Hermann Hesse – Margarete und Edi Kallista ... - Kalliope

9. Hermann Hesse an Margarete Kallista
vermutlich Ende November 1941
Liebe Frau Kallista
Ihr Briefchen fand mich in Baden, wo ich die letzte Zeit, fast
ganz im Bett, verbrachte.
Wie es gekommen ist, dass jenes Aquarellblatt zwei Daten
trägt, 24 weiss ich nicht. Es muss ja irgend einen Sinn haben, aber
ich müsste es vor Augen haben, um vielleicht darauf zu kommen.
Von meinen Büchern ist die Mehrzahl zur Zeit vergriffen, aber
mehrere werden jetzt wieder gedruckt und werden also in einiger
Zeit wieder käuflich sein. 25
Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren krank, die Kräfte haben in
dieser Zeit sehr abgenommen, da die nicht oder sehr wenig gebrauchten
Muskeln und Glieder keine Uebung haben. Doch bin
ich geistig noch halbwegs gesund, und kann hie und da, mit
grossen Pausen, auch noch ein wenig arbeiten. Da ich an den Josef
Knecht 26 mehr als ein Jahrzehnt gewendet habe, wäre es mir
doch lieb, ihn auch fertig zu kriegen.
Seien Sie Beide freundlich gegrüsst
H. Hesse
10. Hermann Hesse an Margarete Kallista
8
5. Januar 1942 27
Verehrte Frau Kallista!
Schönen Dank für Ihren Neujahrswunsch! Ich hoffe, inzwischen
habe auch meine vor Wochen abgegangene Neujahrsgabe
(„Kleine Betr.“) 28 Sie erreicht.
Viele Grüße u. Wünsche von Ihrem
H Hesse
24 Gemeint ist Hesses Aquarell (Anm. 13). Es trägt die Daten „1924“ und
„7 Juli 27“.
25 Einige der Bücher Hesses, die in Deutschland nicht mehr gedruckt werden
durften, wurden in der Schweiz neu aufgelegt.
26 Protagonist in Hesses 1931–1942 entstandenem, 1943 erschienenem Roman
Das Glasperlenspiel.
27 Datum des Poststempels.
28 Hermann Hesse: Kleine Betrachtungen. Sechs Aufsätze. Als Manuskript gedruckt.
Bern: Stämpfli 1941 (Privatdruck).