deutschen sowie russischen <strong>Geographie</strong>büchern <strong>der</strong> Sekundarstufe<br />

I an Gymnasien. Begründet wird das Interesse an diese Fragestellung durch die aktuellen Dis-<br />

kussionen in <strong>der</strong> Wissenschaft und <strong>der</strong> Fachdidaktik sowie durch mein persönliches Anliegen.<br />

Außerdem liegen die zu diesem Thema vorhandenen Analysen bereits 23 Jahren zurück (z. B.<br />

STADELBAUER / HILLERS 1988) und sind in Anbetracht <strong>der</strong> Ereignisse <strong>der</strong> letzten Jahr-<br />

zehnte nicht mehr aktuell.<br />

Bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>, die an<strong>der</strong>e Völker vom eigenen Volk haben, wird schnell bewusst,<br />

wie viel bzw. wie wenig Wahrheit in diesen Bil<strong>der</strong>n steckt. Dennoch werden die Beziehungen<br />

zwischen den Menschen verschiedener Nationen und Kulturen beträchtlich sowohl durch<br />

Fremd- als auch Selbstbil<strong>der</strong> beeinflusst (vgl. WENZEL 2004: 1). Aus fachdidaktischer Sicht<br />

kann die Thematisierung deutscher sowie russischer Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> als ein Beitrag<br />

zu Völkerverständigung und Friedenserziehung gesehen werden. Dadurch lässt sich die wich-<br />

tigste Aufgabe des <strong>Geographie</strong>unterrichts in <strong>der</strong> Praxis umsetzen.<br />

Gegenstand <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit bilden die deutschen und russischen <strong>Geographie</strong>schulbü-<br />

cher, da ihre Rolle im Unterricht sowie ihre Beeinflussung <strong>der</strong> Schülervorstellungen nicht<br />

unterschätzt werden darf. Sie bestimmen nicht nur in hohem Maße das Unterrichtsgeschehen,<br />

son<strong>der</strong>n genießen auch die Autorität des Gedruckten (vgl. GUGGEIS 1992: 21). Die subjek-<br />

tiven und realitätsfernen Fremdbil<strong>der</strong>, die von den Schülern unreflektiert übernommen wer-<br />

den, können auf spätere Lebenssituationen transferiert werden und dadurch den Umgang mit<br />

an<strong>der</strong>en Menschen erschweren. Infolgedessen stellt sich die Frage, welche Selbst- und<br />

Fremdbil<strong>der</strong> in den Büchern vermittelt werden und inwieweit Schulbücher heutzutage, expli-<br />

zit o<strong>der</strong> implizit, Stereotype, Images sowie Vorurteile verbreiten. Im Laufe <strong>der</strong> Untersuchung<br />

wird überprüft, ob tendenziell positive o<strong>der</strong> negative Bil<strong>der</strong> über Deutschland und Russland in<br />

<strong>Geographie</strong>büchern zu finden sind.<br />

1<br />

Alle Übersetzungen vom Russischen wurden in dieser Arbeit selbständig durchgeführt und können daher kleine<br />

Abweichungen vom Original im Hinblick auf die Wortauswahl enthalten.<br />

5


Da ich den <strong>Geographie</strong>unterricht in Russland persönlich erlebt habe und dort auch geogra-<br />

phisch ausgebildet wurde, kann ich die Unterschiede in den deutschen und russischen Sicht-<br />

weisen bezüglich <strong>der</strong> Rolle des <strong>Geographie</strong>buches im Unterricht sowie <strong>der</strong> Ausrichtung <strong>der</strong><br />

Fachdidaktik nachvollziehen. Außerdem gibt mir meine Erfahrung die Möglichkeit die Text-<br />

passagen in den russischen und deutschen <strong>Geographie</strong>büchern aus jeweiliger Sicht möglichst<br />

objektiv zu interpretieren.<br />

Die Arbeit beginnt mit einem theoretischen Überblick, in dem die für die vorliegende Unter-<br />

suchung wichtige Begriffe (Vorurteil, Stereotyp, Image) definiert werden. Da <strong>der</strong> Gegenstand<br />

<strong>der</strong> Analyse das <strong>Geographie</strong>schulbuch ist, wird auf seine Rolle bei <strong>der</strong> Entstehung kognitiver<br />

Bil<strong>der</strong> eingegangen. Außerdem erfolgt in diesem Kapitel eine kurze Einführung in das Inter-<br />

kulturelle Lernen, was im Hinblick auf die aktuelle wissenschaftliche Diskussion in Deutsch-<br />

land von großer Bedeutung ist. Des Weiteren werden die aktuellen Rahmenplankonzeptionen<br />

sowie curricularen Vorgaben in Deutschland und Russland erläutert, da Schulbücher häufig<br />

durch sie beeinflusst werden. Überdies sind die Lehrbuchkonzeptionen und Lernpläne des<br />

<strong>Geographie</strong>unterrichts in beiden Län<strong>der</strong>n sehr unterschiedlich und ohne sie zu kennen wird es<br />

schwierig sein die Ergebnisse nachzuvollziehen und zu verstehen. Im dritten Kapitel wird das<br />

angewandte Untersuchungsverfahren erläutert. Neben Ausführung zum verwendeten Untersu-<br />

chungsmaterial werden die Vorgehensweise und die Art <strong>der</strong> Analyse vorgestellt. Das vierte<br />

Kapitel beschäftigt sich mit <strong>der</strong> eigentlichen Analyse, in <strong>der</strong> die Fremd- und Selbstbil<strong>der</strong> von<br />

Deutschland und Russland rekonstruiert werden. Nach jedem Unterkapitel werden zusam-<br />

menfassende Betrachtungen eingeführt, in denen die wichtigsten Ergebnisse zu einem Bild<br />

erfasst werden. Darüberhinaus werden die Bewertungskriterien <strong>der</strong> inhaltlichen Analysekate-<br />

gorien überprüft. Die Überprüfung von Hypothesen erfolgt in einer gemeinsamen zusammen-<br />

fassenden Analyse. Die Arbeit wird mit einem Ausblick und abschließenden Überlegungen<br />

zum Thema abgeschlossen.<br />

2. Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> in Wissenschaft und Bildung<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong>n von Deutschland<br />

und Russland. Infolgedessen ist die erste zu klärende Frage, was mit diesen Begriffen gemeint<br />

ist?<br />

Das Selbstbild ist die Vorstellung einer Person o<strong>der</strong> eines Volkes von sich selbst und seiner<br />

eigenen Kultur. Ein Selbstbild beruht auf Selbstwahrnehmung und entsteht, „bildlich gespro-<br />

chen, wenn jemand in den Spiegel schaut“ (HAUBRICH 2004: 4). Im Gegensatz dazu ist ein<br />

6


Fremdbild das Bild das an<strong>der</strong>e von einem haben und es entsteht, wenn „jemand - [wie<strong>der</strong>um]<br />

bildlich gesprochen - aus dem Fenster schaut und sich ein Bild vom Fremden draußen macht“<br />

(HAUBRICH 2004: 4). Demzufolge sind es Vorstellungen, „die Angehörige einer Kultur von<br />

einer an<strong>der</strong>en entwickeln“ (KLEINSTEUBER 1991: 63). Als Fremd wird wahrgenommen,<br />

was nicht in die gewohnten Sinn- und Deutungsmuster passt, sie überschreitet und potentiell<br />

in Frage stellt (vgl. HOLZBRECHER 1997: 121). Nach STÖGER (1994) sind Fremdes und<br />

Eigenes „zwei Elemente, die uns ausmachen“ (STÖGER 1994: 67, zit. in ROHWER 1996: 5)<br />

und sie „stehen in kognitiven Bil<strong>der</strong>n in Beziehung zueinan<strong>der</strong>“ (HAUBRICH 2004: 2).<br />

„Wenn jemand über an<strong>der</strong>e spricht, spricht man in Wirklichkeit nur über sich selbst“ (OS-<br />

TERGARD 1991: 145). Hinter jedem Fremdbild lässt sich ein Selbstbild erkennen.<br />

2.1 Sozialpsychologische Grundlagen<br />

Im Folgenden werden kurz die sozialpsychologischen Grundlagen zur Entstehung von Selbst-<br />

und Fremdbil<strong>der</strong>n dargestellt.<br />

2.1.1 Entstehung von Bil<strong>der</strong>n<br />

Die Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> in den Köpfen <strong>der</strong> Menschen entstehen durch eine Vielzahl von<br />

Faktoren. In diesen Bil<strong>der</strong>n wird die Wirklichkeit „in viele konstruierte Realitäten übertragen,<br />

mit denen wir unseren Alltag zu bewältigen suchen“ (KLEINSTEUBER 1991: 62). Sie kön-<br />

nen sich „sowohl durch direkte Wahrnehmung z. B. durch Reisen und Felduntersuchungen als<br />

auch durch indirekte Wahrnehmungen z. B. durch <strong>Geographie</strong>bücher“ (HAUBRICH 2004: 2)<br />

o<strong>der</strong> Medien konstruieren. Es werden Bil<strong>der</strong> über ganze Nationen, Kulturen und Län<strong>der</strong> ge-<br />

schaffen. SCOTT (1965) deutet ein Zustandekommen von Fremdbil<strong>der</strong>n über an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong><br />

wie folgt:<br />

„[...] an image of a nation (or of any other object) constitutes the totality of attributes that a person recognizes<br />

(or imagines) when he contemplates that nation“ (SCOTT 1965: 71, zit. in NOHN 2001: 49).<br />

Die Vorstellungen über an<strong>der</strong>e „geographische Räume und Völker beruhen auf selektiver<br />

Wahrnehmung und persönlichen Eistellungen“ (REINFRIED 2006: 58) und können sowohl<br />

positiv als auch negativ sein. Das hängt vom eigenen Selbstbild, von den durch vielfältige<br />

soziale Faktoren geprägten Einstellungen, Wertungen und Kenntnissen ab (vgl. HAUBRICH<br />

2004: 2).<br />

„Die direkte Wahrnehmung ist nicht allein von <strong>der</strong> Qualität des wahrgenommenen Objekts, son<strong>der</strong>n auch von<br />

den Erwartungen, Interessen und Werten des wahrnehmenden Subjekts abhängig“ (HAUBRICH 2004: 2).<br />

7


Die meisten Fremdbil<strong>der</strong> sind projektiv, d.h. die negativen o<strong>der</strong> positiven Ich-Anteile werden<br />

auf die Fremdgruppe projiziert (vgl. ROHWER 1996: 5).<br />

2.1.2 Stereotype, Vorurteile, Images<br />

ROHWER (1996) sagt, dass die psychologisch und sozialpsychologisch begründeten Wahr-<br />

nehmungsmuster, d.h. Stereotypen, Vorurteile und Images, den Umgang mit dem Fremden<br />

erschweren o<strong>der</strong> sogar verhin<strong>der</strong>n. Da alle kognitiven Bil<strong>der</strong> eine große gemeinsame Schnitt-<br />

menge enthalten, gibt es <strong>der</strong>zeit keine trennscharfe Definition von ihnen. Nichtsdestotrotz<br />

wird im Folgenden versucht zwischen Stereotypen, Images und Vorurteilen zu differenzieren.<br />

Unter dem Begriff des Stereotyps wird in <strong>der</strong> Sozialpsychologie „ein vereinfachtes und stan-<br />

dardisiertes Bild einer Fremdengruppe bzw. eine vorgefasste Idee über die Merkmale einer<br />

Gruppe [verstanden], welche die Wahrnehmung und Würdigung individueller Merkmale ver-<br />

hin<strong>der</strong>t“ (AUERNHEIMER 2010: 84). Stereotype gehören zu den kognitiven Mechanismen<br />

und erleichtern durch die mögliche Reduktion den Umgang mit <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> sozialen<br />

Umwelt (vgl. AUERNHEIMER 2010: 84; STIERSTORFER 2003:11). Konstanz und Univer-<br />

salität sind charakteristisch für Stereotype. Das macht sie „schwer beeinflussbar und verän-<br />

<strong>der</strong>bar“ (KLEINSTEUBER 1991: 63).<br />

Der Begriff des Stereotyps wurde Anfang <strong>der</strong> 20er Jahre von dem amerikanischen Soziologen<br />

und Journalisten W. Lippmann in die Wissenschaft eingeführt (vgl. KLEINSTEUBER 1991:<br />

61). Das Wort „Stereotyp“ erfand die französische Druckerin Didot, die „damit einen Druck-<br />

vorgang bezeichnete, bei dem feststehendes Material gebraucht wurde“ (NOHN 2001: 46).<br />

Gerade diese unverän<strong>der</strong>bare und feststehende Form hat W. Lippmann dazu gebracht, diesen<br />

Begriff zur Beschreibung von verfestigten Bil<strong>der</strong>n „in den Köpfen vieler Menschen gegenü-<br />

ber an<strong>der</strong>e“ (NOHN 2001: 46) anzuwenden.<br />

In Deutschland wurde das Konzept <strong>der</strong> Stereotypen durch P. R. Hofstätter eingeführt. Er un-<br />

terscheidet zwischen Autostereotypen (Selbstbild) und Heterostereotypen (Fremdbild), die<br />

bereits beschrieben wurden (vgl. KLEINSTEUBER 1991: 62; NOHN 2001: 47). Tendenziell<br />

wird bei <strong>der</strong> Benutzung eines negativen Fremdbildes das positive Selbstbild „mitgedacht“.<br />

Die Stereotypen verstärken die Einleitung in „Wir“ und die „An<strong>der</strong>en“ – die „An<strong>der</strong>en“ kön-<br />

nen dabei z. B. ein an<strong>der</strong>es Volk sein. Mit Hilfe von Stereotypen wird „nach innen integriert,<br />

die „Wir“ Gruppe gestärkt, und nach außen abgegrenzt, indem deutlich gemacht wird, wer<br />

nicht zur „Wir“-Gruppe gehört“ (MATTHES 2004: 233).<br />

8


Stereotype können sich in Form von Verallgemeinerungen auf Angehörige bestimmter Natio-<br />

nen beziehen. In diesem Fall werden sie als nationale Stereotypen bezeichnet. Die nationalen<br />

Stereotype entstehen vor allem aus Anekdoten, Gerüchten etc. und beruhen daher nicht auf<br />

objektiven Tatsachen, son<strong>der</strong>n auf scheinbaren Begründungen. Deswegen lassen sie sich nur<br />

selten mit <strong>der</strong> Realität vereinen (vgl. NOHN 2001: 47). Die nationalen Stereotype werden in<br />

dieser Arbeit in Anbetracht <strong>der</strong> Annahme, dass „die eigene Nation grundlegende Eigenschaf-<br />

ten hat, die an<strong>der</strong>e nicht besitzen“ (NOHN 2001: 48) o<strong>der</strong> umgekehrt, betrachtet.<br />

Während Stereotypen i.d.R. an reale Sachverhalte anknüpfen und kognitive Einstellungen<br />

reflektieren, werden die Vorurteile zu den affektiv-emotionalen Einstellungen gezählt (vgl.<br />

KLEINSTEUBER 1991: 65). Obwohl mit dem Begriff Vorurteil meist ein „negatives, vorge-<br />

fasstes Urteil über bestimmte Gruppen verstanden“ (NOHN 2001: 43) wird, das hauptsächlich<br />

subjektiv und unkritisch entstanden ist, gibt es auch positive Vorurteile. Diese emotionalen<br />

Bil<strong>der</strong> und Urteile können ohne plausible Begründung auch „freundschaftlich und warmher-<br />

zig“ (HAUBRICH 2004: 4) sein.<br />

KLEINSTEUBER (1991) sieht die Quelle für die auf Ignoranz basierenden Vorurteile in den<br />

fehlenden o<strong>der</strong> nur oberflächlichen Kenntnissen an<strong>der</strong>er Kulturen.<br />

Das ist „die Abwehr von allem Unbekannten und Fremden, das nicht nur unbegreifbar erscheint, son<strong>der</strong>n auch<br />

die eigene Identität in Frage stellt und daher ausgeblendet, im schlimmsten Fall auch vernichtet werden muss“<br />

(KLEINSTEUBER 1991: 66).<br />

Images sind „vereinfachte Bil<strong>der</strong>, die zwar spontan entstehen, aber heutzutage vor allem von<br />

einer zunehmenden Zahl von Werbefachleuten geschaffen werden“ (HAUBRICH 2004: 2f.).<br />

Die wichtigste Aufgabe für diese Leute ist Image zu entwickeln. Es werden Images für ganze<br />

Län<strong>der</strong>, Völker und sogar Regionen entwickelt. Im Gegensatz zu Stereotypen verfügen Ima-<br />

ges über eine gewisse Offenheit und stellen keine erstarrten Bil<strong>der</strong> dar (vgl. HAUBRICH<br />

2004: 3). Das ist vor allem „ein Erscheinungsbild, das Äußere, <strong>der</strong> Eindruck, dem durchaus<br />

eine ganz an<strong>der</strong>e wahre Natur entgegenstehen kann“ (KLEINSTEUBER 1991: 64).<br />

2.1.3 Stereotype, Vorurteile und Images in Schulbüchern<br />

Im Hinblick auf die Vorurteilsproblematik kommt dem Schulbuch eine überragende Bedeu-<br />

tung zu 2 .<br />

2 Mit <strong>der</strong> Vorurteilsproblematik in den Schulbüchern beschäftigt sich in Deutschland das Georg-Eckert-Institut<br />

für die internationale Schulbuchforschung. Das Institut wurde 1951 als „Internationale Institut für Schulbuchver-<br />

9


„Die Schulbücher können ethnische, kulturelle, religiöse sowie politische Konflikte auslösen o<strong>der</strong> abbilden,<br />

zugleich aber auch als Instrument <strong>der</strong> Konfliktbewältigung und Verständigung dienen“ (GEORG-ECKERT-<br />

INSTITUT 2011a).<br />

Gerade in einem Fach wie <strong>Geographie</strong> werden Schüler mit Bereichen konfrontiert, die ihre<br />

Alltagserfahrung überschreiten. Zur Füllung dieser Wissenslücken nehmen sie bedenkenlos<br />

die gesellschaftlichen Orientierungsmuster an. Aber im organisierten Unterrichtsprozess ler-<br />

nen sie „nicht nur Fakten, son<strong>der</strong>n auch die stereotypen Perzeptions-, Interpretations- und<br />

Bewertungsmuster gesellschaftlicher und politischer Realität“ (GUGGEIS 1992: 21). Wie<br />

bereits erwähnt wurde, haben dabei die Schulbücher eine nicht zu unterschätzende Bedeutung,<br />

weil sie in hohem Maße das Unterrichtsgeschehen bestimmen und außerdem die Autorität des<br />

Gedruckten haben (vgl. GUGGEIS 1992: 21). Infolgedessen wird den Schulbüchern „die<br />

Aufgabe zugewiesen, jegliche Formen von Stereotypen, [Images] und Vorurteilen zu vermei-<br />

den“ (MÖNTER / SCHIFFER-NASSERIE 2007: 203). Außerdem wird eine Vorurteilskritik<br />

im Schulbuch gefor<strong>der</strong>t:<br />

„Schulbücher sollten die Entwicklung von Vorurteilen selbst zum Thema machen und Strategien zu ihrer Be-<br />

grenzung anbieten“ (FRITZSCHE 1992: 19).<br />

Aus dieser Perspektive werden die deutschen und russischen Lehrwerke in dieser Arbeit ana-<br />

lysieret.<br />

2.2 Interkulturelles Lernen als fachübergreifende Bildungsaufgabe des <strong>Geographie</strong>un-<br />

terrichts in Deutschland<br />

In <strong>der</strong> <strong>Geographie</strong>didaktik ist man sich seit langem einig, dass eine wichtige Aufgabe des<br />

<strong>Geographie</strong>unterrichts ist, „einen Beitrag zur Völkerverständigung und Friedenserziehung zu<br />

leisten“ (BUDKE 2004: 38), denn <strong>Geographie</strong>unterricht „för<strong>der</strong>t Verständnis, Toleranz und<br />

Freundschaft unter allen Nationen, Rassen und religiösen Gruppen“ (HAUBRICH 1992: 9).<br />

Auch die „Arbeitsgruppe Curriculum 2000+ <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für <strong>Geographie</strong>“<br />

pointiert unter dem Titel <strong>der</strong> zu vermittelnden sozialen Kompetenzen im Erdkundeunterricht<br />

die „Fähigkeit und Bereitschaft zur Selbstreflexion, um zum Abbau von Vorurteilen bei sich<br />

und an<strong>der</strong>en beizutragen“ (BIRKENHAUER et al. 2002: 11). In den Bildungsstandards für<br />

besserung“ in Braunschweig gegründet. In seiner jetzigen Form existiert es seit 1975 (vgl. GEORG-ECKERT-<br />

INSTITUT 2011b: 1ff.). Die Aufgabe dieses Instituts besteht „in <strong>der</strong> Erforschung historisch, politisch und geog-<br />

raphisch bedeutsamer Darstellungen in Schulbüchern und an<strong>der</strong>en schulrelevanten Bildungsmedien“ (GEORG-<br />

ECKERT-INSTITUT 2011a).<br />

10


das Fach <strong>Geographie</strong> werden die entwicklungspolitische Bildung und das Interkulturelle Ler-<br />

nen als „beson<strong>der</strong>s wichtige Anliegen des <strong>Geographie</strong>unterrichts“ (DGfG 2008: 7) bezeichnet.<br />

Das Konzept des Interkulturellen Lernens wurde Mitte <strong>der</strong> 70er Jahre entwickelt und gegen<br />

Ende <strong>der</strong> 80er Jahre fand das Interkulturelle Lernen Eingang in die <strong>Geographie</strong>lehrpläne (vgl.<br />

BUDKE 2008: 14). Seitdem stößt es in <strong>der</strong> <strong>Geographie</strong>didaktik auf zunehmende Akzeptanz<br />

und wird als „Schlüssel zum Verständnis frem<strong>der</strong> Menschen und Kulturen“ (ROTHER 1995:<br />

4) verstanden. RHOWER (1996) beschreibt Interkulturelles Lernen als einen lebenslangen<br />

Abb. 1 Fragenkreis des Interkulturellen Lernens<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach RHOWER 1996: 5<br />

11<br />

Prozess (Abb. 1), <strong>der</strong> danach strebt, „das<br />

spezifische Orientierungssystem <strong>der</strong> Wahr-<br />

nehmung, des Denkens, Wertens und Han-<br />

delns von Menschen an<strong>der</strong>er Kulturen zu<br />

verstehen, es in das eigenkulturelle Orien-<br />

tierungssystem zu integrieren und es im<br />

Umgang mit ihnen anzuwenden“ (ROH-<br />

WER 1996: 5). Bevor etwas von an<strong>der</strong>en<br />

Kulturen gelernt werden kann, sollte zuerst<br />

sich selbst in Frage zu stellen gelernt wer-<br />

den. D.h. eine Reflexion und kritische Hin-<br />

terfragung des eigenkulturellen Orientierungssystems wird im Interkulturellen Lernen voraus-<br />

gesetzt.<br />

In diesem Zusammenhang wird häufig vorgeschlagen, nationale Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> im<br />

Unterricht zu behandeln (u.a. HAUBRICH 2004). Sie sollen helfen, „unzureichende Vorstel-<br />

lungen <strong>der</strong> SchülerInnen im Sinne von Stereotypen, Vorurteilen und Images zu korrigieren“<br />

(BUDKE 2008: 15). Durch den Vergleich mit dem eigenen Kulturraum und die Behandlung<br />

von Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong>n wird ein Beitrag zur Identitätsbildung und damit zur Persön-<br />

lichkeitsentwicklung geleistet. BUDKE (2004) kritisiert dieses Vorhaben und sagt, dass „sich<br />

die <strong>Geographie</strong>lehrer in dem Dilemma befinden, einerseits im Sinne <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von inter-<br />

kultureller Toleranz „falsche“ Bil<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Nationalitäten bei ihren Schülern abbauen zu<br />

wollen, es ihnen aber an<strong>der</strong>seits unmöglich ist, den Charakter eines Landes und seiner Bevöl-<br />

kerung zu definieren und damit die „Falschheit“ <strong>der</strong> Schüleräußerungen zu entlarven“ (BUD-<br />

KE 2004:30). Sie hält nicht die Bekämpfung von Stereotypen und Vorurteilen, son<strong>der</strong>n „die<br />

Offenlegung <strong>der</strong> Konstruktionsprinzipien dieser Fiktion und eine Sensibilisierung <strong>der</strong> Schule-<br />

rInnen für ihre gesellschaftliche Bedeutung“ (BUDKE 2008: 22) für viel wichtiger.


Da in dieser Arbeit <strong>Geographie</strong>bücher aus Deutschland und Russland verglichen werden, soll<br />

es erwähnt werden, dass in Russland das Interkulturelle Lernen vor allem für das Erlernen <strong>der</strong><br />

Fremdsprachen relevant ist (vgl. MINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND BILDUNG<br />

RUSSISCHER FÖDERATION 2010: 10). In den russischen fö<strong>der</strong>alen Bildungsstandards für<br />

die 5. - 9. Jahrgangsstufen (entspricht deutscher Sekundastufe I) unter dem Punkt „Anforde-<br />

rungen an die Ergebnisse <strong>der</strong> grundlegenden Allgemeinbildung“ lässt sich folgende Forde-<br />

rung finden:<br />

„Entwicklung einer bewussten, respektvollen und freundlichen Beziehung zu an<strong>der</strong>en Menschen und Völkern,<br />

ihren Meinungen, Weltansichten, Kulturen, Sprachen, Glauben, Religionen, Traditionen, Geschichten; die Be-<br />

reitschaft zu einem Dialog mit an<strong>der</strong>en Menschen und Nationen <strong>der</strong> Welt mit dem Ziel <strong>der</strong> Völkerverständi-<br />

gung“ (MINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND BILDUNG RUSSISCHER FÖDERATION 2010: 5f.).<br />

Zu Aufgaben und Zielen des Faches <strong>Geographie</strong> in Russland zählt das Interkulturelle Lernen<br />

nicht und deswegen wird es in den Bildungsstandards nur in einem Satz angesprochen:<br />

„Erziehung […] zur Völkerverständigung“ (DNEPROV / ARKADJEV 2009: 68). Allerdings<br />

wird es nicht darauf eingegangen, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Infolgedessen lässt sich<br />

vermuten, dass dieser Aspekt gewisse Folgen für <strong>Geographie</strong>bücher hat und dementsprechend<br />

können dort Stereotype, Vorurteile und Images entdeckt werden.<br />

2.3 Aktuelle Rahmenplankonzeptionen und curriculare Vorgaben in Deutschland (am<br />

Beispiel Nie<strong>der</strong>sachsen) und Russland (Sekundarstufe I)<br />

Schulbücher sind i.d.R. am jeweiligen Kerncurriculum ausgerichtet, das mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

strenge Stoff- und Perspektivvorgaben macht sowie Schulbuchinhalt und -aufbau festlegt (vgl.<br />

STÖBER 2001: 17). Außerdem werden Schulbücher durch die gegenwärtigen didaktischen<br />

Rahmenplankonzeptionen beeinflusst, die sowohl vorurteils- und stereotypför<strong>der</strong>nd, als auch<br />

vorurteils- und stereotyphemmend wirken können (vgl. NOHN 2001: 42). Aus diesen Grün-<br />

den werden jetzt die curricularen Rahmenbedingungen sowie die aktuellen fachdidaktischen<br />

Konzeptionen in Deutschland (am Beispiel Nie<strong>der</strong>sachsen) und Russland (Sek. I) behandelt.<br />

2.3.1 Deutschland<br />

In <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Schulgeographie ist eine Verknüpfung von allgemein- und regionalgeogra-<br />

phischen Themen zu beobachten. NOHN (2001) kommt in seinen Untersuchungen zum<br />

Schluss, dass diese Verbindung „eine vernünftige, schülerorientierte“ (NOHN 2001: 40) Kon-<br />

zeption darstellt. Außerdem sieht er in diesem „Zusammenspiel“ von Län<strong>der</strong>kunde mit allge-<br />

meingeographischen Themen „zurzeit die geeignetste geographiedidaktische Konzeption“<br />

12


(NOHN 2001: 40), da sie <strong>der</strong> inneren Logik <strong>der</strong> geographischen Wissenschaft entspricht (vgl.<br />

RINSCHEDE 2007: 131).<br />

An diese neue Konzeption, die als „thematisch-regionaler Ansatz“ bezeichnet wird, richten<br />

sich die aktuellen Lehrpläne von Gymnasien in Nie<strong>der</strong>sachsen (Abb. 2). Dabei wird ein all-<br />

gemeingeographisches Thema an möglichst prägnanten regionalen Fallbeispielen erarbeitet.<br />

„Die allgemeingeographischen Themen bestimmen die inhaltlichen Schwerpunkte und Zielsetzungen. Die regio-<br />

nalen Fallbeispiele sind dagegen austauschbar und nicht verbindlich, sowie in keinem räumlichen Kontinuum<br />

angeordnet“ (RINSCHEDE 2007: 131).<br />

Bereits in <strong>der</strong> 5./6. Jahrgangsstufen wird außer Deutschland bzw. Nie<strong>der</strong>sachsen auch Europa<br />

behandelt. In den Jahrgangsstufen 7/8 erfolg die Eröffnung einer weltweiten Perspektive (Af-<br />

rika, Lateinamerika, Welt) und in den Jahrgangsstufen 9/10 findet eine Verflechtung räumli-<br />

cher Bezüge auf unterschiedlichen Maßstabsebenen statt, die auf Deutschland, Europa und die<br />

gesamte Welt gerichtet sind (vgl. NIEDERSÄCHSISCHE KULTUSMINISTERIUM 2008: 9;<br />

RINSCHEDE 2007: 131). Die USA, Japan und Russland bilden in den Jahrgangsstufen 9/10<br />

die politischen Bezugsräume, „anhand <strong>der</strong>er Prozesse und Funktionen staatlichen Handelns,<br />

sowie <strong>der</strong>en Konsequenzen für den Raum thematisiert werden“ (HOFFMANN 2006: 100).<br />

Abb. 2 Kerncurriculum Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Quelle: NIEDERSÄCHSISCHE KULTUSMINISTERIUM 2008: 9<br />

13


Die führenden Industrienationen, darunter auch Russland, stehen „aufgrund ihrer weltpoliti-<br />

schen Bedeutung im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> raumanalytischen, auf internationale Interdependenz-<br />

ausgerichteten Betrachtungen“ (HOFFMANN 2006: 100).<br />

Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass in den Jahren 2009 und 2010 in Nie<strong>der</strong>sachsen Russ-<br />

land als ein thematischer Schwerpunkt des Zentralabiturs im Fach Erdkunde war. Dabei wur-<br />

den folgende Inhalte behandelt (vgl. NIEDERSÄCHSISCHE KULTUSMINISTERIUM<br />

2007; 2006):<br />

- Bevölkerungsverteilung: Gunst- und Ungunsträume mit ihren prägenden Geofaktoren<br />

- Aspekte rohstofforientierter Raumerschließung: Raumweite, naturräumliche<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen, Auswirkungen auf Wirtschaft und Verkehr<br />

- Der Transformationsprozess und seine wirtschaftsstrukturellen Auswirkungen<br />

- Russlands Stellung in <strong>der</strong> Weltwirtschaft<br />

In Anlehnung an Kerncurriculum sind auch Schulbuchinhalt sowie Schulbuchaufbau festge-<br />

legt und strukturiert. Russland wird je nach dem im Unterricht angewendeten Buch vor allem<br />

in den 5./6. und 9./10. Jahrgangsstufen behandelt. In den Jahrgangsstufen 9/10 wird für Russ-<br />

land (in Seydlitz auch für die GUS Län<strong>der</strong>), aus bereits beschriebenen Gründen, ein eigen-<br />

ständiges Kapitel vorgesehen. Eine Ausnahme stellt die Werkreihe „Unsere Erde“ vom Cor-<br />

nelsenverlag dar, wo Russland nur in den 5./6. Jahrgangsstufen beim Thema „Europas Vielfalt<br />

erkennen“ am Beispiel von Moskau behandelt wird.<br />

2.3.2 Russland (Sekundarstufe I)<br />

Das Schulwesen in Russland ist im Gegensatz zu Deutschland im gesamten Land einheitlich<br />

und beruht auf einem einheitlichen Kerncurriculum, das auch für nicht-russischsprachige<br />

Schulen gültig ist. Seit 2000 wird schrittweise eine neue Konzeption <strong>der</strong> geographischen<br />

Schulbildung realisiert. Diese für zehn Jahre bestimmte Reform sieht vor allem eine inhaltli-<br />

che und methodische Erneuerung vor. Die Än<strong>der</strong>ungen sind auf die Verstärkung <strong>der</strong> Praxis-<br />

ausrichtung von Lehrprozessen in Verbindung mit dem Weglassen von überflüssigem und zu<br />

kompliziertem Material gerichtet (vgl. SIROTIN 2003).<br />

Die Grundlage <strong>der</strong> Konzeption bildet den Übergang zu einem integrierten geographischen<br />

Ansatz, <strong>der</strong> auf die Synthese von allgemeiner <strong>Geographie</strong> und Län<strong>der</strong>kunde basiert. Die Be-<br />

reiche <strong>der</strong> physischen und ökonomischen (Wirtschafts- und Kulturgeographie) <strong>Geographie</strong><br />

werden jetzt mit dem Ziel, den Schülern eine ganzheitliche Sicht <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Na-<br />

tur, Bevölkerung und Wirtschaft <strong>der</strong> Erdregionen zu vermitteln, zusammengefasst. Das er-<br />

möglicht eine beson<strong>der</strong>s vollkommene Darstellung des Problems „Umwelt-Gesellschaft-<br />

14


Mensch“ und dessen Betrachtung am Beispiel unterschiedlicher Regionen. Außerdem soll<br />

auch die interdisziplinäre Kommunikation zwischen <strong>Geographie</strong>, Ökologie, Geschichte, Wirt-<br />

schaft und Sozialwissenschaft ermöglicht werden (vgl. DNEPROV / ARKADJEV 2009: 67).<br />

Der mo<strong>der</strong>ne <strong>Geographie</strong>unterricht soll schülerorientiert gestaltet werden, d. h. <strong>der</strong> Unterricht<br />

soll die persönliche Entwicklung jedes Schülers beim Lernprozess för<strong>der</strong>n. Bei jedem Schüler<br />

sollten solche Fähigkeiten weiter entwickelt werden, die ihm von <strong>der</strong> Natur aus gegeben wur-<br />

den. Die wichtigste Lehreraufgabe besteht dabei in <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> traditionellen Orga-<br />

nisation des Unterrichts: es soll einen Übergang vom frontalen Unterricht zu einem offenen<br />

Unterricht, in dem die Schüler zur aktiven und selbständigen Arbeit angeregt werden, stattfin-<br />

den (vgl. SIROTIN 2003).<br />

Gemäß <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> neuen Konzeption werden auch eine neue Struktur <strong>der</strong> Schul-<br />

geographie und demensprechend neue curriculare Vorgaben vorgesehen. In <strong>der</strong> 6. Jahrgangs-<br />

stufe werden ausschließlich allgemeingeographische Aspekte behandelt, aber ab <strong>der</strong> 7. Jahr-<br />

gangsstufe wird die Betonung auf den regional-thematischen Ansatz gelegt. Dabei werden die<br />

allgemeingeographischen Themen und Inhalte in regionaler Anordnung miteinan<strong>der</strong> verbun-<br />

den (vgl. SIROTIN 2003). Die Schüler beschäftigen sich mit allen Kontinenten, ihren typi-<br />

schen Charakteristika sowie mit den für jeden Kontinent typischen Län<strong>der</strong>n. Es wird empfoh-<br />

len mindestens 20 Län<strong>der</strong> zu behandeln (vgl. DNEPROV / ARKADJEV 2009: 74). Jedes<br />

Land wird nach folgendem Schema analysiert (vgl. DNEPROV / ARKADJEV 2009: 74):<br />

- geographische Lage<br />

- Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Natur und natürlicher Ressourcen<br />

- Charakteristika <strong>der</strong> Bevölkerung und Wirtschaft<br />

- Merkmale <strong>der</strong> materiellen und geistigen Kultur <strong>der</strong> Völker<br />

- Hauptstadt und beson<strong>der</strong>s große Städte<br />

- die wichtigsten Objekte natürlichen und kulturellen Erbes <strong>der</strong> Menschheit<br />

In <strong>der</strong> 8./9. Jahrgangsstufe soll „<strong>Geographie</strong> Russlands“ und zusätzlich <strong>Geographie</strong> <strong>der</strong> eige-<br />

nen Republik o<strong>der</strong> des eigenen Heimatgebiets unterrichtet werden.<br />

Deutschland wird immer in <strong>der</strong> 7. Jahrgangsstufe im Themenbereich „Eurasien“ als ein ei-<br />

genständiges Kapitel des Unterthemas „Europa“ behandelt.<br />

15


3. Methodische Vorgehensweise <strong>der</strong> Schulbuchanalyse<br />

Im Folgenden wird das Untersuchungsverfahren für die nachfolgende Schulbuchanalyse vor-<br />

gestellt. Dafür wird zunächst das verwendete Untersuchungsmaterial definiert und anschlie-<br />

ßend die Vorgehensweise <strong>der</strong> Analyse erläutert.<br />

3.1 Auswahl des Untersuchungsmateriales<br />

Als Untersuchungsmaterial <strong>der</strong> Lehrbuchanalyse dienen 13, im Zeitraum von 2007-2010 in<br />

Deutschland und Russland erschienene <strong>Geographie</strong>bücher. Es wurden nur Lehrbücher analy-<br />

siert, die eine Darstellung von Deutschland o<strong>der</strong> Russland enthalten. Bei <strong>der</strong> Untersuchung<br />

wurden ausschließlich Lehrbücher für den Erdkundeunterricht <strong>der</strong> Sekundarstufe I an Gymna-<br />

sien ausgewählt, da die Lehrbücher <strong>der</strong> gymnasialen Oberstufe „aufgrund ihrer konzentrierten<br />

und spezielleren thematischen Betrachtungsweise die Untersuchungsergebnisse verfälschen<br />

könnten“ (NOHN 2001: 273). Außerdem besteht in Russland die Möglichkeit, die Schule<br />

nach dem 9. Schuljahr (nach <strong>der</strong> Sekundarstufe I) zu verlassen und einen an<strong>der</strong>en Ausbil-<br />

dungsweg zu wählen. Deswegen ist es interessant zu sehen welche Kenntnisse die Schüler zu<br />

diesem Zeitpunkt haben.<br />

In Deutschland wurden für die Untersuchung die sieben aktuellen, in Nie<strong>der</strong>sachsen zugelas-<br />

senen, Schulbücher für den Erdkundeunterricht <strong>der</strong> Sekundarstufe I an Gymnasien ausgewählt<br />

(Tab. 1). Sie kommen aus den Schulbuchverlagen Cornelsen, Klett, Schroedel und Wester-<br />

mann. Allerdings aus <strong>der</strong> Werkreihe „Unsere Erde“ des Cornelsenverlags wurde aufgrund <strong>der</strong><br />

im Kap.2.3.1 beschriebenen Gründe nur ein Lehrbuch für die Jahrgangsstufen 5/6 berücksich-<br />

tigt.<br />

Cornelsen<br />

„Unsere Erde“<br />

Klett<br />

„TERRA Erdkunde“<br />

16<br />

Schroedel<br />

„Seydlitz <strong>Geographie</strong>“<br />

Westermann<br />

„Diercke Erdkunde“<br />

C 5/6 K 5/6; K 9/10 S 5/6; S 9/10 W 5/6; W 9/10<br />

Tab. 1 Kennung <strong>der</strong> untersuchten Schulbüchern aus Deutschland<br />

Im Gegensatz zu Deutschland hat Russland eine einheitliche Schulbuchliteratur, die für das<br />

gesamte Land und alle Schularten gilt. Aus dem Gesagten im Kap. 2.3.2 wird ersichtlich, dass<br />

aufgrund <strong>der</strong> jüngsten Reformen in Russland alle <strong>Geographie</strong>bücher in inhaltlicher, methodi-<br />

scher und struktureller Hinsicht neu geschrieben werden sollten. Derzeit gibt es mehrere Ver-<br />

lage, die diese Bücher ausgeben. Aber in den Schulen dürfen nur vom Ministerium für Bil-<br />

dung und Wissenschaft Russischer Fö<strong>der</strong>ation empfohlene bzw. zugelassene Schulbücher<br />

angewendet werden. Aus diesen Gründen wurden insgesamt sechs aktuelle Lehrwerke von


Drofa, Prosveschenie, Russkoe Slovo und Balass ausgewählt (Tab. 2). Dabei ist anzumerken,<br />

dass nicht alle Bücher je<strong>der</strong> Werkreihe zu Verfügung standen.<br />

Drofa Prosveschenie Russkoe Slovo Balass<br />

D 7; D 9 P 7; P 8 RS 8 B 7<br />

Tab. 2 Kennung <strong>der</strong> untersuchten Schulbüchern aus Russland<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Analyse werden Schulbücher durch die in Tab. 1 und 2 verwendeten Abkürzun-<br />

gen benannt.<br />

3.2 Zur Methodik <strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse<br />

Die vorliegende Untersuchung basiert auf einer qualitativen Inhaltsanalyse. Diese Methode<br />

schien für die Ermittlung von Fremd- und Selbstbil<strong>der</strong>n geeignet zu sein, da sie sich außer<br />

inhaltlichen Aspekten auch auf Wertungen sowie subjektive und emotionale Darstellungen in<br />

Schulbüchern bezieht und eine bestimmte Struktur aus dem vorhandenen Material herauszu-<br />

filtern hilft (vgl. NOHN 2001: 67).<br />

Die Inhaltsanalyse hat als Ziel „eine möglichst objektive verstehende Beschreibung“ mit <strong>der</strong><br />

Aufgabe „die Bedeutung einer Botschaft […] zu beschreiben“ (GROEBEN 1987: 1, zit. in<br />

KNAPP 2008: 20). Aus dieser Definition lässt sich erschließen, dass jede Inhaltsanalyse zwei<br />

wichtige Kriterien zu erfüllen hat: Objektivität und Systematik. Die Objektivität <strong>der</strong> Inhalts-<br />

analyse wird auch von GROEBEN (1987) betont, indem er pointiert, dass das Verstehen <strong>der</strong><br />

Texte „in <strong>der</strong> Form eines systematisch methodischen Vorgehens, das in Überwindung poten-<br />

zieller Subjektivität hermeneutischer Verfahren die Objektivität qua Intersubjektivität sozial-<br />

wissenschaftlicher Methoden konstituieren soll“ (GROEBEN 1987: 1, zit. in KNAPP 2008:<br />

20), zu erfolgen habe.<br />

Bei <strong>der</strong> Untersuchung von Schulbüchern ist es manchmal schwierig die Fülle des vorliegen-<br />

den Materials überschaubar zu halten. Außerdem können überzeugende Ergebnisse nur dann<br />

erreicht werden, wenn für die Analyse aller Bücher die gleichen Kategorien gelten (vgl.<br />

MEYERS 1976: 49). Deswegen wird bei <strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse die Bildung eines<br />

detailierten Kategoriensystems als das zentrale Instrument <strong>der</strong> Untersuchung gesehen. Dieses<br />

System ermöglicht jede Schulbuchaussage einer bestimmten Kategorie eindeutig zuzuordnen<br />

und die einzelnen Schulbücher werden unter speziellen, für die Untersuchung relevanten,<br />

Themen zusammenfassend analysiert (vgl. MAYRING 2008: 43; NOHN 2001: 67). Da die<br />

Kategorienbildung <strong>der</strong> wichtigste Schritt bei <strong>der</strong> qualitativen Inhaltsanalyse ist, wird ihm <strong>der</strong><br />

nächste Abschnitt gewidmet.<br />

17


3.2.1 Die Kategorienbildung<br />

Für jede Untersuchung sollen die Analysekategorien neu entwickelt werden, „um sowohl <strong>der</strong><br />

jeweiligen Fragestellung als auch dem zu untersuchenden Lehrwerk gerecht zu werden“<br />

(SCHMIDT 2008: 34). Dabei sollen die Objektivität und Systematik als wichtigste Kriterien<br />

<strong>der</strong> Inhaltsanalyse in Betracht gezogen werden. Objektivität <strong>der</strong> Untersuchung ist dann gege-<br />

ben, wenn die Kategorien, nach denen <strong>der</strong> Inhalt analysiert wird, so präzise formuliert sind,<br />

dass bei <strong>der</strong> Anwendung dieser Kategorien durch verschiedene Forscher auf denselben Ge-<br />

genstand die gleichen Ergebnissen zu Tage kommen (vgl. MEYERS 1976: 55). Die Analyse<br />

ist dann systematisch, wenn „<strong>der</strong> gesamte relevante Text hinsichtlich aller relevanten Katego-<br />

rien analysiert wird und die Analyse dazu bestimmt ist, relevante Daten zu einem wissen-<br />

schaftlichen Problem o<strong>der</strong> zu einer Hypothese zu verschaffen“ (MEYERS 1976: 55). Darauf<br />

basierend wurden verschiedene Verfahren ausgearbeitet.<br />

SCHALLENBERG (1973) hat bei den Untersuchungen seine Kategorien aus <strong>der</strong> ersten<br />

Durchsicht des vorhandenen Materials entwickelt. Einerseits besteht <strong>der</strong> Vorteil dieses Ver-<br />

fahrens darin, dass die bestimmte Fragestellung, in <strong>der</strong> versucht wird die vorliegenden Bücher<br />

zu untersuchen, erst nach einer sorgfältigen Durchsicht des Materials erwächst (vgl. SCHAL-<br />

LENBERG zit. in MEYERS 1976: 62). An<strong>der</strong>seits hängt die Kategorienbildung in hohem<br />

Maße vom Textverständnis des Autors <strong>der</strong> Untersuchung ab, wodurch die Objektivität <strong>der</strong><br />

Analyse gefährdet wird (vgl. SCHMIDT 2008: 35).<br />

Eine weitere Möglichkeit zur Formulierung <strong>der</strong> Kategorien, bei <strong>der</strong> bewusst versucht wird<br />

dieses Problem zu umgehen, wurde von einem Autorenkollektiv des Frankfurter Instituts für<br />

Sozialforschung in Anlehnung an die kritische Theorie entwickelt (vgl. MEYERS 1976:<br />

62ff.). Um den Einfluss persönlicher Voreinstellungen bei <strong>der</strong> Kategorienbildung möglichst<br />

gering zu halten, werden „die Analysekategorien nicht anhand des fraglichen Schulbuchs<br />

selbst, son<strong>der</strong>n auf Basis <strong>der</strong> einschlägigen Fachliteratur, <strong>der</strong> Richtlinien für den Unterricht<br />

[…] und ähnlichen gebildet“ (SCHMIDT 2008: 35). Aber auch hier ist eine subjektive Beeinf-<br />

lussung <strong>der</strong> Kategorien möglich, falls bei <strong>der</strong> Zusammenstellung ein bestimmtes wissen-<br />

schaftliches Paradigma vorherrscht (vgl. MEYERS 1976: 64).<br />

Bei <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurde für eine Synthese bei<strong>der</strong> Verfahren entschieden,<br />

um die Bildung <strong>der</strong> Analysekategorien möglichst objektiv zu gestalten. Für die Systematik <strong>der</strong><br />

Analyse werden Hypothesen gebildet, die anhand <strong>der</strong> Kategorien letztlich verifiziert o<strong>der</strong> fal-<br />

sifiziert werden können.<br />

18


3.2.2 Bewertungskriterien<br />

In dieser Arbeit werden dank <strong>der</strong> Verknüpfung des Modells von MENECKE (1991) mit den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an ein mo<strong>der</strong>nes Schulbuch von FRITZSCHE (1992) folgende Bewertungs-<br />

kriterien angewendet:<br />

1. Korrektheit und mediale Angemessenheit: Bei diesem Kriterium geht es vor allem um<br />

die sachliche Richtigkeit <strong>der</strong> Fakten, die Verwendung authentischer Texte und die atmosphä-<br />

rische Genauigkeit in verwendeten Bil<strong>der</strong>n und Fotos. Diese For<strong>der</strong>ungen sollen ermöglichen,<br />

ein korrektes, sachlich zutreffendes Bild, vom fremden Land in Schulbüchern zu repräsentie-<br />

ren (vgl. MENECKE 1991: 36). Bil<strong>der</strong> und Fotos sollen dabei beson<strong>der</strong>s beachtet werden, da<br />

auch durch sie unterschwellige Botschaften absichtlich o<strong>der</strong> unabsichtlich transportiert wer-<br />

den können:<br />

„Die Bildsprache muss wie die Sprache des Textes frei bzw. möglichst arm an Verzerrungen und Stereotypen<br />

sein“ (FRITZSCHE 1992: 20).<br />

2. Realistische Darstellung: Die Lernenden sollten in die Lage versetzt werden, sich ein rea-<br />

listisches Bild des fremden Landes sowie <strong>der</strong> fremden Gesellschaft und Kultur zu verschaffen.<br />

Dazu gehört neben positiver Darstellungen auch die Behandlung von Konflikten und Proble-<br />

men. Mit diesem Kriterium soll überprüft werden, ob eine Ausgewogenheit zwischen positi-<br />

ver und problematisieren<strong>der</strong> Darstellung in analysierten Schulbüchern gegeben ist (vgl. ME-<br />

NECKE 1991: 37f.).<br />

3. Schülergemäßheit: Die Inhalte sollen so ausgewählt werden, dass die Lernenden sie ver-<br />

stehen können und ansprechend sowie interessant finden. Außerdem sollen Inhalte und sie<br />

begleitende Arbeitsanweisungen den Schülern Gelegenheit geben, aus ihrer eigenen Situation<br />

heraus Vergleiche zu ziehen, Unterschiede festzustellen, zu bewerten etc. (vgl. MENECKE<br />

1991: 38).<br />

Jede Analysekategorie wird nach diesen Kriterien überprüft.<br />

3.3 Vorgehen <strong>der</strong> Untersuchung<br />

Den eigentlichen Kern <strong>der</strong> Untersuchung stellt die qualitative Inhaltsanalyse dar. Durch Text-<br />

deskription und Textinterpretation wird versucht, Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> über Deutschland<br />

und Russland zu ermitteln und zu deuten. Die Inhalte werden dabei stichwort- o<strong>der</strong> zitatartig<br />

wie<strong>der</strong>gegeben und somit belegt. Bei <strong>der</strong> Analyse bestimmter Themen und Sachverhalte<br />

orientiert sich die qualitative Inhaltsanalyse an thematischen Kategorien.<br />

19


Um eine Verzerrung <strong>der</strong> Analyseergebnisse durch einseitige Auswahl <strong>der</strong> Analysekategorien<br />

zu vermeiden, werden bei <strong>der</strong> Kategorienbildung die zwei im Kap.3.2 dargestellten Verfahren<br />

kombiniert: die in deutschen und russischen Schulbüchern dominierenden thematischen Inhal-<br />

te sowie die deutschen und russischen curricularen Vorgaben.<br />

Die im Folgenden exemplarisch ausgewählten Russlandkapitel verschiedener deutscher Geog-<br />

raphiebücher veranschaulichen, welche thematischen Inhalte in Schulbüchern bevorzugt be-<br />

handelt werden:<br />

TERRA Erdkunde für Nie<strong>der</strong>sachsen. 9./10. Schuljahr. (Ausgabe 2008):<br />

Russland<br />

Der größte Staat <strong>der</strong> Erde<br />

Schatzkamer Sibirien<br />

Industrie auf neuen Wegen<br />

Internationale Wirtschaftsverflechtungen<br />

Viele Völker – viele Konflikte<br />

Seydlitz <strong>Geographie</strong> für Gymnasien in Nie<strong>der</strong>sachsen. 9./10.Schuljahr. (Ausgabe 2008):<br />

Russland und die GUS<br />

Von <strong>der</strong> Sowjetunion zur Russischen Fö<strong>der</strong>ation<br />

Vielvölkerstaat Russland<br />

Russland – Naturraum und Verkehr<br />

Rohstoffriese Russland<br />

Machtfaktor Gasprom<br />

Metropole Moskau<br />

Der Aralsee – vom Meer zur Wüste?<br />

Ukraine – junger Staat in <strong>der</strong> GUS<br />

Moldau - <strong>der</strong> ärmste Staat Europas<br />

Als Grundlage für den inhaltlichen Bezugsrahmen dienen zusätzlich die im Kap. 2.3.1 vorges-<br />

tellten Abiturthemen in Deutschland sowie das Schema, nach dem Län<strong>der</strong> in russischen Geo-<br />

graphiebüchern behandelt werden.<br />

Daraus lassen sich folgende thematische Kategorien ableiten, nach denen die qualitative In-<br />

haltsanalyse in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit ausgerichtet ist:<br />

1. Soziale Aspekte/Bevölkerung<br />

2. Wirtschaftliche Aspekte<br />

20


Ursprünglich wurden noch zwei zusätzliche Kategorien vorgesehen: deutsch-russische Bezie-<br />

hungen und politisches System. Aber aufgrund <strong>der</strong> in Deutschland und Russland unterschied-<br />

lichen Rahmenplankonzeptionen, curricularen Vorgaben und daraus folgenden unterschiedli-<br />

chen inhaltlichen Schwerpunkten in <strong>der</strong> Sekundarstufe I, mussten diese Kategorien gestrichen<br />

werden. In Russland werden die deutsch-russische Beziehungen sowie das politische System<br />

erst in den 10./11. Jahrgangsstufen (entspricht deutscher Oberstufe) behandelt. Durch eine<br />

konzentrierte thematische Betrachtungsweise, die in <strong>der</strong> Oberstufe dominierend ist, werden<br />

diese Themen vertieft. Aber diese Lehrwerke gehören nicht zum Untersuchungsgegenstand<br />

dieser Arbeit und können daher nicht bei <strong>der</strong> Analyse berücksichtig werden (siehe Kap. 3.1).<br />

Es werden vor allem die Texte als Kernelemente des Kapitels analysiert. Da in dieser Arbeit<br />

nicht nur Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> von Deutschland und Russland ermittelt werden sollen,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Art und Weise wie diese Bil<strong>der</strong> vermittelt werden, wird die inhaltliche Ana-<br />

lyse, zusätzlich, wenn es notwendig erscheint, durch die methodische Analyse ergänzt. Auf<br />

die grafischen Darstellungen, Bil<strong>der</strong> sowie Aufgaben wird bei Bedarf bzw. <strong>der</strong>en beson<strong>der</strong>er<br />

Relevanz eingegangen. Eine separate Bild- sowie Aufgabenanalyse für jedes einzelnes Lehr-<br />

werks würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> im Kap.2 behandelten theoretischen Grundlagen und eigenen Erkenntnissen<br />

(siehe Einleitung) lassen sich für die qualitative Inhaltsanalyse folgende Hypothesen erstellen,<br />

die letztlich verifiziert o<strong>der</strong> falsifiziert werden können:<br />

1. Innerhalb <strong>der</strong> Russland- bzw. Deutschlanddarstellungen kommt es zu einer Themenselekti-<br />

on, die als vorurteils- und stereotypför<strong>der</strong>nd agiert.<br />

2. Das Russlandbild in deutschen <strong>Geographie</strong>büchern ist viel negativer als das Deutschland-<br />

bild in russischen <strong>Geographie</strong>büchern.<br />

4. Ergebnisse <strong>der</strong> Schulbuchanalyse<br />

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse <strong>der</strong> Schulbuchanalyse dargestellt. Dabei werden<br />

zunächst das Selbst- und Fremdbild von Deutschland und danach das Selbst- und Fremdbild<br />

von Russland analysiert. Die Unterkapitel 4.1 und 4.2 werden jeweils mit einer zusammenfas-<br />

senden Zwischenanalyse, in <strong>der</strong> die Bewertungskriterien <strong>der</strong> inhaltlichen Analysekategorien<br />

überprüft werden sollen, abgeschlossen. Die Überprüfung von Hypothesen erfolgt in einer<br />

gemeinsamen zusammenfassenden Analyse.<br />

21


4.1 Deutschland<br />

Im Folgenden werden die in Nie<strong>der</strong>sachsen zugelassenen <strong>Geographie</strong>bücher <strong>der</strong> Sekundarstu-<br />

fe I an Gymnasien analysiert.<br />

4.1.1 Selbstbild<br />

Die Themen, die mit Deutschland im Zusammenhang stehen, werden in allen Jahrgangsstufen<br />

behandelt. Infolgedessen werden bei <strong>der</strong> Analyse des Selbstbildes Deutschlands alle im Kap.<br />

3.1 aufgeführten Lehrwerke in Betracht gezogen.<br />

Analysekategorie 1: Soziale Aspekte/Bevölkerung<br />

Bereits beim ersten oberflächlichen Lesen <strong>der</strong> analysierten deutschen und russischen Lehr-<br />

werke ist das Bestreben nach einer lebendigen und aktiven Darstellung von Deutschland und<br />

dessen Bevölkerung in den deutschen <strong>Geographie</strong>büchern aufgefallen. Bei jedem Thema kön-<br />

nen Abbildungen mit <strong>der</strong> tätigen Bevölkerung vorgefunden werden: ein Bauer in seinem<br />

Traktor auf dem Feld, ein Arbeiter in einem Autowerk, ein Wissenschaftler bei <strong>der</strong> Herstel-<br />

lung von Computerchips etc.. Die Menschen werden häufig mit Namen o<strong>der</strong> eigenen Lebens-<br />

geschichten (z. B. S 5/6 2008: 77f.; C 5/6 2008: 147 o<strong>der</strong> S. 9/10 2008: 22) vorgestellt und<br />

somit wird den Schülern ermöglicht, einen persönlichen Bezug zu ihnen aufzubauen.<br />

Bevölkerung wird in keinem <strong>der</strong> untersuchten Bücher als eigenständiges Thema behandelt.<br />

Normalerweise werden die mit sozialen Aspekten bzw. mit <strong>der</strong> Bevölkerung im Zusammen-<br />

hang stehenden Inhalte in an<strong>der</strong>e Themen eingebettet o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Betrachtung und Analyse<br />

an<strong>der</strong>er Regionen und Län<strong>der</strong> wird auch Bezug auf Deutschland genommen.<br />

Die am häufigsten behandelten Themen sind Wan<strong>der</strong>ungsprozesse, demographischer Über-<br />

gang sowie die ungleiche Verteilung <strong>der</strong> Bevölkerung. Die größte Aufmerksamkeit wird vor<br />

allem auf die Migrationsproblematik von Deutschland gelenkt. Deutschland wird direkt als<br />

Einwan<strong>der</strong>ungsland bezeichnet, was noch vor einiger Zeit nicht möglich war:<br />

„In <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland sind es in den 1960er-Jahren zunächst die Arbeitsmigranten (Gastarbeiter),<br />

später auch Übersiedler aus <strong>der</strong> DDR, Spätaussiedler aus Osteuropa und Asylsuchende, die Deutschland zum<br />

Einwan<strong>der</strong>ungsland machen“ (W 9/10 2008: 10).<br />

In diesem Satz wird im Übrigen noch ein weiteres Problem sichtbar: Einerseits ist am Anfang<br />

des Satzes die Rede von BRD und evtl. aus diesem Grund werden die Übersiedler aus <strong>der</strong><br />

DDR (nach BRD) als Einwan<strong>der</strong>er bezeichnet. An<strong>der</strong>erseits geht es am Ende des Satzes be-<br />

reits um ein vereinigtes Deutschland und aus diesem Kontext können die DDR-Bürger als<br />

Auslän<strong>der</strong> in Deutschland verstanden werden. Da die Wie<strong>der</strong>vereinigung Deutschlands be-<br />

22


eits 22 Jahre zurückliegt, haben viele Schüler ein geteiltes Deutschland nie kennengelernt.<br />

Gerade in Bezug auf Deutschland sollte <strong>der</strong> Aspekt mit den DDR-Bürgern vor <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>ve-<br />

reinigung differenziert und z. B. separat ergänzt werden.<br />

Die Schüler werden durch die entsprechenden Aufgaben zu einer aktiven Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem Thema „Deutschland als ein Einwan<strong>der</strong>ungsland“ angeregt:<br />

„Stelle begründet dar, dass Deutschland ein Einwan<strong>der</strong>ungsland ist. Erläutere Konsequenzen, die sich aus dieser<br />

Tatsache ergeben“ (W 9/10 2008: 11).<br />

„Erläutere Vor- und Nachteile, die sich für Deutschland als Einwan<strong>der</strong>ungsland ergeben“ (S 9/10 2008: 23).<br />

Obwohl in einigen Büchern die Existenz von Vorurteilen und Fehleinschätzungen im Umgang<br />

mit Auslän<strong>der</strong>n angesprochen wird (z. B. S 9/10 2008: 23), können einige Textpassagen als<br />

stereotypför<strong>der</strong>nd bezeichnet werden:<br />

„In einigen Branchen auf dem deutschen Arbeitsmarkt haben sich vor allem gering qualifizierte Arbeitskräfte<br />

aus dem Ausland unentbehrlich gemacht. Sie erledigen z.T. Arbeiten, die Deutsche, z. B. wegen geringer Ent-<br />

lohnung, ablehnen würden“ (S 9/10 2008: 23).<br />

Mit einer solchen Aussage könnte eine Vorstellung vermittelt werden, dass die Arbeit, die<br />

Deutsche wegen <strong>der</strong> schlechten Entlohnung ablehnen, für die Auslän<strong>der</strong> angemessen sei. Da-<br />

durch können Stereotypen produziert werden. Auch durch die Bil<strong>der</strong> und an<strong>der</strong>e graphische<br />

Darstellungen können absichtlich o<strong>der</strong> unabsichtlich unterschwellige Botschaften transportiert<br />

werden. So z. B. auf Abbildung 3 ist ein türkisches Mädchen als stellvertretend für alle Aus-<br />

län<strong>der</strong> abgebildet. Das Diagramm (Abb. 4) soll die Schüler zum Nachdenken über die Bedeu-<br />

tung von Schulabschlüssen zur Integration von Auslän<strong>der</strong>n in die Gesellschaft anregen. Aller-<br />

dings könnte ohne notwendige und sachliche Lehreranweisungen das Diagramm von den Ler-<br />

nenden falsch interpretiert werden. Infolgedessen werden evtl. vorhandenen Vorurteile und<br />

Stereotype gegenüber Auslän<strong>der</strong>n nur bekräftigt.<br />

Abb. 3 Leben zwischen<br />

zwei Welten<br />

Quelle: S 9/10 2008: 22<br />

Abb. 4 Schulabschlüsse von Auslän<strong>der</strong>n<br />

und Deutschen<br />

Quelle: S 9/10 2008: 23<br />

23


Ein weiteres häufig angesprochenes Thema ist die Bevölkerungsstruktur Deutschlands. Dabei<br />

wird die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Schüler häufig auf die in <strong>der</strong> Zukunft möglichen Probleme ge-<br />

lenkt. Auch hier bewirken die den Text begleitende Aufgaben sowie graphische Darstellungen<br />

eine aktive und problemorientierte Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Thema. So ist z. B. in W<br />

9/10 folgende Aufgabe zu finden:<br />

„Nenne mögliche Probleme, die bei <strong>der</strong> zukünftigen Entwicklung <strong>der</strong> Bevölkerungsstruktur auftreten können“<br />

(W 9/10 2008: 13).<br />

Als Hilfe für die Lösung dieser Aufgabe sind eine Karikatur (Abb. 5) und eine Tabelle (Abb.<br />

6) vorgesehen. Sie sollten das Problem veranschaulichen.<br />

Abb. 5 Der deutsche Rentenzahler<br />

Quelle: W 9/10 2008: 13<br />

Auch die deutsche Städte (Berlin, Köln, München, Hannover, Frankfurt/Main etc.) und <strong>der</strong>en<br />

Bevölkerung werden in <strong>Geographie</strong>büchern thematisiert. Aber im Gegensatz z. B. zu Moskau<br />

und Moskowitern sind sie sehr positiv dargestellt (vgl. Kap. 4.1.2). In keinem <strong>der</strong> analysierten<br />

deutschen Bücher wurden Probleme <strong>der</strong> großen Städten angesprochen, obwohl es auch in<br />

Deutschland die Plattensiedlungen mit relativ armer Bevölkerung gibt und z. B. in <strong>der</strong> Haupt-<br />

stadt Berlin auch die Disparitäten zwischen Arm und Reich zu beobachten sind.<br />

Analysekategorie 2: Wirtschaftliche Aspekte<br />

Die Wirtschaft Deutschlands wird in allen analysierten Büchern durch ein sehr positives Bild<br />

dargestellt und <strong>der</strong> hohe Rang Deutschlands Industrieproduktion gegenüber an<strong>der</strong>er Staaten<br />

<strong>der</strong> Welt hervorgehoben:<br />

„Deutschland gehört zu den führenden Nationen <strong>der</strong> Welt“ (S 9/10 2008: 54).<br />

„Deutschland als Exportweltmeister“ (S 9/10 2008: 54).<br />

Abb. 6 Anteil <strong>der</strong> Bevölkerung ab 65 Jahren in Europa (in %)<br />

Quelle: W 9/10 2008: 13<br />

24


Viel Aufmerksamkeit wird <strong>der</strong> Hightech-Industrie sowie dem wirtschaftlichen Wandel im<br />

Ruhrgebiet gewidmet. Die gleichen Themen, allerdings in einer äußerst verkürzten Version,<br />

werden auch in den russischen <strong>Geographie</strong>büchern behandelt.<br />

Die wirtschaftlichen Aspekte werden nicht nur durch bloße Aussagen dargestellt, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Text wird durch Tabellen, Grafiken etc. unterstützt.<br />

4.1.2 Fremdbild<br />

Die Russlandthemen werden sowohl eingebettet in an<strong>der</strong>e Themenkomplexe, als auch inner-<br />

halb eigenständiger Kapitel behandelt. Ersteres ist vor allem in den 5./6. Jahrgangsstufen <strong>der</strong><br />

Fall, wenn in unterschiedlichen Themen auf Russland Bezug genommen wird. In <strong>der</strong> 9./10.<br />

Klassen ist für Russland vor allem ein eigenes Kapitel (siehe Kap.2.3.1) vorgesehen (mit einer<br />

Ausnahme: „Unsere Erde“).<br />

Beim Thema „Russland“ werden in den analysierten Lehrwerken folgende Kompetenzberei-<br />

che beachtet:<br />

1. Im Kompetenzbereich „Fachwissen“ sollen Schüler am Fallbeispiel Russlands lernen, die<br />

Wirtschaftsräume in <strong>der</strong> globalisierten Welt zu analysieren, Nutzungsmöglichkeiten natürli-<br />

cher Ressourcen zu beschreiben und zu bewerten. Außerdem sollen sie in <strong>der</strong> Lage sein, mög-<br />

liche ökologisch und ökonomisch sinnvolle Maßnahmen zur Entwicklung von Räumen zu<br />

beurteilen (vgl. NIEDERSÄCHSISCHES KULTUSMINISTERIUM 2008: 12f.).<br />

2. Aufgrund <strong>der</strong> großen Fläche wird Russland häufig als Fallbeispiel für die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Kompetenz „Räumliche Orientierung“ gebraucht. Die Schüler sollen dabei mit Hilfe unter-<br />

schiedlicher Medien Entfernungen, räumliche Beziehungen, Lagebeziehungen sowie Größen-<br />

verhältnisse vergleichen und bewerten (vgl. NIEDERSÄCHSISCHES KULTUSMINISTE-<br />

RIUM 2008: 14).<br />

Der Anteil von Russlandthemen am Gesamtinhalt des <strong>Geographie</strong>unterrichts <strong>der</strong> 5./6. sowie<br />

9./10. Jahrgangsstufen reicht von 0,8 bis 8,1 Prozent, was 2 bzw. 19 Seiten entspricht<br />

(Abb.7).<br />

25


9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Abb. 7 Anteil <strong>der</strong> Seiten mit Russlandinhalten am Gesamtinhalt (in Prozent)<br />

Aus <strong>der</strong> Abb. 7 und <strong>der</strong> Tab. 3 lässt sich ableiten, dass die Informationsmenge, die Schüler<br />

über Russland in <strong>der</strong> Sekundarstufe I bekommen, im Wesentlichen von dem im Unterricht<br />

verwendeten Lehrbuch abhängt. So bekommt z. B. ein Schüler, <strong>der</strong> die gesamte Sekundarstu-<br />

fe I mit den Schroedel-<strong>Geographie</strong>büchern arbeitete, auf insgesamt 21 Seiten Russlandinfor-<br />

mationen, was nach einem „Doppelseitenprinzip“ etwa 10 Schulstunden entspricht, mit Klett<br />

13 Seiten und etwa 6 Stunden, mit Westermann 8 Seiten und etwa 4 Stunden und mir Cornel-<br />

sen nur 2 Seiten und 1 Stunde.<br />

In dieser Arbeit wurden anhand <strong>der</strong> inhaltlichen Kategorien folgende Lehrwerke analysiert:<br />

Verlag/Jgst. Themen Seiten /<br />

Schroedel<br />

(Seydlitz Geog-<br />

raphie)<br />

0,8<br />

4,3<br />

Klett (TERRA<br />

Erdkunde)<br />

0,9<br />

8,1<br />

Schroedel<br />

(Seydlitz<br />

<strong>Geographie</strong>)<br />

5./6. Sankt Petersburg - Russlands<br />

Tor zum Westen<br />

9./10. Von <strong>der</strong> Sowjetunion zur Rus-<br />

sischen Fö<strong>der</strong>ation.<br />

Vielvölkerstaat Russland.<br />

Russland – Naturraum und<br />

Verkehr.<br />

Rohstoffriese Russland.<br />

Machtfaktor Gasprom.<br />

Metropole Moskau.<br />

Der Aralsee – vom Meer zur<br />

0<br />

3,6<br />

Westermann<br />

(Diercke<br />

Erdkunde)<br />

0,8<br />

0<br />

Cornelsen<br />

(Unsere<br />

Erde)<br />

Stunden<br />

26<br />

Schuljahr 5/6<br />

Schuljahr 9/10<br />

Graphische Darstellun-<br />

gen (Fotos, Grafiken,<br />

Karten, Diagrammen,<br />

Tabellen, Pläne etc.)<br />

2/1 6 3<br />

19/9 41 29<br />

Anzahl<br />

<strong>der</strong> Auf-<br />

gaben


Klett (TERRA<br />

Erdkunde)<br />

Wüste?<br />

Ukraine – junger Staat in <strong>der</strong><br />

GUS.<br />

Moldau – die ärmste Staat<br />

Europas.<br />

5./6. Metropole Moskau 2/1 7 2<br />

9./10. Der größte Staat <strong>der</strong> Erde.<br />

Westermann<br />

(DIERCKE<br />

Erdkunde)<br />

Schatzkamer Sibirien.<br />

Industrie auf neuen Wegen.<br />

Internationale Wirtschaftsver-<br />

flechtungen.<br />

Viele Völker – viele Konflik-<br />

te.<br />

9./10. Landwirtschaft in Russland.<br />

Cornelsen (Un-<br />

sere Erde)<br />

Sibirien – Umweltbelastung<br />

durch Rohstoffgewinnung.<br />

Aralsee – ökologische Katast-<br />

rophe.<br />

5./6. Moskau – größte Stadt Euro-<br />

pas<br />

Tab. 3 Themen nach Verlagen und Jahrgangsstufen (deutsche Bücher)<br />

11/5 26 25<br />

8/4 15 12<br />

2/1 4 6<br />

Allgemein lässt sich sagen, dass die gewählten Themengebiete in den jeweiligen Jahrgangs-<br />

stufen in allen Verlagen beinahe identisch sind. Eine Ausnahme bildet nur Schroedel (Seydlitz<br />

<strong>Geographie</strong>), wo im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Verlagen in den 5./6. Jahrgangsstufen anstatt Mos-<br />

kau Sankt Petersburg behandelt wird. Moskau wird dann in den 9./10. Jahrgangsstufen thema-<br />

tisiert. Auch die Anzahl <strong>der</strong> Aufgaben, unterscheidet sich von Verlag zu Verlag beträchtlich.<br />

So gibt es z. B. bei Cornelsen (Unsere Erde 5/6) sechs Aufgaben für zwei Seiten Inhalt, bei<br />

Klett (TERRA Erdkunde 5/6) dagegen nur zwei Aufgaben für die gleiche Seitenzahl (Tab. 3).<br />

27


Analysekategorie 1: Soziale Aspekte/Bevölkerung<br />

Bevölkerung als ein eigenständiges auf ganz Russland bezogenes Thema wird hauptsächlich<br />

in den 9./10. Jahrgangsstufen behandelt (Tab. 3). In den 5./6. Klassen geht es vor allem um<br />

die Bevölkerung von Moskau bzw. Sankt Petersburg.<br />

Als erstes fällt auf, das immer wie<strong>der</strong> einerseits Moskau als „Wohnort <strong>der</strong> Superreichen“ (S<br />

9/10) und die „teuerste Stadt <strong>der</strong> Welt“ (K 5/6) bezeichnet wird, aber an<strong>der</strong>seits wird die Ar-<br />

Abb. 8 Plattensiedlung in Moskau<br />

Quelle: C 5/6 2008: 147<br />

mut <strong>der</strong> Bevölkerung in Moskau betont, was aller-<br />

dings von Schülern auf ganz Russland projiziert<br />

werden könnte. Als Beispiele für die Wohnorte <strong>der</strong><br />

Großteil <strong>der</strong> Bevölkerung werden Plattensiedlungen<br />

am Rande <strong>der</strong> Stadt genannt und zu Verbildlichung<br />

des Textes dienen noch Fotos von diesen Wohnge-<br />

bieten (Abb. 8):<br />

„Viele [Rentner] können sich nur die einfachsten Lebensmittel kaufen: Graupen, Gries, Brot, Salz, Zucker und<br />

Tee. Bei hohen und weiterhin steigenden Mietkosten leben auch viele Familien mit Kin<strong>der</strong>n und mit nur einem<br />

Einkommen an <strong>der</strong> Armutsgrenze. Kommen Arbeitslosigkeit o<strong>der</strong> Alkoholismus dazu, zerbrechen viele Fami-<br />

lien. Die Zahl <strong>der</strong> Straßenkin<strong>der</strong> ist daher in Moskau relativ hoch. Die meisten ärmeren Menschen leben in den<br />

riesigen Satellitenstädten am Rande Moskaus in einfachen Plattenbau-Wohnungen aus <strong>der</strong> sozialistischen Zeit,<br />

oftmals ohne günstige Verkehrsanbindungen und ohne Geschäfte“ (S 9/10 2008: 86).<br />

Weiter im Text wird behauptet, dass nur Angehörige <strong>der</strong> reichen Oberschicht „im Urlaub bei-<br />

spielsweise ans Mittelmeer fliegen“ (S 9/10 2008: 86) können. Solch eine Behauptung ist<br />

eher eine negative Einschätzung, ohne dass Beweise dafür im Buch gegeben werden. Außer-<br />

dem trifft diese Aussage in keinster Weise zu. Es stimmt zwar, dass die Kluft zwischen Reich<br />

und Arm in Russland extrem groß ist. Jedoch machen sich die positiven Entwicklungen <strong>der</strong><br />

letzten zehn Jahre langsam sichtbar und die Zahl <strong>der</strong> Mittelschichtangehörigen nimmt zu. Es<br />

gibt durchaus Russen, die nicht jeden Rubel zählen müssen, aber auch nicht in Luxus<br />

schwimmen. Sie können sich ein normales Auto und einen angenehmen Urlaub am Mittel-<br />

meer leisten.<br />

Die Darstellung von Sankt Petersburg ist dagegen positiv zu bewerten. Es wird vor allem das<br />

Humankapital <strong>der</strong> Stadt pointiert:<br />

„Die Bevölkerung von St. Petersburg besitzt zu 80 v. H. einen Hochschulabschluss“ (S 5/6 2008: 195).<br />

28


In einigen Lehrwerken lassen sich einzelne Vorurteils- bzw. Stereotypenelemente finden, die<br />

recht unterschwellig die Gegensätzlichkeit zwischen Selbst- und Fremdbild betonen. Im<br />

Lehrwerk von Cornelsen 5/6 (2008: 147) wurde <strong>der</strong> Alltag bei Familie Koslow aus Moskau<br />

(Fremdbild) dargestellt, wo die Lebensbedingungen sowie die finanzielle Situation dieser Fa-<br />

milie behandelt wurden. In einem an<strong>der</strong>en Lehrwerk für die gleiche Jahrgangsstufe wurde <strong>der</strong><br />

Alltag bei einer deutschen Familie Weber (Selbstbild) skizziert (S 5/6 2008: 92f.). Im Folgen-<br />

den werden die Alltage bei<strong>der</strong> Familien verglichen:<br />

Familie Koslow Familie Weber<br />

Moskauer Plattensiedlung Osnabrücker Vorort<br />

Vier-Zimmer-Mietwohnung im achten Stock, die<br />

stark renovierungsbedürftig ist (sechs Personen)<br />

Metro benutzen, sparen auf ein Auto Eigenes Auto<br />

Die Wohnung hat „mehrere Schlösser an <strong>der</strong> Tür“<br />

„ins Auge fallen <strong>der</strong> Computer und die vollen Bü-<br />

cherregale“ (warum? Passt nicht zu dieser Woh-<br />

nung?)<br />

Die Familie konnte „endlich Freunde in St. Peters-<br />

burg besuchen“<br />

Alle arbeiten (außer Kin<strong>der</strong>n) und „trotzdem ist das<br />

Geld zum Leben knapp“<br />

29<br />

Kleines Haus (vier Personen)<br />

Konzert am Wochenende<br />

Nur Hr. Weber arbeitet, aber die Familie hat genügend<br />

Geld für ein eigenes Auto, eigenes Haus und Freizeit-<br />

aktivitäten.<br />

Tab. 4 Vergleich des Alltags in den Familien Koslow und Weber<br />

Das Fremdbild <strong>der</strong> Familie Koslow ist eindeutig viel negativer ausgefallen als das Selbstbild<br />

<strong>der</strong> Familie Weber. Die russische Familie ist arm und kann sich in ihrem Leben nichts leisten.<br />

Sogar das Vorhandensein des Computers wird als eine für diese Wohnung atypische und un-<br />

passende Erscheinung geschil<strong>der</strong>t. Außerdem wurde bei <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Wohnungstür<br />

von Familie Koslow auch die hohe Kriminalität in Russland implizit thematisiert. Aber nicht<br />

nur das Leben <strong>der</strong> Menschen in den Städten son<strong>der</strong>n auch auf dem Lande wird eher ungünstig<br />

dargestellt:<br />

„Die Familie musste häufig ohne Bargeld auskommen, da <strong>der</strong> Lohn in Weizen und Mais ausbezahlt wurde. […]<br />

An den Lebensverhältnissen <strong>der</strong> Familie hat sich seit 1991 wenig geän<strong>der</strong>t. […] Für die Anschaffung eines Fern-<br />

sehers fehlt nach wie vor das Geld“ (W 9/10 2008: 67).<br />

In einigen Schulbüchern (z. B. K 9/10 und S 9/10) wird viel Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Nationalpo-<br />

litik Russlands geschenkt. Das lässt sich bereits anhand einzelner Kapitelüberschriften erken-<br />

nen: „Vielvölkerstaat Russland“ (S 9/10) o<strong>der</strong> „Viele Völker – viele Konflikte“ (K 9/10). Al-


lerdings wird in verschiedenen Lehrwerken unterschiedlich mit diesem Thema umgegangen<br />

und dementsprechend werden unterschiedliche Aspekte betont. So werden z. B. in K 9/10 die<br />

aktuellen Bestrebungen nach nationalstaatlicher Homogenität in Russland ausgeblendet (vgl.<br />

Kap. 4.2.1). Viel mehr wird die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Schüler auf das multiethnische Zusam-<br />

menleben in Verbindung mit aktuellen Konflikten gelenkt. Durch die den Text begleitende<br />

Aufgabe werden die Schüler aufgefor<strong>der</strong>t, sich aktiv mit diesem Problem auseinan<strong>der</strong>zuset-<br />

zen:<br />

„Informiere dich im Internet über aktuelle Nationalitätenkonflikte in <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion. Bereite deine<br />

Ergebnisse in einem Kurzreferat vor“ (K 9/10 2008: 171).<br />

Das Bewusstsein <strong>der</strong> Schüler wird auf eine Perspektive sensibilisiert, dass das multiethnische<br />

Zusammenleben nur Probleme bereiten kann und infolgedessen ist zu befürchten, dass Schü-<br />

ler die Aussage <strong>der</strong> Überschrift als verallgemeinerte Botschaft, auch in Bezug auf die aktuelle<br />

Auslän<strong>der</strong>diskussion in Deutschland, missverstehen: „Viele Völker – viele Konflikte“ (vgl.<br />

MÖNTER / SCHIFFER-NASSERIE 2007: 324).<br />

Abb. 9 Kin<strong>der</strong> mit kasachischer, russischer und<br />

tuwinischer Abstammung in <strong>der</strong> Tuwinischen<br />

AR<br />

Quelle: S 9/10 2008: 78<br />

Im Gegensatz dazu wird in S 9/10 das Thema<br />

„Vielvölkerstaat Russland“ eher neutral gestaltet.<br />

Zwar werden die Probleme <strong>der</strong> nationalen Min-<br />

<strong>der</strong>heiten angesprochen, aber nur im Zusammen-<br />

hang mit <strong>der</strong> sowjetischen Zeit. Durch die Abbil-<br />

dungen wird ein friedliches Zusammenleben vie-<br />

ler Völker vermittelt (Abb. 9).<br />

Häufig wird die große Fläche Russlands implizit<br />

als wichtigste Ursache für viele soziale und wirtschaftliche Probleme genannt. Allerdings gibt<br />

es auch bei diesem Thema Unterschiede zwischen den Lehrwerken. Das lässt sich anhand <strong>der</strong><br />

Aufgabenstellungen feststellen. So ist z. B. in S 9/10 folgende Aufgabe zu finden:<br />

„Erörtere die Vor- und Nachteile einer großen Staatsfläche am Beispiel Russlands“ (S 9/10 2008: 81).<br />

Die Lernenden haben die Möglichkeit sowohl die negative als auch die positive Seite <strong>der</strong> gro-<br />

ßen Fläche Russlands zu sehen. In K 9/10 lautet die Aufgabe an<strong>der</strong>s:<br />

„Erläutere mögliche Schwierigkeiten, die bei <strong>der</strong> Verwaltung und Organisation eines so großen Staates wie<br />

Russland auftreten können“ (K 9/10 2008: 163).<br />

30


Die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Schüler wird direkt auf die negativen Auswirkungen <strong>der</strong> großen Flä-<br />

che auf den Staat konzentriert. Die möglichen Vorteile werden in diesem Lehrwerk nicht<br />

thematisiert.<br />

Analysekategorie 2: Wirtschaftliche Aspekte<br />

Die <strong>Geographie</strong>bücher von Klett 9/10 und Schroedel 9/10 enthalten grundlegende Darstellun-<br />

gen zu <strong>der</strong> Wirtschaft und dem Handel Russlands, in denen häufig die zunehmende Bedeu-<br />

tung Russlands in <strong>der</strong> internationalen Wirtschaft und dem Welthandel thematisiert wird. Das<br />

Basiswissen zu diesem Thema wird den Schülern in Verbindung mit Karten, Graphiken und<br />

Bil<strong>der</strong>n vermittelt. Dabei wird zunächst auf den Rohstoffreichtum Russlands eingegangen und<br />

dessen Bedeutung für die rasche und dynamische Entwicklung <strong>der</strong> Wirtschaft betont. Die<br />

Hauptaufmerksamkeit <strong>der</strong> Autoren gilt beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Rolle Sibiriens in <strong>der</strong> Wirtschaft des<br />

Landes. In die Betrachtung werden häufig die Industriestädte wie z. B. Chanty-Mansijsk o<strong>der</strong><br />

Nowyj Urengoi mit einbezogen, um Einkommensverhältnisse und industrielle Entwicklung<br />

<strong>der</strong> gas- und erdölför<strong>der</strong>nden Regionen zu verdeutlichen. Außerdem werden oft die Versuche<br />

des russischen Staates für die verstärkte Kontrolle bei <strong>der</strong> Gas- und Erdölför<strong>der</strong>ung betont.<br />

Die Ursache dafür wird in <strong>der</strong> Ausübung des möglichen „wirtschaftlichen und politischen<br />

Drucks auf die Staaten <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetunion“ (S 9/10) gesehen:<br />

„Dabei gilt anscheinend <strong>der</strong> Grundsatz: Je mehr die Politik eines Staates den russischen Interessen zuwi<strong>der</strong>läuft,<br />

desto höher ist <strong>der</strong> Erdgaspreis“ (S 9/10 2008: 84).<br />

Diese Behauptung wird zusätzlich durch die Tabelle „Gasproms Preispolitik“ bekräftigt.<br />

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland werden vor allem in <strong>Geographie</strong>bü-<br />

chern auf die Wirtschaft begrenzt. Dabei geht es überwiegend um die gemeinsamen<br />

Erdöl- und Erdgasproduktion:<br />

„Die Wintershall AG als größter deutscher Erdöl- und Erdgasproduzent kann mittlerweile eine ganze Bandbreite<br />

erfolgreicher Aktivitäten mit russischen Partnern vorweisen“ (K 9/10 2008: 165).<br />

„Russland liefert mehr als ein Drittel <strong>der</strong> deutschen Rohölimporte und ist daher für unsere Treibstoffversorgung<br />

von herausragen<strong>der</strong> Bedeutung“ (S 9/10 2008: 83).<br />

„EU-Staaten wie Polen, die baltische Staaten und Deutschland sind zu einem großen Teil von Energielieferungen<br />

aus Russland abhängig. Deutschland bezieht <strong>der</strong>zeit 36 Prozent seines Erdgasbedarfs aus Russland“ (S 9/10<br />

2008: 84).<br />

Wahrscheinlich um die Abhängigkeit <strong>der</strong> EU bzw. Deutschland von Russland deutlicher zu<br />

machen und die Macht des russischen Staates im Bezug auf die GUS-Län<strong>der</strong> zu demonstrie-<br />

31


en wurden in den Lehrwerken folgenden Karikaturen, mit <strong>der</strong> Aufgabe sie zu interpretieren,<br />

benutzt:<br />

Abb. 10 Karikatur<br />

Quelle: K 9/10 2008: 168<br />

Einerseits ist es schade, dass Russland auf einen Bären reduziert und als ein Unterdrücker und<br />

Alleinherrscher, <strong>der</strong> nach eigener Laune und eigenen Interessen regiert, dargestellt wird. Aber<br />

an<strong>der</strong>seits wird z. B. in S 9/10 bewusst bei allen Themen mit Karikaturen gearbeitet. Dabei<br />

werden in ihnen vorhandenen Vorurteile und Stereotypen thematisiert und in den begleitenden<br />

Aufgaben angesprochen. Die Frage ist natürlich, ob das auch in an<strong>der</strong>en Lehrwerken <strong>der</strong> Fall<br />

ist und wie gehen die Lehrkräfte damit um.<br />

4.1.3 Zusammenfassende Zwischenanalyse<br />

Die Darstellung des Selbstbildes von Deutschland entspricht allen in dieser Arbeit verwende-<br />

ten Bewertungskriterien. Alle Fakten werden sachlich korrekt und ausführlich wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

Es werden reichlich Fotos, Graphiken, Tabellen etc. verwendet, die den Text ergänzen bzw.<br />

verdeutlichen sollen. Alle aktuelle Probleme und öffentliche Diskussionen (z. B. Auslän<strong>der</strong>-<br />

problematik o<strong>der</strong> die Bevölkerungsstruktur) können in den <strong>Geographie</strong>büchern wie<strong>der</strong>gefun-<br />

den werden. Zusammenfassend kann folgendes den Inhaltskategorien entsprechendes Selbst-<br />

bild skizziert werden: Deutschland ist ein hochentwickeltes und exportorientiertes Land.<br />

Wichtigste Probleme des Landes im Hinblick auf die analysierten Kategorien sind Migranten<br />

und Alterung <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

Das Fremdbild von Russland ist problematischer. Obwohl die Fakten sachlich korrekt darge-<br />

legt werden, fehlt es an medialer Angemessenheit. Es werden mehrere Fotos und Karikaturen<br />

verwendet, die durchaus als vorurteils- und stereotypenför<strong>der</strong>nd eingestuft werden können. Es<br />

findet eine Themenselektion statt, wodurch vor allem für Deutschland relevante Inhalte in<br />

Bezug auf Russland behandelt werden (beson<strong>der</strong>s Erdöl- und Erdgasproblematik sowie die<br />

Naturressourcen von Sibirien). Auf Grund <strong>der</strong> Themenauswahl wird Russland möglicherwei-<br />

32<br />

Abb. 11 Gazprom – russische Weltfirma<br />

Quelle: S 9/10 2008: 84


se in den Lehrwerken nicht immer realistisch und nur einseitig dargestellt. Es lässt sich fol-<br />

gendes Fremdbild von Russland erstellen: Russland ist ein Land <strong>der</strong> Paradoxe. Einerseits gibt<br />

es alle Voraussetzungen für die Entwicklung <strong>der</strong> Wirtschaft (z. B. Rohstoffe, Humankapital<br />

sowie große Landfläche) und die Bedeutung von Russland nimmt in <strong>der</strong> internationalen Wirt-<br />

schaft und Handel ständig zu, an<strong>der</strong>seits ist die Bevölkerung arm und hat kein Vertrauen in<br />

die Zukunft. Der Staat versucht alle gewinnbringenden Wirtschaftsbranchen zu kontrollieren<br />

und auch noch die benachbarten GUS-Län<strong>der</strong> wirtschaftlich und politisch unter Druck zu set-<br />

zen. Außerdem wird das Land zusätzlich durch die Nationalitätenkonflikte (Viele Völker –<br />

viele Konflikte) erschüttert.<br />

Allerdings erfahren die Schüler nicht, wie es dazu kam, dass Russlands zu einem Vielvölker-<br />

staat wurde und wie sich das Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Völkern über Jahr-<br />

hun<strong>der</strong>te entwickelt hat. Dieser Aspekt könnte vielleicht den deutschen Schüler helfen, das<br />

Zusammenleben vieler Völker und Ethnien sowie die aktuellen Nationalitätenkonflikte in<br />

Russland besser zu verstehen.<br />

Es entsteht <strong>der</strong> Eindruck, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Kategorie „Soziale Aspekte/Bevölkerung“, <strong>der</strong><br />

überkritischen Darlegung <strong>der</strong> Tatsachen. Außerdem ist die vorgegebene Information nicht<br />

immer aktuell. So sind z. B. die Informationen zum Alltag <strong>der</strong> Familie Koslow ziemlich veral-<br />

tet. Obwohl das Lehrwerk 2008 veröffentlicht wurde, stammen die Informationen (mit leicht-<br />

er Verän<strong>der</strong>ung von Namen und Reduzierung <strong>der</strong> Inhalte) aus dem Jahr 1998 (vgl. CHEAU-<br />

RE 1998: 14). In diesem Zusammenhang wäre die Behandlung positiver Beispiele aus dem<br />

aktuellen Leben in Russland wünschenswert. Gerade Bil<strong>der</strong> aus dem Leben in Russland könn-<br />

ten bei richtiger Auswahl den deutschen Schülern eine angemessene Vorstellung <strong>der</strong> russi-<br />

schen Wirklichkeit vermitteln.<br />

Bei <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Industrie in Russland richtet sich die ganze Aufmerksamkeit vor<br />

allem auf die Brennstoff- und Rohstoffzweige, während von <strong>der</strong> Entwicklung z. B. <strong>der</strong> In-<br />

formationstechnologie, entwe<strong>der</strong> nicht o<strong>der</strong> nur flüchtig (S 5/6 2008: 195) gesprochen wird,<br />

was eine zum Teil falsche Vorstellung von <strong>der</strong> Struktur und dem Entwicklungsniveau russi-<br />

scher Wirtschaft vermitteln könnte. Aber trotzdem kann eine durchaus positive Darstellung<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung Russlands erkannt werden.<br />

Im Allgemeinen können die in den jeweiligen Jahrgangsstufen vermittelten Informationen<br />

über Deutschland und Russland als schülergemäß bezeichnet werden.<br />

33


4.2 Russland<br />

Im Folgenden werden die Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> in russischen Büchern analysiert. Da in<br />

den russischen <strong>Geographie</strong>büchern wenig mit Bil<strong>der</strong>n, Fotos, Diagrammen etc. gearbeitet<br />

wird, beschäftigt sich die Analyse überwiegend mit dem Text.<br />

4.2.1 Selbstbild<br />

Zur Ermittlung des Selbstbildes Russlands wurden alle im Kap. 3.1 ausgeführten Lehrbücher<br />

analysiert. Dabei wurden meistens <strong>Geographie</strong>bücher <strong>der</strong> 8. und 9. Jahrgangsstufe berücksich-<br />

tigt, da in diesen Klassen ausschließlich Russland behandelt wird. Während <strong>der</strong> Untersuchung<br />

wurden auch einige, noch vor <strong>der</strong> Reform geschriebene, <strong>Geographie</strong>bücher angesehen. Da <strong>der</strong><br />

geschichtliche Vergleich den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, soll nur erwähnt werden,<br />

dass die mo<strong>der</strong>nen Bücher viel offener und kritischer im Bezug auf Russland geworden sind.<br />

Aber trotzdem ist jedes <strong>Geographie</strong>buch, unabhängig vom Verlag, durch den Stolz auf das<br />

eigene Land und den Patriotismus geprägt. Das erste in jedem Buch behandelte Thema ist<br />

i.d.R. etwa gleich formuliert: „wir und unser Land auf <strong>der</strong> Weltkarte“ (P 8), „Russland auf <strong>der</strong><br />

Weltkarte“ (RS 8), „Platz Russlands in <strong>der</strong> Welt“. Es stechen immer wie<strong>der</strong> solche Ausdrücke<br />

wie „unser Land“, „unser Staat“, „wir“ etc. hervor.<br />

Analysekategorie 1: Soziale Aspekte/Bevölkerung<br />

Im Gegensatz zu deutschen <strong>Geographie</strong>büchern wird in russischen Lehrwerken das multieth-<br />

nische Zusammenleben nicht in Verbindung mit aktuellen Konflikten gebracht. Außerdem<br />

werden diese Konflikte in keinem <strong>der</strong> untersuchten Bücher erwähnt. Die Aufmerksamkeit <strong>der</strong><br />

Schüler wird viel mehr auf die aktuellen Bestrebungen nach nationalstaatlicher Homogenität<br />

und friedlichem Zusammenleben mit Migranten gelenkt:<br />

„Die wichtigste Regel darf nicht vergessen werden: es ist erfor<strong>der</strong>lich, einan<strong>der</strong> zu respektieren“ (P 8 2008:<br />

36).<br />

Außerdem wird die Rolle <strong>der</strong> russischen Sprache für alle „nicht russischen in Russland leben-<br />

den Völker“ betont:<br />

„Russische Sprache gibt den an<strong>der</strong>en Völkern die Möglichkeit, den Zugang zur russischen Kultur (und dadurch<br />

auch zur Weltkultur) zu finden, eine Ausbildung nicht nur zu Hause son<strong>der</strong>n auch in an<strong>der</strong>en Regionen Russ-<br />

lands zu bekommen […]“ (P 8 2008: 50).<br />

Die schlechte finanzielle Situation <strong>der</strong> Bevölkerung und die sich nach dem Zusammenbruch<br />

<strong>der</strong> Sowjetunion verschlechterten Lebensbedingungen werden in den Lehrbüchern nur indi-<br />

34


ekt angesprochen. Üblicherweise werden diese Probleme mit dem aktuellen Bevölkerungs-<br />

rückgang im Zusammenhang gebracht:<br />

„Viele junge Leute, die den Bund <strong>der</strong> Ehe eingehen, wissen nicht, ob sie in <strong>der</strong> Lage sind, ihre Kin<strong>der</strong> zu ernäh-<br />

ren, zu erziehen und zu bilden“ (P 8 2008: 33).<br />

„Die hohe Sterberate in Russland am Ende des XX - anfangs XXI Jahrhun<strong>der</strong>t wurde vor allem durch die Komp-<br />

lexität <strong>der</strong> sozio-ökonomischen Lage verursacht“ (D 9 2010: 27).<br />

In vielen Büchern wird <strong>der</strong> Nationalcharakter thematisiert. So werden z. B. in P 8 dem russi-<br />

schen Charakter folgende Eigenschaften zugeschrieben:<br />

„Beharrlichkeit, Mut, Zielstrebigkeit, Ideenreichtum, Geduld und Fähigkeit zum Ertragen von Not und Entbeh-<br />

rung“ (P 8 2008: 37).<br />

Diese Frage wird auch bei <strong>der</strong> Aufgabenstellung weiterverfolgt, indem vorgeschlagen wird<br />

einen Aufsatz zum Thema „Russischer Nationalcharakter: ich in einem Dialog <strong>der</strong> Kulturen“<br />

(P 8 2008: 51) zu schreiben.<br />

Analysekategorie 2: Wirtschaftliche Aspekte<br />

Nach dem Zusammenbruch <strong>der</strong> Sowjetunion hatten viele <strong>Geographie</strong>lehrer das Problem des<br />

fehlenden Schülerinteresses beim Erlernen <strong>der</strong> Wirtschaftsgeographie Russlands. In den Me-<br />

dien dominierte überwiegend negative Information und in den Lehrwerken fehlten positive<br />

Beispiele <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung Russlands (vgl. ZHURAVLEVA 1999: 2). Im<br />

Rahmen <strong>der</strong> neuen Konzeption wird <strong>der</strong>zeit <strong>der</strong> Versuch unternommen, ein möglichst positi-<br />

ves Image von Russland in den <strong>Geographie</strong>büchern zu vermitteln. Dabei soll das Russlandbild<br />

möglichst objektiv bleiben und die Schüler zu einem komplexen von Stereotypen freien Den-<br />

ken angeregt werden (vgl. TAMOGNJAJA o. J.: 122).<br />

Infolgedessen werden in den aktuellen <strong>Geographie</strong>büchern unterschiedliche Meinungen ver-<br />

treten. Einerseits wird bemerkt, dass sich in Russland die technologische Rückständigkeit <strong>der</strong><br />

Industrie und <strong>der</strong> Landwirtschaft negativ auf die gesamte Wirtschaft auswirken, an<strong>der</strong>seits<br />

wird das wissenschaftliche und technische Potenzial zur Entwicklung neuer Technik betont<br />

(vgl. D 9 2010: 53 ff.).<br />

Die Bedeutung natürlicher Ressourcen (vor allem Erdgas und Erdöl) für Wirtschaft und Han-<br />

del wird in allen Büchern hervorgehoben und thematisiert. Allgemein wird weniger auf die<br />

Probleme eingegangen, son<strong>der</strong>n es findet eine Beschreibung von unterschiedlichen Wirt-<br />

schaftszweigen statt.<br />

35


4.2.2 Fremdbild<br />

Der Anteil von Deutschlandthemen in den russischen <strong>Geographie</strong>büchern scheint noch gerin-<br />

ger als <strong>der</strong> Anteil von Russlandthemen in den deutschen <strong>Geographie</strong>büchern zu sein (Abb.<br />

12). Es werden in <strong>der</strong> Sekundarstufe I für Deutschland im Durchschnitt zwei Seiten vorgese-<br />

hen.<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

1,2<br />

1,6<br />

1,1<br />

1,5<br />

36<br />

0,7<br />

Drofa Prosveschenije Balass<br />

Abb. 12 Anteil <strong>der</strong> Seiten mit Deutschlandinhalten am Gesamtinhalt (in Prozent) 3<br />

0<br />

Schuljahr 7<br />

Schuljahr 10<br />

Für die Veranschaulichung wurden auch die Lehrwerke für das 10. Schuljahr miteinbezogen,<br />

obwohl sie in dieser Arbeit nicht analysiert werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Untersuchung wurden Inhalte folgen<strong>der</strong> Lehrwerken analysiert:<br />

Verlag/Jgst. Themen Seiten Graphische Darstel-<br />

Drofa „Län<strong>der</strong>kun-<br />

de“<br />

7. Natur von Deutschland.<br />

Prosveschenije „Erde<br />

und Menschen“<br />

Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Bevölke-<br />

rung und <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

Deutschlands.<br />

lungen (Fotos, Karten)<br />

4 6 7<br />

7. Geographische Lage und Natur. 2 4 3<br />

3 Bei dem Verlag Balass, steht „0“ für die 10. Klasse, weil das entsprechende Lehrwerk nicht zu Verfügung<br />

stand.<br />

Anzahl<br />

<strong>der</strong><br />

Aufga-<br />

ben


Balass „Erde – Planet<br />

<strong>der</strong> Menschen“<br />

Bevölkerung.<br />

Wirtschaft.<br />

7. Deutschland 2 4 3<br />

Tab. 5 Themen nach Verlagen und Jahrgangsstufen (russische Bücher)<br />

Analysekategorie 1: Soziale Aspekte/Bevölkerung<br />

Im Gegensatz zu deutschen Lehrwerken wurden in den russischen Büchern keine die Bevöl-<br />

kerung darstellenden Bil<strong>der</strong> vorgefunden. Beson<strong>der</strong>s auffällig ist die Behandlung <strong>der</strong> nationa-<br />

len Charaktere in allen analysierten Büchern.<br />

„Für Deutsche sind folgende Charaktereigenschaften typisch: Pünktlichkeit, Freundlichkeit, Arbeitsfreudigkeit“<br />

(P 7 2008: 150).<br />

„Die Liebe zur Sauberkeit und Ordnung ist ein typisches Merkmal des nationalen Charakters“ (B 7 2008: 210).<br />

Die folgenden Aussagen lassen sich als nationale Stereotypen interpretieren, bei denen es sich<br />

vor allem um Eigenschaften handelt, die die eigene Nation evtl. nicht besitzt:<br />

„Die jungen Deutschen halten es für wichtig, eigenes Leben im Voraus zu planen. Bereits in dem Alter von 20<br />

Jahren denken sie nach, wie sie als Rentner leben werden“ (P 7 2008: 150).<br />

„Auf den Straßen herrscht Ordnung, keiner verletzt die Verkehrsordnung. Menschen, die in Deutschland leben,<br />

werden nie bei einer roten Ampel die Straße überqueren“ (B 7 2008: 210).<br />

Das sind vor allem Tugenden, Denk- und Handlungsweisen, die Russen möglicherweise bei<br />

ihrem eigenen Volk vermissen und deshalb wird Deutschland als Vorbild angesehen. Obwohl<br />

ein positives Bild von Deutschen vermittelt wird, besteht die Gefahr, dass dadurch die An-<br />

<strong>der</strong>sartigkeit von Personen an<strong>der</strong>er Nationalität (u. a. Deutschen) bei den Schülern noch mehr<br />

gefestigt wird.<br />

Abb. 13 Autobahn<br />

Quelle: D 7 2008: 119<br />

Vorbildlich scheinen auch die deutschen Straßen für<br />

Russen zu sein. Noch vor über 150 Jahren hat ein<br />

bekannter russischer Schriftsteller N. V. Gogol ge-<br />

sagt: „Russland hat zwei Probleme, Dummköpfe und<br />

Straßen“. Diese Aussage, jedenfalls was die Straßen<br />

betrifft, ist heutzutage noch aktuell. Es ist nicht aus-<br />

zuschließen, dass genau aus diesem Grund die Russen<br />

37


von den deutschen Straßen bzw. Autobahnen so begeistert sind. Die Autobahnen werden zum<br />

Kennzeichen Deutschlands gemacht und in jedem Lehrwerk angesprochen (Abb. 13).<br />

Das Problem des Bevölkerungsrückgangs in Deutschland wird auch angesprochen:<br />

„Die Bevölkerungszahl in Deutschland wächst nur durch die zunehmende Migrantenzahl, beson<strong>der</strong>s aus <strong>der</strong><br />

Türkei. Die Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in den deutschen Familien ist niedrig, daher ist die einheimische Bevölkerung rück-<br />

läufig“ (P 7 2008: 150f.).<br />

Allerdings können die Schüler diese Aussage falsch interpretieren und sich ein Land, wo<br />

überwiegend Menschen mit türkischer Abstammung leben, vorstellen. Es wäre vielleicht<br />

sinnvoll gewesen, zusätzlich zum Text eine die Herkunft und die Anzahl von Auslän<strong>der</strong>n in<br />

Deutschland beinhaltende Tabelle zu verwenden.<br />

Analysekategorie 2: Wirtschaftliche Aspekte<br />

Die wirtschaftlichen Leistungen Deutschlands werden in allen untersuchten Lehrwerken aner-<br />

kannt:<br />

„Deutschland hat einen sehr hohen Entwicklungsstand. […] Deutschland ist eines <strong>der</strong> führenden Län<strong>der</strong> im<br />

Welthandel“ (P 7 2008: 151).<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> natürlichen Ressourcen, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Kohle und verschiedener Metalle,<br />

wird für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands hervorgehoben. In diesem Zusammen-<br />

hang wird vor allem das Ruhrgebiet erwähnt. Dabei werden auch die aktuellen Verän<strong>der</strong>un-<br />

gen in diesem Gebiet geschil<strong>der</strong>t:<br />

„Heute befinden sich dort neue Kultureinrichtungen, Einkaufszentren und Freizeitattraktionen“ (D 7 2008: 118).<br />

„An Stelle von alten Mienen und Fabriken entstanden neue Unternehmen, Universitäten, Einkaufs- und Sport-<br />

zentren“ (P 7 2008: 151).<br />

Der hohe technische und wissenschaftliche Fortschritt wird in den Lehrbüchern positiv dar-<br />

gestellt. Normalerweise wird dabei die Region München als <strong>der</strong> Hightech-Standort in<br />

Deutschland bezeichnet:<br />

„In <strong>der</strong> Region München befinden sich mehrere Forschungseinrichtungen, wo die Entwicklung neuer Computer-<br />

und Raumfahrttechnik erfolgt“ (D 7 2008: 118).<br />

Beson<strong>der</strong>s stark wird in den Lehrbüchern die deutsche Autoindustrie akzentuiert, die aller-<br />

dings auf die berühmten Automarken reduziert bleibt (Volkswagen, Audi, Mercedes, BMW)<br />

und <strong>der</strong>en Produktion nicht ausführlich genug behandelt wird. Diese Themen werden evtl.<br />

38


durch das Konsumverhalten <strong>der</strong> russischen Bevölkerung indirekt beeinflusst, da die deutschen<br />

Autos an <strong>der</strong> ersten Stelle in ihrer Wertschätzung stehen (vgl. KEMPER / WORONENKO-<br />

WA 2003: 323). Auf die wirtschaftlichen Verflechtungen wird in den analysierten Lehrbü-<br />

chern nicht eingegangen.<br />

Abschließend sollten noch die den Text begleitenden Aufgaben erwähnt werden. Die Aufga-<br />

benstellungen sind vor allem auf die Wie<strong>der</strong>gabe des Textes begrenzt, z. B.:<br />

„1. Welche Beson<strong>der</strong>heiten hat die deutsche Natur? Welche Wirtschaftsbranchen konnten sich dadurch beson-<br />

<strong>der</strong>s gut entwickeln? 2. Wie verteilt sich die Bevölkerung in Deutschland? 3. Welche Arten von deutschen Pro-<br />

dukten kennen sie?“ (P 7 2008: 151).<br />

4.2.3 Zusammenfassende Zwischenanalyse<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die russischen <strong>Geographie</strong>bücher bemüht sind ein<br />

positives und gleichzeitig objektives sowie realistisches Bild von Russland zu vermitteln. Es<br />

wird versucht bei den Schülern das Gefühl des Patriotismus und <strong>der</strong> Liebe zu ihrer Heimat zu<br />

entwickeln. Allerdings ist das eine schwierige Aufgabe und demzufolge werden viele aktuelle<br />

Probleme in <strong>der</strong> Sekundarstufe I entwe<strong>der</strong> nicht angesprochen o<strong>der</strong> verharmlost. Folglich ist<br />

eine realistische Darstellung, die außer einer positiven Darstellung auch die Behandlung von<br />

Konflikten und Problemen beinhaltet, nicht in allen Büchern gegeben. Aber die vermittelten<br />

Informationen sind sachlich korrekt und die wenigen verwendeten Bil<strong>der</strong> sind frei von Vorur-<br />

teilen und Stereotypen. Insgesamt wird in den Büchern weniger mit Bil<strong>der</strong>n und Fotos gear-<br />

beitet.<br />

Es lässt sich folgendes Selbstbild von Russland vorstellen: Russland ist das flächengrößte<br />

Land <strong>der</strong> Welt und aus historischen Gründen von vielen Völkern und Ethnien bewohnt. Alle<br />

Völker sprechen die für sie sehr wichtige russische Sprache und führen ein friedliches Zu-<br />

sammenleben. Trotz <strong>der</strong> technologischen Rückständigkeit <strong>der</strong> Industrie und <strong>der</strong> Landwirt-<br />

schaft hat Russland eine große politische und wirtschaftliche Bedeutung in <strong>der</strong> Welt. Das lässt<br />

sich durch das wissenschaftliche Potenzial sowie durch den Rohstoffreichtum des Landes<br />

erklären.<br />

Das Fremdbild von Deutschland ist durchaus positiv einzuschätzen. Obwohl in den analysier-<br />

ten Büchern die sachliche Korrektheit und die mediale Angemessenheit gegeben sind, fehlt<br />

eine realistische Darstellung. In den Lehrbüchern werden Probleme im Text nur indirekt an-<br />

gesprochen und in den darauf folgenden Aufgaben überhaupt nicht behandelt. Somit wird den<br />

Schülern die Möglichkeit, Informationen und Materialien kritisch zu hinterfragen, entzogen<br />

39


und ein beinahe idyllisches Bild von Deutschland vermittelt. Zusammenfassend kann<br />

Deutschland wie folgt vorgestellt werden: Deutschland ist ein hochentwickeltes Land. Die<br />

wirtschaftliche Entwicklung wurde durch die natürlichen Ressourcen und später durch das<br />

Humankapital begünstigt. Die Deutschen stellen dank ihrer Tugenden ein Gegenbild von Rus-<br />

sen dar: sie sind pünktlich, freundlich, arbeitsfreudig und lieben Sauberkeit und Ordnung. In<br />

Deutschland gibt es nur ein einziges Problem: die Deutschen verschwinden langsam als Volk<br />

und werden vor allem durch die türkische Bevölkerung ersetzt.<br />

Es entsteht <strong>der</strong> Eindruck, dass das wissenschaftliche Niveau einiger russischer <strong>Geographie</strong>bü-<br />

cher bedeutend niedriger ist als das <strong>der</strong> deutschen Lehrbücher in den jeweiligen Jahrgangsstu-<br />

fen. Die Mehrheit <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s im Hinblick auf das Fremdbild analysierten russischen Bü-<br />

cher enthält nur beschreibendes Material ohne Anspruch auf die Problematisierung. Statisti-<br />

ken und graphische Darstellungen, wie Diagramme, Tabellen, Karikaturen, sind nicht zu fin-<br />

den. Obwohl alle diese Bücher bereits unter Berücksichtigung neuer Konzeptionen verfasst<br />

wurden, fehlt es eindeutig an problemorientierten sowie kompetenzför<strong>der</strong>nden Aufgabenstel-<br />

lungen, die den Schülern die Möglichkeit geben würden, sich mit dem Material aktiv zu be-<br />

schäftigen und eigene Kenntnisse aktiv zu vervollständigen.<br />

Abschließend muss noch gesagt werden, dass die Kurse <strong>der</strong> physischen und ökonomischen<br />

<strong>Geographie</strong> Russlands (8./9. Jahrgangsstufe) zu isolierend von an<strong>der</strong>en Kursen unterrichtet<br />

werden. Russland wird getrennt von globalen Prozessen und Phänomenen dargestellt und so-<br />

mit von <strong>der</strong> Weltgemeinschaft abgeson<strong>der</strong>t. Es fehlt eindeutig die Möglichkeit zum Vergleich<br />

<strong>der</strong> Prozesse und Phänomene in Russland mit ähnlichen Erscheinungen in verschiedenen Re-<br />

gionen <strong>der</strong> Welt. Ein solcher Ansatz scheint <strong>der</strong> Überrest des alten Denkens zu sein, als die<br />

Sowjetunion in einem geschlossenen Blocksystem existierte.<br />

4.3 Zusammenfassende Analyse<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das Deutschlandbild in den russischen<br />

<strong>Geographie</strong>büchern viel positiver als das Russlandbild in den deutschen Lehrwerken ausfällt<br />

(Hypothese 2), was allerdings in einem Zusammenhang mit den behandelten Themen und den<br />

aktuellen Rahmenplankonzeptionen steht. Das Unterscheidungsmerkmal aller russischen<br />

<strong>Geographie</strong>bücher ist die explizite Behandlung von nationalen Charakteren, sowohl von<br />

Deutschen als auch von Russen. Das lässt sich durch die in <strong>der</strong> <strong>Geographie</strong>didaktik Russlands<br />

verbreitete Meinung, dass sozial-wirtschaftliche und innenpolitische Strukturen und Probleme<br />

durch das Wissen über den Nationalcharakter sowie <strong>der</strong> Mentalität des jeweiligen Landes<br />

besser verstanden werden können, erklären (vgl. VOLYNKINA 2003). Im Gegensatz dazu<br />

40


wird in Deutschland die Meinung vertreten, dass es bisher nicht überzeugend gelungen ist, die<br />

Volkscharaktere wissenschaftlich zu belegen (vgl. Kap. 2.2). Aus diesem Grund scheint es<br />

problematisch, das richtige Bild <strong>der</strong> Bevölkerung eines an<strong>der</strong>en Landes im Unterricht zu ver-<br />

mitteln ohne dabei weitere Vorurteile zu verbreiten (vgl. BUDKE 2004: 30).<br />

In Anbetracht <strong>der</strong> ständig wachsenden Stofffülle kommt es in den beiden Län<strong>der</strong>n zu einer<br />

didaktischen Reduktion vieler Inhalte und Themen. Das Fremdbild von einem an<strong>der</strong>en Land<br />

wird durch die verkürzte Darstellung anhand „typischer“ Merkmale konstruiert (vgl. MÖN-<br />

TER / SCHIFFER-NASSERIE 2007: 340). Aufgrund solcher lückenhaften Darstellungen<br />

wird die Vorurteils- und Stereotypenbildung begünstigt (Hypothese 1). Dabei konnten in die-<br />

ser Analyse die Vorurteile und Stereotype sowohl positiver (z. B. Charaktereigenschaften von<br />

Deutschen) als auch negativer (z. B. Armut und Kriminalität in Russland) Art festgestellt<br />

werden.<br />

Abschließend kann gesagt werden, dass die im Kap. 3.3 erstellten Hypothesen verifiziert wur-<br />

den.<br />

5. Ausblick und abschließende Überlegungen<br />

In dieser Arbeit wurde eine qualitative Inhaltsanalyse deutscher und russischer <strong>Geographie</strong>-<br />

bücher <strong>der</strong> Sekundarstufe I durchgeführt. Das Ziel war die Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> von<br />

Deutschland und Russland unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong> vorurteils- und stereoty-<br />

penhaften Darstellungen zu ermitteln. Denn gerade in <strong>Geographie</strong>büchern tragen Vorurteile<br />

und Stereotypen häufig zu einem vorgefassten und realitätsfernen Weltbild bei, was <strong>der</strong> wich-<br />

tigen Aufgabe des <strong>Geographie</strong>unterrichts nach Völkerverständigung entgegenwirkt. Beson-<br />

<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> didaktischen Reduktion von Fakten und Angaben, die oft notwendig ist, entstehen<br />

häufig subjektive und realitätsferne Wertungen, die von den Schülern unreflektiert übernom-<br />

men werden und auf spätere Lebenssituationen transferiert werden können. Aus diesem<br />

Grund sollten die expliziten und beson<strong>der</strong>s die impliziten vorurteils- und stereotypenhaften<br />

Informationen im Unterricht besprochen und relativiert werden (vgl. NOHN 2001: 394 f.).<br />

Trotz <strong>der</strong> didaktischen Reduktion muss ein adäquates Abbild <strong>der</strong> Wirklichkeit vermittelt wer-<br />

den (vgl. BULLIGER / HIEBER / LENZ 2005: 68).<br />

Die Anzahl und <strong>der</strong> Umfang von Russlandthemen in den deutschen Lehrwerken sowie von<br />

Deutschlandthemen in den russischen Lehrwerken sind sehr gering und unterscheiden sich<br />

von einer Schulstufe zu an<strong>der</strong>en. Aus diesem Grund sollten Inhalte dieser Themen beson<strong>der</strong>s<br />

sorgfältig und möglichst vorurteils- und stereotypenfrei ausgewählt werden, damit Schüler ein<br />

41


ealistisches Bild von Russland bzw. Deutschland bekommen. Es ist beson<strong>der</strong>s wichtig, in den<br />

Lehrbüchern eine möglichst wertneutrale Darstellungsweise frem<strong>der</strong> Nationen anzubieten,<br />

„um verzerrte Rezeptionen bei Schülern zu vermeiden“ (NOHN 2001: 395).<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Analyse verweisen auf einzelne Problempunkte in den <strong>Geographie</strong>schul-<br />

büchern bei<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Die folgende Tabelle enthält einige Verbesserungsvorschläge für die<br />

Darstellung von Russland bzw. Deutschland in den Lehrwerken des jeweils an<strong>der</strong>en Landes:<br />

Russland in den deutschen <strong>Geographie</strong>-<br />

schulbüchern<br />

Mehr positive und vor allem aktuelle Bei-<br />

spiele aus dem Alltag durch die Betrachtung<br />

von Menschen verschiedener sozialer und<br />

räumlicher Milieus (z. B. Leben eines Bür-<br />

gers, <strong>der</strong> ein mittleres Einkommen hat, und<br />

zwar nicht in Moskau, son<strong>der</strong>n in einer an-<br />

<strong>der</strong>en russischen Stadt o<strong>der</strong> sogar in einem<br />

Dorf);<br />

Mehr Fotos mit positiven Inhalten (z. B.<br />

keine Plattensiedlungen; Bil<strong>der</strong> von friedli-<br />

chem Zusammenleben mehrerer Ethnien<br />

und Völker etc.);<br />

Außer Erdgas- und Erdölbranchen auch das<br />

wissenschaftliche, technische Potenzial des<br />

Landes sowie an<strong>der</strong>e Branchen ansprechen;<br />

Bei <strong>der</strong> Verwendung von Abbildungen bzw.<br />

Karikaturen soll zuerst festgestellt werden,<br />

welche Inhalte sie wie<strong>der</strong>spiegeln und wel-<br />

che sie ausblenden, welche Botschaft sie<br />

übermitteln etc. (vgl. HAUBRICH 2004: 6).<br />

42<br />

Deutschland in den russischen Geogra-<br />

phieschulbüchern<br />

Die Anzahl von Fotos, thematischen Karten<br />

und an<strong>der</strong>en graphischen Darstellungen er-<br />

höhen, um dadurch ein lebendiges Bild von<br />

Menschen und Räumen zu vermitteln;<br />

Die Darstellung <strong>der</strong> Inhalte soll zu weiterfüh-<br />

renden Fragen und zum Nachdenken anre-<br />

gen, d. h. die Lehrwerke sollten mehr prob-<br />

lemorientiert sein und nicht reine Material-<br />

sammlungen darstellen;<br />

Es sollten verschiedene Textsorten aus unter-<br />

schiedlichen Medien verwendet werden, um<br />

möglichst ausgewogene Bil<strong>der</strong> zu vermitteln<br />

(vgl. HAUBRICH 2004: 6);<br />

Bereits in <strong>der</strong> Sekundarstufe I sollten<br />

deutsch-russische Beziehungen thematisiert<br />

werden, da sie für beide Län<strong>der</strong> von großer<br />

Bedeutung sind;<br />

Russland soll nicht isolierend von an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n und Regionen <strong>der</strong> Welt behandelt<br />

werden;<br />

Bereits in <strong>der</strong> Sekundarstufe I sollten kompe-


43<br />

tenzorientierte Aufgabestellungen bevorzugt<br />

werden;<br />

Vermeidung <strong>der</strong> Verallgemeinerung von Einzelbeobachtungen<br />

Tab. 6 Verbesserungsvorschläge für deutsche und russische <strong>Geographie</strong>schulbücher im Hinblick auf die<br />

Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong><br />

Abschließend muss gesagt werden, dass die vorliegende Analyse, wie alle qualitativen Me-<br />

thoden, trotz aller Bemühungen teilweise subjektive Bewertungen und Beurteilungen enthält.<br />

Einerseits haben - trotz des kriteriengeleiteten Vorgehens - auch Einflüsse durch die eigenen<br />

subjektiven Erfahrungen Eingang in die Analyse gefunden. An<strong>der</strong>seits waren die für die qua-<br />

litative Inhaltsanalyse gebildeten Kategorien gewiss nicht ausreichend, um ein wirklich objek-<br />

tives und realistisches Bild von Deutschland bzw. Russland zu ermitteln. Wie bereits im Kap.<br />

3.3 erwähnt wurde, konnten zwei weitere vorgefasste Kategorien nicht verwendet werden.<br />

Um das zu ermöglichen sollten Oberstufenlehrwerke aus Russland analysiert werden, die<br />

nicht zum Gegenstand dieser Analyse gehörten. Des Weiteren standen aus unterschiedlichen<br />

Gründen auch nicht alle Bücher für die Sekundarstufe I zu Verfügung: zum einen befinden<br />

sich aufgrund <strong>der</strong> neuen Konzeption in Russland mehrere <strong>Geographie</strong>bücher in <strong>der</strong> Bearbei-<br />

tung und wurden noch nicht veröffentlicht, zum an<strong>der</strong>en konnten nicht alle Bücher aus Russ-<br />

land in Deutschland aufgefunden werden.<br />

In dieser Arbeit konnten viele interessante Aspekte nicht berücksichtigt werden. Heutzutage<br />

gibt es eine Fülle an vielfältigen Zusatzmaterialen, die von den Lehrkräften in den Unterricht<br />

integriert werden können. Aus diesem Grund wäre es interessant gewesen zu untersuchen,<br />

inwieweit sich die Aufbereitungsform <strong>der</strong> Inhalte in den Schulbüchern von den Materialen<br />

an<strong>der</strong>er Träger (z. B. Fachzeitschriften, Lehrerbücher, Zeitungen etc.) unterscheidet. Des<br />

Weiteren wäre es interessant gewesen, eine Befragung mit deutschen und russischen Schülern<br />

zu Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> durchzuführen, um so die tatsächlich in den Schülerköpfen vor-<br />

herrschenden Bil<strong>der</strong> zu ermitteln. Parallel sollte in den gleichen Klassen eine Lehrerbefragung<br />

stattfinden, um herauszufinden, ob die Lehrer in den Büchern vorhandene Vorurteile und Ste-<br />

reotypen tatsachlich im Unterricht thematisieren, versuchen sie kritisch zu hinterfragen und<br />

evtl. sie zu revidieren o<strong>der</strong> nicht. Mit Hilfe solcher Untersuchungen könnte <strong>der</strong> Beeinflus-<br />

sungsgrad <strong>der</strong> Schulbücher und des Unterrichts auf die Schüler festgestellt werden und mit<br />

den in den Schulbüchern vermittelten Werten und Einstellungen in Zusammenhang gebracht<br />

werden.


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In: DOYE, P. (Hrsg.): Großbritannien. Seine Darstellung in den deutschen Schulbüchern für den Englischunterricht<br />

( = Studien zur internationalen Schulbuchforschung. Schriftenreihe des Georg-Eckert-Instituts, Bd.<br />

72). Frankfurt: Moritz Verlag, S. 27-39.<br />

MEYERS, P. 1976: Methoden zur Analyse historisch-politischer Schulbücher. In: SCHALLENBERG, H.<br />

(Hrsg.): Studien zur Methodenproblematik wissenschaftlicher Schulbucharbeit ( = Pädagogische Informationen –<br />

provokative Impulse, Bd. 12). Kastellaun: Aloys Henn Verlag, S. 47-73.<br />

MÖNTER, L. O. ; SCHIFFER-NASSERIE, A. 2007: Antirassismus als Herausfor<strong>der</strong>ung für die Schule. Von <strong>der</strong><br />

Theoriebildung zur praktischen Umsetzung im geographischen Schulbuch. Frankfurt am Main: Peter Lang.<br />

NIEDERSÄCHSISCHE KULTUSMINISTERIUM (Hrsg.) 2008: Kerncurriculum für das Gymnasium. Schuljahrgänge<br />

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OSTERGARD, U. 1991: Dänemark und die Nie<strong>der</strong>lande – Schatten <strong>der</strong> Nazi-Vergangenheit. Feindbil<strong>der</strong> und<br />

Vorurteile in <strong>der</strong> dänischen Öffentlichkeit. In: TRAUTMANN, G. (Hrsg.) 1991: Die hässlichen Deutschen?<br />

Deutschland im Spiegel <strong>der</strong> westlichen und östlichen Nachbarn. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft,<br />

S. 145-166.<br />

REINRIED, S. 2006: Fremd- und Selbstwahrnehmung. In: HAUBRICH, H. (Hrsg.): <strong>Geographie</strong> unterrichten<br />

lernen. Die neue <strong>Didaktik</strong> <strong>der</strong> <strong>Geographie</strong> konkret. 2. Auflage. München: Oldenbourg, S. 58-61.<br />

RISCHEDE, G. 2007: <strong>Geographie</strong>didaktik. 3. Auflage. Pa<strong>der</strong>born: Schöningh.<br />

ROHWER, G. 1996: Interkulturelles Lernen im <strong>Geographie</strong>unterricht. In: <strong>Geographie</strong> heute, H. 141, S. 4-9.<br />

ROTHER, L. 1995: Interkulturelles Lernen in <strong>Geographie</strong>unterricht. In: Praxis <strong>Geographie</strong>, H. 7-8, S. 4-9.<br />

SCHALLENBERG, H. (Hrsg.) 1976: Studien zur Methodenproblematik wissenschaftlicher Schulbucharbeit ( =<br />

Pädagogische Informationen – provokative Impulse, Bd. 12). Kastellaun: Aloys Henn Verlag.<br />

45


SCHMIDT, A. B. 2008: Internationale Schulbuchforschung - Aufgaben, Probleme, Beispiele. Examenshausarbeit<br />

für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen. Grin Verlag.<br />

STADELBAUER. J.; HILLERS, E. (Hrsg.) 1988: Die Bundesrepublik Deutschland und die Sowjetunion. Fachdidaktik<br />

und Fachwissenschaft bei Schulbuchgesprächen in <strong>Geographie</strong> 1983-1986 ( = Studien zur internationalen<br />

Schulbuchforschung. Schriftenreihe des Georg-Eckert-Instituts, Bd. 55). Frankfurt.<br />

STIERSTORFER, K. (Hrsg.) 2003: Deutschlandbil<strong>der</strong> im Spiegel an<strong>der</strong>er Nationen. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch<br />

Verlag.<br />

STÖBER, G. (Hrsg.) 2001: „Fremde Kulturen“ im <strong>Geographie</strong>unterricht. Analysen - Konzeptionen - Erfahrungen<br />

( = Studien zur internationalen Schulbuchforschung. Schriftenreihe des Georg-Eckert-Instituts, Bd. 106).<br />

Hannover: Hahnsche Buchhandlung.<br />

STÖBER, G. 2001: „Fremde Kulturen“ zwischen Schulbuchdeckeln – ein Überblick. In: STÖBER, G. (Hrsg.):<br />

„Fremde Kulturen“ im <strong>Geographie</strong>unterricht. Analysen - Konzeptionen – Erfahrungen ( = Studien zur internationalen<br />

Schulbuchforschung. Schriftenreihe des Georg-Eckert-Instituts, Bd. 106). Hannover: Hahnsche Buchhandlung,<br />

S. 17-41.<br />

TRAUTMANN, G. (Hrsg.) 1991: Die hässlichen Deutschen? Deutschland im Spiegel <strong>der</strong> westlichen und östlichen<br />

Nachbarn. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.<br />

WENZEL, C. 2004: Vorwort. Selbstbil<strong>der</strong> – Fremdbil<strong>der</strong>. In: <strong>Geographie</strong> heute, H. 223, S. 1.<br />

Internetquellen:<br />

BIRKENHAUER, J. u.a. 2002: Curriculum 2000+. Grundsätze und Empfehlungen für die Lehrplanarbeit im<br />

Schulfach <strong>Geographie</strong>. Arbeitsgruppe Curriculum 2000+ <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für <strong>Geographie</strong>.<br />

Unter: http://www.geographie.de/docs/curriculum2000.pdf<br />

Erstellt: 2002, letzter Abruf: 15.04.2011.<br />

BUDKE, A. 2004: Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> im <strong>Geographie</strong>unterricht. Essay. In: geographische revue, H. 2, S.<br />

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Unter: http://www.geographische-revue.de/archiv/gr2-04.pdf<br />

Erstellt: 2004, letzter Abruf: 15.04.2011.<br />

GEORG-ECKERT-INSTITUT 2011a: Profil.<br />

Unter: http://www.gei.de/das-institut.html<br />

Erstellt: 24.02.2011, letzter Abruf: 21.04.2011.<br />

GEORG-ECKERT-INSTITUT 2011b: Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung. Geschichte<br />

– Gegenwart – Zukunft.<br />

Unter: http://www.gei.de/fileadmin/bil<strong>der</strong>/pdf/Institut/gei-geschichte-gegenwart-zukunft.pdf<br />

Erstellt: 2001, letzter Abruf: 21.04.2011.<br />

MINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND BILDUNG RUSSISCHER FÖDERATION (Hrsg.) (MWBRF)<br />

2010: Федеральный государственный образовательный стандарт основного общего образования (Russische<br />

fö<strong>der</strong>ale Bildungsstandards für die grundlegende Allgemeinbildung).<br />

Unter: http://mon.gov.ru/files/materials/7195/1897.pdf<br />

Erstellt: 2010, letzter Abruf: 15.04.2011.<br />

NIEDERSÄCHSISCHE KULTUSMINISTERIUM (Hrsg.) 2006: Abitur 2009 - Thematische Schwerpunkte<br />

Erdkunde.<br />

Unter: http://www.nibis.de/nli1/gohrgs/zentralabitur/zentralabitur_2009/09erdkunde.pdf<br />

Erstellt: 2006, letzter Abruf: 15.04.2011.<br />

46


NIEDERSÄCHSISCHE KULTUSMINISTERIUM (Hrsg.) 2007: Abitur 2010 - Thematische Schwerpunkte<br />

Erdkunde.<br />

Unter: http://www.nibis.de/nli1/gohrgs/zentralabitur/zentralabitur_2010/09erdkunde2010.pdf<br />

Erstellt: 2007, letzter Abruf: 15.04.2011.<br />

NOHN, G. 2001: China und seine Darstellung im Buch. Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades<br />

Doktor <strong>der</strong> Philosophie.<br />

Unter: http://ubt.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2004/202/pdf/20010213.pdf<br />

Erstellt: 2001, letzter Abruf: 15.04.2011.<br />

SIROTIN, V. I. 2003: Содержание географического образования и совершенствование механизмов<br />

контроля его качества (Inhalt <strong>der</strong> geographischen Ausbildung und Verbesserung von Kontrollmechanismen<br />

seiner Qualität). In: „Zeitung <strong>Geographie</strong>“.<br />

Unter: http://geo.1september.ru/2003/02/3.htm<br />

Erstellt: 2003, letzter abruf: 15.04.2011.<br />

TAMOGNJAJA, E. A. o. J.: Отражение проблем социально-экономического развития регионов в курсе<br />

"География России" (Wie<strong>der</strong>spiegelung von sozio-ökonomischen Problemen <strong>der</strong> Regionen im Kurs „<strong>Geographie</strong><br />

Russlands“). In: „Zeitung <strong>Geographie</strong>“.<br />

Unter: http://www.vgf.ru/tabid/76/Default.aspx<br />

Erstellt: 2011, letzter Abruf: 15.04.2011.<br />

VOLYNKINA, V. M. 2003: Менталитет русского народа: материал для изучения географии России в 8–9м<br />

классах (Mentalität des russischen Volkes: Materialien für die <strong>Geographie</strong> Russlands in den 8.-9. Klassen). In:<br />

„Zeitung <strong>Geographie</strong>“.<br />

Unter: http://geo.1september.ru/2003/04/9.htm<br />

Erstellt: 2003, letzter Abruf: 15.04.2011.<br />

ZHURAVLEVA, E. A. 1999: Формирование положительного образа России (Formierung eines positiven<br />

Russlandbildes). In: „Zeitung <strong>Geographie</strong>“.<br />

Unter: http://geo.1september.ru/1999/19/geo19.htm<br />

Erstellt: 1999, letzter Abruf: 15.04.2011.<br />

2. Schulbücher<br />

Russische Schulbücher:<br />

ALEKSEEVA, A. I. (Hrsg.) 2008: География России. Учебник для 8 класса общеобразовательных<br />

учреждений (<strong>Geographie</strong> Russlands. Lehrbuch für die 8. Klasse). Москва: Просвещение.<br />

DOMOGACKIH, E. M.; ALEKSEEVSKIH, N. I. 2010: География. Учебник для 8 класса<br />

общеобразовательных учреждений (<strong>Geographie</strong>. Lehrbuch für die 8. Klasse). Москва: Русское слово.<br />

DRONOV, V. P.; ROM, V. J. 2010: География России. Население и хозяйство. 9 класс (<strong>Geographie</strong> Russlands.<br />

Bevölkerung und Wirtschaft. 9. Klasse). 17-е издание. Москва: Дрофа.<br />

DUSCHINA, I. V.; PRITULA, T, J.; SMOKTUNOVITCH, T. L. 2007: География. Земля - планета людей.<br />

Учебник для 7 класса (<strong>Geographie</strong> Erde - Planet <strong>der</strong> Menschen. Lehrbuch für die 7. Klasse). Москва: Баласс.<br />

KLIMANOVA, O. A. (Hrsg.) 2009: География. Страноведение. 7 класс (<strong>Geographie</strong>. Län<strong>der</strong>kunde. 7. Klasse).<br />

3-е издание. Москва: Дрофа.<br />

47


KUZNETSOV, A. P.; SAVELIEVA, L. E.; DRONOV, V. P. 2008: Земля и люди. Учебник для<br />

общеобразовательных учреждений. 7 класс (Erde und Menschen. Lehrbuch für die 7. Klasse). 2-е издание.<br />

Москва: Просвещение.<br />

Deutsche Schulbücher:<br />

BÖTTCHER-SPECKELS, K.; MÜLLER, H,; MÜLLER, S.; SARTIONO, A.; STARKE, R.; WALDECK, W.;<br />

WEHRS, K. 2008: Seydlitz <strong>Geographie</strong> 5/6, Gymnasium Nie<strong>der</strong>sachsen. Braunschweig: Schroedel.<br />

BÖTTCHER-SPECKELS, K.; MINGENBACH, H. M.; MÜLLER, H,; MÜLLER, S.; SARTIONO, A.; STAR-<br />

KE, R.; WALDECK, W.; WEHRS, K. 2008: Seydlitz <strong>Geographie</strong> 9/10, Gymnasium Nie<strong>der</strong>sachsen. Braunschweig:<br />

Schroedel.<br />

DÖPKE, G.; ELLMANN, R.; FREYTAG, M.; HÄUSLER, M.; KEHLER, U.; KERKHOF, H.; MITTELS-<br />

TÄDT, F. G.; POMMERENING, R.; STONJEK, D 2008: Diercke Erdkunde 5/6, Gymnasium Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />

Braunschweig: Westermann.<br />

DÖPKE, G.; ELLMANN, R.; FREYTAG, M.; KEHLER, U.; KERKHOF, H.; KOCH, R.; MITTELSTÄDT, F.<br />

G.; STONJEK, D 2008: Diercke Erdkunde 9/10, Gymnasium Nie<strong>der</strong>sachsen. Braunschweig: Westermann.<br />

FLATH, M. (Hrsg.)2008: Unsere Erde 5/6, Gymnasium Nie<strong>der</strong>sachsen. Berlin: Cornelsen.<br />

HABERLAG, B.; HEID, C.; HEIL, J.; PLAMANN, R.; ROTERMANN, G.; WAGENER, D. 2008: TERRA<br />

Erdkunde 5/6, Gymnasium, Nie<strong>der</strong>sachsen. Stuttgart: Ernst Klett Verlag GmbH.<br />

HABERLAG, B.; ROTERMANN, G.; WAGENER, D. 2008: TERRA Erdkunde 9/10, Gymnasium, Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />

Stuttgart: Ernst Klett Verlag GmbH.<br />

48


Name, Vorname: Vasileva, Maria<br />

Matrikelnummer: 2637580<br />

Eidesstaatliche Erklärung<br />

Thema <strong>der</strong> <strong>Bachelorarbeit</strong>: „Selbst- und Fremdbil<strong>der</strong> über Deutschland und Russland – Eine<br />

vergleichende Analyse aktueller deutscher und russischer Schulbücher <strong>der</strong> Sekundarstufe I“<br />

Hiermit erkläre ich an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbst angefertigt habe; die<br />

aus fremden Quellen direkt o<strong>der</strong> indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich<br />

gemacht.<br />

Die Arbeit wurde bisher keiner Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffent-<br />

licht.<br />

_____________________ ____________________<br />

Ort, Datum Unterschrift<br />

49

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